War von Hinarika ================================================================================ Kapitel 2: Moments ------------------ Am Abend nachdem Naruto Uzumaki, Sasuke Uchiha und Neji Hyuuga ihr Heimatdorf für unbestimmte Zeit verlassen haben, um auf eine Mission zu gehen, über deren Sinn und Zweck nur die Hokage Bescheid weiß - welche sich zu diesem Thema aber eisern ausschweigt - lässt Tenten sich auf den Hokage-Felsen nieder und sieht gedankenversunken der Dämmerung zu. Sie bleibt allerdings nicht lange allein, denn keine zwei Minuten später spürt sie ein vertrautes Chakra und dreht sich um, in der Absicht ihre beste Freundin zu begrüßen. Über Hinatas Anblick vergisst Tenten ihr Vorhaben jedoch sofort wieder und runzelt die Stirn. „Okay, ich brenne darauf zu erfahren, was passiert ist, um dieses verklärte Lächeln auf deine Lippen zu zaubern.” „Gleich. Lass uns noch auf Sakura warten.” Sie warten nicht lange. Sakura erscheint lautlos und lässt sich ebenso neben den beiden nieder. Bei ihrem Anblick hebt Tenten beide Augenbrauen. „Erklärt ihr beide mir jetzt bitte, was hier los ist?” Überraschenderweise spricht Hinata es zuerst aus. „Ich habe Naruto gestern gesagt, was ich für ihn empfinde.” Sakura lächelt über den Gedanken, der ihr kommt: Sie war schon immer der Meinung, dass die beiden einander wirklich gut tun würden. Aber dann sieht sie wieder in die Ferne. „Ich habe mit Sasuke geschlafen. Und ich bereue es nicht. Ich glaube nicht, dass er jemals so für mich empfinden wird, wie ich für ihn, aber damit kann ich mich abfinden. Genau genommen habe ich das schon. Ich liebe den Idioten nun mal und ich bin es leid mich dafür immer rechtfertigen zu müssen. Es... es hat sich richtig angefühlt mit ihm zusammen zu sein.” „Dann ist es auch richtig.” Hinatas schlichter Erwiderung ist ein Spiegel der Gemeinsamkeiten, die die drei Frauen teilen. Eines, was sie verbunden hat, waren von Anfang an ihre gelinde gesagt komplizierten Gefühle für die drei Shinobi. Tenten grinst zynisch. „Und Neji kann sich auf den Ärger seines Lebens gefasst machen, wenn er mir das nächste Mal unter die Augen tritt. Nur weil wir eine heimliche Beziehung geführt haben, gibt ihm das noch lange nicht das Recht sich klammheimlich aus dem Staub zu machen.” Aber dann lacht sie ehrlich und schlingt jeweils einen Arm um Sakura und Hinata. „Aber wenn die Drei glauben, dass wir hier tatenlos rumsitzen und auf ihre Rückkehr warten, dann haben sie sich geschnitten.” In Sakuras Augen blitzt bereits helle Vorfreude. „Allerdings.” Hinata blinzelt abwägend in die letzten Sonnenstrahlen. „Was haltet ihr von einem kleinen nächtlichen Training?” . . . Sie sind erst den dritten Tag unterwegs und haben sich über Nacht in eine Höhle zurückgezogen und ein Feuer entfacht, an dem sie nun zu dritt sitzen, als Naruto sich plötzlich räuspert. „Neji, ich glaube, bevor wir diese Mission zusammen durchziehen, sollte ich wohl etwas klar stellen.” Der Hyuuga, der ihm gegenüber sitzt, hebt skeptisch eine Augenbraue und auch Sasuke sieht, möglicherweise überrascht, auf. „Ich höre.” Der Blondschopf holt tief Luft und beschließt bei seiner bewährten Methode zu bleiben: Direkt und gerade heraus. „Ich habe mich in Hinata verliebt.” Und dann erfährt er, wie unangenehm Schweigen sein kann, während Neji ihn stumm mustert, bis er sich schließlich doch zu