Let's become a Ninja! von Vei-Chan (Kapitel 38 erneuert!) ================================================================================ Kapitel 8: Angst ---------------- Kurai öffnete ihre Augen und schloss sie sofort wieder. An den Handgelenken an zwei Ketten aufgehangen, hörte sie nebenan Stimmen und das Murmeln einiger Zeichen, die auch Kurai zum Erschaffen ihrer Bunshins nutzte. Allem Anschein nach bereitete jemand ein wirklich kompliziertes Jutsu vor. Sie kniff ihre Augen fest zu. Ihre Füße brachten sie in die rotleuchtende Grotte des Kyuubi. Die gewaltigen Gitterstäbe und der Siegel-Bannzettel offenbarten sich ihr als riesig. Zum ersten Mal angstlos und im Angesicht dessen, was ihr geschehen sollte, trat sie an den Fuchs heran. "Ich erstaune, dich zu sehen", donnerte Kyuubi, "Was ist dein Begehr, Fuchskind?" »...Ich brauche deine Hilfe«, meinte Kurai ohne Zögern, »Er wird mich umbringen.« "Er hat deinen Vater getötet, um mich zu kriegen... Ich erinnere mich noch gut an ihn... Shaku Tadashi..." Kurai sah Kyuubi fest in die Augen. Sein starkes, gefährliches Antlitz kam ihr nun zum ersten Mal nicht so bedrohlich vor, sondern heute und in diesem Moment sah sie Kyuubi als ihren Verbündeten. »Hilf mir.« "...Wie du es wünschst, Mädchen... Denn es geht auch um mein Leben..." Kurai öffnete die Augen - ihre Pupillen waren schmale Schlitze. An ihrem Körper rann rote Chakra entlang, nur kurz, dann verfloss sie wieder. Die Ketten barsten mit lautem Getöse, Kurai stand buckelig auf ihren Füßen und spürte die feurig brennende Chakra des neunschwänzigen Fuchsdämonen. Der Schmerz in ihren Handgelenken, in ihrem Magen und in ihrem Gesicht verebbte augenblicklich und die blau angelaufeneen Flecken auf ihrem Bauch und auf ihrer Wange verschwanden. Kurai fühlte, dass ihr Hunger schwand, ihre Trauer ebenso und auch die Angst, was geschehen würde, kam ihr nun unwirklich und wie ein Traum vor. "Geh!", zischte es in ihrem Innern und ohne wirklich zu denken drehte Kurai sich um und sprang durch das Fenster. Die Gitter sprengte Kyuubis Chakra und nur wenige Kratzer verletzten das Gesicht des Mädchens. Auf dem Rasen aufgekommen sah sie sich um. »Wo lang?«, keuchte Kurai tonlos und Kyuubis Kraft lenkte sie in eine Richtung, die sich als die Richtige erweisen sollte. Unterwegs verließ der Fuchs sie wieder, verstummte in den Tiefen ihrer Seele und überlies Kurai sich selbst. Nach wenigen Stunden erreichte sie Konoha-Gakure, wo bereits Ninjas herumstriffen und jemanden zu suchen schienen. Als das Mädchen sich näherte, rannte einer der Männer auf sie zu. »Tsubasa Kurai?«, fragte er. »Ja«, entgegnete sie. Wie sich herausstellte, hatte man sie bereits gersucht. Als Kurai das Büro des Hokage betrat, musste sie Ewigkeiten Ausführungen über ihre Entführung erläutern und Shaku so gut es ging beschreiben. Kyuubi hatte ihr ja seinen Namen gesagt, den sie prompt an Sandaime weitergab. Außerdem bekam sie zwei Pflaster ins Gesicht geklebt, das zerplatzte Gitter hatte ihr die Stirn und die Wange aufgeschnitten. Alle anderen Wunden von der Entführung hatte Kyuubi heilen lassen, was Kurai sehr verwunderte. Kakashi, Shabon und Lorrenor wurden derweil benachrichtigt, dass es ihr gutging. »Du kannst gehen«, sagte Saindaime nach gut einer Stunde, »Shaku suchen wir schon lange. Er hat Einiges verbrochen, wofür er hinter Gitter gehört.« »Danke«, Kurai machte kehrt und verließ das Anwesen. Gerade hatte sie die Tür verlassen, da sah sie bereits ihre Teamkameraden auf sie zukommen. Shabon fiel ihr sofort um den Hals und riss Kurai beinahe zu Boden. »Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!