Broken Soul von Silwyna ================================================================================ Kapitel 10: Wendepunkt(e) ------------------------- Kapitel 10 – Wendepunkt(e)     >Verdammt… verdammt… FUCK!!!< Darcy rannte die Stufen hoch zu dem Zimmer, das man ihr in dem Haus zur Verfügung gestellt hatte, knallte die Tür hinter sich zu und sank an dieser zu Boden. Wieso hatte sie das getan? Wieso hatte er  das getan? Vor allem aber: was sollte sie jetzt machen? Die Situation war zum Haare raufen! Erst sein flirtiges Verhalten beim Einkaufen, dann seine Entschuldigung mit der alles wieder hätte ins Reine kommen können und nun das!  Sie hatten sich geküsst. Sie, Darcy Lewis, die Hüterin dessen worauf er es so verzweifelt abgesehen hatte, hatte ihn geküsst. Obwohl… >Er hat angefangen!<, dachte sie, als sie sich frustriert seufzend auf ihr Bett warf. Er hatte sie ins Wasser gestoßen –völlig unnötige Aktion- und war ihr nach der daraus resultierenden Wasserschlacht ziemlich nahe gekommen. Loki hatte selbst gesagt, wie unangebracht sein Verhalten gewesen war und nun hatte er sich schon wieder aus dem Konzept gebracht. Zugegeben sie hatte auch dazu beigetragen, aber was sollte sie denn davon halten? Wenige hundert Meter weiter, an der Felsenküste, saß Loki  auf einem der großen Steine und sah nachdenklich zu den Sternen hoch. Verflucht noch eins, wozu hatte er sich da bloß hinreißen lassen? Erst entschuldigte er sich für sein Verhalten von neulich, nur um sich kurze Zeit später selbst zu übertreffen. >Loki… du bist in der Tat der Meister der Lüge!<, dachte er verbittert und streckte sich mit einem frustrierten Stöhnen auf dem Felsen aus, auf dem er und Darcy zuvor gesessen hatten. Bevor sie mit seiner Geduld gespielt hatte, um ihn jegliche Manieren vergessen zu lassen. Er war ein Magier, ein Verbrecher, ein Mörder! Und was tat er? Schwamm mit einem vorlautem Mädchen im Meer, ließ sich von ihr Necken, so dass er selbst ein nicht sehr reifes Verhalten an den Tag legte und von ihrer überdrehten – und zugegeben irgendwie niedlichen – Art so überrumpelt  wurde. Letztendlich hatte er den unbewusst schon länger vorhandenen Drang nachgegeben und sie geküsst. Nur vorsichtig hatte er seinen Mund den ihren berühren lassen und was darauf folgte, war ebenso von ihr ausgegangen. Gedankenverloren strich er sich über die, von dem leidenschaftlichen Kuss, noch immer leicht geröteten Lippen und musste trotz des Dilemmas in dem er sich befand leicht lächeln, als er an Darcys leicht entrückten Blick und ihren rasanten Herzschlag dachte, den er hatte spüren können. Dieses Mädchen hatte wahrlich Feuer und auch wenn Loki das nie laut gesagt hätte- es gefiel ihm. Seine Miene verdüsterte sich. Was würde sie jetzt wohl von ihm denken?   Am Tisch, wo Jane und die Avengers sich noch befanden, herrschte mittlerweile dezente Verwirrung. Vor wenigen Minuten war Darcy wieder aufgetaucht. Völlig verstört, klatschnass, mit leicht ungeordnetem Haar und geröteten Lippen. Ohne ein Wort zu sagen, war sie hoch zur Villa geeilt und hatte nicht einmal innegehalten, als Jane ihr hinterherrief. Diese musterte dann Natasha mit einem Blick, der jedoch mehr als das war: es handelte sich um das stumme Einverständnis zweier Menschen, die sich zwar erst kurz, aber dafür sehr gut, kannten. Beide ahnten es: Loki hatte mal wieder –ob bewusst oder nicht- eine Linie überschritten, die unweigerlich zwischen ihm und Darcy stand. Thor hatte das stille „Blickgespräch“ der beiden mitbekommen und hier zeigte sich erneut, dass in dem Donnergott mehr stecken musste, als nur tonnenweise Muskeln und ein goldenes Herz. Auch er und Loki hatten in der Vergangenheit solche „Unterhaltungen“ geführt, meinst wenn Thor irgendeinen Unsinn ausgeheckt und seinen Bruder mit hineingezogen hatte. Das dieser etwas mit dem aufgelösten Zustand Darcys zu tun hatte, konnte er nur zu deutlich in den Augen der beiden Frauen lesen und ging mit langen, eiligen Schritten in die Richtung aus der die Studentin gerannt gekommen war. Thor fand Loki noch immer aus gestreckt auf einem großen Stein liegend, seine Kleidung nass und seine Miene todernst. „Ich bin schon wieder zu weit gegangen, oder?