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Ich steh auf deine Mütze!

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Ich steh auf deine Mütze! (ohne Adult)

Hallo zu meiner nächsten Adventsstory. ^^

Vielleicht haben einige von euch eine Geschichte von Leon und Aaron erwartet. Falls ja, dann muss ich euch diesen Sonntag leider enttäuschen. Leon und Aaron liegen noch auf meinem 'Bitte bearbeiten Stapel'. Aber bis nächsten Sonntag ist sie fertig. Versprochen.

Was soll ich jetzt zu der heutigen Story groß sagen? Eigentlich nicht sehr viel, außer, dass sie mir letzte Woche ganz spontan in den Sinn kam, nachdem ich während einem Besuch bei Freunden diesen leckeren, knackigen, jungen Japaner im Fernseher erblickt hatte, und wumms! Eine alte Leidenschaft wurde bei mir wieder wachgekitzelt. xD

Mein Kopfkino sprühte Funken und eins führte dabei bei mir zum anderen, und da wären wir.

Der schnuckelig-süße Japaner wurde das imaginäre Vorbild für diese Story, und das Öl, das mein Schreibfeuer gebraucht hat. XD
 

Leider notwendig zu erwähnen: Alle Rechte meiner Texte liegen allein bei mir. Meine Texte, mein Eigentum. Unerlaubte Veröffentlichungen, auch nur auszugsweise, auf anderen Plattformen oder Onlineshops sind verboten, und das mache ich Text-Dieben auch rechtlich begreiflich, falls es sein muss.

Also? Klauen is nicht. Und wie ich kürzlich erfahren habe, haben meine lieben Leser ihre Augen überall und berichten mir jeden dreisten Text-Diebstahl.

Auch ich werde in Zukunft besser aufpassen und genauer hinsehen, was einem auf digitalem Wege angeboten wird.
 

In diesem Sinne wünsche ich euch trotzdem viel Spaß beim Lesen.

Eure Fara
 


 

Ich steh auf deine Mütze! (ohne Adult)
 

Schwitzende, heiße Körper. Rotes Licht, was diese in ein warmes Schimmern taucht. Vibrierende Töne, die alle um mich herum im gleichen Takt zucken lassen.

Ich hebe die Arme, schaue nach oben, genau in die Scheinwerfer hinein. Mein Tanzpartner imitiert diese Geste, streicht mit seinen feingliedrigen Händen an meinen Armen entlang nach oben, und verschränkt seine Finger mit meinen. Ich schaue die verschlungenen Fingerglieder an, die sich im rot-flackernden Licht abheben. Ein heißes Prickeln entsteht an den Stellen, wo sie sich berühren. Das Prickeln rinnt an meinen Armen hinab, erreicht die Wirbelsäule und schlägt dann wie eine Bombe in meinem flatternden Herzmuskel ein. Eine leise Stimme warnt mich vor diesem Prickeln, doch ich überhöre sie. Und wenn ich in das Gesicht blicke, das zu den Fingern gehört, die diese Gefühle in mir auslösen, dann verstummt die innere Stimme, als hätte es sie niemals gegeben.

Dunkle Mandelaugen strahlen mich voller Verlangen an. Eine rosige Zungenspitze stiehlt sich durch zwei volle und wunderschön geschwungene Lippen, bewegt sich von rechts nach links, und verschwindet wieder in ihrem feuchten Reich. Wie im Zwang beuge ich mich vor, berühre die Lippen mit meinen und schicke meine Zunge auf die Suche nach der anderen. Der Körper vor mir erzittert leicht und presst sich an mich. Zart und hart zugleich reibt er an mir. Ich fliege davon. Zusammen mit ihm.

Wie konnte es nur dazu kommen? Nie im Leben hätte ich gedacht, dass solch intensive Gefühle in einem einzelnen Körper platz haben können. So unerwartet und unvermittelt sie mich heute Abend getroffen haben, bin ich so unvorbereitet von ihnen überrumpelt worden, dass ich keine Zeit zum Nachdenken hatte. Ich habe gehandelt, bevor es eventuell zu spät gewesen sein könnte, und wir uns vielleicht nie wieder begegnet wären, nachdem er mich wiedergefunden hatte.

Unsere Lippen trennen sich. Allein unsere Stirn berührt sich noch, und unsere Blicke verschmelzen miteinander. Die Arme noch immer hoch erhoben, stehen wir auf der Tanzfläche und sind in einer ganz anderen Welt versunken. Unserer Welt.
 

***
 

Der Abend hatte begonnen wie jeder andere Abend, an dem ich mich mit meinen Freunden zum Feiern im Velvet verabrede. Ich muss zugeben, beinahe wäre ich nicht mitgekommen, weil ich keine Lust hatte, auf den immer selben Ablauf dieser Abende. Ich hatte keine Lust, auf eine schnelle Nummer, die ich am nächsten Tag wieder vergessen haben würde. Doch so sollte es zum Glück nicht kommen.

"Verdammt! Alles verwischt! Diese verdammte Kälte." Zusammen mit Luka, dem besten Freund meines Cousins, stand ich um Punkt zwanzig Uhr in der Warteschlange vor dem Club. Viele bekannte Gesichter. Und noch mehr Ärsche, die ich noch besser kannte, als ihre dazugehörigen Besitzer. Ich war drauf und dran wieder nach Hause zu fahren.

"Man sieht's kaum", sagte ich zu Luka.

"Du vielleicht nicht", ranzte er mich an und wischte sich mit dem Zeigefinger am Auge herum, während er sein Make-Up in einem kleinen Taschenspiegel checkte. "Aber ich sehe es und mich stört es." Lukas Augen vertrugen keine Kälte. Das sagte er zumindest. "Immer fangen die bei diesem Sauwetter an zu tränen! Ich hasse das!"

"Brauchst du ein Taschentuch?"

"Nein. Geht schon. Danke." Klick. Der Taschenspiegel war wieder zugeklappt und eingesteckt. "Besser?" Er blinzelte mich wie ein Irrer an.

"Hervorragend." Luka fing an breit zu grinsen.

"Wo bleibt Ludger denn nur?"

"Er kommt schon noch." Ludger, besagter Cousin meinerseits, verspätete sich fast immer. Sehr zum Leidwesen Lukas, der so offensichtlich auf ihn stand, dass es zum Himmel heraufschrie. Warum die zwei noch nicht zusammen waren, wusste aber selbst der Himmel nicht. Die vielen Vierkupplungsversuche von mir und unseren Freunden, schlugen jedes Mal fehl. Ob es an Ludger hing, oder an Luka, darauf hatte ich keine Antwort. Es blieb mir ein Rätsel.

"Da ist er! ... Ludi!!! Hier!" Ich ging in Deckung. Nicht, dass mich einer von Lukas wild fuchtelnden Armen erwischte.

Ludi ... Ähm Ludger, eilte zu uns rüber. "Endlich!" Luka fiel ihm in die Arme. Küsschen rechts, Küsschen links. Mehr nicht?

