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Es war einmal...

von

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Kapitel 2

Leila saß in der Bibliothek. Und wie jeden Abend kam Georg bei seinem Rundgang in der Bibliothek vorbei. Doch dieses Mal blieb er nicht stehen, sondern lief ohne ein Wort weiter. Sie blickte aus den Augenwinkeln zu ihm hinüber. Nichts konnte sie von ihrer Lektüre ablenken, doch er hatte es geschafft. Ich zeige ihm meine Gefühle und er weist mich zurück. Dabei hat er meinen Kuss doch zunächst erwidert. Ich verstehe das einfach nicht. Dabei dachte ich, dass aus Freundschaft Liebe werden kann und jetzt habe ich durch meine Liebe die Freundschaft kaputt gemacht. Ich bin so ein Idiot.

Sie wischte sich die Tränen weg, die sich in ihre Augen gestohlen haben, und verließ die Bibliothek.

 

Georg schloss die große Tür der Bibliothek und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Wie gern will ich zurück gehen, sie in den Arm nehmen und küssen. Er seufzte. Und doch kann ich es nicht tun. Wenn sie die Wahrheit kennt, wird sie alles anders sehen. Sie wird nicht mit mir zusammen sein wollen. Er schloss kurz die Augen, atmete tief ein und setzte seinen Rundgang fort. Er hatte keine Zeit, musste er doch noch die letzten Vorbereitungen für das große Staatsbankett am nächsten Abend treffen.

 
 

***
 

 

Das Staatsbankett war ein Erfolg. Viele einflussreiche Politiker aus allen Herren Ländern waren anwesend, amüsierten sich und sprachen über Politik. Nach Mitternacht erst hatte sich der parkähnliche Garten des Schlosses langsam geleert und die Kellner begannen aufzuräumen. Leila, die sich gern ein Taschengeld für Tätigkeiten im Schloss hinzu verdiente, sammelte die leeren Gläser von den Stehtischen, die um die große Freitreppe herum angeordnet waren, als sie jemand ansprach.

„Hey Süße!“

Sie drehte sich herum und bemühte sich trotz der unangemessenen Anrede, ruhig zu bleiben. „Ja, bitte.“

„Tust du mir einen Gefallen?“

„Worum handelt es sich?“, fragte sie und trat einen Schritt zurück, da der junge Mann immer näher kam.

„Begleite mich auf mein Zimmer.“

„Tut mir leid, das ist leider nicht möglich.“

Sie sah sich um, doch niemand war zu sehen. Anscheinend waren alle im Moment in der Küche oder einem anderen Teil des Gartens.

„Dir ist klar, wer vor dir steht? … Ich bin der Sohn eines Präsidenten.“

„Und du meinst, deshalb könntest du dir alles erlauben?“, erwiderte Leila.

„Wenn du so fragst, ja…“

Er zog sie an sich und küsste sie. Das Tablett fiel herunter und die Gläser gingen klirrend zu Bruch. Mit einem starken Griff drückte er sie an sich.

„Lass mich sofort los!“

„Das hättest du wohl gern.“ Seine Hand fuhr unter ihren Rock und griff an ihren Hintern. „Heißer Arsch“, meinte er nur und küsste sie erneut.

Leila wehrte sich, schlug mit der Faust auf ihn ein, doch es störte ihn überhaupt nicht. Er zerrte an ihrer Bluse und riss dabei die Knöpfe ab.

„Ich will dich!“

Er drückte sie gegen die Mauer der Treppe, begann ihren Körper an Stellen zu berühren, die er nie hätte berühren dürfen.

„Hör auf. … Bitte…“

Er erstickte ihre bettelnden Worte mit einem Kuss, während seine Hand an der Unterwäsche zog.

„Hey! Lass sie sofort los!“

Er sah in die Richtung, aus der die Stimme kam. „Ich vergnüge mich doch nur etwas mit der süßen Kellnerin.“

„Lass sie sofort los!“

Als er nicht reagierte, packte Georg ihn an der Schulter und zog ihn von Leila weg.

