Main hoon na - Ich bin immer für dich da von Seelendieb (Yugi x Yami) ================================================================================ Kapitel 8: Der rote Magier -------------------------- Der rote Magier Yugi kam langsam wieder zu sich und stutzte. Er lag in einer großen geräumigen Höhle auf einem Strohlager. Er fühlte sich innerlich Leer und benutzt. Was war passiert? Yugi runzelte die Stirn. Das Letzte, was er noch wusste, war, dass er wieder mal den Brief von Faisal gelesen hatte. Faisal... Wieso schmerzte sein Herz? Warum liefen ihn die Tränen? Yugi erhob sich vorsichtig vom Lager und trat aus der Höhle. Sofort blieb er wie angewurzelt stehen. Er starrte direkt in einen Wald! Wo war er hier? Verwirrt blickte Yugi sich um und entdeckte seitlich vor ihm den Rotauge, der schlief. Yugis Blut geriet in Wallung, als er den Drachen so liegen sah. Er machte einen Schritt auf den Schwarzen, als mit einem Schlag die letzten Ereignisse auf Yugis Verstand einprasselten. Die Verweigerung Faisals, Yugis Bitte nachzugehen. Der selbstständige Angriff von seinem Kuriboh und den Weißen. Rotauge, der ihn gepackt und fortgeschleppt hatte... Kuriboh... Sein Kobold war schwer verletzt gewesen, als Rotauge ihn gepackt hatte und... Der schwarze Drachen spürte die Gefühlswelt des Kleinen. Den Schmerz, die Verwirrung, Angst und Wut. Mit seinen blutroten Augen wandte er sich zu Yugi und musterte ihn nachdenklich. Wie sollte er jetzt mit den Kleinen umgehen? Yugi sah diese tiefroten Augen. Keine Emotion war zu erkennen. „Du...“ hauchte Yugi. Er trat einen weiteren Schritt zum Drachen. „Wo ist Kuriboh?“ fragte Yugi verstört. Der Drache schüttelte leicht den Kopf. „Warum?“ rief Yugi, während er mittlerweile neben den Drachen stehen geblieben war und auf ihn hinab starrte. Rotauge schwieg und musterte weiterhin unergründlich den Menschen vor sich. Er wusste, Yugi würde ihn jetzt gleich sehr verletzen, aber die Gefühlswelt, die Gedanken des Kleinen waren so wirr, voller Verzweiflung, Angst, Wut. Rotauge wusste instinktiv, dass er nun den Kleinen all das zurück geben konnte, was Yugi für ihn getan hatte – damals im Schott. Yugi sollte ihn hassen, sollte ihn schlagen, beschimpfen, verletzen... wenn es alles dazu diente, Yugi zu helfen. Dieser wurde rasend vor Wut, als der Rotauge immer noch schwieg und mit voller Wucht trat er gegen den Drachenkörper. Rotauge zuckte mit keiner Wimper, als der Schmerz durch seinen Körper raste. „Antworte mir, verdammt!“ brüllte nun Yugi, alles über Bord werfend. „Warum hast du Kuriboh bei dieser Bestie gelassen! Warum?! – Kuriboh war schwer verletzt! Was, wenn er meine Hilfe braucht! – Verflucht, antworte mir Rotauge!!!“ Yugi stürzte sich auf den Drachen und schlug immer wieder brutal mit seinen Fäusten auf diesen ein, während ihn die Tränen liefen und er Rotauge anbrüllte. „Kuriboh ist alles was ich habe. Er ist mein Freund, mein Bruder! Er ist meine Familie! Schon wieder habt ihr mir meine Familie genommen!“ Jedes Wort schmerzte. Rotauge atmete tief und scharf aus. Tränen glitzerten in seinen roten Augen. Doch ließ er Yugi gewähren. Sollte er seinen ganzen Schmerz los werden, Rotauge würde versuchen, diesen aufzunehmen. „Ihr seid auch Schuld, dass Faisal mich nicht mehr mag! Wegen euch habe ich Faisal verloren! Rotauge, ich hasse dich! Du hast mir Kuriboh genommen! Bring mir Kuriboh zurück! Bring mir meine Mama zurück!