"Geht heim vögeln, wenn ihr es so nötig habt", nörgelte ich. Diese Spitze musste ich einfach austeilen. Luka lief rot an, Ludger kratzte mein Kommentar jedoch nicht im Geringsten.

"Kümmere dich mal lieber um deine Betthasen", war sein trockener Gegenschlag gewesen, blieb sonst aber ganz der coole Kerl, der er immer war. Manchmal erwischte ich mich dabei, wie ich mich fragte, ob er im Bett auch so gelassen und cool blieb. Und wenn ich das dachte, überlief es mich kalt. Darauf wollte ich nun wirklich keine Antwort haben.

"Heute mal nicht. Heute ist der zweite Advent, da mag ich es besinnlich."

"Uh. Mit Kerzenwachs?", kicherte Luka und stupste mich an. "Oder nackt im Schein zweier Kerzen, leise läuten die Glocken ..."

"Mensch Ludger. Dein Kleiner scheint nicht genug Befriedigung zu bekommen. Sorgst du bitte das nächste Mal dafür, bevor wir ausgehen? Das ist ja nicht zum Aushalten." He he. Endlich war Luka ruhig.

Drinnen im Club erschlug uns fast die Hitze, die dort immer herrschte. Nach dem Anstehen in der Kälte, fühlte es sich noch extremer an als sonst. Schnell zogen wir unsere Jacken aus (Luka war darunter gänzlich nackt, dieser Irre) und verschwanden im Meer der tanzenden Menge, nachdem man uns eine dieser dämlichen Nikolausmützen in die Hand gedrückt hatte. Meine wanderte umgehend in die nächste Ecke. Sowas kindisches! Die hatte sogar eine kleine Glocke am weißen Zipfel hängen. Tzäh! Den Meisten hier schienen sie allerdings ganz gut zu gefallen. Fast jeder trug eine von ihnen. Wenn's schön macht.

Meine Kumpels hatte ich schon bald aus den Augen verloren. Was soll's? Sie tauchten irgendwann immer auf, spätestens dann, wenn einer dringend Geld, oder Gummis benötigte. Meistens bettelten sie mich um beides an. "Dann mal auf ins Getümmel", spornte ich mich selbst an. Vielleicht wurde der Abend ja doch noch ganz nett.
 

***
 

Mit einem Drink in der Hand und meinem Handy in der anderen, schlängelte ich mich durch die Menge rüber zum Rand. Carina, meine kleine Schwester, hatte mir eine SMS geschickt, ich solle sie dringend anrufen. Mich hatte diese Nachricht ziemlich aufgeregt (ich war gerade dabei, einem süßen Typen zu überreden, sich mal in meiner Wohnung umzusehen), aber im Nachhinein könnte ich sie dafür knutschen. Aber alles nach der Reihe.

Ich dackelte also in weniger laute Gefilde und rief sie zurück. Doch verstehen konnte ich sie trotzdem nicht. "Carina? Ich höre dich nicht!"

/Hab ... dann ... kannst du ... Hallo?/

"Ich rufe dich gleich nochmal zurück, ja?" Ich legte genervt auf und sah mich um. Ich wollte nicht unbedingt raus ins Kalte, aber blieb mir eine andere Wahl? Carinas Stimme verriet nichts Gutes. Sie hatte sich ängstlich angehört, als hätte sie geweint.

Vielleicht konnte ich mich in den hinteren Bereich schleichen, ohne dass ich erwischt wurde. Ich versuchte es und lief wie selbstverständlich auf die Tür mit der großen Aufschrift: Privat zu. Und wirklich! Niemand hinderte mich daran, sie zu durchschreiten.

Neugierig schaute ich mich in dem langen Flur um. Unzählige Türen links und rechts neben mir. Es musste doch einen Raum geben, in dem ich in ruhe telefonieren konnte. Tür Nummer eins war eine Art Waschkeller. Drei Waschmaschinen standen dort, hohe Regale voll Kram und Kisten voller Gläser. Hier versteckte ich mich besser nicht. Die Tür gegenüber war genauso ungeeignet, aber die daneben versprach genug Privatsphäre.

Auch hier standen hohe Regal, die vollgestopft waren mit Stoffen, Kostümen, Lampen und sowas alles. Ich schloss die Tür leise hinter mir und tapste im Dunkeln in eine der Ecken. Nur für den Fall, dass jemand hier hereinschneite. Seufzend lehnte ich mich gegen die Wand und rief Carina zurück. "Hey Maus. Was ist los?"

/Du musst ganz schnell herkommen!/ Ich hatte es geahnt!

"Was ist denn passiert?"

/Ich hatte einen Unfall./ Mir wurde eiskalt, meine Arme und Beine fühlten sich an, als würden sie mir gleich abfallen.

Mit panischer Stimme fragte ich: "Bist du verletzt? Geht es dir gut?"

/Ich weiß nicht .../

"Hast du den Krankenwagen gerufen? Die Polizei?"

/Ja ... Kannst du herkommen? Der andere Autofahrer ist total sauer./

"Sims mir deinen Standort, ich bin schon unterwegs."

/Danke ... Und sag Mama nichts./

"Mal sehen." Ich legte auf und machte mich sofort auf den Weg.

Carina war gerade achtzehn geworden und hatte ihren Führerschein demnach noch nicht lange. Ihren kleinen Golf hatte sie zum Achtzehnten von uns allen geschenkt bekommen. Das sie nun einen Unfall mit ihm hatte, bereitete mir große Sorgen.
 

Dank Navi und GPS fand ich meine kleine Schwester recht schnell. Schon von Weitem konnte man auf der schmalen Landstraße die Warnblinker sehen. Mir drehte sich der Magen um. Was mich dort wohl erwartete?

Ich fuhr an dem Geschehen vorbei, bremste, und scherte vor Carinas Wagen ein. Im Vorbeifahren erkannte ich, dass ihr schöner Golf hinten total zusammengedrückt war. Das muss ein riesen Bumms gewesen sein. Ebenfalls mit angeschalteten Warnblinker stiegt ich aus und suchte meine Schwester. "Oh Dirk!" Verweint und zitternd kam sie auf mich zugerannt. Erleichtert stellte ich fest, dass sie nicht so aussah, als sei sich schwer verletzt. "Endlich bist du da!"

Ich nahm sie in den Arm und versuchte sie zu beruhigen. "Was ist denn passiert?"

"Das kann ich Ihnen sagen!", donnerte eine laute Stimme hinter Carina los. Das war dann wohl der Unfallgegner. "Das Mädchen ist vor mir gefahren, und hat plötzlich eine Vollbremsung hingelegt!"

"Das habe ich nicht! Ich bin genau 80 gefahren! Sie sind hinter mir angeschossen gekommen und waren viel zu schnell!"

"Eine glatte Lüge!"

"Jetzt beruhigen Sie sich, und du auch Carina. War die Polizei schon da?"

"Nein", antworteten beide gleichzeitig.

"Dann warten wir jetzt auf die Beamten." Und das taten wir. Ich mit Carina im Arm in meinem Auto, der andere bliebt mit verschränkten Armen am Straßenrand stehen. "Tut dir irgendwas weh?", fragte ich sie noch einmal.

