Licht und Schatten von Yuri91 (Habe ich eine zweite Chance verdient?) ================================================================================ Kapitel 11: Zwischen den Stühlen -------------------------------- „Man, ich sag euch, das ist vielleicht ätzend. Sag mal Sakura, wie hältst du das eigentlich die ganze Zeit aus? Manchmal check ich echt nicht, ob das jetzt meine oder Sasukes Gefühle sind.“ Schon zum dritten Mal fing Naruto mit diesem Thema an und Sakura konnte nur mit den Augen rollen. „Langsam nervt das Thema, Naruto.“ „Vor allem musst du nicht jedem rumerzählen, was für Gefühle du von mir empfängst. Das ist nämlich auch ziemlich ätzend“, warf nun Sasuke ein. Auch wenn Sakura das Thema leid war, konnte sie ein Schmunzeln nicht verhindern. Es waren bereits 6 Wochen vergangen, seitdem Sasuke an Naruto gebunden worden war und es war bereits Jahre her, seitdem sie drei so zusammen saßen und redeten. Oder besser gesagt, vier. Itachi war auch hier. Zu viert saßen sie bei Sakura im Wohnzimmer und redeten. Die Spannung, die zwischen Sasuke und Itachi herrschte, entging Sakura jedoch nicht. Genauso wenig Itachi, der das Ganze traurig werden ließ. Da Itachi wohl spürte, dass sein Bruder nichts mit ihm zu tun haben wollte, hielt sich Itachi zurück und sagte nur etwas, wenn jemand ihn direkt ansprach. Auch wenn Sasuke nicht einmal das Wort an Itachi richtete und es auch vermied ihn anzusehen, war Sakura froh, dass die beiden sich in einem Raum aufhalten konnten, ohne das Sasuke ausrastete. Generell war Sakura erleichtert, wie gut Sasukes Resozialisierung ablief. Das Dorf nahm Sasuke deutlich besser auf als Itachi. Die Leute begegneten Sasuke nicht mit unverhohlener Verachtung, Hass oder Angst. Nein, für sie gehörte Sasuke zum Dorf. Er war der verlorene Sohn, der reuevoll zurückkehrte. Auch half es sehr, dass die ehemaligen Freunde und Kameraden zu Sasuke hielten und schnell wieder in Kontakt mit Sasuke traten. Diese Voraussetzungen gab es für Itachi nicht. Obwohl bereits mehrere Monate seit Itachis Ankunft vergangen waren, war er immer noch ein Außenseiter. Das sorgte Sakura. Sie bezweifelte, dass Itachi von den Dorfbewohnern jemals aufgenommen und akzeptiert werden würde. Was das für ihre gemeinsame Zukunft bedeutete, wusste Sakura nicht. Es klang zumindest nicht sehr optimistisch. Dennoch versuchte Sakura das Beste daraus zu machen. Sie war glücklich mit Itachi. Sie sprachen zwar nicht über Gefühle, doch Sakura konnte auch so die Wärme und Zuneigung Itachis durch das Band spüren. Jetzt, wo sie darauf achtete, viel ihr auf, dass diese Gefühle schon sehr lange existierten, Sakura diese aber vorher nie wahrgenommen oder falsch gedeutet hatte. Nun, Tsunade hatte eine Vermutung, was für eine Beziehung Sakura und Itachi führten, allerdings hatte die Hokage auch seit dem Tag im Krankenhaus nicht mehr darüber gesprochen. Neji hatte Sakura dagegen eingeweiht. Irgendwem hatte sie sich anvertrauen müssen. Es gab zwar keine Probleme zwischen ihr und Itachi, aber sie machte sich nun einmal Sorgen um die Zukunft. Was, wenn Itachis Resozialisierung nicht als erfolgreich angesehen werden würde? Dann würde Itachi für immer im Gefängnis landen. „Sakura, alles in Ordnung mit dir?“ vernahm sie da die ruhige, tiefe Stimme, die jedes Mal für einen angenehmen Schauer oder ein Lächeln bei Sakura sorgte. Vor Itachi konnte Sakura eben nichts verbergen. Naruto redete und redete. Nur mit halbem Ohr hörte Sasuke ihm zu. Vielmehr war er von dem Anblick gebannt, den Sakura und Itachi ihm boten. Die beiden gingen sehr vertraut miteinander um. Gerade waren die Beiden in einem Gespräch vertieft. Was Sasuke jedoch mit Unglauben feststellen musste war, dass ein älterer Bruder lächelte. Itachi lächelte auf eine Art und Weise, wie Sasuke es noch nie zuvor gesehen hatte. Als sie noch Kinder waren, hatte Itachi Sasuke immer mal wieder ein Lächeln geschenkt. Itachis Lächeln waren immer voller Wärme und Liebe gewesen. Doch was Sasuke jetzt sah, war genauso und doch ganz anders. Konnte es sein? Hatte sich sein Bruder etwa in Sakura verliebt? Und wie stand es bei Sakura? Hatte sie ebenfalls Gefühle für Itachi oder waren sie nur Freunde? Selbst das sie Freunde waren, hatte Sasuke anfangs überrascht gehabt. Er hatte zwar die Vermutung gehabt, dass sich Sakura für Itachi einsetzte, aber er hatte geglaubt, sie tat es für ihn selbst und nicht wegen Itachi. Jetzt hatte Sasuke so seine Zweifle daran. Sasuke hatte immer geglaubt gehabt, Sakura liebte ihn. Über die Art und Weise, wie sie ihn im Krankenhaus behandelt hatte, hatte Sasuke weiterhin geglaubt, dies wäre der Fall. Es war ein merkwürdiges Gefühl darüber nachzudenken, dass Sakura ihn nicht liebte. Es war immer eine Beständigkeit in seinem Leben gewesen. Sasuke hatte Sakura selbst nie geliebt gehabt. Sie war wichtig für ihn gewesen, ja. Aber Sasuke bezweifelte, dass er zu einem Gefühl wie Liebe fähig war. Früher ja, jetzt nicht mehr. Nicht nach allem, was er durchgemacht hatte. Und dennoch hatte Sasuke mit dem Gedanken gespielt gehabt, würde er den Uchiha-Clan wieder aufbauen wollten, wäre Sakura dafür geeignet gewesen. Sie war klug und talentiert. Mehr benötigte Sasuke nicht. Doch jetzt scherzte sie mit Itachi herum und genoss sichtlich seine Nähe. „Naruto“, unterbrach Sasuke den Redefluss seines Freundes. Dieser beendete gerade die Geschichte über eine Mission, die er mit Sakura und Sai erledigt hatte und blickte seinen besten Freund an. „Was läuft da zwischen denen?“ fragte Sasuke mit gesenkter Stimme und nickte kurz in Richtung Sakura und Itachi. Naruto folgte der Kopfbewegung und sah dann wieder zu dem Uchiha zurück. Schulterzuckend blickte Naruto ratlos drein. „Was soll da schon sein? Sakura ist für Itachi verantwortlich. Also leben sie hier zusammen. Sie haben sich angefreundet. Das passiert nach so vielen Monaten nun einmal. Stört dich das?