einem Kommentar herablässt. „Du liebst meine Cousine?” „Ja.” „Diese Einsicht kommt dir ein wenig zu spät.” Nun ist es an Naruto den Hyuga skeptisch zu mustern. Ist das etwa alles, was er dazu sagen will? „Ich habe es ihr gesagt. An dem Abend bevor wir aufgebrochen sind.” Für einen Moment sieht es fast so aus, als würde ein Lächeln an Nejis Mundwinkeln zupfen. „Dann ist ja gut. Ich lege mich hin.” Er wendet ihnen den Rücken zu und Naruto will gerade erleichtert ausatmen, als der Hyuuga noch einmal die Stimme erhebt. „Ach und Naruto? Solltest du sie jemals verletzen, mach ich dich fertig.” Der Uzumaki schluckt und bezweifelt keine Sekunde, dass jedes Wort dieser Drohung ernst gemeint ist, aber im nächsten Moment ziert bereits das gewohnte Grinsen seine Lippen und er raunt Sasuke zu „Er hat es besser aufgenommen, als ich dachte.” Aber der Uchiha geht nicht darauf ein. „Dobe?” Sein Tonfall lässt Naruto stutzig werden. „Was willst du, Teme?” „Ebenfalls beichten, vermutlich.” Der Clanerbe fährt sich mürrisch durch die dunklen Haare und richtet seinen Blick ausweichend auf die tanzenden Flammen des Feuers. „Ich habe mit Sakura geschlafen.” „Du hast was?!” Narutos Stimme erklingt gepresst aus seinen zusammen gebissenen Zähnen, während er seine Fäuste ballt, noch nicht ganz sicher, ob er sich darauf vorbereiten oder davon abhalten will seinem besten Freund eine zu verpassen. Sasuke sieht seinen besten Freund von der Seite her an. „Ich glaube, ich muss das nicht wiederholen.” Narutos Faust zuckt verdächtig. „Liebst du sie? Und wage es ja nicht mich anzulügen, Sasuke!” „Ich weiß nicht, ob ich dazu noch in der Lage bin-“ „Das bist du verdammt!”, knurrt Naruto ungehalten. „-aber wenn, dann... ja.” „Hast du ihr das gesagt?” „Hn.” „Dann wirst du das nachholen, sobald wir zurück sind. Und dann wirst du sie gefälligst glücklich machen!” Naruto grinst und Sasuke erwidert diese Geste zögernd, wenn auch mit wesentlich weniger Enthusiasmus, aber mehr kann man von dem Uchiha beim besten Willen nicht erwarten. „Ich werde mein Bestes geben, Dobe.” „Keine Sorge, Teme, das wird schon reichen!” . . . Vier Wochen nach dem Verschwinden der Jungs, sinkt Sakura zitternd auf einem Stuhl nieder und kann nichts tun, um die Tränen aufzuhalten, die in Strömen über ihre Wangen laufen. Dabei sollte sie sich mittlerweile an Beerdigungen gewöhnt haben. Sie war bei der Beerdigung ihrer Großmutter dabei, bei der des 3. Hokage, hat Ino im Arm gehalten, als deren Sensei zu Grabe getragen wurde und sie hat sogar schon den Sarg ihres Vaters in der Erde verschwinden sehen, als sie gerade erst 15 Jahre alt gewesen ist. Aber selbst das hat sie überstanden, auch wenn sie sich an den meisten Tagen nicht sicher ist wie. Doch die Beerdigung ihrer Mutter, von der sie nicht weiß, wie sie diese heute hinter sich gebracht hat, macht es ihr unmöglich ihre Beherrschung zu behalten. Sora Haruno ist vor zwei Tagen unerwartet an Herzversagen gestorben und nicht einmal Tsunade hat ihr noch helfen können. Sakura weiß, wie das Herzversagen ihrer Mutter medizinisch zu erklären ist, obwohl sie jung und scheinbar kerngesund war. Ihre Mutter hat den Tod ihres Vaters nie überwunden. Das klingt zu einfach, aber Sakura weiß was Stress und Kummer anrichten können. Wenn dann noch ein schwaches Herz hinzukommt, wie es bei ihrer Mutter der Fall gewesen ist... Sakura