I can see von Miss_Keks (Np: Sasusaku) ================================================================================ Kapitel 5: Kompliziert ---------------------- Ihre Augenbrauen schossen verwundert in die Höhe. „Wie?“ Schmunzelnd trat ich auf sie zu. „Du kommst einfach mit in die Küche und beschäftigst dich dort ein bisschen, während ich koche und dann essen wir an einem Tisch im Restaurant. Was hältst du davon?“ Das Mädchen verzog nachdenklich das Gesicht. „Komm schon. Du kannst dir nicht die Gelegenheit entgehen lassen, den besten Koch in der Geschichte der Köche zu erleben“, warf ich ein, bevor sie das Angebot ablehnen konnte. Freundschaftlich legte ich ihr einen Arm um die Schultern. „Es wi...“ Hinata unterbrach mich grob, indem sie sich ruckartig aus meinem Griff befreite und Abstand zwischen uns aufbaute, indem sie einige Schritte von mir weg machte. Überrascht blinzelte ich sie an. Ihr Gesicht hatte sich in eine harte Maske verwandelt, während sie die Arme schützend um ihren Körper geschlungen hatte. Für einen kurzen Moment wusste ich nicht, was ich tun oder sagen sollte. Noch nie hatte ein Mädchen so abwesend auf meine Berührungen reagiert. Tief durchatmend ordnete ich meine Gedanken. „Okay, zwei eiskalte Absagen an einem Tag sind selbst für so einen charmanten Kerl wie mich zu viel, dessen musst du dir bewusst sein, echt jetzt. Lass uns einen Pakt schließen: Ich versuch nicht mehr, dich anzufassen und du kommst dafür mit. Was hältst du davon?“, schlug ich mit einem Grinsen vor, während ich Hinata aufmerksam beobachtete. „Willst du das wirklich?“, fragte sie unsicher nach und senkte ihre Arme. Nervös begann sie, ihre Finger aneinander zu stupsen. Überzeugt hob ich einen Daumen. „Ja, das bin ich, sonst hätte ich es nicht vorgeschlagen, echt jetzt!“ „Unter einer Bedingung“, setzte sie leise an, „Darf ich meine Sonnenbrille anbehalten?“ Nachdenklich runzelte ich die Stirn. Wieso um alles in der Welt? Ausnahmsweise hielt ich meinen Mund geschlossen. Vielleicht hatte sie Narben von der Operation, die noch nicht ganz verheilt waren oder möglicherweise andere Spuren, die sich nicht zeigen wollte. „Nun gut, wenn es sein muss, echt jetzt“, willigte ich schließlich ein, obwohl ich mich an keinerlei Anzeichen, die sie hätte verstecken wollen, erinnern konnte. Das letzte Mal, als ich ihr freigelegtes Gesicht gesehen habe, war ihre Haut rein und schön gewirkt. Doch in der Dunkelheit hätte ich leicht etwas übersehen können. Nachdenklich betrachtete ich das Mädchen. Es ließ mir einfach keine Ruhe. „Naruto?“ Ihre Stimme, die lauter als üblich war, riss mich aus meinen Gedanken. „Hä?“ „Wollen w-wir nicht langsam l-los?" „War ich schon wieder weggebeamt?“, fragte ich genervt von mir selbst. Sie nickte mit einem mitleidigen Lächeln. „Sorry, echt jetzt!“ Diese Grübelei musste wirklich aufhören! Hinata schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Nicht schlimm. B-bist du mit d-dem A-auto da?“ Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. „Naja, ich wäre, hätte ich einen Führerschein“, murmelte ich, in der Hoffnung, sie hätte lediglich ein 'Nein' verstanden. „Weswegen hast d-du keinen? Na-natürlich nur wenn i-ich fragen darf“, hackte sie jedoch zu meiner Enttäuschung nach. Verdammt. Meine Wangen leuchteten in einem dunklen Rotton auf. „Lach mich bitte nicht aus, okay?“ Sie nickte zustimmend. „Ich bin vor ein paar Wochen in der Nacht viel zu schnell gefahren und wurde erwischt. Naja, der Polizist hatte keine Gnade und jetzt bin ich meinen Führerschein noch für nen Monat weg, echt jetzt“, erzählte ich peinlich berührt. Das Mädchen kicherte hinter vorgehaltener Hand. „Hey! Du hast gesagt, du würdest nicht lachen!