Broken Soul von Silwyna ================================================================================ Kapitel 5: Funken der Normalität -------------------------------- Kapitel 5 – Funken der Normalität       „Er scheint den Funken Normalität, den er seit gestern erlebt hat zu genießen und schämt sich dafür. Er glaubt bestimmt, es würde ihn schwach machen, wenn er sich zugesteht nicht aufzubegehren…“ Lüge! >Dieses einfältige Weib! Wie kommt sie darauf, ich wäre so schwach? Ich soll mich nach Normalität sehnen? Wie töricht! Sobald sich die Gelegenheit bietet, hole ich mir meine Magie zurück und verschwinde… aber ausrasten bringt jetzt nichts!< Verdammt noch eins, er wurde Thor immer ähnlicher. Seit wann war er so leicht reizbar? Loki hörte auf, wie ein Tiger im Käfig auf und ab zu gehen und holte tief Luft. Ruhe! Er brauchte ein paar Stunden Ruhe, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Sein Blick fiel auf den „Herr der Ringe“, den er am Vortag beendet hatte. Lesen. Das wäre eine gute Methode, sein erhitztes Gemüt zu beruhigen. Dummerweise war dieses Buch das einzige in dem kleinen Regal gewesen, was ihm interessant erschien. Ob es noch mehr in diesem Haus gab? Sollte er Tony fragen? Oder würde dieser es als anmaßend empfinden, weil Loki quasi ein Gefangener wahr und kein Gast? „Bringt alles nichts, die anderen waren langweilig!“, sagte er sich und trat erneut in den Flur. Auf der gegenüberliegenden Seite war Jane gerade dabei, mit einem kleinen Stapel Ordnern in der Hand, die Tür zu Öffnen. „Oh, Shit!“, fluchte sie, als zwei Mappen herunterfielen und sich diverse Unterlagen auf dem Boden verteilten. Ohne genau zu wissen wieso, ging Loki in die Hocke und hob ein paar davon auf. „Danke, ich…“, Jane stoppte abrupt, nachdem sie mitbekam, wer ihr half. „Schon in Ordnung!“, er stand mit ihr gemeinsam auf und öffnete ihr, seiner guten Erziehung folgend, die Tür. „Ähm…Jane?“, fragte er etwas verunsichert, als diese schon fast im Zimmer verschwunden war. „Was gibt’s?“, rief sie von innen, mit einem verwirrten Gesichtsausdruck. Hatte er sie überhaupt schon mal direkt angesprochen oder beim Namen genannt? „Weißt du zufällig, wo Tony Starks Zimmer ist? Ich habe eine Frage an ihn.“ Mit einem leicht gehetzten Gesichtsausdruck erschien die junge Wissenschaftlerin im Türrahmen. Offenbar hatte sie viel zu tun und nur wenig Zeit. „Zweite Etage, dritte Tür links!“ „Danke!“, meinte Loki, lächelte kurz freundlich. Ehrlich, nicht aufgesetzt. Dann ging er zur Treppe. „Loki, warte!“, rief Jane ihn zurück. Er stoppte im Gehen, drehte sich auf dem Absatz um und sah sie abwartend an. „Ich… nun ja, ich wollte nur sagen, falls dir irgendwie nach Reden ist und du mal nicht mit Thor sprechen möchtest -ich weiß inzwischen was für eine Glucke er sein kann- dann kannst du dich auch jederzeit an mich wenden!“ Loki sagte nichts, doch sein Gesichtsausdruck hatte nun einen leicht verwirrten Hauch bekommen. „Na ja… ähm… im Grunde hab ich gar nichts gegen dich. Die Sache von New York mal außen vor gelassen, denn dafür hast du schon eine Abreibung von mir bekommen…“ Die Mundwinkel des Angesprochenen zuckten leicht, als müsse er ein Schmunzeln unterdrücken. Die Ohrfeige war ihm durchaus im Gedächtnis geblieben. Jane fuhr fort: „Kurz: mir persönlich hast du kein Leid zugefügt, also dachte ich… ach egal!