“ Yugi schrie und weinte. Mittlerweilen hatte er einen Stein in seinen Fäusten und schlug immer wieder mit den Stein auf den Drachen ein. Yugi war voller Hass, Wut... voller Schmerz. Verstand denn Niemand wie sehr es innerlich weh tat? Verstand denn Niemand seinen Schmerz? Wusste denn überhaupt jemand, was es bedeutet, seine Eltern, seine Familie zu verlieren? Alles zu verlieren? Es kristallisierte sich immer mehr der Drang, zu zerstören und zu vernichten, um den anderen zu zeigen, wie er sich fühlte, wie schwer verletzt er war und so schlug er immer und immer wieder auf den Drachen ein. Der Drache lag blutüberströmt da und stöhnte leicht schmerzgepeinigt, doch rührte er sich nicht und ließ Yugi gewähren. So fanden der weiße Drache und der rote Magier die Beiden vor. Der Weiße war schockiert. „Yugi, hör auf! Es reicht!“ donnerte er lautstark, doch der Mensch reagierte nicht. Da machte der rote Magier kurzen Prozess und schoss einen Magiestrahl auf Yugi, der diesen lähmte. Blitzschnell erschuf der Magier in der Höhle um das Strohlager einen Kerker und mit einer brutalen Bewegung schleuderte er Yugi in den Kerker. Yugi schrie schmerzgepeinigt auf, als er gegen die Wand geschleudert wurde. Zuerst war er total verblüfft und verwirrt, als er sich plötzlich nicht mehr bewegen konnte und gar schwebte. Doch als er aufblickte und sah, wie vor ihm die Kerkertür zuknallte, wurde er leichenblass. Er schrie auf vor Wut und Panik und rammte sein ganzes Körpergewicht gegen die Eisenstangen der Zelle. Immer und immer wieder. „Lasst mich hier raus! Ihr Feiglinge!“ brüllte er dabei. Plötzlich stand der rote Magier vor der Tür und starrte auf den schweratmenden Yugi. Dieser hielt kurz inne und blickte in die grünen Augen des Magiers. Beide waren sie nur durch die Gitterstäbe der Zellentür getrennt. „Lass mich raus!“ knurrte Yugi. „Erst, wenn du dich beruhigt hast und dir bewusst ist, was du so eben getan hast!“ Damit wandte sich der rote Magier ab und ließ Yugi allein. Dieser drehte wieder durch und warf sich brüllend und schreiend immer wieder gegen die Zellentür. Der rote Magier trat neben den Rotauge. „Die Wunden sehen schlimm aus...“ murmelte er leicht entsetzt, als er die Verletzungen sah, die der Mensch den Drachen zu gefügt hatte. „Sie sind nichts im Vergleich zu den Verletzungen in seinem Herzen...“ raunte der Rotauge schwach. „Er hätte dich fast getötet!“ – „Ich weiß...“ Während der Magier seine Magie anwandte, um den Drachen zu heilen, trat leise der Weiße an Rotauge ran. Dieser blickte zu den Weißen auf. „Du bist es?“ fragte er leise. Der Weiße nickte sanft. „Verzeih ihm bitte diesen Ausbruch...“ Doch Rotauge schloss beruhigend seine Augen. „Keine Sorge, ich nehme es ihm nicht übel. Es tut mir nur Leid, dass ich nicht mehr für ihn tun kann.“ Der Weiße seufzte und blickte in Richtung der Höhle, wo er Yugi toben hörte. Er fragte sich, ob seine Seele diesen Schmerz verkraften würde. Der weiße Drache lag auf dem Vorplatz vor der Höhle zwischen den Höhleneingang und dem Rotauge. Nur um sicher zu gehen, falls Yugi doch aus dem Kerker ausbrechen sollte. Yugi hatte lange getobt. Der Magier war zwischenzeitlich in die Höhle gegangen und hatte die Gitterstäbe unter Magier gesetzt, so das Yugi nicht mehr bis ganz an die Stäbe ran kam. Dafür bekam er nun Stromschläge. Dies hatte den Kleinen natürlich wieder von neuen in Rage gebracht. Der Magier wachte nun über den Menschen im Schatten einer Ecke verborgen, während der Kleine sich immer wieder unermüdlich gegen die Gitter warf. Der Weiße