Wie liebt man in Osaka? von kari_chan (Ace x Law) ================================================================================ Kapitel 3: 3. Der erste Besuch ------------------------------ Marco: „Nicht drängeln Kinder, jeder bekommt was zu essen! Yuki, hör auf Ishida an den Haaren zu ziehen! Könnt ihr euch denn nicht einmal benehmen beim Essen?“ lief ich wachsam durch den großen Essensraum, der inzwischen mit all unseren kleinen Rotznasen gefüllt war. Wie jeden Mittag zur Essenszeit stand ich am Eingang und hakte die in den Raum kommenden Kinder ab, um zu sehen, dass auch keiner fehlte. Jeff war gerade dabei mit seinem Azubi Sanji das Essen auf den Tischen zu verteilen. So konnte ich diesen Punkt ebenfalls gewissenhaft auf meinem Klemmbrett abhaken. Aber irgendwas fehlte noch. Unsere anderen beiden Azubis, die kleine Schwester von Nojiko namens Nami und Aces kleiner Bruder Ruffy, waren noch nicht da. Dabei war es bereits ganze Zehn Minuten nach Zwölf und wenn es eines gab, was ich wirklich hasste, dann war es Unpünktlichkeit. Entrüstet über diese Entdeckung blickte ich hinter mich in den langen Flur unseres Waisenhauses, aus dem Essensraum hinaus. Da erkannte mein Adlerauge schließlich die beiden, total abgehetzt, in meine Richtung laufend. „Ruffy! Nami! Wo bleibt ihr denn? Los kommt und helft Sanji die ganzen Mäuler hier satt zu bekommen. Los! Oder ich lasse euch als nächstes die Bäder schrubben!“ „Aaahhh bloß das nicht! Du bist so ein Monster Marco!“ rief Ruffy erschrocken, wie er mit Nami hinter sich in den Raum lief und begann mit Jeff und dem kleinen blonden Koch Teller zu verteilen. Sehr gut, ein weiterer Haken auf meiner Liste. Ich liebte es wenn alles seine Ordnung hatte. Ruffy sollte nicht glauben, dass ich ihm einer Sonderbehandlung unterziehen würde, nur weil er der kleine Bruder von Ace war. In unserer Familie war ich für die Ausbildung des Nachwuchses zuständig und dafür, dass nicht generell alles drüber und drunter ging. Wenn es sein musste hatte ich auch keine Probleme damit hier die strenge Hand zu sein. Eigentlich sollte Shanks oder Ace diese Aufgabe gehören. Aber leider war unser Lehrer für Allgemeinbildung Shanks einfach viel zu nett und Ace, der inoffizielle Vertreter von Vater Newgate, selbst manchmal wie ein großes Kind. So blieb es also doch an mir hängen. Nun, da alle anwesend waren, begab auch ich mich langsam zum Tisch der Erzieher. Wir aßen jeden Tag mit den Kindern, jedoch an einem separaten Tisch. Für unsere ganzen Bengel war es wichtig zu lernen was Autorität bedeutete. Wir waren für sie da, aber trotzdem mussten sie gewisse Spielregeln einhalten. Schließlich kümmerten wir uns hier so gut es ging um Kinder, die teilweise aus ziemlich schwierigen Elternhäusern herausgenommen worden waren. „Hier Marco, ich habe dir dein Essen mitgebracht.“ Nickte mir unser guter Shanks freundlich zu. Dieser Kerl war einfach mit Gold nicht zu bezahlen. Manchmal glaubte ich wirklich, dass es keinen freundlicheren Menschen auf der Welt geben könnte. „Danke Shanks, ich fühle mich wie erschlagen. Ich habe den ganzen Morgen damit verbracht, sämtliche Adoptionsbewerbungen der letzten 5 Jahre zu ordnen. Ich kann nicht glauben, dass Ace diese Pflichten einfach nicht ernst nimmt.