“, sie machte kehrt und wollte hinter der Tür verschwinden, doch Loki hielt sie zurück indem er sie am Arm festhielt. Er hatte den Blick gesenkt, die Mimik war schwer bis nicht zu definieren. Das hatte er nicht erwartet. Wie sollte er reagieren?  „Danke!“, es war so leise gesprochen worden, dass es Jane kaum hörte. „Ich bin es nicht mehr gewohnt, dass man mir ein offenes Ohr für meine Gedanken anbietet, verzeih daher meine Verwunderung. Jedoch weiß ich es zu schätzen, Jane! Erlaube mir, dir dasselbe zu gestatten, solltest du jemals die Meinung eines hinterlistigen Eisriesen benötigen.“, er lächelte erneut und ging. Jane blieb verwirrt zurück. Waren sie jetzt auf dem Weg, Freunde zu werden?     Tony brütete gerade über den aktuellen Produktionsunterlagen seiner Firma, als es an seiner Zimmertür klopfte. Niemand anderes als Loki persönlich stand davor und Tony aktivierte innerlich alle Alarmsysteme. „Was gibt’s, Ziegenpeter?“, er verschränkte die Arme vor der Brust. Eigentlich ging es ihm total gegen den Strich, dass er und die Avengers nun Babysitter für diesen Psychopathen spielen durften, bloß weil Thor diese glorreiche Idee gehabt hatte. Doch so richtig direkt zeigen, wollte er das nicht… nur ein paar Anspielungen! Der ehemalige Gott hielt ein Buch in die Höhe, was Tony verwirrte. Eben dies war ihm auch deutlich anzusehen, also erklärte Loki: „Ich wollte fragen, ob du zufällig im Besitz anderer Werke dieses Autors bist?“ Seit wann duzten sie sich? Schon immer? Loki gab Tony das Buch und er verwarf die im Kopf gestellte Frage, denn seine Aufmerksamkeit galt dem Gegenstand in seiner Hand und Lokis Frage. Er las Tolkien? >Passt, wie Arsch auf Eimer!<, dachte er, ungewollt amüsiert. „Hm… guter Geschmack…“, murmelte er abwesend. „Ja, ich habe tatsächlich noch ein paar Bücher von diesem Schriftsteller. Warum fragst du? Würdest du sie gern lesen?“ „Wenn ich da nicht zu viel verlange…“ Loki sah betreten zur Seite. Bei ihrer letzten richtigen Begegnung hatten sie sich bekämpft. Jetzt zu fragen, ob er ein paar seiner Bücher lesen durfte war das Tausendfache von unangenehm. Tony lachte kurz. „Der Große sagte bereits du wärst früher die Leseratte von euch beiden gewesen… Na ja, egal… Nein, das ist nicht zu viel verlangt. Solange du keine Waffen bauen oder die Welt unterwerfen willst, ist es mir herzlich egal, was du anstellst“ Er grinste vielsagend und Loki verdrehte die Augen. Mussten denn alle Avengers auf das New York-Debakel anspielen? Tonys Stimme holte ihn aus seinen verbitterten Gedankengängen. „Also gut, Kleiner. Wenn du diesen Flur bis zum Ende entlanggehst, nimmst du die letzte Tür auf der rechten Seite. Das ist meine kleine Privatbibliothek. Versuch gar nicht erst etwas über Waffenkonstruktion zu finden, hier habe ich nur Unterhaltungsliteratur. Tob dich was das angeht ruhig aus, aber wenn ich eine umgeknickte Ecke finde, knallt’s“ Loki nickte und zog sich schweigend zurück. Schon bei seinem ersten Schritt in die kleine Bibliothek, fühlte Loki zum ersten Mal seit langem so etwas, wie innere Zufriedenheit. Er liebte Bücher, der Geruch von Papier und Tinte beruhigte ihn. Langsam schlenderte er durch die Regale, sah sich hier und da ein Buch an und als er die Sitzecke erreichte, die sich unter dem Eckfenster befand, hielt er einen beachtlichen Stapel in den Händen. Sowohl von seinem neu entdeckten Lieblingsautor, als auch von anderen Schriftstellern.     