Von meiner wahren Liebe von Phoenix_Michie (Fortsetzung zu 'Von unserer Scherbenwelt') ================================================================================ Kapitel 3: Von unkeuschen Träumen, von Karyu, der aufs Gemüt schlägt, und einem unkommentierten Kuss ---------------------------------------------------------------------------------------------------- ============================== 3. Kapitel ============================== Ein wohliges Seufzen verließ meine Kehle, warme Hände strichen über meine nackte Haut. Die Finger wanderten über meine Brust, strichen wie zufällig über meine Brustwarzen, dann immer tiefer bis zu meinem Bauch. Die Augen waren mir vor Erregung zugefallen, jetzt öffnete ich sie langsam wieder, keuchte schwer. Mir war heiß. Aus lustgetränkten Augen beobachtete ich Karyus Hände, drückte mich mit dem Rücken mehr an den Körper hinter mir. Ich blinzelte. Das war nicht Karyu. Er hatte keine Tattoos an den Armen und Händen... Ungewollt entkam mir ein leises Stöhnen, als die fremden Finger ihren Weg in meinen Schoß fanden. Aber Satsuki... Er hatte dort Tattoos. "Zero?" Mit einem erschrockenen Laut fuhr ich hoch. "Was..?" Verwirrt sah ich mich um. Wir waren in Satsukis Hotelzimmer, hatten es uns auf dem Bett gemütlich gemacht - er saß direkt neben mir. Eigentlich hatten wir Hausaufgaben machen wollen. "Du bist eingeschlafen", sagte er amüsiert. "Aber nur kurz. Du hast wohl einen Alptraum gehabt, was?" Verständnislos starrte ich ihn an, musste kurz nachdenken. "Nein..nein ich glaube, das war kein Alptraum", antwortete ich langsam. "Oh...hat so gewirkt, du warst unruhig." Er senkte den Blick wieder auf sein Papier. Ich hingegen lief rot an. Mir wurde wieder ganz bewusst, was ich geträumt hatte - und ich spürte, als ich mich aufsetzen wollte, wie meine Hose spannte. Oh je. Möglichst unauffällig drehte ich mich ein bisschen zur Seite. Satsuki durfte die Beule unter keinen Umständen sehen, das wäre mir so peinlich, dass ich ihm nie wieder ins Gesicht gucken könnte! Ich hatte an ihn gelehnt geschlafen...und einen "unruhigen" Traum gehabt - er würde eins und eins zusammen zählen können. "Ich bin müde", murmelte ich. "Ich werde schlafen gehen." Schon war ich aufgestanden und stopfte meine Unterlagen in meine Tasche, natürlich während ich ihm dabei den Rücken zugekehrt hatte. "Oh...aber denk an die Hausaufgabe, die müssen wir morgen abgeben." "Ja..mach ich morgen früh zu Ende", erwiderte ich nur und wandte ihm den Kopf zu, lächelte leicht. "Gute Nacht." Mit der Tasche vor meinem Schritt, natürlich ganz unauffällig, verschwand ich rasch aus dem Zimmer, bevor Satsuki mich noch länger aufhielt. Ich duschte kalt, was furchtbar unangenehm war und leider doch nicht viel brachte, weswegen ich auf warm umschaltete. Dann legte ich mich gleich ins Bett und machte die Augen zu. Die Hausaufgabe hatte ich völlig vergessen. Eine Weile lag ich da, die Augen fest zugekniffen, aber der Schlaf kam nicht, weswegen ich seufzend in die Dunkelheit starrte. Das in Satsukis Zimmer war mir einfach zu peinlich, auch wenn er nicht wirklich etwas mitbekommen hatte, zumindest nicht die wichtigen Details. Während ich so auf den Vorhang des Fensters starrte, durch welchen sich etwas Licht von der Straße her abzeichnete, wurde ich sentimental und melancholisch. Satsuki war ein kleines Wunder, das mir passierte, genau wie Karyu eines gewesen war. Aber ich wusste ja, wohin diese Wunder führten...nicht gerade in ein glückliches Leben. Sie machten es erst besser, dann schlimmer. Es war toll, dass ich jemand so nettes gefunden hatte nach Karyu, aber es würde