“ Müde zog ich meinen Stuhl vor und setzte mich neben den Rothaarigen. Leichte Kopfschmerzen machten sich hinter meiner Stirn breit und ich zog meine Lesebrille auf die Nase, um noch ein letztes Mal alle Haken auf meiner Checkliste zu kontrollieren. „Dafür nimmst du viele Dinge einfach viel zu ernst. Entspann dich ein wenig, du hast gleich Feierabend Marco. Ace und du, ihr arbeitet beide hart. Nur halt mit unterschiedlichen Prioritäten. Ihr seid einfach zwei perfekt aufeinander abgespielte Seiten einer Münze.“ Antwortete er mir fast ein wenig philosophisch und begann mein Glas mit Apfelsaft zu füllen. „Das seh ich ein wenig anders Shanks, schließlich müssen wir regelmäßig Berichte abgeben. Aber du hast recht, ich sollte erst einmal etwas essen.“ Gab ich schließlich in meinem ganzen Pflichtbewusstsein endlich nach. „Hallo meine hübschen Männer!“ erklang neben uns die reizende Stimme von Robin. „Oh unsere bezaubernde Psychologin habe ich heute ja noch gar nicht gesehen. Mir fällt jetzt erst auf, wie grau der Tag bisher war.“ Sprach Shanks geschwollen und zog wie ein echter Gentleman Robin den Stuhl zurecht. Leider war ich mir bei dem Guten nie sicher, ob er an ihr interessiert war, oder einfach nur höflich. So neugierig ich auch war, zu meinem Bedauern war der gute Shanks, was solche Themen anging, sehr verschwiegen und Robin eh mit einem Lächeln voller Geheimnisse gesegnet. Aber ich glaube genau das war etwas, das einen guten Psychologen wie sie ausmachte. „Ach Shanks, du alter Schmeichler. Sagst du das zu jeder Frau? Vielleicht steckt ein schlechtes Ereignis aus deiner Kindheit hinter diesem Verhalten und du solltest einen Termin bei mir während meiner Sprechstunde ausmachen.“ Zwinkerte sie ihm frech zu. „Ja dir auch hallo Robin. Hast du Ace gesehen? Müsste er nicht langsam zurück sein?“ Fragte ich ehrlich interessiert und unterbrach so ihr kleines Spielchen. Ace hatte spontan seine Schicht gewechselt, damit er Frühschicht machen konnte. Er hatte irgendwas gelabert wie, dass er die Frühschicht unbedingt heute braucht, um eine offene Rechnung zu bezahlen, oder so was in der Art. Vor 2 Stunden war er zu Vater ins Krankenhaus gegangen. Die Kinder hatten Bilder für den alten Mann gemalt und unser Cowboy wollte sie ihm persönlich vorbeibringen. Darüber hinaus brannte es wohl jedem von uns unter den Nägeln zu erfahren, ob es Vater heute etwas besser ging. Wir hatten echt alle eine Scheiß Angst um ihn gehabt. Langsam wurde das Geschrei und Gebrülle im Raum leiser, ein deutliches Zeichen dafür, dass die meisten Mäuler gerade mit dem Essen gefüllt waren. Stattdessen hörte man nun von allen Seiten Besteck und Teller klimpern. „Ja ich habe ihn eben kommen sehen. Eigentlich müsste unser Sunnyboy jeden Moment hier auftauchen.“ Meinte unsere Psychologin mit ihrem üblichen undurchsichtigen Blick und einem Lächeln, das einen gleichzeitig bezaubern und zu Eis erstarren lassen konnte. „Naja, dann wird er ja bald hier auftauchen.“ Beschloss ich so beruhigt endlich mit dem Essen anzufangen. „Hey Alter, hat wer nach nem unglaublich gutaussehenden Typen gefragt, oder warum fühl ich mich grade so angesprochen!“ schlug auch schon eine Kumpelfaust gegen meine Schulter, dass mir fast die Gabel im Hals stecken geblieben wäre. „Ich geb dir gleich Alter, du sommersproßenübersäter Sack!