wurde wach, weil er Yugi weinen hörte. Bitterlich weinen. Er schrie nach seiner Mama und seinen Papa. Er wollte zu Kuriboh. Seine Seele war nicht zerbrochen. Er weinte und reinigte nun seine Seele, doch wie schwer die Verletzungen sind, würde sich zeigen. Der Weiße blinzelte leicht, als ihn Tränen in die Augen stiegen. Ein Blick zum Rotauge zeigte ihn, dass dieser auch weinte. Die ganze Nacht lauschte der Weiße, wie Yugi weinte. Mal Laut, mal Leise. Mal flehend, mal vor Wut und irgendwann nur noch voller Verzweiflung und Schmerz. Im Morgengrauen wurde es ruhig in der Höhle. Der rote Magier trat raus und ging zum Weißen. „Er ist eingeschlafen...“ murmelte er seltsam bedrückt. Der Drache blickte mit seinen eisblauen Augen in die Grünen des Magiers. „Du kennst seine Gedanken? – Du hast sie gelesen?“ fragte er leise. Der Magier nickte. „Wirst du ihn ausbilden?“ Der Magier blickte in den Himmel. „Ich werde ihn ausbilden, doch müsst ihr dafür sorgen, dass er seine Menschlichkeit nicht verliert und dass er nicht vergisst, was ihm heilig ist und was er liebt! – Denn wenn all das nicht mehr ist, wird er euch alle versklaven und das ganze Land in tiefe Finsternis stürzen!“ Der Weiße nickte und blickte wieder zur Höhle. So schwer also war seine Seele verletzt. Yugi wurde wach. Sein ganzer Körper schmerzte, seine Augen brannten und er hatte tierische Kopfschmerzen. Ein Blick belehrte ihn, dass die Gitter weg waren. Mühsam rappelte sich Yugi auf und er taumelte. Was war passiert? Nur vage erinnerte er sich, dass er auf Rotauge eingeschlagen hatte und dann irgendwie sich immer gegen Gitterstäbe geworfen hatte. Ach ja... und diese grünen eiskalten und arroganten Augen dieses Magiers. In Yugi brodelte die Wut wieder hoch. Schritt für Schritt lief Yugi vorsichtig aus der Höhle und auf den Vorplatz. Seine Schläfen pochten und er hatte Mühe zu atmen. Langsam gewöhnten seine Augen sich an die Helligkeit und er sah sich gegenüber einen strahlend weißen Drachen mit eisblauen Augen, der entspannt da lag, seine Flügel leicht gebreitet, damit er die Sonnenstrahlen auffing und sein Blick auf Yugi gerichtet. Yugi stand wie angewurzelt da. Seine Augen weiteten sich fassungslos. War das...? Yugi hatte Angst, sich zu bewegen. Angst, dass dann das Bild des Drachens verschwinden würde... „Ich bin es.“ Ermunterte der Weiße den kleinen Menschen. Yugis Augen füllten sich voller Tränen der Erleichterung, der Freude. Sein Freund aus Kindestagen lag vor ihm! Der weiße Drache mit den eisblauen Augen von der Felsenlichtung! Mit einem Aufschrei rannte Yugi zu den Drachen. Er warf sich an dessen Körper und weinte bitterlich. Der Weiße senkte einen seiner Flügel über Yugi, wie wenn er ihn in eine schützende warme Hülle wickeln würde. Yugi spürte die Wärme, die Kraft und die Ruhe des Drachen. Der kleine Mensch weinte bitterlich und sehr lange. Irgendwann beruhigte er sich wieder, dennoch liefen ihm die Tränen weiter. „Ich hab was Schlimmes getan...“ murmelte da Yugi plötzlich. Der Drache drehte seinen Kopf leicht und musterte den Kleinen. „Was denn?“ – „Ich habe Rotauge verletzt... Dabei wollte er mir doch helfen... mich schützen...“ – „Alles gut, Yugi. Mach dir darüber keine Gedanken. Rede mit ihm. Er nimmt es dir nicht übel.“ Lächelte der Drache sanft und Yugi blickte in die warmen eisblauen Augen. Und in diesem Moment wusste er, es würde alles wieder gut werden... irgendwie, irgendwann. Langsam löste sich Yugi aus der Umarmung des Flügels. Fast ratlos blickte er sich dann um. „Du bist leer und weißt nicht, was du mit dem Scherbenhaufen deines Herzens anfangen sollst?