Was in meinem Kopf so vorgeht... von AtriaClara (... wollt ihr gar nicht wissen.) ================================================================================ Kapitel 1: Meer. ---------------- Meer. Was ist das, Meer? Freiheit. Das Kreischen der Möwen, wehmütig, Weit entfernt Graue Sturmböen peitschen das Wasser zu Wellen auf Und meine Haare flattern im Wind Frieden. Meeresrauschen, beruhigend, entspannend Das Knirschen des Sandes unter meinen Sohlen Die Sonne kommt hinter den Wolken hervor Und wärmt meine Haut Glück. Die Schönheit der tiefstehenden Sonne Über dem Wasser Ein Naturschauspiel, das sich jeden Tag wiederholt Und heute nur für mich Meer. Ich schreibe meinen Namen in den Sand Und er ist ewig Für einen Moment Bis die nächste Welle ihn wegspült Kapitel 2: Samstagmorgens ------------------------- Die Türe zu Die Rollläden dicht Stickige Luft, Durch die Fenster kein Licht. Von innen ein Saustall, Ein miefiges Loch, Aber mir kann das egal sein, ich Schlafe ja noch. Plötzlich fliegt die Tür auf Ein Tritt mit dem Fuß, "Ich verlasse dich!", Ein schöner morgendlicher Gruß. "So hab ich mir das Damals nicht vorgestellt! Ich wollte nicht das hier, Ich wollte raus in die Welt!" Sie schnappt sich den Mantel: "Ich wollte Abenteuer! Menschen retten, Kämpfe gegen Ungeheuer!" Sie läuft in den Flur, Ich stolpere hinterher: "Jetzt warte doch!", Aber sie hört mich nicht mehr. "Ich wandere aus nach Amerika, Ich werde ein Held! Am besten noch heute Rette ich die Welt!" Und sie reißt die Tür auf Mit wehendem Haar, "Verdammt, es regnet! Okay, ich bleib da." Kapitel 3: Augen in der Großstadt --------------------------------- Liebes Tagebuch, du bist das Einzige in dieser Stadt, was mir noch bleibt. Meine Freunde, meine Familie... alle sind sie verschwunden in dem Meer aus Lichtern, falschen Hoffnungen und verlogenen Versprechen. Ich weiß, ich habe nur noch wenige Tage zu leben. Sollte ich Angst haben? Ich weiß es nicht. Diese Stadt ist nicht mehr die, die sie einmal war. Früher war sie voller glänzender bunter Lichter, sie war chaotisch und voller Lärm und Autos, doch ich liebte sie trotzdem. Denn es war meine Heimatstadt, voller Erinnerungen an eine glückliche Kindheit. Nun aber ist die Stadt nur grau in grau, gelegentlich unterbrochen vom Aufblitzen der Neonröhren auf den gigantischen Werbetafeln. Riesige Wolkenkratzer ragen seelenlos in den Himmel auf. Die Lichter der Skylines rasen über den dunklen Himmel und ersetzen die Sterne, die schon lange nicht mehr zu sehen sind. Die Menschen sind misstrauisch und gehen sich gegenseitig aus dem Weg, keine Zuneigung oder Freude ist zu spüren. Am schlimmsten aber sind ihre Augen. Ihre Augen sind willenlos, gehorchend. Als hätten sie vergessen, wer sie einmal gewesen sind und als wären sie selbst nur Gefangene dieser Stadt, die geduldig auf ihren Tod warten. Sollte ich also Angst haben? Nein. Ich bin froh darüber, dass ich sterben werde. Eigentlich... kann ich es kaum noch erwarten. Bis dann und alles Liebe, Mira von Frye Kapitel 4: Verzauberte Landschaft/Auf Entdeckungsreise ------------------------------------------------------ Es ist Winter. Die Landschaft sieht verzaubert aus. Die Sonne geht gerade auf. Der Schnee fängt an zu glitzern, die Eiskristalle glänzen im Sonnenlicht. Die Flüsse sind zugefroren. Die Trauerweiden sehen aus wie Bäume mit weißen, glitzernden Ästen. Die Landschaft ist ganz weiß. Und wie sie glitzert und glänzt! Als wäre sie aus Silber und Diamanten! An der Dachrinne hängen glänzende Eiszapfen. Ich wache auf und freue mich sehr. Ich mache das Fenster auf. Es ist kalt. In der Ferne höre ich Kinder lachen. Der Winter ist einfach wunderschön! Am Sonntag regnete es. Deshalb spielte ich im Kinderzimmer. Als es mir langweilig wurde, räumte ich die große Spieltruhe aus und setzte mich hinein. Ich wollte Pirat spielen. Plötzlich hob die Kiste ab und so