The Enemy called Love von Kitsunebii (KaitoxShinichi • KaiShin • Highschool AU) ================================================================================ Prolog: Oh, das bin ich! Shinichi Kudo, 16 & unglücklich (verliebt) ------------------------------------------------------------------- Shinichi war nicht gerade dafür bekannt, dass er beliebt war. Klar, er war schlau, hatte einen IQ von 400 und würde, laut Ran und Sonoko, sogar gar nicht so schlecht aussehen – wenn er sich nur endlich diese widerspenstigen Haare richten und diese verdammte Brille abnehmen würde! (Und sollte er erwähnen, dass er mit 14 die Chance hatte ein professioneller Fußballspieler zu werden? Und er abgelehnt hatte? Nein? Lag wahrscheinlich daran, dass Ran ihn aufgrund seiner Dummheit am liebsten nach Timbuktu befördert hätte.) Das würde Shinichi aber nur über seine Leiche machen. Den Horror würde er ganz sicher nicht noch einmal durchmachen, davon hatte er bereits genug gehabt. Vielen lieben Dank auch. Dann war da natürlich noch der Fakt, dass ein Backstein gesprächiger war als er, und dass seine besten Freunde die Männer in Blau waren. Und damit waren jetzt nicht die Schlümpfe gemeint, in diesem Fall wäre er wahrscheinlich sogar noch beliebter als er es jetzt war. Nein, gemeint war dein liebster Freund und Helfer in der Not: Die Polizei. Und welcher Jugendliche war schon gerne in der Nähe von Beamten? Gerade im Alter wo man, na ja, ihr wisst schon, minderjährig gerne Alkohol trank? Auf Partys, auf die man eigentlich gar nicht erst gehen dürfte? Genau – keiner. Und das war, wie Shinichi Kudo es geschafft hatte, sich das größte Eigentor zu schießen, dass er wohl jemals hätte schießen können (nicht, dass er überhaupt bemerkt hätte, dass es ein Eigentor war, aber hey, nicht umsonst wurde er von Ran immer ein begriffsstutziger Trottel genannt). Ohhhhh, und hatte er schon erzählt, dass er ein absoluter Ignorant war? Wenn man ihm ein zufällig ausgewähltes Buch mitten in der Schule in die Hand drückte, ignorierte er seine Umgebung nicht nur, nein, er blendete sie aus. Shinichi war also, alles in allem, ein Nerd, ein Streber (nicht seine Absicht), ein arroganter Mistkerl (wirkte er wirklich so auf andere?), ein Außenseiter und ein Freak. So viel dazu. Was jetzt auf einmal, nach 16 Jahren des Desinteresses dieser Fakten, den einzig wahren Shinichi Kudo dazu brachte, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden? Lange Rede kurzer Sinn: Er, zweitunbeliebtester Kerl an der Schule (pah, und da sagte Sonoko immer er wäre der Unbeliebteste. Von wegen), hatte sich verliebt. Was daran jetzt so schlimm war? Oh, offensichtlicherweise war es nun einmal nicht seine ihm angedichtete Ehefrau Ran gewesen, von der er, Sonoko, seine Mutter, sein Vater, sein von-Zeit-zu-Zeit bester Freund Hattori, sein Nachbar, das gruselige Nachbarsmädchen, die Detective Boys UND sein Hausarzt geglaubt hatten, dass sie noch vor dem Abschluss der Oberschule heiraten würden. Den Fakt alleine könnte Shinichi ja noch akzeptieren, dass es aber der beliebteste Typ an der Schule schlechthin sein musste, das war nun wirklich nicht mehr witzig. Kapitel 1: Ich bin ja schon immer ein Fan von Tomatenfußball gewesen - nicht ---------------------------------------------------------------------------- „Shinichi! Wach verdammt noch einmal auf!“ Unsanft wurde ihm die schützende Decke vom Körper gerissen und gleich fühlte sich Shinichi viel schlechter. Träge öffnete er halb ein Auge und blickte seinem ungebetenen Gast- „Au! Verdammt, Kudo, warum hast du bitte in deinem Bad offene Bücher rumliegen?!“ entgegen, während er den zweiten innerlich verfluchte. Wenn diese Ziege ihm seine Bücher zugeschlagen hatte, dann… „Musste gestern was recherchieren“, murmelte er zu keinem bestimmten und lief mit ausgestrecktem Arm auf seinen Kleiderschrank zu. Ran glaubte immer, dass er das machte weil er – na ja, weil er es eben machte. Um ehrlich zu sein tat er es aber einfach nur, damit er nicht gegen seinen Schrank rannte. Es war einmal passiert und das war wirklich kein Spaß gewesen. Dass es ein Spiegelschrank gewesen war hatte auch nicht geholfen. Nachdem ihm Ran, sein lieber, kleiner (und nur zweitweise ein bisschen männlicher) Engel in der Küche seine Morgentasse Kaffee in die Hand gedrückte hatte – Sonoko hatte sich darauf beschränkt, Shinichi eine Scheibe Toast an den Kopf zu werfen (obwohl das für ihre Verhältnisse schon fast als zu nett durchging) – waren sie auch endlich bereit ihre heldenhafte Reise- ehh, ihren Weg zur Schule anzutreten. Und natürlich musste ihn Sonoko wieder wegen ihrem Lieblingsthema anmeckern. „Wirklich Kudo, warum zur Hölle trägst du bloß immer diese Brille? Soweit ich weiß brauchst du sie noch nicht einmal! Und deine Haare, Gott, hast du vielleicht tierische nächtliche Besucher die sie als Nest missbrauchen? Würde mich nicht wundern, wenn da eines Tages mal ein Vogel rausgeflattert kommt… Ich bin wirklich mehr als froh, dass wir eine Uniform tragen müssen, kaum vorstellbar welchen Anblick ich sonst Tag für Tag ertragen müsste. Ugh, Dank dir hätte ich sicherlich in weniger als 2 Tagen Augenkrebs. Vielen Dank für das mentale Bild Kudo…“ Das „Ach, und DU verursachst mir keinen Augenkrebs, oder was?