schluchzt leise und gibt in diesem Moment keinen Deut auf irgendwelche Ninja-Regeln, die ihr diesen Gefühlsausbruch verbieten wollen. Der Verlust ihrer Mutter hat ein riesiges Loch in ihr Herz gerissen, das sich im Moment anfühlt, als würde sie selbst daran sterben. Und sie weiß, wenn sie ihren Schmerz nicht hinausschreit, wird er sie von innen heraus auffressen. Sie zuckt leicht, als sich zwei Arme um sie legen und sie in eine tröstliche Umarmung ziehen. Auch Tentens Stimme klingt brüchiger als sonst. „Ich habe damals unzählige Male bis zur Heiserkeit geschrien und geweint, bis ich vor Erschöpfung eingeschlafen bin. Du hast jedes Recht der Welt zu trauern, Sakura.” Auch Hinata kniet sich neben sie und ergreift tröstend ihre Hand. Ihre hellen Augen drücken mehr Trost aus, als Worte es vermocht hätten. Sakura umarmt auch die junge Hyuuga, lässt sie aber sofort wieder los, als sie spürt, wie diese unter ihrer Berührung zusammenzuckt. Ihren eigenen Schmerz für den Moment vergessend, mustert sie Hinata kritisch. Tenten hat die verräterische Reaktion ebenfalls bemerkt und runzelt skeptisch die Stirn. „Hina?” Die junge Hyuuga seufzt ergeben und zieht sich mit einer Handbewegung ihren Pullover über den Kopf, sodass sie nur noch im bauchfreien Top vor ihren beiden Freundinnen sitzt. Sakura und Tenten halten im selben Moment die Luft an, als sie die zahlreichen blauen Flecken sehen, die sich über Hinatas Arme und vor allem über ihren ganzen Rücken verteilen. Während sich Sakura schwer tut ihr Entsetzten zu verbergen und Hinata schnell ihre heilenden Handflächen auflegt, beißt Tenten sich hart auf die Unterlippe und ballt mühsam beherrscht die Hände zu Fäusten. „Wann?” Sie muss nicht fragen, wer es gewesen, ist. Hiashis Name schwebt längst unausgesprochen im Raum. Die junge Clanerbin senkt beschämt den Kopf. „Gestern, beim Training.” Tenten schüttelt sich voller Abscheu. Nach ihrem jahrelangen Training mit Neji ist sie mit dem Kampfstil der Hyuugas vertraut genug, um zu wissen, dass man unnötig brutal vorgehen und weit mehr Chakra als nötig aufwenden muss, um einen solchen Schaden zu hinterlassen. Hiashi Hyuuga ist in ihren Augen schon immer ein Monster gewesen, nachdem sie gesehen hat, wie oft Neji mit geröteter Stirn irgendwo erschienen ist und Hinata ebenso häufig einen eindeutigen Abdruck auf der Wange spazieren getragen hat, aber das hier ist der Gipfel von all seinen Grausamkeiten. Als Hinata Sakura leise dankt und sich ihr Oberteil schutzsuchend wieder über den Kopf zieht, nimmt Tenten sie in den Arm. „Zieh zu mir. Du brauchst nicht bei ihm zu bleiben. Und wenn er sich quer stellt, schalten wir Tsunade ein. Mein Angebot gilt auch für dich, Saku. Das Haus ist groß genug für uns drei.” Sakura schließt die Augen, um eine weitere Tränenflut zurückzuhalten. Was sie in den letzten Tagen am wenigsten ertragen hat, ist das Gefühl allein zu sein. Ihre Eltern sind beide tot, Naruto und Sasuke fort und Ino ist vor zwei Jahren mit ihren Eltern nach Suna gezogen, um etwas gegen den dortigen Blumenmangel zu unternehmen. Tenten, die dieses Gefühl aus eigener Erfahrung zu gut kennt, fügt hinzu: „Du bist nicht allein, Saku. Wir haben immer noch uns.” An Hinatas Lippen zupft ein schwaches Lächeln. „Und das kann uns keiner nehmen. Wir bleiben zusammen!” . . . „Dobe!