“ Auf Narutos Frage hatte Sasuke keine Antwort. Er lehnte sich auf seinem Platz zurück. Sein Blick war nun in die Leere des Raumes gerichtet, ohne einen speziellen Punkt zu fokussieren. Störte es ihn? Er wusste es nicht. Selbst jetzt wusste Sasuke nicht, was er seinem Bruder gegenüber empfinden sollte. Sasuke glaubte Itachis Geschichte inzwischen. Dafür hasste er seinen Bruder noch immer. Immerhin hatte Itachi ihre Mutter umgebracht, die sicherlich nichts mit dem Komplott ihres Vater und der anderen Männer des Clans zu tun gehabt hatte. Andererseits wusste Sasuke, hätte Itachi abgelehnt, wäre der Auftrag an jemand anderes gegangen und Sasuke wäre jetzt wahrscheinlich tot. Dafür wiederum war Sasuke Itachi dankbar. Dank Itachi lebte Sasuke noch. Und es war auch Itachi gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass Sasuke an seinem Leid und der Trauer nicht zugrunde gegangen war. Dennoch hatte Itachi sein Leben gleichzeitig gerettet und zerstört gehabt. Noch immer hegte Sasuke außerdem einen Groll gegen die Regierung Konohas. Wenn der Ältestensrat zu so einem Massaker fähig war, würde es in Zukunft wieder dazu kommen? Vielleicht nicht unter der jetzigen Hokage, aber eventuell bei ihrem Nachfolger. Nein, in Politiker und irgendwelche Regenten würde Sasuke nie wieder irgendwelches Vertrauen aufbringen können. Und doch würde er wieder für Konoha Mission übernehmen, falls mit seiner Resozialisierung alles glatt lief. Diese Resozialisierung war doch eh einfach nur lächerlich. Sasuke lebte hier, wie er es vor Jahren getan hatte, abgesehen davon, dass er jetzt bei Naruto lebte. Und das war kein Zuckerschlecken. Der Kerl war einfach nur chaotisch. Die Wohnung war immer unaufgeräumt und etwas Essbares gab es selten. Sasuke fühlte sich wie eine Hausfrau, weil er jeden Tag kochen und putzen musste. Außerdem störte es ihn gewaltig, dass Naruto andauernd Sasukes Gefühle mitempfand. Und weil Naruto eben Naruto war, musste er es andauernd kommentieren oder nachfragen, warum Sasuke so empfand. Über Kakashi als Aufpasser hätte er sich mehr gefreut. Trotzdem wusste er, warum Tsunade Naruto dafür ausgewählt hatte. Denn niemand war so gut darin, Leute aus ihrer Dunkelheit zu holen wie Naruto. Und in der Tat. In den letzten Wochen hatte Sasuke die Dunkelheit langsam verlassen. Noch war er nicht im Licht angekommen. Noch lange nicht. Noch immer konnte er seinen Bruder nicht leiden und auf Konoha gab er ebenfalls nicht viel. Nicht mehr. Aber sein Team war ihm wieder wichtig geworden. Und auch wenn er oft genervt von Naruto und den anderen war, gab er sich gerne mit ihnen ab und sprach mit ihnen. Nur bei Itachi wusste Sasuke nicht weiter. Manchmal wollte er seinem Bruder einfach nur die Faust ins Gesicht schlagen. Manchmal wollte er ihn einfach nur anschreien. Und manchmal wollte er einfach nur seinen großen Bruder von früher zurück, der sich um ihn kümmerte, ihm neue Techniken zeigte und einfach für ihn da war. Sasuke selbst wollte nicht mit Itachi reden. Nicht jetzt. Sie hatten bislang nur dieses eine Gespräch geführt gehabt. Zu einem Zweiten konnte er sich einfach noch nicht durchringen. Aber er könnte Sakura fragen. Denn wer kannte seinen Bruder wohl besser als sie? Aus dem eigentlich kurz geplanten Besuch, wurde ein Filmeabend. Denn während sie so miteinander redeten, bekam Naruto Hunger. Sakura bot sich an etwas zu kochen. Sasuke und Naruto nahmen dies dankbar an. „Jeden Tag zu kochen ist nervig“, hatte Sasuke ihr Angebot kommentiert gehabt. Ja, das mochte stimmen, doch es störte Sakura nicht sonderlich. Während dem Abendessen hatte Naruto dann vorgeschlagen, dass sie doch noch ein oder zwei Filme schauen könnten. Alle hatten zugestimmt. Das sogar Sasuke den Vorschlag annahm hatte Sakura überrascht. Sie tippte jedoch darauf, dass die zwei Jungs – nein, inzwischen waren sie junge Männer – wohl froh waren, aus der kleinen Wohnung Narutos mal rauszukommen. Zwar gingen sie wie gewohnt zum Training, aber außer Sai konnte momentan niemand von Team 7 an Missionen teilnehmen, aufgrund des Resozialisierungsprogramms der Uchihas. Etwas, das Sasuke und Naruto aufs Gemüt schlug. Immerhin waren die beiden Männer Kämpfer durch und durch. Daher saßen sie nun alle in Sakuras Wohnzimmer und sahen sich einen Film an. Schon wieder einen Horrorfilm. Womit hatte sie das eigentlich verdient gehabt, dass es jedes Mal ein Horrorfilm war? „Und, wer ist das heutige Opfer? Machen wir Schere, Stein, Papier oder ziehen wir Streichhölzer?“ fragte Naruto gut gelaunt in die Runde. Sasuke zog nur fragend eine Augenbraue in die Höhe, während Sakura Naruto einen Kopfnuss verpasste. „Hör auf so einen Unsinn von dir zu geben, baka. Als ob es ein Opfer wäre, neben mir zu sitzen.“ „Doch, ist es“, gab Naruto zurück und duckte sich unter ihrem nächsten Schlag weg. Leicht frustriert lehnte sich Sakura mit verschränkten Armen zurück. „Ich melde mich freiwillig“, ergriff Itachi da das Wort. „Was? Du machst das freiwillig? Du warst doch letztens schon das Opfer. Ich finde Sasuke sollte dieses Mal herhalten. Der kam immerhin noch nicht in den Genuss.“ Genervt versuchte Sakura erneut Naruto eine Kopfnuss zu verpassen, doch lachend duckte er sich wieder erfolgreich weg. „Man, Sakura, deine Versuche sind ja auch nur noch halbherzig. Das macht ja gar keinen Spaß.“ „Willst du, dass ich dir die Prügel deines Lebens verpasse?“ konterte sie. „Und ich muss dann einen quengelnden Naruto aushalten? Nein danke“, gab Sasuke sarkastisch von sich. „Ach was, du machst dich bestimmt gut als Krankenschwester“, zog Sakura ihn auf. „Nee, danke. Ich will keinen Kerl als Krankenschwester. Das sollte schon eine hübsche Frau sein.“ „Männer.