ja nichts aus uns werden, selbst wenn Satsuki plötzlich sein Interesse für mich entdecken würde. Er wohnte ganz woanders. Gott, und ich vermisste Karyu. Ich vermisste ihn sehr. Ich vermisste ihn schon seit Monaten. Es hörte auch jetzt nicht auf. Höchstwahrscheinlich stand er auch jetzt wieder in irgendeinem OP und rettete Menschen. Er opferte sein Leben ja gern der Medizin und ich fragte mich, ob er sich da je ändern würde - er konnte es ihr gern widmen, aber opfern und eine Beziehung somit unmöglich machen? Traurig verzog ich das Gesicht, denn es war gar nicht unmöglich. Vielleicht vergnügte er sich ja jetzt mit einem seiner übereifrigen Assistenzärzte... Traurig drehte ich mich auf den Rücken. Ich vermisste Karyu so sehr, obwohl unsere - vielleicht vorläufige - Trennung meine Idee gewesen war, obwohl ich mit Satsuki einen lieben Menschen in meinem Leben hatte - und obwohl ich in der Beziehung so unglücklich gewesen war. Aber dennoch war da Sehnsucht nach ihm. Warum? Hatte ich mich so an ihn gewöhnt? Wenn ich ehrlich war, vermisste ich auch eher die Zeit, als er noch in der Ausbildung gewesen war. Damals, vor fünf Jahren, war alles eigentlich perfekt gewesen. Da war er noch ab und an verfügbar gewesen. Alle paar Abende hatten wir zusammen verbracht, manchmal sogar einen ganzen Tag. Das war mir ein bisschen wenig vorgekommen, aber was würde ich jetzt darum geben, dass er mir wieder diese Menge an Zeit widmen könnte! Es wäre genug, und mehr als die letzten Monate unserer bescheidenen Beziehung... Wie ich mich an das Glück von damals erinnerte, traten mir Tränen in die Augen, auch wenn ich das nicht wollte. Das Ganze war es nicht wert zu weinen. Das brachte auch nichts. Ich schniefte, machte die Augen wieder zu und drehte mich erneut auf die Seite. Ich musste schlafen, dann würden diese blöden Gedanken ein Ende haben! Aber selbst in meinen Träumen verfolgte mich Karyu jetzt. Es war richtig klischeehaft. Wir verbrachten den Tag zusammen an irgendeiner Küste. Uns ging es gut. Aber dann traf er jemanden, wandte sich von mir ab, hatte keine Zeit mehr. Immer wieder verschwand er aus meinem Blickfeld, wie sehr ich ihm auch nachrannte... Mit klopfendem Herzen und zutiefst betrübt wachte ich frühmorgens auf. Die Sonne war gerade erst am Aufgehen - es war sicher noch die ein oder andere Stunde hin bis mein Handywecker klingelte. Ich saß im Bett und schlang die Decke enger um meinem Körper. Unwillkürlich stellte ich mir die ernsthafte Frage, ob Karyu vielleicht mit jemand Anderem flirtete...mit jemandem redete, Hoffnung machte...und mit jemandem schlief. Ich seufzte leise. Ich schätzte ihn als treue Person ein - aber jetzt waren wir ja nicht mehr wirklich zusammen. Es herrschte Funkstille. Ich hatte schon ein paar Wochen lang nichts mehr von ihm gehört. Und wenn ich ehrlich war, verletzte mich das. Natürlich hatte ich die Chance, mich von mir aus zu melden, aber hatte ich nicht die Beziehung beendet? Wäre es nicht 'ankriechen', wenn ich mich jetzt melden würde? Oder wäre es unverfänglich, würde ich nur nach seinem Befinden fragen? Vielleicht sollte ich mich bei ihm melden. Das wäre wohl besser, als noch weitere Wochen im Ungewissen zu sein - aus Wochen würden Monate und dann hätte er mich vergessen. Das war nicht das, was ich wollte. Ich wollte noch mal eine Chance - aber dafür musste er auch etwas tun, nämlich seinen Job in den Griff bekommen. Ob es da überhaupt eine realistische Möglichkeit gab...? In Gedanken versunken lehnte ich mich ans Kopfende des Bettes, zog die Knie an und bettete den Kopf darauf. Momentan rutschte ich in eine bockige Phase