"Nein."

"Wirklich nicht? Dein Auto hat es ganz schön erwischt."

"Mir geht's gut." Wenn sie meinte.

Dennoch. "Morgen früh gehst du gleich zum Arzt, ja?"Es konnte ja sein, dass sie unter Schock stand. Ganz sicher sogar.

"Okay." Schniefend lehnte sie sich an meine Schulter.
 

Ich tröstete sie weiterhin, beruhigte sie, dass Mama und Papa garantiert nicht böse deshalb auf sie waren, als schon der Polizeiwagen anrückte. "Kommst du mit?"

"Klar." Wir stiegen aus.

Der andere war schon bei den beiden Beamten, redete wild gestikulierend auf sie ein und wurde immer wütender. 'So ist es brav. Mach die Polizisten nur schön sauer auf dich.'

"Da! Das ist sie! Hat einfach gebremst!"

"Hab ich nicht", schluchzte Carina und brach erneut in Tränen aus.

"Bleib ganz ruhig", flüsterte ich ihr zu.

"Und sie sind?" Einer der Beamten kam zu uns rüber.

"Dirk Kohlengerber. Ich bin ihr Bruder."

"Waren Sie beim Unfall dabei?"

"Nein. Carina hat mich angerufen, da bin ich gleich hier her gefahren."

"Dann können Sie auch nichts hilfreiches zum Unfallhergang sagen", brummt er und geht zu dem anderen Kerl zurück. So ein Arsch! "Takeo? Machst du die Fotos von den Unfallwagen?" Aus den Augenwinkeln sah ich Beamter Nummer zwei eifrig nicken, wobei er mir jetzt erst richtig auffiel.

Zuerst konnte ich ihn nur von hinten begutachten, da er die Kamera aus dem Polizeiwagen kramte, doch als er auf mich zuging, lief mir fast der Sabber aus dem Mund. Ich meine, ich aß schon immer gern Japanisch, und fand, die Männer in diesem wundervollen Land haben etwas Besonderes an sich. Aber Polizeibeamter Takeo schoss den Vogel ab!

Allein schon mit der eng sitzenden blauen Uniform und der Mütze gab er ein beeindruckendes Bild von sich ab. Doch sein Gesicht war schier Atemberaubend. Fein geschnitten, große dunkle Mandelaugen, fein geschwungene Lippen. Fast hätte man denken können, einen schüchternen, kleinen Jungen vor sich zu haben, wenn da nicht dieser Blick gewesen wäre. Ein Blick, den ich sehr gut kannte. Ein Blick, der sagte: Wenn du dich mit mir einlässt, kann alles geschehen.

Ich war also mächtig am sabbern, während mein armes Schwesterherz heulend an mir hing. Hin und wieder blitzte es, als Takeo Fotos machte. Dazu das beständige Meckern und Fluchen des anderen Unfallbeteiligten, fertig war das skurrile Bild eines zweiten Advent-Abends.

Mein Denkzentrum arbeitete auf Hochtouren. Wie konnte ich es am besten anstellen, diesen überaus netten und verführerischen Japaner anzuflirten, ohne dass es den anderen auffiel? Mein Jagdinstinkt war längst geweckt, meine Sinne geschärft. Ich ließ Takeo keinen Moment aus den Augen und siehe da, er sah ebenfalls immer wieder zu mir rüber. Ich lächelte ihn jedes mal an, doch er begegnete meinem Lächeln mit so einer Arroganz, dass ich allein davon schon hart wurde.

'Das ist nicht gut', schimpfte ich meine Libido. 'Nicht, solange du deine Schwester im Arm hast, um sie zu trösten.' Aber was sollte ich tun? Takeo brachte mein Blut zum Kochen! Ich wollte ihn. Hier und jetzt. Am besten gleich auf der Motorhaube des Polizeiwagens.

Das hätte ich mir besser nicht vorstellen sollen. Das Problem in meiner Hose wurde schlimmer und schlimmer. Und je schlimmer es wurde, desto geiler wurden die Gedankenbilder in meinem Kopf. Der Kleine musste einfach zu heiß aussehen, wenn er sich stöhnend und zuckend auf dem Polizeiwagen räkelte ...

"Gibt das Punkte?"

"Hm?" Puff, weg war mein zitternder und schweißnasser Japaner, der mich anflehte, ihn härter ranzunehmen. "Was gibt wo Punkte?" Sicher gäbe mir Takeo die Höchstpunktzahl, für das, was ich mit ihm alles anstellen könnte.

"Na der Unfall. Ob das in Flensburg Punkte für mich gibt?"

"Eher nicht. Du bist ja nicht Schuld." Carina schluckte. "Oder doch? Carina?!"

"Vielleicht." Vergessen war Takeo und sein runder Arsch, der sich mir gerade höchst lecker präsentierte.

"Was heißt das, vielleicht?"

"Ich war etwas schneller als Achtzig."

"Wie schnell?"

"Fast neunzig", flüsterte sie mit einem ängstlichen Blick zum Polizisten.

Ich verdrehte die Augen. "Darüber mach dir mal keine Sorgen. Solange du nicht gebremst hast, so wie das der alte Sack behauptet, passiert dir nichts." Sie atmete erleichtert aus.

"Danke."

"Wofür?"

"Das du hier bist." Nichts zu Danken. Eigentlich hätte ich mich bei ihr bedanken müssen. Womit wir wieder beim Thema wären ... Takeoooo bück dich doch bitte nochmal für mich.
 

Als Takeo mit Fotos schießen fertig war, kam er zu uns geschlendert. Mit einem Block in der Hand, trat er vor uns. "Ich würde dann schon mal Ihre Personalien aufnehmen", klärte er uns mit seiner warm-weichen Stimme auf. Wie konnte so ein liebliches Geschöpf als Polizist arbeiten? So jemanden musste man beschützen! Ihn in seine starken Arme nehmen und ... "Wie war Ihr Name nochmal?"

"Hä?" War ich eben weggetreten?

"Ihr Name?"

Perplex sah ich mich um. "Wo ist Carina?"

Polizeibeamter Takeo atmete genervt aus. "Sie ist mit meinem Kollegen im Polizeiwagen, wo ihre Papiere überprüft werden. Könnten wir jetzt hier weiter machen?" Ich war allein mit diesem schnuckeligen Geschöpf? Oh yes!

"Dirk Kohlengerber", nannte ich ihm wie verlangt meinen Namen.

"Und Sie wohnen wo?" Ich gab ihm meine Anschrift, Telefonnummer, Handynummer, meine Konfektionsgröße ... Nein, natürlich gab ich die ihm nicht. Doch hätte er gefragt, ich hätte ihm alles von mir verraten. Oder gezeigt ... "Von woher kamen Sie? Sie sagte, Ihre Schwester hätte Sie angerufen?"