“ Sasuke streckt den letzten Feind mit seinem Katana nieder, kniet sich dann neben seinen besten Freund und flucht. „Scheiße!“ Die Bauchwunde des Blonden sieht wirklich übel aus und führt Sasuke nicht zum ersten Mal vor Augen, was für ein Vorteil es war eine Medic-nin im Team zu haben. Aber Naruto setzt sich stöhnend auf. „Mach dir keinen Kopf, Teme, so ein kleines Loch ist bei weitem nicht genug, um mich um die Ecke zu bringen.“ Noch während Naruto spricht, begreift Sasuke was er meint. Viel schneller, als es auf natürlichem Weg möglich sein kann, beginnt die tiefe Wunde zu heilen. Sasuke runzelt kurz die Stirn, bevor er sich dieses Phänomen erklären kann. „Der Fuchs?“ Naruto nickt bejahend. „Manchmal erweist er sich als ziemlich hilfreich.“ In diesem Moment erscheint Neji, ebenfalls mit ein paar unschönen Blessuren verziert, neben den beiden. „Lasst uns hier verschwinden. Was wir suchen ist nicht hier.“ Die beiden ehemaligen Team 7 Mitglieder nicken zustimmend und im nächsten Moment sind sie schon verschwunden. . . . Als Hinata zwei Tage nach der Beerdigung von Sakuras Mutter Tentens Haus betritt, bemerken nicht einmal ihre besten Freundinnen ihre Veränderung. Merken nicht, dass die junge Hyuuga vor weniger als einer halben Stunde noch am ganzen Körper gezittert hat, minutenlang vor Angst gelähmt war und hautnah erfahren hat, wie sich nackte Panik anfühlt. Sie hat sie plötzlich überfallen, sie geschüttelt und minutenlang gefangen gehalten. Und sie dann ebenso schnell wieder verlassen, wie sie gekommen ist. Nachdem sie in einem Moment noch vollkommen verzweifelt gewesen ist und keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, waren all ihre Gefühle im nächsten Moment wie weggefegt und haben berechnendem, rationalen Denken Platz gemacht. Plötzlich hat sie genau gewusst, was sie zu tun hat. Als sie in Tentens Hausflur tritt und ihre große Reisetaschen und ihren Rucksack in eine Ecke wirft, kommt ihr Sakura entgegen. Im Gegensatz zu Hinata hat sie Tentens Angebot, bei ihr einzuziehen, angenommen. Deswegen hebt sie auch fragend die Augenbrauen, als sie Hinatas Gepäck sieht. „Hi. Hast du deine Meinung geändert?“ Die junge Clanerbin seufzt. „Nur bedingt. Aber das erkläre ich euch später. Wo ist Tenten?“ „Im Bad dabei ihren Magen zu entleeren.“ Hinata runzelt die Stirn. „Ist sie krank?“ „Das kann ich nicht beurteilen. Bevor ich sie fragen konnte, ob es ihr nicht gut geht oder ob es an meinen Kochkünsten liegt, ist sie bereits fluchtartig aus dem Raum gerannt und hat die Tür hinter sich zugeknallt.“ Hinata versucht den Verdacht abzuschütteln, der sich ihr bei Sakuras Worten ohne ihr Zutun aufdrängt. Sie schreitet gefolgt von der jungen Medic-nin den Flur entlang und klopft keine Minute später an die Tür des Badezimmers. „Tenten?“ Sie hört das Rauschen des Wasserhahns und dann wenige Sekunden nichts, bevor Tenten mit vertrauter Stimme flucht. Hinata grinst matt und öffnet langsam die Tür. „Darf ich?“ Ihre beste Freundin lehnt selten blass mit dem Rücken und angezogenen Knien gegen den Rand der Badewanne. „Klar.“ Hinata lässt sich ebenfalls auf dem kühlen Fliesenboden nieder und lehnt sich gegen die Wand, während Sakura sich im Schneidersitz auf dem Teppich niederlässt. Hinata versucht immer noch mühsam sich ihre Anspannung nicht anmerken zu lassen. Tenten die Frage zu stellen, die ihr auf der Zunge brennt, kostet sie trotzdem Überwindung. „Tenten? Das ist nur eine Möglichkeit, aber hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du... schwanger sein könntest?