ab. Ich wollte bei Karyu sein. Ich wollte wissen, wie es ihm ging, was er machte...interessierte er sich für Andere? War er schon dabei mich zu vergessen? Die Ungewissheit drohte, mich zu zerfressen. Zögerlich griff ich nach dem Handy, das neben mir auf den Nachttisch lag. Ich hatte ja noch seine Nummer. Die würde ich nicht so einfach löschen. Wie es wohl wirken würde, wenn ich ihm jetzt schrieb? Er wusste nicht einmal, dass ich in Morioka war...aber was würde es auch für einen Unterschied machen? Seufzend tippte ich nach kurzem Zögern eine Nachricht an Karyu. Sie war unverfänglich und nicht lang. »Hallo Karyu, wie geht es dir so? Ich hoffe es läuft gut für dich. Viele Grüße, Zero« Sie kam mir zu kurz vor, aber ich wusste nicht, was ich noch schreiben sollte...ich wollte eigentlich nur irgendetwas von ihm hören. Eine Reaktion haben, die mir einen Hinweis gab, wie er über mich dachte. War er sauer, war er froh? War es ihm egal, dass ich schrieb...? Auch wenn ich nicht zufrieden war, schickte ich die Nachricht ab. Nachdem ich das Handy wieder beiseite gelegt hatte, starrte ich nachdenklich ins Leere. Mir war heute irgendwie überhaupt nicht danach, das blöde Seminar zu besuchen. Zumal ich die Hausaufgabe eh noch nicht fertig gemacht hatte. Ich hatte auch keine Lust, das jetzt noch zu machen... Nach so einer Nacht ging die Motivation einfach flöten. Es klopfte immer wieder, weswegen ich blinzelnd die Augen öffnete. Ich war wohl noch mal eingenickt. "Zero?! Hey, komm schon, mach die Tür auf!" Es klopfte wieder. "Wir sind spät dran!" Das war Satsuki. Verschlafen richtete ich mich auf und seufzte. Ich sollte mit ihm reden… Langsam stand ich auf und tappste zur Tür, die ich ein stückweit öffnete. "Hey...ich geh heute nicht", murmelte ich, während ich ihn entschuldigend ansah. Satsuki musterte mich kurz von oben bis unten, dann blickte er mir fragend in die Augen. "Du siehst nicht gut aus", stellte er fest. "Hast du dich erkältet?" Ich zuckte mit den Schultern. Ich wollte ihn nicht direkt anlügen. "Vielleicht... Ich fühle mich nicht besonders gut..." Und das war ja die Wahrheit. "Hmm..." Für einen langen Moment betrachtete er mich, weswegen ich schon anfing, mich unwohl zu fühlen. "Ist etwas passiert? Du wirkst niedergeschlagen" Stumm schüttelte ich den Kopf. "Na gut...wenn etwas ist, ruf mich an. Ich geb dir meine Nummer, ja?" Ich nickte und war erleichtert, dass er nicht weiter nachbohrte. Schweigend sah ich dabei zu, wie er in seiner Tasche nach etwas zu schreiben suchte, um mir dann seine Handynummer aufzuschreiben. "Okay, dann ruh dich aus. Ich pass beim Seminar für dich mit auf. Heute Abend komm ich nach dir schauen und erzähl dir, was wir durchgenommen haben." Er schenkte mir ein Lächeln, welches ich leicht erwiderte. "Ja, gut. Vielen Dank", erwiderte ich ein wenig verlegen, während ich seinen Zettel entgegen nahm. Mir wurde gerade bewusst, dass ich hier nur in meinen Schlafsachen rumstand, wahrscheinlich ziemlich verwuschelt aussehend - so hatte er mich zwar das letzte Mal sicher auch schon gesehen, aber jetzt fand ich das gar nicht mehr so toll. Ich wollte gut aussehen... Irgendwie wollte ich nicht, dass er mich für völlig chaotisch hielt. Satsuki drückte sanft meine Schulter, bevor er sich auf den Weg ins Ausbildungszentrum machte. Kaum, dass er weg war, bereute ich es fast schon, nicht mitgegangen zu sein. Denn was sollte ich jetzt den ganzen Tag machen? Ich würde sicher nur Trübsal blasen.. Ich hatte zwar meine Ruhe, aber ob das wirklich so gut war, würde sich noch heraus stellen. Nicht, dass ich zu viel nachdachte. Seufzend ging ich