“ fauchte ich kurz, bevor Ace und ich uns beide ansahen und gleichzeitig zu lachen begannen. So sehr er mich auch aufregen konnte, ich liebte diesen Pöbel einfach! Ace und ich waren seit wir uns kannten beste Freunde und er liebte es einfach mich auf die Palme zu bringen, wenn ich es am meisten gebrauchen konnte. Er hinderte mich regelmäßig daran ein Burn out zu bekommen. Auf seine eigene Art, wie er sich manchmal verhielt wie ein Bauer, war er einfach nur ein echt gutherziger und cooler Typ. „Du bist doch nur neidisch auf meinen unwiderstehlichen Anbaggerspruch *Bock meine Sommersprossen zu zählen, Süße?*, gib es doch zu!“ gab er mir kess zurück und ließ sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Stuhl mir gegenüber fallen. „Ich und neidisch? Darauf nicht! Vielleicht auf deine Fähigkeit sogar mit dem Gesicht im Kartoffelpüree pennen zu können, aber nicht auf deine billigen Anmachsprüche.“ Dieser Punkt ging an mich, dachte ich mir siegessicher und verschränkte stolz die Arme vor meiner Brust, als Shanks und Robin neben uns zu lachen begannen und mich zum heutigen Sprüchekönig kürten. „Ist ja gut Adlerauge, ich wäre früher da gewesen, aber nachdem ich mit Vater fertig war musste ich noch mit meinem Date für heute Abend sprechen.“ Erklärte Ace und begann sich hungrig eine gefüllte Gabel nach der anderen in den Mund zu schieben. „Oho, hat unser starker Schönling eine neue Flamme?“ erkundigte sich Robin amüsiert. Ace Gesichtsausdruck auf ihre Frage irritierte mich ein wenig. Er verzog sein Gesicht, als säße er vor einem 1.000 teiligen Puzzle. „Ne, echt jetzt. Ganz so verhält es sich nicht.“ Redete er ein wenig um den heißen Brei. „Jetzt sag schon, wer ist es? Wie sieht sie aus? Kennen wir sie?“ schupste ihn Shanks freundschaftlich in die Seite, bis Ace zu grinsen begann „Also wenn du so willst, diese besagte Flamme ist schwarzhaarig, braungebrannt, hat wahrscheinlich einen Haufen Kohle, arbeitet im Krankenhaus….“ „Oh klingt vielversprechend…“ „Und ist ein Typ. Der Sensei, der Vater gerettet hat. Und nein, er ist nicht meine Flamme. Ich hab nur ein Date mit ihm heute Abend. Doktor Trafalgar hat mich darum gebeten ihm ein wenig von Osaka zu zeigen. Wollten heute Abend in eine Disko gehen, mehr nicht.“ „Hm, also ich habe zauberhafte Liebesfilme gesehen, die ebenso angefangen haben…“ begann Robin zu kichern und blickte undurchsichtig wie ein Fuchs auf Ace. So sehr ich Robin auch schätzte, sie war intelligent und eine bildhübsche Frau, aber ich würde dieses schlaue Psychiaterhirn nicht zum Feind haben wollen. Kaum hatte die Schwarzhaarige ihren Satz beendet, begann Ace, noch immer mit der Gabel im Mund, wild mit seinen Armen in der Luft rumzuwedeln „Ey Leute kommt mal wieder runter! Nachher hört euch hier noch eines von den Kiddis und erzählt rum dass ich auf Kerle stehen würde! Dachte nur, er kümmert sich gut um Vater, da wollte ich ihm seinen Wunsch nicht abschlagen. Und Robin, ich bitte dich, hör auf mich wie eines deiner Opfer auf deiner Psychiatercouch anzugucken! Da gibt es nichts in meinem Hirn, dass du ausrollen könntest.“ „Ach wirklich nicht?“ beugte Robin sich, mit einem zuckersüßen Lächeln nach vorne zu Ace „Bist du dir sicher? Ein wenig komisch ist es schon, dass du so unglaublich wählerisch bei deinen Freundinnen bist, obwohl dir die schönsten Frauen der Stadt nachlaufen. Wenn ich so darüber nachdenke, wann hast du uns das letzte Mal ein Mädchen als deine Freundin vorgestellt? Wie lange ist es her? Fünf oder sechs Jahre? Ein bisschen lange für so einen Prachtburschen wie dich, findest du nicht auch?