«, rief Shabon völlig aufgelöst und Kurai tätschelte unbeholfen ihren Rücken. »Alles okay?«, fragte Kakashi sie und als Kurai nickte, konnte sie sogar von Lorrenor ein brüderliches Zunicken erspähen. Freude erfüllte sie. Noch nie hatte sich jemand Sorgen um sie gemacht. Zumindest nichtmehr seit der Sache mit... Kurai schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es ist zu spät für einen Dienst, oder?«, fragte sie und erhielt allgemeine Zustimmung. »Morgen gehen wir auf eine längere Reise«, meinte Kakashi schließlich, »Der Hokage hat sich dazu bereit erklärt, uns eine etwas höhere Mission zu geben.« »Echt? Worum geht es?«, fragte Shabon sofort, aber Kakashi verneinte und meinte, er würde mit ihnen morgen früh alles besprechen. Schließlich trennten sie sich und gingen nach Hause. Shabon und Kurai hatten wie gewohnt den gleichen Weg und gingen nebeneinander. »Was ist geschehen, nachdem man dich verschleppt hat?«, fragte Shabon und sah sie an. »So ein Kerl hat mich aus einem Verließ geholt, als ich zu mir gekommen bin...«, erinnerte Kurai sich, »Und hat mich zu dem Kerl gebracht, der mich entführen lassen hat. Ich weiß nicht genau, was er von mir wollte - er hat mich bewusstlos geschlagen und als ich erwachte, war ich an Ketten gefesselt.« »Wie schrecklich...«, murmelte Shabon mitfühlend. »Er hat irgendetwas davon gesagt, dass er Kyuubi haben will. Und nebenan habe ich ihn dann irgendwelche Fingerzeichen murmeln hören...« »Sei bloß vorsichtig.« »Kyuubi hat mir mit seiner Chakra geholfen, mich zu befreien und mir den Weg nach Konoha gezeigt.« »Wirklich?«, fragte Shabon, »Kyuubi scheint gar nicht so übel zu sein.« »Kyuubi kennt den Kerl... Er hat meinen Vater getötet...«, Kurais Hand ballte sich so fest zur Faust, dass es wehtat. Shabon starrte Kurai an. »Das hat er dir gesagt?« »Ja«, knirschte Kurai wütend, »Und ich werde nicht eher ruhen, bis ich ihn getötet habe.« An der Tür von Kurais Haus verabschiedeten sie sich, aber Kurai war mulmig zumute. Sie zeigte ihre Angst natürlich niemandem, aber Kurai fürchtete ehrlich, wieder einem von Shakus Konsorten in die Hände zu fallen. Wer weiß, wie oft Kyuubi ihr noch helfen würde - und ob Shaku ihr dieses Mal überhaupt noch die Möglichkeit geben würde, zu fliehen. Der Tag wandte sich dem Abend zu und Kurai machte sich nochmal auf den Weg. In ihrem Haus fühlte sie sich einfach nicht richtig sicher, und so beschloss das Fuchsmädchen, nocheinmal ihren Lieblingsplatz zu besuchen. Der hatte ihr bisher immer geholfen. Sie chloss das Haus ab und lief dann den Fußweg von etwa fünfzehn Minuten, bis sie an der Gedenkwiese angekommen war. Kurai duchquerte den kahlen Platz nicht direkt, sondern schlich sich im Dickkicht durch das Geäst, um im Zweifelsfall wirklich unsichtbar zu bleiben. Als Kurai das Gebüsch am Gedenkstein verließ, erlebte sie eine Überraschung - Kakashi war dort. Kurai erschrak erst vor ihm, bis sie ihn wirklich erkannte, und dann durchströmte sie ein Gefühl von Sicherheit. Sie konnte es nicht deuten und schob es auf eben diesen Ort. »Hallo, Kurai«, meinte Kakashi und lächelte leicht, »Ich hab mir schon fast gedacht, dass du hierher kommen würdest.« »Ach ja...?«, fragte Kurai etwas schüchtern und setzte sich neben ihn, Kakashi rückte ein Stück zur Seite. »Ah...«, er lachte, »Keine Angst, ich hab dir nicht aufgelauert... Ich wollte nur ein wenig nachdenken.