Kirschblüte von Cherrybodt (1947 AU (Jeanmarco ♥)) ================================================================================ Kapitel 2: "Oi, wollt ihr mal wieder in die Zeitung?" ----------------------------------------------------- “Vielen Dank.”, meinte der kleinere Braunhaarige und platzierte seinen Hut wieder auf den Schädel, nachdem er seine Jacke überwarf. Jean rieb sich noch kurz die Hände und erhob sich ebenfalls. “Gerne doch, ich hoffe es hat geschmeckt. Seid ihr morgen wieder da?”, lächelte Sasha und trocknete sich die Hände an der Schürze ab, bevor sie die leeren Teller vom Tisch nahm. “Das fragst du noch? Natürlich und wenn nichts dazwischen kommt, sind wir sicherlich wieder da.”, entgegnete Jean schief lächelnd und war diesmal der jenige, der Sasha leicht den Kopf tätschelte, was sich so auch viel besser anbot, da er fast zwei Köpfe größer war als sie. Ein leichtes kichern trat aus ihrer Kehle und sie nickte ihnen zu. “Das ist fein. Dann sehen wir uns hoffentlich morgen wieder. Passt auf euch auf!” “Aber immer!” Mit den Worten traten sie hinaus und zurück zum Wagen. “Sag mal, Jeany-”, begann Eren und sein Partner warf ihm jetzt schon einen genervten Blick zu. Wunderbar, da hatte er wieder was gelernt. Die Türen wurden aufgerissen und sie nahmen Platz. “- Ich frag mich schon seit Jahren, weshalb ihr nicht zusammen seid. Warst du so schlecht?” Jean verstand natürlich sofort, worauf er anspielte und seufzte. “Es gibt noch Leute auf der Welt, die nicht gleich die erst beste nehmen, die sich bereit stellt.” Eren verzog das Gesicht. “Mikasa war nicht die erst beste. Die beste schon, aber nicht die erste.” Jean hob eine Augenbraue während er den Motor startete. “Und? Warum hast du dann nicht die anderen?” - “Weil ich die nicht geliebt habe? Oh, ah okay.” Eren lehnte sich zurück. “Auch wenn es mir nicht so vor kommt, als würdest du sie nicht lieben. Ich meine, ihr turtelt pausenlos herum. Und wie sie dich ansieht..” Nun lehnte sich Jean zurück und schaute kurz in den Rückspiegel, ehe er auf die Straße fuhr. “Man kann das vergangene nicht ungeschehen machen. Außerdem, was geht dich das überhaupt an? Hat sie dir etwas in den Kaffee gemischt?” - “Ich hab nur keine Lust dich irgendwann erhängt in deiner Bude zu finden, weil du dich so einsam fühlst.” Jean lachte etwas und warf Eren einen amüsierten Blick zu. “Ich bin gerührt, Eren. So viel Mitgefühl hätte ich dir gar nicht zugetraut.” - “Ach, halt’s Maul,… Arsch.” Jean hatte schon genügend Fälle gesehen, bei welchem sich verzweifelte Frauen oder Männer selbst erdrosselt hatten. Ein extremer Fall war sogar Selbstverstümmelung gewesen. Es stellte sich heraus, dass der Mann an Depressionen litt und sich selbst hasste. Er war alleine, etwa dreißig Jahre alt und ein einfacher Obsthändler. Jean war sich sicher, dass er dies niemals tun würde. Dafür liebte er sich selbst viel zu sehr, als dass er sich selbst umbringen könnte. Wer tagtäglich mit dem Tod zutun hatte, hatte nach einer gewissen Zeit eine Abneigung dagegen. “Oi, Oma, halt mal an.”, erklang Erens Stimme und Jean runzelte die Stirn, fuhr aber an die Seite. Noch bevor er fragen konnte, was los war, stieg der Dunkelhaarige aus und Jean folgte seinem Beispiel. Als er sah, wie sich Eren an das Waffenholster griff, aber seinen Revolver nicht zückte, spannte