Midian von Yumiko_Youku (Kyūketsuki) ================================================================================ Kapitel 12: Murder Club ----------------------- Murder Club „Sie haben mich gerufen, Lady Integra?“ Ich stand vor ihrem Schreibtisch und wartete, bis sie sich zu mir umdrehte und nickte. „Ja. Hat Walter dich bereits unterrichtet?“ „Nicht direkt.“, gestand ich, „Nur, dass es sich um einen neuen Fall handelt.“ „Genau. Es geht um ein Vampir Paar, welches sich scheinbar wahllos durch Familien mordet und sich über unser Land und unsere Religion lustig macht.“ Das unsere Religion überhörte ich geflissentlich. Bisher hatte Gott mir keinen Anlass dazu gegeben, zu glauben, dass es ihn gab, aber ich nickte. „Die Polizei ist mit dem Fall völlig überfordert, also werden wir uns des Falles annehmen.“ Ich deutete ein Grinsen an. „Dafür sind wir ja da.“, meinte ich und Integra´s Lächeln zeugte davon, dass sie meine Meinung teilte. Dann wurde ihr Gesichtsausdruck wieder ernst und sie fragte: „Hast du alles verstanden?“ Ich salutierte leicht. „Hai.“ „Gut“, meinte Integra zufrieden, „Pack deine Sachen wir fahren zu dem letzten Tatort.“ „Ryokai.“ Ich eilte in mein Zimmer, packte mein Schwert und ging mit Integra zu dem Auto, dass uns zum genannten Ort bringen würde. Das Haus, in welchem offenbar die Morde verübt worden waren, waren von Polizisten und Einsatzkräften umstellt. „Ich bin Integra von Hellsing. Wo ist der Einsatzleiter?“, fragte Integra ohne Umschweife, als sie aus dem Auto stieg und ich ihr wie ein Schatten folgte. Die Männer schienen erstaunt. „Das ist Hellsings....Chefin? Das ist ja ne Frau.“, murmelten sie erstaunt. Das war nicht das erste Mal, dass Integras Geschlecht für Verwirrung sorgte, schon allein ihr Titel „Sir Hellsing“ trug einiges dazu bei. Ein Mann mit Brille trat vor. „Malphas. Ich bin der Einsatzleiter.“, stellte er sich vor, „Ich nehme an, sie kommen von der Hellsing-Organisation und...“ Integra unterbrach ihn. „Lassen wir die Formalitäten.“, meinte sie, „Ich hätte gerne eine Schilderung der aktuellen Situation.“ Der Mann schien etwas irritiert, fing aber an zu erzählen: „Gut... Vor einigen Stunden wurden mehrere Häuser entlang dieser Straße überfallen und alle Bewohner ermordet. Es waren drei Familien mit insgesamt elf Personen. Sechs der Leichen fand man in blutüberströmten Zustand mit Wunden an Nacken und Hals. Die anderen Fünf wurden schrecklich zerfetzt. In allen drei Häusern hatte ein Blutbad stattgefunden. Wir sehen uns außerstande den Fall zu bearbeiten und übergeben ihnen die Handlungsvollmacht dafür.“ Ich grinste und auch auf Integras Gesicht, zeigte sich die Andeutung eines Lächelns. „Alles klar.“, sagte sie, „Von nun an nehmen wir von Hellsing das Ruder in die Hand. Ich möchte gerne einen Blick auf die Karte werfen.“, forderte sie dann. „Die Täter fahren auf der 17 in Richtung Norden...“, erklärte Malphas, „Und überfallen weitere Familien nach Plan. Sie ziehen ihre Bonny und Clyde Show ab.“ Auch ich warf einen Blick auf die Karte und merkte mir die markanten Punkte, vor allem aber ermittelte ich dank der gewonnenen Informationen, wo die Vampire als nächstes zuschlagen würden. Auf ein Zeichen hin von Integra, übersandte ich diese Informationen an Alucard, welcher mit Seras die beiden Vampire ausschalten sollte, wie es besprochen war. „Mach die Leichen unschädlich.