Parallelwelt von abgemeldet (KageHina) ================================================================================ Kapitel 1: Ein bisschen Magie schadet nie! ------------------------------------------ „Konzentrier dich doch mal besser!“ „Du musst kräftiger zuschlagen!“ „Beweg doch mal deinen Hintern!“ „Du nervst mich!“ „Baka! Idiot! Dumpfbacke!“ „Ahhh! Es reicht jetzt!“, fauchte Hinata Shouyou und krallte seine Finger in seine struppigen, orangenen Haare. Er stand mitten auf dem Gehweg und fing an, mit seinen Füßen aufzustampfen. „Dieser eingebildete Kageyama! Was bildet er sich ein?! So eingebildet kann nur er sein!“, schimpfte er wie ein Rohrspatz und stieß seine Fäuste gen Himmel. „Immer nur am meckern, meckern, meckern! Ich kann es einfach nicht mehr hören! Bakageyama!“ Während Hinata seinem Frust freien Lauf ließ, starrten Passanten zu ihm herüber und überlegten sich, ob er Hilfe bräuchte, oder ob sie nicht gleich die Männer in weißen Kitteln herbestellen sollten. Mütter hielten die Ohren ihrer Kinder zu und machten um den fauchenden Hinata einen weiten Bogen. Dabei flüsterten sie so etwas wie: „Guck da gar nicht hin, Liebes. Dieser Junge ist kein guter Umgang für dich!“ Hinata jedoch registrierte das gar nicht. Er war zu sehr mit sich und seinem Frust beschäftigt, um auf die Außenwelt zu achten. Er käme gar nicht auf die Idee, dass es merkwürdig wirkte, wie er, ohne einen ersichtlichen Grund herum fauchte und mit sich selbst redete. Zu sehr war er damit beschäftigt, Kageyama die schlimmsten Flüche auf den Hals zu hetzen, um sich über so etwas Banales Gedanken zu machen. Er war mächtig sauer auf seinen Setter. Weil dieser Idiot nie ein gutes Wort für ihn übrig hatte. Ständig machte er ihn runter, schlug ihn und kritisierte ihn. Aber dass Hinata auch mal ein „Hast du gut gemacht“ oder ein „Du bist ein Genie!“ oder sonst etwas hören wollte, schien Kageyama gar nicht zu bemerken. Er würde einfach mal gerne gelobt werden, aber eher würde wohl der Mond eckig werden, als dass so etwas passieren würde. Manchmal erwischte sich Hinata sogar dabei, wie er sich wünschte, er wäre Kageyama niemals über den Weg gelaufen, doch den Gedanken schüttelte er sofort wieder ab. Egal, wie mies Kageyamas Charakter auch war, Hinata wäre mit dieser Vorstellung unglücklich. Er liebte seine Tosses, ihr gemeinsames Zusammenspiel und irgendwie mochte er die Person an sich auch. Ihm würde definitiv etwas fehlen, wenn Kageyama nicht hier wäre. Es wäre langweilig und er würde niemanden haben, der ihm solch perfekte Tosses zuspielen würde. Aber er wünschte sich trotzdem, dass Kageyama auch mal nett zu ihm sein würde. Wenn er nicht dazu fähig war zu loben, dann könnte er wenigstens mal lächeln. Ein kleines Lächeln auf Kageyamas Lippen wäre genauso viel wert, wie ein ausgesprochenes Lob. Weil der Setter wirklich selten lächelte. Und zudem würde es ja zeigen, dass er mal nicht wütend auf ihn war, was auch eine nette Abwechslung wäre. Hinata seufzte etwas. Kopfschüttelnd lief er weiter. Immer und immer wieder zerbrach sich Hinata den Kopf über seinen Setter. Weil kein Tag verging, an dem er nicht irgendetwas an ihm auszusetzen hatte. Hatte der Idiot eigentlich keinen Schimmer davon, dass es Hinata nicht gefiel, wenn er ihn nur runter putzte? Konnte er ihn etwa nicht leiden? Überlegend runzelte er seine Stirn. Das könnte auch eine Möglichkeit sein, weswegen Kageyama ihn ständig kritisierte. Er mochte ihn nicht! Obwohl Hinata in ihm schon lange so etwas wie einen Freund sah, schien Kageyama damit nichts zu tun haben zu wollen. Es musste schließlich einen Grund geben, warum der Setter immer nur an ihm herum nörgelte, während die anderen immer gut davon kamen. Ja, es stimmte. Er hatte es ständig nur mit ihm. Warum? Langsam bestätigte sich seine Theorie – er hasste ihn! Es war nur ein Gedanke, doch er genügte, um Hinata innerlich zu verletzen. Es zog ihn mächtig herunter. Eine fürchterliche Kälte legte sich um sein Herz und zerdrückte es ganz langsam. Es tat weh und es war kalt. Hinata fing an zu bibbern. Er wünschte sich sehnlichst eine Welt, in der Kageyama Hinata gerne hatte. Wie wäre dann ihr Verhältnis zueinander? Wären sie dann richtige Freunde? Würde Kageyama ihn auch mal loben, anstatt nur runter zu machen? Würde er mal lächeln? Zu gerne würde er das mal erleben. Aber wie sollte das gehen? Er konnte ja wohl schlecht zu Kageyama hingehen und ihn darum bitten, so zu tun, als könne er ihn leiden. Er würde ihn auf der Stelle in der Luft zerreißen. Ein tiefes Seufzen entglitt ihm. Er hatte es echt nicht einfach. Ehrlich, er würde sich lieber um andere Sachen kümmern, aber er musste ständig an seinen Setter denken. Es beschäftigte ihn viel zu sehr, um das Thema ruhen zu lassen. In diesem Moment lief er an einem Esoterik-Shop vorbei und er blieb wie angewurzelt stehen. Langsam drehte er sich um und starrte in das Schaufenster. Dabei hatten seine Augen ein bestimmtes Buch anvisiert, dessen Überschrift ihm sofort aufgefallen war. Der Grund, warum er stehen geblieben war. „Parallelwelt“. Hinata war zwar nicht der Hellste, aber auch er wusste, was das war. Genau das, was ihm eben durch den Kopf gegangen war. Vielleicht gab es ja eine Parallelwelt, in der Kageyama ihn wirklich mochte? Ein Kribbeln durchlief seinen Körper und er spürte, wie die Aufregung rapide anstieg. Ohne weiter darüber nachzudenken, öffnete er die Tür zu diesem Shop und betrat ihn. *~* „Hinata! Was ist denn heute mit dir los?!“, fauchte Kageyama am nächsten Tag. Der Angesprochene hob seinen Kopf. Dabei gab er ein ungeduldiges Geräusch von sich. Sie befanden sich gerade im Clubraum. Sie hatten eben Training gehabt, welches nun vorbei war. Hinata jedoch war den ganzen Tag viel zu aufgeregt, um sich überhaupt richtig zu konzentrieren, weswegen er nicht in Höchstform war, wie Kageyama festgestellt hatte. „Ich habe heute etwas Großartiges vor!“, jubelte Hinata und hüpfte in die Höhe. Ihm stand die Aufregung deutlich ins Gesicht geschrieben. Dann zog er sich fertig an und schulterte seine Tasche. Kageyama zog seine Augenbrauen zusammen. „Aha... Und was ist das bitte so Tolles, wenn du schon deswegen so schlecht spielst?“ Hinatas Freude verpuffte daraufhin und er ließ seine Arme sinken. Da war es wieder. Kageyamas unheilvolle Worte. Er wusste ja selbst, dass er heute nicht er selbst war. Aber musste er es ihm auch noch auf´s Butterbrot schmieren?! Genau das machte er ständig, was Hinata einfach nur wehtat. Er konnte das einfach nicht mehr hören! „Ganz ehrlich?!“, rief Hinata auf einmal, der seine Hände zu Fäusten geballt hatte und sich vor Kageyama aufbaute. „Wenn alles so klappt, wie es im Buch geschrieben steht, werde ich in eine Welt reisen, in der du freundlicher zu mir bist und mich wenigstens magst! Dein Gehabe hier kotzt mich nämlich langsam an, Idiot!“ Dann streckte er ihm die Zunge raus und rannte vor ihm weg, aus dem Clubraum. „Oi, was redest du da?!“, rief Kageyama ihm überrumpelt hinterher, doch da war Hinata schon längst verschwunden. Wie erstarrt schaute der Setter zu der Tür, die in diesem Moment ins Schloss fiel. Nun war er alleine in dem Raum. „Idiot... Was labert er denn da? Wieso sollte ich ihn denn nicht mögen?!“, fauchte er. Missgelaunt griff er nach seiner Tasche und stapfte an die frische Luft. Er schien wohl selbst nicht zu bemerken, dass er Hinata gegenüber nicht freundlich gesinnt war. Er machte das unbewusst. Denn er mochte den kleinen Wirbelwind wirklich sehr. Nur war er nicht der Typ dafür, es zu zeigen. Aber er war immer der Meinung gewesen, dass Hinata helle genug war, um das zu bemerken. Er legte seine Stirn in Falten. Und was zum Teufel hatte er eben damit gemeint, dass er in eine Welt reisen würde? Verwirrt kratzte er sich am Hinterkopf, tat es dann aber mit einem Achselzucken ab. Wer wusste, was in Hinatas Kopf wieder vor ging. Er gab immer unsinniges Zeug von sich, was man nicht ernst nehmen sollte... *~* „Ooookay! Ich bin so weit!“, jubelte Hinata. Er hatte sich in sein Zimmer verbarrikadiert und klatschte sich aufgeregt in die Hände. Das Buch der Parallelwelt lag neben ihm offen auf der Seite und er befolgte jeden dieser Schritte, die aufgelistet waren. Er hatte den Rollladen runter gemacht und alles abgedunkelt. Um ihn herum standen dreizehn Kerzen, die er heute noch schnell gekauft hatte. Er saß in der Mitte und krallte aufgeregt seine Finger in den Stoff seiner Hose. Er starrte hibbelig in das flackernde Feuer einer Kerze und schluckte schwer. Gleich würde es passieren und er würde in eine Welt eintauchen, in der Kageyama ihn mochte. Sein größter Wunsch würde bald in Erfüllung gehen. „Jetzt muss ich nur noch sagen, in welche Welt ich möchte und dieses Pulver vor mich hinstreuen. Dann müsste alles klappen!“, sagte er und er blickte neben sich auf eine kleine Schüssel, in der er ein magisches Pulver getan hatte, das im Buch in einem Päckchen vorhanden gewesen war. Ehe er anfing, atmete er nochmal kräftig durch. Er spürte ein starkes Kribbeln in der Magengegend. Er konnte es echt nicht mehr abwarten. Wie lange hatte er auf diesen einen Moment gewartet? Es würde zwar nur für einen Tag gehen, aber der genügte, um ihm zu zeigen, dass Kageyama Tobio auch nett sein konnte. Und alleine das war es wert, so etwas zu machen. „Dann wollen wir mal!“, feuerte Hinata sich selbst an. Mit zitternder Hand griff er in das Schälchen mit dem Pulver und nahm eine Handvoll davon. Dann hielt er die geschlossene Faust vor sich hin und schloss die Augen. „Ich möchte in eine Welt, in der Kageyama Tobio mich ganz doll lieb hat!“, rief er und öffnete dann seine Faust. Das Pulver rieselte vor ihn auf den Boden. Auf einmal hatte er das Gefühl, dass die Raumtemperatur rapide anstieg und dass eine unsichtbare Macht an seinem Körper riss. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Doch wenn er die Augen öffnen wollte, gelang es ihm nicht. Er hatte komplett die Kontrolle über seinen Körper und Geist verloren. Etwas Panik stieg in ihm hoch. Was war, wenn der gewünschte Effekt nicht eintreffen würde und er etwas Schlimmes getan hatte? Mit Zauberei und Magie sollte man doch die Finger weg lassen, aber er, Idiot, hatte mal wieder das getan, was er wollte. Wenn ihm etwas zustieß, dann hatte er es definitiv verdient. Und das alles nur wegen Kageyama! Die Temperatur sank daraufhin wieder und der Sog um ihn ließ nach. Verwirrt öffnete er seine Augen. Er hatte die Macht über sich selbst wieder zurück erlangt. Erleichterung durchlief seinen Körper und er lächelte vor sich hin. „Hab mich wohl umsonst so verrückt gemacht!“, nuschelte er. Doch dann registrierte er endlich, dass er gar nicht mehr in seinem Zimmer war. Seine Augen huschten desorientiert von einem Eck zu dem anderen. Es war eine fremde Umgebung. Sein Herz setzte kurz aus. Hatte es also funktioniert? Aber wo war er denn jetzt? Auf einmal vernahm er ein leises Schnaufen neben sich und erst jetzt bemerkte er, dass er auf einem Bett lag. Aber das war wohl nicht die große Überraschung, sondern der Arm, der um seiner Hüfte lag. Nervosität packte ihn und er wurde etwas blass. Wenn es das war, was er gerade glaubte, wäre es wohl besser, wenn er gar nicht nachschaute, wer ihm gegenüber lag. Etwas in ihm sagte ihm, dass es besser wäre, wenn er weiterhin in Ungewissheit lebte. Der Anblick würde ihn womöglich traumatisieren und sein Leben auf den Kopf stellen. Aber was sollte er tun? Die nächsten vierundzwanzig Stunden so machen, als würde er schlafen? Irgendwann müsste er mal etwas essen, trinken oder mal für kleine Hinatas. Außerdem packte ihn eine gewisse Neugierde, wer es war, der mit ihm in einem Bett lag. Er schluckte hart. Sein Puls beschleunigte sich und er hob etwas seinen Kopf, um endlich das große Rätsel zu lösen. Doch was er sah, traf ihn unvorbereitet. Er hatte mit Vielem gerechnet, aber das war wohl doch zu viel für ihn. Schweiß brach auf seiner Stirn aus und er wich vor der schlafenden Person zurück. Dabei flog er aus dem Bett und er landete unsanft auf dem Boden. „Mhh... Was machst du denn für einen Krach, Shouyou?“, nuschelte sein Bettnachbar und er setzte sich auf. Sprachlos starrte Hinata in die blauen Augen Kageyamas und war für einen Moment gar nicht in der Lage, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Das alles war zu viel für den kleinen Spiker. „Ahhhhhh! Was passiert hier?!“, rief Hinata daraufhin und krallte sich die Finger in die Haare. Warum zum Teufel lagen er und Kageyama in einem Bett?! Kapitel 2: Auswirkung einer Entscheidung ---------------------------------------- Bestimmt hatte jeder schon mal darüber nachgedacht, wie sein Ich in einer anderen Welt leben würde. Wäre das Leben anders, wenn man eine andere Entscheidung getroffen hätte? Wäre man sogar besser dran, als im wirklichen Leben? Oder war es sogar besser so, wie es nun mal war? Hinata zum Beispiel hatte festgestellt, dass es für ihn besser gewesen wäre, wenn er das hier nicht miterlebt hätte. Ihm stand das blanke Entsetzen deutlich auf dem Gesicht geschrieben, während er hoch zu Kageyama Tobio starrte. „Warum... ich versteh nicht...“, flüsterte er und er fasste sich an seinen Kopf. Er bekam Kopfschmerzen. Er war verwirrt. Natürlich hatte er sich gewünscht in einer Welt zu sein, in der Kageyama ihn mochte, aber er war sicherlich nicht darauf gefasst gewesen, dass das Mögen in so eine Richtung laufen würde. Hieß das etwa, dass er und Kageyama hier so etwas wie ein Liebespaar waren? Hatten sie etwas miteinander?! Hinatas Wangen verfärbten sich dunkelrot und er schüttelte seinen Kopf. So ein Quatsch! Das war sicherlich nicht der Fall! Er interpretierte hier viel zu viel hinein! Nur weil sie nebeneinander in einem Bett gelegen waren, hatte das doch nicht zu bedeuten, dass sie zusammen waren! Wenn sie in einem Trainingscamp waren, lagen sie auch immer dicht nebeneinander! Das war einfach normal! Ganz genau! Das hatte nichts zu bedeuten! Und der Arm, der um Hinatas Hüfte gelegen war, war auch nur rein zufällig dort gewesen! So etwas konnte im Schlaf einfach mal passieren! Hinata nickte und bekräftigte sich selbst damit, dass das alles nur ein Missverständnis war. Vielleicht war Kageyama anhänglicher, wenn er es zu ließ, jemanden zu mögen. Der Gedanke war doch schön, oder nicht? Ihm gefiel das auf jeden Fall viel besser, als der streitsüchtige Kageyama, den er kannte. „Wie lange willst du noch hier unten bleiben, Shouyou? Frierst du nicht? Komm lieber wieder ins Bett!“, durchbrach Kageyama schließlich die Stille. Hinatas Kopf fuhr hoch und er riss seine Augen auf. Dabei stand ihm leicht der Mund offen und er gab ein unsicheres Geräusch von sich. Also hatte er vorhin doch richtig gehört. Kageyama nannte ihn wirklich beim Vornamen! Er hatte es beim ersten Mal nur nicht richtig registriert, aber beim zweiten Mal konnte es kein Fehler sein. Wieso machte er das?! Wie eng war jetzt nun wirklich ihre Bindung zueinander? Wieder schlich sich der Gedanke in seinen Hinterkopf, dass an seiner Theorie etwas dran sein könnte. Dass Kageyama ihn sehr, sehr lieb hatte. Viel zu lieb, nach Hinatas Empfinden. „Hey, Kageyama! Seit wann sind wir denn so dicke, dass du mich Shouyou nennst?“, fragte er schließlich. Er sah äußerlich etwas belustigt aus, doch innerlich war er total angespannt. Neugierde vermischte sich mit Angst. Angst vor der Wahrheit. Was, wenn er mit der Vermutung richtig lag? Wie würde er damit umgehen und reagieren? Fliehen konnte er nicht von hier. Laut Anleitung des Buches würde er vierundzwanzig Stunden in dieser Parallelwelt aushalten müssen. Einen ganzen Tag, an dem er vor Kageyama fliehen müsste. So hatte er sich das sicherlich nicht vorgestellt... Dumme Idee! Wirklich toll gemacht, Hinata Shouyou! Verdattert blinzelte der Setter mit seinen Augen. Dann kratzte er sich am Hinterkopf und lächelte ihn verunsichert an. „Shouyou, sag mal. Bist du eben auf deinen Kopf aufgekommen? Was ist denn mit dir los? Geht es dir nicht gut?“ „Haaaaaaaah?!“ Hinata glaubte zu spinnen. Hatte er sich eben verhört?! Klang der mürrische Setter von Karasuno wirklich besorgt?! In was für eine abgedrehte Welt war er bloß gelandet?! Ganz allmählich wünschte er sich seinen Setter zurück, wie er wirklich war. Dieser hier war eindeutig eine Nummer zu gruselig. Kageyama hatte mittlerweile seine Beine über die Bettkante geschwungen und setzte sich hin. Dabei musterten seine blauen Augen den überforderten Spiker. „Komm her. Lass mich mal nachschauen, ob du dir ernsthaft wehgetan hast. Was musst du, Tollpatsch, auch aus dem Bett fallen?“ Hinatas Mund klappte auf und zu. Er schaffte es nicht, ein vernünftiges Wort über die Lippen zu bringen. Langsam aber sicher glaubte er, dass er in einem falschen Film war. Seit wann kümmerte sich der König des Feldes um eines seiner Untergebenen?! Wer hier wohl etwas an den Kopf bekommen hatte, dann wohl er! „B-bleib von mir weg, Bakageyama! Fass mich ja nicht an! Schrei lieber herum oder beleidige mich! Aber hör auf, mich so anzusehen!“ Verstört rutschte Hinata vor dem Bett weg, bis er die Wand hinter dem Rücken spürte. Dabei hatte er den Dunkelhaarigen keine Sekunde aus den Augen gelassen. Er war so unheimlich. Hinata hatte ja schon Schwierigkeiten, den normalen Kageyama zu durchschauen, aber dieser hier war noch eine Stufe härter. Was genau ging ihm nur durch den Kopf? Verarschte er ihn nur?! Er konnte es ja nicht wissen, weil er einfach in diese skurrile Situation rein geplatzt war. Wenn er doch nur Kontakt zu seinem Ich aus dieser Welt aufnehmen könnte! Er würde ihm sagen können, was hier abging! Aber da Hinata lange genug mit seinem Setter zusammen hing, wusste er, dass er ihn immer mit Vorsicht zu genießen hatte. Ein Fehler könnte ihm Unmengen an Probleme bescheren! Kageyama war die Gefahr in Person! Eine Weile herrschte Schweigen. Während Hinata sich gegen die Wand drückte, um so viel Platz wie möglich zu schaffen, starrte Kageyama ihn nur an. Das war dieser Blick, den nur der Setter haben konnte. Dieser Blick genügte, um einen einen eiskalten Schauer über den Rücken zu jagen. Wahrlich, Kageyama war in jeder Welt ein grausamer Tyrann, der einen nur mit seinen Augen erschrecken konnte. „Komm sofort her!“, befahl er auf einmal im knallharten Tonfall, den Hinata nur zu gut kannte. Er wusste nicht, ob er deswegen Angst haben oder sich darüber freuen sollte. Kageyama war immer noch Kageyama, egal, wo er war. Er war zwar irgendwie ziemlich schräg drauf und hatte eine Art an sich, die Hinata noch nicht ganz behagte, aber er war immer noch tief in seinem Herzen der königliche Diktator. Und Hinata wusste ganz genau, was man in so einer Situation zu machen hatte, wenn Kageyama so redete. Man sollte gehorchen! So schnell, wie er konnte, spritzte er auf und pflanzte sich neben den Setter auf das Bett, der ihn, aus den Augenwinkeln heraus, beobachtete. Dabei krallte er seine Finger in den Stoff seiner Hose und zog den Kopf ein. Sein ganzer Körper war angespannt, als rechnete er jetzt mit irgendwelchen Schlägen oder einem verbalen Ausbruch seitens dem Dunkelhaarigen. Doch nichts dergleichen passierte... Verwundert hob er seinen Kopf und blickte nach links zu Kageyama, der ihm auf einmal so nahe war. Nach Luft schnappend beugte er seinen Oberkörper nach hinten, um wieder Platz zwischen ihnen zu schaffen. Aber Kageyama schien seinen eigenen Kopf zu haben. Ohne einen Vorwand rückte er noch näher und beugte sich zu ihm, wobei er eine Hand neben Hinatas Oberschenkel auf das Bett drückte, wodurch er ihn einkesselte. „Shouyou... Du benimmst dich wie vor ein paar Monaten, als wir uns näher gekommen sind. Das ist etwas lästig, wo wir doch schon so lange zusammen sind“, hauchte er ihm ins Ohr. Ein kleiner Schauer lief dem Spiker über den Rücken und verkrampfte sich augenblicklich, als er Kageyamas Lippen dicht neben seinem Ohr spürte. Er küsste ihn... „W-w-was machst du da?!“, stieß Hinata knallrot aus und drückte, mit aller Kraft, gegen Kageyamas Brust. Doch er war viel stärker als er, weswegen er sich nicht fortbewegte. Leise seufzte der Größere von ihnen und er rückte etwas von Hinata ab, um ihn ansehen zu können. „Ich will dich küssen, was denn sonst? Sag mal, was ist denn mit dir los?!“ Hinata spürte, dass sich Kageyamas Geduld langsam dem Ende neigte. „Kü-kü-küssen?! Geht´s noch?! Du bist doch nicht mehr ganz dicht, wie kannst du nur~“ Kageyama rückte urplötzlich vor und unterbrach Hinatas Wortschwall, in dem er seine Lippen fest auf Hinatas presste. Erschrocken weitete der Spiker seine Augen und rührte sich keinen Millimeter mehr. Er war wie vom Donner gerührt. Während sein Kopf vor tausend Gedanken und Fragen fast explodierte, schaffte er es nicht, sich zu regen. Wie festgefroren saß er auf dem Bett und ließ es zu, dass Kageyama ihn küsste. Sein Herz raste wie ein ängstlicher Vogel gegen seinen Brustkorb. Ihm wurde es schrecklich warm, konnte jedoch nicht erklären, woher das kam. Vielleicht war es Scham, weil er so eben zum ersten Mal geküsst wurde und das auch noch von einem Jungen. Aber vielleicht hing es auch mit dem Kribbeln zusammen, das ihm durch den ganzen Körper jagte. Ausgelöst durch diese weichen, warmen Lippen, die angefangen hatten, sich leicht auf Hinatas zu bewegen. Erst sanft, dann immer fordernder. Hinata kniff seine Augen zusammen. Er hatte sich die ganze Zeit über gegen Kageyamas Brust gestemmt, doch er konnte ihn nicht von sich weg drücken. Vielleicht war aber der Wille dazu auch nicht so groß, wie er eigentlich gehofft hatte. Er hatte das Gefühl, dass sein Körper gerade sein größter Feind war. Er machte, was er wollte. Sein Verstand schrie, dass das nicht korrekt war, dass er aufhören sollte, doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Zu sehr genoss er dieses kribbelnde Gefühl, die Wärme, die ihn umhüllte und das freudig klopfende Herz, das ihn mit Glück erfüllte. Es war verwirrend, aber, verdammt nochmal, wunderschön. Dazu fühlte es sich erschreckend normal an, was Kageyama mit ihm tat. Als wäre es so gewollt, dass er das hier erlebte. „Endlich bist du ruhig, Shouyou...“, wisperte Kageyama und strich ihm über die Wange. Zögernd öffnete der Angesprochene seine Augen und blickte ihn an. Sein Gesicht fing sofort an zu glühen und er schrie laut auf. „Geh von mir weg, hab ich gesagt!“, brüllte er und stieß Kageyama grob von sich. Dieser ließ ihn los und Hinata krabbelte vor ihm weg, als habe er Angst, er könne nochmal so etwas dergleichen machen. Kageyama seufzte. „Du verwirrst mich heute irgendwie. Was ist nur aus meinem süßen Shouyou geworden?“ „S-süßer Shouyou?! Ich geb dir gleich! Ich bin nicht süß!“ Hinata hatte seine Hände zu Fäusten geballt und fuchtelte mit ihnen unter Kageyamas Nase herum. „Ich geb´s auf..“, murrte Kageyama und kletterte aus dem Bett. Verdutzte Augen verfolgten den Setter, der ihn auf einmal einfach alleine ließ und die Zimmertür ansteuerte. „H-hey, warte mal! Was wird das jetzt?! Kageyama! Seit wann gibst du so schnell auf?!“ Hinata sprang ebenfalls aus dem Bett und lief auf ihn zu. Ein paar Schritte vor ihm blieb er stehen, da er noch nicht ganz sicher war, auf welche Ideen er noch kommen könnte. Der Kuss war schon zu viel für ihn gewesen... Der Angesprochene drehte sich um. In seinem Blick lag etwas, was Hinata nicht deuten konnte. Doch dessen furchterregendes Grinsen sagte genügend aus – er hatte irgendeinen Gedanken, den Hinata wohl besser nicht wissen wollte. „Ach... du willst nicht, dass ich aufgebe? Hat es dir also gefallen, Shouyou?“ „W-was denn gefallen?! Rede doch nicht in Rätseln, Idiot!“ „Na, der Kuss! Er hat dir gefallen, nicht wahr?“ Kageyama war einen Schritt auf Hinata zugekommen – Hinata ging einen zurück. „N-nein! Hat es nicht!“ Sein Gesicht war feuerrot. „Hör auf, solche Bemerkungen von dir zu geben! Echt, mittlerweile vermisse ich dein anderes Ich! Ich will wieder zurück!“ Kaum hatten diese Worte Hinatas Lippen verlassen, schlug er sich erschrocken beide Hände vor den Mund. Was zum Teufel sagte er?! Er durfte das doch gar nicht erwähnen, das war ausdrücklich in der Anleitung geschrieben! Damit würde er nur Verwirrung auslösen und womöglich unverhoffte Ereignisse auslösen! Kageyama würde ihn wahrscheinlich für verrückt erklären und die Männer in weißen Kitteln herbestellen! Ahhh, wie dumm war er denn bloß?! „Mein anderes Ich?“, wiederholte der Dunkelhaarige und legte seine Stirn in Falten. Dann beäugte er Hinata ganz genau und schwieg eine Weile. „Uhm... na ja... D-das ist eine k-komplizierte Sache... In meiner Welt läuft es eben etwas anders ab... okay?!“, maulte Hinata und sah angefressen auf die Seite. Spätestens jetzt dürfte Kageyama ihn für verrückt erklären. „Vergessen wir mal, dass ich an so etwas normal nicht glaube, aber willst du mir gerade weismachen, dass du aus einer anderen Welt kommst? Das würde erklären, warum du so abgedreht bist, wenn ich dir einen Kuss geben will...“, murmelte er vor sich hin. Hinata starrte ihn verblüfft an. Er hatte definitiv mit einer anderen Reaktion gerechnet. Aber Kageyama nahm es erstaunlich gelassen auf. Nun konnte Hinata auf die Regeln eh pfeifen. Kageyama schien verstanden zu haben, was hier abging, also könnte er ja mehr davon erzählen. „Genau! Kageyama und ich können uns normal gar nicht wirklich riechen, weißt du? Er ist so großkotzig, ein Tyrann und meint, er müsse alles und jeden herum kommandieren!“ „Und Shouyou ist ein kleiner Idiot, der immer im Vordergrund stehen will, nie denkt bei dem was er tut und legt sich mit jedem an, der ihn auch nur schief anguckt“, fügte Kageyama hinzu und seine Augen leuchteten belustigt auf. „Genau, genau! Du hast es... bitte was?!“ Fassungslos sah er sein Gegenüber an. Hatte er eben wirklich richtig gehört?! Verdammt, das klang gerade wirklich nach Kageyama Tobio, so wie er ihn kannte! Ehrfürchtig lief er um ihn herum und betrachtete ihn aus allen Ecken und Winkeln. Hatte er mit dem griesgrämigen, mürrischen Kageyama gerade getauscht, ohne dass er es bemerkt hatte? „Überrascht?“, fragte Kageyama ihn, immer noch mit diesem Grinsen auf den Lippen. „J-ja... Du bist genauso ein Idiot wie Kageyama!“ „Du scheinst etwas nicht begriffen zu haben, Shouyou...“, bemerkte der Größere und ignorierte Hinatas Beleidigung, was wiederum ungewöhnlich für den Setter war. „Dann erklär es mir doch und spiel dich nicht so auf!“ Kageyama lächelte und seufzte etwas dabei. „Ich habe das Gefühl, gerade wieder komplett am Anfang zu stehen...“ Knurrend sah der kleine Spiker zu ihm auf. „Es ist eigentlich ganz einfach. Vom Charakter her scheinen wir uns alle nicht wirklich zu unterscheiden. Du bist genauso schräg drauf, wie der Shouyou in dieser Welt. Und laut deiner Beschreibung ähnelt mir auch dein Kageyama.“ „Er ist nicht „mein“ Kageyama, okay? Er kann mich nicht leiden!“ „Kannst du ihn leiden?“, wollte er wissen und Hinata sah sofort auf die Seite. Er verzog etwas sein Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nicht wirklich. Er ist ein Idiot. Ich bin froh, wenn ich ihn nicht sehe!“ „Kamst du deswegen auf die Idee, hierher zu kommen?“, wollte Kageyama wissen und Hinata zuckte ertappt zusammen. „Ich dachte, du glaubst an so etwas nicht!“ „Eigentlich nicht, aber ich sehe doch, dass da etwas passiert ist. Ich habe zwar keine Ahnung, wie genau du das angestellt hast, aber passiert ist es trotzdem.“ Hinata schob seine Unterlippe vor. „Ja, okay... Ich habe mir einfach gewünscht, dass ich in eine Welt käme, in der er mich gerne hätte... Aber... dass ich ausgerechnet so etwas erleben muss...