Parallelwelt von abgemeldet (KageHina) ================================================================================ Kapitel 1: Ein bisschen Magie schadet nie! ------------------------------------------ „Konzentrier dich doch mal besser!“ „Du musst kräftiger zuschlagen!“ „Beweg doch mal deinen Hintern!“ „Du nervst mich!“ „Baka! Idiot! Dumpfbacke!“ „Ahhh! Es reicht jetzt!“, fauchte Hinata Shouyou und krallte seine Finger in seine struppigen, orangenen Haare. Er stand mitten auf dem Gehweg und fing an, mit seinen Füßen aufzustampfen. „Dieser eingebildete Kageyama! Was bildet er sich ein?! So eingebildet kann nur er sein!“, schimpfte er wie ein Rohrspatz und stieß seine Fäuste gen Himmel. „Immer nur am meckern, meckern, meckern! Ich kann es einfach nicht mehr hören! Bakageyama!“ Während Hinata seinem Frust freien Lauf ließ, starrten Passanten zu ihm herüber und überlegten sich, ob er Hilfe bräuchte, oder ob sie nicht gleich die Männer in weißen Kitteln herbestellen sollten. Mütter hielten die Ohren ihrer Kinder zu und machten um den fauchenden Hinata einen weiten Bogen. Dabei flüsterten sie so etwas wie: „Guck da gar nicht hin, Liebes. Dieser Junge ist kein guter Umgang für dich!“ Hinata jedoch registrierte das gar nicht. Er war zu sehr mit sich und seinem Frust beschäftigt, um auf die Außenwelt zu achten. Er käme gar nicht auf die Idee, dass es merkwürdig wirkte, wie er, ohne einen ersichtlichen Grund herum fauchte und mit sich selbst redete. Zu sehr war er damit beschäftigt, Kageyama die schlimmsten Flüche auf den Hals zu hetzen, um sich über so etwas Banales Gedanken zu machen. Er war mächtig sauer auf seinen Setter. Weil dieser Idiot nie ein gutes Wort für ihn übrig hatte. Ständig machte er ihn runter, schlug ihn und kritisierte ihn. Aber dass Hinata auch mal ein „Hast du gut gemacht“ oder ein „Du bist ein Genie!“ oder sonst etwas hören wollte, schien Kageyama gar nicht zu bemerken. Er würde einfach mal gerne gelobt werden, aber eher würde wohl der Mond eckig werden, als dass so etwas passieren würde. Manchmal erwischte sich Hinata sogar dabei, wie er sich wünschte, er wäre Kageyama niemals über den Weg gelaufen, doch den Gedanken schüttelte er sofort wieder ab. Egal, wie mies Kageyamas Charakter auch war, Hinata wäre mit dieser Vorstellung unglücklich. Er liebte seine Tosses, ihr gemeinsames Zusammenspiel und irgendwie mochte er die Person an sich auch. Ihm würde definitiv etwas fehlen, wenn Kageyama nicht hier wäre. Es wäre langweilig und er würde niemanden haben, der ihm solch perfekte Tosses zuspielen würde. Aber er wünschte sich trotzdem, dass Kageyama auch mal nett zu ihm sein würde. Wenn er nicht dazu fähig war zu loben, dann könnte er wenigstens mal lächeln. Ein kleines Lächeln auf Kageyamas Lippen wäre genauso viel wert, wie ein ausgesprochenes Lob. Weil der Setter wirklich selten lächelte. Und zudem würde es ja zeigen, dass er mal nicht wütend auf ihn war, was auch eine nette Abwechslung wäre. Hinata seufzte etwas. Kopfschüttelnd lief er weiter. Immer und immer wieder zerbrach sich Hinata den Kopf über seinen Setter. Weil kein Tag verging, an dem er nicht irgendetwas an ihm auszusetzen hatte. Hatte der Idiot eigentlich keinen Schimmer davon, dass es Hinata nicht gefiel, wenn er ihn nur runter putzte? Konnte er ihn etwa nicht leiden? Überlegend runzelte er seine Stirn. Das könnte auch eine Möglichkeit sein, weswegen Kageyama ihn ständig kritisierte. Er mochte ihn nicht! Obwohl Hinata in ihm schon lange so etwas wie einen Freund sah, schien Kageyama damit nichts zu tun haben zu wollen. Es musste schließlich einen Grund geben, warum der Setter immer nur an ihm herum nörgelte, während die anderen immer gut davon kamen. Ja, es stimmte. Er hatte es ständig nur mit ihm. Warum? Langsam bestätigte sich seine Theorie – er hasste ihn! Es war nur ein Gedanke, doch er genügte, um Hinata innerlich zu verletzen. Es zog ihn mächtig herunter. Eine fürchterliche Kälte legte sich um sein Herz und zerdrückte es ganz langsam. Es tat weh und es war kalt. Hinata fing an zu bibbern. Er wünschte sich sehnlichst eine Welt, in der Kageyama Hinata gerne hatte. Wie wäre dann ihr Verhältnis zueinander? Wären