“, befahl mir Integra, „Die werden ruck zuck zu Ghouls.“ Ich nickte und hob das Absperrband der Polizei hoch, um das Haus zu betreten. Es war in der Tat ein Blutbad, was ich vorfand. Es waren drei Leichen. Ein Mann, eine Frau und ein Kind. Eine Familie. Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte keinerlei Verständnis für diese Monster. Aber sie würden ihrer gerechten Strafe zugeführt werden, dachte ich bei mir, als ich mein Katana aus der Saya zog, um die Leichen ordnungsgemäß zu enthaupten und unschädlich zu machen, damit sie unter keinen Umständen zu Ghouls werden würden. Aufmerksam lauschte Alucard der mentalen Nachricht seiner Schülerin und grinste zufrieden. Nun wusste er exakt, wo sich seine Gegner befanden. „Heda, Polizistin.“ Seras schreckte auf und hob den Kopf. „Ja, Master?” Sie hatte eine riesiges tragbares Gewehr geschultert. „Es gibt Arbeit. Komm.“ Sie salutierte flüchtig. „Jawohl.“ Das Vampirpaar umarmte sich und versank in einem innigen Kuss, während zu ihren Füßen das Blut der fünfköpfigen Familie über den Boden floss. „Das war die vierte Familie.“, stellte der männliche Vampir zwischen zwei Küssen fest. „Wenn wir jetzt noch die restlichen neun erledigen...“, fing seine Partnerin an. „... Dann geben sie uns noch viel mehr Power.“, beendete der Vampir Huger den Satz, „Dann können wir ewig Leben.“ Er grinste und sah der Vampirin in die Augen. „Hörst du, Jessica? Wir werden unsterblich! Jessica! Wir werden ewig leben können!“ „Hehe. Die Bullen sind sicher voll aus´m Häuschen.“, meinte Jessica geringschätzig. Ihr Partner lachte zustimmend. „Das glaube ich auch.“ Er lachte hämisch. „Wir sind jetzt schon unbesiegbare Vampire! Die Bullen können uns gar nichts.“ Die beiden Vampire wurden durch die Türklingel unterbrochen. Als das Klingeln nicht abbrach, packte der Vampir seine Waffe und sagte zu seiner Partnerin: „Warte mal kurz. Ich muss mal kurz für Ruhe sorgen.“ Er ging zur Tür und spähte durch den Spion. Er schreckte zurück, als er sah, dass die Gestalt vor der Tür eine Pistole auf ihn richtete und zugleich von ihr Gebrauch machte. Unzählige Kugeln durchbohrten den Vampir. Dann öffnete der Andere die Tür und trat ein. Er legte seine Waffe abermals an. „Stirb!“ In seiner Verzweiflung schoss Huger auf den Eindringling, doch dieser schütze sich lässig mit seinen Armen und seine Wunden verheilten augenblicklich. „Ihr habt keine Würde, keinen Glauben, keine Vernunft!“, schnaubte Alucard verächtlich, „Ihr könnt euch weder in Nebel, noch in Fledermäuse verwandeln. Ihr habt nicht mal die Fähigkeit, Schusswunden zu heilen. Ihr tötet Frauen und Kinder, aber das noch nicht mal aus Hunger oder Not! Und wenn euch die Munition ausgeht, seid ihr wehrlos!“ Seine roten Augen fixierten Huger. „Und ihr wollt Vampire auf Nosferatus Spur sein?! Schämt euch!“ Schreiend machte der Vampir auf dem Absatz kehrt und versuchte zu flüchten, doch weit kam er nicht. Eine weitere Kugelsalve aus Alucards Casull drängte Huger gegen die Wand. Diesen Augenblick nutze Alucard um auf den Gegner zu zu stürmen und ihm die Hand ins Herz zu rammen. Huger´s Todesschrei tönte gellend durch das Haus. Kaum war er verklungen, hörte Alucard einen lauten Knall und entdeckte das offene Fenster. Hugers Partnerin versuchte also Stiften zu gehen. „Nicht entwischen lassen, Frau Polizistin! Draussen.“ Seras hatte sich auf dem Dach des Hauses der Opfer platziert und schreckte erneut auf, als die Stimme ihres Meisters sie erreichte. „Schnell, schiess Polizistin.