Let's become a Ninja! von Vei-Chan (Kapitel 38 erneuert!) ================================================================================ Kapitel 6: Ninja sein --------------------- Gerade wandte er den Blick von dem Baumstamm ab, da kam Kakashi von hinten und trat dem Jungen so heftig in den Rücken, dass er aufschrie und in den nahegelegenen Bach fiel. Mindestens zehn, fünfzehn Sekunden lang herrschte Stille. Die Wasseroberfläche blieb stumm. >Oh Gott...<, dachte Shabon und schluckte, >H-...Hat er ihn... erledigt...?< >Beide haben übertrieben...<, Kurai erhob sich aus dem Gebüsch und klopfte sich ab. Kakashi wartete geduldig und endlich begann das Wasser zu blubbern. Lorrenor tauchte auf, zog sich aus dem Wasser und hustete einige Tropfen aus. Er sah etwas lädiert aus, seine schwarzen Haare hingen schlaff durch das Wasser herunter. Er schüttelte sich und stand langsam auf. Sein Kreuz knackte so laut, dass selbst Shabon es hörte. »Gut.«, meinte Kakashi, »Erstaunlich, dass du mit deinem Alter und deiner Chakramenge bereits das Gokakyuu beherrschst. Du scheinst ein talentierter Sprößling des Sato-Clans zu sein...« »Pssst...«, flüsterte Shabon, »Kurai!« Kurai drehte sich um und stieg zu Shabon ins Gebüsch. »Da bist du ja.« »Der ist viel zu stark! Was verlangen die von uns?«, meinte Shabon. »Ja, du hast Recht. Ich weiß selbst nicht, was ich machen soll.« »Ich habe eine Idee.«, Shabon grinste siegessicher. »Welche?« »Wir arbeiten zusammen. Wir greifen ihn zu zweit an wie den Ninja im Wald. Und dann teilen wir die Glöckchen unter uns auf.« »Klasse!«, meinte Kurai, »Ich schleiche mich jetzt hinter ihn ins Gebüsch; du greifst erst mit Waffen und dann mit dem Körper an, okay?« Shabon schluckte, »Okay...« Kurai machte kehrt und sprintete durchs Gebüsch. Die Äste und Blätter schlugen um ihren Körper und zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich wie ein richtiger Ninja. Ein Ninja, der im Kampf gegen seinen Feind durch das Gebüsch streift und auf eine Gelegenheit wartet. Kurai sah Kakashi nicht als Feind, vielmehr als Lehrer. Den Gedanken, ein Glöckchen zu bekommen und seine Untergebene zu sein, gefiehl ihr. Sie wusste noch nicht, wie stark Kakashi war und was er konnte, aber irgendwie strahlte er eine Art Ruhe aus. Ruhige Sicherheit... So in der Art. Kurai legte sich in einer Baumkrone auf die Lauer und wartete. Lorrenor schlug sich noch immer eifrig mit dem Sensei herum, ein Mal berührte er sogar ein Glöckchen. Kakashi jedoch stieß den jungen Ge-Nin jedes Mal vonsich und wehrte so den Angriff ab. Lorrenor war nicht außer Atem, doch langsam schien er mit seinem Latein am Ende. Er war zweifelsohne ein guter Kämpfer und Kurai war sich nicht sicher, ob sie es mit Shabon schaffen konnte, wenn Lorrenor es nicht hinbekam. Als der junge Sato gerade Abstand von Kakashi nahm, surrten Kunais durch die Luft. Kurai machte sich bereit. Kakashi musste sich nicht mal bewegen, denn nur ein Kunai hätte ihn getroffen - und dieses wehrte er schlichtweg ab. »Verdammt!«, schimpfte Shabon peinlich berührt und griff Hatake von hinten an. Er fuhr herum und ergriff Shabons Faust. Sie versuchte es mit der Zweiten, doch auch diese wurde abgewehrt. Kurai verließ die Baumkrone und Kakashi war gerade tatsächlich so abgelenkt, dass sie sich an seinem Rücken festkrallen konnte. »Super!«, rief Shabon ihr zu. »Nicht schlecht...