"Ja, hat sie. Sie war total durch den Wind. Ich war in einem Club. Im Velvet." Den Clubnamen betonte ich extra. "Dahin gehe ich auch gleich wieder." Keine Reaktion seinerseits. Er schrieb sich bloß ein paar Notizen auf.

"Was haben Sie dort gemacht? Getrunken?" Ups.

"Nicht viel. Ich hatte gerade meinen ersten Drink in der Hand, da rief mich Carina an."

"Was heißt nicht viel?"

"Einen halben Cola-Asbach." Seine Augen ruckten zu mir hoch. Er war fast einen Kopf kleiner als ich.

"Bleiben Sie hier stehen." Takeo drehte sich um, lief zum Polizeiwagen, und kam mit einem Alkoholtester zurück. Das war jetzt nicht sein Ernst! "Einmal blasen bitte." Ich schwöre bei Gott, mir lag ein plumper Spruch auf der Zunge. Aber ich schluckte ihn runter. Damit würde ich Takeo nicht für mich gewinnen können. Dafür aber vielleicht mit was anderem.

Ich nahm das Blasröhrchen langsam in den Mund, und damit meine ich ganz in den Mund, sah meinen süßen Polizisten dabei auffordernd an und blies was das Zeug hielt. "Das reicht. Danke." Irrte ich mich, oder war seine Stimme etwas rauer als zuvor?

Ich jedenfalls, brachte das Gerät zum erfolgreichen Piepsen. My Job is done. Ob ich Takeo auch so schnell zum piepsen bringen könnte? Bestimmt. "Haben Sie wirklich was getrunken?" Mit erhobener Augenbraue sah er ich an.

"Wie gesagt, einen halben Drink."

"Hm." Mehr sagte er dazu nicht mehr und brachte das Gerät wieder weg. "Das war's für Sie. Den Rest müssen die Versicherungen klären. Brauchen Sie jemanden zum Abschleppen?"

"Ich bin im Automobilclub", antwortete ich irritiert. Flirtete er gerade mit mir? Seit dem Alkoholtest war Takeo plötzlich so anders. Fast ... zutraulich. "Ich fahre meine Schwester nach Hause, dann gehe ich wieder zurück in den Club." Ich hielt die Luft an.

Ein kaum erkennbares Lächeln huschte über die Gesichtszüge des Japaners. Es war da, ich schwöre! "Ach ja. Ins Velvet, nicht? Dann viel Spaß dort."

"Danke", wisperte ich. Mir war, als hätte mich soeben eine Dampfwalze überrollt. Könnte das bedeutet haben, dass er eventuell ... vielleicht ...

Ich riss mich am Riemen. Sich solche Gedanken zu machen, war unsinnig. Bestimmt musste der süße Polizist die ganze Nacht durch Schicht schieben. Aber falls er doch ein kleinen bisschen Interesse an mir hatte, dann hatte er ja meine Adresse, meine Telefonnummer, meine Handynummer und meine Konfektionsgrö... Ach nee. Nach der hatte er mich ja nicht gefragt.
 

***
 

"Mach dir keinen Kopf. Ich komme morgen früh vorbei, dann erzählen wir es Mama und Papa zusammen."

"Danke Dirk."

"Dafür sind große Brüder doch da." Ich entließ Carina aus meinem Auto, wartete, bis sie sicher im Haus war. Ihren Wagen haben wir abschleppen lassen. Nun steht er in der Werkstadt und wartet auf fachmännische Hilfe, wenn es die für ihn überhaupt noch gibt. Als Carina im Inneren des Hauses verschwunden war, fuhr ich los. Ab ins Velvet! "Bin mal gespannt, ob wir uns wiedersehen ... irgendwann." Damit meinte ich nicht meine Schwester.

Ich parkte meinen Wagen in einer Seitenstraße und eilte zum Club. Die Schlange davor hatte sich inzwischen aufgelöst, und ich konnte schnell ins warme Innere schlüpfen. Drinnen hatte sich nicht viel verändert. Wieder wurde mir eine Mütze in die Hand gedrückt und wieder ließ ich sie einfach in der nächstbesten Ecke fallen.

Ich schaute mich um. Tanzende Kerle, so weit das Auge reichte. Würde mich Takeo hier überhaupt finden, im Falle er sich heute noch hier blicken ließe?

Der kleine Zeiger der Uhr hatte die zwölf schon überschritten. Es sah schlecht aus. Miniflirt hin oder her, ein Polizist ging mit Sicherheit nicht nach einer Nachtschicht noch in einen Club, nur weil ich gut im Stäbchenblasen bin. Ich überlegte, ob ich nicht doch lieber wieder nach Hause fahren sollte, doch jetzt, wo ich schon mal hier war ...

Ich beschloss, Ludger und Luka zu suchen, was ich auch tat. Luka fand ich fast sofort. Sein ausgelassenes Geknutsche mit einem Wildfremden war nicht zu übersehen. Es war mehr als offensichtlich, dass er es übertrieb, und ich hätte drauf gewettet, dass ich den Grund dafür ganz in seiner Nähe finden würde.

Und wie erwartet: "Hey, Ludi." Ich grinste ihn breit an, doch er bemerkte es gar nicht. Sein Blick war starr auf Luka gerichtet, was er allerdings zu verbergen versuchte. Mir entging es natürlich nicht. "Wenn es dich so aufregt, dass Luka mit diesem Typen herumknutscht, dann geh hin und schnapp ihn dir."

"Weiß nicht, was du meinst." Standartspruch.

"Mensch Ludger! Das sieht jeder Blinde, dass ihr mehr voneinander wollt. Was hindert dich daran?"

"Du verstehst das nicht", zischte er mir zu und rauschte von Dannen.

"Da hast du recht. Ich verstehe es nicht." Würden sich die zwei jemals zusammenfinden?

Innerlich den Kopf schüttelnd, tigerte ich ebenfalls durch den Club. Aber nicht, um weiter Luka und Ludger im Auge zu behalten, sondern um jemanden zu finden, der höchstwahrscheinlich gar nicht hier war. Ich wählte mir einen möglichst guten Platz, der mir viel Übersicht bot. Und zwar die Treppe, die hoch zum Büro des Chefs führt. Solange mich niemand von dort vertreiben würde, würde ich meinen Aussichtspunkt auch nicht verlassen. Das stand fest.

Zuerst überflog ich die Tanzfläche. Kein süßer Japaner zu sehen. Nur lauter rote Nikolausmützen, wohin man auch sah. Auch an der Bar entdeckte ich niemanden, der so aussah, wie Takeo. Oben, am Ein- und Ausgang, war auch nichts Weltbewegendes zu sehen. Ich wartete und wartete, schaute mich um, inspizierte die Uhrzeit, bis ich die Schnauze voll hatte. Ganze eineinhalb Stunden hatte ich es auf meinem Platz auf der Treppe ausgehalten. "Er kommt nicht", seufzte ich leise und stieg langsam die Stufen nach unten.
 

Ich konnte es allerdings nicht lassen, und prüfte noch selbst beim Rausgehen die Umgebung. Erfolglos. Es war hoffnungslos, so dachte ich es zumindest.

