Gestaltenwandler von kleines-sama (DoflamingoxCrocodile (AU)) ================================================================================ Prolog: Part I: Verloren und gefunden ------------------------------------- Crocodile blickte sich verzagt um. Er war in den naheliegenden Wald geflüchtet, weil er gehofft hatte, hier recht schnell einen Unterschlupf für die Nacht finden zu können, doch leider wurden seine Hoffnungen bitter enttäuscht. Er suchte nun schon seit mehreren Stunden nach einem geeigneten Versteck und war währenddessen immer tiefer in den Wald vorgedrungen. Emsig hatte er auf seinem Weg jede große Baumwurzel und jede kleine Höhle erkundet, doch musste zu seinen Ungunsten feststellen, dass alle potenziellen Verstecke bereits von Tieren oder anderen Gestaltenwandlern bewohnt wurden, mit denen er sich lieber nicht anlegen wollte. Nicht zum ersten Mal in seinem Leben verfluchte Crocodile, dass er nicht mit einem stärkeren Tiergeist versehen worden war. Tatsächlich nahm er, wenn er sich verwandelte (was nur recht selten geschah), die Gestalt einer schwarzen Katze an. Keiner anmutigen Raubkatze wie einem Tiger oder Löwen, sondern die einer ganz gewöhnlichen, nicht einmal besonders großen Hauskatze mit schwarzem Fell. Das mickerige und wenig Eindruck schindende Äußere seines Tiergeistes war der Hauptgrund, wieso Crocodile sich zumeist für seine menschliche Gestalt entschied. Zwar lugte ein langer Schwanz hinten aus seiner Jeanshose hervor und anstatt menschlicher Ohren besaß er zwei schwarze Katzenohren, doch Crocodile hoffte, dass man ihn darum für einen Panther oder ähnlich Exotisches halten würde. Auf die Idee, dass die Tiergestalt eines solch großen und unerschrocken wirkenden Mannes bloß eine kleine Hauskatze war, würde hoffentlich niemand kommen. Crocodile blieb einen Moment lang stehen und warf einen unwilligen Blick nach oben zum Himmel. Noch war die Nacht nicht über ihn hereingebrochen, doch er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Es begann bereits zu dämmern. Zwar kannte Crocodile sich mit den genauen Begebenheiten nicht aus, doch er ahnte, dass nachts in diesem Wald die Jagd beginnen würde. Und er selbst stellte unglücklicherweise eine ausnehmend leichte Beute dar. Nicht bloß wegen der heftigen Verletzung in seinem Gesicht, sondern allein schon, weil seine potenziellen Feinde viel schneller, stärker und erfahrener waren als er. Crocodile war es gewohnt, pünktlich um sechs Uhr abends gefüttert zu werden, und nachts in einem Haus zu schlafen, dessen Fenster und Türen alle sorgsam abgeschlossen wurden. Er kannte es nicht, um sein Überleben kämpfen oder rennen zu müssen. Er musste um jeden Preis ein Versteck finden; inzwischen war er viel zu weit in das Herz des Waldes vorgedrungen, um in die Stadt zurückzukehren und dort sein Glück zu versuchen. Bevor Crocodile weiterschlich, benetzte er die Innenfläche seiner rechten Hand mit Speichel und wischte damit anschließend über die Verletzung in seinem Gesicht. Er bemühte sich darum, die frische Fleischwunde möglichst sauber zu halten, doch er befürchtete, dass ihm dies nur mäßig gelang. Er benötigte dringend einen Unterschlupf! Einen sicheren Ort, an dem er sich eine Weile lang ausruhen und seine Wunden versorgen konnte. Angespannt setzte Crocodile seine Suche fort. Doflamingo grinste breit und und warf einen überaus zufriedenen Blick auf den Körper des ausgewachsenen Rehs, das er eben erbeutet hatte. Obwohl Doflamingo (in der Gestalt seines Tiergeistes) ein schneller und kräftiger Wolf war, hatte die Jagd lange gedauert. Er hatte dem Reh absichtlich immer wieder die Möglichkeit gegeben, einen Vorsprung zu gewinnen, um ihm nicht die Hoffnung zu nehmen und es zum Weiterlaufen anzuspornen. Am Ende war es schließlich vor Erschöpfung zusammengebrochen und das spaßige Spiel war vorbei gewesen. Doflamingo beschloss nach kurzer Überlegung, einen Teil seiner Beute jetzt zu verzehren (das lange Laufen hatte ihn doch angestrengt) und einen weiteren Teil mit in seine Höhle zu nehmen und dort zu lagern. Er war ein erfahrener Waldbewohner und für ihn reichte ein Blick gen Himmel aus, um zu wissen, dass heute Abend ein heftiges Unwetter aufziehen würde. Da war es besser, Fleisch vorrätig zu haben für den Fall, dass der Sturm sich lang hielt und er aus Witterungsgründen eine Zeit lang nicht zum Jagen kommen würde. Doflamingo packte das erlegte Reh mit seinem Maul und machte sich auf den Weg zurück zu seiner Höhle, die nicht allzu weit entfernt war. Er war beinahe schon am Eingang seiner Behausung angekommen, als ihm plötzlich ein seltsamer Geruch in die Nase stieg. Irritiert zog Doflamingo die Augenbrauen zusammen. Es roch sehr deutlich nach Mensch und ein klein wenig nach Katze. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn er diesen Duft draußen in der Stadt wahrgenommen hätte, doch hier inmitten des Waldes überraschte er ihn. Doflamingo zögerte einen kurzen Moment lang, ehe er sich dazu entschied, seiner Neugierde nachzugeben und nachzusehen, wer sich in seinem Revier herumtrieb. Wahrscheinlich handelte es sich sowieso bloß um einen Wanderer, der von seinem Weg abgekommen war und sich im Wald verirrt hatte, doch es war klüger, nachzuschauen. Also setzte Doflamingo -noch immer in der Gestalt eines großen Wolfes und mit den Resten des erbeuteten Rehs im Maul- zur Verfolgung des Eindringlings an. Da er nicht vorhatte, zu kämpfen oder zu töten, hielt er es auch nicht für nötig, seine Beute vorher in seiner Höhle in Sicherheit zu bringen. Es dauerte nicht lange, bis Doflamingo die Ursache des untypischen Geruchs ausgemacht hatte. Zuerst glaubte er, tatsächlich einen verirrten Wanderer gefunden zu haben, ehe ihm der lange Schwanz auffiel; auf den zweiten Blick erkannte er außerdem zwei schwarze Fellohren. Irgendeine Art Katze, stellte Doflamingo verwundert fest, während er sich näher an den anderen Gestaltenwandler heranwagte. Eine Katze, die ganz fürchterlich nach Mensch stank. Doflamingo wusste nicht so recht, was er von seinem Fund halten sollte. Er war hier im Wald bisher nur selten auf Gestaltenwandler mit einer Katze als Tiergeist gestoßen. Zwar gab es hier mehrere Luchse und Wildkatzen, doch die wagten sich nicht seine Nähe. Und überhaupt hatten weder Luchse noch Wildkatzen schwarzes Fell. Von Neugier gepackt pirschte sich Doflamingo noch ein Stück näher an das fremde Wesen heran. Und auch wenn er nicht unbedingt ein Talent im Anschleichen war (Doflamingo war ein Hetzjäger) und außerdem die Hälfte des toten Rehs, die er noch immer im Maul trug, vermeidbaren Lärm verursachte, schien ihn der andere Gestaltenwandler seltsamerweise nicht zu bemerken. Es handelte sich um jungen Mann mit dunklem Haar und blasser Haut, stellte Doflamingo interessiert fest. Er trug menschliche Kleidung, genauer gesagt eine Bluejeans und ein dunkles Hemd. Schuhe hatte er allerdings, wie die meisten Gestaltenwandler, nicht an den Füßen. Der Kater stand mit dem Rücken zu ihm. Fasziniert beobachtete Doflamingo, wie dieser nun mit der Zunge über die Innenfläche seiner rechten Hand leckte und sich anschließend den Speichel ins Gesicht wischte. Da er wusste, dass sich Katzen auf diese Weise säuberten, kam ihm diese Verhaltensweise nicht seltsam vor, auch wenn er sie selbst nicht praktizierte. Doflamingo schlich nach rechts hinüber, weil er einen besseren Blick auf das Gesicht des Fremdlings bekommen wollte. Er war nicht von Misstrauen oder Angst erfüllt, sondern handelte aus reiner Neugierde heraus. Er konnte es selbst nicht ganz erklären, doch irgendetwas an diesem Kater zog ihn geradezu magisch an. Ein solches Verlangen war Doflamingo nicht fremd: Er liebte neue und extravagante Dinge und besaß insgesamt ein sehr ungezügeltes Wesen. Leider hatte er großes Pech: Doflamingo hätten nur noch wenige Meter gefehlt, um einen Blick auf das Gesicht des Fremdlings werfen zu können, doch just in diesem Augenblick war er geistesabwesend genug gewesen, um auf einen morschen Ast zu treten. Und auch wenn die Sinne des Katers nicht sonderlich gut ausgeprägt zu sein schienen, reichte dieses Geräusch aus, um ihn aufzuschrecken. Völlig entsetzt wandte sich der junge Mann zu ihm um. Seine bernsteinfarbenen Augen weiteten sich in absolutem Horror, als er den großen Wolf mit dem blutverschmierten Maul nur wenige Meter von ihm entfernt sah. Doflamingo hatte kaum genug Zeit, um das hübsche Gesicht, das allerdings von einer schmalen und quer verlaufenden Wunde entstellt wurde, zu mustern, ehe der Kater panisch die Flucht ergriff. Doflamingo hätte ihm folgen können, doch er tat es nicht. Er war viel zu gedankenverloren, denn aus irgendeinem Grund bekam er das Bild des so hübschen, doch verletzten Gesichts nicht mehr aus seinem Kopf heraus. Wenn Doflamingo ehrlich war, dann tat es ihm beinahe schon leid, dass er den Kater so heftig erschreckt hatte. Das war nicht seine Absicht gewesen. Er hatte ihn sich nur einmal ansehen wollen. Völlig erschöpft brach Crocodile zusammen. Er war so schnell und weit gelaufen, wie ihn seine menschlichen Beine tragen konnten, doch nun hatte er einfach keinen Atem mehr übrig. Fahrig sah er sich um, doch der furchteinflößende Wolf war glücklicherweise nirgendwo zu sehen. Dieser Umstand beruhigte Crocodile ein wenig, auch wenn er sich dessen bewusst war, dass dies noch lange nicht seine Sicherheit garantierte. Schließlich war das Raubtier eben, ohne dass er es bemerkt hätte, bis auf wenige Meter an ihn herangeschlichen. Crocodile schämte sich selbst angesichts seiner ganz verkümmerten Instinkte. Natürlich hatten die vielen Jahre, die er in der Stadt als Hauskatze gelebt hatte, ihre Spuren hinterlassen, doch trotzdem war er davon überzeugt gewesen, dass er wenigstens ein Tier in seiner unmittelbaren Nähe hätte ausmachen müssen. Aber anscheinend waren seine Sinne noch deutlich schlechter ausgebildet als er es jemals für möglich gehalten hätte. Während Crocodile sich von seiner hetzerischen Flucht erholte, sah er sich um. Er war einfach losgelaufen, ohne zu überlegen. Nun hatte er sich völlig verirrt. Und zu allem Übel brach jetzt auch die Nacht über ihn herein, und sie brachte klirrende Kälte und heftigen Regen mit sich. Crocodile seufzte verzweifelt auf und benetzte erneut seine rechten Hand mit Speichel, um sie über sein verletztes Gesicht zu wischen. Inzwischen begann die Fleischwunde zu jucken, was alles andere als ein gutes Zeichen war. Er hoffte bloß, dass sie sich nicht entzünden würde. Nachdem Crocodile sich um die Verletzung in seinem Gesicht gekümmert hatte, säuberte er außerdem die weiteren, glücklicherweise eher kleinen Schrammen, die er sich während seiner halsbrecherischen Flucht zugezogen hatte. Mehr als einmal war er mit seiner unpraktischen Kleidung an Dornenbüschen und anderen Sträuchern hängengeblieben, hatte sich jedoch hektisch und ohne Rücksicht auf Verluste gleich wieder befreit. Er hatte nur panisch daran gedacht, dem ungeheuren Wolf zu entkommen. Nachdem er sich wieder einigermaßen erholt und provisorisch seine Verletzungen versorgt hatte, setzte Crocodile seine Suche nach einem Unterschlupf fort. Seine Hoffnungen, für diese Nacht noch ein Versteck zu finden, waren gering, doch bei dem heftigen Unwetter, das aufzog, blieb ihm nichts anderes übrig als weiterzumachen. Einen Sturm mitten im Herz des Waldes würde er ohne einen Unterschlupf nicht überleben, dachte Crocodile resigniert, nicht bei Nacht, ohne Nahrung und ohne die Möglichkeit, seine Wunden angemessen zu pflegen. Das Gewitter wurde sogar noch heftiger als Doflamingo, der sehr gute Sinne besaß, es vorausgesagt hatte. Er hatte seine menschliche Gestalt angenommen und hielt sich im Eingang seiner trockenen und gemütlichen Höhle auf. Unerschrocken beobachtete er den Regen, der in dicken Tropfen vom Himmel fiel; gelegentlich war ein hell leuchtender Blitz zu sehen. Die Reste des ausgewachsenen Rehs, das er erlegt hatte, waren sicher im hinteren Bereich der Höhle gelagert. Noch immer ging Doflamingo seine Begegnung mit dem fremden Kater nicht aus dem Kopf. Er stellte viele Überlegungen an, doch konnte sich noch immer nicht erklären, was den anderen Gestaltenwandler hierher inmitten des Waldes verschlagen haben könnte. Er hatte sehr stark nach Mensch gerochen, was darauf hindeute, dass er aus der Stadt kam. Ob es sich wohl um einen schwarzen Panther handelte, der aus einem Zoo ausgebrochen war? Doflamingo verzog unmerklich den Mund, als er an diesen fürchterlichen Ort dachte. Menschen waren wirklich abscheuliche Lebewesen: Sperrten Gestaltenwandler in Käfige ein, um sie Schaulustigen zu präsentieren, oder hielten sie sich als Haustiere, was auch nicht viel besser war. Doflamingo war sehr froh darüber, als Wolf in der freien Natur leben zu dürfen; hier hatte er seine Freiräume, konnte jagen und seinen Trieben folgen. Ein Leben in Gefangenschaft würde ihn furchtbar langweilen. Unweigerlich fragte sich Doflamingo, woher wohl die Verletzung, die der Kater im Gesicht gehabt hatte, stammen mochte. Zwar hatte er nur einen kurzen Blick darauf werfen können, doch Doflamingo war erfahren genug, um zu erkennen, dass es sich um eine zwar sehr schmale, doch tiefe Fleischwunde handelte. Ob er von irgendwelchen Menschen aus der Stadt verletzt worden war? Vielleicht hatte er sich auch mit einem wilden Tier oder einen anderen Gestaltenwandler angelegt? Wie auch immer, dachte Doflamingo geknickt und ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen, verletzt und unerfahren wie er war, würde er bei diesem fürchterlichen Sturm wohl kaum überleben. Schade drum, fügte er stumm hinzu, während er sich die bernsteinfarbenen Augen des fremden Mannes ins Gedächtnis rief. Er hatte ihm ausgenommen gut gefallen. Und zwar nicht nur, weil es recht lange her war seit er das letzte Mal Sex gehabt hatte. Doflamingo nahm es, wie die meisten Gestaltenwandler, mit dem Geschlecht seines Sexpartners nicht so genau. Er mochte sowohl Frauen als auch Männer. Da griff bei ihnen wohl die animalische Komponente durch, denn er wusste, das Menschen zumeist monogame und vor allem heterosexuellen Beziehungen pflegten. Unter den Gestaltenwandlern gab es jedoch, so wie bei den Tieren, eine sehr hohe Zahl an Bisexuellen und Homosexuellen. Allerdings musste Doflamingo zugeben, dass er selbst einen Sonderfall darstellte insofern, dass er auch Sex mit Gestaltenwandlern hatte, die einen anderen Tiergeist als er selbst besaßen. Unter Gestaltenwandlern war es nämlich üblich, bei der eigenen Art zu bleiben; Ausnahmen gab es zwar, doch sie kamen relativ selten vor. Doflamingo seufzte ergeben und entschied sich schließlich dazu, seine Höhle zu verlassen und Ausschau zu halten nach dem Kater, der ihm einfach nicht mehr aus den Kopf gehen wollte. Er wusste ja doch, dass er es bereuen würde, wenn er nicht herausfand, was mit dem Gestaltenwandler, den er heute getroffen hatte, geschehen war. Und außerdem hoffte er, ehrlich gesagt, dass sich vielleicht eine Möglichkeit zum Sex ergeben würde. Immerhin war es doch ein paar Wochen her, seit er das letzte Mal seine Triebe ausgelebt hatte. Hier im Wald war es nämlich nicht unbedingt einfach, einen passenden Sexualpartner zu finden. Außerdem hatte er echtes Gefallen an dem fremden und so unfassbar interessanten Kater gefunden. So oder so würde er also eine unterhaltsame Abwechslung in seinen in letzter Zeit recht tristen Alltag bringen. Mit jeder Minute, die verging, wurde das Unwetter schlimmer. Inzwischen war Crocodiles Kleidung komplett durchnässt, die große Wunde in seinem Gesicht sowie die vielen kleinen Schrammen an seinem Körper schmerzten und juckten, weil Dreck hineingeriet, und außerdem fror er unerbittlich. Da er noch immer kein vernünftiges Versteck gefunden hatte, war er dem Sturm hilflos ausgeliefert. Verzweifelt hielt Crocodile Ausschau, während er im Wald schutzlos umherstreifte. Er hasste Wasser; er wusste, das alle Katzen Wasser hassten, doch er hasste es ganz besonders. Irgendwann entdeckte Crocodile ein paar hohe Brombeersträucher, unter denen sich ein schmaler Hohlraum bildete. Als ein heftiger Blitz den Nachthimmel erleuchtete, kroch er in Ermangelung eines besseren Unterschlups rasch hinein. Auch wenn er heute bereits mehr als genug unangenehme Erfahrungen mit Dornen gemacht hatte und der kleine Hohlraum ihn nicht sonderlich gut verbarg, war es besser als nichts; zumindest war der erdige Waldboden trocken. Während Crocodile in seinem provisorischen Versteck Schutz suchte, wanderten seine Gedanken zu dem großen Wolf hinüber, dem er heute begegnet war. Er konnte von Glück sprechen, dass er diesem furchteinflößendes Ungeheuer entkommen war. Eigentlich war Crocodile zwar keine sonderlich ängstliche Person, doch selbst er musste zugeben, dass ihn der Anblick dieses Wolfes nicht nur eingeschüchtert, sondern geradezu in Panik versetzt hatten. Nur zu gut erinnerte er sich an das blutverschmierte Maul, in dem die Reste irgendeines Tierkadavers hingen, und die blauen Augen, die ihn völlig wahnsinnig und ekstatisch angeblickt hatten. Er mit seinem jämmerlichen Tiergeist hätte niemals auch nur den Hauch einer Chance gegen einen solchen Gegner gehabt. Da war es deutlich klüger, wenn auch unehrenhafter, die Flucht zu ergreifen. Es fiel Doflamingo nicht schwer, den jungen Gestaltenwandler, der so stürmisch vor ihm geflohen war, aufzuspüren; immerhin war er ein sehr erfahrener Jäger, kannte sein Revier in und auswendig und außerdem verstärkte die Nässe den Geruch des Katers. Nach nicht einmal einer halben Stunde war er bei ein paar hohen Brombeersträuchern angelangt, die seiner Nase nach das Ende der deutlich wahrnehmbaren Fährte darstellten. Doflamingo musste seinen Blick nur ein einziges Mal über die Büsche schweifen lassen, um den Mann, den er suchte, ausfindig zu machen. Er hatte sich -noch immer in seiner menschlichen Gestalt- in einen engen und ungemütlichen Hohlraum unterhalb der Dornensträucher verkrochen. Die Kleidung, die er am Leibe trug, war vom heftigen Regen komplett durchnässt und an einigen Stellen kaputt gerissen. Zu der Verletzung im Gesicht hatten sich außerdem noch weitere, mehr oder weniger schlimme Schrammen und Kratzer gesellt. Insgesamt schien er sich in einem deutlich schlechteren Zustand zu befinden als Doflamingo es in Erinnerung gehabt hatte. Als der Kater ihn sah, wurde die Erschöpfung in dessen bernsteinfarbenen Augen just von hellem Entsetzen vertrieben. Angsterfüllt wich er rasch weiter nach hinten zurück, ohne zu bedenken, dass dort gar kein Platz mehr vorhanden war und bloß schmerzhafte Dornen auf seinen bereits malträtierten Körper warteten. Um den verletzten und sowieso schon verschreckten Kater nicht noch weiter einzuschüchtern, verwandelte Doflamingo sich rasch und nahm nun anstatt seiner Wolfsgestalt die eines verhältnismäßig großen, doch deutlich weniger imponierenden menschlichen Mannes an. Nun zeugten allein noch seine Wolfsohren und der buschige Schwanz von seiner wahren Natur. Sofort konnte Doflamingo beobachten, dass der fremde Kater ihn verblüfft musterte und nicht mehr weiter zurückwich, kaum hatte sich sein Gegenüber als Gestaltenwandler zu erkennen gegeben. Er selbst nutzte diese Gelegenheit, um näher an den anderen Mann heranzukommen. Leider wurden seine Annäherungsversuche nicht so gut aufgenommen wie er es sich erhofft hatte. „Bleib mir bloß vom Leib!“, zischte ihm der Kater feindselig entgegen, kaum näherte er sich diesem um ein paar Schritte. „Hau ab, du verfluchte Töle!“ „Na, na, na“, entgegnete Doflamingo völlig unbeeindruckt und breit grinsend. „Ich denke nicht, dass du in der richtigen Position bist, um mir Anweisungen zu erteilen oder mich zu beleidigen.“ Um ehrlich zu sein, störte er sich gar nicht weiter an der Unverfrorenheit und Kaltschnäuzigkeit seines Gegenübers; immerhin ging dieser sicherlich davon aus, sich in einer Gefahrensituation zu befinden, und wollte sich bloß verteidigen. Außerdem hatte Doflamingo eine manchmal doch recht ungesunde Schwäche für selbstsichere und kratzbürstige Männer. „Du bist der Wolf von vorhin“, meinte der Kater, ohne ihn auch nur für einen einzigen Augenblick aus den Augen zu lassen. „Warum bist du mir hierher gefolgt? Es stürmt. Willst du mich unbedingt töten? Hat das Tier, das du erlegt hast, nicht ausgereicht, um deinen Jagdtrieb zu stillen?“ „Wenn ich dich hätte töten wollen“, antwortete Doflamingo noch immer grinsend, doch mit seelenruhiger Stimme, „dann hättest du es nicht einmal bis zu diesem erbärmlichen Schlupfwinkel geschafft.“ Er bemerkte, dass er mit dieser Aussage einen wunden Punkt bei dem Kater getroffen zu haben schien, doch fuhr ungerührt fort: „Du bist verletzt, du kommst aus der Stadt, du stinkst nach Mensch. Und aus irgendeinem Grund weigerst du dich die Gestalt deines Tiergeistes anzunehmen, obwohl eine Verwandlung bei den derzeitigen Witterungsverhältnissen von Vorteil wäre. Hast du aufgegeben und wartest nur noch auf den Tod?“ „Ich bin kein Feigling“, erwiderte der Kater mit überraschend fester Stimme. Er schwieg für einen kurzen Moment lang und warf Doflamingo einen abschätzenden Blick zu, eher hinzufügte: „Wenn du nicht hergekommen bist, um mich zu töten... Wieso bist du dann hier? Aus welchem Grund hast du bei diesem Unwetter deine Behausung verlassen und mich gesucht?“ „Würdest du mir glauben, wenn ich dir sagen würde, dass ich gekommen bin, weil ich Gefallen an dir gefunden habe? Dass ich sogar darüber nachdenke, dich mit zu mir in meine Höhle zu nehmen und dir somit dein bedauernswertes Leben zu retten?“ „Nein“, kam prompt die misstrauisch klingende Erwiderung seitens des Katers. Doflamingo brach in schallendes Gelächter aus und musterte hingebungsvoll zuerst das verletzte Gesicht, dann den zerschundenen Körper des anderen Gestaltenwandlers. „Nun, so oder so hast du keine Wahl, wenn du heute Nacht nicht sterben möchtest“, meinte Doflamingo. „Du bist schwer verwundet und am Ende deiner Kräfte. Außerdem ist deine Kleidung völlig durchnässt, was bei den Temperaturen, die nachts hier im Wald herrschen, ohnehin deinen Tod bedeuten würde, wenn du weiterhin mit deinem menschlichen Körper vorlieb nimmst.“ Selbst der starrköpfige Kater schien diese zwar furchtbare, doch leider überaus realistische Aussicht einsehen zu müssen. Betroffen senkte er den Blick und biss sich auf die Unterlippe. Doflamingo wiederum nutzte diesen günstigen Moment, um sich dem anderen Gestaltenwandler noch ein Stück weiter zu nähern; inzwischen trennte sie nur noch etwa drei große Schritte. Noch immer lag der verletzte und durchnässte Kater in dem schmalen, nur wenig Schutz bietenden Hohlraum unter den hohen Brombeersträuchern. Doflamingo, der bisher die ganze Zeit über aufrecht gestanden hatte, kniete sich nun seinem Gesprächspartner gegenüber auf den matschigen Waldboden hin. „Ich kann mir kaum vorstellen“, meinte der junge Mann plötzlich in einem sehr argwöhnisch klingenden Tonfall, „dass ein Wolf so unfassbar großherzig ist und ohne eine Gegenleistung zu verlangen einem Kater aus der Not hilft. Was ist der Preis für mein Leben, das du rettest?“ Angesichts dieser forsch ausgedrückten Frage konnte Doflamingo gar nicht anders, als erneut in lautes Gelächter auszubrechen. Mit jedem Wort, welches der andere Gestaltenwandler sprach, gefiel dieser ihm besser, musste er zugeben. Sicherlich würde er eine köstliche Unterhaltung für ihn darstellen (und zwar nicht nur im sexuellen Sinn). „Du glaubst also, dass Wölfe unter keinen Umständen großherzig sein können?“, witzelte Doflamingo. „Anscheinend bist du nicht frei von gewissen Vorurteilen, mein lieber Freund. Vielleicht bin ich ja ein herzensguter Wolf und möchte dich retten, einfach bloß weil ich Mitleid mit dir habe? Sieh doch nur, in welch einem erbärmlichen Zustand du dich befindest.“ „Erstens bin ich nicht dein lieber Freund“, erwiderte der Kater giftig, „und zweitens scheinst du mir niemand zu sein, der aus Mitleid handelt.“ „Mit letzterer Aussage hast du vielleicht nicht ganz Unrecht“, gab Doflamingo zu. „Ich möchte dir nicht aus Mitleid helfen, sondern aus viel eigennützigeren Gründen: Du gefällst mir. Und mir wird in letzter Zeit oft sehr langweilig. Ich denke, dass meine Tage ein wenig spannender werden, wenn ich dich mit in meine Höhle nehme und dich dort gesund pflege.“ „Ich glaube dir kein Wort, Köter!“, spie ihm umgehend der erzürnte Kater entgegen. „Und dass ich dir in deine Höhle folgen werde, kannst du auch gleich vergessen! Ich weiß doch, worauf wild lebende Gestaltenwandler, wie du es einer bist, aus sind; ihr wollt doch alle nur das Eine! Und glaub mir: Auf einen solchen Handel lasse ich mich niemals ein!“ „Das Eine?“, wiederholte Doflamingo kichernd. „Es ist fast schon niedlich, wie unfassbar prüde ihr Katzen doch seid: Traut euch noch nicht einmal, eine der natürlichsten Sachen der Welt beim Namen zu nennen. Du meinst also, dass ich Sex von dir verlangen werde im Gegenzug dafür, dass ich dein Leben rette?“ Der noch immer wütende und plötzlich sehr verlegene Kater wagte es nicht, auf diese unverblümte Paraphrase seiner eigenen Aussage einen Kommentar zu geben. Dieser Umstand machte ihn in Doflamingos jedoch nur noch begehrenswerter und hinreißender: Er liebte es nämlich, den Stolz prüder und hochnäsiger Gestaltenwandler zu brechen. Sie immer wieder zu ärgern und zu necken, bis vor Scham ihre Körpertemperatur anstieg und ihr Gesicht sich dunkelrot verfärbte, war eine seiner liebsten Tätigkeiten. „Keine Sorge, ich bin kein so schlimmer Wolf wie du denken magst“, meinte Doflamingo plötzlich mit überraschend zärtlicher Stimme. „Aber wie auch immer: Du hast keine Wahl. Du wirst mit mir in meine Höhle kommen. Die einzige Alternative ist der Tod.“ Auch wenn Doflamingo diesen Schlagabtausch mit dem einnehmenden Kater nur zu gerne noch etwas weiter geführt hatte, beschloss er, dieses Gespräch nun zu beenden. Die Gründe für diesen Entschluss waren pragmatisch: Das Unwetter wurde mit jeder Minute, in der sie sich miteinander unterhielten, schlimmer. Gerade Doflamingo, der es nicht gewohnt war, sich bei solchen Witterungsverhältnissen in seiner menschlichen Gestalt draußen aufzuhalten, konnte die unangenehme Kälte und Nässe auf seiner Haut spüren. Da wollte er sich gar nicht ausmalen, wie miserabel es dem verletzten und erschöpften Kater zu seinen Füßen gehen mochte, der sich schließlich schon seit Stunden unter diesen Verhältnissen völlig schutzlos draußen umhertrieb. Er war sich sicher, dass, wenn er ihn nicht rasch in seine trockene und warme Höhle verfrachtete, dieser sehr bald sterben würde. Eine Situation, die er gerne vermeiden wollte. „Lieber wähle ich den Tod“, murmelte der Kater trotzig, doch ohne den Blick mit seinem Gegenüber zu kreuzen. „Es ist mir ganz egal, was du wählst“, erwiderte Doflamingo kurzerhand und griff ohne zu Zögern nach dem Körper des frierenden Mannes. „Ich werde dich hier nicht sterben lassen. Dafür habe ich dich längst viel zu sehr in mein Herz geschlossen. Du musst auch nicht laufen, wenn du keine Kraft mehr dazu hast. Ich trage dich. Komm schon!“ Leider erwies sich der fremde Kater als überaus widerspenstig und widerstandsfähig: Er ließ nicht zu, dass Doflamingo ihn aus seinem engen und unkomfortablen Unterschlupf hervorholte, sondern hielt sich sogar noch mit letzter Anstrengung an den Ästen der Brombeersträucher fest. „Das kann doch wohl nicht wahr sein!“, meinte Doflamingo gleichzeitig beeindruckt und verständnislos angesichts dieser stolzen Trotzreaktion. „Bist du denn nicht schon verletzt genug, du Idiot? Diese Äste haben Dornen! Du reißt dir bloß die Haut an den Händen auf und tust dir selbst weh!“ Da Worte auf diesen sturen Kater keinen Einfluss zu haben schienen, sah Doflamingo sich dazu genötigt, härtere Mittel anzuwenden: Er verpasste dem sich noch immer wehrenden Gestaltenwandler schließlich einen gezielten Schlag gegen die Schläfe, der ihn augenblicklich bewusstlos werden ließ und somit ruhig stellte; die Fäuste, die sich dem Schmerz zum Trotz um die Äste der Dornenbüsche gekrallt hatten, lockerten und öffneten sich. Doflamingo seufzte. Er hatte eigentlich nicht vorgehabt, Gewalt gegen den Kater, der ihm so gut gefiel, anzuwenden, doch in dieser Situation stellte der Schlag gegen den Kopf wohl das geringere Übel dar. Immerhin hatte er ihm nur zu seinem eigenen Besten wehgetan. Er hätte es nämlich niemals zugelassen, dass der junge Mann heute Nacht unter diesem Dornenstrauch den Tod fand. Nun da Doflamingo mit dem störrischen Kater fertig geworden war und kein Diskussionsbedarf mehr bestand, handelte er schleunigst, denn er wusste, dass er den Verletzten so schnell wie nur möglich in Sicherheit bringen musste. Rasch nahm Doflamingo wieder die Gestalt seines Tiergeistes an. Er packte den durchnässten und völlig lädierten Kater mit seinen Zähnen vorsichtig am Nacken, ehe er sich in seinem schnellsten Lauftempo auf den Weg zurück zu seiner Höhle machte. ~ Mit einem skeptischen und (auch wenn er es niemals zugegeben hätte) furchtsamen Blick musterte Crocodile den Wolf, der derzeit seine menschliche Gestalt angenommen hatte und außerdem in schallendes Gelächter ausgebrochen war. "Vorsicht", meinte der andere Gestaltenwandler mit einem neckischen Grinsen, als er sich wieder gefangen hatte. "Du bist schon verletzt genug. Es wäre ungünstig, wenn du dir jetzt auch noch deine Beine brichst. Eigentlich bin ich ja davon überzeugt gewesen, dass Katzen elegante und anmutige Tiere sind, aber ich habe wohl ein recht ungeschicktes Exemplar erwischt." "Du bist es", gab Crocodile mit zu Schlitzen verengten Augen zurück und bemühte sich darum, die Beleidigung einfach nicht ernst zu nehmen. (Auszug aus dem ersten Kapitel) Kapitel 1: Part I: Misstrauen und Neugierde ------------------------------------------- Doflamingo fühlte sich erleichtert, als er endlich den Eingang der Höhle erreichte, in der er nun bereits seit mehreren Jahren lebte. Während des Rückwegs hatte sich der sowieso schon fürchterliche Sturm noch weiter verschlimmert: Es regnete in Strömen, ein kalter und heftiger Wind blies und dazu blitzte und donnerte es ohne Unterlass. Selbst Doflamingo hatte ein solch übles Unwetter noch niemals zuvor erlebt. Plötzlich war er sehr froh darüber, dass er ausreichend Fleisch eingelagert hatte und somit nicht dazu gezwungen sein würde, während dieser Witterungsverhältnisse draußen auf Jagd zu gehen. Auch wenn er ein sehr bewanderter und vor allem robuster Wolf war, könnte ihm ein solcher Ausflug gefährlich werden; gegen die Kräfte der Natur war nämlich selbst er machtlos. Außerdem wollte er den verletzten Kater nicht allein lassen. Doflamingo brachte den völlig lädierten und noch immer ohnmächtigen Gestaltenwandler in den hinteren Teil seiner Höhle. Sie war nicht bloß groß, sondern vor allem recht weitläufig; es gab nicht bloß einen Hauptraum, sondern dazu mehrere Kammern, die unterschiedlichen Zwecken dienten. In die Kammer zu seiner Linken hatte er zuvor die unversehrte Hälfte des von ihm erlegten Rehs verfrachtet; dort lagerten überdies noch einige weitere Vorräte. Doflamingos Jagd war in letzter Zeit sehr erfolgreich verlaufen und er hatte mehr Tiere erbeutet als er brauchen konnte, weswegen er den Überschuss als Reserve zur Seite legte. Sachte setzte Doflamingo den Kater, der noch immer ohnmächtig war und den er mit seinem Maul festhielt, an seinem Schlafplatz ab. Es besaß zwar kein Bett wie die Menschen, doch hatte diesen Winkel seiner Höhle mit vielen weichen Fellen, Decken und Kissen ausgestattet, sodass man dort sehr bequem liegen und schlafen konnte. Anschließend nahm er wieder seine menschliche Gestalt an. Eilig machte Doflamingo sich daran, den jungen Mann aus der kalten Kleidung zu schälen, die nass und eng an sein Körper klebte; gleich danach griff er nach einem Tuch, um seine Haut und seine Haare trocken zu reiben. Und auch wenn Doflamingo nur zu gern die Gelegenheit wahrgenommen hätte, um die nackte Erscheinung des fremden Gestaltenwandlers ausgiebig zu mustern, warf er bloß einen flüchtigen Blick auf den blassen Körper: Auch wenn der Kater derzeit sehr lädiert ausschaute und durchaus ein paar Kilogramm mehr auf den Hüften vertragen könnte, war er ohne Zweifel sehr gutaussehend. Blasse Haut, schwarzes Haar, lange Beine. Dazu natürlich die bernsteinfarbenen Augen, an die Doflamingo sich ganz genau erinnern konnte. Trotzdem ließ er sich nicht dazu hinreißen Zeit zu verschwenden. Immerhin wusste er, dass der Kater völlig schutzlos stundenlang draußen im Regen und in der Kälte umhergewandert war und er diesen darum dringend trocknen und aufwärmen musste, wenn er ihn nicht doch noch verlieren wollte. Nachdem Doflamingo in dieser Hinsicht sein Bestes getan hatte, streifte er seine eigene Kleidung ab, rieb sich kurz trocken und legte sich dann neben den Kater auf sein Bett. Er drückte sich eng an den eiskalten Körper des anderen Gestaltenwandlers, während er mit seiner warmen Zunge über dessen heftige Kopfverletzung leckte, um die dreckige Wunde zu säubern. Anschließend kümmerte er sich sorgsam um die zwar weniger schlimmen, doch sehr zahlreichen Schrammen und Kratzer am restlichen Körper des Katers. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Doflamingo miterlebt hätte, wie entzündete Verletzungen eine Person noch Tage oder sogar Wochen später niederstreckten. Zum ersten Mal in seinem Leben wünschte er sich, Verbände und Arzneimittel dazuhaben. Weil Doflamingo selbst ein sehr kräftiger und erfahrener Gestaltenwandler war, wurde er nur selten ernsthaft verwundet und hatte es darum niemals als notwendig erachtet, für den Fall der Fälle solch typisch menschliche Utensilien vorrätig zu haben. Schließlich hatte er nicht damit rechnen können, dass ein verletzter Kater seinen Weg kreuzen würde. Zumindest kein Kater, der ihm auf Anhieb so unfassbar gut gefiel wie dieser hier. Erst nachdem Doflamingo jede Wunde gewissenhaft gesäubert hatte, gönnte er sich selbst eine Atempause. Er legte seine Arme um den sich langsam erwärmenden Körper des fremden Gestaltenwandlers und presste sich so eng wie nur möglich an diesen, um seine eigene Körperwärme weiterzugeben. Während Doflamingo gemeinsam mit dem noch immer ohnmächtigen Kater in seinem warmen Bett lag und sich erholte, drifteten seine Gedanken ein wenig ab. Er dachte an das Rudel zurück, das er früher einmal angeführt hatte, ehe er sich für dieses zurückgezogene und ungesellige Leben entschied. Ob er es zugeben wollte oder nicht: Manchmal fehlte ihm der Kontakt zu Leuten, denen er etwas bedeutete. Es war lange her, seit er das letzte Mal mit anderen Gestaltenwandlern zusammengelebt hatte. Zwar war Doflamingos Sexualleben zumeist befriedigend, doch in besonders einsamen Nächten sehnte er sich nach einem Partner; nicht bloß nach einem Sexpartner, der nach dem Akt gleich wieder verschwand oder vielleicht ausnahmsweise für eine einzige Nacht blieb, sondern einem festen Lebenspartner. Einem Partner, der ihn liebte, mit dem er Freud und Leid teilen konnte, der immer an seiner Seite stand. Dann und wann sehnte Doflamingo sich nach einer Familie. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der Kater neben ihm einen leisen Brummlaut von sich gab. Mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte Doflamingo den jungen Mann, der in seinen Armen lag. Er schien aus seiner Ohnmacht zu erwachen, doch war so unglaublich erschöpft und kraftlos, dass er nicht einmal seine Augen öffnete, sondern gleich in einen tiefen Schlaf hinüberglitt. Plötzlich fiel Doflamingo auf, dass er den Namen des Katers noch gar kannte. Er musste unbedingt daran denken, bei nächster Gelegenheit danach zu fragen. Ohne es selbst zu realisieren, streckte Doflamingo seine linke Hand aus und fuhr zärtlich über das noch immer leicht feuchte Haar des anderen Gestaltenwandlers. Zumindest in den nächsten Tagen würde dieser ihm Gesellschaft leisten. Vielleicht auch in den nächsten Wochen und Monaten. Es hing ganz davon ab, wie gut oder schlecht sie beide miteinander auskamen, wenn der Kater endlich aufgewacht war. Irgendwann gelangte Crocodile wieder zu Bewusstsein. Er fühlte sich zwar ausgelaugt und hatte schrecklichen Hunger, doch ansonsten schien es ihm verhältnismäßig gut zu gehen. Er fror nicht einmal. Ganz im Gegenteil: Crocodile lag auf einer sehr bequemen Unterlage und über ihn war eine weiche Decke ausgebreitet worden. Mit geschlossenen Augen blieb er für eine Weile liegen und wartete darauf, dass die Erinnerungen zurückkehrten: Er war, nachdem er sein ehemaliges Zuhause in der Stadt verlassen hatte, in den naheliegenden Wald geflüchtet, weil er gehofft hatte, dort möglichst schnell einen Unterschlupf zu finden; doch leider hatte er feststellen müssen, dass er mit seiner Annahme absolut falsch gelegen hatte. Dann war ein heftiger Sturm aufgezogen. Und dann... dann... Trotz der wärmespendenden Decke breitete sich eine Gänsehaut auf Crocodiles Körper aus, als er an seine Begegnung mit dem furchteinflößenden Wolf zurückdachte. Dieser hatte ihn aufgespürt, sich ebenfalls als Gestaltenwandler zu erkennen gegeben und ihn dazu überreden wollen, mit ihm in seine Höhle zu kommen. Crocodile allerdings, der alles andere als naiv und gutgläubig war, hatte selbstverständlich sofort erkannt, welche unlauteren Absichten der dubiose Wolf verfolgte. Doch was war danach geschehen? Ganz gleich wie oft Crocodile sein Gedächtnis durchforstete, er musste feststellen, dass diese Erinnerung fehlte. Er wusste weder, wo er sich befand noch, wie er überhaupt hierher gelangt war. Plötzlich spürte Crocodile, dass sich neben ihm etwas bewegte, was er bisher für ein Kissen gehalten hatte. Obwohl sich in seinem Magen ein ungutes Gefühl ausbreitete, blieb er erst einmal mit geschlossenen Augen liegen und bewegte sich nicht. Ganz gleich, welch seltsame Dinge vor sich gehen mochten: Es war sicherlich weise, sich solange bedeckt zu halten, bis er wusste, woran er denn überhaupt war. Das Kissen, das keines war, rückte näher an ihn heran. Crocodile konnte seine Körperwärme ganz genau spüren. Und wenig später spürte er noch etwas anderes: Eine warme, nasse Zunge, die mit nur wenig Druck über die Verletzung in seinem Gesicht leckte. Auf der Stelle riss Crocodile völlig entsetzt seine Augen auf und sprang in einem großen Satz zur Seite. Dabei verhedderte er sich in der Decke, in die er eingewickelt gewesen war, und stolperte, nur um sich einen halben Augenblick später wieder aufzurappeln und noch mehr Abstand zwischen sich und dem Anderen zu bringen. Mit einem skeptischen und (auch wenn er es niemals zugeben hätte) furchtsamen Blick musterte Crocodile den Wolf, der derzeit seine menschliche Gestalt angenommen hatte und außerdem in schallendes Gelächter ausgebrochen war. "Vorsicht", meinte der andere Gestaltenwandler mit einem neckischen Grinsen, als er sich wieder gefangen hatte. "Du bist schon verletzt genug. Es wäre ungünstig, wenn du dir jetzt auch noch deine Beine brichst. Eigentlich bin ich ja davon überzeugt gewesen, dass Katzen elegante und anmutige Tiere sind, aber ich habe wohl ein recht ungeschicktes Exemplar erwischt." "Du bist es", gab Crocodile mit zu Schlitzen verengten Augen zurück und bemühte sich darum, die Beleidigung einfach nicht ernst zu nehmen. Für einen kurzen Moment wandte er seinem Blick von dem Wolf ab und musterte rasch die Umgebung: Er befand sich in einer ihm unbekannten Erdhöhle, von der aus mehrere Gänge abzweigten. Einen frischen Luftzug oder Tageslicht konnte er nirgendwo ausmachen. Crocodile schluckte, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Wolf richtete, der ihn aufmerksam beobachtete. "Und ein schlechter Jäger bist du auch", fuhr dieser ungerührt fort. "Es ist ziemlich dumm von dir gewesen, mich aus den Augen zu lassen. Ein anderer Räuber hätte in genau dieser Sekunde zugeschlagen." "Ein anderer Räuber?", wiederholte Crocodile argwöhnisch. Es fiel ihm immer schwerer, die Kritik des anderen Gestaltenwandlers zu ignorieren. Da er sich selbst nur zu gut dessen bewusst war, dass sein Tiergeist tatsächlich überaus jämmerlich und nicht zum Überleben in der freien Natur gedacht war, verletzten ihn diese Worte zutiefst. "Wieso ein anderer Räuber? Wieso hast nicht du zugeschlagen? Du willst mich doch nun bestimmt töten, oder nicht?" Nervös wich Crocodile weiter zurück. Auch wenn er bloß eine einfache Hauskatze war, wollte er gerne weiterleben. Er musste einen Weg finden, um dem Wolf zu entfliehen und aus dieser Höhle zu verschwinden. Und da Muskelkraft nicht seine Stärke war, versuchte er nun, sein Gegenüber mit Worten zu überlisten und auf diese Weise seine Überlebenschance zu erhöhen. Auch wenn sich dessen Crocodile bewusst war, dass die Wahrscheinlichkeit, dass er diese Höhle lebend verlassen würde, absolut gering war. "Dummer Kater", gab der Wolf grinsend zurück. "Wenn ich dich hätte töten wollen, dann hätte ich es längst getan. Wann verstehst du das endlich?" "Vielleicht nicht töten", meinte Crocodile misstrauisch, "aber vielleicht hast du andere Dinge mit mir vor?" Zu gut erinnerte Crocodile sich an das unlautere Angebot, welches der Wolf ihm gemacht hatte. "Du sagtest, du würdest einen Lohn erwarten im Gegenzug für die Rettung meines Lebens." "So etwas habe ich nie gesagt", korrigierte ihn der Wolf. "Du bist derjenige gewesen, der meine Worte auf diese Weise ausgelegt hat. Ich sagte bloß, dass ich dich mit zu mir in meine Höhle nehmen möchte, weil du mir gefällst. Nicht mehr und nicht weniger. Außerdem hätte ich mir meinen Lohn längst selbst abholen können, wenn ich das Verlangen dazu gehabt hätte. Immerhin lagst du mehr als zwölf Stunden lang bewusstlos und nackt neben mir in meinem Bett." Als Crocodile klar wurde, dass der fremde Wolf ihn nackt gesehen hatte, schlich sich sofort verlegene Röte auf seine Wangen; er war eine sehr schamhafte Person. Glücklicherweise musste er seinen Gegenüber jetzt gerade nichts preisgeben, denn er hatte sich rasch in die Decke gewickelt, die er bei seiner überstürzten Flucht aus dem Bett des Wolfs mitgerissen hatte. "Das muss dir nicht peinlich sein", meinte der Wolf, obwohl sich ein schelmisches Grinsen auf seine Lippen schlich. "Ich musste dich wohl oder übel ausziehen, um dich vor dem Erfrieren zu bewahren und deine Wunden zu versorgen." Er schwieg für einen kurzen Moment, ehe er in einem nun ein wenig ernster klingenden Tonfall fortfuhr: "Jedenfalls kannst du dir sicher sein, dass ich keinen sexuellen Dienst als Gegenleistung für deine Rettung erwarten werde. Ich habe mich um dich gekümmert, weil ich es wollte und aus keinem Grund sonst." Crocodile wusste nicht so recht, was er auf diese Aussage erwidern sollte. Er war, um ehrlich zu sein, fest davon ausgegangen, dass der andere Gestaltenwandler ihn notfalls zum Sex zwingen würde, wenn er nicht willig wäre. Mihawk hatte ihm schließlich immer Horrorgeschichten von bösen und triebgesteuerten Wölfen erzählt gehabt. Doch der Wolf, den er nun vor sich hatte, schien nicht ganz in dieses Schema hineinzupassen. Trotzdem war Crocodile nicht naiv genug, um sich in Sicherheit zu wiegen. Vielleicht handelte es sich bei diesem hier auch einfach bloß um einen recht intelligenten Wolf, der sich irgendeine hinterhältige Taktik überlegt hatte, um seine Ziele erreichen. Crocodile konnte diese Möglichkeit nicht ausschließen, weswegen er weiterhin an seinem Vorhaben, diese Höhle so schnell wie nur möglich zu verlassen, festhielt. "Da du keine Gegenleistung irgendeiner Art von mir erwartest", meinte Crocodile vorsichtig, "wird es dir doch sicher nichts ausmachen, wenn sich unsere Wege nun wieder trennen, nicht wahr? Ich danke dir für deine Hilfe. Aber jetzt möchte ich gehen. Und vorher meine Kleidung wiederhaben." "Ich befürchte, dass du in nächster Zeit nirgendwo hingehen wirst", erwiderte der Wolf und gluckste. Sofort schrillten bei Crocodile die Alarmglocken und er wich erschrocken einen Stück zurück. Diese bedrohlich klingenden Worte passten überhaupt nicht zu der Aussage, die der andere Gestaltenwandler gerade eben noch getätigt hatte. Hatte sich dieser bloß einen Spaß daraus gemacht, ihn in Sicherheit zu wiegen, nur ihm am Ende doch seinen Willen aufzuzwingen? "Es stürmt noch immer", fügte der Wolf an, als er bemerkte, dass Crocodile seine Worte falsch verstanden hatte. "In deinem Zustand wirst du draußen nicht lange überleben. Und ich werde nicht zulassen, dass du dich in den Tod stürzt. Nicht, wo ich dich doch gerade eben erst vor dem Sterben bewahrt habe." "Ich wüsste nicht, was es ausgerechnet dich angeht, ob ich lebe oder sterbe", entgegnete Crocodile spitz, auch wenn ihm beim Gedanke an den Sturm einen kalten Schauer den Rücken lief. Zu gut erinnerte er sich daran, wie er sich verletzt, hungernd und frierend unter diesen Brombeerstrauch verkrochen hatte, um sich wenigstens ein klein wenig vor dem heftigen Unwetter zu schützen. Ehrlich gesagt war er nicht sonderlich erpicht darauf, eine solche Erfahrung in nächster Zeit zu wiederholen. "Du scheinst mir ein wirklich sturer und stolzer Kater zu sein", murmelte der andere Gestaltenwandler kopfschüttelnd. "Wie auch immer: Ich werde nicht gestatten, dass du meine Höhle verlässt, während draußen der schlimmste Sturm tobt, den ich jemals erlebt habe. Außerdem hast du noch gar nichts gegessen. Du machst auf mich einen ziemlich abgemagerten und hungrigen Eindruck, wenn ich anmerken darf. Und ich habe noch reichlich Fleischvorräte da. Ihr Katzen esst doch Fleisch, nicht wahr?" "Ich nehme nichts von Fremden an", meinte Crocodile sofort, obwohl sein Magen bereits schmerzte vor Hunger. Zoro hatte einmal den Fehler begangen und Fisch von einer fremden Dame angenommen; später hatte sich herausgestellt, dass der Fisch absichtlich vergiftet worden war. Er musste zum Arzt und konnte nur in letzter Sekunde noch gerettet werden. Crocodile wiederum hatte seine Lektion gelernt und war nicht sonderlich erpicht darauf, eine solche Erfahrung am eigenen Leib zu machen. "Mein Name ist Doflamingo", meinte daraufhin der fremde Gestaltenwandler und wedelte aufgeweckt mit seinem buschigen Schwanz. "Und wer bist du? Wenn wir beide uns einander vorgestellt haben, sind wir schließlich keine Fremden mehr." "Ph", machte Crocodile und blickte dem Wolf überaus pikiert in die blauen Augen. "Für wie naiv hältst du mich eigentlich? Und redest du immer solchen Unsinn?" Leider gelang es ihm mittels dieser herablassenden Aussage nicht, seinen Gegenüber zu verletzen und Dominanz zu zeigen. Stattdessen brach der Wolf, Doflamingo, erneut in schallendes Gelächter aus. "Mir scheint, du bist ein sehr wagemutiger Kater", meinte er mit amüsierter Stimme, als er sich wieder gefangen hatte. "Oder vielleicht auch einfach bloß lebensmüde. Du hast Glück, dass du mir so gut gefällst, ansonsten hätte ich dich für eine solch hochnäsige Äußerung getötet." Crocodile zuckte unwillkürlich zusammen, als Doflamingo vom Töten sprach. Plötzlich wurde ihm wieder bewusst, dass der andere Gestaltenwandler deutlich größer und stärker war als er selbst. Wenn er ihn töten oder vergewaltigen wollte, dann hatte er es nicht nötig, ihm zu diesem Zweck vergiftetes Fleisch unterzujubeln. In der Gestalt seines Tiergeistes reichte ein einziger Biss mit seinen spitzen Zähnen aus, um ihn außer Gefecht zu setzen oder sogar zu töten. Er hatte nicht die geringste Chance gegen einen ausgewachsenen Wolf. "Du hast mir deinen Namen immer noch nicht genannt", fuhr Doflamingo fort, ohne ihn aus den Augen zu lassen. "Wenn du ihn mir verrätst, bekommst du so viel Fleisch wie du möchtest." Crocodile schwieg verunsichert und wickelte die weiche Decke enger um seinen Körper. Er wusste nicht so recht, was er jetzt tun sollte; er hatte nicht damit gerechnet, jemals in eine so seltsame und verzwickte Situation wie diese hier zu geraten. Sollte er auf das Angebot des fremden Wolfs eingehen oder weiterhin an seinem Stolz festhalten und ablehnen? Er war viel zu unerfahren, um diese Situation richtig einschätzen zu können. "Ich denke, ich weiß, wie ich dich überreden kann", sagte der Wolf, als Crocodile auch nach einigen Minuten kein Wort über die Lippen brachte; weder seinen Namen noch irgendetwas anderes. Anschließend verschwand Doflamingo rasch in der Kammer zu seiner Rechten. Crocodile nutzte diese Gelegenheit, um weiter zurückzuweichen. Es würde ihm zwar nicht gelingen, während Doflamingos Abwesenheit zu fliehen (schließlich wusste er nicht einmal, in welcher Richtung der Ausgang lag), doch er wollte gerne ein wenig mehr Abstand zwischen sich und dem fremden Wolf bringen. Auch wenn das Verhalten des anderen Gestaltenwandlers augenscheinlich überaus freundlich und entgegenkommend wirkte, war Crocodile nicht leichtgläubig genug, um sofort auf diesen hereinzufallen. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass es niemals eine gute Idee war, einer fremden Person gänzlich zu vertrauen. Kaum hatte er seinen Gedanken zu Ende geführt, kehrte Doflamingo aus der Nebenkammer zurück. Über seiner Schulter hing der Leib eines ausgewachsenen Rehs, den er vor sich auf den lehmigen, doch sauberen Erdboden legte. Breit grinsend sah er zu Crocodiler hinüber und zeigte mit dem Finger auf den frischen Kadaver: "Du hast doch bestimmt Hunger, oder nicht? Du brauchst mir einfach bloß deinen Namen zu nennen und schon darfst du so viel essen wie du nur kannst." "Ich bin nicht hungrig", erwiderte Crocodile und musterte zwiegespalten das erlegte Reh. Leider verriet der laute Brummlaut, den just in diesem Augenblick sein leerer und schmerzender Magen machte, dass seine Worte eine Lüge waren. Verlegen wandte Crocodile rasch den Blick ab. Er konnte Doflamingo halb amüsiert, halb beunruhigt seufzen hören. "Wieso bloß bist du so unfassbar stur, Kater?", murmelte er und schob das Rehfleisch näher zu seinem Gegenüber hin. "Ich verlange doch nur deinen Namen, nichts weiter." Zögernd beäugte Crocodile den Leib des erbeuteten Rehs. Wenn er ehrlich war, dann hatte er noch niemals Fleisch direkt vom erlegten Tier gegessen. Er war es gewohnt, fertig zubereitete Nahrung aus der Dose oder Tüte serviert zu bekommen, ohne Fell oder innere Organe. Tatsächlich war er sich noch nicht einmal sicher, ob es ihm überhaupt gelingen würde, das Fleisch von den Knochen zu reißen. Immerhin hatte er derzeit seine menschliche Gestalt angenommen, doch als Tiergeist standen seine Chancen auch nicht unbedingt besser. Schließlich war er bloß eine kleine Hauskatze, kein wild lebender Panther. Trotzdem musste Crocodile sich wohl oder übel eingestehen, dass ihm der frische Fleischgeruch, der in seine Naste stieg, das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Es war beinahe zwei Tage her, seitdem er das letzte Mal etwas in den Magen bekommen hatte. Unwillig sah Crocodile dabei zu, wie Doflamingo in seiner menschlichen Gestalt geschickt ein großen Brocken Fleisch aus der Seite des Rehs herausbiss. Genüsslich verschlang er ihn und leckte sich anschließend mit der Zunge über seine vom Blut rot verfärbten Zähne und Lippen. Crocodile war sich nicht sicher, ob dieses barbarische Verhalten seinen Hunger verminderte oder anregte. Doflamingo senkte noch einmal seinen Kopf, um ein weiteres Stück saftiges Fleisch ans Tageslicht zu befördern. Es war in etwa so groß wie ein Speiseteller. Dieses Mal allerdings verzehrte er es nicht selbst, sondern näherte sich vorsichtig dem anderen Gestaltenwandler, ehe er es vor ihm auf den Boden ablegte und ihn auffordernd anblickte. Crocodile biss sich auf die Unterlippe, konnte jedoch nicht verhindern, dass sein Magen erneut laut knurrte. Schließlich seufzte er und gestand sich seine Niederlage ein. Er war nicht weit entfernt vom Verhungern und dieses Stück Rehfleisch roch absolut verführerisch. Außerdem war die Bekanntgabe seines Namens kein sonderlich hoher Preis. Immerhin hatte ihm auch Doflamingo seinen Namen verraten. "Crocodile", sagte er also und griff, noch während er sprach, nach dem saftigen Stück Fleisch. "Ich heiße Crocodile." Um ehrlich zu sein, konnte er überhaupt nicht beurteilen, ob ihm das Reh schmeckte oder nicht (er hatte noch niemals zuvor welches gegessen). Crocodile war so furchtbar hungrig, dass er das Fleischstück in seinem Mund nur kurz kaute und dann rasch hinunterschluckte. Der nicht gerade kleine Brocken, den Doflamingo ihm hingelegt hatte, war innerhalb weniger Sekunden restlos verschwunden. Während Crocodile aß, hatte der Wolf ihm bereits ein neues Stück Fleisch aus dem Leib des Rehs gerissen und ihm vor die Füße gelegt. Mit jedem Bissen, den Crocodile verzehrte, spürte er seinen Hunger deutlicher. Doflamingo brachte ungefähr eine halbe Stunde damit zu, ihn zu füttern; bereits nach dieser kurzen Zeit war von dem Leib des ausgewachsenen Rehs nichts mehr übrig. Zufrieden beobachtete Doflamingo, wie der Kater über das Fleisch des von ihm erbeuteten Rehs herfiel. Nur zu gut erinnerte er sich daran, wie ausgemergelt dessen blasser Körper ausgesehen hatte, als er diesen trocken gerieben und versorgt hatte. Doflamingo fand dicke Männer nicht attraktiv, doch noch schlimmer waren in seinen Augen ganz abgemagerte und spindeldürre Figuren. Er hatte vor, Crocodile auf ein gutes Mittelmaß aufzufüttern und ihn sowieso alles in allem aufzupäppeln. Immerhin war er nicht nur ausgehungert, sondern auch verletzt. Vor allen Dingen die waagerecht verlaufende und doch recht tiefe Wunde im Gesicht des anderen Gestaltenwandlers machte Doflamingo Sorgen. Womöglich würde er, wenn das Wetter sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, seine Höhle verlassen müssen, um Medikamente, Verbände und Weiteres für seinen Gast zu besorgen. Schließlich wollte er diesen unter keinen Umständen doch noch verlieren. "Bist du satt?", fragte er Crocodile mit freundlicher Stimme, als dieser das letzte Stück Rehfleisch verzehrt hatte. "Wenn du immer noch hungrig bist, kann ich dir auch mehr Fleisch besorgen." "Es geht schon", meinte dieser recht scheu und leckte sich mit seiner Zunge über den blutverschmierten Mund und die Finger. "Ich habe nicht gefragt, ob es schon geht, sondern ob du satt bist", erwiderte Doflamingo in einem für ihn eher untypisch bestimmten Tonfall. Er war jemand, die vieles auf die leichte Schulter nahm, doch wenn es um das Wohlergehen von Personen ging, die ihm etwas bedeuteten, wurde er häufig sehr ernst und streng. Er wollte nicht, dass der Kater womöglich weiter Hunger litt, bloß weil er zu scheu oder stolz war, um nach mehr zu verlangen. Crocodile schwieg für einen Moment und senkte den Blick, ehe er mit zögerlicher Stimme sagte: "Nicht ganz." "Das ist überhaupt kein Problem", entgegnete Doflamingo und machte sich rasch erneut auf den Weg zu seiner Speisekammer. Glücklicherweise war seine Jagd in letzter Zeit stets überragend gut verlaufen, weswegen er Unmengen an Fleisch eingelagert hatte: Wildschein, Dachs, Ente, Kaninchen und sogar Rebhuhn. An Nahrung für ihn und Crocodile würde es also auf keinen Fall mangeln, selbst wenn dieser horrende Sturm noch einige Tage lang anhalten würde. Nach kurzer Überlegung entschied Doflamingo sich dazu, seinem Gast zuerst das Huhn anzubieten; Rebhuhn war eine Delikatesse und vor allem leichter bekömmlich als Wild. Als Doflamingo in den Schlafbereich seiner Höhle zurückkehrte, sah er, dass der Kater im Schneidersitz saß und damit beschäftigt war, seine zahlreichen Verletzungen zu versorgen. Gerade leckte er mit seiner Zunge über seinen Handrücken, ehe er den Speichel auf die Wunde in seinem Gesicht verteilte. Die Decke, die er bei seiner hektischen Flucht aus dem Bett mitgerissen hatte, umhüllte bloß noch seinen Unterleib, weswegen Doflamingo eine gute Sicht auf den mit Schrammen und Hämatomen übersäten Oberkörper hatte. Es war wirklich eine Schande, dachte er sich stumm, dass dieser hübsche Körper so schrecklich zugerichtet worden war. Unweigerlich fragte Doflamingo sich, ob tatsächlich all diese Verletzungen vom Überlebenskampf im Wald herrührten oder ob dem Kater noch irgendetwas anderes zugestoßen war. Ein paar der Hämatome waren grün-gelblich verfärbt und einige der Schrammen bereits wieder halbwegs verheilt, was darauf hindeutete, das zumindest nicht alle Wunden erst vor kurzem hinzugefügt worden waren. Kaum bemerkte Crocodile seine Rückkehr, unterbrach er sein Putzverhalten und warf einen sehnsüchtigen Blick auf das Rebhuhn, das er mitgebracht hatte. Doflamingo machte sich rasch daran, dem Huhn die Federn auszurupfen und ihm mit einem einzigen Handgriff die Innereien zu entnehmen, ehe er es seinem anscheinend doch nicht bloß ein wenig hungrigen Gast vor die Füße legte. Zufrieden sah er dabei zu, wie Crocodile das Rebhuhn in Windeseile und recht manierlos zerlegte und verschlang. ~ "Nicht alle Katzen sind höflich und stolz", wandte Crocodile ein; er warf Doflamingo einen versöhnlichen und einsichtigen Blick zu. "Genauso wie anscheinend nicht alle Wölfe egoistisch und unbarmherzig sind." "Soll das ein Kompliment sein?", fragte Doflamingo heiter lachend und ohne ihn aus den Augen zu lassen. Crocodile wandte peinlich berührt den Blick ab und erwiderte: "Vielleicht." (Auszug aus dem nächsten Kapitel) Kapitel 2: Part I: Zuhause und in der Fremde -------------------------------------------- Das Wetter wollte sich einfach nicht beruhigen. Wieder einmal hielt Doflamingo sich im Eingangsbereich seiner Höhle auf und beobachtete interessiert, was draußen vor sich ging. Noch immer regnete, donnerte und blitzte es; der Wind war so stark, dass er sogar schon jüngere Bäume aus dem Erdreich riss. Tatsächlich lag nicht weit vom Eingang seiner Höhle entfernt eine umgestürzte Eiche auf dem Waldboden. Und obwohl es eigentlich bereits Mittag sein musste, war der Himmel wolkenverhangen und dunkel. Glücklicherweise war Doflamingos Behausung gut gesichert; Einsturz- oder Überflutungsgefahr etwa bestanden nicht. Und selbst wenn irgendein Notfall eintreten sollte, besaß die Höhle mehrere geheime und ebenfalls sehr gut gesicherte Notausgänge. Doflamingo war trotz des Sturms zuversichtlich und ging davon aus, dass sich sowohl er selbst als auch Crocodile in Sicherheit befanden. Nach einer weiteren zwar erheiternden, doch auch anstrengenden Diskussion hatte er den Kater schlussendlich dazu überreden können, sich wieder schlafen zu legen. So schwer verletzt und ausgehungert wie dieser war, sollte er für einige Tage lang am besten nichts Anderes tun als zu essen und zu schlafen. Doflamingo jedenfalls hatte nichts dagegen, dass Crocodile sich weiterhin in seiner Nähe aufhielt und sich unter seinem Schutz in Ruhe auskurierte. Draußen würde er sicherlich rasch sterben; Sturm hin oder her. Wieder fragte sich Doflamingo unweigerlich, woher der Kater wohl kam und wer ihn so furchtbar zugerichtet hatte. Er vermutete, dass Crocodile zuvor in der Stadt gelebt hatte, doch wieso war er in den Wald geflüchtet? So furchtbar unbeholfen wie dieser sich unlängst verhalten hatte, lag der Verdacht nahe, dass er kaum Erfahrungen mit dem Leben in freier Natur hatte. Was bloß hatte ihn also in dieses gefährliche Terrain getrieben? Bisher erschien Doflamingo die Theorie, dass Crocodile in einen Zoo eingesperrt gewesen war, ehe ihm die Flucht gelang, am wahrscheinlichsten; wo sonst hätte eine Großkatze (vermutlich ein Panther) in der Stadt auch Platz gehabt? Doflamingo seufzte, ehe er dem faszinierenden Naturspektakel, das sich draußen abspielte, den Rücken kehrte und in den Schlaf- und Wohnbereich seiner gemütlichen Höhle zurückging. Crocodile hatte sich auf dem Bett in die wärmenden Felle und Decken eingewickelt und schlief tief und fest; Doflamingo konnte seinen gleichmäßigen Atem und ruhigen Herzschlag hören. Um den müden Kater nicht aufzuwecken, schlich er auf besonders leisen Sohlen zu diesem hinüber und ließ sich dann neben ihm auf dem Bett nieder. Ohne weiter darüber nachzudenken, streckte Doflamingo seine linke Hand aus und strich dem anderen Gestaltenwandler zärtlich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Haut fühlte sich weich und warm an. Unwillkürlich überkam Doflamingo das heftige Verlangen, sich erneut eng an den blassen Körper zu pressen und seine Wärme zu spüren. Ob er es zugeben wollte oder nicht: Er hatte es sehr genossen, neben dem schlafenden Kater zu liegen und dessen Wunden sauber zu lecken. Dieses Verlangen war jedoch nicht das einzige, das Doflamingo verspürte. Der junge Mann, dem er das Leben gerettet hatte, traf mit seinem dunklen Haar, der blassen Haut und den langen Beinen seinen Geschmack hundertprozentig; die bernsteinfarbenen Augen, die von geschwungenen Wimpern umrandet wurden, waren ein zusätzlicher Bonus. Doflamingo wurde auf eine sehr unangenehme Weise daran erinnert, dass sein letzter Sex nun schon mehrere Wochen zurücklag. Er war eine Person, die sehr gerne Sex hatte und diesem Trieb normalerweise auch häufig folgte; doch in letzter Zeit war er zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, um sich seine sexuellen Wünschen zu erfüllen. Doch das Interesse, das er inzwischen an dem hübschen Kater entwickelt hatte, war nicht bloß sexueller Natur. Er war nicht nur in dessen anziehenden Körper vernarrt, sondern auch in dessen Wesensart: Crocodile war stolz, stur und tapfer. Jemand, der sich niemals unterkriegen ließ. Klug und redegewandt. Und dabei gleichzeitig doch so unfassbar unbeholfen und unvernünftig. Tatsächlich weckte seine unerfahrene Art in Doflamingo beinahe schon eine Art fürsorglichen Beschützerinstinkt. Warum sonst würde er seinen Schlafplatz und seine Beute mit ihm teilen? Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann hatte Doflamingo seine Entscheidung längst getroffen: Er fände es sehr schön, wenn Crocodile nicht gleich wieder verschwinden würde, sobald er wieder genesen war. Viel lieber sollte der Kater bei ihm bleiben und ihm als sein fester Partner Gesellschaft leisten. Doflamingo fand, dass sie trotz ihrer unterschiedlichen Wesensart gut zusammenpassten. Jedenfalls hatte ihn die letzten Stunden überaus gut unterhalten und die Sehnsucht nach seinem alten Rudel gemindert. Crocodile brummte leise im Halbschlaf, als er sich ein Stückchen zur Seite drehte und seine langen Beine neu positionierte. Außerdem fuhr er mit den Fingern der rechten Hand über die Wunde in seinem Gesicht; als ihm dies nicht reichte, begann er mit seinem Handrücken feste darüber zu reiben. Wahrscheinlich juckte die Verletzung, die gerade erst richtig zu heilen begann, vermutete Doflamingo, der sich in solchen Dingen recht gut auskannte. Er nahm Crocodiles Hand in seine und zog sie mit sanfter Gewalt beiseite; anschließend leckte er mit seiner Zunge vorsichtig über die schmale Wunde, um sie zu säubern. Diese Handlung veranlasste den Kater dazu, langsam zu erwachen. Benommen drückte er seine Hand gegen Doflamingos Kinn und schob dessen Gesicht von sich fort. Anschließend öffnete er seine bernsteinfarbenen Augen, die seinen Krankenpfleger verwirrt und leicht genervt, gleichzeitig jedoch auch recht verlegen ansahen. "Was machst du da?", fragte Crocodile mit müder Stimme und versuchte sich aufzusetzen. "Nichts weiter", meinte Doflamingo und drückte den matten Kater behutsam zurück in eine liegenden Position. "Ich habe nur deine Wunde gesäubert. Du hast eben im Halbschlaf mit deinen dreckigen Fingern darüber gerieben. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung. Leg dich ruhig wieder schlafen." "Meine Finger sind nicht dreckig", schimpfte Crocodile, doch war noch immer so müde und erschöpft, dass seine Stimme ganz leise und nur halbherzig wütend klang. "Ich halte mich immer sauber. Du bist selber dreckig, du unverschämter Hund." "Ich bin kein Hund, sondern ein Wolf!", entgegnete Doflamingo mit verärgerter Stimme. Jeden Anderen, der ihn einen Hund nannte, hätte er getötet; Hund war für ihn ein noch viel schlimmeres Wort als Töle oder Köter. "Und du solltest jetzt wirklich weiterschlafen. Du bist nicht bei Sinnen und redest Unsinn, Kater!" Crocodile fragte sich, ob Wölfe niemals schliefen. Als er irgendwann wieder erwachte, hielt sich Doflamingo ein paar Schritte vom Bett entfernt auf und ließ seinen Blick augenscheinlich recht gedankenverloren durch die Höhle schweifen. Gerne hätte Crocodile gewusst, woran der andere Gestaltenwandler dachte, doch er hielt es für unangemessen und unverschämt, nachzufragen. "Hast du gut geschlafen?", wandte sich Doflamingo an ihn, kaum hatte er bemerkt, dass er aufgewacht war. "Ja, habe ich", antwortete Crocodile wahrheitsgemäß. Tatsächlich musste er feststellen, dass das leckere Fleisch und die vielen Stunden Schlaf ihm gutgetan hatten. Er fühlte sich deutlicher fitter und gesünder als zuvor. Unter diesen Umständen würde seine Genesung sicher schnell voranschreiten. Wenn er ehrlich war, dann konnte er wirklich von Glück sprechen, dass der Wolf ihn nicht draußen in der Kälte unter dem Brombeerstrauch zurückgelassen, sondern mit in seine trockene Höhle genommen und dort versorgt hatte. "Stürmt es immer noch?" Doflamingo nickte. "Es wird immer schlimmer. Draußen herrscht absolutes Chaos. Der Regen weicht den Erdboden auf und der Wind reißt die Bäume heraus. Viele Bäume sind auch durch Blitzeinschläge zerstört worden. Ich habe sogar schon einige Tiere und Gestaltenwandler gesehen, deren Zuhause wohl zerstört wurde und die nun schutzlos dem Unwetter ausgeliefert sind. Einen solch schrecklichen Sturm habe ich noch niemals zuvor erlebt." Crocodile schluckte und senkte den Blick. Doflamingos Worte erinnerten ihn umso deutlicher daran, dass er diesem zu Dank verpflichtet war. Bei diesem Unwetter hätte er draußen sicherlich den Tod gefunden; Verletzung hin oder her. Er verdankte Doflamingo sein Leben. "Möchtest du etwas essen?", fragte ihn ebenjener und kam ein wenig näher. "Ich möchte keine Umstände bereiten", erwiderte Crocodile ausweichend, auch wenn er gegen ein saftiges Stück Fleisch nichts einzuwenden hätte. Er war eine sehr stolze Person und eigentlich entsprach es gar nicht seiner Art, einem so gut wie Fremden auf der Tasche zu liegen. "Dass du immer so furchtbar höflich und stolz sein musst", meinte Doflamingo und grinste spitzbübisch. "Ihr Katzen scheint mir eine sehr aufgeblasene Rasse zu sein." "Nicht alle Katzen sind höflich und stolz", wandte Crocodile ein; er warf Doflamingo einen versöhnlichen und einsichtigen Blick zu. "Genauso wie anscheinend nicht alle Wölfe egoistisch und unbarmherzig sind." "Soll das ein Kompliment sein?", fragte Doflamingo heiter lachend und ohne ihn aus den Augen zu lassen. Crocodile wandte peinlich berührt den Blick ab und erwiderte: "Vielleicht." Seit wann sagte er denn solch romantische und sentimentale Dinge? Diese seltsame und neue Ader passte eigentlich überhaupt gar nicht zu ihm. Crocodile war alles andere als bekannt dafür, eine einfühlsame Person zu sein. "Wenn es wirklich ein Kompliment gewesen ist, dann möchte ich mich dafür bedanken", meinte der Wolf und Crocodile konnte überhaupt nicht einschätzen, ob die Worte ernst oder neckisch gemeint waren. Sie schwiegen beide für eine Weile verlegen, ehe Doflamingo sich räusperte und meinte: "Möchtest du nun etwas essen oder nicht? Du machst mir keine Umstände. Ich habe mehr als genug da. Selbst wenn der Sturm sich noch länger hält, werden wir beide in keinen Engpass kommen, denke ich." "Ein kleines Stückchen Fleisch wäre nicht schlecht", lenkte Crocodile schließlich ein. "Ich habe Wildschwein, Kaninchen, Fuchs und Dachs da. Außerdem Ente und noch ein weiteres Rebhuhn. Was möchtest du?" "Mir ist es ganz egal", antwortete Crocodile wahrheitsgemäß. Er kannte sich mit den Tieren des Waldes nicht aus und wusste darum auch nicht, welches ihm womöglich besser oder schlechter schmeckte. Er war bereits fertig zubereitete und konservierte Nahrung aus Dosen oder Beuteln gewohnt. Am liebsten aß er Thunfisch in Sauce und Geflügel in Gelee. Doch so etwas in der Art hatte der Wolf vermutlich nicht da. Doflamingo verschwand für einen kurzen Augenblick in derselben Nebenkammer, aus der er bereits zuvor seine erlegte Beute zutage gefördert hatte; Crocodile ging also davon aus, dass es sich bei dieser um die Speisekammer handelte. Auch wenn Crocodile sich nun schon länger in Doflamingos Behausung aufhielt, hatte er nur kaum an Orientierung gewonnen. Noch immer wusste er nicht einmal, in welcher Richtung sich der Ausgang befand; die Höhle war so weitläufig, dass er beim besten Willen nicht erahnen konnte, welche Abzweigung nach draußen führte. Und sein Geruchssinn war so schrecklich schlecht ausgebildet und verkümmert, dass er weder die nasse Luft noch die Wiese oder Bäume wittern konnte. Doflamingo kehrte aus der Speisekammer zurück. In seinen Händen hielt er den recht großen Leib eines Rebhuhns, den er an Crocodile übergab, ehe er sich neben diesen auf das Bett setzte. Crocodile räusperte sich und bemühte sich darum, sich seine Verunsicherung nicht anmerken zu lassen. Er hatte, wenn er ehrlich war, nicht damit gerechnet, ein ganzes und vor allen Dingen noch vollständig befiedertes Huhn vorgesetzt zu bekommen; beim letzten Mal hatte Doflamingo dieses für ihn gerupft. Crocodile wusste nicht, wie man einem Huhn die Federn ausrupfte oder einem Säugetier das Fell abzog. Er war eine Hauskatze, die jeden Abend pünktlich um sechs Uhr gefüttert wurde, und kein wild lebender Jäger. "Möchtest du nichts?", fragte Crocodile darum und hoffte still darauf, dass der Wolf ihm sein Mahl erneut soweit vorbereiten würde, dass er es bloß noch auseinanderzunehmen (was er übrigens auch nicht sonderlich gut konnte) und zu essen brauchte. "Im Augenblick nicht", erwiderte allerdings Doflamingo zu seinem Leidwesen. Crocodile schwieg überaus beschämt und konnte den Blick nicht abwenden von dem Rebhuhn, das auf seinem Schoß lag. Was sollte er denn jetzt nur tun? Sich selbst eine peinliche Blöße geben und Doflamingo gegenüber zugeben, dass er nicht wusste, wie man einem Huhn die Federn ausrupfte? Oder lieber sein Glück versuchen und das Rebhuhn auf eigene Faust rupfen? Beide Optionen klangen in Crocodiles Ohren nicht unbedingt vielversprechend. Erneut verfluchte er, dass er bloß mit dem Tiergeist einer einfachen Hauskatze gesegnet worden war. Viel lieber wäre eine Raubkatze wie zum Beispiel ein Panther oder zumindest ein Parder. Selbst den Tiergeist einer in den Wäldern lebenden Wildkatze hätte er bevorzugt. "Ist etwas nicht in Ordnung?", riss Doflamingos Stimme ihn aus seinen Gedanken. "Du rührst das Huhn ja gar nicht an. Dabei hatte ich beim letzten Mal eigentlich den Eindruck, dass es dir ganz gut geschmeckt hat. Oder warst du bloß so hungrig, dass du einfach alles verschlungen hättest? Ich kann dir auch etwas anderes bringen, wenn du möchtest. Was hältst du von Wildschwein?" "Nein, ist schon gut", lenkte Crocodile rasch ein, weil er nicht gierig erscheinen wollte. Schließlich handelte es sich bei diesem Rebhuhn um Nahrung, die ihm aus reiner Freundlichkeit heraus überlassen wurde. Es zu verschmähen und nach etwas Anderem zu verlangen würde einen höchst undankbaren und unhöflichen Eindruck erwecken. "Es ist nur", begann Crocodile und stockte für einen kurzen Moment, bevor er sich räusperte und mit schrecklich beschämter Stimme fortfuhr, "dass ich überhaupt nicht weiß, wie man ein Huhn rupft. So etwas habe ich noch nie zuvor gemacht." "Oh", meinte Doflamingo, der ehrlich überrascht und ziemlich fassungslos wirkte angesichts dieser unerwarteten Beichte. Für eine Weile brachte er kein Wort über die Lippen, ehe er sich wieder sammelte und schließlich mit recht unbeholfener Stimme sagte: "Ähm, okay. Das ist kein Problem. Ich zeige es dir einfach, ja? Schau mir genau zu und beim nächsten Mal kannst du es dann selbst versuchen. In Ordnung?" Crocodile nickte halb verlegen, halb erleichtert. Aufmerksam sah er dabei zu, wie Doflamingo dem Rebhuhn gegen den Strich eine Feder nach der anderen ausrupfte. Die Federn am Rücken kamen als letztes dran. Die Arbeit wirkte zwar recht mühsam, doch nicht sonderlich kompliziert. "Danke", meinte Crocodile und nahm das nun fein säuberlich gerupfte Huhn entgegen. "Gerne", erwiderte Doflamingo und musterte seinen Gast mit einem undefinierbaren Blick. "Lass es dir gut schmecken. Du hast jedes Stückchen Fleisch nötig, das du kriegen kannst, so furchtbar dünn wie du bist." Wenn Doflamingo ehrlich war, dann hatte ihn die Erkenntnis, dass der Kater nicht einmal so simple Aufgaben wie das Rupfen eines Huhns selbst erledigen konnte, doch sehr betroffen gemacht. Zu jagen und seine Beute zuzubereiten gehörte nämlich mit zu grundlegendsten Dingen, die man als Gestaltenwandler lernte. Doflamingo selbst hatte sein erstes Tier im Alter von gerade einmal vier Jahren erlegt; es war ein verletzter Waschbär gewesen und seine Mutter hatte ihm anschließend gezeigt, wie man ihm das Fell abzog und vernünftig zerlegte. Auf der anderen Seite allerdings sollte ihn Crocodiles Unfähigkeit, in der freien Natur zu überleben, nicht wundern. Noch immer vermutete Doflamingo, dass es sich bei dem Kater um ein entlaufendes Zootier handelte. Er wusste, dass Gestaltenwandler dort unter schrecklichen Bedingungen gehalten wurden: Sie lebten in engen Käfigen, durften nicht jagen, wurden zu Unterhaltungszwecken dressiert. Dass Crocodile, der wahrscheinlich einen Panther als Tiergeist hatte, an einem solch fürchterlichen Ort niemals gelernt hatte zu jagen und seine Beute zuzubereiten, lag also auf der Hand. Sobald Crocodile vollständig genesen war, dachte Doflamingo, würde er ihn mit auf Jagd nehmen und ihm beibringen, wie man sich im Wald Nahrung beschaffte. Vorausgesetzt natürlich, dass dieser sich überhaupt dazu entschied, bei ihm zu bleiben. Er hatte gerade die letzten Reste des absolut köstlichen Rebhuhns verzehrt, als Doflamingo neben ihm plötzlich die Ohren anlegte und die Zähne bleckte. Irritiert sah Crocodile zu dem Wolf hinüber, der seinen Blick jedoch nicht erwiderte und diesen stattdessen durch die Höhle schweifen ließ. Crocodile verstand überhaupt nicht, was los war. Da außer ihnen beiden niemand anwesend war, ging er davon aus, dass die unerwartete Drohgebärde ihm galt. Doch was hatte er falsch gemacht? Hatte er womöglich, ohne es selbst zu bemerken, auf irgendeine Weise Doflamingos Gastfreundschaft verletzt und sich nun seinen Zorn zugezogen? Crocodile kannte sich mit den Traditionen und Gebräuchen der Wölfe nicht aus; genausowenig wie mit denen irgendwelcher anderer wild lebender Gestaltenwandler. Verunsichert wich Crocodile ein Stück zurück und musterte Doflamingo argwöhnisch. Wollte ihn dieser jetzt etwa angreifen? Nervös beobachtete Crocodile, wie der Wolf sich aufrichtete und seinen buschigen Schwanz hochstellte. Seine Körpersprache deutete in allen Punkten auf Drohung und Feindseligkeit hin. Wieder wurde Crocodile daran erinnert, dass er im Ernstfall nicht die geringste Chance gegen den anderen Gestaltenwandler haben würde. Just entschied Crocodile sich dazu, dieses Missverständnis so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen. Immerhin hatte er es nicht beabsichtigt, Doflamingo zu verletzen oder zu beleidigen. Und da der Wolf sich ihm gegenüber bisher stets sehr zuvorkommend verhalten hatte, ging Crocodile zuversichtlich davon aus, dass er auch in diesem Fall nachsichtig mit ihm umgehen würde. "Doflamingo?" "Leise!", erwiderte dieser jedoch bloß mit energischer Stimme. Verwundert zog Crocodile die Augenbrauen zusammen, kam jedoch der Aufforderung des anderen Gestaltenwandlers nach. Noch immer konnte er sich keinen Reim auf dessen seltsames Verhalten machen. Doflamingo schlich in seiner drohenden und angespannten Körperhaltung voran und bog in eine der zahlreichen Abzweigungen ab. Crocodile war klug genug, um ebenfalls auf besonders leisen Sohlen zu gehen, während er dem Wolf durch die Höhle folgte. Es dauerte nicht lange, bis sie beide eine Art Eingangsbereich erreichten; der zu Crocodiles Erstaunen allerdings nicht verlassen war. Ein fremder Gestaltenwandler -derzeit in seiner menschlichen Gestalt- hatte Doflamingos Höhle betreten. Die aufgestellten Ohren und der buschige, rote Schwanz mit der weißen Spitze deuteten darauf hin, dass dieser einen Fuchs als Tiergeist besaß. Drei schmale Narben verliefen schräg über sein linkes Auge, doch die Verletzung schien bereits älter zu sein. Vermutlich suchte er Schutz vor dem schrecklichen Sturm, der noch immer wie verrückt tobte. Es war das erste Mal, seit Crocodile unter den Brombeersträuchern gelegen hatte, dass er das heftige Unwetter wieder selbst zu Gesicht bekam. Draußen schien die Situation noch deutlich verheerender zu sein als Doflamingo sie ihm geschildert hatte: Blitze erleuchteten im Sekundentakt den Himmel und der Donner war so laut, dass Crocodile bei jedem Schlag ein kalter Schauer über den Rücken lief. Er war unfassbar glücklich darüber, dass er sich unter diesen Verhältnissen nicht länger draußen aufhalten musste, sondern von Doflamingo gerettet worden war. Inzwischen war ihm längst klar, dass er unter diesem Dornenstrauch wohl tatsächlich gestorben wäre, hätte der Wolf nicht nach ihm gesucht und ihn in seine Höhle gebracht. Der Fuchs hatte sie beide bemerkt. Doflamingo zeigte keine Furcht. Mit gebleckten Zähnen und drohendem Knurren näherte er sich dem Eindringling. Seine Ohren waren aufgerichtet und sein Schwanz hochgestellt. Trotz seiner menschlichen Gestalt machte er einen äußerst bedrohlichen und gefährlichen Eindruck. Selbst Crocodile, der davon ausging, dass Doflamingo ihm nichts tun würde, flößte dieser Anblick Respekt ein. "Verschwinde!", knurrte Doflamingo mit gebieterischer Stimme und ohne den fremden Fuchs auch nur für einen kurzen Augenblick aus den Augen zu lassen. Er stand einige Schritte vor Crocodile und versperrte dem fremden Gestaltenwandler somit den weiteren Weg in das Innere der Höhle. "Ganz ruhig", erwiderte der Fuchs, der zwar ein wenig nervös, doch nicht furchtsam klang. "Ich bin bloß auf der Suche nach einem Unterschlupf. Mein Zuhause ist völlig überflutet. Ich möchte nur solange bleiben, bis sich der Sturm wieder gelegt hat. Gleich danach verschwinde ich wieder. Ich werde weder dir noch deinem Partner Leid zufügen. Versprochen." "Hier kannst du nicht bleiben", erwiderte Doflamingo unerbittlich. "Verschwinde! Dies ist meine letzte Warnung: Entweder du verlässt sofort meine Höhle oder ich werde dich zerfetzen, Fuchs!" "Hast du denn gar kein Herz, Wolf?" Der Fuchs änderte seine Taktik und versuchte nun, Doflamingo einzulullen und an dessen Gefühle zu appellieren. "Draußen werde ich sicherlich den Tod finden. Außerdem sehe ich gerade, dass dein Partner gar kein Wolf, sondern ein Kater ist. Wenn du Platz für einen Kater hast, dann ist sicherlich auch Platz für einen Fuchs da. Nicht wahr?" Wenn er ehrlich war, dann empfand Crocodile es als sehr unangenehm, auf dieselbe Stufe wie der fremde Gestaltenwandler gestellt zu werden, auch wenn in dessen Worten womöglich ein Fünkchen Wahrheit lag. Immerhin war er -ebenso wie der Fuchs- bloß ein Fremdling, der dem Sturm, der draußen tobte, hilflos ausgeliefert gewesen war. Genauso wie der Fuchs, der nun vor ihnen beiden stand und um Obdach bat, war er auf Doflamingos Gnade und Hilfe angewiesen. Es war eine wirklich sehr ähnliche Situation. Doch obwohl Crocodile ein klein wenig Mitleid für den anderen Gestaltenwandler übrig hatte, wünschte er sich doch, Doflamingo würde nicht weich werden und klein bei geben. Ihm gefiel der Gedanke nicht, die Höhle mit einem Dritten teilen zu müssen. Denn auch wenn Crocodile es niemals zugegeben hätte, genoss er doch die viele Aufmerksamkeit und Zuwendung, die Doflamingo ihm schenkte. Er wollte diesen Sonderstatus nicht zugunsten eines Fremdlings aufgeben. Aber dazu kam es gar nicht erst. Überrascht stellte Crocodile fest, dass, als Doflamingo von seiner letzten Warnung gesprochen hatte, dessen Worte tatsächlich ernst gemeint gewesen waren. Kaum hatte der Fuchs zu Ende gesprochen, verwandelte Doflamingo sich und nahm die Gestalt seines Tiergeistes an. Nun thronte ein gewaltiger und laut knurrender Wolf zwischen dem Fuchs auf der einen und Crocodile auf der anderen Seite. Wenngleich Crocodile wusste, dass Doflamingo für ihn keine Gefahr darstellte, und auch wenn er es später niemals zugeben würde, bekam er es in diesem Augenblick mit der Angst zu tun. Er musste daran zurückdenken, wie er draußen in den Wäldern von dem riesigen Wolf mit dem blutverschmierten Mund überrascht worden war und wie er absolut panisch die Flucht ergriffen hatte. Unwillkürlich wich er einige Schritte zurück und brachte auf diesem Weg mehr Abstand zwischen ihm und Doflamingo. Sein Herz schlug so laut, dass Crocodile sich sicher war, dass sowohl der Wolf als auch der Fuchs es hören müssten. Doflamingo verlor keine Zeit. In derselben Sekunde, in der er sich verwandelt hatte, hastete er auf den Eindringling zu und schnappte mit seinem Maul nach ihm. Der Fuchs allerdings wich rasch aus und nutzte die Gelegenheit, um sich ebenfalls zu verwandeln. Crocodile wiederum presste sich eng an die hintere Höhlenwand und blieb in unmittelbarer Nähe zum Gang, der tiefer hinein in Doflamingos Behausung führte. Er war sich dessen bewusst, dass, sollte es wirklich hart auf hart kommen, er keine Chance gegen einen der beiden anderen Gestaltenwandler haben würde; da war es klüger, sich einen Fluchtweg freizuhalten. Auch wenn Doflamingo das größere und stärkere Tier der beiden war, gelang es ihm nicht sofort, seinen Gegner zu erwischen. Der Fuchs war nämlich ungeheuer flink und gelenkig. Er schien seinen Plan, in dieser Höhle Schutz vor dem Sturm zu suchen, noch nicht aufgegeben zu haben und bemühte sich darum, den Wolf zu ermüden. Furchtsam und gleichzeitig doch gebannt beobachtete Crocodile das heftige Gefecht zwischen den beiden überaus ungleichen Gestaltenwandlern. Er hatte noch niemals zuvor einen echten Kampf zwischen zwei Raubtieren miterlebt. Höchstens Mihawk und Zoro, die sich in Gestalt ihrer Tiergeister um die letzte Dose Thunfisch stritten. Bald jedoch musste der Fuchs einsehen, dass er trotz seiner flinken Füße einfach keinen Sieg gegen den mächtigen Wolf erringen konnte. Er nutzte seine letzte Kraft, um Doflamingo zu entkommen und rasch in dessen weitläufiger Behausung zu entfliehen. Crocodile hatte keine Ahnung, wie er reagieren sollte, als der Fuchs in seine Richtung gerannt kam. Also tat er das, was sein schlecht ausgebildeter Instinkt ihm sagte: Er versuchte, den Eindringling am Weiterkommen zu hindern. Crocodile -als einziger noch immer in seiner menschlichen Gestalt- griff kurzerhand nach dem langen und buschigen Schwanz des fremden Gestaltenwandlers, als dieser an ihm vorbeihasten wollte. Tatsächlich bekam er diesen sogar zu fassen. Sein Glück hielt allerdings nicht lange an: Kaum hatte der Fuchs bemerkt, dass er festgehalten wurde, wandte er sich hektisch um und biss Crocodile kurzerhand fest in den Unterarm. Der heftige Schmerz veranlasste ihn sofort dazu, seinen Fang wieder laufen zu lassen und sich die Hand auf die blutende Wunde zu drücken. Trotzdem blieb sein Einsatz nicht erfolglos: Denn Doflamingo gelang es auf diese Weise, den Abstand zwischen ihm und dem flüchtigen Fuchs aufzuholen und diesen zu stellen. Er zögerte keine Sekunde lang, sondern schnappte geradewegs nach der Kehle des Eindringlings und tötete diesen mit einem einzigen Biss. Kaum spürte Doflamingo, wie der Leib des Fuchses zwischen seinen Zähnen erschlaffte, ließ er diesen zu Boden fallen und verwandelte sich wieder zurück. Immerhin schien Crocodile sich vor ihm in Gestalt seines Tiergeistes zu fürchten, und er wollte seinem Gast keine Angst einjagen. Er hatte noch immer ein schlechtes Gewissen, weil er ihn bei ihrer allerersten Begegnung so furchtbar erschreckt hatte. "Der Fuchs ist Geschichte", meinte er gut gelaunt, während er auf Crocodile zulief. "Ich werde seinen toten Körper gleich vor den Eingang der Höhle legen, damit wir uns keine Sorgen wegen weiterem Besuch machen müssen. Sein Anblick dürfte Abschreckung genug sein." Erst als er nur noch zwei Schritte vom Kater entfernt war, bemerkte er, dass dieser schmerzerfüllt die Zähne aufeinander presste und die linke Hand auf seinen blutenden rechten Unterarm drückte. Bestürzt zog Doflamingo seine Augenbrauen zusammen und überwand rasch den restlichen Abstand zum anderen Gestaltenwandler. Er hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass Crocodile verletzt worden war. "Lass mich das mal sehen", meinte er an den Kater gewandt und löste dessen Hand von der frischen Wunde. Anscheinend war Crocodile vom flüchtenden Fuchs gebissen wurde. Und es handelte sich beileibe nicht um eine leichte Bisswunde, wie Doflamingo mit seinem erfahrenen Blick schnell feststellte. Das war gar nicht gut. Nun gab es zwei Verletzungen, um die er sich kümmern musste. Und noch immer stürmte es draußen ungeheuer stark, weswegen er die Höhle nicht verlassen konnte, um Medikamente aus der Stadt zu besorgen. "Du bist wohl wirklich unter einem schlechten Stern geboren worden", murmelte Doflamingo, während er die Wunde provisorisch mit seiner Zunge reinigte. "Komm, du solltest am besten gleich wieder zurück ins Bett. Du brauchst jetzt viel Ruhe und Nahrung, damit dein Körper auch genug Energie hat, um diese neue Verletzung zu heilen. Armer Crocodile. Mir scheint, dein Tiergeist ist kein Panther, sondern ein Pechvogel." Sanft, aber bestimmt dirigierte Doflamingo den angeschlagenen und plötzlich recht still gewordenen Gestaltenwandler zurück in das Innere der Höhle. Hier, wo es trocken, warm und sicher war, sollte sich der Kater ganz in Ruhe auskurieren. Erneut schätzte Doflamingo sich glücklich, ausreichend Fleisch vorrätig zu haben. Er wollte nämlich Crocodile -zweifach verletzt und im Kampf völlig unerfahren wie dieser war- nämlich nur äußerst ungern allein lassen. Viel lieber legte er sich wieder neben diesen, genoss seine Körperwärme und leckte hin und wieder die beiden schweren Wunden sauber. ~ Der prägnante Geruch des Katers stieg Doflamingo in die Nase, noch ehe er seine Behausung überhaupt erst erreicht hatte. Verwundert hielt er für einen kurzen Moment inne, ehe er seine Laufgeschwindigkeit verdoppelte und sich daran machte, Crocodile aufzuspüren. Wieso nur hatte dieser die sichere Höhle verlassen? Konnte er sich denn nicht denken, dass er mit seiner Unerfahrenheit und seinem stark nach Stadt und Mensch riechenden Körper eine Einladung für alle hungrigen Jäger im Wald darstellte? (Auszug aus dem nächsten Kapitel) bye sb Kapitel 3: Part I: Körper und Seele ----------------------------------- Glücklicherweise wurden sie bis zum Ende des verheerenden Sturms von keinem weiteren Gestaltenwandler oder wildem Tier belästigt. Anscheinend war also die Leiche des Fuchses, die draußen vor dem Eingang lag, tatsächlich Abschreckung genug gewesen. Inzwischen stand Doflamingo allerdings vor einer ganz anderen Problematik: Langsam gingen seine eigentlich als reichlich eingeschätzten Fleischvorräte doch zur Neige. Er war froh darüber, dass Crocodile viel aß, denn nur gut genährt konnte dieser wieder vollständig gesund werden. Gleichzeitig allerdings wurde Doflamingo auf diese Weise dazu gedrängt, seine Höhle zu verlassen, um auf Jagd zu gehen, was er derzeit eigentlich eher ungern tun wollte. Er steckte in einem echten Dilemma: Einerseits wollte er den verletzten Kater nicht allein zurücklassen, doch andererseits musste er Nahrung für sie beide beschaffen. Und am besten gleich dazu noch Medikamente und Verbandszeug. Crocodiles Bisswunde stellte sich nämlich leider als echte Schwierigkeit heraus. Denn auch wenn Doflamingo sie regelmäßig mit seiner Zunge reinigte, begann sie sich zu entzünden. Die Verletzung im Gesicht heilte inzwischen erfreulicherweise recht gut, doch die Haut um die neue Bisswunde herum war inzwischen ganz rot geworden und schien außerdem zu jucken. Schlimmstenfalls würde sie bald anfangen zu eitern. Er musste dringend Desinfektionsmittel besorgen, um beide Verletzungen möglichst frei von Bakterien und Keimen zu halten. Und Verbandszeug, damit die Wunden sauber blieben und die Blutung gestoppt wurde. Blieb er tatenlos, könnten die unbehandelten Wunden im schlimmsten Fall zum Tod des Katers führen. Ein Horrorszenario, das Doflamingo unter allen Umständen vermeiden wollte. Mit gespannten Gesichtsausdruck hielt er sich im Eingangsbereich seiner Höhle auf und streckte den Kopf nach draußen. Es blitzte und donnerte nicht mehr, der Regen allerdings hielt weiter an. Doch zumindest roch die Luft nicht mehr so schwer und dick wie vor kurzem noch. Auch wenn das Unwetter noch nicht gänzlich vorüber war, war es deutlich abgeflaut. Es würde keinen Sinn machen, auf viel besseres Wetter zu hoffen. Und schließlich war Doflamingo kein ängstlicher Hase, sondern ein starker und vor allem sehr robuster Wolf. Einen kurzen Ausflug in die Stadt und eine schnelle Jagd würde er mit Sicherheit völlig unbeschadet überstehen. Nachdem er die Wetterlage kontrolliert hatte, kehrte Doflamingo in das Innere der Höhle zurück und stattete seiner Speisekammer einen Besuch ab. Abgesehen von der Ente und dem Kaninchen waren bereits alle Vorräte aufgebraucht worden. Es blieb ihm also gar keine andere Wahl, als neue Nahrung heranzuschaffen. Rasch machte Doflamingo sich daran, die beiden kleinen Tiere für den Kater vorzubereiten. Er rupfte der Ente alle Federn aus und zog dem Kaninchen das Fell ab; anschließend zerlegte er das Fleisch und entfernte die Organe, die man lieber nicht verzehren sollte. Das Fleisch brachte er in den Bereich seiner Höhle, der ihm als Wohn- und Schlafstätte diente. Crocodile lag in einer leichten Decke eingewickelt in seinem Bett und schlief unruhig. Schweißperlen standen auf seiner Stirn und seine normalerweise blasse Haut schimmerte rötlich. Doflamingo verzog unwillig dem Mund. Anscheinend war der Kater nun auch noch fieberkrank geworden; vermutlich handelte es sich hierbei um ein Symptom der voranschreitenden Entzündung. Das war gar nicht gut. Er durfte keine Zeit verlieren und musste umgehend Medikamente besorgen. Das vorbereitete Fleisch legte Doflamingo neben Crocodile auf das Bett. Er wollte nicht, dass dieser aufstehen musste, um an Nahrung zu gelangen. Dass er sich viel ausruhte und nur so wenig wie möglich anstrengte, war nun ganz besonders wichtig. "Ich muss dich kurz allein lassen, Crocodile", flüsterte Doflamingo dem nur halb wachen Kater ins Ohr. "Um Medikamente und neue Nahrung zu besorgen. Aber mach dir keine Sorgen: Ich werde mich beeilen und so schnell wie möglich wieder da sein. In der Zwischenzeit darfst du ruhig das Fleisch essen, das ich für dich fertig gemacht habe." Fürsorglich leckte er mit seiner Zunge über das schweißnasse und rot schimmernde Gesicht des anderen Gestaltenwandlers. Seine Haut fühlte sich ungesund warm an, stellte Doflamingo beunruhigt fest. Wenn er Crocodile nicht doch noch verlieren wollte, musste er sich beeilen. "Bis gleich, armer Pechvogel", verabschiedete sich Doflamingo vom Kater und gab diesen einen sanften Kuss auf die Stirn, ehe er sich verwandelte und in seinem schnellsten Tempo auf den Weg machte. Als Crocodile aufwachte, fühlte er sich, als hätte ihm jemand einen harten Schlag mit dem Besen auf den Kopf verpasst. Sein Schädel war unangenehm heiß und pochte, die Sicht verschwamm vor seinen Augen und er fühlte sich alles in allem schrecklich erschöpft. Was war bloß geschehen? Bevor er eingeschlafen war, ging es ihm doch noch deutlich besser...Es dauerte einige Sekunden, ehe Crocodile wieder einfiel, was passiert war. Der Fuchs, der versucht hatte in die Höhle einzubrechen, hatte ihn in den Unterarm gebissen. Kraftlos schob Crocodile die Decke zur Seite und musterte seine neue Verletzung. Er war bestürzt, als er ihren schlechten Zustand bemerkte: die Haut war rot und geschwollen, außerdem juckte sie penetrant. Das sah alles andere als gut aus. Rasch benetzte Crocodile seinen Handrücken mit Speichel, um diesen auf der Wunde zu verteilen. Er war sich dessen bewusst, dass er sie möglichst sauber halten sollte, um zu verhindern, dass sich die Entzündung noch weiter verschlimmerte. Glücklicherweise musste er sich zumindest um Krankheiten wie Tollwut, Staupe oder Tuberkulose keine Gedanken machen, denn gegen die meisten schlimmen Krankheiten war er früher schon geimpft worden. Einer der wenigen Vorzüge, die man genießen durfte, wenn man mit dem Tiergeist einer Hauskatze gesegnet worden war. Crocodiles Laune verschlechterte sich unmittelbar, als er daran zurückdachte, wie Doflamingo ihn als Panther bezeichnet hatte. Normalerweise freute er sich darüber, wenn man seinen Tiergeist falsch einschätzte, doch in diesem Fall störte es ihn seltsamerweise. Er hatte gehofft, der Wolf hätte inzwischen von selbst begriffen, dass es sich bei ihm um eine Hauskatze handelte, die in der Stadt gelebt hatte. Immerhin gab es viele Anzeichen, die darauf hindeuteten. Nun allerdings hielt ihn sein Gastgeber für jemanden, der er gar nicht war. Wie würde Doflamingo reagieren, wenn er die Wahrheit herausfand? Apropos Doflamingo. Verwundert ließ Crocodile seinen Blick durch die Höhle schweifen. Er konnte den anderen Gestaltenwandler nirgendwo ausmachen. Sofort erreichte Crocodiles sowieso schon schlechte Laune einen absoluten Tiefpunkt. Er wusste zwar genau, dass Doflamingo nicht dazu verpflichtet war, ihn zu pflegen oder ihm auch nur Gesellschaft zu leisten, doch trotzdem enttäuschte ihn die plötzliche Abwesenheit des anderen Gestaltenwandlers. War dem Wolf sein gesundheitlicher Zustand so egal, dass er lieber draußen herumlungerte oder sich in einem anderen Bereich der Höhle aufhielt als er? Crocodile, der es bisher zugegebenermaßen sehr genossen hatte, so hingebungsvoll von seinem Gastgeber umsorgt zu werden, fühlte sich stark vernachlässigt. Zu gut erinnerte Crocodile sich daran, wie der Wolf gemeint hätte, er würde ihn nicht aus Mitleid, sondern bloß zu Unterhaltungszwecken aufnehmen und ihn pflegen. Hatte Doflamingo nun das Interesse an ihm verloren? Hoffte dieser darauf, dass er starb, damit er sich nicht mehr mit ihm abgeben musste und sich ein neues Spielzeug suchen konnte? Dieser schreckliche Gedanke verpasste Crocodile einen schmerzhaften Stich direkt ins Herz. Kaum hatte Doflamingo die naheliegende Stadtgrenze passiert, nahm er wieder seine menschliche Gestalt an. Ein riesenhafter Wolf würde hier viel zu viel Aufmerksamkeit erregen und somit sein Vorhaben behindern. Und schließlich durfte er keine Zeit verlieren. Wenn er Crocodile nicht doch noch verlieren wollte, musste er so schnell wie nur irgendwie möglich Medikamente auftreiben. Nervös hastete Doflamingo durch die spärlich belebten Straßen. Immerhin regnete es noch immer stark und die meisten Menschen hatten sich in ihren warmen und sicheren Häusern verkrochen. Doflamingo war sehr froh drum; er konnte Menschenmengen nämlich überhaupt nicht ausstehen. Nicht ohne Grund hatte er sich für ein zurückgezogenes Leben in den Wäldern entschieden. Nachdem er hektisch einige Hauptstraßen abgeklappert hatte, fand Doflamingo endlich, wonach er gesucht hatte: ein hell leuchtendes Apotheken-Schild. Erleichtert seufzte er auf und steuerte das kleine Geschäft ein. Innen drin hielten sich neben dem Apotheker noch drei weitere Kunden auf: ein älterer Mann und eine junge Frau mit ihrem Sohn. Sie alle starrten ihn entsetzt an, als er die kleine Apotheke betrat. Doflamingo konnte es ihnen nicht verübeln. Auch wenn er derzeit seine menschliche Gestalt angenommen hatte, zeichneten ihn seine Ohren und der buschige Schwanz definitiv als wild lebender Gestaltenwandler aus, und die waren unter Menschen nicht unbedingt als harmlos und friedfertig bekannt. Er konnte ein triumphierendes Grinsen nicht unterdrücken. Zugegebenermaßen genoss er die Autorität, die er allein mittels seiner Anwesenheit ausstrahlte. Leider hatte er im Augenblick wichtigeres zu tun, als mit den beklommenen und furchtsamen Menschen zu spielen. Crocodiles Gesundheit war derzeit seine alleroberste Priorität. Er würde so schnell wie möglich die Medikamente, die er benötigte, besorgen und sich dann sofort wieder auf den Rückweg machen. "Bleibt ruhig und stellt euch mir nicht in den Weg", sagte Doflamingo mit bestimmter Stimme und schritt auf den Verkaufstresen zu, "dann wird niemand verletzt." Glücklicherweise schienen die verunsicherten Menschen seine Drohung ernst zu nehmen. Weder die Frau mit ihrem Kind noch der Mann versuchten ihn aufzuhalten. "Ich brauche ein entzündungshemmendes Medikament", meinte Doflamingo barsch an den Apotheker gewandt. "Außerdem Desinfektionsmittel. Verbände und Tücher auch. Und wehe, du versuchst mir irgendwelche falschen Mittel unterzujubeln, Mensch! Glaub mir, diese Tat würdest du bereuen wie keine zuvor in deinem Leben. Hast du mich verstanden? Und jetzt beeil dich, du Wurm!" Der Apotheker wirkte im ersten Moment ganz erstarrt vor Angst und Schock, sammelte sich jedoch bald wieder und machte sich nervös daran, seine Schubladen nach den gewünschten Mitteln zu durchsuchen. Doflamingo richtete seinen scharfen Blick auf den gebeugten Rücken des Mannes und wartete ungeduldig darauf, dass dieser seinen Auftrag erledigte. Jede Sekunde, die verging, war in seinen Augen eine Sekunde zu viel. Warum nur mussten Menschen so furchtbar dumm und langsam sein? Immerhin hing von diesen Medikamenten Crocodiles Leben ab! Irgendwann hatte der Apotheker alle Utensilien zusammen. Die Verbände und das Desinfektionsmittel hatte er bereits in eine Tüte gepackt. Auf dem Tresen lagen noch zwei weitere Schachteln. "Beides sind entzündungshemmende Medikamente", brachte der Mann mit stammelnder Stimme zustande, als er Doflamingos skeptischen Blick bemerkte. "Das eine sind Tabletten, um die Entzündung von innen heraus zu bekämpfen. Das andere ist eine Salbe zur äußeren Anwendung. Beides sollte simultan verwendet werden, um die Entzündung effektiv zu bekämpfen." Anschließend steckte er die beiden Schachteln ebenfalls in die Tüte und reichte sie mit zitternden Armen Doflamingo, der sie ohne zu Zögern und ohne sich zu bedanken entgegennahm. Dass er diese erbärmlichen Menschen nicht getötet hatte, war seiner Ansicht nach bereits Dank genug. Aufgeregt verließ Doflamingo die kleine Apotheke. Er nahm die Tüte beim Henkel in den Mund und verwandelte sich, kaum hatte er die Stadtgrenze erreicht. Auch wenn er sich glücklich schätzte, dass er so rasch die gewünschten Medikamente bekommen hatte, durfte er nun keine Zeit verlieren. In seinem Kopf tauchte das Bild von der entzündeten Bisswunde an Crocodiles Unterarm auf. Er musste sich beeilen, damit der Kater alsbald die dringend benötigte Medizin erhielt und rasch wieder gesund wurde. Mit einem flauen Gefühl im Magen wartete Crocodile darauf, dass Doflamingo sich endlich blicken lassen würde, doch der andere Gestaltenwandler tauchte auch nach mehr als einer halben Stunde des Wartens nicht auf. Verunsicherung breitete sich in Crocodiles Körper aus. Hatte der Wolf tatsächlich vor, ihm seinem Schicksal zu überlassen? Aber wieso hatte er ihm dann überhaupt erst das Leben gerettet? Oder gab es einen ganz anderen Grund für die lange Abwesenheit des Wolfes? Hatte er womöglich die Höhle verlassen, um auf Jagd zu gehen (immerhin hatte Crocodile in Windeseile nicht gerade wenig von dessen Vorräten verschlungen) und nun war ihm etwas Schlimmes zugestoßen? Es missfiel Crocodile zutiefst, dass er nicht über Doflamingos Aufenthaltsort Bescheid wusste. Wieso nur hatte sich dieser nicht bei ihm abgemeldet, ehe er die Höhle verließ? Konnte er sich denn nicht denken, dass er sich angesichts seiner plötzlichen Abwesenheit beunruhigt fühlen würde? Aber was dachte er hier überhaupt? Kleinmütig benetzte Crocodile die Bisswunde an seinem rechten Unterarm mit Speichel, um diese zu reinigen. Schließlich war es nicht so, dass der Wolf in der Pflicht stünde, ihn darüber zu informieren, wo er sich gerade aufhielt oder was er tat. Immerhin war er doch bloß zu Gast in dessen Höhle. Und das sogar erst seit kurzem. Wie konnte er da nur so töricht sein und erwarten, dass Doflamingo Rücksicht auf ihn nahm? Eigentlich passte es doch gar nicht zu ihm, so schrecklich leichtgläubig und einfältig zu denken. Auch wenn Crocodile die Wunde an seinem Arm und diejenige in seinem Gesicht mindestens alle fünf Minuten mittels Speichel reinigte, verbesserte sich der Zustand der beiden schweren Verletzungen nicht. Vor allem die Bisswunde begann wieder heftig zu jucken und zu brennen, was ihm große Sorgen bereitete. Doflamingo versorgte ihn zwar sowohl mit einem warmen Schlafplatz als auch mit ausreichend Nahrung, doch weder das eine noch das andere würde am Ende das geringste gegen eine entzündete Fleischwunde ausrichten können. Sobald sich der Sturm gelegt hatte, nahm Crocodile sich vor, musste er unbedingt in die Stadt zurückkehren, um dort Medizin zu besorgen. Ansonsten würde er im schlimmsten Fall wohl doch noch den Tod finden. Eine äußerst unangenehme Aussicht. Als Doflamingo nach einer weiteren Stunde ungeduldigen Wartens noch immer nicht erschienen war, verstärkten sich Crocodiles Sorgen und Zweifel. Er kannte sich mit solchen Dingen zwar nicht sonderlich gut aus, doch vermutete, dass ein so erfahrener Jäger wie Doflamingo bestimmt nicht so viel Zeit benötigte, um ein Wildschwein oder ein Reh zu erlegen. Immerhin waren viele Tiere aufgrund des Sturms sogar obdachlos geworden und sicherlich sowohl erschöpft als auch verletzt. Dem Wolf würde doch nicht wirklich etwas Schlimmes zugestoßen sein...? Oder? Ein eiskalter Schauer lief Crocodile über den Rücken, als er an die schrecklichen Fallen dachte, welche menschliche Jäger manchmal im Wald auslegten, um wilde Tiere wie zum Beispiel Bären zu fangen. Vielleicht war Doflamingo ja in eine solche Falle geraten und nicht dazu in der Lage, sich ohne fremde Hilfe zu befreien? Während seiner mehrstündigen Suche nach einem Unterschlupf war Crocodile selbst an mehreren dieser grausigen Fallen vorbeigekommen und vermutlich bloß aus purem Glück in keine hineingeraten. Beim Gedanken an dieses Horrorszenario beschloss Crocodile, die trockene und vor allem sichere Höhle zu verlassen, um Ausschau nach dem verloren gegangenem Wolf zu halten. Gerade, als er schwer atmend aus dem gemütliche Bett stieg, fiel sein Blick auf ein paar Brocken Fleisch, welche die ganze Zeit über unbemerkt hinter ihm gelegen hatten; sie waren bereits verzehrbereit zurechtgemacht worden. Ohne dass Crocodile etwas dagegen hätte tun können, schlich sich ein verstohlenes Lächeln auf seine Lippen. Er konnte sich schon denken, wer sich die Mühe gemacht hatte, diese Vorräte für ihn vorzubereiten und sie sogar an sein Bett zu bringen. Doflamingo hatte ihn also doch nicht einfach kaltblütig zurückgelassen. Es gab einen guten Grund für seine Abwesenheit. Und diese Erkenntnis erleichterte Crocodile mehr als er es jemals zugegeben hätte. Rasch verzehrte er den Großteil der für ihn gedachten Nahrung. Ein Stück Fleisch allerdings hielt er auf und stopfte es in die Tasche seiner Jeanshose, die er zusammen mit seinem Hemd am Rande des Schlafbereichs fand. Beide Kleidungsstücke starrten zwar vor Dreck, doch waren zumindest trocken und würde seinen Zwecken genügen. Anschließend verließ Crocodile die Höhle und machte sich trotz des inzwischen glücklicherweise ein wenig abgeflauten Unwetters auf die Suche nach seinem verschwunden Gastgeber. Er hoffte von ganzem Herzen, dass dem Wolf nichts Übles zugestoßen war. Oder falls doch, dass er ihn wenigstens finden würde, ehe ihm ein Anderer zuvorkam. Der prägnante Geruch des Katers stieg Doflamingo in die Nase, noch ehe er seine Behausung überhaupt erst erreicht hatte. Verwundert hielt er für einen kurzen Moment inne, ehe er seine Laufgeschwindigkeit verdoppelte und sich daran machte, Crocodile aufzuspüren. Wieso nur hatte dieser die sichere Höhle verlassen? Konnte er sich denn nicht denken, dass er mit seiner Unerfahrenheit und seinem stark nach Stadt und Mensch riechenden Körper eine Einladung für alle hungrigen Jäger im Wald darstellte? Er hätte niemals auch nur die geringste Chance gegen einen Luchs, eine Horde Wildschweine oder -Gott behüte- ein ausgehungertes Rudel Wölfe. Vor allem aufgrund seiner beiden schweren Verletzungen nicht. Erleichterung machte sich in Doflamingos Körper breit, als er Crocodile nicht weit entfernt vom Eingang seiner Höhle auffand. Dem anderen Gestaltenwandler schien es gut zu gehen oder zumindest nicht schlechter als zuvor. Glücklicherweise war ihm also kein anderer Jäger zuvorgekommen. Kaum allerdings hatte Doflamingo diese Feststellung getätigt, wich seine Erleichterung zugunsten heller Wut und aufgeregter Empörung. Wie konnte es der verwundete Kater nur wagen, die sichere Höhle zu verlassen und sich nach draußen in Gefahr zu begeben? Immerhin war er noch immer schwer verletzt! Er konnte wirklich von Glück sprechen, dass Doflamingo derjenige gewesen war, der ihn zuerst gefunden hatte. In seiner unmittelbaren Nachbarschaft gab es nämlich noch weitere Gestaltenwandler, denen der Kater lieber nicht begegnen sollte. Hastig überwand Doflamingo den letzten Abstand zwischen ihm und Crocodile. Der Kater wirkte sehr erschrocken, als gleich neben ihm auf einmal ein großer und überaus zorniger Wolf auftauchte, beruhigte sich jedoch rasch wieder, als er seinen Gastgeber erkannte. Außerdem verwandelte sich dieser prompt zurück. Die Tüte mit den Medikamenten, die er bis eben noch mit seinem Maul festgehalten hatte, nahm er in die linke Hand. „Doflamingo, ich...“ „Zurück in die Höhle!“, unterbrach Doflamingo den Kater unverzüglich mit absolut unerbittlicher Stimme. „Sofort!“ Zur Bekräftigung seiner Worte gab er dem anderen Gestaltenwandler einen leichten Klaps auf den Rücken und lotste ihn geschwind in Richtung seiner Behausung. Leider ließ Crocodile sich diese Behandlung nicht so einfach gefallen. Er warf Doflamingo einen völlig entrüsteten Blick zu und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sag mal, wie redest du eigentlich mit mir, Wolf?“, meinte er in einem äußerst beleidigt klingenden Tonfall und rührte sich nicht von der Stelle. „Ich lasse mich von niemandem herumkommandieren!“ „Jetzt hör auf mit diesem Blödsinn!“, erwiderte Doflamingo ungeduldig, der das plötzliche Trotzverhalten des Katers überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Noch immer regnete es in Strömen. Er wollte Crocodile so schnell wie nur möglich ins Trockene bringen und dessen beiden schlimmen Wunden versorgen. Für übertriebenen Stolz blieb nun wirklich keine Zeit. „Los! Ab zurück in die Höhle. Hier draußen ist es viel zu gefährlich für dich!“ „Wohin ich gehe oder nicht gehe, hast du nicht zu entscheiden!“, zischte Crocodile mit giftiger Stimme und rührte sich noch immer kein Stück. „Ich lasse mich nicht von oben herab behandeln! Weder von dir noch von sonst irgendjemandem! Also wage es ja nicht, in einem solch herablassenden Tonfall mit mir zu sprechen! Ich fasse es gar nicht, dass ich töricht genug gewesen bin, um mir Sorg...“ Crocodile kam nicht dazu, seine Schimpftirade zu Ende zu führen. Doflamingo, der im Augenblick keine Lust auf Diskussionen jedweder Art hatte, packte sich kurzerhand den verärgerten Kater und warf ihn sich über die Schulter. Anschließend setzte er seinen Weg unbeirrt fort und schenkte Crocodiles wütenden Protesten nur wenig Beachtung. Seine oberste Priorität bestand im Augenblick darin, sie beide in seine trockene und sichere Höhle zurückzubringen. Und gleich danach würde er sich um die Wunden des Katers kümmern. Crocodile gefiel es gar nicht, dass Doflamingo ihn einfach wie einen Sack Kartoffeln geschultert hatte und sich nicht im geringsten darum zu scheren schien, ob ihm diese Art des Transports zusagte oder nicht. Wütend schlug er dem anderen Gestaltenwandler mit beiden Fäusten auf den Rücken, um diesen zum Loslassen zu bewegen, doch er war sich nicht einmal sicher, ob der Wolf seine Schläge überhaupt mitbekam. Also ergab er sich irgendwann unwillig in sein Schicksal und ließ zu, dass man ihn zurück in Doflamingos Behausung entführte. Es dauerte nicht lange, bis sie den Eingang der weitläufigen Höhle erreichten. Crocodile war nicht sonderlich weit gekommen, ehe der andere Gestaltenwandler ihn bereits wieder aufgespürt hatte. Und auch wenn er sich derzeit durch Doflamingos hochnäsiges Verhalten in seinem Stolz ziemlich verletzt fühlte, war er doch unfassbar froh darüber, dass der Wolf lebte und dass es ihm gut ging. Immerhin hatte Crocodile sich tatsächlich sehr große Sorgen um das Wohlergehen seines Gastgebers gemacht. Was er ein wenig zu bereuen begann, angesichts dessen überaus rüpelhaften Verhaltens. Doflamingo legte ihn vorsichtig auf einer weichen Decke ab und im selben Moment wurde Crocodile auf einmal wieder klar, wie miserabel es ihm doch ging. Die Sorge um Doflamingo hatte ihn für eine Weile abgelenkt, doch nun wurde er sich seines schlechten Gesundheitszustands wieder sehr deutlich bewusst. Sowohl die Verletzung in seinem Gesicht als auch die Bisswunde an seinem Unterarm schmerzten und juckten heftig. Außerdem war ihm so unglaublich warm, dass ihm seine inzwischen wieder völlig durchnässte und eiskalte Kleidung sehr angenehm vorkam. Crocodile schreckte auf, als er spürte, wie sich zwei große Hände an seinem Hemd und seiner Hose zu schaffen machten. Entrüstet versuchte er, Doflamingo von sich fort zu schieben, doch musste leider feststellen, dass der Wolf deutlich stärker war als er. Was sollte das? Wieso wollte Doflamingo ihn ausziehen? War alle Fürsorge nur gespielt gewesen und nahm er sich nun, was er wirklich haben wollte? Angst und Verunsicherung breiteten sich in Crocodiles Körper aus und er trat sogar nach dem anderen Gestaltenwandler, um diesen von sich fernzuhalten. „Sag mal, was ist eigentlich los mit dir?“ Doflamingos Stimme klang sowohl genervt als auch vorwurfsvoll, als er diese Frage stellte. Er ließ für einen Moment von seinem Vorhaben ab und warf Crocodile einen irritierten Blick zu. „Was los mit mir ist?“, wiederholte Crocodile ungläubig die Frage. „Dasselbe könnte ich dich fragen, Hund! Nimm deine Hände von mir weg! Fass mich nicht an!“ „Nenn mich gefälligst nicht Hund, Kater!“, entgegnete Doflamingo mit einer Stimme, die so extrem scharf klang, dass Crocodile unweigerlich zusammenzuckte und ein Stück zurückwich. Was ging hier nur vor sich? Wieso verhielt sich Doflamingo auf einmal so schrecklich rücksichtslos und böswillig, wo er doch zuvor immer besonders fürsorglich von diesem behandelt worden war? „Ich habe es dir schon einmal gesagt und dieses Mal handelt es sich um meine allerletzte Warnung: Bezeichne mich nicht als einen Hund, verdammt nochmal, oder du wirst es bereuen! Verstanden?“ Crocodile war so stark eingeschüchtert und verschreckt, dass er kein Wort über die Lippen brachte, sondern seinen Blick abwendete und seine beiden Arme in einer schützenden Geste über seinem Gesicht ausbreitete. Wie hatte er nur so töricht sein und tatsächlich glauben können, dieser Wolf wäre anders? Am Ende kam die wahre Natur eben doch zum Vorschein. Doflamingo war genauso pervers und aggressiv wie Crocodile es von Anfang an vermutet hatte. Gestaltenwandler, Menschen... sie waren doch alle gleichermaßen verdorben! Doflamingos Zorn löste sich sofort in Luft auf, als er den angsterfüllten Geruch wahrnahm, den Crocodile ausstrahlte. Reumütig (und auch ein wenig beschämt, obgleich er sich dies nicht eingestand) musterte er den Kater, der sich furchtsam zusammengekauert hatte und sich die Hände vor sein Gesicht hielt als erwartete er einen Schlag. Auch wenn es ihn ernsthaft wütend gemacht hatte, als Hund betitelt zu werden, war es nicht seine Absicht gewesen, dem anderen Gestaltenwandler so furchtbare Angst einzujagen. Außerdem wurde ihm plötzlich klar, wieso Crocodile sich so heftig gewehrt hatte, als er versucht hatte, ihn auszuziehen. Sicherlich war er davon ausgegangen, dass er sich an ihm vergreifen wollte. Schuldbewusst biss sich Doflamingo auf die Unterlippe. Er hätte dem Kater vorher Bescheid geben sollen, dass dies nicht der Fall war. Er hatte ihn bloß aus seiner nassen und dreckigen Kleidung schälen wollen, um ihn anschließend abzutrocknen und seine beiden Wunden zu versorgen. „Ganz ruhig“, meinte Doflamingo, weil er nicht wusste, was er in dieser Situation sonst sagen sollte. Er bemühte sich um eine ruhige und zärtliche Stimmlage. „Du brauchst vor mir keine Angst zu haben. Ich werde dir nichts tun.“ Vorsichtig berührte er Crocodile an der Schulter, was diesen allerdings bloß dazu veranlasste, nervös zusammenzuzucken. Die Geste versetzte Doflamingo einen Stich ins Herz. „Fass mich nicht an!“ Crocodiles Stimme klang gleichzeitig furchtsam und energisch. Auch wenn er Angst hatte, war und blieb er eben doch ein stolzer und überaus herrischer Kater. „Ich habe nicht vorgehabt, mich an dir zu vergreifen, wenn du das denkst“, meinte Doflamingo. „Du wolltest mich ausziehen!“, erwiderte Crocodile prompt. Er löste sich ein klein wenig aus seiner zusammengekauerten Haltung und warf Doflamingo einen vorwurfsvollen und verletzten Blick zu. „Aber nicht um dich zu missbrauchen!“, lenkte Doflamingo rasch ein. „Deine Kleidung ist nass und dreckig. Ich wollte bloß verhindern, dass noch mehr Dreck in die sowieso schon entzündete Wunde an deinem Arm kommt. Und natürlich wollte ich dich auch trocknen und aufwärmen.“ Da er Crocodile mit diesen Worten noch immer nicht überzeugen zu können schien, fügte er an: „Genauso wie beim letzten Mal. Als ich dich vor dem schrecklichen Sturm gerettet habe. Da habe ich dich doch auch ausgezogen, um dich zu trocknen und deine Wunden zu versorgen. Wenn ich mich an dir vergreifen wollen würde, dann hätte ich es bereits zu diesem Zeitpunkt tun können. Warum sollte ich mir die Mühe machen und auf das nächste Mal warten? Du musst zugeben, dass es keinen Sinn macht.“ „Ich bin durchaus dazu in der Lage, mich selbst zu entkleiden“, erwiderte Crocodile scharf. Erfreulicherweise schien er sich langsam wieder zu fangen; doch trotzdem waren eindeutige Zeichen von Angst und Unmut immer noch sehr deutlich zu erkennen, zum Beispiel an den flach angelegten Ohren und dem durchgedrückten Rücken, der -wie Doflamingo wusste- eine Art Katzenbuckel darstellen sollte. „Ich... daran habe ich nicht gedacht“, meinte Doflamingo, der sich ertappt fühlte; diese Option war ihm tatsächlich ganz einfach nicht in den Sinn gekommen. Er hatte es sich inzwischen so sehr daran gewöhnt, Crocodile zu versorgen und sich um ihn zu kümmern, dass er manchmal beinahe vergaß, dass es sich bei diesem nicht um einen hilflosen Welpen, sondern einen erwachsenen Mann handelte. Immerhin weckte er aufgrund seiner unerfahrenen Wesensart und seiner vielen Verletzungen einen sehr starken Beschützerinstinkt in ihm. „Aber wäre es denn so schlimm gewesen, wenn ich derjenige gewesen wäre, der dich ausgezogen hätte?“, lenkte er ein, um sich zu verteidigen. „Schließlich ist da nichts, was ich nicht schon gesehen hätte. Oder?“ „Ja, das wäre es!“, erwiderte Crocodile mit zischender Stimme und richtete sich endlich wieder zu seiner vollen Größe auf. Eine leichte Röte breitete sich auf seinen Wangen aus. „Außerdem geht es nicht nur darum! Du hast mich angeschrien!“ „Und du hast mich einen Hund genannt!“ „Woher sollte ich denn wissen, dass du auf ausgerechnet diese Bezeichnung so furchtbar empfindlich reagierst? Immerhin habe ich dich doch auch schon mal Töle oder Köter genannt gehabt. Das hat dich nicht gestört!“ „Ich habe dir schon einmal erklärt gehabt, dass du nicht Hund zu mir sagen sollst!“ „Hast du nicht!“ „Doch, habe ich! Als ich dir gesagt habe, dass ich dich für eine Weile allein lassen muss!“ Verwirrung spiegelte sich in Crocodiles bernsteinfarbenen Augen wieder. Er schwieg für einen kurzen Moment, ehe er beinahe schon peinlich berührt zugab: „Daran erinnere ich mich nicht.“ Doflamingo seufzte leise und fuhr sich mit der linken Hand durch sein Haar. „Du warst noch im Halbschlaf und ganz fieberkrank, als ich es dir gesagt habe.“ „Und da erwartest du von mir, dass ich mich an die Dinge erinnere, die du mir erzählst?“ Crocodiles Stimme klang teils ungläubig, teils vorwurfsvoll. „Das ist doch völlig absurd! Wenn ich noch wüsste, was du zu mir gesagt hast, dann hätte ich schließlich gar nicht erst die Höhle verlassen.“ Verwundert spitzte Doflamingo die Ohren. Hatte er sich verhört? „Du hast nach mir gesucht?“ Die leichte Röte, die sich in Crocodiles Gesicht ausgebreitet hatte, wurde schlagartig deutlich intensiver. Er wandte den Blick ab und leckte sich nervös über seinen Handrücken. Doflamingo konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken und rückte näher an den Kater heran. Die Worte, die dieser eben ausgesprochen hatte, klangen in seinen Ohren überaus verheißungsvoll. Crocodile hatte nach ihm gesucht, als er plötzlich verschwunden gewesen war. Folglich hatte sich dieser also um ihn gesorgt. Doflamingo fühlte sich überaus geschmeichelt. Trotzdem sollte er jetzt nichts überstürzen. Zuallererst musste er sich um die beiden schweren Verletzungen des Katers kümmern. Immerhin war die voranschreitende Entzündung der Bisswunde an dessen Unterarm überhaupt erst der Grund für seine Abwesenheit gewesen. Geistesgegenwärtig steckte Doflamingo seine aufkommenden Gefühle also erst einmal zurück und griff stattdessen nach der Tüte mit den Medikamenten, die er mitgebracht hatte. Als er Crocodiles fragenden Blick bemerkte, erklärte er: „Medizin. Ich bin in der Stadt gewesen, um sie für dich zu besorgen. Du weißt schon, weil die Wunde an deinem Arm begonnen hat sich zu entzünden. Und zieh dich jetzt bitte endlich aus und trockne dich ab. Bei deinem Gesundheitszustand wäre es alles andere als hilfreich, wenn du dir nun auch noch eine Erkältung einfängst. Dein Fieber ist schon hoch genug. Du solltest die Medikamente so rasch wie möglich einnehmen. Komm schon, ich helfe dir beim Auftragen der Salbe und beim Verbinden deiner Wunden.