« »Ja, ich auch«, Kurai sah ihn an. Die untergehende Sonne spiegelte sich auf der Metallplatte seines Stirnbands und warf Glanzlichter in sein sichtbares Auge. Er wirkte in diesem Bild so... erfahren und ernst, aber trotzdem weich. Kurai konnte es nicht in Worte fassen, aber sie fühlte ganz klar, dass Kakashi viel erlebt haben musste. »Fürchtest du dich?«, fragte Kakashi plötzlich und riss Kurai aus ihren Gedanken. »W-wie...?« »Ich meine, ob du Angst hast, dass wieder einer von Shakus Leuten dich holen will.« Kakashi hatte die beeindruckende Gabe, ständig das zu sagen oder zu fragen, was Kurai dachte und nicht aussprechen wollte. Sie wusste nicht, was jetzt besser war: Es zu leugnen oder lieber die Wahrheit zu sagen. Andererseits hatte Kakashi damals zu mal ihr gesagt, dass er ihr gern helfen würde. Sie hatte ihm das nicht geglaubt, aber inzwischen spürte sie immer mehr, dass Kakashi nichts Böses von ihr wollte. »Ja...«, sagte Kurai schließlich, »Etwas.« »Verständlich«, meinte der Jo-Nin und Kurai sah in an, »Ich denke, der Hokage wird inzwischen eine Wache vor deinem Haus positioniert haben und die Tage verstärkt sich auch der Wachposten am Dorftor...« »W-Wache?«, raunte Kurai stockend. Jemand stand vor ihrem Haus Wache? »Was ist?« »Ach... n-nichts weiter. Es ist nur ein... merkwürdiger Gedanke.« »Du vertraust einer fremden Wache nicht?« Abermals hatte Kakashi ihren Gedanken aus dem Stehgreif geholt. »Ja...« Der Silberhaarige begann zu lächeln. »Du hast bereits mehr von einem großen Ninja, als du denkst.« Kakashi stand auf und streckte sich einen kurzen Moment, dann sah er zu Kurai hinab und hielt ihr seine Hand hin. Kurai, der solcherlei Gesten keinesfalls bekannt oder gar vertraut waren, griff sie nur sehr zögerlich. Hatake zog das Mädchen problemlos ins Stehen und obwohl der Zeitpunkt so sinnlos war, bewunderte sie Kakashi plötzlich. »Geh jetzt schlafen... Wir müssen morgen früh raus«, sagte er und sah sie an. »Ja...« »Und Kurai...«, Kakashi hatte sich bereits zum Gehen gewandt und drehte sich nun noch einmal zu ihr um, »Behalte dein Misstrauen Fremden gegenüber. Das kann dir nur helfen«, kurz zögerte der Ninja, »Aber verprell nicht diejenigen, die dir was Gutes wollen.« Und mit diesen Worten schritt er durch das Dickkicht und war verschwunden. Kurai stand noch einige Sekunden da und sah ihm etwas verdattert hinterher. Über seinen Hinweis wäre sie vor einpaar Wochen noch erbost gewesen, aber heute und an diesem Tag, nachdem sie so viel in der letzter Zeit erlebt hatte, war sie Kakashi einfach nur dankbar dafür, dass er sich um sie zu sorgen schien. Als sie zu Hause ankam, stand ein Mann vor ihrer Tür. Zuerst wollte Kurai instinktiv in Kampfstellung gehen und ein Kunai zücken, aber dann erkannte sie, dass es Asuma-Sensei war. Sie kannte ihn vom Sehen und hatte ihn auch so manches Mal in der Akademie getroffen. Seine Haut war relativ dunkel und er hatte schwarze Haare, ein ebenso schwarzer Bart säumte sein Kinn. Im Mund hatte er eine Zigarette, die Kurai bis zu sich hin roch. Langsam ging das Mädchen auf ihn zu. »Hallo, Kurai«, begrüßte Asuma sie, »Ich hatte mich schon gewundert, wo du steckst.« »Ich war... spazieren«, meinte Kurai, »Sie sind die Wache, nehme ich an?« »Du kannst beruhigt schlafen«, er zwinkerte ihr leicht zu, »Ich bleibe die Nacht über hier.« Langsam nickte sie und ging hinein. Als sie die Tür schließen wollte, fiel ihr ein, dass sie unhöflich war. »Danke...«, raunte Kurai nach draußen und Asuma schüttelte nur den Kopf. »Wollen sie vielleicht einen Tee oder sowas?