“ zwinkerte sie ihm so unschuldig tuend wie ein junges Kätzchen, in sein entsetztes Gesicht. Wir hassten es alle, wenn diese clevere Frau versuchte in uns zu lesen wie in einem Buch, aber in ihrem Fall war es sicher einfach eine Berufskrankheit und sie konnte gar nicht anders. Doch Ace geschocktes Gesicht, wie ihm die Gabel geradewegs aus dem Mund auf dem Teller fiel, war einfach zu köstlich. Shanks und ich begannen gleichzeitig zu lachen und ich schlug mir vor Freude, meinen besten Freund blamiert zu sehen, mit den Händen auf die Knie. „Ace? Marco? Hab was von meinem Boss für euch dabei.“ Kam unser Praktikant Zorro zu uns an den Tisch und hielt einen Brief in der Hand. Der grünhaarige Junge war im gleichen Alter wie unsere anderen Azubis und half von seinem Polizeichef Smoker zwei Mal die Woche hier aus. Smoker war der Nachfolger unseres Vaters als Polizeichef im hiesigen Präsidium und so hatten die beiden noch heute einen guten Draht zueinander. So stand der junge Zorro nun vor Ace und mir. Meine Hand erhob sich, um nach dem Brief zu greifen, als Ace ihn schon als Erster packte, wie einen Rettungsring, um aus diesem peinlichen Gespräch zu entkommen. „Finger weg Marco, wenn Paps nicht da ist, dann ist das nun mein Brief. Wenn ich nicht da bin, dann darfst du dich gerne um den Papierkram auf meinem Schreibtisch kümmern.“ Mit skeptisch hochgezogenen Augenbrauchen begann ich meinen großmäuligen Freund anzustarren „Ach du meinst den Papierkram, den ich neben meinem eigenen eh jeden Tag für dich mache?“ Doch unser Cowboy, wie wir ihn wegen seinem Hut nannten, ignorierte mich und riss auch schon den Brief auf. Er zog einen Zettel und eine Visitenkarte daraus hervor „Huch, was ist das denn?“ sah ich wie Ace die Visitenkarte skeptisch musterte „Jetzt gib den Wisch schon her!“ zog ich mir derweil den Brief aus seiner Hand, schob meine Lesebrille auf der Nase zurück und begann die Zeilen auf dem weißen Blatt zu studieren. Meine Augen ratterten von Zeile zu Zeile, während mein Blick immer fragender wurde. Mir war sofort klar, was Smoker uns hier mitteilen wollte. „Was steht da Marco? Würdest du uns bitte auch einweihen?“ wurde auch Shanks nun etwas neugierig, als er die Visitenkarte in Aces Hand sah. Als ich fertig war, reichte ich ihm den Brief weiter und begann zu erklären „Smoker schreibt, dass am Stadtrand ein etwas zwielichtes Etablissement eröffnet hat. Es scheint eine große Villa zu sein, in der Glücksspiel und anscheinend auch Prostitution angeboten wird. Alles im Einverständnis mit unserer Stadt, aber trotzdem nicht gerade toll für uns. Wir sollen mit unseren Jugendlichen darauf achten, dass dies nicht noch eine größere Versuchung für sie darstellt, mal wieder Scheiße zu bauen. Danke Zorro, das ist ein wichtiger Hinweis für uns.“ Angestrengt sog ich tief Luft ein, um diese wenig beruhigend einige Sekunden später wieder auszuatmen „Na großartig, ich sehe jetzt schon, wie ich einmal die Woche dort einkehre, um einen von unseren Schlitzohren dort abzuholen. Wie heißt der Laden denn?“ Plötzlich hielt mir Robin die Visitenkarte aus dem Brief vor die Nase „Red Paradise, der Name klingt ja schon nach Kriminalität.“ Ace nickte mir zu „Jepp, seh ich auch so. Zorro, du weißt doch bestimmt, ob der alte Smoker ein Auge auf den Laden hat. Weißt du sonst noch was?“ Der angesprochene zuckte fragend seine Schultern „Keine Ahnung. So wie ich den Boss kenne, wird er das, sonst hätte er mich wohl nicht mit diesem Brief zu euch geschickt.