“ „Du bist einfach nur von der Entwicklung her überrascht, mehr auch nicht“, erklärte Kageyama und zwei braune Augen bohrten sich in seine blauen. „Wie meinst du das?!“ „Ich würde mal behaupten, dass du in einer der vielen Parallelwelten gereist bist. Eine Welt, die sich unter einer deiner Entscheidungen entwickelt hatte. Im Grunde genommen hast du für mich, Kageyama Tobio, tiefere Gefühle, aber in deiner Welt hast du dich bewusst oder unbewusst dagegen gewehrt. Und somit ist diese Welt entstanden. Eine Welt, in der du die Gefühle zugelassen hast und mit mir zusammen gekommen bist, verstehst du?“ „I-ich habe keine Gefühle für dich, Bakageyama!“ „Und warum hast du dich dann danach gesehnt, in eine Welt zu kommen, in der ich dich mag?“ Verzweifelt trat Hinata mit den Füßen auf. „Weil ich es satt bin, dass du dich mir gegenüber wie ein Arsch aufführst! Du lobst mich nie, du kritisierst mich ständig und machst mich herunter! Ich will einfach nur etwas Anerkennung und vielleicht mal ein lobendes Wort!“ Kageyama lächelte ihn an. „Das glaube ich dir gerne, Shouyou, aber dann hättest du dir genau das ja wünschen können. Aber stattdessen wolltest du, dass ich dich lieb habe, richtig? Deswegen bist du auch hier...“ Unwirsch trat Hinata vor ihm zurück. Mit einem bitterbösen Blick. „Laber keinen Scheiß! Ich habe nichts dergleichen vorgehabt...“ Auf einmal stutzte er. Jetzt, als Kageyama es erwähnt hatte, fielen ihm auf einmal heiß seine Worte ein, die er gesagt hatte, während er das Pulver benutzte. Erschrocken quietschte er auf und sein Gesicht glich einem Hummer. „Aber... das habe ich doch gar nicht... nein! D-das war nur ein Unfall!“ „Nein, du hast unbewusst Gefühle für mich, die hervorgetreten sind, als du dein merkwürdiges Hokuspokus benutzt hast!“, zog Kageyama ihn auf. Ihm schien es sichtlich zu gefallen, den kleinen Spiker aus der Reserve zu locken. „Ahhh! Du bist genauso fies wie dein anderes Ich! Boah, ihr geht mir wirklich auf den Keks! Wenn ihr euch etwas in den Kopf gesetzt habt, dann wollt ihr gar nichts mehr anderes wahr haben! Ich weiß ja nicht, was mein Ich hier in dieser Welt treibt, aber damit hab ich absolut nichts zu tun! So jetzt hast du es!“, brüllte Hinata ihm zornig entgegen und drehte sich dann von ihm weg. Er hoffte, dass Kageyama das endlich kapierte und ihn mit diesem Gefühlskram in Ruhe ließ. Am Ende schaffte er es noch, ihm das einzureden, was sicherlich nicht so lustig wäre... Plötzlich wurde Hinata an den Schultern gepackt und ins Bett befördert. Erschrocken hielt er die Luft an und starrte hoch in Kageyamas blaue Augen, die einen hinterlistigen Glanz angenommen hatten. „Wenn du dich so sehr gegen deine wahren Gefühle wehrst, werde ich eben nachhelfen müssen...“, flüsterte er und schob ihm das Oberteil etwas hoch, um seine erhitzte Haut berühren zu können. Hinata weitete erschrocken seine Augen. Was zum Teufel hatte Kageyama jetzt vor?! Kapitel 3: Dem Charme verfallen ------------------------------- „K-Kageyama! W-was wird das?! Hör a... ahh~“, schimpfte Hinata, der sich mit Händen und Füßen gegen Kageyama wehrte, welcher ihn ins Bett drückte. Gegen Ende seines Satzes entfloh ihm ein überraschtes Keuchen, was ihn kurz daraufhin tiefrot werden ließ. Der Setter hatte seine beiden Handgelenke ergriffen und sie mit einer Hand über seinen Kopf in die Matratze gedrückt. Mit der anderen Hand strich er mit etwas Druck über seinen entblößten Oberkörper und hinterließ ein unerwartetes, aber angenehmes Gefühl auf seiner Haut. Peinlich berührt, aufgrund seiner Schwäche, kniff er seine Augen zusammen und drehte seinen hochroten Kopf auf die Seite. Ihm lief ein angenehmer Schauer über den Rücken, als Kageyamas Hand über seine Brust glitt und ein prickelndes Gefühl in ihm auslöste. Er wollte es nicht wahrhaben, aber seinem Körper gefiel es. Sein Atem kam stoßweise. Alles in ihm schien, aufgrund von Kageyamas Berührungen, außer Kontrolle zu geraten. „I-ich hab gesagt, du... sollst das lassen...“, nuschelte Hinata. Erschrocken über sich selbst, öffnete er seine Augen. Seine Selbstkontrolle schien zu bröckeln. Stück für Stück – immer mehr. „Du bist echt störrisch...“, hauchte Kageyama ihm ins Ohr und Hinata zuckte etwas zusammen, als er seinen heißen Atem an seiner Haut spürte. Er bekam Gänsehaut. Kageyama erhob sich etwas und blickte zu ihm herunter. Mit halbgeöffneten Augen und leicht offenstehenden Mund sah Hinata zu ihm hoch. Seine Herzfrequenz stieg an. Dieser Ausdruck in Kageyamas Augen brannte sich in Hinatas Hirn ein. Er war so sanft und so lieb. Und er lächelte sogar auf eine Weise, wie er es an ihm noch nie gesehen hatte. „K-Kageyama“, flüsterte er ungläubig und er hielt automatisch die Luft an, als der Setter sich ihm näherte. Seine Augen wurden immer größer, doch er war nicht in der Lage dazu, sich gegen seine plötzliche Nähe zu wehren. Er keuchte leise, als ihre Lippen sich sanft berührten. Sein Körper stand auf einmal unter Flammen. Ihm wurde es abwechselnd heiß und kalt. Hinata wusste nicht, wie ihm geschah. Sein Verstand schrie, dass sie aufhören sollten, doch sein Körper machte, was er wollte. Er bäumte sich leicht gegen Kageyamas Hand, als wolle er weiter von ihm so gestreichelt werden. Dabei drängte er sich ihm noch etwas näher, um seine Lippen noch intensiver spüren zu können. Ein unbändiger Drang überfiel ihn, ihn zu küssen. Er wollte es. Er wollte es so sehr. Kageyama gab ein überraschtes Geräusch von sich, als Hinata keine Gegenwehr mehr leistete und sogar den Kuss erwiderte. Gierig legte er beide Hände an Hinatas erhitzten Wangen und steigerte den feurigen Kuss. Beide Körper wurden immer hitziger, genauso wie ihr Kuss. Wenn sie kurz voneinander abließen, schnappten sie nach Luft, um darauf den leidenschaftlichen Kuss erneut aufzunehmen. „Shouyou...“, keuchte Kageyama erregt und nahm eine Hand von Hinatas Wangen weg. Sie glitt über die glühende Haut seines Oberkörpers, immer tiefer. Man sah Kageyama an, dass er mehr wollte. Den Kuss fortsetzend, strich seine Hand über Hinatas Hose. Dann fuhr er mit ihr zwischen seinen Schritt und rieb über die unübersehbare Beule. Was Kageyama unheimlich scharf machte, erschreckte Hinata so sehr, dass er laut aufschrie und sein Knie mit voller Wucht in Kageyamas empfindlichste Stelle rammte. Der Setter schrie schmerzhaft auf und rollte sich auf die Seite. „Ahh, verdammt nochmal! Was soll das?!“, brüllte er und rollte sich ein. Nach seinem Gesichtsausdruck zu folge schien er wirklich Schmerzen zu haben. „W-w-was fällt dir ein...?! D-du kannst mich doch nicht einfach da anfassen?!“, rief Hinata und zog hastig sein Oberteil wieder herunter. Dann kroch er mit panischem Gesichtsausdruck vor ihm zurück, bis sein Rücken gegen die Lehne des Bettes stieß. Dabei hatte er seine Beine an sich heran gezogen und klammerte sich daran fest. Sein Gesicht brannte. Ihm war das alles so peinlich und unangenehm. Kageyama hatte ihn einfach überrumpelt und ihn an einer Stelle angefasst, die man doch nicht einfach so anfassen durfte! Aber nicht nur das war schlimm, sondern auch sein erregter Zustand warf ihn regelrecht aus der Bahn. Seit wann bitte reagierte er so auf ihn?! Und wieso tat er das überhaupt?! Langsam setzte Kageyama sich wieder auf und robbte zur Außenseite des Bettes. Er hatte sein Gesicht hinter den Händen verborgen und schwieg einen Moment. Der Spiker beobachtete alles ganz genau. Auch wenn er ihm wirklich böse war, bekam er auf einmal Mitleid mit ihm. Er wirkte so geknickt, was Hinata nicht wollte. „Ich habe mich vergessen... Shouyou mag das normal auch...“, flüsterte er irgendwann und er ließ seine Hände sinken. Sein Kopf war jedoch in eine andere Richtung gedreht, weswegen Hinata sein Gesicht nicht sehen konnte. „Tut mir leid... ich...“, Hinata fing auf einmal heftig an zu stottern und sein Gesicht machte einer überreifen Tomate Konkurrenz. „I-ich würde lügen, wenn ich sagen würde, d-das das nicht... sch-schön war... Aber es kam so plötzlich... und es verwirrt mich. Kageyama hasst mich normal. Und jetzt auf einmal sieht er mich mit so einem wunderbaren Lächeln an und ich habe mir in diesem Moment gewünscht, dass er mich immer so ansehen könnte...“ Auf einmal brach er ab und er schlug sich quietschend die Hände vor den Mund. „Das... hab ich doch jetzt nicht laut gesagt, oder?!“ Kageyama hatte mittlerweile seinen Kopf zu ihm herum gedreht und starrte ihn sprachlos an. Doch plötzlich zuckten seine Mundwinkel nach oben und ein leises, belustigtes Schnauben erklang. „Du schaffst es echt immer wieder...“, sagte Kageyama und er griff nach seinem Kopf, um ihm die Haare zu verstruppeln. „Und was bitte?“, wollte Hinata wissen und verschränkte die Arme schmollend vor der Brust. Er hasste es, wenn man ihn auslachte! Kageyamas Hand glitt sanft über Hinatas Kopf, bis hinab zur Wange, über die er dann sanft strich. Dabei lächelte er ihn wieder auf diese wundervolle Weise an, die Hinata so sehr mochte. „Dass ich mich ständig neu in dich verliebe!“ Hinatas Augen weiteten sich immer mehr und sein Herz schlug wie in Zeitlupe gegen seine Brust. „V-verlieben...?“, wiederholte er und ein großer Schwarm Schmetterlinge brach in seiner Bauchgegend aus. *~* „Kageyama? Wie... geht’s dir eigentlich? Tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe“, nuschelte Hinata und tippte die Fingerspitzen gegeneinander. Dabei sah er verlegen zu ihm herüber und konnte nicht verhindern, dass ihm das Blut ins Gesicht schoss, als er daran dachte, aus welchem Grund er nach ihm getreten hatte. Kageyama seufzte etwas, zuckte dann aber mit den Achseln. „Ist schon in Ordnung. Ich habe dich erschreckt, da hab ich es auch verdient“, antwortete er. Kaum hatte er zu Ende gesprochen, blickte er in ein überraschtes Augenpaar. „Was...?“, fragte er und war auf einmal misstrauisch. Warum sah er ihn jetzt so an? „Na ja, der Kageyama, den ich kenne, hätte jetzt einen Aufstand gemacht und mir eine runter gehauen“, erklärte er seine Reaktion. „Mhm...stimmt. Wäre auch eine Möglichkeit“, gab der Setter zu und fuhr sich mit den Fingern über sein Kinn. Dann grinste er Hinata unheilvoll an. „W-warte! Komm ja nicht auf falsche Gedanken! I-ich war nur überrascht, aber deine Reaktion ist viel angenehmer!“, rief Hinata schnell und fuchtelte wild mit den Händen in der Luft herum. „Außerdem tut es weniger weh...“, fügte er noch leise hinzu. Kurz darauf brach neues Schweigen zwischen ihnen ein. Das, was eben zwischen ihnen gelaufen war, war noch zu deutlich in ihren Köpfen, weswegen es ihnen schwer fiel, miteinander zu reden. „Nun ja. Ich weiß ja nicht, wie es bei dir aussieht, aber ich geh jetzt schlafen“, wechselte Kageyama abrupt das Thema und stand vom Bett auf. „Haaah?! Und was ist mit mir?!“, stieß Hinata aus und schlug sich die Hände gegen den Kopf. Konnte er wirklich nach Hause gehen? „Du bleibst natürlich da, was ist das für eine blöde Frage?“ Kageyama lief aus dem Zimmer. Kurz darauf hatte er einen lautstarken Hinata am Rockzipfel. „Das würde dir wohl so passen?! Ich geh da hin, wo ich hingehöre!“, zeterte er. Plötzlich blieb Kageyama stehen und Hinata lief prompt in ihn hinein. „Hey... was wird das jetzt?“, fauchte der Spiker. Erschrocken schnappte er nach Luft, als Kageyama sich blitzschnell umgedreht hatte und ihn gegen die Wand nagelte. So schnell hatte er gar nicht schauen können, da war es schon passiert. „Dann wäre das ja geklärt, Shouyou. Du gehörst nämlich zu mir“, entschied Kageyama in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Mit polterndem Herzen blickte Hinata in die blauen Augen seines Setters, die ihm gefährlich nahe waren. Erst jetzt realisierte er, dass Kageyama ihn, mit seinem Körper, gegen die Wand presste und ihm keine Gelegenheit gab zu entfliehen. „D-das hatten wir doch eben schon! Willst du, dass ich dir wieder wehtue?!“, giftete Hinata mit viel zu hoher Stimmlage. Ihm konnte man gerade zu leicht ansehen, wie nervös er war. „Wenn du das gewollt hättest, dann hättest du es schon längst getan“, hauchte Kageyama ihm ins Ohr und presste sein Unterleib gegen Hinatas. Er gab ein erschrockenes Geräusch von sich und er schnappte nach Luft. Er ballte seine Hände zu Fäusten, doch er konnte sie nicht bewegen, da Kageyama seine Handgelenke nicht los ließ. Eine Hitzewelle überrollte Hinata und er kniff seine Augen zusammen. Diese Nähe. Diese furchtbare Nähe brachte ihn um den Verstand. Noch nie hatte er solche Gefühle verspürt, wie in diesem Moment. Noch nie hatte Hinata sich bewusst so stark zu Kageyama hingezogen gefühlt. „Du... bist unfair...“, zischte er durch zusammengepresste Zähne hervor. „Du aber auch. Du lässt mich ganz schön zappeln und weist mich ab“, konterte Kageyama. Daraufhin errötete Hinata und sah auf die Seite. „Hör auf, so etwas zu sagen. Das ist mir peinlich. Und lass mich jetzt los!“ Ein Seufzen ertönte. „Also gut. Aber nur, wenn du auch bei mir bleibst!“ „W-was?! So war das nicht abgemacht!“, polterte Hinata und funkelte sein Gegenüber zornig an. Da hatte er es wieder. Kageyama war einfach Kageyama. Er zog aus allem seinen Vorteil, ob gerecht oder nicht, war ihm egal. „Überleg doch mal, Shouyou! Was ist, wenn deine Familie bemerkt, dass du nicht der Shouyou aus dieser Welt bist? Du würdest da einiges durcheinander bringen. Reicht ja schon, dass du mich da mit reingezogen hast!“, erklärte Kageyama und klang dabei richtig ernst. Schweigend nickte Hinata nach kurzem Zögern. Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, konnte man erkennen, dass es ihm gar nicht passte. Aber er musste da jetzt eine Nacht durch. Eine einzige Nacht. Die würde er doch neben Kageyama überstehen, oder? *~* Befangen blieb Hinata vor dem Bett stehen. Kageyama hatte es sich schon mittlerweile darin gemütlich gemacht und sah fragend zu dem Spiker auf, der sich immer noch nicht geregt hatte. „Was ist los? Wir müssen schlafen. Morgen ist Schule und wir haben auch Training“, merkte Kageyama schließlich an, woraufhin Hinata erschrocken zusammen zuckte. Nervös nestelte er an dem übergroßen T-Shirt, das er von Kageyama bekommen hatte, da er keine Schlafsachen hatte und sah herunter zu seinen Füßen. Wie sollte er ihm jetzt klar machen, dass er wegen ihm so aufgeregt war? Wie sollte er reagieren, wenn sie sich berührten? Erwartete Kageyama etwas von ihm? Diese und noch tausend andere Fragen beschäftigten den kleinen Spiker und verunsicherten ihn immer mehr. „Shouyou!“ „Ist ja gut!“, meckerte er schließlich und sah ihn genervt an. „Du drehst dich aber anders herum und bleibst auch so liegen! Und wehe du kommst auf irgendwelche Gedanken, dann tret ich dich aus dem Bett!“ Kageyama erwiderte den Blick genervt und verdrehte die Augen. „Hast du etwa Angst, dass ich über dich herfallen könnte?“, fragte er und gähnte demonstrativ. „Ehrlich, die Verlockung ist groß und ich würde nicht nein sagen, aber ehe du mich noch kastrierst, lass ich es lieber. Komm jetzt endlich, damit ich das Licht ausmachen kann!“ Hinata knirschte mit den Zähnen. Diese coole Art von Kageyama pisste ihn gehörig an. Aber wenn er wirklich die Flossen bei sich ließ, dann hatte er ja auch nichts zu befürchten, oder? „Gut, ich nehm dich bei Wort! Aber wehe nicht! Ich mache meine Drohung wahr!“ „Ja, ja...“ Missgelaunt hob Hinata endlich die Decke an und schlüpfte darunter. Schnell drehte er ihm den Rücken zu und schloss seine Augen, um ihm klar zu machen, dass er seine Worte auch ernst gemeint hatte. Es dauerte einen Moment und dann ging das Licht aus. Hinata öffnete die Augen, als er eine Bewegung neben sich ausmachte und hielt die Luft an. Sein Herz schlug verräterisch schnell, doch er wagte es sich nicht, sich umzudrehen. Es herrschte Stille und Hinata wartete angespannt darauf, ob Kageyama das Wort brach und sich trotzdem über ihn hermachte. Er konnte ihn schlecht einschätzen, doch er musste einsehen, je mehr Zeit verging, desto sicherer wurde er, dass er wirklich nichts tat. Kageyama konnte sich ja doch dran halten! Eigentlich sollte Hinata doch jetzt froh darüber sein, oder? Aber warum kam in ihm immer wieder der Wunsch hoch, dass Kageyama sich ihm widersetzte und ihn in die Arme zog? Er könnte sich dafür selbst in den Hintern beißen! Er wies ihn schon die ganze Zeit ab und machte ihm klar, dass er es nicht wollte und nun erwartete er doch genau das Gegenteil: seine Nähe! Er war verrückt geworden! Diese Welt tat ihm nicht gut! Er hatte Gedanken über Kageyama, die er noch nie hatte und nicht haben wollte. Aber sie waren da und sein Körper reagierte darauf mit einem starken Kribbeln. „Kageyama...?“, flüsterte er nach einer Weile, als es immer noch so still war zwischen ihnen und wartete, ob er noch eine Antwort bekam. „Mhm?“ Hinatas Herz machte einen aufgeregten Hüpfer. Er war also auch noch wach! Schüchtern drehte er sich auf die andere Seite und versuchte ihn in der Dunkelheit auszumachen. Doch er konnte leider nicht viel erkennen. „Ich würde gerne mal etwas wissen...“, sagte er und er spürte, wie seine Wangen sich erhitzten. Er hoffte, dass er nicht zu viel fragte, aber es würde ihn ungemein interessieren. Kageyama sagte nichts darauf, aber Hinata wusste, dass er ihm zuhörte. Daher sprach er weiter. „Na ja... da gibt es etwas, was mich beschäftigt. Du und ich... wir scheinen in dieser Welt ein... ein L-L-L-L-Lie...Lie...“ „Liebespaar?“, half Kageyama ihm auf die Sprünge und er konnte deutlich aus seiner Stimme heraushören, wie belustigt er war. Daraufhin hörte er ein raschelndes Geräusch, mit einer darauffolgenden Bewegung auf der Matratze, was daraufhin deutete, dass Kageyama sich nun zu ihm umgedreht hatte. „J-ja, genau. D-das scheinen wir ja irgendwie zu sein...“, murmelte Hinata peinlich berührt und die Hitze nahm in ihm zu. „Wie genau kam es dazu? Wer hat den Schritt gemacht?“ Kageyama machte ein Geräusch, das sich anhörte, als würde er darüber nachdenken müssen. „Willst du es wirklich wissen?“ „Ehm... also schon... irgendwie“, gestand Hinata und griff sich an die Brust. Er hatte Angst, dass der Setter sein laut pochendes Herz hören könnte. „Also gut... Es war eigentlich nichts Weltbewegendes“, gestand Kageyama. „Ich hatte dich damals geküsst, wir sind übereinander hergefallen, hatten heißen Sex miteinander und seitdem sind wir das, was wir nun sind!“ „WAS?!“ Hinata setzte sich mit hochrotem Kopf auf und presste seine Hände gegen die Ohren. „Das glaub ich doch jetzt nicht! Was für eine Person bin ich hier?! Und wie kannst du es wagen...!“ Auf einmal spürte er einen Finger auf seine Lippen und Hinata hielt sofort inne. Erschrocken hielt er die Luft an. Kageyama war ihm wieder so nahe. Er hatte seinen Ausbruch dazu genutzt, um ihm wieder auf die Pelle zu rücken. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, doch er wehrte sich nicht gegen seine Nähe. Er ließ es zu, wie er sanft mit dem Finger über seine Lippen strich und dann über seine Wange. „Reingelegt“, wisperte Kageyama ihm ins Ohr und der Spiker schluckte hart. Er hatte wieder das starke Kribbeln in seiner Bauchgegend. Es war noch stärker als vorhin und war so schön. Er genoss es, auch wenn er zusätzlich aufgeregt war. „Was meinst du damit...?“, fragte Hinata schwach und drehte den Kopf leicht herum. Kurz darauf spürte er Kageyamas Atem an seiner Wange und Hinata atmete zittrig ein. „So war es nicht. Ich wollte dich nur etwas ärgern. In Wahrheit habe ich dir irgendwann gestanden, was ich für dich empfinde und du hast darauf gesagt, dass du das Gleiche für mich empfindest.“ Ein kleines Lächeln umspielte Hinatas Lippen und er lehnte seine Stirn gegen Kageyamas. Die Schmetterlinge in seinem Bauch schlugen Saltos, genauso wie sein verräterisches Herz. Er könnte über sich selbst lachen, dass er Kageyama tatsächlich immer mehr verfiel. Aber wie konnte man das nicht, wenn er so sanft und lieb war? „Das hört sich schön an...“, flüsterte Hinata und er spürte, wie sein Herz daraufhin stark schlug, als wolle es seine Worte bestätigen. Kapitel 4: Ungewöhnliche Bitte ------------------------------ „Hey, was machst du da, Shouyou?“ Der Angesprochene hielt in seinem Tun inne und sah überrascht auf. Er saß gerade auf dem Bett und zog sich die Socken an. „Nun... es ist doch Schule“, antwortete Hinata langsam und stand danach auf. Gähnend streckte er sich und grinste ihn breit an. „Ich freu mich schon auf das Training! Ob die anderen auch so verdreht sind, wie du, Kageyama?“ Summend griff er nach seinen Schuhen und zog sie sich ebenfalls an. Dabei strahlte er über das ganze Gesicht, als könne er es kaum noch abwarten, in die Schule zu gehen. Auf einmal lagen Kageyamas Hände auf seinen Schultern und ehe er es sich versah, wurde er zurück auf das Bett gedrückt. „Oi, was soll das, Bakageyama?! Wir haben dafür jetzt keine Zeit!“, meckerte Hinata und schlug dessen Hände weg. Zornig funkelte er zu ihm auf. „Das weiß ich auch. Also bleib hier sitzen und lass mich gehen, damit ich nicht so spät komme“, befahl Kageyama und entfernte sich schon wieder von Hinata. Verwirrt legte er den Kopf schräg. „Wie...? Du zwingst mir keinen Kuss auf? Was ist denn mit dir los?“, wunderte er sich, errötete aber sofort, als er merkte, was er eben gesagt hatte. Schnell schlug er sich die Hand vor den Mund und sah auf die Seite. Das klang ja fast so, als hätte er es erwartet, von Kageyama berührt und geküsst zu werden. Verlegen griff er sich an die Brust. Unter der Handfläche bemerkte er, wie sein Herz hart dagegen schlug. Was ging hier nur vor sich...?! Kageyama hatte sich zu ihm umgedreht. „Willst du, dass ich es mache?“ „W-was?!“ Hinata sah ihn erschrocken an. Er wollte ihn jetzt wirklich küssen?! Argh, warum hatte er nur seine Klappe nicht gehalten?! Genau das wollte er eigentlich denken, doch eine zweite Stimme meldete sich in seinem Kopf, die sehnsüchtig nach Kageyama rief und nach einem Kuss verlangte. „Urgh! Nee, lass mal! Ich bin nicht unbedingt scharf darauf!“, wehrte Hinata sich gegen seinen verräterischen Gedanken und schüttelte sich kurz. Er durfte bloß nicht schwach werden, sonst bildete sich Kageyama sonst noch was ein! „Aha...“, machte der Setter schließlich und wandte sich wieder von ihm ab. Hinata hätte schwören können, dass in seiner Stimme ein gekränkter Unterton mit schwang. Dieser... Hund! Will er jetzt etwa mein Mitleid erregen?! Er... er ist ein Schuft! Bakageyama! „W-was ist...?“, fragte er langsam und nestelte nervös an seiner Jeans. War er ihm jetzt böse? „Bleibe hier, bis ich wieder komme. Fühl dich wie Zuhause. Im Kühlschrank wirst du auch etwas zu Essen finden“, blockte Kageyama ab und ging Richtung Tür. Hinata sah ihm sprachlos hinterher. „Warte... was?! Was?! Du willst mich hier alleine lassen?! Geht´s noch?!“ Während er laut aufschrie, war er vom Bett gesprungen und stapfte auf Kageyama zu. „Was willst du denn sonst tun?“, wunderte Kageyama sich, bekam aber langsam eine Ahnung, worauf Hinata hinaus wollte. „Ich geh natürlich mit, was denkst du denn?“ „Denk gar nicht daran, Shouyou! Wie stellst du dir das vor?! Die anderen könnten herausfinden, dass du nicht der Shouyou bist, wie sie ihn kennen!“, widersprach Kageyama streng. „Das werden sie schon nicht! Und ich will sie so unbedingt sehen!“ „Vergiss es!“ „Och, komm schon...“, flehte Hinata und setzte dabei seinen goldigsten Hundeblick auf. „Tobio~“ Kageyama zuckte etwas zusammen. Nicht zu fassen. Hinata wusste wirklich, wie man ihn herum bekam. Er merkte, wie er schwächelte und seine Mauer langsam in sich hinein fiel. „Shouyou... sieh mich nicht so an...“, jammerte Kageyama. Ihm war anzusehen, dass er den Widerstand aufgegeben hatte. Ob es nur an Hinatas Blick lag, oder eher weil er ihn zum ersten Mal mit Vornamen angesprochen hatte? „Juhuu! Ich darf mitkommen! Du bist der Beste, Kageyama!“, freute Hinata sich und sprang dem überrumpelten Kageyama um den Hals. „Das hab ich doch gar nicht gesagt!“, giftete der Setter und verzog seinen Mund zu einem Schmollmund. Hinata hatte ihn ja wieder mit Nachnamen angesprochen. Wo er sich doch so darüber gefreut hatte, dass er ihn „Tobio“ genannt hatte... „Okay, ich nehm dich unter einer Bedingung mit!“, entschied Kageyama und Hinatas Augen strahlten ihn förmlich an. Er schien willig zu sein, egal, was Kageyama jetzt vorschlug. Kurz kam ihm ein Gedanke, die Situation eiskalt ausnutzen zu können, aber den Gedanken verscheuchte er ganz schnell wieder. So etwas tat man nicht. Außerdem wollte er ihn nicht erschrecken. „Und die wäre?“, wollte Hinata wissen und sprang aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. Kageyama seufzte etwas. Es war schwer, sich zurückzuhalten, aber was tat man nicht alles für die Person, die man liebte? Er wuschelte ihm durch die Haare und beugte sich zu ihm herunter, um ihm in die Augen sehen zu können. „Dass du mich ab jetzt immer Tobio nennst!“ *~* „...und pass auf, dass du nicht zu sehr auffällst, verstanden, Shouyou?“, belehrte Kageyama ihn vor dem Schulgebäude. Hinata sah mittlerweile genervt aus, was er auch nicht verbarg. Das ging schon die ganze Zeit so, seit sie Kageyamas Wohnung verlassen hatten. Auf dem ganzen Weg, bis hierher, hatte Kageyama irgendwelche Tipps parat, die er Hinata mitteilte. Aber dass ihm mittlerweile der Kopf rauchte und er genervt war, schien der Setter gar nicht zu bemerken. „Was bist du, Kageyama... meine Mutter?“ „Shouyou...? Denk an unsere Abmachung!“, erinnerte Kageyama ihn und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ups, vergessen! Tobio, Tobio, Tobio! Bist du jetzt zufrieden?! Warum legst du so einen großen Wert darauf?! Also echt, das nervt!“, meckerte Hinata aufgebracht. Plötzlich wurde er von Kageyama in die Arme gezogen und fest an seine Brust gedrückt. Überrascht ließ Hinata es geschehen. Er war gerade eh nicht in der Lage sich zu wehren, weil er zu überrumpelt war. Wer hätte auch denken können, dass Kageyama es in der Öffentlichkeit machen würde?! Moment... hieß es, dass jeder von ihnen wusste?! „L-lass das! Lass mich los, Bakageyama! Uns könnte jemand sehen!“ Aufgebracht stemmte er sich gegen Kageyamas Brust, um ihn von sich wegzuschieben. „Es ist doch schon lange bekannt, dass wir zusammen sind...“, seufzte Kageyama und zog Hinata wieder an sich. „Was?! Aber...“ „Es stört auch niemanden“, fuhr Kageyama ihm dazwischen. „Und wegen deiner Frage: Mir bedeutet es viel, wenn du mich Tobio nennst, Shouyou. Zum einen fühlt sich das einfach toll an, weil es mir zeigt, wie wichtig ich dir bin und zum anderen hört es sich aus deinem Mund einfach wunderschön an...“ Hinatas Kopf hatte Feuer gefangen. Diese süßen Worten, die Kageyamas Lippen verließen, ließen ihn erschaudern. Dieser verfluchte Kageyama! Er brauchte nicht viel zu machen, um ihn schwach zu machen. Er könnte ihn gerade einfach nur knuddeln und ihm sagen, wie gerne er seine Nähe mochte. Auf einmal quiekte er erschrocken auf und er stieß Kageyama von sich. „Ehm... Shouyou?“ „Wir sehen uns später!“ Mit zusammengekniffenen Augen und einem knallroten Gesicht rannte Hinata an Kageyama vorbei, in die Schule. *~* „Was zum Teufel geht nur vor?! Wieso denke ich nur so einen Mist über Kageyama?! Er ist doch ein Idiot! Ein Idiot, ein Idiot, ein I-di-ot!“, fluchte Hinata lautstark, nachdem er weit genug von Kageyama entfernt war. Auch als er sich in die Klasse setzte, um dem Unterricht zu folgen, konnte er nicht wirklich zuhören. Die ganze Zeit ging ihm dieser Bastard von Setter nicht aus dem Kopf, was ihn noch wütender machte. „Was denkt er, wer er ist?! Kommandiert mich herum, als wäre er meine Mutter und dann will er mich dazu bringen, ihn mit Vornamen anzusprechen! Der spinnt doch!