Gestaltenwandler von kleines-sama (DoflamingoxCrocodile (AU)) ================================================================================ Kapitel 10: Part III: Neue und alte Wunden ------------------------------------------ Endlich bessert sich das Wetter wieder", meinte Crocodile munter und warf einen Blick auf die Umgebung. Die schweren Schäden des Sturms waren noch immer an vielen Stellen erkennbar, doch wenigstens der Himmel war aufgeklart und die Temperaturen stiegen wieder an. Es war sehr angenehm, die Sonnenstrahlen auf der Haut zu fühlen, fand Crocodile. Das Haus, in dem er früher gemeinsam mit seinen beiden Brüdern gelebt hatte, besaß keinen Balkon, weswegen er sich höchstens auf den Fenstersims hatte legen können, wenn er ein wenig Sonne genießen wollte. Nach draußen in den Garten, der nicht umzäunt, sondern nur durch Hecken geschützt war, hatte er nicht gehen dürfen. Dies war auch einer der Gründe, wieso Mihawk und er so blass waren. Nur Zoros Haut war ein wenig dunkler, weil er sich dem Verbot zum Trotz manchmal hinaus geschlichen hatte, ehe man ihn wieder einfing und zurückbrachte. Es gab viele Dinge, die Crocodile am Leben draußen in der Wildnis missfielen, doch die warmen Sonnenstrahlen auf dem Körper gehörten definitiv nicht dazu. "Ja, das tut es", stimmte Doflamingo ihm zu. "Anscheinend ist der Sturm endgültig vorüber. Worüber ich übrigens sehr froh bin. Ein solch heftiges Unwetter habe selbst ich noch niemals zuvor erlebt." Sie hielten sich gemeinsam im Eingangsbereich der Höhle auf. Doflamingo saß direkt am Eingang, während Crocodile es sich draußen auf dem weichen Gras gemütlich gemacht hatte. Sie unterhielten sich ein wenig über recht belanglose Themen und genossen das gute Wetter. "Wollen wir vielleicht ein bisschen spazieren gehen?", meinte Crocodile nach einer Weile. "Wenn ich irgendwann einmal allein zurecht kommen soll, macht es schließlich Sinn, wenn ich das Umland besser kennenlerne." "Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist", erwiderte Doflamingo ausweichend und musterte ihn skeptisch. "Du bist noch immer schwer angeschlagen. Traust du dir einen Spaziergang bereits zu?" "Mir geht's gut", erwiderte Crocodile spitz, der es als anmaßend empfand, dass der andere Gestaltenwandler ihm nicht einmal einen völlig ungefährlichen Ausflug zutrauen wollte. Dann fügte er in einem ein wenig versöhnlicherem Tonfall hinzu: "Es muss ja kein großer Spaziergang sein. Und außerdem bist du doch die ganze Zeit über dabei. Mir kann also nichts passieren." "Na gut, von mir aus", gab Doflamingo schließlich seufzend klein bei. "Aber wir gehen wirklich nur eine kleine Runde. Und du bleibst die ganze Zeit über in meiner Nähe. Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt. In diesem Wald gibt es sowohl wilde Tiere als auch Gestaltenwandler, die dir gefährlich werden könnten." "Jaja, schon gut", entgegnete Crocodile augenrollend. "Ich passe auf mich auf." Um ehrlich zu sein, konnte er nicht ganz nachvollziehen, wieso sich der Wolf ständig so große Sorgen um ihn machte. Crocodile war zuversichtlich, dass ihm nichts zustoßen würde, solange Doflamingo ihn begleitete. Immerhin fürchtete er sich sogar selbst vor der Gestalt dessen Tiergeistes und konnte sich darum beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich ein Anderer freiwillig mit dem großen und kräftigen Wolf anlegen würde. In Doflamingos Gesellschaft fühlte er sich absolut sicher. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg, um die nähere Umgebung auszukundschaften. Neugierig sah Crocodile sich um. Sie begegneten vielen umgestürzten oder durch Blitzeinschläge zerstörten Bäumen, ausgerissenen Sträuchern und sogar -was ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte- bis zum Anschlag überflutete Höhlen. Er konnte wirklich froh dafür sein, dachte er erneut, dass Doflamingo ihn aufgenommen hatte. Diesen heftigen Sturm hätte er niemals überlebt; ganz abgesehen von seinem miserablen gesundheitlichen Zustand. Ohne die Hilfe des Wolfes wäre er langt tot. Und hätte sich Doflamingo nicht ein weiteres Mal für ihn eingesetzt, wäre es Law vermutlich auch gelungen, ihn zu vergewaltigen, wenn nicht anschließend sogar noch Schlimmeres mit ihm anzustellen. Crocodile konnte nicht verhehlen, dass er dem Wolf auf jeden Fall zur Dankbarkeit verpflichtet war. "Der Wald ist leider noch nicht so sicher wie vor dem Sturm", meinte Doflamingo an ihn gewandt, während sie beide umher schlenderten. "Viele abgebrochene Äste hängen noch in den Baumkronen fest. Ein starker Windstoß reicht aus, um sie zu lösen. Man sollte diese Gefahr nicht unterschätzen: Ein heruntergefallener Ast kann tödlich sein, wenn er groß ist. Siehst du? Dort drüben hat ein Tier dieses Schicksal ereilt." Neugierig sah Crocodile in die Richtung, in die Doflamingo mit dem Finger zeigte. Nur wenige Schritte von ihnen entfernt lag ein Kaninchen unter einem dicken Ast begraben; vermutlich war es von diesem zerquetscht worden, als er herabfiel. "Dieses Unwetter scheint viele Leben gekostet zu haben", murmelte Crocodile nachdenklich. "Definitiv. Du hast wirklich Glück, dass deines nicht