“ „Ach komm Sakura, du hast schon für Itachi und Sasuke Krankenschwester gespielt. Wenn du mich so verprügelst, wäre das doch nur gerecht“, versuchte Naruto sie zu provozieren. Gerne hätte Sakura Naruto erneut eins übergezogen, doch sie war momentan einfach nur glücklich. Es war Ewigkeiten her, dass sie drei so miteinander redeten. Gleichzeitig stimmte es sie aber auch traurig. Itachi kapselte sich von ihnen ab. Er versuchte nicht wirklich Teil der Gruppe zu sein. Eben dieser schien den Stimmungswechsel Sakuras bemerkt zu haben. „Ich denke, wir sollten jetzt mit dem Film anfangen. Naruto, drück doch bitte auf play“, schlug Itachi mit seiner ruhigen Art vor. Naruto tat wie ihm befohlen. Er schaltete sogar das Licht aus. In der Dunkelheit entspannte sich Sakura ein wenig mehr, obwohl sie gerade einen Horrorfilm sehen musste. Doch jetzt konnte sie sich ein wenig an Itachi kuscheln, ohne das Naruto oder Sasuke es bemerken würden. Sie konnte seine Hand halten und es als ihre Angst vor dem Film ausgeben. Sakura mochte es überhaupt nicht, dass sie ihre Beziehung zu Itachi geheim halten musste. Doch Itachi hatte darauf bestanden. Nicht wegen ihm selbst, sondern weil er sich um Sakura sorgte. Er war der felsenfesten Überzeugung, es würde ihrer Reputation und ihrem Ansehen in Konoha schaden. Nur wenn sie alleine waren, konnten sie sich einander so hingeben, wie sie wollten, ohne sich verstellen zu müssen. Obwohl Sakura von dem Film gefesselt war – "der Fluch" war ein ziemlich beängstigender Film – entging ihr nicht das Gefühl, beobachtet zu werden. Sakura ließ unauffällig ihren Blick umherschweifen. Erst zu Itachi. Dieser sah gebannt zu dem Fernseher. Gelegentlich runzelte er die Stirn. Wahrscheinlich machte ihm seine schlechte Sicht zu schaffen. Er sollte eine Brille tragen, überlegte Sakura. Sie würde ihm gewiss stehen. Doch wie sie Itachi einschätzte, würde er zwar die Brille nicht ablehnen, allerdings auch nicht tragen. Anschließend blickte Sakura zu Naruto, der genauso gefesselt von dem Film schien, wie Itachi. Wie ein Robotor griff Naruto immer wieder nach den Chips auf dem Tisch und führte diese zu seinem Mund. Den Blick hatte er dabei unverwandt auf den Fernseher gerichtet und gab gelegentlich Kommentare zu dem Film von sich. Also blieb nur noch Sasuke. Als Sakura zu ihm sah, begegnete sie seinem Blick. Obwohl nur der Fernseher kaltes Licht spendete, konnte Sakura den stechenden Blick Sasukes deutlich erkennen. Der Blick war nicht gefühlslos oder kalt. Nein, eher abschätzend. Er sah sogar fragend aus, als er kurz zu Itachi schweifte und dann zurück zu Sakura. War das eine stumme Frage an sie oder bildete sie sich das nur ein? Sakura wandte sich wieder dem Film zu, konnte sich darauf jedoch nicht länger konzentrieren. Stattdessen fühlte sie sich ertappt. Hatte Sasuke sie durchschaut? Ahnte er etwas? Itachi hatte ihr anvertraut, dass er sich davor fürchtete. Er wusste nicht, wie Sasuke zu ihm stand. Was er für ihn empfand. Wie würde Sasuke also darauf reagieren, dass Itachi sogar eine Beziehung führte? Würde er mit Hass und Ablehnung reagieren? Eben weil Itachi sich deswegen sorgte, würde Sakura ihm nichts von ihrer Beobachtung erzählen. Als der Film endete, entschieden sich Naruto und Sasuke langsam zu gehen. Es war inzwischen spät geworden. Gemeinsamen gingen Naruto und Sasuke zur Tür, zogen ihre Schuhe und Jacken an. Sakura war ihnen gefolgt. Itachi dagegen war im Wohnzimmer geblieben, hatte sich mit einem Nicken verabschiedet und räumte bereits auf. War Itachi zu einer Hausfrau mutiert, fragte sich Sasuke insgeheim, während er den Reisverschluss seiner Jacke hochzog. „Man, ich hoffe es fängt nicht an zu regnen. Die hatten doch für heute Nacht Regen vorhergesagt“, murmelte Naruto vor sich hin, während er die Haustür öffnete. „Ach ja, danke fürs Essen Sakura. War wie immer lecker. Und du bist ne bessere Köchin als Sasuke.“ Lachend verabschiedete sich Naruto mit einem „bis morgen im Training“ und ging los. Sasuke dagegen ließ sich Zeit. Er hatte darauf gewartet kurz mit Sakura allein sein zu können. Als Sasuke sicher sein konnte das Naruto außer Hörweite war, richtete er das Wort an seine alte und auch wieder neue Teamkameradin. „Sakura, können wir mal reden?“ „Klar, jederzeit. Gerne“, kam es ein wenig überrascht von ihr zurück. „Ich meine alleine. Ohne die Anhängsel.“ Wen er damit meinte, war wohl offensichtlich. Eindringlich sah er Sakura an. Er hoffte, sie würde seiner Bitte nachkommen. Und tatsächlich, Sakura benötigte nicht lange zum Überlegen. „Okay. Wie wäre es übermorgen nach dem Training? Itachi will sich anschließend an das Training mit Kakashi treffen.“ Nickend stimmte Sasuke zu. „Gut. Wir sehen uns dann morgen. Und danke.“ Selbstbewusst wie eh und je und gleichzeitig ungerührt, verließ Sasuke die Wohnung und hob zum Abschied kurz die Hand. Er würde jetzt seinem Ziel sicherlich näher kommen. Sakura würde ihm helfen. Sie war schon immer für ihn da gewesen. Dank Sakura würde er schon erfahren, was er wissen wollte. Und wer weiß, vielleicht musste er seinen Plan, den Clan mit Hilfe von Sakura wieder aufzubauen, doch noch nicht verwerfen. Mit schnellen Schritten folgte Sasuke Naruto und holte ihn flink ein. Gemeinsam gingen sie durch die wolkenbehangene, dunkle Nacht zurück zu ihrer Wohnung. Sasuke würde drei Kreuze im Kalender machen, wenn er endlich wieder vollkommen frei war. Die Sonne schien angenehm warm an dem heutigen Tag. Die Vögel flogen zwitschernd über den Dächern und Straßen Konohas. Viele Leute waren draußen unterwegs, genossen das Wetter oder erledigten Gartenarbeit, Einkäufe und vieles mehr. In der Nacht und noch früh am Morgen hatte es geregnet gehabt, doch kurz bevor das Training angefangen hatte, war das Wetter besser geworden. Die warme Sonne hatte schnell