Hundswut von Hotepneith (Der 27. Fall Lord Sesshoumarus) ================================================================================ Kapitel 6: Ein schwieriges Gespräch ----------------------------------- Sakura meinte einen Herzanfall zu bekommen – aber so gnädig war wohl ihr Schicksal nicht. Sie war dem Erbprinzen zu nahe, oh, viel zu nahe, getreten, vor allem durch Ungeschicklichkeit, und das einzig Verwunderliche war, dass sie noch nicht in allen vier Ecken des Raumes gleichzeitig lag. Das konnte jedoch jeden Moment erfolgen. Der Blick Seiner Lordschaft war starr auf sie gerichtet und ehe sie den ihren abwandte, den Kopf eilig in Todesangst neigte, registrierte sie noch irgendeine Veränderung in seinen Augen. Sesshoumaru hatte tatsächlich einen Augenblick benötigt um sich von dem im wahrsten Sinne des Wortes kalten Schrecken zu erholen. Er konnte seinen Mordgedanken jedoch keinen Ausdruck verleihen, sein Körper war nach wie vor gelähmt. Allerdings hatte der Schock bewirkt, dass er nun etwas sehen konnte, die Augen öffnen konnte. Das war ein eindeutiger Forstschritt in seiner vertrackten Lage, auch, wenn er sich sicher nicht wünschte, dass ihm öfter dergleichen widerfuhr. Reden vermochte er immer noch nicht, selbst der klägliche Versuch war ihm verwehrt. Aber als er probeweise die Lider schloss konnte er sie erneut öffnen. Allerdings war es ihm auch unmöglich nach rechts oder links zu blicken, nur starr geradeaus – aber er konnte immerhin blinzeln. Hatte er je geglaubt, dass er mit so etwas schon fast zufrieden war? Es war ein Schritt in die richtige Richtung... Sakura war, soweit er erkannte, mehr als verlegen und in Angst. Nun gut. Gewöhnlich wäre sie auch bereits tot. Aber jetzt – womöglich war sie klug genug um mitzubekommen was los war. Und, dass er keineswegs an Tollwut litt, sondern einem Attentat zum Opfer gefallen war, ja, sein Mörder hier im Schloss herumlief? Nur, wie könnte er ihr klar machen, dass er ihr etwas mitteilen wollte? Sie war loyal zu ihm, vollkommen loyal, das hatte er in den letzten Stunden mitbekommen, in denen sie stets Rücksicht auf seinen Stolz genommen hatte, aber...wie klug war sie ohne seine Anleitung in Wahrheit? Sie war ja nur ein Menschenmädchen. Sakura wagte nicht aufzuatmen, als sie irgendwie erneut hervorbrachte: „Ich...ich bitte für meine Ungeschicklichkeit um Vergebung, Lord Sesshoumaru...“ Dann bemerkte sie allerdings, dass er sich nicht bewegte. Hatte sie sich doch nur im Schreck seinen Blick eingebildet? Vorsichtig sah sie ihm ins Gesicht – was mehr als ungehörig war, eigentlich die nächste Strafe nach sich ziehen sollte. Aber er starrte sie noch immer an, bewegte sonst aber keinen Muskel Das kannte sie so nicht....nun gut, sie hatte bereits mit Kriegern zu tun gehabt, auch mit Bauern, die durch Waffen oder Unglücksfälle ganz oder teilweise gelähmt waren....Moment. Es gab einen Weg das herauszufinden. Der war freilich riskant, aber was konnte schon mehr passieren als dass sie ihr sowieso bereits verwirktes Leben wirklich verlor? So blickte sie ihm in die Augen: „Ihr seid wach, Lord Sesshoumaru? Versteht Ihr mich?“ Er schloss die Lider für einen Moment. Sakura atmete erleichtert durch, zu froh, dass er bei Bewusstsein war, um an weitere Konsequenzen für sich und ihren Fehler zu denken. „Oh, das ist schön. - Wenn Ihr einmal Eure Augen schließt, ist das ein Ja? Und zwei Mal ein Nein....geht das?