“ Shanks nickte ebenfalls „Gut so, wir sollten nun auch auf unsere kleinen Engelchen und Teufelchen verschärft ein Auge halten.“ Sprach der Älteste am Tisch und wir nickten alle mit ihm übereinstimmend in seine Richtung. Mir war jetzt schon klar, dass diese Veränderung in unserer ruhigen Stadt, sicher für einigen Tumult sorgen würde. Gerade bei den Jungs, die eh mehr Aufmerksamkeit und Ausgleich von uns brauchten sah ich nun wachsendes Potential um Blödsinn zu machen. „Naja, warten wir es erst einmal ab. Hoffen wir einfach, dass wir mit Vaters und Smokers Hilfe einfach nichts davon mitbekommen werden.“ „Seh ich genauso. Erst mal cool bleiben und sehen, wie sich alles entwickelt.“ Stimmte auch Ace mit ein, drehte sich dann zu dem Grünhaarigen „Sag deinem Boss, dem Kettenraucher, bitte Danke von uns allen. Kannst dir dann bei Sanji auch was zu essen holen und eine Pause machen.“ So tat Zorro dann auch. Er verbeugte sich vor uns zum Abschied und spazierte dann geradewegs zu unserem blonden Jungkoch, der ihn mit Mittagessen versorgte. Ace: Eine Stunde später. Langsam plätscherte das warme Wasser meinen nackten Rücken hinab, als ich bei mir zuhause, in meiner Wohnung, die ich mir mit meinem Bruder Ruffy teilte, gedankenversunken in der Dusche stand. Mein Körper stand gerade unter dem warmen Wasserstrahl, doch meine Gedanken schienen überall nur nicht hier zu sein. Die letzten Tage war so vieles passiert. Der Mann, der mir alles bedeutete, lag an einem Tropf im Krankenhaus. Ich musste auf die Hilfe von Ärzten vertrauen, anstatt selbst alles wie sonst mit meinen eigenen Händen gerade biegen zu können. Das war wirklich schlimm für mich, war ich doch immer stolz darauf gewesen, ebenso wie mein Vater es immer getan hatte, meine Familie selbst beschützen zu können. Nur am Rande hörte ich, wie das Wasser unter mir auf die Duschwanne prasselte und nahm wahr, wie die warmen Strahlen den Schaum von meiner Brust wuschen. Wieder sah ich vor meinen Augen, wie diese seltsame Visitenkarte aus dem Briefumschlag in meine Hand gefallen war. Red Paradise. Ich wollte Smoker vertrauen, dass der ehemalige Azubi meines Vaters die Gesetze der Stadt genug unter Kontrolle hatte, dass unsere Waisen nicht zu Schaden kamen. Wenigstens diese Kinder würde ich mit meiner eigenen Kraft beschützen können. Selbiges galt für meinen Bruder. Ich sollte ihm nachher noch einen Brief schreiben, bevor ich gehen würde. Normalerweise aßen wir jeden Abend zusammen und ich kümmerte mich um seine Schulaufgaben. Gut, ich war selbst nicht wirklich als Genie geboren, doch da er denselben Weg eingeschlagen hatte wie ich, konnte ich ihm zum Glück doch in der Schule eine Hilfe sein. Heute hatte ich Shanks darum gebeten, dass für mich zu übernehmen. Innerlich beschloss ich als kleine Entschuldigung morgen mit Ruffy gemeinsam etwas zu kochen und einen *Großer Bruder-Abend* mit Filmen und Konsolenspielen mit ihm zu machen. Kurz streckte ich meinen nassen Kopf aus der Dusche und suchte in dem ganzen Nebel die Uhr an der Wand. Bald müsste Dr. Trafalgar hier auftauchen. Er hatte darauf bestanden mich abzuholen, als kleines Entgegenkommen für meinen Gefallen. Bei dem Gedanken an den Arzt hielt ich mir die Duschbrause direkt in mein Gesicht, bis meine leicht gelockten Haare mir klatschnass im Nacken hingen. Ich wusste nicht genau, was ich von diesem merkwürdigen Sensei halten sollte. Der Doc sah aus wie ein verwöhnter, reicher Schnösel. Er gehörte definitiv zu der Sorte gutaussehender