die Regentropfen verdampfen lassen. Das Training selbst war gut verlaufen. Keine Streitereien, die sonst so oft an der Tagesordnung standen, waren heute ausgeblieben. Momentan besprachen sich Itachi und Kakashi wohl gerade über das weitere Training, das Itachi in naher Zukunft absolvieren sollte. Sakura stattdessen machte sich auf den Weg nach Hause. Sasuke ging neben ihr her. Schweigend, wie sonst auch immer. Sakura wusste nicht, ob sie ein Gespräch mit Sasuke anfangen sollte oder doch besser wartete, bis sie bei ihr daheim waren. Sasuke hatte darauf bestanden zu ihr zu gehen. Als Begründung meinte er lediglich, Naruto sei wirklich unordentlich und nervig. Gemeinsam bahnten sich Sakura und Sasuke ihren Weg durch die überfüllten Straßen. Schweigend. Indessen überlegte Sakura, was Sasuke wohl auf dem Herzen lag, dass er sich mit ihr alleine unterhalten wollte. Hatte er irgendwelche Sorgen? Womöglich sogar Ängste? Aber warum wollte er unbedingt mit ihr reden? Eventuell weil sich Sakura in den letzten Wochen viel um ihn gekümmert hatte? Nun, letztendlich würde sie es später schon noch herausfinden, dachte Sakura bei sich und beendete ihre Grübeleien. Inzwischen saßen Sakura und Sasuke in dem Wohnzimmer, das durch den hellen Sonnenschein in ein warmes Licht getaucht wurde. Sie saßen nebeneinander auf der Couch. Vor ihnen auf dem kleinen Wohnzimmertisch standen je zwei Tassen mit heißem Kaffee. Obwohl Sasuke um das Treffen gebeten hatte, wusste er nun nicht so ganz, wie er damit anfangen sollte. Er wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber auch nicht um den heißen Brei reden. „Sakura, wie geht es dir so?“ begann er daher. Er würde sich eben langsam an das Thema herantasten, dabei versuchen trotzdem nicht um den heißen Brei zu reden. Auf seine Frage hin, wölbten sich Sakuras Augenbrauen über ihren überrascht dreinblickenden, grünen Augen. Sasuke war wirklich kein sozialer Typ, stellte er fest. Natürlich überraschte sie eine solche Frage von ihm. „Ähm, mir geht es gut. Danke. Und dir?“ Kaum hatte Sakura mit dem Smalltalk begangen, riss sie die Augen auf, blickte besorgt drein und näherte sich Sasuke, der wiederum nun die Augenbrauen skeptisch in die Höhe zog. „Oh mein Gott, dir geht es doch gut oder? Du hast keine Schmerzen oder doch? Wo? Oh, vielleicht sind wir das alles zu schnell angegangen. Dein Körper benötigt vielleicht mehr Ruhe oder…“ „Sakura, alles gut. Mir tut nichts weh. Mir fehlt nichts“, warf Sasuke ein und hob beschwichtigend die rechte Hand. Zu Beginn im Krankenhaus hatte Sasuke geglaubt, Sakura habe sich verändert. In der Tat wirkte sie als Ärztin sehr kompetent und auch im Training war Sasuke aufgefallen, dass das sonst so zurückhaltende Mädchen sich in eine selbstbewusste Frau verwandelt hatte. Gleichzeitig war sie jedoch noch genauso besorgt und überfürsorglich wie früher. „Ah, da bin ich aber froh.“ Erleichtert seufzte Sakura auf und lehnte sich auf der Couch wieder zurück. „Das Zusammenleben mit Naruto stelle ich mir ziemlich chaotisch und anstrengend vor“, wechselte Sakura von sich aus das Thema. Lächelnd blickte sie zu dem Uchiha. „Was erwartest du? Wir reden hier von Naruto. Ich bin froh, wenn ich das alles endlich hinter mir habe“, gestand Sasuke. Kurz lachte Sakura auf, doch dann wurde ihr Gesichtsausdruck ernster. Sasuke, der eigentlich jetzt auf seinen Bruder zusprechen kommen wollte, hatte jedoch keine Chance. Er machte den Mund auf, Sakura kam ihm allerdings zuvor. „Ist dir das Ernst? Willst du wirklich wieder hier wohnen und arbeiten? Oder passt es dir nur gerade in den Kram, weil Itachi auch hier ist und sobald du bekommen hast, was du wolltest, verlässt du uns wieder?“ Mit einer Anschuldigung dieser Art hatte Sasuke schon länger gerechnet. Als er damals Konoha den Rücken zugekehrt und sich Orochimaru zugewandt hatte, hatte er viele Leute verletzt. Seine Teamkameraden, die zu seinen Freunden geworden waren und viele andere. Doch gerade Sakura musste es hart getroffen haben. Sie war damals in ihn verliebt gewesen. Sie hatte Sasuke gekannt und gewusst, er würde gehen. Deswegen hatte sie in der Nacht vor den Toren Konohas gewartet. Sie hatte Sasuke unter Tränen angefleht nicht zu gehen. Und wenn er doch ging, solle er sie mitnehmen. Und er hatte sie abgewiesen, niedergeschlagen und auf eine nahegelegene Parkbank gelegt gehabt. Sakuras Anschuldigung war nur berechtigt, fand er. Noch während Sasuke sich überlegte, wie er ihr antworten sollte, fragte er sich, ob Sakura ihn wirklich damit beschuldigte oder es eine sachliche Feststellung war. „Ich habe Konoha verlassen, weil…“, begann Sasuke, wurde jedoch von Sakura unterbrochen. Mit ruhiger Stimme beendete sie seine Erklärung für ihn. „Weil du stärker werden wolltest, um Itachi zu töten und damit deine Familie zu rächen. Ich weiß. Wir wissen inzwischen beide, was damals wirklich passiert ist. Deswegen will ich wissen, ob du Itachi noch immer töten willst. Wenn du das tust, kannst du nicht hier leben. Dann wirst du wieder zu einem Abtrünnigen.“ Sakuras Blick war unverwandt auf Sasuke gerichtet, der mit einer solch sachlichen Antwort nicht gerechnet hatte. Von Kakashi wäre ein solches Verhalten keine Überraschung für ihn, aber von Sakura? Als Sakura weiter fuhr, wurde ihre Stimme sanfter und ein kleines Lächeln bildete sich zaghaft auf ihrem Gesicht. „Aber ich hoffe, dass du endlich von deiner Rache ablässt und hier bleibst. Du gehörst zu uns, zu Konoha und Team 7. Wir haben dich alle so vermisst. Wir wollen dich nicht verlieren.“ Nach einem kurzem Zögern setzte Sakura zaghaft hinzu: „Ich will dich nicht wieder verlieren.