“ Er bestätigte. Sie war wirklich glücklich, dass er nicht bewusstlos war. Menschenmädchen konnten treu sein. „Habt Ihr Schmerzen? Nein? - Aber Ihr könnt Euch nicht bewegen. - Ich hoffe jedenfalls, da Ihr nun wach seid, dass Ihr so mächtig seid auch der Tollwut zu widerstehen.“ Sakura bemerkte irritiert, dass er mehrfach blinzelte: „Kein Ja, kein Nein...Etwas anderes, Lord Sesshoumaru? Aber was....Ich irre mich? Aber...vergebt. Ihr könnt nur mit ja oder nein antworten. Ihr meint, Ihr habt keine Tollwut?“ Sie verstand es! Mit gewisser Erleichterung bestätigte er. „Äh....vergebt, aber der edle Fürst fand vier tote Dämonen im Wald, die wohl Ihr getötet habt, einer davon war tollwütig.“ Er blinzelte erneut öfter. Anscheinend wusste sie dann, dass da was anderes kam, das man weder mit Nein noch mit Ja beantworten konnte. Doch, für einen Menschen war sie intelligent Das wünschte sich Sakura, als sie weiter riet: „Ich hoffe, ich verstehe richtig, Lord Sesshoumaru... Ihr konntet bei dem Kampf auch keine Erkrankung wahrnehmen?“ Er bestätigte wieder. Wie sollte er ihr nur klar machen, dass es ein Mordanschlag gewesen war? Jetzt guckte sie ihn nicht mal mehr an. Wie sollte er sich verständlich machen? Sakura dachte hastig nach, versuchte die Indizien zu sammeln, ehe sie es erneut wagte in die so emotionslosen Dämonenaugen zu blicken – etwas, das man bei jedem dieser Art vermeiden sollte, wollte man nicht sterben, bei diesem hier aber besonders: „Es war ein Rudel Streuner, das stimmt doch? - Ja. - Aber dieses Rudel wäre Euer Lordschaft nie gefährlich geworden. Also passierte noch etwas anderes?“ Mit gewisser Erleichterung bestätigte er. Sie atmete tief durch: „Es....es war ein Scheinangriff? Ja? Aber der tollwütige Dämon? Gleich. Ich muss das meinem verehrten Lehrer und auch Euren mächtigen Eltern mitteilen lassen.“ Sakura wollte sich bereits erheben, als sie bemerkte, dass ihr Patient fast hektisch blinzelte. Da war etwas anderes, Wichtigeres passiert, so gut kannte sie ihn. Für seine Verhältnisse wirkte er emotional. So ließ sie sich wieder nieder: „Ihr wollt nicht, dass ich Eure Eltern informieren lasse? Aber warum? Verzeiht...eine dumme Frage. Auch meinen Lehrer nicht? Er ist der beste Heiler....und wenn er weiß, dass es sich nicht um Tollwut handeln, kann er weiter suchen....“ Er starrte sie an. Frag weiter, du törichtes Ding. Immerhin hatte sie mitbekommen, dass er noch etwas dazu sagen wollte – und ganz sicher nicht damit einverstanden war, dass im ganzen Schloss bekannt wurde, dass er wach war. Wie sein Mörder darauf reagieren würde konnte er sich unschwer vorstellen. Da bot auch die Heilerschülerin nicht den mindesten Schutz. Und seine Eltern waren weit. Sakura atmete erneut tief durch. Da war etwas geschehen. Seine Lordschaft konnte nicht reden, war gelähmt, aber er konnte sich verständlich machen., ja, war bei klarem Bewusstsein. Bevor sie etwas unternahm, sollte sie mit ihm reden, alles erfahren – das würde sie zwar kaum vor dem Zorn seiner Eltern schützen, falls er doch...falls ihm etwas zustieß, aber wenn er sich erholte und sie hätte gegen seine Anweisung gehandelt... Schön. Sie saß mal wieder in der Zwickmühle. „Lasst mich bitte einen Augenblick nachdenken, Lord Sesshoumaru,“ bat sie: „Das ist....eine ungewohnte Lage für mich....für Euch natürlich auch...