Let's become a Ninja! von Vei-Chan (Kapitel 38 erneuert!) ================================================================================ Kapitel 33: Neuanfang --------------------- Irgendwann war das Feuer ausgebrannt. Kurai hatte sich geweigert, im Dorf bescheid zu sagen und um Löschung zu bitten. Sie wollte den anderen nicht den Abend verderben und außerdem war sowieso alles verloren. Drei Wände brauchte man mit so viel Aufwand nicht mehr zu retten und es waren keine Bäume in der Nähe, die sich hätten entzünden können. Kurai blieb beim Feuer, bis es nur noch leicht glomm. Auch Kakashi war so lange geblieben. Er seufzte. Kurai tat ihm leid. Jetzt hatte sie nicht einmal mehr ein Zuhause. »Hör mal...«, begann er und hoffte, dass sie zuhörte, »Es bringt nichts, wenn wir hier übernachten. Komm doch einfach mit.« Einen Moment war es ruhig, dann nickte Kurai langsam. Eine andere Wahl hatte sie ja nicht. Sie freute sich darüber, dass Kakashi sich um sie sorgte und sie sogar zu sich nach Hause eingeladen hatte, aber momentan war sie nicht in der Lage es zuzulassen. Zu geschockt war sie von dem Attentat. Vor wenigen Stunden war sie noch so glücklich gewesen... Und jetzt lag ihr ganzes Leben in Trümmern. So folgte Kurai Kakashi durch den dunklen Wald. Jetzt war es ihr egal ob sie wegknickte, diese dumme Festkleidung war alles was ihr geblieben war. Sie dachte daran, dass das Katana ihres Vaters zu Hause gewesen war und dies schmerzte sie am meisten. Morgen würde sie hingehen. Sie hoffte, dass das Schwert den Brand vielleicht überstanden hatte. Erst Kakashis leicht gekrümmter Gang holte sie wieder zurück in die Realität. Er war verletzt worden, weil er wegen ihr Blöße gezeigt hatte. Dies brachte ihre Laune auf den absoluten Tiefpunkt. »Hat er dich schlimm erwischt?«, fragte sie leise. »Nein, geht schon«, kam es zurück, »Sie sind nicht tief.« Kakashi blieb nach einigen Minuten des stillen Gehens vor einer Haustür stehen. Der Baustil war dem von ihrem ehemaligen Zuhause ähnlich, was auch nicht verwunderlich war. Er schloss die Tür auf und ließ Kurai ein. Sie standen direkt in einer großen, aufgeräumten Küche. Rechts von Kurai erstreckten sich Kühlschrank, Herd, Spüle und einige Schränke, davor außerdem ein großer Esstisch mit vier Stühlen. Die linke Ecke des Raumes war mit ein paar Regalen gefüllt. Ein Fenster war in dieser Wand und ein übergroßes Fensterbrett daran befestigt, welches Kurai nahezu einlud darauf zu sitzen. Geradeaus ging es durch eine geöffnete Tür in den Flur. Hier lebte also Kakashi-Sensei. Kurai lächelte schwach, als sie sich umgeblickt hatte. Seine Wohnung war wie er selbst. Aufgeräumt, akurat, aber dennoch freundlich. Kakashi schloss die Tür hinter sich und jetzt wurde Kurai zunehmend nervös. Natürlich fürchtete sie sich nicht, weil sie mit Kakashi allein war, aber ihr war nicht klar, wie sie sich ihm gegenüber nun verhalten sollte. Einerseits war zwischen ihnen vorhin so viel passiert, andererseits war jetzt alles wie vorher. Was sollte sie bloß tun? Unsicher wandte sie sich ihm zu. Er ließ seine Weste gerade über eine Stuhllehne sinken. Sie war von fünf Shurikens durchlöchert worden und blutverschmiert. »Lass mich deine Wunden behandeln, okay?«, bat Kurai ihn, »Hast du was da?« Kakashi nickte und wollte gehen, aber Kurai kam ihm zuvor. »Warte... Ich hol's schon.« Sie lief in den Flur und blickte sich um. Unauffällig lugte sie in die offenen Türen, zugegebenermaßen auch aus Neugierde. Rechts zweigte sich ein kleines Badezimmer ab, welches nur mit Toilette, Dusche und Waschbecken ausgestattet war - eben mit dem Nötigsten. Eine Tür weiter verbarg sich ein kleines Arbeitszimmer und hinter der linken Tür des Flurs, die geschlossen war, vermutete Kurai das Schlafzimmer. Aber das Bad war ihr Ziel. Sie sah einen kleinen Spiegelschrank und öffnete ihn - tatsächlich entdeckte sie dort einen Erste-Hilfe-Kasten. Kakashis Ordnung war wirklich gut. Sie nahm das Päckchen und kam wieder in die Küche, wo er sich seitlich auf einem der Stühle niedergelassen hatte und nun ihren Blick suchte. Kurai breitete das Desinfektionsmittel, den Wattetupfer und einige große Pflaster auf dem Tisch aus, nahm ebenfalls hinter ihm Platz und zögerte jetzt. Sie wagte es nicht, ihn so einfach anzufassen, aber der ebenfalls blutige und löchrige dunkelblaue Pullover versperrte ihr noch die Sicht. Nach mehreren Sekunden war immer noch nichts geschehen. Vorsichtig umgriff Kurai den dunklen Stoff und zog ihn mit sanfter Gewalt nach oben, dabei darauf achtend, dass er nicht die Wunden berührte. Kakashi zog ihn über den Kopf aus und behielt ihn bei sich. Darunter allerdings trug er ein weiteres Kleidungsstück - nämlich das Ärmellose, welches er auch im Krankenhaus getragen hatte. Belustigt darüber, dass Kakashi dermaßen eingepackt war, zog Kurai es hinauf und der Jo-Nin hielt es mit einer Hand fest. »Tut mir leid...«, entschuldigte sie sich dann, während sie mit Jod die Wunden reinigte und mit einem Tuch das trockene Blut von seiner Haut wischte. Ihr Herz schlug schnell und unkontrolliert. Ihn zu berühren war neu und sein Rücken war muskulös. Kurai spürte, wie ihr heiß wurde. »Was?