Main hoon na - Ich bin immer für dich da von Seelendieb (Yugi x Yami) ================================================================================ Kapitel 21: Die Bürde des Pharaos --------------------------------- Die Bürde des Pharaos Noch immer lag Atemu über den bereits erkalteten Drachen und hielt dessen Kopf fest in seinen Armen umschlungen. Mittlerweilen weinte er nicht mehr laut. Seine Tränen liefen nur noch leise. Langsam näherte sich Anthony den Pharao und legte eine Hand auf seine Schulter. „Atemu... erhebe dich! Es muss weitergehen. Wir müssen zuerst an dein Volk denken...“ Atemu zuckte unter diesen Worten zusammen. Langsam löste er sich von dem Drachen und mühsam erhob er sich. Sein ganzer Körper zitterte, als er sich zu Anthony umdrehte. Seine Augen waren ungläubig geweitet. „Willst du mir jetzt etwa sagen, dass es egal ist, dass Rotauge tot und Yugi verschleppt wurden ist?“ fauchte er lauernd. Anthony schluckte. Er wusste, Atemu musste jetzt ganz schnell wieder zur Besinnung kommen, sonst wäre nicht nur Yugi verloren, sondern ganz Ägypten. Also zwang er sich hart und kalt zu bleiben. „Genau das. Du bist der Pharao, der Herrscher dieses Landes und du hast deine Pflichten hier zu erfüllen, bevor du dich um einen kleinen Dieb kümmerst, der noch nicht mal in deinem Land geboren wurde!“ Anthonys Worte waren beißend und eiskalt. Atemu erblasste über diese Worte. „Das ist nicht dein Ernst...“ hauchte er fassungslos. „Du bist der Pharao und trägst die Verantwortung!“ antwortete der Spanier nur. „Ich bin es Leid ständig diese Verantwortung zu tragen! Ich bin kein Pharao! Ich bin es nicht wert, diesen Titel zu tragen! Ich bin ein einfacher Mensch! Es ist mir egal, was ich tun muss oder soll! Ich werde nicht zulassen, dass Yugi was passiert! Zu viel musste ich opfern, aber nicht noch einmal Yugi! Ich trete als Pharao zurück – Ich will diese Last nicht mehr tragen!“ brüllte Atemu voller Wut und Verzweiflung wie von Sinnen, während er all seine Abzeichen von seinem Körper riss und sie erbost vor Anthonys Füßen hinwarf. Ungläubig starrte der Spanier auf den Schmuck und die Abzeichen zu seinen Füßen. „Du stellst also das Leben eines Einzelnen über das Leben eines ganzen Volkes?“ fragte er lauernd. „Ja!“ spie Atemu fast schon und im selben Moment erhielt er eine schallende Ohrfeige von Anthony. Die Ohrfeige war so heftig, dass Atemu ein paar Schritte zurück taumelte. Als er sich wieder gefangen hatte, starrte er zu dem Spanier. „Du wagst es, die Hand gegen mich zu erheben?!“ fauchte er, erhob seine rechte Faust und wollte auf Anthony eindringen. Doch kurz vor diesem warfen sich die anwesenden Dorfbewohner zwischen die Beiden und hielten den Pharao fest. „Pharao, beruhige dich! Lass ab von ihm!“ rief man Atemu zu, während die kräftigen Hände den sich wehrenden Körper nach und nach auf Abstand brachten. Geschickt zwang man den Pharao auf die Knie und hielt ihn so auf den Knien gedrückt. Atemu wehrte sich, doch hatte er gegen so viele keine Chance. Irgendwann beruhigte er sich langsam, während er immer noch in Anthonys Augen starrte. Tränen liefen immer noch über sein Gesicht. „Atemu... Es tut mir so unendlich Leid... Doch wir können jetzt leider nichts weiter tun! Es sind einfach zu viele, die Yugi haben wollen. Zu einem die Häscher seines eigenen Landes, dann diverse Königshäuser... Wir müssen erst einmal herausfinden, wer Yugi verschleppt hat. Eher können wir nichts machen. – Und so lange musst du deinen Pflichten als Pharao nachkommen. Du kannst doch nicht einfach so das Erbe deines Vaters wegwerfen!“ versuchte Anthony jetzt noch einmal sein Glück und sprach eindringlich auf Atemu ein. Dieser sackte in sich zusammen. Man ließ ihn los. „Wie kann ich ein Volk schützen, wenn ich noch nicht einmal meinen kleinen Dieb schützen kann?