Männer, die mit Geld um sich werfen konnten und eigentlich mochte ich solche Menschen nicht sonderlich. Jemand, dem sein ganzes Leben lang alles in den Schoß gefallen war, würde niemals mich oder was meine Familie sich aufgebaut hatte, verstehen. Jeder Mensch brauchte eine Aufgabe, eine Bestimmung als Lebenssinn und diesen hatte Vater Newgate uns allen gegeben. Doch da gab es etwas, das mich doch einen Funken an das Gute in dem Sensei glauben ließ, wegen dem ich diesem gemeinsamen Abend zugestimmt hatte. Irgendetwas an diesem Mann hatte ich gestern gesehen, dass verletzlich und unsicher wirkte. Dessen war ich mir mit all meiner Menschenkenntnis ganz sicher. Es war der Blick, den ich kurz in seinen Augen gesehen hatte, wie er gestern im Krankenhaus meinem Blick ausgewichen war. Es war der Moment gewesen, als ich ihn damit aufziehen wollte, wie bescheuert geschwollen er sich ausdrückte. Irgendwas sagte mir, dass meine vorlaute Klappe damit einen wunden Punkt getroffen hatte. Diese Sekunden der Schwäche waren es, die dafür sorgte, dass ich ihm eine Chance lassen wollte. Außerdem hatte er versprochen sich gut um meinen Vater zu kümmern. Somit war es wohl nur anständig mich ein wenig Dankbar zu zeigen. Wie auch immer, ich hatte vor, heute einen lustigen Abend zu haben und mir ein paar kalte Biere hinter die Binde zu gießen. Der Sensei könnte also mitmachen oder es bleiben lassen, ich würde meinen Spaß haben! So stellte ich das Wasser der Dusche aus und trat hinaus in den total vernebelten Raum. Mein nasser Pony klebte mir im Gesicht. Vielleicht sollte ich doch mal langsam wieder zum Frisör. Marco hielt mir permanent vor, dass ich bald Haare so wild wie ein Neandertaler hätte. Da mir meine Dates bisher jedoch meistens genau das Gegenteil ins Ohr geflüstert hatten, hielt ich nicht sonderlich viel von den frechen Sprüchen meines besten Freundes. Frauen liebten es jedenfalls mir an meinen Haaren rumzuspielen. Stolz baute ich mich mit meiner muskulösen Brust vor dem Spiegel auf, wischte mit einem Handtuch den feuchten Beschlag von der Scheibe und musterte mich anschließend zufrieden. Vaters Training und die ständigen schweren Aufgaben tagtäglich hatten durchaus einen starken Mann aus mir gemacht. Kurz starrte ich mich selbst im Spiegel an, als würde ich etwas suchen. Es war merkwürdig, doch irgendwie konnte ich nicht wie sonst einfach zufrieden sein. Vielleicht lag es daran, dass Vater nicht da war, um für uns alle da zu sein wie sonst auch…aber irgendwie schien mir etwas zu fehlen. Ich konnte es nicht in Worte fassen, aber spürte ich bereits seit einer Weile eine Leere in mir drin. Eigentlich war ich nicht der Typ, der sich unnütz Gedanken machte, das Leben war zu kostbar, um sich dauernd die Birne zu zermartern und ich liebte es viel mehr, so gut es ging an allem meinen Spaß zu haben. Trotzdem gab es nur wenige Dinge, die mir zur Zeit wirklich Spaß machten. Vielleicht wurde ich krank? Mein Blick wanderte weiter von meiner Brust nach oben, meinen Hals entlang und über meine Sommersprossen. Wieso fühlte ich mich schon wieder so einsam? Dabei war ich alles andere als das. Ich hatte eine tolle Familie, in der jeder für den anderen einstand, einen süßen und total frechen kleinen Bruder. An Freunden fehlte es mir definitiv nicht und an Frauen, die gerne *mein Mädchen* werden wollten ebenfalls nicht. War es der Druck, dass nun das Heim auf meinen Schultern lastete? So