Gestaltenwandler von kleines-sama (DoflamingoxCrocodile (AU)) ================================================================================ Kapitel 4: Part I: Wissensdurst und Sorge ----------------------------------------- Crocodile hatte geglaubt, dass es ihm besser gehen würde, sobald seine beiden schlimmsten Wunden versorgt wären, doch leider war dies nicht der Fall. Vor allen Dingen die Reinigung der Verletzungen mithilfe des Desinfektionsmittels war überaus unangenehm gewesen. Das Spray hatte fürchterlich gebrannt und Crocodile musste seine Zähne fest aufeinander pressen, um nicht laut loszuschreien. Denn natürlich wollte er sich vor Doflamingo keine Blöße geben. Anschließend war auf beide Verletzungen eine entzündungshemmende Salbe aufgetragen worden und Crocodile hatte eine Tablette schlucken müssen. Nun lag er -mit vernünftig gepflegten und verbundenen Wunden- auf Doflamingos Bett und versuchte überaus erfolglos einzuschlafen. Noch immer hatte er Fieber und vor allem schlimme Kopfschmerzen, die ihn daran hinderten, bitter benötigte Ruhe zu finden. "Du solltest jetzt wirklich schlafen", meinte irgendwann Doflamingo, der neben ihm im Bett lag und ihm einen eindringlichen Blick zuwarf. "Dein Körper heilt am besten, während du schläfst, weißt du." "Danke für den Hinweis", erwiderte Crocodile mit sarkastischer Stimme und änderte die Stellung seiner Beine, um eine angenehmere Schlafposition zu finden, was jedoch leider nicht zum erhofften Ergebnis führte. "Fällt es dir schwer einzuschlafen?" "Du bist ein echtes Genie", murmelte Crocodile und massierte mit der rechten Hand seine Schläfe. Die Kopfschmerzen, die ihn plagten, waren furchtbar penetrant: Sein Schädel pochte beständig als befände sich ein zweites Herz anstelle seines Gehirns darin, und dazu wurde er in unregelmäßigen Abständen von Schmerzen geplagt, dich sich wie stechende Blitze anfühlten. Ob das wohl Nebenwirkungen der Medikamente waren, die Doflamingo ihm besorgt hatte? Mihawk hatte vor einigen Jahren einmal eine schlimme Zahnfleischentzündung gehabt und musste regelmäßig eine Salbe auftragen, von der ihm ständig schlecht geworden war. Vielleicht handelte es sich hier ja um eine ähnliche Sache? Crocodile hatte gerade seine Augen geschlossen und hing seinen Erinnerungen an Mihawk und Zoro nach, als er plötzlich spürte, wie seine Schläfen auf beiden Seiten von ziemlich talentierten Fingern massiert wurden. Unweigerlich kam Crocodile ein genüssliches Schnurren über die Lippen und er ließ sich die angenehme Berührung gefallen. Sofort spürte er, wie das penetrante Pochen in seinem Schädel merklich nachließ. "Besser?", hörte er Doflamingo fragen, der seiner stolzen und selbstgefälligen Stimme nach zu urteilen die Antwort auf diese Frage längst wusste. Trotzdem tat Crocodile ihm den Gefallen und meinte: "Viel besser. Nicht aufhören, ja? Mach noch ein bisschen weiter. Genau da, hm..." Erfreulicherweise kam Doflamingo seinem Wunsch nach und massierte seine Schläfen noch für mindestens weitere fünfzehn Minuten. Crocodile schloss seine Augen und fand sich schon nach kurzer Zeit in einem überaus angenehmen Halbschlaf wieder. Nachdem er mit den Schläfen fertig war, wanderten Doflamingos geschickte Finger hoch zu seinen beiden Katzenohren und massierte in kreisenden Bewegungen den Bereich