« »Das wäre wirklich nett... Danke, Kurai.« Das Mädchen brühte einen starken, schwarzen Tee und brachte ihn Asuma. Danach ging sie zu Bett und zu ihrer Überraschung schlief sie schnell und tief. Zwar wurde sie öfters wach, weil jemand um ihr Haus schlich, aber nach wenigen Atemzügen bemerkte Kurai, dass es Asuma war und döste wieder ein. Am Morgen war Kurai total gerädert. Sie wusste gar nicht, was sie in ihren Rucksack packen sollte. Kakashi hatte nur gemeint, dass es Waffen und Proviant sein sollten. Also zog Kurai ihre gewöhnlichen Sachen an und spickte ihre Bein- und Hosentaschen mit Waffen, steckte als Ersatz noch welche zusammen mit Essen in den Rucksack, füllte die Wasserflasche auf und machte sich dann auf den Weg. Kurai hatte bewusst zwei Stunden länger geschlafen als aufgetragen, weil Kakashi sowieso wieder zu spät kommen würde. Jene Ahnung bestätigte sich. Shabon und Lorrenor warteten schon seit geschlagenen zweieinhalb Stunden, als Kurai zu ihnen stieß. »Machst du jetzt Kakashi nach oder was?«, fragte Shabon etwas beleidigt. »Ach weißt du... Ich bin etwas spät ins Bett gegangen gestern... Und da dachte ich mir, schlaf' länger. Kakashi-Sensei kommt sowieso zu spät.« Ein Räuspern hinter ihr erklang und als sie herumfuhr, stand Kakashi - ein wenig beleidigt über das Misstrauen seiner Schüler - hinter ihr. »Kann es losgehen?«, fragte er unbehelligt und stieß auf allgemeines Brummen. Sie verließen Konoha-Gakure durch das große heimatliche Tor. Kurai vernahm fast soetwas wie Wehmut, obwohl die Bewohner dieser schönen Stadt so unfreundlich zu ihr waren. Sie seufzte lautlos und lächelte leicht, bevor sie Kakashi-Sensei aufholte. »Was ist denn jetzt unser Auftrag?« Kakashi sah einen kurzen Moment in den Himmel und auch die beiden anderen Teamkameraden holten auf. Sie liefen jetzt als geschlossene Reihe nebeneinander. »Nun...«, meinte Kakashi, »Unser Ziel ist ein kleiner Vorort vom Reich der Wellen. Wir sollen dort ein wichtiges Dokument abholen und heil nach Konoha zurückbringen.« »Was für ein Dokument?«, fragte Shabon sofort. »Das wird nicht gesagt. Aber es ist wirklich wichtig«, Kakashi lächelte etwas beschämt und richtete den Blick wieder nach vorn. »Wie öde...«, brummte das grünhaarige Mädchen und seufzte laut. »Meinen sie, dass es Shinobi geben wird, die das Dokument wollen?«, meldete sich Lorrenor zu Wort. Seine Frage klang beinahe hoffnungsvoll. »Ich denke schon«, bestätigte der Sensei, »Zumindest wäre es sonst kein C-Auftrag.« »Und es ist doch nur C...«, fügte Shabon hinzu, »Also wird es auch nicht überspannend werden.« »Für den Anfang muss das reichen«, entgegnete Kakashi nunmehr etwas gekränkt. Da war er schon stolz gewesen, ihnen einen höheren Auftrag geben zu können und nun beschwerten sie sich immernoch. Nur Kurai schien zu der Sache nichts zu sagen zu haben. Er blickte zu ihr und ihre blauen Augen fixierten gedankenversunken den Himmel. Beinahe wortlos liefen sie nebeneinander her. Alle vier Ninjas wussten, dass dies ein endloser Marsch von etwa drei Tagen werden würde. Da sie nicht ins Wellenreich direkt sondern mehr in einen Vorort mussten würde es sich vielleicht auf zweieinhalb Tage verkürzen. Trotzdem eine lange Zeit, wenn man bedachte, dass sich diese Angabe pro Weg bezog. Kurai fühlte sich großartig. So lange sie mit ihren Kameraden und Meister Kakashi zusammen war, konnte ihr nichts passieren. Und sie war sogar einige Zeit aus Konoha-Gakure raus und konnte so dem Hass der Dorfbewohner ein wenig entrinnen. Dennoch