ein Blödsinn, ich war noch nie vor einer Herausforderung davon gerannt, außerdem standen mir Marco und Shanks beide zur Seite, was sollte da schon passieren? Plötzlich wurde ich aus meinen tief versunkenen Gedanken gerissen, als es an der Türe klingelte. Fuck! Es war doch noch zu früh, war das etwa schon Dr. Trafalgar? Grummelnd griff ich neben das Waschbecken und zog ein Handtuch aus dem Schrank, dass ich mir mehr schlecht als Recht um die Hüfte wickelte. Es klingelte erneut an der Türe. „Ja! Verdammt, ich komm ja schon!“ schnell rubbelte ich mir mit einem zweiten Handtuch die Haare einigermaßen trocken, kämmte sie mit meinen Fingern nach hinten und ging Richtung Wohnungstüre. „Was denkt sich dieser aufgeblasene Snob eigentlich? Kommt `ne Ewigkeit zu früh, denkt der, nur weil er Arzt ist, kann er sich alles erlauben?“ knöterte ich weiter, wie ein schneller Griff meiner Hand die Türe öffnete, wo ich besagten Snob erwartete. Doch was ich da vor mir sah, ließ mich augenblicklich verstummen. So wie ich hier in meinem Handtuch bekleidet an der Haustüre stand, blickte ich vor mir in das Gesicht des Senseis, jedoch außer seinem Gesicht erkannte ich fast nichts an ihm wieder. Natürlich hatte ich nicht erwartet, dass Dr. Trafalgar heute Abend mit seinen Arztklamotten mit mir in eine Disko gehen würde, aber dieser Anblick überraschte mich doch sehr. Der Sensei trug eine schwarze Lederhose und ein graues Netzshirt mit einem ebenfalls grauen Tanktop darunter. An beiden Handgelenken seiner Arme befanden sich schwarze Schweißbänder und überhaupt seine Arme überraschten mich am meisten. Er war ebenfalls wie ich Tätowiert und bei weitem mehr, als ich an diesem Doc erwartet hätte. War das echt ein und dieselbe Person, die hier vor mir stand? Das war kein Snob, das war ein lässiger Typ, mit dem ich mir durchaus einen gediegenen Abend vorstellen könnte. Weiter ging mein Blick an seinem Körper nach oben, musterten noch einmal die tätowierten Herzen auf seinen Schultern, bis ich in seinem Gesicht ankam und seinen seltsamen Blick bemerkte. Was schaute der mich denn so an, wie ein hypnotisiertes Kaninchen? Und sein Gesicht…war er etwa rot? Hatte ich was falsch gemacht? Gerade als er zu realisiren schien, dass wir uns kurz genau in die Augen geschaut hatten, zog er sein Gesicht nach unten und blickte zu Boden. Eine Sekunde lang erkannte ich wieder dieselbe Schwäche von gestern. Doch nur einen kurzen Augenblick, bevor er sein Gesicht wieder erhob und mich selbstbewusst angrinste. „Schön dass Sie sich anscheinend auf unseren gemeinsamen Abend freuen, Sie scheinen noch mitten in den Vorbereitungen zu stecken.“ Deutete er mit seinem Zeigefinger auf meine nackte Brust „Hä? Sorry, aber ich hatte echt bisschen später mit Ihnen gerechnet. Aber hey, mir wird langsam etwas kalt unten rum, kommen Sie rein und pflanzen Sie sich noch eine Weile auf das Sofa.“ Bot ich ihm auf meine eigene Art meine Gastfreundschaft an. „Zu gerne, nichts liegt mir ferner, als Sie in Ihren Plänen die Sie für mich ausgearbeitet haben, durcheinander zu bringen.“ Ich ging einen Schritt zur Seite, damit der Sensei eintreten konnte und schloss die Türe. Es dauerte nicht lange, da schritt er voran und blickte sich neugierig in meinem bescheidenen Heim um. Was suchte er denn? „Hey alles okay? Sicher meine Bude ist nicht gerade ein Schloss, aber meinem Bruder und mir gefällt es echt gut hier zu leben.