“, rief ich empört aus. „Lass uns ein Taxi nehmen“, erwiderte sie lediglich schmunzelnd. „Wir können auch Bahn fahren“, warf ich ein. Sie schüttelte bestimmt den Kopf. „N-nein, i-ich zahle a-auch.“ Hinata war überraschend unnachgiebig, weswegen ich mich letztendlich ihrem Willen fügen musste. „Naruto! Da bist du endlich! Himmel, bist du etwa auf einem Faultier her geritten oder was?“, rief mir mein Chef entgegen, kaum dass ich aus dem Auto ausgestiegen war. Augenverdrehend trat ich auf ihn zu. Der Mann musste unglaublich verzweifelt sein, wenn er persönlich erschienen war, um auf mich zu warten. „Was ist denn so dringend, echt jetzt?“, erwiderte ich lediglich und streckte mich. „Hier ist das Menü. Keine Fragen, einfach machen, verstanden?“ Er reichte mir hastig eine Karte und wandte sich bereits wieder zum Gehen, doch ich hielt ihn davon ab. „Unter einer Bedingung, Chef.“ Verwundert blickte er mich an. „Ich würde danach gerne mit einer Freundin hier etwas essen. Das würde sicherlich keine Probleme bereiten, nicht wahr?“ Warnend musterte ich meinen Vorgesetzten, dessen Augen schnell zu Hinata huschten, bevor sie sich zu Schlitzen formten. „Mach was du willst, solange du deine Arbeit gut machst“, entgegnete er schließlich schnell, bevor er beinahe rennend das Gebäude betrat. Lächelnd wandte ich mich zu dem Mädchen um. „Dann mal los, echt jetzt! Vorsicht die Stufen“, warnte ich sie, während wir meinem Chef in das Restaurant folgten. Schlagartig wurde sie langsamer und ihre Schritte unsicherer. „Alles okay? Brauchst du Hilfe?“, wollte ich besorgt wissen. „Nein“, stieß sie angestrengt heraus. Als wir vor der Türe angekommen waren, studierte ich sie eingehend. Hinata schluckte schwer. „Tut mir leid. I-ich seh bloß n-nach der Operation noch ei-ein wenig verschwommen“, gestand sie langsam und senkte den Kopf. „Na, wenn das so ist, echt jetzt! Hättest halt vorher was sagen müssen, dann hätte ich mehr auf dich aufgepasst!“, erwiderte ich erleichtert und zwinkerte ihr zu. Die Lippen des Mädchens kräuselten sich zu einen seichten, beinahe unscheinbaren Lächeln, welches jedoch die Macht hatte, die Größe ihrer Erleichterung auszudrücken. „Uhm, ich weiß, was ich davor gesagt habe, aber vielleicht willst du meinen Arm nehmen, nur so zur Sicherheit“, schlug ich vorsichtshalber vor. Doch Hinata schüttelte entschlossen den Kopf. „Nein, es geht schon.“ Trotz der Überzeugung in ihrer Stimme, ließ ich sie nun nicht aus den Augen, um sie jeden Moment auffangen zu können. „Womit willst du dich eigentlich beschäftigen, während ich arbeite?“, wollte ich wissen, während ich sie in die Küche leitete. Doch sie kam nicht dazu, mir eine Antwort zu geben, da ich von dem Personal in Beschlag genommen wurde, sobald wir mein Reich betraten. Plötzlich bat mich jeder um etwas oder wollte wissen, wie die Dinge standen und wie ich über ihre neuen Rezeptideen dachte. Ich wurde von dem Strudel mitgerissen und verlor Aline aus den Augen. Mein Verstand schaffte es nicht einmal, Schuldgefühle aufzubauen, weil er zu viele Informationen auf einmal verarbeiten musste. Als ich mich endlich von der Masse befreien konnte, suchte ich panisch nach dem Mädchen. Doch sie schien gut für sich selbst sorgen zu können, wie ich feststellte, als meine Augen sie endlich fanden. Die Schwarzhaarige stand ein wenig abseits mit einem jungen Koch, welcher seit wenigen Wochen bei uns arbeitete, und roch an einigen Gewürzen, die er ihr hinhielt. Zufrieden wandte ich mich an meine Arbeit. „Hast du dir schon ausgesucht, was du essen willst?“, fragte ich Hinata, welche kurz erschrocken zusammenzuckte. „Oh, sorry, dachte, du hast mich gesehen, echt jetzt.“ Sie schenkte mir ein sanftes Lächeln. „Alles in Ordnung. Nein, ich weiß nicht, was ich will. Hier ist so viel, dass ich mich nicht entscheiden kann. Was würdest du denn empfehlen?