«, hörte Kurai Kakashi murmeln, »Teamwork...« Er griff nach hinten und packte Kurais Kragen. Mit einem Ruck zog er daran und das Fuchsmädchen hielt sich mit aller Macht am Rücken des Jo-Nin fest. Trotzdem war sein Zug zu fest und er riss Kurai nach vorn. Shabon stürmte jetzt wieder auf ihn zu und erneut flogen Fäuste durch die Luft. Kakashi war unglaublich gut. Er wehrte Shabons Angriffe mit einem Arm ab und hielt mit dem zweiten Kurai fest. »Lorrenor!«, kreischte Shabon, »Hilf uns! Wenn du uns hilfst schaffen wir es!« Er stand da und schwieg. Wieso sollte er den Mädchen helfen? Es gab sowieso nur zwei Glöckchen... Kakashi gab Shabon einen Schubs und sie rutschte einige Meter weit weg. Die Sekunden, die sie benötigte, um erneut zu ihm zu gelangen, nutzte Kakashi und sich mit Kurai zu befassen. Diese versuchte, ihm in die Hand zu beißen, aber der Ninja zog sie rechtzeitig weg. Er holte aus und zielte auf Kurai. »Vorsicht!«, rief Shabon Kurai zu und diese drehte das Gesicht schützend zur Seite und kniff die Augen zusammen. Kakashis Faust fegte auf Kurai zu. Ein schwarzer Schatten huschte zwischen die beiden. Kakashis Faust knallte auf Lorrenors Schienbein, welcher ein lautloses Keuchen vonsich gab. Er stützte sich an Kakashis Arm ab, schob Kurai mit dem Bein zur Seite und gab sich dann selbst einen Ruck, um auf Distanz zu kommen. Die drei Ge-Nin standen jetzt nebeneinander. Jeder von ihnen hatte Schweiß auf der Stirn. Mit starrem Blick fixierten sie Kakashi, welcher mit seinem üblichen, müden Blick zurücksah. Er zeigte es ihnen nicht, aber er war beeindruckt von ihrer Teamarbeit. Das Klingeln des Weckers gellte über die Wiese. »Vorbei.«, sagte Kakashi, »Die Zeit ist um. Versammelt euch an den Holzpfählen.« »Verdammt!«, zischte Lorrenor und ging dann wortlos zu den Pfählen. Hätten sie die Glöckchen bekommen, hatte er geplant, wäre es leichter gewesen, den Mädchen die Glöckchen abzunehmen als Kakashi. Beim Abwehren des Schlags hatte er gemerkt, dass er nur ein weiterer Bluff gewesen war; wahrscheinlich hatte Kakashi diese Situation bewusst angedeutet, um Lorrenor dazu zu bewegen, einzugreifen. Im Endeffekt hätte er die Faust kurz vor Kurai gestoppt oder sie zumindest nur so sachte berührt, dass sie nichtmal einen blauen Fleck bekommen hätte. Er setzte sich an den rechten Holzbalken und verschränkte die Arme. Shabon und Kurai gingen nebeneinander. Beide schwiegen, denn sie wussten, was jetzt kam: Niemand hatte ein Glöckchen bekommen; alle waren durchgefallen. Kurai setzte sich an den mittleren Pfahl, Shabon an den Linken. Die Mägen von Shabon und Lorrenor knurrten unaufhörlich. Selbst Kurai, die ja nun gefrühstückt hatte, bekam inzwischen langsam aber sicher Hunger. Sie wandte den Kopf zu Lorrenor und betrachtete ihn. Seine schwarzen Haare wehten sachte im Wind. Er trug eine ebenso dunkle, lange Hose und ein schwarzes Oberteil. Man hätte fast meinen können, er trauere um jemanden. »Lorrenor...«, meinte Kurai und er sah sie an, »Danke für deine Hilfe.« Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Kakashi funkte dazwischen. »So«, er kam zu den Ge-Nin, »Keiner von euch hat ein Glöckchen bekommen... Shabon hat allerdings am Wenigsten gemacht. Deshalb müsste ich dich an den Pfahl binden und dir kein Essen geben.« Shabon sah betreten zu Boden. »Nein, Sensei!