“ fragte er kläglich. Atemu hatte sich auf seine Hände gestützt und starrte zu Boden. Er schämte sich. Er schämte sich wegen seines Ausbruchs, dass er seine Selbstbeherrschung verloren hatte und was er hier den Menschen angetan hatte. Plötzlich kniete sich jemand vor ihm hin und griff nach seinen Schultern. Langsam blickte Atemu auf. Verwirrt blickte er in die Augen, des jungen Mannes, der ihn hatte töten wollen. „Bitte steh auf, mein Pharao! – Es ist deiner nicht würdig im Dreck zu knien!“ meinte er leise und noch immer tief ergriffen über die Reaktion des Pharaos, als der schwarze Drache im Sterben lag. Verwirrt ließ sich der Pharao wieder auf die Beine ziehen. Beschämt schloss er seine Augen. Plötzlich spürte er Osiris hinter sich, als dieser leise sprach. „Es ist keine Schande, mein Pharao, Gefühle zu zeigen. Schäme dich ihrer nicht! Den größten Respekt erweist man einen Herrscher, der Gefühle zeigt und damit beweist, dass ihm jeder Untertan am Herzen liegt. – Dir ist verziehen, was du diesem Dorf angetan hast. Ich bitte dich, verbringe diese Nacht bei diesen Menschen und rede mit ihnen!“ Langsam drehte sich Atemu zu den roten Himmelsdrachen. „Osiris...“ hauchte er leise. Lange kämpfte er mit sich selbst. Er wusste, dass er sich vor jedem Göttermonster verneigen musste, damit sie halfen, Ägypten zu schützen. Also ging Atemu noch einmal in die Knie und legte seine Stirn in den Dreck als er leise bat. „Osiris... Ich bitte dich ergebenst, steh an meiner Seite und hilf mir, meiner Aufgabe gerecht zu werden. Alleine schaffe ich es nicht, Wohlstand über mein Volk zu bringen und es zu beschützen!“ Osiris blickte lange auf den vor ihn im Staub liegenden Pharao. „Erlaube mir eine Frage, o Pharao... Wenn du dich entscheiden müsstest zwischen deinen kleinen Dieb und deinem Volk. Für wem würdest du dich entscheiden?“ fragte der rote Drache leise und alle Anwesenden hielten gespannt den Atem an. „Erlaube mir, auf diese Frage nicht zu antworten...“ raunte Atemu erstickt. Der rote Drache lächelte leicht. „Du würdest dich für dein Volk entscheiden... auch wenn es dir dein Herz aus dem Leib reißen würde!“ stellte der Drache fest. Er war erstaunt über dieses Menschenkind, was sich so gegen die Bürde des Pharaos wehrte und dennoch das Wohl seines Volkes über sein eigenes stellte. Wann hatte er das letzte Mal einen Pharao gedient gehabt, dem das Wohl seines Volkes so wichtig war. Osiris konnte sich nicht mehr genau erinnern... zu lange war es her! Also legte Osiris nun auch seinen Kopf in den Dreck neben Atemu und schnurrte laut. „Oh Pharao... Ich werde immer treu an deiner Seite stehen und dich und dein Volk und die, die dir so lieb und teuer sind, mit meinem Leben beschützen!“ Atemu erhob sich langsam und blickte in die azurblauen Augen. „Danke...“ murmelte er gerührt. Die Sonne ging unter, als sich das ganze Dorf um den toten Drachen versammelte. Ob Klein oder Groß, ob Jung oder Alt, jeder legte eine Blume bei dem Drachen nieder. Der Umhang des Pharaos bedeckte den Hals des Drachens. Durch das leichte Windspiel wirkte es, als ob Rotauge nur schlafen und jeden Moment wieder aufwachen würde. Atemu blickte ergriffen zu dem Drachen im Blütenmeer. Anthony, Subaru und die Spanier standen bei ihm. Osiris in seinem Rücken. Nach und nach gesellten sich immer mehr Drachen dazu, die einen weiten Ring um die Menschen schlossen. Plötzlich trat ein grüner Drache mit schwerfälligen Schritten an den Pharao ran. Atemu zuckte leicht zusammen und wandte sich zu den Drachen, als er mit Entsetzen sah, dass dieser geblendet war. Der ganze Körper war mit tiefen, hässlichen Narben verziert. „Es tut mir Leid... Ich wusste davon nichts.