“ Das Zucken in der Miene der brünetten Jonin ist offensichtlich, aber sonst reagiert sie kaum. Beinahe lächelt sie sogar, als sie sich eine lose Haarsträhne aus der Stirn streicht. „Ich würde dir jetzt gerne sagen, dass ich das für unmöglich halte, aber ich habe selbst schon daran gedacht. Wahrscheinlich hast du Recht.“ Hinata rutscht näher neben sie und verschränkt ihre rechte Hand tröstend mit Tentens linker. Ihre Stimme spiegelt ihre äußerlich zur Schau getragene Ruhe wieder. „Wenn du so weit bist, können Sakura oder ich nachsehen, ob wir mit unserer Vermutung richtig liegen.“ Tenten, die ihren Kopf vertraut an Hinatas Schulter gelehnt hat, runzelt verwirrt die Stirn. „Du?“ Dass Sakura als Medic-nin problemlos in der Lage ist mit einem einfachen Jutsu eine Schwangerschaft festzustellen, steht außer Frage. Hinata seufzt leise. Eigentlich wollte sie zu diesem Punkt erst später kommen. „Mit den Byakugan kann man sämtliche Chakralinien eines Körpers sehen – auch die eines ungeborenen Babys.“ Ihre Erklärung wirft allerdings nur weitere Fragen auf. Fragen deren Antworten, das weiß Tenten, sie alle in Gefahr bringen könnten. „Woher weißt du das?“ Hinata beißt sich auf die Unterlippe und zögert, aber ein leises Stöhnen seitens Sakura gewährt ihr einen vorübergehenden, zeitlichen Aufschub. Tenten und Hinata heben zeitgleich den Kopf und mustern die verzweifelte Haltung der Rosahaarigen kritisch. „Saku?“ Auf Hinatas vorsichtige Frage, klingen Sakuras Flüche noch derber, was Tenten wiederum zum Grinsen bringt. „Tu dir keinen Zwang an, Prinzessin, aber wenn du fertig bist, musst du uns erklären, was dir so plötzlich die Laune verdorben hat.“ Sakura legt stöhnend den Kopf in den Nacken und platziert haltsuchend eine Hand auf ihrer Stirn. „Meine eigene Dummheit verdirbt mir die Laune.“ Dann wird sie plötzlich blass. „Scheiße, ich hab nicht mal eine Sekunde darüber nachgedacht, dass die Möglichkeit besteht...“ Scheinbar kann sie sich nicht dazu durchringen ihren Satz zu beenden, aber während Tenten noch ein paar Sekunden braucht, um den Zusammenhang zu begreifen, flüstert Hinata die Worte, die Sakura nicht über die Lippen kommen. „Schwanger zu sein?“ Die Haruno nickt schwach und grinst dann bitter. „Ich hätte ihm seinen verräterischen Hals durchschneiden sollen, als er um seine Wiederaufnahme gebeten hat.“ Tenten lacht leise, zynisch und ein wenig überfordert. „Mit ein wenig Glück bietet sich dir noch mal die Gelegenheit dazu.“ Aber dann verfliegt der Spaß und lässt die drei Frauen, die fast noch Mädchen sind, in einer Situation zurück, mit der keine von ihnen umzugehen weiß. Tenten ergibt sich dem Unausweichlichem zuerst. „Hina? Bitte.“ Diese kommt ihrer Bitte wortlos nach und aktiviert stumm ihre Byakugan. Es vergehen nur wenige Sekunden, bis sie ihr Bluterbe wieder deaktiviert, aber für Sakura und Tenten bedeuten sie eine Ewigkeit. Und dann folgen auf klopfende Herzen, die Worte, die ihr Leben für immer verändern werden. „Ihr seid schwanger. Beide.“ Während Sakura und Tenten versuchen mit dieser Hiobsbotschaft umzugehen, erwägt Hinata selten zynisch, ob es solche abartigen Zufälle wirklich gibt oder ob es tatsächlich so etwas wie Schicksal ist. Nach ein paar äußerst schweigsamen Minuten erhebt Tenten sich als Erste. „Kommt, ich mach uns einen Tee.