“ fragte da eine ganz raue Stimme leise. Yugi blickte zur Stimme und sah den Rotauge, der sich geschmeidig dem Menschen näherte. Dieser blickte demütig zu seinen Füßen. „Es tut mir Leid... Bitte verzeih...“ Der Rotauge schnaubte und neigte sein Haupt, damit er auf Augenhöhe mit Yugi war. „Es ist alles vergeben und vergessen. Mach dir keine Gedanken. Du warst voller Schmerz. – Darf ich dir jemanden vorstellen?“ Yugi nickte misstrauisch und folgte den Blick des Rotaugen und sah den roten Magier! Yugis Augen verengten sich vor Wut, doch noch ehe er was sagen konnte, ergriff der Weiße das Wort. „Yugi... bitte beantworte mir eine Frage ehrlich: Magst du Atemu noch?“ Yugi starrte den Weißen an „NEIN! Ich hasse Atemu! Ich will Faisal wieder zurück...“ Der Weiße nickte. „Als magst du Faisal?“ – „Ja...“ – „Yugi, bitte hör mir jetzt genau zu, denn ich möchte dann eine Entscheidung von dir haben: Du bist der legendäre Herr der Drachen. Das heißt, du kannst über jeden von uns befehlen, wir werden dir folgen. Auch bist du in der Lage, sogar den Gehorsam des Drachens einzufordern, der über uns allen steht und die Macht besitzt, jeden zu vernichten! Allerdings kannst du uns noch nicht schützen, weil dir die Magie und die Kampfkünste fehlen. Der dunkle Magier hier hat sich bereit erklärt, uns zu helfen und dich auszubilden unter der Bedingung, dass wir wieder Frieden in das Land bringen und Atemu und Ägypten retten.“ – „Atemu ist eine Bestie...“ murmelte Yugi bissig. Der Drache lachte leicht. „Ich weiß vom Rotauge, was mit Seth und seinen Wüstenwinden passiert ist. Auch weiß ich von Narbengesicht, der sich entschieden hat, sich in die Knechtschaft des Pharaos zu begeben, um eben diesen vor seinen Feinden zu schützen. Kuriboh geht es gut und ist an der Seite von Narbengesicht. Atemus Feinde haben sich als seine Freunde das Vertrauen erschlichen und versuchen nun diesen zu vernichten, in dem sie nach und nach seine wahren Freunde und Getreuen ausschalten. Wenn Atemu so eine Bestie wäre, wie du sagst, hätte sich Narbengesicht nicht versklaven lassen...“ sprach der Weiße. „Außerdem vergaß er alles um sich herum, als er dich in Gefahr sah.“ Ergänzte da Rotauge leise. Yugi blickte zwischen den Beiden hin und her. Warum ahnte er, dass er sich seinem Schicksal nicht entziehen konnte? Musste er wirklich kämpfen? „Nur weil man weiß, wie man kämpft und Schlachten gewinnt, heißt es noch lange nicht, dass man auch kämpfen muss...“ meinte da der rote Magier und Yugi blickte ihn tief in die grünen Augen. Da war keine Arroganz. Da war Wärme und das Wissen über die Unendlichkeit des Seins. Ergeben schloss der Junge seine Augen. „Bilde mich aus...“ Yugi war am Ende. Er zitterte am ganzen Körper. Ihm war kalt. Er wusste nicht mehr, warum er diesen ganzen Mist zu gestimmt hatte. Auf jeden Fall hatte er das Gefühl, dass der Magier dies ausnutzte, um ihn immer und immer wieder zu demütigen! Anders konnte sich Yugi es nicht erklären, dass er jetzt seit dem Morgengrauen hier hüfthoch im kalten Wasser stand mit der Anordnung, diesen Fluss erst wieder zu verlassen, wenn er es schaffte einen Bannkreis zu erstellen. Toll! Als ob er wie ein Magier aussehen würde! Yugi schnaubte. Er versuchte sich immer wieder zu konzentrieren, aber es gelang nicht! Wie sollte er etwas erstellen, wo er noch nicht einmal wusste, die das ging, geschweige denn, was das war? Er war ja nur ein normaler Junge und... „Bist du endlich fertig mit deinem Mitleid?