„Was erlaubst du dir eigentlich? Ich bin William Dempsey!“

Er griff nach Leilas Handgelenk und wollte sie mit sich ziehen, doch in diesem Moment hatte er eine Faust im Gesicht.

„Was?“, er wischte sich das Blut von der Lippe.

„Verschwinde einfach, bevor ich mich nicht mehr zurückhalten kann und dich grün und blau schlage!“

Williams Augen funkelten noch einmal auf, doch dann ließ er Leila los und lief die Treppe hinauf.

„Ist alles okay bei dir?“, wandte sich Georg an Leila.

Sie versteckte ihr Gesicht hinter ihren Händen und sank an der Mauer zu Boden.

„Leila?“

Georg griff nach einer der Tischdecken, legte sie über ihre Schultern und zog sie um sie.

„Komm, ich bring dich in dein Zimmer.“

Er reichte ihr die Hand. Es dauerte eine Weile, doch dann griff sie danach und ließ sich aufhelfen. Georg legte seinen Arm um sie, Leila zog das Tuch enger um den Körper. Es war ein weiter Weg zu ihrem Zimmer, das im anderen Flügel des Schlosses lag, doch Georg wählte die Gänge, in denen sie niemandem begegneten. Sie öffnete die Tür, schaltete das Licht an. Im Zimmer war es ganz ruhig und friedlich.

„Leila…“

Sie drehte sich zu Georg um, Tränen waren in ihrem Gesicht. Ohne ein weiteres Wort nahm er sie in den Arm, drückte sie sanft an sich und spürte dabei, wie sie am ganzen Körper zitterte.

„Er ist weg und er wird dich hier nicht finden. Du brauchst keine Angst zu haben. Du bist stark, Leila, du bist stark.“

„Bitte bleib heute Nacht bei mir.“

„Natürlich.“

Sie löste sich aus seiner Umarmung und Georg verschloss die Tür, während sie in das Badezimmer ging. Kurz darauf hörte Georg, wie das Wasser in der Dusche lief. Er überprüfte, ob die Fenster verschlossen waren und setzte sich dann in den Sessel neben dem Bücherregal, um seinen Mitarbeitern eine Nachricht mit Anweisungen zu schreiben. Das Wasser lief sehr lange, bevor es ausgestellt wurde. Im Bademantel kam Leila zurück ins Zimmer und lief zu ihrem Bett.

„Danke, dass du auf mich aufpasst.“

„Das ist doch selbstverständlich“, antwortete er.

Leila zog die Decke über sich, während Georg das Licht löschte und zurück zum Sessel ging. Er griff nach der Decke, die über der Lehne lag, und warf sie über sich.

„Gute Nacht, Leila.“

„Georg.“

„Ja?“

„Kannst du nicht herkommen?“

Er stand sofort auf und legte sich neben sie. Sie rutschte zu ihm heran und Georg legte seinen Arm um sie. Ich hätte besser auf sie aufpassen sollen. Wie konnte ich sie nur aus den Augen lassen? Ich bin doch für sie verantwortlich… Es verging einige Zeit, in dem dunklen Zimmer war es mucksmäuschenstill. Nur das leise Atmen der beiden war zu hören.

„Georg.“

„Alles in Ordnung?“, fragte er sofort besorgt.

„Warum willst du nicht mit mir zusammen sein?“

„So ist es doch gar nicht… Aber Leila, ich kann das nicht. Tut mir leid.“

„Bin ich nicht gut genug für dich? Hältst du dich für etwas Besseres?“, fragte sie.

„Nein, du bist etwas Besseres.“

„Was meinst du damit?“

„Das kann ich dir nicht sagen. Das muss deine Mutter übernehmen.“

Er strich ihr über den Kopf, fühlte ihr weiches Haar, doch sie schloss die Augen und entzog sich seinem Griff. Sie war froh, dass er bei ihr war, dass sie seine Wärme spüren konnte, doch sie konnte seine Worte nicht verstehen.

