Ablenkung
Ablenkung
Abwesend beobachte Usagi, wie der Sand durch ihre Finger rieselte. Ihre Haut war angenehm aufgeheizt von der warmen Mittagsonne. Als die junge Frau aufschaute, streichelte eine sanfte Briese durch ihr blondes Haar.
Mit einem sanften Lächeln beobachtete Usagi ihre beiden Freundinnen beim Volleyballspiel.
Obwohl Haruka die Sportlerin unter den beiden Frauen war, stellte sich Michiru nicht weniger ungeschickt mit dem weißen Ball an. Und obwohl die beiden Freundinnen gegeneinander spielten, hatte Usagi das Gefühl, dass sie doch miteinander spielten, so abgestimmt wirkten ihre Pässe.
Usagis Blick wanderte weiter und blieb an langen dunkelgrünen Haaren hängen, die sich sanft im Wind bewegten. Seufzend verzog die blonde Frau ihren Mund. Kein einziges Wort hatte Setsuna mit ihr die lange Fahrt über gesprochen, obwohl sie nebeneinander gesessen hatten. Usagi beschlich ein trauriges Gefühl.
"Ob es ihr wirklich recht ist, dass ich mitgekommen bin?", fragte sich nun die junge Frau und kaute nachdenklich auf ihren rosa Lippen. Plötzlich traf sie der Volleyball am Knie und Haruka kam durch den Sand gestolpert.
"Entschuldige Usagi! Hast du dir wehgetan?", fragte die blonde Sportlerin mit einem Lächeln. Usagi schüttelte den Kopf: "Nein, keine Sorge!"
"Gefällt es dir hier?", fragte Haruka weiter und setzte sich neben Usagi in den weißen Sand. Michiru kam dazu, nur Setsuna saß immer noch am Meer und hatte ihren Blick in die Ferne gerichtet. Usagi löste den Blick von der Kriegerin der Zeit und schaute in die blauen Augen der sandblonden Frau.
"Oh es gefällt mir sehr!" lächelte Usagi zur Antwort und atmete dabei tief die Meeresluft ein.
"Es ist wunderschön hier!", lächelte sie nun auch Michiru zu, die sich zu den beiden gesetzt hatte und im Picknickkorb nach einer Flasche Wasser suchte.
"Aber...", Usagi blickte wieder zu Setsuna und überlegte einen Moment, ob sie wirklich ihren Gedanken aussprechen sollte. Sie beschloss es zu tun, denn es würde sie sonst den ganzen Urlaub über beschäftigen: "Ich habe Sorge, dass ich Setsuna störe. Sie hat noch kein Wort seit unserer Begrüßung mit mir geredet und eben ist sie ganz schnell zum Wasser gegangen, ohne ein Wort."
Haruka hob ihre Augenbraue und drehte sich zu Setsuna um. Der blonden Sportlerin war bisher nicht aufgefallen, dass sich Setsuna zurückgezogen hatte.
"Na warte, der werde ich einheizen!", flötete Haruka fröhlich und war schon mit einem Satz aufgesprungen.
Usagi wollte Haruka nachrufen, aber Michiru unterbrach sie sanft: "Usagi, mach dir keine Sorgen. Das hat bestimmt nichts mit dir zu tun! Setsuna fällt es etwas schwer, sich gehen zu lassen. Versteh sie bitte, sie ist noch nicht lange unter Menschen, auch wenn sie älter als wir alle ist."
"Ich verstehe!", nickte Usagi und drehte sich wieder zu der grünhaarigen um. Genau in diesem Moment hüpfte Haruka mit einem Satz auf Setsuna zu und warf sie um, so dass beide im Sand landeten. Mit einer Faust rubbelte die Sportlerin durch das grüne Haar.
"Haruka! Hey, was tust du denn da?", halte die dunkle Stimme der Dunkelhaarigen zu ihnen herüber.
"Oh je, arme Setsuna, dass Haruka aber auch immer übertreiben muss.", seufzte Michiru und dann zwinkerte Michiru Usagi zu: "Komm wir retten Setsuna, sie brauch vielleicht einfach etwas Aufmunterung, genau wie du!"