“, brabbelte er vor sich hin und sah beleidigt aus dem Fenster. Nach einer Weile stellte er fest, dass sich sein Gemüt etwas abkühlte, während er zwei Vögel beobachtete, die miteinander Fangen spielten und er atmete schwer durch die Nase. Doch trotz allem bekam er Kageyama nicht aus dem Kopf, was ihn wieder frustrierte. Was tat er nur mit ihm?! Früher konnte er doch auch gut ohne ihn leben. Und jetzt schwirrte er ununterbrochen in seinen Gedanken umher. Es war schon so schlimm, dass er nicht mal Zeit daran verschwand, sich die Klasse anzuschauen. Alles wirkte so vertraut, als wäre er gar nicht in einer anderen Welt. Und er selbst hielt sich daran, ruhig zu bleiben, damit er keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zog. So fiel natürlich keinem auf, dass da etwas merkwürdig sein könnte. Wenigstens etwas, was Hinata richtig machte. Da konnte Kageyama doch stolz auf ihn sein, oder? Vielleicht würde er ihn ja belohnen, weil er so artig war. Mit einer Umarmung oder sogar einem Kuss...? „Argh! Hör endlich auf, so einen Mist zu denken!“, brüllte Hinata urplötzlich laut auf und war von seinem Stuhl aufgesprungen. Jammernd krallte er seine Finger in seine Haare und gab qualvolle Töne von sich. „Hinata-kun! Bitte setz dich wieder hin und stör den Unterricht nicht!“, fuhr der Lehrer ihn an und unterbrach somit seine Schreie. Erschrocken schloss Hinata seinen Mund und setzte sich wie betäubt zurück auf den Platz. Mist! Jetzt hatte er sich doch bemerkbar gemacht! Und wer war daran Schuld?! *~* Alle Sorgen waren sofort vergessen, als Hinata zum Clubraum schlenderte. Aufgeregt tapste er die Treppen hoch und riss die Tür auf. Die Neugierde, ob seine Teamkollegen anders waren, als in seiner Welt, war sehr groß, weswegen er seine Begeisterung kaum zügeln konnte. „Hey, Leute! Was geht?! Lassen wir es heute so richtig kra~“, brüllte Hinata in den Raum, doch er unterbrach sich abrupt, als er in den Raum trat und sich umsah. Der Anblick, der ihm geboten wurde, brachte Hinata aus dem Konzept und er wurde knallrot im Gesicht. „W-w-was?! Haaaah?! Was, was, was?!“, stieß er zusammenhanglos aus und deutete mit zitterndem Zeigefinger auf Asahi und Noya, welche sich eben noch innig geküsst hatten, aber ihn nun mit großen Augen ansahen. Beide waren oben herum frei und Noya hatte es sich auf Asahis Schoß bequem gemacht, der wiederum auf einer Bank saß. Bei Hinatas Auftreten hatten sie sich voneinander gelöst, doch Noya machte keine Anstalten, sich von Asahi zu entfernen, als wäre es selbstverständlich, dass er dort saß. Asahi winkte Hinata verlegen zu und Noya grinste ihn breit an. „Shouyou! Gut, dass du da bist! Ich muss dir unbedingt heute die neue Ausführung meines Rolling Thunder zeigen!“, rief der Libero ihm zu und strahlte ihn aufgeregt an. „Wohaaa! Ohja, das musst du, Noya-san!“, rief Hinata und sprang mehrfach in die Höhe. Doch dann hielt er inne und deutete auf Asahi, auf dem Noya immer noch saß. „Ehm... seit wann... seid ihr denn... so?“, fragte er schließlich unsicher und kratzte sich am Hinterkopf. Immer mehr bekam er das Gefühl, dass die Welt mehr als abgefahren war. Noya und Asahi waren ein Paar? So wie er und Kageyama?! „Hahaha, was ist denn mit dir los, Shouyou?! Azumane-kun und ich sind doch dank dir zusammen gekommen, weißt du das nicht mehr?“, fragte Noya lachend und rutschte schließlich von dem Schoß des Asses. „D-dank mir...?“, wunderte Hinata sich und legte den Kopf schief. Was hatte sein anderes Ich denn getrieben, dass es soweit kam? Noya lachte erneut und schlug ihm die Hand auf die Schulter. „Du bist echt lustig, Shouyou. Ich wusste gar nicht, dass du so ein schlechtes Gedächtnis hast! Du hast Azumane-kun ins Gesicht geschrien, dass er mir endlich seine wahren Gefühle gestehen solle, weil du es nicht mehr ertragen könntest, wie er um mich herum schleicht und seine Gefühle unterdrückt“, erzählte Noya und zwinkerte Hinata zu. „Kageyama hat echt einen guten Einfluss auf dich. Und seit ihr zusammen seid, ist er richtig glücklich. Ihr seid echt füreinander gemacht!“ Hinata errötete schlagartig und er starrte zu seinen Füßen herunter. „A-achso...?“, nuschelte er und er tippte seine Finger gegeneinander. Kageyama war durch ihn glücklich? Er schloss seine Augen und stellte fest, dass, allein durch diese Worte, sein Herz verrückt spielte. Wie oft hatte er sich gewünscht, dass Kageyama nicht mehr so einsam war und sich ihm gegenüber öffnete. Und in dieser Welt hatte er es wirklich geschafft ihn glücklich zu machen. So eine Information konnte ihn nun wirklich nicht kalt lassen. Ein kleines Lächeln zierte seine Lippen und er spürte, wie in ihm die Motivation anstieg, Kageyama in seiner Welt ebenso glücklich zu machen! Doch so schnell, wie die Motivation gekommen war, war sie auch schon wieder verraucht. Gerade eben kam ihm ein Gedanke, der einen bitteren Beigeschmack mit sich führte. Betrübt blickte er auf den Boden und ballte seine Hände zu Fäusten. Was war, wenn Kageyama in seiner Welt trotzdem nicht dazu in der Lage war, seine Gefühle zu erwidern? Das würde ja heißen, dass er nur noch ein paar Stunden hatte, die er mit diesem Kageyama teilen konnte, der ihn abgöttisch zu lieben schien. Nur noch wenige Augenblicke, in denen er ihn berühren und küssen konnte... *~* „Shouyou... warum führst du mich an diesen Ort?“, wunderte Kageyama sich, als er sich im Park umsah. Hinata hatte ihn, direkt nach dem Training, an die Hand gefasst und hierher gezogen. Auf dem Weg hatte er keinen Ton von sich gegeben und hatte die ganze Zeit auf den Boden gestarrt. Hätte er nicht Kageyamas Hand gehalten, hätte dieser denken können, dass er alleine wäre. Schweigend ließ Hinata seine Hand los und ließ sich auf eine Bank fallen. „Setz dich... Ich muss mit dir reden...“, murmelte Hinata und blickte überall hin, nur nicht in Kageyamas Gesicht. Verwirrt ließ sich Kageyama letztendlich neben ihn nieder und sah ihn leicht verunsichert an. Was konnte passiert sein, was Hinata so ernst wirken ließ? „Ist etwas im Training vorgefallen?“, wollte Kageyama wissen und runzelte etwas die Stirn. Nach seinem Empfinden lief eigentlich alles perfekt. Niemand hatte bemerkt, dass Hinata aus einer anderen Welt stammte, weil dieser einfach Hinata war, wie man ihn kannte. Also konnte er sich nicht vorstellen, dass das der Grund sein könnte. Hatte er vielleicht etwas falsch gemacht? „Du... du nervst mich!“, stieß Hinata auf einmal aus. „W-was?!“ Schockiert blickte Kageyama ihn an. Seine Augen weiteten sich, als er sah, wie verkrampft Hinata neben ihm saß und zwei Tränen über seine Wangen kullerten. „Shouyou, was ist passiert?!“ Besorgt wollte er seinen Arm um ihn legen, als Hinata ruckartig seine Hand weg schlug und ihn zornig ansah. „Hör endlich auf damit, Kageyama! Weißt du eigentlich, was du hier anrichtest?! Kageyama hasst mich! Er schreit mich immer an und tadelt mich! Er ist nie zufrieden mit mir und macht mich schlecht! Er behandelt mich auch nicht unbedingt gut und ist schroff!“, brüllte Hinata sein ganzes Leid aus seiner Seele und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „U-und jetzt kommst du, bist total sanft und gutmütig. Siehst mich mit so einem schönen Lächeln an und hast mich lieb. Ich krieg dich nicht mehr aus meinem Kopf. Ich sehne mich nach deinen Berührungen und deinen Küssen. Die ganze Zeit denke ich nur an dich, weswegen ich kotzen könnte!“ Überrumpelt starrte Kageyama ihn an und wagte nicht, etwas zu sagen. Hinatas Worte hinterließen Verwirrung, aber auch irgendwie... Freude. „Warte... mach mal langsam. Was ist daran so schlimm, dass du mich magst?“, versuchte Kageyama ihn zu beruhigen. „Was daran schlimm ist?! Hast du mir nicht zugehört?! Dein anderes Ich, das ich kenne, hasst mich! Und ich werde nicht mehr lange hier sein! Ich mag dich! Ich... ich will gar nicht von hier weg! Weil... weil...“ Hinatas Gesicht glich einem Hummer und er sah schnell weg. Sein Herz überschlug sich fast und er krallte seine Finger in den Stoff seiner Hose. „Ich will, dass du mich berührst und küsst... Aber... Kageyama wird es in meiner Welt nicht machen. Mir gefällt es aber... u-und... Tobio... das alles ist so unfair!“, jammerte Hinata durcheinander und krallte sich letztendlich an dem Setter fest. Herzergreifend schluchzte er auf und vergrub sein Gesicht in dessen T-Shirt. Überfordert strich Kageyama ihm über die Haare. Er verstand nun, was Hinatas Problem war. Aber er wusste nicht, was er dagegen machen konnte. Er konnte schlecht seinem anderen Ich sagen, dass er gefälligst netter zu Hinata sein sollte. Das musste er selbst irgendwie bewerkstelligen. „T-Tobio... ich will... nichts bereuen. In zwei Stunden werde ich wieder verschwinden und ich werde dich wohl nie wieder sehen...“, flüsterte Hinata auf einmal und hob seinen Kopf. Dabei sah er ihm in die Augen und schniefte kurz. „Noya-san hat mir gesagt, dass du, seit wir zusammen sind, glücklich bist...“ „Ja... stimmt schon irgendwie...“, murmelte Kageyama verlegen. „Ich will dein glückliches Gesicht noch ein letztes Mal sehen, ehe ich fort gehe“, sagte Hinata entschlossen und stand auf. Kageyama sah auf, als Hinata sich vor ihn aufstellte und ihn ernst, aber auch leicht verunsichert ansah. „Ich habe eine letzte Bitte an dich, Tobio. Schlaf mit mir!“ Kapitel 5: Gegen die Zeit ------------------------- Im kleinen Park herrschte Stille. Da es schon dunkel war, befanden sich nur wenige Menschen in dieser Gegend. Meist nur Jogger oder welche, die mit ihrem Hund noch schnell Gassi gingen. Die einzigen Personen, die sich noch dort aufhielten, waren zwei Volleyballspieler, die eben vom Training nach Hause gehen wollten. Während der eine auf der Bank saß, stand der andere vor ihm und starrte ihn unentwegt an. Der Dunkelhaarige erwiderte den Blick ungläubig, öffnete seinen Mund und schloss ihn daraufhin wieder, da er keine passenden Worte für diese skurrile Situation fand. Auf einmal stand er von der Bank auf und machte zwei große Schritte auf ihn zu, bis er dicht vor ihm stand. Dann sah er zu ihm herunter und griff mit beiden Händen nach seinen Schultern. Der Kleinere zuckte etwas zusammen, bedachte die Hände mit einem verwundernden Blick, ehe er wieder zu ihm hoch sah und nervös kicherte. „Tobio. Ich wäre dafür, dass wir das bei dir Zuhause machen, ja? Es ist zwar dunkel, aber trotzdem...“, sagte Hinata langsam und seine Augen verrieten Unsicherheit. Kurz kam ihm der Gedanke, dass er nicht hätte fragen sollen, doch er schüttelte sofort seinen Kopf. Nein! Das war genau das, was er wollte! Er wollte keinen Rückzieher mehr machen! Er wollte ihm so nahe wie möglich sein! So unbedingt! Dieses Verlangen in ihm wurde immer stärker, je näher Kageyama ihm kam. Sein Herz flatterte aufgeregt gegen seinen Brustkorb, während er in Kageyamas unergründliche, blauen Augen sah. „Shouyou... Was... was ist mit dir los?! Hast du den Ball an den Kopf bekommen? Bist du verwirrt? Wie viele Finger siehst du?!“, fragte er ernsthaft besorgt und hielt seine Hand vor Hinatas Augen und hob drei Finger in die Höhe. Hinata blickte die Hand verwirrt an, dann schnaufte er tief durch die Nase und drehte den Kopf weg. Kageyama nahm ihn also gar nicht für ernst... „Es sind drei Finger, Tobio! Halte mich nicht zum Narren! Du weißt ganz genau, dass ich über so etwas keine Späße mache!“, meckerte Hinata, hielt dann aber inne. Er wusste ja schließlich nicht, wie sein anderes Ich mit diesem Thema umging. „O-oder...?“ Kageyama ließ ihn daraufhin wieder los und drehte ihm den Rücken zu. Langsam fuhr er sich mit der Hand über sein Gesicht und lachte ungläubig auf. „Das weiß ich auch, Shouyou!“, meinte er schließlich ernst und wandte sich wieder zu ihm um. Sein Blick war genauso ernst, wie sein Ton. „Aber weißt du wirklich, was du willst? Du bist von Anfang an auf Abstand gegangen und flippst aus, wenn ich dich nur küssen will. Und... und dann willst du gleich aufs Ganze gehen?!“ Hinata errötete sofort und scherte unruhig mit den Füßen auf dem Boden. „Ich... ja... das klingt schon ziemlich abgefahren, oder?“ Nervös lachte er auf und kratzte sich am Hinterkopf. Dabei sah er in alle Richtungen, nur nicht zu Kageyama. Er konnte ihm gerade einfach nicht in die Augen sehen. „Ja, ziemlich“, bestätigte Kageyama und seufzte etwas. „Lass uns jetzt gehen. Es ist dunkel und du wirst nicht mehr allzu lange hier sein.“ Der Setter lief langsam los. Hinata jedoch folgte ihm nicht. Als er das bemerkte, blieb er stehen und drehte den Kopf zu ihm herum. „Was ist denn? Kommst du?“ Der kleine Spiker hatte seine Hände zu Fäusten geballt, welche leicht zitterten und starrte auf den Boden. Kageyama drehte sich komplett herum und bedachte Hinata mit einem sorgenvollen Blick. Dieser hatte sich fest auf die Unterlippe gebissen und sein Gesichtsausdruck verriet, dass er zornig, aber auch unglücklich war. Ein Anblick, den Kageyama an Hinata absolut nicht mochte. „Shouyou...?“ „Du bist so ein Baka, Kageyama! Ein Baka!“, brüllte Hinata auf einmal und er schniefte laut auf. „H-hey! Was ist jetzt los?! Hör auf zu weinen! Shouyou!“, flehte der Setter mit schreckgeweiteten Augen und spurtete zu ihm herüber. Er war sichtlich verwirrt über Hinatas Gefühlsausbruch, doch er war sich sicher, dass Hinata erklären würde, was los war. Wichtiger war, dass er ihn jetzt umarmte, weil er ihn trösten wollte. Schnell zog er ihn an seine Brust und legte die Arme um ihn. Entsetzt stellte er fest, dass Hinata zitterte. „Ganz ruhig... Shouyou, beruhige dich“, flüsterte er ihm zu und strich ihm behutsam über den Rücken. Er spürte, wie Hinata sich an seine Trainingsjacke festkrallte und sein Gesicht darin verbarg. Kageyama hasste es. Er wollte ihn nicht so sehen. Er hatte dann das Gefühl, etwas Schlimmes getan zu haben. „W-warum bist du nur so ein Idiot...?“, fragte Hinata mit gedämpfter Stimme, da er sein Gesicht immer noch in Kageyamas Jacke gedrückt hatte. „Warum verstehst du mich nicht?!“ Schweigend streichelte Kageyama Hinatas Kopf. Dabei glitt sein Blick gen Himmel. „Weil... keine Ahnung“, gab er schließlich zu und zuckte mit den Achseln. Er war sich sicher, dass niemand Hinata in diesem Moment verstanden hätte. Es war auch nicht zu verstehen. Die ganze Zeit machte er ein Theater daraus, wenn er ihn küssen wollte und jetzt auf einmal, aus heiterem Himmel, fragte er ihn, ob er mit ihm Sex haben würde. Da würde doch jeder auf dem Schlauch stehen! „Versetz dich doch mal in meine Lage, Kageyama!“ „Tobio“, berichtigte Kageyama ihn unwirsch. „Das ist doch jetzt egal, Bakageyama!“, regte Hinata sich auf und schlug mit der Faust gegen seine Brust. „Nein, ist es eben nicht!“ „Und ob, weil... ah! Hör endlich auf, vom Thema abzulenken!“ Hinata war nun sauer und er drückte sich von seinem Setter weg. Er fuhr sich mit dem Arm über seine Augen und wischte sich die Tränen weg. Wütend sah er danach zu ihm hoch und knurrte leise. „Du willst es einfach nicht verstehen, Tobio! In weniger als zwei Stunden bin ich weg! Für immer!“ „Ja, das weiß ich doch...“, antwortete Kageyama, der wohl immer noch nicht verstand, warum er so etwas von ihm verlangte. „Ich werde dir nie wieder so nahe sein dürfen! Nie wieder berühren... k-küssen! Ich... will das nicht bereuen... es nicht gemacht zu haben...“ Hinatas Stimme wurde immer leiser, bis er kaum noch zu hören war. Er wirkte so traurig. Kageyama zischte leise. „Denkst du wirklich, dass es dir dadurch besser geht?! Was ist, wenn es dir... ehm... gefällt und so...?“, herrschte Kageyama ihn an, doch gegen Ende wirkte er auf einmal sehr verlegen und er kratzte sich an der erröteten Wange. Klang das nicht irgendwie eingebildet? Er stellte sich gerade so dar, als wäre er ein guter Liebhaber... Aber er machte sich doch wirklich nur Sorgen um ihn! „Aber dann wüsste ich, dass ich mein erstes Mal mit dir gehabt hätte! Was ich nie bereuen würde, weil du für mich etwas Besonderes bist!“, brüllte Hinata ihn an. Sein Körper war total angespannt und er hatte seine Augen zusammengekniffen. So peinlich! Er konnte ihn gerade wirklich nicht ansehen! Seine Wangen brannten fürchterlich, aber er wusste, dass er wirklich so fühlte. Auch wenn er mit Kageyama aus seiner Welt niemals so weit gehen könnte, würde er trotzdem glücklich sein, weil er sein erstes Mal mit ihm verbracht hätte, egal, aus welcher Welt. „Ich möchte diese Erfahrung mit dir teilen! Was ist daran nicht zu verstehen, Tobio?! Wenn ich zurück in meine Welt gehe, würde ich mir ewig Vorwürfe machen, es hier nicht mit dir getan zu haben! Von mir aus halte mich für einen Egoisten oder einen Idioten! So lange du mit mir schläfst!“ Hinata atmete schwer. Nun hatte er alles gesagt, was ihm auf dem Herzen lag. Alles war draußen und er fühlte sich besser. Jetzt lag es nur noch an Kageyama, wie er sich entscheiden würde. Doch als nach einer Weile immer noch nichts passierte, hob er seinen Kopf und sah zu Kageyama auf. Dieser jedoch hatte seinen Kopf so geneigt, dass er seine Augen nicht erkennen konnte. Und an seiner Körperhaltung konnte er erkennen, dass er sehr angespannt war. Hatte er es eben zu weit getrieben? Hinata biss sich auf die Unterlippe. Wenn Kageyama ihn nun abwies, würde für ihn eine Welt zusammenbrechen. Er würde sich selbst nie wieder in die Augen schauen können, weil er sich bis auf die Knochen blamiert hätte. War er eigentlich bescheuert? Auch wenn dieser Kageyama viel lieber und netter war, war er dennoch Kageyama. Er könnte diese Information gegen ihn verwenden und grausame Dinge von ihm verlangen, weil er nun ein Druckmittel hatte. Wenn er nicht gehorchte, würde Kageyama der Welt sagen, dass er, wie ein Idiot, nach Sex gebettelt hätte. Argh! So dumm! So dumm, dumm, dumm! „Komm mit!“, zischte Kageyama nach einer Weile und griff nach Hinatas Hand. „Woah! Mach mal langsam, Tobio!“, jammerte Hinata und stolperte ihm hinterher. Doch der Setter sagte nichts mehr. Er hatte Hinata immer noch nicht angesehen. Daher beließ der Kleinere es dabei und ließ sich aus dem Park ziehen. *~* Langsam war es gruselig, dass Kageyama immer noch nichts sagte. Mittlerweile befanden sie sich schon wieder in der Wohnung und Hinata hatte gedacht, dass es da besser werden würde, doch er hatte sich getäuscht. „Ehm, Tobio... warum bist du so...“, wollte er gerade fragen, als der Angesprochene sich ruckartig zu ihm umdrehte und ihn küsste. Erschrocken öffnete Hinata seinen Mund, um zu protestieren, doch kurz darauf hatte Kageyama auch schon seine Zunge rein geschoben und forderte ihn zu einem Zungenkuss auf. Woah! Was geht jetzt ab? Knallrot ließ Hinata es geschehen, wobei er merkte, dass ihm es sogar sehr gefiel, wie dominant Kageyama gerade war. Jedes Mal, wenn ihre Zungen aufeinander trafen, erzitterte sein Körper und ein starkes Kribbeln breitete sich in seiner Magengegend aus. Keuchend krallte er sich in Kageyamas Jacke und gab sich dem feurigen Kuss hin. Dabei hatte er seine Augen geschlossen, um ja alles genießen zu können, was Kageyama mit ihm machte. Ein letztes Mal strich Kageyama mit seiner Zunge über Hinatas, stupste nochmal dagegen, ehe er sich atemlos von ihm löste und zu ihm herunter sah. „Wir sollten zuerst duschen gehen“, schlug er daraufhin vor und entfernte sich von ihm. Hinatas schon rote Wangen wurden noch eine Nuance dunkler und er sah den Rücken seines Setters erschrocken an. „W-was? Duschen? Wir beide? Zusammen?!“ Kageyama sah zu ihm nach hinten. Sein Blick wirkte immer noch sehr ernst. „Was? Kriegst du jetzt etwa doch Panik? Du weißt schon, dass man beim Sex auch nackt ist? Was ist jetzt dann das Problem, wenn wir zusammen duschen gehen?“ Hinatas Kopf rauchte und er tippte die Zeigefinger gegeneinander. „Jaaah... also... na jaaa...“ Er kicherte nervös und wippte von einem Fuß auf den anderen. Plötzlich stand Kageyama dicht vor ihm und drückte sein Kinn so hoch, dass er ihm in die Augen schauen musste. „Mach jetzt bloß keinen Rückzieher, Shouyou. Du willst es doch nicht bereuen, oder?“, erinnerte er ihn daran und schnippte ihm gegen die Stirn. „Au! Sei nicht so fies, Tobio!“, jammerte Hinata und rieb sich über die Stelle, gegen die Kageyama geschnippt hatte. Doch als er Kageyamas Blick bemerkte, errötete er bis zur Haarwurzel. Irgendetwas hatte der Setter gerade an sich, was ihn gleichzeitig verlegen, aber auch irgendwie... anmachte. Man könnte glatt meinen, dass Kageyama ihn alleine mit seinen Augen ausziehen würde. Aufgeregt schlug sein Magen einen Purzelbaum und er strich sich nervös über den Nacken. „Ich will es auch nicht bereuen! Also was stehst du noch so herum, Tobio? Wenn du dich nicht beeilst, bin ich schneller in der Dusche, als du!“, zog Hinata ihn ermutigt auf und rannte daraufhin auch schon los. „Wa... Shouyou, das war jetzt unfair!“, beschwerte Kageyama sich und spurtete fauchend seinem Spiker hinterher, der schon längst im Bad verschwunden war. *~* Unentschlossen stand er vor der Dusche, während Kageyama schon völlig nackt darin stand und angefangen hatte, warmes Wasser über sich laufen zu lassen. Hinata wusste nicht, was er machen sollte. Er hatte sich zwar mitreißen lassen und war ebenfalls komplett ausgezogen, doch trotzdem genierte er sich irgendwie vor ihm. Zu seinem Glück hatte Kageyama ihm den Rücken zugedreht, wobei Hinata Probleme hatte, ihn nicht die ganze Zeit zu mustern. Er war perfekt. Alles war perfekt. Es konnte nur ein Traum sein, dass er gerade wirklich mit seinem Schwarm in einem Raum stand und sie beide nackt waren. Seine Augen wanderten von Kageyamas schwarzen Haarschopf langsam herunter, über dessen breite Schultern, seinen makellosen Rücken, bis hinab zu seinem Gesäß. Ihm wurde es unnatürlich warm, als er ein Wassertropfen dabei beobachtete, wie dieser über Kageyamas Wirbelsäule herab lief, immer weiter hinab, bis er in dem Spalt seines Hinterns verschwunden war. Hinata keuchte etwas, als er bemerkte, wie es weiter unten zu ziehen begonnen hatte und er feststellte, dass sein kleiner Freund sich aufrichtete. Wenn man eben noch gedacht hatte, Hinata hätte sein Limit erreicht, was die Röte in seinem Gesicht anging, so hatte man sich getäuscht. Es ging noch röter! Er glühte förmlich und er verdeckte hastig seine Erektion, die sich wohl nicht schämte, sich so offen zu zeigen. „Oi, Shouyou. Wo bleibst du denn?“, wunderte Kageyama sich nach einer Weile und drehte sich zu ihm um. Hinata glaubte nun, dass er an Herzversagen sterben würde. Nicht nur, dass Kageyama nun unmöglich übersehen konnte, dass er einen Steifen hatte, nein, jetzt hatte er auch noch eine wunderbare Aussicht auf Kageyamas Blöße! Ganz langsam bewegten sich seine Augen abwärts und er weitete seine Augen, als er ihn zum ersten Mal sah. „Oh... du hast da was an der Nase“, sagte Kageyama auf einmal und deutete darauf. Hinata hatte in die blauen Augen des Setters geblickt und hatte genau gesehen, wie diese belustigt aufleuchteten. Doch als er den Sinn seiner Worte realisierte, fuhr er sich mit der Hand unter seiner Nase und bemerkte, dass er blutete. Peinlicher ging es wohl gar nicht mehr! Sein Körper geriet völlig aus der Fassung und daran war nur Kageyama Schuld. „Los, komm schon. Sonst bin ich fertig und du hast dich immer noch nicht geduscht“, meinte Kageyama und hielt ihm, mit einem sanften Lächeln, die Hand entgegen. Schüchtern hob der Spiker seinen Kopf und sein Herz überschlug sich fast bei Kageyamas Lächeln. Er nahm die Hand an und kam zu ihm hinein. Kurz darauf zog Kageyama den Duschvorhang zu und schloss Hinata seufzend in seine Arme. „Du sollst doch aufhören, so süß zu sein, Shouyou...“, quengelte Kageyama und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Hinata lehnte sich glücklich gegen die nasse Brust seines Freundes und schloss seine Augen. Doch dann öffnete er sie wieder und runzelte seine Stirn. „Sag mal, Tobio... Warum machst du dich eigentlich nicht über mich lustig?“ „Wegen was?“, wunderte er sich und Hinata krallte sich etwas an seiner Brust fest. Er wurde etwas rot um die Nase und malte mit seinem Zeigefinger Kreise auf seiner Haut. „Na ja... wegen... wegen meinem Körper...?“ Er hörte, wie Kageyama anfing zu lachen und kurz darauf wurde er etwas von ihm weggedrückt, damit er ihn ansehen konnte. Verwundert stellte er fest, dass Kageyamas Wangen auch etwas rot waren, aber das konnte auch daran liegen, weil das Wasser so warm war. „Warum sollte ich darüber lachen, dass du so auf mich reagierst?“, fragte dieser und strich ihm, mit einem sanften Blick, über die Wangen. Dann lehnte er seine Stirn gegen Hinatas. „Ich freue mich wahnsinnig darüber...“ Hinatas Augen weiteten sich und er sah verlegen auf die Seite. „Oh...“ Mehr brachte er nicht hervor. Er würde lügen, wenn ihm nicht gefiel, was Kageyama sagte. Sein Herz schwoll vor Glück an und das Kribbeln in seinem Innern wurde noch viel stärker. Mensch. Wie verfallen konnte man einer Person denn nur sein? Er wurde aus den Gedanken gerissen, als er Kageyamas Hände an seinem Rücken spürte und er sah ihn verwundert an. Aber als er in die sanften Augen seines Setters blickte, lächelte er etwas und lehnte sich wieder gegen ihn. Er war so glücklich und er genoss jede einzelne Berührung von ihm. Dass sie beide nackt waren und kurz davor waren, miteinander zu schlafen, hatte er komplett vergessen. „Shouyou...“, flüsterte Kageyama auf einmal und drückte Hinata gegen die kalten Fließen. Erschrocken quiekte er auf und wollte sich erst dagegen wehren, doch ein Blick in Kageyamas Gesicht genügte, um ihn verstummen zu lassen. Er hatte gespürt, dass sich die Atmosphäre um sie herum verändert hatte. Die Luft fing an zu knistern und es wurde immer heißer. Auch Kageyamas Ausdruck hatte sich verändert. Eben noch war er sanft und lieb, nun schien er sich vor Lust kaum bremsen zu können. Seine Gedanken brachen ab, als Kageyama sich zu ihm herunter beugte und ihn in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte. Hinata konnte nicht anders, als sich gegen ihn zu drängen und seine Hände in seine nassen Haare zu krallen. Leise keuchte er auf, als er, nachdem er sich gegen ihn gedrängt hatte, Kageyamas Schaft hart an seiner Haut spürte. Sein Kopf schwirrte und er kniff seine Augen zusammen. Es war so heiß. Verdammt heiß. Und der Kuss, der zu einem gierigen Zungenkampf erweitert wurde, brachte ihn immer mehr in Fahrt. Hinata wusste nicht, was er machen sollte. Er ließ sich einfach von seinen Gefühlen leiten. Nach Luft schnappend verstärkte er seinen Griff in Kageyamas Haare und presste instinktiv sein Unterleib gegen Kageyamas. Über die Initiative seitens Hinata, stöhnte Kageyama überrascht tief auf und packte Hinata etwas gröber an den Schultern fest. Dabei fing er an, sein Glied sanft gegen Hinatas zu reiben, was beiden ein Stöhnen entlockte. Hinata hatte das Gefühl, als würde er Blitze sehen. Er bekam kaum noch Luft und er hechelte leise. Sein Setter hatte sich mittlerweile von seinen Lippen getrennt und beugte sich etwas tiefer hinab und leckte ihm mit der Zunge über seine Halsbeuge. „Ahh... T-Tobio“, entfuhr es ihm und er schlug sich erschrocken mit einer Hand gegen seinen Mund. Seine Augen waren weit aufgerissen. Was bitte hatte ihn dazu geritten, solche peinliche Töne von sich zu geben? Als er auf einmal ein leichtes Ziehen an einer seiner Brustwarzen spürte, entglitt ihm ein zischendes Geräusch und er sah herunter zu Kageyama, der begonnen hatte, seine Brust mit der Zunge und den Zähnen zu necken. Hinata glaubte, bald zu platzen. Dieser Idiot löste in ihm unerwartete Gefühle aus, die drohten sein Hirn zu benebeln. Je mehr Kageyama mit ihm spielte, desto mehr spürte er ein schmerzvolles Verlangen danach, von ihm genommen zu werden. Er stöhnte leise auf, als auf einmal Kageyamas Hand sein versteiftes Glied umschloss. Hinata presste seine Hand noch fester gegen seinen Mund, doch das half nichts, um sein erneutes Stöhnen zu unterdrücken, als Kageyamas Daumen über seine Eichel strich. Es fühlte sich so wahnsinnig gut an. Ein Beben durchlief seinen Körper und er hatte das Gefühl, als würden seine Knie nur noch aus Wackelpudding bestehen. Kageyama schien sich durch Hinatas Stöhnen ermutigt zu fühlen, denn er schien noch mehr in petto zu haben. Langsam ging er immer weiter mit seinem Körper herunter und hinterließ mit seiner Zunge auf Hinatas Körper eine feuchte Spur. Eine Gänsehaut zierte seine Haut und er lehnte ächzend seinen Hinterkopf gegen die Fließen. Er war sichtbar hin und weg von dem Ganzen. Er konnte nicht mal mehr verstecken, dass es ihm wahnsinnig gut gefiel, was Kageyama mit ihm anstellte. Sein Gesicht war lustvoll verzogen und immer wieder entfloh ihm ein unterdrücktes Stöhnen, wenn Kageyama seine Hand an seinem Glied auf und ab wandern ließ. Als er merkte, dass Kageyama sein Tun unterbrochen hatte, sah er mit verklärtem Blick zu ihm herunter. Der Setter hatte sich mittlerweile auf seine Knien herunter gelassen und war mit seinen Lippen sehr nahe an seiner Erektion. Seine Hand hatte sie immer noch umschlossen, doch er hatte seine Aufmerksamkeit auf Hinata gelenkt. „Tobio...?