“, biss er sich zurück, da er a) Ran nicht verärgern wollte und b), verdammt, er würde sich sicherlich nicht auf Sonokos Niveau herunterlassen und sich wegen jeder Kleinigkeit – die sie nicht einmal etwas anging! – aufregen. Überhaupt hatte er einen mehr als guten Grund für sein Aussehen! Und dieser war groß, gutaussehend und blauäugig. „Uhh, heute apfelgrün mit gelben Tupfen, Aoko? Ist das nicht ein wenig zu kindisch für eine 'Lady' wie dich?“ Und schien wie zufällig gerade an ihm vorbeigesaust zu sein. „BAKAITO!“ Und das tägliche Chaos ging los. „Ohhh, wie ich mir nur wünschte, dass er das doch bei MIR machen würde…“ Gefolgt von Sonokos Anhimmelungen. Mitfühlend legte Ran ihr eine Hand auf die Schulter und tätschelte diese einige Male, während Sonoko mit Krokodilstränen in den Augen davon brabbelte, wie ihr Kaito-sama eines Tages dieses rabiate Mannsweib für sie zarte Blume fallen lassen würde und sie sich dann im Mondschein küssen würden. Allein bei dem Gedanken an dieses Bild kam ihm sein nicht vorhandenes Frühstück den ganzen nicht überwundenen Weg wieder hoch. Er wusste wirklich nicht wen er mehr bemitleiden sollte: Ran, die sich Sonokos Wisch-Wasch tagtäglich anhören musste, Aoko, besagtes rabiates Mannsweib, oder den Grund für all seiner Probleme a.k.a. Sonokos unschuldiges Opfer, Kaito. Da ihm keine von diesen Lösungen logisch erschien (Ran war selbst Schuld, egal wie sehr er sie auch liebte; Aoko war... nun ja, sie [style type="italic"]war[/style]) ein rabiates Mannsweib; und Kaito – von Kaito wollte er gar nicht erst anfangen). Was tut ein armer, kleiner Oberschüler also in so einer Situation? Genau, sich selbst bemitleiden und auf den Hacken kehrt machen, Rans Rufe und Sonokos Gekreische, wo er denn ohne sie hinwolle, dabei gekonnt ignorierend. *✲゚*。⋆*✲゚*。⋆*✲゚*。⋆*✲゚*。⋆*✲゚*。⋆ Shinichi hatte es zwar geschafft genau zum Klingeln in die Klasse zu kommen, vor Sonokos Schimpftirade in der Mittagsause rettete ihn das aber im Endeffekt auch nicht. So saß er also da, mit seinen Zeigefingern in den Ohren und beobachtete, halb belustig, halb genervt, wie Ran versuchte Sonoko zu beruhigen. („Sonoko, es ist doch nicht so schlimm, wirklich jetzt!“ – „Wie, nicht so schlimm? Ran, er hat dich einfach stehengelassen! Was ist wenn er das vor dem Altar auch tut, heh? Ist es dann auch nicht so schlimm?!“) Es hatte mit einer bezaubernd-wütenden Ran geendet, die mit rotem Gesicht zum 67849 Mal seit sie Sonoko kannte beteuerte, dass sie und Shinichi nicht, nicht nicht NICHT verheiratet waren. Und mit Sonoko, die zum 67849 Mal seufzend mit den Augen gerollt und ihr übliches „Ja klar“ von sich gegeben hatte (wie Mädchen das eben taten, wenn sie dir etwas zu 120% nicht glaubten). Es war genauso wie der Inhalt von Sonokos Kopf – nichts weiter als heiße Luft. Ihr versteht Shinichis Punkt? Es war also wie jeder andere Tag auch. Er bemitleidete Ran bis zu den Tiefsten seines Herzens, hasste Sonoko bis zu dem Punkt, wo er sich sogar seine hübschen Hände an ihr dreckig machen würde, und blendete alles und jeden um sich herum aus, als er in seinem heimlichen Liebhaber Sherlock Holmes: Im Zeichen der Vier las. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem ein wunderschöner, großer, runder Fußball genau auf seinem Tablett landete. Falls ihr es noch nicht wusstet – heute war Eintopf drangewesen. Den Anblick, der sich der nun stummen Ran und Sonoko darbietete, als sich Shinichi scheinbar seelenruhig Tomatensoße aus dem Gesicht wischte - was es nicht wirklich besser machte - konnte man nur als beängstigend bezeichnen. „Wer war das?“, zischte er und, oh ja, er wusste, dass er so aussah, als würde es ihm nichts ausmachen, wenn man aber auf die arme, demolierte Gabel in seiner Hand sah (wann hatte er die gleich nochmal in die Hand genommen? Ach ja, als er sie in den Fußball gestochen hatte, richtig), die jetzt mehr wie ein unfertiges Dreieck aussah, konnte man sich sicher denken, dass es ihm alles andere als egal war. „Oh man, tut mir leid, das war nicht meine Absicht!