“, drängte dieser. „So schnell wie die rennt?“, rief die Blonde aus, „Sie ist ja schon 500... 600 Meter weg!“ „Wie ich´s dir bereits erklärt hab: Schiess einfach! Du triffst sie auf jeden Fall.“, gab Alucard zur Antwort, „Ins Herz. Ins Herz! Mit einem einzigen Schuss.“ „Ohne Nachtsichtgerät?“, fragte Seras ungläubig. „Ja... Für einen Menschen wäre es schwierig...“, sagte der schwarzhaarige Vampir, „Aber du bist kein Mensch mehr!“ Seras nahm sich zusammen und konzentriere sich. Ihr Blick nahm einen entschlossenen Ausdruck an. Sie fixierte ihre Gegnerin und traf mit einem einzigen Schuss in ihr Herz. „Gut gemacht.“, lobte Alucard sie. Seras Augen weiteten sich vor Erstaunen.Sie konnte kaum begreifen was geschehen war. Obwohl das Gewehr riesig war, hatte sie keinen Rückstoß gespürt und trotz Dunkelheit hatte sie besser gesehen als tagsüber. Was passierte nur mit ihrem Körper? Zögerlich klopfte jemand an meine Tür. „Alex?“, drang Seras Stimme zu mir. Ich drehte mich halb zur Tür um und antwortete: „Komm rein. Die Tür ist offen.“ Also trat die Blonde ein hätte wohl am liebsten wieder kehrt gemacht. Ihre Wangen wurden rot und sie sah unsicher in die Luft. „Entschuldige.“, murmelte sie. Ich grinste, zog meine Uniform an und knöpfte sie zu. „Ach was.“, meinte ich lässig und winkte ab, „Du schaust mir doch nichts weg. Ich habe nichts, was du nicht auch hast.“ Seras lächelte unsicher. Ich richtete meine Kleidung ein letztes Mal und wandte mich dann wieder dem Mädchen zu. „Was gibt es?“ Für einen Augenblick schien Seras vergessen zu haben, weshalb sie überhaupt in meine Zimmer gekommen war, fasste sich dann aber und antwortete: „Lady Integra schickt mich. Es geht um eine neue Mission.“ Ich horchte interessiert auf. Scheinbar durfte ich mich diesmal auch etwas amüsieren. Dann nickte ich und befestigte das Katana an meiner Hüfte. „Sobald du fertig bist, sollen wir zu ihr kommen.“, meinte Seras dann. „Ich bin fertig.“, gab ich zur Antwort, „Also los.“ Integra hatte gerade ihre Zigarre zu Ende geraucht, als wir ihr Büro betraten und drückte sie in ihrem Aschenbecher aus. „Ah. Alexandra. Seras.“ Sie setzte sich gerade auf und faltete die Hände. „Wie ihr bereits wisst, geht es um einen neuen Auftrag.“, begann sie, „Genauere Informationen liegen uns nicht vor, wir wissen nur, dass es nur so von Ghouls wimmelt und deshalb mindestens ein Vampir anwesend sein muss. Sie haben bereits viele unschuldige Menschen getötet und wir werden sie damit nicht durchkommen lassen.“ Sie schlug mit ihrer flachen Hand auf den Tisch. „Eliminiert alle und tilgt sie vom Angesicht dieser Erde.“ Seras und ich salutierten. „Jawohl.“ Nachdem Seras ihre Waffe, ein großes tragbares, halbautomatisches Gewehr, die Anti-Midian geholt hatte, brachen wir auf. Uns wurde ein Wagen und Chauffeur bereit gestellt, allerdings würden wir Beide alleine auf Mission gehen, da Integra aufgrund der jüngsten Ereignisse so wenige Einsatzkräfte wie möglich entbehren wollte. Am Einsatzort angekommen, betraten wir das Gebäude, welches früher eine Art Nachtclub gewesen zu sein schien. Nervös nahm Seras ihre Waffe in Anschlag und starrte unsicher in die Dunkelheit. Ich klopfte ihr beruhigend auf die Schulter und übernahm die Führung. Wachsam stiegen wir die Treppe in den Keller hinunter, bis wir an eine schwere Stahltür