ins Bad um zu duschen. Dann fühlte ich mich wie ein Mensch, der lebte, und nicht nur vor sich hin vegetierte. Nach kurzem Grübeln entschloss ich mich, im Speisesaal des Hotels zu frühstücken. Das war hier inklusive, aber Satsuki und ich hatten es bisher nicht genutzt, weil wir dann noch früher hätten aufstehen müssen - da hatten wir als Morgenmuffel nun wirklich keine Lust drauf. Nach einem schönen Frühstück und einem ordentlichen heißen Kaffee ging es mir etwas besser. Aber sobald ich wieder oben hockte, gingen meine Gedanken zurück zu Karyu. Daher machte ich den Fernseher an und kramte in meiner Tasche nach der Hausaufgabe, die wir heute hätten abgeben müssen. Ich hatte sie ja noch nicht gemacht, würde sie aber jetzt erledigen und morgen nachreichen. Ich hoffte, so den Kopf aus der Schlinge ziehen zu können. Den restlichen Tag ließ ich mich vom Fernseher berieseln, verließ das Hotel aber, als ich Hunger bekam. Draußen an der frischen Luft zu sein, tat gut, auch wenn es kalt geworden war. Ich schlenderte zum nächsten Konbini und holte mir ein paar Kleinigkeiten wie Sandwiches und einen billigen Pudding zu essen. Als ich zurückkam, fiel mir die Hotelbar auf. Es war sicherlich keine gute Idee, mit dem Trinken anzufangen, zumal Satsuki bald zurückkommen würde - und was sollte er von mir denken? Für einen Moment nagte ich unschlüssig an meiner Unterlippe. Dann sollte es eben schnell gehen. Mit meinem Konbini-Tütchen setzte ich mich an die Bar, futterte und bestellte mir ein Bier. Als ich aufgegessen hatte, gönnte ich mir noch einen Wodka Tonic. Dieser Tag war doof gewesen. Das heiterte mich wenigstens ein bisschen auf. "Hey schöner Mann." Ich schreckte auf und blinzelte. War ich etwa an der Bar eingeschlafen? Verwirrt sah ich auf und meine Augen weiteten sich, als sich Satsuki neben mich setzte. "Hi..", murmelte ich nur und blickte in mein Glas. Es war bereits leer. Ich blickte neben mich. Da standen noch zwei weitere. Ups... Ich hatte mehr getrunken, als ich wollte. Ich schluckte und sah Satsuki unschuldig an. "Wie war dein Tag?" "Gut. Ich habe dich da schon vermisst, aber ansonsten war es okay. Ich hab fleißig für dich mitgeschrieben. Du solltest dir das anschauen." Er hielt inne. "Aber wohl besser nicht mehr heute..." Er musterte die leeren Gläser neben mir. "Was ist los?" Sein Tonfall war nun ernster geworden. Ich winkte ab und kramte nach meinem Portemonnaie. "Alles gut..." Ich spürte, dass ich jeden Moment einen Schluckauf bekommen würde. Oh je... Während ich bezahlte, spürte ich seinen besorgten Blick auf mir. Aber er bohrte nicht nach. Er folgte mir hoch in mein Zimmer und erzählte dabei, dass wir die nächsten Tage eine junge Dozentin hatten, die uns unterrichtete. Die meisten Männer des Seminars waren mit Anstarren beschäftigt. Offenbar hatte sie zwei schlagende Argumente... Nur Satsuki interessierte das nicht besonders. "Ich hoffe, du wirst nicht auch noch so ein Zombie und gaffst nur noch", meinte er schief grinsend, während er sich auf mein Bett setzte. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich schüttelte den Kopf. "Nein, ich guck bestimmt nicht ", meinte ich beruhigend und sah dabei zu, wie er eine Bentobox aus seiner Tasche zog. Während er anfing zu essen, setzte ich mich neben ihn und schaute mir die Unterlagen an, die er für mich gemacht hatte. "Willst du auch was?", erkundigte er sich bei mir, doch ich schüttelte den Kopf. "Nein danke, hab mir vorhin was aus dem Konbini geholt." Mit einem Stirnrunzeln sah ich auf das Geschriebene und seufzte nach ein paar Sekunden. "Irgendwie ergibt das für mich grad keinen Sinn.." Ich legte es beiseite und ließ mich ganz auf das Bett fallen. Mir war nach einem Drink. Wahrscheinlich wurde ich langsam wirklich zum Alkoholiker. Ich musste das eindämmen! Schmunzelnd sah Satsuki auf mich hinab und schluckte den Bissen Reis hinab. "Das war wohl ein Gläschen zu viel. Bist du doch nicht krank?