“ Das ist ja wohl sowas von klar gewesen. *✲゚*。⋆*✲゚*。⋆*✲゚*。⋆*✲゚*。⋆*✲゚*。⋆ „Wirklich, es tut mir echt Leid! Gott, wie kann ich das bloß wieder gutmachen?“ „Indem du deine dreckigen Hände aus meinem Gesicht nimmst!“, hätte er am liebsten geschrien, biss sich aber gerade noch rechtzeitig auf die Zunge. Er sah zwar so aus, aber so blöd den beliebtesten Jungen an der Schule zu verärgern war er dann doch nicht. Auch wenn es gerade wirklich, wirklich verlockend klang. Shinichi hätte es ahnen – nein, wissen müssen, dass es natürlich ausgerechnet Kaito war, der ihm seine Vormittagsdusche beschert hatte. Und Leid wie es dem Kerl tat (er kaufte ihm dieses ach-das-tut-mir-ja-so-Leid-wie-kann-ich-das-bloß-wieder-gut-machen-Gefasel für keinen Penny ab) war er ihm natürlich sofort nachgerannt, damit er ihm helfen konnte sich zu säubern. Sah er wirklich so inkompetent aus, dass er sich nicht einmal ein bisschen Eintopf aus dem Gesicht rubbeln konnte? „Kudo-kun?“ „Hmm?“, aus seinen Gedanken gerissen hatte er dem Jungen vor sich keine weitere Beachtung geschenkt, und ja, er wusste, dass Kaito irgendwas geredet hatte, aber der Kerl war es seiner Zeit einfach nicht wert. „Du musst deine Brille abnehmen damit ich weitermachen kann“, sagte Kaito bloß und warf das schmutzige Papiertuch in den Mülleimer, während er ein neues befeuchtete. „Mhm, ja klar.“ Gott, warum musste ihm der Kerl bloß so auf die Nerven gehen? War dem anderen denn nicht klar, dass er ihm nur auf die Nerven ging? Und warum zum Teu- „Was machst du da bitte?!“, rief er entsetzt und schlug dabei die Hand des Älteren zur Seite, die gerade dabei gewesen war ihm seine Brille abzunehmen. Seine Brille! Seinen entsetzten Blick konterte Kaito nur mit einem verwirrten Lächeln. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich dir die Brille abnehmen muss um dich weiter sauberzumachen“, erklärte er sich, als Shinichi nicht so schien, als würde er seine Gesichtszüge in naher Zukunft wieder normalisieren wollen. „Ah… ja.“, brachte Shinichi nur heraus und starrte Kaito weiter an. Der starrte zurück. Und dann wurde Shinichi erst bewusst, dass er gerade dem beliebtesten Schüler an seiner Schule die Stirn geboten hatte. Stolz durchflutete ihn. Ha! Von wegen ich bin nicht mutig genug dafür! Da hast du's, Sonoko! …Bis ihm wieder einfiel, dass er gerade dem beliebtesten Schüler der Schule die Stirn geboten hatte! Dem Fußballstar! Dem Frauenschwarm! Dem festen Freund der moppschwingenden - aber mindestens genauso beliebten - Aoko Nakamori! Er war ja sowas von geliefert. Was Kaito später über ihn erzählen würde: Erst schlug er ihn, dann starrte er ihn an, dann wurde er leichenblass im Gesicht, ehe er sich mit einem gestottertem „D-das kann ich auch selbst.“ die Brille von der Nase zog. Shinichi war vollkommen egal, ob er beliebt war oder unbeliebt, ob ihn Leute wahrnahmen oder nicht – aber er hatte schon (Dank Sonoko und Ran) genug Teenie-Filme gesehen um zu wissen, dass du dich verdammt noch einmal NICHT auf die schlechte Seite eines Stars schlägst! (Und wenn es nur der Schulstar war.) Shinichi konnte es sich auch nur einbilden, aber sein detektivischer Sinn verriet ihm, dass Kaitos Mundwinkel verdächtig zuckten. Schön dass ich dich so gut amüsiere. Bastard. So ließ Shinichi die Tortur über sich ergehen und murrte nur hier und da, wenn der Ältere ein wenig zu fest an seinem Gesicht rubbelte (fast so, als würde er erwarten jeden Moment im Lotto gewinnen zu können). Ein letztes Mal noch fuhr Kaito mit dem nassen Tuch über seine Stirn und seine Wangen, ehe er auch das letzte Folterinstrument entsorgte. Shinichi musste gar nicht in den Spiegel sehen um zu wissen, dass sein Gesicht knallrot war. (Tat er aber trotzdem.) Super, als würde er nicht schon genug auffallen, dachte er sich nur verbittert, als er sein Gesicht betrachtete. Weiter über sich und sein ach-so-schreckliches Leben grummelnd bemerkte er nicht, wie Kaito mehrmals mit seinen Händen durch sein Krähennest von Haaren fuhr (Reflexe wie ein Tiger eben), und es jetzt nur ein kleines-bisschen-sehr wie Kaitos Frisur aussah. Erst die Hand des Älteren an seiner Wange riss ihn aus seiner Gewitterwolke und verwirrt blinzelte er Kaito an. Der fuhr ihm mit dem Daumen über die Wange und sah ihn an, als hätte er gerade das achte Weltwunder höchstpersönlich vor sich. „Wow.