sie dann richtige Freunde? Würde Kageyama ihn auch mal loben, anstatt nur runter zu machen? Würde er mal lächeln? Zu gerne würde er das mal erleben. Aber wie sollte das gehen? Er konnte ja wohl schlecht zu Kageyama hingehen und ihn darum bitten, so zu tun, als könne er ihn leiden. Er würde ihn auf der Stelle in der Luft zerreißen. Ein tiefes Seufzen entglitt ihm. Er hatte es echt nicht einfach. Ehrlich, er würde sich lieber um andere Sachen kümmern, aber er musste ständig an seinen Setter denken. Es beschäftigte ihn viel zu sehr, um das Thema ruhen zu lassen. In diesem Moment lief er an einem Esoterik-Shop vorbei und er blieb wie angewurzelt stehen. Langsam drehte er sich um und starrte in das Schaufenster. Dabei hatten seine Augen ein bestimmtes Buch anvisiert, dessen Überschrift ihm sofort aufgefallen war. Der Grund, warum er stehen geblieben war. „Parallelwelt“. Hinata war zwar nicht der Hellste, aber auch er wusste, was das war. Genau das, was ihm eben durch den Kopf gegangen war. Vielleicht gab es ja eine Parallelwelt, in der Kageyama ihn wirklich mochte? Ein Kribbeln durchlief seinen Körper und er spürte, wie die Aufregung rapide anstieg. Ohne weiter darüber nachzudenken, öffnete er die Tür zu diesem Shop und betrat ihn. *~* „Hinata! Was ist denn heute mit dir los?!“, fauchte Kageyama am nächsten Tag. Der Angesprochene hob seinen Kopf. Dabei gab er ein ungeduldiges Geräusch von sich. Sie befanden sich gerade im Clubraum. Sie hatten eben Training gehabt, welches nun vorbei war. Hinata jedoch war den ganzen Tag viel zu aufgeregt, um sich überhaupt richtig zu konzentrieren, weswegen er nicht in Höchstform war, wie Kageyama festgestellt hatte. „Ich habe heute etwas Großartiges vor!“, jubelte Hinata und hüpfte in die Höhe. Ihm stand die Aufregung deutlich ins Gesicht geschrieben. Dann zog er sich fertig an und schulterte seine Tasche. Kageyama zog seine Augenbrauen zusammen. „Aha... Und was ist das bitte so Tolles, wenn du schon deswegen so schlecht spielst?“ Hinatas Freude verpuffte daraufhin und er ließ seine Arme sinken. Da war es wieder. Kageyamas unheilvolle Worte. Er wusste ja selbst, dass er heute nicht er selbst war. Aber musste er es ihm auch noch auf´s Butterbrot schmieren?! Genau das machte er ständig, was Hinata einfach nur wehtat. Er konnte das einfach nicht mehr hören! „Ganz ehrlich?!“, rief Hinata auf einmal, der seine Hände zu Fäusten geballt hatte und sich vor Kageyama aufbaute. „Wenn alles so klappt, wie es im Buch geschrieben steht, werde ich in eine Welt reisen, in der du freundlicher zu mir bist und mich wenigstens magst! Dein Gehabe hier kotzt mich nämlich langsam an, Idiot!“ Dann streckte er ihm die Zunge raus und rannte vor ihm weg, aus dem Clubraum. „Oi, was redest du da?!“, rief Kageyama ihm überrumpelt hinterher, doch da war Hinata schon längst verschwunden. Wie erstarrt schaute der Setter zu der Tür, die in diesem Moment ins Schloss fiel. Nun war er alleine in dem Raum. „Idiot... Was labert er denn da? Wieso sollte ich ihn denn nicht mögen?!“, fauchte er. Missgelaunt griff er nach seiner Tasche und stapfte an die frische Luft. Er schien wohl selbst nicht zu bemerken, dass er Hinata gegenüber nicht freundlich gesinnt war. Er machte das unbewusst. Denn er mochte den kleinen Wirbelwind wirklich sehr. Nur war er nicht der Typ dafür, es zu zeigen. Aber er war immer der Meinung gewesen, dass Hinata helle genug war, um das zu bemerken. Er legte seine Stirn in Falten. Und was zum Teufel hatte er eben damit gemeint, dass er in eine Welt reisen würde? Verwirrt kratzte er sich am Hinterkopf, tat es dann aber mit einem Achselzucken ab. Wer wusste, was in Hinatas Kopf wieder vor ging. Er gab immer unsinniges Zeug von sich, was man nicht ernst nehmen sollte... *~* „Ooookay! Ich bin so weit!