“ „Geht es dir gut?“, fragte Kageyama und sah ihn lange an. Hinata wirkte erst überrascht, dass er das fragte, doch dann musste er lächeln. Wie süß Kageyama doch war. Auch wenn es wahrscheinlich nicht sein erstes Mal mit ihm war, nahm er Rücksicht auf ihn, weil er wusste, dass es für ihn alles neu war. Er war so rücksichtsvoll. Einfach süß! Er grinste ihn fröhlich an und nickte ihm zu. „Alles okay, Tobio!“ Kageyama lächelte ihn an. „Dann bin ich froh.“ Doch auf einmal hatte sich Hinatas Gesichtsausdruck verändert, was Kageyama unsicher werden ließ. „Mach... mach jetzt endlich weiter! Da-das fühlt sich so toll an...“, flüsterte er leicht bettelnd, aber auch etwas schüchtern. Kageyamas Wangen verfärbten sich rötlich, doch dann nickte er. „Schuldigung...“, murmelte er und widmete sich lächelnd wieder den Dingen, was beiden so Spaß machte. Hinata hielt den Atem an, als er beobachtete, wie Kageyama leicht seinen Mund öffnete und seine Spitze in den Mund nahm. Wieder entfloh ihm ein unterdrücktes Stöhnen und er schnappte überrascht nach Luft. Diese feuchte Wärme um sein Glied raubte ihm glatt den Verstand. Es fühlte sich so geil an. Er wollte mehr. Viel, viel mehr! Als könnte Kageyama seine Gedanken lesen, nahm er ihn weiter in seinen Mund und spielte mit der Zunge an Stellen, die Hinata schier in den Wahnsinn trieben. Er suchte nach Halt und seine Händen fanden den Kopf Kageyamas, welcher sich langsam auf und ab bewegte. Mit jeder einzelnen Bewegung schickte er einen Schauer durch seinen Körper und Hinata stöhnte lauter auf. Er konnte es nicht mehr unterdrücken. Zu stark war die Lust und die Leidenschaft, um sich noch bremsen zu können. Gierig drückte er Kageyamas Kopf näher zu sich und bäumte sich gegen ihn auf. Als er ihn noch tiefer in seinem Mund spürte, klappte ihm laut stöhnend der Mund auf. Speichel lief ihm aus dem Mundwinkel, was ihm gar nicht auffiel. Er hatte einen Punkt erreicht, an dem ihm alles egal war. Egal, was für Töne er von sich gab, egal, wie er sich verhielt, egal, wie er gerade dabei aussah. Er wollte einfach nur Kageyama spüren. Heiß und innig. Plötzlich ließ Kageyama von ihm ab und erhob sich. Kommentarlos küsste er ihn und Hinata erschauderte etwas, als er einen unbekannten Geschmack im Mund hatte. Ihm wurde es warm, als er verstand, dass er sich selbst schmeckte. „Shouyou... ich will dich...“, hauchte er gegen seine Lippen und umfasste seinen Hintern. Berauscht von den ganzen Gefühlen, ließ er es zu. Er wusste eh nicht genau, wie es nun weiter ging. Auf einmal wurde er umgedreht und er befand sich mit der Vorderseite zu den Fließen. Er stieß erhitzt seine Stirn gegen die Wand, als er Kageyamas große Hand an seinem Hintern spürte, die ihn massierte und streichelte. Erregt streckte er ihm willig das Gesäß entgegen, was Kageyama mit einem intensiven Streicheln belohnte. Während er mit einer Hand zwischen den Spalt glitt, legte er seine andere Hand wieder um Hinatas Glied und massierte es hart. Laut stöhnend krallte Hinata seine Finger in die Fliesenfugen. Er suchte Halt, weil er befürchtete, er würde noch umkippen, so wackelig, wie seine Knien waren. Doch so schön das Gefühl war, das Kageyama mit seinem Tun auslöste, konnte er nicht leugnen, dass er Schmerzen an seinem Hintern spürte. Es tat weh, als Kageyama einen Finger in ihn hinein schob. Tränen bildeten sich in seinen Augen und er hätte ihn fast angeschrien, es zu lassen, doch er spürte auf einmal Kageyamas Atem an seinem Nacken, was ihn erstaunlich beruhigte. „Genieß es, Shouyou...“, flüsterte er in sein Ohr und lenkte ihn ab, indem er sanft mit dem Daumen über seine Spitze strich. Hinata atmete tief durch und ließ sich von seinen Gefühlen treiben. Sie waren schon so weit und er wollte es unbedingt, um das jetzt abzubrechen. Da würde ihn etwas Schmerz nicht davon abhalten. „So ist es gut, Shouyou“, lobte Kageyama ihn und fügte einen weiteren Finger hinzu, den er sanft in ihm bewegte, um ihn zu weiten. Neue Tränen sammelten sich in Hinatas Augen. Es brannte fürchterlich, aber er ignorierte daraufhin den Schmerz, weil er bemerkte, dass es sich sogar sehr schön anfühlte, was den Schmerz wieder linderte. Hinata ächzte seinen Namen. Atmete etwas schwerer und als er sich genug entspannte, entzog Kageyama ihm seine Finger und drang mit seinem harten Glied ein. Schmerzvoll stöhnte Hinata auf und krallte sich so fest, wie möglich, in den Fugen fest. Er hatte sich auf die Unterlippe gebissen, die daraufhin blutete. Es tat schrecklich weh. Es brannte ungeheuerlich. Hinata hätte nie gedacht, dass das erste Mal so schmerzhaft war. Eine Hand strich ihm durch die Haare und er spürte Kageyamas Lippen, die ihm mehrere Küsse auf den Nacken verteilten. Sein Atem beruhigte sich etwas und ganz allmählich entspannte er sich. „Es tut mir Leid, Shouyou...“, murmelte er gegen seine Haut und küsste ihn erneut an der Stelle. „Darf ich mich in dir bewegen?“ Hinata errötete bei dieser Frage. Es war irgendwie peinlich, über Sex zu reden. Es machen war wieder etwas anderes. Aber nicht reden, das brachte Hinata in Verlegenheit. Während er mit sich rang, strich Kageyama ihm geduldig über die Schultern. Er wartete. Lächelnd drückte der Spiker seine Stirn gegen die Platten. Wieder musste er feststellen, wie lieb Kageyama doch war. Er tat nichts, was er nicht wollte. Und allein deswegen wollte er, dass er weiter machte. Weil Kageyama so rücksichtsvoll war. „Mach endlich und vergeude keine Zeit!“, drängte Hinata ihn und Kageyama grinste etwas. „Okay...“ Ein erneutes Brennen wurde ausgelöst, als er sich behutsam und langsam in ihm bewegte, doch Hinata versuchte nicht daran zu denken. Als er sich langsam daran gewöhnt hatte, spürte er etwas anderes, viel angenehmeres. Kageyamas großer Penis füllte ihn komplett aus und traf ihn immer an einem Punkt, welcher in ihm ein überwältigendes Gefühl auslöste, was ihn ungehemmt zum Stöhnen brachte. Je öfters er das machte, desto gieriger wurde Hinata nach mehr und drängte sich ihm entgegen. Irgendwann fanden sie einen gleichmäßigen Rhythmus und das Tempo erhöhte sich allmählich. Der Raum war gefüllt von den Geräuschen der zusammenprallenden Körper und dem lauten Stöhnen der beiden Volleyballspieler. Von Stoß zu Stoß wurde es immer heftiger und leidenschaftlicher. Beide hielten sich nicht mehr zurück. Sie wollten einfach nur noch den anderen so tief wie möglich spüren. Es dauerte eine Weile, ehe Kageyama schließlich in ihm kam und Hinata folgte ihm kurz darauf. Das Atmen der beiden kam stockend, aber hart. Langsam löste Kageyama sich von Hinata und drehte ihn um. Lächelnd blickten sie sich mit geröteten Wangen an. Ihre Augen strahlten förmlich vor Glück und Zufriedenheit. „Das... das war... wow“, flüsterte Hinata irgendwann ergriffen und kuschelte sich an seinen Setter. „Erst hat es, wumm, aua gemacht. Aber dann... als du losgelegt hast. Wusch! Das war einfach, quaaah!“ Kageyama musste leise lachen und drückte sich fest an Hinata. „Shouyou... Du bist echt durchgeknallt“, bemerkte er und strich ihm durch die Haare. Aber er freute sich unheimlich über Hinatas Worte, da er mittlerweile wusste, was er damit sagen wollte. *~* „Danke, Tobio... Für alles...“ Hinata saß mit Kageyama auf dem Bett und zupfte an seiner Jeans. Sie hatten es mittlerweile aus der Dusche geschafft und sich angezogen. Kageyama saß dicht neben Hinata und legte ihm den Arm um die Schulter. Dabei blickten beide auf die Uhr. Nur noch fünf Minuten, dann würde Hinata wieder verschwinden. „Ich habe nichts getan, Shouyou“, murmelte Kageyama und streichelte ihn sanft. Hinata wandte sich zu ihm um und sah ihn mit ernsten Augen an. „Das ist gar nicht wahr! Du hast mir so viel gegeben! Und vor allem hast du mir gezeigt, wie liebevoll du sein kannst! Ich werde darum kämpfen, dass Kageyama in meiner Welt nur ansatzweise so sein wird, wie du. Das würde mich schon glücklich machen! Wenn er mich nur etwas gerne hätte!“ Kageyama lächelte etwas. „Ich wünsche dir von Herzen, dass du Erfolg haben wirst, Shouyou...“ Hinata sah wieder auf die Uhr. Nur noch zwei Minuten. „Tobio! Küss mich bitte!“, flehte Hinata und krabbelte auf dessen Schoß. Ehe Kageyama überhaupt etwas erwidern konnte, hatte er sich schon zu ihm herunter gebeugt und seine Lippen fest auf seine gepresst. Sein Herz raste. Er wusste, die Zeit war gegen ihn. Die zwei Minuten würden bald vorbei sein und er würde von diesem wunderbaren Kageyama getrennt werden. Er vermisste ihn jetzt schon. Er würde ihn nie vergessen. Die sanften Blicke, das schöne Lächeln, die lieben Worte... die Berührungen, Küsse. Der Sex... All diese Erfahrungen würde er für immer in seinem Herzen tragen. Sie bedeuteten ihm so viel. Und wer wusste. Vielleicht würde Kageyama seine Gefühle doch erwidern. Vielleicht tat er das insgeheim auch schon. Auf jeden Fall wollte er, dass er ihn so liebte, wie dieser Kageyama. Er musste es einfach versuchen. Er löste sich von ihm und lächelte ihn an. Dann öffnete er seine Lippen. Er musste es ihm sagen. Ihm seine Gefühle gestehen. Aber seine Worte gingen ins Leere. Ein Sog ergriff ihn und Kageyamas Gesicht verschwamm vor ihm. Genauso wie das ganze Zimmer. Alles löste sich auf und hüllte Hinata in Dunkelheit. „Shouyou...?“, fragte Kageyama nach einer Weile besorgt und rüttelte ihn etwas an den Schultern. Er wusste nicht, was eben geschehen war. Eben noch hatte Hinata ihn angelächelt und hatte etwas sagen wollen, als er auf einmal mit leeren Augen vor sich hingestarrt hatte und sich nicht mehr rührte. Hieß es etwa, dass er weg war? War nun wieder sein Hinata hier? „Uhh... Tobio...“, murmelte der Kleine und in seinen Augen tauchte wieder Leben auf. Er schüttelte etwas seinen Kopf und fuhr sich über die Stirn. „Ich fühle mich, als wäre ein Fahrrad, ein Auto, ein Traktor, ein Bus, ein Zug und ein Flugzeug über mich gerollt.“ „Was... ist passiert?“, fragte Kageyama langsam. Eben erst wurde ihm klar, dass er sich darüber gar keine Gedanken gemacht hatte. Hieß es etwa, dass, während Hinatas anderes Ich hier gefangen war, dass er dann in der anderen Welt war? „Ich weiß nicht... Es ist, als wäre ich von einem langen Schlaf aufgewacht“, erklärte Shouyou benommen und kuschelte sich daraufhin an Kageyama. „Aber egal... So lange ich bei dir bin, geht es mir gut!“ Kageyama lächelte sanft und schlang seine Arme um den Körper seines Freundes. Also war der Geist von ihm in einen tiefen Schlaf gefallen, während der andere Hinata seinen Körper übernommen hatte. Vielleicht war es auch besser so. Wer wusste, was er mit seinem anderen Ich getrieben hätte? Hinata sollte selbst schauen, dass er ihn mit seinen Gefühlen erreichen konnte. Irgendwie war er sich mehr als sicher, dass er, mit viel Geduld, Erfolg haben könnte. Schließlich war Kageyama immer noch er! Und er könnte sich ein Leben ohne Hinata nicht vorstellen. Kapitel 6: Die Realität sieht anders aus ---------------------------------------- Ganz allmählich lichtete sich die Dunkelheit um Hinata und die Umrisse vor seinen Augen nahmen Gestalt an. Vorerst orientierungslos blinzelte er hoch zur Decke. Aus irgendeinem Grund hatte er auf einmal das Gefühl, als wäre sein Körper aus einem langen Schlaf erwacht. Er fühlte sich total ermattet. Müde rieb er sich über die Augen und setzte sich auf. Langsam ließ er seinen Blick schweifen und erkannte schnell, dass er wirklich zurück war. Anstatt im Zimmer seines Setters und in seinen Armen zu liegen, befand er sich bei sich Zuhause, ganz alleine in seinem großen Bett. Hatte er etwa zu dieser Zeit geschlafen? Eigentlich ungewöhnlich für ihn um diese Uhrzeit. Bewegungslos blieb er immer noch in aufrechter Position sitzen und verzog sein Gesicht deprimiert. Vielleicht war das alles nur ein Traum gewesen und es hatte nie diesen tollen, super lieben Kageyama gegeben, den er sich doch so sehr wünschte. Am Liebsten wäre er bei ihm geblieben oder hätte ihn einfach mitgenommen. Seine Finger krallten sich in die Decke und er biss sich auf die Unterlippe. Eine schwere Last lag ihm auf den Schultern und er ließ seinen Kopf sinken. „Tobio...“, nuschelte er und sein Herz verkrampfte sich. Wenn es wirklich nur ein Traum gewesen war, war er der Schönste gewesen, der er je gehabt hatte. Doch tief in seinem Herzen wusste er, dass das alles, was er erlebt hatte, real war. Viel zu real. Tobio hatte in ihm ungeahnte Gefühle ausgelöst und das innerhalb von ein paar Stunden. Nie hätte er daran gedacht, dass er ihn so sehr mögen könnte, wie er es jetzt mittlerweile tat. Doch nun stellte er sich mehrere Fragen. War nun wirklich alles vorbei? Würde er ihm nie wieder so nahe sein können? Er fluchte leise, als in ihm eine wahnsinnige Sehnsucht aufkam, von ihm umarmt zu werden. Er wollte von Kageyama geliebt werden. So, wie er es auch in der Parallelwelt getan hatte. Verlangte er zu viel?! „Ich werde jetzt gehen.“ Erschrocken hielt er inne, als er auf dem Gang eine Stimme wahrnahm. Aber es war nicht nur irgendeine Stimme, sondern diese eine Stimme! Sein Herz überschlug sich fast. „Danke, dass du hier warst, Tobio. Ich werde Shouyou davon berichten, sobald er wieder aufwachen sollte.“ Seine Mutter. „Nicht nötig. Hinata wird es eh nicht glauben. Also denn. Einen schönen Abend noch!“ Hinata starrte die geschlossene Zimmertür mit weit aufgerissenen Augen an. Spann er oder hatte er eben wirklich Kageyama Tobios Stimme in seinem Haus gehört?! War er, anstatt wieder in seiner Welt, etwa in einer weiteren Parallelwelt geraden? Irgendetwas war doch hier faul! Kageyama war noch nie bei ihm gewesen! Es hatte nie einen Grund gegeben. Also warum hörte er nun seine wunderbare, angenehme, sexy Stimme in seinem Haus?! So schnell, wie er nur konnte, schlug er die Bettdecke zur Seite, schwang seinen Körper aus den Federn und hetzte gegen die Tür, welche er aufreißen wollte. Doch er war viel zu schnell, um die Tür noch rechtzeitig aufmachen zu können und war, mit Karacho, dagegen gerannt. Ein lautes Poltern erklang und Hinata fiel rücklings auf den Boden. „Shouyou? Schatz? Alles in Ordnung?“, rief seine Mutter auch schon und sie öffnete die Tür. „Auauau“, jammerte Hinata, der immer noch auf dem Hintern saß und rieb sich seine schmerzende Stirn. „Du bist wieder wach! Gott sei Dank! Ich habe mir so Sorgen gemacht!“ Und schwupp, da hatte Hinata auch schon seine Mutter um den Hals hängen. Hinata errötete etwas und tätschelte unbeholfen den Rücken seiner Mutter. Doch dann wurde seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt und er hob seinen Kopf. Sein Puls beschleunigte sich von 80 auf 200. Ein warmes Kribbeln durchlief seinen Körper, als er in diese wunderschönen blauen Augen starrte, die zu ihm herunter blickten. Nun bestand kein Zweifel mehr. Im Gang stand kein geringerer als der begabte Setter von Karasuno: Kageyama – Hinatas heimlicher Schwarm. Und dann kam es einfach über ihn. Er strahlte ihn regelrecht an. „Tobio! Du bist wirklich hier!“, platzte es aus Hinatas Mund. Er hatte einfach nicht mehr weiter darüber nachgedacht. Aus seiner Euphorie heraus hatte er vergessen, dass das nicht Tobio aus der Parallelwelt war, sondern Kageyama, der ihn nicht besonders zu mögen schien. Sein Strahlen verschwand jedoch allmählich, als Kageyamas Augen sich verengten und er ihn finster betrachtete. „Idiot! Was schläfst du eigentlich den ganzen Tag herum?! Hast du vergessen, dass wir bald ein wichtiges Trainingsspiel haben?!“, fuhr Kageyama ihn auch schon an. „Nicht zu fassen! Und mit so jemandem muss ich in einem Team spielen! Wenn du keine Lust dazu hast, sag es gleich! Es gibt genügend andere Spieler, die deinen Platz einnehmen würden!“ Hinata starrte den fauchenden Setter ungläubig an. Sein Herz setzte aus und er spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte. Spätestens jetzt hatte er es registriert, dass sein Traum-Kageyama für immer weg war. Vor ihm hatte er nun die Person stehen, die ihn, aus einem unersichtlichen Grund, hasste. Seine Gedanken switchten zu dessen anderes Ich und Trauer umhüllte sein schmerzendes Herz. Was für ein gewaltiger Unterschied... wieder wünschte er sich, er wäre gar nicht mehr hierher zurück gekommen. Er hatte es ja gewusst, doch trotzdem... … doch trotzdem hatte er gedacht, dass die zwei Kageyamas im Herzen das Gleiche fühlen könnten. Wieder musste er sich eingestehen, wie naiv er eigentlich war! Er bemerkte nicht einmal, dass seine Mutter ihn wieder los ließ und sich aufrichtete. „Tobio, das war nicht gerade nett von dir“, tadelte sie ihn, doch Kageyama ließ sich von niemanden belehren. Seine blauen Augen funkelten den kleinen Spiker an, der langsam aufstand. „Warum... warum hasst du mich eigentlich so sehr, Tobio...?“, fragte er leise und sah deprimiert auf den Boden. Die Hände ballte er zu Fäusten. Angestrengt sprach er gedanklich auf sich ein, dass er nicht weinen durfte, doch es gelang ihm nicht. Er spürte regelrecht den Hass seines Setters, was ihm so unendlich wehtat. Immer und immer wieder musste er an den liebevollen Kageyama denken, was die Wunde in seinem Herzen noch weiter aufriss. „Shouyou!“ Die Stimme seiner Mutter klang entsetzt. Erst verstand Hinata nicht, wieso, doch dann bemerkte er, wie mehrere Tränen auf sein Hemd tropften, was ihn aufschluchzen ließ. „E-Entschuldigung... Vergesst, was ihr gehört und gesehen habt. Ich... werde jetzt wieder ins Bett gehen...“, nuschelte er aufgelöst und fuhr sich mit dem Arm über seine Augen. Er lachte beschämt auf. „Ich... ich habe wohl etwas Hartnäckiges im Auge... Es... es tut weh!“ Er wandte sich von den beiden ab und wollte die Tür schließen, als die Tür gegen einen Widerstand geriet. Verwirrt drehte er seinen Kopf herum und sah direkt in Kageyamas Augen. Er hatte seinen Fuß zwischen die Tür gestellt und drückte seine Hand dagegen, damit sie so weit auf war, damit er Hinata ansehen konnte. Kurz geriet Hinatas Herz ins Stocken, doch dann machte sich Hoffnung in ihm breit. Hatte er Kageyama etwa damit weich bekommen? Würde er ihm jetzt sagen, dass er ihn ganz doll lieb hätte und er sich nur einbildete, dass er ihn hassen würde? Seine Augen schienen diese Hoffnung wiederzugeben, da sich Kageyamas Augenbrauen zusammenzogen und er ihn misstrauisch musterte. „Hey... sieh zu, dass du wieder normal wirst, okay?“, zischte er und sah dann mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen auf die Seite. „Und... ehm... ich weiß ja nicht, wer dir das erlaubt hat, aber nenn mich bitte nicht mit Vornamen. Das ist mir irgendwie... unangenehm.“ Hinata starrte ihn daraufhin entsetzt an. Bitte?! Hatte er eben richtig gehört?! Es war Kageyama unangenehm, dass er ihn Tobio nannte?! Mir bedeutet es viel, wenn du mich Tobio nennst! Verflucht! Wieso hörte er genau in diesem Moment die Worte von dem lieben Kageyama?! Hinata wirkte abwesend, was Kageyama etwas verwirrte. „Nun... ich gehe jetzt...“, entschied er und zog seinen Fuß heraus. „...ja...“, flüsterte Hinata weggetreten. Er bemerkte nicht einmal den leicht besorgten Blick des Setters. Er drehte sich wie betäubt von ihm weg und machte die Tür zu. Zum einen fühlt sich das einfach toll an, weil es mir zeigt, wie wichtig ich dir bin und zum anderen hört es sich aus deinem Mund einfach wunderschön an... Bittere Tränen rollten über Hinatas Gesicht. Seine Unterlippe bebte stark, doch dann konnte er sich nicht mehr halten und er schluchzte wehleidig auf. „T-Tobio... ich will wieder zu dir zurück!“, schluchzte er und er schlug sich weinend die Hände vor das Gesicht. *~* „Shouyou-Schatz... Darf ich reinkommen?“, fragte seine Mutter nach einer Weile und hatte die Tür geöffnet. Hinata lag bäuchlings auf dem Bett und hatte sein Gesicht im Kissen vergraben. Er hatte lange geweint, bis keine Tränen mehr gekommen waren. Doch es ging ihm immer noch nicht besser. Eine unheimliche Leere hatte sich in ihm breit gemacht, die ihn so elend fühlen ließ. Seine Mutter wartete schon gar keine Antwort ab und lief zu seinem Bett herüber. Er bekam nur nebenbei mit, wie sie sich neben ihm hinsetzte und die Wand betrachtete. „Du hast mir wirklich Sorgen gemacht, Schatz...“, sagte sie nach einer Weile und strich ihm sanft durch das Haar. Hinata kniff seine Augen zusammen. Er hatte seine Mutter wirklich schrecklich gerne, aber ihm wäre es lieber, wenn Kageyama an ihrer Stelle da sitzen würde und ihn tröstete. „Ich weiß gar nicht, wie das kommen konnte! Ich hatte dich gestern Abend schlafend auf dem Boden wiedergefunden. Überall standen Kerzen verteilt und ein komisches Buch lag neben dir auf dem Boden. Und du bist und bist nicht aufgewacht, egal, wie oft ich deinen Namen gerufen habe!“, setzte sie die Erzählung fort. Hinata hörte schweigend zu. Ahh... das hieße also, dass sein Körper leblos war, während er sich in der Parallelwelt aufgehalten hatte. Was vielleicht ganz gut war. Wer wüsste, wie Kageyama drauf wäre, wenn sein anderes Ich den Körper übernommen hätte und die gleichen Sachen mit ihm getan hätte, wie Kageyamas anderes Ich. Alleine bei diesem Gedanken erschauderte er. Vielleicht wäre sein Körper schon längst zermatscht gewesen, da Kageyama sicherlich nicht so entzückt von Hinatas Anhänglichkeit gewesen wäre. „Was hast du nur getrieben, Shouyou?“ „Ach... ein bisschen recherchiert, mehr nicht...“, wich Hinata ihr aus. Er konnte ihr ja schlecht sagen, dass er für vierundzwanzig Stunden die Welt gewechselt hatte. „Recherchiert?! Und dafür warst du einen ganzen Tag bewusstlos?!“ „Mh... mag sein...“ „Du kannst froh sein, dass du so einen guten Freund wie Tobio hast! Er ist direkt nach der Schule zu dir gekommen, weil er sich gewundert hat, dass du nicht aufgetaucht bist!“, schimpfte sie weiter und Hinata horchte auf. „Er und ein guter Freund? Dass ich nicht lache.. Und Mum... Du verwechselst da was. Er war nicht nach der Schule gekommen, sondern nach dem Training...“ Und deswegen war Kageyama auch so sauer, weil er nicht zum Training erschienen war. Typisch König. Bei ihm drehte sich alles doch nur um Volleyball. Nichts war wichtiger für ihn! „Nun ja. Er war anfangs wirklich erzürnt, als er dich schlafend auf dem Bett vorgefunden hatte, aber als er bemerkt hatte, dass du nicht aufgewacht bist, hatte er sich Sorgen gemacht! Und ich denke nicht, dass ich etwas verwechsle, weil ich genau weiß, dass du immer erst kurz nach acht abends nach Hause kommst. Aber Tobio war schon nach vier hier“, antwortete sie. Ruckartig setzte Hinata sich auf und kniete sich hinter seiner Mutter. Verdattert starrte er sie an. „Warte... was sagst du?! Kageyama Tobio war die ganze Zeit hier?! Er hat das Training sausen lassen?!“, brüllte er ihr ungläubig ins Ohr und rüttelte sie durch. „Ist das gerade wirklich dein Ernst?! Neue Hoffnungen erblühten in ihm. Sein Herz schwoll vor Glück an. Wenn er eins wusste, dann, dass nichts, aber auch rein gar nichts über Kageyamas liebstes Training ging. Und trotzdem war er bei ihm geblieben. Den ganzen Nachmittag... Hinata konnte es kaum fassen. Sein störrischer, egoistischer, dummer Setter hatte doch tatsächlich eine süße Art an sich, die langsam durchsickerte. Er hatte sich Sorgen um ihn gemacht und war bei ihm geblieben. So tief konnte der Hass auf ihn also doch nicht sein, wie Hinata anfangs immer gedacht hatte. „Tobio... du magst mich also doch!“, flüsterte er und er umarmte überglücklich seine Mutter, die nicht mehr die Welt verstand. *~* „Guten Morgen, Tobio!“, rief Hinata seinem Schwarm schon von Weitem entgegen und winkte ihm lachend zu. Kageyama, der ein Stück vor ihm lief, drehte sich um und verzog etwas sein Gesicht. Als Hinata ihn erreichte und ihn immer noch anstrahlte, knallte bei ihm eine Sicherung durch und er wollte nach dessen Kopf greifen, aber Hinata war schneller und duckte sich unter seiner Hand weg. Ehe der Setter überhaupt noch etwas dagegen unternehmen konnte, hatte Hinata plötzlich seine Arme um ihn gelegt und drückte sich fest an ihn. „W-was zum Teufel tust du da, Hina-Baka?!“, fauchte Kageyama fassungslos und drückte ihn mit aller Gewalt von sich, beziehungsweise versuchte es, da es nicht so einfach war, wenn Hinata sich so an ihn festklammerte, wie eine lästige Zecke. „Lass mich gefälligst los! Und hör endlich auf, mich Tobio zu nennen! Was ist mit dir los, seit gestern?!“ Hinata grinste. „Ich bin einfach glücklich, dich zu sehen, Tobio! Und wieso darf ich dich nicht so nennen? Meine Schwester und meine Mum machen das auch! Und der große König! Warum darf ich das nicht, Tooobio?“ „Weil... weil du... das noch nie gemacht hast! Und es ist merkwürdig, also lass das einfach! Warum bist du auf einmal so darauf fixiert?! Und lass mich verdammt nochmal los!“ Kageyama schlug ihm gegen den Kopf und nach einer Weile wurde es Hinata doch zu viel und er erlöste den meckernden Setter vor der Umklammerung. Schmollend verschränkte Hinata die Arme vor der Brust. „Du bist einfach dämlich, Bakageyama! Dääämlich! Bäääh!“ Frech streckte er ihm die Zunge raus. Wie erwartet, tickte Kageyama daraufhin aus und fuchtelte wie wild mit den Fäusten in der Luft herum. „Man sollte dir mal Benehmen beibringen, Dumpfbacke!“ „Ja, ja. Wenn du fertig bist mit Schimpfen, kannst du mal deinen Knackhintern in Gang bringen, ehe du gegen mich verlierst!“, zog Hinata ihn lachend auf, zwinkerte ihm schelmisch zu und rannte Richtung Schultor. Ein lautes Fauchen verriet, dass Kageyama auf das Wettrennen angesprungen war und ihm lautstark folgte. Kichernd hüpfte Hinata in die Höhe. Auch wenn es für ihn nicht einfach war, dass Kageyama nicht so lieb war, wie dessen anderes Ich, bestand die Hoffnung, dass es sich nach einer Zeit ändern könnte. Mit viel Geduld und Ruhe würde er vielleicht das Unmögliche möglich machen und in ihm die gleichen Gefühle auslösen, wie es bei ihm selbst vor ein paar Stunden passiert war. Irgendwann würde Kageyama Tobio ihm sagen, wie sehr er ihn in Wirklichkeit liebte! Kapitel 7: Wer ist hier die Ratte? ---------------------------------- „Oi, beweg dich endlich mal! Das muss schneller gehen!