“ „Könnte man so sagen!“ Thor ließ neben seinen Bruder auf dem Felsen nieder und Loki setzte sich mit einem resignierten Seufzen auf. Eine Weile saßen die beiden ungleichen Männer, als Brüder aufgewachsen und noch immer im Geiste gebunden, schweigend auf das dunkle Meer hinaus, bis Thor die Stille brach: „Loki… willst du deine Kräfte so verzweifelt zurück, dass du Darcy das Leben schwer machst?“ „Frag dich selbst!“ Damit meinte Loki den Vorfall vor wenigen Jahren, als Thor und nicht er ohne Kräfte auf der Erde gelandet war, ohne Hoffnung diese jemals wieder zu erlangen. „Ich kann mir vage vorstellen, was du durchmachst, Loki. Aber glaub mir, ich will dir damit nur helfen!“ Der Eisriese schnaubte verächtlich und doch: obwohl er noch immer wütend auf Thor war, begann ein kleiner Teil in ihm langsam zu glauben, was er da hörte. >Du wirst weich, Laufeyson!<, mahnte er sich innerlich selbst. „Wie kann es hilfreich sein, mir den Teil zu entreißen, der mir am wichtigsten war?“, aus Lokis Stimme konnte Thor deutlich hören, dass ihn der Verlust seiner Magie noch schmerzte und er konnte es verstehen. Aber.. „Weil du so den Teil an dir erkennen kannst, der dein wahres Selbst ausmacht!“ Loki konnte nicht umhin Thor in Gedanken ein wenig zuzustimmen: vor seiner Verbannung war sein Bruder zwar ebenso gutherzig gewesen, aber ebenso eingebildet und kampfeswütig. Als er aber zurückgekehrt war, hatten Eigenschaften wie Nächstenliebe und Empathie begonnen, einen Teil von Thors Charakter zu bilden. Nun endlich verstand Loki, was Thor zu dieser Tat bewegt hatte, neben simpler Bruder die sie –trotz allem- noch immer verband. Die ganze Zeit hatte er versucht sich einzureden, dass Thor ihn nur Schmerzen zufügen wollte, wohl wissend, dass das nicht  stimmte. Doch auch der Lügengott, oder gerade er wusste, dass so manche Lüge leichter zu ertragen war, als die Wahrheit. Diese brach nun in ihrem vollem Ausmaß in seine Gedanken ein: so grausam er Thor’s Plan, ihm die Magie zu entreißen erst gefunden hatte, umso deutlicher merkte er nun, dass dies ein Schritt war den er gehen musste! Um zu erkennen wer er im Grund war und was er vom Leben wollte. Wenn Loki ehrlich zu sich war – eine Seltenheit, denn er war NIE ehrlich zu irgendjemandem- wusste er beides nicht. Die Tatsache, dass er eigentlich nicht aus dem Umfeld stammte, das er als seine Heimat wähnte, hatte ihm vor Jahren den Boden unter den Füßen entrissen, als hätte man einem jungen Baum die Wurzeln zerschnitten. Und dann? Loki hatte dem Plan zu herrschen nachgejagt, doch wozu, das wusste er selbst nicht mehr und allmählich hatte er auch genug von dem ewigen Streben nach Macht. Was er nun machen wollte, wusste er ebenfalls nicht und dass Thor sich bereiterklärt hatte diesen Weg an seiner Seite zu gehen, erwärmte etwas in ihm, das vor vielen Jahren in der Reliktkammer von Odin eingefroren war. „Danke…“, flüsterte Loki und Thor konnte zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit das Gesicht seines Bruder ohne die Maske aus Kälte und betonter Abweisung betrachten. Das rührte ihn irgendwie, aber eine Sache lag Thor noch auf der Seele: bei all dem Chaos hatte er noch immer keine Ahnung, womit Loki den Bogen eigentlich überspannt hatte. „Sag mal Loki, was ist eigentlich vorgefallen, dass Darcy so von der Rolle ist?