“ Das Mädchen saß an einem der gemütlicheren Tische im Restaurant, welcher im zweiten Stock des Gebäudes lag. Ich saß ihr gegenüber und versuchte, meine Enttäuschung so gut wie möglich zu verbergen. Nachdem Joe die Schwarzhaarige kennengelernt hatte, hatte er mich praktisch gesehen mit seinem stämmigen Körper dazu gedrängt, für uns kochen zu dürfen. Er hatte mir keine Möglichkeit gegeben, meinen Willen durchzusetzen, was nur sehr selten vorkam. „Naruto?“ „Hä? Tut mir leid, ich war mal wieder am Nachdenken“, brummte ich bitter. Ihre Lippen kräuselten sich zu einem sanften Lächeln. „Sei nicht enttäuscht. Du kannst immer noch ein anderes Mal für mich kochen“, sprach sie das Problem geradeaus an. Verblüfft starrte ich sie mit offenem Mund an. Woher? Im selben Moment trat ein Kellner zu uns heran. „Haben Sie sich bereits entschieden?“ „Ja.“ Ich bestellte für uns beide, worüber das Mädchen ehrlich erleichtert wirkte. Während dem Essen unterhielten wir uns über belanglose Dinge und jedes Mal, wenn Hinata auflachte, woraufhin sie sich sofort damenhaft die Hand vor den Mund hielt, konnte ich ein breites Grinsen nicht unterdrücken. Sie wirkte so unbekümmert, wann immer sie amüsiert auf meine Erzählungen einging oder selbst über unterhaltsame Erlebnisse aus ihrem Leben berichtete. Keiner von uns sprach Sakura und alles, was irgendwie damit in Verbindung stand, an. Es schien, als würden wir wie auf der Lauer liegende Raubkatzen um das Thema herumschleichen, niemand von uns tatsächliches Interesse an der Beute zeigend. Wie ich feststellen musste, entpuppte es sich als sehr befreiend, mit jemandem zu reden, dem nicht im Gesicht geschrieben war, dass er unter der Situation litt oder dich bemitleidete. Außerdem war Hinata eine angenehme Gesprächspartnerin, die mein fehlendes Wissen in einigen Bereichen nicht kritisierte und alles mit viel Geduld erklärte. Eine der Fähigkeiten, die sie wohl aus ihrem Beruf als Lehrerin mitgenommen hatte. Ich musste beim Anblick ihres unzufriedenes Gesichtes lachen, als ich meinen Willen durchsetzte und die Rechnung bezahlte. „Jetzt stell dich nicht so an, echt jetzt. Für eine Dame gehört es sich nicht, nach dem Essen zu zahlen. Das müsstest du doch wissen“, zog ich sie auf, während wir aus dem Restaurant spazierten. Sie kicherte leise. „Nimm den Mund nicht zu voll, mein Lieber. Sonst zahle i-ich nie wieder etwas und beute i-immer nur d-deinen Geldbeutel aus“, warnte sie mich mit erhobenem Zeigefinger. Ich winkte lachend ab. „Das wäre nur halb so wild, echt jetzt.“ Eine Weile standen wir uns stumm gegenüber. Hinata hatte tatsächlich für keine Sekunde die Sonnenbrille abgenommen. Es interessierte mich brennend, was sie zu verstecken suchte. Da ich ein direkter Mensch war, dessen Schwäche schon immer sein Mund gewesen war, beschloss ich, sie darauf anzusprechen. Schließlich würde sie mich umbringen. „Fährst du noch mal zu Sakura oder hast du noch etwas anderes vor?“, wollte sie plötzlich wissen und kam mir somit zuvor. Nachdenklich kratzte ich mich am Hinterkopf. „Weiß ich noch nicht. Eigentlich kann ich das Krankenhaus nicht mehr sehen, aber...“ Ich ließ den Satz unvollendet zwischen uns hängen. „Kann ich verstehen. Es ist ein schrecklicher Ort“, stimmte sie mir leise zu. „Warte, ich schreib ihr mal und frage, was es so Neues gibt.“ Als ich einen Blick auf die Uhr meines Handys warf, fiel mir auf, dass die Besucherzeit bereits vorbei war. „Was ist mit dir? Womit beschäftigst du dich heute noch?“ Hinata schien zu überlegen, bevor sie mit den Schultern zuckte. „Mein Vater wollte morgen vorbeikommen, weswegen ich wahrscheinlich nach Hause fahren sollte, um noch ein wenig aufzuräumen“, murmelte sie schließlich. „Deine Ausreden sind einfach schrecklich, hat dir das schon mal jemand gesagt?