“ Natürlich hatte Sasuke viel darüber nachgedacht, was er tun sollte. Noch immer hatte er sich nicht so ganz entscheiden können. Auch wenn er wusste, der Sinn seines bisherigen Lebens basierte auf einer Lüge, konnte er Itachi nicht so einfach verzeihen. Es mochte ja sein, dass der Ein oder Andere aus dem Uchiha-Clan den Tod verdient hatte, aber ganz gewiss nicht seine liebevolle Mutter, die sich immer gut um ihn und Itachi gekümmert hatte. Nein, Sasuke würde seinem Bruder wohl nie den Tod ihrer Mutter verzeihen. Er wusste nicht, ob sein Hass auf Itachi jemals nachlassen würde. Aber eines wusste er. Er wollte sich sein Leben nicht länger von Itachi versauen lassen. Sein bisheriges Leben in Einsamkeit und Kälte hatte bis jetzt genug angehalten. Wenn die Lüge der Vergangenheit ihn in die Dunkelheit geführt hatte, konnte die Wahrheit dann das Gegenteil bewirken? Sasuke wusste es nicht. Er wusste nicht, ob er jemals wieder ins Licht zurückfinden würde. Aber er wollte es wenigstens versuchen. „Ich werde ihn nicht töten. Versteh mich nicht falsch, wenn er von einem Blitz erschlagen wird oder sonst irgendwie umkommt, werde ich nicht eine Träne für Itachi vergießen. Ich werde sicherlich nicht die Nähe oder das Gespräch mit ihm suchen. Ich werde ihm niemals verzeihen. Aber ich habe auch nicht vor, mein Leben länger von ihm beeinflussen zu lassen.“ Dieses Geständnis war mehr, als Sasuke eigentlich vorgehabt hatte zu sagen. Er war selbst ein wenig davon überrascht, aber er wusste, er meinte jedes Wort so, wie er es gesagt hatte. Ja, für Sasuke war Itachi irgendwie gestorben. Wenn sie sich trafen, wallte zwar immer mal wieder der Hass in ihm auf, doch so langsam ließ er sich nicht länger davon beeinflussen. Sasuke versuchte einfach Itachi zu ignorieren oder, falls nicht möglich, ihn zu behandeln, als wäre er irgendeine Kreatur, die es nicht würdig war, dieselbe Luft wie Sasuke zu atmen. Das hatte er in der letzten Nacht für sich entschieden. Dann würde hoffentlich der kleine Teil, der nach Itachis Anerkennung und Aufmerksamkeit strebte, verschwinden. Es mochte für viele unmenschlich erscheinen, aber die hatten auch nicht durchgemacht, was er hatte erleben müssen. Sasuke hielt sich nicht besser als Itachi. Nein, er wusste, Itachi was noch immer besser im Kämpfen. Das Itachi dazu allerdings, aus gesundheitlichen Gründen, nicht länger fähig war, gab Sasuke ein Gefühl der Genugtuung. „Oh… Also ich denke…das geht in Ordnung oder so“, kam es von Sakura, die nicht so ganz wusste, ob sie mit Sasuke Antwort nun zufrieden oder besorgt sein sollte. Ein kleiner Schatten huschte über ihr Gesicht, bevor sie sich zu einem Lächeln aufraffte. Sasuke jedoch ergriff die Möglichkeit und kam auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen. „Wie ist das Zusammenleben mit Itachi so? Wie verhält er sich? Was denkt er? Du kennst ihn doch besser, als jeder andere, Sakura.“ Zu seiner Missbilligung, hatte Sasuke neugieriger geklungen, als gewollt. Er hatte eher beiläufig klingen wollen. Nun, aber leider gab es in Sasuke noch immer diesen kleinen Teil, der zu seinem großen Bruder aufsah und alles über ihn wissen wollte. Selbst über all die Jahre hatte er dieses Verhalten nicht ablegen können. Doch Sakura schien es nicht aufzufallen. Sie schien eher erleichtert darüber, dass Sasuke etwas über seinen Bruder wissen wollte. „Oh, also anfangs war es wirklich sehr anstrengend und schwierig. Itachi redet nicht viel. Er hat sich immer viele Sorgen und Gedanken um dich gemacht. Auch jetzt noch, aber seine Stimmung ist nicht länger so depressiv wie zuvor. Er versucht wirklich, sich hier zu integrieren. Ich meine, er darf nicht viel, aber er gibt sich Mühe. Nur die Leute hier scheinen ihn nicht gut aufzunehmen, im Gegensatz zu dir.“ Ein kleines, ehrliches, aber zeitgleich auch trauriges Lächeln, huschte über Sakuras Gesicht. „Er ist wirklich froh, dass es dir gut geht. Ich kann dich einerseits verstehen, aber ich weiß auch, wie sich Itachi dabei fühlt.“ „Ts“, schnaubte Sasuke verächtlich. Ohne es zu wollen, war er bei Sakuras Schilderung wütend geworden. Sakura dagegen blickte leicht erschrocken drein. „Du kannst wohl nur in den höchsten Tönen von Itachi reden.“ Mehrfach blinzelte Sakura. Dann stemmte sie die Hände in die Hüften. Er hatte sie wohl wütend gemacht, es störte Sasuke aber nicht. „Jetzt hör mir mal zu. Ich weiß, ich kann niemals nachvollziehen, was für eine schlimme Kindheit du hattest. Ich weiß, Itachi ist daran Schuld. Aber weißt du was? Du hast schon mehr als nur einmal eine zweite Chance von uns allen bekommen. Du hast mir das Herz gebrochen, mich verletzt, verlassen und wie Müll behandelt. Und trotzdem sitzen wir hier als Freunde. Ich verlange nicht von dir, Itachi zu verzeihen oder ihm eine Chance zu geben. Aber weißt du was, nimm es anderen Leuten nicht übel, wenn sie nicht nur dir sondern auch deinem Bruder eine Chance geben. Itachi hat viele Fehler in seinem Leben begangen. Viele schlimme, schreckliche Fehler. Aber er ist kein schlechter Mensch. Ich fühle jede einzelne Sekunde, wie sehr Itachi mit seiner Vergangenheit hadert. Er verzeiht sich selbst nicht, für das, was er dir angetan hat, also musst du ihm auch nicht verzeihen. Aber mach mich nicht blöd an, nur weil ich ihm eine zweite Chance gebe!“ Sakura hatte sich regelrecht in Rage geredet. Ihre Wangen hatten sich leicht rot vor Aufregung gefärbt. Ihre Stimme war auch lauter geworden. Sasuke dagegen blieb ruhig auf der Couch sitzen. Er sagte nichts. Ja, er verurteilte Sakura nicht einmal für das, was sie gesagt hatte. Es mochte Sasuke nicht gefallen und er selbst würde niemals so handeln können wie Sakura. Dennoch verstand er ein wenig. Sakura kannte Itachi auf eine Art und Weise, wie es sonst niemand tat. Wie es niemand tun konnte. Für Naruto war es wohl ähnlich, was Sasuke betraf. Sasuke würde damit einfach klar kommen müssen, dass es Leute gab, die Itachi nicht hassten und ihn nicht für das verdammten, was er getan hatte. Dennoch kam in ihm wieder dieses Gefühl auf. Bereits gestern hatte er diese Skepsis empfunden. Der Verdacht nahm immer mehr klare Züge an. „Was führen du und Itachi für eine Beziehung?