Sehnsucht nach Glück von Sora-nee (Die Suche, der Weg und das Ziel) ================================================================================ Kapitel 1: Überfordert? ----------------------- Vollkommen in Gedanken hielt ich meinen Stift zwischen Daumen und Zeigefinger und liess ihn die ganze Zeit auf und ab Wippen, während ich meinen anderen Arm auf den Tisch gestützt hatte und mein Kopf in meiner Handfläche lag. Ziellos starrten meine Augen umher. Eigentlich schaute ich gar nichts an, denn ich sah nur die Bilder vor meinem inneren Auge. "Seto~!" Die Tür zu meinem Büro sprang auf und ein gehetzt wirkender Mokuba kam kurz vor meinem Schreibtisch keuchend zum Stillstand. Er stemmte die Hände auf die Knie und schnappte nach Luft. Jedoch hatte er mich mit seiner Aktion aus meiner Trance gerissen, weshalb ich mich erstmal wieder sortieren musste. "Was ist los kleiner Bruder?", wollte ich wissen und hatte mich von meinem Stuhl erhoben. "Das ... System des Kaibastadions ... hatte einen ... Absturz ... Die Crew bekommt es nicht ... wieder hochgefahren, da es sich vollkommen gesperrt hat. Du musst was unternehmen! Das geplante Konzert für heute Abend ist schon ausverkauft. Das ist eine Katastrophe. Nichts geht mehr. Kein Licht, kein Ton ... Nicht einmal die Türanlage funktioniert ...", erklärte Mokuba immer noch keuchend und schaffte es aber im Laufe seiner Erzählung seine Atmung wieder zu beruhigen und sich aufzurichten. Er wirkte panisch und aufgeregt, doch ich war mehr genervt, weshalb ich kurz die Augen verdrehte und seufzte. "Sind die denn alle unfähig? Wozu bezahle ich diese arroganten Schlipsträger denn eigentlich? Ich hab anderes zu tun. Aber ja du hast recht, wenn ich nicht alles selbst erledige, endet es meistens in einer Katastrophe. Lass uns gehen Mokuba." Ich schaltete den Computer auf meinem Schreibtisch aus und holte stattdessen einen Koffer aus der Schublade darunter heraus, dafür musste ich einen Code eingeben, da sich die Schublade sonst nicht öffnete. Schnell hatte ich mein Büro verlassen und war in den Aufzug getreten, in dem ich mich umzog. Da ich den Anzug mit der Krawatte nur anhatte, wenn ich in meinem Büro im obersten Stockwerk meiner Firma sass. Aber sobald ich das Gebäude verliess, trug ich meinen schwarzen Pullover, so wie meine schwarze Hose, dazu schwarze Stiefel. An meinen Oberarmen befanden sich jeweils zwei blaue Gürtelbänder genauso wie an meinen Unterschenkeln, um die Stiefel. Das ganze rundete ich mit meinem weissen Mantel ab, der keine Ärmel hatte, dafür aber ziemlich weit fiel und ausgedehnte Schultern aufwies, sowie einen hohen Kragen. An der Innenseite hingegen war er knallrot und bildete so einen perfekten Kontrast zu meinem sonst eher eintönigen Outfit. Ein Blick in den Spiegel des Aufzugs sagte mir, dass meine kurzen, braunen Haare akkurat lagen und meine blauen Augen so leuchtend und stechend waren wie immer. Ich bevorzugte dieses Outfit wenn ich mein Büro verliess, da ich auf diese Weise immer auffiel und mein Auftreten sollte einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ausserdem unterstrich es mein ohnehin kühles Gemüt und brachte meine Position als Chef und Besitzer der Kaiba Corporation wunderbar zur Geltung. Niemand wagte es mir so zu widersprechen. Ausser bei offiziellen Geschäftstreffen, trug ich dieses Outfit immer ausserhalb meines Firmengebäudes. Nachdem