 
 

***
 

 

Leila saß im Wohnzimmer ihrer Mutter. Sie hatten gemeinsam einen Film im Fernsehen geschaut.

„Leila, ist alles in Ordnung? Du wirkst so traurig.“

„Ich bin in Georg verliebt“, antwortete sie nach einigen Minuten und seufzte.

„Und was macht dich daran so traurig?“

„Ich habe das Gefühl, dass er mich auch mag, aber er meinte, ich bin etwas Besseres und er könne deshalb nicht mit mir zusammen sein. Wie meint er das nur?“

„Du musstest es ja irgendwann herausfinden…“

„Was meinst du denn damit, Mama? Warum sprechen in letzter Zeit alle in Rätseln?“, fragte Leila aufgebracht.

„Schatz, beruhige dich doch! Setz dich wieder und dann erzähle ich dir alles.“ Sie wartete, bis sich ihre Tochter gesetzt hatte und setzte sich ihr gegenüber. „Vor 25 Jahren habe ich als persönliche Assistentin des Königs angefangen. Ich weiß, das scheint nichts mit alldem zutun zu haben, aber ich muss von vorn beginnen“, sagte Liljana, als sie Leilas verwunderten Blick wahrnahm. „Im Zuge meiner Arbeit hatte ich selbstverständlich auch mit dem Sohn des Königs – Frederick – zu tun und wir verliebten uns ineinander. Zu dieser Zeit gab es einige Aufstände, weshalb wir die Hochzeit nur innerhalb der Familie feierten und nicht bekannt gaben. Kurze Zeit später wurde ich schwanger mit dir. Nach deiner Geburt warteten wir einige Tage, dann wollte dein Vater unsere Hochzeit und deine Geburt bekannt geben. Gute Nachrichten beruhigen die Situation meistens, doch gleich zu Beginn der Pressekonferenz wurde ein Anschlag auf ihn verübt. Er starb noch vor Ort.“ Sie hielt kurz inne und atmete tief ein. Es ging ihr immer noch nahe, wenn sie an ihren verstorbenen Ehemann dachte. „Um dich zu schützen, hielten wir geheim, dass es dich überhaupt gibt. Ich wollte es dir zu deinem 18.Geburtstag sagen, aber du hattest zu dieser Zeit so viel mit der Schule zu tun. Ich wollte dich nicht zusätzlich belasten.“

„Heißt das, dass ich so etwas wie eine Prinzessin bin?“

„Nicht nur so etwas wie, du bist eine Prinzessin, mein Schatz“, erwiderte Liljana.

„Und Georg weiß das?“

„Ja, er weiß es und es ist seine Aufgabe, auf dich aufzupassen. Er wollte sowieso in den Sicherheitsdienst und da er dein Geheimnis kennt, war er wie dafür gemacht.“

„Deshalb will er nicht mit mir zusammen sein? Weil er weiß, dass ich eine Prinzessin bin und er nur ein Sicherheitsbeamter?“

„Ich weiß es nicht, aber es ist möglich. Dabei hat er gemeint, er heiratet dich vielleicht, wenn du wie eine Prinzessin aussiehst und du siehst wirklich wie eine Prinzessin aus, mein Schatz.“

Liljana musste lächeln und erzählte ihrer Tochter die Geschichte, die sich nur wenige Tage nach ihrer Geburt zugetragen hatte.

 

„Das ist ja gar keine richtige Prinzessin!“

„Aber Georg!“, sagte seine Mutter empört, wohingegen Liljana laut lachte. Als sie sich wieder beruhigt hatte, fragte sie: „Warum ist Leila denn keine richtige Prinzessin?“

„Sie ist viel zu klein, hat keine langen Haare und auch kein schönes Kleid an. Die Prinzessinnen in meinen Märchenbüchern haben das alles“, erklärte er und kam sich dabei ganz klug vor.