dazugehört", erwiderte Doflamingo, der ihn wohl trotzdem gehört hatte, mit unbekümmerter Stimme. Crocodile zögerte einen Moment lang, ehe er sich dazu entschied, seiner Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen. Doflamingo hatte es verdient, dass er sich bei ihm bedankte, fand er. Außerdem war Crocodile kein ungehobeltes Ungeheuer: Man hatte ihn zu Ehrlichkeit und Höflichkeit erzogen. Und diesen Werten versuchte er im Regelfall auch treu zu bleiben, so gut es eben ging. "Danke, dass du mich gerettet hast", meinte er darum und versuchte nicht unwillig zu klingen, auch wenn ihm dies nicht hundertprozentig gelang. "Ohne dich wäre ich längst tot. Ich verdanke dir mein Leben." "Ist schon gut", erwiderte Doflamingo grinsend und glucksend. "Ich habe dir nun mehrmals schon erklärt gehabt, dass ich dich gerettet habe, weil ich es wollte und aus keinem Grund sonst. Du schuldest mir überhaupt nichts. Lassen wir diese Sache endlich auf sich beruhen, ja?" "In Ordnung", stimmte Crocodile erleichtert zu. Kaum hundert Meter von dem erschlagenen Kaninchen entfernt konnte Crocodile eine weitere überflutete Höhle ausmachen. Er biss sich auf die Unterlippe und ließ sich vor dem bis zum Rand mit Wasser gefülltem Loch nieder. Der Höhleneingang war sehr klein; vermutlich handelte es sich also um einen Kaninchenbau, oder es hatten Mäuse oder Wiesel hier gelebt. Ihre Behausung war durch das Unwetter völlig zerstört worden. Die Bewohner waren vermutlich ebenfalls tot. Ein ungutes Gefühl machte sich in Crocodiles Körper breit, während er die überflutete Höhle betrachtete. Er selbst hätte leicht ein ähnliches Schicksal erleiden können. "Crocodile?" Erschreckt richtete er sich auf, als er Doflamingos besorgte Stimme vernahm. "Crocodile? Wo bist du?" Dem Wolf schien nicht aufgefallen zu sein, dass Crocodile stehen geblieben war, um sich die überflutete Höhle anzusehen. Außerdem hatte er sich hingekniet und wurde darum durch ein paar mittelgroße Johannisbeersträucher verdeckt. Der andere Gestaltenwandler stand etwa dreißig oder vierzig Meter von ihm entfernt und blickte sich mit einem beunruhigten Gesichtsausdruck suchend um. "Hier drüben!", meinte Crocodile, stand auf und winkte. Seltsamerweise wirkte Doflamingo nicht erleichtert, als er ihn sah. Mit hochgezogenen Augenbrauen und offenem Mund sah er entsetzt zu ihm hinüber. Crocodile verstand überhaupt nicht, wo das Problem lag. Gerade wollte er nachfragen, als Doflamingo laut und hektisch "Duck dich!", brüllte. Crocodile dachte nicht weiter über diese Aufforderung nach, sondern befolgte sie einfach. Rasch ging er in Deckung. Nur den Bruchteil einer Sekunde später spürte er einen Schmerz in der rechten Seite, der so heftig war, dass er laut aufschrie. Reflexartig presste er seine beiden Händen auf die Wunde, die sich urplötzlich knapp oberhalb seiner Hüfte auftat. Sie blutete stark und schmerzte furchtbar. Panik breitete sich in Crocodiles Körper auf. Was war passiert? Woher stammte diese Verletzung? Er war doch von niemandem angegriffen worden. Oder? Aus den Augenwinkeln heraus bekam Crocodile mit, dass ein großer Wolf über ihn und über die Johannisbeersträucher, hinter denen er in Deckung gegangen war, hinweg sprang. Er presste seine beiden Hände fest auf die Wunde an seiner Taille und beobachtete verwundert und verunsichert, was vor sich ging. Doflamingo hatte die Gestalt seines Tiergeistes angenommen und befand sich nun direkt vor ihm. Dem beeindruckenden Wolf gegenüber stand ein Mann, der Stiefel, eine braune Hose und eine grüne Jacke trug. Er schien menschlich zu sein, denn weder ein Schwanz noch ein paar tierische Ohren waren zu erkennen. Außerdem hielt er eine Gerätschaft in seinen Händen, die Crocodile als Gewehr identifizierte. Crocodile hatte eine solche Waffe schon einmal im Fernsehen gesehen. Sie verschoss Kugeln, die das Opfer selbst aus großer Entfernung treffen und töten konnten. Plötzlich wurde ihm auch klar, wo die Wunde an seiner Taille herrührte. Der Mensch hatte ihn wohl mit einer seiner Kugeln erwischt. Bedeutet dies, dass er nun sterben musste? Ängstlich und nervös sah Crocodile auf die Wunde herab, die schrecklich schmerzte und überdies stark blutete. Es wäre nicht fair, dachte er verbittert, wenn er nun, nach allem was er durchgestanden hatte, durch eine Verletzung starb, die ihm ausgerechnet ein Mensch zugefügt hatte. Doflamingo und der bewaffnete Mann standen sich gegenüber. Sie blickten einander still und völlig starr in die Augen. Crocodile empfand diese Situation als höchst brisant; sein Herz schlug so laut, dass er sich sicher war, dass Doflamingo es hören konnte. Plötzlich war er sich nicht mehr sicher, ob der andere Gestaltenwandler dazu in der Lage war, es mit wirklich jedem Gegner aufzunehmen. Immerhin war der Mann bewaffnet. Würde Doflamingo gegen das Gewehr ankommen? Crocodile biss sich nervös auf die Unterlippe. Er hatte vor wenigen Sekunden erst am eigenen Leib erfahren, wie verheerend diese Waffe sein konnte. Noch immer übte er Druck auf die Wunde an seiner Taille aus, um die Blutung zu stoppen. Der Schmerz ließ ihn beinahe ohnmächtig werden. Doflamingo ließ den Jäger