“ fragte der rote Magier leicht genervt, als er an den Fluss trat. Yugi knurrte nur. Ach ja, und er hasste es, wenn man sich noch nicht einmal in seine Gedanken verkriechen konnte! Ein amüsiertes Lächeln huschte über die Züge des roten Magiers. Der Magier zollte den Kleinen Respekt. Er mochte sich noch so unwillig zeigen, aber er erfüllte immer alle Aufgaben. Er war ehrlich und versuchte nie zu betrügen. Jetzt hätte Yugi auch die ganze Zeit aus dem Wasser gehen können und sich in der Sonne zu wärmen, statt dessen befolgte er die Anordnung und blieb die ganze Zeit in dem kalten Bergfluss stehen – allerdings alles und jeden verfluchend. Langsam begriff der Rote, warum die Drachen ihn liebten. „Yugi...“ unterbrach er sanft das Wettern. „Was?!“ fauchte Yugi gefrustet und blickte zu den Magier. Als er das amüsierte Lächeln sah, schnaubte er auf und trat mit dem Fuß ins Wasser, in der Hoffnung, dass die Wasserspritzer den Magier erreichten. Nicht mal ansatzweise. „Sehr kläglich...“ spöttelte der Große. Na warte... knurrte Yugi vor sich hin und starrte auf das Wasser. Fieberhaft überlegte er, wie er die große Entfernung überbrücken konnte, um den Magier eine kalte Dusche zu verpassen. Seine Hand glitt hilflos suchen durch das Wasser. Und während Yugi fasziniert die Bewegungen des Wassers um seine Hand, die Finger beobachtete, kam ihn das Bild Kuribohs vor Augen, wie er eine Wasserkugel geformt und sie auf Faisal geschossen hatte. In dem Moment hatte Yugi etwas gespürt gehabt. Da fiel ihm plötzlich etwas ein, was sein Vater ihm vor langer Zeit zugeraunt hatte, als er das erste Mal auf der Felsenlichtung stand, um zu schauen, mit wem sich Yugi angefreundet hatte. Sein Vater hatte zu ihm gesagt, dass die Drachen einem nichts tun würden, wenn man ihnen offen und ehrlich gegenüber tritt. Drachen waren mit der Natur verbunden und fühlten den Schmerz jedes Wesen. Deshalb beherrschten die Drachen alle Elemente, weil sie die Seele jedes Steins, jedes Baums fühlten und verstanden. Yugi blickte auf das Wasser... Er hatte auch etwas gespürt damals bei Kuriboh. War das die Seele des Wassers gewesen? Wenn dem so war, dann müsste er doch eigentlich einfach nur versuchen seine Gedanken mit dem Wasser zu verbinden... So wie mit den Drachen, damit er dem Wasser seine Bitte vortragen könnte... Yugi schloss seine Augen. Er ließ alles fallen, schaltete seine Gedanken aus und suchte nach einer Antwort. So wie er es jedes Mal getan hatte, wenn er nach den Drachen rief. Und plötzlich war sie da! Die Verbindung, die Antwort! Ein Schwall voller lebensfreudiger Energie durchfuhr seinen Körper. In seinem Kopf dröhnten tausende zarte Stimmen, die zuerst unwirsch durcheinander redeten und sich dann plötzlich zu einer einzigen tiefen, sanften Stimme vereinigten. „Du hast lange gebraucht, um es zu verstehen! – Was ist dein Begehr?“ Yugi zuckte zusammen, riss seine Augen auf und starrte verwirrt zum Magier. Der Rote hatte den Kleinen beobachtet. Er sah die Verzweiflung und den Frust, dass das Wasser ihn nicht erreicht hatte. Eher missmutig hatte Yugi in das Wasser gestarrt und plötzlich schien er zu stutzen. Er starrte eine ganze Weile nachdenklich auf seine Hände und ließ sie dann in das Wasser sinken, während er seine Augen schloss. Sollte der Kleine es begriffen haben? Sollte er verstanden haben, was die Drachen so mächtig machte? Wenn ja, dann war der Rest ein Kinderspiel! Da riss Yugi verwirrt seine Augen auf und starrte ihn hilfesuchend an. Der Magier schüttelte nur ironisch den Kopf und wollte sich abwenden, als es ins Yugis Augen aufblitzte und er ganz deutlich dessen Befehl in seinen Gedanken hörte: „Mach ihn nass!