“ ~ Zu seiner Verwunderung schien die Höhle, in der Doflamingo lebte, deutlich größer zu sein als er zu Beginn vermutet hatte. Viele Gänge führten in Räume, die anscheinend ebenfalls als Wohn- oder Schlafzimmer genutzt wurden oder eher genutzt worden waren. Denn einen weiteren Mitbewohner (weder einen Gestaltenwandler mit einem Wolf noch mit irgendeinem anderen Tier als Geist) konnte er nirgendwo ausmachen. Alles wirkte verlassen. Doflamingos Behausung machte auf ihn beinahe schon den Eindruck einer Geisterstadt. Unweigerlich fragte Crocodile sich, was hier wohl geschehen sein mochte. (Auszug aus dem nächsten Kapitel) bye sb Kapitel 4: Part I: Wissensdurst und Sorge ----------------------------------------- Crocodile hatte geglaubt, dass es ihm besser gehen würde, sobald seine beiden schlimmsten Wunden versorgt wären, doch leider war dies nicht der Fall. Vor allen Dingen die Reinigung der Verletzungen mithilfe des Desinfektionsmittels war überaus unangenehm gewesen. Das Spray hatte fürchterlich gebrannt und Crocodile musste seine Zähne fest aufeinander pressen, um nicht laut loszuschreien. Denn natürlich wollte er sich vor Doflamingo keine Blöße geben. Anschließend war auf beide Verletzungen eine entzündungshemmende Salbe aufgetragen worden und Crocodile hatte eine Tablette schlucken müssen. Nun lag er -mit vernünftig gepflegten und verbundenen Wunden- auf Doflamingos Bett und versuchte überaus erfolglos einzuschlafen. Noch immer hatte er Fieber und vor allem schlimme Kopfschmerzen, die ihn daran hinderten, bitter benötigte Ruhe zu finden. "Du solltest jetzt wirklich schlafen", meinte irgendwann Doflamingo, der neben ihm im Bett lag und ihm einen eindringlichen Blick zuwarf. "Dein Körper heilt am besten, während du schläfst, weißt du." "Danke für den Hinweis", erwiderte Crocodile mit sarkastischer Stimme und änderte die Stellung seiner Beine, um eine angenehmere Schlafposition zu finden, was jedoch leider nicht zum erhofften Ergebnis führte. "Fällt es dir schwer einzuschlafen?" "Du bist ein echtes Genie", murmelte Crocodile und massierte mit der rechten Hand seine Schläfe. Die Kopfschmerzen, die ihn plagten, waren furchtbar penetrant: Sein Schädel pochte beständig als befände sich ein zweites Herz anstelle seines Gehirns darin, und dazu wurde er in unregelmäßigen Abständen von Schmerzen geplagt, dich sich wie stechende Blitze anfühlten. Ob das wohl Nebenwirkungen der Medikamente waren, die Doflamingo ihm besorgt hatte? Mihawk hatte vor einigen Jahren einmal eine schlimme Zahnfleischentzündung gehabt und musste regelmäßig eine Salbe auftragen, von der ihm ständig schlecht geworden war. Vielleicht handelte es sich hier ja um eine ähnliche Sache? Crocodile hatte gerade seine Augen geschlossen und hing seinen Erinnerungen an Mihawk und Zoro nach, als er plötzlich spürte, wie seine Schläfen auf beiden Seiten von ziemlich talentierten Fingern massiert wurden. Unweigerlich kam Crocodile ein genüssliches Schnurren über die Lippen und er ließ sich die angenehme Berührung gefallen. Sofort spürte er, wie das penetrante Pochen in seinem Schädel merklich nachließ. "Besser?", hörte er Doflamingo fragen, der seiner stolzen und selbstgefälligen Stimme nach zu urteilen die Antwort auf diese Frage längst wusste. Trotzdem tat Crocodile ihm den Gefallen und meinte: "Viel besser. Nicht aufhören, ja? Mach noch ein bisschen weiter. Genau da, hm..." Erfreulicherweise kam Doflamingo seinem Wunsch nach und massierte seine Schläfen noch für mindestens weitere fünfzehn Minuten. Crocodile schloss seine Augen und fand sich schon nach kurzer Zeit in einem überaus angenehmen Halbschlaf wieder. Nachdem er mit den Schläfen fertig war, wanderten Doflamingos geschickte Finger hoch zu seinen beiden Katzenohren und massierte in kreisenden Bewegungen den Bereich gleich dahinter. Es tat Crocodile gut, ein wenig Zuwendung zu erhalten, fand er. Es war schon viel zu lange her, seit er das letzte Mal wirklich schön gekrault worden war; ein Luxus, den Crocodile in seinem früheren Leben als Hauskatze beinahe jeden Tag hatte genießen dürfen. Es dauerte nicht lange bis seine Kopfschmerzen beinahe vollständig verschwunden waren und er endlich in seinen wohlverdienten Schlaf hinüber gleiten konnte. Zufrieden lauschte Doflamingo den gleichmäßigen Atemzügen des direkt neben ihm liegenden Katers. Es machte ihn ziemlich stolz, dass es ihm gelungen war, ihn von seinen Kopfschmerzen zu befreien und zum Schlafen zu bewegen. Überdies gefiel es ihm, Crocodile nah zu sein und ihn zu berühren. Indiskret ließ Doflamingo seinen Blick über die schlafende Gestalt gleiten. Nun, da Crocodile friedlich schlummerte, hatte er ja nichts zu befürchten. Und außerdem war es wirklich unfassbar, wie gut der Kater seinen Geschmack traf. Trotz der vielen Schrammen und Hämatome am Körper sah er einfach nur wunderhübsch aus. Glattes, dunkles Haar, das bis zum Hals reichte. Blasse Haut. Lange Beine und ein Paar wohlgeformte Füße. Dazu sah er nicht mehr so schrecklich ausgemergelt aus wie vor kurzem noch. Das viele Fleisch, das Doflamingo ihm auftischte, zeigte seine Wirkung: Von den Rippen des Katers war kaum mehr etwas zu sehen, außerdem hatte er an den Hüften und den Oberschenkeln zugelegt. Eine eindeutige Veränderung ins Positive, fand Doflamingo. Trotzdem war sein Ziel noch nicht erreicht: Bis Crocodile ein normales und vor allem gesundes Gewicht erreicht hatte, fehlten noch etwa fünf bis sieben Kilogramm. Unmut machte sich in Doflamingos Körper breit, als er an die gähnende Leere in seiner Speisekammer dachte. Er hatte seine allerletzten Vorräte bereits an den verletzten Kater verfüttert. Und wenn er nicht zulassen wollte, dass dieser Hunger litt, würde er früher oder später wieder auf Jagd gehen müssen. Dieses Mal allerdings würde er sich bei Crocodile abmelden, sobald dieser erwacht war. Er wollte nicht riskieren, dass er sich erneut zu sorgen begann und waghalsige Ausflüge nach draußen unternahm. Heute hatte er großes Glück gehabt, doch das war noch lange keine Garantie dafür, dass es beim nächsten Mal ebenso glimpflich ausging. Genauso gut hätte Crocodile auch einem wilden Luchs oder Wildschwein begegnen können. Eine Situation, die sicherlich nicht gut ausgegangen wäre, wenn er die Unerfahrenheit und den schlechten gesundheitlichen Zustand des Katers bedachte. Fürsorglich leckte Doflamingo mit seiner Zunge über die schweißnasse Stirn des anderen Gestaltenwandlers. Auch wenn es nun nicht mehr nötig war, dessen Verletzungen mittels Speichel sauber zu halten, genoss er es doch, mit seiner Zunge über die erhitzte Haut zu fahren. Freudig bemerkte er, dass Crocodile sich in die Berührung hineinlehnte, auch wenn er es vermutlich bloß ganz unbewusst tat; immerhin hatte er hohes Fieber und der Speichel auf der Haut kühlte den erhitzten Körper ein wenig herunter. Doflamingo gestand sich offen ein, dass Crocodile ihn reizte. Ihm gefiel die stolze und kratzbürstige Art des Katers mindestens ebenso sehr wie dessen hübscher Körper. Und wenn er die Hinweise nicht völlig missinterpretierte, dann ging es diesem nicht anders. Immerhin war Crocodile ganz rot vor Scham geworden, als Doflamingo ihn auf seine Sorge um ihn angesprochen hatte. Außerdem war ihr Umgang miteinander inzwischen insgesamt sehr intim und freundschaftlich geworden. Es fehlte bestimmt nicht mehr viel bis zu einer echten Beziehung. Einer partnerschaftlichen Liebesbeziehung. Bei diesem Gedanken schlich sich ein glückliches Lächeln auf Doflamingos schmale Lippen. Er hoffte wirklich von ganzem Herzen, dass Crocodile sich dazu entschließen würde, bei ihm zu bleiben. Doflamingo konnte es kaum erwarten, ihn besser kennenzulernen. Seinen hübschen Körper zu erkunden und ihn beim Sex zum Orgasmus zu bringen. Und auch mehr über seine Vergangenheit zu erfahren. Denn noch immer wusste er weder, woher Crocodile kam, noch, wieso er sein ehemaliges Zuhause verlassen hatte. Ganz zu schweigen von der waagerecht verlaufenden Fleischwunde in seinem Gesicht, die bereits vorhanden gewesen war, ehe sie aufeinander getroffen waren. Zu gerne wüsste Doflamingo, woher sie wohl stammen mochte. Crocodile ging es deutlich besser, als er das nächste Mal erwachte. Dank der Massage seitens Doflamingo waren seine Kopfschmerzen beinahe vollständig verschwunden und auch sein Fieber war stark gesunken. Insgesamt fühlte er sich so wohl wie es den Umständen entsprechend nur möglich war. Noch halb schlummernd wollte er seinen Handrücken mit Speichel benetzen, um ihn auf seinen beiden Verletzungen zu verteilen und sie auf diese Weise zu säubern, ehe ihm einfiel, dass eine solche Behandlung nicht mehr notwendig war. Vorsichtig betastete Crocodile sowohl sein Gesicht als auch seinen rechten Unterarm, um sicherzugehen, dass diese Stellen tatsächlich fachmännisch verbunden worden waren und er diese Begebenheit nicht bloß geträumt hatte. Ein erleichtertes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er tatsächlich die eng um seine Wunden gewickelten Stoffbahnen erfühlen konnte. Crocodile gestand sich nur widerwillig ein, dass er ohne die Hilfe Doflamingos mit Sicherheit längst den Tod gefunden hätte. Der Wolf bot ihm einen geschützten Schlafplatz an, versorgte ihn mit Unmengen Fleisch und hatte sogar den weiten Weg in die Stadt auf sich genommen, um Medizin und Verbandszeug für ihn zu besorgen. Er konnte wirklich von Glück sprechen, dass er auf den anderen Gestaltenwandler getroffen war. Doch auch wenn Doflamingo sich Crocodiles Dank selbstverständlich sicher sein konnte, war dieser mit seiner derzeitigen Lebenssituation nicht ganz zufrieden. Er war nämlich eine sehr stolze Person und es gefiel ihm gar nicht, einem beinahe Fremden so ungeniert auf der Tasche zu liegen. Schließlich hatte Doflamingo bisher keine Art von Gegenleistung für seine Dienste verlangt; weder eine Belohnung sexueller noch irgendeiner anderen Art. Und während Crocodile auf der einen Seite natürlich sehr froh darüber war, dass ihn der Wolf zu nichts drängte, nagte auf der anderen Seite an ihm, dass er nicht dazu kam, diesem für seine Hilfeleistung angemessen zu danken. Er kam sich nutzlos und überflüssig vor, wie eine Belastung. "Endlich bist du aufgewacht", hörte er plötzlich Doflamingo sagen, der aus einem anderen Gang in den Schlafbereich der Höhle einbog. "Das ist gut. Du hast mehr als zwölf Stunden lang geschlafen. Ich dachte schon, du würdest niemals wieder aufwachen." Er lachte leichtherzig und setzte sich neben Crocodile aufs Bett. "Ähm, ich hoffe, ich habe keine Umstände bereitet", erwiderte Crocodile, der nicht so recht wusste, was er sagen sollte. Wieso empfand Doflamingo die Frage, ob er schlief oder wach war, als so bedeutsam? Hatte er diesen wegen seines Schlafes von irgendetwas abgehalten? "Nein, natürlich nicht", meinte Doflamingo. "Ich finde es gut, dass du viel schläfst. Je mehr du schläfst, desto schneller wirst du wieder gesund. Allerdings habe ich darauf gewartet, dass du wieder aufwachst, weil ich mich bei dir abmelden wollte. Die Speisekammer ist komplett leer; ich muss unbedingt wieder auf Jagd gehen, wenn wir beide heute nicht hungern wollen. Und damit du dir nicht erneut so große Sorgen um mich machst, dachte ich, es sei klüger, dir vorher Bescheid zu geben." "Stürmt es denn nicht mehr?", fragte Crocodile mit skeptischer Stimme. Doflamingo schüttelte den Kopf. "Das Unwetter ist inzwischen fast vollständig wieder abgeflaut", antwortete er. "Allerdings sieht es draußen immer noch sehr chaotisch aus. Viele Bäume sind vom Wind ausgerissen worden, viele Höhlen eingestürzt oder überflutet. Aber ich will mich nicht beschweren: Immerhin geht es uns beiden verhältnismäßig gut. Und außerdem bedeuten viele obdachlose und geschwächte Tiere für mich eine leichte Jagd. Ich denke nicht, dass ich allzu lange weg sein werde." "Ich könnte dich begleiten und mit dir auf Jagd gehen", bot Crocodile an. Wenn er ebenfalls zur Beschaffung ihrer Nahrung beitrug, würde er nicht mehr so stark unter dem unangenehmen Gefühl leiden, bloß eine Belastung darzustellen. Und wenn die Verhältnisse draußen tatsächlich so günstig für eine gute Jagd waren wie Doflamingo sagte, dann sollte es selbst ihm als absolutem Neuling gelingen, das eine oder andere Tier zu erbeuten. Vielleicht ein Huhn, einen verletzten Waschbär oder etwas in der Art. Er wollte vor Doflamingo nicht als Schmarotzer, der sich durchfüttern ließ, dastehen. "Auf keinen Fall!", erwiderte jedoch der Wolf zu seinem Leidwesen mit energischer Stimme. "So chaotisch wie es draußen zugeht, ist es viel zu gefährlich für dich. Schließlich bist du immer noch schwer verletzt. Bleib lieber hier in der Höhle und ruh dich aus." "Aber meine Wunden sind doch gut versorgt", wandte Crocodile ein, der nur zu gern mit auf Jagd gehen würde. Doflamingo wäre sicher ein guter Lehrer. So erfahren und erfolgreich wie dieser bei der Jagd war, konnte er sich bestimmt den einen oder anderen nützlichen Tipp abholen. "Ich habe nein gesagt und dabei bleibt es auch", meinte Doflamingo unerbittlich. "Deine beiden Verletzungen beginnen gerade erst richtig zu heilen. Ich will nicht riskieren, dass sie aufreißen oder Dreck hineingerät. Außerdem scheinst du mir sehr unerfahren zu sein, was das Überleben im Wald angeht. Dir könnte leicht etwas Schlimmes zustoßen. Es ist einfach zu gefährlich." Er schwieg für einen kurzen Moment, ehe er noch hinzufügte: "Und ich bin ein wirklich guter Jäger. Es ist nicht nötig, dass du dich in Gefahr begibst und mit mir kommst. Ich werde unsere Speisekammer in Windeseile wieder aufgefüllt haben. Das kannst du mir glauben." Crocodile unterdrückte ein enttäuschtes Seufzen. Es verletzte ihn zutiefst, dass Doflamingo so energisch seine Unterstützung ablehnte. Im Grunde hatte er ihm eben erklärt, er hielt seine Fähigkeiten für so kümmerlich, dass er bei der Jagd eher eine Behinderung als eine Hilfe darstellen würde. Es war eine subtile Beleidigung, die Crocodile härter traf als jeder direkte Angriff es jemals gekonnt hätte. Er fühlte sich herabgesetzt und gedemütigt. "Ich werde mich beeilen", meinte Doflamingo. "In der Zwischenzeit solltest du dich weiter ausruhen. Und wenn ich wieder da bin, gibt es für uns beide ein echtes Festmahl, das verspreche ich dir. Ich werde versuchen, ein paar Rebhühner zu erbeuten. Die haben dir doch so gut geschmeckt, nicht wahr?" Unkonzentriert und ohne ein Wort zu sagen, nickte Crocodile. Er bekam nur am Rande mit, dass Doflamingo kurz über eines seiner Ohren strich, ehe sich sein Gastgeber auf den Weg machte und die sichere Höhle verließ, um Nahrung für sie beide zu beschaffen. Die Jagd fiel Doflamingo tatsächlich so leicht wie er es vorausgesagt hatte. Viele Tiere hatten während des lang anhaltenden Sturms Hunger leiden oder ihre zerstörten Behausungen verlassen müssen. Die meisten von ihnen waren erschöpft und abgekämpft. Sie stellten eine leichte Beute dar. Unter anderen Umständen hätte Doflamingo sich jede Menge Spaß gegönnt. Zum Beispiel indem er sich eines der kräftigeren Tiere aussuchte und es in einem mal langsameren, mal schnellerem Tempo hetzte, ehe es kraftlos zusammenbrach und er gnädig genug war, ihm rasch die Kehle durchzubeißen. Doch heute blieb keine Zeit für solche Spielchen. Denn Doflamingo trug nicht nur die Verantwortung für sein Leben, sondern auch die für das Leben des Katers, der inzwischen sicherlich wieder hungrig geworden war und sehnsüchtig auf seine Rückkehr wartete. Wenn er Crocodile beweisen wollte, dass er einen guten Partner abgab, dann musste er sich auch wie einer verhalten. Er hatte ihm versprochen, ihre Speisekammer möglichst schnell wieder aufzufüllen und gleich danach zu ihm zurückzukehren. Und Doflamingo hatte durchaus vor, dieses Versprechen einzuhalten. Er war fest davon überzeugt, dass er den Kater nur dann zum Bleiben bewegen konnte, wenn er ihm ein gesichertes Leben an seiner Seite darbot. Gesichert durch ausreichend Schutz und Nahrung. Nicht weit von ihm entfernt machte Doflamingo die Umrisse einiger Hühner aus. Erwartungsvoll leckte er sich über die Lippen und duckte sich, um unbemerkt näher an die Tiere mit dem überaus zarten und hellem Fleisch heranzuschleichen. Aus verringerter Distanz erkannte er, dass es sich wie erhofft um eine Gruppe Rebhühner handelte, etwa sechs oder sieben an der Zahl. Sie schienen das Unwetter verhältnismäßig gut überstanden zu haben, denn zumindest auf den ersten Blick machten sie einen recht gesunden und unverletzten Eindruck. Doflamingo pirschte sich so nah wie nur möglich an die Gruppe Hühner heran, die ihn glücklicherweise nicht zu bemerken schien, obwohl seine Stärke eigentlich eher bei der Hetzjagd als beim langsamen Anschleichen lag. Er wartete geduldig den richtigen Moment ab, ehe er in einem einzigen Satz mitten in die Gruppe Rebhühner hineinsprang. Sofort gelang es ihm, eines der überraschten Hühner zu fassen zu bekommen und zu erlegen. Anschließend jagte er noch zwei weiteren aufgeregten Rebhühnern hinterher, die er ebenfalls schnell zu packen bekam und mittels eines gezielten Bisses in den Hals tötete. Der Rest der Gruppe allerdings war inzwischen in alle Himmelsrichtungen auseinandergestoben und für einen einzelnen Jäger nicht mehr einzuholen. Trotzdem legte sich ein zufriedenes Grinsen auf Doflamingos Lippen, als er seine Beute musterte. Drei Rebhühner waren ein guter Fang. Crocodile würde sich sicherlich über das zarte Hühnerfleisch freuen. Doflamingo packte die drei kleinen Leiber mit seinem Maul und machte sich auf den Weg zurück zur Höhle. Während er lief, beschloss er kurzerhand, dass er noch zwei oder drei weitere Jagdzüge starten würde. Die Bedingungen waren derzeit sehr günstig für eine erfolgreiche Jagd und außerdem musste er deutlich mehr Nahrung herbeischaffen als nur drei Rebhühner, wenn sowohl er als auch Crocodile über die Runden kommen sollten. Immerhin war der Kater noch immer schwer verletzt und brauchte viele Nährstoffe, um schnell wieder gesund zu werden. Doflamingo machte es nichts aus, für sie beide auf Jagd zu gehen. Immerhin war sein Tiergeist ein Wolf; er bewegte sich gerne und hatte großen Spaß am Erlegen von Beutetieren. Außerdem war es für ihn nicht ungewohnt, andere Gestaltenwandler mitzuversorgen. Denn auch wenn er in letzter Zeit eher zurückgezogen gelebt hatte, gab es doch eine Zeit, in der er ein ganzes Wolfsrudel angeführt hatte. Damals hatte er oft -allein oder gemeinsam mit Anderen- stundenlang gejagt, um genug Fleisch für sein Rudel herbeizuschaffen. Vor allen Dingen wenn es viele junge oder verletzte Wölfe gab, hatte er sich anstrengen müssen, um alle zu versorgen. Trotzdem hatte er das Leben im Wolfsrudel sehr genossen. Die anderen Gestaltenwandler waren seine Freunde und seine Familie, die ihm in guten wie in schlechten Zeiten beistanden. Es war eine wirklich sehr schöne Zeit gewesen. Ein heftiger Schmerz stach Doflamingo mitten ins Herz, als ihm klar wurde, wie sehr er sein altes Rudel vermisste. Und wie gut es ihm gefiel, dass derzeit der Kater bei ihm lebte. Es störte ihn wirklich nicht, für Crocodile zu sorgen. Solange er jemanden hatte, der sich mit unterhielt, sich um ihn sorgte, wenn er lange wegblieb, und nachts neben ihm schlief, nahm er diesen geringen Preis sehr gerne in Kauf. Hoffentlich würde sich der Kater tatsächlich dazu entscheiden, bei ihm zu bleiben, dachte Doflamingo sehnsüchtig. Sicherlich tat er dies, wenn er ihn mit ausreichend Nahrung versorgte, ihn beschützte und seine Wunden pflegte. Er musste ihm bloß klar machen, dass er einen guten Partner abgab, dann entschied sich Crocodile ganz bestimmt für ihn. Crocodile wartete ungeduldig auf die Rückkehr des anderen Gestaltenwandlers. Da er eben schon mehr als zwölf Stunden lang geschlafen hatte, war er nicht mehr müde und langweilte sich zu Tode. Ohne Doflamingo blieb ihm nämlich nichts anderes übrig als Däumchen zu drehen. Außerdem meldete sich langsam auch wieder der Hunger zurück. Crocodile war eine sehr stolze Person und schämte sich dafür, von einem beinahe Fremden versorgt zu werden, doch er konnte nicht verhehlen, dass er sich auf die Rebhühner freute, die Doflamingo mitzubringen versprochen hatte. Irgendwann wurde die Langeweile so groß, dass Crocodile sich vom Bett erhob und ein wenig in der Höhle umsah, in der er sich nun bereits seit Längerem aufhielt, ohne sie wirklich kennengelernt zu haben. Inzwischen wusste er zwar, wo lang es zum Ausgang ging und welches Nebenzimmer als Speisekammer genutzt wurde, doch viel mehr kannte er noch nicht. Neugierig also sah er sich um. Derzeit befand er sich in einem recht großen Raum, den Doflamingo und er als Wohn- und Schlafraum nutzten. Von diesem Raum zweigten zahlreiche größere und kleinere Gänge ab. Relativ wahllos folgte Crocodile dem einen oder anderen Gang. Zu seiner Verwunderung schien die Höhle, in der Doflamingo lebte, deutlich größer zu sein als er zu Beginn vermutet hatte. Viele Gänge führten in Räume, die anscheinend ebenfalls als Wohn- oder Schlafräume genutzt wurden oder eher genutzt worden waren. Denn einen weiteren Mitbewohner, weder einen Gestaltenwandler mit einem Wolf noch mit irgendeinem anderen Tier als Geist, konnte er nirgendwo ausmachen. Alles wirkte verlassen. Doflamingos Behausung machte auf ihn beinahe schon den Eindruck einer Geisterstadt. Unweigerlich fragte Crocodile sich, was hier wohl geschehen sein mochte. Gerade folgte Crocodile einem eher unauffälligen Gang, der zu seiner Überraschung allerdings nicht in einen weiteren Nebenraum, sondern nach draußen an die Oberfläche führte. Teils neugierig, teils zaudernd streckte er seinen Kopf durch den kleinen Ausgang und beobachtete erwartungsvoll die Umgebung. Es hatte tatsächlich aufgehört zu stürmen, so wie Doflamingo es vorausgesagt hatte; selbst der Regen hatte ein normales Ausmaß angenommen. Trotzdem machte das Umfeld alles andere als einen friedlichen Eindruck: Nicht weit entfernt von seiner Position konnte Crocodile ein paar umgestürzte Jungbäume ausmachen, außerdem viele Stämme und Sträucher, die von Blitzeinschlägen völlig zerstört worden waren. Dazu war der Waldboden vom Regen völlig durchnässt und aufgeweicht worden. Es war vor allen Dingen dieser widerwärtige Schlamm, der Crocodile seinen Wunsch, die Höhle zu verlassen und die nähere Umgebung zu erkunden, verleidete. Denn Katzen waren sehr reinliche Tiere, und Crocodile hasste Schlamm und Regen besonders stark. Immerhin besaß er den Tiergeist einer Hauskatze und war es nicht gewohnt, sich draußen im Dreck aufzuhalten. Tatsächlich hatte er den Großteil seines bisherigen Lebens gemeinsam mit Mihawk und Zoro in einem gepflegten Einfamilienhaus verbracht, dessen Türen und Fenster stets sorgsam verschlossen wurden, damit keines der drei Haustiere nach draußen flüchten konnte. Beim Gedanken an Mihawk und Zoro seufzte Crocodile leise auf und wandte den Blick von der chaotischen Umgebung ab. Er hätte es niemals für möglich gehalten, dass er seine beiden Halbbrüder eines Tages so heftig vermissen würde. Zwar gefiel es ihm hier bei Doflamingo, doch diese Höhle, die er kaum kannte, war eben doch kein echter Ersatz für sein altes Zuhause. Er vermisste sein Lieblingskatzenfutter, die täglichen Streicheleinheiten, seine Kuscheldecke und eben vor allem seine beiden ehemaligen Mitbewohner. Kaum kochten diese Gefühle in Crocodiles Brust hoch, bemühte er sich mit aller Kraft darum, sie zu unterdrücken. Er war ein starker und selbstständiger junger Mann, redete er sich mäßig erfolgreich selbst ein. Keiner, der verlorenen Erinnerungen hinterherhing, und schon gar nicht Erinnerungen an so lächerliche Dinge wie zum Beispiel einer Kuscheldecke. Denn was nützte es am Ende auch? Zurückkehren konnte er so oder so nicht. Ihm blieb nichts anderes übrig als sich mit seiner neuen Lebenssituation zu arrangieren. Crocodile war beinahe schon glücklich darüber, als er abrupt aus seinen Gedanken gerissen wurde. Er hörte laute und schnelle Schritte, und als er sich aufgeregt umblickte, konnte er hinter sich im Gang einen großen Wolf mit blutverschmierten Maul ausmachen, der hastig auf ihn zugelaufen kam. Und obwohl er ahnte, dass es sich bei diesem Wolf um Doflamingo handeln musste, setzte Crocodile Herz für einen kurzen Moment aus vor Schock, ehe es mit doppelter Geschwindigkeit weiterschlug. Er brauchte zwei oder drei tiefe Atemzüge, bis er sich wieder beruhigt und den ersten Schock überwunden hatte. Doflamingo nahm wieder seine menschliche Gestalt an, kurz bevor er Crocodile erreichte. Seine Lippen waren unwillig verzogen und sein Blick drückte Unzufriedenheit und Enttäuschung aus. Verwundert musterte Crocodile den anderen Gestaltenwandler. Mit einer solchen Rückkehr hatte er nicht gerechnet, wenn er ehrlich war. "Was ist los mit dir?", fragte er den verdrossen wirkenden Wolf. "Ist die Jagd nicht so gut wie erhofft verlaufen?" "Doch, ist sie", erwiderte Doflamingo und griff nach seinem unversehrten Unterarm. "Ich habe uns drei Rebhühner mitgebracht. Allerdings ist der Empfang bei meiner Rückkehr nicht so gewesen wie ich es erwartet hatte. Was machst du hier beim Notausgang? Ich habe dich im Wohnbereich erwartet, am besten im Bett liegend und dich ausruhend. Hast du eigentlich eine Ahnung, was ich mir für Sorgen um dich gemacht habe, als ich dich nicht finden konnte? Ich habe die gesamte Höhle nach dir abgesucht!" Und noch während er sprach, zerrte er mit sanfter Gewalt an Crocodiles Arm, um ihm vom Ausgang fort zu lotsen. "Schimpf mich nicht aus wie ein unreifes Kitten!", meinte Crocodile verdrossen. Er konnte es nämlich überhaupt nicht ausstehen, wenn man sich ihm gegenüber herablassend verhielt. Ein solches Verhalten würde er nicht einmal seitens seines Gastgebers dulden. "Und außerdem bist du der Letzte, der sich darüber beschweren sollte, wenn man unangemeldet verschwindet, Wolf. Immerhin hast du mich vor kurzem erst stundenlang allein gelassen, ohne dass ich über deine Abwesenheit Bescheid wusste." "Dieses Mal habe ich absichtlich gewartet, bis du aufgewacht bist, bevor ich auf Jagd gegangen bin", hielt Doflamingo dagegen. "Und zwar aus genau diesem Grund. Außerdem solltest du nicht vergessen, wieso ich dich allein lassen muss, Kater: Oder glaubst du, deine Medizin und das viele Fleisch tauchen aus dem Nichts aus?" "Ist ja schon gut", gab Crocodile schließlich kleinmütig zu. Er befreite seinen unversehrten Arm aus Doflamingos Griff und folgte diesem selbstständig zurück in den Wohnbereich, wo ihn die Aussicht auf drei köstliche Rebhühner erwartete. "Möchtest du mal selbst versuchen ein Huhn zu rupfen?", fragte Doflamingo an Crocodile gewandt und begutachtete zufrieden die Beute, die er mitgebracht hatte. Die drei erlegten Rebhühner sahen wirklich fantastisch aus. Er konnte es kaum erwarten, in ihr zartes Fleisch zu hineinzubeißen. "Wenn es dir nichts ausmacht", antwortete der Kater zaghaft und musterte bedächtig die völlig unbearbeitteen Hühnerleiber, die ausgebreitet vor ihm lagen. "Ich hätte es dir nicht angeboten, wenn es mir etwas ausmachen würde", erwiderte Doflamingo und gluckste. Er griff nach dem kleinsten der drei Rebhühner und zupfte vorsichtig eine Feder auf der Bauchseite heraus. "Es ist eigentlich eine sehr einfache Arbeit", erklärte er. "Du rupfst jede Feder einzeln aus und zwar gegen den Strich. Die Federn am Rücken nimmst du dir am besten als letztes vor, denn dort sitzen sie besonders fest. Probier es mal aus!" Mit diesen Worten übergab er das Rebhuhn an Crocodile, der es auf seinen Schoß legte und einige Sekunden lang wankelmütig musterte, ehe er sich selbst an die Aufgabe wagte. Seine Bewegungen waren zu Beginn recht ungelenk und langsam, doch schon nach einigen ausgerupften Federn hatte er den Dreh raus, stellte Doflamingo zufrieden fest. Wenn Crocodile diese Arbeit häufiger übte, würde sie ihm bald sicherlich überhaupt keine Probleme mehr bereiten. "Sehr gut", meinte Doflamingo, als das Rebhuhn nach einigen Minuten vollständig gerupft worden war. Doch auch wenn der Leib nun ganz nackt dalag, war er noch nicht ganz verzehrbereit. Eine Sache gab es noch zu erledigen. "Wir können auch auch die Inneren herausnehmen", sagte er an Crocodile gewandt, der ihm sehr aufmerksam zuhörte. "Viele Organe kann man theoretisch zwar essen, doch ich tue es nicht allzu gerne, wenn es nicht sein muss. Warte, ich zeige dir, wie es geht." Er entfernte zuerst den Kopf des Tieres und entnahm dann die inneren Organe. Normalerweise gelang ihm dies innerhalb nur weniger Sekunden, doch da Crocodile lernen sollte wie es funktionierte, ging er den Vorgang sehr langsam und Schritt für Schritt durch. "Hast du verstanden wie es geht?" "Ich denke schon", antwortete Crocodile, der seltsamerweise nicht allzu glücklich wirkte angesichts des zubereiteten Rebhuhns. Im Gesicht war er ganz blass geworden. "Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte Doflamingo besorgt nach und strich dem Kater vorsichtig über den Rücken. "Du siehst aus als wäre dir schlecht. Möchtest du dich lieber noch einmal hinlegen und ein wenig schlafen, ehe wir essen?" "Es ist schon gut", erwiderte Crocodile und schüttelte den Kopf. Er atmete mehrmals tief ein und aus, ehe er seinen Blick erneut auf das inzwischen verzehrbereite Rebhuhn war. "Es ist nur, naja..." Er zögerte einen kurzen Moment lang, ehe er zugab: "Ich bin es nicht gewohnt, dabei zuzusehen, wie einem Tier seine Organe entnommen werden. Ich kenne nur bereits fertig zubereitete Nahrung." "Oh", machte Doflamingo, der nicht so recht wusste, wie er auf diese Beichte reagieren sollte. Fleisch zu erlegen stellte für ihn persönlich überhaupt kein Problem dar. Immerhin hatte er sowohl das Zubereiten als auch das Jagen von Tieren bereits in frühestem Alter gelernt. Doch von einem Panther, der im Zoo gelebt hatte, konnte er so etwas selbstverständlich nicht erwarten. Wenn Crocodile tatsächlich bloß fertig zubereitetes Fleisch gewohnt war, wie die Menschen es in ihren Supermärkten kauften, ganz steril und nur noch entfernt an Tier erinnernd, dann war es kein Wunder, dass er sich vor den schwabbeligen und blutenden Organen ekelte. Doflamingo fragte sich, ob der Kater wohl sein ganzes bisheriges Leben in einem Zoo zugebracht hatte. Ob er wohl dort geboren worden war? Eine sehr traurige Vorstellung, fand Doflamingo, der nur das Leben in Freiheit kannte, dass manche Gestaltenwandler in Käfigen geboren wurden und dort ihr gesamtes Leben verbringen mussten, um Schaulustige zu unterhalten. "Du wirst dich schon noch an den Anblick gewöhnen", meinte er schlussendlich und schob die Organe zur Seite. "Genauso wie du lernen wirst, in Windeseile Hühner zu rupfen. Glaub mir, es ist alles eine Frage der Gewöhnung." Insgeheim nahm Doflamingo sich vor, Crocodile mit dem Leben in freier Wildbahn besser bekannt zu machen. Wenn dieser dauerhaft bei ihm einziehen sollte, dann musste er wissen, wie man in einem Wald überlebte. Doflamingo würde bei seinem nächsten Jagdzug ein Säugetier mitbringen, damit er dem Kater zeigen konnte, wie man ihm das Fell abzog. Und wenn Crocodile wieder vollständig genesen war, würde er ihm beibringen zu jagen. Er freute sich schon darauf, gemeinsam mit ihm auf Jagd zu gehen. Crocodile sollte sein altes Leben völlig hinter sich lassen, nahm Doflamingo sich vor, er sollte seine Tage in Gefangenschaft vergessen. Und stattdessen lieber ein Leben in Freiheit führen. Am besten an seiner Seite. ~ "Darf ich dich etwas fragen?", meinte plötzlich Doflamingo ganz unvermittelt. Verwundert hob Crocodile den Blick und sah dem anderen Gestaltenwandler ins Gesicht, der ihn wiederum gespannt musterte. Crocodile zögerte für einen Moment, ehe er erwiderte: "Worum geht es denn?" Er war eine ziemlich zurückhaltende Person, die nur ungern persönliche Informationen mit Anderen teilte. Er lebte eher zurückgezogen und benötigte viel Zeit, bis er einem Fremden vollständig vertraute. (Auszug aus dem nächsten Kapitel) bye sb Kapitel 5: Part I: Lüge und Missverständnis ------------------------------------------- Doflamingo zog an diesem Tag mehrmals auf Jagd. Da der Kater viel essen musste, um so schnell wie möglich wieder gesund zu werden, bemühte er sich darum, ihre Speisekammer rasch aufzufüllen. Außerdem boten sich die chaotischen Zustände nach dem verheerenden Sturm besonders gut an für eine erfolgreiche Jagd. Es gelang Doflamingo, in Windeseile etwa ein Dutzend verschiedene Tiere zu erlegen, vom verletzten Waschbär bis hin zum flinken Reh. Für eine solche Masse an Beute müsste er normalerweise einen langen Jagdzeitraum einplanen; heute allerdings brauchte er bloß wenige Stunden, um so viele verschiedene Tiere zu erlegen. Die Sorge um Crocodile und sein Bemühen, einen besonders guten Eindruck auf diesen zu machen, spornten ihn zu Höchstleistungen an. Zurück in seiner Höhle nahm er den Waschbär zur Hand, um Crocodile zu zeigen, wie man einem Säugetier das Fell abzog. Leider gelang ihm dies nicht so gut wie das Federnrupfen, auch nachdem Doflamingo ihm mehrmals gezeigt hatte, wie es funktionierte. Trotzdem nahm er dem Kater seine Unfähigkeit nicht übel. Einem Säugetier das Fell abzuziehen war nämlich deutlich schwieriger als einem Huhn die Federn auszurupfen. Doflamingo selbst hatte als Kind große Schwierigkeiten damit gehabt, es zu lernen. Und auch wenn Crocodile die Erscheinung eines jungen Mannes besaß, wusste Doflamingo doch darüber Bescheid, dass dieser keinerlei Erfahrungen besaß, was das Überleben in der Wildnis anging. Wer sollte ihm auch beigebracht haben, zu jagen und seine Beute zu zerlegen? Schließlich hatte er durch Crocodile erfahren, dass Gestaltenwandler, die in Zoos oder als Kuscheltiere in privaten Haushalten gehalten wurden, bloß fertig zubereitete Nahrung vorgesetzt bekamen. Er hatte also niemals die Gelegenheit dazu bekommen, all diese wichtigen Fertigkeiten zu erlernen. Und aus diesem Grund sah Doflamingo dem Kater seine Unfähigkeit auch nach. Mehr noch sogar: Er genoss es, für Crocodile den Lehrer zu spielen und diesem verschiedene Techniken zum Zubereiten von Beutetieren zu zeigen. Ganz besonders freute Doflamingo sich übrigens darauf, irgendwann einmal gemeinsam mit dem Kater auf Jagd zu gehen und ihm beizubringen, wie man am leichtesten ein Tier erlegte. Aber natürlich erst, wenn dieser wieder vollkommen genesen war. Er wollte nämlich auf keinen Fall riskieren, dass sich Crocodiles gesundheitlicher Zustand wieder verschlechterte. Der Kater hatte bereits genug mit seinen beiden schweren Fleischwunden zu kämpfen. Da wollte er diesen nicht noch zusätzlich gefährden, indem er ihn mit auf Jagd nahm, obwohl er doch auch allein gut für sie beide sorgen konnte. Immerhin ging ihm noch immer nicht das Bild aus dem Kopf, wie Crocodile -schwer verletzt, völlig durchnässt und dem Tod nahe- unter den Dornensträuchern gelegen hatte. Er war sich sicher, dass er diesen Anblick niemals wieder vergessen würde. Unweigerlich fragte sich Doflamingo, wieso der Kater nicht die Gestalt seines Tiergeistes angenommen hatte. Schließlich hätte dieser als Panther sicher bessere Überlebenschancen gehabt als in seiner menschlichen Gestalt. Vielleicht, dachte Doflamingo und er konnte nicht verhindern, dass ihn diese Vermutung fürchterlich wütend machte, hatte man ihm verboten und abgewöhnt, die Gestalt seines Tiergeistes anzunehmen. Vielleicht hatten die Zoobesitzer entschieden, dass ein Gestaltenwandler in seiner menschlichen Gestalt mehr Einnahmen einbringen würde als ein schwarzer Panther. Menschen waren wirklich abscheuliche Kreaturen. Bestimmt gefiel ihnen ein Kind mit schwarzen Fellohren und langem Katzenschwanz besser als eine einfache Großkatze. Armer Crocodile. Doflamingo nahm sich vor, diesen demnächst einmal dazu zu bewegen, die Gestalt seines Tiergeistes anzunehmen. Nur zu gern wüsste er, wie Crocodile als schwarzer Panther wohl aussehen mochte. Crocodile war sowohl beeindruckt als auch eingeschüchtert angesichts der schieren Menge an erlegten Tieren, die Doflamingo innerhalb nur weniger Stunden mit nach Hause brachte. Auf der einen Seite freute er sich natürlich darüber, dass sie beide in nächster Zeit keinen Hunger leiden mussten, doch auf der anderen Seite fragte er sich bekümmert, ob er jemals mit den Jagderfolgen des Wolfes würde mithalten können. Immerhin handelte es sich bei ihm bloß um eine einfache Hauskatze. Er hatte in seinem ganzen Leben noch niemals etwas erjagt, nicht einmal eine Maus oder Motte. Nachdem sie beide sich das Fleisch eines Waschbären und eines kleinen Wildschweins geteilt hatten, erwähnte Doflamingo beiläufig, dass es an der Zeit wäre, seine Verbände zu wechseln und die entzündungshemmende Salbe neu aufzutragen. "Von mir aus", meinte Crocodile. Er wusste, dass man Verbandszeug regelmäßig wechseln und Wunden neu desinfizieren musste, damit die Verletzungen sauber blieben und gut heilen konnten. Als Kitten war er einmal in eine Glasscherbe getreten und hatte diese Prozedur selbst mehrmals durchleben müssen. Trotzdem gefiel Crocodile der Gedanke nicht, erneut das fürchterliche Brennen des Desinfektionsprays auf seinen beiden offenen Wunden spüren zu müssen. Um sich allerdings vor dem Wolf keine Blöße zu geben, biss er fest die Zähne aufeinander und bemühte sich mit aller Kraft darum, keinen Laut von sich zu geben, während Doflamingo zuerst die Verletzung in seinem Gesicht und gleich danach die Bisswunde an seinem rechten Unterarm desinfizierte. Anschließend trug er die entzündungshemmende Salbe auf und verband die beiden Verletzungen neu. Außerdem musste Crocodile abermals eine Tablette schlucken, die -wie Doflamingo ihm erklärt hatte- dazu beitrug, die Entzündung von innen heraus zu bekämpfen. "Die beiden Wunden sehen schon deutlich besser aus als beim letzten Mal", sagte Doflamingo mit heiterer Stimme, während er sich gerade daran machte, die Bisswunde an Crocodiles Arm zu verbinden. "Die Medikamente scheinen also tatsächlich Wirkung zu zeigen. Vor allen Dingen die Verletzung in deinem Gesicht heilt gut. Glücklicherweise scheint sie nicht annähernd so schlimm entzündet zu sein wie die Bisswunde vom Fuchs. Ich hoffe bloß, dass wir mit dieser ähnliches Glück haben werden." "Sie juckt und brennt manchmal", gestand Crocodile, den es ein wenig verlegen machte, dass sich der Wolf so stark um ihn sorgte. "Aber ansonsten ist alles in Ordnung. Ich denke, dass ich außer Lebensgefahr bin." Er zögerte für einen Moment, ehe er schließlich noch hinzufügte: "Ich bin dir zu Dank verpflichtet. Hättest du mich nicht in deine Höhle gebracht, gepflegt und gefüttert, wäre ich inzwischen sicherlich längst tot. Den Sturm, der draußen getobt hat, hätte ich niemals heil überstanden. Und ich möchte dir auch dafür danken, dass du die Medizin aus der Stadt für mich besorgt hast. Ansonsten hätten mich meine beiden Verletzungen vielleicht Tage oder Woche später noch dahingerafft. Wie auch immer: Wäre ich dir nicht begegnet, wäre ich jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr am Leben." "Ist schon gut", gluckste Doflamingo munter und winkte ab. "Du musst dich nicht so überschwänglich bei mir bedanken. Am Ende waren meine Gründe für deine Rettung ja doch eher egoistisch: Ich habe dir geholfen, weil ich es wollte. Du hast mir gefallen und du gefällst mir noch immer. Also schuldest du mir überhaupt nichts." Crocodile spürte sofort, dass ihm angesichts dieser unmissverständlichen Bemerkung unangenehm heiß wurde. Schamhaft wandte er das Gesicht ab, doch konnte trotzdem nicht verhindern, dass Doflamingo die Röte, die sich inzwischen bis zu seinen Ohren ausgebreitet hatte, bemerkte. Zum Glück jedoch machte der andere Gestaltenwandler keine ungeziemende Bemerkungen, sondern grinste bloß ahnungsvoll und fuhr unablässig mit seiner Arbeit fort. Nachdem seine beiden Wunden ausreichend versorgt worden waren, ließ Doflamingo nicht sofort von ihm ab. Er hielt noch für eine Weile lang Crocodiles Unterarm fest, was dieser zuließ, ehe der Wolf den Körperkontakt schließlich einstellte. Crocodile wusste nicht so recht, was er von dieser Berührung halten sollte. Einerseits verstärkte sie die peinliche Röte in seinem Gesicht, andererseits allerdings sorgte sie für ein überaus angenehmes Kribbeln in seiner Bauchgegend. Er wusste nicht, wie er auf diese Annäherungsversuche (falls es sich tatsächlich um Annäherungsversuche handelte) reagieren sollte. Crocodile wusste nämlich nicht nur unzureichend über das Leben draußen in der Wildnis Bescheid; er kannte sich überhaupt nicht aus, was das Sozialverhalten von Gestaltenwandlern untereinander anging. Er hatte sein gesamtes bisheriges Leben in einem Haus gemeinsam mit seinen beiden Halbbrüdern verbracht. Von Annäherungsversuchen im sexuellen Sinn hatte er keine Ahnung. Darum konnte er auch nur schwer einschätzen, was diese Berührung seitens Doflamingo zu bedeuten hatte. Womöglich interpretierte er dessen Verhalten auch völlig falsch. Oder der Wolf wollte mit dieser Geste zwar Zuneigung, doch bloß im freundschaftlichen und nicht im romantischen Sinne ausdrücken. Vielleicht hatte sie aber auch einfach überhaupt nichts zu bedeuten. Crocodile konnte lediglich beurteilen, dass diese Berührung nicht zwingend notwendig gewesen wäre. Alle Vermutungen, die über diese Tatsache hinausgingen, waren reine Spekulation. Um den Wolf nicht zu beleidigen und in Ermangelung einer besseres Alternative, beschloss er, sie zwar zuzulassen, doch ansonsten nicht weiter darauf einzugehen. "Darf ich dich etwas fragen?", meinte plötzlich Doflamingo ganz unvermittelt. Verwundert hob Crocodile den Blick und sah dem anderen Gestaltenwandler ins Gesicht, der ihn wiederum gespannt musterte. Crocodile zögerte für einen Moment, ehe er erwiderte: "Worum geht es denn?" Er war eine ziemlich zurückhaltende Person, die nur ungern persönliche Informationen mit Anderen teilte. Er lebte eher zurückgezogen und benötigte viel Zeit, bis er einem Fremden vollständig vertraute. "Um eine Sache, die mir aufgefallen ist, als du unter den Dornensträuchern lagst. Du weißt schon, bei unserem allerersten Aufeinandertreffen. Ein Detail, das mir nicht ganz logisch oder vernünftig erscheint." "Ähm, von mir aus", meinte schließlich Crocodile, der nicht so recht wusste, was er von diesem plötzlichen Interesse seitens Doflamingo halten sollte. "Was möchtest du wissen?" Eigentlich wäre es ihm lieber gewesen, nicht über dieses Ereignis zu sprechen (am liebsten wollte er es so schnell wie nur möglich vergessen), doch da er noch immer das Gefühl hatte, in der Schuld seines Lebensretters zu stehen, wollte er ihm diesen Gefallen nicht abschlagen. Wahrscheinlich würde es sich sowieso bloß um irgendeine unwichtige Sache handeln. "Warum hast du nicht die Gestalt deines Tiergeistes angenommen?", fragte Doflamingo mit neugieriger Stimme und fixierte ihn mit einem erwartungsvollen Blick. Crocodile schluckte. Er wollte dem penetranten Blick des Wolfes ausweichen, doch musste leider feststellen, dass ihm dies nicht gelingen wollte. Was sollte er auf diese Frage nur erwidern? Immerhin wusste Doflamingo noch immer nicht, dass er bloß den Tiergeist einer überaus erbärmlichen Hauskatze besaß. Schlimmer noch: Dieser hielt ihn für einen Panther. Eine kräftige, elegante und wunderschöne Großkatze. "Wieso möchtest du das wissen?" Crocodile stellte diese Gegenfrage, um Zeit zu schinden. Durch seinen Kopf schwirrten mindestens einhundert verschiedene Gedanken, doch er bekam keinen einzigen von ihnen zu fassen. Was sollte er auf Doflamingos Frage nur antworten? Sollte er ihn anlügen? Oder endlich reinen Tisch machen und diesem die Wahrheit über seinen Tiergeist erzählen? "Es ist mir einfach aufgefallen", meinte Doflamingo leichthin. "Ich weiß zwar, dass du aus der Stadt kommst und keine Erfahrungen hast, was das Überleben in der Wildnis angeht. Doch die Gestalt deines Tiergeistes anzunehmen wäre doch sicherlich in jeder Situation die richtige Entscheidung gewesen, oder nicht? Auch wenn ein schwarzer Panther alles andere als häufig in einem gewöhnlichen Laubwald zu finden ist, wärst du sicher weniger stark aufgefallen als in deiner menschlichen Gestalt. Außerdem hätte dich dein Fell besser wärmen und schützen können. Ganz abgesehen davon, dass du dich im Angriffsfall besser hättest verteidigen können. Ich frage mich also, wieso du trotz allem nicht verwandelt hast?" Wenn er Doflamingo erzählte, dass er bloß mit dem Tiergeist einer einfachen Hauskatze gesegnet worden war, dachte Crocodile betrübt, dann würde ihn dieser sicherlich verachten. Im schlimmsten Fall sogar aus seiner Höhle scheuchen. Ihn vielleicht sogar töten. Immerhin handelte es sich bei Doflamingo um einen starken und stolzen Wolf. Sicherlich hätte er nichts als Geringschätzung und Missbilligung für ihn übrig. Und eine solche Reaktion wollte Crocodile auf gar keinen Fall riskieren. "Ich, ähm,weiß nicht", antwortete Crocodile schließlich recht unbeholfen. "Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, mich zu verwandeln. In der Stadt kommt man besser in seiner menschlichen Gestalt zurecht." Angesichts dieser dämlichen Antwort musste Doflamingo ihn für einen absoluten Idioten halten, dachte Crocodile missmutig und schämte sich selbst angesichts seiner Einfallslosigkeit. Welcher Gestaltenwandler kam denn bitte nicht auf die Idee, sich zu verwandeln? Selbst Crocodile hatte in seinem früheren Leben als Hauskatze sehr häufig die Gestalt seines Tiergeistes angenommen. Gestaltenwandler, die ausschließlich in menschlicher Gestalt unterwegs waren, existierten schlicht und ergreifend nicht. Sicherlich würde Doflamingo diese Lüge sofort durchschauen! Der Wolf ließ ihn noch immer nicht aus den Augen, doch weder scheuchte er ihn aus seiner Behausung noch stellte er Schlimmeres mit ihm an. Stattdessen schwieg er für eine Weile, ehe er gedankenverloren den Kopf schüttelte und meinte: "Ähm, okay. Wie auch immer. Du solltest dich jetzt wieder schlafen legen. Du musst dich viel ausruhen, damit deine beiden Wunden gut verheilen können. Ich gehe in der Zwischenzeit zurück zum Eingang der Höhle. Du weißt schon, um Wache zu halten und sicherzugehen, dass wir beide nicht wieder von einem unerwünschten Eindringling überrascht werden. Gute Nacht!" "Gute Nacht", erwiderte Crocodile, der nicht wusste, was er von Doflamingos sonderbaren Benehmen halten sollte. Ihm kam es beinahe so vor, als wollte der Wolf vor ihm flüchten oder zumindest Distanz zu ihm aufbauen. Denn normalerweise wartete er an seinem Bett, bis er fest eingeschlafen war, und ging erst anschließend anderen Tätigkeiten nach. Vielleicht hatte Doflamingo ihn durchschaut, dachte Crocodile nervös, und wollte nun nichts mehr mit ihm zu tun haben. Verachtete ihn und empfand Ekel, doch wagte es aus irgendeinem Grund nicht, ihm dies eindeutig zu zeigen. Verschwand stattdessen unter dem schlechten Vorwand, Wache halten zu wollen. Diese Befürchtung versetzte Crocodile einen schmerzhaften Stich mitten ins Herz. Er hatte immer gewusst, dass er mit dem Tiergeist einer Hauskatze unter echten, nicht domestizierten Gestaltenwandlern niemals Akzeptanz finden würde. Mihawk hatte ihm früher manchmal erzählt, dass wilde Gestaltenwandler diejenigen verachteten, die als Kuscheltiere in privaten Haushalten gehalten wurden. So wie es bei ihm der Fall gewesen war, ehe er die Flucht ergriff. Sie sahen sie als Verräter und Schwächlinge an. Crocodile schluckte und vergrub das Gesicht in der flauschigen Decke, auf der er lag. Gehörte Doflamingo etwa zu dieser Sorte wild lebender Gestaltenwandler und wollte nun nichts mehr von ihm wissen, weil er das erbärmliche Leben eines Haustieres geführt hatte? Doflamingo atmete die frische Luft, die ihm entgegenwehte, tief ein, als er den Eingang seiner Behausung erreichte. Er zog sich häufig hierhin zurück, wenn er ein wenig allein sein und über gewisse Dinge nachdenken wollte. Das Geräusch des Windes und der zwitschernden Vögel sowie die frische Luft halfen ihm dabei, sich zu entspannen. Zerfahren ließ Doflamingo sich an seinem Lieblingsplatz nieder und beobachtete gedankenverloren, was draußen vor sich ging. Der Sturm war inzwischen beinahe vollständig abgeflaut. Es regnete zwar noch immer, doch die Tropfen waren dünn und wenig zahlreich. Dafür hatte er eine umso bessere Sicht auf das heftig zerstörte Umland. Obwohl Doflamingo keine Freude an den ausgerissenen oder durch Blitzeinschlägen zerstörten Bäumen und Sträuchern hatte, war er doch glücklich über diesen verheerenden Sturm, der über sie hereingebrochen war. Hätte es nicht so heftig gestürmt, wäre er vermutlich niemals auf den Kater getroffen, dem er so viel Zuwendung und Wohlwollen entgegenbrachte. Außerdem war er zuversichtlich, dass Crocodiles beide schweren Verletzungen mit der Zeit vollständig verheilen würden. Unterdessen würde er sich um den Kater kümmern, ihn beschützen, pflegen und füttern. Doch es war auch ebenjener Kater, der Doflamingo so viel Sorge und Kummer bereitete. Es hatte ihn ehrlich geschockt, als dieser behauptet hatte, er wäre einfach nicht auf den Gedanken gekommen, die Gestalt seines Tiergeistes anzunehmen. Doflamingo sah in dieser Aussage eine deutliche Bestätigung seiner Vermutung: Man hatte Crocodile sein ganzes Leben lang in einem Zoo gefangen gehalten und diesem untersagt, sich zu verwandeln. Vermutlich, weil den schaulustigen Menschen ein Kind mit niedlichen Katzenohren und einem langem Schwanz besser gefiel als ein schwarzer Panther. Doflamingo wurde beinahe schlecht angesichts dieser schrecklichen Vorstellung. Wieder einmal musste er daran denken, um was für abscheuliche und grausame Kreaturen es sich bei den Menschen doch handelte. Doflamingo seufzte und ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen. Nicht weit entfernt vom Eingang seiner Höhle konnte er einen umgestürzten Jungbaum ausmachen. Es war doch wirklich unfassbar, dachte er, dass der Kater solch heftige Beschützerinstinkte in ihm hervorrief. Gefühle dieser Art hatte er das letzte Mal gehabt, als er noch der Anführer seines Rudels gewesen war und die Verantwortung für sie alle getragen hatte. Nach der Vernichtung seiner Familie hatte er sich für ein abgeschiedenes Leben entschieden. Ein Leben, das allein auf ihn und die Erfüllung seiner Bedürfnisse ausgerichtet war. Er hatte seine Tage damit verbracht zu jagen, zu schlafen, Unsinn zu treiben und Sex zu haben mit jedem Gestaltenwandler, der ihm über den Weg lief und gefiel. Nicht selten hatte er dabei nur wenig Rücksicht darauf genommen, ob sein Sexualpartner ebenfalls Interesse an Geschlechtsverkehr hatte. So war das eben unter Gestaltenwandlern. Sie waren in dieser Hinsicht nicht so zimperlich wie die Menschen. Außerdem, dachte Doflamingo und dieser Gedanke zauberte ein schelmisches und selbstgefälliges Grinsen auf seine Lippen, hatte es den meisten seiner Sexualpartner am Ende doch gefallen. Immerhin war er, was Männer als auch Frauen anging, ein überaus erfahrener Liebhaber. Nun allerdings, wo der Kater (zumindest vorübergehend) bei ihm eingezogen war, hatte sich sein Lebensstil um einhundertachtzig Grad gewendet. Plötzlich standen nicht mehr allein seine Bedürfnisse im Vordergrund, sondern vor allen Dingen die von Crocodile. Immerhin ging es diesem gesundheitlich deutlich schlechter als ihm, ganz abgesehen von seinen mangelnden Fähigkeiten zum Überleben in der Wildnis. Trotzdem machte es Doflamingo nichts aus, für den Kater zu sorgen. Ihm gefiel es, endlich wieder einmal Gesellschaft zu haben und nicht in einem einsamen und kalten Bett schlafen zu müssen. Es gab da, wenn er ehrlich war, nur eine einzige Sache, die ihm missfiel: Er hatte schon viel zu lange keinen Sex mehr gehabt. Doflamingo ging sehr offen mit seiner Sexualität und seinen Bedürfnissen um. Wenn er Lust auf Geschlechtsverkehr hatte, dann machte er sich auf die Suche nach einem anderen Gestaltenwandler (vorzugsweise mit einem Wolf als Tiergeist) und lebte seine Triebe aus. Er war es nicht gewohnt, sich zurückhalten und Rücksicht nehmen zu müssen. Doflamingo war sich dessen bewusst, dass er Crocodile leicht zum Sex zwingen könnte, wenn er wollte. Die Sache war nur: Er wollte nicht. Er wünschte sich einvernehmlichen Geschlechtsverkehr mit Crocodile; er wollte ihn nicht vergewaltigen. Denn schließlich zielte er darauf ab, dass der Kater länger bei ihm blieb als nur eine Nacht. Und wenn er sich an ihm vergriff, würde dieser sicher schnell vor ihm flüchten; Verletzungen hin oder her. Doflamingo erhob sich langsam wieder und trottete zurück in den Wohn- und Schlafbereich seiner Behausung. Ein glückliches Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er daran zurückdachte, dass Crocodile heute den Körperkontakt zugelassen hatte, nachdem er dessen Bisswunde am rechten Unterarm versorgt hatte. Das Dulden von nicht notwendigen Berührungen war unter Wölfen immer ein gutes Zeichen; gerade der Körperkontakt mittels Händen und Armen deutete auf partnerschaftliche und romantische Gefühle hin. Doflamingo huschte auf leisen Sohlen zu dem Bett hinüber, in dem Crocodile sich eng in einige Decken eingekuschelt hatte und fest schlief. Vorsichtig ließ Doflamingo sich neben ihn nieder und strich mit einer Hand sanft durch das dunkle Haar das anderen Gestaltenwandlers. Es fühlte sich angenehm weich an unter seiner Haut. Doflamingo erinnerte sich daran, dass der Kater es sehr gemocht hatte, als er diesen hinter den Ohren gekrault hatte; also führte er seine linke Hand zu einem der spitzen Fellohren und begann diese Stelle ausgiebig zu massieren und zu streicheln. Das verschlafene Schnurren, das er nur wenig später als positive Reaktion erhielt, verursachte ein wohliges Kribbeln in seiner Bauchgegend. Es erinnerte Doflamingo daran, dass er gerne intimer mit Crocodile werden würde. Gleichzeitig allerdings erkannte er auch, dass er sich nicht nur Sex von dem anderen Gestaltenwandler wünschte, sondern eine liebevolle Partnerschaft. Eine Liebesbeziehung, in der sie einander massierten, sich mit der Zunge über die Haut leckten, miteinander kabbelten und sich gegenseitig neckten. Verdammt, dachte Doflamingo und drückte sein Gesicht in Crocodiles beinahe schulterlanges Haar, atmete den betörenden Geruch des Katers ein. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er glauben, er hätte sich verliebt. Als Crocodile das nächste Mal erwachte, war das erste, was er wahrnahm, Doflamingos Körper, der eng an seiner Seite lag. Benommen rieb er sich mit der rechten Hand über die Augen und musterte den anscheinend tief und fest schlafenden Wolf. Er konnte genau sehen, wie sich dessen muskulöser Oberkörper bei jedem Atemzug langsam hob und senkte. Crocodile wusste selbst nicht wieso, doch aus irgendeinem Grund empfand es als überaus angenehm, diese geruhsame Bewegung zu beobachten. Außerdem weckte die Tatsache, dass Doflamingo sich zum Schlafen neben ihn gelegt hatte, Hoffnung in ihm. Wenn er ihn verabscheuen würde, dachte Crocodile, hätte er sich doch sicherlich einen anderen Schlafplatz ausgesucht. Immerhin war die Höhle groß genug. Anstatt den Wolf zu wecken, begann Crocodile sich zu säubern. Er benetzte den Rücken seiner rechten Hand mit Speichel, ehe er diesen in dem Bereich seines Gesichtes verrieb, der nicht durch Verbandszeug verdeckt wurde. Anschließend säuberte er ebenfalls den Rest seines Körpers. Katzen waren sehr reinliche Tiere, die viel Zeit in Körperpflege investierten, und auch Crocodile stellte in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar. Sich zu waschen wie die Menschen es taten (mit Leitungswasser in der Badewanne oder am Waschbecken) wäre sowieso nicht möglich gewesen, da in Doflamingos Behausung solche Apparate nicht vorhanden zu sein schienen. Er war gerade bei der unteren Region seines Bauches angekommen, als Doflamingo erwachte. Er öffnete zuerst nur eines seiner Auge, beobachtete Crocodile beim Waschen, ehe sich ein neckisches Grinsen auf seinen Lippen ausbreite und er auch das zweite Auge öffnete. Crocodile, der dies mitbekam, riss rasch die Decke, die seinen Unterleib umhüllt hatte, nach oben und warf dem Wolf einen finsteren Blick zu. "Starr mich nicht so an, du Spanner!", meinte er absolut entrüstet und beobachtete, wie sich Doflamingo vom Bett erhob. "Was kann ich dafür, wenn du beschließt, dich direkt neben mir zu entblößen und zu waschen?", erwiderte Doflamingo allerdings bloß in einem schelmischen Tonfall und noch immer einem breiten Grinsen auf den Lippen. "Da wirst du wohl mit rechnen müssen, dass ich dir dabei zusehe." Crocodile konnte spüren, wie sich erneut Schamesröte in seinem Gesicht ausbreitete. Er musste zugeben, dass der Wolf nicht ganz Unrecht hatte. Doch Crocodile hatte einfach nicht über sein Verhalten nachgedacht. Er kannte bloß die Anwesenheit seiner beiden Halbbrüder, während er sich selbst putzte, und war darum anzügliche Blicke nicht gewohnt. "Mir bleibt doch nichts anderes übrig", erwiderte Crocodile, um sich selbst zu verteidigen. "Immerhin habe ich keine saubere Kleidung, die ich anziehen könnte. Und in dieser Höhle scheint es auch keine Wasserstelle zu geben, an der man sich waschen könnte." "Es gibt eine", erwiderte Doflamingo zu seiner Überraschung. "Weiter hinten in der Höhle ist ein kleiner Bach mit frischem Wasser." "Aber warum hast du denn nichts davon gesagt?", meinte Crocodile entrüstet und verärgert. "Dort könnte ich meine Kleidung waschen!" Das Grinsen auf Doflamingos Lippen wurde noch breiter als sowieso schon, falls dies überhaupt möglich war. "Vielleicht weil du mir nackt besser gefällst." Er lachte und genoss Crocodiles wütenden und entsetzten Gesichtsausdruck, ehe er hinzufügte: "Ich mache nur Spaß. Um ehrlich zu sein, habe ich daran gar nicht gedacht. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, deine Wunden zu pflegen und Nahrung herbeizuschaffen, als dass ich Gedanken an deine dreckige Kleidung verschwendet hätte." "Kannst du mich zu diesem Bach führen?", fragte Crocodile. Er beschloss, sich im Gegensatz zu Doflamingo wie ein reifer Erwachsener zu verhalten und nicht auf dessen dumme Spielerei einzugehen. Außerdem lockte ihn die Aufsicht auf saubere Kleidung und die Möglichkeit, ein Bad zu nehmen. "Nein." Crocodile zog fragend eine Augenbraue hoch. "Wieso nicht?" Zu gut erinnerte er sich an die vielen leerstehenden Räume in der weitläufigen Höhle. Lag dieser Bach womöglich in einem Bereich der Höhle, den Doflamingo nicht gerne betrat? Vielleicht, dachte Crocodile, hatte Doflamingo genauso wie er seine Familie verloren und erinnerte sich nicht gerne an diese Zeit zurück. In diesem Fall könnte er dessen Ablehnung durchaus nachvollziehen. "Weil du mir nackt tatsächlich viel besser gefällt." "Du bist ein echter Idiot!", meinte Crocodile mit scharfer Stimme und verschränkte die Arme vor der Brust. Gleichzeitig nahm er sich vor, nicht mehr so schnell Mitleid mit dem Wolf zu bekommen. Manchmal überraschte es ihn selbst, wie naiv und leichtglübig er in einigen Dingen doch war. "Ich habe wieder nur Spaß gemacht", erwiderte Doflamingo und bedeutete ihm mittels einer Kopfbewegung ihm zu folgen. "Komm, ich zeige dir, wo sich die Wasserstelle befindet." Crocodile zögerte einen Moment lang, beschloss dann jedoch, Doflamingo Glauben zu schenken; er wickelte die Decke enger um seinen Körper und huschte zu seiner schmutzigen Kleidung hinüber, die achtlos auf den Boden der Höhle geworfen worden war. Anschließend folgte er Doflamingo durch einem ihm bis dato unbekannten Gang der Höhle. Es dauerte nicht lange, bis sie den kleinen Bach erreicht hatten. Doflamingo war lange nicht mehr hier gewesen. Er badete lieber draußen im See als hier drinnen im kalten Fluss. Er beobachtete Crocodile dabei, wie dieser sich hinkniete und sein verschmutztes Hemd in das klare Wasser hineintunkte. Nur um es gleich darauf unter lautem Kreischen wieder hervorzuholen. Alarmiert hastete Doflamingo sofort zu dem Kater hinüber, um nachzuprüfen, was der Grund für dessen unerwarteten Schrei gewesen war. Soweit er wusste, lebten in diesem unterirdischen Bach keine Tiere, die bissen oder giftig waren. Höchstens ein paar Aale, die allerdings bloß giftiges Blut besaßen. "Was ist los?", fragte Doflamingo besorgt nach und kniete sich neben Crocodile hin. "Was hast du?" "Nichts", erwiderte Crocodile rasch und wickelte die Decke enger um seinen Körper. "Ich habe bloß nicht damit gerechnet, dass das Wasser so schrecklich kalt sein würde. Man könnte meinen, man fasst in Eiswasser." "Es ist eben ein unterirdischer Bach", meinte Doflamingo erleichtert glucksend. "Er ist eiskalt, weil kein Sonnenlicht ihn erwärmt. Das weiß doch jeder kleine Welpe." Angesichts dieser Aussage senkte Crocodile den Blick; Doflamingo wünschte sich sofort, seine letzten Worte zurücknehmen zu können. Sicherlich hatten sie den Kater verletzt. Denn dass dieser nicht wusste, dass unterirdisches Gewässer besonders kalt waren, wurde Doflamingo nun auch klar. Woher sollte er es auch wissen? Durch Zookäfige flossen schließlich weder Flüsse noch Bäche, und schon recht keine unterirdischen. "Ich helfe dir beim Waschen", bot Doflamingo hilfsbereit ein, um sein Malheur von eben wieder gut zu machen und guten Willen zu zeigen. Rasch griff er nach der Jeanshose des anderen Gestaltenwandlers und machte sich daran, den Dreck und das eingetrocknete Blut auszuwaschen. Da kam es ihnen ganz gelegen, dass das Wasser des Bachs kalt war; Blutflecken bekam man nämlich deutlich besser in kaltem als in warmem Wasser heraus. Trotzdem dauerte es etwa eine halbe Stunde, bis die vor Dreck starrende Kleidung wieder vollständig sauber war; kein Wunder, denn sie hatte viel mitmachen müssen. Doflamingo wrang die nun saubere Kleidung sorgsam aus und meinte: "Wir können sie zum Trocknen draußen hinlegen. Ich denke, in der Sonne es wird nicht allzu lange dauern, bis zumindest das Hemd wieder vollständig getrocknet ist. Schließlich besteht es aus einem viel dünneren Stoff als die Jeanshose." Crocodile nickte zustimmend, ehe sie sich gemeinsam auf den Weg zurück in den Wohnbereich der Höhle machten. Doflamingo beobachtete währenddessen den Kater, der noch immer die Decke eng um seinen Körper geschlungen hatte. Schade, dachte Doflamingo, dass er nun wieder Kleidung tragen wollte. Nackt hatte ihm der Kater wirklich deutlich besser gefallen. Er konnte sich ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen, das Crocodile glücklicherweise jedoch nicht mitbekam. ~ Crocodile biss sich auf die Unterlippe und bedeckte mit der rechten Hand sein Gesicht. Es war dumm von ihm gewesen, dem Wolf sein Vertrauen zu schenken. Wieder einmal wurde ihm klar: Man konnte sich nur auf sich selbst verlassen. Allein war man eben doch am besten dran, denn dann gab es niemanden, der dich verraten konnte. Schweren Herzens nahm Crocodile sich vor, niemals wieder so furchtbar leichtgläubig zu sein und auf einen fremden Gestaltenwandler hereinzufallen. Es war geendet wie es hatte enden müssen. Er hatte es von Anfang an geahnt. Wieso nur hatte er sich von den freundlich klingenden Worten des Wolfes einlullen lassen? (Auszug aus dem nächsten Kapitel) bye sb Kapitel 6: Part II: Verrat und Reue ----------------------------------- Es dauerte nicht lange, bis wenigstens das Hemd getrocknet war. Glücklich nahm Crocodile es von dem Felsbrocken herunter, auf den er es draußen zum Trocknen gelegt hatte, und zog es sich rasch über. Es war ein unwahrscheinlich gutes Gefühl, endlich wieder trockene und vor allen Dingen saubere Kleidung zu tragen. Er fühlte sich gleich wie eine völlig andere Person. Als Crocodile jedoch den Stoff der Jeanshose prüfend zwischen Zeigefinger und Daumen rieb, musste er leider feststellen, dass diese noch feuchtnass war; schätzungsweise würde es noch mindestens drei Stunden dauern, bis ihr dicker und robuster Stoff ebenfalls endlich vollkommen trocken sein würde. Crocodile seufzte auf, doch zwang sich zur Geduld. Was blieb ihm auch anderes übrig? Immerhin war er noch immer schwer angeschlagen; in nasse und kalte Kleidung zu steigen, würde seinem Gesundheitszustand sicherlich nicht guttun. Wieso also das Risiko eingehen? Und zumindest schien inzwischen wieder die Sonne, die das Trocknen sicher deutlich beschleunigen würde. Crocodile schlang die dünne Decke, die er mit nach draußen genommen hatte, um seinen leider noch immer nackten Unterkörper. Gerade wollte er sich auf den Weg zurück in die Höhle machen, in der Doflamingo auf ihn wartete, als er aus dem Augenwinkel heraus eine schnelle Bewegung bemerkte. Verwundert wandte Crocodile sich um und suchte mit dem Blick die nähere Umgebung ab, konnte jedoch niemanden ausmachen. Schließlich ließ er die Sache auf sich beruhen und setzte den kurzen Weg zurück zum Eingang der Höhle rasch fort. Vermutlich hatte es sich sowieso nur um einen Vogel oder ein unvorsichtiges Kaninchen gehandelt. "Dein Hemd ist also getrocknet", begrüßte ihn Doflamingo, der zwei Marder aus der Speisekammer geholt hatte. "Zum Glück", erwiderte Crocodile munter und ließ sich neben dem Wolf auf den Boden der Höhle nieder. Inzwischen hatte sich die Stimmung zwischen ihnen beiden erfreulicherweise wieder beruhigt. Doflamingo verhielt sich ihm gegenüber wie gehabt: zwar neckisch und manchmal ein wenig frech, doch gleichzeitig sehr freundlich und fürsorglich. Nichts in seinem Verhalten deutete darauf hin, dass er Crocodile verachtete oder als geringschätzig betrachtete. "Die Hose braucht allerdings noch einige Stunden, denke ich." "Die Zeit geht am schnellsten beim Arbeiten und beim Essen rum", erwiderte Doflamingo heiter grinsend. Er hielt einen der beiden Marder hoch. "Möchtest du noch einmal versuchen, einem Säugetier das Fell abzuziehen? Das erste Mal ist immer das schwierigste. Beim zweiten und dritten Mal wird es dir leichter fallen; da bin ich mir ganz sicher." "Von mir aus", meinte Crocodile und nahm den Leib des kleinen Tieres entgegen. "Ich rupfe zwar lieber Hühnern die Federn aus, aber ich fürchte, das Fellabziehen werde ich wohl oder übel auch lernen müssen." "Genau so ist es", entgegnete Doflamingo vergnügt. "Diese beiden Exemplare hier sind übrigens Baummarder. Sie sind recht selten geworden, weil die Menschen sie früher wegen ihres Pelzes gejagt haben. Ich könnte darauf Rücksicht nehmen, doch zu ihrem Pech schmecken sie absolut vorzüglich. Auch wenn sie nur wenig Fleisch hergeben, wird sich ihre Zubereitung lohnen, das kannst du mir glauben." "Hört sich gut an", meinte Crocodile und sah aufmerksam dabei zu, wie Doflamingo dem kleinen und schmalen Körper das Fell abzog. Anschließend versuchte er es selbst. Und auch wenn es ihm noch lange nicht so gut wie dem Wolf gelang, konnte er im Vergleich zu seinem allerersten Versuch doch eine deutliche Verbesserung ausmachen. "Was habe ich dir gesagt?", hörte er Doflamingo mit fröhlicher und stolzer Stimme neben ihm sagen. "Dieses Mal hat es doch schon deutlich besser geklappt. Wenn du das Fellabziehen öfter übst, wird es dir bald so leicht fallen wie mir." "Das glaube ich nicht", erwiderte Crocodile bescheiden und warf einen Blick auf den nackten Leib, der auf seinem Schoß lag. "Du scheinst ein echt Talent für das Erbeuten und Zerlegen von Tieren zu haben. Ich werde noch lange brauchen, bis ich es auch nur annähernd so gut hinbekomme wie du." "Es hat nichts mit Talent zu tun", meinte Doflamingo, der trotz seiner eigenen Worte sehr geschmeichelt wirkte, "sondern bloß mit Übung. Ich habe schon von klein auf gelernt, zu jagen und meine Beute zuzubereiten. Dir fehlen diese Erfahrungen natürlich, aber ich bin zuversichtlich, dass wir diesen Mangel aufholen können." "Hoffentlich", entgegnete Crocodile und gab seinen Marder an Doflamingo zurück. "Kannst du ihm die Organe entnehmen? Ich glaube nicht, dass ich schon so weit bin." "Klar, das ist überhaupt kein Problem", antwortete Doflamingo leichthin. "Wir machen einfach alles Schritt für Schritt. Irgendwann wirst du dich auch an den Anblick der inneren Organe gewöhnen, so wie alle in freier Natur lebenden Gestaltenwandler. Das ist bloß eine Frage der Zeit." Abwesend sah Crocodile dabei zu, wie Doflamingo dem kleinem Raubtier die Organe herausnahm. Er war im Augenblick viel zu gedankenverloren, um sich vom Anblick der schwabbeligen Organe angewidert zu fühlen. Denn was der Wolf da sagte, klang in seinen Ohren überaus vielversprechend. Es hörte sich so an als ging dieser fest davon, dass er für einen längeren Zeitraum mit ihm gemeinsam diese Höhle bewohnen würde. Und wenn Crocodile ehrlich war, dann hatte er gegen dieses Angebot nichts einzuwenden. Nicht zuletzt, da er noch immer schwer verletzt war und zu wenig Wissen besaß, was das Überleben draußen in freier Natur anging. Die Aussicht zumindest für eine Weile bei Doflamingo zu bleiben und sich von diesem sowohl versorgen als auch unterrichten zu lassen, klang alles andere als schlecht. Am Ende schien der Wolf ja doch viel freundlicher und rücksichtsvoller zu sein als Crocodile zuerst geglaubt hatte. Trotzdem war und blieb er eine sehr stolze Person. Für Crocodile stand es außer Frage, dass er Doflamingo so bald wie möglich bei der Jagd unterstützen würde. Schließlich wollte er seinem Gastgeber nicht auf der Tasche liegen. Und bis dahin würde er den Schutz, die Pflege und das Futter, die dieser ihm anbot, dankbar annehmen. "Essen ist fertig", hörte er den Wolf sagen, als dieser beide Baummarder verzehrfertig vorbereitet hatte. Eines der tatsächlich nur recht kleinen Fleischstücke gab er an Crocodile weiter. "Guten Appetit. Ich bin mir sicher, dass es dir schmecken wird. Trotzdem sind Marder bloß etwas für den hohlen Zahn. Wenn du möchtest, können wir uns gleich noch einen Dachs, ein kleines Wildschwein oder so etwas in der Art teilen." "Dir auch einen guten Appetit", erwiderte Crocodile und biss ein üppiges Stück aus dem kleinen Brocken Fleisch heraus. Doflamingo hatte weder gelogen noch übertrieben, musste er zugeben: Marderfleisch schmeckte tatsächlich absolut fantastisch! Es gefiel Doflamingo nicht, dass Crocodile inzwischen wieder vollständig bekleidet war. Eine Schande war es, fand er, diesen entzückenden Körper unter Stoffbahnen zu verstecken. Zumindest solange sie sich allein in seiner Höhle aufhielten. Denn ob Doflamingo es zugeben wollte oder nicht: Er war eine sehr eifersüchtige Person. Und er hatte selbstverständlich nicht vor, den hübschen Kater mit irgendjemandem zu teilen. Wo er allerdings gleich wieder bei seinem Hauptproblem wäre: Noch war Crocodile nicht der seine; weder im sexuellen noch im romantischen Sinne. Doch Doflamingo hatte vor, diesen Umstand bald zu ändern. Er wusste, dass man nicht zu viel Zeit verstreichen lassen durfte, ehe man sein Interesse am Anderen kundtat. Ansonsten gewöhnte sich der Schwarm nämlich zu sehr an die bestehende nicht romantische, sondern freundschaftliche Beziehung und jedes Bemühen, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, wäre vergebens. Also musste Doflamingo Crocodile in naher Zukunft deutlich machen, dass er nicht bloß auf eine Art Wohngemeinschaft abzielte, sondern eine romantische Liebesbeziehung im Sinn hatte. Sex selbstverständlich mitinbegriffen. Doflamingo kannte es nicht anders. Für ihn waren, so wie für die meisten wild lebenden Gestaltenwandler, Liebe und Sex zwei von Natur aus eng miteinander verworbene Komponenten. Wäre Crocodile weiblich, würde er mit diesem auf jeden Fall auch Kinder zeugen wollen, doch da dies nicht möglich war, sollte es bei einer kinderlosen Partnerschaft bleiben. Es war Abend geworden. Auch wenn die Temperaturen heute Mittag noch angenehm hoch gewesen waren (nicht umsonst war auch Crocodiles Jeanshose recht schnell getrocknet), kühlte es nun merklich ab. Selbst im Schlaf- und Wohnbereich seiner unterirdischen Höhle konnte Doflamingo die Kälte deutlich spüren. Normalerweise hätte er sich angesichts dieser Verhältnisse verwandelt, doch da er wusste, dass Crocodile sich noch immer vor der Gestalt seines Tiergeistes fürchtete, zog er seine menschliche Gestalt vor; auch wenn ihn die dünne und unbehaarte Haut deutlich weniger vor Kälte schützte als sein warmer Wolfspelz es getan hätte. "Es ist eiskalt", hörte er Crocodile sagen und sah, wie dessen Mund eine Dampfwolke ausstieß, während er sprach. "Woher kommt denn diese Kälte nur? Selbst während der Sturm gewütet hat, ist es doch nicht so furchtbar kalt gewesen." Doflamingo zuckte mit den Schultern. "Wir befinden uns im Herzen des Waldes", meinte er schließlich. "Hier kommt es häufiger vor, dass es nachts gewaltig runterkühlt. Auch tagsüber ist es deutlich kälter als zum Beispiel in der Stadt; ich weiß nicht, ob dir das bereits aufgefallen ist. Es liegt daran, dass durch die dichten Baumkronen nur wenig Sonnenlicht bis nach unten dringt. Wir sollten uns lieber ins Bett legen und gut zudecken. Übrigens sind mehrere dünne Decken effektiver als eine dicke, das solltest du dir auch merken. Weil die Wärme nicht im Stoff, sondern in den Luftpolstern zwischen den Fasern gespeichert wird. Also decken wir uns am besten mit mehreren Decken zu. Ich habe nämlich das ungute Gefühl, dass diese Nacht ganz besonders eisig kalt wird." "Gut", meinte Crocodile und huschte rasch zum Bett hinüber. Er trug noch immer sein Hemd und seine Jeanshose, doch angesichts der stark gefallenen Temperaturen konnte Doflamingo ihm dies nicht einmal verübeln. Der verletzte Kater sollte sich lieber so warm wie nur möglich halten. Doflamingo grinste leicht, als er sich ebenfalls ins Bett legte. Ihm fiel eine Methode ein, wie man sich in einer kalten Nacht zu zweit besonders gut warm halten konnte. Eine Methode, die er dem anderen Gestaltenwandler zu gerne beibringen würde. Crocodile deckte sich und Doflamingo, der gleich neben ihm lag, mit mindestens zehn verschiedenen Decken und Tierfellen zu. Er hatte jahrelang ein Leben als Hauskatze geführt und war solch eisige Temperaturen einfach nicht gewohnt; in dem Haus, in dem er gelebt hatte, war jeder Raum -einschließlich der beiden Badezimmer- geheizt worden. Nachdem Crocodile sich ausreichend mit weichen Decken umgeben und eine gemütliche Position gefunden hatte, schloss er seine Augen und bemühte sich darum schnell einzuschlafen. Seiner Ansicht nach konnte man angesichts solcher Temperaturen sowieso nichts Besseres tun. Es war ratsam, diese kalte Nacht so rasch wie möglich hinter sich zu bringen und darauf zu hoffen, dass das Wetter ihnen morgen wohlgesonnener sein würde. Crocodile dachte sich nichts weiter dabei und ließ es zu, dass Doflamingo so nah wie möglich an ihn heranrückte und einen Arm um ihn legte. Immerhin hatten sie die letzten Nächte ebenfalls häufig eng aneinandergepresst geschlafen; außerdem begrüßte Crocodile die Wärme, die Doflamingos Körper ausstrahlte. Er schnurrte genießerisch und lehnte sich in die Berührung hinein. Für eine Weile lagen sie beide einfach nur da. Crocodile empfand die Situation als sehr angenehm; so wohl und geborgen hatte er sich nicht mehr gefühlt seit er aus seinem ehemaligen Zuhause geflohen war. Er war gerade der Grenze zum Einschlafen nahe, als er plötzlich ein paar Lippen an seinem Nacken spürte. Erschrocken riss Crocodile die Augen auf, doch bewegte sich ansonsten nicht. Vielleicht, dachte er, hatten Doflamingos Lippen seine Haut bloß aus Versehen gestreift, als dieser seine Schlafposition änderte oder etwas in der Art. Schließlich hatte sich der Wolf in den letzten Tagen weder an ihm vergriffen noch angedeutet, dass er dies vorhätte; wahrscheinlich handelte es sich also bloß um einen unabsichtlichen Körperkontakt. Wenn Doflamingo ihn tatsächlich missbrauchen wollte, wieso hätte er dann so viele Tage lang abwarten sollen? Langsam beruhigte sich Crocodile wieder. Und nur einen winzigen Moment später konnte er spüren, wie Doflamingos Finger unter sein Hemd glitten und seinen nackten Bauch streichelten, während dessen Lippen erneut über seinen Hals fuhren. Völlig außer sich sprang Crocodile auf und hastete aus dem Bett, wobei er dieses Mal nicht bloß eine, sondern gleich zehn Decken mitriss, in denen er sich prompt verhedderte. So schnell wie es ihm möglich war befreite Crocodile sich aus dem Chaos und rannte panisch in Richtung Höhlenausgang. Er konnte hören, dass der Wolf ihm folgte, doch dachte nicht einmal einen Augenblick daran, stehen zu bleiben. Um genau zu sein, dachte er gerade überhaupt nicht; in seinem Kopf war kein Platz mehr für Gedanken jedweder Art übrig, denn er wurde ausgefüllt von unbändiger Angst. Crocodiles Instinkte setzten ein. Und er stellte fest, dass sein Fluchtinstinkt am allerstärksten war. Im seinem schnellsten Tempo verließ Crocodile die Höhle. Draußen brannte die eisige Kälte auf seinem Gesicht, doch er blieb nicht auch nur für den Bruchteil einer Sekunde stehen, um sich an den plötzlich Temperaturwechsel zu gewöhnen. Er ließ sich auch keine Zeit, um sich zu orientieren. Stattdessen rannte er einfach bloß drauf los. Jedes Ziel war ihm recht; er wollte nur fort von dem Wolf, der vorhatte ihn anzufassen und ihm Gewalt anzutun. Hinter ein paar hohen Sträucheln verwandelte Crocodile sich und nahm die Gestalt seines Tiergeistes an. Trotz seines verletzten Unterarms war er als Katze deutlich schneller und flinker als in seiner menschlichen Gestalt. Außerdem würde Doflamingo entweder nach einem jungen Mann oder einem schwarzen Panther Ausschau halten, nicht jedoch nach einer kleinen Hauskatze. Crocodile lief so schnell und weit wie ihn seine Beine tragen konnten. Er verschwendete keinen Gedanken daran, ob es eine kluge Entscheidung war zu flüchten oder welche Motive hinter Doflamingos Handeln stehen mochten. Noch immer war sein ganzer Körper erfüllt von heller Panik, die keinen klaren Gedanken zuließ. Erst als Crocodile kurz davor stand zusammenzubrechen, blieb er stehen. Schwer atmend ging er unter ein paar Farnen in Deckung, ehe er mit den Augen seine Umgebung kontrollierte. Glücklicherweise konnte er weder die Gestalt eines großen Wolfes noch die eines anderen Tieres ausmachen. Seine halsbrecherische Flucht war also erfolgreich gewesen. Als sich sein Atem wieder normalisiert hatte und seine Lungen nicht mehr ganz so schlimm brannten, verwandelte Crocodile sich zurück. Da er sich nun in Sicherheit zu befinden schien, sah er keinen Grund, weiterhin in der Gestalt seines Tiergeistes umherzuwandeln. Crocodile hoffte darauf, dass Doflamingo mitbekommen hatte wie er sich verwandelte. Wenn er gesehen hatte, dass er den Tiergeist einer einfachen Hauskatze besaß, dachte Crocodile, dann würde Doflamingo ihn womöglich in Ruhe lassen, weil er nichts mehr mit ihm zutun haben wollte. Das wäre wohl die beste Lösung. Crocodile biss sich auf die Unterlippe und bedeckte mit der rechten Hand sein Gesicht. Es war dumm von ihm gewesen, dem Wolf sein Vertrauen zu schenken. Wieder einmal wurde ihm klar: Man konnte sich nur auf sich selbst verlassen. Allein war man eben doch am besten dran, denn dann gab es niemanden, der dich verraten konnte. Schweren Herzens nahm Crocodile sich vor, niemals wieder so furchtbar leichtgläubig zu sein und auf einen fremden Gestaltenwandler hereinzufallen. Es war geendet wie es hatte enden müssen. Er hatte es von Anfang an geahnt. Wieso nur hatte er sich von den freundlich klingenden Worten des Wolfes einlullen lassen? Crocodile spürte wie ein bitteres Gefühl sich in seinem ganzen Körper ausbreitete. Er fühlte sich verraten und benutzt. Die Fürsorge, die Doflamingo ihm vorgegaukelt hatte, war eine Lüge gewesen. Der Wolf hatte eben doch immer nur ein Ziel verfolgt: Sich ihn zu nehmen und seinem Willen gefügig zu machen. Die Wahrheit traf ihn so hart wie einen Faustschlag in den Magen. Crocodile wollte seiner Jungfräulichkeit nicht auf diese Weise beraubt werden: von einem beinahe Fremden und gegen seinen Willen. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Zwar wusste er nicht genau wie Sex vonstatten ging, doch Crocodile hatte zumindest eine vage Vorstellung davon, wie die Umstände sein sollten. Wenn er sich seinen ersten Geschlechtsverkehr ausmalte, dann dachte er an einen liebevollen Partner, Vertrauen, Umarmungen und Küsse auf den Mund. Und nicht an Hände und Lippen, die ohne Vorwarnung über ihn herfielen. Ein eiskalter Schauer lief Crocodile über den Rücken, als er daran zurückdachte. Aber was spielte das nun noch für eine Rolle? Crocodile raffte sich auf, biss sich tapfer auf die Unterlippe und rieb sich die Unterarme. Er war auf sich allein gestellt. Erst jetzt spürte Crocodile die eisige Kälte, die ihn umgab. Es war dunkel und er wusste nicht, wo er sich befand. War er in Richtung Stadt gelaufen oder tiefer in den Wald hinein? Crocodile seufzte. Dann ging das Spiel also wieder von vorne los, dachte er und konnte nicht verhindern, dass ihn diese Ironie des Schicksal erheiterte. Er war allein und verletzt, es war dunkel und er musste einen Unterschlupf für die Nacht finden. Wo war er bloß hingelaufen? In welche Richtung? Wohin war er verschwunden? Absolut panisch durchsuchte Doflamingo in der Gestalt seines Tiergeistes den dunklen Wald. Er hielt nun schon seit Stunden nach dem Kater Ausschau, doch hatte ihn noch immer nicht finden können. Und mit jeder Minute, die verging, fühlte sich sein Herz schwerer an. Wie hatte er nur zulassen können, dass Crocodile ihm entwischte? Doflamingo konnte sich die Situation nicht erklären. Eben noch hatte er Crocodile laufend vor sich sehen können, dann war dieser für einen Moment hinter ein paar Sträuchern verschwunden und ab da hatte er ihn nicht mehr finden können. Der andere Gestaltenwandler war einfach weg, als wäre er vom Erdboden verschlungen worden. Doflamingo machte sich furchtbare Vorwürfe und noch viel schrecklichere Sorgen. Er hätte den Kater niemals anrühren dürfen, ohne vorher mit diesem darüber zu sprechen. Das war eine verdammt dumme Idee von ihm gewesen, auch wenn Crocodile vorher recht eindeutige Signale gesendet hatte. Immerhin hatte er weder den Arm, den er um ihn legte, zur Seite geschoben noch negativ auf den Kuss reagiert, den er diesem auf den Nacken gab. Trotzdem war es falsch gewesen, Crocodile anzufassen. Er wusste doch, wie empfindlich der andere Gestaltenwandler auf plötzliche Berührungen reagierte. Doflamingo hoffte von ganzem Herzen, dass dem Kater nichts Schlimmes zugestoßen war. Nachts liefen im Wald viele Kreaturen umher, Tiere wie Gestaltenwandler, denen dieser lieber nicht begegnen sollte. Sie waren gefährlich und vor allem deutlich weniger zimperlich als er, wenn es darum ging, ihren Trieben zu folgen. Und Crocodile war trotz seiner beiden Verletzungen ein überaus hübscher junger Mann. Angesichts dieser Horrorvorstellung wurde Doflamingo schrecklich nervös. Er könnte es sich niemals verzeihen, wenn Crocodile heute Nacht etwas zustieß. Hoffentlich hatte der Kater an einem halbwegs sicheren Ort Schutz gesucht und blieb dort solange, bis Doflamingo ihn gefunden hatte. Das geschehene Missverständnis würden sie beide sicher klären können. Hauptsache er wüsste, dass Crocodile unversehrt war. Schwermütig beschleunigte Doflamingo sein Lauftempo und hielt überall verzweifelt Ausschau nach einem jungen Mann mit dunklem Haar oder einer schwarzen Großkatze. Wo nur war Crocodile? Es war eiskalt. Auch das Hemd und die Jeanshose, die er trug, konnten Crocodile nicht wärmen. Sein Atem erschien als weiße Dampfwolke vor seinem Gesicht. Er wanderte nun schon seit etwa einer halben Stunde durch den finsteren Wald und hatte noch immer keinen Unterschlupf finden können. Ein Deja-vu der üblen Art. Crocodile fürchtete, dass, wenn er nicht bald eine Unterkunft fand, er hier draußen elendig erfrieden würde. Eine schreckliche Art zu sterben, dachte Crocodile, während er sich zitternd seine Oberarme rieb, doch immer noch besser als gegen den Willen der Jungfräulichkeit beraubt zu werden. Er war und blieb eine sehr stolze Person. Für ihn käme es niemals infrage sich voll Widerwillen einem so gut wie Fremden hinzugeben, nicht einmal um sein eigenes Leben zu retten. Crocodile hatte die Hoffnung beinahe schon aufgegeben, als er plötzlich den Eingang zu einer Höhle ausmachte. Rechts von ihm erhob sich ein sehr steiler Hang aus Stein und etwa vier oder fünf Meter über dem Erdboden schwebte ein dunkler und kleiner Höhleneingang. Wenn Crocodile ehrlich war, dann hatte er kein sonderlich gutes Gefühl, was dieses finstere Loch anging, doch ihm blieb wohl nichts anderes übrig als sein Glück zumindest einmal zu versuchen. Also machte sich Crocodile an den beschwerlichen Aufstieg; obwohl er den Tiergeist einer Katze besaß, war er nicht sonderlich gut im Klettern. Er hatte in seinem ganzen Leben noch niemals etwas höheres als einen Kleiderschrank erstiegen. Trotzdem erreichte er schließlich überraschenderweise unversehrt den hoch liegenden Höhleneingang. Vorsichtig und möglichst leise sah Crocodile sich um. Die Höhle war schmal und finster, doch zumindest auf den ersten Blick konnte er keinen Bewohner ausmachen. Vielleicht war ihm das Schicksal ja wenigstens dieses eine Mal gewogen, dachte Crocodile und konnte nicht verhindern, dass Hoffnung in seinem Herzen zu keimen begann. Vielleicht würde er heute Nacht doch nicht erfrieren müssen. Auf leisen Sohlen schlich Crocodile tiefer in die Höhle hinein. Im Gegensatz zu der Höhle, in der Doflamingo lebte, schien es sich hier um nur einen einzigen Raum zu handeln, der recht klein war und keine weiteren Abzweigungen besaß. Im hinteren Bereich machte er zu seinem Unglück einige Decken, Felle und Kissen aus, die wohl als Schlafplatz benutzt wurden. Enttäuscht seufzte Crocodile auf. Hier konnte er also nicht bleiben. Ganz im Gegenteil: Er sollte lieber rasch verschwinden, ehe der eigentliche Bewohner dieser Höhle zurückkehrte. Denn ganz gleich ob es sich ebenfalls um einen Gestaltenwandler oder ein wildes Tier handelte, Crocodile war sich sicher, dass er keine Chance gegen einen Gegner jedweder Art haben würde. Immerhin war er im Kampf völlig unerfahren und noch immer schwer verletzt. Auf der anderen Seite würden die auswärtigen Temperaturen sowieso seinen Tod bedeuten. Crocodile haderte einen Moment lang mit sich selbst. Ob es wohl klüger war, sich rasch in einem Kampf töten zu lassen oder draußen zu erfrieren? Während er nachdachte, fiel sein Blick auf die vielen Decken und Kissen, die sich in der Höhle befanden. Ihm kam eine Idee, die möglicherweise sein Leben retten würde. Crocodile wählte sich ein recht robust wirkendes und flauschiges Fell aus, ehe er eilig wieder aus der Höhle verschwand. Jemand, der so viele Kissen und Decken besaß, dachte er, würde doch sicher nicht unter dem Verlust eines einziges Felles leiden; im besten Fall fiel dem Höhlenbewohner der Diebstahl nicht einmal auf. Das Stück Fell um seinen frierenden Körper gewickelt setzte Crocodile seine Suche nach einem Versteck fort. Inzwischen allerdings hatte er seinen Anspruch deutlich gesenkt, was eine Unterkunft für die Nacht anging; da er nun eine wärmende Decke besaß und der Himmel nicht nach Niederschlag aussah, reichte ihm auch ein unauffälliges Plätzchen unter freiem Himmel. Vielleicht fand er wieder einen Hohlraum unter ein paar Sträuchern oder Farnen. Die Hauptsache war, dass er unentdeckt blieb; unentdeckt von Doflamingo und von dem eigentlichen Besitzer des Felles, das er gestohlen hatte. Irgendwann fand Crocodile einen passenden Unterschlupf. Es handelte sich um einen kleinen Hohlraum, der sich unter den Wurzeln eines alten Baumes gebildet hatte und von den langen Blättern eines nahestehenden Farnkrautes verdeckt wurde. Auf etwas Besseres konnte Crocodile nicht hoffen; also machte er es sich in dem schmalen Hohlraum so gemütlich wie möglich und schlang das wärmende Tierfell eng um seinen bibbernden Leib. Schlaf würde er wohl keinen finden, dachte Crocodile, doch zumindest musste er heute Nacht nicht elendig erfrieren. Doflamingo jaulte verzweifelt auf. Zum ersten Mal seit Crocodiles überstürzter Flucht blieb er stehen. Er hatte alle potenziellen Verstecke im Umkreis von dreißig Kilometern sorgsam abgesucht, doch den Kater trotzdem nicht finden können. Inzwischen hatte Doflamingo die Hoffnung beinahe schon aufgegeben. Er versuchte den Gedanken nicht zuzulassen, doch konnte nicht anders als sich auszumalen, dass ein anderer Gestaltenwandler oder ein wildes Tier auf Crocodile aufmerksam geworden war und diesen getötet hatte. Die Vorstellung wollte Doflamingo schier das Herz verbrennen. Er jaulte ein weiteres Mal laut auf und bemühte sich darum, nicht in Tränen auszubrechen. Es war sehr untypisch für ihn zu weinen. Doflamingo hatte seit dem Verlust seines Wolfrudels nicht mehr geweint. Trotzdem gelang es ihm nur mit viel Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Der Kater hatte ihm wirklich ausgesprochen gut gefallen und immerhin hatten sie doch einige Tage miteinander verbracht. Den Gedanke, dass Crocodile vermutlich tot war, konnte Doflamingo kaum ertragen. Vor allen Dingen, da er sich selbst die Schuld an diesem Unglück gab. Seinetwegen hatte der Kater die Flucht ergriffen und war höchstwahrscheinlich seinem eigenen Tod in die Arme gelaufen. Doflamingo schüttelte sich und jaulte ein drittes Mal verzweifelt auf. Auch wenn die Chance, dass Crocodile noch lebte, absolut gering war, würde er nicht aufgeben. Noch nicht. Doflamingo war ein sehr robuster Wolf und hatte noch einige Kraftreserven übrig. Er würde erst aufhören nach dem verschwundenen Kater zu suchen, wenn seine Beine ihn nicht mehr tragen konnten. Denn das war das Mindeste, was er Crocodile schuldete. ~ Doflamingos Herz schlug so schnell und laut wie noch niemals zuvor. Er spornte seinen Körper zu absoluten Höchstleistungen an. Crocodiles Fährte wurde stärker mit jedem Schritt, den er zurücklegte; er wusste, dass der Kater nicht mehr weit von ihm entfernt war. Nur leider intensivierte sich gleichzeitig auch der Geruch des fremden Gestaltenwandlers. Inzwischen ging Doflamingo fest davon aus, dass dieser bereits vor ihm auf Crocodile gestoßen war. Er konnte bloß hoffen, dass er nicht zu spät kam. (Auszug aus dem nächsten Kapitel) bye sb Kapitel 7: Part II: Angst und Hoffnung -------------------------------------- Crocodile bekam in dieser Nacht kein Auge zu. Er wusste zwar nicht genau, ob er noch immer so deutlich nach Mensch und Stadt stank wie am ersten Tag (sein Geruchssinn war furchtbar schlecht ausgebildet), doch es war besser auf der sicheren Seite zu bleiben und Wache zu halten. Immerhin lebten im Herzen des Waldes viele Tiere und Gestaltenwandler, die ihm schnell gefährlich werden könnten: Wildschweine, Wölfe, schlimmstenfalls sogar Braunbären. Unweigerlich fragte Crocodile sich, ob es in diesem Wald auch Gestaltenwandler mit dem Tiergeist von Wildkatzen gab. Sie waren zwar deutlich kräftiger und robuster als Hauskatzen, doch noch immer viel kleiner und ihren domestizierten Verwandten ähnlicher als Großkatzen. Womöglich würde es ihm gelingen, sich einer Gruppe solcher Katzen anzuschließen, dachte er. Falls Wildkatzen überhaupt in Gruppen lebten und keine Einzelgänger waren. Crocodile seufzte leise auf. Wie auch immer: Doflamingo hatte ihm viele Fertigkeiten vermittelt, die ihm dabei helfen würden, auch allein in der freien Natur zurechtzukommen. Immerhin wusste er inzwischen wie man einem Rebhuhn die Federn ausrupfte und einem Säugetier das Fell abzog. Außerdem war Crocodile zuversichtlich, dass er im Ernstfall auch das Entnehmen der inneren Organe selbst hinbekommen würde. Jetzt müsste er bloß noch wissen, wie man überhaupt an ein Beutetier gelangte. Denn zu jagen hatte er noch nicht gelernt. Crocodile wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er sah wie die ersten Lichtstrahlen der aufgehenden Sonne durch das dichte Blätterdach des Waldes drangen. Er konnte nicht verhindern, dass sich ein erleichtertes und hoffnungsvolles Lächeln auf seine Lippen schlich. Die erste Nacht hatte er überlebt. Vorsichtig löste Crocodile sich von dem wärmenden Fell, das ihm als Bettdecke gedient hatte, und musterte misstrauisch die Umgebung. Die Blätter des Farnkrautes, die seinen Unterschlupf erfreulicherweise recht gut verdeckten, schützten ihn, während er sich sorgsam umsah. Als er auch auf den zweiten und dritten Blick keine potenzielle Gefahr entdecken konnte, beschloss er schließlich sein Versteck zu verlassen. Das Tierfell faltete er klein und schob es so weit wie möglich in den Hohlraum unter den Wurzeln des großen Baumes hinein. Dieses Versteck machte einen relativ vernünftigen Eindruck und Crocodile, der nicht darauf hoffen konnte in nächster Zeit eine bessere Alternative zu finden, wollte es nicht so leicht wieder aufgeben. Er würde nun auf Jagd gehen und versuchen das eine oder andere Beutetier zu erlegen, ehe er hierhin zurückkehrte und darauf hoffte, dass die folgende Nacht nicht so bitter kalt wie diese werden würde. Doflamingo gönnte sich nur eine einzige Stunde Schlaf, bevor er seine Suche nach dem Kater fortsetzte. Die ganze Nacht hatte er nach Crocodile Ausschau gehalten und erst Rast gemacht, als im Morgengrauen selbst seine kräftigen Beine seinen Körper nicht mehr tragen konnten. Doch auch wenn Doflamingos Körper der Erschöpfung nahe war und es sich bei der Chance, dass Crocodile noch lebte, eher um einen Wunschtraum als eine realistische Wahrscheinlichkeit handelte, war er nicht gewillt die Suche abzubrechen. Die Vorstellung, dass der Kater womöglich doch noch am Leben war und seine Hilfe benötigte, spornte ihn an. Immerhin handelte es sich bei Crocodile seit dem Verlust seines Rudels um die einzige Person, die ihm noch irgendetwas bedeutete. Doflamingo besaß einen sehr ausgeprägten Familiensinn, der es ihm nicht erlaubte, den Kater einfach im Stich zu lassen. Er schüttelte sich, um die Müdigkeit und Schlaffheit aus seinen ausgezehrten Muskeln zu vertreiben. Heute wollte er den Radius von dreißig Kilometern, den letzte Nacht abgesucht hatte, noch weiter vergrößern. Er würde systematisch vorgehen und jeden einzelnen Meter Waldboden absuchen. Im Osten wollte er anfangen. Zu jagen war nicht annähernd so einfach wie Crocodile es sich ausgemalt hatte. Anscheinend stank er doch noch immer sehr deutlich nach Mensch und besaß keinen so stillen und anmutigen Schritt wie gedacht, denn er war nicht einmal dazu in der Lage ein potenzielles Beutetier auch nur auszumachen. Weder einen Marder noch einen Waschbären oder Ähnliches. Ihm kam es beinahe so vor als wäre der Wald völlig verlassen; jedes Tier floh sofort vor seinen tollpatschigen und ungelenken Schritten. Weder in der Gestalt seines Tiergeistes noch als Mensch schien er auch nur die geringste Chance zu haben, irgendein Tier zu erlegen. Es war zum Verrücktwerden und nicht gerade förderlich, wenn es darum ging Crocodiles sowieso schon schwindende Hoffnung aufrechtzuerhalten. Wie sollte er die nächsten Tage ohne Nahrung überleben? Schlimmstenfalls würde er also nicht erfrieren, dafür allerdings elendig verhungern. Er wanderte eine Weile relativ ziellos umher und hielt nach potenzieller Beute Ausschau, als er plötzlich das Plätschern von fließendem Wasser wahrnahm. Sofort spitzte er die Ohren und folgte dem interessanten Geräusch. Vielleicht, dachte Crocodile, würde es ihm ja gelingen ein paar Fische zu fangen. Als Katze sollte er dafür doch eigentlich ein angeborenes Talent besitzen, oder nicht? Tatsächlich machte Crocodile recht bald ein fließende Gewässer aus; zu seinem Pech handelte es sich allerdings nicht wie erhofft um einen kleinen Bach, sondern einen breiten und geradezu reißerischen Fluss. Unweigerlich verzog Crocodile den Mund. Er konnte Wasser nicht ausstehen und demzufolge auch nicht schwimmen. Wollte er wirklich versuchen hier den einen oder anderen Fisch zu erjagen, musste er vorsichtig sein und darauf achtgeben nicht in das Wasser hineinzufallen. Aus einem Fluss mit einer solch heftigen Strömung käme er als Nichtschwimmer mit Sicherheit niemals wieder lebendig heraus. Trotzdem beschoss Crocodile sein Glück zu versuchen. Immerhin war er eine stets sehr vorsichtige Person und außerdem blieb ihm kaum eine andere Wahl, wenn er nicht verhungern wollte. Also suchte er sich in seiner menschlichen Gestalt am Ufer des Flusses ein günstiges Plätzchen aus und sah erwartungsvoll auf das fließende Nass herab. Leider hatte er auch nach etwa einer halben Stunde des Wartens nicht einen einzigen Fisch ausgemacht. Anscheinend waren diese nicht sonderlich erpicht darauf ausgerechnet in der Nähe des Ufers zu schwimmen, wo sie leicht zur Beute eines Räuberr oder vielleicht auch menschlichen Anglers werden konnten. Crocodile seufzte frustriert auf und wollte die Hoffnung gerade aufgeben, als er auf einmal einen dunklen Schatten unter der Oberfläche ausmachte. Erwartungsvoll und ohne weiter darüber nachzudenken tunkte er seine rechte Hand in das Wasser und griff nach dem Fisch, den er gesehen hatte. Tatsächlich bekam er diesen sogar zu fassen (er fühlte sich nicht schuppig, sondern einfach bloß nass und glitschig an), doch konnte ihn nicht festhalten; der Fisch, der wohl etwa die größte eines menschlichen Fußes hatte, entwischte ihm rasch, kaum dass er ihn berührt hatte. Crocodile gelang es nur schwer seine Enttäuschung und Wut in Zaum zu halten. Es frustrierte ihn ganz schrecklich, dass er nicht ein einziges Tier erbeutet hatte, nicht einmal einen blöden Fisch oder eine Maus, dabei war es inzwischen bereits Mittag geworden. Schließlich hatte Doflamingo innerhalb nur weniger Stunden gut ein Dutzend verschiedene Tiere erlegt, darunter sogar ein kleines Wildschwein und ein ausgewachsenes Reh. Wieso nur fiel es dem Wolf so leicht zu jagen, während er selbst nicht einmal den kleinsten Fang landen konnte? Nicht zum ersten Mal verfluchte Crocodile, dass er bloß mit dem Tiergeist einer einfachen Hauskatze gesegnet worden war. Anscheinend würde er also doch verhungern müssen. Frustriert, genervt und vor allem hungrig machte sich Crocodile auf den Weg zurück zu seinem Unterschlupf. Er würde eine kleine Mittagsruhe einlegen und heute Abend, wenn die Dämmerung einbrach, einen weiteren Jagdzug starten. Hoffentlich würde wenigstens dieser erfolgreich verlaufen. Das letzte, was er gegessen hatte, waren das Fleisch des Marder und des Wildschweins gewesen, welches Doflamingo ihm überlassen hatte. Bei dem Gedanken an die vielen Köstlichkeiten, die er in Gesellschaft des Wolfes hatte genießen dürfen, lief Crocodile buchstäblich das Wasser im Mund zusammen. Doch trotz allem bereute er seine Flucht nicht. Immerhin war er eine stolze Person mit hohem Selbstwertgefühl und keine dreckige Konkubine. Niemals wäre es für ihn infrage gekommen, Nahrung und Schutz gegen Sex einzutauschen; und schon gar nicht gegen sein ersten Mal. Doflamingo konnte sein Glück kaum fassen. Erwartungsvoll blieb er für einen kurzen Moment lang stehen und hob den Kopf an. Crocodiles Geruch war ihm gerade eben in die Nase gestiegen. Die Fährte war zwar schwach, vermutlich war der Kater also schon seit einigen Stunden nicht mehr hier gewesen, doch trotzdem schenkte sie Doflamingo Hoffnung. Es bedeutete nämlich, dass Crocodile wenigstens bis vor kurzem noch gelebt haben musste. Und wenn er die letzte Nacht und beinahe den ganzen heutigen Tag gut überstanden hatte, dann bot dies durchaus Grund zur Annahme, dass er noch immer am Leben war. Mit einem freudigen Grinsen auf den Lippen setzte Doflamingo rasch zur Verfolgung der Fährte an. So kurz vor seinem Ziel waren plötzlich alle Müdigkeit und Erschöpfung vergessen. In seinem schnellsten Lauftempo setzte er seine Suche nach dem Kater fort. Er konnte es kaum erwarten ihn endlich wiederzusehen. Doflamingo hatte vor sich bei Crocodile für sein aufdringliches Verhalten zu entschuldigen. Sicher war der Kater hungrig, weswegen er diesen notfalls einfach mit frisch erbeutetem Fleisch bestechen würde. Liebe ging eben durch den Magen, und so erschöpft und ausgehungert wie Crocodile sein würde, könnte dieser ein paar Rebhühnern oder Baummardern bestimmt nicht widerstehen. Anschließend plante Doflamingo, den Kater zurück in seiner Höhle zu bringen und dort ihr Leben wie gewohnt fortzuführen. Schließlich durfte er nicht vergessen, dass Crocodile noch immer schwer verletzt war und außerdem kaum Erfahrungen besaß, was das Überleben in der Wildnis anging. Auch wenn er eine Nacht und einen Tag verhältnismäßig gut überstanden haben mochte (was vermutlich eher dessen Glück als Talent geschuldet war), war dies noch lange keine Garantie dafür, dass er auch dauerhaft draußen im Wald überleben würde. Er war und blieb auf Doflamingo angewiesen, ob ihm dies passte oder nicht. Crocodiles Fährte wurde immer stärker. Doflamingo blieb in der Nähe eines steinigen Steilhangs stehen und und hob erneut den Kopf an. Verwirrt zog er beide Augenbrauen zusammen. Zwar konnte er Crocodile ganz deutlich wittern... doch nicht bloß diesen allein. Der Geruch des Katers vermischte sich ab dieser Stelle mit der eines anderen Gestaltenwandlers. Argwöhnisch ließ Doflamingo seinen Blick über das Gelände schweifen. An der Steilwand konnte er einen kleinen Höhleneingang ausmachen, der angesichts der aufziehenden Dämmerung sehr dunkel und wenig einladend wirkte. Trotzdem machte Doflamingo sich daran, rasch den steilen Hang zu ersteigen und sich in entsprechender Höhle umzusehen. Im Gegensatz zu seiner eigenen machte diese Behausung einen nur wenig behaglichen Eindruck: Die Höhle führte nicht sonderlich tief in die steinige Wand hinein, außerdem war sie klein und eng. Im hinteren Bereich konnte Doflamingo einige Decken, Felle und Kissen ausmachen, die vermutlich vom Bewohner dieses mickrigen Unterschlupfs als Bett genutzt wurden. Entsprechender Gestaltenwandler schien jedoch nicht Zuhause zu sein; genausowenig wie Crocodile, obwohl er dessen Geruch deutlich wahrnehmen konnte. Eifersucht und Besorgnis überkamen Doflamingo gleichermaßen: Was hatte der Kater in der Höhle eines anderen Gestaltenwandlers zu suchen? Hatte er hier womöglich übernachtet? Schließlich war es furchtbar kalt gewesen. Oder hatte ihn der fremde Gestaltenwandler entführt und gegen seinen Willen hierher gebracht? Und wo waren im Augenblick sowohl der eine als auch der andere? Doflamingo lief es eiskalt den Rücken hinunter, als er sich vorstellte, welches Interesse ein wild lebender Gestaltenwandler wohl an dem Kater haben könnte. Immerhin war Crocodile völlig unbedarft, unglaublich hübsch und auf fremde Hilfe angewiesen. Aus eigener Erfahrung wusste Doflamingo, dass dieser niemals auf das dubios wirkende Angebot eines Fremdes eingehen würde, doch er konnte nicht ausschließen, dass man ihn zu irgendwelchen Handlungen zwingen würde oder dies schlimmstenfalls bereits getan hatte. Schließlich war nicht jeder Gestaltenwandler in diesem Wald Crocodile auf dieselbe Weise zugetan wie er. Doflamingo gab offen zu, dass auch er durchaus in sexueller Hinsicht an dem Kater interessiert war. Der Unterschied bestand allerdings darin, dass dieses sexuelle an ein romantisches Interesse gekoppelt war. Er wünschte sich eine liebevolle Partnerschaft mit Crocodile, in der natürlich Geschlechtsverkehr vollzogen wurde, dieser jedoch nicht im absoluten Mittelpunkt stand. Wohingegen ein anderer Gestaltenwandler vielleicht keine Rücksicht darauf nahm, unter welchen Umständen der Sex stattfand und ob dieser überhaupt einvernehmlich war. Er würde bloß seinen Trieben folgen und sich das nehmen, was er begehrte. So waren die Gesetze der Natur. Die Vorstellung, dass Crocodile möglicherweise in die Fänge einer solchen Person geraten sein könnte, machte Doflamingo fürchterlich wütend. Rasch verließ er die leere Höhle wieder und folgte in seinem schnellsten Tempo Crocodiles Geruch und dem des fremden Gestaltenwandlers. Er hoffte bloß, dass er nicht zu spät kommen würde. Er könnte es sich niemals verzeihen, wenn dem Kater etwas zustieß. Nicht zuletzt da es seine eigene Schuld gewesen war, dass Crocodile fortgelaufen und in den finsteren Wald geflüchtet war. Was auch immer dem Kater Schlimmes passieren mochte: Er würde es auf dem Gewissen haben. Crocodile konnte nicht verhindern, dass ihn Müdigkeit überkam, als er in sein Versteck zurückkehrte. Erschöpft und frustriert ließ er sich auf dem weichen Tierfell nieder, das er gestohlen hatte, und haderte mit der Frage, ob es wohl ratsam wäre nun einzuschlafen. Er war sich dessen bewusst, dass er hier im Wald eine leichte Beute für Gestaltenwandler und wilde Tiere jedweder Art darstellte, doch auf der anderen Seite konnte auch er nicht ewig ohne Schlaf auskommen. Wenn er heute Abend tatsächlich einen zweiten Jagdzug starten wollte und dieser erfolgreich verlaufen sollte, musste er ausgeruht sein. Es würde sowieso schon schwierig genug sein irgendein Beutetier zu ergattern. Crocodile schloss seine Augen. Er war der Grenze zum Einschlafen nähe, als er plötzlich hörte wie ganz in der Nähe ein Ast knackte. Sofort war er wieder hellwach und spannte jeden Muskeln in seinem Körper an. Nur zu gut erinnerte er sich daran, was ihn das letzte Mal erwartet hatte, als er das unweite Knacken eines Zweiges gehört hatte, während er allein im Wald unterwegs gewesen war: der Anblick eines großen Wolfes mit blutverschmiertem Maul und den Resten eines erlegten Rehs zwischen den Zähnen. Und wenn Crocodile ehrlich war, dann war er nicht sonderlich erpicht darauf, eine solche Erfahrung noch einmal zu machen. Nervös blieb er auf dem Fell liegen und beobachtete mit wachsamen Blick seine Umgebung. Die langen Blätter des Farnkrautes gleich vor seinem Unterschlupf waren Vor- und Nachteil zu gleich: Auf der einen Seite sorgten sie dafür, dass Crocodile unentdeckt blieb, auf der anderen Seite nahmen sie ihm die Sicht. Er konnte durch die langen und schmalen Blätter hindurch nur sehr wenig von seiner Umgebung wahrnehmen. Furchtsam bemühte Crocodile sich darum, leise zu bleiben; er erlaubte es sich nicht einmal laut zu atmen. Doch alle Vorsichtsmaßnahmen waren vergebens. Crocodile wollte gerade erleichtert aufatmen, als ohne Vorwarnung eine große und überaus gefährlich wirkenden Raubkatze gleich vor ihm auftauchte; anhand des dichten, grauen Fells mit den dunklen Flecken und den schwarzen Haarpinseln auf den Ohren konnte Crocodile das Tier rasch als Luchs identifizieren. Panisch wich er so weit wie möglich zurück, doch spürte schon nach wenigen Schritten die raue Oberfläche des dicken Baumstamms an seinem Rücken. Er saß in der Falle. Crocodile schluckte nervös und fragte sich, was er nun tun sollte. Würde er es in seiner menschlichen Gestalt mit einem ausgewachsenen Luchs aufnehmen können? Er war noch zu keiner Lösung gekommen, als sich das Tier vor ihm plötzlich zu verwandeln begann; nur den Bruchteil einer Sekunde später stand ihm ein großer Mann mit dunkelbraunem Haar und sonnengebräunter Haut gegenüber. Sowohl seine Jeanshose als auch die weiße Mütze, die er trug, waren entsprechend der Fellmusterung seines Tiergeistes dunkel gepunktet. Crocodile wusste weder, was er sagen noch was er tun sollte. Er stand einfach mit großen Augen und offenem Mund da und musterte überrascht den fremden Mann; er hatte nicht damit gerechnet, dass es sich bei dem Luchs ebenfalls um einen Gestaltenwandler handeln würde. War dies ein gutes oder schlechtes Zeichen? „Endlich habe ich dich gefunden“, meinte der Luchs mit einem Grinsen auf den Lippen, das Crocodile ganz und gar nicht gefallen wollte. Er war von Natur aus eine sehr misstrauische Person und nahm sich vor, sich von den Worten des Fremden nicht einlullen zu lassen, sondern vorsichtig und wachsam zu bleiben. Immerhin war seine letzte Begegnung mit einem anderen Gestaltenwandler ebenfalls alles andere als erfreulich verlaufen. „Ich muss zugeben, dass du dir ein ziemlich gutes Versteck ausgesucht hast, Kater“, fuhr der Luchs fort, der sich an Crocodiles Verwunderung und Ablehnung überhaupt nicht zu stören schien. „Auch wenn mein Geruch an dir haftet, habe ich länger als erwartet gebraucht bis ich dich endlich aufgespürt hatte. Nun, wie auch immer: Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich mir nehme, was ich begehre.“ Der fremde Gestaltenwandler streckte eine Hand noch Crocodile aus, dem es jedoch glücklicherweise gelang auszuweichen. Er ließ sich auf den Boden absinken und rückte auf allen Vieren krabbelnd von dem Luchs fort. Sein ganzer Körper war starr vor Angst und er hatte das Gefühl, nur wenige Zentimeter von der Stelle zu kommen. Crocodile zwang sich zur Ruhe und gönnte sich selbst zwei tiefe Atemzüge, ehe er erwiderte: „Dir gehört also das Fell, das ich gestohlen habe? Du kannst es gerne wiederhaben. Ich gebe offen zu, dass ich es mir ohne dein Einverständnis genommen habe. Aber du musst wissen, dass ich es brauchte, um mich vor dem Erfrieren zu schützen. Aber jetzt benötige ich es nicht mehr, denke ich. Nimm es dir ruhig.“ „Ich habe nicht von dem Fell gesprochen“, meinte der Luchs mit süffisanter Stimme, während er rasch die kurze Distanz überwand, die Crocodile zwischen sie beide gebracht hatte. „Das Fell ist mir völlig gleichgültig. Ich besitze mehr als genug davon. Ich meine dich, Kater. Du triffst genau meinen Männergeschmack, weiß du? Du hast mir gleich gefallen, als ich dich das erste Mal gesehen habe. Ich bekomme deine blasse Haut und deine langen Beine einfach nicht mehr aus meinem Kopf heraus.“ „Du hast mich beobachtet, als ich mir mein Hemd angezogen habe“, schlussfolgerte Crocodile mit fassungsloser Stimme und bemühte sich darum, ein weiteres Stück zurückzuweichen. „Ich habe dich gehört, aber das Geräusch für harmlos gehalten.“ „Das liegt daran, dass du so unerfahren wie ein neugeborenes Kitten bist“, erwiderte der Luchs in einem überaus arroganten Tonfall. „Unerfahren und dumm. Es ist keine kluge Entscheidung gewesen, Doflamingo zu verlassen und allein in den Wald zu flüchten. Konntest du dir denn nicht denken, dass du eine leichte Beute für alle wild lebenden Gestaltenwandler darstellen würdest? Die meisten von uns zögern nicht ihren Trieben zu folgen. Mich eingeschlossen.“ „Woher weißt du von Doflamingo?“, fragte Crocodile. Er stellte diese Frage hauptsächlich, um Zeit zu schinden, doch konnte nicht verhehlen, dass ihn die Antwort tatsächlich interessierte. Immerhin hatte er Doflamingo niemals mit einem anderen Gestaltenwandler interagieren sehen, ihn eher für einen Einzelgänger gehalten. „Ich bin der Partner seines jüngeren Bruders Corazon gewesen“, antwortete der Luchs und Crocodile bemerkte sofort eine Veränderung in dessen Tonfall. Hatte er zuvor noch vorfreudig und überheblich geklungen, schwang nun eine seltsame Bitterniss in seiner Stimme mit. Crocodile konnte sich nicht erklären, was der Grund für diese Veränderung war, doch wenn er ehrlich war, dann interessierte es ihn auch nicht. Der fremde Gestaltenwandler jagte ihm ungeheure Angst ein und er wollte bloß von diesem Ort verschwinden. „Dein Wolf ist nicht so freundlich und fürsorglich wie er gerne tut, weißt du?“, fuhr der Luchs fort, ohne dass Crocodile ihn darum gebeten hätte. „Vermutlich ist dir das bereits selbst aufgefallen, ansonsten wärst du ja schließlich kaum vor ihm geflüchtet. In Wirklichkeit ist er grausam und egoistisch. Nachdem sein Vater, der Anführer des Rudels, gestorben war, tötete er seinen eigenen Bruder, um jede Konkurrenz für den frei gewordenen Platz auszuschalten. Anschließend wurde er selbst Rudelanführer. Warum blickst du so geschockt drein, Kater? Hast du nicht damit gerechnet, dass sich hinter Doflamingos ständig grinsender Fassade ein solches Monster verbergen würde?“ Er lachte, doch es war ein unheimliches und freudloses Lachen. Crocodile lief es eiskalt den Rücken hinunter. „Doflamingo ist mir egal“, meinte er und bemühte sich darum, so viel Selbstvertrauen und Stärke wie nur möglich in seine Stimme zu legen. „Da hast du wohl Recht, Kater“, entgegnete zu seiner Überraschung der Luchs, der sich recht schnell wieder gefangen zu haben schien. „Doflamingo ist nicht hier, um dich zu beschützen. Du bist mir völlig ausgeliefert. Und leider hast du das Pech, dass du mir ausgesprochen gut gefällst. Ich werde mir nehmen, was ich möchte. So ist eben das Gesetz der Natur.“ „Du scheinst ein echt komischer Typ zu sein, wenn du auf bandagierte und unterernährte Männer stehst“, meinte Crocodile in der geringen Hoffnung, dass der Luchs von ihm ablassen würde. Leider tat ihm der fremde Gestaltenwandler diesen Gefallen nicht. Anstatt ihn in Ruhe zu lassen, kam er näher auf ihn zu und erwiderte mit ungerührter Stimme: „Die Verbände und dein Untergewicht sind Minuspunkte, da hast du wohl Recht. Doch nichtsdestotrotz bist du sehr hübsch und ansehnlich. Mir gefallen dein dunkles Haar und deine blasse Haut. Ganz zu schweigen von deinen bernsteinfarbenen Augen. Ich werde es genießen, wenn sich gleich in ihnen dein Schmerz und deine Angst widerspiegeln.“ Mit diesen Worten überwand er den letzten Abstand zwischen ihnen beiden und griff nach Crocodiles Handgelenken, die er über dessen Kopf auf dem Boden festpinnte. Crocodile geriet sofort in helle Panik, versuchte sich zu befreien und trat mit den Füßen nach dem anderen Gestaltenwandler, doch musste leider feststellen, dass er nichts gegen diesen ausrichten konnte. Crocodile kannte sich nicht aus, was das Kämpfen anging, außerdem war er noch immer schwer verletzt und fürchterlich hungrig. Er hatte nicht die geringste Chance gegen den Luchs, der seine beiden Handgelenke nunmehr mit nur einer Hand festhielt und die andere nutzte, um sie über Crocodiles Körper gleiten zu lassen. Trotzdem wäre Crocodile nicht Crocodile gewesen, wenn er nicht zumindest versucht hätte sich zur Wehr zu setzen. Er bemühte sich darum seinem Widersacher in den Magen oder die Weichteile zu treten, versuchte ihm in die Arme zu beißen und brüllte so laut wie er nur konnte. Leider gelang es ihm nicht, auch nur das Geringste gegen den Luchs auszurichten. Dieser schien sich nicht einmal durch sein Gebrüll sonderlich gestört zu fühlen, schenkte seiner Gegenwehr überhaupt keine Beachtung. Stattdessen schob er ungerührt das dunkle Hemd, das Crocodile trug, nach oben und fuhr mit seiner freien Hand über dessen Brustwarzen. Crocodiles Gebrüll verwandelte sich in ein qualvolles und verzweifeltes Schreien, als er spürte wie der fremde Gestaltenwandler seine linke Brustwarze zwischen Zeigefinger und Daumen nahm und sie rieb. Crocodile war überzeugt davon, sich in seinem ganzen Leben noch niemals zuvor in einer solch schrecklich demütigenden Situation befunden zu haben. Crocodile hätte den Tod vorgezogen. Nur mit viel Mühe gelang es ihm die Tränen zurückzuhalten; diese Genugtuung wollte er dem Luchs nicht verschaffen. Doflamingos Herz schlug so schnell und laut wie noch niemals zuvor. Er spornte seinen Körper zu absoluten Höchstleistungen ab. Crocodiles Fährte wurde stärker mit jedem Schritt, den er zurücklegte; er wusste, dass der Kater nicht mehr weit von ihm entfernt war. Nur leider intensivierte sich gleichzeitig auch der Geruch des fremden Gestaltenwandlers. Inzwischen ging Doflamingo fest davon aus, dass dieser bereits vor ihm auf Crocodile gestoßen war. Er konnte bloß hoffen, dass er nicht zu spät kam. Bei der Vorstellung, dass der Fremdling Crocodile etwas antun könnte, wurde ihm ganz anders. Doflamingo spürte, dass Wut wie heiße Lava in seinen Venen pulsierte und sich sein Bauch schmerzhaft zusammenzog. Wenn dem Kater etwas Schlimmes zugestoßen sein sollte, dann war dies allein seine Schuld. Er selbst hatte Crocodile Angst eingejagt und diesen überhaupt erst dazu veranlasst, die sichere Höhle zu verlassen und bei Nacht nach draußen in den Wald zu stürmen. Alles, was nun geschah, ging auf seine Verantwortung. Doflamingos Fell richtete sich steil bergauf, als er aus einiger Entfernung lautes Geschrei vernahm. Es kaum aus derselben Richtung, in die Crocodiles Fährte ihn führte. Sofort beschleunigte Doflamingo seine Laufgeschwindigkeit und bemühte sich darum, so schnell wie nur möglich voranzukommen. Seine Wut steigerte sich ins Unermessliche, als erneut lautes Geschrei die Stille der Nacht durchbrach. Inzwischen konnte er die Stimme des Katers deutlich heraushören; sie klang angsterfüllt, beschämt und absolut verzweifelt. Doflamingo wusste, dass nun jede Sekunde zählte. Er durfte auf keinen Fall zu spät kommen. ~ Er konnte nicht beurteilen, wer Recht und wer Unrecht hatte. Schließlich wusste er noch nicht einmal, worum genau es ging. Crocodile war bloß froh, dass er den Fängen des Luches entkommen war. Er wollte sich nicht ausmalen, wie die Sache geendet hätte, wenn Doflamingo nicht aufgetaucht wäre. Auch wenn Crocodile sich noch immer vor dem Wolf fürchtete und nichts mehr für diesen übrig hatte, war er doch glücklich über dessen Einschreiten. (Auszug aus dem nächsten Kapitel) bye sb Kapitel 8: Part II: Rache und Versöhnung ---------------------------------------- Hier endete die Fährte. Das laute Gebrüll und der Geruch sowohl von Crocodile als auch dem fremden Gestaltenwandler rührten von einem naheliegenden Farnstrauch her, der vor dem Stamm einer dicken Eiche wuchs und dessen lange Blätter sich bewegten. Ohne auch nur einen kurzen Moment lang zu zögern setzte Doflamingo zum Sprung an und landete -noch immer in der Gestalt seines Tiergeistes- gleich neben dem Kater und dessen aufdringlichen Widersacher. Auch wenn er unfassbar glücklich darüber war, Crocodile endlich aufgespürt zu haben, schockte ihn der Anblick, der sich ihm bot: Crocodile lag mit dem Rücken auf dem Boden, seine Hände waren über seinem Kopf festgepinnt, über ihn beugte sich ein dunkelhaariger Mann, den er versuchte zu treten und mit aller Kraft von sich fernzuhalten. Der Fremdling wiederum fuhr ungeniert mit einer Hand über den freiliegenden Oberkörper des Katers; dessen Hemd hatte er nach oben bis zum Hals hochgeschoben. Außerdem hatte er seine eigene Hose geöffnet. Unterwäsche schien er nicht zu tragen, denn sein steifes Glied war überdeutlich zu erkennen. Crocodile schrie lautstark um Hilfe und bemühte sich darum nicht zu dem erigierten Penis hinzusehen, der ihm so verhängnisvoll vorkommen musste wie ein Messer an der Kehle. Kaum hatte der Kater ihn ausgemacht, stellte er sein ohrenbetäubendes Gebrüll ein, wurde ganz still und starrte Doflamingo mit großen Augen an. Auch der fremde Gestaltenwandler wurde rasch auf ihn aufmerksam; verwundert und unglücklich wandte er sich zu dem großen Wolf um, der gleich hinter ihm stand. Seine braunen Augen weiteten sich sichtlich, als er zu erkennen schien, um wen es sich handelte. "Du!", zischte der Fremdling mit giftiger Stimme. Der erste Schock war anscheinend schnell verflogen, denn nur den Bruchteil einer Sekunde später hatte er sich wieder gefasst und musterte Doflamingo aus hasserfüllten Augen. "Was willst du hier, Wolf? Um die Rettung des Katers wird es dir vermutlich nicht gehen. Immerhin hältst du nicht viel von Verbindungen wie Freundschaft, Liebe oder ... Brüderlichkeit, nicht wahr? Wieso also bist du hier?" Doflamingo machte sich nicht die Mühe auf diese Frage zu antworten. Noch immer in der Gestalt seines Tiergeistes ging er auf den fremden Gestaltenwandler los und scheuchte ihn mittles lautem Gebrüll und einem kräftigen Prankenhieb von Crocodile fort. Dessen Sicherheit war immerhin seine alleroberste Pirorität; reden konnten sie, wenn er die Gewissheit besaß, dass es Crocodile gut ging. Glücklicherweise ließ der Fremdling recht schnell vom Kater ab, der die einmalige Gelegenheit nutzte, um sich von seinem Widersacher zu befreien. Zufrieden stellte Doflamingo fest, dass Crocodile rasch hinter ihm in Deckung ging. Trotz allem schien er ihm also mehr Vertrauen entgegenzubringen als dem fremden Gestaltenwandler. "Spiel nicht den Helden, Doflamingo!", schleuderte ihm dieser wütend entgegen. "Ich weiß, dass du keiner bist. Du bist ein Egoist und ein Mörder. Sicher rettest du den Kater bloß aus eigennützigen Motiven: Du willst ihn für dich selbst haben, nicht wahr? Glaube ja nicht, du wärst besser als ich!" Dass der andere Gestaltenwandler seinen Namen kannte, weckte Doflamingos Misstrauen und Interesse gleichermaßen. Er für seinen Teil zumindest konnte sich nicht entsinnen ihm jemals begegnet zu sein. Schließlich besaß er ein sehr gutes Gedächtnis, was Gerüche anging. Hätten sich ihre Wege schon einmal gekreuzt, würde Doflamingo sich mit nahezu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit an ihn erinnern. Verwundert zog er also die Augenbrauen zusammen. Nach einem kurzen Moment des Überlegens entschloss sich Doflamingo schließlich dazu, seine menschliche Gestalt anzunehmen. Er war sich sicher, dass er es mit jedem Widersacher aufnehmen könnte, ganz gleich wie es um sein Äußeres bestellt war. Außerdem interessierte es ihn, was der fremde Gestaltenwandler da sagte. Zu gerne würde er in Erfahrung bringen, um wen es sich bei diesem handelte. "Wer bist du?", fragte Doflamingo, gleich nachdem er sich verwandelt hatte. Er musterte sein Gegenüber genau und erst jetzt fiel ihm auf, dass dieser optisch keine Merkmale eines Gestaltenwandlers aufwies: Ein Schwanz war nicht zu erkennen und die tierischen Ohren (falls er denn welche besaß) wurden durch die Mütze, die er trug, verdeckt. Es war höchst ungewöhnlich für einen Gestaltenwandler, sich nicht als solcher zu erkennen zu geben, um sich auf diese Weise deutlich von den widerwärtigen Menschen abzugrenzen. "Mein Name ist Law", meinte der fremde Gestaltenwandler mit ruhiger Stimme und starrem Blick. Und plötzlich fiel es Doflamingo wie Schuppen von den Augen. "Ich kenne dich", erwiderte er und konnte nicht verhindern, dass seine Wut sich verstärkte. "Du bist für die Vernichtung meines Rudels verantwortlich!" Doflamingo war es niemals gelungen, ihn ausfindig zu machen, um Rache zu üben. Doch anscheinend war ihm das Schicksal doch gewogen und wollte ihm nun die Möglichkeit geben, nachträglich Gerechtigkeit zu erfahren. In Gedanken malte sich Doflamingo bereits aus, wie er Law tötete und seine Eingeweide in der Umgebung verteilte. Angesichts dieser Vorstellung leckte er sich unweigerlich über die Lippen. "Du wirst büßen für das, was du mir angetan hast, Law!" "Was ich dir angetan habe?" Law brach in irres Gelächter aus. Anschließend fixierte er Doflamingo aus wachsamen Augen. "Du bist verrückt. Du bist derjenige, der büßen sollte! Du hast mir Corazon weggenommen! Du hast ihn getötet!" "Das habe ich nicht", erwiderte Doflamingo mit ruhiger Stimme. "Und es ist mir völlig gleich, was du da erzählst, Law. Ich werde dich töten. Nicht durch einen einfachen Biss in die Kehle. Es wird ein langsamer und qualvoller Tod werden. Du wirst bezahlen für das, was du mir angetan hast. Und für das, was du Crocodile antun wolltest. Endlich bekomme ich Gelegenheit, Rache zu üben. Dein Schicksal ist besiegelt, Law!" Doflamingo gab seinem Widersacher keine Möglichkeit. um zu einer Erwiderung anzusetzen. In Windeseile nahm er wieder die Gestalt seines Tiergeistes an und stürzte sich auf Law. Der andere Gestaltenwandler kam nicht einmal dazu, sich zu verwandeln; das Gewicht des Wolfes presste ihn auf den Boden und verhinderte jede Bewegung. Er schien kaum atmen zu können. Seine Mütze war ihm vom Kopf gerutscht und entblößte zwei helle Fellohren mit schwarzen Haarpinseln auf den Spitzen. Ein Luchs, schoss es Doflamingo durch den Kopf, während sich ein breites Grinsen auf seine Lippen legte. Er dachte an seinen jüngeren Bruder Corazon, an seine Mutter und an den Rest seines Rudels. Er dachte an Crocodile, der unter dem Körper des Luchses gelegen hatte und fürchterlich gedemütigt worden war. Er dachte an alle Verluste, die er hatte erleiden müssen, als er so fest zubiss wie er nur konnte. Crocodile wusste nicht, was er sagen oder tun sollte. Völlig starr verfolgte er das emotionale Gespräch zwischen dem Luchs, der sich selbst Law genannt hatte, und Doflamingo. Die beiden schienen sich zu kennen, was ihn sehr verwunderte; wie gesagt, er war davon ausgegangen, dass es sich bei Doflamingo um einen Einzelgänger handelte. Er verstand nicht ganz, worüber der Wolf und der Luchs redeten. Sie schienen sich gegenseitig Schuld zuzuweisen: Law machte Doflamingo für den Tod dessen Bruders Corazon verantwortlich, der (wie Crocodile bereits zuvor erfahren hatte) sein Partner gewesen war; Doflamingo wiederum dementierte diesen Vorwurf und redete davon, dass Law Schuld an der Vernichtung seines Rudels hätte. Er konnte nicht beurteilen, wer Recht und wer Unrecht hatte. Schließlich wusste er noch nicht einmal, worum genau es ging. Crocodile war bloß froh, dass er den Fängen des Luches entkommen war. Er wollte sich nicht ausmalen, wie die Sache geendet hätte, wenn Doflamingo nicht aufgetaucht wäre. Auch wenn Crocodile sich noch immer vor dem Wolf fürchtete und nichts mehr für diesen übrig hatte, war er doch glücklich über dessen Einschreiten. Er wurde hellhörig, als er Doflamingo von Rache und Gerechtigkeit sprechen hörte. Verwundert hob Crocodile den Kopf an; nur den Bruchteil einer Sekunde später konnte er beobachten, wie dieser in der Gestalt seines Tiergeistes Law zu Boden drückte und diesem anschließend brutal in den rechten Oberarm biss. Schockiert wich Crocodile so weit wie möglich zurück. Einerseits wollte er auf keinen Fall sehen, was gleich passieren würde, doch auf der anderen Seite konnte er den Blick einfach nicht abwenden. Law tat ihm nicht leid. Immerhin hatte dieser vorgehabt ihn zu vergewaltigen, ihm gegen seinen Willen seiner Jungfräulichkeit zu berauben, und er hätte es mit Sicherheit auch getan, wäre Doflamingo nicht aufgetaucht, um in die Situation einzugreifen. Crocodile war der Ansicht, dass solche Personen es nicht besser verdienten. Was Doflamingo dem Luchs antat, war in seinen Augen nichts als eine absolut legitime Strafe. Es war Gerechtigkeit. Trotzdem schaffte Crocodile es nicht länger zuzusehen. Ihm wurde übel, als er beobachtete wie Doflamingo dem unter ihm liegenden Law mittels eines gezielten Prankenhiebs den Bauch öffnete. Schwabbelige und stinkende Inneren kamen zum Vorschein, in die der Wolf ohne zu Zögern hineingriff. Er packte sich ein Organ, bei dem es sich vermutlich um die Leber handelte, und riss sie Law bei lebendigem Leibe heraus, um diesem möglichst heftige Schmerzen zuzufügen. Der Luchs schrie nicht einmal. Er wirkte völlig apathisch und sah mit zitternden Pupillen zum Himmel hinauf. Crocodile durchfuhr noch immer nicht auch nur ein Anflug von Mitleid; dennoch hielt er diesen widerwärtigen Anblick einfach nicht länger aus. Mit zittrigen Gliedmaßen wich er auf allen Vieren krabbelnd zurück. Er verließ seinen Unterschlupf, der so gut durch die langen Blätter des Frankrautes verdeckt wurde, und ließ Doflamingo und Law allein. Kaum waren die beiden außer Sichtweite, richtete er sich auf und machte sich daran, so schnell wie möglich von diesem Ort zu verschwinden. Er zwang seine Beine, die sich schwach und deren Knie sich weich anfühlten, zu Höchstleistungen. Inzwischen war die Nacht hereingebrochen und Dunkelheit legte sich erneut über den Wald. Crocodile fühlte sich völlig geschockt. Er konnte kaum fassen, was geschehen war: Er flüchtete vor Doflamingo, weil dieser sich an ihm vergreifen wollte. Draußen in der Wildnis verhungerte er beinahe. Anschließend spürte Law ihn auf, der ebenfalls vorhatte ihn zu missbrauchen. Dazu kam er allerdings nicht, weil Doflamingo (der ihn anscheinend gesucht hatte) einschritt. Die beiden wiesen sich gegenseitig Schuld zu für Dinge, von denen Crocodile nichts verstand, ehe Doflamingo auf Law losging und diesen zerfleischte. Crocodile, der völlig verwirrt und überfordert war, kam nicht weit. Erschöpft und hungrig ließ er sich in der Nähe ein paar Brombeersträucher nieder. Er hatte seit mehr als vierundzwanzig Stunden nichts mehr gegessen; mit diesem Umständ wäre er sicherlich zurechtgekommen, würde er sich nicht auch psychisch völlig ausgelaugt fühlen. Was hier geschah, war einfach zu viel für ihn. Er war eine Hauskatze, die mit zwei Halbbrüdern von einer liebevollen Frau aufgezogen worden war. Er war geheizte Räume, Streicheleinheiten und ein Abendessen pünktlich um achtzehn Uhr gewohnt. Er hatte weder mit Vergewaltigungen noch mit Rache oder Tod etwas zu tun. Eigentlich sollte er gar nicht hier sein. Er gehörte nicht nach draußen in die Wildnis. Er gehörte in einen sauberen und ruhigen Haushalt. Wie nur hatte sein normales Leben so furchtbar aus den Fugen geraten können? Crocodile zog seine Knie an und presste die Ballen beider Hände auf seine Augen. Nur mit viel Mühe gelang es ihm die Tränen zurückzuhalten. Normalerweise war er keine weinerliche Person, doch normalerweise fand er sich auch nicht in solch skurillen Verhältnissen wieder. Wieso nur hatte nicht einfach alles so bleiben können wie es war? Crocodile vermisste seine beiden Halbbrüder. Er vermisste sein Haus und seine Kuscheldecke. Er gehörte nicht in diesen Wald hinein. Früher oder später würde er sein Ende bedeuten, dessen war er sich sicher. Irgendwann ließ Doflamingo von Laws totem Körper ab oder eher von dem, was davon noch übrig war. Er hatte seiner Rachsucht freien Lauf gelassen und sich viel Zeit genommen, um den Luchs zu quälen und anschließend zu töten. Immer wieder waren ihm im Geiste die Gesichter seines Bruder und seiner Mutter erschienen, die ihn dazu angespornt hatten weiterzumachen und ihren Tod angemessen zu vergelten. Nun war der Verräter endlich tot und seine Inneren lagen in einem Umkreis von mehreren Metern verstreut auf dem Waldboden. Doflamingo sah sich zufrieden um und fand endlich ein wenig Ruhe. Es hatte gut getan, den Mann zur Rechenschaft zu ziehen, der für die Auslöschung seines Rudels verantwortlich gewesen war, doch er war sich dessen bewusst, dass auch Rache seine Familie nicht wieder zum Leben erwecken konnte. Nun war er es an der Zeit sich um andere Personen zu kümmern. Suchend blickte Doflamingo sich um, doch konnte Crocodile überraschenderweise nirgendwo ausmachen. Er war eigentlich davon ausgegangen, dass der Kater bis zum Ende bei ihm bleiben würde (immerhin hatte Law auch ihm Leid zugefügt), doch anscheinend war dies nicht der Fall. In seinem Blutrausch hatte Doflamingo nicht einmal mitbekommen, dass er fortgegangen war. Vermutlich hatte er sich heimlich davongestohlen, weil der brutale Anblick zu viel für ihn gewesen war und weil er sich noch immer vor Doflamingo fürchtete. Der Gedanke, dass Crocodile ihn womöglich auf dieselbe Stufe stellte wie Law, versetzte ihm einen schmerzhaften Stich ins Herz. Er hatte niemals vorgehabt sich an dem Kater zu vergreifen. Ganz im Gegenteil: Er wünschte sich noch immer eine romantische Liebesbeziehung mit diesem. Eine Partnerschaft, in der Sex natürlich eine Rolle spielte, aber nicht im Vordergrund stand. Nun, den Sex würde er in nächster Zeit wohl vergessen können, dachte Doflamingo und machte sich auf die Suche nach Crocodile; nachdem dieser so fürchterlich von Law angegangen worden war, war ihm für die nächste Zeit sicherlich jede Lust auf Intimität vergangen. Doflamingo konnte eine solche Abwehrhaltung durchaus nachvollziehen und würde dem Kater keinen Vorwurf machen. Schließlich hatte er nicht ausschließlich ein sexuelles Interesse an diesem. Sollte Crocodile Zeit brauchen, um sich vom Übergriff seitens Law zu erhohlen, dann würde er dies respektieren und dem Kater den benötigten Freiraum zusprechen. Entgegen der Vermutung vieler war Doflamingo nicht ungeduldig. Er konnte warten und er würde auch warten, wenn Crocodile es von ihm verlangte. Es dauerte nicht lange bis Doflamingo die Gestalt des Katers ausmachen konnte. Rasch verwandelte er sich zurück, da er wusste, dass Crocodile sich noch immer vor der Gestalt seines Tiergeistes fürchtete. Und dem anderen Gestaltenwandler Angst einzujagen war das letzte, was Doflamingo im Sinn hatte. Vor allen Dingen nicht angesichts des vielen Leids, das dieser in letzter Zeit hatte durchstehen müssen. Crocodile hatte wirklich mehr als genug durchgemacht. Vorsichtig näherte sich Doflamingo dem Kater. Er saß in zusammengekauerter Haltung auf dem Boden und bedeckte mit beiden Händen seine Augen. Doflamingo war sich nicht sicher, wie er sich jetzt am besten verhalten sollte. Er hatte nicht damit gerechnet Crocodile, den er als eine sehr stolze und zähe Person kennengelernt hatte, in einem solchen Zustand vorzufinden. Anscheinend waren die Geschehnisse der letzten Tagen einfach zu viel für den unerfahrenen Gestaltenwandler gewesen, der bloß das sichere Leben in einem kleinen Käfig kannte. "Crocodile?" Doflamingo bemühte sich um eine sanfte Stimmlage, während er sich neben dem Kater hinkniete. Trotzdem wollte Crocodile nicht reagieren. Behutsam legte Doflamingo ihm seine linke Hand auf die Schulter und schüttelte diese sacht, doch auch darauf zeigte der andere Gestaltenwandler keine Reaktion. Er wirkte völlig apathisch. "Es ist alles gut", sagte Doflamingo und versuchte Crocodile dazu zu bewegen, die Hände vom Gesicht wegzunehmen. Vorsichtig griff er nach dessen Handgelenken, doch ließ sie gleich wieder los, als der Kater einen panischen Laut von sich gab. Jäh erinnerte sich Doflamingo daran, dass Law Crocodiles Handgelenke festgehalten und auf dem Boden festgepinnt hatte, und biss sich auf die Unterlippe. Ausgerechnet dessen Handgelenken anzufassen war wohl kein sonderlich intelligenter Einfall von ihm gewesen. "Law ist tot", meinte er und versuchte nun mittels Weitergabe von Tatsachen an den normalerweise doch recht vernünftigen Kater heranzukommen. "Er kann weder dir noch mir jemals wieder etwas Schlimmes antun. Es gibt also keinen Grund mehr, um Angst zu haben. Komm schon. Nimm die Hände vom Gesicht weg. Die Nacht bricht herein und es wird kühl. Wir beide sollten nach Hause gehen." "Ich habe kein Zuhause." Crocodiles Stimme klang überraschenderweise recht gefasst und relativ ruhig, während er diese Worte aussprach. Er gab endlich sein Gesicht frei und sah Doflamingo in die Augen. Sein Blick drückte Kummer, Resignation und Hoffnungslosigkeit aus. "Unsinn", erwiderte Doflamingo und musste sich zusammenreißen, um nicht erneut nach einem Handgelenk des Katers zu greifen und diesen auf diese Weise zum Aufstehen zu bewegen. Am liebsten wollte er so rasch wie möglich fort von diesem Ort. Gemeinsam mit Crocodile in seine Höhle zurückkehren, dessen Wunden neu verbinden und zum Abendessen ein paar Brocken Fleisch verzehren, bevor sie beide sich schlafen legten. "Du wohnst doch bei mir. Los, steh auf. Sicher bist du hungrig. Wenn wir Zuhause sind, kannst du so viel Fleisch haben wie du möchtest. Ich habe einige Rebhühner da; die isst du doch gerne." "Ich werde garantiert keinen Fuß in deine Höhle setzen", erwiderte Crocodile und Doflamingo stellte erleichtert fest, dass die Stimme des Katers inzwischen wieder ein wenig stärker und selbstbewusster klang. Er schien den Schock also so langsam zu verdauen. Das war ein gutes Zeichen. "Ich werde dich hier draußen nicht dem Tod überlassen", meinte Doflamingo mit unerbittlicher Stimme. "Müssen wir denn das ganze Spiel wiederholen? Du hast keine Wahl, Crocodile: Entweder du kommst freiwillig mit mir mit oder ich werde dich dazu zwingen." "Lass mich bloß in Ruhe, du verdammte Töle!", spie ihm der Kater mit giftiger Stimme entgegen. "Ich habe von Anfang an Recht gehabt: Ihr Wölfe wollt doch alle nur das Eine! Anscheinend sind alle wild lebenden Gestaltenwandler an nichts Anderem als Vergewaltigung interessiert. Ihr seid doch alle gleich! Niemals würde ich mich auf eine so widerwärtige und frevelhafte Person wie dich einlassen. Lieber wähle ich den Tod, als dass ich mit dir komme, Hund!" "Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du mich nicht als einen Hund bezeichnen sollst, Kater", erwiderte Doflamingo und bemühte sich mit aller Kraft um eine ruhige Stimme. Er war sich dessen bewusst, dass Crocodile sich in einem Schockzustand befand und Schlimmes hatte durchstehen müssen; also versuchte er sich dessen Beleidigungen einfach nicht zu Herzen zu nehmen. "Genauso wie ich dir schon einmal erklärt habe, dass es mir ganz egal ist, was du wählst. Es kommt für mich nicht infrage, dich sterben zu lassen. Ich habe dich inzwischen so sehr in mein Herz geschlossen, dass ich es mir nicht vorstellen kann, dich hier zurückzulassen." "Deine einschmeichelnden Worte kannst du dir sparen, Köter!", entgegnete ihm der schrecklich sture Kater. "Ich werde nicht noch einmal auf deine gespielte Freundlichkeit hereinfallen. Such dir einen anderen Gestaltenwandler, der dumm genug ist, um deinen Worten Glauben zu schenken. Und lass mich Ruhe! Geh schon! Mein Leben ist nicht deine Verantwortung!" "Doch, das ist es", widersprach ihm Doflamingo. "Es ist meine Schuld, dass du weggelaufen und die Fänge von Law geraten bist. Außerdem habe ich zuvor schon beschlossen dich aufzunehmen und gesund zu pflegen. Ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht. Das hier ist nun deine letzte Chance, Crocodile: Entscheide dich bitte dazu, mir freiwillig zu folgen. Ich möchte keine Gewalt gegen dich anwenden, doch wenn die einzige Alternative der Tod ist, bin ich durchaus bereit, zu solch harten Mittel zu greifen." "Niemals", erwiderte Crocodile prompt mit energischer Stimme. Also blieb Doflamingo keine andere Wahl: Er verpasste dem Kater rasch erneut einen Schlag gegen die Schläfe, der diesen sofort ohnmächtig zusammensacken ließ. Doflamingo seufzte leise und fuhr Crocodile mit der linken Hand durch das dunkle Haar. Auch wenn er sich eben in ihrem Gespräch sehr unterkühlt und selbstbewusst gegeben hatte, verletzte ihn die Ablehnung des Katers zutiefst. Er bereute es von ganzem Herzen, dass er selbst es gewesen war, der ihn verscheucht und die Arme von Law getrieben hatte. Hoffentlich würde Crocodile ihm verzeihen können, wenn er diesem die Situation und die Beweggründe für sein Handeln erklärte. Inzwischen war ihm der andere Gestaltenwandler tatsächlich so sehr ans Herz gewachsen, dass sich Doflamingo ein Leben ohne ihn einfach nicht mehr vorstellen konnte. Rasch nahm Doflamingo die Gestalt seines Tiergeistes an und packte den Kater vorsichtig mit seinen Zähnen am Nacken. Anschließend machte er sich eilig auf den Weg zurück zu seiner Höhle. Dort würde er Crocodile alles erklären und darauf hoffen, dass dieser ihm verzeihen konnte. Als Crocodile aus seiner Ohnmacht erwachte, fühlte er sich schrecklich elend. Noch immer saß ihm der Schock tief in den Knochen, außerdem war er erschöpft und sehr hungrig. Er wusste nicht, wie lange es her war, seit er das letzte Mal ein Stückchen Fleisch zwischen die Zähne bekommen hatte. Sein Magen jedenfalls schmerzte bereits vor Hunger. Verwundert und misstrauisch sah Crocodile sich um. Er erkannte den Ort sofort wieder, an dem er sich befand: Doflamingos Höhle. Er lag auf dem gemütlichen Bett und über ihn war eine wärmende Decke ausgebreitet worden. Als er vorsichtig zuerst seinen rechten Unterarm und anschließend sein Gesicht betastete, stellte er fest, dass seine Verbände gewechselt worden waren. Vermutlich hatte der Wolf dies getan; eine andere Möglichkeit gab es nicht. Crocodiel gefiel der Gedanke nicht, dass Doflamingo ihn angefasst hatte (und sei es auch nur, um seine Verletzungen zu behandeln), doch er würde sich wohl oder übel mit diesem Geschehnis abfinden müssen. Ändern konnte er es im nachhinein sowieso nicht mehr. Zumindest allerdings schien sich der andere Gestaltenwandler nicht an ihm vergangen zu haben, während er ohnmächtig gewesen war, stellte Crocodile erleichtert fest, denn sein Unterleib schmerzte nicht. "Guten Morgen, du Langschläfer." Es war Doflamingos muntere Stimme, die Crocodile aus seinen Gedanken riss. Sofort zog er seine Augenbrauen zusammen, begab sich automatisch in Abwehrhaltung und warf dem Wolf, der gerade eben den Schlafbereich der Höhle betreten hatte, einen finsteren Blick zu. "Was hat das hier zu bedeuten?", fragte Crocodile argwöhnisch und beobachtete, wie Doflamingo langsam näher kam. Etwa drei große Schritte von ihm entfernt blieb dieser stehen, ehe er sich auf dem Boden niederließ. "Wieso hast du mich in deine Höhle gebracht, Wolf? Habe ich dir nicht gesagt, dass ich den Tod bevorzuge?" "Und habe ich dir nicht gesagt, dass es mir ganz egal ist, was du bevorzugst?", erwiderte Doflamingo mit einem teils freundlichem, teils süffisantem Grinsen auf den Lippen. "Ich habe beschlossen dein Leben zu retten und dabei bleibt es auch, ob es dir passt oder nicht. Im Endeffekt kannst du ja sowieso nichts gegen mich ausrichten. Du wirst bei mir bleiben, bis deine Wunden vollständig verheilt sind und du gelernt hast, allein in der Wildnis zu überleben." "Wieso liegt dir so viel an meinem Leben?", hakte Crocodile nach, ohne sein Gegenüber auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Wenn er ehrlich war, dann gab ihm Doflamingos irrationale Verhalten Rätsel auf: Anscheinend hatte dieser von Anfang an vorgehabt ihn zu missbrauchen, sich jedoch nicht an ihm vergriffen, während er bewusstlos gewesen war. Und wieso hatte der Wolf überhaupt so viele Tage gewartet, ehe er den ersten Versuch gestartet hatte? Dieses Vorgehen machte überhaupt keinen Sinn, fand Crocodile. Oder gehörte es etwa zu Doflamingos Taktik, ihn zu verwirren und zu verunsichern? "Habe ich dir diese Frage nicht schon einhundertmal beantwortet?", erwiderte der Wolf mit einem Anflug von Ungeduld in der Stimme. "Hinter meinem Handeln steht kein anderes Motiv als die simple Tatsache, dass du mir gefällst. Weil du mir gefällst, habe ich dich gerettet, als draußen der Sturm wütete. Und aus genau demselben Grund habe ich dir nun ein zweites Mal geholfen. Ist es denn so schwer zu begreifen? Eigentlich habe ich dich für klug gehalten, Crocodile, aber mir scheint, dass du manche Dinge einfach nicht verstehen möchtest." "Es geht nicht um die Frage, ob ich klug oder dumm bin", entgegnete Crocodile rasch. "Es geht darum, einzusehen, dass ich weder naiv noch gutgläubig bin. In diesem Wald bin ich bisher drei Gestaltenwandlern begegnet: Einer biss mir in den Arm, zwei wollten mich vergewaltigen. Nenn mir einen Grund, wieso ich dir noch vertrauen und deinen Worten Glauben schenken sollte, Wolf? Halte mich nicht für einen Idioten." "Ich habe niemals versucht dich zu vergewaltigen", widersprach ihm Doflamingo mit unerwartet ernster Stimme. "Du hast mich angefasst!", spie Crocodile ihm entgegen und konnte nicht verhindern, dass Scham und Wut ihn überkamen, als er daran zurückdachte. "Ohne mein Einverständnis! Du bist nicht besser als der Luchs! Wäre ich dir nicht enkommen..." "Stell mich nicht auf dieselbe Stufe wie diesen widerwärtigen Verräter!" Doflamingo, der bisher sehr ruhig und gefasst gewirkt hatte, machte plötzlich einen ganz anderen Eindruck: Er bleckte die Zähne, legte die spitzen Ohren an und knurrte bedrohlich. Der Gedanke an Law schien ihn ganz fürchterlich in Wut zu versetzen. Instinktiv wich Crocodile ein paar Schritte zurück. Ihm wurde jäh wieder bewusst, dass der Wolf deutlich stärker und kampferfahrener war als er; sollte es tatsächlich zu einer Auseinandersetzung kommen, hätte er nicht die geringste Chance. Auch wenn Crocodile zu stolz war, um sich unterwürfig zu verhalten, überlegte er sich, dass es womöglich doch klüger wäre, Doflamingo nicht unnötig zu reizen. Immerhin hatte er selbst mitangesehen, wie brutal dieser den Körper von Law zerfleischt hatte. Ein Schicksal, das er sich selbst gerne ersparen würde. "Keine Angst." Genauso plötzlich wie Doflamingos unerwarteter Wutanfall aufgezogen war, verflüchtigte sich dieser. Nur einen Moment später machte der Wolf wieder einen völlig friedfertigen und beinahe schon reumütigen Eindruck. Crocodile wiederum verstand überhaupt nicht, was vor sich ging. Die raschen Stimmungsschwankungen seitens Doflamingo verunsicherten ihn. "Es tut mir leid. Ich wollte dir keine Angst einjagen", meinte der andere Gestaltenwandler mit ruhiger Stimme. Er kam einen einzelnen Schritt näher, den Crocodile prompt weiter zurückwich. Ihm gefiel es ganz und gar nicht, dass Doflamingo so nah an ihn heranrückte. Aus gutem Grunde hatte Crocodile sowohl von Nähe als auch von Körperkontakt fürs Erste genug. Allein die Erinnerung daran, wie Law über seine nackte Brust gestrichen hatte, rief bei ihm Übelkeit und heftige Schamgefühle hervor. "Aber du musst verstehen, dass Law und ich nicht dieselben Absichten verfolgt haben", fuhr Doflamingo fort. Er blieb stehen, als er bemerkte, dass Crocodile sich unwohl zu fühlen begann, und rückte anschließend wieder ein Stück von ihm ab. Crocodile atmete erleichtert auf und lauschte aufmerksam den Worten, die der Wolf sagte: "Law war es ganz egal, ob du mit dem Geschlechtsverkehr einverstanden gewesen wärst oder nicht. Er ist bloß seinen Instinkten gefolgt. Er wollte sich nehmen, was er begehrte, ohne jede Rücksicht auf Verluste. Ihn hat deine äußerliche Erscheinung gereizt, dein Inneres jedoch völlig kalt gelassen." "Aber ist es bei dir denn nicht genauso?", unterbrach Crocodile seinen Gegenübers und konnte nicht verhindern, dass sich Wut und Höhne in seiner Stimme widerspiegelten. "Auch dich reizt mein Äußeres, nicht wahr? Ständig sprichst du davon, dass ich dir gefalle. Ich kann beim besten Willen keinen Unterschied zwischen euch beiden erkennen." "Es stimmt, dass du mir gefällst", meinte Doflamingo. Er zögerte einen kurzen Moment lang und sah Crocodile fest in die Augen, ehe er fortfuhr: "Allerdings gefällt mir nicht nur dein Körper, sondern auch dein Charakter: Ich bin absolut hingerissen von deinem Stolz, deiner Sturheit und deinem Durchhaltevermögen. Ganz gleich wie widrig die Umstände auch sein mögen: Du gibst einfach nicht auf und bist niemals dazu bereit, deine Würde beiseite zu legen, nicht einmal dann, wenn es um das nackte Überleben geht. Stets bleibst du kratzbürstig und dickköpfig. Du bist klug und wachsam, gleichzeitig allerdings völlig unerfahren, unbedarft und manchmal sogar dermaßen ungeschickt, dass dein Verhalten Beschützerinstinkte in mir weckt. Verstehst du jetzt den Unterschied zwischen Law und mir, Crocodile? Ihm waren all diese wunderbaren Eigenschaften von dir völlig egal. Er hat nicht vorgehabt, dich kennenzulernen; er wollte bloß deinen Körper besitzen." Crocodile zögerte. Er wusste nicht so recht, was er von den Worten des Wolfes halten wollte. Auf der einen Seite fühlte er sich (ob er es zugeben wollte oder nicht) überaus geschmeichelt angesichts der vielen Komplimente, die dieser verstreute, doch auf der anderen Seite war er nicht so leicht dazu bereit, Doflamingo Glauben zu schenken und ihm zu verzeihen. Schließlich sollte dieser mit mit seiner Äußerung durchaus Recht behalten: Crocodile war und blieb eine wachsame, argwöhnische, misstrauische Person. "Halte von mir, was auch immer du willst", erwiderte er darum mit bewusst unterkühlter Stimme. "Trotzdem hast du dich in deinem Verhalten nicht von Law unterschieden! Wie bist du nur auf die Idee gekommen, mich ohne meine Einwilligung anzufassen? Am Ende warst du doch nicht besser als er!" "Ich hätte gleich in dem Moment aufgehört, in dem ich bemerkt hätte, dass du es nicht möchtest", entgegnete Doflamingo prompt. "Keine Sekunde später. Das kannst du mir glauben!" Er näherte sich ihm vorsichtig um zwei kleine Schritte und dieses Mal ließ Crocodile es geschehen. "Du musst wissen, dass ich deine Signale falsch gedeutet habe", fuhr der Wolf in seiner Erklärung fort. "Zuvor hast du meine Berührungen zugelassen. Du hast überhaupt nicht deutlich gemacht, dass es dich stören würde, wenn ich dich anfasse. Darum wollte ich zum nächsten Schritt übergehen. Es ist niemals meine Absicht gewesen, dir wehzutun oder Angst einzujagen. Ich weiß, dass dies keine Entschuldigung ist, sondern bloß eine Rechtfertigung, aber ich hoffe, dass du mich und mein Verhalten nun besser verstehen kannst. Als du plötzlich verschwunden warst, habe ich mir schreckliche Vorwürfe gemacht. Ich habe jedes Fleckchen Wald im Umkreis von mehr als vierzig Kilometern abgesucht, um dich zu finden. Du ahnst nicht, wie besorgt ich war! Ich bin so unfassbar froh, dich endlich gefunden zu haben und zum Glück noch rechtzeitig gekommen zu sein. Aus diesem Grund kommt es für mich auch nicht infrage, dich draußen in der Wildnis dem Tod zu überlassen. Ich stehe in deiner Schuld, Crocodile. Und diese Schuld werde ich abbezahlen, indem ich dich beschütze und gesund pflege. Sobald deine Verletzungen verheilt sind, werde ich dir beibringen zu jagen. Du wirst solange bei mir bleiben, bis du gelernt hast, allein zurechtzukommen." "Und danach?" Crocodile kam nicht umhin, diese Frage zu stellen. Zwar konnte er das Verhalten des Wolfes nun tatsächlich besser nachvollziehen, doch noch immer war er sich nicht sicher, ob er diesem so einfach verzeihen konnte und wollte. "Danach darfst du selbstverständlich tun und lassen, was auch immer du möchtest", antwortete ihm Doflamingo mit ehrlicher Stimme. "Ich wäre unfassbar glücklich, wenn du bei mir bleiben würdest, doch diese Entscheidung liegt letztendlich bei dir. Ich werde dich zu nichts zwingen; ich kann höchstens versuchen dich zu überzeugen." "Abwarten", war die recht knappe und nicht unbedingt vielversprechend klingende Erwiderung seitens Crocodile. Er warf dem Wolf einen skeptischen Blick zu, musterte diesen gründlich von den Ohren bis zur Schwanzspitze, ehe er schließlich leise seufzte und in einem ein wenig freundlicher klingendem Tonfall hinzufügte: "Bis dahin werde ich mich wohl meinem Schicksal ergeben müssen. Was hältst du davon, mir deine Reue zu beweisen, indem du mir ein Rebhuhn zubereitest? Ich weiß nämlich nicht, wie lange es her ist, seit ich das letzte Mal etwas zwischen die Zähne bekommen habe. Ich falle bald um vor Hunger." "Soweit will ich es nicht kommen lassen", meinte Doflamingo mit einem neckischen Grinsen auf den Lippen. "Überhaupt scheinst du während deines Ausfluges viel abgenommen zu haben; meine ganze Arbeit ist also umsonst gewesen. Dieses Defizit solltest du rasch wieder aufholen. Nur wenn du reichlich isst, kannst du wieder völlig gesund werden." Er brach kurz in erleichtertes Gelächter aus, ehe er schnell zur Speisekammer hinüberhuschte und sich daran machte, den Wunsch seines Gastes zu erfüllen. ~ Um ihrer gemeinsamen Zukunft willen zwang Doflamingo sich zur Zurückhaltung. Er hatte sich vorgenommen, Crocodile das Maß an Freiraum zuzugestehen, dass dieser benötigte, und an diesen Vorsatz würde er sich halten. Dasselbe galt für den Sex. Wenn Crocodile sich noch nicht bereit dazu fühlte, musste er sich eben gedulden. Und akzeptieren, dass dieser womöglich auch nicht gleich penetriert werden wollte, sondern lieber Schritt für Schritt vorging. Er würde Crocodiles Wünsche respektieren. Und er wusste, dass es sich am Ende für ihn lohnen würde. bye sb Kapitel 9: Part II: Fragen und Antworten ---------------------------------------- Doflamingo bemühte sich über alle Maßen darum, Crocodile von seiner Reue und seinen Qualitäten als festen Partner zu überzeugen: Er brachte ihm ständig delikates und bereits fertig zubereitetes Fleisch ans Bett, versorgte regelmäßig seine beiden Wunden und achtete penibel genau darauf, ihm nicht zu nahe zu treten. Der Kater schien noch immer gezeichnet von seiner Begegnung mit Law zu sein, denn er vermied jeden unnötigen Körperkontakt und begann deutliche Kennzeichen von Unwohlsein zu zeigen, sobald Doflamingo näher als zwei Schritte an ihn herankam. Nicht einmal nachts duldete er irgendwelche Berührungen, obwohl sie beide früher ständig eng aneinandergepresst geschlafen hatten. Wenn Doflamingo ehrlich war, dann verletzte ihn Crocodiles abweisendes Verhalten. Trotzdem konnte er die unangenehme Distanziertheit des Katers nachvollziehen; er selbst würde vermutlich ähnlich reagieren, wäre er anstelle von Crocodile zum Opfer geworden und in seinem Vertrauen so stark verletzt worden. Also bemühte er sich darum, sich an seinen Vorsatz zu halten und dem anderen Gestaltenwandler den dringend benötigten Freiraum zuzugestehen. Es gab Momente, in denen Doflamingo schwach zu werden drohte: Wenn er nachts aufwachte und den Kater friedlich schlummernd neben sich liegen sah oder wenn er sein Gesicht anfassen durfte, während er die entzündungshemmende Salbe auftrug und es anschließend neu verband. In solchen Augenblicken musste Doflamingo sich dann ins Gedächtnis rufen, dass er tatsächlich nicht besser als Law wäre, wenn er hemmungslos seinen Trieben folgte und das Wohlergehen des Katers völlig außenvorließ. Außerdem war es noch immer ungewiss, ob Crocodile sich dazu entschließen würde, bei ihm zu bleiben oder nicht. Und Doflamingo wollte seine Chancen auf eine gemeinsame Zukunft auf keinen Fall ruinieren. Immerhin wünschte er sich nicht bloß Sex mit Crocodile. Mindestens genauso sehr sehnte er sich nach romantischen Augenblicken und liebevollen Küssen. Doflamingo hoffte von ganzem Herzen, dass sein Schwarm diese Sehnsüchte eines Tages stillen würde; und bis dahin musste er sich eben noch gedulden. Er war zuversichtlich, dass ihm dies gelingen würde, solange der Kater ihn motivierte, allein schon indem er sich in seiner Nähe aufhielt und mit ihm redete. Inzwischen war eine Woche vergangen. Doflamingo machte sich daran, Crocodiles Verbände zu wechseln. Behutsam entfernte er die vielen Stoffbahnen von der blassen Haut und trug anschließend so vorsichtig wie möglich zuerst das Desinfektionsmittel, dann die Salbe auf. Er wollte dem Kater keine Schmerzen zufügen. "Die Verletzung in deinem Gesicht heilt gut", meinte er munter, während er sorgfältig die schmale und quer über Crocodiles ganzes Gesicht verlaufende Wunde begutachtete. Seine Worte waren nicht gelogen: Tatsächlich bildete sich bereits neues Gewebe, außerdem waren die Bandagen in letzter Zeit nicht mehr so stark durchblutet wie vor kurzem noch. Er war zuversichtlich, dass die Wunde bald vollständig verschlossen sein würde und dann kein Problem mehr darstellte. "Das hört sich gut an", erwiderte Crocodile mit wackerer Stimme. "Und wie sieht es mit der Bisswunde an meinem Arm aus?" "Nicht ganz so gut", antwortete Doflamingo leise seufzend. "Aber auch sie werden wir in den Griff bekommen, da bin ich guter Dinge. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen. Notfalls werde ich einen weiteren Ausflug in die Stadt machen und neue Medizin besorgen. Alles wird gut." Crocodile lächelte schwach und schwieg für eine Weile. Er wirkte immer sehr deutlich geknickt, wenn es um seine beiden Verletzungen ging. Noch immer wusste Doflamingo nicht, woher die schwere Wunde im Gesicht des Katers herrührte. Sie war zwar recht schmal, dafür allerdings tief und vor allem so untypisch geradlinig, dass man meinen könnte, sie wäre mit einem Lineal gezogen worden. Ob es wohl ein Unfall gewesen war? Oder hatte jemand Crocodile absichtlich Leid zufügen wollen? War dieser darum aus seinem ehemaligen Zuhause ausgebrochen? Doflamingo konnte nur spekulieren; dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um dem Kater wegen seiner Vergangenheit auszuhorchen. "Doflamingo?" "Hm?" Doflamingo blickte kurz auf als Zeichen dafür, dass er Crocodile zuhörte. Gleichzeitig wickelte er einen Verband um die Bisswunde an dessen Unterarm. "Darf ich dir eine wichtige Frage stellen?" Doflamingo stockte in seiner Bewegung. Er zögerte einen kurzen Moment lang, ehe er schließlich erwiderte: "Worum geht es denn?" "Um eine Sache, die Law gesagt hat." Doflamingo biss sich auf die Unterlippe. Er wusste nicht, ob er Lust darauf hatte, mit Crocodile über sein Rudel oder Corazon zu sprechen. Es gab nichts, wofür er sich zu schämen brauchte, immerhin traf ihn selbst keine Schuld, doch er redete nur ungern über seine Vergangenheit. Trotzdem seufzte er schlussendlich leise auf und entschloss sich dazu, Crocodiles Frage zuzulassen. Vielleicht bekäme er anschließend die Gelegenheit, ebenfalls mehr über den Kater in Erfahrung zu bringen: Woher er kam? Warum er sein Zuhause verlassen hatte und in den Wald geflüchtet war? Und wieso er sich so heftig dagegen wehrte, die Gestalt seines Tiergeistes anzunehmen? "Was hat Law denn gesagt?" "Er hat zu mir gesagt, dass du nach dem Tod deines Vaters deinen eigenen Bruder getötet hättest, um jede Konkurrenz für die frei gewordene Position als Rudelanführer auszuschalten. Stimmt das?" "Traust du mir eine solche Tat denn zu?", entgegnete Doflamingo zwar mit ruhiger Stimme, doch er konnte trotzde, nicht verhindern, dass Crocodiles Verdacht ihn verletzte. Er war nicht davon ausgegangen, dass der Kater so schlecht von ihm denken würde. "Ich weiß es nicht", antwortete Crocodile nach kurzem Zögern. Diese paar Worte fühlten sich wie ein Messer an, das man Doflamingo zwischen die Rippen stieß. Er presste die Zähne fest aufeinander und schloss einen Moment lang die Augen. Es wunderte ihn nicht, dass der Kater sich vor ihm und vor allem vor der Gestalt seines Tiergeistes fürchtete, wenn er ihm tatsächlich eine solch fürchterliche Tat zutraute. Er musste auf Crocodile wie ein egoistisches und brutales Ungeheuer wirken. "Ich... Du bist immer sehr nett und fürsorglich zu mir gewesen", fuhr der andere Gestaltenwandler mit unytpisch unsicherer Stimme fort. "Aber manchmal machst du auf mich auch einen sehr egoistischen Eindruck. Und Law hat sehr überzeugend geklungen. Warum sollte er mich anlügen? Und außerdem... Wie du ihn zugerichtet hast... Ich bekomme diese Bilder nicht mehr aus meinem Kopf heraus. Es tut mir leid, Doflamingo, aber ich weiß einfach nicht, was ich glauben soll." "Ich habe meinen Bruder nicht umgebracht", meinte Doflamingo mit gefasster Stimme und machte sich daran, Crocodiles Arm fertig zu verbinden. "So etwas könnte ich niemals tun. Und Law hat seine Strafe absolut verdient gehabt, das kannst du mir glauben. Du hast doch am eigenen Leib erfahren müssen, um was für eine Person es sich beim gehandelt hat." "Das stimmt", erwiderte Crocodile und es erleichterte Doflamingo, dass der Kater nun ein wenig beruhigter klang. Er schien die Wahrheit also glücklicherweise zu glauben. "Mit deinem Arm bin ich fertig", sagte Doflamingo. Gleichwohl ließ er diesen nicht sofort los, sondern berührte ihn noch für ein paar Sekunden lang. Zufrieden stellte er fest, dass Crocodile nicht vor ihm zurückwich oder andere Zeichen von Unwohlsein zeigte. Es war also eine gute Entscheidung gewesen, sich klar zu positionieren und ihm die Wahrheit zu erzählen, dachte Doflamingo sich erleichtert. "Da ich nun deine Frage beantwortet habe", begann er und beobachtete genau Crocodiles Gesichtsausdruck, "wie wäre es, wenn du mir im Gegenzug ebenfalls eine beantwortest?" Sofort zog der Kater seine Augenbrauen zusammen und warf ihm einen skeptischen Blick zu. "Über mich gibt es nichts Bedeutsames zu wissen", meinte er mit eindringlicher Stimme. "Ob eine Information bedeutsam ist oder nicht, liegt ganz im Auge der Person, die sie wissen möchte", erwiderte Doflamingo. Für einen kurzen Moment lang schien sich die Stimmung drastisch anzuspannen, ehe er in unbefangenes Gelächter ausbrach. "Keine Sorge", fügte er rasch hinzu. "Du musst nicht antworten, wenn du nicht möchtest. Ich werde dich zu nichts zwingen." Das hatte er tatsächlich nicht vor; es lag nicht in Doflamingos Absicht, den Kater in eine unangenehme Lage zu bringen. Er war froh, dass sich die Atmosphäre wieder zu beruhigen schien und Crocodile ihm ein gewisses Maß an Vertrauen entgegenbrachte. Dieses Vertrauen wollte er nicht gleich wieder zerstören, indem er aus Crocodile Informationen zu seiner Vergangenheit herauspresste. Am Ende würde ein Streit sie bloß einen gewaltigen Schritt zurückwerfen. "Du bist eine seltsame Person", warf Crocodile ein, der wieder etwas lockerer zu werden schien. "Zuerst sprichst du über ernste Themen und nur einen Moment später brichst du in wildes Gelächter aus. Dich muss man nicht verstehen, oder, Doflamingo?" "Nein, muss man nicht", erwiderte Angesprochener breit grinsend. "Man muss nur mit mir zurechtkommen. Also: Wie sieht es jetzt aus mit meiner Frage?" Crocodile seufzte, ehe er entgegnete: "Ich kann sie mir ja zumindest anhören. Ob ich sie beantworte, werde ich danach entscheiden." "Gut", meinte Doflamingo, während er sich überlegte, was er am allerliebsten wissen wollte. Eine halbe Minute verging, ehe er schließlich meinte: "Wo hast du gelebt, bevor du in den Wald geflüchtet bist?" Er hatte sich bewusst für eine Frage eher harmloser Natur entschieden, weil er davon ausging, dass Crocodile eine solche noch am ehesten beantworten würde. Doflamingo spürte, dass die Zeit noch nicht gekommen war, um den Kater auf die Verletzung in seinem Gesicht anzusprechen. Er würde sich in Geduld üben müssen. "In der Stadt", antwortete Crocodile und leckte mit der Zunge über seinen Handrücken. "Das ist unfair", erwiderte Doflamingo und schob enttäuscht die Unterlippe nach vorn. "Viel zu unspezifisch. Dass du aus der Stadt kommst, hätte ich mir denken können." Crocodile zögerte einen Moment lang, ehe er ergänzte: "In einem Haus in der Stadt. Ich weiß nicht, wie das Gebiet heißt, aber von einem der Fenster aus konnte man einen hohen Radioturm sehen." "Ah", machte Doflamingo. Er unternahm zwar nicht allzu oft Ausflüge in der Stadt, doch wusste glücklicherweise wo sich der Radioturm befand, von dem Crocodile sprach. Schließlich gab es nur einen einzigen im ganzen Stadtgebiet. Wenn Doflamingo ehrlich war, dann verwirrten ihn diese neue Informationen. Er war stets davon ausgegangen, dass Crocodile im städtischen Zoo gelebt hatte und den Tiergeist eines Panthers besaß. Nun behauptete dieser allerdings, in einem Haus in der Nähe des Radioturms gewohnt zu haben, dabei befand sich dieser nicht einmal im selben Stadtteil wie der Zoo. Und eine Privatperson hielt sich doch wohl kaum einen schwarzen Panther als Haustier, oder? Er glaubte nicht, dass die Gesetze der Menschen so etwas zuließen. Auf der anderen Seite könnte es sich auch um eine Aufzuchtstation für Wildtiere gehandelt haben, immerhin war der Kater noch recht jung. Oder, dachte Doflamingo, vielleicht hatte er sich auch einfach die ganze Zeit über geirrt. Crocodile selbst hatte schließlich niemals etwas in der Art behauptet. "Ist alles in Ordnung mit dir?", unterbrach ihn die Stimme ebenjenes Gestaltenwandlers. "Du wirkst plötzlich so abwesend." "Mir geht's gut", meinte Doflamingo rasch. Er wollte dem Kater keine Sorgen bereiten. "Habe nur ein bisschen meinen Gedanken nachgehangen. Nichts weiter." Crocodile genoss die Aufmerksamkeit und Zuwendung, die der Wolf ihm entgegenbrachte. Er rechnete sich aus, dass er etwa dreißig bis fünfunddreißig Stunden ohne Nahrung hatte auskommen müssen, während er draußen im Wald umhergewandert war, und schätzte das viele Fleisch umso mehr, das Doflamingo ihm ans Bett brachte. Ob er es zugeben wollte oder nicht: In dessen Höhle fühlte er sich um einiges wohler und vor allem sicherer als draußen im Wald. Hier musste er sich weder vor dem Verhungern noch vor den Übergriffen fremder Gestaltenwandler fürchten. Auch Doflamingo rührte ihn nicht an oder zwang ihn zu irgendwelchen perversen Handlungen. Ganz im Gegenteil: Crocodile fiel auf, dass der Wolf beinahe schon penibel genau darauf achtete, ihm bloß nicht zu nahe zu kommen. Berühren tat er ihn beinahe nur, wenn er seine beiden Wunden pflegte. Vor allen Dingen nach Doflamingos eindeutiger Positionierung sowohl zu Corazons als auch Laws Tod begann Crocodile neue Hoffnung zu schöpfen. Womöglich hatte er den Wolf doch zu früh verurteilt und in Wirklichkeit hatte es sich bei dessen vermeintlichem sexuellem Übergriff doch bloß um ein Missverständnis gehandelt. Gerade kehrte Doflamingo von der Jagd zurück. Im Arm hielt er den toten Leib eines großen und bunt gefiederten Vogels; besonders auffällig war eine leuchtend rote Markierung über dem Auge. "Ein Auerhahn", erklärte Doflamingo munter, als er seinen fragenden Blick bemerkte. "Schmecken fast noch besser als Rebhühner. Sie sind nicht sonderlich selten, aber kommen in dieser Gegend eher spärlich vor, weil sie Nadelwälder bevorzugen. Ich hatte wirklich Glück, auf ein solch großes Exemplar zu stoßen. Heute werden wir beide also ein echtes Festmahl genießen dürfen." "Sehr schön", erwiderte Crocodile und teilte ehrlich den Enthusiasmus des Wolfes. "Willst du ihn mir geben? Dann rupfe ich ihm die Federn aus." "Ach", meinte Doflamingo ausweichend, "das ist nicht nötig. Ruh du dich lieber noch weiter aus. Ich mache das schon." "Nein, wirklich", entgegnete Crocodile mit eindringlicher Stimme. "Ich kann das ruhig erledigen. Im Augenblick habe ich sowieso nichts Besseres zu tun. Und außerdem sagtest du doch, dass ich lernen muss, allein zurechtzukommen, nicht wahr? Also sollte ich das Federnrupfen weiter üben; ich bin immer noch viel langsamer und ungeschickter als du." Auch wenn Crocodile es genoss, so heftig von Doflamingo umsorgt zu werden, ärgerte es ihn manchmal, dass dieser alle Aufgaben, die auch nur ein Mindestmaß an Mühe verlangten, lieber selbst erledigen wollte. Schließlich heilten seine beiden Verletzungen gut; es gab keinen Grund, um sich in besonderem Maße zu schonen. Außerdem wollte Crocodile dem Wolf nicht das Gefühl vermitteln, dass er sich von diesem bedienen ließ und ihm auf der Tasche lag. "Nun gut, von mir aus", sagte Doflamingo schließlich unwillig und überließ ihm den großen Vogel. Der Auerhahn war ein wirklich gigantisches Tier, stellte Crocodile beeindruckt fest. Rebhühner waren kleine Vögel und erreichten ein Gewicht von etwa drei- bis vierhundert Gramm, wohingegen dieser Auerhahn mindestens vier Kilogramm auf die Waage musste. Doflamingo hatte also durchaus nicht übertrieben, als er von einem echten Festmahl sprach. Rasch machte Crocodile sich daran, den Hahn auf den Rücken zu legen und zuerst einmal die Federn am Bauch zu rupfen. "Er hat ein wirklich hübsches Gefieder", meinte er an Doflamingo gewandt, während er eine Handvoll bläulich schimmernde Federn ausrupfte. Der Wolf hatte sich neben ihn auf das Bett gelegt und sah ihm bei seiner Arbeit zu. "Stimmt", meinte er. "Es ist auch ein Männchen. Die Weibchen sind deutlich kleiner und weniger hübsch; ihr Gefieder ist bloß braun-weiß und ihnen fehlt auch die markante rote Markierung über dem Auge. Bei den meisten Vögeln ist das Männchen farbenfroher und größer als das Männchen. Das hilft ihnen bei der Balz." "Was ist eine Balz?", fragte Crocodile neugierig nach, ohne in seiner Arbeit inne zu halten; dieses Wort hatte er noch niemals zuvor gehört. Er blickte verwundert auf, als er hörte, wie Doflamingo scharf die Luft zwischen den Zähnen einsaugte. Der Wolf warf ihm einen ungläubigen und skeptischen Blick zu. "Meinst du das ernst?", fragte er ihn nach einem kurzen Moment des Schweigens. "Du weißt nicht, was die Balz bei Tieren ist?" Crocodile schüttelte den Kopf. Er konnte Doflamingos Unverständnis überhaupt nicht nachvollziehen. "Woher soll ich es denn wissen?", meinte er. "Ich kenne mich mit dem Leben in der Wildnis nicht aus." "Nun ja..." Doflamingo hielt für einen Augenblick inne, ehe er fortfuhr: "Vielleicht kennst du bloß das Wort nicht, aber weißt trotzdem, was es bedeutet. Bei den Menschen oder uns Gestaltenwandlern würde man das Balzverhalten als Vorspiel bezeichnen." "Dieses Wort kenne ich auch nicht", meinte Crocodile und zog die Augenbrauen zusammen. "Was bedeutet Vorspiel? Spielen tun doch nur Kinder." "Du willst mich doch auf den Arm nehmen, oder nicht?" Doflamingos Stimme klang völlig fassungslos, während er sprach. Crocodile verstand nicht, wo das Problem lag und wieso der Wolf so entsetzt reagierte angesichts seiner offensichtlichen Unwissenheit. Immerhin hatte er Doflamingo bereits gebeichtet, dass er sein bisheriges Leben in einem Haus in der Stadt verbracht hatte. Wie sollte er da über irgendwelche Fachbegriffe Bescheid wissen, die mit dem Leben draußen in der Wildnis zu tun hatten? Bisher hatte sich Doflamingo ihm gegenüber stets sehr rücksichtsvoll verhalten und sich niemals über sein Fehlverhalten oder seine mangelnde Erfahrung lustig gemacht; diese plötzliche und Crocodiles Ansicht nach völlig unangebrachte Fassungslosigkeit verletzte ihn. "Nein, das will ich nicht", erwiderte er darum mit leicht verärgerter Stimme. "Wieso erwartest du von mir, dass ich über solche Dinge Bescheid weiß? Bevor ich dich kennengelernt habe, habe ich gemeinsam mit meinen beiden Halbbrüdern bei einer menschlichen Frau in der Stadt gelebt. Du bist der erste Gestaltenwandler, dem ich in freier Wildbahn begegnet bin. Und du weißt doch, dass ich in solchen Dingen keine Erfahrungen habe. Warum sollte ich also wissen, was ausgerechnet Wörter wie Balz oder Vorspiel bedeuten? Damit kenne ich mich nicht aus." Leider schien er Doflamingo nicht überzeugen zu können. Der Wolf sagte kein Wort, sondern starrte ihn bloß aus großen Augen heraus an und schien sich nicht entscheiden zu können, ob er lachen oder weinen sollte. In einem solch seltsamen Zustand hatte Crocodile den anderen Gestaltenwandler noch niemals zuvor erlebt. Verdrossen näherte sich Crocodile ihm und stupste ihn mit der rechten Hand vorsichtig an. "Was ist los mit dir? Warum benimmst du dich so merkwürdig. Ich habe doch nur eine ganz normale Frage gestellt." Langsam schien sich Doflamingo wieder zu fassen. Er atmete zweimal tief ein und aus, ehe er ihm einen ruhigen und völlig ernsten Blick zuwarf. Einen Moment später meinte er: "Crocodile, darf ich dich etwas fragen?" "Natürlich", erwiderte Crocodile mit verunsicherter Stimme. Er verstand nicht ganz, was vor sich ging und war auch beim besten Willen nicht dazu in der Lage, zu erahnen, worauf Doflamingo hinaus wollte. Hatte er etwa irgendetwas schrecklich Dummes gesagt? Aber das war ihm selbst gar nicht aufgefallen. "Hast du schon einmal Sex gehabt?" Crocodile spürte sofort, wie sein Gesicht heiß zu werden begann angesichts dieser überaus persönlichen Frage. Wieso wollte Doflamingo ein solch intimes Detail wissen? Er konnte den Zusammenhang zwischen dieser Frage und dem zuvor entstandenden Missverständnis nicht erkennen. Hatte der Wolf bloß vor, ihn zu verspotten? Oder war es ernst gemeintes Interesse? Letztendlich entschied Crocodile sich dazu, bei der Wahrheit zu bleiben, auch wenn er nicht ganz verhehlen konnte, dass er sich wegen seiner Jungfräulichkeit ein wenig schämte. Bestimmt hatte Doflamingo in dieser Hinsicht bereits viele Erfahrungen gesammelt. "Nein, habe ich nicht", meinte er darum und bemühte sich um eine neutrale Stimmlage. "Mit wem denn auch? Wenn du mir eben zugehört hättest, dann wüsstest du, dass die einzigen Gestaltenwandler, die ich zuvor getroffen haben, meine beiden Brüder gewesen sind. Ich hatte also nie die Gelegenheit, um Erfahrungen dieser Art zu sammeln. Aber wieso möchtest du das überhaupt wissen?" "Weil ich es geahnt habe. Balz und Vorspiel bedeuten dasselbe: Man macht es vor dem Geschlechtsverkehr, um sich vorzubereiten und in Stimmung zu bringen. Da du mit keinem der beiden Begriffe etwas anzufangen weißt, ist es offensichtlich, dass du dich mit Sex nicht auskennst." "Ist das etwa ein Problem?" Verdrossen verschränkte Crocodile die Arme vor der Brust. Er fühlte sich verletzt, weil er das Gefühl hatte, dass Doflamingo sich über ihn lustig machen wollte. Zuvor hatte er seine Jungfräulichkeit niemals für ein großes Problem gehalten, doch nun begann er sich ihrer plötzlich zu schämen und sich selbst für unzulänglich zu halten. "Nein, ist es nicht", meinte Doflamingo und seine Stimme klang überraschenderweise weder höhnisch noch verächtlich, sondern freundlich und ehrlich. Crocodile wurde hellhörig und löste seine vor der Brust verschränkten Arme wieder auf. "Aber ich bin froh, dass ich nun darüber Bescheid weiß", fuhr Doflamingo gedankenverloren fort, ehe er rasch das Thema wechselte: "Außerdem wird mir klar, wieso du dich so furchtbar erschreckt hast und direkt geflüchtet bist, als ich versucht habe dich anzufassen. Es tut mir aufrichtig leid. Hätte ich gewusst, dass du noch Jungfrau bist, hätte ich ein solches Manöver nicht gestartet." "Ist schon gut", erwiderte Crocodile, der bloß froh war, dass Doflamingo sich über seine mangelnde Erfahrung nicht lustig machte. Ihm war dieses Thema höchst unangenehm. "Darf ich dir noch eine weitere Frage stellen?", meinte Doflamingo, der Crocodiles Verlegenheit entweder nicht bemerkte oder ignorierte. "Wenn wir dieses Fragespiel weitermachen, dann werde ich es wohl nie fertigbringen, diesem Auerhahn die Federn auszurupfen", erwiderte Crocodile seufzend, der es bereits bereute, auf das bunte Gefieder des Vogels zu sprechen gekommen zu sein. "Aber von mir aus: Eine Frage noch." "Es ist mir wirklich wichtig", betonte Doflamingo. Er holte einmal tief Luft, ehe er in einem völlig ruhigen und absolut sachlichen Tonfall fragte: "Weißt du, wie Sex funktioniert?" Crocodile blinzelte zweimal und wusste nicht, was er auf diese Frage erwidern sollte. Die Sache war nämlich die, dass der Wolf genau ins Schwarze getroffen hatte: Crocodile wusste zwar, dass Sex etwas mit Umarmungen und mit dem Penis zu tun hatte, doch eine ganz konkrete Vorstellung davon, wie es ging, hatte er nicht. Er war in dieser Hinsicht schließlich völlig unbefleckt und auch seine beiden Brüder hatten niemals Sex gehabt; immerhin hatten sie ihr gesamtes Leben zu dritt in einem von einer menschlichen Frau geführten Haushalt verbracht. Für Erfahrungen solcher Art war niemals Raum gewesen. "Also nicht", meinte Doflamingo seufzend und lehnte sich zurück. "Ich habe doch noch gar nichts gesagt!", warf Crocodile hektisch ein und musterte den Wolf verunsichert. "Dein Schweigen ist Antwort genug", entgegnete dieser neckisch. "Na und, dann weiß ich eben nichts über Sex", meinte Crocodile und tat so, als würde ihn dieser Umstand überhaupt nicht stören. "Ich finde das nicht schlimm. Immerhin bin ich noch lange nicht so alt wie du. Du hattest bestimmt schon hunderte Male Sex!" Der letzte Satz klang wie eine Anschuldigung oder Beleidigung. "Ich habe niemals behauptet, dass es schlimm wäre", lenkte Doflamingo ein. Überraschenderweise klang er sehr freundlich und respektvoll. Damit hatte Crocodile nicht gerechnet, wenn er ehrlich war. "Und du solltest auch nicht behaupten, dass es schlimm ist, dass ich bereits oft Sex gehabt habe. Es gibt keinen Grund, um sich wegen einer solchen Sache besser oder schlechter zu fühlen. Es ist nicht wichtig, ob man eine Jungfrau ist oder bereits Erfahrungen gesammelt hat. Beides ist völlig in Ordnung." "Ich habe niemals behauptet, dass es schlimm wäre, dass du schon hunderte Male Sex gehabt hast", erwiderte Crocodile schnippisch. "Es hat sich aber so angehört", erwiderte Doflamingo mit eindringlicher Stimme. Crocodile hob in einer abwehrenden Bewegung beide Hände. "Ich bin nur für das verantwortlich, was ich sage", meinte er neckisch. "Nicht für das, was du verstehst." Er zögerte einen kurzen Moment lang, ehe er hinzufügte: "Außerdem sind es doch bestimmt nicht wirklich schon hunderte Male gewesen, oder? Du übertreibst doch sicher, nicht wahr?" Dieses Mal war es Doflamingos betretenes Schweigen, das Antwort genug war. Crocodile konnte es nicht fassen: "Du hast schon hunderte Mal Sex gehabt? Ernsthaft? Nicht nur ein paar Dutzend, sondern gleich hunderte Male?" Er wusste nicht, wie er auf dieses neue Wissen reagieren sollte. "Du hast doch eben noch behauptet, dass es nicht schlimm wäre!", warf Doflamingo ein. "Da habe ich ja auch noch nicht gewusst, dass es tatsächlich stimmt!", hielt Crocodile dagegen. "Es spielt wirklich keine Rolle", lenkte Doflamingo ein, der sich darum zu bemühen schien, dass sich die Stimmung wieder beruhigte. "Schließlich hast du Recht: Ich bin älter als du. Und hatte ganz andere Möglichkeiten, was das Sammeln von Erfahrungen angeht. Manche kennen sich gut mit Sex aus, Andere weniger gut. Und das ist auch überhaupt nicht schlimm. Also mach dir keinen Kopf darum, ja?" "Ich versuche es", erwiderte Crocodile seufzend und griff nach dem Leib des Auerhahns, der vor ihm auf dem Boden lag. "Aber für heute habe ich wirklich genug von Gerede über Sex! Also lass uns bitte das Thema wechseln, ja? Du könntest mir zum Beispiel sagen, wie ich mich beim Federnrupfen mache: Habe ich mich verbessert?" "Ähm, ja", antwortete Doflamingo, der ein wenig verwundert wirkte wegen des plötzlichen Themenwechsels. "Auf jeden Fall." Um ehrlich zu sein, war Doflamingo doch sehr geschockt angesichts der Erkenntnis, dass Crocodile nicht nur eine Jungfrau war, sondern auch überhaupt kein Wissen darüber besaß, wie Geschlechtsverkehr eigentlich funktionierte. Immerhin hatte dieser nicht einmal mit dem Wort Vorspiel etwas anfangen können. Nicht dass Doflamingo diese Tatsache störte, es war bloß wirklich sehr überraschend. Für ihn käme ein Leben ohne Sex nicht infrage, zumindest nicht dauerhaft ohne Sex. Auf der anderen Seite konnte er dem Kater seine Unerfahrenheit wohl kaum verübeln: Sollte dieser tatsächlich bloß seine beiden Brüder kennen, wie er behauptete, dann war ihm schließlich kaum etwas Anderes übrig geblieben. Außerdem war der andere Gestaltenwandler ja doch einige Jahre jünger als er. Eine Weile später begann Doflamingo langsam diese schockierende Neuigkeit zu verdauen und das Gespräch mit Crocodile aus einem anderen Blickwinkel heraus zu betrachten: Eigentlich war es doch ein gutes Zeichen, dass dieser sich wegen seiner Jungfräulichkeit so stark geniert hatte, oder nicht? Denn es bedeutete, dass ihm Doflamingos Meinung wichtig war. Und das war auf jeden Fall ein gutes Zeichen. Doflamingo konnte ein triumphierendes Grinsen nicht ganz unterdrücken: Wieso sollte dem Kater seine Meinung wichtig sein, wenn er nicht vorhatte, bald mit ihm zu schlafen? Vorfreudig leckte er sich über die Lippen. Er konnte es kaum erwarten, Crocodile sein erstes Mal zu schenken. Wenn Doflamingo es recht betrachtete, dann gefiel ihm der Umstand, dass der Kater noch unbefleckt war, eigentlich ganz gut: Schließlich würde er auf diese Weise eine eindeutige Sonderrolle in Crocodiles Leben einnehmen. Der allererste Geschlechtsverkehr war immer etwas Besonderes, man vergaß ihn nie. Doflamingo schloss seine Augen und malte sich detailreich aus, wie er mit seinen Händen langsam über den blassen Körper des Katers fuhr, seine Brustwarzen liebkoste und sein Glied pumpte. Wie seine angefeuchteten Finger behutsam in Crocodiles völlig unberührten Eingang eindrangen... Gleichzeitig würde er das Gesicht des anderen Gestaltenwandlers für keine Sekunde aus den Augen lassen. Er wusste, dass es wichtig war, auf die Reaktionen seines Partners achtzugeben; immerhin wollte er Crocodile keine unnötigen Schmerzen bereiten. Ganz im Gegenteil: Er würde seine allererste Erfahrung möglichst lustvoll gestalten, ihm Lust auf mehr machen. Doflamingo stöhnte leise, als er sich vorstellte, wie sich eine dunkle Röte auf dem Gesicht Katers ausbreitete, während er diesen mit seinen Fingern sorgsam auf die Penetration vorbereitete. Wie ihre Blicke sich kreuzten... Diese Aussicht war beinahe zu erotisch, um sie länger auszuhalten. Man durfte nicht vergessen, dass Doflamingos letzter Geschlechtsverkehr bereits mehrere Wochen her war. In seinem ganzen Leben hatte er noch niemals so lange abstinent gelebt. Er stöhnte ein weiteres Mal, dieses Mal in seine Armbeuge hinein, um das Geräusch ein wenig zu dämpfen. "Was machst du da?", fragte Crocodile, der neben ihm lag, mit schlaftrunkener Stimme. "Wieso machst du so seltsame Geräusche?" "Ach, nichts weiter", erwiderte Doflamingo und bemühte sich darum, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen. "Ich habe nur an den delikaten Baummarder gedacht, den ich noch in der Speisekammer habe." "Achso", erwiderte Crocodile und wirkte weder misstrauisch noch skeptisch. "Hast du nur noch einen Marder da? Du hast mir Appetit gemacht." "Leider ja", meinte Doflamingo, "aber ich kann morgen gerne einen weiteren für dich erjagen. Es macht mir nichts aus." "Dann ist ja gut." Crocodile gähnte leise und drehte sich um. Wenig später konnte Doflamingo gleichmäßige Atemzüge vernehmen. Erleichtert seufzte er auf. Plötzlich war Doflamingo sich nicht mehr so sicher, ob die Jungfräulichkeit des Katers unbedingt einen Vorteil darstellte. Wie sollte er Crocodile davon überzeugen, sich von ihm penetrieren zu lassen, wenn dieser nicht einmal wusste, was ein Stöhnlaut war? Es würde nicht einfach werden, Crocodile zu erklären, wie Geschlechtsverkehr funktionierte und was genau so schön daran war. Vor allen Dingen beim passiven Analverkehr stellte dies eine echte Herausforderung dar. Immerhin handelte es sich bei Analverkehr um eine sehr intime Art von Sex; man musste einander absolut vertrauen und außerdem ein Mindestmaß an Schmerz in Kauf nehmen. Und Doflamingo wusste nicht, ob es ihm gelingen würde, dem Kater diese Bedingungen schmackhaft zu machen. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er eine warme Berührung an seinem linken Unterarm spürte. Verwundert blickte Doflamingo auf. Crocodile hatte im Schlaf seine Hand auf Doflamingos Arm gelegt. Auch wenn es sich vermutlich bloß um einen zufälligen und unbewussten Kontakt hatte, kam er nicht umhin zu lächeln. Die Berührung war warm und federleicht; sie fühlte sich unwahrscheinlich gut an. Doflamingo vermisste es, eng an Crocodiles Körper gepresst einzuschlafen. Er fragte sich, wann der Kater ihm wohl gestatten würde, ihn wieder zu berühren und seine Haut mit der Zunge abzulecken. Am liebsten würde Doflamingo alle Hemmungen fallen lassen und nah an Crocodiles schlafende Gestalt heranrücken. Ihn in den Arm nehmen, die Nase in seinem weichen Haar vergraben und in dieser Position einzuschlafen. Doch er wollte Crocodile nicht schon wieder einen Schrecken einjagen. Schließlich lebte dieser derzeit noch unter den Folgen seiner letzten Attacke von Aufdringlichkeit. Sich jetzt dem Kater aufzudrängen, würde sie beide nur noch weiter zurückwerfen. Um ihrer gemeinsamen Zukunft willen zwang Doflamingo sich zur Zurückhaltung. Er hatte sich vorgenommen, Crocodile das Maß an Freiraum zuzugestehen, dass dieser benötigte, und an diesen Vorsatz würde er sich halten. Dasselbe galt für den Sex. Wenn Crocodile sich noch nicht bereit dazu fühlte, musste er sich eben gedulden. Und akzeptieren, dass dieser womöglich auch nicht gleich penetriert werden wollte, sondern lieber Schritt für Schritt vorging. Er würde Crocodiles Wünsche respektieren. Und er wusste, dass es sich am Ende für ihn lohnen würde. Etwas Anderes kam für Doflamingo nicht infrage. Er wollte nicht, dass der Kater ihn auf dieselbe Stufe stellte wie Law; er wollte sich nicht genauso verachtungswürdig verhalten wie der Mann, der für die Vernichtung seines Rudels verantwortlich war. Nein, er war anders. Besser. Rücksichtsvoller. Er liebte Crocodile und wollte diesem unter keinen Umständen Schaden zufügen. Doflamingos Herz setzte für einen kurzen Moment aus, als er spürte, dass der Kater näher an ihn heranrückte. Er legte den Kopf an seine Brust und schlang den rechten Arm um seine Hüfte. Doflamingo konnte spüren, wie eines der beiden Katzenohren sein Kinn kitzelte und bemühte sich mit aller Kraft darum, keinen Laut von sich zu geben. Er wollte diesen wundervollen Moment nicht zerstören, indem er Crocodile aufweckte. Anschließend legte Doflamingo seine Arme um den Körper des Katers und gab diesem einen sanften Kuss auf die Stirn. Wenn der Kontakt von Crocodile ausging, sagte er sich, dann war dies wohl in Ordnung. Außerdem schlief der Kater ja sowieso tief und fest, und bekam von seiner Umarmung vermutlich überhaupt nichts mit. ~ Doflamingo ließ den Jäger nicht aus den Augen. Er musste ihn so schnell wie möglich erledigen, um sich anschließend um Crocodiles Verletzung kümmern zu können. Er wusste nicht, wie schlimm sie war; konnte nur darauf hoffen, dass der Kater nicht tödlich verwundet worden war. Er musste den Jäger ausschalten und Crocodile rasch zurück in die Höhle bringen. Dort befanden sich glücklicherweise noch ausreichend Verbandszeug und Medikamente. (Auszug aus dem nächsten Kapitel) bye sb Kapitel 10: Part III: Neue und alte Wunden ------------------------------------------ Endlich bessert sich das Wetter wieder", meinte Crocodile munter und warf einen Blick auf die Umgebung. Die schweren Schäden des Sturms waren noch immer an vielen Stellen erkennbar, doch wenigstens der Himmel war aufgeklart und die Temperaturen stiegen wieder an. Es war sehr angenehm, die Sonnenstrahlen auf der Haut zu fühlen, fand Crocodile. Das Haus, in dem er früher gemeinsam mit seinen beiden Brüdern gelebt hatte, besaß keinen Balkon, weswegen er sich höchstens auf den Fenstersims hatte legen können, wenn er ein wenig Sonne genießen wollte. Nach draußen in den Garten, der nicht umzäunt, sondern nur durch Hecken geschützt war, hatte er nicht gehen dürfen. Dies war auch einer der Gründe, wieso Mihawk und er so blass waren. Nur Zoros Haut war ein wenig dunkler, weil er sich dem Verbot zum Trotz manchmal hinaus geschlichen hatte, ehe man ihn wieder einfing und zurückbrachte. Es gab viele Dinge, die Crocodile am Leben draußen in der Wildnis missfielen, doch die warmen Sonnenstrahlen auf dem Körper gehörten definitiv nicht dazu. "Ja, das tut es", stimmte Doflamingo ihm zu. "Anscheinend ist der Sturm endgültig vorüber. Worüber ich übrigens sehr froh bin. Ein solch heftiges Unwetter habe selbst ich noch niemals zuvor erlebt." Sie hielten sich gemeinsam im Eingangsbereich der Höhle auf. Doflamingo saß direkt am Eingang, während Crocodile es sich draußen auf dem weichen Gras gemütlich gemacht hatte. Sie unterhielten sich ein wenig über recht belanglose Themen und genossen das gute Wetter. "Wollen wir vielleicht ein bisschen spazieren gehen?", meinte Crocodile nach einer Weile. "Wenn ich irgendwann einmal allein zurecht kommen soll, macht es schließlich Sinn, wenn ich das Umland besser kennenlerne." "Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist", erwiderte Doflamingo ausweichend und musterte ihn skeptisch. "Du bist noch immer schwer angeschlagen. Traust du dir einen Spaziergang bereits zu?" "Mir geht's gut", erwiderte Crocodile spitz, der es als anmaßend empfand, dass der andere Gestaltenwandler ihm nicht einmal einen völlig ungefährlichen Ausflug zutrauen wollte. Dann fügte er in einem ein wenig versöhnlicherem Tonfall hinzu: "Es muss ja kein großer Spaziergang sein. Und außerdem bist du doch die ganze Zeit über dabei. Mir kann also nichts passieren." "Na gut, von mir aus", gab Doflamingo schließlich seufzend klein bei. "Aber wir gehen wirklich nur eine kleine Runde. Und du bleibst die ganze Zeit über in meiner Nähe. Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt. In diesem Wald gibt es sowohl wilde Tiere als auch Gestaltenwandler, die dir gefährlich werden könnten." "Jaja, schon gut", entgegnete Crocodile augenrollend. "Ich passe auf mich auf." Um ehrlich zu sein, konnte er nicht ganz nachvollziehen, wieso sich der Wolf ständig so große Sorgen um ihn machte. Crocodile war zuversichtlich, dass ihm nichts zustoßen würde, solange Doflamingo ihn begleitete. Immerhin fürchtete er sich sogar selbst vor der Gestalt dessen Tiergeistes und konnte sich darum beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich ein Anderer freiwillig mit dem großen und kräftigen Wolf anlegen würde. In Doflamingos Gesellschaft fühlte er sich absolut sicher. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg, um die nähere Umgebung auszukundschaften. Neugierig sah Crocodile sich um. Sie begegneten vielen umgestürzten oder durch Blitzeinschläge zerstörten Bäumen, ausgerissenen Sträuchern und sogar -was ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte- bis zum Anschlag überflutete Höhlen. Er konnte wirklich froh dafür sein, dachte er erneut, dass Doflamingo ihn aufgenommen hatte. Diesen heftigen Sturm hätte er niemals überlebt; ganz abgesehen von seinem miserablen gesundheitlichen Zustand. Ohne die Hilfe des Wolfes wäre er langt tot. Und hätte sich Doflamingo nicht ein weiteres Mal für ihn eingesetzt, wäre es Law vermutlich auch gelungen, ihn zu vergewaltigen, wenn nicht anschließend sogar noch Schlimmeres mit ihm anzustellen. Crocodile konnte nicht verhehlen, dass er dem Wolf auf jeden Fall zur Dankbarkeit verpflichtet war. "Der Wald ist leider noch nicht so sicher wie vor dem Sturm", meinte Doflamingo an ihn gewandt, während sie beide umher schlenderten. "Viele abgebrochene Äste hängen noch in den Baumkronen fest. Ein starker Windstoß reicht aus, um sie zu lösen. Man sollte diese Gefahr nicht unterschätzen: Ein heruntergefallener Ast kann tödlich sein, wenn er groß ist. Siehst du? Dort drüben hat ein Tier dieses Schicksal ereilt." Neugierig sah Crocodile in die Richtung, in die Doflamingo mit dem Finger zeigte. Nur wenige Schritte von ihnen entfernt lag ein Kaninchen unter einem dicken Ast begraben; vermutlich war es von diesem zerquetscht worden, als er herabfiel. "Dieses Unwetter scheint viele Leben gekostet zu haben", murmelte Crocodile nachdenklich. "Definitiv. Du hast wirklich Glück, dass deines nicht dazugehört", erwiderte Doflamingo, der ihn wohl trotzdem gehört hatte, mit unbekümmerter Stimme. Crocodile zögerte einen Moment lang, ehe er sich dazu entschied, seiner Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen. Doflamingo hatte es verdient, dass er sich bei ihm bedankte, fand er. Außerdem war Crocodile kein ungehobeltes Ungeheuer: Man hatte ihn zu Ehrlichkeit und Höflichkeit erzogen. Und diesen Werten versuchte er im Regelfall auch treu zu bleiben, so gut es eben ging. "Danke, dass du mich gerettet hast", meinte er darum und versuchte nicht unwillig zu klingen, auch wenn ihm dies nicht hundertprozentig gelang. "Ohne dich wäre ich längst tot. Ich verdanke dir mein Leben." "Ist schon gut", erwiderte Doflamingo grinsend und glucksend. "Ich habe dir nun mehrmals schon erklärt gehabt, dass ich dich gerettet habe, weil ich es wollte und aus keinem Grund sonst. Du schuldest mir überhaupt nichts. Lassen wir diese Sache endlich auf sich beruhen, ja?" "In Ordnung", stimmte Crocodile erleichtert zu. Kaum hundert Meter von dem erschlagenen Kaninchen entfernt konnte Crocodile eine weitere überflutete Höhle ausmachen. Er biss sich auf die Unterlippe und ließ sich vor dem bis zum Rand mit Wasser gefülltem Loch nieder. Der Höhleneingang war sehr klein; vermutlich handelte es sich also um einen Kaninchenbau, oder es hatten Mäuse oder Wiesel hier gelebt. Ihre Behausung war durch das Unwetter völlig zerstört worden. Die Bewohner waren vermutlich ebenfalls tot. Ein ungutes Gefühl machte sich in Crocodiles Körper breit, während er die überflutete Höhle betrachtete. Er selbst hätte leicht ein ähnliches Schicksal erleiden können. "Crocodile?" Erschreckt richtete er sich auf, als er Doflamingos besorgte Stimme vernahm. "Crocodile? Wo bist du?" Dem Wolf schien nicht aufgefallen zu sein, dass Crocodile stehen geblieben war, um sich die überflutete Höhle anzusehen. Außerdem hatte er sich hingekniet und wurde darum durch ein paar mittelgroße Johannisbeersträucher verdeckt. Der andere Gestaltenwandler stand etwa dreißig oder vierzig Meter von ihm entfernt und blickte sich mit einem beunruhigten Gesichtsausdruck suchend um. "Hier drüben!", meinte Crocodile, stand auf und winkte. Seltsamerweise wirkte Doflamingo nicht erleichtert, als er ihn sah. Mit hochgezogenen Augenbrauen und offenem Mund sah er entsetzt zu ihm hinüber. Crocodile verstand überhaupt nicht, wo das Problem lag. Gerade wollte er nachfragen, als Doflamingo laut und hektisch "Duck dich!", brüllte. Crocodile dachte nicht weiter über diese Aufforderung nach, sondern befolgte sie einfach. Rasch ging er in Deckung. Nur den Bruchteil einer Sekunde später spürte er einen Schmerz in der rechten Seite, der so heftig war, dass er laut aufschrie. Reflexartig presste er seine beiden Händen auf die Wunde, die sich urplötzlich knapp oberhalb seiner Hüfte auftat. Sie blutete stark und schmerzte furchtbar. Panik breitete sich in Crocodiles Körper auf. Was war passiert? Woher stammte diese Verletzung? Er war doch von niemandem angegriffen worden. Oder? Aus den Augenwinkeln heraus bekam Crocodile mit, dass ein großer Wolf über ihn und über die Johannisbeersträucher, hinter denen er in Deckung gegangen war, hinweg sprang. Er presste seine beiden Hände fest auf die Wunde an seiner Taille und beobachtete verwundert und verunsichert, was vor sich ging. Doflamingo hatte die Gestalt seines Tiergeistes angenommen und befand sich nun direkt vor ihm. Dem beeindruckenden Wolf gegenüber stand ein Mann, der Stiefel, eine braune Hose und eine grüne Jacke trug. Er schien menschlich zu sein, denn weder ein Schwanz noch ein paar tierische Ohren waren zu erkennen. Außerdem hielt er eine Gerätschaft in seinen Händen, die Crocodile als Gewehr identifizierte. Crocodile hatte eine solche Waffe schon einmal im Fernsehen gesehen. Sie verschoss Kugeln, die das Opfer selbst aus großer Entfernung treffen und töten konnten. Plötzlich wurde ihm auch klar, wo die Wunde an seiner Taille herrührte. Der Mensch hatte ihn wohl mit einer seiner Kugeln erwischt. Bedeutet dies, dass er nun sterben musste? Ängstlich und nervös sah Crocodile auf die Wunde herab, die schrecklich schmerzte und überdies stark blutete. Es wäre nicht fair, dachte er verbittert, wenn er nun, nach allem was er durchgestanden hatte, durch eine Verletzung starb, die ihm ausgerechnet ein Mensch zugefügt hatte. Doflamingo und der bewaffnete Mann standen sich gegenüber. Sie blickten einander still und völlig starr in die Augen. Crocodile empfand diese Situation als höchst brisant; sein Herz schlug so laut, dass er sich sicher war, dass Doflamingo es hören konnte. Plötzlich war er sich nicht mehr sicher, ob der andere Gestaltenwandler dazu in der Lage war, es mit wirklich jedem Gegner aufzunehmen. Immerhin war der Mann bewaffnet. Würde Doflamingo gegen das Gewehr ankommen? Crocodile biss sich nervös auf die Unterlippe. Er hatte vor wenigen Sekunden erst am eigenen Leib erfahren, wie verheerend diese Waffe sein konnte. Noch immer übte er Druck auf die Wunde an seiner Taille aus, um die Blutung zu stoppen. Der Schmerz ließ ihn beinahe ohnmächtig werden. Doflamingo ließ den Jäger nicht aus den Augen. Er musste ihn so schnell wie möglich erledigen, um sich anschließend um Crocodiles Verletzung kümmern zu können. Er wusste nicht, wie schlimm sie war; konnte nur darauf hoffen, dass der Kater nicht tödlich verwundet worden war. Er musste den Jäger ausschalten und Crocodile rasch zurück in die Höhle bringen. Dort befanden sich glücklicherweise noch ausreichend Verbandszeug und Medikamente. Trotzdem durfte Doflamingo nichts überstürzen. Der Jäger besaß ein Gewehr, das genau auf ihn gerichtet war. Eine falsche Bewegung und er hätte eine Kugel zwischen den Augen, was am Ende weder ihm noch dem verwundeten Kater weiterhelfen würde. Doflamingo hatte Erfahrungen mit Situationen dieser Art. Bei diesem Jäger handelte es sich nicht um den ersten, mit dem er sich auseinandersetzte. Er wusste, dass er genau den richtigen Moment abwarten musste. Irgendwann würde der Jäger unruhig werden. Seine Hände, die das Gewehr festhielten, würden zitternd. Und er würde seinen Blick für den Bruchteil einer Sekunde abwenden und nervös über die Umgebung schweifen lassen. In genau diesem Augenblick würde Doflamingo zuschlagen. Es handelte sich um seine einzige Chance, wenn er nicht mit einer Kugel im Kopf enden wollte. Doflamingo wartete etwa zwei Minuten ab. Dann endlich bot sich ihm endlich die einmalige Gelegenheit, den Jäger zu töten. Er zögerte nicht. In genau dem richtigen Moment sprintete er los und stürzte sich auf den fremden Mann. Mit der linken Pranke schlug er ihm das Gewehr aus den Händen, mit der rechten pinnte er ihn auf dem Boden fest. Doflamingo biss dem Jäger rasch die Kehle durch. Gerne hätte er ein wenig länger mit ihm gespielt, ehe er ihn tötete (als Vergeltung für die Wunde, die er Crocodile zugefügt hatte), doch für Folter blieb nun keine Zeit. Nachdem Doflamingo den Jäger erledigt hatte, hastete er zu dem verletzten Kater hinüber. Als er ihn erreicht hatte, nahm er rasch wieder seine menschliche Gestalt an und kniete sich vor ihm nieder. Besorgt stellte er fest, dass Crocodile sein Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse verzogen hatte und er beide Hände auf die rechte Körpermitte presste. Behutsam zog Doflamingo die Hände des Katers von der blutenden Wunde fort und schob dessen Hemd nach oben. Aufgewühlt begutachtete er die Schusswunde. Eine Welle von Erleichterung überkam Doflamingo. Beruhigt seufzte er auf und ließ von Crocodiles Verletzung ab. "Nur ein Streifschuss", versicherte er diesem, doch der Kater schien so stark von den Schmerzen eingenommen zu sein, dass er seine Worte vermutlich gar nicht mitbekam. "Das kriege ich wieder hin", fuhr Doflamingo murmelnd fort, während er eine Hand hinter Crocodiles Rücken schob und die andere unter seine Knie. "Es ist nur eine Fleischwunde. Nicht so schlimm. Du hast wirklich Glück im Unglück gehabt, du Pechvogel!" Vorsichtig hob er den Kater hoch und machte sich rasch auf den Weg zurück seiner Höhle. Auch wenn keine inneren Organe verletzt worden waren, verlor Crocodile viel Blut. Er sollten dessen Wunde so schnell wie möglich behandeln, um unnötiges Risiko auszuschließen. Doflamingo biss sich auf die Unterlippe. Er hatte von Anfang an ein schlechtes Gefühl gehabt, als Crocodile diesen Spaziergang vorschlug. Er hatte geahnt, dass so etwas passieren würde; auch wenn sich menschliche Jäger nur sehr selten so tief in den Wald hinein wagten. Insgeheim nahm Doflamingo sich vor, das nächste Mal auf seinen sechsten Sinn zu hören, wenn dieser ihn warnte. Crocodile spürte, dass Doflamingo ihn aufhob und zurück zur Höhle trug. Der Schmerz an seiner Taille ließ ihn verrückt werden. Er hatte vage mitbekommen, dass der Wolf gemeint hätte, es handelte sich nur um eine Fleischwunde, doch er fragte sich, wieso sie dann so schrecklich schmerzte. Weder die Axt, die man ihm ins Gesicht gerammt hatte, noch der Biss, den der Fuchs ihm zugefügt hatte, hatten sich so schlimm angefühlt wie diese Schusswunde. Zwischenzeitlich verlor er sogar immer wieder für einige Sekunden lang das Bewusstsein. Irgendwann erreichten sie den Eingang zu ihrer Höhle. Doflamingo trug ihn rasch zum Schlafbereich hinüber und legte ihn behutsam auf dem Bett ab. Anschließend schob er noch einmal sein blaues Hemd nach oben und begutachtete skeptisch die neue Verletzung. Crocodile sah dem Wolf in die Augen und versuchte abzulesen, ob dieser ihn bloß angelogen hatte, um ihn zu beruhigen, oder ob die Schusswunde tatsächlich keinen Grund zur Panik darstellte. Unmut überkam ihn, als Doflamingo leise aufseufzte und nach dem Desinfektionsmittel griff. Es stand immer in der Nähe des Bettes, genauso wie die Medikamente und das Verbandszeug, weil seine beiden vorherigen Wunden sowieso regelmäßig hatten gepflegt werden müssen. Crocodile biss die Zähne fest aufeinander, als der andere Gestaltenwandler die Wunde an seiner Taille reinigte, anschließend mit entzündungshemmender Salbe einrieb und fest verband. Sie schmerzte noch immer ganz schrecklich. Am liebsten wäre Crocodile in Tränen ausgebrochen, doch diese Blöße wollte er sich vor Doflamingo nicht geben, nicht einmal in dieser Situation. Dafür war und blieb er einfach viel zu stolz. Stattdessen fragte er: "Ist die Wunde sehr schlimm? Es tut höllisch weh!" "Mach dir keine Sorgen", erwiderte Doflamingo und strich ihm mit der linken Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Glücklicherweise war es nur ein Streifschuss. Innere Organe scheinen nicht verletzt worden zu sein. Und die Wunde habe ich nun auch versorgt so gut es geht; sie wird sich also vermutlich nicht entzünden. Du solltest Ruhe bewahren und am besten versuchen einzuschlafen." "Das sagst du so leicht", meinte Crocodile. "Ich bin kein Memme, aber es schmerzt wirklich heftig. Das kannst du dir nicht vorstellen." "Nein, das kann ich nicht." Doflamingo gluckste und fügte an: "Drei schwere Verletzungen in nur so kurzer Zeit. Einen solchen Pechvogel wie dich habe ich vorher noch nie gesehen. Aber du hast Glück, dass ich da bin: Ich werde mich um deine Wunden kümmern. Es gibt also keinen Grund zur Beunruhigung." "Danke", erwiderte Crocodile. Er streckte seine rechte Hand aus, um den Verband an seiner Körpermitte zu befühlen, doch der Wolf zog sie fort. "Lass die Finger von der Wunde", meinte Doflamingo, ohne seine Hand loszulassen. "Es beschleunigt die Heilung nicht, wenn du sie ständig betatschst." Crocodile nickte unwillig. Für eine Weile lag er einfach bloß da und hielt die Hand von Doflamingo fest, der neben ihm saß. Ob er es zugeben wollte oder nicht: Dieser Körperkontakt fühlte sich unbeschreiblich gut an. Es tat ihm gut zu wissen, dass er nicht allein gelassen wurde, sondern jemand an seiner Seite blieb und sich um ihn kümmerte. Plötzlich kam Crocodile sich weniger einsam vor. Sogar seine Schmerzen schienen weiter weg zu sein. Plötzlich musste er an Mihawk und Zoro denken und drückte Doflamingos Hand. Er vermisste seine beiden Brüder über alle Maßen. Ihn schmerzte die Gewissheit, dass er sie niemals wieder sehen würde. "Was hast du?", fragte Doflamingo ihn und und verstärkte den Druck auf seine Hand. Seine Stimme klang besorgt. "Sind die Schmerzen so unfassbar schlimm? Ich möchte dich nur ungern allein lassen, aber wenn es nicht anders geht, gehe ich noch einmal in die Stadt und besorge ein paar Schmerzmittel." "Nein, es ist schon gut", erwiderte Crocodile, der keine Umstände machen wollte. "Ich habe nur gerade an meine beiden Brüder gedacht. Ich vermisse sie sehr." "Vielleicht kannst du sie ja bei Gelegenheit mal besuchen", meinte Doflamingo in einem hilfsbereiten Tonfall. "Wenn es dir wieder besser geht, könnten wir beide uns in die Stadt schleichen und uns auf die Suche nach ihnen machen. Sie, ähm, befreien. Dann könnten sie mit uns hier im Wald leben. Platz haben wir ja sowieso mehr als genug, mir würde es also nichts ausmachen." Crocodile schüttelte den Kopf. Er zögerte einen Moment lang und holte tief Luft, ehe er sagte: "Sie sind tot." Es war das erste Mal seit seiner Flucht aus seinem ehemaligen Zuhause, dass er sich diese Tatsache eingestand. Mihawk und Zoro waren tot. Und er würde sie niemals wieder zu Gesicht bekommen. "Was?" Doflamingo wirkte ehrlich betroffen angesichts dieser unerwarteten Beichte. Er musterte ihn aus erschrockenen und mitleidigen Augen, ehe er mit sanfter Stimme hinzufügte: "Das tut mir sehr leid, Crocodile. Hätte ich vorher davon gewusst, hätte ich nicht vorgeschlagen nach ihnen zu suchen." "Ist schon gut", meinte Crocodile und drückte erneut die Hand des anderen Gestaltenwandlers. "Du kannst schließlich nichts dafür." "Möchtest du darüber reden?" "Ich weiß es nicht", antwortete Crocodile wahrheitsgemäß. "Es ist so unglaublich viel passiert in letzter Zeit. Es gibt viele Dinge, die ich verarbeiten muss." "Da hast du wohl Recht", stimmte Doflamingo ihm mit untypisch ernster Stimme zu. "Vielleicht können wir beide trotzdem über alles reden, was vorgefallen ist. Nicht heute, aber irgendwann. Du erzählst mir von deinen beiden Brüdern, wieso sie tot sind und woher die Verletzung in deinem Gesicht stammt. Im Gegenzug erzähle ich dir von Corazon und meinem Rudel, was mit ihnen geschehen ist. Wir warten einfach so lange ab, bis wir uns bereit dazu fühlen, und dann reden wir über alles. Ich denke, dass es wichtig ist mit der Vergangenheit abzuschließen, um eine glückliche und unbeschwerte Zukunft für sich zu schaffen. Was denkst du darüber?" "Es ist ein ziemlich guter Vorschlag", meinte Crocodile und brachte ein wackeres Lächeln zustande. Vorsichtig entfernte Doflamingo die letzte Lage Verbandszeugs vom Gesicht des Katers und begutachtete sorgsam das Narbengewebe, das sich inzwischen dort gebildet hatte. Von den drei schweren Wunden, die ihm in letzter Zeit zugefügt worden waren, war diese am schnellsten und besten geheilt. Anstatt einer tiefen Verletzung zierte nun eine schmale und genau waagerecht verlaufende Narbe sein blasses Gesicht. "Und?