nicht aus den Augen. Er musste ihn so schnell wie möglich erledigen, um sich anschließend um Crocodiles Verletzung kümmern zu können. Er wusste nicht, wie schlimm sie war; konnte nur darauf hoffen, dass der Kater nicht tödlich verwundet worden war. Er musste den Jäger ausschalten und Crocodile rasch zurück in die Höhle bringen. Dort befanden sich glücklicherweise noch ausreichend Verbandszeug und Medikamente. Trotzdem durfte Doflamingo nichts überstürzen. Der Jäger besaß ein Gewehr, das genau auf ihn gerichtet war. Eine falsche Bewegung und er hätte eine Kugel zwischen den Augen, was am Ende weder ihm noch dem verwundeten Kater weiterhelfen würde. Doflamingo hatte Erfahrungen mit Situationen dieser Art. Bei diesem Jäger handelte es sich nicht um den ersten, mit dem er sich auseinandersetzte. Er wusste, dass er genau den richtigen Moment abwarten musste. Irgendwann würde der Jäger unruhig werden. Seine Hände, die das Gewehr festhielten, würden zitternd. Und er würde seinen Blick für den Bruchteil einer Sekunde abwenden und nervös über die Umgebung schweifen lassen. In genau diesem Augenblick würde Doflamingo zuschlagen. Es handelte sich um seine einzige Chance, wenn er nicht mit einer Kugel im Kopf enden wollte. Doflamingo wartete etwa zwei Minuten ab. Dann endlich bot sich ihm endlich die einmalige Gelegenheit, den Jäger zu töten. Er zögerte nicht. In genau dem richtigen Moment sprintete er los und stürzte sich auf den fremden Mann. Mit der linken Pranke schlug er ihm das Gewehr aus den Händen, mit der rechten pinnte er ihn auf dem Boden fest. Doflamingo biss dem Jäger rasch die Kehle durch. Gerne hätte er ein wenig länger mit ihm gespielt, ehe er ihn tötete (als Vergeltung für die Wunde, die er Crocodile zugefügt hatte), doch für Folter blieb nun keine Zeit. Nachdem Doflamingo den Jäger erledigt hatte, hastete er zu dem verletzten Kater hinüber. Als er ihn erreicht hatte, nahm er rasch wieder seine menschliche Gestalt an und kniete sich vor ihm nieder. Besorgt stellte er fest, dass Crocodile sein Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse verzogen hatte und er beide Hände auf die rechte Körpermitte presste. Behutsam zog Doflamingo die Hände des Katers von der blutenden Wunde fort und schob dessen Hemd nach oben. Aufgewühlt begutachtete er die Schusswunde. Eine Welle von Erleichterung überkam Doflamingo. Beruhigt seufzte er auf und ließ von Crocodiles Verletzung ab. "Nur ein Streifschuss", versicherte er diesem, doch der Kater schien so stark von den Schmerzen eingenommen zu sein, dass er seine Worte vermutlich gar nicht mitbekam. "Das kriege ich wieder hin", fuhr Doflamingo murmelnd fort, während er eine Hand hinter Crocodiles Rücken schob und die andere unter seine Knie. "Es ist nur eine Fleischwunde. Nicht so schlimm. Du hast wirklich Glück im Unglück gehabt, du Pechvogel!" Vorsichtig hob er den Kater hoch und machte sich rasch auf den Weg zurück seiner Höhle. Auch wenn keine inneren Organe verletzt worden waren, verlor Crocodile viel Blut. Er sollten dessen Wunde so schnell wie möglich behandeln, um unnötiges Risiko auszuschließen. Doflamingo biss sich auf die Unterlippe. Er hatte von Anfang an ein schlechtes Gefühl gehabt, als Crocodile diesen Spaziergang vorschlug. Er hatte geahnt, dass so etwas passieren würde; auch wenn sich menschliche Jäger nur sehr selten so tief in den Wald hinein wagten. Insgeheim nahm Doflamingo sich vor, das nächste Mal auf seinen sechsten Sinn zu hören, wenn dieser ihn warnte. Crocodile spürte, dass Doflamingo ihn aufhob und zurück zur Höhle trug. Der Schmerz an seiner Taille ließ ihn verrückt werden. Er hatte vage mitbekommen, dass der Wolf gemeint hätte, es handelte sich nur um eine Fleischwunde, doch er fragte sich, wieso sie dann so schrecklich schmerzte. Weder die Axt, die man ihm ins Gesicht gerammt hatte, noch der Biss, den der Fuchs ihm zugefügt hatte, hatten sich so schlimm angefühlt wie diese Schusswunde. Zwischenzeitlich verlor er sogar immer wieder für einige Sekunden lang das Bewusstsein. Irgendwann erreichten sie den Eingang zu ihrer Höhle. Doflamingo trug ihn rasch zum Schlafbereich hinüber und legte ihn behutsam auf dem Bett ab. Anschließend schob er noch einmal sein blaues Hemd nach oben und begutachtete skeptisch die neue Verletzung. Crocodile sah dem Wolf in die Augen und versuchte abzulesen, ob dieser ihn bloß angelogen hatte, um ihn zu beruhigen, oder ob die Schusswunde tatsächlich keinen Grund zur Panik darstellte. Unmut überkam ihn, als Doflamingo leise aufseufzte und nach dem Desinfektionsmittel griff. Es stand immer in der Nähe des Bettes, genauso wie die Medikamente und das Verbandszeug, weil seine beiden vorherigen Wunden sowieso regelmäßig hatten gepflegt werden müssen. Crocodile biss die Zähne fest aufeinander, als der andere Gestaltenwandler die Wunde an seiner Taille reinigte, anschließend mit entzündungshemmender Salbe einrieb und fest verband. Sie schmerzte noch immer ganz schrecklich. Am liebsten wäre Crocodile in Tränen ausgebrochen, doch diese Blöße wollte er sich vor Doflamingo nicht geben, nicht einmal in dieser Situation. Dafür war und blieb er einfach