kamen. Wenn sich die Vampire in diesem Gebäude aufhielten, dann waren sie sicher dahinter. Ich nickte Seras ernst zu, ehe ich mein Katana aus der Saya zog und mit einem gezielten Tritt die Tür öffnete. Sofort schlugen uns der üble Geruch und laute Knurr- und Grunzgeräusche entgegen. Scheinbar erwartete uns hier unten eine Horde Ghouls, die es sich in diesem Kellerloch bequem gemacht hatten. Aber wo war der Vampir? Ich konnte keinen ausmachen. Schon wieder? Wurde das langsam zur Gewohnheit? Was hatte das zu bedeuten? Meine Gedanken wurden von den heran taumelnden Ghouls und Seras Schüssen aus ihrer Waffe unterbrochen. Ich packte mein Katana fester und stürzte mich mit ins Getümmel. Die 13, 7 mm Kugeln ihrer Anti-Midian zerschmetterten die verwesten Körper der Ghoule, allerdings lebten sie noch. Widerstandsfähig waren diese Wesen, das musste man ihnen lassen. Also schlug ich ihnen zusätzlich den Kopf ab und durchbohrte ihre Herzen. Das sollte genügen, um sie endgültig schlafen zu schicken. Nachdem sich der erste Sturm gelegt hatte und Seras die Zeit nutze, ihre Waffe nachzuladen, ging ich zu ihr. „Kein schlechter Einsatz.“, lobte ich sie. Seras schien etwas zu beschäftigen, weshalb ich nachharkte: „Was ist denn?“ Traurig sah mir Seras in die Augen. „Das waren doch alles einmal Menschen...“, murmelte sie. Ach deshalb. Ich legte ihr vertraulich ein Hand auf ihre Schulter und meinte: „Was wir hier tun geschieht nur zu ihrem Besten. Sie sind sicher nicht freiwillig zu Ghouls geworden und niemand kann sie wieder zu Menschen machen, also können wir sie nur so schnell wie möglich von diesem Dasein erlösen.“ Seras nickte geistesabwesend. „Und noch etwas: Schieße ihnen direkt ins Herz oder in den Kopf, um sie von ihrem Leid zu befreien. Alles andere würde sie nicht töten.“ Die Blonde schien noch kurz mit sich zu kämpfen, nickte dann aber tapfer und packte ihre Waffe fester. Ich krachzte grübelnd meinem Hinterkopf. „Weist du... Wenn es dir dann leichter fällt, stelle dir einfach vor deine Gegner wären Puppen, oder Kürbisse, auf die du schießt.“ Sonderlich überzeugt hatte das Seras nicht, aber es war wichtig, das wir unseren Auftrag erledigten. „Lass uns weiter gehen.“, sagte ich also und fixierte die nächste Tür, auf die wir nun zugingen. Auch dahinter erwartete uns eine anschauliche Anzahl von Ghouls, aber immer noch kein Vampir. Seltsam. Also blieb es dabei, dass wir die Bedrohung durch die Ghouls dezimierten und das bedeutete jeden einzelnen von ihnen zu töten. Mit einem Vampir, der das zu verschulden hatte, wäre es deutlich schneller gegangen. Um das Ganze zu beschleunigen, beschwor ich meinen wölfischen Hilfsgeist, der sich augenblicklich auf den nächstbesten Ghouls stürzte. Seras lies sich davon so einen Augenblick ablenken, den die Ghouls nutzten, um sie zu Fall zu bringen. Sie schrie erschrocken auf und versuchte verzweifelt sich zu befreien. Sofort stürmte ich zu ihr. „Seras!“ Mit allem was mir zur Verfügung stand, riss ich die Ghouls von ihr fort und erledigte sie im gleichen Zug, mit tatkräftiger Hilfe in Form meines Hilfsgeistes. Endlich bekam ich Seras´ Hand zu fassen und zog sie auf die Beine. „Alles in Ordnung?“, fragte ich sie. Sie nickte und blinzelte die Tränen aus ihren Augen. Dann fiel ihr Blick auf den Wolf neben mir. Ich grinste. „Darf ich vorstellen? Schiriki, mein Hilfsgeist.