„Na ja, noch ist Leila ein Baby. Du warst auch einmal so klein. Wenn sie groß ist, wird sie sicher lange Haare haben und schöne Kleider tragen. Dann wird sie eine richtige Prinzessin sein, wie in deinen Büchern.“

„Wenn du das sagst, dann glaube ich dir das.“

Er beugte sich über die Wiege und versuchte sich vorzustellen, wie dieses kleine Ding einmal eine richtige Prinzessin werden sollte. Leila lachte ihn an und streckte ihm ihre Ärmchen entgegen. Georg hielt ihr seine Hand hin und sie griff danach.

„Na ja, vielleicht heirate ich dich ja, wenn du aussiehst wie eine Prinzessin.“

 

„Das ist echt süß“, sagte Leila und musste lachen. „Aber jetzt ist er leider nicht mehr dieser Meinung.“

„Ach Schatz, das wird schon.“

„Was ist jetzt eigentlich mit mir?“, fragte Leila plötzlich. „Ich meine, wenn das alles stimmt, werde ich irgendwann Königin. Oh mein Gott!“

Liljana musste lachen.

„Lach mich doch nicht aus!“

„Aber du kannst doch schon alles. Du beherrscht die Etikette, das Hofprotokoll, kennst die Geschichte. Außerdem bist du gütig und liebevoll. Wenn das keine Eigenschaften für eine Königin sind.“

 
 

***
 

 

Leila trug ein weißes, mit silbernen Pailletten besetztes Abendkleid, das ihre schlanke Figur umspielte. Ein Teil ihrer Haare war hochgesteckt, der Rest fiel in leichten Locken auf ihren Rücken. Ein dezentes, silbernes Diadem schmückte ihren Kopf zusätzlich. Sie strahlte wahrlich die Würde und das Selbstbewusstsein eines Mitglieds der königlichen Familie aus. Sie schritt durch das Foyer und war sich der Aufmerksamkeit aller Anwesenden bewusst.

„Leila…“

Georg war ihr entgegen gekommen und war sprachlos bei ihrem Anblick.

„Was ist denn los, Georg? Hat es dir die Sprache verschlagen?“

„Ich… Du siehst wunderschön aus.“

„Vielleicht so wunderschön wie die Prinzessinnen aus deinen Märchenbüchern?“, fragte Leila nach.

„Wie meinst du das?“

„Nun, ich habe gehört, dass du an meiner Wiege standest und sagtest, ich sehe nicht so aus wie die Prinzessinnen in deinen Büchern. Aber falls ich irgendwann einmal so aussehen sollte, würdest du mich heiraten.“

„Leila…“

„Nun, du hast es gesagt und ich habe das Gefühl, dass du mich magst. Du hast den Kuss erwidert, weil dein Herz es für richtig hielt und erst als dein Kopf sich einschaltete, hast du mich zurückgestoßen. Warum?“

„Du kennst die Wahrheit über deine Herkunft?“

Sie nickte nur stumm.

„Dann weißt du ja warum…“

„Du bist so ein Idiot!“ Sie hob die Hand, doch er fing ihren Schlag reflexartig ab und hielt ihr Handgelenk fest. „Meinst du, das macht irgendeinen Unterschied? Mein Gott, ich liebe dich!“ Die Spannung in ihrer Hand ließ nach und Georg ließ sie los, wodurch ihr Arm kraftlos nach unten fiel. „Ich liebe dich.“ Tränen sammelten sich in Leilas Augen, während sie ihren Kopf resigniert gegen seine Brust lehnte. „Ich liebe dich…“

„Leila.“

Seine Hände legten sich an ihren Kopf und zogen ihn nach oben, sie sollte ihn ansehen.

„Leila, ich liebe dich auch. Ich dachte nur… ich habe zu viel gedacht. Es tut mir leid. Das Letzte, das ich wollte, war dir weh zu tun und doch habe ich es getan.“ Behutsam lehnte er seine Stirn gegen ihre. „Ich liebe dich doch auch.“

 



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