Kapitel 8 - Confused Heart.
Ein kalter Windzug fuhr durch das dunkle Haar des stillen Betrachters, der nur in einem schwarzen Yukata gekleidet, auf einem steinernen Balkon stand und den herbstlichen Wald betrachtete. „Kannst du nicht mehr schlafen, Liebster?“, murmelte eine heisere Stimme plötzlich hinter ihm und Arme schlangen sich um seinen Bauch. „Nein, ich muss immerzu an meinen Clan denken…“, erwiderte der Schwarzhaarige ruhig und lehnte sich leicht gegen seinen Verlobten.
„Wir werden Frieden schaffen, Sasuke…“ Naruto rieb seine Nase am Nacken des Samurai und atmete genüsslich dessen Duft ein. „Ja, mein süßer Vampir. Ich glaube fest daran, dass wir die anderen überzeugen können. Immerhin müssen sie endlich die Wahrheit erfahren, dann-…“ die Szene begann zu verwackeln. Ein Rauschen übertönte alles und Dunkelheit umfing den Uchiha.
Keuchend fuhr Sasuke in die Höhe. Zitternd blickte er auf seine Hände hinab, die immer wieder verschwammen. Langsam klärten sich seine Gedanken, doch sein Traum wurde immer undeutlicher. Da war wieder dieser Geruch, ein amüsiertes Glucksen hallte in seinen Ohren wieder und er konnte noch die Wärme des anderen an seinem Rücken spüren.
Das war Naruto gewesen. Doch, schon begann die Erinnerung langsam zu verblassen und zurück blieb nur ein bebender Sasuke, der nicht verstand, was mit ihm geschah. Da waren ständig diese Träume, an die er sich nie erinnerte. Es schien, als wolle sein Herz ihm etwas mitteilen, denn es klopfte wie wild in seiner Brust.
„Was soll das…“, murmelte der Uchiha in das Dunkel seines Zimmers. Schmerz überrollte ihn plötzlich mit einer Heftigkeit, die ihm die Luft aus den Lungen trieb. Eine verzerrte Stimme flüstere seinen Namen, in seinen Ohren rauschte unangenehm laut sein Blut und er konnte das Zittern seines Körpers nicht mehr kontrollieren. Gequält presste er einen wimmernden Laut über seine Lippen.
Naruto. Das Bild des gebürtigen Vampirs erschien vor seinem inneren Auge. Er lächelte Sasuke an, sagte etwas. Langsam hörte der Schmerz auf, doch das Bild blieb. „Wir werden Frieden schaffen, Sasuke!“, rief der Prinz freudig aus, denn endlich konnte der Schwarzhaarige ihn hören.
Der Uchiha konnte eine kühle Brise durch seine Haare streichen spüren, obwohl seine Fenster geschlossen waren. „Wir schaffen das gemeinsam, Naruto.“Hörte er sich selbst sagen. Erstarrt blickte Sasuke gen Decke, als immer mehr Bilder seinen Verstand heimsuchten. Ein lachender Naruto. Ein prächtiger Palast und Konoha, das so anders aussah.
„Heirate mich, Uchiha Sasuke.“ Naruto klang unsicher und ängstlich, doch sein Ton hätte nicht wärmer sein können. Der Uchiha sah sich selbst lächeln, ehe er den Blonden hochzog und ihn innig küsste. „Ja, sehr gerne, mein süßer Vampir.“ Purzelten die glücklichen Worte aus seinem Mund hervor. Er und diese Bilder wurden eins, sah sich selbst dem Prinzen gegenüber stehen, der ihn umsprang und ihn küsste.
Dann verschwamm alles und der Schwarzhaarige spürte, dass er auf kaltem Grund lag. Schnee fiel herab. Er roch Blut. Immer kälter wurden seine Fingerspitzen und immer tauber sein Körper. Sasuke starb. Panisch versuchte der Uchiha sich aus diesen Bildern zurück zu ziehen, doch er kam nicht frei. Sein Atem stockte, setze aus.