“ Hinata knirschte mit den Zähnen. Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt und seine ganze Körpersprache verdeutlichte, dass er kurz davor war, auszurasten. Zornig funkelte er zu dem schwarzhaarigen Setter, der sich zu ihm gewandt hatte und ihn, zum wiederholten Male heute, anbrüllte. So gerne er ihn auch hatte. Langsam reichte es ihm einfach. Er wollte nicht ständig von ihm angebrüllt werden. Er wusste es doch auch ohne sein Gemotze, dass er heute nicht in Topform war. Aber wer war daran Schuld? Genau, Kageyama! Was musste er auch so kalt und abweisend sein?! Warum konnte er nicht so sein, wie sein anderes Ich?! Hinata stand kurz vor der Verzweiflung. Und da fehlte ihm gerade noch, dass er von ihm immer wieder zurecht gewiesen wurde. Wieder einmal schluckte er seinen Zorn herunter. „Das weiß ich auch, Herr Gott! Schick mir den nächsten Ball!“, verlangte er beherrscht und konzentrierte sich wieder auf das Trainingsspiel. „Wenn du den Nächsten auch verhaust, haben wir das Set verloren, Dumpfbacke!“, fuhr Kageyama ihn an. Hinata wirbelte zu ihm herum und streckte ihm die Zunge raus. „Bäääh! Dann gewinnen wir eben die nächsten beiden Sets!“ „Wie war das?! Mit so einer Einstellung kannst du doch nicht spielen!“ „Hey, es reicht jetzt, ihr beiden!“, mischte sich Daichi ein, der auf der anderen Seite des Spielfeldes stand und sah beide streng an. „Erst erscheint ihr gestern nicht zum Training und jetzt unterbrecht ihr die ganze Zeit das Spiel!“ Kageyama drehte sich schnaubend von Hinata weg und versuchte sich wieder auf das Spiel zu konzentrieren. Währenddessen konnte Hinata es sich nicht verkneifen ihm noch einmal frech die Zunge raus zu strecken. „Blöder Tobio!“ „Ich hab gesagt, du sollst mich nicht so nennen, Idiot!“ „Tobio ist blöd! Tobio ist blöd!“ „Aufhören! Hinata, Kageyama, geht raus! Sugawara, Yamaguchi, ihr übernehmt in der Zeit ihre Positionen, bis sie sich beruhigt haben!“, entschied Daichi gereizt. „Haaah?! Was, was?! Aber wieso?!“, jammerte Hinata und sah durch das Netz zu dem Kapitän, der jedoch keine Widerrede duldete. „Raus jetzt!“ „Ahhh! Das ist alles deine Schuld, Tobio!“, motzte Hinata aufgebracht und verließ widerwillig das Feld und klatschte mit Yamaguchi ab, welcher vor Aufregung zitterte. „Tut mir Leid, Hinata...“, sagte dieser, als sie aneinander vorbeiliefen, doch der kleine Spiker winkte bloß ab. „Geh und mach ein gutes Spiel, Yamaguchi...“ Dieser nickte und hüpfte aufgeregt zu dem Dreierteam, das nun aus Sugawara, ihm und Tsukishima bestand. „Tsukki! Tsukki! Ich darf spielen!“, freute Yamaguchi sich und strahlte seinen Kameraden wie ein Hund an, der sein Herrchen begrüßte. „Konzentrier dich auf das Spiel, Yamaguchi...“, murmelte er bloß und Yamaguchi nickte. „Ja, Tsukki!“ Weiter hörte Hinata nicht mehr zu. Er hatte sich auf die Seite begeben und ließ sich an der Wand herunter. Dort zog er seine Beine an und verschränkte trotzig seine Arme. Dabei hatte er sein Kinn darauf abgelegt und beobachtete finster Kageyama, welcher sich weit weg von ihm an die Wand stellte und aus seiner Trinkflasche trank. Aber je länger er ihn ansah, desto mehr verschwand langsam sein finsterer Ausdruck in den Augen und machte für einen traurigen platz. Er hasste es, wie Kageyama mit ihm umsprang. Er hasste es so sehr. Er wollte ihm nahe sein. Sein Lächeln sehen. Liebe Worte aus seinem Mund hören. Von ihm umarmt und geküsst werden... Doch so, wie der Setter zur Zeit drauf war, waren das nur hoffnungslose Sehnsüchte, die wohl niemals gestillt werden würden. „Hinata... Ist alles in Ordnung bei dir?“ Erschrocken riss Hinata seinen Blick von Kageyama los und starrte hoch zu Yachi, die ihn besorgt musterte. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie zu ihm gekommen war. Er war zu sehr mit seinen Gedanken über Kageyama beschäftigt, dass er um sich herum gar nichts mehr mit bekam. „Ja... irgendwie schon... denk ich...“, murmelte Hinata und zog seine Mundwinkel herunter. „Nein, eigentlich nicht...“ Besorgt ließ sie sich neben ihm auf den Boden sinken und sah ihn lange an. „Was ist los? Kageyama-kun hat mir vorhin erzählt, dass du gestern so eine Krankheit namens Pilzeritis hattest“, sie verzog ihr Gesicht, „Anscheinend hattest du am ganzen Körper kleine Pusteln, die hochansteckend wären...“ „W-was?!“, Hinata sah sie mit kuhgroßen Augen an. Was zum Teufel erzählte der Idiot da?! Hätte ihm nicht etwas Besseres einfallen können?! „Ja... und trotzdem war er bei dir. Er ist ein Held!“ „Er ist ein Idiot!“, widersprach Hinata gereizt und sah murrend auf die Seite. Yachi sah ihn mit flehendem Blick an. „Bitte, sag mir nicht, dass ihr schon wieder so einen ultra schlimmen Streit habt! Ihr seid doch Freunde!“ „Sind wir nicht!“, brüllte Hinata auf einmal lautstark. „Uäärk!“, Yachi fuhr erschrocken zusammen und wich vor Hinata etwas zurück. In diesem Moment machte er ihr gerade wirklich Angst. „Tut mir Leid, Yachi-san. Ich wollte dich nicht anschreien...“, murmelte Hinata, als er bemerkte, dass er sie eben erschreckt hatte und sah zerknirscht auf die Seite. Er biss sich auf die Unterlippe und spielte mit seinen Fingern. „Ich... ehm... mag To-... Kageyama sehr. Aber er mich nicht und... das tut weh...“ Seine Stimme war kaum mehr noch zu hören und Yachi musste näher rücken, um ihn verstehen zu können. Doch sie hatte verstanden und ihr Blick wirkte mitleidig. Es gefiel ihr nicht, wie traurig Hinata aussah. Es schien wirklich ernst zu sein. „Aber Hinata. Ich denke nicht, dass Kageyama-kun dich nicht leiden kann. Du selbst merkst es vielleicht nicht, aber ich als Außenstehende habe schon längst beobachtet, dass er in deiner Anwesenheit anders ist“, widersprach sie sanft. Hinata sah auf. „Am Anfang... hat er mir irgendwie Angst gemacht. Er wirkt wie so eine Person, die einen zerstampft, wenn man nicht gut genug für ihn ist. So... gruselig!“ Yachi schüttelte sich kurz. „Oh ja, das Gefühl kenn ich!“, stimmte Hinata zu und musste sogar etwas grinsen. „Ich glaube, er war sogar mal so eine Person. Nebenbei habe ich mal die Geschichte aufgeschnappt, die von seiner Vergangenheit seiner Mittelschule erzählt. Der tyrannische König...“, erzählte Yachi weiter. „Aber mittlerweile kann ich das nicht mehr behaupten. Wenn man ihn genauer beobachtet, könnte man meinen, es wären nur Gerüchte. Zwar scheint er zwischendurch in seine alte Rolle zu schlüpfen, aber er ist in deiner Gegenwart zu einer sanftmütigen Person geworden.“ „Sanftmütig?! Er?! Davon habe ich nichts bemerkt! Zu mir ist er es zumindest nicht! Pah!“, meckerte Hinata und sein Gesichtsausdruck hatte sich wieder verändert. Nun wirkte er wütend. Genau das war es doch, was er sich wünschte. Er wollte, dass Kageyama zu der sanftmütigen Person wurde, wie sein anderes Ich. Aber stattdessen meckerte er nur an ihm herum oder brüllte ihn an. Wo bitte war er denn nun sanftmütig? „Täusche ich mich, oder hat er gestern, wegen deiner Pilzeritis, das Training geschwänzt? Zudem hat er es in Kauf genommen, sich bei dir anzustecken, nur um bei dir sein zu können“, erinnerte Yachi ihn daran und lächelte sanft. Hinata murmelte leise vor sich hin. Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, wurde er dadurch etwas ruhiger. Es stimmte, auch wenn er nicht so eine ansteckende Krankheit hatte, wie Kageyama Yachi erzählt hatte. Doch trotzdem stimmte es. Kageyama hatte das Training sausen lassen. Etwas, was er ihm nie zugetraut hätte. Und das passte einfach nicht, wenn er ihn wirklich so verabscheute. Warum konnte er nicht einfach lockerer sein und es zulassen, dass sie sich näher kamen? Hinata wünschte sich das so sehr. Sie müssten ja nicht gleich ein Paar sein, aber wenigstens etwas in der Art. Er schielte zu Yachi. Ihm kam eine verrückte Idee. Zudem wusste er, dass er ihr vertrauen konnte und sie ihm sicherlich half, so gut sie konnte. „Yachi-san... ich hätte da eine kleine Bitte an dich...“ *~* Yachi ging langsam nach Hause. Das Training war mittlerweile vorbei und jeder war nach Hause gegangen. Normalerweise lief sie gerne ein Stück mit Hinata, doch heute war sie so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie gar nicht daran gedacht hatte, auf ihn zu warten. Sie hatte ihre Stirn in Falten gelegt und fuhr sich nachdenklich mit dem Zeigefinger über ihre Lippen. Sie musste an Hinatas Bitte denken und verfiel immer weiter ins Grübeln. Ihm schien es wirklich wichtig zu sein, dass Kageyama ihn mochte und sie sah keinen Grund, ihm dabei nicht zu helfen. Genau darum hatte er sie nämlich gebeten. Er wollte, dass sie ihm half, dass Kageyama ihm gegenüber freundlicher wurde. Aber wie stellte man das an? Genau das war ja das Problem. Kageyama hatte einen furchtbaren Sturkopf und er schien viel zu Stolz zu sein, um sich anmerken lassen zu wollen, wie er wirklich zu Hinata stand. Sie selbst hatte schon längst bemerkt, dass er ihn alles andere als hasste, wie Hinata dachte. Aber er legte auch zu großen Wert darauf, dass Hinata nicht anders denken konnte. Er war ihm gegenüber wirklich unmöglich, aber es gab Momente, in denen er Hinata mit so einem sanften Blick ansah, bei dem jeder normale Mensch dahingeschmolzen wäre. Aber das schien er bedacht zu machen, wenn Hinata es nicht sah, was Yachi einfach nicht verstehen konnte. Warum wollte er seine Gefühle so sehr vor Hinata verstecken?! „Ahhh! Männer sind so kompliziert!“, fauchte sie auf einmal und raufte sich die blonden Haare. Dabei war sie stehen geblieben und nachdem sie sich beruhigt hatte, hob sie ihren Kopf. Erst jetzt hatte sie bemerkt, dass sie schon Zuhause angekommen war. Sie lachte kurz verlegen auf. Hoffentlich hatte sie gerade niemand gesehen, der sie kannte. Manchmal führte sie sich echt peinlich auf. Doch als sie sich umsah und niemand Verdächtiges ausmachen konnte, holte sie ihre Schlüssel hervor und schloss die Haustür auf. „Bin wieder da!“, rief sie, doch sie bemerkte schnell, dass sie alleine war. Ihre Mutter war schon wieder auf Achse, was sie eigentlich nicht mehr zu wundern brauchte. Wann war sie schon groß hier? Seufzend lief sie hoch in ihr Zimmer und betrat es. „Hey, Trixie...“, murmelte sie und sie warf sich auf ihr Bett. Ihre Ratte, die in einem kleinen Käfig saß, spritzte auf, nachdem Yachi sie begrüßt hatte und fiepste ihr glücklich zu. Eigentlich hatte Yachi eben ihre Augen schließen wollen, doch dann riss sie sie auf. Sie setzte sich ruckartig auf und sah zu ihrem Haustier herüber. Auf einmal kam ihr eine Idee. *~* Hinata hatte ehrlich gesagt keine Lust auf die Schule. Der Unterricht würde eh wieder langweilig werden und mit Kageyama hatte er auch nicht mehr gesprochen, seit ihrem Streit gestern. Der Setter hatte nach dem Training gleich die Flucht ergriffen und hatte kein Wort zu ihm gesagt, was ihn wiederum traurig machte. Er hatte gehofft, ihn würde es genauso beschäftigen, wie ihn auch, aber ihm schien es egal zu sein, dass sie Streit hatten. „Du bist einfach so ein Idiot, Tobio...“, murmelte Hinata unglücklich. Seufzend hatte er sein Rad an der Schule abgestellt und lief über den Schulhof. „Hinata, guten Morgen!“, rief ihm auf einmal Yachi zu und der Angesprochene drehte sich um. Seine Laune hob sich etwas, als er die blonde Managerin sah, die winkend und lachend auf ihn zu gerannt kam. Genau da fiel ihm ein, dass er sie gestern um Hilfe gebeten hatte und seine Stimmung wurde immer besser. Vielleicht hatte Yachi ja einen Plan entwickelt, um Kageyama umzukrempeln. Die Hoffnung in ihm wuchs immer mehr. „Morgen, Yachi-san“, grüßte er zurück und sie lächelte ihn an. „Ich glaube, ich hab den ultimativen Plan, um Kageyama-kun zu deinem glänzenden Ritter zu machen“, erzählte sie außer Atem, grinste ihn aber breit an. „Von was redest du?“, fragte Hinata leicht zerknirscht und wirkte verlegen. Wusste sie etwa, wie stark seine Gefühle für Kageyama waren, dass sie deswegen so redete? Sie wollte Kageyama zu seinem glänzenden Ritter machen?! Ging das überhaupt?! „Lass dich überraschen!“ Sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu und lief weiter. Hinata murrte etwas und boxte mit den Fäusten in die Luft. „Yachi-san! Du bist so unfair! Mach daraus doch kein Geheimnis! Menno!“ „Du musst später einfach nur mitspielen. Du wirst sehen, dass Kageyama nicht so kaltherzig ist, wie du denkst!“, versprach sie und lachte schallend auf, als Hinata schmollte. „Ich will es aber jetzt wissen!“ Verwirrt hielt er inne, als er auf einmal ein leises Fiepsen aus Yachis Ranzen hörte und sah auf die Stelle, woher es kam. „Uhm... was war das? Hab ich da eben nicht etwa etwas gehört?“, wunderte er sich und wollte gerade an Yachis Ranzen, als das Mädchen sich schnell umdrehte und sehr hoch lachte. „Alles ist gut, Hinata! Wirklich! Komm, wir müssen uns beeilen, ehe der Unterricht anfängt!“ Danach ließ sie ihn einfach stehen und rannte davon. *~* Aufgeregt sah Hinata ständig auf die Uhr. Er war in der Pause nochmal zu Yachi gegangen, aber sie hatte gesagt, dass sie ihren Plan nach der Schule durchführen wolle und sie hatte immer noch nicht verraten, was genau sie geplant hatte. Das fuchste ihn, wo er doch so neugierig war! Wie konnte man ihn im Dunkeln tappen lassen, während Yachi zur Zeit alleine den Spaß hatte? Er wollte doch wissen, was sie mit Kageyama vor hatte, damit er etwas hatte, worauf er sich freuen konnte. Nein, jetzt wurde er selbst auf die Folter gespannt, wie unfair! Wieder sah er auf die Uhr und er fing an zu hibbeln. Noch eine Minute und dann wurde er erlöst. Er würde schnurstracks zu Yachi laufen, damit sie ihm endlich verriet, was sie vor hatte! Bevor es klingelte, packte er seine Sachen und flitzte schon los. Er war so schnell, dass er nicht mal die Protestschreie seines Lehrers hörte. Er wollte nur noch zu Yachi. Sonst platzte er noch vor Spannung! Unterwegs rempelte er hie und da Schüler an, rief ihnen über die Schulter schnell eine Entschuldigung zu und flitzte weiter. Erst vor Yachis Klassenraum hielt er an und schnappte nach Luft. Er schien rechtzeitig gekommen zu sein, denn gerade erst ging die Tür auf und die Schüler rannten hinaus. Alle freuten sich auf das Wochenende und hatten keine Lust mehr, noch länger hier zu bleiben. Es dauerte auch nicht mehr lange und Yachi folgte der verrückten Schar nach draußen. Als sie Hinata erblickte, winkte sie ihm zu und lächelte ihn breit an. „Komm, Hinata! Wir suchen Kageyama-kun! Unterwegs erzähl ich dir, was ich vor habe!“ Hinata sprang aufgeregt in die Höhe und folgte ihr gespannt. Nun konnte es los gehen! *~* „Was? Meinst du wirklich, dass das funktioniert?!“ Hinata starrte Yachi und Trixie abwechselnd leicht verstört an. Nun wusste er auch, woher das Fiepsen stammte. Das verrückte Mädchen hatte tatsächlich ihre Ratte mitgebracht. Und damit wollte sie Kageyamas Beschützerinstinkt erwecken. Falls er so etwas überhaupt hatte. Ganz überzeugt war er davon nicht, aber er wollte mitspielen, da es zum einen für sein Bestes war und zum anderen wollte er nicht undankbar erscheinen, weil Yachi sich wirklich Gedanken darüber gemacht hatte. „Du wirst schon sehen! Wenn er sieht, dass du Angst hast, wird er alles daran setzen, dich zu retten!“ „Aber nicht, dass er deine Ratte zertrampelt!“, jammerte Hinata, der auf einmal ein schreckliches Kopfkino hatte, indem Kageyama die arme Ratte zerquetschte. „Buwaaah! Daran hab ich gar nicht gedacht!“, rief Yachi erschrocken und schlug sich die Handflächen gegen ihre Wangen. Sie riss ihre Augen panisch auf. „Ah, da kommt Tobio!“, bemerkte Hinata und war auf einmal total nervös. Er wusste nicht, was er machen sollte. Sie redeten schließlich immer noch nicht miteinander. Sollte er ihm zuwinken? Oder ihn einfach eiskalt ignorieren? Aber dann würde ihr Plan doch gar nicht aufgehen... Yachi sah ihn und Kageyama abwechselnd verzweifelt an. Der Setter schien sie noch nicht bemerkt zu haben. Er befand sich noch ein paar Meter vor ihnen und sein Blick war auf den Boden gerichtet. Doch je länger Yachi zögerte, desto näher kam er. Sie musste jetzt schnell handeln. Wieder sah sie zu Hinata und ihr fiel sofort seinen schmerzvollen Blick auf, den er auf Kageyama gerichtet hatte. Und das führte dazu, dass sie es doch tat. Sie ließ ihre Ratte los und rannte quietschend zu Kageyama. „Kageyama-kun! Schnell! Du musst was tun! Da ist eine Ratte!“, rief sie und zupfte an seinem Ärmel. Verwirrt sah er das panische Mädchen an, dann zu Hinata und dann zur Ratte, die fiepsend um Hinata herum rannte. Sein Blick schweifte wieder zu Hinata, welcher sich nicht rührte und stocksteif da stand und nervös vor sich hin kicherte. „Tss...“, machte er bloß und steuerte den Spiker an. Yachi hörte mit ihrem panischen Geschrei auf und faltete mit einem hoffnungsvollen Blick ihre Hände zusammen. Er würde Hinata helfen, das wusste sie. Er war eben direkt auf ihn zugegangen. Nun würde er beweisen, was für ein großartiges Herz er hatte und im Nu wäre ihr Streit vergessen. Auf einmal schrie Hinata laut auf und Yachi schreckte aus ihren Gedanken auf. Keuchend riss sie ihren Mund auf. „W-was tust du da, Kageyama-kun?!“, rief sie und krallte ihre Finger in ihre Haare. Sie konnte es nicht fassen. Anstatt, dass er sich das Tier gegriffen hatte, hatte er Hinata am Kragen gepackt und ihn hochgehoben. Hinata fauchte laut auf und strampelte mit den Füßen in der Luft herum. „Lass mich sofort los, Bakageyama! Was fällt dir ein?! Da unten ist die Ratte!“ Kageyama sah ihn lange an und Hinata hatte das Gefühl, als würden seine Augen etwas belustigt auf funkeln. „Ach, tut mir Leid. Ich habe gedacht, du wärst die Ratte, die Yachi-san belästigt...“, sagte er und ließ Hinata einfach fallen. Dieser landete auf seine Füße und starrte Kageyama halb entsetzt, halb wütend an. „Du tickst wohl nicht sauber! Du Spinner! Idiot!“, fauchte er, doch Kageyama winkte ihnen nur zu und entfernte sich von ihnen. Langsam näherte sich Yachi Hinata und fing ihre Ratte wieder ein, die sofort angerannt kam, nachdem sie ihre Hände nach ihr ausgestreckt hatte. Seufzend nahm sie sie auf ihren Arm und richtete sich wieder auf. „Tut mir Leid, ich hatte wirklich gedacht, dass das klappen würde...“, murmelte sie schuldbewusst und ließ ihre Schultern hängen. „Mit so etwas kommst du nicht an ihn heran. Er ist einfach ein eiskalter Mensch. Von wegen sanftmütig! Dummer König!“, zischte Hinata aufgebracht und ließ dann ebenfalls seine Schultern hängen. „Uns muss ein besserer Plan einfallen, hm...?“, fragte Hinata nach einer Weile und Yachi nickte. Die Mission hatte schließlich erst begonnen und an Aufgeben dachten beide nicht! Kapitel 8: Harte Schale... -------------------------- Mit einem deprimierten Gesichtsausdruck saß Hinata auf dem Schuldach. Er hatte seine Beine angezogen und zwischen ihnen lag ein Volleyball, auf den er seinen Zeigefinger gelegt hatte und ihn leicht hin und her rollte. Mit der anderen Hand stützte er seinen Kopf ab. Aber nicht nur seine Mimik verriet, dass er am Schmollen war, sondern auch die depressive Aura, die er verströmte. Es ging ihm zur Zeit nicht gut. Gar nicht gut! „Du bist so ein dämlicher Idiot, Tobio...“, flüsterte er geknickt. Ein Tag war seit ihrem Streit vergangen und Kageyama hatte mit ihm kein Wort mehr gesprochen. Dieser Volltrottel hatte wohl absolut keine Ahnung, was er mit seinem Verhalten anrichtete. Hinata hatte in der Nacht kaum ein Auge zugetan. Er hatte sogar das Buch der Parallelwelt in den Händen gehalten und hatte dem anderen Kageyama nachgetrauert. Er vermisste diese Person einfach. Wieso konnte er nicht auch so einen Kageyama haben?! „Hinata, da bist du!“ Verwundert hob der Angesprochene seinen Kopf und erblickte Yachi, die soeben das Dach betreten hatte. Die blonde Managerin kam mit einem vorsichtigen Lächeln näher und setzte sich dann dicht neben ihm auf den Boden. Dabei starrte sie gerade aus und hatte ihre Stirn leicht gerunzelt. „Es tut mir leid...“, nuschelte sie nach einer Weile. Verwirrt sah Hinata sie an. „Yachi-san?“ „Ich habe dir versprochen zu helfen!“ Sie kniff ihre Augen zusammen und schrie ihre Verzweiflung hinaus. „Aber stattdessen habe ich dir damit wehgetan! Ich... ich dachte wirklich, Kageyama-kun würde dir helfen, aber ich habe mich getäuscht! Es tut mir so leid!“ Schweigen trat ein. Hinata hatte seine Arme um die Knie geschlungen und sein Kinn darauf abgestützt. Er wirkte immer noch unglücklich. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen...“, flüsterte er. „Ich bin froh, dass du dir überhaupt die Mühe gemacht hast...“ „Hinata...“ „Es tut so weh...“, sprach er leise weiter und sein Blick schien in die Ferne zu gehen. „Ich will einfach bei ihm sein. Seine Nähe genießen... Einfach bei ihm sein und sein Lächeln sehen...“ Yachi musterte ihn eine Weile, was Hinata nicht bemerkte. Dann trat ein minimales Lächeln auf ihre Lippen und sie legte ihren Arm um seine Schulter. „Du magst ihn sehr, nicht wahr?“ Hinata zuckte zusammen und sah sie errötet an. „W-was?! Das habe ich doch gar nicht gesagt! Wie kommst du darauf?!“, rief er panisch und fuchtelte wild mit den Armen um sich. „Ich... ich mag ihn überhaupt nicht, ehrlich! Es ist nur... er ist so whuuhh! Und in seiner Nähe ist es einfach nur quaaaah!“ Yachi sah ihn verwirrt an, doch als sie sein knallrotes Gesicht bemerkte, fing sie an zu kichern. „Ich verstehe...“, sagte sie schließlich. Auf einmal hörte sie eine Tür zugehen und sie drehte verwundert ihren Kopf herum. Doch niemand anderes war hier, außer sie beide. Achselzuckend drehte sie sich wieder zu Hinata und verwickelte ihn in ein neues Gespräch. Sie schob es darauf, dass es wohl nur der Wind gewesen war, der die Tür in Bewegung gesetzt hatte... *~* „Tobio, ich möchte, dass du zu mir spielst!“, forderte Hinata ihn auf und stellte sich ihm gegenüber. Sie hatten wieder Training und immer noch war Kageyama ihm aus dem Weg gegangen. Es hatte sich sogar schon auf das Spiel ausgetragen, indem er Hinata völlig links liegen ließ, während er Tanaka oder Asahi zuspielte. Es schien ihn nicht mal zu kümmern, dass Hinata frustriert war deswegen. Es war gerade Pause und Kageyama trank aus der Flasche. Er hatte es gut hinbekommen, Hinata aus dem Weg zu gehen, doch als dieser direkt vor ihn trat, war er zu überrumpelt, um sein Vorhaben, ihn weiter zu ignorieren, durchsetzen zu können. Überrascht sah er ihn an. „Hast du was gesagt?“, fragte er und trank einen erneuten Schluck. Natürlich hatte er gehört, was Hinata gesagt hatte, aber er wollte ihn einfach reizen. „Nnnngh! Du regst mich so auf mit deiner scheiß Art!“, fauchte Hinata frustriert und schnappte nach seinem Kragen. Bei dem Ruck, als Hinata ihn an sich zog, wäre ihm beinahe die Flasche aus der Hand gefallen. „Komm mal wieder von deinem Egotrip herunter! Das kotzt mich so derbste an!“, fauchte er und sah Kageyama stinkwütend an. „Lass mich los...“, zischte Kageyama und wollte seine Hand wegschieben, was Hinata jedoch nicht zu ließ. „Hör endlich auf mich zu ignorieren, du Vollidiot! Das tut verdammt weh!“ Auf einmal herrschte Stille in der Halle. Alle Blicke schweiften zu dem ungleichen Duo herüber. Kageyamas Augen hatten sich minimal geweitet. Etwas regte sich in seinem Blick, den er jedoch nun von ihm abwandte. „Heul nicht herum wie so ein kleines Baby! So dringend scheinst du mich ja nicht zu brauchen. Du hast ja jemand Neues gefunden, den du nerven kannst“, brabbelte Kageyama vor sich hin. Dabei wirkte er sogar leicht zerknirscht, was Hinata aber in der Aufregung nicht bemerkt hatte. „Was laberst du da?! Natürlich brauch ich dich! Ich liebe deine Tosses! Und von wem redest du denn bitte?! Haaaah?!“, brüllte Hinata verwirrt und schüttelte Kageyama durch. Auf einmal wurde Kageyama wütend und er stieß Hinata von sich. „Dir geht es wohl nur um Tosses, du Idiot! Und von wem ich rede?! Du scheinst ja jetzt auf einmal ganz dicke mit Yachi-san zu sein! So unzertrennlich, wie ihr zur Zeit seid!“ „Wie...? Hääääh?! W-was redest du da?! Häääääääh?!“ Hinata sah ihn verwirrt und überfordert an. Hatte er etwas verpasst? „Ahh, a-aber Kageyama-kun! Hinata hat nur meine Hilfe gebraucht...“, mischte Yachi sich aufgelöst ein und rannte auf die zwei Streithähne zu. Sie wirkte total panisch. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie den Streit nur verschlimmert hatte, obwohl sie das Gegenteil bewirken wollte. Kageyama wandte sich hastig von ihnen ab und ging auf das Feld zurück. „Mir ist es gleich. Mach doch, was du willst, du Dummkopf!“, fauchte er nur und ließ einen ratlosen Hinata zurück. „Er... er ist doch einfach bescheuert! Idiotischer Idiot! Pah!“, fauchte der kleine Spiker und er folgte ihm schließlich mit mieser Laune auf das Feld. Deprimiert blickte Yachi ihnen hinterher. Was sollte sie bloß machen? Sie ertrug es nicht, dass die beiden sich so stritten. Sie waren ein Team, Partner! Sie gehörten zusammen! „Denk nach, Hitoka, denk nach!“, murmelte sie und sie schlug sich sachte die Faust gegen ihren Kopf, um das Denken anzuregen. Doch das Geschrei der Spieler lenkte sie zu sehr ab, weswegen sie auf keinen grünen Zweig kam. Daher entschied sie sich, etwas raus zu gehen, um so ihre Ruhe zu haben. Mit einem letzten deprimierten Blick auf Kageyama und Hinata, lief sie zur Tür und öffnete sie. Schweigend trat sie heraus und sprang kurz darauf wieder erschrocken zurück. Es schüttete wie aus Eimern! Sie war so sehr in Gedanken, dass sie keine Acht gehabt hatte und wurde daher von dem Regen überrascht. Seufzend schloss sie die Tür wieder. Nass wollte sie nicht unbedingt werden... Da nahm sie lieber das Gebrülle des Teams in Kauf. Mit geschlossenen Augen ließ sie sich neben der Tür nieder und simulierte vor sich hin. Dabei lauschte sie dem Regen, der gegen die Fenster trommelte. Auf einmal riss sie ihre Augen auf und sie schlug sich mit einem begeisterten Gesichtsausdruck die Faust in die Hand. Ihr war soeben DIE Idee gekommen! *~* „Ahhhh! So ein Mist! Es schüttet wie verrückt und ich hab keinen Schirm dabei!“, fluchte Hinata nach dem Training und stapfte wütend mit den Füßen auf. Er stand fertig angezogen in der Tür des Clubraumes und verfluchte jeden seiner Kameraden, welche alle lachend einen Schirm aufspannten und in den Regen verschwanden. So ein verfluchter Mist! Hinata könnte heulen. Alles war scheiße! Nichts, aber rein gar nichts lief so, wie es sollte! Kageyama war ein eiskalter, sturer Esel. Er hasste ihn und sie hatten schon seit über einem Tag einen Streit. Und dann regnete es auch noch. Super - einfach super! Auf einmal wurde er von links angerempelt. „Versperr mir nicht den Weg“, murrte kein geringerer als der eiskalte, sture Esel und zwängte sich an Hinata vorbei, durch die Tür. Doch er hatte nicht mit der Rechnung mit dem Spiker gemacht. Er war schon so ziemlich angepisst und nun kam der Schuldige an dem ganzen Schlamassel und dachte, er könnte den Macho raus hängen lassen. Nicht mit ihm! „Oh, tut mir Leid, Eure Hoheit. Euch habe ich gar nicht bemerkt!“, provozierte Hinata ihn und stieß ihn gegen den Türrahmen. Dabei drückte er noch seine Hand dagegen, um ihm nun wirklich den Weg zu versperren. „Hey! Was soll der Scheiß, Hinata-Baka?!“, regte Kageyama sich sofort auf und presste seine Hände gegen Hinatas Kopf. Dadurch entstand ein wildes Gerangel, doch niemand gab klein bei. „Uhm... Hinata, Kageyama-kun. Kommt hier rüber!