war ihr aufgefallen, dass ihr das jetzt nichtmehr so viel ausmachte wie noch einige Monate zuvor. Anscheinend hatte die Anwesenheit ihres Teams ihr wirklich Selbstvertrauen gegeben. Der Tag war schön und die Sonne schien strahlend vom Himmel. Kurai spähte kurz zu Shabon und Lorrenor. Sie hatten sich etwas praktischere Kleidung für den Kampf angezogen. Nur Kakashi-Sensei sah aus wie immer. Der Rucksack auf seinem Rücken schien vollgepackt mit einigen Dingen, deren Abdrücke Kurai durch den Stoff sehen konnte. Worum es sich dabei wohl handelte? Sie selbst hatte nicht viel dabei, auch ihr Schwert hatte sie zuhause gelassen. Immerhin konnte sie damit noch nicht richtig umgehen und hätte mit Sicherheit nur behindert. Kakashi warf ihr einen Blick zu und lächelte sie daraufhin aufbauend an. Kurai wandte Ihren schnell ab und stierte in die entgegengesetzte Richtung. Hoffentlich hatte sie ihn nicht zusehr angestarrt... Nach einigen Stunden pausierte die Gruppe. Noch war das Wetter warm und das Gras trocken, weswegen sie auf dem Boden sitzen konnten. »Ich bin müde«, jammerte Shabon und biss in einen mit Fleisch gefüllten Reisball, »Echt...« Ein Schnauben kam von Lorrenors Seite: »Du musst noch knapp fünf Tage durchhalten...« »Ich weiß...«, entgegnete Shabon wieder und ließ den Kopf hängen, »So hab ich mir das nicht vorgestellt!« Kakashi lachte auf und schien in diesem Moment sehr fröhlich zu sein. Bisher hatte ihn Kurai die Gruppe immer nur schadenfroh angrinsen sehen, wenn sie mal wieder Kartoffeln schälen mussten oder sowas. Irgendwie hatte sie auf einmal das Gefühl, dass er nicht weniger in sichselbst gefangen war als sie. Das braunhaarige Mädchen sah etwas betreten zu dem Brot, welches sie sich geschmiert hatte. Es war knochentrocken und schmeckte nach rein garnichts. Shabons Sachen rochen extrem gut und sahen auch toll aus, wahrscheinlich hatte ihre Mutter sie mit Liebe für sie zubereitet. Lorrenor aß ein fertiges Paket Sushi, welches er vorher wohl gekauft hatte. Das hätte sie auch tun können... Mist. Kakashi schien nicht zu wollen - aber vielleicht weigerte er sich auch nur, seine Maske in der Anwesenheit der Anderen hinunterzuziehen. Kurai seufzte lautlos und legte das Brot zurück in ihre Tasche. Im gleichen Moment hielt ihr Shabon einen ihrer gefüllten Reisbälle vor die Nase. »W-Was?« »Ich hab gesehen, wie du geschaut hast«, meinte das grünhaarige Mädchen und lächelte Kurai offen an, »Die schmecken wirklich gut.« »D-Danke«, murmelte Kurai verschüchtert und aß schnell den Reisball. »Nimm dir so viele wie du willst«, ihr Gegenüber schob die Schachtel in die Mitte. Kurai bedankte sich nochmal. Noch nie hatte ihr jemand was von seinem Essen abgegeben! Zwar war es eher eine Kleinigkeit unter Freunden, so kannte Kurai diese Gesten nicht und war dementsprechend glücklich darüber. Lorrenor starrte stumm in die andere Richtung, bis Shabon auch ihm einige der Köstlichkeiten anbot. Der Junge tat es ab und wollte nicht, aber nach einigen Minuten der Stille klaubte er sich dann doch einen aus der Packung und nuschelte ein beschämtes "Danke". Es gab nicht wirklich etwas Interessantes in dem kleinen Dörfchen. Sie nahmen die "überaus wichtige" Schriftrolle in Empfang und wechselten sich mit dem Bewachen ab. Den ersten Dienst leistete Lorrenor, den Zweiten Shabon und den Dritten Kurai. Ansonsten gab es in diesem Ort nichtmal Ninjas, deshalb übernachteten sie in einer Herberge und reisten am nächsten Tag zurück. Kurai und Shabon unterhielten sich die meiste Zeit über Belanglosigkeiten, zum Beispiel erfüllte Missionen oder diverse Träume. Kurai erzählte ihrer Freundin schließlich von Asumas nächtlicher Wache, wo auch Kakashi merklich zuhörte. »Ich war schon froh, dass es Asuma-Sensei war. Den kannte ich wenigstens«, erzählte das Fuchsmädchen, »Bei einem fremden Ninja hätte ich wohl kein Auge zugemacht.