“ fragte Sasuke direkt. Sakura, die mit ihrer Predigt noch nicht fertig war, blickte perplex drein. Für einen kurzen Moment klappte ihr sogar der Unterkiefer hinunter, bevor sie sich wieder fing. Fahrig fuhr sie sich durch die Haare. „Ich passe auf ihn auf. Das weißt du doch“, antworte Sakura leicht nervös und vermied direkten Blickkontakt zu Sasuke. Ah, wusste er es doch. Da war mehr. „Du weißt was ich meine“, antworte Sasuke ruhig. „Nein, weiß ich nicht“, entgegnete Sakura nun energisch. Sie wollte nicht darüber reden. Es war offensichtlich. Aber es kümmerte Sasuke nicht. Er wollte die Wahrheit wissen. Musste es wissen. Ihn interessierte es nicht, ob Sakura ihn selbst liebte oder nicht. Das hatte es nie. Aber er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Sakura so weit gehen würde. Ja, Itachi eine zweite Chance geben war das Eine. Sich aber auf eine Beziehung mit ihm einzulassen, etwas ganz anderes. Itachi hatte bereits Sasukes Leben versaut. Er sollte es nicht auch noch mit Sakura tun. „Du weißt, dass ihr keine Beziehung führen könnt. Jeder im Dorf wird dich meiden, ja, vielleicht sogar hassen. Niemand wird das verstehen können, Sakura. Verstehest du das?“ „Die Leute kennen Itachi eben nicht so wie ich!“ kam es energisch und voller Überzeugung von Sakura. Also hatte er Recht gehabt. Sasuke hatte einen Pfeil ins Dunkle abgeschossen und doch das Ziel getroffen. Mit ins Schwarze. „Ja, eben, Sakura. Niemand wird das jemals tun. Es mag nicht Itachi sein, der dich unglücklich macht, aber die Beziehung wird es tun, weil niemand es akzeptieren wird“, erklärte Sasuke. Doch nicht ruhig, wie er es vorgehabt hatte, sondern selbst mit leicht erhobener Stimme. Sasuke hatte damals seine Familie nicht retten können. Aber jetzt war er stark genug. Er würde Sakura nicht in ihr Verderbnis rennen lassen. Sie hatte bereits viel für ihn getan. Jetzt war es einmal an Sasuke, etwa für Sakura zu tun. „Das geht dich nichts an, Sasuke. Das ist meine Entscheidung“, entgegnete Sakura überzeugt. Gut, wenn Sakura nicht auf ihn hören wollte… Sasuke sagte nichts mehr. Er ließ es auf sich beruhen. Er war nicht hierher gekommen, um mit Sakura zu streiten. „Er hat dasselbe gesagt. Weißt du?“ kam es, schon fast geflüstert, mit einem traurigen Unterton, von Sakura. Sasuke blickte auf. Vor ihm saß nicht länger eine aufgebrachte Roshaarige. Nein, nun hingen die rosa Haare vor Sakuras Gesicht und verdeckte den Großteil davon. Mit hängendem Kopf saß Sakura einen Moment still da. Dann hob sie den Kopf wieder an. Ein trauriges Lächeln lag auf ihren Lippen. „Itachi, meine ich.“ Nun, damit hatte Sasuke nicht gerechnet. So wie es schien hatten Sakura und Itachi etwas füreinander übrig, aber sein Bruder wollte keine Beziehung mit Sakura haben, um ihr nicht zu schaden? Ts, das er nicht lachte. Itachi war egoistisch. Ansonsten hätte er Sasuke damals auch sterben lassen. So wäre ihm ein Leben voller Einsamkeit und Dunkelheit erspart geblieben. Nein, Itachi war egoistisch. Er wollte nicht alleine sein. „Also seid ihr nicht zusammen?“ fragte Sasuke, als würde er sich gerade nach dem Wetter erkundigen. Augenblicklich blickte Sakura ein wenig peinlich berührt drein. Mit den Händen auf Brusthöhe, winkte sie mit eben diesen wild hin und her. „Nein, nein, nein. So meine ich das nicht. Ich meine, wir sind schon…. Aber… .“ Kurz seufzte Sakura auf, ehe sie seit langem Sasukes Blick erwiderte. „Es ist echt merkwürdig mit dir über meine Beziehung mit Itachi zu reden.“ Sasuke konnte Sakura verstehen. Er fand die Situation gerade ebenso surreal. „Ich habe nicht vor als Paartherapeut zu dienen“, gab Sasuke sarkastisch als Antwort zurück. „Oh, ich hatte nicht vor…“, begann Sakura schnell, doch Sasuke winkte ab. „Lass gut sein. Ich glaube, ich hatte für heute genug.“ Schweigend griff Sasuke zu seinem bislang unangetasteten Kaffeebecher und nahm einen Schluck davon. Die bittere Flüssigkeit war nicht länger heiß, floss aber immer noch angenehm seine Kehle hinab. Sasuke tat einen weiteren Schluck, dann stellte er die blassgelbe Kaffeetasse zurück auf den Tisch. „Du bist hergekommen, um über Itachi zu reden oder?“ erkundigte sich Sakura mit ruhiger Stimme. Den neugierigen Unterton bemerkte Sasuke dennoch. „Ja, und?“ gab Sasuke monoton von sich. Ihm war nicht länger nach reden. Er hatte genug für heute gesagt. Vor allem hatte er genug über Itachi gehört. Itachi würde sich wohl ein hübsches Leben mit Sakura aufbauen und im schlimmsten Fall zeitgleich ihr Leben zerstören. Sollte Itachi doch leben wie er wollte. Es kümmerte Sasuke nicht. Zumindest versuchte er sich das einzureden. Dennoch, Sakura würde er nicht so einfach gehen lassen. Immerhin war sie sein Plan A und einen Plan B gab es noch nicht. „Sasuke, hast du damit ein Problem?“ kam es zaghaft von Sakura. Ein Blick zu ihr und Sasuke bemerkte, dass Sakura nervös ihre Hände an den Körper presste, zeitgleich jedoch seinen Blick erwiderte. Sasuke ahnte zwar, was Sakura meinte, dennoch zog er nur eine Augenbraue in die Höhe. „Ich meine wegen Itachi…“, begann Sasuke Teamkameradin auch sofort zu erklären. „Ts, du meinst, das ihr beieinander euer Glück gefunden habt?