sich Jean augenblicklich an. “Dort drüben.”, wies Eren ihn schließlich an und Jeans Blick ging zur anderen Straßenseite, wo sich eine kleine scharr gebildet hatte. Es war vor einem Juwelier und man konnte den Grund für das Getümmel nicht sehen, aber dies würde sich bald ändern. Jean und Eren warteten einen Moment und huschten dann über die Straße, drängten sich durch die kleine Schar von Menschen und wurden augenblicklich alarmiert, als ein Schuss ertönte. Eine Frau kreischte auf und die meisten der Scharr verstreuten sich fluchtartig. Noch bevor der Schall des Schusses verklungen war, hatten sowohl Jean wie auch Eren ihre Waffe gezogen. Ein Mann lag auf dem Boden und japste schwer, während das Blut aus seiner Schusswunde floss, welche direkt bei seinem Brustkorb aufzufinden war. Angespannt schaute er sich nach dem Täter um, was etwas kompliziert war, wenn alle wild herum rannten. “Jean!”, rief Eren alarmierend auf. “Da drüben!” Autos stoppten quietschend und hupend, als ein Mann panisch über die Straße rannte und während dessen sogar seinen Hut verlor. An Erens Seite stand eine verängstige Frau, er vermutete die Ladenbesitzerin, und sie nickte wild in seine Richtung. “Gib der Zentrale bescheid. Ich kümmere mich drum.” Mit den Worten sprintete Jean voran, wich dabei knapp den Wagen auf der Straße aus und hetzte zur anderen Straßenseite. Einige Meter voran stolperte der vermeintliche Täter über den Asphalt. Hin und wieder stürzten ein paar Leute zur Seite, die er beiseite stieß und andere wichen in letzter Sekunde noch aus. Selbst Jean riefen einige Beleidigungen hinterher, was dies denn für ein Verhalten sei, aber dies war nun gerade wirklich vollkommen egal. “Stehen bleiben, oder ich schieße!”, warnte der Braunhaarige und hetzte dem Täter weiter hinterher, welcher etwas an Tempo verlor. Hervorragend. Jean hatte doch nicht jahrelang für so einen Mist trainiert, um sich dann von einem übereifrigen Mörder abhängen zu lassen. Die Drohung schien allerdings nicht ganz bei ihm angekommen zu sein, da er nicht den Anschein machte, als würde er sich ergeben. Stattdessen jagte er wieder auf die andere Straßenseite und hinein in eine Gasse, warf Mülltonnen um und kletterte, so gut er konnte, über einen Metallzaun, der gerade mal bis zur Hüfte ging. “Ich sag’s gerne noch mal!”, brüllte Jean, etwas außer Atem, und sprang mit einem Satz über den Zaun, folgte dem Täter weiterhin. Dieser kletterte ein metallisches Treppengeländer außerhalb von Apartmenthäusern hinauf, bis auf das Dach. Seufzend folgte Jean diesem auch dort hin. Was tat man nicht alles für Geld. “Sie machen es sich nur unnötig schwer.” Mit den Worten kam er gerade auf dem Dach an und konnte im rechten Moment noch zur Seite springen, da ertönte ein weiterer Schuss. Der Mann kam nicht weiter, da es keinen Weg vom Dach hinunter, oder zu einem anderen Dach gab. “Okay, jetzt ist Schluss mit lustig.”, knurrte Jean und zog die Brauen zornig zusammen. Der Mann richtete weiterhin zittrig die Waffe auf den Polizisten und Jean meinte sogar den Schweiß auf dessen Stirn in der Sonne glitzern zu sehen. Selbst wenn er weiter gerannt wäre, irgendwann wäre er von alleine zusammen gebrochen. “I-ich bin unschuldig!”, rief der Mann aus und schluckte. Sein bärtiges Kinn zitterte und er machte einen Schritt zurück, als Jean nach