An der Garderobe lehnte ich mich an die Wand und wartete auf den Kerl, der die Mäntel rausgab, doch nach einiger Zeit des Wartens, war der Kerl nirgends zu sehen. "Hallo?! Ich muss los!"

"Moment! ... Ha!" Das durfte doch nicht wahr sein!

"Geh Zuhause vögeln, du Sau! ... Der Abend wird immer mieser!"

"Er könnte noch immer schlechter sein. Stell dir vor, dich hätte vorhin jemand wegen Alkohol am Steuer festgenommen." Wie ein geölter Blitz drehte ich mich um, und siehe da: "Du willst schon gehen?"

"Takeo!"

"Du hast dir meinen Namen gemerkt. Das schmeichelt mir." Da stand er plötzlich direkt vor mir, lächelte mich verschmitzt an und sah zum anknabbern aus.

Stirnrunzelnd legte er den Kopf schief und schielte in das kleine Räumchen der Mantelab- und ausgabe. "Muss ich meine Jacke jetzt mit rein nehmen?"

Ich schiele ebenfalls durch das Ausgabefenster. "Mal den Boss fragen", sagte ich schön laut, damit dieser Wicht da drinnen es auch hörte. "Den interessiert es bestimmt, was für einen miesen Job seine Leute hier machen."

"Fuck! ... Warte." Ich verkniff mir ein Grinsen. Ein sehr rotwangiger Gardrobenfuzi schlich heran. "Deine Jacke kommt sofort. Die Nummer?" Ich machte mir einen Spaß draus und gab ihm mein Märkchen. Er eilte los und suchte meine Jacke raus. "Bitte."

"Danke, aber ich bleibe. Hänge seine Jacke dabei. Bist du so lieb?" Oh, für das säuerliche Gesicht hat es sich gelohnt hier zu warten. "Und wehe nachher sind da irgendwo verdächtige Flecken drauf." Angepisst drückte er mir eine weitere Nikolausmütze in die Hand, die ich an Takeo weitergab, ehe ich ihm galant meinen Arm reichte. "Können wir?" Er nickte, setzte sich diese dämliche Mütze tatsächlich auf, und schob seinen Arm unter meinen. Eins musste ich sagen: Ihm stand die Mütze auf jeden Fall besser als mir.

Unten spendierte ich ihm zuerst einen Drink. Alkoholfrei, denn er war ebenfalls mit dem Auto da. "Ich bin wirklich überrascht, dass du tatsächlich gekommen bist."

"Ich hatte noch keine Lust ins Bett zu gehen. Alleine ..." Vor meinem geistigen Auge leuchteten drei Buchstaben auf. Nicht wieder anfangen zu sabbern, Dirk! "Außerdem war ich neugierig auf dich."

"Das beruht auf Gegenseitigkeit." Wieder lächelte er mich an. Davon könnte ich süchtig werden.

"Magst du tanzen?"

"Unbedingt!" Wer würde nicht mit ihm tanzen wollen? Ich reichte ihm die Hand und gemeinsam suchten wir uns ein Plätzchen auf der Tanzfläche.

Normalerweise bin ich nicht der Typ, der nur zögerlich dem anderen klar macht, was er von ihm will. Ich bin direkt und zeige, was ich mit meinem auserkorenen Fang des Abends vorhabe. Takeo aber schoss in dieser Beziehung schon wieder den Vogel ab. Kaum fingen wir uns an zu bewegen, vollzog er recht eindeutige Bewegungen, rieb sich an mir und streichelte mit seinen Händen an meinem Körper entlang. Damit hatte ich weiß Gott nicht gerechnet! "Gehst du immer so ran?", fragte ich ihn und packte mir ungeniert seinen knackigen Hintern.

"Das fragt der Richtige", schmunzelte Takeo. Er stellte sich auf Zehnspitzen und säuselte in mein Ohr: "Das machst du schon ganz gut so, aber die Leibesvisitation üben wir besser nochmal." Alles Blut in meinem Körper rauschte nach unten. "Wie ich sehe, bist du schon bereit mich ganz gründlich zu durchsuchen ..." Ade Beherrschung und gutes Benehmen.

Ich zog ihn fest an mich, umfasste sein Kinn und presste meine Lippen auf seine. Nicht für lange, aber es genügte, um meinen Verstand schachmatt zu setzen. Andere Bereiche in meinem Hirn übernahmen die Führung, und die wollten nur eins: Den heißen Japaner endlich flachlegen!

Mir kam eine Idee. "Komm mit", knurrte ich ihm zu und lief voraus.

Mein Weg führte uns durch die Tür mit der Aufschrift Privat. Keiner hielt uns auf. Und auch wenn es einer getan hätte, Takeo hatte doch sicher seine Polizeimarke dabei? Wegen dringlicher polizeilicher Ermittlungsarbeit müssen wir Ihre Rumpelkammer durchsuchen, oder so was in der Art.

"Darfst du hier rein?", kicherte er hinter mir. Die kleine Glocke an seiner Mütze klingelte leise.

"Nein. Nimmst du mich jetzt fest?"

"Hm ... Ein einfaches Privat-Schild ist kein amtliches Verbotsschild. Allein der Hausbesitzer könnte dich wegen Hausfriedensbruch anzeigen."

"Und dich nicht?"

"Nö. Ich kann mich als Beamter anbieten, der deine Strafanzeige aufnimmt."

Empört sah ich ihn an. "Das würdest du tun?" Er zuckte mit den Schultern.

In seinen Augen die pure Vergnügungslust. "Ich müsste dich dann mit Handschellen abführen." Handschellen?!

"Fuck, macht mich das scharf!" Ich zerrte ihn in den Raum, in dem ich vorhin mit Carina telefoniert hatte.

Die Tür knallte lautstark hinter uns zu. Takeo verfrachtete ich mit dem Rücken dagegen und fing sofort seine Lippen ein. Wie tollwütige Hunde verbissen wir uns ineinander. Der Raum war erfüllt von unseren Lauten, was mich noch härter werden ließ. "Lass uns da hinter gehen", schlug ich atemlos vor.

In der Ecke donnerte ich ihn etwas unsanft gegen die Wand, was ihm allerdings nicht viel ausmachte. Lachend zog er an meinem Shirt herum, bis er es mir über den Kopf gezogen hatte. "Gummis?"

"Rechte Gesäßtasche", stöhnte ich und nestelte an seinem Hosenknopf herum. "Scheiße bin ich scharf auf dich."

"Frag mich mal." Heiße Blitze jagten durch meinen Unterleib.

"Vorhin auf der Straße, musste ich mir die ganze Zeit über vorstellen, wie ich dich auf der Motorhaube eures Polizeiwagens in Grund und Boden ramme." Takeo stöhnte laut auf. Ob das an meiner kleinen Beichte lag, oder dem Umstand, dass ich gerade meine Hand in seinen Schritt geschoben hatte, konnte ich nicht sagen.