“ Es kam kälter und schneidender, als Sasuke es gewollt hatte. Gut, vielleicht konnte er doch nicht so einfach darüber hinwegsehen, dass Itachi versuchte sich hier in Konoha ein Leben aufzubauen. Ein Leben, das Itachi ihm selbst genommen hatte. Bei Sasukes Worten zuckte Sakura kurz zusammen. Ihn ihren Augen blitzte kurz Schmerz auf, doch sie versuchte es schnell zu verbergen. „Ja, genau, das meine ich. Du bist immer noch mein Freund und mir wichtig. Deine Meinung ist mir ebenso wichtig. Ich will nicht…“ „Du willst mich nicht verletzen“, beendete Sasuke den Satz für Sakura. Diese nickte nur kurz. Freudlos lachte Sasuke auf. Da war er wieder in sein altes Verhaltensmuster zurückverfallen. Zu Beginn des Gespräches war er Sasuke Uchiha gewesen, jetzt die emotionslose Orochimaru-Variante. „Mach dir darüber mal keine Gedanken“, fügte Sasuke etwas versöhnlicher hinzu. Verdammt, die kurze Zeit in Konoha und vor allem der Einfluss seiner alten Freunde, hatten den Effekt, dass er sich bereits deutlich verändert hatte. Weg von dem emotionslosen, kalten Abtrünnigen. Dennoch war es noch immer ungewohnt für ihn, nach all den Jahren wieder auf die Gefühle anderer zu achten. Wenigstens bei seinen Freunden sollte er sich zusammenreißen. Inzwischen wollte er wirklich wieder in Konoha leben. Was ihn wieder zum Aufbau seines Clans brachte. Ein anderer Grund, warum er heute Sakura hatte treffen wollen. „Mal etwas anderes“, sagte Sasuke schon wieder viel mehr er selbst als die Orochimaru-Puppe. Fragend richteten sich die grünen Augen Sakuras auf ihn. Kaum hatte er seine Frage gestellt, riss sie eben diese weit auf. „Besteht noch die geringste Chance darauf, dass du meinen Bruder für mich verlässt?“ Vor und zurück. Auf und ab. Immer und immer wieder. Schon seit Minuten ging Sakura in ihrem Wohnzimmer unruhig auf und ab. Hin und wieder blieb sie stehen, seufzte frustriert auf oder raufte sich die Haare, nur um dann wieder ihre unstete Wanderung aufzunehmen. Noch immer schien draußen herrlich die Sonne und erhellte das Zimmer. Es kümmerte Sakura nicht. Sie hatte jetzt keinen Nerv dafür. Ihre Gedanken kreisten immer und immer wieder um Sasukes Worte. „Besteht noch die geringste Chance darauf, dass du meinen Bruder für mich verlässt?“ hatte er gesagt. So nonchalant, als hätte Sasuke die Inneneinrichtung gelobt, hatte er es gesagt. Und anstatt weiter darauf einzugehen, hatte Sasuke erklärt, es wäre Zeit, nun nach Hause zu gehen. „Ach ja und wenn du eine Antwort gefunden hast, sag mir Bescheid“, hatte er noch hinzugefügt, bevor er das Haus verlassen hatte. Sakura stattdessen hatte mit offenem Mund und großen Augen auf der Couch gesessen und Sasuke hinterher gestarrt. Jetzt allerdings lief sie unruhig auf und ab, dachte über die Worte des jüngeren Uchiha-Bruders nach. Was meinte Sasuke damit? Hatte er etwa Gefühle für sie übrig? Allein der Gedanke ließ Sakuras Herz ein wenig schneller schlagen und ihren Körper in Schweiß ausbrechen. Konnte es wirklich sein? In all den Jahren hatte Sakura Sasuke geliebt und hinterher getrauert. Hätte Sasuke letztes Jahr noch so etwas zu ihr gesagt, wäre sie wohl überglücklich gewesen, auch wenn sie seine Beweggründe noch längst nicht nachvollziehen konnte. Oder hatte Sasuke schon immer etwas für sie übrig gehabt, es aber nie gezeigt? Sakura war verwirrt. Das war nicht gut. Immerhin hatte sie doch jetzt Itachi. Da sollte sie doch nicht ins Schwanken geraten oder? Sie liebte Itachi, dessen war sich Sakura bewusst. Sie wusste es und daran zweifelte sie auch nicht. Aber sowohl Tsunade, Sasuke als auch Itachi hatten ihr klar gemacht, dass eine Beziehung mit Itachi sich sehr schwierig gestalten würde. Wäre Sakura dagegen mit Sasuke zusammen, würden die Dorfbewohner es wohl einfach hinnehmen. Eventuell sogar gutheißen. Itachi dagegen wurde abgelehnt und dies würde auch für ihre Beziehung zu Itachi gelten. Sakura wusste, Itachi machte sie glücklich. Sie fühlte sich gut und aufgehoben bei ihm. Eben wie angekommen, daheim. Aber das galt nur so lange, wie sie für sich alleine waren. Waren andere dabei, führten Sakura und Itachi keine Beziehung mehr. Zumindest nicht in den Augen anderer. Sie waren einfach nur Freunde für andere. Wenn überhaupt. Mit Sasuke wäre das anders. So ganz anders. Aber wäre Sakura denn mit Sasuke glücklich, wenn sie alleine wären? Oh ja, sie hatte ihn so lange geliebt, sie schätzte ihn und seine Meinung sehr und war unendlich froh, dass er wieder hier in Konoha war. Sasuke war ihre erste große Liebe und würde immer einen wichtigen Platz in ihrem Herzen haben. Aber hieß das, sie liebte ihn auch jetzt noch oder würde es wieder können? Aber andererseits, war Sakuras Liebe zu Itachi groß und stark genug, um mit all den Problem und Konflikten, die auf sie zukommen würden, fertig zu werden? Was sollte Sakura nur tun? Ihrem Herzen oder ihrer Vernunft folgen? Sakura hatte keine Ahnung. Allein die Tatsache, dass sie sich nicht so einfach entscheiden konnte, ließ Sakura an ihrer Liebe zu Itachi zweifeln. Sie bekam Angst, wenn sie an all die Probleme dachte, die in Zukunft unweigerlich auf sie zukommen würde. Andererseits hatte Sasuke sie so oft verletzt. Und das willentlich. Etwas, das Itachi ihr nie antun würde. Ihr Herz schmerzte. Es wurde von ihren Gedanken und Gefühlen in zwei entgegengesetzte Richtungen gezogen. Wenn Sakura so weiter machte, würde es zerreißen. Sasuke, ihre erste große Liebe, für den Sakura so viel geopfert und getan hatte oder Itachi, der Mann, der sich nun ebenfalls in ihrem Herzen niedergelassen hatte und versuchte, alles für sie zu tun. Für welchen der Uchiha-Brüder sollte sich Sakura nur entscheiden? Egal wie Sakura sich entschied, sie wusste, es war eine Entscheidung, die sie nie wieder rückgängig machen können würde. Obwohl die Sonne am späten Nachmittag noch immer angenehm warm auf Konoha schien und sein Gespräch mit Kakashi sehr gut verlaufen war, verflog seine gute Laune schnell. Würde er sich in Konoha jemals wieder heimisch fühlen können? Die Dorfbewohner taten zumindest alles, um es ihm damit sehr schwer zu machen. Bei seinem kurzen Weg vom Trainingsplatz nach Hause begegneten ihm viele Leute aus dem Dorf. Das gute Wetter hatte sie