Hundswut von Hotepneith (Der 27. Fall Lord Sesshoumarus) ================================================================================ Kapitel 3: Diagnose: Mord ------------------------- Sesshoumaru hörte, dass auch Neigi ging und sich Sakura erhob. Er vernahm das leise Rascheln ihres Kimonos, wie schon sicher hunderte Male, und wusste, dass sie sich zuvorkommend verneigte. Ihr schwarzes Haar würde dabei nach vorn fallen. Sie blieb höflich, obwohl sie doch annehmen musste, dass er nichts mitbekam. „Ich beeile mich, Lord Sesshoumaru,“ versprach sie und ging. Der junge Hundedämon blieb hilflos und allein zurück, mit Gedanken, die mehr als schwarz waren. Wenn Neigi Recht hatte, würde er in den nächsten Stunden oder gar Tagen durch diese fortschreitende Lähmung irgendwann ersticken. Und das, ohne auch nur ein Wort sagen, einen Finger rühren zu können. Was für ein beschämender Tod. Im Kampf zu fallen wäre zwar auch unangenehm aber würde doch wenigstens seine Eltern stolz auf ihm machen. Aber so würdelos...Tollwut! Falls er das hier gegen jedes Erwarten überlebte, würde er nie wieder in einem Kampf jemandem erlauben ihm näher als eine Schwertlänge zu kommen, zumal, wenn es sich um ein Mitglied einer Hundefamilie handelte. Klauenangriffe wirkten auch aus Entfernung. Mutter würde auch kommen, dachte er dann. Womöglich fiel ihr etwas ein um ihm zu helfen. Seine Eltern waren doch beide so mächtig..... Vielleicht sollte er etwas mit Gewalt probieren? Er spannte seine Muskeln an, um die Lähmung, diese eiserne Umschlingung seines gesamten Körpers zu sprengen – aber ihm wurde bewusst, dass dieser Befehl nie in den Armen oder Beinen ankam. Er war wirklich absolut hilflos und allein in diesem Raum, allein in seinem eigenen, schmerzenden, Kopf gefangen. Und zu allem Überfluss begann seine Haut jetzt überall zu jucken... Tadashi hatte unterdessen all seinen Mut zusammennehmen müssen, um dem Herrn der Hunde auf dem Weg in den Wald unter vier Augen Bericht zu erstatten. Dieser hatte seine Kameraden bereits vorausgesandt, um nach Spuren zu suchen, während Tadashi ihm zeigen sollte, wo er den Prinzen gefunden hatte – und wie. Das stellte sich als nicht so einfach für den jungen Hundekrieger heraus. Neben einem Dämonenfürsten zu gehen, wenn auch einen Schritt zurück, der seine Energie deutlich offener zeigte als sonst, was seinen Zorn verriet... Er endete damit, dass er seine Kameraden zum Fürsten und um Neigi geschickt habe, dann wäre er am liebsten niedergekniet und hätte das Urteil abgewartet, aber der Inu no Taishou schritt weiter, offenbar sorgfältig nach der Fährte seine Sohnes witternd. Endlich sagte Herr der Hunde: „Du wirst dich bei Heerführer Kaito melden. Er soll überprüfen, ob du in das Sonderprogramm aufgenommen werden kannst.“ „Heerführer Kaito?“ wiederholte Tadashi so verblüfft, dass er gegen eine höfische Grundregel verstieß. Der Heerführer, nach dem Herrn natürlich, prüfte Krieger, die besonders auffielen, ob sie als Hauptleute in Frage kamen. Diese bekamen dann eine zusätzliche, gesonderte Ausbildung. Aber dafür musste man doch länger hier sein, Jahre gute Leistungen gebracht haben: „Ich...ich bitte um Verzeihung, wenn ich Euch daran erinnere, dass ich erst drei Monate hier bin...in Ausbildung.“ Vermutlich nahm der Herr an, er sei schon länger hier, der konnte sich kaum alle Personen merken. Der Hundefürst blieb stehen und wandte den Kopf: „Zweifelst du an meiner Entscheidung?