“ Der geschockte Ausdruck hielt aber nicht lange, da er schon bald von seinem bekannten Kaito-Grinsen ersetzt wurde und genannter Besitzer des Kaito-Grinsens sogar leise pfiff. „Als ich das erste Mal davon gehört habe wollte ich es ja nicht glauben, aber…“, sein Daumen hatte davon abgelassen seine Wange zu streicheln, stattdessen packte er jetzt mit Daumen und Zeigefinger seine Wange und zog leicht daran, „wir sehen uns WIRKLICH ähnlich!“ Murrend rieb sich Shinichi über seine nun noch rötere Wange und fixierte den anderen dabei mit einem feindseligen Blick. Toll, dass hatte ihm gerade noch gefehlt. Dass der andere ihre Ähnlichkeit auch noch bemerkte. „Jetzt zufrieden?“, flüsterte er mehr zu sich selbst, aber der andere schien es trotzdem gehört zu haben. „Mhm-hmm~“, summte er nur und strich dem Jüngeren eine vorwitzige, leicht feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Jetzt schon.“ Und Shinichi schwor auf Holmes, dieses Grinsen war viel zu spitzbübisch und hinterhältig und seine Augen leuchteten viel zu siegessicher, als dass das alles nur Zufall gewesen sein konnte. „Wir sehen uns!“ … Nur war Kaito schon verschwunden, bevor er überhaupt irgendeine These hätte aufstellen können. Mist. Im Nachhinein fragte sich Shinichi aber ernsthaft, ob es wirklich nur ein Unfall gewesen war. (Und Shinichi schob seine prickelnden Wangen noch 2 Stunden später darauf, dass Kaito einfach zu doll gerubbelt hatte, und es ganz sicher nicht deswegen war, weil es ihm auf nur irgendeine erdenkliche Art und Weiße gefallen hatte, wie der Ältere mit seinem Daumen über seine Wange gefahren war.) Kapitel 2: Fucking perfect. Als hätte ich nicht schon genug Probleme. Aber nein, ein Stalker mehr oder wenig macht da auch keinen großen Unterschied. Wirklich nicht. --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- War er ein Loser? – Ja. Tendierte er dazu oft überzureagieren? – Nein. Oder doch, aber nur manchmal, und auch nur ein ganz kleines bisschen! Aber war er paranoid? - Auf.keinen.fucking.Fall. Er mochte vielleicht vieles sein (oder nicht sein), aber er war auf keinen Fall paranoid. Wie konnte sich der einzig wahre Shinichi Kudo also erklären, dass er sich beobachtet fühlte? Genau - Gar nicht. Und trotzdem. Immer wenn er an seinem Spind stand, oder bei der alten Cafeterialady anstand (die ihn immer… verführerisch anlächelte…?), oder auch wenn er nur im Supermarkt an der Kasse stand! Jemand beobachtete ihn! Verdammt nochmal! Deswegen wollte er einfach nicht verstehen, warum Ran ihn jetzt mitleidig ansah, seufzte und ihm einen Hand auf die Schulter legte, und eigentlich überhaupt so aussah, als würde sie denken, er hätte jetzt endgültig den Verstand verloren. Oder warum Sonoko schallend zu lachend begann, sich den Bauch hielt und sich immer wieder auf den Oberschenkel klopfte. Hatte ihm wieder jemand Eiscreme in die Haare geschmiert? Mit Honig? Hatte sich ein Bienennest auf seinem Kopf gebildet? Hoffentlich nicht, das letzte Mal war das ganz und gar nicht lustig gewesen. Professor Agasa musste ihm noch zwei Wochen später den Kopf mit Babyöl einschmieren… „Ha, du sollst gestalkt werden? Das wünscht du dir doch wohl, Kudo!“ Immer noch lachend wischte sich Sonoko nicht vorhandene Lachtränen aus dem Gesicht und klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter, als hätte er gerade den besten Witz aller Zeiten gerissen. Bitch. Ran schüttelte nur den Kopf und schubste Sonoko sanft, aber bestimmt, zur Seite, die ein lautes „Hey!“, von sich gab. „Du überreagierst doch nur, Shinichi. Hast du jetzt schon Verfolgungswahn? Ich sag es ja, du liest zu viele Krimis!“ Mahnend sah ihn Ran an und schlagartig hatte er das dringende Bedürfnis sich unter ihrem Blick kleinzumachen und demütig nickend in sein Zimmer zu verschwinden. Warum war Ran gleich noch einmal seine Kindheitsfreundin, und nicht seine Mutter geworden? Sie war zumindest fürsorglicher als seine echte. Obwohl das nicht viel hieß… „Tu ich nicht!“, beharrte Shinichi weiterhin und verschränkte bockig die Arme. Wie gesagt – er war zwar vieles (und vieles auch nicht) aber nicht paranoid! „Tust du doch. Und wenn du nicht endlich aufhörst dir selbst einzureden, dass du verfolgt wirst, nehme ich dir deine Bücher weg.