“, hörte er Crocodile mit gespannter Stimme fragen. "Was denkst du? Muss ich weiterhin einen Verband tragen oder wird es ohne gehen?“ "Ein Verband ist nicht mehr nötig“, antwortete Doflamingo ihm beschwingt. "Die Wunde ist gut verheilt. Trotzdem solltest du vorsichtig sein und darauf achtgeben, dass sie nicht gleich wieder aufreißt. Immerhin ist das Narbengewebe noch ganz frisch.“ "Keine Sorge, ich werde auf mich aufpassen“, erwiderte Crocodile. Der Kater wollte gerade mit seinen Fingern über die geschlossene Wunde fahren, als er von Doflamingo aufgehalten wurde. Er hielt Crocodiles Hand zärtlich in seiner fest und meinte mit tadelnder Stimme: "Was habe ich dir eben gesagt?“ "Ist ja schon gut“, erwiderte der andere Gestaltenwandler mit gespielt beleidigter Stimme und ohne Doflamingos Hand loszulassen. Er schwieg für eine Weile, ehe er sagte: "Ich wüsste gerne wie ich jetzt aussehe. Also, mit der Narbe im Gesicht. Würdest du mich begleiten, wenn ich zum See hinübergehe, um nachzusehen?“ "Natürlich“, antwortete Doflamingo. "Aber in meinen Augen hast du dich nicht sonderlich stark verändert. Ich finde, dass du aussiehst wie immer.“ Diese Worte waren nicht gelogen. Ihm machte die Narbe in Crocodiles Gesicht tatsächlich überhaupt nichts aus. Ganz im Gegenteil: Er war der Ansicht, dass sie ihm deutlich besser stand als die schwere Verletzung, die sich dort vor kurzem noch befunden hatte. Ob der Kater irgendwelche Narben am Körper besaß oder nicht, spielte für ihn keine große Rolle. Er war bloß froh darüber, dass dieser sich langsam wieder erholte. Hoffentlich würde er recht bald wieder vollkommen gesund sein. "Das sagst du bloß, weil du mich nur mit Narbe beziehungsweise Verletzung im Gesicht kennst“, erwiderte Crocodile mit undefinierbarer Stimme. "Für mich allerdings ist es ein völlig neuer Anblick. Ich möchte wissen, wie mein Gesicht jetzt aussieht.“ "Nun gut, dann lass uns zum See gehen“, meinte Doflamingo. "Mir soll es egal sein.“ Gemeinsam verließen sie ihre Höhle. Zu Fuß brauchten sie etwa zehn Minuten bis zum Ufer des Sees, zumindest in ihrer menschlichen Gestalt. Es störte Doflamingo ein wenig, dass er Crocodile noch immer nicht in der Gestalt seines Tiergeistes gesehen hatte. Inzwischen wusste er, dass der Kater nicht -wie von ihm vermutet- in einem Zoo gelebt hatte. Auch seine Hypothese, dass dieser den Tiergeist eines Panthers besaß, war von Crocodile weder bestätigt noch bestritten worden. Immer wieder fragte Doflamingo sich, wie dieser wohl in der Gestalt seines Tiergeistes aussehen mochte. Es dauerte nicht lange, bis sie das Ufer erreicht hatten. Es handelte sich um einen recht kleinen See, dessen Böschung nicht sonderlich tief oder steil war. Doflamingo beobachtete Crocodile genau. Der Kater war etwa zwei große Schritte von der glatten Wasseroberfläche entfernt stehen geblieben und schien sich nicht näher an sein Spiegelbild heranzutrauen. Sein Blick schweifte befangen über das klare Wasser des Sees. "Du musst das nicht tun“, versicherte Doflamingo ihm und rückte näher an den anderen Gestaltenwandler heran. "Wir können auch einfach wieder zurück zur Höhle gehen. Ich finde sowieso, dass du nicht anders aussieht als vorher.“ "Ich bin hierher gekommen, um mein Gesicht zu betrachten und genau das werde ich auch tun“, erwiderte Crocodile mit festerer Stimme als Doflamingo es ihm zugetraut hätte. "Ich bin kein Feigling. Außerdem werde ich mich früher oder später sowieso damit auseinandersetzen müssen. Es gibt also keinen Grund, um diesen Augenblick weiter hinauszuschieben.“ "Soll ich deine Hand festhalten?“, bot Doflamingo hilfsbereit an. Er bewunderte Crocodiles Stärke, doch er wollte ihm nicht das Gefühl vermitteln, diese Sache allein durchstehen zu müssen. Noch immer war er damit beschäftigt, den Kater von seinen Qualitäten als festen Partner zu überzeugen, und Doflamingo ahnte, dass dies eine ziemlich gute Gelegenheit für ihn darstellte. Crocodile nickte stumm. Doflamingo ergriff seine Hand und blieb neben ihm stehen. Er wusste, dass er den anderen Gestaltenwandler nicht dazu drängen sollte, sich sein Spiegelbild anzusehen. Auch wenn ihn persönlich die Narbe in Crocodiles Gesicht nicht störte, war ihm doch klar, dass es sich dabei für diesen selbst um einen sehr wichtigen Moment handelte. Der Kater sollte diesen Schritt gehen, wenn er sich bereit dazu fühlte. Irgendwann näherte sich Crocodile dem Wasser. Er drückte Doflamingos Hand so heftig, dass sie zu schmerzen begann, doch dieser gab keinen Laut von sich. Stattdessen folgte er dem Kater und sah gemeinsam mit ihm auf die glatte Wasseroberfläche hinab. Doflamingo beobachtete, wie Crocodiles bernsteinfarbenen Augen sich vor Schock und Scham weiteten, ehe er sich rasch wieder von seinem Spiegelbild abwandte. Anschließend ließ er ihn los und bedeckte mit beiden Händen sein Gesicht. "Was hast du?“, fragte Doflamingo besorgt nach und rückte nah an den anderen Gestaltenwandler heran. "Was ist denn auf einmal los mit dir?“ Crocodile schien ihm zuerst nicht antworten zu wollen, schüttelte bloß den Kopf und nahm die Hände nicht vom Gesicht. "Warum versteckst du dich?“ Doflamingo bemühte sich um einen sanften und ehrlichen Tonfall. "Komm schon, zeig mir dein hübsches Gesicht. Es gibt keinen Grund, um sich zu genieren.“ "Keinen Grund?“, wiederholte Crocodile und Doflamingo konnte nicht verhindern, dass es ihm kalt über den Rücken lief angesichts der Verzweiflung in der Stimme des Katers. "Keinen Grund? Es zieht sich eine Narbe quer über mein ganzes Gesicht! Ich sehe furchtbar aus! Ich bin entstellt! Das ist mehr als Grund genug, um sich zu genieren!“ "Du redest Unsinn“, versuchte Doflamingo den anderen Gestaltenwandler zu besänftigen. "Du siehst überhaupt nicht entstellt oder furchtbar aus. Ich finde, dass du sehr hübsch bist. Die Narbe in deinem Gesicht macht mir nichts aus. Du gefällst mir trotzdem!“ "Das sagst du nur, um mich zu trösten“, entgegnete Crocodile, dieses Mal jedoch mit deutlich schwächerer Stimme. Außerdem nahm er endlich die beiden Hände von seinem Gesicht. Er warf Doflamingo einen verunsicherten Blick zu. "Nein, das tue ich nicht“, meinte Doflamingo und ergriff die Hände seines Gegenübers. "Du hattest diese Verletzung in deinem Gesicht bereits, als ich dich das erste Mal gesehen habe. Erinnerst du dich? Draußen im Wald, noch bevor der Sturm aufzog: Du hast dich erschrocken und bist sofort davongelaufen. Ich habe dich gerettet und in meine Höhle gebracht, weil du mir gefällst. Aus diesem und keinen anderen Grund sonst. Würde mich die Verletzung in deinem Gesicht oder der Gedanke daran, dass sie eines Tages heilt und sich dort eine Narbe bildet, tatsächlich stören, dann hätte ich mir doch niemals die Mühe gemacht, nach dir zu suchen. Und zwar erst recht nicht, wenn draußen ein absolut horrender Sturm tobt. Oder? “ "Und was ist mit meinen beiden anderen Verletzungen?“, wollte Crocodile wissen. "Die Bissverletzung am Arm und die Schusswunde an der Taille? Sie sind dazugekommen, nachdem du mich bereits aufgenommen hattest. Auch an diesen beiden Stellen werden sich Narben bilden. Wer garantiert mir, dass sie dir ebenfalls nichts ausmachen werden?“ "Ich garantiere es dir“, erwiderte Doflamingo ohne auch nur einen Moment lang zu zögern. Er konnte überhaupt nicht nachvollziehen, wieso sich der Kater so viele Gedanken um seine Narben machte. Er selbst war ein wild lebender Gestaltenwandler: Er hatte in seinem Leben bereits vielerlei Wunden und Narben gesehen. Der Anblick machte ihm nicht das geringste aus. "Ich werde sogar froh darüber sein, wenn sich an deiner Taille und an deinem Arm Narben gebildet haben. Denn es bedeutet, dass die Wunden verheilt sind und ich mir keine Sorgen mehr darum machen muss. Narben sind genausowenig schlimm wie, was weiß ich, Dehnungsstreifen oder Muttermale. Bitte hör also auf solch einen Blödsinn zu reden, ja?“ "Meinst du das wirklich ernst?“, hakte Crocodile mit hoffnungsvoller Stimme nach. "Natürlich“, antwortete Doflamingo rasch. Er seufzte auf und fügte anschließend an: "Wie kommt es bloß, dass du so viele Selbstzweifel hast, was dein Äußeres angeht, Crocodile? So hätte ich dich gar nicht eingeschätzt. Du hast auf mich bisher stets einen sehr stolzen und selbstsicheren Eindruck gemacht.“ "Ich weiß“, erwiderte der Kater matt. "Es ist nur... Das klingt jetzt vielleicht arrogant, aber ich bin Leute mit Narben oder schweren Verletzungen einfach nicht gewohnt. Ich habe mein gesamtes bisheriges Leben in einem vielleicht einhundertzwanzig Quadratmeter großem Haus in der Vorstadt zugebracht. Ohne wild lebende Gestaltenwandler, Raubtiere und ohne Jäger. Weder meine beiden Brüder noch die menschliche Frau, die uns aufzog, ist jemals schwer verletzt worden. Da komme ich mir mit meinen gleich drei großen Wunden eben sehr seltsam vor.“ "Du musst dir nicht seltsam vorkommen“, betonte Doflamingo. "Du bist genauso normal wie ich es bin. Hör auf dir den Kopf über solche Dinge zu zerbrechen, ja?“ Crocodile nickte zaghaft. "Vielleicht hast du Recht“, meinte er und strich sich mit den Fingern der rechten Hand über die Narbe in seinem Gesicht. "Ich werde mich daran gewöhnen, denke ich. Mir bleibt sowieso keine andere Wahl. Auch wenn diese Narbe mich auf ewig an das schlimmste Ereignis in meinem Leben erinnern wird.“ Angesichts dieser Andeutung wurde Doflamingo hellhörig. Crocodiles Worte hörten sich nicht so an, als handelte es bei der Verletzung in seinem Gesicht um einen Unfall. Vermutlich war sie ihm also mutwillig zugefügt worden. Vielleicht sogar mit der Intention ihn zu töten. Diese Mutmaßung machte Doflamingo sofort schrecklich wütend. Vor allen Dingen stellte er sich die Frage, wieso nur irgendjemand den Kater hatte umbringen wollen. Zumindest auf ihn selbst machte der andere Gestaltenwandler nämlich keinen sonderlich bedrohlichen Eindruck. Doflamingo konnte sich nicht vorstellen, dass es sich um Notwehr gehandelt hatte. "Möchtest du darüber reden?“, fragte er den anderen Gestaltenwandler. "Bestimmt wirst du besser mit deiner Narbe zurechtkommen, wenn du jemandem anvertraut hast, woher sie stammt.“ Crocodile seufzte und zögerte. Er ließ seinen Blick eine Weile lang über den See und das Umland schweifen, ehe er schluckte und schließlich mit leiser Stimme meinte: "Ein Mann hat mir eine Axt ins Gesicht gerammt.“ Doflamingo wusste nicht so recht, was er erwartet hatte, doch dies sicherlich nicht. Er wusste weder, was er sagen noch was er tun sollte. Etwa eine halbe Minute lang starrte er den Kater einfach nur absolut fassungslos an. Dann schüttelte er ungläubig den Kopf und meinte: "Was?!“ "Ein Mann hat mir eine Axt ins Gesicht gerammt“, wiederholte Crocodile mit ruhiger Stimme. Er sah Doflamingo nicht in die Augen, sondern wich dessen Blick weiterhin aus. "Das... Ich... Das...“ Doflamingo schlug die Hände vor dem Mund zusammen. Helle Wut breitete sich in seinem Körper aus, nachdem der erste Schock verflogen war. Wie konnte man es nur wagen, dem Kater etwas solch Schreckliches anzutun? Wer nur war zu so einer Tat fähig? Um wen auch immer es sich handeln mochte: Doflamingo war sich sicher, dass er den Verantwortlichen finden und zur Strecke bringen würde. Er hatte nichts Besseres als einen langsamen und qualvollen Tod verdient! "Wer ist es gewesen?“, hakte er rasch mit zorniger Stimme nach. "Erzähl mir alles! Sag mir seinen Namen, damit ich mich auf die Suche nach ihm machen kann. Ich werde ihn seiner gerechten Strafe zuführen!“ "Ich weiß nicht“, meinte Crocodile plötzlich mit schwacher Stimme und senkte den Blick. "Wenn ich recht darüber nachdenke, bin ich mir nicht sicher, ob ich mich an dieses Ereignis zurückerinnern möchte. Vielleicht sollte ich es lieber aus meinem Gedächtnis streichen?“ "Aber willst du denn nicht, dass ich den Mann bestrafe?“, bohrte Doflamingo mit hitziger Stimme nach. Plötzlich gab es für ihn kein Halten mehr. Er spürte, dass er ungeduldig wurde. Er wollte den Kater beschützen und jeden töten, der ihm Leid zufügte. Crocodiles unerwartete Zurückhaltung konnte er gar nicht nachvollziehen. "Möchtest du nicht, dass ich ihn umbringe? Damit er niemals wieder eine solche Greueltat verüben kann? Ich werde ihn zerfleischen!“ "Er ist längst schon tot“, erwiderte zu seiner Verwunderung der anderen Gestaltenwandler. "Meine Brüder haben ihn umgebracht. Sie taten es, um mich zu beschützen, und mussten dafür mit dem Leben bezahlen.“ Auch mit der Tatsache, dass Crocodiles Brüder in diese Angelegenheit verwickelt waren, hatte Doflamingo nicht gerechnet. Die vielen kleinen Puzzleteile, die der Kater ihm bröckchenweise zuwarf, formten sich langsam zu einem Bild. Trotzdem fehlten ihm noch einige wichtige Informationen. Doflamingo wollte unbedingt die ganze Geschichte hören. Damit er Crocodile besser verstehen und auch trösten konnte. Der andere Gestaltenwandler hatte es verdient, die Erinnerungen an dieses schlimme Ereignis nicht länger allein ertragen zu müssen, sondern mit jemandem teilen zu können. "Erzähl mir, was passiert ist“, meinte darum Doflamingo in einem Tonfall, der ein wenig herrischer klang als beabsichtigt. Er wollte den Kater nicht in Bedrängnis bringen, doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann brannte er darauf zu erfahren, was geschehen war. Er wollte mehr über die dubiose Vergangenheit des anderen Gestaltenwandlers erfahren. Crocodile wirkte noch immer nicht ganz überzeugt. Erst als Doflamingo erneut nach seinen beiden Händen griff und sie ermunternd drückte, entschied sich der Kater schließlich dazu, ihm seine Geschichte zu erzählen. Er gab ein resigniertes Seufzen von sich und schloss die Augen, während er meinte: "Gemeinsam mit meinen beiden Halbbrüdern habe ich in einem Haus in der Vorstadt gelebt. Eine menschliche Frau namens Tashigi zog uns groß. Ihr gehörte schon unsere Mutter, die bei meiner Geburt verstorben ist. Meine Brüder und ich haben unterschiedliche Väter, aber dieselbe Mutter, musst du wissen. Und auch wenn wir das Haus nicht verlassen durften und wie Kuscheltiere behandelt wurden, führten wir ein schönes Leben. Tashigi ist immer sehr gut zu uns gewesen; sie hat niemals Gewalt gegen uns angewendet. Alles änderte sich jedoch, als sie irgendwann einmal einen Arbeitskollegen mit nach Hause brachte, mit dem sie ausging. Sein Name war Smoker. Er war ein sehr großer, kräftiger Mann - und konnte Gestaltenwandler nicht ausstehen. Bei jeder Gelegenheit beschimpfte und quälte er uns. Tashigi gefiel dieses Verhalten nicht, doch sie hat auch nichts unternommen, um Smoker zu stoppen. Vielleicht weil sie verliebt in ihn war, ich weiß es nicht. Jedenfalls... Mihawk und Zoro, ähm, also meine Brüder, haben sich gestritten. Ich weiß gar nicht mehr genauso wieso. Ich glaube, es ging bloß um irgendeine Kleinigkeit. Die beiden gerieten sich ständig in die Haare. Und, nun ja, bei ihrem Streit stießen sie aus Versehen eine Vase um. Smoker hat den Lärm gehört und ist in die Küche gekommen, wo das Malheur passiert war und wo wir Drei uns im Moment aufhielten. Er ist fuchsteufelswild geworden. Die Vase gehörte zwar nicht ihm, doch darin hatten sich Blumen befunden, die er Tashigi geschenkt hatte. Nachdem er uns beschimpft hatte, ist er aus der Küche verschwunden. Meine Brüder und ich haben natürlich erleichtert aufgeatmet, weil wir dachten, dass er sich nun wieder beruhigt hätte. Schließlich war es bloß um eine ganz gewöhnliche Kaufhausvase gegangen; und seine Blumen lagen zwar auf dem Boden, doch hatten keinen Schaden genommen. Man hätte sie problemlos einfach in eine andere Vase stellen können. Leider irrten wir uns: Smoker hatte sich nicht beruhigt. Ganz im Gegenteil: Als er zurückkehrte, hielt er die Axt in der Hand, die normalerweise im Gartenschuppen lag. Unser Haus besaß nämlich einen Kamin und deswegen wurde im Winter häufig Holz gehackt. Mit der Axt ging Smoker auf uns los. Er war völlig außer sich und schlug immer wieder um sich. Ich wollte die Hintertüre öffnen, um einen Fluchtweg für uns zu schaffen, doch bin über meine eigenen Beine gestolpert. Smoker nutzte diese einmalige Gelegenheit und... und... rammte mir die Axt mitten ins Gesicht. Glücklicherweise nicht mit voller Kraft (einen solchen Schlag hätte ich niemals überlebt), denn Mihawk und Zoro gingen sofort auf ihn los. Ich... ich war wie paralysiert. Für eine Weile habe ich einfach nur dagesessen und mir die Hände aufs Gesicht gedrückt. Sie... sie waren voller Blut. Irgendwann bin ich wieder aufgestanden. Zoro lag tot am Boden. Ihn hatte ein Axthieb am Hinterkopf getroffen. Es war ein schrecklicher Anblick. Sein Schädel war... es sah so aus als wäre er... er... Ich... Blut und... und ich... konnte sein G-gehirn sehen.“ Die Worte, die aus Crocodiles Mund kamen, ließen sich nur schwer zu sinnvollen Aussagen zusammenfügen. Doflamingo ließ die Hände des Katers los und legte stattdessen seine Arme um dessen bibbernden Körper. Plötzlich war er sich nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, Crocodile dazu zu drängen, ihm seine Geschichte zu erzählen. Der andere Gestaltenwandler litt offensichtlich sehr stark unter den Geschehnissen. Seine Stimme zitterte und stockte, während er fortfuhr. "Ich habe mich wieder aufgerappelt. Mihawk kämpfte unterdessen mit Smoker. Ein Axthieb traf ihn am... am Bauch. Ich habe diesen Moment genutzt, um Smoker die Axt zu entreißen. Ich wollte ihm den Kopf abhauen, aber ich... ich bin ausgerutscht auf einer Blutlache und mir ist die Axt aus den Händen gefallen. Auf dem Küchenboden lag ich direkt neben Zoros … neben Zoros Kopf... seinem Gehirn... ich... sein Schädel war zertrümmert und sein Gehirn... ich... ich... Mihawk hat die Axt an sich genommen. Dann hat er sich umgedreht und das getan, was eigentlich ich tun wollte: Smokers Kopf von seinem Hals trennen. Smoker war tot. Zoro war auch tot. Und Mihawk schwer verletzt. Die Küche sah nicht mehr aus wie eine Küche: Überall war Blut und... und... die Schränke kaputt geschlagen. Es war ein Alptraum. Mihawk sagte, dass wir verschwinden müssten. Ich habe zuerst gar nicht verstanden wieso. Dann hat er mir erklärt, dass man uns einschläfern lassen würde, sollte man uns mit Smokers Ermordung in Verbindung bringen. Denn auch wenn wir bloß aus Notwehr heraus gehandelt hatten, waren wir nur Gestaltenwandler. In der Welt der Menschen besaßen wir keine Rechte. Also... ließen wir Smokers und Zoros Leichen zurück und verschwanden.“ Crocodile schwieg für eine Weile. Doflamingo konnte den erstickten Atem des Katers an seiner Brust spüren. Er gab ihm einen Kuss auf die Stirn und verstärkte die Umarmung. Um ehrlich zu sein, konnte Doflamingo nicht so recht fassen, was er gerade erfahren hatte. Er hätte niemals damit gerechnet, dass Crocodile solch tragische Geschehnisse hatte durchleben müssen. Am liebsten würde er diesen Smoker aus dem Reich der Toten zurückholen, nur um ihn auf eine umso grausamere Weise dorthin zurückzuschicken. "Mihawk und ich haben uns ein, zwei Tage lang in der Stadt durchgeschlagen. Dann ist auch er gestorben. Die Wunde an seinem Bauch war schlimm und uns fehlten die Mittel, sie zu versorgen. Ich blieb bis zum Ende bei ihm. Er sagte zu mir, ich sollte mir einen sicheren Unterschlupf suchen; am besten die Stadt verlassen. Und... das habe ich auch getan. Ich hatte keine andere Wahl als seine Leiche zurückzulassen. Ich konnte ihn nicht begraben, genausowenig wie Zoro. Stattdessen habe ich mich auf den Weg in den Wald gemacht. Nun ja... und dann hast du mich gefunden.“ Doflamingo sagte eine Weile lang nichts, sondern hielt den anderen Gestaltenwandler einfach bloß fest im Arm. Crocodile presste seinen Kopf eng an seine Brust; er schien den Tränen nahe zu sein, doch weinte nicht. Selbst in dieser Situation war er einfach zu stolz, um seine Schwäche zu äußern, dachte Doflamingo und wusste nicht, ob er den Kater bewundern oder bemitleiden sollte. Irgendwann beruhigte sich der andere Gestaltenwandler wieder einigermaßen. Er schien noch lange nicht über den Tod seiner beiden Brüder hinweg zu sein, doch machte zumindest nicht mehr den Eindruck, jeden Moment in Tränen auszubrechen. Doflamingo löste die Umarmung, doch hielt Crocodile weiter an den Händen fest. "Lass uns zurück zur Höhle gehen“, meinte er und bemühte sich um einen verständnisvollen und aufmunternden Tonfall. "Wenn du möchtest, kannst du mir dort mehr von deinen Brüdern erzählen. Nicht nur von ihrem Tod, sondern vielleicht auch von schönen Dingen. Natürlich nur, wenn du möchtest. Ansonsten können wir uns einfach nebeneinander ins Bett legen und ein wenig schweigen. Mir ist beides recht.“ Crocodile nickte zaghaft. "Hört sich gut an“, meinte er und folgte Doflamingo, ohne dessen Hand loszulassen. ~ "Du verhälst dich wie ein Macho!", warf Crocodile dem anderen Gestaltenwandler wütend vor. "Glaub ja nicht, dass ich mir ein solches Benehmen gefallen lasse! Ich bin kein kleines Kitten, das du nach Lust und Laune herumschubsen kannst." bye sb Kapitel 11: Part III: Zukunft und Erfolg ---------------------------------------- Es ist ein unwahrscheinlich schönes Gefühl, endlich kein bisschen Verband mehr am Körper tragen zu müssen", meinte Crocodile munter und widerstand nur mit viel Mühe der Versuchung, mit den Fingern über das frische Narbengewebe an seiner Taille zu streichen. "Das glaube ich dir gerne", erwiderte Doflamingo, der sorgsam die inzwischen verheilte Verletzung begutachtete. "Ich bin ebenfalls froh darüber, dass du wieder einigermaßen gesund bist. Ich muss mir also weniger Sorgen um dich machen." Er grinste neckisch. "Wieso nur einigermaßen gesund?", fragte Crocodile eingeschnappt nach. "All meine Wunden sind verheilt und du hast mich auf ein gutes Gewicht aufgefüttert. Ich würde sagen, dass es mir gesundheitlich kaum besser gehen könnte." "Ich weiß ja nicht", meinte Doflamingo ausweichend. "Vielleicht solltest du dich lieber noch ein wenig schonen." "Du redest Unsinn", sagte Crocodile. Er konnte überhaupt nicht nachvollziehen, warum der Wolf seinen deutlich verbesserten Gesundheitszustand nicht würdigen wollte. Schließlich hatte es mehrere Wochen gedauert, bis endlich alle drei Wunden vollständig verheilt waren. Crocodile war sehr glücklich über diesen Fortschritt. Nun brauchte er sich nicht mehr als Belastung zu fühlen, sondern konnte ebenfalls zu ihrem Lebensunterhalt beitragen. "Von mir aus können wir heute noch zusammen auf Jagd gehen", schlug Crocodile eifrig vor. Um ehrlich zu sein, konnte er kaum erwarten endlich sein erstes eigenes Beutetier zu erlegen. Erst wenn er gelernt hatte zu jagen, würde er tatsächlich ein wild lebender Gestaltenwandler sein. Derzeit war er noch immer sehr stark davon abhängig, dass der Wolf ihn mitversorgte; ein Umstand, der schrecklich an ihm nagte. "Heute war ich doch schon auf Jagd", wandte Doflamingo ein. Seltsamerweise schien er Crocodiles Enthusiasmus nicht zu teilen. "Na und? Wir können doch einfach einen zweites Jagdzug starten. Ich gehe sowieso davon aus, dass ich bei meinem ersten Versuch nicht unbedingt den großen Fang landen werde. Aber ich möchte gerne schon einmal ein paar Jagdtechniken erlernen. Du kannst mir doch sicher eine Menge Tipps geben, nicht wahr?" "Ich habe nein gesagt." Doflamingo blieb beharrlich bei seiner Meinung. Außerdem verzog er den Mund und wich Crocodiles Blick aus. Verwundert zog Crocodile seine Augenbrauen zusammen. Auch wenn er es nach außen hin nicht deutlich machte, verletzte ihn die Ablehnung des anderen Gestaltenwandlers doch sehr. Er war es nicht gewohnt, dass Doflamingo schlechte Laune hatte oder ihm einen Wunsch verwehrte. Normalerweise ertränkte ihn der Wolf geradezu in Fürsorge und Liebesbekundungen. "Was ist los mit dir?", fragte er darum mit vorsichtiger Stimme nach. "Mit mir ist nichts los", erwiderte Doflamingo rasch. "Ich denke bloß, dass es zu früh ist, um dir das Jagen beizubringen. Wir sollten lieber noch ein wenig warten. Ich möchte nicht, dass deine Verletzungen wieder aufreißen." "Es gibt keinen Grund, um sich Sorgen um mich zu machen", versicherte Crocodile dem Wolf und bemühte sich um eine zuversichtlich klingende Stimme. "Mir geht es gut. Eben habe ich den letzten Fetzen Verband abgenommen. Wir müssen keine Rücksicht mehr auf meinen gesundheitlichen Zustand nehmen. Diese Zeit ist endlich vorbei." "Trotzdem", wandte Doflamingo ein, der noch immer nicht überzeugt wirkte. "Aber welche Argumente hast du denn vorzuweisen?", hakte Crocodile hitzig nach. "Gesundheitlich geht es mir gut. Es gibt absolut keinen Grund, um mir meinen Wunsch zu verwehren!" "Letzendlich bleibt es meine Entscheidung", erwiderte Doflamingo beharrlich und in einem überaus ungeduldig klingenden Tonfall. "Vielleicht habe ich dich zu sehr verwöhnt, aber ob du es glaubst oder nicht: Ich muss dir nicht jeden einzelnen deiner Wünsche erfüllen! Nein heißt nein!" "Warum bist du so fies zu mir?" Crocodile verstand nicht, wieso Doflamingo plötzlich solch schlechte Laune hatte und sich ihm gegenüber aggressiv und abweisend verhielt. "Ich habe dir doch überhaupt nichts getan! Außerdem hatten wir ausgemacht, dass du mir das Jagen beibringst, sobald es mir besser geht. Wieso wehrst du dich so heftig dagegen?" "Hör auf mich zu nerven", speite ihm der Wolf genervt und ungeduldig entgegen. "Ich habe nein gesagt und dabei bleibt es auch. Du solltest nicht vergessen, dass ich dir keine Rechenschaft schuldig bin!" "Du verhälst dich wie ein Macho!", warf Crocodile dem anderen Gestaltenwandler wütend vor. "Glaub ja nicht, dass ich mir ein solches Benehmen gefallen lasse! Ich bin kein kleines Kitten, das du nach Lust und Laune herumschubsen kannst." "Doch, genau das bist du!", erwiderte Doflamingo mindestens ebenso wütend. "Glaubst du, ich wäre inzwischen nicht dahinter gestiegen, welchen Tiergeist du besitzt? Du bist eine kleine Hauskatze! Völlig unerfahren, was das Leben draußen in der Wildnis angeht! Ohne mich als Lehrer würdest du doch nicht einmal eine Mücke fangen! Du bist von mir abhängig. Ich bin der Alpha in dieser Beziehung. Also ist es auch allein meine Entscheidung, wann ich dir das Jagen beibringe und wann nicht. Verstanden?" Crocodile verschlug es die Sprache. Völlig entsetzt starrte er Doflamingo an. In seinem Kopf schwirrten mindestens einhundert verschiedene Gedanken umher, doch er bekam nicht einen einzigen zu fassen. "Was?!", war der erste Laut, der nach einer Weile des Schweigens über seine Lippen kam. Er war völlig empört und fühlte sich sehr verletzt. Wieso beleidigte ihn der Wolf und führte sich herablassend auf? So kannte er Doflamingo gar nicht. Außerdem verwirrte es ihn, dass dieser anscheinend über seinen Tiergeist Bescheid wusste, doch zuvor niemals ein Wort darüber verloren hatte. "So geringschätzig denkst du also von mir?", meinte Crocodile mit teils verärgerter, teils gekränkter Stimme. "Wenn du mich tatsächlich für so dumm wie ein Kitten hältst, dann frage ich mich, wieso ich mich überhaupt mit dir abgebe. Vielleicht sollte ich lieber gehen!" Auch wenn Crocodile wusste, dass Doflamingos Worten ein Körnchen Wahrheit zugrunde lag und er draußen im Wald allein nicht zurechtkommen würde, meinte er diese Drohung tatsächlich ernst. Er war nämlich viel zu stolz, um sich von jemandem herumkommandieren zu lassen, der ihn für einen unfähigen Idioten hielt. Denn ein Dummkopf war er beileibe nicht! Also drehte Crocodile sich um, verließ das gemütliche Bett und machte sich auf den Weg zum Ausgang der Höhle. Er wurde von Doflamingo aufgehalten, noch ehe er drei Schritte wit gekommen war. Der andere Gestaltenwandler hielt ihn am rechten Unterarm fest und meinte überraschenderweise in einem recht versöhnlichen Tonfall: "Nein. Bleib bitte hier. Ich möchte nicht, dass du jetzt gehst." "Wann und wohin ich gehe, ist allein meine Entscheidung", erwiderte Crocodile schnippisch und wandte sich aus dem Griff des anderen Gestaltenwandlers. Wieso nur gab Doflamingo sich plötzlich so verträglich, wo er ihn doch eben noch beschimpft und gedemütigt hatte? "Du hast Recht", meinte Doflamingo. "Es ist deine Entscheidung. Ich könnte dich dazu zwingen hierzubleiben, doch das möchte ich nicht. Darum werde ich dich bitten: Bitte geh nicht, Crocodile. Sondern bleib hier bei mir." "Was ist eigentlich los mit dir?" Crocodile verlor langsam die Geduld. Irritiert und verunsichert sah er seinem Gegenüber in die Augen. "Erst hältst du mir vor die Nase, was für eine ... minderwertige Kreatur ich bin und einen Moment später bittest du mich darum, nicht wegzugehen. Habe ich irgendetwas verpasst? Woher nur kommen diese seltsamen Stimmungsschwankungen, Doflamingo? Und seit wann weißt du überhaupt, dass ich den Tiergeist einer... einer Hauskatze besitze?" Das Aussprechen der letzten Worte fiel Crocodile schwer, doch er bemühte sich darum, sich sein Unwohlsein nicht anmerken zu lassen. "Ich habe dich niemals als eine minderwertige Kreatur bezeichnet!", warf Doflamingo rasch und mit unerwartet eindringlicher Stimme ein. "Diese abscheulichen Worte hast du in den Mund genommen, nicht ich!" "Du hast behauptet, dass ich unerfahren bin und ohne deine Hilfe nicht einmal eine Mücke erjagen könnte", wandte Crocodile ein. "Dass ich von dir abhängig bin. Und dass du der Alpha in unserer Beziehung bist? Was soll das überhaupt bedeuten: Alpha?" "Damit wollte ich nicht sagen, dass du minderwertig bist", entgegnete Doflamingo. "So etwas würde ich niemals behaupten! Mir macht es nichts aus, dass du mit dem Tiergeist einer Hauskatze gesegnet worden bist. Ich finde es sogar ganz schön niedlich. Bitte denk also nicht, dass ich dich aus diesem Grund verabscheuen oder herabsetzen würde!" "Wenn du mich nicht für unfähig und minderwertig hältst", hakte Crocodile verwundert nach, "aus welchem anderen Grund möchtest du mir dann das Jagen nicht beibringen?" Er konnte genau sehen wie Doflamingo mit sich selbst rang. Der Wolf biss sich auf die Unterlippe und ließ den Blick nervös durch die ganze Höhle schweifen, ehe er schließlich zugab: "Es ist wegen dem Versprechen, das ich dir gegeben habe. Erinnerst du dich? Ich sagte, ich stünde in deiner Schuld und würde Wiedergutmachung leisten, indem ich dich gesund pflege und dir alle Fertigkeiten beibringe, die du für das Überleben in der Wildnis brauchst. Dass es dir danach freisteht zu entscheiden,ob du bleiben oder gehen möchtest. Und, nun ja, du kannst jetzt einem Huhn die Federn rupfen und einem Säugetier das Fell abziehen, du kannst die inneren Organe entnehmen und das Fleisch zerlegen. Du weißt, wie man sich im Wald orientiert und in einer Gefahrensituation richtig verhält. Ich habe dir erklärt, wie man sich draußen am besten versteckt und einen Unterschlupf für die Nacht findet. Das einzige, was du noch lernen musst..." "... ist das Jagen", beendete Crocodile den Satz des anderen Gestaltenwandlers. Er konnte nicht so recht fassen, was dieser ihm da gerade eben mitgeteilt hatte: "Du hast dich geweigert mir das Jagen beizubringen, weil du befürchtest, dass ich dich danach verlassen würde?" "So in etwa", bestätigte Doflamingo unwillig. "Jedenfalls wärst du nicht mehr an mich gebunden, sobald du dir selbst Nahrung beschaffen könntest. Du hättest die Wahl bei mir zu bleiben oder für immer zu gehen. Und diese Wahl wollte ich noch ein wenig länger hinauszögern. Du gefällst mir einfach unfassbar gut, Crocodile. Der Gedanke, dass du irgendwann vielleicht nicht mehr in meiner Höhle auf mich wartest, dass ich meine Beute nicht mehr mit dir teile und du nachts nicht mehr neben mir schläfst, ist einfach unerträglich. Ich halte dich keinesfalls für eine minderwertige Kreatur. Ganz im Gegenteil: Ich würde dich sehr vermissen." "Meinst du das ernst?", hakte Crocodile zögerlich nach. Sie beide hatten lange nicht mehr über die Zukunft gesprochen. Crocodile spielte sowieso nur recht selten mit dem Gedanken, Doflamingo zu verlassen und ein einsames Leben draußen in den Wäldern zu führen. In der Höhle des Wolfes gefiel es ihm trotz seiner anfänglichen Bedenken sehr gut und er würde gerne weiterhin gemeinsam mit Doflamingo hier wohnen bleiben. Der andere Gestaltenwandler nickte. Crocodile brachte ein zaghaftes Lächeln zustande und fuhr Doflamingo mit der rechten Hand sanft durch das blonde Haar. "Du musst dir keine Sorgen machen", erklärte er dem Wolf. "Es gibt keinen Grund, um sich vor dieser Entscheidung zu fürchten. Ich habe nicht vor dich zu verlassen. Mir gefällt es hier sehr gut. Wohin sollte ich auch gehen? Diese Höhle ist das einzige Zuhause, das ich habe. Ich bin sehr glücklich darüber, hier mit dir leben zu dürfen." "Das ist schön zu hören", erwiderte Doflamingo erleichtert aufatmend. Er lächelte, beugte sich ein Stück nach vorne und gab Crocodile einen liebevollen Kuss auf die Lippen. Crocodile ließ den Kuss zu. Er kannte sich zwar nicht sonderlich gut aus, was das Küssen anging (es handelte sich um seinen ersten richtigen Kuss), doch er genoss das Gefühl von weichen und warmen Lippen auf den seinen. Der Körperkontakt zu Doflamingo bereitete ihm inzwischen überhaupt keine Probleme mehr. Auch wenn er zugeben musste, dass der Wolf niemals zuvor seine Zuneigung auf eine solch eindeutige Art und Weise ausgedrückt hatte. "Hat dir der Kuss gefallen?", fragte Doflamingo gespannt nach, nachdem sie beide sich wieder voneinander gelöst hatten. Crocodile nickte verlegen und spürte, dass sein Gesicht ganz heiß wurde. Er war eine sehr prüde Person und schämte sich ein wenig dafür, so wenig Erfahrung hinsichtlich Sex und Körperlichkeit zu besitzen. Wieder musste er daran denken, dass Doflamingo meinte, er hätte schon hunderte Male Sex gehabt. Da konnte er natürlich nicht mithalten. "Wie ist das nun zwischen uns?", fragte Crocodile zögerlich nach. Er war sich dessen bewusst, dass er den anderen Gestaltenwandler sehr mochte, und wollte unbedingt Klarheit über die Art ihrer Beziehung haben. Immerhin war er ein sehr gewissenhafter junger Mann. Er wollte seine ersten Erfahrungen mit jemandem machen, dem er viel bedeutete und für den er nicht bloß einen netten Zeitvertreib darstellte. "Wie soll es denn sein?" Doflamingo zog die Augenbrauen zusammen, doch grinste gleichzeitig zuversichtlich. "Du gefällst mir, ich gefalle dir. Ich sehe kein Problem." "Du weißt, was ich meine", entgegnete Crocodile und verschränkte die Arme vor der Brust. "Möchtest du eine ernsthafte Beziehung? Oder siehst du in mir bloß ein hübsches Spielzeug?" "Muss denn alles einen Namen haben?", erwiderte der Wolf und gab ein teils ernst, teils neckisch klingendes Seufzen von sich. "Aber wenn dir eine klare Definition so wichtig ist: Ja, ich habe Interesse an einer ernsthaften Beziehung. Wenn dies nicht der Fall wäre, hätte ich mir schließlich nicht die Mühe gemacht mich so lange zu gedulden, sondern hätte mir sofort genommen, was ich begehre. Aber ich bin nicht Law. Mir gefällt nicht nur dein Körper, sondern auch dein Charakter. Und darum stellst du für mich nicht bloß einen Zeitvertreib oder ein Spielzeug dar. Du bist der Mann, neben dem ich abends einschlafen und morgens aufwachen möchte." Er zögerte einen Moment lang, ehe er schnippisch hinzufügte: "Reicht dir diese Erklärung oder soll ich fortfahren?" "Mir reicht diese Erklärung", meinte Crocodile und fragte sich, ob der andere Gestaltenwandler überhaupt irgendeine Sache ernst nehmen konnte. Dann kam ihm eine andere Frage in den Sinn: Nun da sie beide mehr oder weniger offiziell ein Paar waren ... würde Doflamingo jetzt von ihm erwarten, dass er mit ihm schlief? Crocodile wusste nicht, ob es üblich war, dies gleich zu Beginn einer Beziehung zu tun oder noch ein wenig zu warten. Er wusste ja nicht einmal, wie Sex -also der technische Vorgang- überhaupt funktionierte, von irgendwelchen sozialen Etiketten ganz zu schweigen. Hoffentlich würde er da nicht von einem Fettnäpfchen ins nächste treten und Doflamingo durch seine Unwissenheit unabsichtlich verletzen. "Mach dir keine Sorgen", meinte der Wolf, der seine Gedanken erraten zu haben schien; seine Stimme klang ehrlich und zärtlich, stellte Crocodile erleichtert fest. "Wir lassen uns mit allem so viel Zeit wie du brauchst. Ich werde dich zu nichts drängen. Von mir aus müssen wir auch nicht direkt mit echtem Sex anfangen, also Penetration; wir können alles einfach Schritt für Schritt machen. Zuerst Petting und dann zu einem späteren Zeitpunkt die Penetration. Fühl dich bitte nicht unter Druck gesetzt, ja?" Crocodile nickte zaghaft. Er zögerte einen Moment lang, ehe er fragte: "Was ist Petting? Und, ähm, was hat Penetration mit Sex zu tun? Was muss denn wo eindringen? Von diesen Dingen verstehe ich nichts." Doflamingo warf ihm einen verwunderten Blick zu. Dann schüttelte er den Kopf und murmelte: "Es ist wirklich unglaublich, dass ein junger Mann so wenig über Sex weiß." "Darüber haben wir doch schon gesprochen!", warf Crocodile verärgert ein. "Von wem soll ich denn auch etwas über Sex gelernt haben? Du weißt doch, dass ich mein gesamtes bisheriges Leben gemeinsam mit meinen Brüdern in einem Haus in der Vorstadt zugebracht habe. Ich hatte nie Gelegenheit dazu, irgendwelche Erfahrungen zu sammeln!" "Es sollte kein Vorwurf sein", lenkte Doflamingo rasch ein. "Mir ist klar, dass du nichts dafür kannst. Allerdings stellt dieser Umstand für mich natürlich eine besondere Herausforderung dar. Schließlich werde wohl ich derjenige sein, der dich aufklären muss. Und ich möchte dich nicht überfordern oder verschrecken." "Wir kriegen das schon hin", meinte Crocodile und bemühte sich um einen zuversichtlichen Tonfall. Trotzdem konnte er nicht verhehlen, dass er sich doch ein wenig sorgte: Er hatte nicht damit gerechnet, dass seine Jungfräulichkeit für Doflamingo ein solch großes Problem darstellte. Unter keinen Umständen wollte er ihn belasten. Am liebsten würde er seine ersten Erfahrungen zwar mit ihm machen, doch wenn dies für den Wolf so viele Schwierigkeiten bedeutete, könnte er sich vielleicht auch damit anfreunden, sein erstes Mal mit einem anderen Gestaltenwandler zu erleben. "Aber, ähm, wenn meine fehlende Erfahrung ein so großes Problem darstellt, dann kann ich auch erst Erfahrungen mit jemand Anderem sammeln, bevor wir beide Sex haben, wenn du möchtest. Ich will dich mit meiner Jungfräulichkeit nicht in eine unangenehme Lage bringen, weißt du. Also, wenn du so viel Wert darauf legst, dann..." "Nein! Nein, auf gar keinen Fall!", unterbrach ihn sofort Doflamingo. Der Wolf wirkte plötzlich ganz irritiert und aufgewühlt. "Schlag dir diese Idee so schnell wie möglich wieder aus dem Kopf! Natürlich möchte ich nicht, dass mein Partner sein erstes Mal mit irgendeinem anderen Gestaltenwandler hat! Wie kommst du nur auf solchen Unsinn!?" "Ich, ähm..." Crocodile fuhr sich verunsichert mit der rechten Hand über den Mund. "Ich habe es nur gut gemeint. Ich wusste nicht, dass es schlimm ist, wenn ich mit einem Anderen Sex habe. Ich, ähm, wollte dir doch nur einen Gefallen tun. Bitte sei jetzt nicht wütend auf mich, ja? Ich weiß es doch nicht besser!" "Ist schon gut", meinte Doflamingo und klang nun wieder viel besonnener. "Auch wenn dieses Angebot ziemlich dubios geklungen hat, kann ich mir doch denken, dass du es nicht böse meinst. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen: Für mich ist es kein Problem, dass du noch Jungfrau bist. Wir beide kriegen das schon hin, ich verspreche es dir. Schließlich hat jeder irgendwann sein erstes Mal." Er lächelte freundlich, ehe er hinzufügte: "Ähm, allerdings wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn ich dir jetzt schon die eine oder andere Sache erkläre." Crocodile wurde hellhörig. Er nickte und hing gespannt an Doflamingos Lippen. Seiner Ansicht nach konnte er jeden Tipp, was Sex anging, gut gebrauchen. Je mehr er über Geschlechtsverkehr wusste, desto leichter würde dieser ihm fallen, wenn es endlich soweit war. "Wir beide sind jetzt in einer festen Beziehung. Das bedeutet, dass nur wir miteinander schlafen. Der Sex mit einer fremden Person gilt als schwerer Vertrauensbruch, der meistens dazu führt, dass die Beziehung früher oder später in die Brüche geht. Du solltest also auf keinen Fall Sex mit jemand Anderem als mir haben. Das wäre Betrug. Hast du das verstanden?" Crocodile nickte. Er zögerte einen kurzen Moment lang, ehe er fragte: "Stell dir mal vor, wir beide wären bereits in einer Beziehung gewesen, als ich in die Fänge von Law geraten bin. Und du wärst nicht rechtzeitig aufgetaucht. Wenn er mich also vergewaltigt hätte... würde ein solcher Vorfall auch als Betrug und Vertrauensbruch gelten?" Doflamingos Augen weiteten sich entsetzt und er schüttelte hektisch den Kopf. "Nein, auf keinen Fall", meinte er mit eindringlicher Stimme. "Wenn es gegen deinen Willen geschieht, ist es natürlich kein Vertrauensbruch. Es ist nicht die Schuld des Opfers, wenn es vergewaltigt wird. Nur wenn du dich freiwillig auf einen anderen Gestaltenwandler einlässt, ist es Betrug. Es hängt davon ab, ob du es möchtest oder nicht." "Okay, das klingt logisch", erwiderte Crocodile. Damit konnte er sich abfinden. Er war froh darüber, dass Doflamingo sich die Zeit nahm, ihm so viele Dinge zu erklären, die ihm selbst vermutlich ganz selbstverständlich erschienen. Es gab noch vieles, was er über Sex und Liebesbeziehungen zu lernen hatte, dachte er, bevor er bereit für sein erstes Mal sein würde. "Es gibt zwei verschiedene Jagdtechniken, die besonders wichtig sind: die Hetzjagd und die Lauerjagd", erklärte Doflamingo dem Kater, während sie gemeinsam durch den Wald streiften. Crocodile hatte ihn endlich dazu überreden können, ihm das Jagen beizubringen. Auch wenn Doflamingo inzwischen das Wort des anderen Gestaltenwandlers hatte, dass dieser bei ihm bleiben wollte, hatte er diesen Tag so lange wie möglich hinausgezögert. Er verhehlte nicht, dass es ihm gefiel, den Kater zu versorgen und mit delikatem Fleisch zu verwöhnen. Trotzdem war er sich dessen bewusst, dass Crocodile irgendwann lernen musste sich selbst zu versorgen. Es war besser, wenn dieser im Notfall allein zurechtkam. Schließlich wusste man nie, was der nächste Tag bringen würde. "Ich persönlich hetze meine Beute am liebsten", meinte Doflamingo und genoss es, dass der Kater ihm wieder einmal gespannt an den Lippen hing. "Da ich in der Gestalt meines Tiergeistes sehr ausdauernd bin, fällt es mir leicht, Beute auch über eine lange Distanz hinweg zu verfolgen. Irgendwann bricht das Beutetier dann vor Erschöpfung zusammen und du musst ihm nur noch die Kehle durchbeißen. Der Vorteil besteht darin, dass du dich selbst kaum in Gefahr bringst, weil du das Tier nicht erst überwältigen musst. Der Nachteil ist natürlich der, dass dir das Beutetier entkommt, wenn du zu langsam bist oder über keinen langen Atem verfügst. Die Alternative zur Hetzjagd besteht darin, sich an das Beutetier anzuschleichen, ihm aufzulauern und im günstigsten Moment zuzuschlagen. Hierfür musst du besonders leise und geschickt sein. Die Lauerjagd bietet sich besonders gut an bei kleinen und flinken Tieren wie Kaninchen, Vögel, Mäuse oder was auch immer. Es macht nämlich nur wenig Sinn zum Beispiel Kaninchen zu hetzen, weil diese natürlich verdammt schnell sind und aufgrund ihrer geringen Körpergröße leicht ein Versteck finden, in dem sie sicher vor dir sind." "Welche Jagdtechnik würdest du mir empfehlen?", fragte Crocodile nach. Doflamingo entging der wissbegierige und gespannte Unterton in der Stimme des Katers nicht. Ob er es zugeben wollte oder nicht: Es machte ihn sehr stolz zu wissen, dass der andere Gestaltenwandler eine hohe Meinung von ihm hatte. Er nahm jede Information und jeden Tipp, den Doflamingo weitergab, für bare Münze. Überhaupt war Crocodile ein sehr fleißiger und gelehrsamer Schüler. "Die Lauerjagd", antwortete Doflamingo wahrheitsgemäß. "Da du den Tiergeist einer Hauskatze besitzt, wirst du vermutlich recht klein sein. Es ist also sinnvoll, sich zuerst einmal auf potenzielle Beutetiere zu konzentrieren, die noch kleiner sind als du. Nager oder Vögel bieten sich an." Er konnte Crocodile enttäuscht aufseuzen hören. "Willst du damit sagen, dass ich niemals dazu in der Lage sein werde ein Reh oder ein Wildschwein zu erlegen?", fragte er missmutig nach. "Bloß weil ich klein bin? Aber eigentlich hätte ich es mir auch denken können: Mein jämmerlicher Tiergeist ist wirklich für nichts zu gebrauchen!" "Sag doch so etwas nicht", lenkte Doflamingo ein. Es war nicht seine Absicht gewesen den Kater zu kränken. "Du bist eben noch ein Anfänger. Das erste Tier, das ich jemals selbst erlegt habe, ist ein verletzter Waschbär gewesen. Wir gehen Schritt für Schritt vor: Fangen bei kleinen Beutetieren an und gehen später zu größeren über." "Na gut", meinte Crocodile, der wieder ein wenig munterer wirkte. "Aber wo finden wir denn ein passendes Beutetier für mich? In der Zeit, als ich fortgelaufen war, kam mir der Wald ganz verlassen vor; ich habe nicht ein einziges Tier gesehen." Doflamingo konnte sich ein schnippisches Grinsen nicht ganz verkneifen. Es war wirklich schwer zu glauben wie naiv und unerfahren der Kater in mancher Hinsicht doch war. "Vermutlich hast du viel zu viel Lärm verursacht", erklärte er. "Die Tiere legen es nicht darauf an, gefressen zu werden. Sobald sie einen ungeschickten Tölpel wie dich hören, ergreifen sie sofort die Flucht. Wahrscheinlich kam dir darum der Wald wie ausgestorben vor." "Mach dich nicht über mich lustig!", schimpfte der Kater verärgert. "Ich habe eben nie gelernt zu jagen. Außerdem war es eine sehr schlimme Zeit für mich. Ich habe bestimmt mehr als dreißig Stunden lang nichts zwischen die Zähne bekommen und dachte, ich müsste verhungern!" "Tut mir leid", warf Doflamingo rasch ein. "Ich weiß ja, dass du nicht Schuld bist an deiner Unerfahrenheit. Aber genau aus diesem Grund sind wir ja hier." Glücklicherweise wirkte der Kater besänftigt angesichts dieser versöhnlichen Worte. "Es ist wichtig sich möglichst leise zu bewegen", fuhr Doflamingo in seiner Erklärung fort. "Und du solltest für das potenzielle Beutetier natürlich nicht zu sehen sein. Da gereicht dir deine geringe Körpergröße sogar zum Vorteil: Als kleine Katze hast du es besonders leicht, dich ungesehen und leise fortzubewegen. Du schleichst also umher und hältst nach Beutetieren Ausschau. Wenn du eines entdeckt hast, bleibst du stehen und beobachtest es. Dieser Vorgang nennt sich lauern. Du wartest geduldig ab und schlägst schließlich im richtigen Moment zu! Hast du das verstanden?" Crocodile nickte. "Wollen wir es gleich einmal versuchen?", fragte er nach. Er schien sehr begierigt darauf zu sein, endlich einmal selbst ein Tier zu erlegen. Doflamingo konnte es ihm nicht verübeln, immerhin wusste er selbst wie viel Spaß das Jagen machte. Gleichzeitig allerdings konnte er nicht verhehlen, dass er sich um den Kater sorgte: Er wollte nicht, dass diesem etwas zustieß. Schließlich wurde dieser Wald von vielen gefährlichen Gestaltenwandlern und auch Tieren bewohnt. Darum meinte er: "Von mir aus. Aber denk daran, dass wir uns zuerst einmal auf ein kleines Tier konzentrieren wollen. Halte am besten nach einem Kaninchen, Marder oder einer Maus Ausschau. Wir wollen nichts überstürzen." Er konnte sehen, dass Crocodile die Augen verdrehte. "Ist ja schon gut", meinte er ungedudig. "Du bist doch bei mir; mir kann also nichts passieren. Und mit einem Kaninchen werde ich im Notfall auch allein fertig." "Dann ist ja gut", erwiderte Doflamingo, auch wenn ihm sofort in den Sinn kam, dass der Kater etwas Ähnliches gesagt hatte, ehe der menschliche Jäger ihn schwer verletzte. Dieser Wald war und blieb ein gefährlicher Ort. Der einzig sichere Platz war seine Höhle, in der er Crocodile am allerliebsten für immer festhalten würde. Der Hauptgrund, wieso er Crocodile heute mit zur Jagd genommen hatte, bestand sowieso eigentlich nur darin, dass er diesen endlich einmal in der Gestalt seines Tiergeistes sehen wollte. Er wusste zwar, dass dieser mit dem Tiergeist einer (vermutlich schwarzen) Hauskatze gesegnet worden war, doch hatte ihn bisher immer bloß in menschlicher Gestalt erlebt. Er stellte sich Crocodile als kleine Hauskatze überaus putzig vor und konnte es kaum erwarten, ihm endlich über sein glattes Fell zu streicheln und auf den Arm zu nehmen. "Bevor wir beginnen, solltest du dich verwandeln", meinte er darum an den Kater gewandt und musste feststellen, dass es ihm nur mäßig erfolgreich gelang seine Neugierde und Vorfreude zu vertuschen. "In der Gestalt deines Tiergeistes bleibst du -wie gesagt- viel länger unbemerkt." "Als wäre dies der eigentliche Grund, wieso du möchtest, dass ich mich verwandle", gab Crocodile mit zusammengezogenen Augenbrauen zurück; der Kater schien ihn also ziemlich rasch durchschaut zu haben. Doflamingo zuckte mit den Schultern. "Es macht keinen Sinn dir das Jagen beizubringen", erklärte er in einem möglichst sachlichen Tonfall, "wenn du deine menschliche Gestalt nicht ablegen möchtest. Zum Jagen brauchst du Reißzähne und Krallen. Entweder du verwandelst dich jetzt oder wir können dieses Vorhaben gleich vergessen und in die Höhle zurückkehren." Dieses Argument schien Crocodile endlich zu überzeugen. Er seufzte leise auf, schloss seine Augen und nahm zu Doflamingos Freude endlich die Gestalt seines Tiergeistes an. Doflamingo gelang es auch mit viel Mühe nicht, seine Emotionen in Zaum zu halten: Kaum erblickte den kleinen und schrecklich niedlichen Kater vor seinen Füßen, konnte er gar nicht anders als sofort zu ihm hinüberzuhuschen und ihn hochzunehmen. Völlig außer sich vergrub er sein Gesicht in dem weichen Fell des Katers und atmete dessen Geruch ein. Crocodile war in seiner menschlichen Gestalt bereits bezaubernd, doch als Kater konnte Doflamingo ihm einfach überhaupt nicht widerstehen. Vor allen Dingen, weil Crocodile so unfassbar klein war: Sein ganzer Körper war vielleicht doppelt so groß wie eine seiner Tatzen. Es war einfach absolut entzückend. Leider verwandelte der Kater sich rasch zurück und nahm wieder seine menschliche Gestalt ein. Er verschränkte die Arme vor der Brust und warf ihm einen zornigen Blick zu. "Was zur Hölle sollte denn das eben?", fragte er. Doflamingo hob in einer abwehrenden Geste beide Hände an und zuckte mit den Schultern. "Ich kann nichts dafür", erwiderte er grinsend und warf Crocodile einen schelmischen Blick zu. "Du siehst in der Gestalt deines Tiergeistes einfach bloß entzückend aus. Total putzig. Ich musste dich einfach hochheben und streicheln." "Wir sind nicht hier, um zu kuscheln, sondern um zu jagen", gab Crocodile zurück, den diese Erklärung nicht sonderlich stark zu beeindrucken schien. "Und übrigens sehe ich nicht entzückend oder putzig aus, weder als Kater noch als Mensch. Also lass uns jetzt endlich mit dem Jagdzug beginnen, ja?" Doflamingo nickte, auch wenn er durchaus die Meinung vertrat, dass Crocodile sowohl als Kater als auch als Mensch schrecklich süß aussah. Er wollte keinen Streit mit dem anderen Gestaltenwandler anfangen. Da gab er in dieser Situation lieber klein bei und begleitete den Kater auf seiner Suche nach potenziellen Beutetieren. Crocodile entdeckte ein Kaninchen, das einsam ein paar Kleeblättern vertilgte. Sofort blieb er stehen und sah fragend zu Doflamingo hinüber, der inzwischen ebenfalls die Gestalt seines Tiergeistes angenommen hatte und sich nur wenige Meter von ihm entfernt aufhielt. Er nickte. Langsam schlich Crocodile sich näher an die von ihm ausgewählte Beute heran. In der Gestalt seines Tiergeistes waren seine Schritte glücklicherweise federleicht. Er bemühte sich darum, keinen Laut zu verursachen, während er hinter einem naheliegenden Baummstamm in Deckung ging. Noch immer hatte ihn das Kaninchen nicht bemerkt. Ungeduldig wartete Crocodile darauf, dass sich ihm eine günstige Gelegenheit bieten würde, um sich auf das unwissende Kaninchen zu stürzen und es zu erlegen. Doflamingo hatte ihm erklärt, dass er auf genau den richtigen Moment warten musste. Nur: Woran erkannte er den richtigen Zeitpunkt? Plötzlich schreckte das Kaninchen auf. Es sah nervös zu Crocodile hinüber, der sich noch immer hinter dem Baumstamm versteckt hielt, ehe es rasch die Flucht ergriff. Crocodile setzte sofort zum Sprung an und hastete dem Haken schlagenden Kaninchen hinterher, bekam es jedoch nicht mehr zu fassen. Niedergeschlagen verwandelte Crocodile sich zurück und gab ein enttäuschtes Seufzen von sich. Wenige Sekunden später tauchte ein großer Wolf neben ihm auf, der ihn aufmunternd mit der Schnauze anstupste. Crocodile schob sie zur Seite und vermied den Blickkontakt mit Doflamingo. Ebenjener nahm ebenfalls wieder seine menschliche Gestalt an. Er kniete sich neben Crocodile hin und meinte: "Ärgere dich nicht. Es war dein allererster Versuch und Kaninchen sind wirklich keine leichte Beute. Komm schon, steh wieder auf. Wir suchen ein anderes Tier für dich." Auch wenn Crocodile wusste, dass Doflamingo seine Worte ernst meinte, trösteten sie ihn nicht. Es frustrierte ihn, dass ihm dieses dumme Kaninchen um Haaresbreite entkommen war. Wenn es ihm nicht einmal gelang ein kleines Nagetier zu erlegen, wie sollte er es dann jemals mit einem Hirsch oder Wildschwein aufnehmen? Crocodile spürte, dass Doflamingo einen Arm um ihn legte und ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange gab. Und auch wenn es sich nur um eine kleine Geste handelte, spürte Crocodile sofort, dass es ihm ein wenig besser ging. Er seufzte leise, ehe er sich wieder aufrichtete. "Du warst übrigens viel besser als ich bei meinen ersten Jagdversuchen", fuhr Doflamingo fort. "Du hast alles richtig gemacht. Es war bloß dein Pech, dass sich der Wind gedreht hat und das Kaninchen dich darum wittern konnte. Ich bin mir sicher, dass aus dir mit ein wenig Übung ein sehr talentierter Jäger wird. Du darfst nicht aufgeben, nur weil das erste Mal nicht so gut geklappt hat. Komm, wir wagen noch einen zweiten Versuch, bevor wir nach Hause gehen, ja?" Crocodile nickte und brachte sogar ein wackeres Lächeln zustande. Ebenso wie Doflamingo nahm er wieder die Gestalt seines Tiergeistes an und gemeinsam setzten sie die Jagd fort. ~ "Ich bin sehr gerne für dich da", erwiderte Crocodile mit leiser Stimme. Also hatte auch Doflamingo seine gesamte Familie verloren, genauso wie er selbst. Und auch wenn er seinem Partner dieses grausame Schicksal erspart hätte, wenn es ihm möglich gewesen wäre, tat es doch gut zu wissen, dass er ähnlich Schlimmes wie er selbst erlebt hatte. Crocodile hatte plötzlich nicht mehr das Gefühl, mit seiner Vergangenheit ganz allein fertig werden zu müssen. Er wusste nun, dass Doflamingo sich in ihn hineinversetzen konnte und ihm zur Seite stehen würde. (Auszug aus dem nächsten Kapitel) bye sb Kapitel 12: Part III: Verlust und Gewinn ---------------------------------------- Mach dir nichts draus", versuchte Doflamingo seinen Partner aufzumuntern. "Du bist noch Anfänger. Bald wirst du ein Tier erlegen, da bin ich mir ganz sicher. Du darfst dich nur nicht entmutigen lassen." Es war ihr sechster gemeinsamer Jagdzug und noch immer hatte Crocodile kein einziges Tier erlegt, was diesen sichtlich frustrierte. "Das Rebhuhn hättest du doch beinahe schon gehabt!" "Beinahe hilft mir nicht weiter", erwiderte Crocodile niedergeschlagen. "Für meinen Magen ist es ein riesiger Unterschied, ob ich ein Tier fange oder es nur beinahe schaffe." "Für deinen Magen macht es doch überhaupt keinen Unterschied", lenkte Doflamingo ein. "Schließlich brauchst du nicht zu hungern, nur weil deine ersten Jagdversuche nicht erfolgreich gewesen sind. Ich habe mehr als genug für uns beide erbeutet. Also mach dir darum bitte keine Gedanken, ja?" Leider erzielten seine tröstend und ermutigend gemeinten Worte nicht die Wirkung, die er beabsichtigt hatte. Stattdessen wirkte Crocodile nur umso verzagter. "Ich wünschte, ich wäre ein so talentierter Jäger wie du", meinte er mit resignierter Stimme. "Du ziehst einmal auf Jagd und kommst mit, was weiß ich, einem Reh, einem Wildschwein und drei Enten nach Hause. Ich verstehe einfach nicht, was ich falsch mache. Schließlich befolge ich doch deine Anweisungen. Aber trotzdem entwischt mir jedes Tier. Nicht einmal dieses blöde Rebhuhn habe ich erbeuten können." "Es ist reine Erfahrungssache", redete Doflamingo auf den verzweifelten Kater ein. "Bei meinen ersten Jagdzügen bin ich auch nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, Crocodile. Wir üben morgen einfach weiter und irgendwann erlegst du ein Tier, da bin ich mir hundertprozentig sicher." "Wer hat dir eigentlich das Jagen beigebracht?", fragte der Kater interessiert nach. "Meine Mutter", antwortete Doflamingo und konnte nicht verhindern, dass seine Stimme sich belegt anhörte, als er von ihr sprach. Seine Mutter war eine wundervolle Frau gewesen und die Erinnerung an sie schmerzte ihn jedes Mal, obwohl ihr Tod nun schon bereits einige Jahre her war. "Es tut mir leid", hörte er Crocodile rasch sagen, der wohl bemerkte, dass er mit seiner Frage einen empfindlichen Nerv getroffen hatte. "Ich habe nicht beabsichtigt..." "Ist schon gut", lenkte Doflamingo rasch ein. Er wollte nicht, dass sein Partner sich schuldig fühlte, denn immerhin war er für die Dinge, die geschehen waren, nicht verantwortlich. Die Schuld am Tod seiner Mutter trug allein Law, dieser Verräter. "Darf ich fragen, was passiert ist?" Doflamingo zögerte einen Moment lang, ehe er sagte: "Ich möchte lieber nicht darüber reden, Crocodile. Ich weiß, dass du es gut meinst, aber ich möchte einfach nur vergessen, was geschehen ist. Nun da Law tot ist, gibt es keinen Grund mehr, um mich daran zurückzuerinnern." "Aber es quält dich immer noch", bohrte der Kater unerbittlich nach. "Vielleicht hilft es dir ja mit mir zu sprechen. Mir hat es auch sehr weitergeholfen, als ich dir von Zoro und Mihawk erzählen konnte. Wir sind doch jetzt ein Paar, nicht wahr? Da sollte man es dem Anderen doch sagen, wenn man irgendetwas auf dem Herzen hat, oder nicht?" Doflamingo fuhr sich mit der linken Hand durch sein kurzes, blondes Haar. Er wusste nicht so recht, was er auf diese Aussage erwidern sollte. Er war sich dessen bewusst, dass sein Partner es nur gut mit ihm meinte, doch er musste diesem auch verständlich machen, dass er wirklich nicht über seine Vergangenheit reden wollte. Schließlich sagte er: "Zoros und Mihawks Tod ist noch nicht lange her. Du brauchtest jemanden, dem du dich anvertrauen konntest, um über dieses schreckliche Ereignis hinwegzukommen. Die Vernichtung meines Rudels liegt nun allerdings schon einige Jahre zurück. Es gibt für mich keinen Grund, um in der Vergangenheit zu leben. Also lass uns diese Sache bitte einfach vergessen, ja?" "Aber vielleicht..." "Verdammt nochmal, ich habe nein gesagt, Crocodile!" Anscheinend hatte er sich ein wenig im Tonfall vergriffen, denn er sah, dass Crocodile eingeschnappt die Lippen aufeinanderpresste und die Augenbrauen zusammenzog. Außerdem verschränkte er die Arme vor der Brust und ging absichtlich zwei Schritte weiter vor, damit Doflamingo nur noch seinen Rücken sah. Doflamingo seufzte leise auf, beschloss allerdings nicht