"Wenn die anderen nicht dagewesen wären ... oh Gott! ... Hätte ich dabei mitgemacht. Ahhh! Mach weiter!" Ich musste mich arg zusammennehmen. Sein Kommentar hatte mich ganz schön aus dem Konzept gebracht. Allerdings war es danach bald schon vorbei mit dem Zusammenreißen. Takeo sei Dank.
 

***
 

Und da wären wir nun.

Noch immer auf der Tanzfläche des Velvet, die Hände erhoben und miteinander verschlungen, wiegen wir uns leicht im Takt der Musik.

Keine Ahnung, wie lange wir schon hier stehen und uns mit Blicken und Berührungen soweit reizen, bis einer von uns nachgeben muss. Nach unserem Ausflug in die Rumpelkammer haben wir noch lange nicht genug voneinander. Und ich habe das Gefühl, ich werde auch nie genug von Takeo bekommen können. Bleibt noch eine Frage offen: Sieht er es genauso? Ich muss endlich Gewissheit haben.

Ich löse meine Hände von seinen und lege sie auf seinen schlanken Hals. Mit den Daumen streife ich auf der schmalen Kinnpartie entlang, wische hauchzart über die noch leicht geschwollenen Lippen und wieder zurück. "Wann musst du wieder arbeiten?", frage ich ihn und tupfe einen Kuss direkt unter sein rechtes Auge.

"Montag Nachmittag."

"Möchtest du bei mir übernachten?"

"Musst du nicht arbeiten?" Ich verneine. Eine Lüge, aber die Arbeit kann mich mal! Einen Tag werde ich mal blau machen können. "Wenn das so ist ..." Takeo legt seine Hände wieder auf meine, schiebt sie runter und sieht mich lüstern an. "Dann komme ich gern mit." Mehr wollte ich nicht wissen. Vorerst.

Der Club ist noch immer voll. Nicht so voll wie zu Beginn meiner unglaublichen Reise, aber es grenzt schon an ein Wunder, dass wir zur Treppe Richtung Ausgang gekommen sind, ohne uns loslassen zu müssen. An der Garderobe bleiben wir stehen und warten auf unsere Jacken.

Unten im Club jubelt die Menge auf. "Das Lied nervt jetzt schon", sagt Takeo, grinst aber.

"Kein Wunder, so oft wie es heute Abend gelaufen ist."

"Ist eben ein Weihnachtsklassiker."

"Stimmt." Was wären die Feiertage ohne Last Christmas?

"Na sowas. Der ist mir vorhin ja gar nicht aufgefallen."

"Was denn?" Takeo zeigt nach oben. "Ein Mistelzweig." Der ist mir wohl auch entgangen.

"Scheint, als haben wir gar keine andere Wahl", schnurrt er und schmiegt sich an meine Seite an.

"Wir wollen ja nicht die hiesigen Weihnachtsbräuche brechen." Ich drehe mich zu ihm und nehme den Bommel der Nikolausmütze zwischen Daumen und Zeigefinger. Das Geräusch der Glocke weckt heiße Erinnerungen an unseren Ausflug in den Abstellraum ...

"Nein. Wollen wir nicht", haucht Takeo. Heiß legen sich seine Lippen auf meine, und schon streift seine Zunge über meine Unterlippe, doch ich bin schneller als er, entere seinen Mund und fordere seine zum Spielen auf.

Mein Puls jagt nach oben. Takeo läuft zwei, drei Schritte rückwärts, bis er an einen Pfosten lehnt. Ich kann nichts dagegen tun, dass meine Hände auf Tauchstation gehen und die warme Haut erkunden. Habe ich schon erwähnt, dass ich süchtig nach Takeo bin? "Hier." Neben uns räuspert sich jemand. Der Gardrobenfuzzi (diesmal ist es ein anderer) steht an der Ausgabe und übergibt uns unsere Jacken. Nichts wie raus hier!
 

Wir fahren mit getrennten Autos. Sehr zu meinem Ärgernis. Mir wäre es lieber, er wäre mit mir zusammen gefahren, aber was soll's. Hauptsache er bleibt den Rest der Nacht auch noch bei mir.

Vor meiner Haustür treffen wir uns wieder. "Ich dachte schon, wir kommen nie an", kichert Takeo.

"Jetzt sind wir ja da." Tür auf, Tür zu. Endlich Zuhause!

"Wo ist das Badezimmer?"

"Dritte Tür links."

"Danke." Er zwinkert mir zu und wirft mir seine Nikolausmütze zu, ehe er in meinem Bad verschwindet.

"Beeil dich!" Unschlüssig bleibe ich im Flur stehen und mustere die Mütze. Gleich ins Schlafzimmer, oder erstmal einen auf guten Gastgeber machen?

Ich entscheide mich für Letzteres und gehe in die Küche. Die Mütze landet auf Arbeitsfläche. Gedankenverloren öffne ich eine Wasserflasche und trinke gleich ein paar Schlucke direkt aus ihr. Die war eh schon angebrochen. Nachdenklich studiere ich das Muster der Maserung meiner Küchenfront und denke nach. Nicht über meine Küche, sondern über meinen Besucher. Was ich von ihm will ist für mich längst klar. Bloß, wie soll ich es ihm begreiflich machen? So wie er heute rangegangen ist, sieht alles danach aus, als wolle er nur Sex. Damit kenne ich mich aus, ich war auch so. Wäre es wahrscheinlich immer noch, wenn er nicht aufgetaucht wäre. Am besten, ich halte den Ball erstmal flach. Zuerst werde ich die Nacht mit ihm genießen. Morgen früh sehe ich weiter. Eventuell ergibt sich ja auch alles von selbst. Sympathisch sind wir uns auf jeden Fall. 'Mehr als das ...'

Der Plan gefällt mir, weshalb ich gleich noch ein paar Schlucke trinke. Die Badezimmertür geht auf und ich fange an zu lachen. "Du hast geduscht?" In einen Bademantel gehüllt, kommt mein süßer Polizist auf mich zu.

"Hast du was dagegen?"

"Nein." Warum auch?

"Gut", antwortet er und mopst sich meine Wasserflasche, aus der er ebenfalls aus dem Flaschenhals trinkt. "Wo ist dein Schlafzimmer?", fragt er mich atmenlos und stellt die Flasche hinter mir auf die Arbeitsfläche.

"Du kommst immer gleich auf den Punkt. Kann das sein?"

"Berufskrankheit." Er zuckt mit den Achseln und mopst sich die Mütze. "Aber es hat ausnahmsweise auch einen anderen Grund, weshalb ich in dein Schlafzimmer will", schnurrt er und stülpt mir die rote Bimmelmütze über den Kopf.

"So? Welchen?"

Er zupft an dem Gürtel des Bademantels, der daraufhin auseinanderschwingt. Darunter ist er, als hätte ich es geahnt, splitternackt. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. "Mir ist kalt. Deswegen." Wie im Zwang streichle ich seinen Bauch entlang, bis meine Hände auf seiner Taille zum Liegen kommen. Seine Haut ist so hell, beinahe so weiß wie Porzellan. Scheiß auf braungebrannte Haut. Das hier ist viel schärfer! "Im Bett kannst du mich ganz in Ruhe bestaunen. Zeigst du mir den Weg?"