viel zu stolz. Stattdessen fragte er: "Ist die Wunde sehr schlimm? Es tut höllisch weh!" "Mach dir keine Sorgen", erwiderte Doflamingo und strich ihm mit der linken Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Glücklicherweise war es nur ein Streifschuss. Innere Organe scheinen nicht verletzt worden zu sein. Und die Wunde habe ich nun auch versorgt so gut es geht; sie wird sich also vermutlich nicht entzünden. Du solltest Ruhe bewahren und am besten versuchen einzuschlafen." "Das sagst du so leicht", meinte Crocodile. "Ich bin kein Memme, aber es schmerzt wirklich heftig. Das kannst du dir nicht vorstellen." "Nein, das kann ich nicht." Doflamingo gluckste und fügte an: "Drei schwere Verletzungen in nur so kurzer Zeit. Einen solchen Pechvogel wie dich habe ich vorher noch nie gesehen. Aber du hast Glück, dass ich da bin: Ich werde mich um deine Wunden kümmern. Es gibt also keinen Grund zur Beunruhigung." "Danke", erwiderte Crocodile. Er streckte seine rechte Hand aus, um den Verband an seiner Körpermitte zu befühlen, doch der Wolf zog sie fort. "Lass die Finger von der Wunde", meinte Doflamingo, ohne seine Hand loszulassen. "Es beschleunigt die Heilung nicht, wenn du sie ständig betatschst." Crocodile nickte unwillig. Für eine Weile lag er einfach bloß da und hielt die Hand von Doflamingo fest, der neben ihm saß. Ob er es zugeben wollte oder nicht: Dieser Körperkontakt fühlte sich unbeschreiblich gut an. Es tat ihm gut zu wissen, dass er nicht allein gelassen wurde, sondern jemand an seiner Seite blieb und sich um ihn kümmerte. Plötzlich kam Crocodile sich weniger einsam vor. Sogar seine Schmerzen schienen weiter weg zu sein. Plötzlich musste er an Mihawk und Zoro denken und drückte Doflamingos Hand. Er vermisste seine beiden Brüder über alle Maßen. Ihn schmerzte die Gewissheit, dass er sie niemals wieder sehen würde. "Was hast du?", fragte Doflamingo ihn und und verstärkte den Druck auf seine Hand. Seine Stimme klang besorgt. "Sind die Schmerzen so unfassbar schlimm? Ich möchte dich nur ungern allein lassen, aber wenn es nicht anders geht, gehe ich noch einmal in die Stadt und besorge ein paar Schmerzmittel." "Nein, es ist schon gut", erwiderte Crocodile, der keine Umstände machen wollte. "Ich habe nur gerade an meine beiden Brüder gedacht. Ich vermisse sie sehr." "Vielleicht kannst du sie ja bei Gelegenheit mal besuchen", meinte Doflamingo in einem hilfsbereiten Tonfall. "Wenn es dir wieder besser geht, könnten wir beide uns in die Stadt schleichen und uns auf die Suche nach ihnen machen. Sie, ähm, befreien. Dann könnten sie mit uns hier im Wald leben. Platz haben wir ja sowieso mehr als genug, mir würde es also nichts ausmachen." Crocodile schüttelte den Kopf. Er zögerte einen Moment lang und holte tief Luft, ehe er sagte: "Sie sind tot." Es war das erste Mal seit seiner Flucht aus seinem ehemaligen Zuhause, dass er sich diese Tatsache eingestand. Mihawk und Zoro waren tot. Und er würde sie niemals wieder zu Gesicht bekommen. "Was?" Doflamingo wirkte ehrlich betroffen angesichts dieser unerwarteten Beichte. Er musterte ihn aus erschrockenen und mitleidigen Augen, ehe er mit sanfter Stimme hinzufügte: "Das tut mir sehr leid, Crocodile. Hätte ich vorher davon gewusst, hätte ich nicht vorgeschlagen nach ihnen zu suchen." "Ist schon gut", meinte Crocodile und drückte erneut die Hand des anderen Gestaltenwandlers. "Du kannst schließlich nichts dafür." "Möchtest du darüber reden?" "Ich weiß es nicht", antwortete Crocodile wahrheitsgemäß. "Es ist so unglaublich viel passiert in letzter Zeit. Es gibt viele Dinge, die ich verarbeiten muss." "Da hast du wohl Recht", stimmte Doflamingo ihm mit untypisch ernster Stimme zu. "Vielleicht können wir beide trotzdem über alles reden, was vorgefallen ist. Nicht heute, aber irgendwann. Du erzählst mir von deinen beiden Brüdern, wieso sie tot sind und woher die Verletzung in deinem Gesicht stammt. Im Gegenzug erzähle ich dir von Corazon und meinem Rudel, was mit ihnen geschehen ist. Wir warten einfach so lange ab, bis wir uns bereit dazu fühlen, und dann reden wir über alles. Ich denke, dass es wichtig ist mit der Vergangenheit abzuschließen, um eine glückliche und unbeschwerte Zukunft für sich zu schaffen. Was denkst du darüber?" "Es ist ein ziemlich guter Vorschlag", meinte Crocodile und brachte ein wackeres Lächeln zustande. Vorsichtig entfernte Doflamingo die letzte Lage Verbandszeugs vom Gesicht des Katers und begutachtete sorgsam das Narbengewebe, das sich inzwischen dort gebildet hatte. Von den drei schweren Wunden, die ihm in letzter Zeit zugefügt worden waren, war diese am schnellsten und besten geheilt. Anstatt einer tiefen Verletzung zierte nun eine schmale und genau waagerecht verlaufende Narbe sein blasses Gesicht. "Und?“, hörte er Crocodile mit gespannter Stimme fragen. "Was denkst du? Muss ich weiterhin einen Verband tragen oder wird es ohne gehen?“ "Ein Verband ist nicht mehr nötig“, antwortete Doflamingo ihm beschwingt. "Die Wunde ist gut verheilt. Trotzdem solltest du vorsichtig sein und darauf achtgeben, dass sie nicht gleich wieder aufreißt. Immerhin ist das Narbengewebe noch ganz frisch.