vorne trat, ebenfalls den Revolver auf den Mann gegenüber gerichtet. “Das zu glauben fällt mir etwas schwer, wenn Sie bereit sind, mich zu erschießen.”, entgegnete der Braunhaarige und machte einen weiteren Schritt nach vorne. Der Mann diesmal wich allerdings zurück. Verängstige Bürger mit Waffen waren niemals gut. Er musste schnell reagieren. Er konnte ihn nicht einfach erschießen. “I-ich schwöre es!” “Gut, dann beweisen Sie es auch. Legen Sie die Waffe nieder und wir können über alles reden.” “…” Für einen Moment hatte er tatsächlich geglaubt, der Mann würde darauf reagieren, da er den Arm leicht senkte. “Ich will nicht in die Gaskammer!”, rief er aus und Jean sah, dass er abdrückte. Sofort zuckte er zusammen, wich zur Seite aus und drückte ab. Ähnlich wie das zerknüllte Papier, traf die Kugel die Schulter des Mannes und er flog förmlich zurück. Leider war Jeans Reaktion nicht die schnellste gewesen und auch er verzog das Gesicht nach dem Schuss. Blut sammelte sich in seinem Ärmel und er seufzte. Es war nur ein Streifschuss gewesen, aber dennoch versaute es eines seiner besten Hemden. Wunderbar. Ohne sich davon lange aufhalten zu lassen trat er schnell voran und kickte die Waffe des anderen beiseite. Daraufhin ging Jean in die Knie und drehte den verletzten Mann auf den Bauch, verschränkte dessen Arme hinter dem Rücken und zückte die Handschellen an seinem Gürtel. “Falls Sie es noch nicht bemerkt haben, Sie sind wegen Mord verhaftet. Mistkerl.” _____ Zurück am Tatort wurde der Täter von anderen Polizisten abgeführt. Eren lehnte sich gegen die Fassade des Juweliers und trat zu Jean, nachdem er diesen erblickte. “Meine Güte, hat er dich echt erwischt?” - “Ich hab ihn besser erwischt.”, antwortete er darauf nur und rieb sich über den Nacken. “Kann ich mir wieder ein neues Hemd kaufen, tz. Lebt der andere noch?” Eren verzog das Gesicht. “Nein, ist kurze Zeit später verstorben. Ein paar Augenzeugen meinten, dass die Waffe ursprünglich die von dem Opfer war.” - “Also hat das Opfer eigentlich irgendwen überfallen?” “Zumindest habe ich das so bisher verstanden. Aber Kollegen kümmern sich gerade um die Befragung.” Eren hob den Arm und klopfte Jean auf die Schulter. “Gut gemacht, würde ich sagen.”, lobte er seinen Partner und Jean musste dadurch doch etwas schmunzeln. “Du scheinst wirklich einen guten Tag zu haben, oder? Solltest dich öfter mit Mikasa streiten.” “Überstrapazier dein Glück nicht, Pferdefresse.” Jean musste daraufhin lachen und schüttelte den Kopf, bevor er seufzte. “Das bedeutete dann wohl noch mehr Papierkram.” “Der schreit schon nach uns.” Jean machte einen Schritt zurück und wollte gerade vom Tatort wegtreten, da hielt der anderen ihn wieder auf. “Sollen wir beim Krankenhaus anhalten?” Der andere runzelte die Stirn und gab ein abfälliges schnauben von sich. “Ach was, das ist nur ein Streifschuss. Alles okay. Werde den Tag schon überleben.” Gemeinsam gingen sie zu seinem Wagen und fuhren zurück zum Department. Zurück im Büro lehnte sich Jean in seinem Stuhl zurück und legte die Hände ins Gesicht. Eren gab ein lautes Gähnen von sich und fiel beinahe vornüber auf seinen Schreibtisch. Es dauerte keine Stunde, da bekamen sie schon die ersten Unterlagen zum Fall der vorherigen Stunde. “Huh, scheint wohl so, dass der Kerl ursprünglich das Opfer war.”, gab