“, erwiderte ich grinsend. Ihre Wangen leuchteten feuerrot auf und sie senkte betreten den Kopf. „Warte, ich ruf dir ein Taxi, echt jetzt“, lachte ich amüsiert. „Danke, Naruto.“ Eine Gänsehaut rauschte durch meinen Körper, die ich auf die plötzlich Kälte schob. Während ich telefonierte, ließ ich das Mädchen nicht für einen Moment aus den Augen. Sie wippte vorsichtig auf ihren Fersen hin und her. Ihre Haltung war entspannt, doch zwischen ihren Augenbrauen lag einen tiefe Stirnfalte, die sie unruhig wirken ließ. Etwas schien sie zu beschäftigen – etwas Wichtiges. Das war mir bereits während dem Essen aufgefallen. „Der Fahrer hat gesagt, es dauert etwa zehn Minuten“, richtete ich ihr aus, wobei ich sie weiterhin aufmerksam beobachtete. Ihre Unruhe schien sich auf mich zu übertragen und bald schon begann ich, mit meinem Schal zu spielen. „Vielen Dank für den Abend. Ich habe es sehr genossen“, erhob sie plötzlich die Stimme. Grinsend winkte ich ab. „War ja nicht meine Idee. Da musst du dich schon bei Saku bedanken.“ Sie lächelte. „Darf ich dich etwas fragen?“ „Natürlich, echt jetzt.“ „A-aber es ist eine persönliche Frage“, gestand sie. Ich runzelte die Stirn. „Solange du nicht nach meiner Unterwäschengröße fragst ist alles okay, echt jetzt“, entgegnete ich und beobachtete schmunzelnd wie sie rot anlief. „D-das meinte i-ich nicht.“ Sie stieß ihre Fingerkuppen einander. „Na los, ich fress dich schon nicht, echt jetzt“, drängte ich sie lachend. „Warum hast d-du keine Freundin?“, fragte sie schließlich leise, beinahe unhörbar. Seufzend rieb ich mich am Hinterkopf. „Okay, da ist mir die Unterwäschenfrage doch lieber“, brummte ich. Hinata trat einen Schritt zurück. „T-tut mir leid. I-ich...“ „Das war doch nur ein Witz, echt jetzt! Nein, um ehrlich zu sein, hab ich einfach noch niemanden gefunden, der mich aushalten kann, weißt du. Vielleicht ist das dumm und altmodisch, aber ich möchte mit jemandem zusammen sein, den ich wirklich liebe, echt jetzt. Nie würde ich eine Beziehung eingehen, nur um sagen zu können, dass ich eine Freundin habe. Das finde ich lächerlich. Tja, aber ich habe noch niemanden gefunden, der zu mir passt“, erklärte ich schließlich und streckte mich. Den Teil mit meiner unerfüllten Jugendliebe und meinem Versagen, darüber hinwegzukommen, ließ ich aus. Hinata blickte mich nachdenklich an. „Und was für ein Mädchen würde denn zu dir passen?“ Nun bedachte ich sie mit einem grübelnden Blick. „Das weiß ich selbst noch nicht genau. Sicher ist nur, dass ich mit ihr die Welt sehen will. Dass ich mit ihr die Schönheit dieser Welt erkunden will und mit ihrer Hilfe in allem etwas Atemberaubendes entdecken möchte, echt jetzt. Oh, da ist das Taxi.“ Der Wagen hielt vor uns und ich öffnete die Türe. Doch die Schwarzhaarige bewegte sich nicht von der Stelle. „Du solltest einsteigen, schließlich musst du noch aufräumen, echt jetzt“, neckte ich sie mit einem Lächeln. Langsam, beinahe schon widerstrebend schritt sie schließlich zum Auto. Sie umfasste die Türe mit einer Hand, während ich einen Schritt zurücktrat. Etwas lag zwischen uns. - Eine angespannte Elektrizität, die mir nicht erlaubte, Abschied zu nehmen, und ihr nicht gestattete, in das Taxi zu steigen. Angespannt stand ich unbeweglich an einem Punkt, während der Schnee erneut begann, auf meine Schultern und in meinen Kragen zu schneien, und wartetet, denn was blieb mir anderes übrig als den Sekunden beim vorbeirauschen zuzusehen? „Naruto“, hauchte Hinata plötzlich beinahe atemlos. Als wäre dies der erlösende Zauber gewesen, sprang ich vor, um im selben Augenblick wie mein Name ihre Lippen verlassen hatte, bei ihr zu