«, kam es von ihm dumpf zurück. Er zuckte nicht, obwohl es brennen musste. Vorsichtig legte Kurai den Wattebausch wieder ab und verklebte die offenen Schnitte mit den großen Pflastern. Genäht musste keiner von ihnen werden, er hatte Glück gehabt. »Das mit dem Kerl«, fügte das Fuchsmädchen an, »Du bist heute erst aus dem Krankenhaus entlassen worden und nun schon wieder verletzt...« »Das ist halb so schlimm«, erwiderte er prompt, »Außerdem war es meine Schuld. Ich war unvorsichtig und das war die Strafe dafür.« Ein Ninja durfte niemals Blöße zeigen. Anscheinend nicht mal zu Hause. Sie beide dachten jetzt daran, warum Kakashi abgelenkt gewesen war - und beide erinnerten sich an ihren Kuss. Kurai stieg die Schamesröte ins Gesicht und sie ließ sich absichtlich Zeit mit dem Versorgen der Einstiche. Kakashi wirkte ebenso gelassen wie sonst. Schließlich war Kurai aber fertig und konnte ihre Beschämung nicht weiter mit dieser Tätigkeit verbergen. »Danke«, kam es von Kakashi, aber Kurai schüttelte nur den Kopf. Langsam räumte sie den Kasten wieder zusammen und brachte ihn zurück ins Bad, wo sie sich das Gesicht kurz kalt abwusch. Sie musste wieder zu sich kommen. Aber ihr Inneres war so zerwühlt von Freude, Aufgeregtheit, Trauer und einer bisher unbekannten Verlorenheit, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Scheinbar sah man es ihr auch an, denn Kakashi warf ihr einen sanften Blick zu, als sie zurückkam und sich an den Tisch setzte. Der Jo-Nin schien Kurai gegenüber keinesfalls verschämt, jedoch ein bisschen ratlos. Er kratzte sich am silbernen Haarschopf. »Nun...«, begann er wie so oft. Kurai tat ihm leid, wie sie da an seinem Tisch saß. Sie wirkte einsam und irgendwie abwesend. Kakashi verstand, wie sie sich fühlte, hatte sie doch soeben alles verloren. »Lass uns einen Tee trinken«, schlug er daher vor. Natürlich heilte dies nicht die Welt, aber Tee beruhigte und so konnte er sie vielleicht auf das Bevorstehende ansprechen. Kurai nickte ruckartig, als hätte sie sich selbst dazu überredet. So stand Hatake auf und setzte heißes Wasser im Teekessel auf, stellte schonmal zwei Teegläser und den Untersetzer für die Kanne auf den Tisch. Er blieb stehen und lehnte sich mit der Hüfte gegen die Arbeitsplatte. »Was hast du jetzt vor?«, fragte er sie unvoreingenommen. Er wollte wissen, wie sie mit der Situation klarkam. »Na ja...«, flüsterte Kurai erstickt, fixierte die hölzerne Platte vor sich, als gäbe es dort die Lösung, »Ich gehe morgen hin und schaue, ob was übrig geblieben ist.« Bereits jetzt flackerten ihre Augen nass. Kakashi seufzte lautlos. Natürlich gab es dort nichts mehr, vielleicht noch ein paar rußgeschwärzte Waffen. Aber dies war ein Teil der Verarbeitung - ähnlich einer Beerdigung. »Und danach?« Stille herrschte im Raum. Kurais Augen verschmälerten sich. »Ich weiß es nicht...«, gestand sie, »Ich... ich kann damit nicht umgehen. Ich bin vollkommen durcheinander. Ich habe keine Ahnung wo ich wohnen oder schlafen, was ich anziehen oder essen soll.« Sie presste unter dem Tisch ihre Hände fest zusammen. Kakashi beobachtete sie still und nickte schließlich. »Morgen stattest du dem Hokage einen Besuch ab. Es wäre nicht das erste Mal, dass er Ninjas in einer Notlage geholfen hat.« »A-Aber...-« »Nichts aber«, unterbrach Kakashi sie sofort und seufzte dann, »Wenn es dir unangenehm ist, zahlst du ihm das Geld eben zurück. Außerdem bekommst du ja auch noch das Honorar dafür, dass du den Spion entlarvt und getötet hast.« »W-Was ich?«, stammelte Kurai. Sie wussten beide, das dies eine Lüge war, »Aber ich hab doch gar nicht...« Sie wurde leise und verstummte. Er ignorierte sie und nahm die Kanne, als sie zu pfeifen begann, goss einen grünen Tee ein und setzte sich wieder ihr gegenüber. Sein Blick war so durchdringend wie damals, als sie am Gedenkstein gesessen und über Kyuubi geredet hatten. »Du bleibst erstmal über Nacht hier«, sagte er und wieder war es eigentlich mehr beschlossene Sache als eine Frage, »Morgen kann man dann ja weitersehen.« Zwei Tränen tropften in Kurais Tee. Sie wusste, dass Herumheulen die Sache für sie beide nur unnötig schwer machte, aber sie war unendlich gerührt von Kakashis Aufopferung. In diesem Moment verstand Kurai tief in ihrem Innern, was Shabon ihr hatte die ganze Zeit sagen wollen. Klar taten sich all die Augenblicke vor ihr auf, in der sie ihre Gefühle nicht verstanden hatte. Jetzt tat sie es. Kurai liebte Kakashi. »Danke...«, hauchte sie erstickt, aber Kakashi vernahm es natürlich, »Ich... wüsste nicht, was ich ohne dich machen soll.« Es war ihr schwer gefallen das zu sagen. Er lächelte sie an, trank einen Schluck Tee und wechselte das Thema. »Jetzt kann ich doch wenigstens das Gästebett mal ausprobieren«, er lockerte die Stimmung, als sei es ein Kinderspiel, »Ich dachte schon, dass ich es ganz umsonst habe.« »Du bekommst nicht oft Besuch?«, murmelte Kurai, gab sich aber alle Mühe, auf seine Art einzusteigen. »Nun... Nein«, entgegnete er, »Es hat sich irgendwie nie ergeben.« Sein Blick fiel auf die Uhr und er stand auf, um alles vorzubereiten. »Kurai...«, begann er und diese blickte ihm sofort entgegen, denn er sprach sie nicht oft direkt mit dem Namen an. »In welchem Zimmer willst du schlafen?« Kurz herrschte Stille, ehe sie verstand. »Ich...«, begann sie ein bisschen verschämt, »Ich würde gern im gleichen Zimmer schlafen wie du. W-Wenn das okay ist.