In der Zwischenzeit wurde unten in der Küche Mittagessen gekocht, doch diesmal nicht von Darcy sondern von Natasha und Clint, da sie beide gerade eine Pause von stundenlangen Training machten.. Allerdings mehr aus Langeweile heraus, als wegen dem Hunger. „Das ist doch seltsam, oder?“, meinte Letzterer während er Nudelsoße umrührte. Natasha sah von Tisch auf, den sie gerade mit Besteck für jeden versah. „Du meinst, dass Loki hier ist? Ja, allerdings! Geht’s?“ Damit spielte sie auf die Tatsache an, dass sich der Ex-Magier damals auf äußerst hinterhältige Art und Weise in Clints Gedanken eingenistet hatte. Hawkeye schüttelte den Kopf bei dem Gedanken daran. „Passt schon! Vorerst haben wir die Gewissheit, dass es nicht wieder passiert.“ „Das schon, aber ich frag mich was Thor damit bezwecken will?“, Natasha dachte eher laut, als dass sie ein Gespräch führte. So hatte sie auch Thors Erscheinen nicht mitbekommen. „Ich will ihm helfen, sich selbst wieder zu finden!“ Neben dem Donnergott waren auch die restlichen Avengers, sowie Jane und Darcy erschienen. Bloß das „Sorgenkind“ fehlte! „Wo ist Loki?“, fragte Steve während er Natasha half Nudeln auf den Tellern zu verteilen. „Oben in meiner Bibliothek und liest.“, meinte Tony und genehmigte sich einen Drink. „JARVIS sagst du ihm bitte, er soll runter kommen?“, bat er seinen „Assistenten“. „Natürlich, Sir!“ Kurze Zeit später sprach die Stimme erneut: „Er reagiert nicht auf meine Bitte, Mr. Stark!“ Iron Man fluchte leise. Dass der auch immer Stress machen musste. „Bruce, gehst du ihn bitte holen?“, bat er seinen Kollegen. „Wieso ich?“, er sah aus, als sei er alles andere als erfreut darüber. „Ganz einfach, deine ‚bessere Hälfte‘ hat ihn damals fast zu Brei geschlagen! Ich glaube er hat einen gesunden Respekt davor!“, mutmaßte Jane und Bruce begab sich, leise Proteste vor sich hinmurmelnd, nach oben. Als er vor dem Zimmer ankam, in dem sich Loki befand, holte er tief Luft.  Er war bestimmt mehr als nur wütend auf ihn, denn wäre Hulk nicht gewesen, wäre er vielleicht nicht oder zumindest nicht so schnell besiegt worden. Bruce war sich sicher, dass Loki ihn dafür hasste. Eine direkte Konfrontation hatte er eigentlich vermeiden wollen, doch nun hatte er keine Wahl. Auf leisen Sohlen ging er die Gänge aus Bücherregalen entlang. Trotz seiner Antipathie für Thors Bruder, wäre ihm dann fast ein gerührtes „Aaaww!“ entwischt, als er Loki in der Sitzecke erreichte. Der „Mickrige Gott“ saß  seitwärts im Sessel, die Beine  hochgezogen und das Buch darauf abgelegt und auf dem Tisch daneben befand sich ein großer Stapel weiterer Bücher. Er war so vertieft in seine Lektüre, dass er das Auftauchen von Bruce nicht bemerkt hatte. Dieser räusperte sich kurz und meinte: „Mittagessen ist fertig. JARVIS wolltest du wohl nicht glauben?“ „Ich bin eine Stimme ohne Gesicht nicht gewohnt und dachte…“ Loki sah auf und registrierte erst jetzt mit wem er da sprach. Ein Hauch von Wut gepaart mit Entsetzten glitt über sein Gesicht. Schnell bemerkte er jedoch, dass von Bruce im Moment keine Gefahr ausging und nickte. „Ich bin gleich unten!