“ Hauchte der Pharao leise, als er sanft seine Hand an den Hals des Drachens legte. „Es ist vorbei. Was passiert ist, ist passiert. Lass uns nun nach vorne blicken!“ antwortete der Drache mit kraftvoller Stimme. Atemu blickte wieder zu Rotauge. Er biss die Zähne zusammen, als er sich langsam den Körper näherte. Wie abwesend ließ er seine Hand über den Hals streichen. „Anthony... Deine Leute sollen herausfinden, wer Yugi verschleppt hat!“ befahl da Atemu fest, als er in die letzten Strahlen der Sonne blickte und weiter den Hals des Drachen streichelte. Anthony verneigte sich kurz und machte auf den Absatz kehrt, gefolgt von seinen Soldaten. „Subaru... Finde Seto! Ich brauche seine Hilfe, was meine Aufgaben als Pharao betrifft und Narbengesicht, was Yugi betrifft!“ Subaru verneigte sich ebenfalls und verschwand. „Ich schwöre dir, Rotauge, ich werde Yugi wieder zurückholen! Ich schwöre dir, dass all das Leid nicht umsonst gewesen ist. Nie wieder wird das Volk Ägyptens leiden müssen! Und Yugi wird wieder hier sein und auf deinem Wind fliegen!“ sprach der Pharao mit erhobener Stimme feierlich, als der letzte Sonnenstrahl verschwand. Alle Drachen brüllten in einem Chor, als Bestätigung der Worte Atemus und zum Abschied des Drachen. Als das Brüllen verklungen war, ließ Osiris einen Feuerregen über Rotauge nieder und dieser verbrannte langsam. Atemu beobachtete schweigend und mit Tränen in den Augen, wie der tote Körper verbrannte. Ganz am Schluss war es dem Pharao so, als ob er die Seele des Rotaugen in den Himmel fahren sah! Seit etwa einer Woche saß der Pharao wieder auf seinem Thron im Palast. Leben herrschte wieder in dem riesigen Gebäude. Er hatte Männer zu seinen Beratern gemacht, die aus den Dörfern kamen; vom einfachen Volk. Die Kunde, dass Osiris und Obelisk sich in die Dienste des Pharaos gestellt haben, raste durch das Land wie ein Buschfeuer und bewirkte, dass selbst der Letzte, der noch irgendeinen Groll gegen Atemu hegte, diesen verzieh. Denn die Göttermonster, die das Sinnbild des einfachen Volkes waren, würden NIE einem Pharao dienen, der sein Volk nicht liebte. Und tatsächlich war Atemu der erste Pharao seit zig Generationen, dem die Göttermonster dienten. So kam es, dass immer wieder und unaufhörlich Leute aus dem ganzen Land zum Palast wanderten, um eine Audienz beim Pharao zu bekommen. Man wollte Atemu sehen, ihm Treue schwören und natürlich ein Blick auf die Göttermonster werfen. Da die Monster wieder frei waren, war es kein Problem für das einfache Volk so lange Reisen anzutreten. Man hatte ja Drachen, die einen durch die Luft trugen. Atemu war manchmal etwas sprachlos über die Schnelligkeit, mit der sich alles zum Guten wendete. Immer und immer wieder kamen junge und auch alte Männer, die in den Reihen des Pharaos kämpfen wollten, um für ihn die Grenzen und das Land selber zu schützen. Atemu überließ dies Fakir, der junge Mann, der ihn vor Subarus Augen hatte umbringen wollen. Der Pharao hatte viel zu tun, er musste alles koordinieren, den einfachen Volk Mut zu sprechen und sehr oft ließ er Lebensmittel aus seinen großen Vorratsspeichern verteilen. Er versuchte alles, um sein Volk so viel wie möglich zu unterstützen. Er war froh, dass die Monster seinen Untertanen unterstützten, wo sie nur konnten. So eben stand Atemu auf seinem Balkon und blickte nachdenklich in die dunkle Wüstennacht. Wie es seinem kleinen Dieb wohl ging? Ob Yugi an ihn dachte? Leicht frustriert seufzte der Pharao auf. Es machte ihn schier verrückt, dass er nichts tun konnte, außer zu warten. Anthony hatte sich noch immer nicht gemeldet! Auch Seto war noch nicht da! Es war zum Haare raufen! Atemus Blick wanderte langsam gen Sternenhimmel. „Papa...