« Er nickte ihr zu und schrat durch den Flur. Unter seinem Oberteil konnte Kurai deutlich die Abdrücke der Pflaster sehen, aber nachgeblutet hatte anscheinend nichts. Als Kakashi den Raum mit der geschlossenen Tür betreten hatte, seufzte Kurai laut und erleichterte sich so. Sie hätte nie gedacht, dass es so schwer sein konnte mit einem anderen Menschen umzugehen! Am liebsten wäre Kurai ständig bei ihm gewesen, aber ahnte schon, dass dieser Kuss ein Ausrutscher von Kakashi gewesen sein musste. Kummer tat sich in ihrem Herzen auf und drohte sie noch tiefer in das schwarze Loch zu stürzen. »Wenn du ins Bad willst, geh ruhig«, hallte es aus dem Schlafzimmer. »I-In Ordnung.« Kurai schloss die Tür hinter sich ab und lehnte sich für den Moment dagegen. Dann drehte sie die Brause auf und duschte ausgiebig, sie hatte das Gefühl, dass überall an ihr Ruß klebte. Das stimmte zwar nicht, aber es war, als könne sie durch das Wasser den Tag abschütteln. Das hieß einen Teil davon. Das Fest und die Sache mit Kakashi würde Kurai niemals vergessen. Als sie wieder hinausstieg legte sie ihren Kimono sorgfältig zusammen und stellte die Schuhe daneben. Glücklicherweise war der Abend kühl gewesen und weil eine Jacke ja die Schönheit des Kleidungsstückes versteckt hätte, trug Kurai unter ihm ein weißes Shirt und eine dunkle Hose, die derer von Kakashi ähnlich war - nur eben in ihrer Größe und weniger locker anliegend. Shabon hatte ihr zu diesen Dingen geraten, erstens wegen der Kälte und zweitens weil das enge Oberteil die Figur unter dem Kimono betonte. Kurai war unendlich glücklich über diesen Rat, sonst wäre sie nun aufgeschmissen gewesen. Unschlüssig, ob sie einfach ins Schlafzimmer platzen konnte stand Kurai jetzt im Flur. Sie schämte sich und nestelte nervös am Saum ihres Oberteils herum. In diesem Moment hörte sie aber auch schon ein dumpfes Plumpsen. Vorsichtig lugte Kurai durchs Zimmer und öffnete die Tür ein wenig, als sie Kakashi sah, der gerade mit einem Arm voller Laken bedeckt worden war. Er hielt alles knapp gestapelt ohne es fallen zu lassen, klaubte schleunigst den Futon samt Kissen und Decke aus dem Wandschrank, bevor er den Rest wieder hineinverfrachtete und die Schiebetür schloss. Er musste das Gästebett wirklich noch nie benutzt haben und Kurai lächelte. »Soll ich dir helfen?«, fragte sie, trat ein und lehnte sich gegen den Wandschrank, um ihn zu beobachten. »Nein, geht schon«, meinte er selbstverständlich, breitete das Gästebett aus und warf Decke und Kissen darüber. Diesen Augenblick nutzte Kurai, um sich im Raum umzusehen. Er war relativ bescheiden gehalten, eine Nachtkonsole am Bett, welches aber ein Holzgestell und kein Futon war, einen großen Wandschrank und auf dem Fensterbrett, das direkt am Kopfende des Bettes begann einige Kleinigkeiten. Kurai kniff die Augen zusammen, erkannte zwei Bilderrahmen und eine Topfpflanze. In der Zimmerecke lag ein kleiner Haufen Wäsche; er musste sein Bett neu bezogen haben. Da richtete sich Kakashi bereits wieder in ihr Sichtfeld auf. Er trug ein weißes Oberhemd mit geknicktem Kragen und eine schwarze Hose. Sein Gesicht war in dieser Kleidung nicht verdeckt wie sonst immer, selbst sein Stirnband hatte er auf dem Nachttisch abgelegt, sodass ihm die Haare strähnig ins Gesicht fielen. So sah er vollkommen anders aus und wäre Kurai ihm auf der Straße begegnet hätte sie ihn wohl zuerst nicht erkannt. Er stand jetzt neben ihr und blickte sie an, so als wolle er sie auffordern sich hinzulegen. Sie jedoch blieb stehen und beobachtete ihn. »Was ist?«, fragte er daher. »Nichts«, meinte Kurai wahrheitsgemäß, »Ist nur ungewöhnlich, dich so zu sehen.« »Das kann ich zurückgeben«, meinte er nur und lächelte ein bisschen verschmitzt. Kurai trug normalerweise eher weite Kleidung und heute war es das Gegenteil. Diese errötete und mied seinen Blick. Verdammt, wenn sie doch nur wüsste wie sie ihn auf die Sache von vorhin ansprechen sollte! Er schien überhaupt keine Probleme ihr gegenüber zu haben. Gut gelaunt schob er die Decke des Futons beiseite und machte Anstalten sich hinzusetzen, aber Kurai wollte ihn davon abhalten. Immerhin war sie der Gast und wollte dementsprechend nicht sein Bett blockieren. Sie griff sein Handgelenk - wofür sie sich kurz nachher schon wieder schämte. »Hm?«, er blickte sie fragend an. »B-bitte schlaf du im Bett«, bat Kurai ihn und zog dabei leicht an seinem Arm. Sie hoffte, dass er es nicht als das mitbekam als das es geplant war - sie wollte, dass er vor ihr stand und sie ansah. Die Rechnung ging auf und zum ersten Mal wurde sie gleichermaßen von rot und schwarz fixiert. Kurai verlor sich fast in seinem Blick und das merkte man ihr an, denn sie stand noch immer mit dem Rücken am Wandschrank, hatte den Kopf hinauf geneigt und suchte unerbittlich seine Augen mit Ihren. Woher Kurai plötzlich den Mut aufgebracht hatte ihn am Handgelenk zu greifen konnte sie sich selbst nicht erklären. Aber sie hatte sich eingestanden, was sie für Kakashi empfand und dementsprechend wünschte sie sich seine Nähe. »Du hast schon genug für mich getan«, sprach sie jetzt weiter, den Blick nicht abwendend, »Jetzt schlaf nicht auch noch auf dem Boden.