“ Als ob ihm etwas anderes übrig blieb. Nun ja, sie wollte wohl höflich sein, gab er zu, und unterdrückte mühsam seinen aufsteigenden Zorn. Sie blickte wieder in seine Augen: „Ich fasse zusammen, bitte, bejaht oder verneint. Ihr wart heute morgen wie immer bei Eurer Meditation? - Ja. - Auf dem Rückweg kamen Euch die Fremden in die Quere, ja, griffen Euch an. Ihr wehrtet Euch und tötete dabei...vier der Dämonen? - Nein? Äh...nur drei? - Ja. - Dann geschah etwas anderes? - Ja. - Bis dahin habt Ihr keine Witterung oder einen anderen Eindruck von Tollwut erhalten? - Ja. - Lord Sesshoumaru, ich MUSS das meinem verehrten Lehrer sagen. Wenn es keine Tollwut ist, dann gibt es womöglich eine Möglichkeit Euer Lordschaft zu helfen...ich meine, Euch zu helfen Euch zu heilen. - Nein? - Oder wollt Ihr nur nicht, dass es jemand anderer erfährt?“ durchfuhr es sie plötzlich. Wände in einem Schloss hatten oft genug Ohren. Sie dachte mit. Erleichtert bejahte er. „Diese Streuner griffen Euch nur zum Schein an – und jemand anderer richtig? - Von hinten? Ja? - Natürlich. Jemand, der es notwendig hat einen Scheinangriff zu planen, wollte sich nicht mit Eurer Lordschaft anlegen...oh, verzeiht. Meine eigene Meinung ist unbedeutend.“ Nun ja, aber immerhin eine realistische Einschätzung seiner eigenen Fähigkeiten. Weiter, frag weiter! „Ihr wurdet angegriffen...und verletzt?“ Sie konnte nur raten, aber da er mehrfach blinzelte: „Ihr könnt Euch nicht genau erinnern? - Oh. - Ihr habt folglich den eigentlichen Attentäter nicht erkannt? - Nein. Mann oder Frau, auch nicht? - Aber, Lord Sesshoumaru, warum glaubt Ihr dann, dass es der Attentäter erfahren könnte, dass Ihr wach seid, wenn Ihr nicht wisst, wer...“ Sie starrte ihn an. Immerhin fiel ihr auf, wenn sie daneben lag. Irgendetwas hatte sie wohl doch gelernt in den vergangenen zwei Jahren. Unwillkürlich blickte Sakura zur Tür, ehe sie sich erneut ihrem Patienten zuwandte und leiser meinte: „Ihr...ich habe Euer Lordschaft kurz allein gelassen als ich Wasser holte. War der Attentäter etwa hier?“ Er bestätigte, zugegeben etwas erleichtert, dass sie begriff. „Und darum...hier kann niemand zuhören, die Wache draußen vor dem Trakt auch nicht. Darum wünscht Ihr zu warten, bis mein Lehrer hierher kommt? Damit ich ihm hier Bericht erstatte? Und...Ihr hier nicht allein bleibt....“ Er zögerte zu bejahen. Dieser letzte Satz war eine Unterstellung! Aber es stimmte irgendwo. Ja, bedeutete er. „Der edle Fürst und seine Gemahlin werden den Namen des Auftraggebers sicher erfahren. Dann können sie ihn hier im Schloss auch festsetzen lassen.“ Ein wenig verwundert sah sie ihn verneinen, ehe sie begriff: „Ihr glaubt, dass der Attentäter vorsichtig genug war den Streunern seinen Namen nicht zu verraten? Nun ja, das wäre vernünftig, aus seiner Sicht.“ Ein Anschlag auf einen Erbprinzen bedeutete stets ein extrem großes Risiko sollte man gefasst werden. Und da war auch die offenbar falsche Spur mit der Tollwut...ja, da war jemand vorsichtig, wollte Lord Sesshoumarus Tod selbst überleben. „Aber Ihr wollt ihn auch selbst überführen?“ Ja, so konnte man das nennen. „Äh...für die Behandlung wäre es wichtig zu erfahren wo Euer Lordschaft verletzt wurde. Von hinterrücks, ja? Also kaum unterhalb der Hüfte. - Oberhalb der Brust?“ Sie wandte den Kopf, da die Tür geöffnet wurde und ihr Lehrer eintrat. Sesshoumaru war erleichtert, dass der alte Heiler nicht soviel Zeit mit dem Bücherstudium verbracht hatte, wie er schon befürchtet hatte, immerhin war Neigi mehr als sorgfältig. Jetzt konnte ihm Sakura berichten und dann...ja, dann würde Neigi etwas einfallen und er selbst sich den Verrückten schnappen, der ihn in diese unsägliche Lage gebracht hatte. Er war wieder optimistisch gestimmt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)