“ murmelte er leise. „Was soll ich nur tun? Ich will ihn nicht verlieren...“ Für einen langen Augenblick schloss der Pharao einfach nur seine Augen und atmete die frische Wüstenluft ein. „Sei gegrüßt, o Pharao!“ erklang da direkt vor ihm eine tiefe, dröhnende Stimme sanft. Atemu schlug erschrocken seine Augen auf und starrte in ein tiefrotes Auge, was belustigt funkelte. Jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht und mit einem panischen Aufschrei wich der Pharao blitzschnell zurück und landete mit dem Rücken gegen die Außenwand. Ganz langsam realisierte sein überforderter Verstand, dass dieses riesige rote Auge zu Obelisk gehörte. „Obelisk!“ fauchte er daher schwach. Der blaue Riese gluckste vergnügt vor sich hin. „Hab ich dich erschreckt, mein Pharao?“ war die unschuldige Frage. Atemus Augen verengten sich und kraftlos sank er in die Knie. Er hatte keine Kraft mehr. Seine Nerven waren überreizt. „Atemu, alles in Ordnung?“ fragte da der blaue Riese besorgt. In dem Moment wurde die Tür zu Atemus Gemach brutal aufgerissen. „Pharao!“ brüllte da eine besorgte feste Stimme herrisch. Und mit wenigen Schritten war die Person da auch schon auf den Balkon und blieb wie angewurzelt stehen, als sie Atemu sah. „Was ist passiert?“ verlangte die Person zu wissen. Atemu zuckte leicht beim Klang der Stimme zusammen. „Seto... endlich!“ murmelte er leise und blicke dann erleichtert zu Seto auf. Ein leises amüsiertes Lächeln umspielte die Lippen des Pharaos, als er antwortete. „Seto, wenn du mich beseitigen möchtest, dann tu es bitte mit deinen eigenen Händen und hetz mir nicht dein riesiges blaue Monster auf den Hals!“ Seto erstarrte und schwieg. Er blickte mit seinen blauen, eiskalten Augen in Atemus Gesicht. Dann glitten seine Augen zu Obelisk, der nur leicht mit den Schultern zuckte. Langsam verstand Seto; machte Obelisk es bei ihm regelmäßig! Sich einfach anschleichen und plötzlich vor einem auftauchen! „Ich werde es mir für die Zukunft merken!“ erwiderte er daher trocken und mit dem Hauch eines süffisanten Lächelns auf den Lippen. Langsam erhob sich Atemu mit Hilfe Setos. Dieser stützte den Pharao und brachte ihn ins Bett. „Schlaf, mein Pharao. Ich werde mich um alles kümmern!“ – „Danke, Seto...“ Am nächsten Morgen wachte Atemu so ausgeruht, wie schon lange nicht mehr, auf. Mit einem warmen Lächeln ging er in die Bäder, um sich zu reinigen. Er gönnte sich sogar den Luxus von Milch in seinem Bad. Er hatte von Yugi geträumt. Es war ein schöner Traum gewesen. Yugi ritt einen Ragnarok und er selber Osiris. Sie flogen durch den Wind, begleitet von Rotauge. Als er mit dem Bad fertig war, kleidete sich Atemu in leichte Leinengewänder und betrat dem Thronsaal. Sein Lächeln erstarb und abrupt blieb er stehen. In der Mitte des Thronsaals war ein großer runder Tisch aufgebaut, auf dem viele Karten und Dokumente lagen und um den Tisch standen Subaru, Seto und einige ihm unbekannte Würdenträger. Aller Blicke richteten sich auf den Pharao. Seto war der Erste, der sich regte. Er ging Atemu einige Schritte entgegen. „Ich hoffe, du hattest eine geruhsame Nacht, Atemu.“ – „Danke. Wer sind diese Leute? Warum wurde ich nicht geweckt?“ Seto neigte leicht entschuldigend sein Haupt. „Ich wollte dich schlafen lassen, damit du wieder fit bist. Diese Würdenträger sind Gesandte aus den anliegenden Reichen Ägyptens. Wir waren gerade dabei einen endgültigen Friedensvertrag und eine Allianz zu erarbeiten.