« Es war wieder so ein stiller Moment zwischen ihnen. Der silberhaarige Jo-Nin blickte zurück und wie immer konnte man nicht deuten, was er gerade zu denken vermochte - aber genau das faszinierte Kurai so an diesem Mann. Er ließ sich von ihr festhalten, bewegte sich nicht weiter und verharrte, ob Kurai etwas tat, aber diese machte sich nur vor Anspannung etwas größer, indem sie sich mit dem Kreuz gegen die Wand presste. Kurai spürte instinktiv, dass dies der entscheidende Moment war, in dem sie erfahren würde, ob es eine Affekthandlung von ihm gewesen war. »Bitte...«, wiederholte sie noch leise, aber da spürte sie seinen Atem bereits. Es war dieses Mal Kakashi, der zuerst die Augen schloss, als er Kurai küsste. Sie tat es ihm nur kurze Zeit später gleich und wieder war es das selbe Gefühl wie vorhin - nur mit noch mehr Glück. Er hatte es ernst gemeint mit ihr. Kurais Knie drohten weich zu werden. Sie drückte Kakashis Handgelenk, welches sie noch immer umklammert hielt fest und spürte sogleich, wie sich seine Arme ganz sanft um ihre Hüfte legten und dort verharrten. Gleichzeitig folgte dem ein kaum zu bemerkender Druck, der Kurai heranzog. Sie nahm seine ganze Wärme wahr und ein Gefühl von Sicherheit umgab das Fuchsmädchen, welches es noch niemals zuvor auch nur ansatzweise gespürt hatte. In diesem Moment waren alle schlechten Erinnerungen des Tages vergessen. Es war egal, dass ihr Haus nicht mehr stand und sie morgen vom Hokage eine Spende entgegennehmen müssen würde. Das alles hatte hier und jetzt keinerlei Bedeutung mehr. Für Kurai gab es nur noch Kakashi. In diesem Moment verließ die letzte Träne des Abends Kurais linkes Augenlid. Eine halbe Stunde später war es dunkel im Raum. Kakashi lag trotz allem im Futon und Kurai im Bett - das hatte sie natürlich geahnt. Wenn Kakashi etwas wollte dann war es eben so. Es quälte Kurai fast, Kakashi einen Meter von sich entfernt zu wissen. Er lag auf dem Rücken und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt, so viel konnte sie durch die Dunkelheit erkennen. Dachte er nach? »Bist du noch wach?«, murmelte Kurai und wandte sich so um, dass sie zu ihm sah. »Ja...«, kam es leise zurück, »Kannst du nicht schlafen?« »Ich bin ein bisschen ruhelos«, das lag besonders an ihm. »Macht nichts«, sagte Kakashi, »Morgen steht rein gar nichts an. Wir können so lange schlafen wie wir wollen.« »Hoffentlich tut dir morgen nicht der Rücken weh«, spielte Kurai auf den Futon an. »Ich bin nicht 70«, war die trockene Antwort, »Ich schlafe auf Missionen in Höhlen und auf dem Boden... Wenn man dich reden hört könnte man meinen, ich sitze den ganzen Tag im Büro.« Kurai musste über diesen Satz lachen. »Bitte entschuldige«, meinte sie, »War nicht so gemeint.« Sie drehte sich auf den Bauch und blickte aus dem Fenster. Es war Vollmond und man sah dadurch recht viel. »Von hier aus sieht man genau die Bäume, die vor meinem Haus stehen...« »Kurai...« »Ich weiß, ist schon gut. Ich muss mich nur erst damit abfinden. Ich hab ein bisschen Angst, ob ich überhaupt was Neues finde, weißt du?« »Das wirst du morgen sehen«, meinte Kakashi ruhig wie immer. Er ließ sich fast nie aus der Farce bringen, »Denk nicht zu viel drüber nach und versuch jetzt zu schlafen.« »Ich versuche es...« Ob sie jetzt tatsächlich... zusammen waren? Kurai wurde tiefrot und zog sich für den Moment die Decke über den Kopf. Sie wusste nicht mehr, was sie noch sagen wollte. Innerhalb der nächsten Minuten begann Kakashi ruhig und mit tiefen Zügen zu atmen. Er schlief. Kurai richtete sich auf und blickte auf die beiden Bilder am Fensterbrett. Der Mond war wieder hinter einer Wolke vorgetreten und spendete genügend Licht und etwas zu erkennen. Das erste Bild zeigte eine blonde Person, die mit drei Kindern fotografiert worden war. Kurai blinzelte und erkannte eines der Kinder als Kakashi. Schon früher hatte er sein Gesicht so verdeckt, aber erstaunlicherweise trug er das Stirnband gerade und hatte kein Sharingan. Daher also die Narbe? Er musste es operativ bekommen haben. Nachdenklich wechselte Kurai zum anderen Bild. Es war jenes, welches sie damals gemeinsam am Fluss gemacht hatten. Shabon hatte eigentlich eher aus Spaß die Fotokamera mitgebracht, es war der Tag gewesen, an dem Kakashi sie für die Chu-Nin-Prüfung angemeldet hatte. Kurai erinnerte sich daran, wie Shabon den Selbstauslöser betätigt und dann zu ihnen gekommen war. Kakashi stand zwischen ihnen, Kurai links, Shabon neben ihr und an der anderen Seite Lorrenor. Dieser schaute zwar wie immer ernst drein, aber trotzdem wirkten sie alle auf diesem Bild zufrieden. Kurai lächelte schwach. Auch sie hatte dieses Foto am Bett gehabt, doch nun war es verbrannt. Ein leiser Seufzer verließ Kurais Lippen. Es war inzwischen schon drei Uhr morgens und sie konnte noch immer kein Auge zutun, obwohl sie müde war. Kakashi hatte sich bisher nicht bewegt, er lag noch immer auf dem Rücken. Interessanterweise verdeckte er nun mit einer Hand sein Gesicht. Er sah friedlich aus wenn er schlief. Kurais Mundwinkel zogen sich leicht hinauf. Aber was sie auch tat, sie fand einfach keine Ruhe. Zu aufgewühlt war sie im Innern, zu nervös machte sie Kakashis Anwesenheit. Irgendwann sank sie aus dem Bett und setzte sich mit dem Rücken an es, beobachtete ihren Meister beim