“ Yugi sah, wie leicht arrogant der Magier sich abwenden wollte. Doch das wollte er nicht zu lassen! Der Rote würde jetzt seine Dusche bekommen! Er legte all sein Vertrauen, was er den Drachen und Kuriboh immer schenkte, in den Befehl „Mach ihn nass!“. Er ließ sich gleiten, fallen und spürte den Fluss, dessen Bewegung. Das Vertrauen, dass er dem Wasser schenkte, wurde millionenfach erwidert, als es um ihn herum nur spitzbübisch auflachte und kicherte. Automatisch fuhr Yugi seine Hand durch das Wasser und spritzte es gegen den Magier. Doch dieses Mal hatte sich ein großer breiter Wasserstrahl geformt, der direkt auf den Magier flog. Dessen Augen zuckten zusammen und er hob seine rechte Hand und stoppte den Wasserschwall mit einer Magieattacke, die das Wasser zu Eis gefrieren ließ. Gefrustet darüber, dass er dem Magier schon wieder unterlegen war, schlug Yugi seine Faust auf die Wasseroberfläche. Das konnte doch nicht wahr sein! Plötzlich kam ein böiger Wind auf, der durch die Äste, die Blätter, durch die Haare Yugis fuhr und der kleine hörte das spöttische Wispern „Brauchst du Hilfe?“. JA, schrie er vor spitzbübischer Freude und der Wind wurde zum Sturm und mit einem plötzlichen Aufbrausen, stieß der Wind den Magier in den Rücken und dieser fiel unvorbereitet und wehrlos in das kalte Wasser! Yugi brach in helles Lachen aus. Geschafft! „Danke!“ rief er laut lachend, während er den Magier beobachtete. Dieser erhob sich und neigte anerkennend sein Haupt. „Respekt, kleiner Mensch! Du hast es geschafft.“ Yugi war sich nicht sicher, ob der Rote es ernst meinte oder ihn verspottete. „Nun forme den Bannkreis! Du musst um dich und um deine Drachen einen Bannkreis ziehen und halten können, damit weder deine Drachen von Magieattacken angegriffen werden können noch du, während du deine Drachen beschützt.“ Yugi hatte wirklich gedacht, der Magier würde von diesem Bannkreis-Gedöns ablassen! „Und wie soll ich das machen?“ fragte Yugi genervt. Der Rote lächelte warm. „Du weißt es, wie geht. Schließe deine Augen, verbinde dich mit deiner Umgebung. Lass die Luft, die Erde, das Wasser, das Feuer – alle Seelen durch deinen Körper fließen...“ raunte der Magier. Yugi blickte in die grünen Augen und glaubte plötzlich zu verstehen. Er schloss also seine Augen und ließ seine Arme hängen, die Handflächen offen. Er atmete tief ein und lauschte dem Wind, dem Wasser. Er spürte die Erde unter seinen Füße und die Sonne auf seinem Körper. Plötzlich spürte er diese Präsenz in seinem Rücken. Sie war stark, sie war mächtig, sie war grausam und finster. Diese Präsenz trat näher an ihn heran. „Lass dich fallen...“ und Yugi gehorchte. Er dachte nicht mehr nach. Er vertraute und fühlte. Plötzlich spürte er wie seine rechte Hand sich bewegte. Sie schwang nach vor, griff nach etwas unsichtbaren und führte das Gegriffene nach oben. Plötzlich öffnete sich die Hand und schloss sich wieder zu einer Faust, jedoch blieben der Zeige- und Mittelfinger aufrecht stehen. Die Finger verharrten kurz vor Yugis Nase, zwischen seinen Augen. Er schlug diese auf und war erschlagen von der Intensität der Farben um sich herum. Es waren mehr Auren als alles andere. Im