“ Atemus Augen verengten sich leicht, als er mit einem leichten Kopfnicken an seine Besucher an den Tisch trat und sich die Dokumente anschaute. Lange herrschte Stille und Seto war sich nicht ganz sicher, ob er zu weit gegangen war. Hatte er doch mit einen Aufgabenbereich begonnen, dem eigentlich nur dem Pharao zu stand. „Was sagst du dazu, Subaru? – Du kannst offen und ehrlich sprechen!“ ergriff Atemu endlich das Wort. Seine Stimme war resolut jedoch distanziert. Niemand wusste, woran er soeben am Pharao war. Subaru griff nun zu den Dokumenten und betrachte diese sowie die Karten auf dem Tisch. „Ganz ehrlich, Atemu? Seto hat hervorragende Arbeit geleistet. Besser hätte ich es auch nicht machen können! – Alle Parteien verzichten auf Entschädigungen, da nicht mehr herauszufiltern ist, wer Schuld hat und wer wann was getan hat. Die Grenzen sind gesichert. Grenzposten aus beiden Parteien sichern die Grenzen und schützen die grenznahen Dörfern, die ziemlich abseits in der Wildnis liegen. Gegenseitige Hilfe, bei Angriffen von Feinden und bei Naturkatastrophen. Keine Steuern und Zoll für die Händler an den Grenzen. – Einfach perfekt!“ waren Subarus Worte. Atemu nickte leicht. Ganz seine Meinung. „So soll es sein! – Kläre bitte noch die Feinheiten und dann will ich alles unterzeichnen!“ wandte er sich an Seto. Dieser stand total verblüfft vor seinem Pharao, als er dieses Lob hörte und Atemu ihn dankend eine Hand auf die Schulter legte. Es war später Nachmittag. Atemu hatte soeben sämtliche Verträge unterzeichnet und die Vertreter mit den Einladungen an die jeweiligen Herrschern nach Hause geschickt, dass er zu einem großen Friedensessen einladen würde. Nun wollte er den Thronsaal verlassen, als plötzlich Anthony vor ihm stand, etwas in ein Fell eingewickelt und an seine Brust haltend. „Was hast du herausgefunden?“ fragte Atemu gespannt. Anthony schüttelte leicht mit dem Kopf. „Nichts...“ Jedoch hielt er zögernd das Fellbündel Atemu entgegen. Misstrauisch nahm dieser das Bündel an und schaute hinein. Seine Augen weiteten sich ungläubig, als er in goldene müde Augen schaute. „Kuriboh...“ hauchte er freudig. „Pruiiiii...“ gurrte der kleine Kobold matt und erleichtert. Dann fielen jedoch seine Äugelein zu. Er schlief tief und fest. Atemu betrachtete den Kobold genauer. Der Kleine war abgemagert, sein Fell war strohig und matt. „Was ist passiert?“ fragte er leise, als er den kleinen Kobold ganz fest an seine Brust drückte. „Du bist jetzt in Sicherheit...“ murmelte der Pharao. „Atemu... Ein Edelmetalldrache hat Kuriboh hierhergebracht. Ich wollte so eben die Palastmauern passieren, als ich auf den Drachen stieß. Dieser sieht auch ganz heruntergekommen und total abgemagert aus. Auch er ist mehr als nur müde. Osiris meinte, dass die Beiden wohl seit langer Zeit ohne Nahrung und Schlaf unterwegs waren...“ erklärte Anthony leise. Atemu nickte. „Ein Bote... wahrscheinlich von Yugi. Also müssen wir uns noch etwas in Geduld üben!“ Anthony nickte bestätigend. Atemu hatte den kleinen Kobold gewaschen und in sein weiches Bett gelegt. Außerdem hatte er Wasser und Nahrung neben den Kleinen zurecht gestellt. In der Zeit war die Sonne untergegangen und die Nacht brach herein. Nun wollte Atemu den Drachen besuchen. Er ließ es sich nicht nehmen, selber Nahrung und Wasser zu bringen. Als der Pharao den Palastgarten betrat, stutzte er kurz. Osiris und Narbengesicht hatten den Edelmetalldrachen in ihre Mitte genommen. Langsam näherte er sich nun den Dreien. Leise stellte er die Nahrung und das Wasser direkt neben den Drachen ab. „Wie geht es ihm?“ fragte er leise die Beiden anderen. „Besser...“ raunte Narbengesicht. Da öffnete plötzlich der graue Drache seine Augen und musterte den Pharao. „Du bist also der, auf dem alle ihre Hoffnungen legen. Der unseren Fürsten retten soll?