Jean überrascht von sich und rieb sich die Schläfen. Eren ging zu dem Schreibtisch seines Partners und rollte mit seinem Stuhl neben ihn, um ebenfalls einen Blick in die Zettel zu haben. “Ursprünglich trifft es gut. Ich verstehe einfach nicht, wie die so doof sein können dann weiterhin zu schießen.”, raunte Eren und schüttelte den Kopf. “Ich mein, damit schießen die sich förmlich ins eigene Bein.” Zustimmend nickte Jean und lehnte sich wieder zurück, überließ Eren die Zettel. Keine Sekunde darauf klopfte es an der Tür. “Oi, wollt ihr mal wieder in die Zeitung?”, fragte ein braunhaariger, großer Polizist und lugte in das Büro hinein. Jean und Eren runzelten beide gleichzeitig die Stirn. “Wegen der Sache vorhin?”, fragte der Grünäugige und rutschte mit seinem Stuhl nach hinten, gegen die Wand. Franz nickte und deutete hinter sich. “Einer von der Presse war unter den Zeugen. Levi kann doch nie nein sagen zu positiven Berichten.” Eren erhob sich quietschend aus seinem Stuhl und schnappte sich seine Jacke. Jean hingegen sah darin keinen großen Sinn sich nun ordentlich anzuziehen. Seine Jacke war sowieso blutig und angeschossen, da würde es keinen großen Unterschied machen. Sein Hemd hatte er auf beiden Seiten hochgekrempelt und um seinen, doch etwas tieferen, Streifschuss einen Verband gewickelt. “Wo wartet das Klatschblatt?”, fragte der Braunäugige und fuhr sich wieder mit der Hand über den Undercut. “Haben ihn im hinteren Verhörzimmer abgestellt. Raum zwölf. Der kleine.” Synchron nickten die beiden Detektive und Jean ließ seine Finger knacken. “Wenn er Fotos macht, kannst du gerne auf das Titelblatt.” Eren schmunzelte. “Zu gütig, aber es hätte doch einen verruchten Charme, wenn du deine Verletzung direkt in die Linse hältst.”, scherzte Eren und trat aus der offenen Tür, gefolgt von Jean. Sie gingen in einem gemütlichen Tempo die Stufen hinunter und durch den relativ engen Flur. Aus einigen Büros hörte man die Telefone klingen und anderweitig wurde sogar heftig diskutiert. An sich war es dennoch eine angenehme Atmosphäre, wie Jean befand. Er war inzwischen so sehr daran gewöhnt und irgendwie ließ es ihn selbst ruhig werden, wenn es um ihn herum schnell und aufgeregt zu ging. Dennoch war er nicht abgeneigt davon, in sein stilles Apartment zurück zu kehren. Petra kam ihnen lächelnd entgegen und deutete hinter sich zu einem Raum. “Er ist da drin. Habt ihr die Berichte gelesen?”, fragte sie und Jean blickte etwas räuspernd zu Eren. “Ja, haben wir.”, sagte dieser und Petra stapfte mit ihren Unterlagen davon. “Ein Glück, dass ich dich habe.”, nuschelte Jean und seufzte. Eren grinste und zuckte mit den Schultern. “Weiß ich doch.” Raum zwölf war ein Verhörzimmer, eines der ersten genau genommen. Erst vor kurzem war das Department um einen weiteren Stock erweitert worden und bot nun mehr Platz für die Angestellten, Papierkram und Zimmer wie diese. Jean mochte es eigentlich nicht sonderlich die Angeklagten zu befragen. Er hatte ziemliche Probleme damit auf einer oberflächlichen Ebene zu bleiben. Er ließ sich viel zu schnell von seinen Gefühlen mitnehmen, welche aus Wut bestand. Eren war dabei nicht besser, wenn nicht sogar noch ein ticken schlimmer. Doch nun hatten sie Glück, immerhin handelte es sich dabei nicht um einen Verbrecher, oder einen den man als Täter vermutete. Es