Usagi nickte begeistert und beide Frauen sprangen auf und rannten durch den warmen Sand.
Setsuna hatte sich mit schnellen Schritten von der kleinen Gruppe entfernt. Sie hörte noch Haruka, die Michiru fragte, ob sie Volleyball spielen wolle.
Schon im Auto wurde Setsuna gewiss, was sie Zuhause geahnt hatte. Eine ganze Woche in der Nähe von Usagi, war für ihre Gefühlsleben nicht gut. Bisher hatte sie die blonde Frau immer nur aus der Ferne betrachtet. Wenn sie mal in ihrer Nähe war, dann tummelten sich gleich vier Freundinnen um die blonde Frau herum.
Aber ein Urlaub nur mit ihr, Haruka und Michiru, war etwas völlig anderes. Setsuna seufzte leise bei der Erinnerung an jenem Sonntag.
"Usagi war heute nicht sie selbst!", beschwerte sich Haruka in ihrer Erinnerung. "Das ist doch kein Wunder, Haruka. Mamoru hat sie trotz Versprechen wieder alleine gelassen und das für ein ganzes Jahr.", war Michirus Antwort gewesen.
Haruka hatte mit der Faust auf den Tisch gehauen. "Er ist so ein Idiot!", zuerst hatte die blonde Sportlerin laut geflucht, doch dann sanft weiter gesprochen: "Es bricht mir das Herz, sie so zu sehen!"
Auch Setsuna hatte genickt und Haruka zugestimmt. Ihr war die traurige Aura um ihre Prinzessin genauso aufgefallen. Viel zu oft hatte sie Usagis freudiges Wesen beobachtet, als das ihr nicht die Trauer in den sonst so fröhlichen Augen aufgefallen wäre.
"Ich hab die Idee!!", war Haruka damals begeistert aufgesprungen. "Wir Drei machen mit ihr Urlaub!" Setsuna erinnerte sich, wie sie schockiert hinter der blonden Frau herrief: "Bist du dir sicher, dass sie das überhaupt will!"
Dabei war ihr Michirus besorgter Blick begegnet. Manchmal glaubte Setsuna, dass die junge Künstlerin in ihr Herz gucken konnte.
"Du bist mir eine, sie wird begeistert sein.", war Harukas Antwort gewesen, während sie mit der einen Hand Usagis Nummer gewählte hatte und mit der andern gegen das grüne Haar geschnipste hatte.
Setsuna hatte fieberhaft nach Argumenten gesucht, doch plötzlich hatte Michiru ihre Hand auf die ihre gelegt und geflüstert:
"Setsuna! Bitte mach dir keine Sorgen. Ich weiß wovor du Angst hast, aber sehe es doch als Chance!"
Setsuna hatte nichts mehr geantwortet. Und auch jetzt seufzte sie innerlich. Was sollte sie als Chance ansehen? Immer wieder fragte sich die Dunkelhaarige, ob ihre Freundin wirklich wusste, was sie beschäftigte. Grade als Setsuna ihren Kopf auf ihre Knie sinken lassen wollte, riss sie eine starke Wucht zur Seite und sie landete sanft im weichen Sand.
Im Augenwinkel konnte sie noch grade die blonde Sportlerin erkennen.
"Haruka! Hey, was tust du denn da?", demonstrierte die Frau mit den grünen Haaren, als Haruka durch ihr Haar rubbelte. Mit einem Mal vernahm sie weitere Stimmen: "Setsuna halte durch, wir retten dich!"
Mit etwas mehr wucht spürte Setsuna, wie sich Usagi und Michiru auf Haruka stürzten. Diese lachte und griff sich Michiru und rollte sich mit ihr durch den Sand: "Ha, ihr habt gar keine Chance gegen mich!"
Usagis sanftes Lachen drang an Setsunas Ohr und sie wandte sich zu der Blonden, die sie stürmisch umarmte.
"Gerettet!!", rief sie ihr ins Ohr. Die Frau mit den blonden Zöpfen verlor das Gleichgewicht und viel in den weichen Sand. Setsuna schaute ihr nach, wie sie sich neben ihre in den Sand fallen ließ. Dabei trafen sich ihre Blicke und Setsuna lächelte sanft in die blauen Augen.