“ "Keine Sorge, ich werde auf mich aufpassen“, erwiderte Crocodile. Der Kater wollte gerade mit seinen Fingern über die geschlossene Wunde fahren, als er von Doflamingo aufgehalten wurde. Er hielt Crocodiles Hand zärtlich in seiner fest und meinte mit tadelnder Stimme: "Was habe ich dir eben gesagt?“ "Ist ja schon gut“, erwiderte der andere Gestaltenwandler mit gespielt beleidigter Stimme und ohne Doflamingos Hand loszulassen. Er schwieg für eine Weile, ehe er sagte: "Ich wüsste gerne wie ich jetzt aussehe. Also, mit der Narbe im Gesicht. Würdest du mich begleiten, wenn ich zum See hinübergehe, um nachzusehen?“ "Natürlich“, antwortete Doflamingo. "Aber in meinen Augen hast du dich nicht sonderlich stark verändert. Ich finde, dass du aussiehst wie immer.“ Diese Worte waren nicht gelogen. Ihm machte die Narbe in Crocodiles Gesicht tatsächlich überhaupt nichts aus. Ganz im Gegenteil: Er war der Ansicht, dass sie ihm deutlich besser stand als die schwere Verletzung, die sich dort vor kurzem noch befunden hatte. Ob der Kater irgendwelche Narben am Körper besaß oder nicht, spielte für ihn keine große Rolle. Er war bloß froh darüber, dass dieser sich langsam wieder erholte. Hoffentlich würde er recht bald wieder vollkommen gesund sein. "Das sagst du bloß, weil du mich nur mit Narbe beziehungsweise Verletzung im Gesicht kennst“, erwiderte Crocodile mit undefinierbarer Stimme. "Für mich allerdings ist es ein völlig neuer Anblick. Ich möchte wissen, wie mein Gesicht jetzt aussieht.“ "Nun gut, dann lass uns zum See gehen“, meinte Doflamingo. "Mir soll es egal sein.“ Gemeinsam verließen sie ihre Höhle. Zu Fuß brauchten sie etwa zehn Minuten bis zum Ufer des Sees, zumindest in ihrer menschlichen Gestalt. Es störte Doflamingo ein wenig, dass er Crocodile noch immer nicht in der Gestalt seines Tiergeistes gesehen hatte. Inzwischen wusste er, dass der Kater nicht -wie von ihm vermutet- in einem Zoo gelebt hatte. Auch seine Hypothese, dass dieser den Tiergeist eines Panthers besaß, war von Crocodile weder bestätigt noch bestritten worden. Immer wieder fragte Doflamingo sich, wie dieser wohl in der Gestalt seines Tiergeistes aussehen mochte. Es dauerte nicht lange, bis sie das Ufer erreicht hatten. Es handelte sich um einen recht kleinen See, dessen Böschung nicht sonderlich tief oder steil war. Doflamingo beobachtete Crocodile genau. Der Kater war etwa zwei große Schritte von der glatten Wasseroberfläche entfernt stehen geblieben und schien sich nicht näher an sein Spiegelbild heranzutrauen. Sein Blick schweifte befangen über das klare Wasser des Sees. "Du musst das nicht tun“, versicherte Doflamingo ihm und rückte näher an den anderen Gestaltenwandler heran. "Wir können auch einfach wieder zurück zur Höhle gehen. Ich finde sowieso, dass du nicht anders aussieht als vorher.“ "Ich bin hierher gekommen, um mein Gesicht zu betrachten und genau das werde ich auch tun“, erwiderte Crocodile mit festerer Stimme als Doflamingo es ihm zugetraut hätte. "Ich bin kein Feigling. Außerdem werde ich mich früher oder später sowieso damit auseinandersetzen müssen. Es gibt also keinen Grund, um diesen Augenblick weiter hinauszuschieben.“ "Soll ich deine Hand festhalten?“, bot Doflamingo hilfsbereit an. Er bewunderte Crocodiles Stärke, doch er wollte ihm nicht das Gefühl vermitteln, diese Sache allein durchstehen zu müssen. Noch immer war er damit beschäftigt, den Kater von seinen Qualitäten als festen Partner zu überzeugen, und Doflamingo ahnte, dass dies eine ziemlich gute Gelegenheit für ihn darstellte. Crocodile nickte stumm. Doflamingo ergriff seine Hand und blieb neben ihm stehen. Er wusste, dass er den anderen Gestaltenwandler nicht dazu drängen sollte, sich sein Spiegelbild anzusehen. Auch wenn ihn persönlich die Narbe in Crocodiles Gesicht nicht störte, war ihm doch klar, dass es sich dabei für diesen selbst um einen sehr wichtigen Moment handelte. Der Kater sollte diesen Schritt gehen, wenn er sich bereit dazu fühlte. Irgendwann näherte sich Crocodile dem Wasser. Er drückte Doflamingos Hand so heftig, dass sie zu schmerzen begann, doch dieser gab keinen Laut von sich. Stattdessen folgte er dem Kater und sah gemeinsam mit ihm auf die glatte Wasseroberfläche hinab. Doflamingo beobachtete, wie Crocodiles bernsteinfarbenen Augen sich vor Schock und Scham weiteten, ehe er sich rasch wieder von seinem Spiegelbild abwandte. Anschließend ließ er ihn los und bedeckte mit beiden Händen sein Gesicht. "Was hast du?“, fragte Doflamingo besorgt nach und rückte nah an den anderen Gestaltenwandler heran. "Was ist denn auf einmal los mit dir?“ Crocodile schien ihm zuerst nicht antworten zu wollen, schüttelte bloß den Kopf und nahm die Hände nicht vom Gesicht. "Warum versteckst du dich?“ Doflamingo bemühte sich um einen sanften und ehrlichen Tonfall. "Komm schon, zeig mir dein hübsches Gesicht. Es gibt keinen Grund, um sich zu genieren.“ "Keinen Grund?“, wiederholte Crocodile und Doflamingo konnte nicht verhindern, dass es ihm kalt über den Rücken lief angesichts der Verzweiflung in der Stimme des Katers. "Keinen Grund? Es zieht sich eine Narbe quer über mein ganzes Gesicht! Ich sehe furchtbar aus! Ich bin entstellt! Das ist mehr als Grund genug, um sich zu genieren!