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ich bin nicht krank. Mir ging es wieder besser..." "Ach so... Wolltest du das mit Wodka feiern?" Er sah mich dabei etwas skeptisch an. Ich seufzte. "Ich hätte vorhin mit dir mitgehen sollen.... Ich hab mich allein gefühlt." Er hob eine Augenbraue. "Und dann trinkst du?" Ich zuckte mit den Schultern. "Ja...so bin ich. Und ich fühle mich oft allein." Langsam nickte er und nahm den Blick von mir. Er sagte nichts weiter, sondern widmete sich wieder dem Essen. Dafür war ich ihm ganz dankbar, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass es damit getan war. In aller Ruhe packte Satsuki seinen Müll weg, während ich immer noch auf dem Bett lag und an die Decke starrte. "Du sag mal", sprach er mich plötzlich an und legte sich neben mich. "Was war vorhin wirklich los? Hat dich jemand geärgert? Konntest du nicht schlafen?" Er sah mich nicht an, sondern schaute ebenfalls hoch zur Decke. Ich gab ein leises Seufzen von mir. Ich vertraute Satsuki, ein bisschen was konnte ich ihm also wohl erzählen. "Es ist dämlich", murmelte ich. "Vorhin hab ich nicht gelogen, mir ging es wirklich nicht so gut... Allerdings brüte ich keine Erkältung aus. Ich hab dir doch davon erzählt, dass ich jemanden in Sapporo habe? Ich hoffe ja, dass aus uns noch was wird.“ Ich machte eine kurze Pause. „Er ist Arzt geworden. Hatte keine Zeit mehr für mich, deswegen hab ich erstmal Schluss gemacht. Es ist schwierig mit uns... Ich hab von ihm geträumt. Und ich vermisse ihn. Das ist mir heute irgendwie aufs Gemüt geschlagen…" Satsuki schwieg für einige lange Sekunden. "Du vermisst ihn so sehr, dass es dir schlecht geht?" Ich hob nur eine Schulter. "Du hättest dich ablenken und mitkommen sollen." "Ich weiß", murmelte ich reumütig und wunderte mich, dass er keinen Kommentar dazu abgab, dass ich etwas mit einem Mann gehabt hatte. Jetzt wussten wir ja beide voneinander, worauf wir so standen. "Tut mir leid für dich", meinte er plötzlich leise und wandte mir den Kopf zu. "Es scheint kompliziert zu sein bei euch. Wenn du ihm so nach hängst." "Na ja..." Ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Ich bin ein schwieriger Mensch. Ich bin niemand, der leicht Freundschaften schließt", gab ich zu, woraufhin er mich verwundert ansah. "Ich war so lange allein in Tokyo, und durch einen blöden Zufall hab ich ihn kennen gelernt. Im Supermarkt." Ich grinste leicht bei der Erinnerung. "Er hat mir das letzte Waschmittel vor der Nase weg geschnappt. Und er hat mich für eine Frau gehalten. Anfänglich hab ich ihn nicht leiden können, aber er hat nicht aufgegeben, mich kennen lernen zu wollen." Ich zuckte mit den Schultern. "Und irgendwie..ist er mir richtig ans Herz gewachsen." Ich senkte den Blick. "Außer ihn hab ich niemanden. Ich war so lange alleine..." Ich hörte, wie Satsuki seufzte. "Aber wenn du die Beziehung beenden musstest, dann lief doch etwas falsch? Vielleicht ist es an der Zeit, sich neu zu orientieren." Ich schnaubte leise. "Das lässt sich leicht sagen. Ich habe lange auf jemanden wie ihn gewartet. Den ich aufrichtig lieben kann. So etwas wird mir nicht noch mal einfach so passieren." Satsuki wandte den Blick ab. "Bist du also lieber unglücklich in einer Beziehung, als gar keine zu haben?" Ich verzog das