“ Das zu bejahen wäre fatal gewesen. „Ich gehorche, Herr,“ beteuerte Tadashi eilig mit gesenktem Haupt: „Vielen Dank für die Ehre.“ Jetzt stand er vermutlich als der Trottel aus der Provinz da. „Komm. - Du hast in einer nie zuvor erlebten Lage Übersicht und Mut bewiesen.“ „Danke, Herr.“ Ein Befehl musste nicht erläutert werden, aber auch, wenn Tadashi nicht wusste, was er so Besonderes gemacht hatte, so war er doch geschmeichelt. Und freute sich durchaus in noch recht jugendlicher Weise, dass die Vorhersagen seiner Kameraden so falsch gewesen waren. als diese ihm berichtet hatten der Fürst wolle ihn sprechen. Jemand rief nach dem Inu no Taishou und dieser wurde so schnell, dass sein Begleiter kaum hinterherkam. Als Tadashi mit einigen Sekunden Verzögerung auf der Lichtung eintraf, betrachtete er die Szene. Drei Füchse und ein Wolf, bewaffnet, aber tot, Kampfspuren in einem fast vollständigen Areal um sie. Die anderen Hundekrieger schwiegen, sicher, dass der Herr die Witterung ebenso in der Nase hatte. Lord Sesshoumaru war hier gewesen und hatte wohl diese Vier getötet. Aber auch noch andere dieser jämmerlichen Streuner waren anwesend gewesen. Das Schlimmste allerdings, was die Gerüche brachten, war, dass einer der zerteilten Füchse eine alarmierende Witterung nach Krankheit mit sich trug. „Tollwut,“ dachte der Herr der Hunde besorgt. Das wäre ein mehr als eigenartiger Zufall, wenn sich eine törichte Gruppe solcher herrenloser Streuner nicht nur in den Westen wagte, sondern auch noch so nahe an sein Schloss. Sie wussten doch, was ihnen blühte. Und dann auch noch mit jemandem mit dieser Krankheit genau Sesshoumaru in die Quere zu kommen....Nein, das war eine Falle für seinen Sohn gewesen, ganz sicher. Irgendjemand hatte diese Bande beauftragt. „Verbrennt die Toten. Zwei kommen sofort mit mir, Tadashi, du auch.“ Die Ermordung des Erben bot für Feinde durchaus gewisse Vorteile: das Ziel war einfacher zu treffen als der Fürst selbst, dieser wurde womöglich unaufmerksam und das Spiel um die Macht wurde neu begonnen. Er würde Schloss und Heer in Alarmbereitschaft versetzen. Und diese Streuner würde er selbst suchen. Womöglich wusste einer von denen, wer sie angeheuert hatte. Bei dieser Jagd, so war er sicher, würde er Hilfe bekommen. Sesshoumaru hörte, wie jemand eilig den Gang zu seinem Zimmer herabkam. Nicht Sakura, deren Schritt kannte er nur zu gut. Ach, war das lästig, nicht sehen, nicht wittern zu können....Von dem, sich nicht bewegen zu können mal ganz zu schweigen. Jemand kam herein, und der regungslose Patient vernahm das schwere Atmen. Mann oder Frau? Offensichtlich ein Dämon. Und zwar jemand, der sich nicht verneigte. Die Tür wurde geschlossen und derjenige kam näher und näher. Sesshoumaru spürte, wie ihn ein kalter Schauder überlief. Der Atem ging so rasch, dass der Besucher aufgeregt sein musste. Mann oder Frau? Warum sagte derjenige nichts? Was wollte er hier – von ihm? Etwas klirrte leise – Waffen oder Schmuck - als sich die Person neben ihm niederließ, seine Hand nahm, dann seinen Kopf rüttelte, was die dumpfen Schmerzen nur steigerte. „Das ist eine nette Überraschung,“ flüsterte sie dann, offenbar bemüht undeutlich: „Der wichtige, ach so mächtige, Sesshoumaru bewusstlos...Ich werde dir etwas verraten: ich bin schuld an deinem Tod. Ich