“, rief auf einmal Yachi und die beiden hörten sofort auf, sich gegenseitig zu zerfleischen. Überrascht schauten sie herunter zur Managerin, die einen großen Schirm dabei hatte, der für mindestens drei Personen ausreichte. Dabei blickte sie die Volleyballspieler mit großen süßen Augen an, denen man nicht widerstehen konnte. „Yachi-san! Du bist meine Rettung!“, rief Hinata aufgeregt und wäre vor Begeisterung fast die Treppe herunter gefallen, da er sich zu hastig bewegt hatte und dadurch auf einer nassen Stufe ausgerutscht war. Doch dank Kageyamas blitzschnelle Reaktion, indem er ihn noch rechtzeitig am Kragen gepackt hatte, konnte das Schlimmste verhindert werden. „Wuuaaah! Das war knapp!“, stieß Hinata erleichtert aus, doch als er bemerkte, dass Kageyama ihn fest hielt, fing er an, wie wild mit den Füßen zu zappeln. „L-lass mich herunter! Was soll das?!“ Seine Wangen waren rot geworden. Spann er, oder hatte Kageyama ihn eben wirklich gerettet?! „Halt die Klappe und beschwere dich nicht! Ich hätte dich auch fallen lassen können!“, meckerte Kageyama und ließ ihn vorsichtig los. „Das hättest du ja auch machen können, Idiot! Du lässt mich eh schon die ganze Zeit fallen!“, fauchte Hinata ihn fahrig an und wollte dabei auf Kageyama zugehen, doch wieder verlor er den Halt auf der rutschigen Treppe und purzelte schreiend hinunter auf den Boden. „Hinata!“, riefen Yachi und Kageyama wie aus einem Munde und hasteten zu dem stöhnenden Spiker, welcher sich langsam wieder aufsetzte. Dabei rieb er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Hinterkopf und fluchte leise vor sich hin. „G-geht es dir gut, Hinata?“, fragte Yachi besorgt und hielt den Schirm über ihn. Hinata schwirrte leicht der Kopf, der stark brummte. Auch seine Handflächen und Knien schmerzten, die, durch den Fall, aufgeschürft waren. „J-ja, ich bin so etwas ja gewohnt“, meinte er und winkte beschämt ab. „Dummkopf! Du hättest besser aufpassen sollen!“, zischte Kageyama aufgebracht. Hinata blitzte ihn mit einem gefährlichen Blick an. „Ach ja?! Dann hättest du mich nicht provoziert! So wäre es nicht passiert, Tobio!“ Kageyama fletschte kurz seine Zähne und entfernte sich von Hinata. Es war schwer herauszulesen, was genau in Kageyama vorging. Wenn Hinata ehrlich war, verstand er ihn seit fast zwei Tagen überhaupt nicht mehr. Dieser Kerl machte in seinen Augen zu viele Widersprüche. Zum einen machte er keinen Hehl daraus, ihn spüren zu lassen, dass er ihn hasste, aber dann auf einmal war er total besorgt um ihn und war wie ausgewechselt. So, wie eben oder als Hinata vierundzwanzig Stunden bewusstlos war und er sogar das Training für ihn geschwänzt hatte. Kageyama war für ihn wie ein Buch mit sieben Siegeln. Verwirrend, aber trotz allem fand er es irgendwie... aufregend! „Kageyama-kun! Helf mir doch mal! Wir müssen Hinata hochheben, damit wir gehen können!“, flehte Yachi, die versuchte, Hinata hochzuziehen. Der Angesprochene drehte sich zu den beiden um und schnalzte mit der Zunge. „So schwer verletzt ist er auch wieder nicht. Lass ihn doch einfach liegen, er steht schon von alleine auf, wenn ihm der Regen zu viel wird!“, meinte Kageyama, dessen blaue Augen listig auf funkelten. Hinata sah ihn zornig an. „Du bist echt nicht mehr normal, Bakageyama! Bäääh!“ Provozierend streckte er ihm die Zunge heraus, zuckte dann aber sofort zusammen, als Kageyama plötzlich dicht vor ihm stand und zu ihm herunter sah. „Ahhh, d-das war nur Spaß, Tobio! G-guck mich nicht so an!“, jammerte der kleine Spiker bei dem Anblick seines Setters und schrumpfte in sich zusammen. Auf einmal griff Kageyama ihm unter die Arme und stellte ihn problemlos auf die Füße. Verwirrt hob Hinata seinen Kopf und legte ihn leicht schief. „Tobio...?“ „Ich habe das jetzt nur getan, damit wir endlich weiter kommen. Du hältst den ganzen Verkehr auf, Idiot!“, bemerkte Kageyama und wandte ihm den Rücken zu. „Gut, seid ihr dann endlich so weit? Ihr könnt beide mit unter den Schirm, ich nehme euch mit!“, bot Yachi mit einem Lächeln an und wartete darauf, dass die beiden sich zu ihr unter den Schirm gesellten. Die zwei Spieler nahmen auch sofort das Angebot an und stellten sich jeweils an einer Seite von Yachi, wobei sie in verschiedene Richtungen schauten. Verwirrt blickte sie von rechts nach links. Sie hatte sofort die merkwürdige Spannung zwischen den beiden bemerkt. Doch es hatte nichts mit ihrem Streit zu tun, das fühlte sich anders an. Irgendwie glaubte sie, dass sie verlegen wirkten und sich deswegen nicht ansehen konnten. Seufzend lief Yachi los, darauf bedacht, dass die beiden ihrem Tempo mithalten konnten und nicht nass wurden. Wenn sie ehrlich war, verstand sie das Problem nicht. Dass sie sich mochten, bemerkte sogar ein Blinder mit Krückstock, doch trotzdem schafften sie es immer wieder, sich gegenseitig zur Weißglut zu treiben. Die Gefühle Hinatas wusste sie mittlerweile. Sie fand den Gedanken zwar etwas abwegig und auch irgendwie merkwürdig, dass er wohl in Kageyama verliebt war, aber groß stören tat sie es nicht. Sie hätte halt nur nie vermutet, dass Hinata wirklich vom anderen Ufer war. Nur Kageyama war für sie ein Rätsel. Sie, als Außenstehende, hatte Probleme, seine Gedankengänge zu verstehen. Sie vermutete, dass das auch mit seinem Stolz zusammen hing, weswegen er sich so quer stellte. Aber in manchen Situationen schien er alles zu vergessen und handelte nach seinen Gefühlen. Schwer seufzend schüttelte sie ihren Kopf. Eines war sicher. Wenn nicht irgendwann ein Wunder geschah und etwas Kageyama dazu brachte, seinen Stolz zu vergessen, würde Hinata unglücklich sein. Er hing jetzt schon schlecht drin. Es war nicht zu übersehen, dass er sich nach Kageyama sehnte. Sie wollte ihn aber nicht mehr so leiden sehen, weswegen sie sich unbedingt irgendetwas einfallen lassen musste, um Kageyamas harte Schale zu knacken. „Danke, ab hier werde ich alleine gehen. Ich habe es nicht mehr weit“, unterbrach Kageyama die furchterregende Stille, die zwischen den dreien geherrscht hatte und wollte auch schon weiter gehen, als Yachi einen Einfall hatte. Schreiend rannte sie auf einmal mit dem Schirm weg und ließ zwei verwirrte Volleyballspieler zurück. Es fiel Yachi schwer, Hinata jetzt im Regen stehen zu lassen, aber es war zu seinem Besten. „Verzeih mir, Hinata. Du musst da jetzt durch!“, murmelte sie und versuchte sich so das schlechte Gewissen wegzureden. Danach war sie um die Ecke verschwunden und war nicht mehr zu sehen. „H-haaaaah?! Was ist mit mir?! Ich habe es noch voll weit! Yachi-san, das kannst du mir doch nicht antun!“, jammerte Hinata. Genau in diesem Moment setzte ein Platzregen ein und es donnerte laut. Hinata riss die Augen auf. Jetzt war er, bis auf die Haut, pitschnass. Nun war wohl wirklich alles egal... „Komm mit, Hinata!“ Kageyamas Stimme klang weit weg, da der Regen und der Donner viel zu laut waren. Doch er hatte es verstanden. Ehrfürchtig drehte er sich zu Kageyama um, der leise zischte, da Hinata sich immer noch nicht geregt hatte und ihn am Handgelenk packte. „Steh nicht so herum, Dumpfbacke! Wir sollten so schnell wie möglich zu mir, ehe du dich erkältest!“, schnauzte er und riss Hinata grob mit sich durch die Straße. Hinata stolperte ihm sprachlos hinterher. Seine Augen waren auf Kageyamas Hinterkopf gerichtet. Da war sie wieder... Kageyamas sanfte Seite. Genau das, was Hinatas Herz höher schlagen ließ. Kapitel 9: ...weicher Kern? --------------------------- „Wuuushaaa! Endlich sind wir im Trockenen!“, platzte es aus Hinata heraus. Kaum hatte Kageyama die Haustür aufgeschlossen, hatte Hinata ihn von hinten rein gedrängt, um ja ganz schnell ein Dach über dem Kopf zu haben. Nun stand er triefnass das erste Mal in Kageyamas Zuhause und sah sich ehrfürchtig um. „Uhuuuu! Das ist also das Reich des Königs!“, staunte er und klatschte sich kurz darauf auch schon die Hand vor den Mund. Mist! Er hatte in der Euphorie vollkommen vergessen, dass Kageyama es nicht mochte, wenn er ihn so nannte! Vorsichtig linste er in die Richtung, in der Kageyama stand, bemerkte dann aber, dass er nicht mehr hier war. „Was denn? Seit wann wehrt er sich nicht oder regt sich auf?“, fragte er sich leise und legte den Kopf schief. Dann musste er anfangen zu kichern. „Oder er heult sich gerade die Augen aus!“ „Wer heult sich hier die Augen aus, Baka?“, fragte nach einer Weile Kageyama, der aus einer Tür trat und warf dem erschrockenen Spiker ein Handtuch zu. Er selbst hatte sich auch eines auf die Schultern gelegt. Zudem hatte er sich das Oberteil und die Hose ausgezogen und lief nur noch in frischen Boxern herum. „Ah... ahh... w-was...?“, stotterte Hinata überfordert, während seine Augen hastig über seinen nackten Oberkörper flogen. Dann huschten sie zur dunklen Boxer herunter, die eng und knackig saß und seine Gedanken fingen an zu rotieren. Himmel! Was denkt der sich nur dabei?! Hinatas Kopf rauchte. Seine Wangen brannten förmlich und er drehte sich gerädert von dem Anblick weg. „Nicht hinsehen... Nicht hinsehen, Shouyou...“, murmelte er, ertappte sich jedoch dabei, wie er immer wieder den Kopf leicht herum drehte, um doch nochmal einen kleinen Blick auf ihn erhaschen zu können. „Oi, was treibst du denn da?! Trockne dich gefälligst ab, du machst den Teppich nass! Deine Klamotten kannst du im Badezimmer auf den Wäscheständer hängen!“, befahl Kageyama in seinem typisch diktatorischen Tonfall, was Hinata immer so schnell zur Weißglut trieb. „Tobio, du Trottel, wie stellst du dir das vor?!“, rief Hinata tomatenrot und ballte zerknirscht die Hände zu Fäusten. „Soll ich vielleicht nackt herumlaufen?! Ich habe hier keine frische Kleidung, falls dir das entgangen sein sollte!“ Aufgeregt schlug Hinatas Herz schneller. Ihm wurde es immer wärmer. Allein bei der Vorstellung vor Kageyama nackt zu erscheinen, ließ seine Nervosität ansteigen. Seine Hände zitterten leicht vor Aufregung. Er hielt diese Spannung kaum aus. Er ahnte eh, dass er alles machen würde, was Kageyama als Nächstes vorschlug. Ja, er hatte zur Zeit sogar den Punkt erreicht, an dem es ihm egal wäre, nichts anzuhaben! Nur, um seine Blicke auf sich spüren zu können. Dafür würde er wirklich alles geben! „Was... zum Teufel geht dir gerade durch den Kopf?“, fragte Kageyama misstrauisch, als Hinata auf einmal versonnen vor sich hin lächelte und ihm drohte, Speichel aus dem Mundwinkel zu laufen. Erschrocken zuckte der Spiker zusammen, als Kageyamas Stimme durch ihn durchgedrungen war und sprang ertappt in die Höhe. „A-alles gut, Tobio! I-ich... Ich... habe eben nur an... deine Tosses gedacht, genau! So whumm und phiaauuuu!“, stotterte er hilflos drauf los und schlug daraufhin in die Luft, als würde er gerade einen imaginären Ball über das Netz schlagen. Kageyama beobachtete das missmutig. „Ahh...“, machte er gedehnt, „Schon wieder die Tosses... und deswegen sabberst du?“, fragte er nicht überzeugt, seufzte dann aber. „Was soll´s. Ich habe mich ja schon daran gewöhnt, wie hohl du bist. Du kannst von mir eine Hose haben, wenn du magst. Sie könnte halt nur etwas groß sein.“ Mit großen Augen starrte Hinata den Größeren an. Er bekam von Kageyama eine Hose?! Ernsthaft?! „Uhhhhhhhh! Das würdest du machen? Ohja! Ich will, ich will! Und wie ich will!“, rief er aufgeregt und seine Augen funkelten begeistert auf. „Hinata... bist du sicher, dass bei dir alles okay ist?“, fragte Kageyama zögernd. Seine Wangen waren dezent rosa angelaufen und er räusperte sich etwas. Vielleicht war auch bei ihm nicht alles okay, weil er in Hinatas Aussage eben zu viel hineininterpretiert hatte. Er schüttelte leicht seinen Kopf und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Vermutlich hatte er in letzter Zeit zu wenig Schlaf gehabt, weswegen er auf einmal an etwas ganz anderes dachte, als das Thema war. Auf einmal fühlte er sich ganz unbehaglich, weil er vor Hinata nur in den Shorts stand. Er bildete sich sogar schon ein, dass Hinatas Augen ständig zu den Shorts schweiften und dabei einen merkwürdigen Glanz annahmen. Als wenn Hinata so etwas interessieren würde. Zudem war es ja nicht das erste Mal, dass er ihn so sah... Wie es schien, wurde Kageyama ganz allmählich verrückt und paranoid und kam auf die verrückte Idee, dass Hinata scharf auf ihn war. Erschrocken zuckte er zusammen und gab ein quälendes Geräusch von sich. Er hatte es gedacht! Er hatte es eben wirklich gedacht! Was, zum Geier, kümmerte es ihn, ob Hinata auf ihn stand oder nicht?! Warum machte er sich darüber überhaupt Gedanken?! Was war nur los mit ihm in letzter Zeit?! „T-Tobio...?“, fragte Hinata verwundert, als Kageyama sich die Hände gegen den Kopf presste und verstört hin und her lief. „Ist... alles in Ordnung?“ Hinata hatte keinen blassen Schimmer, was Kageyama gerade dachte. Daher fand er dessen Reaktion im Moment mehr als gruselig und beobachtete ihn mit großen Augen. „Ob alles klar ist?! Nichts ist klar!“, fauchte Kageyama und deutete aufgebracht mit dem Zeigefinger auf Hinata. „Und wie lange willst du mich noch so nennen?! Was soll das?!“ Kageyama atmete schwer. Er wirkte total aufgelöst und verstreut. Der Spiker machte sich immer mehr Sorgen um ihn. Eben schien doch noch alles gut zu sein und plötzlich, wie aus dem Nichts, benahm sich Kageyama ganz merkwürdig. „Dann sag doch, was los ist! Vielleicht... kann ich dir ja helfen!“, protestierte Hinata nicht minder aufgebracht. „Was ist denn daran schlimm, dass ich dich Tobio nenne?! Du heißt doch so!“ „Ahhhh! Du... du willst es einfach nicht verstehen, kann das sein?! Wie würdest du denn reagieren, wenn ich dich auf einmal, ohne einen ersichtlichen Grund, Shouyou nennen würde, häh?!“ Hinata legte den Kopf etwas schief und schob etwas seine Unterlippe nach vorne. Dabei blinzelte er ihn mit großen unschuldigen Augen an. „Nun... ich würde mich wahnsinnig darüber freuen, Tobio... Weil das ein Zeichen dafür wäre, dass du mich sehr, sehr magst, richtig?“ Naiv blickte er ihn an. Kageyama wollte sich weiter zoffen, doch als er Hinatas Blick bemerkte und dessen Worte realisierte, wurde er unsicher. Er hatte offensichtlich mit einer anderen Antwort gerechnet, die eher zu seinen Gefühlen passte. Doch Hinata schien sich wegen so etwas nicht so verrückt zu machen, wie er. Er war derjenige, der sich zu viele und vor allem unnötige Gedanken machte. Auf die Idee, sich einfach darüber zu freuen, war er gar nicht gekommen. Weil er mehr darauf konzentriert war, den Grund für diesen plötzlichen Wandel herauszufinden. „Uhm... du... das heißt, dass du...“, stammelnd brach Kageyama ab. Er war verwirrt und irgendwie überfordert. Das Gespräch war in eine Richtung verlaufen, mit der er nicht gerechnet hatte. „Ich mag dich sehr, sehr, sehr, Tobio!“, offenbarte Hinata ihm mit einem breiten Grinsen. Dabei hatte er seine Arme weit auseinander gestreckt, um zu verdeutlichen, wie sehr er ihn mochte. Kageyama wirkte auf einmal kleinlaut und er zog brabbelnd seinen Kopf ein. Seine Wangen waren feuerrot. „Sag doch sowas nicht, Hinata. Wie kannst du in so etwas nur so offen und ehrlich sein?“, fragte er leise zischend und sah verlegen weg. Kichernd kam Hinata auf ihn zu. Genau diesen Kageyama mochte er sehr. Wenn er mal nicht wütend war, sondern einfach mal süß! Plötzlich spürte Kageyama zwei Arme, die sich um seinen Oberkörper schlangen und kurz darauf lehnte sich Hinata an ihn. „O-oi...!“ Mehr brachte Kageyama nicht hervor. Er war zu überwältigt, um überhaupt einen klaren Gedanken fassen zu können. Zerknirscht stellte er fest, wie die Gefühle in ihm verrückt spielten. Sein Herz hatte begonnen zu rasen, ein starkes Kribbeln durchlief ihn und ihm wurde es immer wärmer. Und da stellte er fest: er mochte es! „Verflucht...“, zischte Kageyama leise. „Warum soll ich nicht offen und ehrlich sein, Tobio? Ich mag dich wirklich schrecklich gerne und ich denke, du solltest es einfach wissen...“, meinte Hinata flüsternd und drückte ihn noch fester. Dabei hatte er seine Augen geschlossen. „Ich weiß nicht, warum du mich hasst... und wieso du immer darauf aus bist, mir wehzutun. Es macht mich traurig und obwohl ich weiß, dass du über mich nicht so denkst, wie ich über dich, kann ich meine Gefühle einfach nicht abstellen...“, redete Hinata weiter und löste sich nach einer Weile langsam von ihm. Dabei sah er ihn mit einem verzweifelten Lächeln an. „Tut mir Leid, Tobio... Wenn du das alles nicht willst, dann musst du es mir sagen, weil ich alleine nicht die Kraft dazu habe, aufzugeben. Ich... ich will einfach, dass du mich genauso gerne hast...“ Hinatas Augen füllten sich plötzlich mit Tränen und er krallte seine Finger in sein nasses Shirt. Dabei sah er auf die Seite. Er schämte sich für seine Tränen, aber er konnte sie nicht zurück halten. Es war einfach so schwer sich vor der Person zurückzuhalten, die er liebte. Es quälte ihn, nicht in seiner Nähe sein zu dürfen. Und es tat ihm unendlich weh, wenn Kageyama ihn abwies. Aber die Angst, ihn nun hier und jetzt zu verlieren, wuchs in ihm. Er wusste, wenn Kageyama jetzt sagen würde, dass er das alles nicht mochte und ihn nicht leiden konnte, würde für ihn eine Welt zusammenbrechen. Schweigend blickte er auf die Seite. Kageyama sagte kein Wort. Nervös biss er sich auf die Unterlippe. Er hatte zu viel gesagt. Warum hatte er nicht seine verdammte Klappe gehalten?! „Idiot! Ich hasse dich nicht!“, fuhr Kageyama ihn auf einmal an und schnappte nach seinem Kopf. „Geh jetzt endlich ins Bad, ich hole dir eine Hose und ein T-Shirt!“ Daraufhin ließ er Hinata wieder los und stapfte in das Schlafzimmer. Wie angewurzelt blieb der Kleinere auf der selben Stelle stehen und starrte in die Richtung, in der Kageyama verschwunden war. Verwirrung machte sich in ihm breit. Er hasste ihn nicht... aber auf das andere war er absolut nicht eingegangen. Zähneknirschend ballte er seine Hände zu Fäusten. „Bakageyama! Du bist so oberfies!“, zischte Hinata. Seine Hände fingen an zu zittern, seine Schultern bebten. Heiße Tränen liefen ihm über das Gesicht und er schluchzte leise unglücklich auf. „Warum... quälst du mich nur so...? Erlöse mich doch endlich“, murmelte er und wischte sich die Tränen weg. „Hey, was stehst du noch so da rum?! Geh endlich ins Bad! Der Teppich ist wegen dir schon nass!“, meckerte Tobio, als er wieder aus dem Schlafzimmer trat und Hinata schniefte kurz. Er trocknete sich die letzten Tränen weg und stapfte auf Kageyama zu. „Ist ja gut, König“, murrte er, schnappte sich die Sachen aus seinen Händen und verschwand ins Bad. „Oi! Du sollst damit aufhö~“ Ehe Kageyama zu Ende sprechen konnte, wurde die Tür schon zugeknallt. Verwirrt starrte dieser die Tür an und kratzte sich am Hinterkopf. Er verstand ihn gerade absolut nicht. Warum hatte Hinata geweint?! *~* Zögernd blickte Kageyama immer wieder zu ihm herüber. Es war aber auch schwer, ihn nicht anzusehen. Es war irgendwie süß, wie der Kleine die dunkelblaue Trainingshose so fest zuschnürte, wie es nur ging, damit sie nicht herunter rutschte, was ihm aber nicht so ganz gelang. Zudem war das T-Shirt zwei Nummern zu groß, weswegen es schon fast als Nachthemd durchgehen könnte. Er selbst saß auf der Couch und zappte gelangweilt durch das Programm. „Ah, Mensch! Die blöde Hose hält einfach nicht!“, fluchte Hinata und ließ sich schließlich dicht neben Kageyama auf der Couch fallen. Überrascht blickte Kageyama ihn an. Er hätte nicht damit gerechnet, dass sein Spiker sich so nahe zu ihm setzen würde, nachdem, was zwischen ihnen vorgefallen war. Er hätte eher damit gerechnet, dass er sich rüber auf den Sessel setzen würde. „Hinata...?“ „Alles gut, alles gut!“, antwortete dieser hastig und grinste ihn breit an. „Die Dusche hat mich wieder beruhigt. Ich entschuldige mich für mein Benehmen!“ Zwar klang Hinata gut gelaunt und grinste, doch Kageyama kannte ihn mittlerweile zu gut, um ihm ansehen zu können, dass es ihm alles andere als gut ging. Er litt. Wollte es aber nicht zeigen. „Dummer Idiot...“, nuschelte Kageyama und seufzte leise. „W-was?! Wieso denn?!“ „Du kannst den anderen vielleicht etwas vormachen, aber mir doch nicht! Du lügst wie gedruckt, Dummkopf!“, erklärte Kageyama und sah ihn missmutig an. „Ich verstehe aber nicht, was los ist. Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich nicht hasse. Wie auch immer du auf diese verrückte Idee gekommen bist!“ Ertappt wandte Hinata seinen Kopf von ihm ab und krallte seine Finger in den Stoff der Hose. „Du gibst mir Gründe genug das zu denken, Tobio...“, nuschelte er und krallte sich noch fester an die Hose. Er kniff die Augen zusammen. „Sag mir endlich, dass das alles keinen Sinn hat! Gib mir die Chance, mich von dir zu lösen! Bitte, Tobio!“ Im Augenwinkel sah er, wie Kageyama mit den Zähnen knirschte und ebenfalls in eine andere Richtung blickte. Wieder herrschte dieses Schweigen, was Hinata bald verrückt werden ließ. „Tobio!“ „Was hat es eigentlich mit der Parallelwelt auf sich?“ „Was?!“ Hinata starrte ihn ungläubig an. Schockiert sprang er von der Couch auf und rang nach Atem. „Woher... weißt du davon?!“ In der Aufregung hatte er kurz verdrängt, dass Kageyama wieder nicht auf ihn eingegangen war. Die Information, dass Kageyama etwas über seinen Ausflug Bescheid wissen könnte, brachte ihn komplett aus der Fassung. Wieder schwieg er, was Hinata langsam reichte. Er ging auf ihn zu und packte ihn am Kragen. Dabei schüttelte er ihn kräftig durch und zwang ihn, ihn anzusehen. „Ich habe dich gefragt, woher du das weißt!“ „Von deiner Mutter“, antwortete er schlicht und griff nach Hinatas Händen. Sachte legte er seine Hände auf Hinatas und sah ihm direkt in die Augen. Verwirrt ließt Hinata es sein, ihn durchzuschütteln und blinzelte ihn fragend an. „Meine Mama?“, wiederholte er langsam. „Aber... haaaaaah?! Woher weiß sie es denn?!“ „Weil sie so ein Buch neben dir gefunden hat, als du einfach bewusstlos in deinem Zimmer gelegen warst. Sie hat es mir gezeigt, als ich da war und ich habe es mir näher betrachtet...“ Hinata spürte, wie ihm immer heißer wurde, je mehr Kageyama sagte. Seine Mama und auch er wussten also von der Parallelwelt. Würden sie ihn vielleicht nun für verrückt erklären und einweisen lassen?! „Warum bist du überhaupt damals gekommen, Tobio...?“, fragte er leise, um von dem anderen Thema abzulenken. Er hoffte, er würde irgendwie davon kommen. „Haah? Warum?! Weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe, Dumpfbacke!“, fauchte Kageyama aufgebracht. Langsam zog Hinata seine Hände wieder zu sich und drehte ihm den Rücken zu. Er spürte auf seinen Handrücken immer noch diese angenehme Wärme, die von Kageyamas Hände ausgegangen war. Wie gerne würde er weiterhin seine Nähe so genießen, aber er hatte einfach andere Absichten, wie sein Setter... „Du hättest ja gleich gehen können, nachdem du gesehen hast, dass ich nur geschlafen habe!“, schrie Hinata auf einmal und er spannte seinen Körper an. „Du bist so ein Mistkerl, Tobio!“ „Hey, was soll das jetzt?! Was ist daran verkehrt, dass ich bei dir bleibe?!“ Hinata wirbelte herum und starrte hoch zu Kageyama, welcher mittlerweile auch wieder aufgestanden war. Sie standen dicht voreinander und funkelten sich erbost und wütend an. „Weil du nie so freundlich zu mir bist und mir, mit so einem Scheiß, Hoffnungen machst! Du hast ja gar keine Ahnung, was du anstellst, du dummer Idiot!“ Hinata atmete schwer. Doch kurz darauf biss er sich auf die Unterlippe. Je länger er bei Kageyama war, desto mehr gab er von seinen Gefühlen preis. Er musste von hier weg, ehe er sich noch weiter in die Scheiße ritt. Warum konnte er nicht seinen Mund halten?! Kageyama atmete schwer durch. Seine Augen waren einen Moment geschlossen, ehe er sie wieder öffnete und Hinata mit einem ernsten Blick ansah. „Ich weiß selbst nicht, warum ich bei dir sein wollte, anstatt ins Training zu gehen...“, gestand er schließlich leise, „Vielleicht, weil mir was fehlen würde, wenn du nicht dabei bist.“ Mit offenem Mund starrte der Kleinere ihn an. Seine Wangen fingen an zu glühen. „Tobio...?“ Verdattert blinzelte er ihn an. Solche Worte aus Kageyamas Mund glichen doch fast einer Liebeserklärung, oder?! Seit wann sagte der Setter so etwas?! Das war noch nie vorgekommen. Ja, er hatte vielleicht mal ein lobendes Wort übrig gehabt, aber so etwas in der Art hatte er noch nie von ihm gehört. Aufgeregt schlug sein Herz schneller. Hoffnungen machten sich in ihm breit. „Du... kannst ja doch ganz nett sein, Tobio“, murmelte Hinata. Seine Augen strahlten förmlich. Der Ärger und die Wut waren wie verraucht. Weggespült von den Worten Kageyamas. Sein Gegenüber errötete daraufhin und er verzog etwas sein Gesicht. „Ich... ich habe doch gar nichts Nettes gesagt. Spiel dich doch nicht so auf, so wichtig bist du auch wieder nicht!“ „Das ist wieder unser geliebter Tobio...“, seufzte Hinata und schüttelte bedauernd seinen Kopf. Warum konnte er nicht einfach mal ehrlich sein? Hinata mochte diesen süßen Kageyama einfach. Und er war eben mehr als süß gewesen. Verdammt nochmal! Wie gerne würde er ihn jetzt einfach küssen? Und ihm sagen, wie sehr er ihn liebte? „Auf jeden Fall hat mir deine Mutter davon erzählt und ich habe ein Ritual gefunden, wie du in eine Parallelwelt kommen könntest. Das Päckchen dazu habe ich in deinem Zimmer gefunden. Es war offen und Restpulver war noch darin vorhanden. Also gehe ich davon aus, dass du dem Hokuspokus geglaubt und ausprobiert hast. Wie dämlich kannst du eigentlich sein?! Im Endeffekt warst du einen ganzen Tag bewusstlos! Vielleicht wärst du ja gar nicht mehr aufgewacht oder...“ „Tobio, stopp!“, fuhr Hinata dazwischen und hob seine Hand, um Kageyamas Redeschwall zu beenden. „Ich merke langsam, dass du dir wirklich Sorgen um mich machst und das freut mich unheimlich. Aber das ist nicht notwendig. Mir ging es gut!“ „Sagt er und war einen Tag bewusstlos“, brummelte er beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust. Hinatas Augen funkelten kurz darauf auf und er schüttelte seinen Kopf. „Mein Körper war zur Zeit seelenlos. Ich hatte mich tatsächlich in einer Parallelwelt wiedergefunden!“, lüftete er das Geheimnis. Nervös biss er sich auf die Unterlippe. Was, wenn Kageyama ihn nun doch für verrückt erklärte?! Er wollte es ihm doch eigentlich nicht sagen. Aber er hatte auf einmal so einen Drang in sich verspürt, es doch zu tun. Ob das ein Fehler war? „Schwachsinn!“ Der Setter lachte ungläubig auf. Genau so eine Reaktion hatte Hinata erwartet und seufzte leise. „Glaub es mir oder nicht. Das ist deine Sache. Aber ich sage die Wahrheit. Ich habe mir gewünscht, in eine Welt zu sein, in der du mich ganz doll lieb hättest!“ Errötet sah er auf seine Fußspitze und tippte seine Fingerspitzen gegeneinander. Auf einmal wirkte er ganz verlegen und nervös. Im Augenwinkel bemerkte er, wie Kageyama leise seufzte und sich mit der Hand über seinen Nacken fährt. „So? Und hat es geklappt?“, fragte er immer noch misstrauisch. Shouyou wippte mit den Füßen und überlegte. Sollte er es ihm wirklich sagen? Immer wieder schweiften seine Augen zu ihm herüber und er runzelte nachdenklich seine Stirn. Er lief Gefahr, dass Kageyama ihm nicht glaubte und ihn nicht ernst nahm. Er würde damit womöglich ihre, zur Zeit, freundschaftliche Beziehung, zerstören. Weil niemand mit einem Bekloppten zusammen sein wollte. Aber vielleicht verlief das auch in eine andere Richtung, wenn Kageyama erfuhr, dass sie in der Parallelwelt ein Paar waren. Vielleicht würde er darüber nachdenken. Und würde seine wahren Gefühle entdecken. Hin und hergerissen ballte er seine Hände zu Fäusten und er kniff seine Augen zusammen. Sein Herz fing daraufhin an zu rasen. Er setzte alles auf diese eine Karte. Er musste es tun! Um endlich Klarheit zu bekommen, wie es mit ihnen weiter ging. Unbedingt! „Es hat geklappt, Tobio!