“, jubelte Hinata. Er hatte sich in sein Zimmer verbarrikadiert und klatschte sich aufgeregt in die Hände. Das Buch der Parallelwelt lag neben ihm offen auf der Seite und er befolgte jeden dieser Schritte, die aufgelistet waren. Er hatte den Rollladen runter gemacht und alles abgedunkelt. Um ihn herum standen dreizehn Kerzen, die er heute noch schnell gekauft hatte. Er saß in der Mitte und krallte aufgeregt seine Finger in den Stoff seiner Hose. Er starrte hibbelig in das flackernde Feuer einer Kerze und schluckte schwer. Gleich würde es passieren und er würde in eine Welt eintauchen, in der Kageyama ihn mochte. Sein größter Wunsch würde bald in Erfüllung gehen. „Jetzt muss ich nur noch sagen, in welche Welt ich möchte und dieses Pulver vor mich hinstreuen. Dann müsste alles klappen!“, sagte er und er blickte neben sich auf eine kleine Schüssel, in der er ein magisches Pulver getan hatte, das im Buch in einem Päckchen vorhanden gewesen war. Ehe er anfing, atmete er nochmal kräftig durch. Er spürte ein starkes Kribbeln in der Magengegend. Er konnte es echt nicht mehr abwarten. Wie lange hatte er auf diesen einen Moment gewartet? Es würde zwar nur für einen Tag gehen, aber der genügte, um ihm zu zeigen, dass Kageyama Tobio auch nett sein konnte. Und alleine das war es wert, so etwas zu machen. „Dann wollen wir mal!“, feuerte Hinata sich selbst an. Mit zitternder Hand griff er in das Schälchen mit dem Pulver und nahm eine Handvoll davon. Dann hielt er die geschlossene Faust vor sich hin und schloss die Augen. „Ich möchte in eine Welt, in der Kageyama Tobio mich ganz doll lieb hat!“, rief er und öffnete dann seine Faust. Das Pulver rieselte vor ihn auf den Boden. Auf einmal hatte er das Gefühl, dass die Raumtemperatur rapide anstieg und dass eine unsichtbare Macht an seinem Körper riss. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Doch wenn er die Augen öffnen wollte, gelang es ihm nicht. Er hatte komplett die Kontrolle über seinen Körper und Geist verloren. Etwas Panik stieg in ihm hoch. Was war, wenn der gewünschte Effekt nicht eintreffen würde und er etwas Schlimmes getan hatte? Mit Zauberei und Magie sollte man doch die Finger weg lassen, aber er, Idiot, hatte mal wieder das getan, was er wollte. Wenn ihm etwas zustieß, dann hatte er es definitiv verdient. Und das alles nur wegen Kageyama! Die Temperatur sank daraufhin wieder und der Sog um ihn ließ nach. Verwirrt öffnete er seine Augen. Er hatte die Macht über sich selbst wieder zurück erlangt. Erleichterung durchlief seinen Körper und er lächelte vor sich hin. „Hab mich wohl umsonst so verrückt gemacht!“, nuschelte er. Doch dann registrierte er endlich, dass er gar nicht mehr in seinem Zimmer war. Seine Augen huschten desorientiert von einem Eck zu dem anderen. Es war eine fremde Umgebung. Sein Herz setzte kurz aus. Hatte es also funktioniert? Aber wo war er denn jetzt? Auf einmal vernahm er ein leises Schnaufen neben sich und erst jetzt bemerkte er, dass er auf einem Bett lag. Aber das war wohl nicht die große Überraschung, sondern der Arm, der um seiner Hüfte lag. Nervosität packte ihn und er wurde etwas blass. Wenn es das war, was er gerade glaubte, wäre es wohl besser, wenn er gar nicht nachschaute, wer ihm gegenüber lag. Etwas in ihm sagte ihm, dass es besser wäre, wenn er weiterhin in Ungewissheit lebte. Der Anblick würde ihn womöglich traumatisieren und sein Leben auf den Kopf stellen. Aber was sollte er tun? Die nächsten vierundzwanzig Stunden so machen, als würde er schlafen? Irgendwann müsste er mal etwas essen, trinken oder mal für kleine Hinatas. Außerdem packte ihn eine gewisse Neugierde, wer es war, der mit ihm in einem Bett lag. Er schluckte hart. Sein Puls beschleunigte sich und er hob etwas seinen Kopf, um endlich das große Rätsel zu lösen. Doch was er sah, traf ihn unvorbereitet. Er hatte mit Vielem gerechnet, aber das war wohl doch zu viel für ihn. Schweiß brach auf seiner Stirn aus und er wich vor der schlafenden Person zurück. Dabei flog er aus dem Bett und er landete unsanft auf dem Boden. „Mhh... Was machst du denn für einen Krach, Shouyou?“, nuschelte sein Bettnachbar und er setzte sich auf. Sprachlos starrte Hinata in die blauen Augen Kageyamas und war für einen Moment gar nicht in der Lage, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Das alles war zu viel für den kleinen Spiker. „Ahhhhhh! Was passiert hier?!“, rief Hinata daraufhin und krallte sich die Finger in die Haare. Warum zum Teufel lagen er und Kageyama in einem Bett?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)