war ein harmloses Interview, wo sich die Journalisten nur das hinaus pickten, was man in gedruckter Fassung gerne falsch verstand, da sie es gerne aus dem Kontext nahmen. Jean dachte schon darüber nach, was er sagen sollte, ohne dass eben dies passierte. Eren öffnete die Tür und beide traten ein. Ihnen fiel sofort der schwarzhaarige Mann ins Blickfeld, welcher sich beinahe schon erschrocken aufrichtete, als hätte man ihn bei etwas illegalem erwischt. Sein erst überraschtes, leicht rundliches, Gesicht wurde sofort von einem freundlichen Lächeln erhellt. Seine Augen hatten ein angenehmes haselnussbraun und Jean runzelte die Stirn, als er diese deutlich erkennbaren Sommersprossen auf dessen Gesicht erblickte. Trotz des maßgeschneiderten schwarzen Anzuges, wirkte der Mann viel zu freundlich. Für gewöhnlich hatten die meisten Journalisten mit welchen sie sich bisher abgeben musste, immer ein ernstes Gesicht und würden sich sogar ins Schussfeld werfen, wenn sie dadurch eine gute Story bekommen würden. Doch dieser Kerl schien neu im Geschäft zu sein, oder hatte einfach noch viel zu wenig von Storys über Morde geschrieben. Euphorisch war er also aus seinem Stuhl aufgesprungen und ging zu Jean und Eren hinüber, reichte ihnen die Hand und stellte sich vor. “Marco Bodt”, erklärte er und nahm wieder Platz. Er musste eindeutig neu im Geschäft sein, die meisten machten nicht mal die Anstalten sich vorzustellen. “Ehm, Eren Jaeger”, erklärte Jean und deutete auf seinen Partner, der etwas perplex zu ihm schaute, da er sich auch hätte selbst vorstellen können. “Jean Kirschstein.”, fügte er hinzu und deutete auf sich. “Freut mich.” Immer schön freundlich sein, dachte er sich, das macht einen guten Eindruck und das ist es doch, was Levi will. “Freut mich ebenso! Ich hätte nicht gedacht, dass ich wirklich darüber berichten darf.”, lächelte er und zog seinen Becher Kaffee zu sich, den er wahrscheinlich von Petra bekommen hatte. “Sind Sie neu?”, fragte Jean frei heraus und verschränkte die Arme vor der Brust, nachdem er sich gesetzt hatte. “Also, Sie müssen nicht so förmlich mit mir reden. Ich habe mich immerhin mit meinem Namen vorgestellt.”, bot er an und lächelte weiterhin. “Jedenfalls, ich bin aus Jinae zu einer anderen Zeitung gewechselt, also prinzipiell, ja.” “Hmh, und wie kommt’s?” Eren runzelte die Stirn, wie Jean aus dem Augenwinkel erkennen konnte, sagte allerdings nichts gegen seine Neugierde. Jean mochte es einfach, wenn er recht hatte. “Ich hatte keine Aufstiegschancen. Bei der jetzigen schon. Sogar ziemlich gute, hatte man mir versichert.” Jean schnaubte und rieb sich kurz unter der Nase. “Du wirst da unter gehen, Marco.”, erklärte der Braunhaarige und schmunzelte schief. Er bemerkte, wie der Schwarzhaarige für einen Moment den Blick senkte, als hätte er etwas falsches gesagt. “W-warum das?” “Du bist viel zu.. Unschuldig. Ich weiß ja nicht was du in Jinae für Nachrichten hattest, aber hier werfen sie sich wie Assgeier auf die Opfer und deren Fälle. Wenn du da keine spitzen Ellenbogen hast, wirst du auch hier nicht weit aufsteigen.” Er spürte wie jemand gegen sein Bein trat und Jean schaute sofort zu Eren. “Was denn, ist doch so?” “Entschuldige meinen Partner. Was er sagen will ist, es ist echt hart dich von der Menge an Journalisten hervorzuheben. Aber ich bin