“ Es war wirklich lustig, wie Ran fast angefangen hätte zu kreischen, als er sich wimmernd an ihr Bein geklammert und sie angefleht hatte, alles zu tun nur das nicht. Sonoko zumindest schien sich prächtig zu amüsieren, demnach zu urteilen, dass sie sich lachend über den Boden rollte. Rofl oder wie dieser ganze Mist hieß, huh? „Okay, okay, ich werde nicht verfolgt und bilde mir da alles bloß ein“, sagte Shinichi, mehr oder weniger (wohl eher weniger, wenn er Rans Faust ängstlich betrachtete) freiwillig, nachdem Ran ihn verwirrt von ihrem Beim geschüttelt und er sich, den Dreck von der Hose klopfend, wieder vor die Mädchen gestellt hatte. Ran nickte zufrieden und Sonoko murmelte etwas von „Bekloppter Krimispinner, hält ohne seine Frau ja keine zwei Sekunden aus…“, weswegen er sich darauf beschränkte den weiteren Schulweg über zu Schmollen. Ihm doch egal, was die Mädchen oder die anderen Umstehenden dachten, viel von ihm halten taten sie sowieso nicht. Die bunten Frisuren, die ihm in den Schulgängen begegneten, nahm er auch nur nebenbei wahr. Aber das konnte ihm nun wirklich keiner verübeln – immerhin kannte wirklich jeder Kaitos Tick, seinen Klassenkameraden (oder manchmal auch einfach zufällig ausgewählten Personen) die Haare knallbunt zu färben. Dass ging über eine Palette von giftgrün, über neonorange bis zu knallpink. Verdammt, nicht einmal die ´Opfer´ selbst schien es zu stören! Sie klopfend sich nur lachend auf die Schultern und machten sich gegenseitig Komplimente, was für eine gute Farbe Kaito doch für sie ausgesucht hätte. (Halt, machten sie dann nicht eigentlich Kaito Komplimente? Arg, immer diese Teenies und ihre komplizierte Logik!) Als er sich aber plötzlich mit den schönsten schlumpfblauen Haaren wiederfand, die die Menschheit wohl jemals gesehen hatte, glaubte er kaum, dass Kaito ihn ´zufällig´ ausgewählt hatte. „Yo, Twinstar!“ Und nein, er hätte gerade nicht fast wie ein Mädchen gekreischt, er wollte wie ein Mann knurren, nur war es ihm im Halse stecken geblieben und wäre deswegen einige Oktaven höher rausgekommen als geplant. Das war alles. Genervt rollte Shinichi mit den Augen und warf seinem „Zwilling“ nur DENN BLICK zu. Den Blick, der genau das aussagte, was Shinichi gerade fühlte: Ein genervtes was-zur-Hölle-machst-du-hier-bist-du-dumm-oder-was?-Ich-bin-uncool-Alter-vergiss-das-nicht. Aber wie Kaito eben war, wischte er das alles mit einem Grinsen weg und wagte es doch glatt, DEN BLICK einfach zu übergehen. Bastard. „Was willst du?“, fragte er deswegen nur unfreundlich und wünschte sich, dass in diesem Moment, wie in diesen ganzen alten Filmen, ein Klavier auf Kaito drauffliegen würde. Oder, nein, warte – es sollte gleich Shinichi treffen, dann hätte sein mickriges Leben zumindest ein Ende. Kaito überging aber, wieder einmal, Shinichis abweisende Art und wuschelte ihm nur durch die Haare. Zur Hölle nochmal? Dachte der Kerl echt, er wäre die Queen von England oder was? „Ein schöne Farbe, nicht wahr?“, sagte er fröhlich und blickte immer wieder auf seinen bunten Haarschopf und dann in Shinichis Gesicht. „Ja, genauso schön wie dein Gesicht“, hätte Shinichi gerne erwidert, aber hey, wie bereits gesagt – nicht einmal ER war so dumm das zu tun. Kaito würde es im Endeffekt nur als Kompliment nehmen, so, wie er den anderen einschätzte. (Und dass er damit sich selbst auch beleidigt hätte, überging Shinichi einfach einmal dezent. Ehem.) „Wunderschön, natürlich. Willst du sie nicht auch einmal ausprobieren?“, antwortete er deswegen nur und Kaito schnalzte mit der Zunge. Belehrend wackelte er mit dem Zeigefinger vor Shinichis Gesicht. „Nee, schon ausprobiert. Blau steht mir aber nicht so gut. Du verstehst?“ Shinichi wollte schon seinen Mund aufmachen, um einen Kommentar a'la interessiert-mich-nicht-die-Bohne abzugeben, als man einen wütenden Ruf durch die ganze Schule hören konnte. „BAKAAAAAITOOOOOO!!!“ Und als Shinichi Live und in Farbe sah, wie alle Farbe aus Kaitos Gesicht wich, dachte er sich, dass es vielleicht doch so etwas wie Gerechtigkeit gab. Gott sei Dank! Oder sollte er lieber Aoko sei Dank sagen? Bei seinem nächsten Besuch in der Kirche würde er auf jeden Fall dafür sorgen, dass sie seinen Dank schon mitbekam – im Sinne der Stiftung einer eigenen Religion in ihrem Namen. Hastig sah Kaito von Shinichi zu dem Gang und wieder zurück, ehe er ein nervöses Lächeln zu Stande brachte und er Shinichi auf die Schulter klopfte. Wirklich, warum tat das heute jeder? „Man sieht sich!“ Und – wuuuusch! War Kaito verschwunden, als wäre er überhaupt gar nicht erst da gewesen. Shinichi zuckte nur mit den Schultern, ignorierte die geschockten Gesichter seiner Klassenkameraden – oder waren es seine Schulkameraden? Keine Ahnung, er kannte die doch sowieso alle nicht – und ging gemütlich in sein Klassenzimmer. Im Gegensatz zu ein paar anderen mochte er den Unterricht sogar. Ach ja, genau, deswegen war er so unbeliebt… *✲゚*。⋆*✲゚*。⋆*✲゚*。⋆*✲゚*。⋆*✲゚*。