ich den Aufzug mit mit meinem Bruder zusammen verlassen hatte, wurden wir bereits draussen von Roland – meinem persönlichen Sekretär – empfangen, der die Tür meine Limousine aufhielt und es mir und Mokuba ermöglichte einzusteigen. "Zum Kaibastadion!", befahl ich und liess mich auf der Rückbank nieder. "Sehr wohl, Herr Kaiba.", sagte Roland höflich und begab sich auf den Fahrersitz, um den Wagen in Bewegung zu setzen. Ich schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust, während ich leicht genervt aus dem Fenster blickte und der Stadt beim vorbeifliegen zusah. Dabei drifteten meine Gedanken abermals ab. "Alles in Ordnung, Seto?" Mokuba riss mich aus meiner Starre und ich fixierte ihn. "Ja, alles in Ordnung", gab ich knapp zurück. "Bist du dir sicher, grosser Bruder? Du wirkst in letzter Zeit so abweisend. Du bist nicht mehr du selbst, seit wir vor sechs Monaten aus Ägypten zurückgekehrt sind." Da war es! Die Tatsache, der ich schlecht ausweichen konnte und die mich tatsächlich schon die ganze Zeit über quälte. Ich konnte es nicht verhindern, aber immer wieder dachte ich darüber nach was passiert war, als ich in der Vergangenheit gelandet war und dann dieses seltsame Duell zwischen Yugi und seinem merkwürdigen Zwilling, dem Pharao. Wieso beschäftigte mich das so sehr? Ich wusste es ja selbst nicht. Nie hatte ich an das Schicksal, oder irgendwas in dieser Richtung geglaubt, auch wenn mir Yugi, oder in dem Fall der Pharao, immer wieder was davon erzählt hatte. Aber irgendwas musste ja an dieser seltsamen Geschichte dran gewesen sein, denn sonst hätte es nicht auf einmal zwei Yugi's gegeben und ich war auch zu dem Schluss gekommen, dass ich die Sache in der ägyptischen Vergangenheit nicht nur geträumt hatte. Es war nun über fünf Jahre her, seit mich Yugi in einem Duell geschlagen hatte und somit den Titel, König der Spiele trug. Das war noch etwas, das mich ärgerte, ich aber nicht ändern konnte. Zumindest im Moment noch nicht, da ich ziemlich eingenommen war von den vielen Geschäften meiner Firma. "Hallo? Erde an Seto ..." Mokuba wedelte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum und versuchte meine Aufmerksamkeit zurückzuerlangen, da ich schon wieder abgedriftet war. Verwirrt blinzelte ich kurz und schenkte ihm dann ein kleines Lächeln, was schon ziemlich unüblich für mich war und eigentlich ausser meinem Bruder niemandem zeigte. "Verzeih! Es ärgert mich nur gerade, dass ich mich wieder um diese Dinge kümmern muss, obwohl ich so viele Angestellte habe, die dafür zuständig sind. Und ja mir geht es gut. Ich weiss nicht was du meinst und noch weniger, was der Ausflug nach Ägypten damit zu tun haben sollte." Meine Stimme klang ungewöhnlich kühl, obwohl ich Mokuba gegenüber eigentlich immer recht sanft war, da er alles für mich war. Ich würde auch alles für ihn tun und niemals zulassen, dass ihm etwas passierte, oder er mir weggenommen werden würde. Er war mein Halt in dieser grausamen Welt, in der ich mich jeden Tag aufs Neue durchsetzen musste und auf die Probe gestellt wurde. Er verzog das Gesicht und wirkte schmollend, da er mit meiner Antwort allem Anschein nach nicht zufrieden war. Innerlich seufzte ich, doch löste ich die Verschränkung meiner Arme und wuschelte ihm kurz durch die Haare. "Mach dir nicht so viele Gedanken, ich bin im Augenblick einfach nur übermässig eingespannt, aber