Home Sweet Home von Rabenkralle ================================================================================ Kapitel 6: Erste Kontaktaufnahme -------------------------------- Kapitel 6: Erste Kontaktaufnahme Natürlich kreuzte Matsuri am Abend auf, um ihrer Freundin Löcher in den Bauch zu fragen. „Wie hat Kairi auf ihn reagiert?“ „Gar nicht“, entgegnete Temari. „Sie hat die ganze Zeit geschlafen.“ „Und was hat Koutarou gesagt? War er begeistert?“ „Von Kairi? Oder was meinst du?“ „Unter anderem.“ „Es scheint ihn nicht zu stören, dass ich ein Kind hab“, sagte sie. „Aber sonst hätte er sich ja von vornherein nicht mit mir verabredet, denke ich mal.“ „Auch wieder wahr. Und weiter?“ „Wir haben uns sonst ganz gut unterhalten. Über Gott und die Welt, wie man so schön sagt.“ „Und das wäre?“ „Du bist auch gar nicht neugierig, was?“ Matsuri grinste. „Hauptsächlich haben wir uns über unsere Arbeit und unsere Familien unterhalten. Er hat zwei Schwestern – eine ältere und eine jüngere“ – zum Glück kein Bruder an den du dich heranmachen könntest, dachte sie – „einen vier Jahre alten Neffen … So ein Zeug halt. Alles nicht so interessant für dich.“ Sie zwinkerte ihr zu. „Keine Leichen im Keller?“ Ihre Freundin schien enttäuscht. „Hör bitte auf, diese schlechten Soaps zu gucken.“ „Hey, die können nichts dafür, wenn die Drehbuchautoren ständig zu viel Kraut geraucht haben.“ Temari rollte mit den Augen. „Wenn du nur über so einen Scheiß reden willst, kannst du dich auch verziehen.“ „Nö, meine Serie läuft gleich“ – sie griff nach der Fernbedienung – „Was dagegen? Mein Flimmerkasten ist gestern kaputt gegangen.“ „Nur zu. Dann hab ich wenigstens eine halbe Stunde meine Ruhe.“ Matsuri zog eine Grimasse. --- Aus einer halben Stunde wurden fast zwei, denn ihre Freundin und Kankurou quasselten sich noch über ihre Lieblingsserie den Mund fusselig, sinnierten über jeden Charakter – wenn irgendetwas an dieser Serie überhaupt einen Sinn hatte, da war sich Temari nicht ganz sicher – und lachten sich halb kaputt über die dümmsten Witze. Wie Fanboy und Fangirl eben, nur dass sie zudem auch noch wie ein altes Paar wirkten, das sich nach vielen Jahren wieder getroffen hatte. Sie brachte Kairi ins Bett und ging in die Küche, um sich selbst Abendbrot zu machen. „Wo hast du die kleine Maus denn gelassen?“ Matsuri lehnte am Türrahmen, mit dem breitesten Grinsen im Gesicht, das sie je bei ihr gesehen hatte. „Hast du schon mal auf die Uhr gesehen?“ „Schon neun? Wie die Zeit verfliegt …“ „Ihr habt euch wirklich angeregt unterhalten“, bemerkte Temari. „Ja, schön, wenn man sich mal mit jemandem so austauschen kann“, sagte sie. „Ich glaub, ich komm jetzt jeden Dienstagabend bei euch vorbei.“ „Von mir aus … Meinen Segen habt ihr.“ „Nur weil ich ein Gesprächsthema mit Kankurou gefunden habe, heißt das nicht, dass ich Gaara aufgebe.“ „Wie auch immer.“ Sie biss von ihrer Scheibe Brot ab und hielt inne. Die Wurst hatte genauso einen merkwürdigen Beigeschmack wie die Vorstellung, Matsuri irgendwann als Schwägerin zu haben. Aber da das ja ohnehin nicht eintrat … „Und wann triffst du dich wieder mit Koutarou?“, überbrückte ihre Freundin das Schweigen. „Freitagvormittag. Er hat dann nur einen halben Arbeitstag und Spätschicht“, antwortete Temari und lächelte unbewusst. „Na, hoffentlich verschläft Kairi nicht wieder das ganze Treffen.“ „Das hoffe ich auch.