Schlafen. So war sie ihm näher und tatsächlich döste sie gegen Morgen ein. Glücklicherweise erwachte Kurai zwischendurch, als Kakashi sich umdrehte und kroch wieder ins Bett - es wäre peinlich gewesen, hätte er sie beim Aufwachen so gesehen. Als Kurai dumpf aus ihrem Schlaf erwachte, war sie zuerst desorientiert und blinzelte öfters. Die Sonne fiel grell in den Raum und erst nach wenigen Sekunden kam die Erinnerung zurück, wo sie war und warum. Kurai bewegte sich, stieß mit dem Knie an etwas und bemerkte erstaunt Kakashi neben sich, der auf ihrer Bettkante saß und allem Anschein nach gegrübelt hatte. Jetzt blickte er ihr entgegen. »Morgen«, meinte er mit dem selben Lächeln, mit dem er seine Schüler auch begrüßte, wenn er drei Stunden zu spät erschienen war, »Ich wollte dich gerade wecken. Ist schon spät.« Kurai schielte auf den großen Wecker auf der Nachtkonsole - sie kannte ihn von der Glöckchenprüfung - und bemerkte, dass es schon Mittag war. »W-Was? Schon so spät?«, stammelte sie und sprang auf, »W-Warum hast du mich nicht früher geweckt?« »Du konntest doch gestern nicht schlafen«, erwiderte er nur, »Ich wusste nicht, wann du eingeschlafen bist.« Der Jo-Nin zuckte die Schultern. Er trug scheinbar seine Hauskleidung - eine graue Hose und das ärmellose Oberteil. Sein Mundschutz war nach unten gekrempelt. Kurai sprang auf und blieb dann unschlüssig im Zimmer stehen. Sie hatte ja gar nichts zum Anziehen... Irgendwie dumm. Aber in den Festklamotten würde sie heute nicht auf die Straße gehen - dreckig waren sie sowieso. »Hast du zufällig eine Ersatzzahnbürste oder so...?«, murmelte Kurai kleinlaut. Kakashi aber nickte. »Du findest sie an der selben Stelle wie den Erste-Hilfe-Kasten.« »Danke.« Kurai tat eine leichte Verneigung mit dem Kopf und begab sich dann in das kleine Bad. Nachdem sie geduscht und sich die Zähne geputzt hatte, fühlte sie sich jedenfalls besser als noch gestern Abend. Auch das Rußgefühl war weg und so trat sie in die Küche. »Ich gehe kurz zum Hokage«, kündigte sie dann Kakashi an, welcher gerade in der Küche stand und irgendetwas machte, was sie durch seinen Rücken nicht erkennen konnte, »Ich komme dann zurück... okay?« Kakashi nickte nur und so verließ sie das Haus. Es war frisch draußen in diesem kurzen T-Shirt, deshalb joggte Kurai. Bald wurde ihr warm und nach etwa zehn Minuten hatte sie das große Hokageanwesen erreicht und trat ein. Als sie an seine Bürotür klopfte bat er um Einlass. Kurai kam hinein und sofort traf sie ein mehr als erleichterter Blick. »Kurai«, stieß der Hokage beinahe mit seiner tiefen Stimme aus, »Ein Glück geht es dir gut.« »W-Wieso...?« »Ein Einwohner hat den Brand gemeldet.« Kurai hatte das befürchtet, aber zugegeben nicht damit gerechnet, dass es wirklich Konoha-Nins gab, denen das nicht total egal war. »Du warst nicht aufzufinden und wir haben schon befürchtet, dass du ums Leben gekommen bist. Wir haben deine Teammitglieder benachrichtigt und erst Kakashi hat uns gesagt, dass du bei ihm bist.« Unwillkürlich errötete Kurai leicht. Hokage besah kurz ihre ungewöhnliche Kleidung. »Tut mir sehr leid«, meinte sie, »Aber ich war gestern zu durcheinander um das noch zu melden... Und ich wollte auch das Fest nicht unterbrechen.« Sandaime seufzte. Nervös ließ Kurai sich nieder und wurde nach dem toten Ninja im Wald gefragt. Kakashi musste dem Ninja, den der dritte Hokage geschickt hatte nichts gesagt haben. »Kakashi sagte, dass du ihn getötet hast.« »Das stimmt nicht«, erwiderte Kurai prompt, »Er war es. Ich habe kein Stück gemacht, ich hatte gar keine passende Kleidung an. Kakashi-Sensei ist am Rücken verletzt worden, das beweist es.« »Aber warum sollte er lügen?«, wieder hatte Sandaime seelenruhig seine Hände vor dem Kinn gefaltet. »Er will, dass ich das Honorar kriege...«, murmelte Kurai beschämt, »Weil mein Geld mit verbrannt ist.« Der Hokage nickte. »Du hast alles verloren?« »Alles...«, Heiserkeit lag in ihrer Stimme, »Ich habe... nur noch diese Kleidung und ein paar Kunais.« Er fixierte sie für den Moment. »Natürlich kommt Konoha dafür auf«, wandte er ein, »Denn es ist so gesehen ja unsere Schuld, dass das passiert ist. Der Verbindungsmann wurde allem Anschein nach nicht auf Herz und Nieren geprüft - dieses Problem sind wir bereits angegangen.« »Bitte... Ich will nicht, dass jemand deshalb bestraft wird«, bat Kurai, »Es ist wegen Shaku. Er muss bestraft werden, niemand sonst.« Sandaime blickte sie an und nickte schließlich. »Ich sehe nur ein kleines Problem.« »Welches?« »Nun... Kleidung und Waffen kann man neu kaufen, das ist kein Problem. So gesehen ist alles ersetzbar außer deiner Erinnerungen.« Kurai blickte betroffen zu Boden. »Aber das meine ich nicht.« »W-Was meint ihr dann?« »Eigentumswohnungen oder ganze Häuser sind zur Zeit nicht frei, sie sind ohnehin selten«, klärte der alte Mann das Mädchen auf, »Und ich könnte dir nur zwei Mietwohnungen anbieten, die in der Preisklasse eines Chu-Nin liegen. Allerdings liegen diese mitten im vollsten Wohngebiet am Rande von Konoha - und das ist etwa eine Stunde von hier entfernt. Außerdem kenne ich dein angespanntes Verhältnis zu den Dorfbewohnern, besonders zu denen, die aufgrund ihrer Wohnlage nicht viel Kontakt mit dir hatten...