gleich dahinter. Es tat Crocodile gut, ein wenig Zuwendung zu erhalten, fand er. Es war schon viel zu lange her, seit er das letzte Mal wirklich schön gekrault worden war; ein Luxus, den Crocodile in seinem früheren Leben als Hauskatze beinahe jeden Tag hatte genießen dürfen. Es dauerte nicht lange bis seine Kopfschmerzen beinahe vollständig verschwunden waren und er endlich in seinen wohlverdienten Schlaf hinüber gleiten konnte. Zufrieden lauschte Doflamingo den gleichmäßigen Atemzügen des direkt neben ihm liegenden Katers. Es machte ihn ziemlich stolz, dass es ihm gelungen war, ihn von seinen Kopfschmerzen zu befreien und zum Schlafen zu bewegen. Überdies gefiel es ihm, Crocodile nah zu sein und ihn zu berühren. Indiskret ließ Doflamingo seinen Blick über die schlafende Gestalt gleiten. Nun, da Crocodile friedlich schlummerte, hatte er ja nichts zu befürchten. Und außerdem war es wirklich unfassbar, wie gut der Kater seinen Geschmack traf. Trotz der vielen Schrammen und Hämatome am Körper sah er einfach nur wunderhübsch aus. Glattes, dunkles Haar, das bis zum Hals reichte. Blasse Haut. Lange Beine und ein Paar wohlgeformte Füße. Dazu sah er nicht mehr so schrecklich ausgemergelt aus wie vor kurzem noch. Das viele Fleisch, das Doflamingo ihm auftischte, zeigte seine Wirkung: Von den Rippen des Katers war kaum mehr etwas zu sehen, außerdem hatte er an den Hüften und den Oberschenkeln zugelegt. Eine eindeutige Veränderung ins Positive, fand Doflamingo. Trotzdem war sein Ziel noch nicht erreicht: Bis Crocodile ein normales und vor allem gesundes Gewicht erreicht hatte, fehlten noch etwa fünf bis sieben Kilogramm. Unmut machte sich in Doflamingos Körper breit, als er an die gähnende Leere in seiner Speisekammer dachte. Er hatte seine allerletzten Vorräte bereits an den verletzten Kater verfüttert. Und wenn er nicht zulassen wollte, dass dieser Hunger litt, würde er früher oder später wieder auf Jagd gehen müssen. Dieses Mal allerdings würde er sich bei Crocodile abmelden, sobald dieser erwacht war. Er wollte nicht riskieren, dass er sich erneut zu sorgen begann und waghalsige Ausflüge nach draußen unternahm. Heute hatte er großes Glück gehabt, doch das war noch lange keine Garantie dafür, dass es beim nächsten Mal ebenso glimpflich ausging. Genauso gut hätte Crocodile auch einem wilden Luchs oder Wildschwein begegnen können. Eine Situation, die sicherlich nicht gut ausgegangen wäre, wenn er die Unerfahrenheit und den schlechten gesundheitlichen Zustand des Katers bedachte. Fürsorglich leckte Doflamingo mit seiner Zunge über die schweißnasse Stirn des anderen Gestaltenwandlers. Auch wenn es nun nicht mehr nötig war, dessen Verletzungen mittels Speichel sauber zu halten, genoss er es doch, mit seiner Zunge über die erhitzte Haut zu fahren. Freudig bemerkte er, dass Crocodile sich in die Berührung hineinlehnte, auch wenn er es vermutlich bloß ganz unbewusst tat; immerhin hatte er hohes Fieber und der Speichel auf der Haut kühlte den erhitzten Körper ein wenig herunter. Doflamingo gestand sich offen ein, dass Crocodile ihn reizte. Ihm gefiel die stolze und kratzbürstige Art des Katers mindestens ebenso sehr wie dessen hübscher Körper. Und wenn er die Hinweise nicht völlig missinterpretierte, dann ging es diesem nicht anders. Immerhin war Crocodile