“ Atemu zuckte leicht zusammen, als er angesprochen wurde. Die Stimme war so metallen. „Was ist passiert?“ fragte er nur. Der Drache schloss wieder seine Augen. „Der kleine Fürst wurde von Menschen gefangen genommen. Ein Magier hatte uns Drachen einen Boten geschickt – auf Anraten Kuribohs. Er würde einen von uns brauchen, der Kuriboh sicher zu den geleitet, der den kleinen Fürsten retten kann. Ich war direkt in der Nähe des Magiers und so nahm ich Kuriboh auf meinen Rücken und wir machten uns auf den Weg. Keine Zeit für Essen, keine Zeit fürs Schlafen... Die Zeit rennt davon...“ erklärte er leise. „Ich danke dir!“ raunte Atemu Tränenerstickt und legte seine Stirn an die Stirn des Drachens. Dieser schlug erstaunt seine Augen wieder auf. „Du bist so warm... und voller Liebe... wie der kleine Fürst! – Leider konnte ich nicht mehr tun.“ Atemu streichelte sanft den Hals. „Alles gut. Du hast genug getan! – Schlaf nun. Ruh dich aus...“ Als der Drache erneut eingeschlafen war, ging Atemu wieder in seine Gemächer, um sich neben Kuriboh ins Bett zu legen und zu schlafen. Am nächsten Morgen erwachte der Pharao mit der aufgehenden Sonne. Ein Blick zum kleinen Kobold belehrte ihn, dass dieser immer noch wie tot schlief. Also erhob sich der Pharao, um den Drachen wieder Nahrung und Wasser zu bringen. Auch dieser war noch am Schlafen, allerdings hatte er während der Nacht bereits gefressen und gesoffen. Vorsichtig schlich sich der Pharao wieder in seine Gemächer. Er wollte so eben seinen Balkon betreten, als ein leises „Pruiii“ ihn inne halten ließ. Er blickte auf sein Bett. Dort blickten zwei goldene Augen unter der Decke hervor. „Wie geht es dir?“ fragte Atemu leise. „Müde...“ kam es kläglich zurück. Der Pharao zuckte zusammen. „Du kannst dich also doch alleine mit den Gedanken verbinden?!“ Kuriboh zuckte leicht betroffen zusammen. „So wie es aussieht?“ kam es schelmisch lächelnd zurück. Atemu verdrehte die Augen und setzte sich neben den kleinen Kobold aufs Bett. „Bitte sprich!“ bat er den Kleinen nun fast flehend. Kuriboh kroch unter der Decke hervor und krabbelte auf Atemus Schoß. Dieser legte seine Arme, wie Halt suchend, um die braune Fellkugel. „Sie haben Yugi. Ein Magier hat Rotauge wieder Leben eingehaucht, damit er dir erzählen kann, dass sie Yugi haben. Ich wollte nicht von ihm weg, bis er mich noch einmal gesehen hat, damit er weiß, dass ich Hilfe hole. Ich soll dir ausrichten, dass Yugi zu einem Fürst Astaroth gebracht werden soll, der sich seiner annimmt. Sie wollen, dass Yugi mit den Drachen in den Krieg zieht...“ Kuriboh verstummte, als er die Tränen bemerkte, die in sein Fell tropften. Atemu hatte sein Gesicht in das Fell vergraben, während der Kobold erzählte. Lange hielt der Pharao den Kobold so fest. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass er sich im Nichts verlieren würde, wenn er Kuriboh wieder loslassen würde. „Atemu... was ist los?“ drangen besorgte Worte plötzlich an Atemus Ohren. Mühsam blickte er auf und sah vor sich Seto, Anthony und Subaru. „Wer ist Fürst Astaroth?“ fragte Atemu leise. Anthony erbleichte. „Bitte sag nicht, dass Yugi...“ – „Wer ist das? Yugi soll zu ihm gebracht werden.“ Fassungslos legte Anthony eine Hand auf seinen Mund, um so ein Keuchen zu unterdrücken. Er taumelte leicht, so schlecht war ihm. „Yugi wurde also vom spanischen Königshaus entführt...“ brachte er mühsam hervor. „Und weiter?“ – „Atemu... Yugi soll eingebrochen werden. Fürst Astaroth ist ein Monstertrainer und Kriegsherr sondergleichen. Er macht alles und jeden gefügig – und geht dabei über Leichen! Ich war einmal dabei, wie er einen Gaia gebrochen und gefügig gemacht hat. Glaub mir, du willst nicht wissen, was da alles passiert ist! Wir müssen sofort los und den Kleinen daraus holen! Nicht nur, dass Yugi gebrochen ist und keine Seele mehr besitzt – nur noch eine wandelnde Puppe ist, sondern , weil das spanische Königshaus dann Macht über die Drachen besitzt... und ich will mir nicht ausmalen, was alles passieren wird, wenn sie kriegerische Absichten haben!