Gesicht. "Nein...deswegen hab ich mich ja auch getrennt. Ich hoffe einfach, dass er sich ändert... Dass er mehr Zeit für mich haben wird." Ich setzte mich auf. Das Gespräch über Karyu frustrierte mich nur. "Es tut mir leid, dass ich dich heute hab hängen lassen. Das kommt nicht noch mal vor", versprach ich ihm. Leicht lächelte er mich an. "Und wenn du das nächste Mal was trinken gehst, frag mich, ob ich mitkommen möchte, ja?" Ich musste schmunzeln und nickte. "Ja, ist gut." Satsuki setzte sich nun ebenfalls auf und ich sah ihn milde lächelnd an. "Danke.." "Wofür denn?", wollte er verwundert wissen, woraufhin ich vage eine Schulter hob. "Weiß nicht...für's da sein. Es ist ein Wunder, dass du mich magst", meinte ich schief lächelnd, weswegen er den Kopf schüttelte. "Warum sollte ich dich nicht mögen?" Ich musste lachen. "Zu dir war ich auch nicht so unerträglich, wie zu anderen..." "Du magst mich halt. Mich mag jeder. Es ist wegen des Lächelns." Zur Bestätigung schenkte er mir ein hinreißendes Lächeln. "Stimmt, das wird es sein", erwiderte ich schmunzelnd und sah verlegen beiseite. Ich mochte ihn wirklich... Es war vielleicht besser, wenn er ging, sonst würde ich noch anfangen, auf seine Lippen zu starren. "Na ja...", murmelte ich dann und versuchte ein Gähnen zu simulieren, aber das klappte nicht ganz. "Ich werde langsam schlafen gehen…" Aber anstatt dass er sich erhob, umfasste er mit einer Hand meinen Hinterkopf und drückte mir plötzlich einen Kuss auf die Lippen. Verwirrt hielt ich inne und blickte ihn an. Was war denn nun los? Mit einem Lächeln löste er sich von mir. "Okay, tu das. Aber lass dich nicht so hängen. Soll ich bei dir bleiben? Damit du morgen auch wirklich aufstehst?" Er zwinkerte mir zu, ohne auf diesen Kuss einzugehen. "Ähm...", machte ich nur und kam mir äußerst intelligent dabei vor. Ich war einfach immer noch perplex. "Wenn du...das willst." Ich zuckte mit den Schultern. So komplett glücklich war ich damit nicht - was hatte er vor? Wenn er hier blieb, wusste ich nicht, worauf ich mich einzustellen hatte. Das verunsicherte mich ein wenig, auf der anderen Seite aber war ich froh, nicht allein zu sein. Unbekümmert stand er auf und begann sich auszuziehen, weswegen ich beiseite sah. Aber da ich mich nicht weniger verlegen fühlte, verabschiedete ich mich für einige Minuten ins Bad. Dort putzte ich mir die Zähne und zog mir die Schlafsachen an, die ich mit hinein genommen hatte. Als ich zurückging, lag Satsuki halbnackt und quer auf dem Bett. Er schien zu schlafen. Ich seufzte. Fand der das jetzt hier zu warm drin? Meine trotzige Seite pochte und wollte an die Oberfläche. Bestimmt würde ich ihn damit aber nur verschrecken. Immer nett bleiben. "Satsuki?", fragte ich, während ich näher ans Bett ging. "Schläfst du?" Blinzelnd öffnete er die Augen und schmatzte für eine Sekunde leise. "Mh..nee.." Er rieb sich über die Augen und rutschte etwas beiseite. "Komm schlafen." Zögernd setzte ich mich zu ihm. "Sag mal, frierst du nicht?", erkundigte ich mich, während er sich zusammen rollte. "Eigentlich nicht", erwiderte er und gähnte. Seufzend zottelte ich die Bettdecke unter ihm hervor und deckte uns zu. Satsuki sagte gar nichts mehr; er war wohl schon eingeschlafen. Schief lächelnd löschte ich das Licht und machte die Augen zu. Ein bisschen doof fand ich es schon, dass er sich gar nicht mehr zu diesem Kuss geäußert hatte. Vielleicht ja morgen... Was hatte mir das sagen sollen? Dass er mich mochte? Sehr mochte? Ich musste innerlich seufzen. Diese Sache würde mich noch ein paar Tage beschäftigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)