“ --- In den folgenden Nächten schlief sie einfach großartig. Auch wenn sie wie jeden Morgen seit fünfzehn Monaten alleine aufwachte, schien ihr dies nicht mehr so viel auszumachen. Nein, sie freute sich vielmehr auf das Treffen am Freitag. Und heute war es endlich so weit. Temari warf einen kurzen Blick ins Kinderbett, in dem ihre Tochter noch tief und fest schlief und sprang unter die Dusche. Anschließend warf sie sich in ihre schickste Kleidung – auch auf die Gefahr hin, dass Kairi sie mit ihrem Frühstück vollkotzte – und ließ die Haare offen, wie sie es tat, seit sie ihr Shinobidasein an den Nagel gehängt hatte. Mit ihrem Spiegelbild war sie sehr zufrieden – Matsuri wäre sicherlich anderer Meinung gewesen, aber was interessierte sie das schon? – und zur Perfektion fehlte nur noch eine Brise ihres Lieblingsparfüms – und ein sattes, zufriedenes Kind. Kairi trank ohne Proteste ihre Morgenmilch und ließ sich genauso widerstandslos die volle Windel wechseln und das lavendelfarbene Kleid anziehen, das Temari beim letzten Einkauf ergattert hatte. Nicht, dass sie sich sonst großartig über sie beschweren konnte, aber wenn es drauf ankam hatte sie wirklich das bravste Baby der Welt! --- Diesmal wartete Koutarou bereits auf sie. „Bin ich so spät dran?“, fragte Temari und lächelte. „Oder bist du einfach nur überpünktlich?“ Er erwiderte ihr Grinsen, ging in die Hocke und hielt Kairi zur Begrüßung die Hand hin. „Guten Morgen, junge Dame, heute doch mal wach?“, flachste er. Das kleine Mädchen griff nach seinen Fingern, als wollte sie sie schütteln, dann lachte sie. „Erste Kontaktaufnahme geglückt!“, stellte Temari erleichtert fest. „Und was hast du für heute geplant?“ „Was hältst du ganz langweilig von frühstücken und spazieren gehen?“ „Klingt großartig und überhaupt nicht langweilig.“ „Tatsächlich?“ Sie schenkte ihm ein Lächeln. --- „Sie ist wohl eine gute Esserin?!“ Koutarou schaute Kairi dabei zu, wie sie vergnügt das sechste Stück Brötcheninneres in kurzer Zeit verdrückte. „Na ja, es könnte besser sein. Brei bekommt sie erst zweimal am Tag und den am Abend verweigert sie auch gerne mal“, sagte Temari schulterzuckend. „Aber solange es ihr gut geht, mache ich mir da keinen Stress.“ „Vielleicht ist sie nicht so der Breityp?! Mein Neffe mochte Fingerfood viel lieber und hat meine Schwester halbwegs in den Wahnsinn getrieben, weil sie sich unbedingt an die Richtlinien halten wollte.“ „Mich nerven diese Richtlinien manchmal ganz schön. Oder dieses ewige Vergleichen. Was, dein Baby ist neun Monate alt und krabbelt noch nicht? Meine kann schon stehen!“ – sie machte eine genervte Miene – „Man kann eben nicht alle Babys in eine Schublade stecken. Jedes Kind entwickelt sich in seinem Tempo.“ „Du und meine Schwester werdet dann sicher keine Freunde“, bemerkte er, ein wenig belustigt. Sie zuckte die Achseln. „Es reicht doch, wenn wir uns verstehen, oder?“ „Von mir aus schon“, stimmte er zu und lachte. --- Nach dem Frühstück machten sie einen Abstecher zum Gewächshaus. Sie setzten sich ins Gras und Temari schaute glücklich dabei zu, wie Koutarou mit Kairi spielte – er stellte unermüdlich den Turm aus Plüschwürfeln wieder auf, den das Mädchen mit großer Begeisterung jedes Mal zum Einsturz brachte. Glücklich … Das beschrieb ihren momentanen Gemütszustand schon sehr genau. Anders konnte sie sich auch gar nicht fühlen, wenn sie sah, wie gut sich ihre Tochter mit ihrem potenziellen Stiefvater verstand. Plötzlich wurden ihre Glücksgefühle überschattet. Wieder einmal dachte sie an Shikamaru und fluchte innerlich, dass er nicht an Koutarous Stelle war. Genauso schnell hasste sie sich für diesen Gedanken, hasste Shikamaru, dass er sie so im Stich gelassen hatte. Ruhig bleiben, Temari, schalt sie sich. Die Vergangenheit ist vorbei, jetzt schau in die Zukunft! Du bist sonst schließlich auch nicht so eine Pessimistin. Sie dankte ihrem Gewissen. Schwarzsehen war an diesem wundervollen Tag völlig fehl am Platz. --- „Du hast wirklich ein aufgewecktes Kind“, sagte Koutarou, „Sorgt sie bei dir zu Hause auch immer für so viel Trubel?“ „Na ja, ich finde Kairi ziemlich pflegeleicht. Aber mein Bruder nimmt mir auch viel Arbeit ab, was sie betrifft.“ „Er scheint ein richtiger Glücksfall zu sein, was?“ „Ja, ich denke, das kann man so sagen.“ Kankurou war tatsächlich ein Goldstück. Vielleicht sollte sie seine Unterstützung mehr würdigen ... Willkommen zurück, schlechtes Gewissen! „Ich glaube, ich meld mich für heute krank!