sicher, wir sind ja alle noch jung, dass du das bestimmt hinbekommst. Ich meine, du bist jetzt an einer Exklusivstory dran.”, munterte Eren den Schwarzhaarigen wieder auf und lächelte. “Du bist der erste, der es von uns hört.” Marco lächelte wieder und schaute auf. Jean gab ein abfälliges Geräusch von sich, wie so oft schon an diesem Tag, und zog dann die Brauen hoch. “Wie auch immer, fangen wir an?” “Oh, ja, natürlich!” _____ “Ich danke wirklich, vielen, vielen Dank! Es ist vielleicht nicht die Story des Monats, aber für mich schon mal was besonderes!”, sagte Marco und schüttelte etwas überschwänglich sowohl Jeans wie auch Erens Hand. Sie begleiteten den Reporter zur Tür und lächelten freundlich. Für einen Moment nahm Marco den Hut um damit eine verabschiedende Geste zu machen und stieg schließlich in seinen Wagen. Es war ein älterer Buick Copé. Ein einfacher Zweitürer mit einer ekelhaften grünen Farbe. Jean räusperte sich bei dem Anblick, sparte sich aber einen Kommentar. Wenige Sekunden später wurde der Motor angelassen und Bodt ratterte förmlich davon. “Vielleicht sollten wir den Wagen Reiner melden, nur für den Fall, dass er einen Unfall baut. Gesund hörte sich das nicht an.”, seufzte daraufhin Eren und machte auf dem Absatz kehrt. Jean schmunzelte, da er so etwas nicht von seinem Partner erwartet hatte. Zurück im Department steuerten die beiden wieder ihr Büro an. Über das dunkle Holzparkett und vorbei an den Sekretärinnen, die hinter einer hüfthohen Abtrennung des Raumes auf ihren Schreibmaschinen tippten. Links vor der Treppe, die etwas um die Kurve ging in den nächsten Stock, befand sich der Empfang, die Rezeption. Dort meldeten sich meist die Bürger, wenn sie irgendetwas gesehen oder erlebt hatten. Auf dieser Etage befanden sich auch die Zellen, in welchen die Täter ihre Haft absaßen, bevor das Urteil gesprochen wurde. Das Erdgeschoss war somit größtenteils nur der Abteil für Papierkram der Sekretärinnen und der Stauraum. Im hinteren Bereich des Gebäudes gab es eine Verbindung zu einer Krankenstation. Dort wurden Opfer versorgt und gleichzeitig befragt. Auch war es der Ort gewesen, an welchem Jean sich seinen Verband abgeholt hatte. Im Untergeschoss konnte man die Toiletten und Duschen finden, wobei die selten jemand benutzte. Und so sah es auch unten aus. Düster, beklemmend und etwas feucht. Es war wie ein Keller. Eine Lampe hing von der Decke und beleuchtete nicht mal die Hälfte des Raumes. Darüber beschwerte sich allerdings niemand. Im ersten Stock fand man vor allem die Büros der Detektive, sowie das von Captain Levi Ackermann und jenes von Captain Erwin Smith. Sie teilten die Arbeit untereinander. Während Levi auf die Mordkommission und Sitte spezialisiert war, arbeitete Erwin mit der Brandstiftung, den Verkehrsdezernaten und der Streife. Ein Wasserspender blubberte etwas in der Ecke und ein Arbeitskollege saß auf einer der Bänke, die hier und da im Gebäude aufgestellt worden war. Zurück im Büro warf sich Jean sofort in seinen Stuhl, lehnte sich zurück und schaute aus dem Fenster. “Lief doch gar nicht so schlecht.”, meinte er daraufhin, da er diese Stille irgendwie nicht leiden konnte. Eren gab nur ein ‘hmh’ von sich und rieb sich über das Kinn. “Wie kommst du eigentlich darauf, dass er für den Job nicht gemacht sei?”, fragte er daraufhin und hob eine