“ Ein merkwürdiges Gefühl beschlich mich und lies mich augenblicklich inne halten. Ehe Seras den Mund öffnen konnte, erhob ich die Hand, sodass sie erstaunt stumm blieb. Ernst legte ich den Zeigefinger an meine Lippen und bedeutete ihr sich still zu verhalten. Sie schien verwirrt, tat aber wie geheißen. Dann deutete ich auf eine weitere Tür, welche in einen schlecht beleuchteten, schmalen Gang führte, der offenbar in den Hinterhof des Clubs mündete. Ich forderte Seras auf mir unauffällig zu folgen und vorsichtigen Schrittes gingen wir den Flut entlang. Nervös umklammerte Seras ihre Waffe, während ich den Griff meines Katanas fester packte, sodass meine Knöchel weiß hervortraten. Adrenalin strömte durch meinen Körper und Adern. Mein Atem beschleunigte sich unmerklich und zugleich mein Herzschlag. Das war der Nervenkitzel, den ich so lange missen musste. Dennoch durfte ich keine Sekunde unaufmerksam werden und meine Deckung vernachlässigen. Alarmiert hob Schiriki seine Schnauze und schnüffelte, ganz so als ob er etwas wittern würde. Ich legte eine Hand auf seinen Kopf und spürte seine Anspannung. Sein Schwanz zuckte in die Höhe und er begann zu knurren. In diesem Augenblick spürte ich es auch. „Seras, runter!“, befahl ich knapp und als sie augenblicklich gehorchte, warf ich mein Katana dem Vampir, der hinter ihr aufgetaucht war, in den Schädel, sodass die Klinge aus seinem Hinterkopf wieder heraus ragte. Dann reichte ich Seras meine Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen, ehe ich meine Waffe aus dem durchbohrten Schädel des Vampires zog. Notdürftig wischte ich das Blut von der Klinge und drehte mich zu Seras um. „Alles in Ordnung?“, fragte ich sie und erhielt ein Nicken als Antwort. Ich lächelte. „Gut.“ Dann sah ich wieder auf den Vampir herab, den ich so eben getötet hatte. „Ich schätze unser Auftrag ist hiermit erfüllt.“, stellte ich sachlich fest, doch Schiriki schien da anderer Meinung zu sein. Noch immer wies seine Schnauze auf den Hinterausgang des Clubs und sein Knurren erstarb nicht. Ich würde wieder ernst und blieb auf der Hut. Das Gefühl des Wolfes, hatte noch nie ihn oder mich betrogen. Scheinbar hatten wir es mit mindestens einem weiteren Vampir zu tun. Ehe ich die Tür eintrat, winkte ich Seras zu mir, sodass sie an meine Seite trat. Gemeinsam stürmten wir in den Hinterhof, welcher von einer hohen Mauer umgeben war. Alarmiert hatte Seras ihre Waffe in Anschlag und lies ihren geübten Blick über den Hof schweifen. Ihre Erfahrungen als Polizistin machten sich scheinbar bezahlt. Schließlich runzelte Seras die Stirn. „Hier ist niemand.“ „Nicht ganz, Süße.“ Die Tür fiel hinter uns zu und der Vampir grinste uns an, ehe er die Arme gleich einer Willkommensgeste ausbreitete. „Herzlich Willkommen in meinem kleinen, persönlichen Paradies.“ Sofort richtete Seras ihre Anti-Midian auf ihn. „Hey, nicht so hastig, oder wollt ihr etwa die große Party verpassen?“ Wie auf´s Stichwort, sprangen über die Mauer mindestens zwanzig weiterer Vampire und kreisten uns ein. Wütend knurrte Schiriki und bückte sich angriffsbereit. Mit einer Handbewegung, bedeutete ich ihm sich ruhig zu verhalten. „Keineswegs.“, antwortete ich dem Vampir und sah ihm direkt in die Augen, „Im Gegenteil. Ich bleibe nur allzu gerne.“ Ich drehte meine Klinge in der Hand. Der Vampir lächelte spöttisch. „Glaubt ihr Hellsing-Trottel wirklich, dass ihr eine Chance gegen uns habt? Gegen uns alle?