habe dich und deinen verdammten Hochmut besiegt. Wer ich bin? Darüber kannst du in der Hölle nachdenken. - Ja, ich habe dir im Wald auflauern lassen und ich möchte wetten, sie wissen inzwischen bereits, dass einer der Füchse Tollwut hatte. Wie...bedauerlich, dass der gute Neigi dich nun daraufhin behandelt, nicht wahr? Nur du und ich wissen, dass das nicht stimmt...ach, du kannst mir ja nicht antworten...Aber man sagt, Tote erinnern sich an das, was kurz zuvor passierte. Also, denk darüber nach, in alle Ewigkeit, wer dich besiegt hat.“ Sesshoumaru spürte, wie sein Herz in der jähen Erkenntnis schneller schlug. Das da war sein Mörder. Durch das Flüstern und die Aufregung wusste er nicht, ob Mann oder Frau, aber das war letztlich auch gleich. Er lag hier, vollkommen hilflos, und der Andere wollte ihn umbringen. Wo blieb nur Sakura? Sicher, gegen einen Dämon konnte sie nichts ausrichten, aber sie könnte doch schreien, Wachen holen...irgendetwas tun! Der Unbekannte erhob sich: „Ich wünschte mir nur, du arroganter Mistkerl wärst wach und würdest deine Demütigung miterleben...Nun, man darf nicht zu viel erwarten. - Frohes Sterben, Euer Lordschaft.“ Der Besuch verschwand. Sesshoumaru wagte kaum aufzuatmen. Jemand wollte ihn tot sehen und hatte es fast geschafft. Aber wie? Dann war es keine Tollwut? Hatte der Angriff durch die Füchse und deren Freunde genau das suggerieren sollen? Das sollte ihn erleichtern, aber … Sein Mörder oder seine Mörderin lief dort draußen frei herum. Und wenigstens das wollte er noch vor seinem lächerlichen Ende schaffen: dafür sorgen, dass der oder die das ebenfalls nicht überlebte. Nur, wie? Und warum wollte ihn überhaupt jemand tot sehen? Vater müsste doch da eher das Ziel sein, wie bei dieser bizarren Verschwörung vor einiger Zeit. Er musste sachlich nachdenken, dann kam er schon auf den Mörder. Nur, wie sollte er sich dann verständlich machen? Ruhig, mahnte er sich. Vielleicht fiel Neigi endlich etwas Brauchbares ein, vielleicht kam Mutter und kannte die Lösung, bemerkte womöglich, dass es eben nicht Tollwut war....Es konnte viel geschehen. Erst einmal sollte er trotz der Kopfschmerzen möglichst mit kühler Logik daran gehen, nachdenken, was genau bei diesem ominösen Kampf im Wald geschehen war, ehe er bewusstlos wurde, nun, ehe er für einen Moment seine Umgebung vergaß. Einen kleinen Moment, natürlich nur. WIE war der Mord an ihm geschehen, eher, eingeleitet worden? Etwas war plötzlich hinter ihm gewesen, das wusste er noch. Etwas oder eher anscheinend jemand. Und dann? Sein Nacken...War da nicht auch etwas wie Magie gewesen? Aber Neigi hatte keine Verletzung entdeckt... Wo blieb Sakura? Vater, Mutter.... Er brauchte jemanden bei sich, ehe der ominöse Unbekannte zurückkehrte und doch noch direkt Vollzug seines Planes wollte. Und er musste einen Weg finden nicht nur die Tat selbst aufzuklären sondern auch das noch jemandem mitzuteilen. Das Ganze in seinem jämmerlichen Zustand. Unmöglich. Nein, nichts war unmöglich, was noch in der Zukunft lag. Vater hatte doch Recht: er durfte nicht aufgeben. Er sollte ruhig überlegen und die Fakten sammeln. WIE war die Tat geschehen? Und WIE war es jemandem gelungen hier und jetzt bis zu ihm vorzudringen? Es sollten doch Wachen vor dem Privattrakt stehen? Wenn doch nur dieser Juckreiz aufhören würde.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)