“, er dachte der Mann würde wieder gehen und wandte sich wieder seinem Buch zu. Er wollte  nur noch die Seite beenden. „Okay, ich warte!“ Auf Lokis fragenden Blick setzte er noch hinzu: „Die Anderen wollten, dass ich dich hole!“ „Sofort!“ Für weniger als eine halbe Minuten glitt sein Blick erneut über die Seiten des Buches, bevor er es schließlich zu klappte und aufstand. „Was liest du eigentlich gerade?“ Erster Versuch von Smalltalk. Konnte ja nicht schaden, oder? Loki war zutiefst verwirrt, beschloss aber trotzdem zu antworten. „Ich habe gerade „The Silver Blade“ begonnen. Die Vorgeschichte dazu war ganz interessant…“, er zuckte noch mit den Schultern, so á la „Warum nicht?“ und Bruce nickte nur. Mit dem Buchtitel konnte er nichts anfangen und so verfielen sie wieder in Schweigen. Sie waren fast unten angekommen, als er Loki zurückhielt: „Hör mal.. ähm Loki… Ich wollte dir nur sagen dass dir erst einmal keine Gefahr von Hulk droht. Zumindest, so lange dir nicht in den Sinn kommt, irgendwelche hinterhältigen Tricks abzuziehen. Okay?“ „War das eine Drohung?“ Lokis Stimme zeigte einen Hauch von Zorn, doch Bruce klopfte ihm beruhigend auf die Schultern. „Bloß ein gut gemeinter Rat!“ Loki lächelte auf diese Aussage hin, nahezu gezwungen. „Zur Kenntnis genommen!“     „Verdammt!!!“, fluchte Darcy, als sie am darauffolgenden Morgen den Kühlschrank öffnete um etwas zum Frühstück zu machen. „Gibt es ein Problem, Miss Lewis?“, fragte JARVIS und die Studentin schob genervt die Tür des Kühlschrankes zu. „Nichts mehr zu Essen da! Ich war vor zwei Tagen einkaufen, aber da hab ich nicht mit so vielen Leuten gerechnet!“ Sie schnaubte. „Ich kann gerne neue Lebensmittel bestellen, wenn Sie das wünschen!“ Darcy schüttelte den Kopf. „Ne, passt schon!“ Sie hatte eine bessere Idee. Sie lief hoch in die zweite Etage und hämmerte an Tonys Tür. „Ich geh mit Loki einkaufen!“ Ohne auf eine Antwort zu warten ging sie zu Thors und Janes Zimmer und hämmerte genauso dagegen. Ein verwirrt dreinblickender Thor, in Shorts und Jane, die nur ein Laken um den Körper gewickelt hatte, öffneten. „Darcy, was…“, zischte die junge Wissenschaftlerin entsetzt, doch Thor beruhigte sie. „Ist schon gut, Jane!“, er strich ihr eine wirre Strähne aus dem Gesicht und wandte sich an Darcy: „Was ist los?“ Die Angesprochene holte tief Luft. „Aaaalso… du wolltest Loki ein bisschen zur Ruhe kriegen, indem er eine Zeit lang ein bisschen normal lebt, richtig?“ „Ja. Und?“ „Der Kühlschrank ist leer und ich dachte, es wäre eine gute Idee ihn mit zum Einkaufen zu nehmen. Ein bisschen Alltagsluft schnuppern und auch mal raus aus dem Haus, verstehst du?“ Thor sah nachdenklich drein. War es wirklich schon Zeit, Loki auf die Menschen loszulassen? Er sah fragend zu Jane, die bloß mit den Schultern zuckte. „Ich würde gerne sehen, wie ein normaler Mensch an sein Essen kommt! Jagen ist hier nichtmehr üblich denke ich und Diener habe ich keine gesehen, also…warum nicht?“ Alle drehten sich um. Loki stand im Türrahmen von seinem Zimmer und lächelte süffisant. Der Gedanke mal raus aus dieser Irrenanstalt zu kommen, erheiterte ihn ungemein. Das würde spaßig werden!  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)