Augenbraue. Jean kippelte etwas nach hinten, soweit die Rollen es zuließen und er schaute an die Decke. “Der Typ hatte verdammte Sommersprossen.” Eren schnaubte auf. “Das heißt ja noch lange nichts.” “Doch, finde ich schon. Allein schon dieses permanente Grinsen. Entweder er wollte uns lediglich um den Finger wickeln und verwirren, oder er hatte bisher nur die fröhlichen Seiten der Zeitung. Wovon es nicht mal so viel gibt.” “Du bist ganz schön oberflächlich.”, stellte Eren fest, schüttelte allerdings nur den Kopf und wandte sich wieder an den Papierkram. “Und wenn schon, manchmal ganz gut für den Job.” Den Rest der Schicht über kam kein neuer Auftrag rein, sodass Eren und Jean seufzend aus dem grauen Gebäude traten. Die schwere Holzeingangstür schlug mit einem etwas lauten Knall zu und Jean griff sich in die Jackentasche, nachdem er diese angezogen hatte. Er fischte sein Feuerzeug und seine Zigarette hinaus, zündete diese an und drehte sich in Richtung Parkplatz. “Ey, hast du auch eine für mich?”, rief der kleinere Braunhaarige aus und nickte Jean zu. Für einen Moment zögerte Jean, wollte dann allerdings nicht wieder Ärger anfangen und reichte Eren die Packung, sowie das Feuerzeug. Auch er zündete sich diese an und pustete daraufhin den Rauch gen Himmel. Es war schon Nacht geworden und die Laternen flackerten etwas. Die Stadt wirkte nun grauer und liebloser als zuvor. Die Läden waren teilweise schon geschlossen und die Fenster mit Rollläden verdeckt worden, sodass man nicht einmal mehr reinschauen konnte. Lediglich das schwache Licht aus ein paar Restaurants strahlte durch deren Fenster und ließen die Umgebung etwas freundlicher erscheinen. Die Straßen waren wieder etwas leeren geworden. Hin und wieder hörte man das vertraute ‘pling’ einer Ampel, welche von Stop zu Go wechselte. Die beiden Detektive stiegen noch nicht sofort in den Wagen, sondern lehnten sich an die Umzäunung des Parkplatzes, beobachteten das Geschehen auf den Straßen und gaben sich dem Nikotin hin. Jean schloss für einen Moment die Augen und genoss die Töne der Stadt. Er konnte wirklich nicht nachvollziehen, weshalb manche sich beschwerten. Überall wo Menschen aufeinander trafen, war es gefährlich. Ob nun Trost oder eine andere Stadt. Dort wo es Menschen, Geld und Drogen gab, konnte man nichts anderes erwarten, als dass irgendwann jemand erdrosselt, erschlagen oder erschossen wurde. Nicht, dass es gut war, aber es war auch nicht sonderlich überraschend. “Ey, Kirschstein”, rief Eren ihn wieder zurück aus den Gedanken und drückte seine Zigarette auf dem Boden mit dem Schuh aus. “Noch Zeit was trinken zu gehen?” Jean rieb sich über den Nacken und atmete hörbar sowohl ein, wie auch aus. “Na, mich erwartet sowieso niemand. Wird sich Mikasa nicht wieder Sorgen machen?” “Ach, ich bin doch kein Kind mehr.”, lachte er etwas und ließ seine Fingerknochen knacken. “Ich hab von diesem neuen Jazzclub gehört. Green Pain, oder so was. Ist in der Nähe von der Stadtbibliothek. Man sollte sein Revier doch kennen, huh?” Jean schmunzelte. “Du musst mich nicht mehr überzeugen, du hattest mich schon bei ‘trinken’.” Auch Eren zeigte ein Schmunzeln und zog seine Jacke gerade, die sich etwas vom anlehnen zerknittert hatte. “Gut, du fährst.” “Ist ja auch mein Wagen.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)