“ Atemu war immer blasser geworden, je mehr er der Ausführung Anthonys lauschte. Subaru wandte sich entsetzt ab. Er selber als Offizier wusste, was man mit Gewalt und Folter ausrichten konnte. Und alleine der Gedanke, was man den Kleinen antun würde, um seinen Geist zu zerbrechen, ließ ihn einfach nur übel werden! Das durfte nicht geschehen. Auch Seto war blass geworden, bei der Vorstellung, dass dieser kleine Schelm, wie er ihn getroffen hatte, als willenlose Marionette... Nein, er durfte nicht darüber nachdenken! Seto war der Erste, der sich wieder fasste und kühl das Wort ergriff. „So sollten wir uns beeilen und keine Zeit verlieren! Allerdings solltest du, Atemu, deine Pflichten nicht vergessen! Du musst das Friedensessen unbedingt abhalten, sonst ist Ägypten während deiner Abwesenheit nicht sicher! Ich werde gerne, mit Obelisks Hilfe, das Reich für dich führen, während du Yugi rettest!“ Atemu blickte ruckartig zu Seto und in dessen Augen. Die blauen Augen waren kalt und emotionslos. Und dennoch erkannte der Pharao in ihnen kein Lug und Trug. Schließlich nickte er. „Ich vertraue dir mein Volk an. Obelisk an deiner Seite sowie Narbengesicht und der Drachenfluch!“ Seto nickte ergeben. „Dann lass uns alles vorbereiten!“ ergriff da Subaru das Wort. „Wir müssen ein Schiff mit Proviant, Kriegern und den mitzunehmenden Monstern vorbereiten. Außerdem sollten wir uns schon einmal diplomatisch mit den Herrschern auseinandersetzen, durch dessen Länder wir müssen!“ Atemu nickte. „Subaru, das überlasse ich dir! Wann können wir starten?“ Und noch ehe Subaru antworten konnte, mischte sich Anthony ein. „Nicht so schnell, Atemu. Ich würde dir empfehlen, dir auch die Hilfe des geflügelten Sonnendrachen des Ra zu sichern! – Ich gehe nur von den Sagen und Legenden deines Landes aus. Und da du schon Osiris und Obelisk an deiner Seite hast, wäre es da nicht vom Vorteil, dir auch die Hilfe Ras zu sichern?“ Atemu blickte zu Boden und schwieg. Dann atmete er tief durch. Da er seinen Verpflichtungen als Pharao an erster Stelle nachkommen musste, konnte er eh nicht sofort aufbrechen. Also nickte er nur knapp. „Gut... Wenn alles klappt, können wir in zwei Wochen aufbrechen!“ meinte da Subaru. Ergeben nickte Atemu und vergrub sein Gesicht wieder in Kuribohs Fell. Er fühlte sich so macht- und hilflos... Es war ein Tag vor dem Friedensessen. Im großen Thronsaal waren Seto, Anthony, Subaru und Atemu versammelt. Außerdem waren Narbengesicht, der Drachenfluch, Kuriboh, der Zauberer der dunklen Magie und der Chaosmagier von Atemu anwesend. Diese Monster ließen es sich nicht nehmen, bei der Abschlussbesprechung dabei zu sein. So eben wurde abgeklärt, wie das weitere Vorgehen nach dem Friedensessen war. „Atemu, nach dem morgigen Tag hast du drei Tage Zeit, dir die Hilfe Ras zu sichern. Danach müssen wir in See stechen, mit oder ohne seine Hilfe! Verstanden?“ meinte da Seto. Atemu nickte Zähne knirschend. Ihm kam das alles so unwirklich vor! „Laut den Legenden taucht Ra auf, wenn das ägyptische Volk in größter Gefahr ist. In Friedenszeiten ist es dem Pharao jedoch möglich den Drachen in den Tempeln, die dem Sonnengott Ra gewidmet sind, zu rufen. Allerdings liegt es im Ermessen des Göttermonsters, ob er den Pharao erhört. Sei dir also dessen immer bewusst, dass er vielleicht nicht auftauchen wird! Wir haben den größten Tempel uns rausgesucht, wo du hingehen wirst. Du musst in zwei Tagen schon vor Sonnenaufgang auf dem Platz des Tempels sein! – Verstanden?