“ Ich grinste. „Meine Chancen standen schon mal schlechter.“ Demonstrativ lies ich meine Fingerknöchel knacken. „Wollen wir jetzt noch lange rumlabern, oder legen wir langsam los?“ Der Vampir lachte schallend. „Mut hast du, dass muss man dir lassen, Kleine.“ „Gee, thanks.“ „Aber Übermut tut selten gut.“ „Super Spruch, hast du lange gebraucht um den auswendig zu lernen?“ Der Blutsauger verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Deine fixen Sprüche werden dir noch vergehen.“ „Da bin ich aber mal gespannt.“ Ich machte mich zum Angriff bereit und auch Seras legte ihre nachgeladene Waffe an. So begannen wir Rücken an Rücken zu kämpfen. Sie erschoss die Vampire hinter mir, während ich mich um die Gegner vor mir kümmerte. Mit präzisen Schwerthieben enthauptete ich die Angreifer, während ich geschmeidige Bewegungen nutzte um ihren Angriffen auszuweichen. Ein Tanz des Todes. Erst jetzt fiel mir die unpassende Stille auf, also abgesehen von dem überflüssigen Kampfgeschrei der Vampire natürlich. Ein kurzer Blick nach hinten verriet mir, was hier nicht stimmte: Seras hatte aufgehört zu schießen. Offenbar war ihre Munition ausgegangen und noch stand ein gutes dutzend der gegnerischen Vampire. Also rammte ich dem Vampir, der gerade auf die Blonde zustürmte, meine Hand in die Brust und drehte mich zu Seras um. „Ich mach das hier. Geh.“ Sie schickte sich an zu protestieren, doch mit meinem Kinn deutete ich auf die Tür, durch die wir gekommen waren und die sich von innen verschließen lies. „Jetzt mach schon. Ich komme gleich nach.“ In ihrem Gesicht stand geschrieben, dass sie alles andere als begeistert war, doch ich lies mich nicht beirren. Mit dem Rest würde ich schon alleine fertig werden. „Ike!“, befahl ich mit Nachdruck, „Und verriegle die Tür.“ Seras zögerte, nickte aber dann und gehorchte. Erst als ich hörte, wie die Tür von innen geschlossen und verriegelt wurde, wandte ich mich wieder den Vampire zu. „Und jetzt zu euch.“ Ich zog meine fingerlosen Handschuhe straffer und zückte erneut mein Katana. Bedauerlicherweise wurde der Kampf nicht spannender. Zwar wiesen die Vampire die typische Stärke und Geschwindigkeit, die ihnen zueigen waren auf, allerdings nützte ihnen dies reichlich wenig, wenn eine Klinge ihre Gliedmassen vom Körper trennten. Enttäuscht seufzte ich auf, als die Vampire vor meinen Füßen begannen zu Staub zu zerfallen, ehe ich mich zu dem Anführer umwandte, der die ganze Zeit über Abseits gestanden hatte. „War das wirklich alles?“, fragte ich ihn. Er knirschte wütend mit den Zähnen und machte sich zum Angriff bereit. „Freu dich nicht zu früh, Miststück.“ Seine Augen glühten bedrohlich und er hob eine Eisenstange von Boden auf. Ich begann zu grinsen. Dieser Kampf versprach vielversprechender zu werden. Die Funken sprühten, als die Waffen aufeinander prallten. Mein Gegner holte zu einem erneuten Schlag aus. Ich sprang rückwärts, um so seinem Angriff zu entkommen und nutzte die Zeit, um seine Bewegungen zu studieren und seine Absichten zu erahnen, während wir uns lauernd wie Raumtiere umkreisten. Dann stürmte er auf mich zu, die Stange erhoben, doch ich parierte seinen Schlag und versuchte mit einer raschen Bewegung ihm die behelfsmäßige Waffe aus der Hand zu schlagen. Doch so einfach war es dann doch nicht und er holte zu einem neuen Streich aus, zielte auf meine Beine. Diesmal entschied ich mich mit einem Sprung auszuweichen, flog schier über ihn und richtete die Klinge auf seinen Hinterkopf. „Schachmatt.