auf das störrische Verhalten seines Partners zu reagieren. Die Erinnerung an seine Mutter hatte seine Laune getrübt und er hatte im Augenblick keine Lust auf irgendwelche Diskussionen oder sogar ein Streitgespräch. Er würde es ein andern Mal wiedergutmachen, dass er sich eben im Tonfall vergriffen hatte. Immer wieder fragte Crocodile sich, was damals nur mit Doflamingos Rudel geschehen war. Noch immer verweigerte der Wolf jede Aussage zu diesem Kapitel seines Lebens. Zwar beschimpfte er ihn kein weiteres Mal, doch er wies ebenso freundlich wie unerbittlich jeden Versuch, mehr über seine Vergangenheit zu erfahren, ab. Crocodile ärgerte und verletzte dieses Verhalten ungemein. Schließlich hatte auch er dem anderen Gestaltenwandler von seinem Leben in der Vorstadt und dem Tod seiner beiden Brüder erzählt. Er hatte auf irgendeine verquerte Art und Weise das Gefühl, ein Recht auf diese Geschichte zu haben. Es war Abend und draußen regnete es in Strömen. Crocodile und Doflamingo hatten es sich im Bett gemütlich gemacht und bekamen von dem schlechten Wetter kaum etwas mit. Gemeinsam verzehrten sie ein paar Wiesel und Marder, die der Wolf am Tag zuvor erbeutet hatte. Insgesamt war die Stimmung sehr gut. Crocodile fragte sich, ob dies wohl ein guter Moment war, um Doflamingo erneut auf sein ehemaliges Rudel und seine Mutter anzusprechen. Einerseits wollte er den anderen Gestaltenwandler nicht in eine unangenehme Lage bringen, doch auf der anderen Seite brannte er geradezu darauf, dessen Geschichte zu erfahren. In letzter Zeit war er oft durch die große Höhle gestreift und hatte sich die vielen leerstehenden Räume angeschaut. Er hatte gehofft, einen Hinweis darauf zu erhalten, was damals geschehen war, doch hatte keinen finden können. Doflamingo war und blieb also seine einzige Möglichkeit, um etwas über Vergangenheit zu erfahren. Crocodile bentzte seinen Handrücken mit ein wenig Speichel und rieb sich diesen über die Narbe in seinem Gesicht. Auch wenn die Verletzung längst verheilt war, bemühte er sich aus Gewohnheit darum, diese Stelle so sauber wie möglich zu halten. Vor allen Dingen wenn er unschlüssig oder nervös war, neigte er zu dieser Art von Putzverhalten, auch wenn er sich dessen selbst nicht ganz bewusst war. "Ist etwas nicht in Ordnung?", hörte er seinen Partner fragen, als er Speichel auch auf die Narben an seinem rechten Unterarm verteilte. Crocodile hielt inne und warf Doflamingo einen verwunderten Blick zu. Er fragte sich, woran dieser so schnell erkannt hatte, dass er sich recht verunsichert fühlte, und ob er ihm die Wahrheit erzählen sollte. Schlussendlich entschied er sich dagegen. Vielleicht sollte er endlich lernen zu respektieren, dass der Wolf nicht über seine Familie sprechen wollte, und diese Sache endlich auf sich beruhen lassen. "Mir geht's gut", antwortete also Crocodile und benetzte erneut seinen Handrücken mit Speichel. "Ich erkenne es genau, wenn du lügst", gab Doflamingo unbeeindruckt zurück. Er rückte ein wenig näher an ihn heran und begann ihn hinter dem rechten Ohr zu kraulen. "Du spielst mit gezinkten Karten", warf Crocodile seinem Partner vor, während er die angenehme Berührung genoss. Er liebte es hinter den Ohren gekrault zu werden, worüber Doflamingo genau Bescheid wusste. "Der Zweck heiligt die Mittel", erwiderte Doflamingo neckisch. Crocodile seufzte leise, eher er zugab: "Ich habe darüber nachgedacht, dich noch einmal auf dein Rudel anzusprechen. Aber keine Sorge: Diese Idee habe ich wieder verworfen. Ich denke, dass ich mich damit abfinden muss, dass du mich nicht für vertrauenswürdig hältst. Vielleicht können wir ja in ein paar Jahren, wenn wir einander ein wenig besser kennen, mal darüber reden." "Du verstehst das falsch", hörte er Doflamingo sagen, der in seiner Bewegung innehielt. "Ich halte dich selbstverständlich für vertrauenswürdig. Ich erinnere mich bloß einfach nicht gerne an dieses Ereignis zurück. Und ich möchte auch nicht darüber reden." "Diese Ausreden hast du bei mir nicht gelten lassen!", warf Crocodile dem anderen Gestaltenwandler verärgert vor. "Du hast darauf bestanden, dass ich mit dir über meine beiden Brüder spreche. Und dafür bin ich dir sehr dankbar, weil es mir wirklich geholfen hat. Wieso bist immer nur du derjenige, der hilft und tröstet und unterstützt...? Wieso willst du immer nur geben ohne zu nehmen? Wir sind doch jetzt in einer Liebesbeziehung, oder nicht? Wir sind ein Team! Ich verstehe einfach nicht, warum du mir deine Probleme nicht anvertrauen möchtest. Vielleicht geht es dir danach ja ebenfalls besser." "Du hast Recht", meinte zu seiner Überraschung der Wolf und senkte den Blick. "Wir beide sind jetzt ein Paar und sollten wissen, was der Andere durchlebt hat. Es ist nur so... dass meine Vergangenheit mich noch immer verfolgt. Auch wenn ich es nicht möchte, muss ich ständig an meine Mutter, meinen Bruder und die vielen Freunde denken, die ich verloren habe. Es lässt mich einfach nicht los." "Vielleicht lässt es dich los, wenn du dich mir anvertraut hast?", meinte Crocodile mit zärtlicher Stimme. Er beugte sich ein Stück nach vorne und gab seinem Partner einen sanften Kuss auf die Lippen. Doflamingo seufzte. Er fuhr sich mit der linken Hand durch sein Haar, ehe er schließlich tief durchatmete und sagte: "Vielleicht. Ich denke, wir sollten es wenigstens mal versuchen. Ich weiß nicht genau, wie viel dir dieser Verräter Law bereits erzählt hat, darum fange ich einfach ganz von vorne an: Früher habe nicht nur ich allein in dieser Höhle gelebt. Sie gehörte meinem Vater, dem Rudelanführer, und wir wohnten hier mit ungefähr fünfzehn weiteren Gestaltenwandlern, die allesamt den Tiergeist eines Wolfes besaßen. Mein Vater war bereits recht alt gewesen, als er mich zeugte, und irgendwann machte sich das Alter endgültig bemerkbar. Er spürte, dass er bald sterben würde, und verkündete vor seinem Tod, dass einer seinen beiden Söhne seinen Platz einnehmen sollte. Corazon, mein jüngerer Bruder, hatte kein Interesse an der Position als Rudelanführer und meinte, dass ich das Erbe meines Vaters antreten sollte. Er selbst war einige Jahre jünger als ich und hielt sich noch nicht für reif und erfahren genug, um das Rudel zu leiten. Einige Tage nach diesem Gespräch gingen wir gemeinsam auf Jagd. Corazon machte einen Elch aus, die hier sehr selten sind, und wollte ihn erlegen. Er setzte zur Hetzjagd an und verfolgte den Elch, übersah jedoch einen von Sträuchern verdeckten Steilhang. Ich konnte es nicht verhindern. Er stürzte einfach in die Tiefe. Ich bin sofort hinuntergeklettert in der Hoffnung, ihn noch retten zu können, doch er war bereits tot, als ich ihn fand. Zu dieser Zeit führte Corazon eine Beziehung zu Law. Er hielt seinen Partner vor dem Rudel geheim, weil bei uns Liebesbeziehungen zwischen Gestaltenwandlern mit verschiedenen Tiergeistern nur ungern gesehen wurden, doch ich wusste davon. Law wollte nicht verstehen, dass es sich bei Corazons Tod um einen Unfall handelte. Der Kummer ließ ihn völlig verrückt werden. Ich kann nachvollziehen, dass ihn der Tod seines Partners mitgenommen hatte, doch trotzdem rechtfertigt dies auf keinen Fall sein weiteres Vorgehen. Law nahm sich vor, mein gesamtes Rudel auszulöschen, um Corazons vermeintliche Ermordung zu rächen. Er wusste, dass er allein niemals gegen uns ankommen würde, und tat sich aus diesem Grund mit einer Gruppe fremder Gestaltenwandler zusammen. Der Name des Anführers war Luffy, er besaß den Tiergeist eines Affen. Er und der Rest seiner Truppe waren überaus erfahrene Kämpfer, die bereits die halbe Welt bereist hatten. Law tischte ihnen auf, dass er das Opfer in dieser Geschichte wäre und den grausamen Tod seines Partners rächen wollte. Luffy und die anderen Gestaltenwandler nahmen diese Lüge für bare Münze und bildeten gemeinsam mit Law eine Allianz. Bei Nacht griffen sie mein Rudel an. Uns blieb nichts Anderes übrig als um unser Überleben zu kämpfen. Doch die Allianz, die Law gegründet hatte, war zu stark. Zwar mussten auch sie viele Verluste hinnehmen, doch am Ende gelang es ihnen, jedes Mitglied meines Rudels zu töten. Die erste Person, die starb, war meine Mutter. Ich blieb als Einziger übrig. In einem Zweikampf tötete ich Luffy. Anschließend machte ich mich auf die Suche nach seinen Verbündeten und tötete jeden Einzelnen von ihnen. Nur Law konnte ich nicht aufspüren. Ich wusste zwar, dass er für die Vernichtung meines Rudels verantwortlich war, doch er selbst nahm an seinem Rachefeldzug überhaupt nicht teil.Warum, weiß ich nicht. Es nagte an mir, dass ich meine Rache nicht zu Ende führen konnte, doch schlussendlich musste ich einsehen, dass er verschwunden war und ich ihn vermutlich niemals wiedersehen würde. Nun, wie du weißt, habe ich ihn dann doch noch gefunden. Du hast mich direkt zu ihm geführt. Und endlich durfte ich Gerechtigkeit erfahren. Ich bin mir dessen bewusst, dass Rache mir meine Familie nicht zurückbringen kann, doch es hat trotzdem gut getan, Law büßen zu lassen für seine Taten. Endlich kann ich diese Sache hinter mir lassen. Und ich sehe positiv in die Zukunft. Ich habe nun eine neue Familie, um die ich mich kümmern muss. Du bist jetzt meine Familie, Crocodile. Verzeih mir bitte, wenn ich es mit meiner Fürsorge manchmal ein wenig übertreibe, doch du bist das Einzige, was mir noch bleibt. Ich genieße es zu wissen, dass endlich wieder jemand in dieser Höhle auf mich wartet, wenn ich von der Jagd heimkehre. Du ahnst nicht, was für ein wundervolles Gefühl es ist, nach den vielen Jahren der Einsamkeit und Bitterniss endlich wieder die Nähe eines anderen Gestaltenwandlers genießen zu dürfen." "Ich bin sehr gerne für dich da", erwiderte Crocodile mit leiser Stimme. Also hatte auch Doflamingo seine gesamte Familie verloren, genauso wie er selbst. Und auch wenn er seinem Partner dieses grausame Schicksal erspart hätte, wenn es ihm möglich gewesen wäre, tat es doch gut zu wissen, dass er ähnlich Schlimmes wie er selbst erlebt hatte. Crocodile hatte plötzlich nicht mehr das Gefühl, mit seiner Vergangenheit ganz allein fertig werden zu müssen. Er wusste nun, dass Doflamingo sich in ihn hineinversetzen konnte und ihm zur Seite stehen würde. "Nun wissen wir beide über die Vergangenheit des jeweils Anderen Bescheid", meinte Doflamingo. "Ja", entgegnete Crocodile. "Ich denke, dass es eine gute Entscheidung war, uns auszutauschen. Jetzt können wir beide endlich mit diesen furchtbaren Ereignissen abschließen. Du hast Recht: Wir sollten positiv in die Zukunft sehen. Immerhin haben wir beide uns gefunden." Er beugte sich zu seinem Partner hinüber und küsste ihn erneut auf die Lippen. Es war eine sehr angenehme und tröstende Berührung, fand Crocodile. Er hoffte, dass Doflamingo es genauso empfand. Aufmerksam beobachtete Doflamingo seinen fleißigen Schüler. Crocodile hatte die Gestalt seines Tiergeistes angenommen und war hinter einem Farnstrauch in Deckung gegangen. Nicht weit von ihm entfernt tummelten sich drei Waldmäuse auf dem Erdboden. Noch hatten sie den Räuber nicht bemerkt. Ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf Doflamingos Lippen, als er dabei zusah wie Crocodile zum Sprung ansetzte und sich auf eine der Mäuse stürzte. Es war ihr achter gemeinsamer Jagdzug und der erste, der für seinen Partner erfolgreich verlief. Stolz hielt Crocodile die kleine Maus zwischen seinen Tatzen fest, ehe er ihr gnädigerweise einen kurzen und schmerzlosen Tod bereitete. Anschließend nam der Kater wieder seine menschliche Gestalt an. Rasch huschte Doflamingo zu ihm hinüber. "Siehst du", meinte er mit beschwingter Stimme und legte die linke Hand auf die Schulter seines Partners. "Ich habe doch gesagt, dass es reine Erfahrungssache ist. Ich freue mich wirklich sehr für dich, Crocodile. Du kannst dir nicht vorstellen wie stolz ich auf dich bin!" "Es ist bloß eine Maus", erwiderte Crocodile bescheiden, konnte ein zufriedenes Lächeln jedoch nicht ganz verbergen. "Beim nächsten Mal werde ich versuchen, ein größeres Tier zu erbeuten." "Nicht so bescheiden", entgegnete Doflamingo munter. "Mäuse können ziemlich schnell sein. Außerdem bist du immer noch ein Anfänger. Du darfst dich ruhig über deinen Fang freuen, finde ich." "Meinst du, es lohnt sich überhaupt sie mitzunehmen?", fragte der Kater schmunzelnd und betrachtete die tote Mause, die vor ihm auf dem Boden lag. Sie maß nur wenige Zentimeter. "Auf jeden Fall", antwortete Doflamingo eindringlich. "Wir sollten sie auf jeden Fall mit nach Hause nehmen. Meine Mutter hat immer zu mir gesagt, dass es Unglück bringt, wenn man seine allererste Jagdbeute liegen lässt." "Dann sollte ich sie tatsächlich lieber verzehren", erwiderte der andere Gestaltenwandler und tat so als nähme er diesen Aberglauben ernst. "Ich möchte ja nicht, dass schreckliches Unglück über mich hereinbricht. Machen wir uns also jetzt auf den Heimweg?" Doflamingo nickte. Anschließend warf er einen Blick auf den Himmel. Noch strahlte dieser blau und wolkenlos auf sie herab, doch er spürte, dass schon bald ein heftiges Unwetter aufziehen würde. "Es wird sowieso gleich anfangen zu regnen", meinte er an Crocodile gewandt. "Wir sollten uns lieber beeilen. Ich möchte nicht nass werden. Und du solltest auch aufpassen, dass du dir keine Erkältung zuziehst. Eine Krankheit ist das Letzte, was du brauchst, wo du dich doch gerade erst von deinen drei schweren Verletzungen erholt hast." "Mach dir keine Sorgen um mich", erwiderte Crocodile und verzog den Mund. Dann fügte er an: "Ich verstehe immer noch nicht, woran du erkennst, dass sich das Wetter ändern wird. Es ist doch ein wunderschöner Tag ohne eine einzige Wolke am Himmel." Doflamingo seufzte und zuckte mit den Schultern. Schließlich meinte er wahrheitsgemäß: "Ich kann es nicht erklären. Ich weiß es einfach. Wahrscheinlich hängt es mit meinen Instinkten zusammen." Diese Antwort schien den Kater seltsamerweise zu missfallen. Er senkte den Blick und zog die Augenbrauen zusammen. Dass er eben seinen ersten erfolgreichen Jagdzug hinter sich gebracht hatte, schien plötzlich vergessen zu sein. "Was hast du?", fragte Doflamingo besorgt nach und fuhr seinem Partner sanft durch das dunkle Haar. Er konnte sich nicht erklären, woher Crocodiles unerwarteter Stimmungswechsel herrührte. Immerhin war vor einer knappen Minute doch noch alles in Ordnung gewesen. Crocodile seufzte und rang einen Moment lang mit sich, ehe er mit leiser Stimme sagte: "Ich hasse meinen Tiergeist. Meine Instinkte sind völlig verkümmert. Es geht nicht nur darum, dass ich nicht wie du das Wetter vorhersagen kann. Auch bei viel wichtigeren Dingen bin ich benachteiligt. Erinnerst du dich noch an unser ersten Aufeinandertreffen? Du warst nur wenige Meter von mir entfernt, eigentlich hätte ich dich wittern müssen; doch mein Geruchssinn ist so furchtbar schlecht ausgebildet, dass ich dich erst im letzten Augenblick bemerkt habe. Wärst du mir feindlich gesinnt gewesen, wäre ich jetzt längst schon tot. Es frustriert mich einfach: Ganz egal wie viel Mühe ich mir auch gebe... ich werde niemals so gut werden wie du. Ohne dich könnte ich im Wald nur schwer überleben. Und daran ist nur mein jämmerlicher Tiergeist schuld. Ich wünschte, ich wäre ein Panther oder zumindest eine echte Waldkatze." "Sag doch so etwas nicht", erwiderte Doflamingo, der sich geschockt fühlte angesichts dieser Beichte. Er hatte zwar gewusst, dass sein Partner mit seinem Tiergeist unzufrieden war, doch er hätte nicht gedacht, dass Crocodile so schrecklich schlecht über diesen sprechen würde. "Mir gefällt dein Tiergeist. Und am Ende spielt es sowieso keine Rolle wie gut du allein im Wald zurechtkommst oder nicht. Ich bin doch für dich da. Und das werde ich auch immer sein. Also zerbrich dir nicht den Kopf über solche Dinge, ja?" "Meinst du wirklich?", hakte Crocodile zaghaft nach. "Natürlich", antwortete Doflamingo sofort und bemühte sich um einen eindringlichen Tonfall. "Ich werde dich nicht allein lassen, das verspreche ich dir. Außerdem denke ich, dass du im schlimmsten Fall auch ohne mich überleben würdest. Inzwischen kannst du ja sogar jagen. Trotzdem hoffe ich, dass es niemals so weit kommen wird. Wir sollten aufhören, über solche Horrorszenarien nachzudenken. Lass uns lieber endlich nach Hause gehen. Deine erste selbst erlegte Mahlzeit wartet auf dich." "Vielleicht hast du Recht", meinte Crocodile. Erleichterung überkam Doflamingo, als er die aufkommende Zuversicht in der Stimme des anderen Gestaltenwandlers wahrnahm. Er selbst konnte nämlich überhaupt nicht nachvollziehen, wieso dem Kater sein Tiergeist so furchtbar zuwider war. Ihm gefiel die kleine, schwarze Hauskatze, in die sich Crocodile verwandelte, wenn er auf Jagd zog. Darum wollte er auch nicht, dass dieser sich deswegen schlecht fühlte. Seine Mutter hatte immer zu ihm gesagt, dass jeder Gestaltenwandler aus einem guten Grund mit seinem Tiergeist gesegnet worden war. Er hoffte, dass auch sein Partner sich irgendwann mit dem seinen abfinden würde. Crocodile verzehrte das Fleisch der Maus, die er selbst erbeutet hatte, in einem einzigen Bissen. Auch wenn er sich Doflamingo gegenüber auf dem Heimweg eher bescheiden und zurückhalten gegeben hatte, musste er doch zugeben, dass er sich sehr über seinen Fang freute. Er war zuversichtlich, dass es ihm bald gelingen würde ein größeres Beutetier zu erlegen. Vielleicht einen Hasen oder Waschbären. Bei diesem Gedanken breitete sich eine angenehme Wärme in seiner Brust aus. Endlich wurde Crocodile nicht mehr von dem furchtbaren Gefühl geplagt, seinem Partner bloß auf der Tasche zu liegen. Zum ersten Mal hatte er selbst ebenfalls etwas zu ihrem Lebensunterhalt beigetragen; auch wenn es sich bloß um eine kleine Maus handelte. Jedenfalls war es ein Schritt in die richtige Richtung. "Hat die Maus geschmeckt?", fragte ihn Doflamingo neckisch, als dieser das glückliche Lächeln auf seinen Lippen bemerkte. "Sie war äußerst delikat", gab Crocodile schelmisch zurück. "Nur ein echtes Talent kann eine so vortrefflich schmeckende Maus erbeuten." Er konnte seinen Partner leise lachen hören. "Hoffentlich schmecken die nächsten Tiere, die du erbeutest, mindestens ebenso gut. Vielleicht sollte ich dich auf die Marder- oder Rebhuhnjagd abrichten, dann könnten wir uns jeden Tag solche Delikatessen gönnen." "Das ist keine schlechte Idee", erwiderte Crocodile. Eine Aufgabenteilung bei der Jagd wäre womöglich tatsächlich sinnvoll: Der Wolf könnte große Tiere wie Wildschweine oder Rehe erjagen und auf diese Weise ihre Speisekammer füllen, während er selbst sich auf Beutetiere konzentrierte, die zwar kleiner waren, doch dafür besser schmeckten. Er persönlich hätte jedenfalls nichts dagegen jeden Tag ein leckeres Rebhuhn zu verzehren. "Wie wäre es mit einem Nickerchen?", wollte Doflamingo wissen und riss ihn mit dieser Frage aus seinen Gedanken. "Die Jagd war ziemlich anstrengend; wir mussten viel laufen. Da haben wir beide uns ein Mittagsschläfchen redlich verdient, finde ich." "Gerne", antwortete Crocodile unbekümmert, der gegen diesen Vorschlag nichts einzuwenden hatte. Gemächlich ging er zu dem Bett hinüber, auf dem sein Partner es sich gemütlich gemacht hatte, und legte sich neben diesen. Er spürte, dass Doflamingo nah an ihn heranrückte und einen Arm um seine Hüfte legte. Crocodile seufzte heimelig auf und schloss seine müden Augen. Er genoss die angenehme Körperwärme des anderen Gestaltenwandlers sehr. Gerade war an der Grenze zum Einschlafen angekommen, als er seinen Partner mit sanfter Stimme sagen hörte: "Ich finde es schön, dass wir beide inzwischen so gut miteinander auskommen; dass du dich einfach neben mich legen und dich entspannen kannst. Wir haben wirklich große Fortschritte gemacht in letzter Zeit. Vielleicht bist du ja bald so weit, dass wir mehr tun können als bloß zu küssen und zu kuscheln. Natürlich nur, wenn du möchtest. Ich habe gesagt, dass ich dich zu nichts drängen werde, und daran halte ich auch fest." "Vielleicht", erwiderte Crocodile mit schwacher Stimme. Plötzlich war alle Müdigkeit verflogen und auch über seinen erfolgreichen Jagdzug konnte er sich nicht mehr so recht freuen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Doflamingo eine solche Andeutung machen würde. Crocodile wusste nicht so recht, was er von dieser Aussage seines Partners halten sollte. Auf der einen Seite freute er sich darauf, dem Wolf näher zu kommen und intimer mit ihm zu werden... doch auf der anderen Seite jagte ihm dieser Gedanke auch Angst ein. Immerhin wusste er noch immer nicht genau, wie Sex nun funktionierte; er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Sorgen und Ängste breiteten sich in seinem Körper aus; auf einmal spürte er einen dicken Kloß im Hals. Hoffentlich würde er alles richtig machen, wenn es so weit war. Crocodile war eine sehr stolze und ehrgeizige Person. Er wollte sich nicht vor seinem deutlich erfahreneren Partner blamieren. ~ Crocodiles Augen blieben weiterhin geschlossen, während Doflamingos Hände über seinen Rücken, seinen Bauch, seine Brust und seine Oberschenkel fuhren. Die Berührungen waren sehr zärtlich und federleicht. Nicht einen einzigen Augenblick lang fühlte Crocodile sich bedrängt oder drangsaliert. Ganz im Gegenteil: Er wünschte sich sehnlich, dass sein Partner diese Erkundungstour fortführte. Ausgehend von seinem Unterbauch breitete sich nämlich in seinem ganzen Körper ein feuriges Kribbeln aus. Er konnte ein fiebriges Seufzen nicht unterdrücken und biss sich anschließend instinktiv leicht selbst in den Handrücken. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Crocodile durch die Berührungen einer anderen Person erregt wurde, und er wusste nicht so recht, wie er mit dieser neuen und vor allem sehr aufregenden Erfahrung umgehen sollte. bye sb Kapitel 13: Part III: Verwirrung und Erfahrung ---------------------------------------------- Doflamingo war guter Dinge: Das "Vielleicht", welches sein Partner mit schüchterner Stimme von sich gegeben hatte, als er diesen auf Sex ansprach, deutete er als ein gutes Zeichen. Immerhin hätte Crocodile seinen Vorschlag genausogut auch heftig ablehnen können. Doflamingo war sich dessen bewusst, dass der Kater sehr unerfahren war, was Geschlechtsverkehr anging, doch er war auch zuversichtlich, dass er diesem den Sex schmackhaft machen konnte. Er musste einfach Schritt für Schritt vorgehen und sich auf seinen Partner einstellen. Keinesfalls durfte er ihn einschüchtern oder verschrecken. Doflamingo sah den ersten sexuellen Kontakt zu Crocodile als eine Art persönliche Herausforderung an, doch trotzdem freute er sich sehr darauf. An der Rolle des Lehrmeisters hatte er in letzter Zeit zunehmend Geschmack gefunden; er brannte darauf, sein Wissen an den anderen Gestaltenwandler weiterzugeben. Gerade streiften sie wieder einmal gemeinsam im Wald umher. Nun da Crocodile zum ersten Mal ein Tier selbst erbeutet hatte, schien er absolut erpicht darauf zu sein, seine Fähigkeiten zu verbessern und ein sachkundiger Jäger zu werden. Kaum war die Sonne aufgegangen, hatte der Kater darauf bestanden ihre Höhle zu verlassen und erneut gemeinsam auf Jagd zu gehen. Doflamingo wäre zwar lieber Zuhause geblieben (und hätte mit seinem Partner noch einmal in aller Ruhe über seinen gestrigen Vorschlag gesprochen), doch er konnte auch den Eifer des anderen Gestaltenwandlers nachvollziehen, weswegen er schlussendlich nachgab. Crocodile schien großen Spaß beim Jagen zu haben und einen starken Ehrgeiz zu entwickeln, worauf Doflamingo -ehrlich gesagt- sehr stolz war. Schließlich war er derjenige, der dem Kater das Jagen überhaupt erst beigebracht hatte. Ihm gefiel es, dass er sich tatsächlich als talentierter Lehrer entpuppte; damit hätte er niemals gerechnet. "Dieses Mal werde ich versuchen ein Kaninchen zu erbeuten", hörte er Crocodile mit beschwingter Stimme sagen. "Bist du dir da sicher?", hakte Doflamingo zweifelnd nach. Er bewunderte die Strebsamkeit seines Schülers, doch er wollte nicht, dass dieser gleich nach seinem allerersten Erfolg wieder enttäuscht wurde. Crocodile war noch immer ein Anfänger und ein Kaninchen war sowohl größer als auch schneller als eine Waldmaus. "Kaninchen können ziemlich gerissen sein. Sie schlagen Haken, mit denen selbst ich nicht immer mithalten kann.Vielleicht solltest du lieber ein einfacheres Beutetier auswählen. Wie wäre es mit einer Spitzmaus oder einem Frosch?" Crocodile schüttelte energisch den Kopf. "Ich möchte mich an etwas Größeres wagen", erwiderte er. "Sieh nur: Da vorne sind ein paar Kaninchen! Ich werde mein Glück versuchen. Wenn es nicht klappt, dann halte ich mich beim nächsten Mal an ein kleineres Tier. Versprochen." "Also gut", gab Doflamingo schulterzuckend nach. "Aber sei bitte nicht enttäuscht, falls es nicht funktionieren sollte." Er sah dabei zu wie Crocodile die Gestalt seines Tiergeistes annahm und vorsichtig an die Kaninchen heranschlich, die er ausgemacht hatte. Doflamingo seufzte und rückte ebenfalls näher an die vom Kater auserwählten Beutetiere an, verzichtete allerdings auf eine Verwandlung. Wenn er ehrlich war, dann ging er nicht davon aus, dass dieser Jagdzug sonderlich lang dauern würde. Aufmerksam beobachtete er seinen Partner. Der kleine, schwarze Kater blieb immer in Deckung, während er sich den Kaninchen näherte. Es waren sechs an der Zahl; sie grasten friedlich und nichtsahnend auf einer kleinen Lichtung, die etwa fünfzehn Meter von Doflamingo entfernt war. Noch schienen sie den Räuber nicht bemerkt zu haben. Beinahe schon wollte Doflamingo seine Ansichten über Crocodiles Erfolgschancen revidieren, als dieser plötzlich stehen blieb und einen verunsicherten Blick zu der Gruppe Kaninchen hinüberwarf. Er zögerte einen Augenblick lang, ehe er wieder seine menschliche Gestalt annahm und die Jagd somit aufzugeben schien. Verwundert und besorgt huschte Doflamingo zu seinem Partner hinüber. Er verstand überhaupt nicht, wieso dieser seinen Jagdversuch so plötzlich abgebrochen hatte. Immerhin hatten seine Chancen tatsächlich deutlich besser gestanden als Doflamingo es vermutet hätte. Ein solches Benehmen passte überhaupt nicht zu seinem sonst so ehrgeizigen und stolzen Schüler. "Was ist los mit dir?", fragte Doflamingo also sofort nach, als er neben seinem Partner zu stehen kam. Crocodile antwortete ihm nicht gleich. Er hatte seine Augenbrauen verwundert zusammengezogen und wandte den Blick noch immer nicht von der Gruppe Kaninchen ab, die nicht weit von ihnen entfernt friedlich graste. Schließlich sagte der Kater: "Zwei der Kaninchen verhalten sich seltsam. Siehst du die beiden dort drüben? Ich weiß nicht, was dieses Verhalten zu bedeuten hat. Deswegen habe ich die Jagd lieber abgebrochen. Kannst du es mir erklären?" Irritiert schaute Doflamingo zu den Kaninchen hinüber. Es dauerte eine Weile bis er feststellte, was sein Partner meinte: Zwei der Tiere paarten sich gerade. Für ihn als wild lebender Gestaltenwandler war ein solcher Anblick völlig normal, doch auf Crocodile machte dieses Schauspiel sicher einen sonderbaren Eindruck. Immerhin hatte der Kater niemals etwas anderes kennengelernt als das Haus, in dem er geboren worden war, und seine beiden Brüder. Doflamingo nahm ihm seine Unwissenheit also nicht übel, musste sich allerdings zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Manchmal amüsierte es ihn doch, wie furchtbar unerfahren Crocodile in dieser Hinsicht einfach war. Doch er verkniff sich sowohl Gelächter als auch neckische Kommentare, weil er seinen Partner nicht verletzen wollte. "Sie verhalten sich nicht seltsam", meinte er also und bemühte sich um einen neutralen Tonfall. "Sie haben gerade Sex miteinander. Das untere Kaninchen ist vermutlich ein Weibchen und das obere ein Männchen." "Oh", machte Crocodile und Doflamingo konnte erkennen, dass sich ein rötlicher Schimmer auf seinen Wangen ausbreitete. Anscheinend war dem Kater diese Situation ein wenig unangenehm. Trotzdem fragte er: "Wieso haben die beiden denn Sex? Ich dachte, dass nur Menschen und Gestaltenwandler Sex miteinander haben." "Wie kommst du denn auf diesen Blödsinn?", erwiderte Doflamingo verwundert. "Natürlich haben auch Tiere Sex. Wie sollen sie sich denn sonst fortpflanzen? Und gerade Kaninchen sind sehr bekannt dafür, viele Jungen auf die Welt zu bringen." Seltsamerweise schien er mit dieser Erklärung die Verwirrung seitens seines Partner nicht auflösen zu können. Crocodile zog die Augenbrauen nur umso enger zusammen und schüttelte ganz verstört den Kopf. Er zögerte eine Weile lang, ehe er fragte: "Was hat Sex mit Babies bekommen zu tun?" Diese Frage nahm Doflamingo den Wind aus den Segeln. Völlig fassungslos starrte er den Kater an und fühlte sich zu keiner Erwiderung fähig. Wollte Crocodile ihn auf den Arm nehmen? Ihm schien dies die einzig einleuchtende Erklärung zu sein. Niemand, wirklich niemand auf der Welt konnte so unwissend sein. Oder? Doflamingo war sich nicht sicher, ob Crocodile seine Frage tatsächlich ernst gemeint hatte oder nicht. Immerhin wusste der andere Gestaltenwandler auch nicht darüber Bescheid, wie Sex funktionierte. Doch jeder hatte doch zumindest eine Ahnung darüber, welchem grundsätzlichen Ziel Geschlechtsverkehr diente, nicht wahr? Oder war die Welt, in welcher der Kater aufgewachsen war, tatsächlich stärker zensiert worden als er sich vorstellen konnte? "Was ist los mit dir?", fragte Crocodile ihn skeptisch, als er über einen längeren Zeitraum hinweg schwieg. "Wieso antwortest du mir nicht? Habe ich wieder irgendetwas Dummes gesagt? Du solltest inzwischen doch wirklich wissen, dass ich mich mit Sex nicht auskenne. Wieso also bist du jedes Mal aufs Neue überrascht?" "Du hast tatsächlich etwas Dummes gesagt", meinte Doflamingo schließlich und sammelte sich langsam wieder. "Ich fasse es einfach nicht, dass du über den Zusammenhang zwischen Sex und Fortpflanzung nicht Bescheid weißt. Damit habe ich nicht gerechnet. Es ist nämlich eine absolut grundlegende Sache." "Dann erklär mir eben den Zusammenhang", warf Crocodile mit leicht zorniger Stimme ein. Er wirkte verärgert, weil Doflamingo keine Rücksicht auf seine mangelnde Erfahrung nahm. Doflamingo atmete zweimal tief durch und bemühte sich darum seine Fassung wiederzufinden. Anscheinend hatte der Kater seine Frage tatsächlich ernst gemeint, wurde ihm klar. Crocodile wollte ihn nicht auf den Arm nehmen. Ein Scherz dieser Art hätte im Übrigen auch nicht sonderlich gut zu dem stolzen und hochmütigen Gestaltenwandler gepasst. Also musste er sich jetzt darum bemühen, Ruhe zu bewahren und seinem Partner den entsprechenden Sachverhalt zu erklären ohne sich dabei selbst wie ein vollkommener Idiot vorzukommen. "Alle höheren Lebewesen haben Sex", erklärte also Doflamingo, der doch nicht ganz verhindern konnte, dass er sich ziemlich blöd vorkam, während er sprach. "Auf diese Weise pflanzen sie sich fort. Beim Sex gibt der Mann eine Flüssigkeit namens Sperma ab. Diese Flüssigkeit gelangt in das Innere der Frau und befruchtet ein Ei, das sich dort befindet. Das Sperma und das Ei vereinigen sich und ergeben ein Baby, das langsam im Bauch der Mutter heranwachst. Wenn die Zeit gekommen ist, bringt die Frau das Baby dann auf die Welt. Diesen Vorgang nennt man Fortpflanzung." "Oh", machte Crocodile, der nun endlich den Zusammenhang zwischen Sex und Kinderkriegen zu verstehen schien. Trotz Doflamingos einleuchtender Erläuterung war allerdings die eine oder andere Sache noch unklar geblieben. "Also bekommt man auf jeden Fall ein Baby, wenn man Sex gehabt hat?", fragte er teils interessiert, teils verunsichert nach. Doflamingo schüttelte den Kopf. "Nein, nicht zwangsweise. Es funktioniert nicht immer. Die Menschen benutzen zum Beispiel Verhütungsmittel, um zu verhindern, dass eine Frau schwanger wird und ein Kind bekommt." "Aber wenn Fortpflanzung doch das Ziel von Geschlechtsverkehr ist", hakte der Kater irrtiert nach, "wieso setzen sie dann Mittel ein, um genau dies zu verhindern?" "Es ist nicht immer das Ziel", räumte Doflamingo ein und überlegte sich, wie er seinem Partner die Verhältnisse am besten erklären sollte. "Geschlechtsverkehr dient zwar prinzipiell der Fortpflanzung, doch häufig wird er auch aus anderen Gründen vollzogen; meistens zum Vergnügen. Sex fühlt sich nämlich sehr schön an, wenn man ihn richtig macht, musst du wissen. Viele Paare genießen es, ihrem Partner nah zu sein und intim mit ihm zu werden, auch ohne Kinderwunsch. Das Sperma zum Beispiel entlädt der Mann, wenn er besonders stark sexuell stimuliert wird. Diesen Vorgang nennt man einen Orgasmus. Ein Orgasmus ist ein wunderbares Gefühl." Crocodile nickte. Erfreulicherweise schien er zu verstehen, was sein Partner ihm darzulegen versuchte. Doflamingo wollte gerade erleichtert aufatmen und sich selbst auf die Schulter klopfen, als er bemerkte, dass der andere Gestaltenwandler die Lippen fest aufeinanderpresste und die Augenbrauen sorgenvoll zusammenzog. "Worüber denkst du nach?", wollte also Doflamingo wissen. Grundsätzlich hatte er kein Problem damit, die Fragen des Katers zu beantworten. Je aufgeklärter Crocodile war, desto leichter würde ihnen der erste gemeinsame Sex fallen. Außerdem wollte Doflamingo jedweden Missverständnissen so früh wie möglich vorbeugen. Crocodile zögerte einen Moment lang, ehe er mit skeptischer Stimme meinte: "Du hast gestern angemerkt, dass du gerne Sex mit mir haben möchtest. Wollen wir Sex nur zum Spaß machen oder möchtest du, dass ich ein Baby von dir bekomme? Und wenn ersteres der Fall ist: Wie können wir verhindern, dass ich schwanger werde? Kannst du Verhütungsmittel aus der Stadt besorgen?" Doflamingo konnte nur dadurch, dass er sich fest auf die Unterlippe biss, verhindern, dass er in schallendes Gelächter ausbrach. Er war sich dessen bewusst, dass es in diesem Gespräch momentan um ein sehr sensibles Thema ging und diese Fragen für seinen Partner von großer Bedeutung waren. Er wollte Crocodile nicht verletzen oder schlimmstenfalls sogar verschrecken, indem er ihn auslachte. Trotzdem musste er zugeben, dass es ihm schrecklich schwer fiel, sich zusammenzureißen. Er konnte inzwischen sogar sein eigenes Blut in seinem Mund schmecken; so fest biss er sich auf die Unterlippe. "Darum musst du dir keine Gedanken machen", sagte Doflamingo und wischte sich das Blut vom Mund. "Nur Frauen können schwanger werden und Kinder auf die Welt bringen. Männer können zwar Sex miteinander haben, aber es besteht nicht die Möglichkeit, dass einer von ihnen dadurch schwanger wird." "Das ist gut", erwiderte Crocodile und seufzte erleichtert auf. "Was meinst du denn damit?", hakte Doflamingo nach, dem plötzlich gar nicht mehr nach Lachen zumute war. Ob er es zugeben wollte oder nicht: Ihn verletzte die eindeutige Erleichterung des Katers, was dieses Thema anging. Immerhin war er selbst ein echter Familienmensch. Als sein Rudel noch bestand, hatte er gerne mit den jüngeren Wölfen gespielt und sein Wissen an sie weitergegeben. "Glaubst du etwa, dass ich ein schlechter Vater wäre? Ich würde mich auf jeden Fall gut um meine Kinder kümmern, wenn ich welche hätte; darauf kannst du Gift nehmen!" "So habe ich es nicht gemeint", lenkte Crocodile rasch mit besänftigender Stimme ein. "Ich habe keine Zweifel daran, dass du ein guter Vater wärst. Ich wollte nur sagen, dass ich froh darüber bin, mir nicht auch noch den Kopf über Verhütung zerbrechen zu müssen. Ich... ich... Um ehrlich zu sein, bin sowieso schon nervös und verunsichert genug, was Sex angeht. Da möchte ich mich einfach nicht auch noch mit dieser zusätzlichen Sorge beladen, wenn du verstehst, was ich meine." Doflamingo nickte. "Ist schon gut", meinte er. "Ich verstehe, was du mir sagen willst, denke ich. Aber es gibt wirklich keinen Grund, um nervös zu sein oder Angst zu haben. Ich möchte sehr gerne Sex mit dir haben, Crocodile, aber ich werde selbstverständlich Rücksicht auf deine Unerfahrenheit nehmen. Wir können vorher gerne in Ruhe alles durchsprechen; damit habe ich überhaupt kein Problem. Ich erkläre dir alles, was du wissen musst, damit es schön wird. Versprochen." Crocodile schwieg für eine Weile und senkte den Blick. Schließlich erwiderte er: "Das ist sehr lieb von dir. Es gibt viele Dinge, die ich noch nicht verstehe." Anschließend schwieg er erneut einige Minuten lang. Dann meinte er: "Darf ich dir eine Frage stellen?" "Natürlich." "Gib mir bitte eine ehrliche Antwort, ja?" "Ich werde es versuchen", erwiderte Doflamingo und fragte sich verwundert, was dem Kater wohl so schrecklich wichtig sein mochte. "Fändest du es besser, wenn ich eine Frau wäre? Wegen dem Kinderkriegen, meine ich. Ich kann mir gut vorstellen, dass du dein altes Rudel vermisst und irgendwann vorhast, ein neues zu gründen. Mit mir wird das allerdings nicht gehen." "Ich liebe dich genauso wie du bist", sagte Doflamingo ohne auch nur für den Bruchteil einer Sekunde zu zögern. Er bemerkte, dass sein Partner erleichtert aufatmete, und fügte hinzu: "Es stimmt, dass ich mein Rudel sehr vermisse. Meine Eltern, mein Bruder, meine Freunde... Sie fehlen mir sehr. Jahrelang habe ich in Einsamkeit gelebt und mich nach einer neuen Familie gesehnt. Die ich in dir gefunden habe, Crocodile. Du bist jetzt meine Familie. Ob mit oder ohne Kinder. Ich liebe dich und ich bin unfassbar glücklich, wenn du in meiner Nähe bist. Mehr kann ich mir nicht wünschen." Zufrieden stellte er fest, dass sein Partner langsam nickte. "Das ist schön zu hören", meinte Crocodile und wirkte ehrlich erleichtert. "Und ich bin mir sicher, dass du ein guter Vater wärst. Und ein guter Rudelanführer. Vielleicht werden wir irgendwann ja doch ein neues Rudel gründen, auch ohne leibliche Kinder. Lass uns abwarten, was die Zukunft uns bringen wird." "Da hast du Recht", stimmte Doflamingo seinem Partner zu und küsste diesen sanft auf eines seiner beiden schwarzen Katzenohren. Durch die vielen eingängigen Erklärungen seitens Doflamingo entwickelte Crocodile ein immer detailreicheres Bild davon, wie Geschlechtsverkehr funktionierte. Inzwischen wusste er nicht nur über den Orgasmus und damit verbundenen Vorgang des Zeugens, sondern auch über zum Beispiel Vorspiel, Petting und Penetration Bescheid. Sein Partner wirkte sehr erfahren, was Sex anging, und beantwortete ihm stichhaltig jede einzelne seiner Fragen. Crocodile war froh darüber, endlich aufgeklärt zu werden, doch gleichzeitig konnte er nicht verhehlen, dass er sehr nervös -beinahe schon ängstlich- wurde, angesichts der Vorstellung demnächst einmal die theoretischen Erklärungen in die Praxis umzusetzen. Er war eine sehr stolze Person und fürchtete sich davor, sich durch einen peinlichen Fehler schrecklich zu blamieren. Auf der anderen Seite allerdings fühlte er sich in der Nähe seines Partners zunehmend wohler; eng an Doflamingos warmen Körper gepresst einzuschlafen genoss er inzwischen sehr. Es ließ sich also sagen, dass Crocodile trotz seiner Aufregung seinem ersten Mal recht zuversichtlich entgegensah. Manchmal gab es sogar Momente, in denen er den ersten Sex beinahe schon sehnsüchtig erwartete. Es war früher Abend. Doflamingo und er lagen nebeneinander im Bett und dösten ein wenig vor sich hin. Crocodile fühlte sich sehr wohl: Die Jagd war heute sehr erfolgreich verlaufen und es war ihm endlich gelungen ein Kaninchen zu erbeuten. Ebenjenes hatte er vorhin gemeinsam mit dem anderen Gestaltenwandler verzehrt. Es war ein unwahrscheinlich gutes Gefühl, endlich einmal einen echten Beitrag zu ihrem Lebensunterhalt zu leisten. Mit geschlossenen Augen genoss Crocodile die angenehme Wärme, die vom Körper seines Partners ausging, und erholte sich langsam wieder von der zwar gewinnbringenden, doch zugegebenermaßen auch sehr anstrengenden Jagd. Er konnte nicht leugnen, dass es sich bei ihm einfach noch um einen Anfänger handelte. Gerade war er der Grenze zum Einschlafe nahe, als Crocodile zwei warme Hände spürte, die sanft seinen Rücken auf- und abfuhren. Er quittierte die anregende Berührung mit einem wohligen Schnurren, das sein Partner anscheinend als Erlaubnis ansah, behutsam weitere Teile seines Körpers zu erkunden. Auch wenn Crocodile nicht unbedingt damit gerechnet hatte, ließ er sich dieses Verhalten gefallen. Doflamingos Hände waren weich und warm und fühlten sich ausgesprochen gut an auf seiner Haut. Außerdem befand er sich derzeit in einem dämmrigen Halbschlaf, der ihn tiefenentspannte und die vielen Sorgen, die er mit intimen Körperkontakt verband, in den Hintergrund rücken ließ. Crocodiles Augen blieben weiterhin geschlossen, während Doflamingos Hände über seinen Rücken, seinen Bauch, seine Brust und seine Oberschenkel fuhren. Die Berührungen waren sehr zärtlich und federleicht. Nicht einen einzigen Augenblick lang fühlte Crocodile sich bedrängt oder drangsaliert. Ganz im Gegenteil: Er wünschte sich sehnlich, dass sein Partner diese Erkundungstour fortführte. Ausgehend von seinem Unterbauch breitete sich nämlich in seinem ganzen Körper ein feuriges Kribbeln aus. Er konnte ein fiebriges Seufzen nicht unterdrücken und biss sich anschließend instinktiv leicht selbst in den Handrücken. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Crocodile durch die Berührungen einer anderen Person erregt wurde, und er wusste nicht so recht, wie er mit dieser neuen und vor allem sehr aufregenden Erfahrung umgehen sollte. "Ist alles in Ordnung mit dir?", hörte er die belegte und leicht besorgte Stimme seines Partners sagen. Doflamingos Hände hielten inne und Crocodile konnte spüren, wie dieser seine Stirn sanft gegen die seine drückte. Zaghaft öffnete er seine Augen und kreuzte den Blick mit Doflamingos strahlend blauen Iriden. "Ich möchte nichts tun, was du nicht auch willst", fuhr Doflamingo fort. "Und ich möchte auch nicht, dass du dich dazu verpflichtet fühlst, dich von mir anfassen zu lassen. Wenn es dir zu weit geht, dann sag einfach Bescheid und ich höre sofort auf, ja? Ich werde auch nicht wütend oder enttäuscht sein, versprochen." Crocodile nickte ohne den Blick abzuwenden. Er hatte das seltsame Gefühl, dass sich sein Verstand von selbst abgeschaltet hatte. Ganz gleich wie gründlich er sein Gehirn auch durchforstete: Er bekam keinen klaren Gedanken zu fassen. Sein ganzes Bewusstsein schien auf die Gefühlsebene reduziert worden zu sein; er kam sich vor wie in einer Art Trance: Er konnte nicht denken, sondern nur fühlen. Und er stellte fest, dass er sich in der Nähe des Wolfes sehr wohl fühlte und sich wünschte, dieser würde endlich damit fortfahren ihn zärtlich und liebevoll zu berühren. Da Doflamingo plötzlich eher zurückhalten wirkte, beschloss Crocodile selbst die Initative zu ergreifen: Er schob seine rechte Hand unter die weiche Bettdecke, die sie beide wärmte, und tastete gleichermaßen behutsam und neugierig nach dem Körper seines Partners. Doflamingo war sehr durchtrainiert; die Muskeln fühlten sich hart wie Stahl an, doch die Haut, die sie überspannte, weich und warm. Sensationslüstern ließ Crocodile seine Hand über jede Körperstelle fahren, die er erreichen konnte. Ihm gefielen besonders die Brustwarzen, Hüften und Oberschenkel Doflamingos. Jedes Mal, wenn er über einen dieser Bereiche strich oder sanft in das feste Fleisch hineinkniff, verstärkte sich das heiße Kribbeln in seinem Unterleib. Er spürte, dass sein Glied hart wurde und sich aufrichtete. Und als er einmal halb zufällig, halb neugierig in einer federleichten Berührung mit der Hand zwischen die Beine des anderen Gestaltenwandlers fuhr, stellte er fest, dass es diesem nicht anders erging. Doflamingo gab einen leisen Stöhnlaut von sich und Crocodile fand, dass er niemals zuvor ein solch erregendes Geräusch gehört hatte. Plötzlich lösten sich Angst und Scham in Luft auf. Crocodile war zwar noch immer ein wenig unsicher, doch die Neugierde war stärker als die Nervosität. Seine animalischen Triebe sagten ihm, dass er jetzt bloß nicht aufhören, sondern auf jeden Fall weitermachen sollte. Und Crocodile gehorchte seinen Instinkten aufs Wort. In einem Anflug von Mut und Unerschütterlichkeit umfasste er das Glied seines Partners mit der rechten Hand. Es fühlte sich warm, groß und hart an; wobei Crocodile letzteres Wort nicht mochte. Er fand, der Begriff fest passte besser. Immerhin bestand ein Penis nach wie vor aus Fleisch und Blut, auch wenn er erigiert war, und nicht aus kaltem Stein. Noch immer unter der Bettdecke erkundete Crocodile vorsichtig das Glied seines Partners: Ungeübt ließ er seine Hand zuerst über den Schafft, dann über die Eichel und zuletzt über die weichen Hoden gleiten. Drei oder vier Minuten vergingen, ehe Crocodile sich daran erinnerte, dass Doflamingo ihm einmal erklärt hatte, Männer würden es mögen, wenn man ihr Glied rieb und knetete. Also umschloss er kurz unterhalb der Eichel den Schafft mit der Faust und bewegte diese langsam auf und ab. Er ging sehr behutsam vor und beobachtete genau das Gesicht seines Partners, während er dessen Glied rieb. Crocodile wollte nichts tun, was dem anderen Gestaltenwandler missfallen könnte. Immerhin war er selbst noch ein blutiger Anfänger. Da ging er die ganze Sache lieber langsam an und gab seinem erfahrenen Partner somit die Möglichkeit, notfalls frühzeitig einzugreifen und ihm zu erklären wie er es besser machen könnte. Doflamingo hatte seine Augen geschlossenen. Seine Wangen waren gerötet und er atmete hektisch, gab jedoch die ganze Zeit über keinen Laut von sich. Crocodile fragte sich, ob er alles richtig machte. Er wünschte sich eine Reaktion seitens seines Partners -vielleicht ein Stöhnen oder ein bestätigendes Nicken-, doch vom Wolf kam überhaupt keine Resonanz. Crocodiles Verunsicherung wuchs mit jeder Sekunde, in der Doflamingo still blieb. Irgendwann hielt er es nicht länger aus und fragte mit unruhiger Stimme: "Ist es gut so? Oder mache ich irgendetwas falsch?" "Du bist großartig", antwortete Doflamingo ohne zu Zögern und öffnete vorsichtig seine Augen. Sie schauten vor Lust ganz verschleiert aus, als befände der Wolf sich in irgendeiner Art angenehmen Trance. Crocodile gefiel dieser Blick: Er erleichterte ihn, weil er sich so ähnlich fühlte wie sein Partner wirkte. "Das ist schön zu hören", meinte Crocodile und ließ vom Glied des anderen Gestaltenwandlers ab. "Ich war mir nicht sicher, weil du die ganze Zeit über keinen Laut von dir gegeben hast." Auch in dieser Situation ließ Doflamingo sich zu keiner Erwiderung herab. Stattdessen richtete er sich auf, umfasste Crocodiles Gesicht mit beiden Händen und küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund. Crocodile war zwar ein wenig überrascht, doch ließ den Kuss geschehen. Er schloss seine Augen und genoss das Gefühl von warmen, weichen Lippen auf den seinen. Sie liebkosten einander für eine Weile, ehe Doflamingo zum ersten Mal mit seiner Zunge sanft über Crocodiles Unterlippe fuhr. Crocodile fühlte sich ganz elektrisiert von dieser Empfindung: Der Kuss wurde plötzlich feucht und viel intensiver. Wie von selbst öffnete sich sein Mund einen Spalt weit, um der nassen und warmen Zunge des anderen Gestaltenwandlers Einlass zu gewähren. Da Crocodile nicht so recht wusste, was er jetzt tun oder lassen sollte, blieb er sicherheitshalber lieber passiv und richtete sich nach seinem Partner. Immerhin war Doflamingo deutlich erfahrener als er selbst, was das Küssen anging; Crocodile verließ sich darauf, dass der Wolf wusste wie es richtig funktionierte. Er spürte, dass Doflamingos Zunge zuerst die seine anstupste und berührte, ehe sie über seine untere Zahnreihe fuhr. Es war eine absolut atemberaubende Erfahrung: Noch niemals zuvor hatte Crocodile sich einer anderen Person so nahe gefühlt. Doflamingos streichelte ihn nicht bloß oder fuhr ihm durch sein Haar: Nein, ein Körperteil des anderen Gestaltenwandlers befand sich praktisch in seinem Inneren. Crocodile konnte die Zunge ganz deutlich spüren. Es war einfach ein völlig unbeschreibliches Gefühl. Selbst wenn er es versucht hätte, wäre es ihm nicht gelungen, diese Empfindung in Worte zu fassen. Irgendwann ließ der Wolf von ihm ab. Crocodile löste sich schwer atmend von seinem Partner. Sein Kopf fühlte sich schwer und heiß an, aber auf eine gute Art und Weise. Er hoffte, dass es Doflamingo nicht anders erging. "Darf ich dich anfassen?", fragte Doflamingo, noch ehe Crocodile wieder zu Atem gekommen war. "Also... so wie du mich eben berührt hast? Es fühlt sich wirklich schön an, das kannst du mir glauben!" "Ähm, okay", erwiderte Crocodile, der mit der ganzen Situation (ehrlich gesagt) ein wenig überfordert war. Er fühlte sich noch immer benommen und sehr verwirrt. Seine Emotionen waren durchwachsen: Einerseits waren da Verunsicherung und Nervosität, doch andererseits hatte er sich noch niemals so lebendig gefühlt wie jetzt gerade in diesen Moment. Sein Glied war noch immer hart und Hitze breitete sich von seinem Unterbauch in seinem gesamten Körper aus. Nach nur einem kurzen Moment des Zweifelns wurde Crocodile klar: Er wollte jetzt nicht abbrechen, sondern weitermachen und sich auf die neuen Erfahrungen einlassen, die sein Partner ihm anbot. "Du klingst nicht gerade begeistert", warf Doflamingo in einem skeptischen Tonfall. Er warf ihm kurz einen unwilligen Blick zu, ehe seine Miene aufweichte und er mit sanfter Stimme anfügte: "Denk bitte immer daran: Du musst nichts tun, was du nicht möchtest. Wenn du dich noch nicht bereit fühlst, ist das in Ordnung." "Ich fühle mich bereit", erwiderte Crocodile mit eindringlicher Stimme. Er schätzte die Sorge und Rücksichtsnahme seines Partners, doch wollte nicht, dass dieser durch ständiges Nachfragen die erotische Stimmung zerstörte. Er war zwar noch Jungfrau, doch inzwischen hatte er alle Angst hinter sich gelassen. Es gab also auch für Doflamingo keinen Grund mehr, um verunsichert zu sein. "Ich freue mich auf das, was kommen wird. Du musst dir keine Sorgen um mich machen. Und falls es mir doch zu viel werden sollte, sage ich dir Bescheid. Versprochen. Wollen wir jetzt endlich aufhören zu reden und weitermachen?" So etwas ließ sich der Wolf nicht zweimal sagen. Ein lüsternes Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus und er fixierte seinen Partner mit demselben Blick, mit dem er ein Tier dazu auserkorte, seine nächste Mahlzeit zu werden. Crocodile lief es heiß und kalt den Rücken hinunter. Voller Vorfreude ließ er es zu, dass der andere Gestaltenwandler ihn zurück in eine liegende Position drückte und anschließend behutsam mit der linken Hand nach seinem Glied griff. Crocodile konnte nicht verhindern, dass ihm ein erwartungsvolles Stöhnen über die Lippen kam, als er die Faust seines Partners um sein heißes und erigiertes Glied spürte. Der Griff war fest und intensiv, aber nicht schmerzhaft oder unangenehm. Doflamingo begann ihn langsam zu reiben. Ein kribbelndes Feuerwerk breitete sich ausgehend von seinem Unterleib in Crocodiles ganzem Körper aus, als der andere Gestaltenwandler mit der Faust über seinen Schafft fuhr. Obwohl die Bewegung recht langsam war, fühlte sie sich unwahrscheinlich gut an. Auch wenn Crocodile sich deswegen ein wenig schämte, entkam ein genussvolles Seufzen nach dem anderen seinen Lippen. Er kreuzte seinen Blick mit dem seines Partners und stellte fest, dass dieser sein Gesicht nicht aus den Augen ließ, während er seinen Penis verwöhnte. Noch immer breit grinsend sah Doflamingo auf ihn herab und beobachtete zufrieden seinen Partner, der mit gespreizten Beinen und rotem Gesicht laut stöhnend unter ihm lag. Es war dieser glückselige und selbstgefällige Blick, der die kribbelnde Hitze in Crocodiles Unterleib noch weiter verstärkte. Crocodile sah, dass ein paar Tropfen einer hellen Flüssigkeit die Spitze seines Glieds hinunterliefen. Doflamingo fing sie mit dem Daumen auf. War das Sperma?, fragte Crocodile sich, doch er war im Augenblick viel zu benebelt und mit seiner Lust beschäftigt, um diese Frage tatsächlich laut auszusprechen. "Es ist Sperma", meinte plötzlich Doflamingo als hätte er seine Gedanken gelesen. "Aber du hattest noch keinen Orgasmus. Man nennt diese Flüssigkeit Lusttropfen; sie kommen in kleinen Mengen bereits vor dem Orgasmus. Es ist ganz normal." Crocodile nickte beruhigt, war allerdings noch immer zu keinem Wort fähig. Wie in einer Trance gefangen beobachtete er Doflamingo dabei, wie dieser sich hinunter beugte und sich mit seinem Gesicht seinem erigierten Penis näherte. Einen Augenblick später spürte Crocodile, dass die Spitze seines Glieds von einem nassen und heißen Mund in Beschlag genommen wurde. Doflamingo saugte an der Eichel und nahm mit einem beinahe schon genüsslich wirkenden Gesichtsausdruck die Lusttropfen seines Partners auf. Anschließend fuhr er mit seiner Zunge über den Schlitz und den restlichen Bereich der feucht glänzenden Eichel. Ein heißer Schauer lief Crocodile über den Rücken, als der Wolf mit seiner Zunge einen ganz bestimmten Punkt zwischen Schafft und Eichel an der Vorderseites seines Glieds streifte, und ihm kam ein lautes Seufzen über die Lippen. Doflamingo verwöhnte ihn absolut gnadenlos: Er nahm Crocodiles Eichel in den Mund und lutschte an ihr, er fuhr mit seiner Zunge über den Schlitz und über diese besondere Stelle, die Hitze in Crocodiles Unterleib aufwallen ließ, und knetete gelegentlich mit der linken Hand seine Hoden. Irgendwann erreichte Crocodile einen Punkt, an dem er es schlichtweg nicht mehr aushielt und aufgeben musste. Auch das viele Seufzen und Stöhnen half nicht mehr dabei, die Hitze und das Kribbeln in seinem Inneren unter Kontrolle zu halten. Plötzlich wurde er ganz starr und stumm. Er schloss seine Augen und erlaubte den Hitzewellen, die sich in seinem Unterleib bildeten, sich in seinen gesamten Körper auszubreiten. Ohne einen einzigen Laut von sich zu geben, ohne auch nur zu atmen, ergoss Crocodile sich in fünf oder sechs Schüben im Mund seines Partners. Doflamingo schluckte das Sperma vollständig hinunter (was Crocodile im Nachhinein recht schade fand; er hätte gerne einmal einen Blick darauf geworfen) und grinste ihn anschließend überaus zufrieden an. "Hat es dir gefallen?", fragte er in einem solch selbstgefälligen Tonfall, dass Crocodile sich sicher sein konnte, dass er die Antwort bereits wusste. Trotzdem tat er dem Wolf den Gefallen und nickte erschöpft. Der Orgasmus hatte Crocodile völlig ausgelaugt. Er fühlte sich benommen und auf eine seltsame Art und Weise leer, gleichzeitig allerdings überglücklich und mit sich selbst sehr zufrieden. Noch niemals zuvor hatte er sich so entspannt gefühlt wie jetzt gerade in diesem Augenblick. "Möchtest du weitermachen?", fragte Doflamingo nach einer Weile. "Oder lieber aufhören?" Crocodile dachte einen kurzen Moment lang über diese Frage seitens seines Partners nach. Dann erwiderte er: "Gib mir ein paar Minuten, ja? Mir hat gefallen, was du eben getan hast, aber jetzt fühle ich mich ein wenig erschöpft." "Lass dir so viel Zeit wie du brauchst", sagte Doflamingo und küsste sanft seinen Hals. "Für das, was wir beide gleich machen wollen, solltest du so entspannt und unverkrampft wie möglich sein." "Ich bin entspannt", entgegnete Crocodile, doch seine Worte entsprachen nicht ganz der Wahrheit. Langsam kehrte nämlich seine Besinnung wieder zurück und mit ihr kamen Nervosität und Unsicherheit. Doflamingo hatte ihm mehrmals erklärt wie Geschlechtsverkehr zwischen Männern vonstatten ging. Er wusste, was gleich geschehen würde. Und auch wenn ihm das Vorspiel ungeheuer gut gefallen hatte, fühlte er sich plötzlich sehr aufgeregt. Es gab keine Garantie dafür, dass die Penetration ihm genauso sehr zusagen würde. "Mach dir keine Sorgen", hörte er den Wolf in einem zärtlichen Tonfall sprechen. "Ich werde besonders sanft und behutsam vorgehen. Du darfst nicht vergessen, dass ich bereits viele Erfahrungen gesammelt habe, was Sex angeht. Ich bin älter als du; ich kenne mich aus. Und diese Erfahrungen werden dir zugute kommen. Lehn dich also einfach zurück und bleib entspannt!" "Das ist nicht so leicht wie es klingt", erwiderte Crocodile und biss sich auf die Unterlippe. Sein schwarzer Katzenschwanz bewegte sich ruckartig hin und her und seine beiden Fellohren drehten sich leicht nach außen. "Immerhin hast du mir gesagt, dass es bei den ersten Malen auf jeden Fall wehtun wird; ganz egal, um wie viel Vorsicht du dich bemühst." Doflamingo verzog das Gesicht und senkte den Blick. Sein buschiger Wolfsschwanz bewegte sich keinen Zentimeter. "Das stimmt", gab er schließlich zu. Er schwieg einen kurzen Augenblick lang, ehe er allerdings hinzufügte: "Trotzdem möchte ich dich darum bitten mir zu vertrauen. Es wird nicht lange wehtun, das verspreche ich dir. Und der Schmerz ist die Lust wert, die du später empfindest; das kannst du mir glauben! Ich möchte dich zu nichts drängen, Crocodile. Ich kann dir nur versichern, dass ich mein Bestes geben und mich darum bemühen werde, dein erstes Mal so schön und entspannt wie möglich zu gestalten." Crocodile sah seinem Partner ins Gesicht. Doflamingo grinste nicht mehr und auch aus seinem Blick war jede Selbstgefälligkeit verschwunden. Stattdessen drückte seine Mimik Ernsthaftigkeit und Ehrlichkeit aus. Crocodile seufzte einmal leise auf, ehe er schließlich nickte. Er spürte, dass die Nervosität wieder zurückging. In der Nähe des Wolfes fühlte er sich wohl. Er beschloss, das Wagnis einzugehen und seine Jungfräulichkeit in die Hände des anderen Gestaltenwandlers zu legen in der Hoffnung, dass dieser sein Vertrauen nicht missbrauchen würde. ~ Doch noch musste er sich zurückhalten. Er hatte Crocodile versprochen, so vorsichtig und behutsam wie nur möglich vorzugehen, und auch wenn Doflamingos Penis beinahe schon schmerzhaft pochte vor Erregung, wollte er dieses Versprechen einhalten. Schließlich ging es hierbei nicht bloß um Sex. Doflamingo könnte jederzeit einen anderen Gestaltenwandler ausfindig machen und mit diesem Geschlechtsverkehr vollziehen. Es ging nicht um die Penetration oder den Orgasmus. Es ging darum, diese wundervolle Erfahrung mit seinem neuen Geliebten zu teilen. Ihm zu zeigen wie wunderschön Sex sein konnte. (Auszug aus dem nächsten Kapitel) bye sb Kapitel 14: Part III: Verwirrung und Erfahrung (zensiert) --------------------------------------------------------- Doflamingo war guter Dinge: Das "Vielleicht", welches sein Partner mit schüchterner Stimme von sich gegeben hatte, als er diesen auf Sex ansprach, deutete er als ein gutes Zeichen. Immerhin hätte Crocodile seinen Vorschlag genausogut auch heftig ablehnen können. Doflamingo war sich dessen bewusst, dass der Kater sehr unerfahren war, was Geschlechtsverkehr anging, doch er war auch zuversichtlich, dass er diesem den Sex schmackhaft machen konnte. Er musste einfach Schritt für Schritt vorgehen und sich auf seinen Partner einstellen. Keinesfalls durfte er ihn einschüchtern oder verschrecken. Doflamingo sah den ersten sexuellen Kontakt zu Crocodile als eine Art persönliche Herausforderung an, doch trotzdem freute er sich sehr darauf. An der Rolle des Lehrmeisters hatte er in letzter Zeit zunehmend Geschmack gefunden; er brannte darauf, sein Wissen an den anderen Gestaltenwandler weiterzugeben. Gerade streiften sie wieder einmal gemeinsam im Wald umher. Nun da Crocodile zum ersten Mal ein Tier selbst erbeutet hatte, schien er absolut erpicht darauf zu sein, seine Fähigkeiten zu verbessern und ein sachkundiger Jäger zu werden. Kaum war die Sonne aufgegangen, hatte der Kater darauf bestanden ihre Höhle zu verlassen und erneut gemeinsam auf Jagd zu gehen. Doflamingo wäre zwar lieber Zuhause geblieben (und hätte mit seinem Partner noch einmal in aller Ruhe über seinen gestrigen Vorschlag gesprochen), doch er konnte auch den Eifer des anderen Gestaltenwandlers nachvollziehen, weswegen er schlussendlich nachgab. Crocodile schien großen Spaß beim Jagen zu haben und einen starken Ehrgeiz zu entwickeln, worauf Doflamingo -ehrlich gesagt- sehr stolz war. Schließlich war er derjenige, der dem Kater das Jagen überhaupt erst beigebracht hatte. Ihm gefiel es, dass er sich tatsächlich als talentierter Lehrer entpuppte; damit hätte er niemals gerechnet. "Dieses Mal werde ich versuchen ein Kaninchen zu erbeuten", hörte er Crocodile mit beschwingter Stimme sagen. "Bist du dir da sicher?", hakte Doflamingo zweifelnd nach. Er bewunderte die Strebsamkeit seines Schülers, doch er wollte nicht, dass dieser gleich nach seinem allerersten Erfolg wieder enttäuscht wurde. Crocodile war noch immer ein Anfänger und ein Kaninchen war sowohl größer als auch schneller als eine Waldmaus. "Kaninchen können ziemlich gerissen sein. Sie schlagen Haken, mit denen selbst ich nicht immer mithalten kann.Vielleicht solltest du lieber ein einfacheres Beutetier auswählen. Wie wäre es mit einer Spitzmaus oder einem Frosch?" Crocodile schüttelte energisch den Kopf. "Ich möchte mich an etwas Größeres wagen", erwiderte er. "Sieh nur: Da vorne sind ein paar Kaninchen! Ich werde mein Glück versuchen. Wenn es nicht klappt, dann halte ich mich beim nächsten Mal an ein kleineres Tier. Versprochen." "Also gut", gab Doflamingo schulterzuckend nach. "Aber sei bitte nicht enttäuscht, falls es nicht funktionieren sollte." Er sah dabei zu wie Crocodile die Gestalt seines Tiergeistes annahm und vorsichtig an die Kaninchen heranschlich, die er ausgemacht hatte. Doflamingo seufzte und rückte ebenfalls näher an die vom Kater auserwählten Beutetiere an, verzichtete allerdings auf eine Verwandlung. Wenn er ehrlich war, dann ging er nicht davon aus, dass dieser Jagdzug sonderlich lang dauern würde. Aufmerksam beobachtete er seinen Partner. Der kleine, schwarze Kater blieb immer in Deckung, während er sich den Kaninchen näherte. Es waren sechs an der Zahl; sie grasten friedlich und nichtsahnend auf einer kleinen Lichtung, die etwa fünfzehn Meter von Doflamingo entfernt war. Noch schienen sie den Räuber nicht bemerkt zu haben. Beinahe schon wollte Doflamingo seine Ansichten über Crocodiles Erfolgschancen revidieren, als dieser plötzlich stehen blieb und einen verunsicherten Blick zu der Gruppe Kaninchen hinüberwarf. Er zögerte einen Augenblick lang, ehe er wieder seine menschliche Gestalt annahm und die Jagd somit aufzugeben schien. Verwundert und besorgt huschte Doflamingo zu seinem Partner hinüber. Er verstand überhaupt nicht, wieso dieser seinen Jagdversuch so plötzlich abgebrochen hatte. Immerhin hatten seine Chancen tatsächlich deutlich besser gestanden als Doflamingo es vermutet hätte. Ein solches Benehmen passte überhaupt nicht zu seinem sonst so ehrgeizigen und stolzen Schüler. "Was ist los mit dir?", fragte Doflamingo also sofort nach, als er neben seinem Partner zu stehen kam. Crocodile antwortete ihm nicht gleich. Er hatte seine Augenbrauen verwundert zusammengezogen und wandte den Blick noch immer nicht von der Gruppe Kaninchen ab, die nicht weit von ihnen entfernt friedlich graste. Schließlich sagte der Kater: "Zwei der Kaninchen verhalten sich seltsam. Siehst du die beiden dort drüben? Ich weiß nicht, was dieses Verhalten zu bedeuten hat. Deswegen habe ich die Jagd lieber abgebrochen. Kannst du es mir erklären?" Irritiert schaute Doflamingo zu den Kaninchen hinüber. Es dauerte eine Weile bis er feststellte, was sein Partner meinte: Zwei der Tiere paarten sich gerade. Für ihn als wild lebender Gestaltenwandler war ein solcher Anblick völlig normal, doch auf Crocodile machte dieses Schauspiel sicher einen sonderbaren Eindruck. Immerhin hatte der Kater niemals etwas anderes kennengelernt als das Haus, in dem er geboren worden war, und