“, lüftete er schließlich das große Geheimnis. Er hatte seinen Kopf gehoben und blickte ihn mit ernsten Augen an. „Dein anderes Ich war viel freundlicher und zuvorkommender. Er war so nett und hatte mich auf Händen getragen!“ Kageyamas Selbstsicherheit schwankte und er sah ihn leicht gekränkt an. „Ach ja...?“ „Oh, und bevor ich das Wichtigste vergesse...“ Hinata legte eine Kunstpause ein und seine Augen leuchteten auf. „Wir waren dort ein Liebespaar!“ Kapitel 10: Wenn die Realität zum Traum wird -------------------------------------------- Der Ball flog kerzengerade hoch, blieb einen Moment an der höchsten Stelle stehen, ehe er wieder nach unten zurück zu Hinata flog, der ihn kurz danach wieder nach oben prellte. Den Fortgang wiederholte er mehrmals, ohne eine Pause einzulegen. Doch obwohl er Volleyball über alles liebte, konnte er dieses Mal keine Begeisterung dafür entwickeln. Er war nicht mal bei der Sache, er bewegte sich wie eine Maschine, die darauf programmiert war, immer das Gleiche zu tun. Seine Gedanken waren ganz woanders. Sein Blick war in die Ferne gerichtet, die Augen wie leergefegt. Dachte daran zurück, was vorhin geschehen war. Er war nicht mehr lange bei Kageyama geblieben. Das hätte er gar nicht ausgehalten, nachdem er ihm erzählt hatte, dass sie beide in der Parallelwelt ein Liebespaar gewesen waren. Als er sich zurückerinnerte, wie Kageyama darauf reagiert hatte, wirkte er zerknirscht. In diesem Moment wäre er froh gewesen, wenn er einfach seine Klappe gehalten hätte... ~*~*~*~ Flashback~*~*~*~ „Ein... was?“ Kageyama sah ihn teils ungläubig, teils entsetzt an. Hinata seufzte und stemmte seine Hände in die Seiten. „Ein Liebespaar. Wirst doch wohl wissen, was das ist, oder?“, wiederholte er etwas genervt und konnte es nicht lassen, ihn noch nebenbei aufzuziehen. Gereizt knurrte der Setter. „Natürlich weiß ich, was das ist. Aber...“ „Ja, unvorstellbar, richtig?“, unterbrach Hinata ihn mit einem gekünstelten Lachen. „Genau das Gleiche hab ich nämlich auch gedacht.“ Kageyama wirkte immer noch neben sich. Immer wieder starrte er den Kleinen überfordert an, wich aber sofort seinem Blick aus, wenn Hinata ihn ansah. „Bist du dir sicher, dass das nicht nur ein Traum war? Ich meine... hör dir doch mal selbst zu! Du willst mir wirklich weismachen, dass du in einer... anderen Welt warst, in der wir ein... Liebespaar sind?!“ Seine Stimme überschlug sich fast gegen Ende. Zu verrückt war die Vorstellung, um das einfach glauben zu können. Das war sicherlich irgend so ein dummer Scherz. Genau, so würde es sein! „Ein Traum?“, wiederholte Hinata und in seinen Augen trat ein trauriger Ausdruck auf. „Ich verstehe... du willst mir also nicht glauben...“ „Wer würde dir auch so etwas glauben?! Die Geschichte klingt viel zu abgedreht! Ehm... Hinata?“ Kageyama entging nicht, dass er Hinata mit seinen Worten wohl getroffen hatte. Unsicher hob er seine Hand, als wolle er nach ihm greifen, doch der Kleine hatte sich von ihm abgewandt und lief weg. Dabei hatte er den Kopf gesenkt. „Ich schau mal, ob es noch regnet...“, flüsterte er und sah aus dem Fenster. Es tröpfelte nur noch, also würde es jeden Moment aufhören. Dieses Mal schien das Wetter auf seiner Seite zu sein. „Hinata?“, rief Kageyama ihm hinterher und eilte zu ihm herüber. Sein Gesichtsausdruck wirkte erschrocken, als er beobachtete, wie Hinata seine nasse Kleidung nahm und damit Richtung Tür lief. „Ich werde gehen. Gibt keinen Grund noch länger hier zu bleiben. Danke für alles, Tobio“, meinte er und schaute ihn mit einem traurigen Lächeln an. „Warte... warum gehst du jetzt einfach? Deine Sachen sind doch noch gar nicht trocken“, versuchte Kageyama ihn umzustimmen, doch der Kleine schüttelte seinen Kopf. „Ich hätte ruhig sein sollen. Dumm von mir zu glauben, dass du mir vertraust. Vergiss einfach, was ich gesagt habe, Tobio“, flüsterte er, doch dann lächelte er kurz wehleidig, ehe er ihm in die Augen schaute. „Nein... Kageyama ist besser, richtig?“ Kageyama erschrak, als er diese unendliche Traurigkeit in den Augen seines Partners erblickte. Doch nicht nur das hatte ihn voll erwischt, auch störte es ihn auf einmal, dass Hinata sich plötzlich entschied, ihn wieder mit Nachnamen anzusprechen. Hinata jedoch wartete keine Antwort mehr ab. Er drehte sich um, öffnete die Tür und rannte aus dem Haus. Mit diesem Schritt ließ er alles hinter sich. Er musste nach vorne schauen. Den Kageyama, den er sich wünschte, würde er nie bekommen. Das war nur ein Traum, seine Liebe würde niemals erwidert werden. Auch wenn es schmerzte und nicht einfach werden würde, musste er sich auf eine Zukunft ohne Kageyama einstellen. ~*~*~*~Flashback Ende~*~*~*~ Ja... genau das hatte er gedacht, als er Kageyama zurück ließ. Was hatte er sich auch erhofft? Dass Kageyama ihm glauben würde und sich sofort Hals über Kopf in ihn verliebte? Langsam hatte er wirklich das Gefühl, am Rad zu drehen. Er fing den Ball auf und hielt ihn in beiden Händen. Langsam schloss er seine Augen und stieß seine Stirn dagegen. Hoffnungslosigkeit breitete sich in ihm aus. Was, wenn er das vielleicht doch nur geträumt hatte? Es gab schließlich keine Beweise dafür, dass er wirklich in dieser Parallelwelt war. Wenn alles sich nur in seinem Kopf abgespielt hatte? Hieß das dann vielleicht auch, dass seine Liebe zu Kageyama auch nicht echt war? Er öffnete seine Augen. Vielleicht hatte er sich zu sehr da rein gesteigert und hatte sich das alles nur eingebildet. Im Grunde passten sie doch nicht wirklich zusammen. Sie waren zu grundverschieden. Unbeholfen lächelte er. „Du bist manchmal wirklich dämlich, Shouyou...“, tadelte er sich selbst. Dann lachte er gekünstelt auf. „Kannst schon nicht mehr einen Traum von der Realität auseinander halten. Und dann machst du dich noch zum Affen vor Yachi-san und vor Kageyama.“ Eine Leere breitete sich in seinem Körper aus. Er hielt sich den Magen. Ihm wurde es auf einmal so übel. Definitiv. Er hatte sich gefühlsmäßig zu sehr rein gesteigert und nun musste er dafür büßen. Alles war eine Lüge. Eben war er noch wütend, dass Kageyama ihm nicht glaubte, doch im nach hinein hatte er selbst verstanden, dass er Recht hatte. Warum war er nicht gleich auf die Idee gekommen, dass das nicht real sein konnte? Aber gut, jetzt wusste er es und er konnte das ganze Thema endlich hinter sich lassen. Er würde ab jetzt wieder normal sein und Kageyama nur noch als Volleyballpartner und Kumpel ansehen. Alles andere existierte nicht. *~* Hinata hatte den Park verlassen, in dem er ein bisschen Volleyball gespielt hatte und ging zurück nach Hause. Das seltsame Gefühl der Leere hatte ihn seitdem nicht verlassen, doch er versuchte es zu ignorieren. Der Gedanke, dass alles nur ein Traum gewesen war, hatte sich wie Säure in sein Gehirn gefressen und ließ ihn nicht mehr los. Ja, er war mittlerweile sogar schon davon überzeugt, weil er einfach nicht mehr glauben konnte, dass er in so einen Menschen, wie Kageyama, verliebt sein könnte. Wahrscheinlich hatte sein Hirn ihm einfach einen Streich gespielt und ihn träumen lassen, dass ein lieber Kageyama sein Herz erreichen könnte. Was für kurze Zeit auch geklappt hatte, aber die Realität sah nun mal anders aus. Es gab keinen lieben Kageyama. Und, so naiv wie Hinata nun mal war, hatte er sich täuschen lassen. Mittlerweile war es dunkel geworden, als er Zuhause ankam und er ging rein. Kurz grüßte er seine Mutter, unterhielt sich mit ihr, ehe er hoch in sein Zimmer ging. Er musste etwas erledigen. Etwas Wichtiges. Er war sich sicher, wenn er das Buch der Parallelwelt verschwinden ließ, würde sein Leben wieder in geregelten Bahnen laufen. Er hätte dieses blöde Ding nie kaufen dürfen! Er legte sich flach auf den Boden und robbte unter das Bett. Da er so klein und schmal war, hatte er keine Probleme, darunter zu gelangen und er tastete blind mit den Fingern nach dem Buch. Um es vor neugierigen Augen zu beschützen, hatte er es weit unter das Bett geschoben. Kurz hielt er inne, als er die Türklingel hörte, doch dann kümmerte er sich nicht weiter darum. Bestimmt erwartete seine Mutter noch Besuch, was ihn gerade herzlich wenig interessierte. Er kroch noch etwas weiter unter das Bett, bis er den dicken Wälzer endlich ertastete „Ich hab es!“, jauchzte er und er streckte sich noch etwas, um es hervorholen zu können. Gerade war er dabei, wieder unter dem Bett hervorzukommen, als es unerwartet an seiner Tür klopfte, die danach dann auch schon aufging. Mensch, warum musste seine Mutter jetzt hier rein platzen?! „Hinata, wir müssen reden. Ich... was machst du da?“ Wumm! „Auauau!“, jammerte Hinata und blinzelte die Tränen weg. Der Schmerz breitete sich an seinem Hinterkopf aus. Er war mit vollem Karacho damit gegen das Bett gestoßen. „Hinata! Geht es dir gut?!“ Mit Schmerzenslauten kam Hinata wieder zum Vorschein und legte das Buch neben sich ab. Doch zuerst hielt er sich seinen schmerzenden Kopf und jammerte vor sich hin. Der Schmerz war jedoch sofort vergessen, als Kageyama sich in sein Blickfeld schob. „Was willst du hier, Kageyama?“, fragte Hinata schroff und blickte ihn finster an. Sein Herz hatte begonnen zu rasen. Das war, weil er sich erschreckt hatte. Sein Magen kribbelte. Das lag an der Nervosität, weil er nicht darauf gefasst war, ihn so schnell wieder zu sehen. Ihm wurde es auf einmal so warm. Hundert pro, weil er mit dem Kopf gegen das Bett gestoßen war und sich erschreckt hatte. Für alles, was er vorher als Anzeichen von Verliebtheit gedeutet hatte, gab es eine plausible Erklärung. Kageyama, der eben noch vor ihm in Hocke war, hatte sich aufgerichtet und sah zu ihm herunter. „Denkst du, ich lass das Thema einfach so unter den Tisch fallen? Wir waren noch nicht fertig“, erklärte er. Hinata setzte sich in Schneidersitz hin und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach? Für mich war das aber schon fertig. Ich denke, du hattest Recht.“ „Mit was Recht?“, hakte Kageyama skeptisch nach. „Damit, dass alles nur ein Traum war. Als wenn so etwas wie eine Parallelwelt existieren würde. Schwachsinn! Als wenn es eine nette und liebenswürdige Ausgabe von dir geben würde. Absoluter Humbug. Und wir ein Liebespaar? So ein Scheiß!“, zischte der Spiker und sah dabei stur auf die Seite. Er konnte ihm dabei nicht in die Augen sehen. Er fühlte sich von ihm geröntgt. Als würde er seine Aussage, sein Verhalten und auch seine Mimik und Gestik analysieren wollen. Doch auch wenn er dies sagte, spannte sich sein Körper an. Seine Finger krallten sich in den Stoff seines Oberteils. Auch wenn er es nicht einsehen wollte, spürte er, dass er nicht wollte, dass das ein Traum war. Verdammt, warum bloß?! „Ja, es klingt wirklich nach Humbug und es ist viel zu abgedreht, um das einfach glauben zu können“, pflichtete Kageyama nach kurzem Zögern bei. „Also, dann wäre das erledigt. Tschüssi und noch einen schönen Abend, Kageyama“, blockte Hinata ab, wobei er ihn immer noch nicht ansah. Kaum hatte er seine letzten Worte ausgesprochen, zog sich sein Herz zusammen. Doch warum?! Und warum wollte er nicht, dass es so endete?! „Aber es hat mich nicht mehr losgelassen, weswegen ich hier her musste“, erklärte der Setter, ging auf das Bett zu und ließ sich einfach darauf nieder. Dabei streifte sein Bein Hinatas Schulter, was den Kleinen erschaudern ließ. Erschrocken sprang er auf die Füße und brachte genug Sicherheitsabstand zwischen ihnen. „Was soll das Ganze jetzt?! Warum zerbrichst du dir über etwas den Kopf, was nur ein Traum gewesen sein soll?! Und wer bitte hat dir erlaubt, sich auf meinem Bett breit zu machen?“ „Nun ja... auch wenn es nur ein Traum war, scheinst du dir über mich ziemlich den Kopf zu zerbrechen. Dich scheint etwas zu beschäftigen, was du im Traum verarbeitest. Und interessanterweise sind wir da sogar ein Paar“, meinte Kageyama und sah ihn mit einem Funkeln in den Augen an. „Liebst du mich, Hinata?“ Hinatas Gesichtsfarbe glich mittlerweile einer überreifen Tomate. Die ganze Zeit über hatte er die Luft angehalten. Was sich Kageyama hier herausnahm, fürchterlich! „D-du spinnst doch! Hörst du dir selbst zu, Kageyama?! Als wenn ich so einen Arsch, wie dich, lieben könnte! Und was interessiert dich das schon?! Kann dir doch sonst wo vorbei gehen!“ Die ganze Frust platzte hiermit aus ihm heraus. Er hatte die Hände fest zu Fäusten geballt und brüllte ihn an. Nachdem er fertig war, atmete er schwer und deutete mit dem Finger auf die Tür. „Du kannst jetzt gehen. Ich hätte gerne meine Ruhe!“ „Nun, warum warst du dann in den letzten Tagen so darauf aus, meine Aufmerksamkeit zu erhaschen?“, fragte Kageyama und blieb unbeeindruckt an Ort und Stelle sitzen, als hätte es Hinatas Ausbruch nie gegeben. „Warum ich...?“ Hinata hielt inne und sein Blick glitt ins Leere. Gute Frage. Er hatte es also bemerkt? „Genau, erklär mir das doch mal, Hinata“, verlangte Kageyama zu wissen und stützte sich etwas nach hinten ab, um es bequemer zu haben. „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Erklär mir mal lieber, warum dich das so brennend interessiert?!“, stellte er die Gegenfrage und knirschte mit den Zähnen. „Warum sollte es mich nicht interessieren, wenn es mich betrifft?“, fragte der Größere und legte den Kopf schief. „Ich finde den Gedanken irgendwie... interessant.“ „W-welchen Gedanken?“ Hinata hielt die Luft an. Er wollte sich keine Hoffnungen machen. Nein, alles war nur ein Traum und er liebte ihn nicht wirklich. Es war einfach nur eine Phase gewesen, weil der Kageyama aus der Parallelwelt einfach traumhaft gewesen war. Jeder hätte sich in ihn verliebt. Das hatte absolut nichts mit diesem Kageyama zu tun. Kageyama seufzte. „Na, welchen schon? Dass wir zwei ein Liebespaar sein könnten.“ „Huh?!“ Eine sichtbare Röte legte sich auf Hinatas Wangen. Die Aufregung ließ sein Herz schneller schlagen. Ständig hörte er Kageyamas Worten in seinem Kopf, doch er wurde daraus einfach nicht schlauer. „Du verarschst mich doch jetzt! Was willst du von mir, Bakageyama?! An einem Traum ist nichts Reales dran, also hör auf so einen Stuss von dir zu geben!“, brüllte Hinata ihn an und lachte gespielt auf. „Oder willst du mir etwa weismachen, dass du in Wirklichkeit schwul bist? Ha ha...“ „Du kannst mir ja helfen es herauszufinden“, schlug Kageyama mit einem süffisanten Grinsen vor. „Waaaaas?! Bist du jetzt völlig gaga?!“, brüllte Hinata außer sich und lief nun knallrot an. „Was, verdammt nochmal, ist mit dir passiert?! Hast du einen Volleyball abbekommen, oder was?!“ Seufzend erhob sich der schwarzhaarige Setter vom Bett und schritt auf Hinata zu, welcher erschrocken vor ihm zurückwich. Keuchend drehte er seinen Kopf herum, als er mit dem Rücken gegen die verschlossene Tür geknallt war. Gerade wollte er mit der Hand nach der Türklinke greifen, um aus dem Raum zu verschwinden, doch Kageyama hielt ihn davon ab, indem er sein Handgelenk mit den Fingern umschloss und es gegen die Tür drückte. „L-Lass mich los, Bakageyama! Das ist nicht mehr lustig!“, flehte Hinata, dessen Herz ängstlich gegen seinen Brustkorb hämmerte. Ein leises Wimmern entwich ihm, als Kageyama sich vorbeugte und ihm gefährlich nahe kam. Schnell drehte er seinen hochroten Kopf zur Seite und kniff seine Augen zusammen. „Ich mach auch keinen Spaß oder so, Hinata...“, flüsterte der Größere und nahm sein Kinn zwischen drei Fingern und zwang ihn dazu, ihn wieder anzusehen. Hinatas Puls erhöhte sich rapide, als er bemerkte, wie nahe Kageyama ihm war und starrte ihm in die blauen Augen. „Warum... tust du das dann?! Was willst du von mir, Kageyama?!“ „Nachdem du mir das mit der Parallelwelt erzählt hast, ging mir der Gedanke, dass wir dort ein Liebespaar sind, nicht mehr aus dem Kopf. Ich kann dir nicht sagen, warum, aber es hat mich neugierig gemacht. Seit du dann weg warst, hab ich viel darüber nachgedacht. Und da ist mir aufgefallen, dass du dich wirklich etwas anders verhalten hast. Hast ständig meine Nähe gesucht, warst hochempfindlich den Sachen gegenüber, die ich dir gesagt habe und hast mich Tobio genannt. Jetzt weiß ich ja auch, warum und irgendwie hat es mir nicht gepasst, dass du das alles nicht mehr machen willst. Ich... ich will nicht, dass du damit aufhörst...“, erklärte er leise. Dabei blickte er ihm ununterbrochen in die Augen, welche sich immer mehr überrascht weiten. „Warte... du... du glaubst mir das mit der Parallelwelt?“ „Ich versuche es, auch wenn es mir dennoch schwer fällt, weil das wirklich abgedreht ist“, gestand Kageyama mit einem leichten Lächeln. „Aber dennoch... du hast mir die Augen geöffnet. Ich denke, ich liebe dich nicht wirklich, sondern den Kageyama, den es gar nicht gibt. Also brauchst du dir darüber keine Gedanken zu machen und... „Hast du mir überhaupt zugehört, Dummkopf?!“ „Bitte?!“ „Du sollst mich lieben, du dummer kleiner Idiot! Und wenn du denkst, dass du es nicht tust, dann sieh zu, dass sich das ändert!“ „Sag mal, spinnst du?! Willst du mich dazu zwingen, so einen Holzkopf wie dich zu lieben?! Du liebst mich doch auch nicht, was soll das dann überhaupt?!“ Kageyama und Hinata hatten ihre Zähne gefletscht und knurrten sich an. „Dann verlieben wir uns eben beide ineinander, wo ist das Problem?“ Hinatas Kinnlade klappte nach unten. Er konnte nicht glauben, was dieser dämliche Setter von sich gab. „Du... du... ARGH! Du machst mich sprachlos mit deiner verrückten Logik! Warum willst du soweit gehen?!“ „Weil ich es eben will!“ „Du bist und bleibst ein diktatorischer König! Wenn du was willst, dann gehst du wohl über Leichen! Gefühle kann man nicht erzwingen!“, belehrte Hinata ihn und schlug Kageyamas Hand weg, um Platz zwischen ihnen zu schaffen. „Dir scheint es nicht gut zu gehen. Vielleicht solltest du mal schlafen gehen, Kageyama...“ „Tobio!“ „Hah?! Jetzt auf einmal willst du, dass ich dich so nenne?!“ „Du hast es die letzten Tage auch gemacht!“ „Aber dir hat es nicht gepasst und als ich gemerkt habe, dass meine Gefühle dich nicht erreichen, habe ich keinen Grund mehr...“ Hinatas Stimme wurde gegen Ende immer leiser und seine Augen waren schreckgeweitet. Er hatte es gesagt... Er hatte erwähnt, dass er Gefühle hatte. „Hn, jetzt hast du dich verraten~“, grinste Kageyama vergnügt. „Du... du... du machst mich kirre! Dein ganzes Geschwätz macht doch keinen Sinn und jetzt hast du mich dazu verleitet, so etwas zu sagen! Ich hasse dich, Kageyama! Und jetzt hau ab, verdammt!“ Seufzend strich sich der Setter durch die Haare. „Ich weiß, das kommt jetzt alles so unerwartet und plötzlich, da ist es kein Wunder, dass du nur Bahnhof verstehst“, bestätigte Kageyama und blickte gequält auf die Seite. „Für mich ist das alles auch sehr verwirrend und mir brummt ehrlich gesagt der Schädel davon...“ „Also doch etwas an die Birne abbekommen“, nuschelte Hinata und verschränkte die Arme vor der Brust. Plötzlich trat Kageyama einen Schritt auf Hinata zu und ehe er sich überhaupt wehren konnte, hatte er sein Gesicht mit beiden Händen umfasst und küsste ihn. Das Herz des kleinen Spikers stotterte kurz, als sich ihre Lippen berührten, doch dann jagte es elektrische Impulse durch seinen Körper und ließ ihn an allen möglichen Stellen kribbeln. Mit großen Augen starrte er ihn an, als er den kurzen Kuss unterbrach und seine Stirn gegen Hinatas lehnte. „Aber mir ist klar geworden, dass ich den Gedanken einfach mag, mit dir zusammen zu sein. Denk einfach darüber nach, okay?“ Danach ließ er Hinata los und ging auf die Tür zu. „Ich werde morgen wieder kommen und mir deine Antwort anhören. Da morgen keine Schule ist, hast du genug Zeit darüber nachzudenken“, entschied Kageyama, ehe er die Tür öffnete und Hinata alleine zurück ließ. Dieser starrte benommen vor sich hin, ehe er zurücktaumelte, mit dem Rücken gegen die Tür krachte, die daraufhin wieder zuging und sich auf den Boden fallen ließ. Lange blieb er so regungslos sitzen und lachte ungläubig auf. Was zum Henker war das gerade..?! Kapitel 11: Überraschende Wende ------------------------------- „Also? Wie ist deine Antwort, Hinata?“ Kageyama kam gleich zur Sache. Er war, wie versprochen, am nächsten Tag gekommen und wartete auf Hinatas Entscheidung. Die Entscheidung, ob sie es nun miteinander versuchen würden oder nicht. Zur Zeit befanden sie sich in Hinatas Zimmer. Während Kageyama vor dem kleinen Tisch mitten im Raum kniete, hatte der Kleinere ihm den Rücken zugedreht, um ihn nicht ansehen zu müssen. Dessen Körperhaltung war angespannt und er ballte seine Hände zu Fäusten. „Nein...“, murmelte er leise. Kageyama wirkte verunsichert und lächelte leicht. „Bitte? Ich habe dich nicht gehört...“ „Ich sagte „nein!“, sagte er mit lauterer Stimme und kniff seine Augen zusammen. „Was hast du auch erwartet?! Denkst du vielleicht, ich lasse mich verarschen?!“ Nun drehte er sich zu ihm um. Seine Augen leuchteten wütend auf. „Ich habe die ganze Nacht über deine schwachsinnigen Worte gegrübelt und bin auf den Entschluss gekommen, dass du mich an der Nase herum führen wolltest. Für wie dumm hältst du mich überhaupt?!“ „Hinata!“ „Du hast dich genug auf meine Kosten amüsiert. Wir beide wissen, dass das nur ein dummer Traum von mir war und ich mich davon habe beeinflussen lassen. Im Nachhinein habe ich selbst gemerkt, was für ein Idiot ich bin! Vergessen wir das einfach und gut ist. Ich will keinen Gedanken mehr daran verschwenden!“ Sprachlos starrte Kageyama ihn an. Sein Mund stand offen. Nur langsam sickerten Hinatas Worte in sein Bewusstsein und sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen und er sah vor sich auf den Tisch. „So denkst du also über mich… Interessant“, murmelte er und er stand auf, nachdem er einmal kräftig durchgeatmet hatte. „Dann verzeih mir meine Dreistigkeit. Ich hatte gedacht, du wärst jemand, der nicht so leicht aufgibt. Aber nur wegen ein paar Missverständnissen alles hinzuschmeißen, das sieht dir nicht ähnlich…“ Er hob seinen Kopf und blickte Hinata an, wobei er sein trauriges Lächeln nicht abgelegt hatte. „Falls du es dir nochmal anders überlegen solltest, lass es mich wissen...“ Er ging auf Hinata zu und strich ihm kurz mit den Fingern durch seine Haare. Wieder sah er ihn mit diesem gequälten Lächeln an, ehe er sich umdrehte und auf die Tür zumarschierte. „Haah…?!“ Hinatas Mund stand weit offen und auf seinem Gesicht war das blanke Entsetzen geschrieben. „Haaaah?!“ Fassungslos beobachtete er, wie der Mistkerl von Setter ihn einfach stehen ließ und das Zimmer verließ. Einfach so… „Haaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah?!?!?!?!“ Er glaubte, er spann. Was zum Henker sollte das?! Warum servierte Kageyama ihn jetzt ab, obwohl er es eigentlich machen sollte?! Halt… Warum sollte Hinata ihn eigentlich abservieren?! Warum tat Kageyama das, was Hinata sollte, auch wenn er nicht wusste, warum er ihn abservieren sollte?! WAS WAR HIER LOS?! Hinata griff sich mit den Händen an den Kopf. Verwirrung pur. Er hatte absolut den Faden verloren und wusste nicht, was nun richtig und falsch war. Doch dann packte ihn eine unbändige Wut, nachdem sich der erste Schock gelegt hatte und er brüllte laut auf. „Kageyamaaaa!“ Mit einem Satz war er aus dem Zimmer gesprungen und hechtete mit lautem Gebrüll auf den Setter zu, der noch nicht weit gekommen war. „Uaaaaahhh!“, brüllte er und warf ihn mit Schwung um. Kageyama verlor das Gleichgewicht und schlug mit schmerzvollem Laut auf den Boden auf. „Ich glaube, du tickst nicht mehr richtig! Was geht eigentlich in deinem Schädel vor?! Du kotzt mich an, du kotzt mich an, du kotzt mich so dermaßen an!“, schrie Hinata, der sich vor Kageyama aufgebaut hatte. Fluchend rappelte Kageyama sich wieder auf und sah zu ihm herunter, nachdem er wieder auf den Füßen stand. „Was soll das jetzt, Hinata-Baka?!“ „Das könnte ich dich fragen, Bakageyama! Du platzt hier rein, denkst, ich falle auf deine Verarsche herein und trollst dich dann, als du merkst, dass es nicht fruchtet! Wie bescheuert ist das denn?!“ „Ich bin nicht rein geplatzt, ich habe dir einen Tag Zeit gegeben darüber nachzudenken!“, verteidigte Kageyama sich erbost. „Denkst du, ein Tag reicht, um im Klaren zu werden, was du eigentlich von mir willst?! Du hasst mich, Kageyama!“ „Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich das nicht tue! Reite nicht immer darauf herum!“, steigerte Kageyama sich hinein und stampfte mit dem Fuß auf. „Und wenn schon! Du… du… du kannst doch nicht im allen ernst erwarten, dass ich dir abkaufe, dass du es mit mir ernst meinen könntest! Dir doch nicht! Du bist Kageyama Tobio!“ „Soll das eine Beleidigung sein?!“, fauchte Kageyama und verschränkte die Arme vor der Brust. Grummelig sah er ihn eine Weile an, als ihm eine Idee kam. Sein Gesicht hellte sich etwas auf, was Hinata einen Schritt zurückweichen ließ. „W-was grinst du so?! Das kann nur bedeuten, dass du etwas ganz Schlimmes geplant hast!“, verlangte Hinata zu wissen und schluckte schwer. „Ich möchte es dir beweisen, dass ich es ernst meine!“, schlug er selbstsicher vor. „Beweisen?! Wie denn?“ Fragend legte Hinata den Kopf auf die Seite. Was zum Teufel hatte Kageyama geplant? Einen Moment herrschte Stille, was Hinata fast um den Verstand brachte. Hibbelig trat er von einem Fuß auf den anderen und starrte sein Gegenüber immer frustrierter an. „Moah, Bakageyama! Wenn du keine Idee hast, dann lass die Sprüche sein! Du scheinst selbst nicht mehr zu wissen, was du...“ „Ein Tag!“, unterbrach Kageyama Hinatas Rede und hatte dabei immer noch dieses selbstsichere Grinsen auf den Lippen. „Ein Tag wofür? Sprich dich endlich aus, Mann!“ „Gib mir einen Tag und du wirst mir glauben, dass ich es ernst mit uns meine!“ Hinata sah ihn fassungslos an. War Kageyama jetzt übergeschnappt? Meinte er wirklich das, was er sagte, ernst? //War ich auch so drauf, als ich versuchte Kageyama für mich zu gewinnen?//, schoss es ihm durch den Kopf und er stöhnte leise. „Du bist echt nervig, Kageyama! Weißt du eigentlich, was du anstellst? Ich habe mich dafür entschieden, es dabei zu belassen. Du hast mir gezeigt, dass meine Liebe zu dir nicht wirklich echt war. Ich bin einem Traum hinterher gerannt und hatte nicht erkannt, dass ich das nicht bekommen kann, was ich wollte. Was bringt es mir, dich verändern zu wollen? Was bringt es mir, dich dazu zu zwingen mich zu lieben? Ich würde nach einer Zeit auch nicht damit glücklich sein, weil das nicht wirklich du bist und deine Gefühle nicht echt sind. Ich habe das erkannt und möchte dich nun damit erlösen. Also was willst du jetzt eigentlich noch? Du bist frei. Du kannst wieder du selbst sein. Bitte, tu mir den Gefallen!“, flehte Hinata. Doch auch so ernst er geklungen hatte und vernünftig seine Bitte formuliert hatte, schien in seinem Innern etwas zu zerbrechen. Warme Tränen kullerten über seine Wangen. Alles in ihm widerstrebte sich, Kageyama aufzugeben. Er liebte ihn. Er liebte ihn wirklich. Egal, wie sehr er sich dagegen wehrte und sich einredete, er konnte es einfach nicht abstellen. „Hinata… du… du weinst ja...“, merkte Kageyama schockiert an. Er wollte etwas tun. Anscheinend dachte er, er müsse ihn umarmen, doch seine Hände stoppten auf dem halben Weg und blieben in der Luft stehen. Er biss sich auf die Unterlippe. Wenn Hinata dabei war ihn aufzugeben, dann durfte er ihn nicht weiter bedrängen, oder? Nein, nein, nein! Was dachte Kageyama da?! Er musste jetzt umso mehr um ihn kämpfen. Ihm beweisen, dass seine Worte ernst gemeint waren und dass Hinata merkte, dass sein Traum doch wahr werden konnte. „K-Kageyama?