"Nein." Ich grinse ihn hinterhältig an. "Ich werde dich höchstpersönlich hintragen." Takeo schreit lachend auf, denn ich schnappe ihn mir, werfe ihn mir über die Schulter und schleppe ihn aus der Küche. Glucksend landet er auf meinem Bett. "Darf ich jetzt unter den Bademantel schielen?", frage ich und krabble ebenfalls aufs Bett.

"Wenn du magst ..." Und wie ich mag!
 

***
 

Der Traum verblast. Langsam werde ich wach, und je wacher ich werde, desto weniger Erinnerungen bleiben von ihm.

Ich drehe mich auf die Seite und winkle ein Bein an. Mir ist kalt, weshalb ich die Decke fester um mich ziehe. Habe ich gestern Abend etwa die Heizung vergessen einzuschalten? Fieberhaft versuche ich mich an das zu erinnern, was ich zuletzt getan habe, bevor ich ins Bett geklettert bin. 'Ich war im Club ... Carina hat ihr Auto zu Schrott gefahren ... Der Polizist ...' Ich fange an zu lächeln. Takeo! Wie konnte ich ihn bloß vergessen? Bilder der vergangenen Nacht tauchen vor mir auf. Er sah so scharf aus, als er unter mir lag. Und noch schärfer war es, als er jegliche Kontrolle über seinen Körper verloren hatte. Ich hatte ihn so fest gepumpt, dass ihm seine Ladung quer über die Brust gespritzt ist. Danach habe ich mich gehen lassen. Es war unbeschreiblich.

Hinterher haben wir dagelegen und uns leise miteinander unterhalten. Jetzt weiß ich ein paar Einzelheiten mehr über meinen süßen Polizisten, der noch in Ausbildung ist, als zuvor.

Takeo ist hier in Deutschland geboren. Seine Mutter ist Japanerin, sein Vater Deutscher. Seinen Sommerurlaub verbringt er immer in Japan bei seinen Großeltern. Er liebt Sport, joggt jeden Tag, hält sich fit, nicht nur für seinen Beruf. Mehr habe ich zwar noch nicht erfahren, aber das will ich unbedingt ändern!

Ich seufze leise auf und öffne die Augen. Dunkelbraune Bettwäsche versperrt mir die Sicht. Mit der Hand drücke ich sie platt, um ... nichts zu erkennen! Ich springe auf wie eine Sprungfeder. Takeo ist weg! Dort wo er gestern Abend noch gelegen hat, ist alles leer. 'Nur die Ruhe! Vielleicht ist er duschen!' Ja genau! So muss es sein!

Ich stehe auf und lausche an der Badezimmertür. Kein Mucks zu hören. "Takeo? Bist du da drinnen?" Ich klopfe an, die Tür schwingt auf. Sie war bloß angelehnt. Das Bad ist leer.

In heller Panik suche ich die restlichen Räume ab. In keinem von ihnen habe ich Erfolg. Kein Takeo, der auf meiner Couch herumlungert und in die Glotze starrt. Kein Takeo, der an meinem Küchentisch sitzt, Kaffee schlürft, und meine Morgenzeitung durchblättert. Kein Takeo, der in meinem kleinen Büro die Unterlagen durchsucht. Kein Takeo, der sich aus Versehen in meiner Vorratskammer eingeschlossen hat. Wo steckt er nur?

Die Erkenntnis trifft mich so hart wie eine Abrisskugel. "Er ist getürmt." Meine Knie knicken ein und ich lande unsanft auf meiner Bettkante. Dann war ich doch bloß ein ONS für ihn. Krampfhaft überlege ich, ob ich wenigstens seinen Nachnamen kenne. Doch Fehlanzeige. Den hat er mir nicht verraten, geschweige denn, mir seine Nummer gegeben. Noch nicht mal die Kennzeichennummer an seinem Auto habe ich mir gemerkt. ... Sein Auto! "Ich wusste es!" Es kam mir doch gleich komisch vor, als er darauf bestanden hatte, mit seinem eigenen Gefährt zu mir zu fahren. "Er hatte von Anfang an vor abzuhauen, sobald ich eingepennt war!" Die Abrisskugel bekommt spitze, fiese Dornen, als sie mich ein weiteres Mal trifft.

Hat es jemals den Anschein gemacht, ich wollte bloß Sex? Irgendwie schon ... "Aber wir haben doch miteinander geredet!" Schreie ich die Wand vor mir an. "Scheiße!" Mein Wecker muss dran glauben und donnert gegen den Kleiderschrank. "Ich hätte es ihm sagen sollen", krächze ich und kippe seitlich auf mein Bett. "Ich hätte ihm sagen sollen, dass ich ..." Oh verflucht! Die rote Nikolausmütze liegt direkt vor mir.

Der Zorn legt sich und macht einem komischen, tauben Gefühl in mir platz.

Ich greife mir die Mütze, krabble auf allen Vieren in die Mitte meines Bettes und decke mich zu. Das Klingeln der kleinen Glocke bringt mein Herz zum stolpern. Damit ist es jetzt wohl amtlich. Ich habe mich in den süßen Polizisten verschossen. Eine Runde Selbstmitleid für den dämlichen Tropf, der sich in einen ONS verguckt.

Ich bleibe regungslos liegen, starre aus dem Fenster, die Mütze gegen Mund und Nase gepresst, und schaue den Wolken dabei zu, wie sie langsam über den grauen Himmel ziehen. Sogar das Wetter ist scheiße. Ich versinke regelrecht in meinem Kummer und schwanke zwischen Leid und Wut. Wut über mich, weil ich nicht einmal den Mund aufbekommen habe, und ihn wenigstens gefragt habe, ob wir uns nach dieser Nacht noch einmal sehen.

Das geht so lange, bis es an meiner Wohnungstür klingelt. Ich ignoriere den Besucher. Ich bin nicht Zuhause. Eigentlich wäre ich das auch nicht, weil ich schon auf der Arbeit sein müsste. Nachher rufe ich dort an und melde mich krank. Wenigstens wäre das noch nicht mal gelogen. Ich fühle mich hundeelend.

Wieder klingelt es. Hartnäckiges Gesindel. Ich lasse mich davon nicht aufjagen, gucke weiterhin den Wolken zu und überlege, ob es nicht irgendeine Möglichkeit gibt, ihn ausfindig zu machen. Oder besser gesagt: Ob ich es überhaupt wagen soll, ihn zu suchen. Hinterher mache ich mich noch zum Volldeppen. "Wenn ich das nicht schon bin." Erneut reißt mich ein Klingeln aus den Gedanken. Diesmal ist es mein Handy.

Da es vielleicht mein Chef ist, der mich da anruft, wühle ich mich aus der Decke und schaue nach. Ich runzle die Stirn. Die Handynummer kommt mir weder bekannt vor, noch habe ich sie eingespeichert. Aber weil ich es schon mal in der Hand habe, "Ja?"