“ Hinata folgt ihr und zieht auch Sakura, die ebenfalls beängstigend erblasst ist, mit auf die Beine. Aber auf ihrem Weg in die Küche durchqueren sie den Flur und als Tentens Blick auf Hinatas Taschen fällt, lähmt sie plötzliches Entsetzen. Hinata stolpert beinahe in sie hinein. „Tenten? Was ist los?“ Tenten würgt ihre Antwort panisch. „Dein Vater!“ Sie fährt herum und Hinata erkennt dieselbe Panik in Tentens braunen Augen, die sie heute schon am eigenen Leib zu spüren bekommen hat. Ohne dass sie es bewusst wahrnimmt, legt Tenten schützend beide Hände auf ihren Bauch. „Er wird es mir wegnehmen, oder? Und dann wird er ihm dasselbe antun wie Neji-“ Ihre Stimme versagt ihr vor Entsetzen und sie fängt unkontrolliert zu zittern an. Aber Hinata tritt schnell einen Schritt nach vorne und legt ihr entschlossen beide Hände auf die Schultern. „Das würde er, aber Tenten, sieh mich an! Er wird niemals eines von unseren Kindern in die Finger kriegen! Niemals! Eher sterbe ich!“ Die braunen Augen der Waffenexpertin weiten sich verstehend. „Unsere Kinder?“ Aber Hinata weicht ihrem Blick aus und nun ist es Tenten, die Hinatas Hände ergreift. „Hina! Hast du das vorhin gemeint? Weißt du deswegen, dass man mit den Byakugan auch die Chakralinien eines ungeborenen Kindes sehen kann? Weil du es bei dir selbst gesehen hast?“ Für diesen Moment ist es für Tenten, als hätte sie selbst Byakugan, so genau verfolgt sie jede Bewegung Hinatas. Ihre zitternden Lippen stehen im Kontrast zu ihrem zarten Lächeln und auch ihre Finger streifen schützend über ihren Bauch, während ihre Stimme nur ein Wispern ist. „Ja.“ Sakura, die ihren Schock selbst noch nicht überwunden hat, reißt fassungslos die Augen auf. „Du – Du bist auch schwanger?“ Nun ist es Tenten, die Hinata tröstend in den Arm nimmt. „Oh, Süße.“ Aber Hinata erwidert die Umarmung ihrer besten Freundin nur kurz und löst sich dann wieder von ihr. „Das mit dem Tee klang gut.“ Drei Minuten später sitzen sie zu dritt an Tentens Esstisch. Aber Hinata nippt nur kurz an ihrer Tasse, stellt sie dann ab und schlingt ihre Finger um den Becher. „Ich verlasse Konoha noch heute Nacht.“ „Was?!“ Tentens Kopf ruckt entgeistert nach oben und sie mustert die junge Hyuga entsetzt. „Wieso?“ Aber Hinata ist immer noch die Ruhe selbst, hat die Panik längst hinter sich gelassen. „Weil ich keinem Hyuuga mehr unter die Augen treten darf, weil Hiashi sonst sofort Bescheid wüsste. Ein uneheliches Kind steht auf seiner Liste von Schandtaten ganz weit oben... er würde nie zulassen, dass ich es bekomme.“ „Aber wo willst du denn hin?“ Tenten unterdrückt ein Seufzen. Wenn sie gewusst hätte, dass dieser Tag ihr Leben für immer verändern würde, wäre sie heute Morgen vermutlich gar nicht erst aufgestanden. Hinata zieht ein kleines Buch aus ihrer Tasche und legt es vor sich auf den Tisch. „Das ist das Tagebuch meiner Mutter. Sie hat es in einer Geheimschrift verfasst, die sie sich selbst ausgedacht hat und die außer mir niemand kennt. Die Schwester meiner Mutter, meine Tante, ist vor 14 Jahren aus Konoha geflohen, weil der Clan ihre Hochzeit mit einem Nicht-Hyuuga nicht genehmigen wollte. Im Laufe der Zeit sind so viele Hyuugas vor ihrem eigenen Clan geflohen, dass sie ihr eigenes kleines Dorf gegründet haben um sicherzugehen, dass sie niemand je findet. Meine Tante hat herausgefunden wo sich dieses Dorf befindet, denn sein Standort ist bis heute geheim. Und meine Mutter hat die Wegbeschreibung in ihrem Tagebuch festgehalten.