« Er sprach nicht weiter und Kurai sah jetzt wahrlich verzweifelt aus. »W-Was soll ich denn jetzt machen...?« »Ich werde versuchen eine Wohnung in der Nähe für dich aufzutreiben«, versprach Sandaime, »So lange musst du aber versuchen irgendwo unterzukommen.« »Verstehe... Wie lange wird es dauern, bis ihr etwas gefunden habt?« »Unter Umständen Wochen oder Monate. Ich muss den Wohnungsmarkt im Auge behalten.« Er war zwar Hokage, so konnte er doch niemanden seiner Wohnung verweisen weil jemand anderes sie brauchte. Und gerade bei Kurai hätte diese abstruse Idee nur den Hass auf sie verstärkt, der gerade allmählig abklang. Er stand auf und verließ den Raum. Kurai wartete geduldig auf seine Rückkehr und als Sandaime zurückkehrte gab er ihr eine beträchtliche Summe Geld, die als dickes Bündel zusammengefasst war. »Nimm das. Es wird dir ermöglichen dich mit allem was nötig ist einzudecken. Waffen, Kleidung und das ein- oder andere Möbelstück. Es tut mir wirklich leid für dich.« Er holte noch eine wesentlich kleinere Geldmenge hervor. »Das hier ist das Honorar dafür, dass der Spion zur Strecke gebracht wurde«, fügte er an, »Macht unter euch aus, wer es bekommt.« Kurai nahm die Dinge an und behielt sie in der Hand, da ihre Hose keine Taschen hatte. »Ich gebe dir am besten noch Chu-Nin-Kleidung...« »Nein danke«, meinte Kurai, sie würde sich ohnehin wieder selbst einkleiden, »Ich habe nur eine Bitte. Ich möchte ein Oberteil und eine Weste in Meister Kakashis Größe - beim Angriff wurden seine zerstört.« Sandaime fixierte sie tief und Kurai erstarrte unwillkürlich. Warum schaute er so? »Selbstverständlich.« Er stand erneut auf, blieb aber jetzt im Büro, öffnete einen Wandschrank und klaubte die beiden Sachen heraus. Kurai zog die Ninjaweste, die ihr natürlich zu groß war, über und wickelte das Geld in den dunklen Pullover, damit man es nicht sah. Zuletzt reichte Sandaime ihr ein neues Stirnband. Kurai band es sofort um ihren Kopf und fühlte sich unsagbar gut so. Sie bekam noch die typische, beigefarbene Gürteltasche und das dunkelblaue Beinholster für die Waffen. »Ich werde das Geld schleunigst zurückzahlen.« »Das musst du nicht«, wandte Sandaime ein, »Du hattest es in Konoha dein Leben lang schwer genug. Also behalt es einfach. Euer nächster Auftrag ist übrigens in drei Tagen.« »Verstanden«, Kurai verneigte sich tief, »Habt vielen Dank, Hokage-Sama.« »Keine Ursache«, kam es von dem netten Mann zurück, »Jeder Ninja ist ein Teil dieses Dorfes und hat es verdient Hilfe zu bekommen.« Kurai nickte und wandte sich zum Gehen. »Ach, Kurai«, sprach er sie nochmal an und diese wandte den Blick zurück. »Ja?« »Du kannst dich glücklich schätzen«, sagte Sandaime, »Kakashi ist ein von Herzen guter Mensch.« Kurai war verwirrt, als sie zurück zum Meister stapfte. Sie nahm absichtlich die Straße. So sah man sie zwar in der zu großen Weste und der komischen Hose, aber Kurai fürchtete sich ehrlich gesagt momentan allein. Sie fühlte sich unheimlich schutzlos. Was hatte Sandaime damit nur gemeint? Hatte er es darauf bezogen, dass Kakashi ihr Sensei war? Oder ahnte er womöglich, dass sie... Aber wie bloß? Es hatte doch niemals Andeutungen gegeben. Andererseits war der Hokage ein sehr weiser Mann. Er vermochte es die Dinge so einzuschätzen, dass man manchmal meinte, er könnte in die Zukunft sehen. Kurai schluckte. Wenn er wirklich dies gemeint hatte hieß das, dass er kein Problem damit hatte, dass sie zusammen waren. Waren sie überhaupt zusammen? Kurai seufzte tief. Sie hätte Kakashis Haus fast nicht gefunden, denn gestern war sie ihm mehr gedankenversunken gefolgt. Schließlich aber klopfte sie und trat wieder ein. Kakashi wandte sich zu ihr. Er saß am Küchentisch, welcher mit zwei Tellern, Butter, Milch, Käse, Wurst und einem Brotkorb gedeckt war. »Na? Erfolg gehabt?«, fragte er unverfroren. Kurai nickte ein bisschen beschämt. Sie legte die beiden Batzen Geld auf die Anrichte, Pullover und Ninjaweste auf einen freien Stuhl neben ihm. Kakashi sah darauf. »Für mich?« »Ja...«, bestätigte Kurai, »Deine Sachen sind doch durchlöchert worden.« Kakashi nickte ihr zu und deutete dann mit einer Kopfbewegung auf den gegenüberliegenden Sitzplatz. Kurai ließ sich dort nieder und griff bald darauf nach einem Brötchen, bestrich es und aß. Dabei erzählte sie Kakashi von Sandaimes Worten. »Mir war klar, dass er dir helfen würde«, sagte der Jo-Nin zufrieden. »Nur das mit der Wohnung...«, Kurai seufzte, »Es ist absolut nichts frei.« Kakashi beobachtete Kurai. In seinen Augen lag ein nachdenklicher Glanz. »Nun«, begann er, »Solange bleibst du eben hier.« »W-Was? Aber ich kann doch nicht...« »Doch«, er lächelte, als sei dies das Normalste der Welt, »Das Haus ist groß genug. Und wenn du deine Ruhe willst, quartierst du dich eben im Arbeitszimmer ein - ich habe es sowieso nie wirklich genutzt.« So wie er sprach hatte er bereits darüber nachgedacht. »Aber du kannst doch nicht die ganze Zeit auf dem Boden schlafen...«, erwiderte Kurai kleinlaut. Kakashi hob die Schultern. »Das macht mir gar nichts«, meinte er, »Und wenn es dich so sehr stört, dann kaufen wir eben ein zweites Bett. Wenn du ausziehst kannst du es ja mitnehmen.« Er hatte wirklich alles durchgeplant. »Wenn es dich wirklich nicht stört...«, murmelte Kurai und lächelte dann, »...dann gern. Vielen Dank.