⋆ Mittlerweile sollte es bekannt sein, dass Shinichi Kaito nicht leiden konnte, richtig? Richtig. Zu den Gründen gehörten unter anderem die Ähnlichkeit zwischen den beiden, und ein paar andere Vorfälle in der Vergangenheit, auf die Shinichi jetzt nicht näher einging. Dass Sonoko aber wieder einmal vor ihm stand, ihn mit dem schönsten Stirb-und-komm-nie-wieder-zurück-Blick ansah und die Hände dabei in einer Pose in die Hüften gestemmt hatte, die genau aussagte, dass er in großen Schwierigkeiten steckte, konntet ihr gut und gerne auch auf die Liste tun. Mit rotem Marker am besten. „Okay, du Loser, ich verstehe ja, warum Kaito-sama am Freitag-…“, Ach, war es echt schon wieder 3 Tage her? Hatte er gar nicht bemerkt. „…-mit dir geredet hat, aber warum hat er heute mit dir geredet?!“, brauste das Mädchen auf und fuchtelte ungläubig mit den Händen in der Luft herum. Bis sie ihn plötzlich am seinem Hemd packte und so nah zu sich zog, dass er ihren Lipgloss riechen konnte. Pfirsich? Echt jetzt? Er hatte Sonoko nie für den Pfirsichtyp gehalten, er hatte sie immer wie den typischen Erdbeertyp eingeschätzt. „Erklärung, jetzt!“, knurrte sie wütend und schüttelte ihn einige Male durch. Dass schien aber nicht nur Sonoko zu interessieren, nein, auch seine anderen Klassenkameraden spitzen neugierig die Ohren und hatten ihre anderen Aktivitäten eingestellt. „Lass... los... krieg keine… Luft!“, röchelte Shinichi und versuchte Sonokos Hände von seinem Kragen zu bekommen, aber, man, hatte die einen Griff drauf! Kein Wunder, dass sie ihn früher immer im Armdrücken besiegt hatte. Was machte sie, etwa Gewichte heben? Schnaufend kam Sonoko seiner Bitte nach, sah ihn aber nicht minder erwartend an. Und weil Shinichi eben so nett war (ha ha, wer's glaubt…), ließ er sich sogar darauf herab ihr zu antworten, während er seine Schuluniform wieder richtete: „Er wollte mich nur nerven, okay? Womit ist ja wohl offensichtlich“, sagte Shinichi und deutet vielsagend auf seine – immer noch – schlumpfblauen Haare. Sonoko starrte die aber nur an, als wären sie ihr die ganze Zeit über nicht aufgefallen. „Wow, du hast ja blaue Haare!“ … Waren sie ihr anscheinend auch gar nicht. Während Shinichi am liebsten angefangen hätte zu heulen, und sein Gesicht eine weniger schöne Bekanntschaft mit dem Tisch machte, entschied Ran, dass es der perfekte Zeitpunkt war um ins Klassenzimmer zu stürmen. „Shinichi! Was hast du schon wieder angestellt?!“, rief sie und stellte sich ernst vor ihm auf, während sie ungeduldig mit dem Fuß auf dem Boden tappte. „Ich?! Ich hab nichts getan!“, rief Shinichi entsetzt zurück und warf verteidigend die Arme in die Luft. „Und warum spricht dann jeder über dich? Shinichi, war das in der Mittelschule nicht genug? Ich dachte du willst nicht mehr, dass alles über dich reden!“, schüttelte Ran den Kopf und sah ihn anklagend an. Toll, erst Sonoko und jetzt auch noch Ran. Waren denn heute alle auf ihn wütend? „Ich hab aber wirklich nichts getan!“, widerholte Shinichi, weil er wirklich nicht wusste, was er sonst sagen sollte. Hatte er denn etwas getan, um seine Klatschtantenmitschüler aufzuwecken? Ihm wollte wirklich nichts einfallen. Außer vielleicht- „Hey Twinstar!“, raste da Kaito an ihrem Klassenraum vorbei, dicht gefolgt von einer moppschwingenden Aoko, die ihm ein „Bleib endlich stehen und stell dich deinem Schicksal!“ hinterherbrüllte. Schlagartig richteten sich 24 Augenpaare auf ihn. Oh. Da war ja was. „Oh. Da war ja was.“ Kapitel 3: Wirklich, was haben Mädchen immer mit ihren falschen Fingernägeln? Das sind ja Mordwaffen – Mordwaffen! ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Mhm-hm. Ja, ja, okay – Einbildung, alles bloß Einbildung. Ja nee, is´ klar, und er war die Queen von England. Oder in Kaito Kuroba verliebt. Vorher würden Schweine fliegen lernen. Shinichi hatte Schritte hinter sich gehört - Schritte, okay?! Aber als er sich umgedreht hatte, war da niemand! Nicht einmal irgendein dummer Hase im raschelnden Gebüsch oder ein doofer Vogel im Baum – nichts da, niada, niente! Fast hatte ihn die Ruhe mehr beunruhigt, als wenn da wirklich jemand hinter ihm gewesen wäre. Aber er wäre nicht Shinichi Kudo, Sohn einer berühmten Schauspielerin (die aber unter ihrem Mädchennamen bekannt war, und ihn deswegen keiner in Verbindung mit ihr brachte) oder der Sohn des berühmten Krimiautors Yusaku Kudo (der aber unter einem Synonym bekannt war, weswegen ihn auch keiner mit ihm in Verbindung brachte) gewesen, wenn ihn so etwas aus der Fassung bringen würde. Er war nur ein wenig schneller gegangen und hatte die Augen ein wenig weiter offen gehabt. Nur zur Sicherheit. *✲゚*。