“ "Du redest Unsinn“, versuchte Doflamingo den anderen Gestaltenwandler zu besänftigen. "Du siehst überhaupt nicht entstellt oder furchtbar aus. Ich finde, dass du sehr hübsch bist. Die Narbe in deinem Gesicht macht mir nichts aus. Du gefällst mir trotzdem!“ "Das sagst du nur, um mich zu trösten“, entgegnete Crocodile, dieses Mal jedoch mit deutlich schwächerer Stimme. Außerdem nahm er endlich die beiden Hände von seinem Gesicht. Er warf Doflamingo einen verunsicherten Blick zu. "Nein, das tue ich nicht“, meinte Doflamingo und ergriff die Hände seines Gegenübers. "Du hattest diese Verletzung in deinem Gesicht bereits, als ich dich das erste Mal gesehen habe. Erinnerst du dich? Draußen im Wald, noch bevor der Sturm aufzog: Du hast dich erschrocken und bist sofort davongelaufen. Ich habe dich gerettet und in meine Höhle gebracht, weil du mir gefällst. Aus diesem und keinen anderen Grund sonst. Würde mich die Verletzung in deinem Gesicht oder der Gedanke daran, dass sie eines Tages heilt und sich dort eine Narbe bildet, tatsächlich stören, dann hätte ich mir doch niemals die Mühe gemacht, nach dir zu suchen. Und zwar erst recht nicht, wenn draußen ein absolut horrender Sturm tobt. Oder? “ "Und was ist mit meinen beiden anderen Verletzungen?“, wollte Crocodile wissen. "Die Bissverletzung am Arm und die Schusswunde an der Taille? Sie sind dazugekommen, nachdem du mich bereits aufgenommen hattest. Auch an diesen beiden Stellen werden sich Narben bilden. Wer garantiert mir, dass sie dir ebenfalls nichts ausmachen werden?“ "Ich garantiere es dir“, erwiderte Doflamingo ohne auch nur einen Moment lang zu zögern. Er konnte überhaupt nicht nachvollziehen, wieso sich der Kater so viele Gedanken um seine Narben machte. Er selbst war ein wild lebender Gestaltenwandler: Er hatte in seinem Leben bereits vielerlei Wunden und Narben gesehen. Der Anblick machte ihm nicht das geringste aus. "Ich werde sogar froh darüber sein, wenn sich an deiner Taille und an deinem Arm Narben gebildet haben. Denn es bedeutet, dass die Wunden verheilt sind und ich mir keine Sorgen mehr darum machen muss. Narben sind genausowenig schlimm wie, was weiß ich, Dehnungsstreifen oder Muttermale. Bitte hör also auf solch einen Blödsinn zu reden, ja?“ "Meinst du das wirklich ernst?“, hakte Crocodile mit hoffnungsvoller Stimme nach. "Natürlich“, antwortete Doflamingo rasch. Er seufzte auf und fügte anschließend an: "Wie kommt es bloß, dass du so viele Selbstzweifel hast, was dein Äußeres angeht, Crocodile? So hätte ich dich gar nicht eingeschätzt. Du hast auf mich bisher stets einen sehr stolzen und selbstsicheren Eindruck gemacht.“ "Ich weiß“, erwiderte der Kater matt. "Es ist nur... Das klingt jetzt vielleicht arrogant, aber ich bin Leute mit Narben oder schweren Verletzungen einfach nicht gewohnt. Ich habe mein gesamtes bisheriges Leben in einem vielleicht einhundertzwanzig Quadratmeter großem Haus in der Vorstadt zugebracht. Ohne wild lebende Gestaltenwandler, Raubtiere und ohne Jäger. Weder meine beiden Brüder noch die menschliche Frau, die uns aufzog, ist jemals schwer verletzt worden. Da komme ich mir mit meinen gleich drei großen Wunden eben sehr seltsam vor.“ "Du musst dir nicht seltsam vorkommen“, betonte Doflamingo. "Du bist genauso normal wie ich es bin. Hör auf dir den Kopf über solche Dinge zu zerbrechen, ja?“ Crocodile nickte zaghaft. "Vielleicht hast du Recht“, meinte er und strich sich mit den Fingern der rechten Hand über die Narbe in seinem Gesicht. "Ich werde mich daran gewöhnen, denke ich. Mir bleibt sowieso keine andere Wahl. Auch wenn diese Narbe mich auf ewig an das schlimmste Ereignis in meinem Leben erinnern wird.“ Angesichts dieser Andeutung wurde Doflamingo hellhörig. Crocodiles Worte hörten sich nicht so an, als handelte es bei der Verletzung in seinem Gesicht um einen Unfall. Vermutlich war sie ihm also mutwillig zugefügt worden. Vielleicht sogar mit der Intention ihn zu töten. Diese Mutmaßung machte Doflamingo sofort schrecklich wütend. Vor allen Dingen stellte er sich die Frage, wieso nur irgendjemand den Kater hatte umbringen wollen. Zumindest auf ihn selbst machte der andere Gestaltenwandler nämlich keinen sonderlich bedrohlichen Eindruck. Doflamingo konnte sich nicht vorstellen, dass es sich um Notwehr gehandelt hatte. "Möchtest du darüber reden?“, fragte er den anderen Gestaltenwandler. "Bestimmt wirst du besser mit deiner Narbe zurechtkommen, wenn du jemandem anvertraut hast, woher sie stammt.“ Crocodile seufzte und zögerte. Er ließ seinen Blick eine Weile lang über den See und das Umland schweifen, ehe er schluckte und schließlich mit leiser Stimme meinte: "Ein Mann hat mir eine Axt ins Gesicht gerammt.“ Doflamingo wusste nicht so recht, was er erwartet hatte, doch dies sicherlich nicht. Er wusste weder, was er sagen noch was er tun sollte. Etwa eine halbe Minute lang starrte er den Kater einfach nur absolut fassungslos an. Dann schüttelte er ungläubig den Kopf und meinte: "Was?!