“ Betretenes Schweigen folgte und Loki konnte sich lange nicht zu einer Antwort hinreißen, bis: „Ich… habe sie geküsst!“ Das darauf folgende „WAAAAS?“ entsprang an zwei verschiedenen Orten zugleich, sowohl Thor als auch Jane, die zu fast der gleichen Zeit von Darcy über die Ereignisse in der Bucht aufgeklärt wurde. Loki nahm die Hände von den Ohren, die er sich während Thors erstaunten Ausrufes zugehalten hatte. „Ich bin genauso erstaunt über mein Handeln, Bruder. Dessen sei versichert!“, meinte er recht kleinlaut. Die erwartete Strafpredigt blieb allerdings aus und stattdessen verwuschelte Thor ihm liebevoll die Haare, eine Geste die an frühere Zeiten erinnerte. „Sie war es auch, dass kann ich dir versichern! Aber ich bitte dich Loki, sei einmal ehrlich zu mir: hast du dir so nur den Weg zu deiner Magie ebnen wollen?“, er sah seinen Bruder abwartend an, der verlegen zu Seite schaute. Darüber hatte er auch schon nachgedacht, doch es laut auszusprechen fiel um einiges schwerer, als es still in Gedanken festzustellen. „Nein!“ Da lachte Thor laut auf und erntete dafür einen verwirrten Blick von Loki. Offenbar hatte Darcy Loki mit einer Magie konfrontiert, die er noch nicht so genau studiert hatte und dass Frauen über ihre eigene Magie verfügten wusste er nur zu gut. Bevor er jedoch mit seinem Bruder weiter über dieses Thema diskutieren konnte, kam Steve zu ihnen gelaufen: „Fury hat sich gerade bei Tony gemeldet! Wir sollen sofort nach Washington kommen!“, brachte er atemlos hervor und die beiden warfen sich noch einen fragenden Blick zu, ehe sie ihm folgten. „Noch mehr schlechte Neuigkeiten!“, rief Iron Man, denn Tony hatte sich bereits in „Schale“ geworfen, ihnen entgegen. „Die Kurzfassung bitte!“, war Thors Reaktion, der schon die Hand ausstreckte, um Mjöllnir zu rufen. „Neue Kreaturen bei den Chitauri, neue Waffen als beim New York –Angriff und ein Feuer im Stadtzentrum, das nicht ausgeht!“ Loki stieß einen höchst unfeinen Fluch in einer Sprache aus, die die Avengers gar nicht und Thor nur Bruchstückhaft verstanden, als er letzteres hörte. Er sah seinen Bruder vielsagend an. „Feuerdämonen?“, fragte dieser. „Ich denke schon!“ Inzwischen war Nick Furys kleine „Notfalltruppe“ im Haus angelangt, um alles nötige für den baldigen Aufbruch  nach Amerika vorzubereiten. Viel gab es allerdings nicht, da sie ja auf  Abruf bereitstaden. Hawkeye, seinen Bogen entklappend, fragte: „Du weißt, was das war?“ Loki nickte bloß, doch Thor begann zu erklären: „Vor vielen Jahren, Loki und ich hatten gerade so die Volljährigkeit überschritten, ereilte unseren Vater ein Hilferuf von den tapferen Reitern der Lichtelfen aus Alfheim. Ein brennender Dämon wandelte durch ihr Land und alles was er berührte, ging Flammen auf, die weder Wasser noch sonst irgendetwas löschen konnten. Mein Bruder und ich wurden zur Unterstützung geschickt und nur dank der Hilfe einiger Elfenmagier und Loki konnte dieses Wesen gestoppt werden. Später erfuhren wir, dass diese Kreatur ein Jungtier war, ein ausgewachsener Dämon wäre viel schwieriger aufzuhalten gewesen!“ Die Stille die folgte war schon fast greifbar. Ein Chitauri-Angriff? Okay auf einer „Schlimm-Skala“ von 1 bis 10 eine solide 8! Aber neue Wesen die mit ihnen Kämpften und ein oder mehrere Feuerdämonen? Auf derselben Skala eine 3000! Kurze Zeit später sprach Natasha das aus, was auch einige der anderen Avengers dachten: „Loki muss mitkommen! Wir könnten seine Hilfe brauchen.“ Loki glaubte sich verhört zu haben. Man brauchte seine Unterstützung? Zur Rettung eines Planeten, den er vor Kurzen noch versucht hatte zu unterwerfen! War denn heute der Tag der verdrehten Welten? Abgesehen davon, dass er nicht glaubte, dass seine Anwesenheit nach dem New York-Debakel bei den Menschen besonders gut ankommen würde, gab es noch eine Sache, die einer Unterstützung seinerseits im Wege stand: „Meine Kräfte sind weiterhin versiegelt. Ich bin im Grunde… nur ein Mensch!