«, mischte sich Kurai ein, »Shabon hatte die Idee mit der Teamarbeit. Sie hat mit mir zusammen gekämpft.« »Verstehe...«, Kakashis Blick nahm etwas Nachdenkliches, Glasiges an, »Es war also ihre Idee... Nun gut. Wie lösen wir das Problem mit dem Essen?« »Shabon und Lorrenor sollen essen.«, sagte Kurai, »Ich habe gefrühstückt.« »Soso...«, meinte Kakashi, »Du hast also gefrühstückt. Du bist ganz schön mutig, weißt du das? Ich könnte dich wegen missachtetem Befehl durchfallen lassen.« »Das war kein Befehl!«, antwortete Kurai, »Es war lediglich ein Rat. Mir war aber eben egal, ob ich kotze...« Kakashi schwieg eine Weile. Dann jedoch begann er zu lächeln und sah die Drei an. »Ihr habt alle drei bestanden.« »Was?«, Kurai und Shabon sahen sich an. »Ihr habt kein Glöckchen bekommen, aber das war eigentlich auch nicht der Sinn der Aufgabe.« »Nicht?«, meinte Shabon und sah ihn an. »Nein. Mein Test war, ob ihr fähig seid, Ninjas zu sein. Und das seid ihr, denn ihr habt als Team gearbeitet. Ein Ninja, der alles allein macht, wird schnell sterben. Ihr wurdet in Dreiergruppen aufgeteilt, damit ihr auch zu dritt kämpft.« »Logisch.«, Kurai nickte. »Eben nicht.«, sagte Kakashi, »Ihr seid die ersten Prüflinge, die meine Prüfung bestanden haben.« »WAS?«, riefen Kurai und Shabon im Chor. Lorrenor verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen. »Hat das wirklich noch niemand hinbekommen?«, fragte er dann mit ruhiger Stimme. »Nein.«, antwortete Kakashi, »Jeder wollte allein kämpfen.«, dann lächelte er allerdings wieder. »Aber das ist jetzt egal; ihr habt eure Sache gut gemacht. Esst euer Essen und dann geht nach Hause. Wir treffen uns in zwei Tagen an der Akademie... Dann bekommt ihr euren ersten Auftrag. Mahlzeit!«, mit diesen Worten verschwand er in einer Rauchwolke und ließ die Ninja allein. Zwei Tage später suchte Kurai voller Vorfreude die Akademie auf. Sie war die Erste und wartete geduldig. Was für einen Auftrag sie wohl erhalten würden? Nach einigen Minuten erschienen Lorrenor und Shabon. Shabon erzählte von ihrer schlaflosen Nacht. Sie und Kurai stellten sich die kühnsten Geschichten vor. Zum Beispiel, dass sie ein altes Schloss stürmen und die Wachen beseitigen mussten, um einen Prinzen zu retten. Nach über einer Stunde tauchte Kakashi endlich auf. Er entschuldigte sich dieses Mal damit, noch beim Hokage gewesen zu sein, um den Auftrag zu holen. >Da hätte er auch früher losgehen können...<, dachte sich Kurai. »Sensei!«, rief Shabon, »Was sollen wir tun? Wohin werden wir reisen?« »Nun...«, entgegnete Kakashi, »Kartoffeln ernten.« »WAS?!« Eine halbe Stunde später befanden sich die drei Ge-Nin mit ihrem Meister auf einem Kartoffelfeld. Wütend rupfte Kurai eine nach der anderen aus und warf sie lieblos in die Karre zu den Anderen. Auch Shabon und Lorrenor sahen nicht sehr viel glücklicher aus. Kakashi beobachtete dies mit einem leichten Lächeln vom Schatten eines Baumes aus, unter welchem er Platz genommen hatte. Er las ein rot eingeschlagenes Buch; das "Flirt-Paradies". Als Kurai die Aufschrift des Buches erspähte, schüttelte sie nur den Kopf. Sie kannte Meister Kakashi noch nicht lang, aber trotzdem sah ihm das ähnlich. »Weiter, weiter. Ihr sollt bis heute Nachmittag fertig sein.«, grinste Kakashi. »SIE haben gut Reden!«, zischte Shabon, »Sie arbeiten ja nicht! Sie sitzen nur im Schatten und lesen diesen... diesen... diesen Softporno!