ganz rot vor Scham geworden, als Doflamingo ihn auf seine Sorge um ihn angesprochen hatte. Außerdem war ihr Umgang miteinander inzwischen insgesamt sehr intim und freundschaftlich geworden. Es fehlte bestimmt nicht mehr viel bis zu einer echten Beziehung. Einer partnerschaftlichen Liebesbeziehung. Bei diesem Gedanken schlich sich ein glückliches Lächeln auf Doflamingos schmale Lippen. Er hoffte wirklich von ganzem Herzen, dass Crocodile sich dazu entschließen würde, bei ihm zu bleiben. Doflamingo konnte es kaum erwarten, ihn besser kennenzulernen. Seinen hübschen Körper zu erkunden und ihn beim Sex zum Orgasmus zu bringen. Und auch mehr über seine Vergangenheit zu erfahren. Denn noch immer wusste er weder, woher Crocodile kam, noch, wieso er sein ehemaliges Zuhause verlassen hatte. Ganz zu schweigen von der waagerecht verlaufenden Fleischwunde in seinem Gesicht, die bereits vorhanden gewesen war, ehe sie aufeinander getroffen waren. Zu gerne wüsste Doflamingo, woher sie wohl stammen mochte. Crocodile ging es deutlich besser, als er das nächste Mal erwachte. Dank der Massage seitens Doflamingo waren seine Kopfschmerzen beinahe vollständig verschwunden und auch sein Fieber war stark gesunken. Insgesamt fühlte er sich so wohl wie es den Umständen entsprechend nur möglich war. Noch halb schlummernd wollte er seinen Handrücken mit Speichel benetzen, um ihn auf seinen beiden Verletzungen zu verteilen und sie auf diese Weise zu säubern, ehe ihm einfiel, dass eine solche Behandlung nicht mehr notwendig war. Vorsichtig betastete Crocodile sowohl sein Gesicht als auch seinen rechten Unterarm, um sicherzugehen, dass diese Stellen tatsächlich fachmännisch verbunden worden waren und er diese Begebenheit nicht bloß geträumt hatte. Ein erleichtertes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er tatsächlich die eng um seine Wunden gewickelten Stoffbahnen erfühlen konnte. Crocodile gestand sich nur widerwillig ein, dass er ohne die Hilfe Doflamingos mit Sicherheit längst den Tod gefunden hätte. Der Wolf bot ihm einen geschützten Schlafplatz an, versorgte ihn mit Unmengen Fleisch und hatte sogar den weiten Weg in die Stadt auf sich genommen, um Medizin und Verbandszeug für ihn zu besorgen. Er konnte wirklich von Glück sprechen, dass er auf den anderen Gestaltenwandler getroffen war. Doch auch wenn Doflamingo sich Crocodiles Dank selbstverständlich sicher sein konnte, war dieser mit seiner derzeitigen Lebenssituation nicht ganz zufrieden. Er war nämlich eine sehr stolze Person und es gefiel ihm gar nicht, einem beinahe Fremden so ungeniert auf der Tasche zu liegen. Schließlich hatte Doflamingo bisher keine Art von Gegenleistung für seine Dienste verlangt; weder eine Belohnung sexueller noch irgendeiner anderen Art. Und während Crocodile auf der einen Seite natürlich sehr froh darüber war, dass ihn der Wolf zu nichts drängte, nagte auf der anderen Seite an ihm, dass er nicht dazu kam, diesem für seine Hilfeleistung angemessen zu danken. Er kam sich nutzlos und überflüssig vor, wie eine Belastung. "Endlich bist du aufgewacht", hörte er plötzlich Doflamingo sagen, der aus einem anderen Gang in den Schlafbereich der Höhle einbog. "Das ist gut. Du hast mehr als zwölf Stunden lang geschlafen. Ich dachte schon, du würdest niemals wieder aufwachen." Er lachte