“, flüsterte Hinata überrascht und fuhr sich mit dem Ärmel über seine Augen. Er hatte Kageyamas Handeln bemerkt und hatte sich darauf eingestellt, von ihm umarmt zu werden. Doch das war ausgeblieben, da Kageyama zögerte. Der Setter hob seinen Kopf und sah Hinata ernst an. „Ich werde einen Tag an deiner Seite bleiben und dir zeigen, wie ernst ich es meine. Und du wirst danach nicht mehr mit dem Gedanken spielen, mich aufgeben zu wollen! Dein Traum soll wahr werden!“, verkündete er mit ernstem Blick und dann umschlang er ihn mit seinen Armen und drückte ihn an seine Brust. Hinatas Atem stockte und er riss die Augen auf. „W-was…? Kageyama?“ „Bitte nenn mich wieder Tobio… Shouyou...“, bat Kageyama ihn und nannte ihn nun zum ersten Mal in seinem Leben auch mit Vornamen. Seine Wangen waren dabei rötlich angelaufen, doch er wollte alle Mitteln einsetzen, um Hinata davon zu überzeugen, dass er es ernst meinte und da musste er auch so etwas in Kauf nehmen, was Kageyama normal peinlich wäre. „Ich verstehe dich echt nicht mehr, Ka… T-Tobio...“, murmelte Hinata und entspannte sich dann langsam in seinen Armen. Hinatas Wangen waren nun auch rot geworden. Es fühlte sich so gut an, Kageyama wieder Tobio nennen zu können. Wie oft hatte er es gesagt und Kageyama hatte ihn davon abbringen wollen? Und nun beharrte er stur darauf. Aber nicht nur das, jetzt wollte Kageyama ihn auch noch mit Vornamen ansprechen! Unglaublich, aber es fühlte sich einfach toll an! Hinata öffnete seine Augen, die er bis eben geschlossen hatte. Durfte er ihn also doch lieb haben? War es nicht falsch? Seine Finger krallten sich in Kageyamas Hemd und er drückte sich fest an ihn. Durfte er es wirklich? Seinen Traum wahr werden lassen? „U-Und was ist, wenn du nach dem Tag doch merkst, dass es nicht so ist, wie du es dir vorgestellt hast?“, fragte Hinata leise. Genau das war seine Befürchtung. Er würde sich doch darauf einlassen und seine Gefühle, die er unterdrückte, freien Lauf lassen und dann würde Kageyama kommen und ihn erneut zerschmettern. Würde er das verkraften? Doch anstatt eine Antwort zu erhalten, drückte Kageyama ihn von sich. „Hey!“, protestierte Hinata und blickte ihn erbost, aber auch ratlos an. War es denn schon soweit und Kageyama erkannte, dass es doch nicht so war, wie er sich vorgestellt hatte? Oder hatte er ihn einfach nur verarschen wollen, um ihm jetzt fett ins Gesicht zu grinsen und ihm die letzten lächerlichen Hoffnungen zu nehmen? „Komm mit mir...“, bat Kageyama ihn aus dem Blauen heraus. „Huh?“, machte Hinata, wurde da aber schon an die Hand gefasst und zur Haustür geschliffen. „W-was wird das?! Hilfe, ich werde entführt!“ „Halt die Klappe! Hier wird niemand entführt! Wer würde das schon machen? Du wärst die lästigste und nervigste Geisel, die man sich vorstellen kann!“, platzte es aus Kageyama heraus. „Boah, bist du wieder gemein, Tobio! Bäääääääh, dummer Tobio!“ Hinata streckte ihm beleidigt die Zunge heraus. Als Antwort wurde er aus dem Haus geschoben. „Wo gehen wir hin?“ Schweigen. „Wo gehen wir hin?“ Immer noch Schweigen. „Wo gehen wir hin?“ „Halt endlich deine verdammte Klappe, sonst stopf ich sie dir!“, brüllte Kageyama entnervt und blieb stehen. Hinata, welcher ein Stück hinter ihm hergelaufen war, stieß prompt gegen ihn und rieb sich seine Nase. „Gib wenigstens ein Zeichen, wenn du stehen bleibst, Bakageyama!“, beschwerte er sich grummelig. Er sah, wie Kageyama sich die Hand vor Augen hielt und etwas vor sich hin nuschelte. „Ohhh, wenn ich dich so nerve und du mich hasst, dann lass mich in Ruhe und ich geh heim!“, schnauzte Hinata beleidigt und machte tatsächlich schon kehrt. „Warte, Shouyou!“, bat der Setter ihn und fasste nach seiner Hand. Diese drückte er sanft und atmete lange durch, als Hinata dann wirklich stehen blieb. „Ehrlich, ich verstehe es immer noch nicht! Tagelang bin ich dir regelrecht hinterher gehechelt und wollte dich für mich gewinnen! Und jetzt, als ich mich dafür entschieden habe, dich aufzugeben, kommst du angewatschelt und redest davon, es mit mir versuchen zu wollen! Macht es dir Spaß oder was soll das?!“, platzte es nun aus Hinata heraus und er wandte sich an Kageyama. Im Mondlicht bemerkte der Größere, wie die Augen des anderen verdächtig glänzten. „Wenn du nur mit meinen Gefühlen spielen willst, dann flehe ich dich an, es sein zu lassen. Es tut weh...“, sprach er nun leiser und seine Stimme klang belegt. Er griff mit den Fingern in den Stoff seines T-Shirts oberhalb seiner Brust. „Natürlich ist mir aufgefallen, dass du plötzlich anders warst. Hast mich mit meinem Vornamen angesprochen und warst noch viel anhänglicher als vorher. Ich habe es als lästig betrachtet“, erklärte Kageyama, woraufhin Hinata beleidigt murrte. „Aber irgendwie habe ich mich doch daran gewöhnt und ich schein unbewusst Gefallen daran gefunden zu haben. Welcher Mensch mag es denn nicht, Aufmerksamkeit zu bekommen?“ „Ist klar, ein König liebt es im Mittelpunkt zu stehen“, murmelte Hinata leise vor sich hin, zuckte dann aber zusammen. Vorsichtig linste er zu ihm auf, doch er rastete nicht aus oder tat ihm weh. Zwar wirkten seine Augen einen Moment bedrohlich, doch Kageyama schien weiter reden zu wollen. „Als wir den Streit hatten, habe ich gemerkt, dass ich Sachen gesagt habe, die ich nicht so meinte. Ich habe meine innere Stimme ignoriert, die mich davon abhalten wollte. Und als du mir sagtest, dass wir in der Parallelwelt ein Liebespaar gewesen wären, hatte es mich am Anfang schockiert. Der Streit eskalierte und du hattest mich mit so einem unendlich traurigen Blick angesehen, was mir wehgetan hatte...“, erzählte er weiter. Hinata blieb stumm. Zum einen interessierte es ihn wirklich, wie Kageyama fühlte und dachte, zum anderen überraschte es ihn auch zum Teil. Er hätte nie gedacht, dass es dem sonst so kühlen Setter so nahe ging. „Als du letztendlich geflohen bist, habe ich angefangen über alles nachzudenken. Ich begreife Vieles immer noch nicht, vor allem den Part mit der Parallelwelt und dass ich mich zu dir hingezogen fühle, aber ich bin bereit, es zu akzeptieren.“ „Wenn das jetzt ein Liebesgeständnis gewesen seil soll, war das das unromantischste, das ich jemals erlebt habe.“ „Oi, wie viele Liebesgeständnisse hattest du schon bekommen?!“, verlangte Kageyama zu wissen und sah ihn schockiert, aber auch leicht pissig an. Hatte er Konkurrenz?! Er, Kageyama Tobio?! „Oh, lass mich mal überlegen...“, machte Hinata und wippte von einem Fuß auf den anderen, während er sich gespielt nachdenklich mit Daumen und Zeigefinger über sein Kinn strich. „Da war mal dieses eine Mädchen, dann noch zwei Jungs im selben Jahrgang. Und oh! So ein lästiger Typ, der meint, der wäre es, aber der doch irgendwie ganz lieb sein kann… Und dann...“ „Hey, das reicht! Ich habe es begriffen! Du scheinst ja wirklich übertrieben beliebt zu sein! Aber glaube mir, ich schalte alle aus, damit du nur Augen für mich hast!“, fuhr Kageyama gereizt dazwischen. Er war eifersüchtig, was man ihm deutlich ansehen konnte. Verärgert hatte er seine Augenbrauen zusammengezogen. Er schien Hinatas Lüge ernst zu nehmen. Hinata starrte ihn erst verwundert an, ehe er dann leise kicherte. „Du bist wirklich eifersüchtig, Tobio!“ „Bin ich nicht...“ „Bist du wohl!“ „Als ob!“ „Und ob!“ „Sei endlich ruhig, verdammt!“ Kageyama hatte die Arme vor der Brust verschränkt und hatte sich demonstrativ von Hinata abgewandt. „Och, jetzt hab dich doch nicht so… ich freu mich! Außerdem war das nur Spaß“, sagte Hinata ehrlich und umrundete Kageyama, damit er ihn ansehen konnte. „Dennoch bin ich mir immer noch unsicher, was in deinem komischen Kopf vorgeht.“ Hinata bekam kurz darauf eine Hand Kageyamas in seine Haare gekrallt, was ihn aufschreien ließ. „Au, au! Lass los, Bakageyama!“ Murrend richtete er sich wieder seine zotteligen Haare, nachdem Kageyama ihn freigegeben hatte und schnaufte tief durch. Doch dann überwand er seine Ängste und umarmte ihn. „Shouyou...“, gab Kageyama überrascht von sich, woraufhin Hinata die Umarmung noch etwas verfestigte. Dabei drückte er seinen roten Kopf an Kageyamas Brust. „Ich verstehe das alles nicht… aber wenn das ein Traum ist, würde ich mir wünschen, niemals aufzuwachen“, flüsterte er. Kageyama war gerührt. Wie süß Hinata war… „Wo sind wir eigentlich?“, fragte er dann, ehe Kageyama reagieren konnte und löste sich dann von ihm. Erst jetzt sah er sich um und weitete erstaunt seine Augen, als er den riesigen Vollmond sah, der gerade hinter einer kleinen Wolke hervorkam. Mit leuchteten Augen rannte er zur Brüstung der Brücke, auf der sie standen und lehnte sich etwas vor, um dem Mond etwas näher sein zu können. „Wunderschön! Siehst du das, Tobio?!“ Der Angesprochene lächelte etwas. „Das habe ich dir zeigen wollen. Der Mond ist der Erde in dieser Nacht sehr nahe, weswegen man ihn in diesem Umfang bewundern kann“, erklärte er und stellte sich neben dem entzückten Hinata. „Wahnsinn! Er hat sicherlich die Größe eines Volleyballs!“ Daraufhin grinste Kageyama und legte eine Hand auf Hinatas Hinterkopf, ehe er ihn einfach an sich zog und ihn umarmte. Hinata errötete bei der Geste, aber als er bemerkte, dass Kageyama selbst etwas rot geworden war und es bevorzugte, den Mond anzusehen, lachte er leise und schmiegte sich etwas an seinen Setter und folgte seinem Blick. Kageyama konnte ja doch süß und lieb sein. Insgeheim wünschte Hinata sich, dass Kageyama für immer so sein könnte. Eigentlich bräuchte Kageyama ihm keinen Tag lang zu beweisen, dass er es ernst meinte. Irgendwie glaubte Hinata es ihm. Aber wenn er ehrlich war, genoss er es, seine volle Aufmerksamkeit zu bekommen. Das war die kleine Strafe dafür, dass Kageyama ihn tagelang ignoriert hatte. Kapitel 12: Happy End --------------------- „Mhm… was ist denn los?“, murmelte Hinata verschlafen, als es laut gegen seine Tür klopfte. „Wenn du nicht freiwillig aufmachst, komm ich rein“, hörte er auf einmal Kageyamas Stimme und keine Sekunde später ging die Tür auch schon auf und der schwarzhaarige Setter stand mitten in seinem Raum. „Oi!“, protestierte Hinata und saß kerzengerade in seinem Bett. Seine rosa Schlafmütze rutschte von seinem Kopf und plumpste vor ihm auf den Schoß. Mit halb geschlossenen verschlafenen Augen sah er ihn an und plusterte die Wangen auf. „Wir haben gerade acht Uhr. Lass mich ausschlafen, Mann!“ „Wir haben Schule, du Dumpfbacke! Ich warte schon seit einer Ewigkeit auf dich, aber du kommst nicht in die Pö...“ „Waaaaaaaaas?!“, stieß Hinata erschrocken aus und unterbrach Kageyamas Schimpftirade. Kurz darauf sprang der Kleine aus seinem Bett und riss sich den rosa Schlafanzug vom Körper. „Warum sagst du das nicht gleich, Bakageyama?!“, fauchte er und rannte nackt zu seinem Schrank. Kageyama starrte ihn an und seine Augen wanderten herunter. Seine Wangen verfärbten sich dunkelrot, während er auf seinen Hintern starrte, der ohne lästigem Kleidungsstück ja knackiger aussah als erwartet. Schnell schüttelte er seinen Kopf, um diese Gedanken loszuwerden. So etwas sollte er nicht denken! Hinata erlöste ihn von den Qualen und hüpfte in eine Boxershorts und dann in eine Hose. Als letztes zog er sich das Hemd an und knöpfte es schnell zu. „Morgentraining?“ „Fällt heute aus. Heute wird in der Halle eine Veranstaltung stattfinden und das Training fällt flach.“ Kageyama sah nicht glücklich aus, als er davon berichtete, doch dann erschien unerwartet ein Grinsen auf seinen Lippen. „Aber umso besser!“ „Besser?“ Hinata schlüpfte in die Schuhe und schnappte sich seine Schultasche. Als er an Kageyama vorbei gehen wollte, wurde er am Schlafittchen fest gehalten und zu ihm umgedreht. Seine Augen hatten einen geheimnisvollen Glanz angenommen und er beugte sich zu ihm herunter, damit sie auf Augenhöhe waren. „Du erinnerst dich doch… Der Tag heute gehört mir. Sobald der Unterricht vorbei ist, kommst du zu mir, verstanden?“, sagte er im leisen Ton und er kam ihm noch etwas näher. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast und sie starrten sich in die Augen. Hinata schluckte hart, er fühlte sich gerade wie ein Hase, den Kageyama ins Visier genommen hatte. Aber es war ein aufregendes Gefühl und gar nicht erschreckend. „Das… klingt wie eine Drohung“, murmelte Hinata mit einem verunsicherten Lachen. Hatte der Typ eigentlich eine Ahnung, was für eine Wirkung er auf ihn hatte? Wusste er, wie schwer es für Hinata war, sich zurückzuhalten und ihn nicht anzuspringen, um ihn zu küssen?! „Baka“, schnaubte Kageyama und schnippte gegen seine Stirn. Dann richtete er sich auf und zog beleidigt einen Schmollmund. Er hatte Hinata eigentlich um den Finger wickeln wollen, ihn etwas verführen, aber stattdessen fasste er es als Drohung auf. Er musste definitiv was an seiner Ausstrahlung machen, wenn er Hinata erfolgreich verführen wollte. Weil so würde es immer schief gehen. „T-Tobio?“ „Komm jetzt, wir müssen los“, erinnerte der Größere ihn und ging dann vor. Hinata blickte ihm einen Moment regungslos hinterher, ehe er tief durchatmete und ihm folgte. *~* Hinata verbrachte den ganzen Morgen mit Grübeln, während er im Unterricht saß und seinen Kopf auf seine Arme bettete. Ihm ging Kageyama nicht mehr aus dem Kopf. Der Idiot hatte seine Worte echt ernst gemeint gestern, was? Er konnte immer noch nicht ganz fassen, was hier passierte. Die ganze Zeit wurde er von ihm abgewiesen und wie eine lästige Bazille behandelt und jetzt auf einmal… gefiel ihm der Gedanke mit Hinata zusammen zu sein? Natürlich freute er sich darüber, aber dennoch war er sich unsicher, weil das so schlagartig gekommen war. Er wollte es ihm aber glauben und Kageyama gab sich wirklich Mühen. Seufzend stützte er sein Gesicht auf der Hand ab und wartete nur darauf, dass der Unterricht endlich vorbei sein würde. Immer wieder sah er zur Uhr und ihm kam es so vor, als würde die Zeit mit Absicht langsamer herum gehen. Sie wollte ihn wohl ärgern, genauso wie der Lehrer, der ihn in diesem Moment aufrief, damit er eine Textstelle vorlas. „H-Hai?!“, rief er, als sein Namen genannt wurde und er saß kerzengerade auf dem Stuhl. „Hinata-kun, wie wäre es, wenn du heute etwas länger da bleibst für das, dass du nicht aufgepasst hast?!“, schlug der Lehrer vor und Hinata wurde blass. Doch nicht heute! Kageyama wollte doch etwas mit ihm unternehmen. „D-Das geht nicht!“ „Achso… ja dann“, meinte der Lehrer und Hinata hätte vor Erleichterung aufgelacht. „Du bleibst bis du den Text auf dieser Seite abgeschrieben hast.“ „H-Haaaah?! A-Aber Sensei! Ich dachte… Nein! Ich kann nicht! Ich habe ein superwichtiges Date! Da muss ich hin!“, rief Hinata und schlug sich daraufhin die Hände vor den Mund, als er merkte, was er da preisgegeben hatte. „Oho, Hinata hat ein Date?!“ „Im ernst?! Mit wem?!“ „Sie muss ja richtig klein sein, haha!“ Natürlich machten sich die Schüler nun über Hinata lustig, was ihn stark erröten ließ. „Ah, haltet doch die Klappe!“, fauchte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Genau da klingelte es und die Schüler packten zusammen. „Sensei?“, fragte Hinata und kam nach vorne. Durfte er jetzt vielleicht doch gehen?! „Nein, du bleibst hier. Schreib die Seite eben schnell ab, dann kannst du auch früher gehen.“ „Ich habe doch gar nichts Verkehrtes getan! Wieso tun Sie mir das an?!“ „Es ist nicht das erste mal, Hinata-kun. Und irgendwann muss man dir eben die Ohren lang ziehen. Je länger du diskutierst, desto länger wirst du hier bleiben müssen.“ Der Lehrer zwinkerte ihm zu, ehe er erstmal in die Pause ging. Hinata blieb zurück und musste sich noch ein paar Hänseleien seiner Mitschüler anhören. Wie ein Häufchen Elend ließ er sich auf seinen Stuhl zurückfallen und starrte vor sich hin. Das war doch wie ein schlechter Traum! Warum ausgerechnet heute!? Kageyama würde ihm den Kopf abreißen! Wenn er an den schwarzhaarigen Setter dachte, wurde ihm flau im Magen. Gott, er brachte ihn sicherlich um. Er wollte mit ihm den Tag verbringen und Hinata musste nun hier sitzen und einen beschissenen Text abschreiben! Frustriert holte er den Block hervor und blinzelte die Tränen weg. Er war so wütend auf sich! Und Kageyama würde sicherlich denken, er hätte das mit Absicht gemacht! Oh, er würde ihn dafür hassen! Schniefend zog er die Nase hoch. Innerlich hatte er sich auf den Tag gefreut und er hätte ihn so gerne mit Kageyama genossen. Aber dieser war sicherlich so böse, dass er ihn nicht mehr sehen wollte… Wieder zog er die Nase hoch und fing an zu schreiben. Er musste sich beeilen, herum flennen brachte jetzt gar nichts. So schnell er konnte schrieb er und schrieb und hoffte einfach nur, dass er es bald schaffen würde. Eine halbe Stunde war schon vergangen und die Schule war fast wie leergefegt. Kageyama war vielleicht auch schon nach Hause, als er merkte, dass Hinata nicht kommen würde. Ob er super enttäuscht war? Sicherlich… Er hatte so ernst geklungen und es war ihm wohl wichtig gewesen Hinata zu überzeugen, dass er es ernst gemeint hatte. Hinata klemmte sich die Zunge zwischen die Lippen und schrieb noch schneller. Seine Hand krampfte schon, aber er schrieb weiter. Wenn er fertig war, musste er Kageyama ausfindig machen und im alles erklären. Er musste ihm verzeihen! Mann, er wollte doch mit ihm zusammen sein! Warum wurden ihnen immer Steine in den Weg gelegt?! Warum?! „Was genau verstehst du denn nicht an: Nach dem Unterricht kommst du zu mir?“ Hinata erschrak heftigst, als Kageyama im Türrahmen erschienen war und, wie erwartet, wütend wirkte. Seine Aura um ihn herum war beängstigend. „Tobio! Ich… sorry! Ich wollte das wirklich nicht! Aber der Sensei dachte, er müsste mich auf dem Kicker haben! Bitte, sei mir nicht böse!“, jammerte Hinata und schlug seine Hände über dem Kopf zusammen. Dabei hatte er die Augen zusammengekniffen und hoffte einfach nur, dass nicht das Schlimmste eintreffen würde. Wenn Kageyama gehen würde und sagte, dass er keinen Bock mehr hätte, wäre das das Schrecklichste, was hätte passieren können. „Wie dämlich bist du eigentlich?! Was hast du getrieben?“, wollte Kageyama wissen und er kam in den Raum. Hinata öffnete seine Augen und nahm seine Hände wieder herunter. Er sah ihn überrascht an, doch dann fiel ihm ein Stein vom Herzen, als er den Stuhl vom Nachbartisch heraus zog und sich an Hinatas Tisch setzte. „Ehehe… zu viel an dich gedacht?“, fragte er und kratzte sich mit roten Wangen am Hinterkopf. Kageyamas Augen weiteten sich bei der direkten Antwort. Doch dann wurde sein Blick intensiv und er griff einfach nach Hinatas Kinn. Ehe er reagieren konnte, hatte er ihn zu sich gezogen und küsste ihn auf die Lippen. Hinata keuchte überrascht und starrte ihn überrumpelt an. Doch dann wurde er schon wieder losgelassen und Kageyama fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Seine Wangen waren auch rot verfärbt und er wich seinem Blick aus. „Sorry, war eben so über mich gekommen“, nuschelte er und er strich sich abwesend mit dem Daumen über seine Lippen. Hinata brauchte noch einen Moment, ehe er realisiert hatte, was passiert war und er schluckte nervös. Dieser Kerl war doch wirklich unmöglich! Er brauchte nur irgendetwas zu sagen oder zu machen und schon war Hinata total neben der Spur. Aber wer würde das nicht, wenn so ein Typ ihn küsste?! „S-Schon okay...“, nuschelte Hinata und wich seinem Blick auch aus. Schüchternheit machte sich in ihnen breit und sie waren beide verstummt. „Ich schreib mal weiter“, entschied er und machte sich ans Werk. Jetzt, wo Kageyama bei ihm war und ihn nicht umgebracht hatte, fühlte er sich richtig motiviert. Sein Stift flog nahezu über das Blatt, während er weiter abschrieb. Kageyama beobachtete ihn dabei neugierig. Eine Zeit verging, ehe Hinata den Stift ablegte und sich streckte. „Geschafft! Yuhuuu!“, jauchzte Hinata und stand vom Stuhl auf. Geschwind packte er seine Sachen ein und legte den Text auf den Pult des Lehrers, der nicht mehr aufgetaucht war und schulterte seine Tasche. „So, jetzt lass uns gehen!“, meinte Hinata und ging los. Kageyama sprang auf und folgte ihm. „Also? Was hattest du denn vorgehabt?“, wollte Hinata wissen, als sich wieder Stille zwischen ihnen breit machte. Sie hatten die Schule verlassen und liefen nebeneinander her. Es war ihnen nicht ähnlich, dass sie so viel schwiegen, wobei eigentlich Hinata immer derjenige war, der redete und Kageyama gab hin und wieder seinen Senf dazu. „Ich wollte den Tag mit dir verbringen“, antwortete Kageyama, als wäre Hinata schwer von Begriff. Hinata knurrte und funkelte ihn mit seinen braunen Knopfaugen an. „Das weiß ich selbst, Bakageyama! Aber was genau?! So ein Tag ist lange!“ Kageyama sah gen Himmel. „Worauf du eben Lust hast.“ „Hah?! Also hast du dir keine Gedanken darüber gemacht?!“, stieß Hinata schockiert aus und blieb stehen. Kageyama tat ihm gleich und drehte sich zu ihm um. „Ich habe es versucht.“ „Oh super! Du redest die ganze Zeit davon den Tag mit mir verbringen zu wollen, aber hast keinen Plan! Großartig!“ Irgendwie war Hinata doch schon frustriert. Er hatte sich darauf so gefreut und dann hatte Kageyama keine Ahnung. Wollte er ihn verarschen?! „Ich wurde ständig abgelenkt. Wenn ich mir darüber Gedanken gemacht habe, was wir machen konnten, hatte ich dich vor meinen Augen und ich war total unkonzentriert. Du bist daran Schuld“, meinte Kageyama und Hinatas Kinnlade klappte nach unten. „Woah, bitte?! Es ist meine Schuld?! Tobio, das ist unfair!“ „Dann lass uns eben in das Sportgeschäft gehen. Ich habe gehört, dass sie neue Artikel anbieten“, schlug Kageyama vor, als er das Geschäft erblickte. Wie vermutet war Hinata sofort hin und weg davon und vergaß seine Empörung. „Wer zuerst dort ist!“, rief Hinata und sie rannten los. Die verstörten Blicke der Kunden und Angestellten bemerkten sie gar nicht, da sie damit beschäftigt waren den anderen daran zu hindern durch die Tür zu kommen. Eine wilde Rangelei entfachte und sie schrien und kratzten sich. Bis schließlich ein Verkäufer kam und sie beide nach draußen schob. Wie bestellt und nicht abgeholt standen sie vor dem Geschäft, welches ihnen den Zutritt verweigerte. Krähen flogen über ihren Köpfen hinweg und schrien: „Ahou! Ahou!“ „Ah… irgendwie läuft alles schief...“, jammerte Hinata und ließ die Schultern hängen. Erst das Nachsitzen und jetzt durften sie nicht mal in dieses Geschäft. Er schielte zu Kageyama hoch, der ebenfalls enttäuscht drein schaute. „Magst du ein Eis?“, versuchte der Schwarzhaarige die Situation doch noch irgendwie zu retten. Er gab sich wirklich Mühen Hinata von sich zu überzeugen. Hinatas Augen strahlten sofort wieder und er riss seine Hände in die Höhe. „Ein Eis! Yeah, yeah!“, rief er begeistert und hüpfte um Kageyama herum. Erleichtert, dass Hinata darauf ansprang, ging Kageyama zum Eisgeschäft und holte für jeden eine Tüte Eis. Damit ausgestattet wollten sie zu einer Bank, um sich etwas hinzusetzen, als eine rundliche Frau an ihnen vorbei ging und in diesem Moment ihre große rote Handtasche herum schleuderte. Dadurch traf sie Hinatas Eis mit voller Wucht und schlug es ihm aus der Hand. Mit entsetzt geweiteten Augen starrte er auf das Eis herunter, das auf den Boden gelandet war und seine Hose und seine Schuhe versaute. Wie versteinert stand er da und starrte das Eis an. „Oi!“, rief Kageyama auf einmal und er drehte sich zu der Frau herum, die ihn mit einem hochnäsigen Blick ansah. „Was denn?! Was läuft der Gnom auch im Weg herum?“, fragte sie schnippisch und tupfte ihre Handtasche mit einem Taschentuch ab. „Er kann froh sein, dass das nur Kunstleder ist. Ansonsten hätte ich Schadensersatz verlangt!“ Kageyama konnte es nicht fassen, was sie da von sich gab. Sein Blick wurde eisig und er krempelte sich die imaginären Ärmel hoch. „Lass gut sein, Tobio“, murmelte Hinata, dessen Augen sich mit Tränen gefüllt hatten. „Lass es gut sein...“ „Shouyou...“ Als die eingebildete Schnepfe bemerkte, dass man ihr keine Beachtung mehr schenkte, stolzierte sie davon. Hinata schluckte schwer und er rieb sich mit dem Handballen über seine Augen, doch die ersten Tränen liefen schon über seine Wangen. „Du… du gibst dir so viele Mühen… und was mache ich? Ich versaue es! Es tut mir so leid...“, schluchzte er und weitere Tränen rannen ihm über das Gesicht. „Du denkst sicherlich, dass ich das mit Absicht mache, oder?“ Kageyama hielt für einen Moment die Luft an, ehe er nach einer Schulter griff und ihn zu sich herum drehte. „Hör auf so etwas zu sagen! Ja, es ist mies gelaufen, aber so ist das Leben! Es läuft nichts, wie geplant, also hör auf zu weinen!“ „T-Tobio...“ Hinata hatte den Kopf gehoben und sah ihn lange an. Nun füllten sich seine Augen erneut mit Tränen, doch dieses Mal waren es Freudetränen. Er fiel Kageyama um den Hals und drückte sich fest an ihn. Kageyama musste dabei aufpassen, dass ihm die Eistüte nicht aus der Hand fiel. Für einen Moment herrschte Stille und man konnte nur Hinatas Schluchzen hören. „Ich liebe dich, Tobio“, flüsterte er und er krallte seine Finger fest in sein Oberteil. „Ich liebe dich! Wenn das alles kein Traum ist, dann bitte… bitte werde mein fester Freund! Ich will mit dir zusammen sein! Ich kann nicht mehr ohne dich! Ich kann nicht ohne dich sein...“ Die ganzen Gefühle brachen aus ihm heraus und er zog an Kageyamas Hemd, hielt ihn fest, als hätte er Angst, er würde ihn jetzt stehen lassen. Doch dann spürte er zwei starke Arme um sich, die ihn fest umarmten. „Ich will auch mit dir zusammen sein, Shouyou. Sehr gerne sogar. Ich will meinen Fehler wieder gut machen, als ich dich von mir fern gehalten habe. Manchmal bin ich wirklich der größte Volldepp, der hier herum läuft. Ich hatte Angst, dass meine Erkenntnis mal wieder zu spät gewesen war...“, murmelte er und hielt ihn weiter fest. Sie entfernten sich etwas, um sich ansehen zu können. Ein paar Sekunden schwiegen sie und sahen sich einfach nur in die Augen, ehe sie sich wieder annähern und ihre Lippen miteinander vereinten. „Dein Eis schmilzt, Tobio“, nuschelte Hinata gegen seine Lippen. „Mir doch egal...“, antwortete er leise und zog ihn eng an sich, um den Kuss zu vertiefen. Die Eistüte hatte er einer Frau in die Hand gedrückt, die sie mit großen Augen anstarrte. Es kribbelte in Kageyama und sein Herz schwoll vor Glück an. Beinahe hätte er auf das alles verzichtet, so blöd war er gewesen. Genießend schloss er die Augen und strich mit den Händen über seinen Rücken. Er drückte die Lippen abschließend nochmal fest gegen Hinatas, ehe er sich von ihm löste und ihm über die Wangen strich. Verliebt blickten sie sich lange in die Augen. „Jetzt lass uns aber endlich den Tag genießen!“ „Yeah!“, jubelte Hinata überglücklich, gab Kageyama einen dicken Schmatzer auf die Wange und rannte nach vorne. Kageyama hielt sich die Wange, an der er immer noch das leichte Kribbeln vernahm, welches die Lippen hinterlassen hatten und lächelte. „Wo bleibst du, du alter Mann?“, rief Hinata und drehte sich einmal im Kreis. „Ich geb dir gleich, alter Mann, du Gnom!“, konterte er und Hinata streckte ihm beleidigt die Zunge raus. Kageyama grinste kurz und folgte seinem süßen Wirbelwind, der in sein Leben gefegt war und alles umgekrempelt hatte. Und er dankte auch seinem anderen Ich aus der Parallelwelt, weil sie ohne ihn wahrscheinlich gar nicht bemerkt hätten, dass ihre Gefühle weit über Freundschaft hinaus ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)