Vergessen von BeyondElmo ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Wie lange wartete er jetzt schon hier? Eine Stunde? Zwei? Sein Zeitgefühl hatte ihn schon lange verlassen. Doch endlich sah er Scheinwerfer aufblitzen, jemand fuhr auf ihn zu. Eigentlich konnte es nur sein Bruder sein, wer sonst kam um diese Uhrzeit hier her? Tatsächlich hielt der Wagen bei ihm und im Innenraum ging Licht an. Die Person hinter dem Lenkrad erkannte der Schwarzhaarige sofort. Ohne zu zögern öffnete er die Beifahrertür, stieg ein und schloss sie wieder ohne ein einziges Wort zu sagen. „Wie oft willst du mich noch mitten in der Nacht anrufen, damit ich dich irgendwo abhole?“, fragte Itachi ihn, doch reagieren tat er darauf nicht. Stattdessen legte er den Sicherheitsgurt an, damit sie endlich von hier wegfuhren. „Du hattest versprochen, dich mit diesen Leuten nie wieder zu treffen.“, hielt Itachi ihm vor. Doch wieder zeigte Sasuke keine Reaktion. Itachi seufzte leise, ehe er das Licht im Innenraum ausschaltete und los fuhr. Die ganze Fahrt über redeten sie kein Wort mit einander. Als sie schließlich ankamen, folgte Sasuke seinem Bruder die Treppen hinauf bis zur Wohnung. Sie zogen ihre Schuhe aus und gingen rein. Ohne ein Wort ging Sasuke in sein Zimmer, schloss die Tür ab, lehnte sich an diese und glitt nach unten, bis er auf dem Boden saß. Die Beine zog er so nah wie möglich an seinen Körper, legte die Arme um sie und den Kopf auf die Knie. Er hatte es versucht. Wirklich versucht! Doch geschafft hatte er es nicht. Nur drei Tage nachdem er Itachi das letzte Mal versprochen hatte, sich nie wieder mit diesen Leuten zu treffen, war er erneut zu ihnen gefahren. Und es hatte geendet wie jedes Mal. Völlig fertig mit den Nerven rief er verzweifelt bei der einzigen Person an, die ihn noch nicht im Stich gelassen hatte. Aber wie lange würde Itachi noch zu ihm halten? Wann hätte auch er endgültig die Nase voll und würde ihn aus der Wohnung schmeißen, nie wieder etwas von ihm hören wollen? Gedanken wie diese waren es, die ihn letztendlich zu genau dem zu brachten, was ihn überhaupt erst in diese Lage gebracht hatte. Doch es ließ ihn vergessen. Zumindest einen Moment lang fühlte er sich gut, hatte keine Sorgen, keine Schuldgefühle, war einfach nur glücklich. Doch lange hielt es nie an und danach war alles nur noch schlimmer als zuvor. Lautes Klopfen an seine Tür riss ihn schließlich aus seinen Gedanken und etwas benommen stand er auf. Seine Beine fühlten sich etwas taub an, waren ihm eingeschlafen. Wie lange hatte er vor der Tür gesessen? Er wusste es nicht, öffnete die Tür. Grob packte Itachi ihn am Arm, zerrte ihn ins Wohnzimmer und schleuderte ihn unsanft in Richtung Sofa, auf welches er schließlich fiel. Er selbst setzte sich ihm gegenüber auf den Tisch und schaute ihn eindringlich an. „Wie lange soll das noch so weiter gehen, Sasuke?“ Der Jüngere schwieg. „Ich will dir nur helfen, Sasuke, aber dafür musst du mit mir reden. Wieso triffst du dich immer wieder mit diesen Leuten? Was erhoffst du dir von diesem Scheiß-Zeug?“ „… vergessen.“, antwortete er leise. Klang seine Stimme wirklich so kratzig? Zumindest fühlte sie sich so an. Kein Wunder, er hatte vier Tage lang nicht ein Wort gesprochen, kaum etwas gegessen oder getrunken. Itachi sah ihn an. Konnte er mit diesem einen Wort etwas anfangen? Reichte es ihm als Erklärung oder würde er ihn drängen, mehr zu erzählen? Darüber reden konnte er nicht. Hatte er nie. Wollte er nicht. Würde Itachi ihn zwingen? Würde er ihm das wirklich antun? Zumindest der Blick des Älteren wurde etwas sanfter. „Du willst es vergessen? Willst du dich denn gar nicht an die schönen Zeiten erinnern, die wir damals alle zusammen gehabt haben? Willst du die Ausflüge vergessen? Die vielen gemeinsamen Mittagessen? Die Witze und das Gelächter an den Abenden? Willst du das alles wirklich vergessen? Willst du wirklich vergessen, wie sehr sie dich geliebt haben, Sasuke?“ Warum? Warum tat er ihm das an? Dicke, heiße Tränen bahnten sich ihren Weg über die Wangen des jüngeren Uchiha, während Itachi zu ihm sprach. Warum musste er es ihm alles wieder ins Gedächtnis rufen? Er wollte doch nur vergessen… Sasuke spürte, wie das Polster sich bewegte, ehe er die Wärme spürte, die von Itachi ausging, als er ihn in den Arm nahm und an sich zog. „Ich vermisse sie auch.“, flüsterte er, „Aber sie würden nicht wollen, dass du dich so fertig machst. Niemand hätte es verhindern können, auch du nicht. Also gib dir nicht die Schuld an dem, was passiert ist. Lebe lieber so, wie sie es sich wünschen würden.“ Sasuke lehnte sich an Itachi. Er hörte, dass er redete, doch verstand die Worte nicht. Er ließ sich fallen, genoss die Wärme, bis es vor seinen Augen schwarz wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)