schwebte ich in den Regen hinaus. Ich hatte zwar keinen Regenschirm, aber es machte trotzdem viel Spaß. Wir flogen auf Entdeckungsreise. In der Wüste (puh, war das heiß!) sah ich eine Oase mit vielen wunderschönen Blumen und Bäumen. Danach sausten wir zum Strand, wo es viele bunte Handtücher, Badegäste und vor allem das Meer zu sehen gab. Doch dann flitzten wir zum Schmetterlingstal. Da waren viele bunte Blumen mit unzähligen flatternden Schmetterlingen. Bald darauf flogen wir nach Tokio. Viele schöne bunte Lichter blitzten und blinkten durch die Nacht. Zuletzt steuerten wir ganz sachte den Himmel an. Dort lernte ich alle Wolken kennen. Als wir wieder im Zimmer waren, schlief ich sofort ein. Am nächsten Tag gingen wir wieder auf Entdeckungsreise. Und es machte immer sehr viel Spaß! Kapitel 5: Der Biotest ---------------------- "Ich teile jetzt Blätter aus, Wir schreiben 'nen Test!" In Biologie? Na, das wird ein Fest. "Er sollte machbar sein, Nicht so schwer wie zuletzt. Ihr habt zehn Minuten, Die Zeit läuft ab jetzt!" Bio? Das Interessiert mich doch nicht! Meine Hand schreibt wie von selbst Und zwar dieses Gedicht. Oh meine Geliebte mit weizigem Haar, Du schmeckst nach Himbeer und riechst wunderbar. Ich liebe Himbeer und so liebe ich auch dich, Ich weiß nicht mehr weiter. In Liebe, ich. Welch Höchstleistungen das Hirn doch vollbringen kann Wenn uns die Langeweile packt. Das denke ich. Unser Wasserhahn Tropft im Sekundentakt. "Nur noch fünf Minuten!" Verdammt, okay. Na dann: Nur noch das hier und ich fange Mit den Aufgaben an. Doch mein Kopf ist wie leergefegt. Ich könnte fast weinen, Aber gebe mir Mühe, Beschäftigt zu erscheinen. ~ 'Ne Welle hier ~ 'ne Welle da Und hier, hier wäre auch ganz schön ~ ... jetzt noch ein paar Punkte ohne Sinn und Zweck....... Dann ist das doch gleich besser anzusehen. Hör auf damit!, sage ich mir Und starre ratlos aufs Blatt. Dann starre ich zum Fenster, Das auch keine Antwort hat. Ein Flüstern: "Ich krieg bestimmt Wieder 'ne Vier!" Hinten kratzt ein Stift Hastig über Papier. Jemand kratzt sich am Kopf Und jemand stöhnt. Ich zucke zusammen, Als die Stimme ertönt: "Die Zeit ist um! Gebt die Blätter her!" Doch bis auf das Gedicht Ist meines Leer. Kapitel 6: My world ------------------- I silently mourn for all the insects I crush on my daily strolls Leading everywhere But nowhere I feel sorry for all the people I walk past everyday Because I don't even remember their faces Though I will never see them again I would feel bored But there's no time to be bored There's no time to be Anything I feel sad for this waste of my life But I can't stop Because it's already A part of me But if I pause for just one second - Between the two watch hands On the train station clock I can see Heaven Kapitel 7: Ertrinken -------------------- Die Wellen schlugen über ihr zusammen. Das Wasser war angenehm kühl. Es war nicht sehr tief, höchstens ein paar Meter, und so dauerte es nur einige Sekunden, bis sie auf dem Boden aufkam. Ein Schwall von Luftblasen war ihr gefolgt, doch er war nach halber Strecke nach oben zurückgekehrt. Lichtstrahlen tanzten über die Wasseroberfläche und ein paar von ihnen schafften es bis zu ihr auf den Grund, wo sie ihr neuen Lebenswillen einflößten. Was wäre, wenn sie jetzt wieder auftauchen würde? Noch hatte sie die Wahl. Ihr Haar würde nass am Kopf kleben und ihr Kleid an ihrem Körper. Sie würde hustend und Wasser spuckend auftauchen. Sie würde hässlich sein. Aber sie würde leben. Doch hier im Wasser... war sie wunderschön. Ihre langen Haare und der schwere Stoff ihres Kleides schwebten schwerelos um ihren Körper. Es war kühl und still. Nein. Sie hatte ihre Entscheidung längst getroffen. Sie öffnete ihre Lippen und entließ mit ein paar Luftblasen die letzte Luft aus ihren Lungen. Sie würde nicht mehr auftauchen. Nicht in diesem Leben. Kapitel 8: Ertrinken II ----------------------- Donner grollte und Blitze zuckten über den finsteren, beinahe schwarzen Himmel. Der Sturm peitschte das Meer zu hohen Wellen auf. Sie schnappte verzweifelt nach Luft, trat Wasser und versuchte, ihren Kopf über Wasser zu halten. Ihre Kleider hatten sich schon lange mit Wasser vollgesogen und zerrten sie nach unten. Es war eiskalt und starker Wind pfiff ihr ins Gesicht, doch noch immer kämpfte sie um ihr Leben. Da türmte sich rechts von ihr eine riesige graue Welle auf, mindestens zehn Meter hoch, aber sie versuchte noch nicht einmal, vor ihr wegzuschwimmen. Die Welle krachte herab und begrub sie unter eiskaltem Wasser. Ihr Kopf dröhnte. Mit immer schwächer werdenden Bewegungen kämpfte sie sich wieder hoch und holte keuchend Luft. Aber sofort schlug eine weitere Welle über ihrem Kopf zusammen und drückte sie hinunter. Sie wollte wieder hochschwimmen, wollte nicht aufgeben, doch sie konnte nicht mehr. Sie sank. Die beiden standen vor dem Zeittunnel. "Lass uns alles für die Mission geben", sagte sie. Ihre Freundin nickte nur. "Lass uns nie aufgeben." Ihre Freundin nickte wieder. "Lass uns diese Mission zu Ende bringen. Und wenn es das Letzte ist, was wir tun." "Und wenn es das Letzte ist, was wir tun..." Dann verstummte ihre Freundin wieder und starrte weiter den Zeittunnel an. "Also, gehen wir's an", sagte sie entschlossen. Die beiden fassten sich an den Händen und machten einen Schritt nach vorn. In den Zeittunnel. Sie brachen auf zu einer Reise durch die Zeit. Sie sank immer tiefer. Irgendwie registrierte sie, dass der Sturm schwächer wurde. Einzelne Lichtstrahlen schimmerten oben im Wasser. Sie war schon fast tot gewesen, doch der Lichtschein weckte wieder neues Leben in ihr. Ihr Herz begann wieder zu hämmern von der vergangenen Anstrengung, sie spürte jeden einzelnen Muskel in ihrem Körper. Ich will nicht, sagte sie sich aufgebracht. Ich will noch nicht sterben! Sie versuchte ein paar Schwimmzüge. Doch in ihrer Lunge war kaum noch Luft übrig und sie war schon viel zu tief gesunken, um aus eigener Kraft wieder hochkommen zu können. Schweren Herzens gestand sie sich ihre Niederlage ein. Es tut mir leid, dachte sie entschuldigend. Es tut mir Leid, dass es so enden muss, Leslie. Alles wurde schwarz, als würde sie in ein tiefes Loch hineinfallen. Um sie herum war nichts mehr. Leb wohl. Kapitel 9: Erfrieren -------------------- Ihr war kalt. So kalt. Von ihrer Nase und ihrem Kinn ragten lange Eiszapfen hinab, die Hälfte ihres Gesichts war eingefroren und ihre Arme und Beine spürte sie schon lange nicht mehr. Ihre Haare waren steif gefroren, auf ewig wehend im eisigen Wind. Ich muss es schaffen. Ich muss ankommen. Dabei wusste sie nicht einmal genau, wo, seit der Schneesturm plötzlich aufgekommen war und ihre Spuren im Schnee verweht hatte. Völlig orientierungslos stapfte sie nun im Schnee umher, mechanisch einen Fuß vor den anderen setzend. Vielleicht lief sie schon seit Stunden im Kreis. Sie wusste es nicht. Ich muss es schaffen... Ich muss... ankommen... Die harten Eiskristalle prasselten ihr mit voller Wucht ins Gesicht, aber sie spürte nur leichte Stiche auf der Haut. Sie musste unbedingt in Bewegung bleiben, sonst würde sie eingeschneit werden. Aber all ihre Kraft war bereits aufgebraucht. Bald würde kein Leben mehr in ihr sein. Ich muss... es schaffen... ich muss... Es war erschreckend unspektakulär, wie ihr Körper vornüber in den Schnee fiel und innerhalb von kürzester Zeit eingeschneit wurde. Bald schon war kein Zipfel ihrer Kleidung mehr zu sehen, kein Finger, keine Haarsträhne. Es war nichts mehr da, was an sie erinnerte, und niemand, der nach ihr suchen würde. Ihre Seele aber stieg aus ihrem Körper auf, flog unversehrt durch den Schneesturm und durchbrach schließlich die Wolkendecke. Dann schwebte sie der strahlenden Sonne entgegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)