Hinterkopf hörte er die Beschwörungsformel. Er verstand kein Wort, geschweige denn, dass er auch nur ein Wort aussprechen konnte. Plötzlich verstummte die Formel und seine rechte Hand schwang blitzschnell und kraftvoll um seinen Körper und dann zeigte die Hand nach oben. Yugi stand plötzlich in einem strahlendem Licht was sich aus der Erde in den Himmel erstreckte! Und unter Yugi entstand ein glühender Kreis, in dessen Mitte sich langsam ein Pentagramm auftat. Yugi war geschockt und fasziniert über die Macht, die nun durch seinen Körper floss. Und plötzlich wusste er, die dunkle Präsenz war der Magier. Er hatte sich hinter Yugi gestellt und kurzfristig für diesen Moment die Kontrolle über seinen Körper übernommen. Yugi blickte hinter sich und starrte in die grünen Augen. „Warum...“ formten seine Lippen. Der Magier starrte in Yugis Augen. „Weil du so mächtig bist, dass du diese Macht nicht ohne weiteres beherrschen kannst. Lass mich deine Zwillingsseele sein und deine Macht kontrollieren. Du bedeutest den Drachen so viel, dass ich es nicht verantworten kann, wenn du an dieser Magie zerbrichst.“ Yugi sah etwas in den Augen des Magiers. Nur konnte er nicht fassen, was es war. Die Augen waren so uralt, Sterne, ja ganze Galaxien spiegelten sich in ihnen wider... Alles und auch nichts, Licht und Dunkelheit. Yugi wurde blass. Ganz langsam sank der kleine Mensch ehrfürchtig vor dem Magier in die Knie, doch dieser hielt Yugi an den Schultern fest und zog ihn wieder auf die Füße, während er leise den Kopf schüttelte. „Wenn jeder sich vor mir zu verneigen hat, nicht du, kleiner Mensch!“ Die Hände waren sanft und stark und Yugi fühlte sich sicher. Tiefes Vertrauen durchfloss seinen Körper. „Bleib an meiner Seite...“ bat er murmelnd und der Magier nickte. Und mit einem Schlag war der Bannkreis, die Atmosphäre, die Magie verschwunden. Yugi sackte zusammen und der Magier fing ihn auf. Leiser Spott lag in den nun wieder normalen grünen Augen des Zauberers. Yugi fragte sich, ob er sich das alles nur eingebildet hatte, doch... da war was gewesen, was... Yugi schüttelte leise den Kopf. Es war abends und Yugi lehnte mit dem Rücken an Rotauge, während er in die Sterne schaute. Vor ihm brannte ein kleines Lagerfeuer. „Was bedrückt dich?“ fragte da der Rotauge nach langem Schweigen. „Wer ist er?“ fragte Yugi nur. Da trat der Weiße an die Beiden ran und legte sich um das Feuer, während er Yugi musterte. „Er ist seit Urzeiten auf der Welt...“ begann der Drache leise. Yugi horchte auf. „Er ist ein dunkler Magier. Und er lebt schon seit Urzeiten. Man sagt, dass er sich in jemanden verliebt hat, den er nicht lieben durfte. Er hat viel Krieg, Leid, Hass und Verrat gesehen. Er musste mit ansehen, wie seine Liebe ihn verriet und dann selber vernichtet wurde. Seine große Liebe ist wohl in seinen Armen gestorben. Die Trauer und der Schmerz ließen sein Haar ergrauen. Er beschwor die dunkelste Magie und schloss einen Pakt. Er verkaufte seine Seele an die Unendlichkeit, dafür durfte er bis in die Unendlichkeit leben, um seine Liebe wieder zu finden. Als Beweis des Paktes wurde er Rot. Rot, wie das Blut, das Herz und der Schmerz der Liebe. – Wenn du sein Vertrauen genießt, Yugi, brauchst du dich vor keinem Feind mehr zu fürchten, denn er steht immer hinter dir und stärkt deinen Rücken...“ Yugi blickte nachdenklich ins Feuer. „Was hat es mit dem Herrn der Drachen auf sich?“ fragte er plötzlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)