“ „Dann sollten wir Darcy bitten, zumindest einen Teil freizusetzen“, schlug Bruce vor, der schon in seine superdehnbaren Hulkhosen geschlüpft war. Bevor Loki aber antworten konnte, tat es Jane, die soeben in den Flur kam. „Das könnte schwer werden, nachdem was zwischen den beiden vorgefallen ist!“ Alle Augenpaare waren nun auf Loki gerichtet, der das als sehr unangenehm empfand. Jetzt war keine Zeit für solcherlei Unfug! Wenn sie seine Hilfe wollten, brauchte er Zugriff zur Magie und alles stand und fiel mit Darcy. Die Blicke, die auf ihn ruhten ignorierend, eilte Loki hoch in das Zimmer der Studentin, die nachdenklich am Fenster stand. Als sie in dessen Reflexion Loki erkannte, riss sie die Augen auf und drehte sich ruckartig um. „Verschwinde!“, zischte sie und alles in ihr spannte sich an. Die offen gezeigte Abweisung traf Loki trotz der Erwartung hart und er presste die Lippen zusammen. Irgendwie war es ja auch seine Schuld. „Darcy…hör zu…“,  meinte er ernst und ging ein paar Schritte zurück. Darcy wich jedoch komplett an die Wand zurück und holte ihren Taser heraus, den Loki dezent amüsiert betrachtete. Ja, er hatte bereits davon gehört. Doch die Erheiterung über dieses Gerät wich schlagartig, als er die Angst spürte, die von der jungen Frau vor ihm ausging und sich auf sein Gemüt legte. Früher hätte ihm diese Furcht vor ihm wohl sehr gefallen, nun aber verspürte er einzig und allein den Wunsch sie zu schützen. Auch wenn sie im Moment Groll gegen ihn hegte. „Weißt du warum die anderen so aufgehetzt sind?“ Darcy nickte, denn Jane hatte sie vor wenigen Minuten informiert. „Dann solltest du wohl auch erfahren, dass die Avengers sozusagen meine Unterstützung brauchen!“, er sah sie vielsagend an und sie schien zu begreifen, denn sie schloss ihre Hand um den grünen Stein, den sie um den Hals trug. „Sie wollen, dass …?“ Loki nickte und bemerkte mit zunehmender Sorge, wie ein großer Teil der Farbe aus dem Gesicht von ihr wich. „Nicht alles!“, meinte er schnell und überwand die Distanz zwischen ihnen, um ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter zu legen. An ihren Taser dachte Darcy gar nicht mehr. „Nur genug, damit ich dieses Feuer in Schach halten kann..“ „Und es gibt keinen anderen Ausweg?“ „Nicht soweit ich weiß!“ Darcy seufzte und brachte etwas Abstand zwischen sich und Loki. „Ich verlange viel, das weiß ich. Die Gewissheit meine Kräfte zu hüten gab dir ein wenig Sicherheit, nicht wahr?“ Die Studentin schwieg, doch er sah in ihrem Blick, dass er Recht hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit fand sie ihre Sprache wieder: „Ich… hatte  Verwandte die bei der Sache in New York umgekommen sind!“ Loki riss schockiert die Augen auf. Er hatte den Tod von ihr nahestehenden Personen zu verantworten und trotzdem war sie freundlich zu ihm gewesen? „Wieso?“, hauchte er entsetzt und zugleich beeindruckt von ihrem Handeln. Er ließ sich höchst unelegant auf ihr Bett fallen, sitzend, und Darcy tat es ihm gleich. „Weil Thor mir vorher einiges von dir erzählt hatte und ich, wie er, glaube dass nicht alles völlig von dir ausging. Und…ich weiß nicht, irgendwie wollte ich dir dann wohl helfen.“ „Trotz der Tode in deiner Verwandtschaft?“ „Ja… ich wollte mir selbst ein Bild von dir machen, bevor ich urteile!“ Sie sah zum Boden. Was würde sie tun? Seine Kräfte wurden gebraucht und er  ebenso und das wusste Darcy. Trotz seiner Lügen, trotz aller Intrigen und Todesopfer, die auf seine Kappe gingen und der Verwirrung, die er bei ihr gestiftet hatte, bat Loki: „Darcy, …ich bitte dich, du musst mir jetzt vertrauen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)