Hundswut von Hotepneith (Der 27. Fall Lord Sesshoumarus) ================================================================================ Kapitel 11: Familie ------------------- Der Inu no Taishou betrachtete Sayos Rücken. Ja, es gab Indizien, die sie schuldig erscheinen ließen, aber er sollte auch bedenken, was wäre, wenn sie unschuldig war. Allein die Fälle, an denen sein Sohn in den letzten beiden Jahren gearbeitet hatte, waren da eine Lektion gewesen. So sollte er behutsam vorgehen, auch, wenn die Tatsache, dass ihre Großmutter zu den absoluten Interna des Hauses Zugang gehabt hatte und offenbar geplaudert hatte, erneut ein Beweis gegen Sayo war. „Angenommen, dass – und nur in diesem Fall – du von meinem Sohn schwanger werden würdest, ehe er ...ehe er zu nichts anderem mehr in der Lage ist, würdest du als meine Schwiegertochter offiziell anerkannt werden.“ Ihr tiefer Atemzug entging ihm nicht, aber natürlich, da hatte seine Gemahlin durchaus Recht, welche Frau würde schon dem höchstmöglichen Amt abgeneigt sein. Nein, nicht lügen – aber dennoch die Falle bestücken: „Aus diese Grund werde ich dir etwas erzählen, dass bislang nur in der engsten Familie bekannt ist. Du hast gewiss gehört, dass Seine Lordschaft an Tollwut erkrankt ist.“ Sie nickte nur. „So wird es dich gewiss freuen – und dir deine Opferbereitschaft in ein anderes Licht setzen – wenn ich dir sage, dass dies nicht stimmt.“ Er bemerkte, dass sie ihn anstarrte, ehe sie eilig wieder die Etikette wahrte, und fuhr ruhig fort: „In der Tat hat es ein überaus selbstmörderisch veranlagter Jemand gewagt ein Attentat auf meinen Sohn zu verüben, dessen Nachwirkungen ihn noch immer zwingen sein Zimmer zu hüten. Man hofft natürlich immer, dass er überlebt, aber....“ Sie atmete tief durch, die Hände auf dem Boden, ohne jedoch mehr aufzusehen. „So gesehen dürfte es dir eindeutig leichter fallen deinem Angebot nachzukommen.“ „Ja, danke, Herr....“ Sayo hörte selbst, dass ihre Stimme zitterte: „Aber...warum dann der Vorwand....?“ „Der Täter befindet sich hier noch im Schloss und er soll keine Ahnung haben, dass man ihm auf der Spur ist. Aber er hat einen sehr törichten Fehler begangen. Es gelang Neigi und seiner Schülerin einen Beweis an Lord Sesshoumaru zu finden. Freilich vermochte es mein Heiler nicht diesen zuzuordnen, obwohl er schon ein sehr alter und erfahrener Dämon ist, aber sein eigener Lehrer ist natürlich deutlich älter und erfahrener. Es scheint Prüfungen zu geben, anhand derer man feststellen kann, wer was in der Hand gehabt oder gar am Körper getragen hat. - Keine Sorge, Sayo. Dein Angebot wird nicht vergessen. Und, wie ich erwähnte, wenn du schwanger bist, ehe Sesshoumaru stirbt, wirst du offiziell anerkannt.“ „Dann...dann wisst Ihr bestimmt schon in wenigen Tagen, wer so...töricht war Seine Lordschaft zu attackieren?“ „Ich hoffe bereits morgen.“ Sayo bemühte sich die Bodenbretter zu fixieren, nachdem sie zuvor schon solch einen Fauxpas begangen hatte. „Ja, dann wohl ein...sehr törichter Fehler...Neigi ist ein sehr fähiger Heiler...“ „In der Tat. Aber selbst seine Künste werden den Schuldigen nicht retten können.“ In der Stimme des Fürsten lag jähe Kälte: „Ich bin überzeugt, dass noch niemand so grausam starb wie dieser Attentäter.