“ Tenten beobachtet ihre beste Freundin dabei, wie sie offenbar seelenruhig aus ihrer Tasse trinkt und erkennt sie nicht wieder. Die junge Frau, die da vor ihr sitzt und ohne zu zweifeln bereit ist ihr ganzes Leben umzukrempeln, um mit den Folgen einer Entscheidung klar zu kommen, die sie nicht allein getroffen hat, hat nichts mit dem schüchternen, zögerlichen Mädchen gemein, das sie einmal gewesen ist. Und Tenten kommt nicht zum ersten Mal zu dem Schluss, dass Hinata eine unglaubliche Stärke besitzt, von der aber nur die wenigsten etwas wissen, weil sie sie so selten zeigt. Bis jetzt. „Ich begleite dich.“ Es ist nicht so, dass Hinata nicht damit gerechnet hat, dass Tenten sich so entscheiden würde, aber sie fragt trotzdem nach. „Bist du dir sicher?“ Aber sie liest in den Augen ihrer langjährigen Freundin nichts außer grimmiger Entschlossenheit. „Ja. Ich will, dass mein Kind so weit vom Hyuuga-Clan entfernt aufwächst, wie es nur möglich ist.“ Auch Sakura zweifelt nicht an ihrem Entschluss – zumindest nicht an diesem. „Ich begleite euch. Ich kann ebenfalls nicht hier bleiben. Jeder hier wird wissen, dass es Sasukes... Baby ist.“ Sie fährt sich mit einem gestressten Seufzer durch die Haare und lächelt schwach. „Ich habe schließlich nie ein Geheimnis aus meinen Gefühlen gemacht. Und wir sind zwar Orochimaru und die Akatsuki los, aber ich will ehrlich gesagt nicht herausfinden, ob sich nicht doch irgendwer findet, der es auf den Erben des Uchiha-Clans abgesehen hat. Außerdem hält mich außer euch beiden nichts mehr in Konoha. Oder niemand.“ Irgendwie ringt Hinata sich ein zuversichtliches Lächeln ab und schafft es dabei auch noch halbwegs überzeugend zu klingen. „Wir schaffen das irgendwie gemeinsam!“ . . . Sieben Monate sind sie jetzt schon unterwegs und kampieren wieder einmal in einer Höhle. Naruto sieht nachdenklich in die Flammen des Feuers, das sie entfacht haben, um die Kälte zu vertreiben und nimmt kaum war, dass Sasuke sich neben ihm niederlässt, bis dieser ungewöhnlicherweise unaufgefordert das Wort ergreift. „Dobe, was ist bloß los mit dir? Du sagst seit Tagen fast kein Wort, bist du krank?“ Als Naruto zum ersten Mal seit sie sich kennen, nicht auf seine Provokation eingeht, erwägt der Uchiha, ob er jetzt anfangen sollte sich ernsthaft Sorgen zu machen. „Sasuke, glaubst du, dass wir sie jemals wiedersehen?“ Auch Nejis meditative Haltung verliert an Perfektion, als er kurz ein Auge öffnet und somit verrät, dass er ebenfalls an Sasukes Antwort interessiert ist, wozu sich der Uchiha überraschend herablässt. „Ich war in den letzten Jahren schon öfter mehr tot als lebendig. Aber irgendwie bin ich da immer wieder raus gekommen. Weil ich noch etwas zu erledigen hatte. Und das ist dieses Mal auch so. Wir werden zurückkehren. Nicht unseretwegen, sondern ihretwegen.“ Er ist beinahe erleichtert, als er sieht, dass Narutos Gesicht zum ersten Mal seit Tagen von dem gewohnten Grinsen geziert ist. „Teme, du klingst ja richtig weise.“ Auch Sasuke lässt sich zu einem Grinsen herab. „Halt die Klappe, Dobe.“ . . . Hosted by Animexx e.V. 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