⋆*✲゚*。⋆*✲゚*。⋆*✲゚*。⋆*✲゚*。⋆ Ran hatte er von dem Vorfall – na ja, soweit man das überhaupt Vorfall nennen konnte, passiert war ja doch nichts - nichts erzählt, sie hätte ihm dann nur seine geliebten Krimis weggenommen und ihn aus seinem Haus verbannt, mit der grausamen Absicht, dass er endlich Freunde finden sollte. Gab es eine schlimmere Bestrafung? Deswegen ertrug er das prickelnde Gefühl im Nacken tapfer und steckte die Nase einfach noch ein wenig tiefer in sein Buch. Und als würde er nur noch mehr wie ein Nerd aussehen wollen, schob Shinichi sich in diesem Moment auch noch die Brille hoch. Weil Shinichi einfach nicht wusste, wie man cool aussah. (Im Übrigen war er Sonoko gestern doch noch so halbwegs davongekommen; mit ein wenig Überredungshilfe seitens Ran und ein wenig „Das war nur eure Einbildung!“ seitens Shinichi. Unglaublich [traurig] aber wahr, sie hatten es ihm sogar geglaubt. Hätte Shinichi noch welche gehabt, hätte er jetzt endgültig seine Hoffnung in die Menschheit verloren.) Den armen Irren, der ihm sein Buch wagemutig aus der Hand riss, schien sein Anblick aber nicht verschreckt zu haben. „Wow, Sherlock Holmes, huh? Ist das nicht ein wenig zu schwer für dich?“, pfiff Kaito beeindruckt und sah ihn spöttisch an. Wenn er nicht eine so eine gute Kinderstube gehabt hätte, die er sich liebevoll selbst antrainiert hatte (denn seien wir mal ehrlich, seine Eltern hatten alles andere als eine gute Kinderstube), wäre er ihm wahrscheinlich an den Hals gesprungen. Die nötigen Skills, um Kaito auf Nimmer-Widersehen verschwinden zulassen, hatte er ja. „Zufälligerweise nicht, nein. Wenn du jetzt so gnädig wärst mir mein Buch wiederzugeben…“, streckte Shinichi die Hand auffordernd aus. Mit einer Verbeugung bekam er es sogar zurück und wurde wieder mit Kaitos Grinsen, eh, beglückt. Ja, nennen wir es einfach mal beglückt. „Bitteschön, my Lady. Obwohl ich sagen muss, dass Arsene Lupin mir besser gefällt. Und, wirklich, es war keine Absicht es so geschockt rauszubekommen, wirklich nicht! (und vielleicht hätte er auch, wenn es ihn nicht wirklich so erschüttert hätte, bemerkt, dass Kaito ihn als Mädchen adressiert hatte), aber er konnte es einfach nicht verhindern. Wirklich nicht. „D-Du liest Bücher?“ Denn, wow, war er im falschen Film gelandet? Kaito war doch DER Schulstar schlechthin, nicht wahr? Er war verdammter Sophomore, und sogar die Seniors verehrten ihn! Sollte er dann nicht eher in... was wusste er denn, Autos, Partys, Mädchen und dem ganzen schmutzigen Kram interessiert sein? Dass er dann aber sowas wie Arsene Lupin, einen DER Klassiker kannte, das schockte Shinichi nicht nur, nein - es beeindruckte ihn regelrecht. Ein gespielt-beleidigter Ausdruck trat in Kaitos Augen und er schob schmollend die Unterlippe vor. „Was, seh ich etwa so ungebildet aus?“ „N-Nein! A-also…“ Verdammt, Shinichi hasste den Kerl doch – warum entschuldigte er sich jetzt auch noch bei ihm?! Kaito rettete ihn, zum Glück, vor einer weiteren unvergesslichen Blamage, und wuschelte ihm spielerisch durch die Haare (er schien seine Haare wirklich zu mögen. Die waren nebenbei angemerkt auch immer noch blau.). „Ha ha, mach dir nichts draus! Ich posaune es auch nicht in die Welt hinaus. Aber ja, ich lese Bücher.“ Den letzten Teil hatte er in einer belehrenden Stimme gesagt, wie Erwachsenen Kindern beibrachten, dass man keine Lollis klaute, und Kaito sah ihn gleichzeitig herausfordernd-spöttisch an. Warum hatte er sich gleich nochmal schlecht gefühlt? Ach ja, genau, Gewissen, dieser miese, kleine Verräter. „Wolltest du sonst noch was, oder kann ich wieder in Ruhe lesen?“, fragte er desinteressiert und schlug sein Buch wieder auf. „Eigentlich ja.“ Verwirrt runzelnde Shinichi die Stirn und sah wieder auf. Es war echt nicht schön, dass Kaito so auf ihn herabsehen konnte – andererseits war sein Sitzplatz so gemütlich, extra aufstehen nur um seinem Ego einen kleinen Schub zu geben (und weil Kaito sowieso größer war als er…) wollte er dann doch nicht. Warte, was war gleich nochmal? Ach ja, Kaito wollte wirklich etwas. Warte – WAS?! „Ehm.. und das wäre?“, fragte Shinichi. Er wusste nicht recht, was er davon halten sollte. „Ich schmeiß am Samstag eine Party und ich wollte dich fragen, ob du vielleicht kommen möchtest.