Usagi erwiderte das Lächeln und rappelte sich auf. Der Blick der Blonden wanderte weiter und sie seufzte leise. Setsuna folgte ihrem Blick, um zu schauen, was Usagi zum Seufzen veranlasste.
Haruka war mit Michiru noch einige Umdrehungen durch den Sand gerollt, doch nun war sie über ihre und drückte die Handgelenke der Künstlerin in den weichen Sand.
"So jetzt gehörst du mir!", flüsterte sie leise und lehnte sich tiefer, um Michiru zu küssen. Diese wollte zuerst widersprechen, weil sie wusste, dass sie nicht alleine waren. Aber als sie die weichen Lippen ihrer Freundin spürte, ergab sich die Violinistin und erwiderte den Kuss zärtlich.
Eine zarte Röte schlich sich auf die Wange der grünhaarigen Frau. Sie war die Zweisamkeit der Beiden gewöhnt, aber nicht, wenn Usagi nur eine Handweit neben ihr saß.
"Ich beneide die beiden!", seufzte Usagi nun neben ihr.
Setsuna löste ihren Blick von dem schönen Paar, welches grade die Welt um sich vergas.
"Komm Usagi, wir bauen eine Sandburg, ja?", fragte sie sanft und stand auf um Usagi eine Hand zu reichen.
Diese griff nach der Hand und jubelte: "Super Idee, Setsuna!"
Während die beiden Frauen abseits anfingen ihre Burg zu bauen, löste Haruka sanft den Kuss und lächelte ihre Freundin verliebt an. Diese erwiderte das Lächeln und lachte leise. Harukas Blick wanderte über den weißen Sand.
"Na also!", jubelte sie leise triumphierend: "Manchmal brauch Setsuna auch einen kleinen Schubs"
Michiru verdrehte ihren Kopf und folgte Harukas Blick. Sie beobachtete die beiden Freundinnen in der Ferne und ein trauriges Lächeln schlich sich auf die Lippen der türkisfarbenen Frau.
Gedankenverloren sprach sie ihren Gedanken laut aus: "Ich würde es Setsuna so sehr wünschen, warum muss es auch sie sein?"
Haruka schaute verwirrt zu ihrer Freundin hinab: "Was meinst du? Was gönnst du ihr und wer sie?"
Michiru errötete, als sie merkte, dass sie ihren Gedanken ausgesprochen hatte, aber dann lachte sie, als sie in die verwirrten Augen ihrer Freundin schaute.
"Ach das verstehst du nicht.", antwortete sie knapp und befreite sich dabei gekonnt aus Harukas Griff. Diese ließ Michiru gewähren und hakte nach: "Michiru, was weißt du, was ich nicht weiß?"
Zweifelnd schaute Michiru Haruka in die blauen Augen und seufzte. Die Sportlerin würde nicht aufgeben, das wusste Michiru. Leise flüsterte sie in den sanften Wind: "Setsuna liebt Usagi!"
Haruka entglitten die Gesichtszüge und sie wandte sich automatisch zu den beiden Freundinnen um, dabei blieb ihr Blick an Setsuna hängen.
"Bist du dir sicher?", fragte sie, aber die Sportlerin bekam ihre Antwort von Setsuna, die Usagi liebvoll betrachtete, als diese energisch ein Loch buddelte. Diesen Blick hatte Haruka bei ihrer Freundin noch nie gesehen.
"Vertrau mir, ich bin sicher!", hörte sie die Stimme ihrer Freundin.
Harukas Herz schmerzte etwas, als sich Setsunas Verhalten der letzten Tage wie ein Puzzle zusammensetzte. Deshalb also hatte sie nach Argumenten gegen einen Urlaub zu viert gesucht.
"Da werden wir doch mal nachhelfen!", sagte sie mit einem grinsenden Unterton, aber er war gespielt, denn im inneren der Blondine tobte ein Kampf.
"Haruka, nicht!", vernahm sie die besorgte Stimme von Michiru.