leichtherzig und setzte sich neben Crocodile aufs Bett. "Ähm, ich hoffe, ich habe keine Umstände bereitet", erwiderte Crocodile, der nicht so recht wusste, was er sagen sollte. Wieso empfand Doflamingo die Frage, ob er schlief oder wach war, als so bedeutsam? Hatte er diesen wegen seines Schlafes von irgendetwas abgehalten? "Nein, natürlich nicht", meinte Doflamingo. "Ich finde es gut, dass du viel schläfst. Je mehr du schläfst, desto schneller wirst du wieder gesund. Allerdings habe ich darauf gewartet, dass du wieder aufwachst, weil ich mich bei dir abmelden wollte. Die Speisekammer ist komplett leer; ich muss unbedingt wieder auf Jagd gehen, wenn wir beide heute nicht hungern wollen. Und damit du dir nicht erneut so große Sorgen um mich machst, dachte ich, es sei klüger, dir vorher Bescheid zu geben." "Stürmt es denn nicht mehr?", fragte Crocodile mit skeptischer Stimme. Doflamingo schüttelte den Kopf. "Das Unwetter ist inzwischen fast vollständig wieder abgeflaut", antwortete er. "Allerdings sieht es draußen immer noch sehr chaotisch aus. Viele Bäume sind vom Wind ausgerissen worden, viele Höhlen eingestürzt oder überflutet. Aber ich will mich nicht beschweren: Immerhin geht es uns beiden verhältnismäßig gut. Und außerdem bedeuten viele obdachlose und geschwächte Tiere für mich eine leichte Jagd. Ich denke nicht, dass ich allzu lange weg sein werde." "Ich könnte dich begleiten und mit dir auf Jagd gehen", bot Crocodile an. Wenn er ebenfalls zur Beschaffung ihrer Nahrung beitrug, würde er nicht mehr so stark unter dem unangenehmen Gefühl leiden, bloß eine Belastung darzustellen. Und wenn die Verhältnisse draußen tatsächlich so günstig für eine gute Jagd waren wie Doflamingo sagte, dann sollte es selbst ihm als absolutem Neuling gelingen, das eine oder andere Tier zu erbeuten. Vielleicht ein Huhn, einen verletzten Waschbär oder etwas in der Art. Er wollte vor Doflamingo nicht als Schmarotzer, der sich durchfüttern ließ, dastehen. "Auf keinen Fall!", erwiderte jedoch der Wolf zu seinem Leidwesen mit energischer Stimme. "So chaotisch wie es draußen zugeht, ist es viel zu gefährlich für dich. Schließlich bist du immer noch schwer verletzt. Bleib lieber hier in der Höhle und ruh dich aus." "Aber meine Wunden sind doch gut versorgt", wandte Crocodile ein, der nur zu gern mit auf Jagd gehen würde. Doflamingo wäre sicher ein guter Lehrer. So erfahren und erfolgreich wie dieser bei der Jagd war, konnte er sich bestimmt den einen oder anderen nützlichen Tipp abholen. "Ich habe nein gesagt und dabei bleibt es auch", meinte Doflamingo unerbittlich. "Deine beiden Verletzungen beginnen gerade erst richtig zu heilen. Ich will nicht riskieren, dass sie aufreißen oder Dreck hineingerät. Außerdem scheinst du mir sehr unerfahren zu sein, was das Überleben im Wald angeht. Dir könnte leicht etwas Schlimmes zustoßen. Es ist einfach zu gefährlich." Er schwieg für einen kurzen Moment, ehe er noch hinzufügte: "Und ich bin ein wirklich guter Jäger. Es ist nicht nötig, dass du dich in Gefahr begibst und mit mir kommst. Ich werde unsere Speisekammer in Windeseile wieder aufgefüllt haben. Das kannst du mir glauben." Crocodile unterdrückte ein enttäuschtes Seufzen. Es verletzte ihn zutiefst, dass Doflamingo so energisch seine Unterstützung ablehnte. Im Grunde hatte er