sein. Dennoch erinnerte ich mich an mein Versprechen und berührte sie nicht. „Bin da“, flüsterte ich lediglich ebenso leise, ganz so als hätte ich Angst, eine mir unbekannte Ruhe zu stören, wenn ich die Stimme hob. Das Mädchen zitterte, ob vor Kälte oder einem mir verborgenem Grund, blieb ein Geheimnis für mich. „Bitte“, ihre Stimme brach. Sie hielt für einen Moment inne, bevor sie sich langsam zu mir umwandte. Ihre Augen waren nach wie vor von der großen Sonnenbrille verdeckt. Jedoch musste ich sie nicht sehen, um festzustellen, wie die Verzweiflung durch ihren Körper rauschte. „Bitte“, wiederholte sie da noch einmal leise, „nimm mich in den Arm.“ Wie versteinert stand ich vor ihr. - Nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Wieso bat sie mich darum? In meinem Gedächtnis tanzten die Bilder ihres Unbehagens, als ich sie berührte. Sie waren so lebendig, dass ich beinahe glaubte, diesen Moment noch einmal zu erleben. Es wäre absurd. Wahrscheinlich war mir der Alkohol zu Kopf gestiegen. Vielleicht bildete ich mir all dies ein. Doch die Situation war so real – zu real, um ein einfaches Gespenst meiner Phantasie zu sein. - Der Schnee, dessen Kälte auf meiner Haut brannte, die Lichter der Stadt, die nie zu schlafen schienen, die schwarzen Haare des Mädchens, die vom Wind zerzaust einen wilden Tanz aufzuführen versuchten und ihr Körper, der immer stärker zu zittern schien. Verdammt. „Schlag mich aber bitte nicht, echt jetzt“, hauchte ich atemlos, als ich meine Arme schließlich sachte um sie legte. Hinata erwiderte die Geste, drückte sich an mich, legte ihre Wange an meine Brust und erstarrte für eine kleine Ewigkeit. Was passierte hier? Ich wollte etwas sagen, die Stille brechen, doch in meinem Kopf herrschte Leere, die nichts durchdringen konnte. Wieso versagte mein Verstand immer in diesen Situationen? Plötzlich löste das Mädchen sich von mir. „Danke“, hauchte sie und ihre Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln, „Leb wohl.“ Sie wandte sich um. „Hinata“, entfuhr mir ihr Name, der sich auf meiner Zunge auflöste wie Schnee auf einer warmen Oberfläche. „K-können wir uns vielleicht irgendwann noch einmal treffen?“ Ich war unsicher, verlegen und wusste nicht, was so unerwartet in mich gefahren war. „Nein“, erwiderte sie leise, ohne sich dabei umzudrehen. In meiner Brust gefror etwas und sackte in einer schwindelerregenden Geschwindigkeit in meinen Magen, wo es unangenehm schwer liegen blieb. „Naruto, vielen Dank für alles. Du hast so unglaublich viel für mich getan, obwohl wir uns kaum kennen und ich kann dir nicht beschreiben, wie dankbar ich bin. Glaub mir, nur zu gerne würde ich das Ende unserer Bekanntschaft wenigstens noch für einen kurzen Moment verzögern, doch das ist nicht mehr möglich. Ich habe eine Entscheidung getroffen und mit dieser ist eine Freundschaft zwischen uns beiden nicht zu vereinbaren. Dies ist unser letztes Treffen und unser letzter Abschied. Vielen Dank für die Schönheit, die du mich hast sehen lassen. Leb wohl.“ Ohne ein weiteres Wort stieg sie ein und der Wagen fuhr davon. Sie hatte mir nicht die Möglichkeit gegeben, auch nur eine Silbe über die Lippen zu bringen. „Verdammt!