“ "Ein Mann hat mir eine Axt ins Gesicht gerammt“, wiederholte Crocodile mit ruhiger Stimme. Er sah Doflamingo nicht in die Augen, sondern wich dessen Blick weiterhin aus. "Das... Ich... Das...“ Doflamingo schlug die Hände vor dem Mund zusammen. Helle Wut breitete sich in seinem Körper aus, nachdem der erste Schock verflogen war. Wie konnte man es nur wagen, dem Kater etwas solch Schreckliches anzutun? Wer nur war zu so einer Tat fähig? Um wen auch immer es sich handeln mochte: Doflamingo war sich sicher, dass er den Verantwortlichen finden und zur Strecke bringen würde. Er hatte nichts Besseres als einen langsamen und qualvollen Tod verdient! "Wer ist es gewesen?“, hakte er rasch mit zorniger Stimme nach. "Erzähl mir alles! Sag mir seinen Namen, damit ich mich auf die Suche nach ihm machen kann. Ich werde ihn seiner gerechten Strafe zuführen!“ "Ich weiß nicht“, meinte Crocodile plötzlich mit schwacher Stimme und senkte den Blick. "Wenn ich recht darüber nachdenke, bin ich mir nicht sicher, ob ich mich an dieses Ereignis zurückerinnern möchte. Vielleicht sollte ich es lieber aus meinem Gedächtnis streichen?“ "Aber willst du denn nicht, dass ich den Mann bestrafe?“, bohrte Doflamingo mit hitziger Stimme nach. Plötzlich gab es für ihn kein Halten mehr. Er spürte, dass er ungeduldig wurde. Er wollte den Kater beschützen und jeden töten, der ihm Leid zufügte. Crocodiles unerwartete Zurückhaltung konnte er gar nicht nachvollziehen. "Möchtest du nicht, dass ich ihn umbringe? Damit er niemals wieder eine solche Greueltat verüben kann? Ich werde ihn zerfleischen!“ "Er ist längst schon tot“, erwiderte zu seiner Verwunderung der anderen Gestaltenwandler. "Meine Brüder haben ihn umgebracht. Sie taten es, um mich zu beschützen, und mussten dafür mit dem Leben bezahlen.“ Auch mit der Tatsache, dass Crocodiles Brüder in diese Angelegenheit verwickelt waren, hatte Doflamingo nicht gerechnet. Die vielen kleinen Puzzleteile, die der Kater ihm bröckchenweise zuwarf, formten sich langsam zu einem Bild. Trotzdem fehlten ihm noch einige wichtige Informationen. Doflamingo wollte unbedingt die ganze Geschichte hören. Damit er Crocodile besser verstehen und auch trösten konnte. Der andere Gestaltenwandler hatte es verdient, die Erinnerungen an dieses schlimme Ereignis nicht länger allein ertragen zu müssen, sondern mit jemandem teilen zu können. "Erzähl mir, was passiert ist“, meinte darum Doflamingo in einem Tonfall, der ein wenig herrischer klang als beabsichtigt. Er wollte den Kater nicht in Bedrängnis bringen, doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann brannte er darauf zu erfahren, was geschehen war. Er wollte mehr über die dubiose Vergangenheit des anderen Gestaltenwandlers erfahren. Crocodile wirkte noch immer nicht ganz überzeugt. Erst als Doflamingo erneut nach seinen beiden Händen griff und sie ermunternd drückte, entschied sich der Kater schließlich dazu, ihm seine Geschichte zu erzählen. Er gab ein resigniertes Seufzen von sich und schloss die Augen, während er meinte: "Gemeinsam mit meinen beiden Halbbrüdern habe ich in einem Haus in der Vorstadt gelebt. Eine menschliche Frau namens Tashigi zog uns groß. Ihr gehörte schon unsere Mutter, die bei meiner Geburt verstorben ist. Meine Brüder und ich haben unterschiedliche Väter, aber dieselbe Mutter, musst du wissen. Und auch wenn wir das Haus nicht verlassen durften und wie Kuscheltiere behandelt wurden, führten wir ein schönes Leben. Tashigi ist immer sehr gut zu uns gewesen; sie hat niemals Gewalt gegen uns angewendet. Alles änderte sich jedoch, als sie irgendwann einmal einen Arbeitskollegen mit nach Hause brachte, mit dem sie ausging. Sein Name war Smoker. Er war ein sehr großer, kräftiger Mann - und konnte Gestaltenwandler nicht ausstehen. Bei jeder Gelegenheit beschimpfte und quälte er uns. Tashigi gefiel dieses Verhalten nicht, doch sie hat auch nichts unternommen, um Smoker zu stoppen. Vielleicht weil sie verliebt in ihn war, ich weiß es nicht. Jedenfalls... Mihawk und Zoro, ähm, also meine Brüder, haben sich gestritten. Ich weiß gar nicht mehr genauso wieso. Ich glaube, es ging bloß um irgendeine Kleinigkeit. Die beiden gerieten sich ständig in die Haare. Und, nun ja, bei ihrem Streit stießen sie aus Versehen eine Vase um. Smoker hat den Lärm gehört und ist in die Küche gekommen, wo das Malheur passiert war und wo wir Drei uns im Moment aufhielten. Er ist fuchsteufelswild geworden. Die Vase gehörte zwar nicht ihm, doch darin hatten sich Blumen befunden, die er Tashigi geschenkt hatte. Nachdem er uns beschimpft hatte, ist er aus der Küche verschwunden. Meine Brüder und ich haben natürlich erleichtert aufgeatmet, weil wir dachten, dass er sich nun wieder beruhigt hätte. Schließlich war es bloß um eine ganz gewöhnliche Kaufhausvase gegangen; und seine Blumen lagen zwar auf dem Boden, doch hatten keinen Schaden genommen. Man hätte sie problemlos einfach in eine andere Vase stellen können. Leider irrten wir uns: Smoker hatte sich nicht beruhigt. Ganz im Gegenteil: Als er zurückkehrte, hielt er die Axt in der Hand, die normalerweise im Gartenschuppen lag. Unser Haus besaß nämlich einen Kamin und deswegen wurde im Winter häufig Holz gehackt. Mit der Axt ging