/Machst du mal die Haustür auf? Ich erfriere gleich./

"Takeo?"

/Hast du wen anderes erwartet?/, fragt er mich lachend. /Mach schon auf./ Er drückt noch einmal die Türklingel.

Mir rutscht das Handy aus der Hand. Ich fliege quasi zur Tür, reiße sie auf, und da steht er. "Takeo ..."

Er legt den Kopf schief und schaut an mir runter. "Öhm ... Mit so einer Begrüßung habe ich echt nicht gerechnet." Ich folge seinem erstaunten Blick. Ich bin ja noch nackt! Bis auf die rote Nikolausmütze, die ich in meiner linken Hand halte zumindest. Völlig konfus halte ich sie mir vor den Schritt. Eigentlich unnötig, aber im Moment will mich kein klarer Gedanke anspringen. "Geh lieber rein. Sonst sieht dich noch jemand", gluckst er und mogelt sich an mir vorbei, wobei er mit dem Zeigefinger gegen die kleine Glocke schnippst, die mir im Schritt hängt. Klingeling! "Ich steh auf deine Mütze." Also sowas!

Schnurstracks flitzt Takeo in meine Küche. Dabei ist er bepackt mit zwei großen Einkaufstüten. Verdattert folge ich ihm, auch wenn ich noch immer nackt dabei bin. Er stellt die Tüten auf den Tisch und dreht sich zu der Küchenzeile um. Als hätte er nie etwas anderes gemacht, öffnet er die Schränke und sucht alles Mögliche zusammen. Erleichterung erfasst mich. Ich habe ihn doch nicht verloren!

Mein Hirn schient nun wieder zu funktionieren, und ich begreife die komplette, wundervolle Tragweite des Ganzen. Zwei große Schritte, und ich bin bei ihm, umarme ihn von hinten und drücke ihn an mich. Die Mütze fällt mir dabei aus der Hand und landet auf dem Küchenboden. Takeo fängt an zu kichern. "Was wird das? Immer noch nicht genug?"

Ich schmiege meine Nase gegen die kleine Stelle hinter seinem Ohr. "Von dir werde ich nie genug bekommen", flüstere ich. "Jage mir nie mehr einen solchen Schrecken ein, und verschwinde nie wieder einfach so aus meiner Wohnung." Mehr brauche ich hoffentlich nicht zu sagen, um ihm klar zu machen, dass ich ihn für mehr als eine Nacht bei mir haben möchte.

"Nie mehr? Heißt das, ich darf dich noch öfter besuchen?"

"So oft und so lange du willst." 'Du brauchst auch nie wieder zu gehen', denke ich bei mir, aber das behalte ich erst mal für mich.

Takeo stellt die Teller ab, die er in der Hand hält, und dreht sich zu mir um. "Heißt das etwa das, was ich glaube, das es heißt?" Ich nicke. Er leckt sich über die Lippen, eine sehr einladende Geste, doch ich bleibe standhaft. "Dann wirst du in Zukunft dafür sorgen müssen, dass genug Essen zum Frühstück da ist." Takeo deutet auf die Einkaufstüten. "Mit einem Pack trockenen Weißbrot und Filterkaffee kannst du mich nämlich nicht zufriedenstellen."

"Wenn es weiter nichts ist." Wäre doch gelacht, wenn ich das nicht hinbekommen würde!

"Eine Kleinigkeit wäre da noch", sagt er grinsend. "Falls du morgens immer nackt durch die Bude rennst, wirst du mit den daraus entstehenden Konsequenzen leben müssen." Eine verflucht kalte Hand legt sich in meinen Schritt. Zischend hole ich Luft. "Zieh dich endlich an. Ich verhungere."

Selig vor mich hinlächelnd schlurfe ich ins Schlafzimmer. "Es war doch kein ONS." Mein Herz schlägt Purzelbäume. Muss ich noch extra erwähnen, wie froh ich gerade bin?

Als ich die Küche wieder betrete, diesmal natürlich angezogen, und Takeo darin herum huschen sehe, danke ich dem Idioten, der meiner Schwester ins Auto gedonnert ist. Ja gemein, ich weiß, aber ich kaufe ihr mit Freuden ein neues Auto, wenn das bedeutet, dass dieser schnuckelige Polizist ab heute jeden Morgen bei mir Frühstückt. "Was ist?" Takeo sieht mich fragend an. Und was trägt er auf dem Kopf? Drei Mal dürft ihr raten.

"Nichts", antworte ich und ziehe ihn zurück in meine Arme. Dorthin, wo er hingehört. "Absolut nichts ..." Takeos Stirnrunzeln weicht einem zufriedenen Seufzen, denn schon kleben unsere Lippen wieder aufeinander. Ob ich ihn dazu überreden kann, seinen Hunger auf später zu verschieben?

Ich schiebe eine Hand unter den Rand der Mütze und verfrachte sie wieder zurück auf den Boden. "Was wird das?", kichert er gegen meinen Mund.

"Was denn?" Unschuldig begegne ich seinem Blick. Ich liebe den Ausdruck darin.

"Ständig muss ich das Ding aufsammeln, weil du es durch die Gegend wirfst." Ich zucke mit den Schultern und schlüpfe nun unter sein Oberteil. Das dürfte auch gleich auf den Küchenboden fliegen, wenn es nach mir ginge. "Dirk?"

"Hm?"

"Heb die Mütze bitte wieder auf." Mit diesem arroganten Blick, der mich total wahnsinnig macht, schaut er mich grinsend an.

"Was, wenn ich sie nicht aufhebe?"

Ich merke richtig, wie sich seine Muskeln anspannen. Und noch bevor ich reagieren kann, hat er mich herumgewirbelt, gegen die Küchenzeile gedrückt und die Hände auf den Rücken gepinnt. "Aufheben und mitkommen", knurrt er mich dunkel an. "Sofort." Ich werde wieder losgelassen.

Langsam drehe ich mich um und reibe mir die Handgelenke. Takeo stolziert aus der Küche, würdigt mir keines Blickes, und verschwindet im Schlafzimmer. Es braucht etwas, bis die Info in mein Bewusstsein sickert, aber dann nehme ich die Beine in die Hand. "Die Mütze!", ruft er mir zu.

"Oh." Stimmt. Da war ja noch was.

Ich mache auf dem Absatz kehrt, grapsche mir schnell die Nikolausmütze vom Boden und flitze ins Schlafzimmer, wo Takeo schon auf mich wartet, und die Mütze auffängt, als ich sie zu ihm werfe.

Das Frühstück scheint erst mal vergessen zu sein ...
 

Ende
 


 

Mir klingeln die Ohren.

Ich weiß, was sich einige von euch jetzt fragen. Werden Luka und Ludger jemals zusammenkommen? Vielleicht werde ich diese Frage irgendwann beantworten. Jetzt aber entlasse ich euch in den 2ten Advent und sage auf Wiedersehen, bis nächsten Sonntag. Und ratet mal, wer dann dran ist.

Genau! Leon und Aaron! Endlich! ^^



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