“ Wütend setzte ich mich im Bett auf. Die Erinnerungen plagten mich nun bereits den vierten Tag. Es raubte mir den letzten Nerv, brachte mich um den Schlaf und gab mir selbst beim Arbeiten keine Ruhe. Die Sorge lief wie ein unruhiger Tiger in meinem Inneren umher. Etwas in Hinatas ihrer Stimme hatte sie geweckt und nur das Mädchen vermochte es, sie wieder zu beruhigen. Doch von ihr gab es seit diesem einen Abend keine Neuigkeiten. Sie schien wie ausgelöscht. Erneut ergriff die Wut über meine Verwirrung und Enttäuschung über mich Besitz. Rasend vor der Emotionssuppe, die in meinem Inneren herrschte, schlug ich gegen mein Bett. Wahnsinnig! Sie musste wahnsinnig geworden sein! Anders war ihre Entscheidung nicht zu erklären. Erneut spielte mein Gehirn, wie um mich zu bestrafen, die Szene ab. Jeder Buchstabe sickerte in mein Blut und begann, sich daran zu nähren. Jedes Mal aufs Neue wurde mir bewusst, wie dramatisch, kompliziert und altmodisch sie den Abschied gestaltet hatte. Ganz so, als wären wir in einem Schwarzweißfilm gewesen – ob er gut oder schlecht war, konnte ich nicht beurteilen, da ich verdammt noch mal unfreiwillig zu einem Schauspieler gemacht worden war. Fluchend begann ich, im Zimmer auf und ab zu laufen. Es lag mehr dahinter - Musste mehr dahinter liegen. Doch keine meiner Theorien ergab Sinn. Selbst Saku, das wohl komplizierteste Wesen, das ich kannte, hatte mir den plötzlichen Abbruch des Kontaktes nicht erklären können. Es schien alles aussichtslos zu sein. Wieso tat man so etwas? Lag es an mir? Hatte ich etwas falsch getan? Hatte ich sie verletzt? Hatte ich sie unbeabsichtigt bedrängt? „Arg! Ihr könnt mich alle mal!“, rief ich und griff mir ins Haar. Wenn das so weiter gehen würde, würde ich früher oder später den Verstand verlieren und wahnsinnig werden. Nun, vielleicht würde ich Hinata dann verstehen. Schließlich sollten sich Menschen mit der selben psychischen Krankheit gut verständigen können. Bitter lachte ich leise über diesen verzweifelten Gedanken. „Wie tief bist du nur gesunken, Naruto?“, hauchte ich leise, als ich mich im Spiegel betrachtete, „Läufst um zwei Uhr nachts durch die Gegend und wirst langsam zu einem Psycho. Und wieso? Wegen einem Mädchen, das du gerade mal zwei Wochen kanntest. Es gibt wichtigere Dinge zu erledigen.“ Erneut verließ ein bitteres Lachen meinen Mund. „Jetzt führst du schon Selbstgespräche!“ Seufzend setzte ich mich vor meinem Bett auf den Boden und begann, eines meiner alten Shirts zu zerschneiden. Es war, wie ich vor vier Tagen feststellen musste, eine effektive Möglichkeit meine Gedanken von Hinata abzulenken und auf etwas anderes zu konzentrieren. In diesem Augenblick wollte ich über die Information, welche ich an diesem Morgen von Sasuke erhalten hatte, nachdenken. Er hatte herausgefunden, dass es sich bei dem gesuchten Auto um einen Dienstwagen der 'Flosug'-Firma handelte. Der Betrieb war für seine Robotertechniken bekannt. Doch mein Kindheitsfreund wollte mir nicht erklären, wie er dies herausgefunden hatte. Meine Gedanken waren ein Chaos, der sich verselbstständigt hatte. Nichts konnte mich in dieser Nacht ablenken. Immer wieder schoss mein Gehirn mich mit neuen Fragen und Theorien ab, bis plötzlich mein Handy klingelte. Überrascht und zur gleichen Zeit dankbar für den Zufall nahm ich ab, obwohl mir nicht klar war, wer so spät noch anrufen würde. „Naruto?“ Mein Herz blieb stehen. Die Welt änderte ruckartig die Richtung. Der Himmel löste sich auf und meine Lunge versagte den Dienst. Mit zugeschnürter Kehle versuchte ich nach Luft zu schnappen, während meine freie Hand sich wie ferngesteuert auf meine Brust legte. Mit allen mir bekannten Schimpfwörtern verfluchte ich das Schicksal für sein grausames Spiel und gleichermaßen lobte ich das Schicksal für seine liebevolle Gnade mit allen mir bekannten Liebkosungen. „Hinata.“ Ihr Name zerschmolz auf meiner Zunge wie kalter Schnee auf einer warmen Oberfläche. Es war eine Erlösung ihre Stimme zu hören und gleichermaßen eine Qual. Was würde nun kommen? Würde sie endlich Klarheit bringen oder es nur noch mehr verwirren. Für einen kurzen Moment fragte ich mich, woher sie meine Nummer hatte, doch bereits im nächsten Augenblick war alles vergessen. „Rette mich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)