« »Ich möchte doch sehr bitten...«, murmelte Kakashi und lenkte dann ab, »Ich hab auch klein angefangen...« »Das hier ist nicht "klein"! Das ist "so gut wie nicht vorhanden"!«, schimpfte Shabon und schaufelte weiter. Als die Unterninja endlich mit ihrer Arbeit fertig waren, erhielten sie ihren Lohn und wurden in die Freiheit entlassen. Kakashi ermahnte noch mal alle, morgen früh pünktlich zu sein (wobei er dazu am wenigsten das Recht hatte, wie Kurai fand) und Lorrenor schlug wie immer mit einem kurzen "bis Morgen" seinen Nachhauseweg ein. Und so vergingen einige Wochen mit der selben, eintönigen Arbeit. Babysitten, Unkraut jähten, Kartoffeln schälen oder ernten oder Einkäufe für alte Frauen erledigen. Wahlweise auch Hunde ausführen. Der heutige Dienst war wieder das Selbe: Die Gruppe musste einen Garten umgraben, was sich als extrem anstrengend entpuppte. Kurai verstand, wieso der Besitzer des Gartens das nicht selber hatte machen wollen. Auch Shabon und Kurai trennten sich heute, denn Shabon musste nach Hause und Kurai wollte noch etwas einkaufen. Kurai machte also kehrt, verabschiedete sich und ging Richtung Innenstadt. Konoha war schon ein schönes Dorf. Das wurde Kurai immer wieder von Neuem bewusst, wenn sie die strahlende Sonne auf die Dächer fallen sah, umrandet mit Wald und beschützt von den Steinantlitzen der Hokage. Als Kurai den Lebensmittelladen betrat, stellte sie fest, dass es heute ziemlich voll war. Früher war ihr das nicht Recht gewesen, aber inzwischen hatte sie sich schon daran gewöhnt, dass sie von überall her begafft wurde. Sie ging zielstrebig zu einem der Regale und nahm sich eine Packung Milch, Butter und von etwas weiter links ein Brot heraus. Das war alles, was sie momentan brauchte. »Sieh mal... Das Monster...«, hörte Kurai eine Frau reden. »Sie soll einen unschuldigen Jungen fast getötet haben. Der Blick in ihren Augen war der des Neunschwänzigen.« »Man sollte sie verbrennen.« »Wieso hat man sie nur am Leben gelassen... Sie wird noch zur Gefahr für uns alle. Sie hat ja schon angefangen!« Kurai blieb stehen. Warum... Warum waren nur alle so oberflächlich? Sahen sie alle wirklich nur den Fuchsgeist in ihr? Sah denn niemand, dass auch sie ein Mensch war? Kurai kniff die Augen zusammen, um nicht zu weinen. Seitdem sie Kazu verprügelt hatte, hatte man sie in der Schule zwar in Ruhe gelassen, so waren die Dorfbewohner doch viel böser zu ihr als vorher. An der Kasse legte Kurai die drei Lebensmittel auf die Theke. Der Verkäufer sah sie herablassend an. »Ich verkaufe keine Lebensmittel an ein Monster.«, sagte er, »Ich hätte es nie tun dürfen. Das hat man nun davon.« »W-Was...?«, murmelte Kurai. Der nächste Lebensmittelladen war am anderen Ende von Konoha! »Du hast mich schon verstanden!«, zischte der Mann wütend, »Verschwinde!« »Genau!«, stimmten die anderen Dorfbewohner im Laden mit ein, »Verschwinde und komm nie wieder!« Kurai machte kehrt und rannte aus dem Laden. Der Kassierer warf ihr das halbgefrorene, eingepackte Stück Butter hinterher und traf sie voll am Hinterkopf. Das Fuchsmädchen stolperte hinaus, warf sich in die Kurve und rannte davon. Sie war nirgendwo erwünscht. Niemand wollte sie haben und niemand mochte sie; niemand außer Shabon wollte sie wirklich bei sich haben. Doch auch Shabons Eltern hassten Kurai. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)