“ Koutarou schnaufte und sank ins Gras. „Was verausgabst du dich auch so?“, flachste Temari. „Dabei müsstest du durch deinen Job doch belastbar sein!“ „Falsch gedacht“, bemerkte er amüsiert. „Ein Kind eine Stunde beschäftigen ist wohl härter als jede Arbeit.“ Sie lächelte. „Immerhin hat sich’s gelohnt.“ Kairi lag alle Viere von sich gestreckt neben ihrem neuen Spielkameraden und gähnte. Temari nahm ihre Tochter auf den Arm und wiegte sie sanft hin und her. Als das Mädchen nach wenigen Minuten eingeschlafen war, legte sie sie vorsichtig in den Buggy. „Jetzt hab ich mindestens für die nächsten zwei Stunden Ruhe”, meinte sie und schaute Koutarou anerkennend an. „Du gibst wirklich einen prima Babysitter ab.“ „Komisch, dass mir meine Schwester das noch nicht gesagt hat, obwohl sie mir Souta so oft aufs Auge drückt.“ „Ich finde es großartig, dass Kairi dich so mag“, fuhr Temari fort. „Ehrlich gesagt, hab ich das Schlimmste befürchtet. Normalerweise ist sie Fremden gegenüber nicht so aufgeschlossen.“ „Glück für mich!“, sagte Koutarou. „Du meinst wohl eher für mich!“ Beide mussten lachen. --- Kankurou pfefferte seinen Rucksack in die Ecke und warf sich auf die Couch. „Mann, das war vielleicht ’n Tag!“, stöhnte er. „Bist du mal wieder beim Wachdienst eingeschlafen und hast einen Rüffel von Baki-sensei kassiert?“, stichelte Temari mit einem ungewöhnlichen Grinsen auf den Lippen. „Nein, ich darf für die nächsten zwei Wochen die persönliche Eskorte für diese Kurotsuchi spielen. Du weißt schon, die Enkelin des Tsuchikage, die Göre mit der großen Klappe!“ „Klingt nach Spaß.“ Sie lächelte noch breiter. „Sehr lustig, wirklich“, grummelte ihr Bruder. „Willst du mir erst von deinem Tag erzählen, bevor du dieses Grinsen nie wieder los wirst?“ „Wenn du drauf bestehst …“ Temari setzte sich mit Schwung zu ihm. Sie sah dabei wie ein überglücklicher Teenager aus, der soeben seinen ersten Kuss bekommen hatte, was ein wirklich ungewöhnlicher Anblick war. Zumindest konnte Kankurou sich nicht erinnern, dass er seine Schwester jemals so mädchenhaft erlebt hatte. „Ich hab mich heute wieder mit Koutarou getroffen und Kairi mitgenommen – und sie war total begeistert von ihm!“ „Und du offensichtlich auch“, bemerkte ihr Bruder mit einem Schmunzeln. Temari errötete ein wenig – wieder etwas, das völlig untypisch für sie war – und sagte: „Das kann ich so stehen lassen. Ich glaube, ich bin ein klitzekleines Bisschen verknallt!“ Kankurou starrte sie ungläubig an. „Wiederholst du das noch mal für mich?“, fragte er, nur um ganz sicher zu gehen. „Du hast schon richtig gehört: Es gibt wahrscheinlich wieder einen Mann im Leben deiner Schwester“ – ihr Blick huschte zu Kairi – „und somit einen potentiellen Stiefvater für deine Nichte.“ „Ich freue mich schon für dich, aber kommt das jetzt nicht ziemlich plötzlich?“ „Ich weiß, normalerweise ist das nicht meine Art, aber bei Koutarou …“ Sie legte eine kurze Pause ein, als suchte sie die passenden Worte, und setzte nach: „Weißt du, ich hab bei ihm einfach ein gutes Gefühl! Ich hab keine Ahnung warum, es ist einfach so.“ Nun machte sich in Kankurous Gesicht ein Grinsen breit. „Mein Schwesterherz ist verknallt! Dass ich das noch erleben darf …“ Er klopfte ihr auf die Schulter. „Wann stellst du ihn mir vor?“ „Alles zu seiner Zeit. Ich will ihn ja nicht verschrecken!“ Sie lachte. „Und freust du dich auf deine Aufgabe? Ist mal was anderes, als den ganzen Tag nur blöd in die Wüste zu starren.“ „Mein Job hat oberste Priorität, auch in Zeiten des Friedens“, sagte er, als wollte er sie belehren. „Aber eine nette Abwechslung ist es allemal.“ „Dann mach’s dir mit Kurotsuchi aber nicht zu nett.“ „Keine Bange“, sagte Kankurou selbstsicher, „ich mach garantiert nicht denselben Fehler wie du!“ Temaris Lächeln erstarb. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)