“ Er sah hinter sich, er sah hinter Kaito, er drehte seinen Kopf – so gut das sitzend ging – im Kreis – er checkte sogar die Fenster! Aber da war keiner den Kaito gemeint haben könnte. War das sein Ernst? Oder wollten Aliens die Weltherrschaft übernehmen und hatten Kaito eine Gehirnwäsche verpasst? Klang unwahrscheinlich? Wie wahrschein klang es denn, dass Kaito, DER Schulstar, gerade ihn, DEN Loser, wirklich zu seiner Party eingeladen hatte? Nicht sehr wahrscheinlich? Genau Shinichis Gedanken. Deswegen starrte er ihn jetzt auch mit offenem Mund an. „Ehh… was?“, brachte er nur wenig intelligent heraus, und traute sich nicht einmal zu blinzeln. Vielleicht würde sich der andere dann ja in ein menschenfressendes Alien verwandeln und ihn in einem Stück verschlucken. Obwohl – eigentlich klang das ja echt cool… Amüsiert blitzten Kaitos Augen auf und er steckte die Hände lässig in die Hosentaschen. „Du. Samsatg. Zu meiner Party kommen willst“, wiederholte Kaito nochmal. Er klang dabei so, als würde er einer neugefundenen Lebensform das Sprechen beibringen wollen, aber bei Shinichis mentalen Zustand war das wahrscheinlich auch nötig. Shinichis Unglaube wandelte sich langsam in Misstrauen und er betrachtete Kaito mit einem undeutbaren Blick. Das roch doch nach Falle und peinlichen Streichen. Und selbst wenn nicht, und Kaito wirklich so verrückt war, ausgerechnet Shinichi zu seiner Party einzuladen – er mochte Partys einfach nicht. Es war laut und stank und da waren überall halbnackte Teenies, die betrunken übereinander herfielen und es überall wie die Karnickel trieben. Igitt, nein danke, das musste er nicht sehen. Deswegen stand er auf und klappte sein Buch zu. Mit einem „Kein Interesse“ war er auch schon verschwunden, sodass er nicht Kaitos amüsiertes Lächeln sah, und den kampflustigen Blick in seinen Augen. *✲゚*。⋆*✲゚*。⋆*✲゚*。⋆*✲゚*。⋆*✲゚*。⋆ Shinichi hatte kaum einen Schritt durch die Klassentür gemacht, da wurde er schon von heulenden und kratzenden Mädchen mit zentimeterlangen Fingernägeln angefallen, die ihm ins Ohr schrien und sich auch noch gegenseitig schubsten. Wenn er genauer hinsah, dann sahen ihn auch die Jungs seiner Klasse feindselig an – wobei er auch ein kleines bisschen Mitleid entdeckte. Toll, dieses, wahrscheinlich sogar ehrliche Mitleid, half ihm aber trotzdem nicht. Au, verdammt, was waren diese Nägel denn – Mordwaffen?! Sie taten auf jeden Fall verdammt weh! Irgendwie hatte er es geschafft sich aus dem tobenden Bündel Highschoolmädchen heraus zu kämpfen. So leise wie möglich robbte er über den Boden, nur um von einem Paar Beine aufgehalten zu werden. Vorsichtig sah er nach oben, und Shinichi blickte wortwörtlich seinem Ende ins Gesicht. Sonoko sah nicht gut gelaunt aus – kein bisschen. „Was denkst du bloß wer du bist, Kudo?!“ Ohne, dass er überhaupt hätte protestieren können, hatte Sonoko ihn schon mit ihrer unberechenbaren Muskelkraft hochgehoben und drohte auch noch mit ihrer Faust. Diese Frau würde eines Tags nochmal seinen Tod bedeuten! „Was hab ich denn getan?!“, rief Shinichi panisch und strampelte mit den Füßen, um auf den Boden zu kommen. Seine Mühen waren aber vergebens, da Sonoko, mit der geballten Ladung Wut, die in ihrem Körper war, wahrscheinlich sogar einen Elefanten hätte hochstemmen können. „Was du getan hast? Er fragt auch noch was er getan hat!“, lachte sie hohl. Shinichi hörte hinter sich einige der Mädchen aufjohlen und wüste Beschimpfungen, von denen er nicht einmal wusste, dass Mädchen diese kannten. Zum Teufel nochmal, er wusste nicht einmal, dass er selbst solche Ausdrücke kannte! „Wie konntest du Kaito-samas Einladung bloß ausschlagen? Da fragt er schon ausgerechnet dich – mir will sowieso immer noch nicht klar werden, warum er das getan hat, aber wahrscheinlich ist er einfach so gütig! – und dann sagst du einfach nein? Wer glaubst du eigentlich, wer du bist?!“ Bald ein toter Mann?, dachte Shinichi verzweifelt. Sie schüttelte ihn noch ein bisschen mehr hin und her, und wenn er bis dato nicht schon Sterne gesehen hätte, hätte er sie spätestens jetzt gesehen. Sein Frühstück klopfte auch schon penetrant gegen seinen Bauch und verlangte nach Ausgang. Wenn er Sonoko jetzt direkt ins Gesicht kotzten würde, würde sie ihn dann loslassen? Eigentlich hatte Shinichi ja vorgehabt noch zwei, drei Jahre länger zu verweilen, aber wenn sie ihn noch eine Sekunde länger schüttelte, wusste er nicht einmal mehr wo er gerade war… und würde dann wahrscheinlich peinliche Geschichten ausplappern. „S-Sonoko, was ist denn los?!“ Oh Ran, du mein heiliger Engel, ich liebe dich! Shinichi hätte Ran in diesem Moment abknutschen können, da Sonoko ihn erschrocken losließ, aber stattdessen machte er sich lieber aus dem Staub. Sein Ziel: Die nächstbeste Abstellkammer in Reichweite. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)