Mit aufgerissenen Augen fuhr Sasuke das zweite Mal in dieser Nacht in die Höhe. Er war gerade gestorben. Sein Herz schlug viel zu schnell in seiner Brust und sein Körper bebte vor Anspannung. Er verstand diese Bilder nicht, die er gesehen hatte. Warum war er mit dem Prinzen der Vampire liiert gewesen? Warum fühlte er sich nun so leer und einsam?
Tränen brannten plötzlich in seinen Augenwinkeln. Was geschah hier mit ihm? Sasuke hatte das Gefühl, sich selbst zu verlieren. Er vergrub das Gesicht in seinen Händen und konnte die Tränen nicht mehr länger zurück halten. Unaufhaltsam quollen sie aus seinen Obsidianen hervor.
„Weine nicht, Mensch. Du bist dabei, dich zu erinnern. Kein Grund, Tränen zu vergießen.“ Amüsierte sich plötzlich jemand rechts von ihm. Sofort schoss der Krieger in die Höhe und griff nach dem Dolch, der unter seinem Kopfkissen lag. Er sah orangene Augen aufblitzen und schleuderte die Waffe blitzschnell von sich, genau in die Richtung der leuchtenden Iriden. „Wie niedlich.“, wisperte der Unbekannte nur. „Du kannst mich nicht mit einem simplen Dolch töten, törichter Uchiha.“ Ein Seufzen, ehe plötzlich flackerndes Feuer den Raum erhellte.
Die Feuerkugel schwebte über dem Kopf eines grinsenden Mannes, dessen orange leuchtende Seelenspiegel ein schelmisches Funkeln enthielten. Sein langes rotes Haar war glatt und zu einem Flechtzopf geflochten, der über seiner Schulter ruhte. Ein kostbar aussehender Yukata in dunkelgrün umschlang den sehnigen, leicht muskulösen Körper des Fremden und rote schräge Ponyfransen brachten sein jugendlich wirkendes Gesicht zur Geltung.
Gehetzt sprang der Uchiha auf und griff nach seinem Schwert. Wer auch immer der Eindringling war, er war nicht menschlich! „Das wird dir auch nichts nutzen. Wenn ich dich töten wollte, wärst du schon längst tot.“ Ein Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Rothaarigen, ehe er auf Sasuke zuging und seine Nägel kurz kritisch musterte.
„Wer bist du? Wie bist du hier rein gekommen?“, hauchte der Schwarzäugige und wich verzweifelt bis an die Wand zurück. Seufzend blieb der Übernatürliche stehen und verdrehte dann die Augen. „Was für bescheuerte Fragen! Aber ich vergaß, ihr Menschen habt uns vergessen.“ Der Fremde ließ sich im Schneidersitz auf dem Bett des Schwarzhaarigen nieder und begann süffisant zu grinsen.
„Nun, es war einfach hierher zu kommen. Zeit und Raum bedeuten mir nichts. Ich kann überall hin. Hierhin, dorthin, zu jeder Zeit, die ich erreiche möchte. Eure Gesetze betreffen mich nicht, da ich nicht von dieser Welt bin.“, meinte er dann und betrachtete zufrieden grinsend die Reaktion des Uchiha, was aus einem aufreißen der Augen bestand.
„Nicht von dieser Welt?“, flüsterte Sasuke fast schon tonlos. „Mein Name lautet Kurama, ich bin der neunte Dämon der neun Wächter des Tores in die Welt der Dunkelheit. Meiner Heimat. Ich und meine Mitwächter wachen hier über die Menschen und schützen euch vor etwaigen Besuchern aus unserer Welt. Wir sind sozusagen Verräter an der eigenen Rasse.“ Der Rothaarige lehnte sich etwas zurück und er schien nachdenklich.
„Du bist ein Dämon?“, wiederholte der Uchiha ängstlich, hoffte, sich verhört zu haben. „Ja, das bin ich. Wir waren mal Freunde, Sasuke. Nun, das ist allerdings eine andere Geschichte. Nun bin ich hier, um dir die Wahrheit über die Entstehung der gewandelten Vampire zu erzählen und dir zu helfen. Wenn du die Erinnerungen nicht bald zulässt und deinem Herzen erlaubst, zu akzeptieren, dann stirbst du.“, fuhr Kurama ungerührt und ernst fort. Flink erhob er sich und rote Flammen begannen den Dämon zu umwirbeln.
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