das solltest du eigentlich wissen." "Wenn du meinst ...", sagte er und lächelte nun doch, auch wenn ich an seiner Stimmlage erkennen konnte, dass er keineswegs zufrieden war mit dem was ich gesagt hatte. Jedoch war ich froh, dass er es dabei belassen wollte, denn ich hatte wirklich nicht die geringste Lust mich darüber mit ihm zu unterhalten, da ich nicht einmal selbst wusste wieso mich das so sehr belastete. Nach einiger Zeit hielt der Wagen an, da wir unser Ziel erreicht hatten. Roland öffnete die Tür wieder von aussen und ich stieg zusammen mit Mokuba aus. Er war ziemlich aufgewühlt und schien sich Sorgen zu machen, doch hoffte er, wenn das Stadion wieder voll funktionsfähig war, dass ich dann wohl mit ihm reden würde. Allerdings würde er auch dann keine andere Antwort von mir bekommen. "Herr Kaiba! Wie gut dass Sie kommen. Wir wissen nicht mehr was wir machen sollen", wurde ich von einem meiner vielen Angestellten begrüsst und blieb mitten im Raum stehen um mir ein Bild der Lage zu verschaffen. "Das Sys-" Er wollte weiter reden und sich erklären, doch hob ich die Hand und gebot ihm so zu schweigen. "Ich weiss es bereits. Aber sagt mir mal, ihr Haufen von inkompetenten möchtegern Technikern: Wieso bezahle ich euch eigentlich, wenn ihr nicht das machen könnt, wofür ich euch bezahle?" "Wir -" "Das war eine rhetorische Frage ..." Ich war nun ziemlich genervt, da ich hier zwanzig Leute sitzen hatte und nicht ein einziger das Problem lösen konnte und dann waren sie nicht einmal in der Lage meine Aussagen richtig zu deuten. Schnell hatte ich mir einen Überblick verschafft und begab mich an den Zentralcomputer, der mit allen anderen verbunden war, zudem aber nur ich den Zugang hatte und Mokuba natürlich. Aber es reichte wenn die Angestellten die Untercomputer benutzten, denn auf der zentralen Festplatte befanden sich empfindliche Daten und ich wollte nicht, dass irgendeiner mit seiner Inkompetenz diese noch ausversehen löschen würde. Ohne Probleme konnte ich mich anmelden, blieb allerdings stehen, da ich keine Lust hatte mich hinzusetzen. Voll konzentriert versank ich der Welt der Programme und projizierte gleichzeitig alles was ich tat auf die Rechner der Angestellten, dass sie es nachvollziehen konnten und beim nächsten mal vielleicht in der Lage wären, es ohne meine Hilfe zu schaffen. Das Problem hatte ich recht zeitig erkannt und konnte es auch ohne weitere Schwierigkeiten beseitigen, da sich lediglich das System gesperrt hatte und sonst nichts defekt war, war es wirklich nur eine Kleinigkeit. "Habt ihr das nun alle gesehen?", fragte ich, nachdem ich das System entsperrt hatte und die Funktionen des Stadions wiederhergestellt waren. Zustimmendes Gemurmel war zu hören, was meinen ohnehin viel zur kurzen Geduldsfaden nun doch noch reissen liess. Ich schlug beide Hände auf den Tisch vor mir und keine Sekunde später herrschte absolute Ruhe im Raum, bis auf das Ratten und Rauschen der Computer. Alle Augen waren auf mich gerichtet und es schien, als würden sie sogar den Atem anhalten. "Wenn ich frage, ob ihr das nun gesehen und auch verstanden habt, dann will ich eine klare Antwort haben! Ich will nicht noch einmal wegen einer solchen Lappalie mein Büro verlassen müssen, wo ich im Papierkram förmlich schon ertrinke. Ist das klar?" Ich sprach sehr deutlich, aber nicht zu laut, jedoch war mein Blick kalt und mein