« »Es muss ein komisches Gefühl sein, von jemandem bewacht zu werden«, überlegte Shabon, »...Da fühlt man sich, als wäre man berühmt.« »Jaa, so ähnlich«, grinste Kurai ausgelassen und spähte dann wieder nach vorn. Inzwischen waren sie ein gutes Stück weitergekommen und näherten sich einem Wald. Kakashi blieb einen Augenblick lang stehen. »Was wäre günstiger?«, fragte der Meister prüfend, »Den vermeindlich kürzeren Weg durch den Wald nehmen oder weiter am Feld entlanggehen?« »Das ist einfach«, antwortete Lorrenor prompt, »Im Wald gibt es bessere Versteckmöglichkeiten. Auf dem Feld hier sitzen wir wie auf dem Präsentierteller.« »Und wenn der Weg durch den Wald kürzer ist sparen wir außerdem Zeit ein«, fügte Kurai hinzu. Kakashi nickte zufrieden und nahm Kurs auf den Wald. »Endlich mal was Anderes als Wiese und Feld«, freute sich Shabon und rannte einige Schritte vor, sodass sie als Erste zwischen den dichten Bäumen stand. »Schau nach, ob sich jemand nähert«, rief der Sensei dem Mädchen zu. Auch ein Auftrag der C-Stufe bedeutete noch immer viel Übung und Training. Immerhin mussten sie irgendwann allein zurecht kommen. Shabon schwang sich einen der Äste hoch und dann auf den Nächsten, bis sie die Baumkronen überblicken konnte. Einige Lichtungen und ein Bach zogen sich durch die Landschaft, aber von fremden Ninjas war nirgends etwas zu sehen. »Nichts«, rief Shabon zufrieden und hangelte sich wieder nach unten. Als sie gerade auf dem vorletzten Ast Halt gefunden und schon Kurs auf den Nächsten genommen hatte, war ihr plötzlich, als habe sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung erkannt. Suchend huschten ihre grünen Augen durch das Dickkicht - und da war es. Ein Vogel flatterte erschrocken über ihre Anwesenheit hinauf in den Himmel und verschwand dort. Shabon lächelte sanft und schwang sich dann auf den Boden, wo der Rest ihres Teams ihr auch schon entgegenkam. »Hast du was gesehen?«, fragte Kakashi. »Alles okay, die Luft ist rein.« »Gut.« Kurai atmete die frische Luft ein und es roch nach Gras und Blumen. Das Wetter war wirklich toll und wie gemacht für einen Ausflug. Irgendwie war das hier ja auch wie auf einem Ausflug. Einem langen Ausflug. Sie schritten durch den Wald und in der selben Sekunde war Kurai, als sähe sie eine Bewegung im Augenwinkel. Das Mädchen wandte sich zur Seite und erspähte tatsächlich einen schwarzhaarigen Jungen. Er schien sie nicht zu bemerken, sein Blick war traurig und irgendwie schwer. Eine Narbe zog sich quer über sein Gesicht. Gleich darauf war er im Dickkicht verschwunden. Kurai öffnete den Mund, um ihren Kameraden von ihm zu erzählen, doch im gleichen Moment spürte sie plötzlich einen starken Luftzug hinter sich. Deutlich nahm sie Konturen einer Anwesenheit wahr und wandte erschrocken den Kopf zur Seite. Ein breit gebauter Ninja funkelte ihr von hinten entgegen. Kurai war außerstande, etwas zu unternehmen - sie hatte noch nie in ihrem Leben einen so schnellen Ninja gesehen. Bis auf Kakashi vielleicht. »Hab dich dich!«, zischte der vermeindlich feindliche Ninja und stieß mit einem Kunai nach ihrem Oberschenkel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)