Smoker auf uns los. Er war völlig außer sich und schlug immer wieder um sich. Ich wollte die Hintertüre öffnen, um einen Fluchtweg für uns zu schaffen, doch bin über meine eigenen Beine gestolpert. Smoker nutzte diese einmalige Gelegenheit und... und... rammte mir die Axt mitten ins Gesicht. Glücklicherweise nicht mit voller Kraft (einen solchen Schlag hätte ich niemals überlebt), denn Mihawk und Zoro gingen sofort auf ihn los. Ich... ich war wie paralysiert. Für eine Weile habe ich einfach nur dagesessen und mir die Hände aufs Gesicht gedrückt. Sie... sie waren voller Blut. Irgendwann bin ich wieder aufgestanden. Zoro lag tot am Boden. Ihn hatte ein Axthieb am Hinterkopf getroffen. Es war ein schrecklicher Anblick. Sein Schädel war... es sah so aus als wäre er... er... Ich... Blut und... und ich... konnte sein G-gehirn sehen.“ Die Worte, die aus Crocodiles Mund kamen, ließen sich nur schwer zu sinnvollen Aussagen zusammenfügen. Doflamingo ließ die Hände des Katers los und legte stattdessen seine Arme um dessen bibbernden Körper. Plötzlich war er sich nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, Crocodile dazu zu drängen, ihm seine Geschichte zu erzählen. Der andere Gestaltenwandler litt offensichtlich sehr stark unter den Geschehnissen. Seine Stimme zitterte und stockte, während er fortfuhr. "Ich habe mich wieder aufgerappelt. Mihawk kämpfte unterdessen mit Smoker. Ein Axthieb traf ihn am... am Bauch. Ich habe diesen Moment genutzt, um Smoker die Axt zu entreißen. Ich wollte ihm den Kopf abhauen, aber ich... ich bin ausgerutscht auf einer Blutlache und mir ist die Axt aus den Händen gefallen. Auf dem Küchenboden lag ich direkt neben Zoros … neben Zoros Kopf... seinem Gehirn... ich... sein Schädel war zertrümmert und sein Gehirn... ich... ich... Mihawk hat die Axt an sich genommen. Dann hat er sich umgedreht und das getan, was eigentlich ich tun wollte: Smokers Kopf von seinem Hals trennen. Smoker war tot. Zoro war auch tot. Und Mihawk schwer verletzt. Die Küche sah nicht mehr aus wie eine Küche: Überall war Blut und... und... die Schränke kaputt geschlagen. Es war ein Alptraum. Mihawk sagte, dass wir verschwinden müssten. Ich habe zuerst gar nicht verstanden wieso. Dann hat er mir erklärt, dass man uns einschläfern lassen würde, sollte man uns mit Smokers Ermordung in Verbindung bringen. Denn auch wenn wir bloß aus Notwehr heraus gehandelt hatten, waren wir nur Gestaltenwandler. In der Welt der Menschen besaßen wir keine Rechte. Also... ließen wir Smokers und Zoros Leichen zurück und verschwanden.“ Crocodile schwieg für eine Weile. Doflamingo konnte den erstickten Atem des Katers an seiner Brust spüren. Er gab ihm einen Kuss auf die Stirn und verstärkte die Umarmung. Um ehrlich zu sein, konnte Doflamingo nicht so recht fassen, was er gerade erfahren hatte. Er hätte niemals damit gerechnet, dass Crocodile solch tragische Geschehnisse hatte durchleben müssen. Am liebsten würde er diesen Smoker aus dem Reich der Toten zurückholen, nur um ihn auf eine umso grausamere Weise dorthin zurückzuschicken. "Mihawk und ich haben uns ein, zwei Tage lang in der Stadt durchgeschlagen. Dann ist auch er gestorben. Die Wunde an seinem Bauch war schlimm und uns fehlten die Mittel, sie zu versorgen. Ich blieb bis zum Ende bei ihm. Er sagte zu mir, ich sollte mir einen sicheren Unterschlupf suchen; am besten die Stadt verlassen. Und... das habe ich auch getan. Ich hatte keine andere Wahl als seine Leiche zurückzulassen. Ich konnte ihn nicht begraben, genausowenig wie Zoro. Stattdessen habe ich mich auf den Weg in den Wald gemacht. Nun ja... und dann hast du mich gefunden.“ Doflamingo sagte eine Weile lang nichts, sondern hielt den anderen Gestaltenwandler einfach bloß fest im Arm. Crocodile presste seinen Kopf eng an seine Brust; er schien den Tränen nahe zu sein, doch weinte nicht. Selbst in dieser Situation war er einfach zu stolz, um seine Schwäche zu äußern, dachte Doflamingo und wusste nicht, ob er den Kater bewundern oder bemitleiden sollte. Irgendwann beruhigte sich der andere Gestaltenwandler wieder einigermaßen. Er schien noch lange nicht über den Tod seiner beiden Brüder hinweg zu sein, doch machte zumindest nicht mehr den Eindruck, jeden Moment in Tränen auszubrechen. Doflamingo löste die Umarmung, doch hielt Crocodile weiter an den Händen fest. "Lass uns zurück zur Höhle gehen“, meinte er und bemühte sich um einen verständnisvollen und aufmunternden Tonfall. "Wenn du möchtest, kannst du mir dort mehr von deinen Brüdern erzählen. Nicht nur von ihrem Tod, sondern vielleicht auch von schönen Dingen. Natürlich nur, wenn du möchtest. Ansonsten können wir uns einfach nebeneinander ins Bett legen und ein wenig schweigen. Mir ist beides recht.“ Crocodile nickte zaghaft. "Hört sich gut an“, meinte er und folgte Doflamingo, ohne dessen Hand loszulassen. ~ "Du verhälst dich wie ein Macho!", warf Crocodile dem anderen Gestaltenwandler wütend vor. "Glaub ja nicht, dass ich mir ein solches Benehmen gefallen lasse! Ich bin kein kleines Kitten, das du nach Lust und Laune herumschubsen kannst." bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)