Körper angespannt. Ich war einfach nur genervt und wollte das hier schnell hinter mich bringen. Ausserdem machte mich die Inkompetenz meiner Angestellten fertig. Ich sperrte den Zentralcomputer wieder und richtete mich auf. "Jawohl, Herr Kaiba!", kam es nun von allen gleichzeitig, dass es mir in den Ohren dröhnte in meinem Kopf nachhallte. "Wehe ich muss deswegen noch einmal herkommen, dann rollen Köpfe ... Mokuba? Wir gehen!" Ohne mich noch einmal umzudrehen verliess ich den Raum wieder und mein Bruder folgte mir. Ich verstand wirklich nicht wieso diese Leute so inkompetent waren, wo es doch angeblich die besten Techniker der Welt sein sollten. Draussen drückte ich Mokuba meinen Aktenkoffer in die Hand und blieb vor der Limousine stehen. "Mokuba? Du gehst zurück in die Firma und wimmelst alle Anrufe ab. Für heute mach ich Feierabend. Ich brauch eine Pause. Morgen hab ich das wichtige Treffen mit den Geschäftsleuten aus Europa, ob sie dort auch Kaibaland errichten wollen. Aus diesem Grund geh ich jetzt nach Hause." "Aber Seto ... das kannst du doch nicht machen. Was wenn die Anrufe wichtig sind und was ist mit den ganzen Papieren, die du noch erledigen musst?" Mokuba nahm zwar den Koffer, schaute mich allerdings verwirrt an, als ich ihn einfach in das Innere der Limousine schob und selbst draussen stehen blieb. "Doch ich kann. Ich bin schliesslich der Chef der Kaiba Corporation! Wenn die Anrufe wichtig sind, sollen sie sich in zwei Tagen nochmal melden. Schreib Notizen wer warum angerufen hat. Die Papiere? Die können warten. Ich hab die letzte Zeit so viel gearbeitet, dass ich jetzt den Nachmittag einfach mal frei brauche. Dann kann ich mich auch besser auf das Meeting morgen einstellen. Immerhin kommen die Geschäftsleute von weit her." Mokuba seufzte bei meinen Worten und blickte dann auf seinen Schoss, ich wusste dass er mich verstehen würde. "Ist gut grosser Bruder, ich mach das. Aber ... was machst du denn jetzt?", fragte er leicht besorgt. "Ich geh nach Hause, sagte ich doch ..." Mit diesen Worten schlug ich die Tür des Wagens zu. "Roland! Bring meinen Bruder zurück in die Firma. Ich gehe zu Fuss zu meiner Villa!" "Aber Herr Kaiba ...", wollte er schon einwenden, doch als er meinen Blick sah, schien er es sich anders zu überlegen. "Sehr wohl, Herr Kaiba", sagte er stattdessen und ging um die Limousine herum, um sich auf den Fahrersitz zu setzen und mit meinem Bruder davon zu fahren. Ich schaute dem Wagen noch nach und atmete dann erstmal tief durch. Ein genervtes und doch entspanntes Seufzen verliess dabei meine Lippen, denn nun war ich endlich mal für mich und musste mich gerade um nichts kümmern. Das war sehr ungewöhnlich für mich, aber im Moment fiel es mir ohnehin schwer mich auf die Arbeit zu konzentrieren. Ich würde in meinem Büro nur wieder vor mich hinstarren und doch nichts machen. Also beschloss ich nach Hause zu gehen und versuchen mich von meinen lästigen Gedanken zu befreien, sie mich daran hinderten meiner Arbeit nachzugehen. Ich ging durch die Strassen der Stadt und steuerte dabei meine Villa an, leider versank ich schon während dem Spaziergang wieder in meinen Gedanken, so dass ich nicht genau darauf achtete, wo ich langlief und mit jemandem zusammenprallte. "Kannst du nicht aufpassen?", sagte ich laut und blickte zu Boden, da ich die Person anscheinend umgeworfen hatte. "Tut mir leid ... Kaiba?!" Na grossartig! Das war nun die letzte Person, die ich sehen wollte. Wieso musste ich auch ausgerechnet mit ihm zusammenstossen? Resigniert über diese Tatsache verdrehte ich kurz die Augen. "Was machst du hier? Ohne deine Bodyguards und wo ist Mokuba?" Was ging ihn das denn an? Wieso war der Kerl immer so neugierig? "Ich bin auf dem Weg nach Hause und Mokuba ist in der Firma. Ausserdem geht dich das eigentlich nichts an, Yugi!", gab ich abweisend von mir, blieb aber weiterhin stehen. Yugi schaffte es dann aufzustehen, da ich irgendwie nicht einsah ihm dabei zu helfen. Seltsam wie klein er doch war, wenn er direkt vor mir stand. Genauso wie Mokuba, dabei war er eigentlich in meinem Alter. Aber sein Grossvater war ja auch so ein Zwerg. "Und deshalb läufst du mich über den Haufen?", fragte er und klopfte sich den Dreck von der Kleidung. "Ich war mit den Gedanken bei meinem morgigen Meeting, also hab ich dich nicht gesehen und jetzt geh mir aus dem Weg!", gab ich barsch zurück und schob ihn bei Seite. Ich hatte nun beim besten Willen keine Lust mich weiter mit ihm zu unterhalten, er war sowieso viel zu neugierig und meine Angelegenheiten gingen ihn nun wirklich nichts an. Also liess ich Yugi einfach stehen und folgte weiter meinem festgelegten Weg. Kurze Zeit später und ohne weitere Zwischenfälle erreichte ich endlich meine Villa. Mit dem Zugangscode und dem Irisscan kam ich auch schnell in das Innere und wusste, dass mich hier niemand mehr nerven würde. Hier hatte ich endlich meine Ruhe, denn ausser Mokuba konnte niemand hereinkommen und der würde erst heute Abend kommen, wenn überhaupt. Da viele wegen der Zeitverschiebung in ihren Ländern auch gerne mal anriefen wenn bei uns längst Nacht war. Das störte mich meistens nicht, aber heute hatte ich einfach keine Nerven mehr dafür und wollte das nun auch nicht mehr. Ich war einfach nur froh zu Hause zu sein und legte meinen Mantel ab, zog meine Stiefel aus und begab mich in das geräumige Wohnzimmer, wo ich mich auf dem viel zu grossen Sofa niederliess, meine Beine übereinander schlug und mich mit einem entspannten Seufzen zurücklehnte. Die Ruhe tat unheimlich gut und es war noch besser endlich mal wieder allein zu sein und sich entspannen zu können. Die letzten Wochen hatte ich kaum geschlafen und wenn dann im Büro. Es war das erste mal seit über einem Monat, dass ich überhaupt wieder zu Hause war und es fühlte sich einfach gut an. Langsam aber sicher kippte ich zur Seite und zog die Beine aufs Sofa hoch, liess die Augen geschlossen und die Ruhe auf mich wirken, während meine Gedanken sich schon wieder selbstständig machten. Dieser Typ, der so aussah wie ich, als ich in Ägypten war, hatte dieses Mädchen an seiner Seite. Kisara! Aber ich konnte beobachten, wie ihr der weisse Drache entzogen wurde und in einer Steintafel versiegelt wurde. War das der Grund, weshalb ich mich mit meinen weissen Drachen so stark verbunden fühlte? Enthielten sie wirklich die Seele dieses Mädchens? Aber was sollte mich das schon interessieren? Ich war nicht dieser seltsamer Priester aus dem alten Ägypten und noch weniger interessierte mich das Mädchen, auch wenn ich seltsame Visionen aus dieser Zeit hatte. Ich wollte es einfach nur vergessen. Immer wenn ich mit Yugi und seinen Freunden zu tun hatte, kamen die verstecktesten Dinge heraus. Genauso wie das Duell gegen diesen Pharao ... Danach war er verschwunden, aber war er wirklich vorher da? Wie können zwei Seelen in einem Körper leben? Hatte er Yugi die ganze Zeit über immer in den Duellen geholfen und ihn zurückgestellt, so dass er zum König der Spiele ernannt wurde? Dann wär es aber nicht Yugi's Verdienst gewesen, auch wenn es ihm anscheinend gelungen war die drei ägyptischen Götter zu schlagen. Ich knurrte vor mich hin, raufte mir kurz die Haare und stand schliesslich wieder auf. Das viele Nachdenken bereitete mir Kopfschmerzen und ich sehnte mich nach Schlaf, doch war ich mir nicht sicher, ob ich auch in der Lage wäre mich wirklich zu erholen. Es käme wohl auf einen Versuch an. Langsam stieg ich die Stufen nach oben, um in das Obergeschoss zu gelangen, wo ich mein Schlafzimmer hatte. Dieses erreichte ich auch kurze Zeit später, dann entledigte ich mir noch mein Pullover und meine Hose, zog mir ein bequemes Shirt an und eine lockere Jogginghose. So würde ich mich niemals auf der Strasse zeigen, aber hier konnte mich so eh niemand sehen. Dann legte ich mich aufs Bett, verschränkte die Arme hinter meinem Kopf und starrte an die Decke. Mein Schlafzimmer hatte ausser meinen grossen Bett noch eine Kommode und einen begehbaren Kleiderschrank. Ja für einen Kerl, war ich doch ziemlich eitel und ich achtete stets auf mein Image und mein Auftreten, deshalb konnte ich eigentlich gar nicht genug Kleider haben. Ein grosser Spiegel zierte die Wand links von mir, während rechts von mir ein Panorama Fenster war, so dass ich nach draussen sehen konnte, wenn ich das wollte. Ich schloss meine Augen und versuchte nicht wieder meinen Grübeleien zu verfallen und schon gar nicht an diesen elenden vergangenen Quatsch zu denken. Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn eine hektische und aufgeregte Stimme, so wie schnelles Klopfen, riss mich aus meinem viel zu verrückten und vor allem real wirkenden Traum. "Seto! Seto? Bist du da? Seto komm schon, was auch! Du hast in einer Stunde das Geschäftsmeeting mit den Europäern! Willst du zu spät kommen?" Ich schreckte hoch, als ich die Worte hörte, doch konnte ich mich kaum bewegen, da ich mich vollkommen in meiner Decke verfangen hatte. "Mokuba? Ja ... ich komm gleich. Sag Roland, er soll den Wagen vorfahren ..." "Ist gut, beeil dich!" Ich hörte wie sich seine Schritte entfernten und befreite mich mit Mühe aus dem Deckenknäuel. Wie konnte mir das nur passieren? Ich hatte tatsächlich verschlafen und ziemlich unruhig noch obendrein. Denn ich war total verschwitzt und musste mir einen wilden Kampf mit meiner Decke geliefert haben. "Oh man ...", seufzte ich fuhr mir mit der Hand durchs Gesicht. Ich fühlte mich wie gerädert, als hätte ich gar nicht geschlafen, obendrein konnte ich kaum einen Gedanken fassen, aber ich wollte dieses Meeting auf keinen Fall verpassen. Also entschloss ich mich vorerst nur zu funktionieren und nicht zu denken. Schnell stellte ich mich unter die Dusche, zog mich wieder an und verliess die Villa, wo Roland mich schon erwartete. Sein höfliches Getue winkte ich ab und setzte mich einfach hinten rein. So neben mir war ich seit einer Ewigkeit nicht mehr gewesen und ich hoffte, dass sich das auch wieder im Verlauf des Tages legen würde. Wie könnte ich denn in diesem Zustand, das womöglich wichtigste Geschäft meines Lebens abschliessen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)