nach draußen gelockt. Wie sonst auch wechselten die Leute die Straßenseite, um Itachi ja nicht zu nahe zu kommen, so als hätte er die Pest und die Leute Angst, sich bei ihm anzustecken, kamen sie zu nahe. Außerdem bedachten sie ihn mit abwertenden Blicken, als wäre er ein niederes Insekt. Wenn überhaupt. Wie so oft auch, konnte Itachi die ein oder andere Beleidigung vernehmen, die nur hingemurmelt waren, damit es nicht zu offensichtlich war, von wem die Worte kamen. Itachi versuchte sich nichts daraus zu machen. Er versuchte einfach nur an Sakura zu denken. Es dauerte nur noch ein paar Minuten, dann würde er endlich wieder bei ihr sein. Er würde sie in seine Arme schließen und alles andere vergessen. Seine Sorgen, Sasuke, die Ablehnung der Dorfbewohner. Apropos Sasuke. Als Sakuras Wohnung nun in Sichtnähe kam, konnte Itachi seinen kleinen Bruder sehen, wie er gerade die Haustür des Wohnkomplexes hinter sich schloss. Kurz geriet Itachi aus seinem Schrittrhythmus. Seine Stirn legte sich kurz in Falten. War Sasuke bei Sakura gewesen? Hatten die beiden sich alleine getroffen? Naruto konnte er zumindest nicht in der Nähe ausmachen. Ohne es zu wollen, kam in Itachi ein Gefühl der Eifersucht auf, doch er versuchte es zu verdrängen. Sakura und Sasuke kannten sich schon Jahre. Sie waren in einem Team und Freunde. Natürlich trafen sich die Zwei ab und an. Das war ganz normal, redete sich Itachi ein. Außerdem war es Sakura gegenüber ungerecht, an ihr zu zweifeln. Sie würde ihn nie betrügen. Das passte nicht zu Sakura. Sicherlich würde sie von sich aus von ihrem Treffen mit Sasuke erzählen. Itachi hörte auf sich darüber Gedanken zu machen. Sasuke hatte seinen Bruder inzwischen ebenfalls ausgemacht. Dies konnte Itachi leicht an seinem Gesichtsausdruck ausmachen. Ein Schatten von Wut und Ablehnung, wie ihn auch die Dorfbewohnern aufwiesen, huschte über Sasukes Gesicht. Doch auch Verwirrung und… Hoffnung? War es Itachis eigene Einbildung, weil er sich eine Versöhnung mit Sasuke erhoffte oder würde tatsächlich irgendwann einmal der Tag kommen, an dem die beiden Brüder wieder vereint sein würden, so wie früher? Im Gegensatz zu den anderen Dorfbewohnern, wechselte Sasuke nicht die Straßenseite. Schon fast provokant lief Sasuke auf Itachi zu. Doch er wollte nicht kämpfen. Das merkte Itachi. Anstatt Itachi auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, ging Sasuke an ihm vorbei. Itachi dagegen blieb stehen, drehte sich um und sah seinem kleinen Bruder nach. Sein Herz wog schwer. Aber konnte es nicht eventuell auch als positiv angesehen werden, wenn Sasuke Itachi nicht mehr anging und versuchte zu töten? Im täglichen Training ignorierte Sasuke Itachi den Großteil der Zeit. Es wurde Zeit, dass das Team 7 wieder auf Missionen geschickt wurde. Das würde eventuell ein wenig die Anspannung aus Sasuke nehmen. Doch solange Sakura, Sasuke und Naruto, aufgrund der Gefühlsbindung, nicht vollkommen einsatzfähig waren, blieb ihnen nur das Training mit Kakashi übrig. Mit einem tiefen Seufzen setzte Itachi seinen kurzen Weg nach Hause vor. Nur nebenbei bemerkte er die Anspannung der Dorfbewohner, die wohl bei dem Zusammentreffen der Uchiha-Brüder mit einem Kampf gerechnet hatten. Es blieben nur noch ein paar Meter übrig, als Itachi die Stirn erneut runzelte. Ein stechender Geruch drang durch seine Nase. War das Rauch? Ja, definitiv. Itachis Körper verfiel automatisch unter Strom. Ein Brand oder versuchte jemand nur ein Feuer für ein freundschaftliches Grillen vorzubereiten? Nein, kein harmonisches Grillen. Itachi hatte bereits so viele brennende Häuser und Dörfer gesehen, dieser Geruch hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Aufmerksam ließ Itachi seinen Blick durch die nahe Umgebung schweifen. Er konnte keinen Brand ausmachen. Es schien auch niemand in Sorge oder Panik. Aber wo kam dann der Rauchgeruch her? Itachis schlechte Sicht erschwerte seine Suche erheblich. Einem Gefühl folgend, bog er rechts ab und folgte der Straße. Er entfernte sich von Sakura und ihrer Wohnung. Dafür jedoch wurde der Rauchgeruch intensiver. Warum meldete niemand ein Feuer, wunderte sich Itachi. Er musste nur ein paar Meter gehen, dann wurde die Gegend ein wenig verlassener und die Gassen enger. Gleichzeitig waren nur wenige Häuser vorhanden. Das hier war eine Gegend, die einmal bei einem großen Angriff auf Konoha zerstört worden war, schoss es Itachi durch den Kopf. Da die meisten Leute von hier in andere Gegenden gezogen waren, waren viele Häuser nicht wieder aufgebaut worden. Daher gab es nur wenig bewohnte Häuser und damit auch nur wenige Nachbarn, die das Feuer hätten bemerken können. Inzwischen war Itachi nah genug, um die dunklen Rauchsäulen zu sehen, die von einem kleinen Haus in der Nähe aufstiegen. Er hatte das brennende Haus gefunden. Ohne groß darüber nachzudenken, handelte Itachi. Hier waren kaum Leute, die etwas bemerkten. Doch ein kleiner Junge, von vielleicht 5 Jahren, stand da, blickte einfach nur auf das brennende Haus und schien von dem Anblick fasziniert. Itachi ging auf ihn zu. „Jung, hol sofort Hilfe. Sag, dass es hier brennt.“ Überrascht blickte der Junge Itachi an. Als er erkannte, wer da vor ihm stand, wurden seine Augen noch größer. Angst stand deutlich in seinem Gesicht. „Los Junge, beeil dich!“ drängte Itachi mit etwas lauterer Stimme. Das riss den kleinen Jungen aus seiner Starre. Ohne etwas zu sagen, rannte der Junge los, in die Richtung, aus der Itachi gekommen war. Er konnte nur hoffen, dass der Junge auch tatsächlich Hilfe holte. Itachi dagegen wandte den Blick wieder auf das Haus zu. „Dann mal los“, dachte er sich, zog sich sein Oberteil hoch, vor sein Gesicht, während er sich auf den Weg in das brennende Haus machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)