“ Gerade als wir im Wohnzimmer angekommen waren, drehte Dr. Trafalgar sich wieder zu mir um „Gewiss, mein Apartment ist sichtlich größer, jedoch sieht man auf den ersten Blick, dass Sie anscheinend eine schöne Zeit hier mit Ihrem Bruder haben. Es ist alles so hell und warm.“ Blickte der Doc mich mit einem freundlichen Lächeln an und, auch wenn es mich etwas wunderte, es wirkte sogar echt. Mit großen Augen blickte der Sensei sich um, sah sich die ganzen Bilder von mir und Ruffy an den Wänden an. War ihm so etwas wirklich so unbekannt? War doch ganz normal, wenn man Familie hatte. Doch wenn ich mit Dr. Trafalgar wirklich einen spaßigen Abend haben wollte, musste ich unbedingt vorher noch etwas richtig stellen. „Ace…“ sprach ich kurz und erntete dafür nur seinen fragenden Blick „Ich sagte Ace! Ich fühl mich total bescheuert, wenn ein Kerl mich Siezt, der plötzlich genauso aussieht wie ein Typ der mein Kumpel sein könnte…“ Erneut erntete ich nur einen irritierten Blick. Alter! War der Kerl von einem anderen Stern, oder warum verstand er mich nicht? Doch da hielt er mir auch schon erneut freundlich lächelnd seine Hand entgegen „Aber natürlich gerne, Ace. Dann wäre es mir ebenso lieber, wenn du heute Abend das Doktor sein lassen und mich Law nennen würdest. Ich höre durch meine gefühlten 20 Stunden Arbeitszeit pro Tag meinen Vornamen eh wirklich viel zu selten.“ Nun war ich es, der ein breites Grinsen im Gesicht trug. Der Typ war vielleicht etwas sonderbar, aber anscheinend doch echt in Ordnung. So erhob ich meine Hand und schlug fest in jene des Senseis ein „Jo, klar! Law, dann tu mir einen Gefallen und lass das geschwollene Gequatsche, wenn du heute Abend mit mir eine Biege machst. Versteh mich nicht falsch, ist ja irgendwie ganz niedlich, aber so wirkst du etwas abgedreht.“ Als Reaktion hörte ich den anderen leise lachen „Nun ja, ist das deine erste Lektion für mich heute Abend? Ich werde mein Bestes geben, jedoch kann ich nicht versprechen, dass du mich nicht noch das ein oder andere Mal zurechtweisen musst. Dieses Mundwerk ist nun mal etwas extravagant.“ Seiner letzten Bemerkung folgte ein spitzer Blick seiner eh sehr exotischen Augen. Wollte er mir damit irgendetwas sagen? „Ah, wie auch immer! Mach es dir bequem, ich zieh noch eine Runde ab ins Badezimmer. Wenn du dir was ansehen willst, tu dir keinen Zwang an, kann dir aber nicht garantieren was du in Ruffys Zimmer findest, der Junge kommt langsam in die Pubertät.“ Lachte ich amüsiert über meinen eigenen Witz. Wenn Ruffy mich gehört hätte, würde er sicher in diesem Moment versuchen mich in den Schwitzkasten zu nehmen. „Aber ich verspreche, dass wird ein Abend den du nicht so schnell vergisst, Sensei!“ „Oh, das will ich doch wirklich hoffen, Ace.“ Nickte er mir mit halb geschlossenen Augen zu, wie ein Fuchs. Er schien gerne den mysteriösen Typ zu spielen. Aber warum nicht? Irgendeine Macke brauchte schließlich jeder und diese fand ich eher lustig als störend. So ließ ich meinen Worten Taten folgen, wies Law an es sich auf der Couch bequem zu machen und machte mich selbst wieder auf ins Badezimmer. Wenn der Doktor sich so rausputzen konnte, dann sollte er mal sehen, was ich drauf hatte! Und wie ich wieder in meiner noch immer vorhandenen Nebelwolke im Bad verschwand, war mir nun schon klar, dass dieser Abend sicher unterhaltsamer werden würde, als erwartet. Fortsetzung folgt……. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)