“ Sanfter fügte er hinzu: „Ich werde Lord Sesshoumaru von deinem Angebot in Kenntnis setzen. Danach...nun, es wird wohl Morgen werden, ehe du gerufen wirst. Mach dich also hübsch...hübscher als jetzt.“ „Ja, Herr.“ Zum ersten Mal war sie froh nicht mehr sagen zu müssen. Diese Lage war...neu, machte sie fast panisch, aber sie hoffte, dass der Herr der Hunde das nicht so mitbekam. „Danke....“ „Dann darfst du gehen, aber halte dich ab der Morgendämmerung zur Verfügung.“ „Ja, Herr.“ Der Hundefürst sah ihr ein wenig nachdenklich nach, ehe er sich erhob und nur kurz die Anweisung gab alle weiteren Audienzen abzusetzen. Danach begab er sich in den Privattrakt, zufrieden, dass nun gleich vier Krieger dort standen. Zwei als Wachen, zwei als Boten. So sah er zu den beiden Letzteren: „Der Plan läuft. Informiert den Hauptmann und ebenso unsere...Gäste.“ Die zwei Hundekrieger waren verschwunden noch ehe der Herr durch die hastig vor ihm beiseite gerissene Tür trat. Was auch immer im Schloss ablief – irgendetwas war mit dem Sohn des Hauses geschehen und der Inu no Taishou war mehr als erbost. Niemand wollte sich einen Fehler leisten, zumal noch immer einer ihrer Kameraden im Kerker saß. Andererseits war Tadashi sehr zufrieden mit der Möglichkeit einer Beförderung und hatte den Herrn über alles gelobt. Wenn es ging wollte jeder befördert werden und nicht in Ketten enden. Die Hundedame verneigte sich als der Fürst eintrat, aber er hatte nur Augen für seinen Jungen, da es diesem zum ersten Mal gelang den Kopf etwas zur Tür zu wenden. Und Sesshoumaru ein wenig die Hand hob. Es wurde besser. Neigi hatte es geschafft, da war er nun sicher. Erleichtert ließ er sich nieder und berichtete seiner Familie: „Ich habe die Falle gestellt. Sollte Sayo nur baden und in ihrem Zimmer bleiben, gut, umso besser für sie. Geht sie allerdings in Neigis Räume und beginnt diese zu durchsuchen wird es schlecht für sie enden.“ „Vergebt meine Neugier, mein Gebieter,“ meinte die Fürstin vorsichtig: „Aber Sayo ist eine Hundedämonin. Sollte sie Eure Krieger nicht wittern?“ „Sie würde eine Falle bemerken, ja, falls ich so töricht wäre Hundekrieger dort sich verstecken zu lassen.“ Irrte er sich oder huschte etwas wie ein Lächeln um Sesshoumarus Mund? Wusste der, welche Vollstrecker er im Sinn hatte? Auf jeden Fall ging es seinem Sohn besser. Mit seinen Selbstheilungsfähigkeiten mochte der schon in wenigen Tagen wieder ganz der Alte sein. Das würde er selbst Neigi nie zurückzahlen können.... „Ich wollte Euch selbstverständlich nicht kritisieren. Ihr seid der Fürst und ein erfahrener Heerführer.“ Zum dritten Mal an einem Tag zurechtgewiesen zu werden war ihr auch schon lange nicht mehr widerfahren. Aber vermutlich zeigte das nur wie beunruhigt nicht nur sie war. Sie sollte zusehen, dass sie die Gunst des Herrn aller Hunde deutlich wieder erlangte, sobald ihr Einziger auf dem Weg der Besserung war. Diese Miyoko... „Ich bin Euch natürlich keine Rechenschaft schuldig, aber Euer Hinweis war durchdacht. - Ich ließ zwei Baumgeister kommen, Hirten der Bäume, wie sie Bokuseno nennt. Holz fällt in einer hölzernen Hütte nicht auf. Und sie beherrschen eine sehr gute Tarnung.