seine beiden Brüder. Doflamingo nahm ihm seine Unwissenheit also nicht übel, musste sich allerdings zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Manchmal amüsierte es ihn doch, wie furchtbar unerfahren Crocodile in dieser Hinsicht einfach war. Doch er verkniff sich sowohl Gelächter als auch neckische Kommentare, weil er seinen Partner nicht verletzen wollte. "Sie verhalten sich nicht seltsam", meinte er also und bemühte sich um einen neutralen Tonfall. "Sie haben gerade Sex miteinander. Das untere Kaninchen ist vermutlich ein Weibchen und das obere ein Männchen." "Oh", machte Crocodile und Doflamingo konnte erkennen, dass sich ein rötlicher Schimmer auf seinen Wangen ausbreitete. Anscheinend war dem Kater diese Situation ein wenig unangenehm. Trotzdem fragte er: "Wieso haben die beiden denn Sex? Ich dachte, dass nur Menschen und Gestaltenwandler Sex miteinander haben." "Wie kommst du denn auf diesen Blödsinn?", erwiderte Doflamingo verwundert. "Natürlich haben auch Tiere Sex. Wie sollen sie sich denn sonst fortpflanzen? Und gerade Kaninchen sind sehr bekannt dafür, viele Jungen auf die Welt zu bringen." Seltsamerweise schien er mit dieser Erklärung die Verwirrung seitens seines Partner nicht auflösen zu können. Crocodile zog die Augenbrauen nur umso enger zusammen und schüttelte ganz verstört den Kopf. Er zögerte eine Weile lang, ehe er fragte: "Was hat Sex mit Babies bekommen zu tun?" Diese Frage nahm Doflamingo den Wind aus den Segeln. Völlig fassungslos starrte er den Kater an und fühlte sich zu keiner Erwiderung fähig. Wollte Crocodile ihn auf den Arm nehmen? Ihm schien dies die einzig einleuchtende Erklärung zu sein. Niemand, wirklich niemand auf der Welt konnte so unwissend sein. Oder? Doflamingo war sich nicht sicher, ob Crocodile seine Frage tatsächlich ernst gemeint hatte oder nicht. Immerhin wusste der andere Gestaltenwandler auch nicht darüber Bescheid, wie Sex funktionierte. Doch jeder hatte doch zumindest eine Ahnung darüber, welchem grundsätzlichen Ziel Geschlechtsverkehr diente, nicht wahr? Oder war die Welt, in welcher der Kater aufgewachsen war, tatsächlich stärker zensiert worden als er sich vorstellen konnte? "Was ist los mit dir?", fragte Crocodile ihn skeptisch, als er über einen längeren Zeitraum hinweg schwieg. "Wieso antwortest du mir nicht? Habe ich wieder irgendetwas Dummes gesagt? Du solltest inzwischen doch wirklich wissen, dass ich mich mit Sex nicht auskenne. Wieso also bist du jedes Mal aufs Neue überrascht?" "Du hast tatsächlich etwas Dummes gesagt", meinte Doflamingo schließlich und sammelte sich langsam wieder. "Ich fasse es einfach nicht, dass du über den Zusammenhang zwischen Sex und Fortpflanzung nicht Bescheid weißt. Damit habe ich nicht gerechnet. Es ist nämlich eine absolut grundlegende Sache." "Dann erklär mir eben den Zusammenhang", warf Crocodile mit leicht zorniger Stimme ein. Er wirkte verärgert, weil Doflamingo keine Rücksicht auf seine mangelnde Erfahrung nahm. Doflamingo atmete zweimal tief durch und bemühte sich darum seine Fassung wiederzufinden. Anscheinend hatte der Kater seine Frage tatsächlich ernst gemeint, wurde ihm klar. Crocodile wollte ihn nicht auf den Arm nehmen. Ein Scherz dieser Art hätte im Übrigen auch nicht sonderlich gut zu dem stolzen und hochmütigen Gestaltenwandler gepasst. Also musste er sich jetzt darum bemühen, Ruhe zu bewahren und seinem Partner den entsprechenden Sachverhalt zu erklären ohne sich dabei selbst wie ein vollkommener Idiot vorzukommen. "Alle höheren Lebewesen haben Sex", erklärte also Doflamingo, der doch nicht ganz verhindern konnte, dass er sich ziemlich blöd vorkam, während er sprach. "Auf diese Weise pflanzen sie sich fort. Beim Sex gibt der Mann eine Flüssigkeit namens Sperma ab. Diese Flüssigkeit gelangt in das Innere der Frau und befruchtet ein Ei, das sich dort befindet. Das Sperma und das Ei vereinigen sich und ergeben ein Baby, das langsam im Bauch der Mutter heranwachst. Wenn die Zeit gekommen ist, bringt die Frau das Baby dann auf die Welt. Diesen Vorgang nennt man Fortpflanzung." "Oh", machte Crocodile, der nun endlich den Zusammenhang zwischen Sex und Kinderkriegen zu verstehen schien. Trotz Doflamingos einleuchtender Erläuterung war allerdings die eine oder andere Sache noch unklar geblieben. "Also bekommt man auf jeden Fall ein Baby, wenn man Sex gehabt hat?", fragte er teils interessiert, teils verunsichert nach. Doflamingo schüttelte den Kopf. "Nein, nicht zwangsweise. Es funktioniert nicht immer. Die Menschen benutzen zum Beispiel Verhütungsmittel, um zu verhindern, dass eine Frau schwanger wird und ein Kind bekommt." "Aber wenn Fortpflanzung doch das Ziel von Geschlechtsverkehr ist", hakte der Kater irrtiert nach, "wieso setzen sie dann Mittel ein, um genau dies zu verhindern?" "Es ist nicht immer das Ziel", räumte Doflamingo ein und überlegte sich, wie er seinem Partner die Verhältnisse am besten erklären sollte. "Geschlechtsverkehr dient zwar prinzipiell der Fortpflanzung, doch häufig wird er auch aus anderen Gründen vollzogen; meistens zum Vergnügen. Sex fühlt sich nämlich sehr schön an, wenn man ihn richtig macht, musst du wissen. Viele Paare genießen es, ihrem Partner nah zu sein und intim mit ihm zu werden, auch ohne Kinderwunsch. Das Sperma zum Beispiel entlädt der Mann, wenn er besonders stark sexuell stimuliert wird. Diesen Vorgang nennt man einen Orgasmus. Ein Orgasmus ist ein wunderbares Gefühl." Crocodile nickte. Erfreulicherweise schien er zu verstehen, was sein Partner ihm darzulegen versuchte. Doflamingo wollte gerade erleichtert aufatmen und sich selbst auf die Schulter klopfen, als er bemerkte, dass der andere Gestaltenwandler die Lippen fest aufeinanderpresste und die Augenbrauen sorgenvoll zusammenzog. "Worüber denkst du nach?", wollte also Doflamingo wissen. Grundsätzlich hatte er kein Problem damit, die Fragen des Katers zu beantworten. Je aufgeklärter Crocodile war, desto leichter würde ihnen der erste gemeinsame Sex fallen. Außerdem wollte Doflamingo jedweden Missverständnissen so früh wie möglich vorbeugen. Crocodile zögerte einen Moment lang, ehe er mit skeptischer Stimme meinte: "Du hast gestern angemerkt, dass du gerne Sex mit mir haben möchtest. Wollen wir Sex nur zum Spaß machen oder möchtest du, dass ich ein Baby von dir bekomme? Und wenn ersteres der Fall ist: Wie können wir verhindern, dass ich schwanger werde? Kannst du Verhütungsmittel aus der Stadt besorgen?" Doflamingo konnte nur dadurch, dass er sich fest auf die Unterlippe biss, verhindern, dass er in schallendes Gelächter ausbrach. Er war sich dessen bewusst, dass es in diesem Gespräch momentan um ein sehr sensibles Thema ging und diese Fragen für seinen Partner von großer Bedeutung waren. Er wollte Crocodile nicht verletzen oder schlimmstenfalls sogar verschrecken, indem er ihn auslachte. Trotzdem musste er zugeben, dass es ihm schrecklich schwer fiel, sich zusammenzureißen. Er konnte inzwischen sogar sein eigenes Blut in seinem Mund schmecken; so fest biss er sich auf die Unterlippe. "Darum musst du dir keine Gedanken machen", sagte Doflamingo und wischte sich das Blut vom Mund. "Nur Frauen können schwanger werden und Kinder auf die Welt bringen. Männer können zwar Sex miteinander haben, aber es besteht nicht die Möglichkeit, dass einer von ihnen dadurch schwanger wird." "Das ist gut", erwiderte Crocodile und seufzte erleichtert auf. "Was meinst du denn damit?", hakte Doflamingo nach, dem plötzlich gar nicht mehr nach Lachen zumute war. Ob er es zugeben wollte oder nicht: Ihn verletzte die eindeutige Erleichterung des Katers, was dieses Thema anging. Immerhin war er selbst ein echter Familienmensch. Als sein Rudel noch bestand, hatte er gerne mit den jüngeren Wölfen gespielt und sein Wissen an sie weitergegeben. "Glaubst du etwa, dass ich ein schlechter Vater wäre? Ich würde mich auf jeden Fall gut um meine Kinder kümmern, wenn ich welche hätte; darauf kannst du Gift nehmen!" "So habe ich es nicht gemeint", lenkte Crocodile rasch mit besänftigender Stimme ein. "Ich habe keine Zweifel daran, dass du ein guter Vater wärst. Ich wollte nur sagen, dass ich froh darüber bin, mir nicht auch noch den Kopf über Verhütung zerbrechen zu müssen. Ich... ich... Um ehrlich zu sein, bin sowieso schon nervös und verunsichert genug, was Sex angeht. Da möchte ich mich einfach nicht auch noch mit dieser zusätzlichen Sorge beladen, wenn du verstehst, was ich meine." Doflamingo nickte. "Ist schon gut", meinte er. "Ich verstehe, was du mir sagen willst, denke ich. Aber es gibt wirklich keinen Grund, um nervös zu sein oder Angst zu haben. Ich möchte sehr gerne Sex mit dir haben, Crocodile, aber ich werde selbstverständlich Rücksicht auf deine Unerfahrenheit nehmen. Wir können vorher gerne in Ruhe alles durchsprechen; damit habe ich überhaupt kein Problem. Ich erkläre dir alles, was du wissen musst, damit es schön wird. Versprochen." Crocodile schwieg für eine Weile und senkte den Blick. Schließlich erwiderte er: "Das ist sehr lieb von dir. Es gibt viele Dinge, die ich noch nicht verstehe." Anschließend schwieg er erneut einige Minuten lang. Dann meinte er: "Darf ich dir eine Frage stellen?" "Natürlich." "Gib mir bitte eine ehrliche Antwort, ja?" "Ich werde es versuchen", erwiderte Doflamingo und fragte sich verwundert, was dem Kater wohl so schrecklich wichtig sein mochte. "Fändest du es besser, wenn ich eine Frau wäre? Wegen dem Kinderkriegen, meine ich. Ich kann mir gut vorstellen, dass du dein altes Rudel vermisst und irgendwann vorhast, ein neues zu gründen. Mit mir wird das allerdings nicht gehen." "Ich liebe dich genauso wie du bist", sagte Doflamingo ohne auch nur für den Bruchteil einer Sekunde zu zögern. Er bemerkte, dass sein Partner erleichtert aufatmete, und fügte hinzu: "Es stimmt, dass ich mein Rudel sehr vermisse. Meine Eltern, mein Bruder, meine Freunde... Sie fehlen mir sehr. Jahrelang habe ich in Einsamkeit gelebt und mich nach einer neuen Familie gesehnt. Die ich in dir gefunden habe, Crocodile. Du bist jetzt meine Familie. Ob mit oder ohne Kinder. Ich liebe dich und ich bin unfassbar glücklich, wenn du in meiner Nähe bist. Mehr kann ich mir nicht wünschen." Zufrieden stellte er fest, dass sein Partner langsam nickte. "Das ist schön zu hören", meinte Crocodile und wirkte ehrlich erleichtert. "Und ich bin mir sicher, dass du ein guter Vater wärst. Und ein guter Rudelanführer. Vielleicht werden wir irgendwann ja doch ein neues Rudel gründen, auch ohne leibliche Kinder. Lass uns abwarten, was die Zukunft uns bringen wird." "Da hast du Recht", stimmte Doflamingo seinem Partner zu und küsste diesen sanft auf eines seiner beiden schwarzen Katzenohren. Durch die vielen eingängigen Erklärungen seitens Doflamingo entwickelte Crocodile ein immer detailreicheres Bild davon, wie Geschlechtsverkehr funktionierte. Inzwischen wusste er nicht nur über den Orgasmus und damit verbundenen Vorgang des Zeugens, sondern auch über zum Beispiel Vorspiel, Petting und Penetration Bescheid. Sein Partner wirkte sehr erfahren, was Sex anging, und beantwortete ihm stichhaltig jede einzelne seiner Fragen. Crocodile war froh darüber, endlich aufgeklärt zu werden, doch gleichzeitig konnte er nicht verhehlen, dass er sehr nervös -beinahe schon ängstlich- wurde, angesichts der Vorstellung demnächst einmal die theoretischen Erklärungen in die Praxis umzusetzen. Er war eine sehr stolze Person und fürchtete sich davor, sich durch einen peinlichen Fehler schrecklich zu blamieren. Auf der anderen Seite allerdings fühlte er sich in der Nähe seines Partners zunehmend wohler; eng an Doflamingos warmen Körper gepresst einzuschlafen genoss er inzwischen sehr. Es ließ sich also sagen, dass Crocodile trotz seiner Aufregung seinem ersten Mal recht zuversichtlich entgegensah. Manchmal gab es sogar Momente, in denen er den ersten Sex beinahe schon sehnsüchtig erwartete. Es war früher Abend. Doflamingo und er lagen nebeneinander im Bett und dösten ein wenig vor sich hin. Crocodile fühlte sich sehr wohl: Die Jagd war heute sehr erfolgreich verlaufen und es war ihm endlich gelungen ein Kaninchen zu erbeuten. Ebenjenes hatte er vorhin gemeinsam mit dem anderen Gestaltenwandler verzehrt. Es war ein unwahrscheinlich gutes Gefühl, endlich einmal einen echten Beitrag zu ihrem Lebensunterhalt zu leisten. Mit geschlossenen Augen genoss Crocodile die angenehme Wärme, die vom Körper seines Partners ausging, und erholte sich langsam wieder von der zwar gewinnbringenden, doch zugegebenermaßen auch sehr anstrengenden Jagd. Er konnte nicht leugnen, dass es sich bei ihm einfach noch um einen Anfänger handelte. Gerade war er der Grenze zum Einschlafe nahe, als Crocodile zwei warme Hände spürte, die sanft seinen Rücken auf- und abfuhren. Er quittierte die anregende Berührung mit einem wohligen Schnurren, das sein Partner anscheinend als Erlaubnis ansah, behutsam weitere Teile seines Körpers zu erkunden. Auch wenn Crocodile nicht unbedingt damit gerechnet hatte, ließ er sich dieses Verhalten gefallen. Doflamingos Hände waren weich und warm und fühlten sich ausgesprochen gut an auf seiner Haut. Außerdem befand er sich derzeit in einem dämmrigen Halbschlaf, der ihn tiefenentspannte und die vielen Sorgen, die er mit intimen Körperkontakt verband, in den Hintergrund rücken ließ. Crocodiles Augen blieben weiterhin geschlossen, während Doflamingos Hände über seinen Rücken, seinen Bauch, seine Brust und seine Oberschenkel fuhren. Die Berührungen waren sehr zärtlich und federleicht. Nicht einen einzigen Augenblick lang fühlte Crocodile sich bedrängt oder drangsaliert. Ganz im Gegenteil: Er wünschte sich sehnlich, dass sein Partner diese Erkundungstour fortführte. Ausgehend von seinem Unterbauch breitete sich nämlich in seinem ganzen Körper ein feuriges Kribbeln aus. Er konnte ein fiebriges Seufzen nicht unterdrücken und biss sich anschließend instinktiv leicht selbst in den Handrücken. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Crocodile durch die Berührungen einer anderen Person erregt wurde, und er wusste nicht so recht, wie er mit dieser neuen und vor allem sehr aufregenden Erfahrung umgehen sollte. "Ist alles in Ordnung mit dir?", hörte er die belegte und leicht besorgte Stimme seines Partners sagen. Doflamingos Hände hielten inne und Crocodile konnte spüren, wie dieser seine Stirn sanft gegen die seine drückte. Zaghaft öffnete er seine Augen und kreuzte den Blick mit Doflamingos strahlend blauen Iriden. "Ich möchte nichts tun, was du nicht auch willst", fuhr Doflamingo fort. "Und ich möchte auch nicht, dass du dich dazu verpflichtet fühlst, dich von mir anfassen zu lassen. Wenn es dir zu weit geht, dann sag einfach Bescheid und ich höre sofort auf, ja? Ich werde auch nicht wütend oder enttäuscht sein, versprochen." Crocodile nickte ohne den Blick abzuwenden. Er hatte das seltsame Gefühl, dass sich sein Verstand von selbst abgeschaltet hatte. Ganz gleich wie gründlich er sein Gehirn auch durchforstete: Er bekam keinen klaren Gedanken zu fassen. Sein ganzes Bewusstsein schien auf die Gefühlsebene reduziert worden zu sein; er kam sich vor wie in einer Art Trance: Er konnte nicht denken, sondern nur fühlen. Und er stellte fest, dass er sich in der Nähe des Wolfes sehr wohl fühlte und sich wünschte, dieser würde endlich damit fortfahren ihn zärtlich und liebevoll zu berühren. Da Doflamingo plötzlich eher zurückhalten wirkte, beschloss Crocodile selbst die Initative zu ergreifen: Er schob seine rechte Hand unter die weiche Bettdecke, die sie beide wärmte, und tastete gleichermaßen behutsam und neugierig nach dem Körper seines Partners. Doflamingo war sehr durchtrainiert; die Muskeln fühlten sich hart wie Stahl an, doch die Haut, die sie überspannte, weich und warm. [zensiert] Auch in dieser Situation ließ Doflamingo sich zu keiner Erwiderung herab. Stattdessen richtete er sich auf, umfasste Crocodiles Gesicht mit beiden Händen und küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund. Crocodile war zwar ein wenig überrascht, doch ließ den Kuss geschehen. Er schloss seine Augen und genoss das Gefühl von warmen, weichen Lippen auf den seinen. Sie liebkosten einander für eine Weile, ehe Doflamingo zum ersten Mal mit seiner Zunge sanft über Crocodiles Unterlippe fuhr. Crocodile fühlte sich ganz elektrisiert von dieser Empfindung: Der Kuss wurde plötzlich feucht und viel intensiver. Wie von selbst öffnete sich sein Mund einen Spalt weit, um der nassen und warmen Zunge des anderen Gestaltenwandlers Einlass zu gewähren. Da Crocodile nicht so recht wusste, was er jetzt tun oder lassen sollte, blieb er sicherheitshalber lieber passiv und richtete sich nach seinem Partner. Immerhin war Doflamingo deutlich erfahrener als er selbst, was das Küssen anging; Crocodile verließ sich darauf, dass der Wolf wusste wie es richtig funktionierte. Er spürte, dass Doflamingos Zunge zuerst die seine anstupste und berührte, ehe sie über seine untere Zahnreihe fuhr. Es war eine absolut atemberaubende Erfahrung: Noch niemals zuvor hatte Crocodile sich einer anderen Person so nahe gefühlt. Doflamingos streichelte ihn nicht bloß oder fuhr ihm durch sein Haar: Nein, ein Körperteil des anderen Gestaltenwandlers befand sich praktisch in seinem Inneren. Crocodile konnte die Zunge ganz deutlich spüren. Es war einfach ein völlig unbeschreibliches Gefühl. Selbst wenn er es versucht hätte, wäre es ihm nicht gelungen, diese Empfindung in Worte zu fassen. Irgendwann ließ der Wolf von ihm ab. Crocodile löste sich schwer atmend von seinem Partner. Sein Kopf fühlte sich schwer und heiß an, aber auf eine gute Art und Weise. Er hoffte, dass es Doflamingo nicht anders erging. "Darf ich dich anfassen?", fragte Doflamingo, noch ehe Crocodile wieder zu Atem gekommen war. "Also... so wie du mich eben berührt hast? Es fühlt sich wirklich schön an, das kannst du mir glauben!" "Ähm, okay", erwiderte Crocodile, der mit der ganzen Situation (ehrlich gesagt) ein wenig überfordert war. Er fühlte sich noch immer benommen und sehr verwirrt. Seine Emotionen waren durchwachsen: Einerseits waren da Verunsicherung und Nervosität, doch andererseits hatte er sich noch niemals so lebendig gefühlt wie jetzt gerade in diesen Moment. Sein Glied war noch immer hart und Hitze breitete sich von seinem Unterbauch in seinem gesamten Körper aus. Nach nur einem kurzen Moment des Zweifelns wurde Crocodile klar: Er wollte jetzt nicht abbrechen, sondern weitermachen und sich auf die neuen Erfahrungen einlassen, die sein Partner ihm anbot. "Du klingst nicht gerade begeistert", warf Doflamingo in einem skeptischen Tonfall. Er warf ihm kurz einen unwilligen Blick zu, ehe seine Miene aufweichte und er mit sanfter Stimme anfügte: "Denk bitte immer daran: Du musst nichts tun, was du nicht möchtest. Wenn du dich noch nicht bereit fühlst, ist das in Ordnung." "Ich fühle mich bereit", erwiderte Crocodile mit eindringlicher Stimme. Er schätzte die Sorge und Rücksichtsnahme seines Partners, doch wollte nicht, dass dieser durch ständiges Nachfragen die erotische Stimmung zerstörte. Er war zwar noch Jungfrau, doch inzwischen hatte er alle Angst hinter sich gelassen. Es gab also auch für Doflamingo keinen Grund mehr, um verunsichert zu sein. "Ich freue mich auf das, was kommen wird. Du musst dir keine Sorgen um mich machen. Und falls es mir doch zu viel werden sollte, sage ich dir Bescheid. Versprochen. Wollen wir jetzt endlich aufhören zu reden und weitermachen?" So etwas ließ sich der Wolf nicht zweimal sagen. Ein lüsternes Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus und er fixierte seinen Partner mit demselben Blick, mit dem er ein Tier dazu auserkorte, seine nächste Mahlzeit zu werden. Crocodile lief es heiß und kalt den Rücken hinunter. [zensiert] "Hat es dir gefallen?", fragte er in einem solch selbstgefälligen Tonfall, dass Crocodile sich sicher sein konnte, dass er die Antwort bereits wusste. Trotzdem tat er dem Wolf den Gefallen und nickte erschöpft. Der Orgasmus hatte Crocodile völlig ausgelaugt. Er fühlte sich benommen und auf eine seltsame Art und Weise leer, gleichzeitig allerdings überglücklich und mit sich selbst sehr zufrieden. Noch niemals zuvor hatte er sich so entspannt gefühlt wie jetzt gerade in diesem Augenblick. "Möchtest du weitermachen?", fragte Doflamingo nach einer Weile. "Oder lieber aufhören?" Crocodile dachte einen kurzen Moment lang über diese Frage seitens seines Partners nach. Dann erwiderte er: "Gib mir ein paar Minuten, ja? Mir hat gefallen, was du eben getan hast, aber jetzt fühle ich mich ein wenig erschöpft." "Lass dir so viel Zeit wie du brauchst", sagte Doflamingo und küsste sanft seinen Hals. "Für das, was wir beide gleich machen wollen, solltest du so entspannt und unverkrampft wie möglich sein." "Ich bin entspannt", entgegnete Crocodile, doch seine Worte entsprachen nicht ganz der Wahrheit. Langsam kehrte nämlich seine Besinnung wieder zurück und mit ihr kamen Nervosität und Unsicherheit. Doflamingo hatte ihm mehrmals erklärt wie Geschlechtsverkehr zwischen Männern vonstatten ging. Er wusste, was gleich geschehen würde. Und auch wenn ihm das Vorspiel ungeheuer gut gefallen hatte, fühlte er sich plötzlich sehr aufgeregt. Es gab keine Garantie dafür, dass die Penetration ihm genauso sehr zusagen würde. "Mach dir keine Sorgen", hörte er den Wolf in einem zärtlichen Tonfall sprechen. "Ich werde besonders sanft und behutsam vorgehen. Du darfst nicht vergessen, dass ich bereits viele Erfahrungen gesammelt habe, was Sex angeht. Ich bin älter als du; ich kenne mich aus. Und diese Erfahrungen werden dir zugute kommen. Lehn dich also einfach zurück und bleib entspannt!" "Das ist nicht so leicht wie es klingt", erwiderte Crocodile und biss sich auf die Unterlippe. Sein schwarzer Katzenschwanz bewegte sich ruckartig hin und her und seine beiden Fellohren drehten sich leicht nach außen. "Immerhin hast du mir gesagt, dass es bei den ersten Malen auf jeden Fall wehtun wird; ganz egal, um wie viel Vorsicht du dich bemühst." Doflamingo verzog das Gesicht und senkte den Blick. Sein buschiger Wolfsschwanz bewegte sich keinen Zentimeter. "Das stimmt", gab er schließlich zu. Er schwieg einen kurzen Augenblick lang, ehe er allerdings hinzufügte: "Trotzdem möchte ich dich darum bitten mir zu vertrauen. Es wird nicht lange wehtun, das verspreche ich dir. Und der Schmerz ist die Lust wert, die du später empfindest; das kannst du mir glauben! Ich möchte dich zu nichts drängen, Crocodile. Ich kann dir nur versichern, dass ich mein Bestes geben und mich darum bemühen werde, dein erstes Mal so schön und entspannt wie möglich zu gestalten." Crocodile sah seinem Partner ins Gesicht. Doflamingo grinste nicht mehr und auch aus seinem Blick war jede Selbstgefälligkeit verschwunden. Stattdessen drückte seine Mimik Ernsthaftigkeit und Ehrlichkeit aus. Crocodile seufzte einmal leise auf, ehe er schließlich nickte. Er spürte, dass die Nervosität wieder zurückging. In der Nähe des Wolfes fühlte er sich wohl. Er beschloss, das Wagnis einzugehen und seine Jungfräulichkeit in die Hände des anderen Gestaltenwandlers zu legen in der Hoffnung, dass dieser sein Vertrauen nicht missbrauchen würde. ~ Doch noch musste er sich zurückhalten. Er hatte Crocodile versprochen, so vorsichtig und behutsam wie nur möglich vorzugehen, und auch wenn Doflamingos Penis beinahe schon schmerzhaft pochte vor Erregung, wollte er dieses Versprechen einhalten. Schließlich ging es hierbei nicht bloß um Sex. Doflamingo könnte jederzeit einen anderen Gestaltenwandler ausfindig machen und mit diesem Geschlechtsverkehr vollziehen. Es ging nicht um die Penetration oder den Orgasmus. Es ging darum, diese wundervolle Erfahrung mit seinem neuen Geliebten zu teilen. Ihm zu zeigen wie wunderschön Sex sein konnte. (Auszug aus dem nächsten Kapitel) bye sb Kapitel 15: Part III: Sehnsucht und Erfüllung --------------------------------------------- Doflamingo küsste sanft Crocodiles schwarze Katzenohren, seinen Mund und seinen Hals. Er konnte sich gut vorstellen, dass sein Partner im Augenblick sehr aufgeregt und verkrampft war, doch für den Sex war es von großer Bedeutung, dass dieser sich so gut wie nur möglich beruhigte und entspannte. Crocodile hatte Recht gehabt, als er meinte, der erste (Anal)sex würde immer wehtun, doch trotzdem wollte Doflamingo sich darum bemühen, diese Erfahrung möglichst schmerzlos und angenehm für den Kater zu gestalten. Nur wenn diesem das erste Mal gut gefiel, würde er sich zu einem zweiten und dritten Mal überreden lassen. Und je öfter sie den Geschlechtsverkehr praktizierten, desto mehr Übung bekam sein Partner und desto weniger würde die Penetration schmerzen. Doflamingo sah es als seine persönliche Pflicht an, sich um Crocodile zu kümmern und diesem den Sex schmackhaft zu machen. Immerhin war er der Ältere und Erfahrenere von ihnen beiden. Doflamingo verleugnete nicht, dass ihm die Tatsache gefiel, dass es sich bei Crocodile um eine Jungfrau handelte. Es war ein wundervolles Gefühl zu wissen, dass er derjenige war, dem der Kater seine Unschuld schenken wollte. In Doflamingos Augen handelte es sich bei dieser Geste um einen großen Vertrauens- und Liebesbeweis. Er nahm sich seinerseits vor, diesen herrlichen Beweis zu erwidern, indem er Crocodiles Vertrauen nicht missbrauchte, sondern diesem zeigte wie wundervoll Sex sein konnte. Doflamingos Küsse wanderten vom Hals des Katers zu dessen Brust hinunter. Er beabsichtigte, eine erneute Erketion heraufzubeschwören, denn nach dem ersten Orgasmus war das Glied des anderen Gestaltenwandlers erschlafft. Jede Art von Penetration funktionierte besser, wenn der passive Part bereits erregt war, noch bevor man eindrang, wusste Doflamingo aus eigener Erfahrung. Außerdem gefiel es ihm unfassbar gut, endlich den blassen und zarten Körper des jungen Katers erkunden zu dürfen; lange genug hatte er auf diesen Moment gewartet. Mit seiner Zunge fuhr er über Crocodiles rechtes Schlüsselbein, seine Schulter und Taille. Anschließend näherte er sich die Brustwarzen des Katers: Mit dem Daumen der linken Hand neckte Doflamingo die eine, während er mit seiner feuchten Zunge die andere umkreiste. Crocodile schien entweder zu frieren oder bereits wieder sehr erregt zu sein, denn die beiden rosafarbenen Brustwarzen waren steif aufgestellt und fühlten sich steinhart an unter seiner Berührung. Doflamingo grinste selbstgefällig, als er den Kater lüstern stöhnen hörte. Er konnte nicht verhehlen, dass ihn die eindeutigen Laute, die sein Partner von sich gab, selbst erregten. Viel zu lange hatte er auf diese wundervolle Geräuschkulisse warten müssen, fand er. Jetzt sollte sich die Geduld, die er aus Rücksichtnahme gegenüber Crocodile immer wieder aufgebracht hatte, endlich auszahlen; er würde diesen Akt in vollen Zügen genießen! Als Doflamingo mit der linken Hand behutsam nach dem Glied des anderen Gestaltenwandlers tastete, stellte er zufrieden fest, dass es inzwischen wieder hart geworden war. Er schloss seine Faust um den Schafft und rieb ihn drei- oder viermal, ehe er an Crocodile gewandt meinte: "Am besten du legst dir ein Kissen unter deinen Hintern, damit ich gut dran komme. Das blaue hier drüben sieht passend aus." Zuvorkommend griff Doflamingo nach dem Kissen, das er meinte, und reichte es an Crocodile weiter, der es mit einem verunsicherten Gesichtsausdruck entgegennahm. "Wie genau soll ich mich denn hinlegen?", hakte der Kater nach einem kurzen Moment des Zögerns nach. "Ist es nicht besser, wenn ich auf allen Vieren bin und du von hinten in mich eindringst? So haben es doch auch die Kaninchen gemacht, die ich gesehen habe. Es erscheint mir viel praktischer." "Es gibt viele unterschiedliche Stellungen, in denen man Sex haben kann", erklärte Doflamingo dem unerfahrenen Gestaltenwandler und bemühte sich darum nicht ungeduldig zu werden. "Doggy-Style (so nennt man die Stellung, die du eben beschrieben hast) halte ich für das erste Mal Sex allerdings für wenig empfehlenswert. Du musst die ganze Zeit über auf allen Vieren bleiben, was auf Dauer ziemlich anstrengend werden kann. Wir sollten lieber mit der Missionar-Stellung anfangen. Dafür legst du dich einfach auf den Rücken, schiebst ein Kissen unter deinen Hintern und spreizt deine Beine. Auf diese Weise können wir uns gegenseitig in die Augen schauen und Händchen halten. Das ist ein großer Vorteil, denn Kommunikation ist vor allem beim ersten Mal sehr wichtig. Ich möchte sehen wie es dir geht und dich küssen, während ich in dich eindringe." "Ähm, okay, gut", machte Crocodile und brachte das entsprechende Kissen tatsächlich in die richtige Position. Doflamingo spürte, dass sein Partner sich unwohl zu fühlen begann. Er griff nach Crocodiles Händen und küsste ihn behutsam auf den Mund. Sofort entspannten sich die Muskeln des Katers ein wenig. "Es ist alles gut", versuchte Doflamingo seinen unerfahrenen Partner zu beruhigen. "Und es gibt keinen Grund, um nervös zu sein. Du kannst nichts falsch machen. Vertrau mir!" Crocodile nickte zaghaft und ließ sich auf dem Kissen nieder, das seinen Hintern ein Stück nach oben schob, sodass Dofamingo ein einfacherer Zugang zu seinem Intimbereich gewährt wurde. Voller Vorfreude leckte er sich über die Lippen. Er freute sich schon darauf, endlich in den Kater eindringen zu dürfen. Wochenlang hatte er diesen Augenblick herbeigesehnt. Allein die Vorstellung, dass sein Glied vom warmen und samtigen Inneren Crocodiles umschlossen werden würde, erregte ihn über alle Maßen. Äußerlich gab Doflamingo sich ruhig und gefasst; er wollte seinen Partner nicht verunsichern oder unter Druck setzen. Doch innerlich brannte er darauf, den lang ersehnten Sex endlich durchzuführen. Doch noch musste er sich zurückhalten. Er hatte Crocodile versprochen, so vorsichtig und behutsam wie nur möglich vorzugehen, und auch wenn Doflamingos Penis beinahe schon schmerzhaft pochte vor Erregung, wollte er dieses Versprechen einhalten. Schließlich ging es hierbei nicht bloß um Sex. Doflamingo könnte jederzeit einen anderen Gestaltenwandler ausfindig machen und mit diesem Geschlechtsverkehr vollziehen. Es ging nicht um die Penetration oder den Orgasmus. Es ging darum, diese wundervolle Erfahrung mit seinem neuen Geliebten zu teilen. Ihm zu zeigen wie wunderschön Sex sein konnte. Und aus diesem Grund zwang Doflamingo sich dazu, sein Glied nicht sofort und ohne jede Rücksicht in das Innere seines Partners zu rammen, sondern diesen zuerst vorzubereiten. Doflamingo griff nach einem kleinem Fläschchen, das er immer nahe bei seinem Bett aufhielt. Es beinhaltete ein wohlduftendes Öl, welches bei der Penetration hilfreich sein würde. Der Eingang, in den er zuerst mit seinen Fingern und danach mit seinem Penis eindringen wollte, war trocken und sehr eng. Nur mithilfe eine entsprechenden Gleitmittels würde es ihm gelingen, möglichst schmerzlos in das Innere seines Partners einzudringen. Während er die Finger seiner linken Hand mit dem glitschrigen Öl benetzte, verteilte Doflamingo Küsse auf Brust, Hals und Mund des Katers; Crocodile sollte spüren, dass er da war. Er war nämlich der Meinung, dass man sich (gerade in dieser Situation) am allerbesten entspannte, wenn man die Anwesenheit des Anderen deutlich spürte. Und tatsächlich stellte er fest, dass sein sicherlich sehr aufgeregter Partner gleich ein wenig ruhiger wurde. Die rechte Hand verkeilte Doflamingo in Crocodiles dunkles Haar, während er mit dem Zeigefinger der linken Hand sanft über den Eingang des anderen Gestaltenwandlers strich. Crocodile sollte sich erst einmal an das Gefühl gewöhnen an dieser intimen Stelle angefasst werden und sich richtig entspannen, ehe er tatsächlich in ihn eindrang. Außerdem hatte er auf diese Weise die Möglichkeit, ausreichend Gleitmittel aufzutragen. Je glitschriger sowohl Crocodiles Eingang als auch seine Finger waren, desto leichter würde die Penetration fallen. Erst als Doflamingo ein lustvolles und leicht ungeduldig klingendes Stöhnen vernahm, drang er langsam mit der Spitze des Zeigefingers ein. Als er ungefähr bis zum ersten Fingerglied im Inneren seines Partners versenkt war, entzog er diesem seinen Finger wieder. Diese Prozedur wiederholte er mehrmals, wobei er jedes Mal ein wenig tiefer eindrang und auch seinen Finger immer wieder mit reichlich Öl einrieb. Zufrieden stellte er fest, dass Crocodiles Muskeln nicht verkrampft waren und dieser sich alles in allem recht wohl zu fühlen schien. Damit hatte Doflamingo nicht gerechnet. Beschweren wollte er sich allerdings nicht. Er selbst würde den Sex umso mehr genießen, je entspannter und glücklicher sein Geliebter war. Behutsam drehte und bewegte Doflamingo seinen Zeigefinger im Inneren seines Partners. Crocodile quittierte diesen Schritt mit einem lauten Stöhnen. Sofort spürte Doflamingo, dass sein Glied auf dieses eindeutige Geräusch reagierte: Ein paar Lusttropfen liefen die Eichel hinunter. Vorsichtig löste Doflamingo seine rechte Hand aus Crocodiles dunklem Haar und umschloss stattdessen seinen eigenen Penis. Er rieb den Schafft mehrmals und küsste Crocodile leidenschaftlichen auf den Mund, ohne die Penetration auch nur für eine Moment zu unterbrechen. Anscheinend gefiel dem Kater der Zeigefinger in seinem Eingang ziemlich gut und Doflamingo war mehr als willig, ihm auf diese Weise Vergnügen zu bereiten. Doflamingo löste den Kuss auf und ließ seinen Blick ungeniert über den Körper des Gestaltenwandlers schweifen, der unter ihm lag. Der Anblick, der sich ihm bot, deckte sich mit der Vorstellung, die ihm immer wieder in seinen Tagträumen erschienen war: Crocodile mit zerzaustem Haar, vor Lust ganz schwerem Blick, geröteten Wangen und gespreizten Beinen. Es war beinahe schon mehr als Doflamingo aushalten konnte. Vor allen Dingen die langen, blassen, anbetungswürdigen Beine des Katers machten ihm zu schaffen. Wie lange hatte er auf diesen Moment gewartet? Wie oft von genau diesem Bild geträumt? Endlich zahlte sich seine Geduld aus. Die Rücksichtnahme, die er auf seinen unberührten Geliebten genommen hatte, lohnte sich endlich. Doflamingo glaubte im Paradies zu sein. Er musste das Reiben seines Gliedes einstellen, um zu verhindern, dass er jetzt schon zum Höhepunkt kam. Er freute sich bereits auf seinen Orgasmus, doch er wollte die Situation nicht zerstören, indem er sich zu früh und vor allem auf dem Körper seines Partners ergoss. Jetzt ging es erst einmal um Crocodile: Er musste den Kater ausreichend vorbereiten, seinen noch immer engen Eingang dehnen, um endlich sein pochendes Glied darin versenken zu können. Vorsichtig entzog Doflamingo dem anderen Gestaltenwandler seinen Zeigefinger, was jener mit einem unwilligen Brummen quittierte. "Jetzt kommt ein zweiter Finger dazu", erklärte Doflamingo an Crocodile gewandt. "Schaffst du das? Es wird sich zu Beginn unangenehm anfühlen, aber später dafür umso schöner." Crocodile nickte ohne auch nur einen Moment lang zu zögern, was Doflamingo ein glückliches Lächeln auf die Lippen zauberte. Bisher lief alles deutlich besser als erwartet. Crocodile wirkte tiefenentspannt und schien die Penetration durch seinen Finger sehr zu genießen. Doflamingo hatte mit deutlich mehr Widerstand oder zumindest Scheu seitens des Katers gerechnet, doch dieser fand am Sex anscheinend ebenso viel Gefallen wie er selbst. "Ich will unbedingt weitermachen", sagte plötzlich Crocodile als hätte er seine Gedanken gelesen. "Du hast zwar gesagt, es würde zu Anfang auf jeden Fall wehtun, aber eben hat es überhaupt nicht geschmerzt. Es hat sich unbeschreiblich schön angefühlt und kein bisschen wehgetan." "Das freut mich", erwiderte Doflamingo und meinte seine Worte ernst. "Trotzdem solltest du nicht damit rechnen, zwei Finger genauso leicht aufnehmen zu können wie nur einen. Ein Finger passt problemlos in deinen Eingang hinein; erst der zweite dehnt ihn. Versuch also bitte ruhig zu bleiben, auch wenn es sich zu Beginn unangenehm anfühlt." "Okay", meinte Crocodile. Er schwieg für einen Moment und fragte dann: "Aber wenn es mir zu viel wird, kann ich immer noch abbrechen, oder?" "Natürlich", antwortete Doflamingo, der ein wenig irritiert war angesichts dieser Nachfrage. Eigentlich dachte er, es deutlich genug gemacht zu haben, dass Crocodile zu nichts verpflichtet war. Er fände es schade, sollte der Kater sich zu einem Abbruch der Situation entscheiden, doch selbstverständlich würde er diesen Schritt repsketieren. Immerhin wollte er seinen Partner beglücken und nicht quälen. Doflamingo küsste Crocodile zärtlich auf den Mund, während er die Spitzen seines Zeige- und Mittelfingers behutsam gegen dessen Muskelring drückte. Zuerst wirkte der andere Gestaltenwandler noch recht verkrampft, doch schon nach wenigen Sekunden entspannte er sich wieder und ließ zu, dass die beiden Finger in ihn eindringen konnten. Behutsam leckte Doflamingo über die Unterlippe seines Partners und kraulte diesen mit der freien Hand hinter einem seiner spitzen Katzenohren. Schon bald machte Crocodile einen solch entspannten Eindruck, dass Doflamingo es wagte, tiefer in den Eingang des Katers einzudringen und seine beiden Finger vorsichtig in einer Art Scherenbewegung zu spreizen. Die Reaktion seines Partners war sehr interessant: Beim ersten Mal war ein unwilliger, beinahe schon spitz klingender Brummlaut zu hören, beim zweiten Mal überhaupt kein Geräusch und beim dritten Mal ein genussvolles Stöhnen. "Jetzt nehme ich drei Finger", warnte Doflamingo Crocodile vor, während er seine linke Hand mit besonders viel Öl einrieb. Der Kater nickte, sagte jedoch kein Wort. Stattdessen schloss er die Augen, atmete mehrmals tief durch und wartete unverhofft entspannt auf die drei Finger, die gleich in ihn eindringen würden. Doflamingo überkam Stolz, als er seinen Partner so völlig ungehemmt daliegen sah. Es machte ihn glücklich, dass Crocodile sich in seiner Nähe wohl zu fühlen schien und ihm der Sex gut gefiel. Immerhin handelte es sich bei diesem noch um eine völlige Jungfrau. Doflamingo hatte diesen Gedankengang noch nicht ganz zu Ende geführt, als er drei Fingerspitzen gegen Crocodiles vom Gleitmittel ganz glitschrigen und inzwischen schon ein wenig gedehnten Muskelring drückte. Da ihm gerade wieder besonders deutlich bewusst wurde, dass der Kater noch jungfräulich war, ging er ausnehmend behutsam vor. "Geht es?", fragte er mit besorgter Stimme nach, als Crocodile ein leises Wimmern von sich gab. Er musste daran denken, dass sein Partner noch niemals einen Fremdkörper in seinen Eingang eingeführt bekommen hatte -schon gar nicht drei große Finger auf einmal-, dass es sich hierbei um sein allererstes Mal handelte, und Doflamingo konnte nicht verhindern, dass ihn der eine oder andere Gewissensbiss zu plagen begann. Vielleicht hätten sie beide doch nicht gleich aufs Ganze gehen sollen, dachte er. Vielleicht hätten sie sich mit dem Sex noch ein wenig mehr Zeit lassen und sich zuerst auf zum Beispiel Hand- und Blowjobs konzentrieren sollen. Nun, dafür war es nun zu spät. Crocodile lag mit gespreizten Beinen und drei Fingern in seinem Inneren unter ihm. Doflamingo streichelte mit seiner freien Hand zärtlich über die Hüfte seines Partners. "Es ist okay", meinte Crocodile. "Ich schätze, du hast doch Recht: Am Anfang tut es ein wenig weh, aber ich bin mir sicher, dass der Schmerz vergehen wird. Ein und zwei Finger haben mir gut gefallen, dann wird es der dritte sicher auch tun. Gib mir nur einen Moment!" "Lass dir so viel Zeit wie du brauchst", erwiderte Doflamingo und ließ seine freie Hand von der Hüfte des Katers hinab zu dessen Glied wandern. Es war nicht erschlafft, doch fühlte sich auch nicht hundertprozentig steif an. Er rieb Crocodiles Glied ein paar Mal und stellte zufrieden fest, dass es sich rasch wieder zu seiner vollen Größe aufrichtete. Sein Partner begann laut zu stöhnen, als Doflamingo den Bewegungsrhythmus seiner rechten Hand der linken anpasste. "Fühlst du dich bereit für den Sex?", fragte er nach einer kurzen Weile und löste den Griff um Crocodiles Glied. Crocodile nickte benommen. Er fuhr sich mit der rechten Hand über den Mund, ehe er nickte. Anschließend meinte er: "Wenn du gleich in mich eingedrungen bist... also mit deinem Penis... kannst du dann dasselbe..." "Klar", antwortete Doflamingo, noch ehe der andere Gestaltenwandler seine Frage beendet hatte. "Ich habe es sowieso vorgehabt. Es ist üblich, während der Penetration das Glied des passiven Partners zu stimulieren." Er griff nach dem Fläschchen, das wohlduftendes Öl enthielt, und benetzte sein eigenes Glied. Den Rest verteilte er großzügig auf den Eingang seines Partners. Wenn Doflamingo ehrlich war, dann verlor er langsam die Geduld. Endlich war es soweit! Alles war vorbereitet, alles war so wie es sein sollte. Genau diesen Augenblick hatte er sich schon dutzende Male im Detail ausgemalt und sehnlichst herbeigewünscht: Crocodile lag nackt unter ihm. Er hatte eine Erektion, war absolut willig. Die Spitze seines schwarzen Katzenschwanzes zitterte aufgeregt. Und sein Eingang war bereits geweitet und nass vom Gleitmittel. Nun hielt Doflamingo nichts mehr davon ab, sein Glied in die heiße Enge zu stoßen. Die Sicht verschwamm vor seinen Augen, so stark wurde er von dieser erregenden Vorstellung eingenommen. "Du wirst doch vorsichtig sein, nicht wahr?", hörte er Crocodile mit scheuer Stimme fragen. "Natürlich", erwiderte Doflamingo und bemühte sich um einen überzeugenden Tonfall. Er rief sich ins Gedächtnis, dass es sich bei diesem Akt um das erste Mal seines Partners handelte, und er sich aus diesem Grund auf keinen Fall egoistisch oder rücksichtslos verhalten durfte. Doch eine solche Absicht verfolgte Doflamingo überhaupt nicht; nicht einmal jetzt, wo er so kurz davor stand, sich endlich mit Crocodile zu vereinigen. Denn genau darum ging es: um Vereinigung. Um Liebe. Um Gemeinschaft. Nicht um Gewalt oder Dominanz. Doflamingo wollte Crocodile nah sein, ihn seine Liebe spüren lassen. Unter keinen Umständen wollte er ihm wehtun oder ihn verängstigen. "Alles ist gut", sagte Doflamingo und nahm behutsam Crocodiles linke Hand in die seine. "Ich werde so vorsichtig wie möglich sein. Du brauchst keine Angst zu haben. Bitte verzeih mir, wenn ich auf dich plötzlich einen solch ungehemmten Eindruck mache. Es ist nur die Hitze in meinem Körper. Ich freue mich sehr auf das, was jetzt kommen wird. Aber falls es dir zu viel werden sollte und du abbrechen möchtest, gibst du mir einfach Bescheid, ja? Ich werde nicht wütend oder enttäuscht sein. Ich gebe dir mein Wort. Ich liebe dich, Crocodile!" Crocodile machte einen erleichterten Gesichtsausdruck und nickte. Plötzlich wirkte er nicht mehr scheu oder verunsichert, sondern zuversichtlich und voller Vorfreude. Anscheinend hatten Doflamingos Worte ihm tatsächlich seine Unsicherheit genommen. Sofort spürte Doflamingo, wie sich die Erregung in seinem Körper mit Stolz vermischte - eine nicht unbedingt alltägliche, aber überaus angenehme Mischung, wie er fand. Doflamingo umfasste seinen Penis und brachte ihn in die richtige Position, um Crocodiles Eingang penetrieren zu können. Er sah seinem Partner in die Augen und drückte aufmunternd seine Hand, ehe er langsam und behutsam in ihn eindrang. Crocodile bemühte sich um einen ruhigen und gleichmäßigen Atem, während Doflamingos Glied gegen seinen Eingang drückte. Sein Partner hatte ihm oft eingeschärft, dass Entspannung und Vertrauen wichtige Kriterien waren für erfolgreichen Sex; und darum versuchte er sich so gut wie möglich an diese Ratschläge zu halten. Denn Crocodiles Ziel bestand darin, guten Sex zu haben. Er wollte eine schöne Erfahrung machen. Mit positiven Gefühlen auf sein erstes Mal zurückblicken. Und auch wenn der Wolf bereits sehr erfahren war, wusste Crocodile doch, dass der Erfolg nicht allein in dessen Händen lag. Er selbst musste ebenfalls seinen Beitrag leisten; hauptsächlich, indem er möglichst gelassen blieb und vor allem aber seinem Partner vertraute. Crocodile war zuversichtlich, dass, wenn er an diesen Attributen festhielt, der Sex mit Sicherheit gut verlaufen würde. Er gab ein leises Wimmern von sich, als Doflamingos langsam in ihn eindrang. Zwar war Crocodile mit den Fingern des anderen Gestaltenwandlers ganz gut zurechtgekommen, doch dessen Penis war noch einmal eine ganz andere Kategorie, musste er feststellen; er fühlte sich nicht nur deutlich größer, sondern auch dicker an. Unweigerlich wünschte er sich, der Wolf wäre mit einem kleinerem Organ gesegnet worden. Doch Crocodile war keine Person, die schnell zu jammern begann und sofort vor jeder Herausforderung kapitulierte. Sein Stolz ließ es nicht zu, in Tränen auszubrechen oder loszubrüllen. Stattdessen drückte er fest Doflamingos Hand und zwang sich selbst zu einem ruhigen Atem, auch wenn er das schreckliche Gefühl hatte, sein Unterleib würde in zwei Teile gerissen werden. Immer wieder rief er sich ins Gedächtnis, dass sein Partner gemeint hätte, zu Beginn täte es weh, doch hinterher würde es so wunderschön werden, dass er den Schmerz rasch wieder vergaß. Dieser Gedanke war sehr aufmunternd, fand er, und er gab ihm die Kraft durchzuhalten. "Ist es aushaltbar?", hörte er den Wolf mit besorgter Stimme fragen. Sein Partner drang nicht noch tiefer in ihn ein, sondern blieb stehen. Er verteilte zarte Küsse auf sein Gesicht und drückte aufmunternd seine Hand. Crocodile zögerte. Schließlich antwortete er: "Es fühlt sich an als würde du mich entzweireißen. Aber es wird mit jeder Sekunde erträglicher. Wenn ich mich erst einmal daran gewöhnt habe, wird es besser gehen." "Denk daran, dass wir jederzeit aufhören können, wenn es zu schlimm wird", erinnerte Doflamingo ihn mit eindringlicher Stimme. "Ich möchte dich nicht quälen." Crocodile schüttelte den Kopf. "Es geht schon", erwiderte er und spürte tatsächlich, dass der anfängliche Schmerz langsam nachließ. Sein Unterleib schien sich an den eingedrungenen Fremdkörper zu gewöhnen; seine starren Muskeln begannen sich wieder zu entspannen. "Es wird besser." Doflamingo drang nicht tiefer in ihn ein. Die rechte Hand hatte er in seine linke verhakt, drückte sie leicht, um ihn aufzumuntern; die linke Hand Hand legte er an seine Hüfte und streichelte sie zärtlich. Die ganze Zeit über hielten sie Augenkontakt: Crocodile konnte ganz genau den teils besorgten, teils erregten Blick seines Partners auf sich spüren. Es war ein sehr angenehmes Gefühl zu wissen, dass er den Wolf so rasend machte, doch sich gleichzeitig dessen sicher sein konnte, dass dieser sich ihm gegenüber nicht egoistisch oder rücksichtslos verhalten würde. Trotz seiner Nervosität fühlte Crocodile sich gut aufgehoben. Doflamingo gab ihm genug Zeit, um sich an den Fremdkörper in seinem Inneren zu gewöhnen. Crocodile erreichte irgendwann einen Punkt, an dem er sich dazu bereit fühlte weiterzumachen. Zwar konnte er noch immer überdeutlich das Glied seines Partners in seinem Unterleib spüren, doch er empfand dabei keinen Schmerz. Er berührte mit seiner freien Hand die Taille des Wolfes und nickte ihm zu. Der andere Gestaltenwandler schien dieses Zeichen zu verstehen, denn schon nach kurzer Zeit fing er an, sich in ihm zu bewegen. Die Stöße waren sehr langsam und sachte. Doflamingo entzog ihm immer wieder sein Glied, bis es nur noch mit der Spitze in ihm steckte, um anschließend erneut wieder in ihn einzudringen. Crocodile konnte die Bewegung ganz deutlich spüren. Es war eine sehr aufregende Erfahrung. Schon nach den ersten Stößen begannen diese sich auf eine Art und Weise schön anzufühlen, die Crocodile kaum in Worte fassen konnte. Jeder einzelne Stoß löste in seinem Inneren ein kribbelndes Feuerwerk aus und steigerte seine Erregung um ein Vielfaches. Bald wurde in ihm der Wunsch wach, sein Partner möge schneller und härter zustoßen. Crocodile konnte Doflamingo stöhnen hören; das Geräusch war zwar recht leise, doch reichte aus, damit Hitze sich in seinem ganzen Körper entfaltete. Er spürte, dass sich Röte in seinem Gesicht ausbreitete, doch im Augenblick war Crocodile dieser Umstand vollkommen egal. Er konnte sich auf nichts anderes konzentrieren als das Glied seines Partners, das immer wieder in ihn stieß. Alles andere erschien ihm absolut nebensächlich; für ihn existierte nur die Penetration. "Mehr!", bettelte Crocodile, weil ihm die Stöße bald deutlich zu langsam erschienen. Eigentlich war es überhaupt nicht seine Art zu betteln oder zu bitten, doch er wünschte sich eine Intensivierung der Stöße so sehr, dass ihm sein Stolz ganz egal geworden war. "Schneller! Und härter! Bitte!" Glücklicherweise schien ihm Doflamingo diese Bitte zu gerne zu erfüllen. Sofort beschleunigte er seine Bewegung. Die linke Hand hatte er noch immer an Crocodile Hüfte, stützte sich dort ab; die rechte löste er aus dem Händchenhalten mit seinem Partner. Crocodile war zuerst ein wenig verunsichert angesichts dieser Geste, doch beruhigte sich rasch wieder, als er sah, dass Doflamingo sie zu seinem Glied hinabwandern ließ. Der Wolf formte seine Hand zur Faust und rieb Crocodiles steifen Penis im selben Rhythmus, in dem er mit seinem eigenen Glied immer wieder in ihn eindrang. Hitzewellen breiteten sich ausgehend von Crocodiles Unterleib in seinem ganzen Körper aus. Seine Haut fühlte sich an als würde sie brennen. In seinem Brustkorb prickelte es. Es war ein unbeschreiblich gutes Gefühl. Er konnte dieser überwältigenden Empfindung nicht lange standhalten: Crocodile schloss seine Augen, wurde leise und ergoss sich stumm auf seiner Brust und der seines Partners. Nach seinem Höhepunkt ließ Crocodile seine Augen noch eine Weile lang geschlossen. Das Hochgefühl von eben war verschwunden; nun fühlte er sich benommen und kraftlos. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Sex so anstrengend sein würde. (Dabei hatte er sich selbst kaum bewegen müssen.) Crocodile fühlte sich nicht schlecht - ganz im Gegenteil: Er war sehr glücklich und zufrieden mit sich selbst. Die Erschöpfung, die ihn überkam, fühlte sich wohlverdient und sehr angenehm an. Doflamingo stieß noch gut ein halbes Dutzend mal in ihn, ehe auch er gedämpft schreiend zum Orgasmus kam. Crocodile konnte spüren, wie das Sperma seines Partners in sein Inneres hineingepumpt wurde, und auch wie es seine Oberschenkel hinablief, als Doflamingo sich vorsichtig von ihm löste. Doflamingo legte sich neben ihn. Er atmete schwer und war rot im Gesicht. Crocodile streckte seine rechte Hand aus und fuhr dem Wolf zärtlich durch das blonde Haar. Ihm selbst war der Sex schon sehr anstrengend vorgekommen, da wollte er sich gar nicht vorstellen wie ausgelaugt Doflamingo sich fühlen musste; immerhin hatte dieser als aktiver und vor allem auch erfahrener Part deutlich mehr Arbeit geleistet als er selbst. "Geht es dir gut?", fragte Crocodile darum mit vorsichtiger Stimme. Doflamingo nickte und lächelte breit. "Ich glaube, mir ist es noch nie besser gegangen", erwiderte er und richtete sich auf, um seinem Partner einen Kuss auf den Mund zu geben. Seine Lippen fühlten sich außerordentlich warm an, fand Crocodile. Es war sehr angenehm. "Aber reden wir jetzt nicht über mich", meinte der Wolf plötzlich mit ein wenig ernsterer Stimme, "sondern über dich. Wie hat dir der Sex gefallen? Fandest du ihn gut? Ich habe mich wirklich sehr darum bemüht, dir so wenig Schmerzen wie nur möglich zuzufügen. Hat es funktioniert?" "Alles ist gut", antwortete Crocodile wahrheitsgemäß. "Du hast Recht gehabt: Zu Beginn hat es zwar wehgetan, aber hinterher ist es so unfassbar schön gewesen, dass ich den Schmerz völlig vergessen habe." "Das freut mich zu hören", sagte Doflamingo und streichelte mit der linken Hand über sein Haar. Crocodile wurde ein wenig verlegen, als er feststellte, dass es völlig zerzaust war. "Eine wichtige Sache hast du mir allerdings verschwiegen", meinte Crocodile. Sein Partner wurde sofort hellhörig und schaute ihn fragend an. "Du hast mir nur erzählt gehabt, dass es zu Beginn wehtun und der Schmerz dann nachlassen würde", erklärte Crocodile mit vorwurfsvoller Stimme. "Aber nicht, dass der Schmerz nach dem Sex wiederkommt!" Tatsächlich kehrten die verschwunden geglaubten Schmerzen rasch in seinen Unterleib zurück, kaum hatte Doflamingo ihm sein Glied entzogen. Sie waren aushaltbar, aber es ärgerte Crocodile trotzdem ein wenig, dass sein Partner diesen Umstand mit keinem Wort erwähnt hatte. "Das war strategisch klug gedacht von dir!" Doflamingo wandte peinlich berührt den Blick ab. "Der Schmerz, den du hinterher spürst, ist sozusagen Muskelkater", erklärte er schließlich. "Er wird vergehen. Tut mir leid, dass ich dich nicht vorgewarnt habe. Daran habe ich (ehrlich gesagt) gar nicht gedacht gehabt. Das musst du mir glauben!" "Ist schon gut", meinte Crocodile, der vor dem anderen Gestaltenwandler nicht wie ein Schwächling dastehen wollte. "So schlimm sind die Schmerzen auch wieder nicht. Ich wollte dir bloß ein schlechtes Gewissen machen." Doflamingo kam näher und berührte sanft eines seiner beiden Katzenohren. "Ich bin glücklich, weil dir der Sex so gut gefallen hat", sagte er. "Hoffentlich können wir noch häufiger Sex miteinander haben. Es gibt viele Dinge, die sich schön anfühlen und die ich dir gerne zeigen möchte." "Sehr gerne", erwiderte Crocodile wahrheitsgemäß. "Aber bitte erst, wenn mein Muskelkater verschwunden ist, ja?" "Natürlich", gluckste Doflamingo. "Was hältst du davon, wenn ich dich als Wiedergutmachung hinter deinen Ohren kraule? Das magst du doch so gerne, nicht wahr?" Als Antwort erhielt er ein genüssliches Schnurren aus dem Mund seines Partners. Doflamingo kicherte und machte sich fleißig an die Arbeit. Crocodile schloss seine Augen und genoss die angenehme Massage. Sie fühlte sich so gut an, dass er den Schmerz in seinem Unterleib schnell wieder vergaß. ~ Gedankenverloren ließ Doflamingo seinen Blick durch die Höhle schweifen. Er erinnerte sich an seine erste Begegnung mit seinem Partner zurück: Wie panisch und entsetzt ihn der Kater angesehen hatte. Pure Todesangst stand in seinen Augen. Er war sofort geflüchtet. Inzwischen hatte sich alles verändert: Genau derselbe Kater lag nun friedlich schlummernd neben ihm. Doflamingo musterte Crocodile; er streckte seine linke Hand aus und fuhr ihm zärtlich über das dunkle Haar. (Auszug aus dem Epilog) bye sb Epilog: Part III: Vergangenheit und Gegenwart --------------------------------------------- Crocodile hatte die Gestalt seines Tiergeistes angenommen. Völlig stumm und reglos stand er da und wurde durch die langen Blätter eines Farnstrauches verdeckt. Die drei Rebhühner, die sich nur wenige Meter von ihm entfernt aufhielten, hatten ihn noch nicht bemerkt. Crocodile verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Er visierte das größte der drei Hühner an, wartete auf den richtigen Moment und sprang in einem einzigen Satz auf das arglose Huhn zu. Es hatte nicht die geringste Chance: Kaum war Crocodile in seine direkte Nähe gekommen, tötete er das Beutetier durch einen gezielten Biss in den Hals. Das Rebhuhn fiel leblos zu Boden und Crocodile nahm wieder seine menschliche Gestalt an. Er beugte sich hinunter, um seine Beute zu begutachten. "Ein wirklich prächtiges Rebhuhn", kommentierte Doflamingo seinen Fang. Der Wolf hatte sich bis eben noch im Hintergrund gehalten, doch jetzt trat er neben seinen Partner und warf diesem einen stolzen Blick zu. "Du wirst immer besser! Ich freue mich schon auf heute Abend, wenn wir beide uns diesen Leckerbissen gönnen!" "Ich mich auch", erwiderte Crocodile und bemühte sich darum, nicht zu überheblich zu klingen. Um ehrlich zu sein war er sehr zufrieden mit sich selbst: Heute hatte er ein Rebhuhn erbeutet, gestern ein Kaninchen und vorgestern sogar einen flinken Mader. Seine Fähigkeiten verbesserten sich zunehmend. Inzwischen war Crocodile sogar zuversichtlich, sich notfalls auch allein im Wald versorgen zu können. (Er hoffte nicht darauf, dass es jemals zu einer solchen Situation kommen würde, doch es war trotzdem ein gutes Gefühl, selbstständig zu sein.) Er spürte, dass Doflamingo sich ihm näherte. Sein Partner kniete sich neben ihn hin, berührte mit der linken Hand sein Gesicht und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Crocodile schloss seine Augen und ließ den Kuss zu. Doflamingos Lippen fühlten sich warm und süß an auf den seinen. Erst als der Wolf versuchte sich an seinem Hemd zu schaffen zu machen, löste Crocodile sich von dem anderen Gestaltenwandler. "Nicht hier!", sagte er mit eindringlicher Stimme und meinte seine Worte ernst. Doflamingo grinste schelmisch. "Wieso denn nicht?", fragte er. "Es ist doch niemand in der Nähe!" "Nein!" Crocodile hatte nicht vor, sich auf eine Diskussion einzulassen. Für ihn stand diese Option überhaupt nicht zur Debatte. "Sei doch nicht so prüde!", warf ihm Doflamingo (noch immer grinsend) vor. Er startete einen zweiten Versuch, indem er nach Crocodiles Hand griff, doch dieser zog sie fort. "Zuhause", entgegnete Crocodile, der sich nicht ganz sicher war, ob der Wolf seine Worte ernst meinte oder nicht. Doflamingo neckte ihn sehr gerne. "Von mir aus", meinte er schließlich. Er beugte sich ein weiteres Mal zu Crocodile hinüber und nun ließ dieser den Kuss geschehen. Er war sich sicher, dass Doflamingo nichts tun würde, was er nicht auch wollte. Crocodile vertraute seinem Partner voll und ganz. Dieser neckte ihn manchmal nur sehr gerne. "Dann lass uns jetzt nach Hause gehen", meinte der Wolf, nachdem sie ihren Kuss beendet hatten. "Wir beide machen uns ein, zwei schöne Stündchen; was hältst du davon?" "Man könnte meinen, du hast nichts als Sex im Kopf!", warf Crocodile seinem Partner halb scherzhaft, halb ernst vor. "Bin ich dir für nichts anderes gut?" "Sag so etwas nicht", erwiderte Doflamingo rasch in einem unerwartet humorlosen Tonfall. "Natürlich bist du mir nicht bloß für den Sex gut! Wie kommst du nur auf diese Idee?" "Ich habe es nicht böse gemeint", lenkte Crocodile beschwichtigend ein, als er bemerkte, dass er bei seinem Partner wohl einen empfindlichen Nerv getroffen hatte. "Es war nur ein Scherz! Ich weiß doch, dass ich dir wichtig bin!" "Gut", meinte Doflamingo. Er schien sich relativ schnell wieder zu beruhigen, denn anschließend fügte er mit unbekümmert klingender Stimme hinzu: "Wie wäre es, wenn ich nach unserem Schäferstündchen das Rebhuhn zubereite? Als Beweis meiner Liebe. Du brauchst dich nur verwöhnen zu lassen wie es sich für eine echte Hauskatze gehört!" Nun war es an Crocodile eingeschnappt zu reagieren. "Nenn mich nicht Hauskatze!", meinte er eindringlich. "Hauskatzen können keine Spuren lesen, sie können nicht jagen, sie können nachts im Wald keinen Unterschlupf finden. Also bezeichne mich nicht als Hauskatze! Sonst nenne ich dich einen Hund!" "Ist ja schon gut." Doflamingo lachte leise und berührte dann zärtlich eines seiner Katzenohren. "Ich werde dich nicht wieder eine Hauskatze nennen, wenn dir dieses Wort so sehr missfällt. Vermutlich hast du sowieso Recht: Du bist eher eine Wildkatze." "Das hört sich schon viel besser an", warf Crocodile ein und ließ sich die angenehme Berührung gefallen. Vielleicht, dachte er, könnte er seinen Partner heute Abend dazu bewegen, ihn hinter seinen Ohren zu kraulen. Er liebte es gekrault zu werden. Es war lautes Donnergrollen, welches Doflamingo mitten in der Nacht aufschrecken ließ. Hastig spitzte er die Ohren; seinen buschiger Wolfsschwanz richtete er auf. In seine Nase strömten der Geruch von nasser Erde und durchweichtem Holz. Eindringlinge konnte er glücklicherweise nicht ausmachen. Doflamingo entspannte sich wieder. Er warf einen Blick auf Crocodile, der neben im lag und friedlich schlief. Von dem Sturm, der aufgezogen war, schien er nichts mitzubekommen. Unweigerlich fragte Doflamingo sich, wie dies nur möglich sein konnte. Seine Instinkte verrieten es ihm sofort, wenn sich potenzielle Gefahr auftat. Vermutlich, dachte er, fehlten dem Kater einfach die entsprechenden Triebe. Ob Crocodile das Wort nun hasste oder nicht: In Doflamingos Augen würde der andere Gestaltenwandler immer eine (wenn auch verwilderte) Hauskatze bleiben. Viele wichtigen Instinkte und Organe waren völlig verkümmert. Es war seine Aufgabe dafür zu sorgen, dass seinem Partner trotz dieser Defizite nichts Schlimmes zustieß. Doflamingo sah es als seine persönliche Pflicht an Crocodile zu beschützen; eine Pflicht, der er sehr gerne nachging. Gedankenverloren ließ Doflamingo seinen Blick durch die Höhle schweifen. Er erinnerte sich an seine erste Begegnung mit seinem Partner zurück: Wie panisch und entsetzt ihn der Kater angesehen hatte. Pure Todesangst stand in seinen Augen. Er war sofort geflüchtet. Inzwischen hatte sich alles verändert: Genau derselbe Kater lag nun friedlich schlummernd neben ihm. Doflamingo musterte Crocodile; er streckte seine linke Hand aus und fuhr ihm zärtlich über das dunkle Haar. Es fühlte sich weich an und duftete sehr angenehm. Doflamingo musste sich zusammenreißen, um nicht sein Gesicht darin zu vergraben. Er wollte seinen Partner nicht aufwecken. Ein weiteres lautes Donnergrollen erfüllte den Raum. Draußen schien erneut ein heftiges Unwetter zu toben. Es stürmt häufig in letzter Zeit, schoss es Doflamingo durch den Kopf. Was wohl aus dem Kater geworden wäre, wenn er sich damals nicht auf die Suche nach diesem gemacht hätte? Doflamingo lief es kalt den Rücken hinunter, als er sich daran erinnerte, in welch jämmerlichen Zustand sich Crocodile befunden hatte, als er ihn fand: Er war schwer verletzt, ausgehungert und völlig durchnässt gewesen. Hätte Doflamingo ihn nicht aufgenommen, wäre er mit Sicherheit gestorben, dessen war er sich sicher. Sturm hin oder her. Besorgt nahm Doflamingo war, dass sein Partner unruhig wurde. Crocodile drehte sich von einer Seite auf die andere. Seine Augenlider zuckten im Schlaf. Kurz darauf öffnete er sie. Zwei bernsteinfarbene Augen sahen sich nervös um. "Es ist alles gut", versuchte Doflamingo den aufgeregten Kater zu beruhigen. "Draußen ist ein Unwetter aufgezogen. Aber hier sind wir sicher. Du kannst ruhig weiterschlafen." Er strich ihm mit der linken Hand sanft über den Rücken; sofort spürte er, dass Crocodile sich entspannte. "Bist du dir sicher?", hakte dieser mit müder Stimme nach. Er schien sich noch im Halbschlaf zu befinden. "Kein Fuchs in der Nähe?" "Kein Fuchs in der Nähe", bestätigte Doflamingo mit bedächtiger Stimme. "Leg dich wieder schlafen. Ich halte Wache. Alles ist gut." Sein Partner schien tatsächlich außerordentlich müde zu sein, denn schon wenige Sekunden später war er wieder eingeschlafen. Trotzdem zog Doflamingo seine Hand noch nicht fort. Es tat gut, die weiche und warme Haut des anderen Gestaltenwandlers unter seinen Fingern zu spüren; es war ein sehr schönes Gefühl Gesellschaft zu haben. Doflamingo ließ seinen Blick über den Körper des Katers gleiten: über das dunkle Haar, die langen Wimpern, die blasse Haut, die schlanken Beine. Crocodile war eine echte Schönheit, fand er. Auch die Narben, die er an drei Stellen besaß, taten dem kein Abbruch. Doflamingo empfand sie nicht als Makel. Er war bloß froh darüber, dass sein Partner inzwischen wieder vollkommen gesund war. Hoffentlich würde Crocodile nie wieder in Gefahr geraten. Doflamingo beugte sich zu Crocodile hinunter und gab ihm einen hauchzarten Kuss auf die Stirn. Er blickte ihrer Zukunft zuversichtlich entgegen. Solange der Kater bei ihm blieb, würde alles gut werden. Dessen war Doflamingo sich sicher. bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)