Er liebt mich, er liebt mich nicht von Hoellenhund ([Secret Love]) ================================================================================ Kapitel 22: ------------ Das penetrant schrille Piepen des Weckers riss Takeda aus dem Schlaf. 6.30 Uhr, Sonntagmorgen. Takedas Laune hätte besser kaum sein können. Mit einem Satz sprang er aus dem Bett und riss seinen Kleiderschrank auf, um eine der Schuluniformen hervor zu ziehen. Während er sich die Krawatte band, stellt er überrascht fest, dass Ishida keineswegs in seinem Bett lag und schlief, wie Takeda es angenommen hatte. Sein Mitbewohner war spurlos verschwunden. Wie eigenartig. Mit gerunzelter Stirn streifte sich Takeda das dunkelgrüne Jackett der Schuluniform über, als plötzlich die Tür aufschwang. »Morgen, Mann. Bist du auch schon wach? Wird aber auch langsam Zeit.« Ishida stand im Türrahmen und grinste breit. »Was ist denn mit dir los? Ich dachte, du wärst beim Frühsport oder so, aber in dem Aufzug jawohl kaum«, gab Takeda mit Blick auf Ishidas Schuluniform zurück. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er seinen Mitbewohner eigentlich immer nur in Trainingshose zu Gesicht bekommen hatte. Die Uniform ließ ihn ungewöhnlich respektheischend wirken. »Na, glaubst du denn, ich könnte es mir entgehen lassen zu sehen, wie unser Kendô-Team die Jungs von der Huan fertig macht? Ich komme natürlich mit! Wie geht es eigentlich deinem Handgelenk?« »Ach, ganz gut«, gab Takeda zurück. »Zumindest solange du nicht auf die Idee kommst, einen Drucktest zu machen.« »Werd ich mir verkneifen. Du solltest dich übrigens ein bisschen beeilen, der Zug nach Nagoya fährt schon in einer halben Stunde und du bist noch nicht mal angezogen.« »Wieso nicht angezogen?« Takeda ließ seinen verwirrten Blick an seiner Schuluniform hinab wandern, aber auch nach eingehender Prüfung konnte er beim besten Willen nichts erkennen, was Ishida auf die Idee gebracht haben könnte, dass er nicht angezogen war. »Na, du willst jawohl nicht in diesem Fummel fahren.« Ishida zog die Augenbrauen hoch und grinste dann. »Oder willst du nicht, dass dich jemand als Kendô-Club-Mitglied erkennt, weil du Angst hast, dass wir verlieren? Ganz schön egoistisch, oder? Unsere Jungs könnten ein bisschen moralische Unterstützung gut gebrauchen.« Takeda war verblüfft. Auf die Idee, in Kendô-Kleidung zu fahren, wäre er im Leben nicht gekommen. Aber Ishida hatte Recht – schließlich war er ein vollwertiges Mitglied des Clubs, auch wenn er nicht am Turnier teilnehmen würde. »Soll ich mich jetzt noch umziehen?«, wollte Takeda mit einem raschen Blick auf seine Armbanduhr unsicher wissen, aber Ishida winkte ab. »Natürlich nicht. Oder willst du zu Fuß nach Nagoya laufen? Du nimmst die Uniform mit und ziehst dich dann im Zug um. So einfach ist das.« Was würde Takeda nur ohne den guten Rat des weisen Ishida tun? In kürzester Zeit hatte er die Kendô-Uniform in seine Reisetasche gestopft und stand abmarschbereit an der Tür. Die Rüstung ließ er im Schrank zurück, schließlich würde er sie nicht brauchen. Und schon waren er und Ishida auf dem Weg zum Bahnhof, wo die Turnierteilnehmer des Kendô-Clubs bereits versammelt waren. Sofort gesellte sich Takeda zu Hirakawa, der ihn mit einem leicht irritierten Ausdruck in den Augen musterte. »Die Kendô-Uniform hab ich noch in der Tasche«, erklärte sich Takeda rasch und hob seine Reisetasche demonstrativ ein wenig an. Ein knappes Nicken Hirakawas war die Antwort. Die innere Anspannung war ihm deutlich anzusehen. Ganz offensichtlich war er mit seinen Gedanken bereits auf dem Turnierplatz. Takeda konnte es ihm nicht verdenken und so nutzte er die langwierige Zugfahrt nach Nagoya fast ausschließlich, um eine anständige Portion Schlaf nachzuholen. Kurz vor Ankunft des Zuges machte sich Takeda schließlich davon, um sich umzuziehen, und pünktlich zur Einfahrt stand er in Kendô-Uniform zwischen Hirakawa und Ishida an der Tür. Er war nun rein optisch von den Turnierteilnehmern nicht mehr zu unterscheiden und einen Augenblick lang fühlte er sich als Teil von ihnen. Ein angenehmes, wärmendes Gefühl. Dann öffneten sich die Türen und die Schüler traten auf den Bahnsteig hinaus. Kuroi als Club-Vorsitzender an ihrer Spitze, einen harten, starren Ausdruck auf dem Gesicht. Takeda wäre wohler gewesen, wenn er auf Kurois Anwesenheit hätte verzichten zu können. Doch was würde das schon nützen? Der Streit um die Club-Vorsitzenschaft war ein Kampf, der nur mit dem Schwert entschieden werden konnte. So oder so. Takeda blieb nur hoffen, dass Kuroi dieses eine Mal fair bleiben würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)