“ Und eine recht eigene Form der Magie. Dagegen konnte kaum ein gewöhnlicher Dämon etwas ausrichten. Immerhin hatte er ihren Hinweis als nützlich eingestuft, dachte die Fürstin, als sie bemerkte, dass sich ihr Sohn bewegte und eilig zu diesem blickte. Ach, was war das schön, wenn Mutter mal....Moment. Baumgeister? Sesshoumaru entsann sich des alten Bokusenos und dessen endloser Vorträge über magische Lebewesen, ja. Und wahrlich, für eine Magnolie war der viel zu redselig. Aber der konnte sich doch nicht bewegen? Dann jedoch erinnerte er sich: Hirten der Bäume waren Baumgeister, deren es nur wenige mehr gab. Sie wirkten ein wenig wie Bäume, waren aber in der Lage zu gehen. Sehr seltene Wesen und er war neugierig....interessiert, wie es der Herr der westlichen Länder vermochte zwei davon so rasch zu sich zu holen, noch dazu, damit sie eine Falle stellten. Er stellte plötzlich fest, dass es ihm gelungen war seinen Kopf vollständig beiseite zu drehen, den Fürsten direkt anzusehen, dessen Blick zu begegnen. Das war natürlich unhöflich, aber...aber: „Vater....“ Er konnte es aussprechen, dachte er mit unendlicher Erleichterung, die seine beiden Eltern einmütig teilten – auch, wenn es die Fürstin passender gefunden hätte als erstes erwähnt zu werden. „Mein Junge?“ Der Inu no Taishou ließ sich nieder und ergriff die Hand seines Sprösslings. Nichts zeigte seine Erleichterung nach außen so sehr wie diese Handlung. „Wie...die Hirten..?“ Es ging mühsam, aber er konnte reden. Er war wirklich selig in diesem Moment. „Wie ich sie herbekam? Nun, du erinnerst dich an die beiden Bäume rechts und links, gute fünfhundert Schritte zwischen dem Schloss und dem Wald. Sie bilden eine erste Verteidigungslinie, falls jemand so unbedarft sein sollte uns anzugreifen. Sie stehen seit Jahrhunderten dort. - Möchtest du das Urteil über Sayo sprechen, sollte es notwendig sein?“ Sesshoumaru schüttelte etwas den Kopf. Nein. Ihm fiel schlicht und ergreifend nichts ein wie er sich diese unsäglichen letzten Stunden bezahlen lassen sollte. Er würde sie vermutlich mit eigener Hand töten, zu schnell.....Überdies müsste er sich für ein Urteil in der Öffentlichkeit sehen lassen – und das erschien ihm noch zu weit in der Zukunft. Obendrein war Vater stets sehr einfallsreich bei Strafen, wie er aus leidvoller Erfahrung ja selbst wusste. „Gut.“ Der Herr der Hunde erhob sich: „Ich werde abwarten was sich tut.“ Als Mutter und Sohn unter sich waren, musterte die Dame den Kranken: „Diese törichte Sayo scheint in der Tat angenommen zu haben bei dir Chancen zu haben und war zornig über ihre Zurückweisung. Falls unser Herr und Fürst Recht hat. Aber das vermute ich doch sehr. Solch ein Unsinn könnte nicht passieren, wenn du bereits mindestens eine oder zwei Ehefrauen besitzt. Du solltest dir wirklich langsam welche zulegen. Am Besten natürlich eine Fürstentochter oder eine andere Hundedame von Stand, dann würden solche Träume rasch ein Ende finden.“ Jetzt sollte sie nur noch wörtlich sagen, er sei selbst schuld an dem Zwischenfall, da er noch unverheiratet war.... Vielleicht sollte er wirklich das erste Mädchen heiraten, das er sah, schon um sie zu ärgern, denn das würde garantiert Sakura sein. Und trotz allem Bedürfnis nach einem Enkel, oder eher, dem Fortbestehen der Blutlinie, würde sie nie eine menschliche Schwiegertochter auch nur in Betracht ziehen, von einem Halbblut als Enkel ganz zu schweigen. Hoffentlich kam Vater bald zurück... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)