« Kakashi nickte nur, wie er es immer tat und begann die Nahrungsmittel wieder an Ort und Stelle zu räumen, denn sie beide waren fertig. »Ich gehe jetzt zu Shabon«, sagte Kurai und stand auf, »Hoffentlich weiß sie, dass es mir gut geht. Wir gehen dann gleich shoppen.« »Warte... Ich gebe dir meinen Rucksack.« Kakashi kramte aus dem gefährlichen Wandschrank von gestern seinen grauen Rucksack, den er immer bei den Missionen trug. »Mit so viel Geld in der Hand in der Stadt herumzulaufen ist etwas auffällig.« »Ja...« Kurai nahm bewusst nur das größere Geldpäckchen. Kakashi bot ihr schon so viel an, da wollte sie nicht auch noch sein Honorar haben. Er aber rief sie an der Tür zurück. »Du hast was vergessen.« Kurai fuhr herum und er warf ihr sogleich eben dieses in die Arme. Vorwurfsvoll fixierte Kurai den Mann und steckte das Geld schließlich in die Tasche auf ihrem Rücken, schulterte diese wieder. Sie konnte nicht ausdrücken, wie stark sie für ihn fühlte. Jetzt würde sie vorerst hier wohnen und nie hatte sie ihm gesagt, was sie schon immer hatte so gern sagen wollen. Das Fuchsmädchen überwand sich endlich. Sie trat zu Kakashi und umarmte ihn, legte ihre Stirn an seine Schulter. »Danke...«, murmelte sie leise, »Für alles, was du je für mich getan hast.« Kein Wort kam zurück - nur ein Atemzug an Kurais Ohr und ein inniger Kuss. Zum ersten Mal schämte sie sich nicht vor ihm, blickte ihm, als sie voneinander abgelassen hatten tief in beide Augen und verließ schließlich beflügelt das Haus. Auf dem Weg zu Shabon schlug ihr Herz immernoch unkontrolliert. Sie legte sich ihre Begrüßung für sie zurecht. "Hallo Shabon. Mein Haus ist gestern abgebrannt, aber ich lebe jetzt bei Kakashi - wir sind zusammen." An diesem Satz verschluckte sie sich fast. Es hatte sich so lange etwas aufgebaut... Und jetzt war es endlich da. Kurai war glücklich. Es war, als würde sie ganz neu anfangen. In der Stadt geschah etwas Unvorhergesehendes. Eine wildfremde Frau, die Kurai aber vom Sehen her zu kennen meinte trat auf sie zu. »Kurai«, sprach sie sie an, »Wir dachten schon, du wärst im Brand umgekommen. Gut, dass dir nichts passiert ist.« Und damit wandte sie sich wieder ab und ging weiter. Mit leicht geöffnettem Mund blickte Kurai der Frau hinterher. War das gerade wirklich passiert...? Als man Kurai die Tür öffnete, umarmte man sie sofort auf eine Weise, die man nur als mütterlich bezeichnen konnte. »Es tut mir so leid«, sagte Shabons Mutter betroffen, »Shabon war auch ganz aufgelöst.« In der Tat war sie das. Bei Shabon liefen beinahe Tränen, Kurai konnte sie nur knapp beruhigen. »Was ist überhaupt passiert?« »Setz dich. Das dauert...« Shabon blickte Kurai undefinierbar entgegen, als diese alles geschildert hatte. »Ich glaub's kaum«, meinte sie, »Da war das mit deinem Haus ja ein Segen, ne?« »W-Wieso?«, fragte Kurai verwirrt. »Paare brauchen normalerweise lange um endlich zusammenzuziehen. Bei euch wurde das.. sagen wir mal beschleunigt.« Shabon grinste breit und suchte mit Kurai schließlich die Innenstadt auf. Sie gönnten sich dort eine große Portion Ramen im Ichiraku-Imbiss, bevor sie sich auf zu Kurais Haus machten. Sie wollte wissen, ob wirklich nichts davon übrig geblieben war, bevor sie irgendwelche neuen Dinge kaufte. Aber eigentlich ging es ihr nur um das Vermächtnis ihres Vaters. Es war sozusagen ein Schlachtfeld. Es stank nach Rauch, verbranntem Holz und Asche, was die Mädchen husten ließ. Betroffen senkte Shabon den Blick. »Tut mir leid«, flüsterte sie. Kurai fixierte das, was von ihrem Zuhause übrig geblieben war. Obwohl sie sich mit diesem Gedanken abgefunden hatte, war der Anblick schockierend. Nichts stand mehr, keine einsame Wand. Nur zwei letzte Balken zeigten wie tot in die Luft. Hier war wohl wirklich nichts übrig geblieben... Kurai seufzte schwer und ging zwischen die Trümmer, sah sich um. An der Stelle, wo sie ihr Schlafzimmer vermutete, erblickte sie ihr altes Konoha-Band. Der Stoff war verbrannt und die Platte bis fast zur Unkenntlichkeit geschmolzen. Hätte Kurai nicht bereits ein neues Stirnband getragen, hätte sie wohl losgeheult. Aber schließlich entdeckte sie, als sie das Trümmerfeld verlassen wollte etwas, was diese Trauer von ihr nahm. Aus einem verkohlten Holzhaufen ragte etwas Silbernes: Kurais Hoffnung stob auf. Sie hatte ihre Waffen stets an der selben Stelle gelagert und dies machte sich nun bezahlt. Sie trat den Haufen Schutt zur Seite und erspähte tatsächlich ihr Katana. Die Klinge war verstumpft, teilweise angelaufen und leicht verbogen, die Schwertscheide zerbröselte, als Kurai sie berührte. Auch der Griff war in Mitleidenschaft gezogen worden, doch die Gravur vom Namen ihres Vaters war noch erkennbar. Kurais Augen leuchteten und sie kam zu Shabon zurück. Diese lächelte. »Scheinbar gehen solche Verbindungen über den Tod hinaus.« »Ja...« Während Kurai sich neu mit dem Nötigsten eindeckte sprachen sie über Kabuto. Kurai erfuhr, dass Shabon noch mit ihm über das Fest gegangen war und sie das Gefühl hatte, dass Kabuto sie auch mochte. »Klar mag er dich«, meinte Kurai. »Ich meine so wie ich ihn. So richtig...«, kam er etwas nervös zurück, »Heute Abend treffen wir uns wieder.« »Gehst du wieder shoppen?