“ Der Vampir begann zu lachen und meine Augen verengten sich. „Darf man erfahren, was so witzig ist? Ich will auch noch mal lachen, ehe ich dir die Klinge ins Hirn ramme.“ Langsam drehte er sich zu mir um. Ein hämisches Grinsen lag auf seinem Gesicht. In diesem Augenblick wurde ich von kräftigen Händen gepackt, die mir das Katana aus der Hand rissen und mich festhielten. Durch den Kampf abgelenkt, hatte ich nicht bemerkt, wie weitere Vampire hinzugekommen waren. Diese hatten diese Unaufmerksamkeit genutzt, sich an geschlichen und meinen wohlverdienten Sieg zunächst zunichte gemacht. Aufgeschoben, war nicht aufgehoben. Der Anführer der Meute packte mein Kinn, immer noch breit grinsend. „Das wars dann wohl, Süße.“, sagte er triumphierend. „Sagt wer?“ Vielleicht sollte ich ihm ermöglichen seinen Erfolg noch etwas zu genießen, denn vermutlich war ihm das nicht oft vergönnt, andererseits wollte ich Seras nicht warten lassen. „Nehmt die Kleine mit. Sorgt dafür, dass sie keinen Ärger macht.“, befahl der Vampir seinen Untergebenen. „Tut mir Leid euch enttäuschen zu müssen, aber ich habe nicht vor, mit euch zu kommen. Außerdem habe ich besseres zu tun.“, erklärte ich. „Als hättest du eine Wahl.“, meinte der Vampir lachend und erteilte den anderen einen Wink. Als ihre Griffe fester wurden und sie begannen mich zu schieben und schubsen, damit wir vorwärts kamen, entschloss ich, dass es genug war. Schade um meine Uniform, dachte ich noch, als ich meine Flügel ausfuhr und ich die Vampire, die mich hielten in zwei Hälften spaltete. Betont langsam ging ich zu meinem Katana hinüber, hob es auf und zielte mit der Klinge auf den Anführer. „Noch irgendwelche letzten Worte?“ Er zuckte zusammen und versuchte sich hinter seine beiden verbliebenen Kumpanen zu verstecken. Mit zwei weiteren Flügelstrichen erleichterte ich die um die meisten ihrer Organe, als ich sie senkrecht teilte und enthauptete den Anführer schließlich mit meinem Katana. Als ich mich versichert hatte, dass wirklich alle tot waren, flog ich über die Mauer und landete vor dem Auto, bei dem Seras bereits wartete. „Alex!“, rief sie aus und lief mir freudig entgegen, „Geht´s dir gut?“ Ich nickte und fuhr meine Schwingen wieder ein. Ich warf einen Blick über meine Schulter und studierte die Löcher in der Uniform. Ich war keine Expertin, doch Nähen würde nicht genügen um die ausgefransten, riesigen Löchern in der Uniform zu entfernen. Ärgerlich. Da musste wohl eine neue her. „Langsam reicht´s.“ Integra stand mit dem Rücken zu Seras und mir und betrachtete den Vollmond. Wir waren von unserer Mission zurückgekehrt und hatten ohne Umwege ihr Büro aufgesucht, um Bericht zu erstatten. „Es passiert einfach zu viel! Die Zwischenfälle mit Vampiren nehmen Überhand. Und dann auch noch solche minderwertigen Exemplare! So willkürlich wie die in der Gegend herum morden... Die Aktionen sind so hirnverbrannt und schwachsinnig, dass man meinen könnte irgend jemand setze wahllos Vampire in die Welt. “ Ich nickte zustimmend. So viele Fälle, wie es in letzter Zeit gegeben hatte, hatte es all die Jahre zuvor kaum gegeben. Es könnte also tatsächlich mehr dahinter stecken, als es zunächst den Anschein hatte, auch wenn sich uns der größere Kontext zunächst nicht erschloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)