“ erläuterte Seto weiter. Atemu seufzte und nickte. Zufällig ließ er seinen Blick über Narbengesicht gleiten. Dieser kniff schmerzgepeinigt seine Augen zusammen und erstarrte, als ob sein ganzer Körper ein einziger Schmerz war. Stirnrunzelnd blickte Atemu zu dem Drachenfluch. Auch dieser lag mit zusammengekniffenen Augen vor Schmerzen gekrümmt auf dem Boden. „Narbengesicht... Drachenfluch... Ist alles in Ordnung?“ fragte Atemu verwirrt und besorgt. Diese Frage ließen die Anderen ebenfalls zu den Drachen blicken. Atemu wollte sich so eben zu seinem Magier wenden, als er die stillen Tränen sah, die über dessen Gesicht unaufhörlich liefen. „Magier... warum weinst du?“ fragte Atemu verwirrt und blickte Hilfesuchend zu dem Chaosmagier. Auch diesem liefen die Tränen unaufhörlich über das Gesicht. „Was...?“ Doch der Magier schloss gepeinigt seine Augen, nicht fähig ein Wort von sich zu geben. Besorgt beobachteten die Menschen die Monster. Was sie irritierte, keines der Monster wollte sagen, was los war. Als die Drachen sich langsam wieder entspannten, nahmen die Menschen das Gespräch wieder auf, dabei jedoch immer wieder besorgte Blicke zu den Magiern werfend, die unaufhörlich still weinten. „Du wirst also mit Narbengesicht zu dem Tempel fliegen?“ fragte Subaru leise. Atemu nickte. „Wie wirst du dann reisen, wenn wir unterwegs sind, wenn Narbengesicht und der Drachenfluch hier bei Seto bleiben sollen?“ – „Osiris hat mir angeboten, dass ich auf seinem Rücken reiten darf.“ – „Also begleitet der Große uns auch?“ – „Ja. Er wollte an meiner Seite bleiben.“ – „Wird dein Chaosmagier auch mitkommen?“ – „Ja.“ – „Gut!“ nickte Subaru. Er machte sich nun keine Sorgen mehr um die Sicherheit des Pharaos. „Wir haben auch die Unterstützung und Durchreiseerlaubnis sämtlicher Herrscher bekommen, die wir brauchen!“ meinte da Anthony. „Ich habe mich außerdem mit dem russischen Königshaus in Verbindung gesetzt. Ich erwarte täglich Informationen, was da in Europa so alles vor sich geht.“ – „Warum das russische Königshaus?“ fragte Atemu verblüfft. „Weil sie über alles Bescheid wissen. Sie beobachten und bleiben passiv – es sei denn, man greift sie an!“ Atemu nickte verstehend und lächelte erleichtert, als nun scheinbar alles geklärt war. So gut, wie sie vorbereitet waren, konnte nichts schief gehen. Außerdem wollte der Pharao beim Sonnentempel eine Handvoll kleiner magischen Boten zu Yugi schicken, damit dieser Bescheid wusste, dass er auf dem Weg war! Leicht entspannte sich Atemu, als sein Lächeln plötzlich erstarb, sein Gesicht schneeweiß wurde und ein rasender Schmerz durch sein Körper jagte. Ein brutaler Stich traf sein Herz und Atemu griff verzweifelt mit seinen Händen an die linke Brust. Er bekam keine Luft mehr. Fassungslos sank er in die Knie. Alles um ihn herum wurde schwarz und er hatte nur ein Bild vor Augen: Ein tiefschwarzer dreiköpfiger weißer Drache mit pechschwarzen Augen, der Blut weinte. Entsetzt keuchte Atemu auf. Der Dreiköpfige war Yugis... „NEIN... YUGI!“ brüllte Atemu entsetzt und voller Schmerz auf, als ihm bewusst wurde, das sein kleiner Dieb so eben zerbrochen war. Im gleichen Moment dröhnte und wackelte der Palast. Sämtliche Drachen brüllten empört und gepeinigt auf. Sie spürten den glühenden und verzweifelten Schmerz des Kleinen! Als das Dröhnen nachließ, fing Narbengesicht an zu weinen. Atemu lag auf den Knien, seine Stirn berührte den Boden. Er konnte sich nicht rühren. Tränen liefen über sein Gesicht. „Yugi... Yugi... Bitte... Yugi...“ schluchzte er immer und immer wieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)