«, das Fuchsmädchen lachte schallend. »Nein! Ich komm einfach zwischendurch nicht zurück.« Shabon streckte ihr die Zunge raus. Kurais neue Kampfkleidung gefiel ihr unheimlich gut und sie hatte sie auch gleich anbehalten. Kurai trug jetzt ein hellrotes Oberteil mit weißen Rändern und eine lilafarbene Hose, die sie ab den Schienbeinen noch bandagierte, damit sie besser saß. Das Ninjastirnband hatte längst wieder seinen Platz an ihrem Kopf und stolz betrachtete Kurai sich im Spiegel, ehe sie bezahlte. Ja, dies war ein Neuanfang. Zu Hause kämen noch das Holster und die Gürteltasche hinzu, dann war alles perfekt. Natürlich fehlte noch der Inhalt für die Taschen und die Schwertscheide für ihr Katana. Im selben Laden erstand Kurai alle anderen Kleidungsstücke, die man zum leben brauchte. Damit war sie nun wieder komplett eingedeckt. Auch Shabon veränderte bei dieser Gelegenheit ihr Outfit. Ihre neue Kampfkleidung bestand nun aus einem orangefarbenem Oberteil mit violetten Rändern, dessen Ärmel leicht an eine Robe erinnerten und einer dunkelorangenen Hose. Das Stirnband blieb an seiner alten Stelle an ihrem Oberarm, ein Beinholster trug Shabon sowieso nicht. In der Gürteltasche fand man zumeist ihre Flöte und einige Waffen, deshalb durfte auch die nicht fehlen. Das Waffengschäft war die nächste Station. »Das Schwert ist von guter Qualität«, sagte man ihr, »Die beiden Stahlarten haben eine gute Legierung. Nur deshalb konnte es das Feuer überstehen.« Der Waffenhändler nickte. »Ich werde zwei Tage brauchen, dann sollte das Schwert wieder einsatzfähig sein. Ich muss die Klinge aber neu schmieden, es könnte etwas teurer werden.« »Das ist egal.« Das Schwert war ihr alles Geld der Welt wert. »Rechnen sie die neue Schwertscheide noch mit an, ich hole es dann zusammen ab.« »In Ordnung.« Kurai kaufte noch ein Kunai- und zwei Shuriken-Sets, außerdem eine Packung Makibishi. Vielleicht brauchte sie die ja irgendwann mal. Danach folgten nur noch Kleinigkeiten aus dem Supermarkt wie Zahn- und Haarbürste, Parfüm, Deospray und eben solche typischen Dinge. Kurai war inzwischen so vollbepackt mit Taschen, dass es ihr die Finger einschnürte. »Ich glaube das reicht erstmal«, lachte Shabon, »Du solltest nächstes Mal den Meister mitbringen, er kann dann die Taschen tragen.« Das Fuchsmädchen grinste breit. »Du bist gemein.« »Immer doch«, Shabon hob die Schultern, »Komm, essen wir ein Eis. In einer Stunde treffe ich mich sowieso mit Kabuto.« Als sie sich an den Tisch setzten blickten die Mädchen auf die Eiskarte. Kurai entschied sich spontan für einen Bananensplit, während Shabon beim gutem alten Früchtebecher blieb. Die Bestellung wurde aufgenommen und Shabon wandte sich Kurai wieder zu. »Was macht ihr so, wenn ihr euch trefft?«, fragte Kurai. »Du wirst es nicht glauben, aber meistens reden wir einfach nur.« »Wohnt er allein?« »Ja«, Shabon nickte, »Seine Eltern waren Spione für Oto-Gakure, aber er wollte wohl nichts damit zu tun haben und ist hergezogen. Er ist ein Jahr älter als ich.« »Habt ihr euch schon...? Du weißt schon.« Eine tiefe Rotspur zog sich durch Shabons Gesicht. »Nein«, erwiderte sie, »Ich glaube, einmal wär es fast passiert. Aber da kam was dazwischen.« Sie seufzte. »Ich verstehe, wie du dich fühlst... Ich weiß irgendwie auch nicht, wie ich mich Kakashi gegenüber verhalten soll.« »Sei einfach du selbst, dann klappt es«, prophezeite Shabon, »Und du hast das Schwerste auch schon hinter dir.« »Viel Glück bei eurem Treffen nachher.« »Glück?«, Shabon lachte schallend, »Das klingt, als würde ich zu einem Sportwettkampf gehen.« Als sie sich verabschiedet hatten war Kurai guter Dinge. Das einzige, was ihre Laune trübte waren die gefühlt hundert Kilo schweren Taschen an ihren Händen. Als sie Kakashis Haus erreicht hatte, wuchtete das Mädchen alles in die Küche und verschnaufte. »Soll ich gleich anbauen?«, kam es halb scherzhaft von Kakashi, welcher mit seinem FlirtParadies am Küchentisch gesessen hatte. »Nein, keine Sorge«, grinste Kurai, »Das lässt sich alles mehr oder weniger platzsparend verstauen... Glaube ich.« Der gefährliche Schrank wurde aufgeräumt und Kurai lagerte nun in der linken Hälfte ihre Kleidung. Einen eigenen Rucksack hatte sie sich auch gekauft, den sie schon mal für die nächste Mission in drei Tagen mit Waffen, Medikamenten und einer warmen Jacke vorbereitete. Die übrig geblieben Kunai, Shuriken und die Makibishi fanden Platz in ihrer Gürteltasche und dem Beinholster. Kurai schnürte alles fest und blickte zufrieden an sich herab. Es konnte losgehen. »Du kannst es ja kaum erwarten«, kam es von Kakashi. Er stand mit verschänkten Armen gegen den Türrahmen gelehnt und hatte sie anscheinend beobachtet. »Das stimmt«, gab sie ein bisschen peinlich berührt zurück, »Mir war schon richtig langweilig.« »Mir auch. In drei Tagen ist die nächste Mission, nichtwahr?« »Genau.« Kurai blickte sich im Spiegel an. Ja, der Tag der nächsten Aufgabe konnte kommen. Kurai fühlte sich so stark wie noch nie - und ihr war nicht einmal klar warum. Ob es an Kakashi und ihrer neuen Beziehung zu ihm lag? Kurai vermutete, dass es daran lag, dass sie sich von grundauf verändert hatte. Durch ihre neue Lebenssituation und durch Kakashi gleichermaßen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)