ihm eben erklärt, er hielt seine Fähigkeiten für so kümmerlich, dass er bei der Jagd eher eine Behinderung als eine Hilfe darstellen würde. Es war eine subtile Beleidigung, die Crocodile härter traf als jeder direkte Angriff es jemals gekonnt hätte. Er fühlte sich herabgesetzt und gedemütigt. "Ich werde mich beeilen", meinte Doflamingo. "In der Zwischenzeit solltest du dich weiter ausruhen. Und wenn ich wieder da bin, gibt es für uns beide ein echtes Festmahl, das verspreche ich dir. Ich werde versuchen, ein paar Rebhühner zu erbeuten. Die haben dir doch so gut geschmeckt, nicht wahr?" Unkonzentriert und ohne ein Wort zu sagen, nickte Crocodile. Er bekam nur am Rande mit, dass Doflamingo kurz über eines seiner Ohren strich, ehe sich sein Gastgeber auf den Weg machte und die sichere Höhle verließ, um Nahrung für sie beide zu beschaffen. Die Jagd fiel Doflamingo tatsächlich so leicht wie er es vorausgesagt hatte. Viele Tiere hatten während des lang anhaltenden Sturms Hunger leiden oder ihre zerstörten Behausungen verlassen müssen. Die meisten von ihnen waren erschöpft und abgekämpft. Sie stellten eine leichte Beute dar. Unter anderen Umständen hätte Doflamingo sich jede Menge Spaß gegönnt. Zum Beispiel indem er sich eines der kräftigeren Tiere aussuchte und es in einem mal langsameren, mal schnellerem Tempo hetzte, ehe es kraftlos zusammenbrach und er gnädig genug war, ihm rasch die Kehle durchzubeißen. Doch heute blieb keine Zeit für solche Spielchen. Denn Doflamingo trug nicht nur die Verantwortung für sein Leben, sondern auch die für das Leben des Katers, der inzwischen sicherlich wieder hungrig geworden war und sehnsüchtig auf seine Rückkehr wartete. Wenn er Crocodile beweisen wollte, dass er einen guten Partner abgab, dann musste er sich auch wie einer verhalten. Er hatte ihm versprochen, ihre Speisekammer möglichst schnell wieder aufzufüllen und gleich danach zu ihm zurückzukehren. Und Doflamingo hatte durchaus vor, dieses Versprechen einzuhalten. Er war fest davon überzeugt, dass er den Kater nur dann zum Bleiben bewegen konnte, wenn er ihm ein gesichertes Leben an seiner Seite darbot. Gesichert durch ausreichend Schutz und Nahrung. Nicht weit von ihm entfernt machte Doflamingo die Umrisse einiger Hühner aus. Erwartungsvoll leckte er sich über die Lippen und duckte sich, um unbemerkt näher an die Tiere mit dem überaus zarten und hellem Fleisch heranzuschleichen. Aus verringerter Distanz erkannte er, dass es sich wie erhofft um eine Gruppe Rebhühner handelte, etwa sechs oder sieben an der Zahl. Sie schienen das Unwetter verhältnismäßig gut überstanden zu haben, denn zumindest auf den ersten Blick machten sie einen recht gesunden und unverletzten Eindruck. Doflamingo pirschte sich so nah wie nur möglich an die Gruppe Hühner heran, die ihn glücklicherweise nicht zu bemerken schien, obwohl seine Stärke eigentlich eher bei der Hetzjagd als beim langsamen Anschleichen lag. Er wartete geduldig den richtigen Moment ab, ehe er in einem einzigen Satz mitten in die Gruppe Rebhühner hineinsprang. Sofort gelang es ihm, eines der überraschten Hühner zu fassen zu bekommen und zu erlegen. Anschließend jagte er noch zwei weiteren aufgeregten Rebhühnern hinterher, die er ebenfalls schnell zu packen bekam und mittels eines gezielten Bisses in den Hals tötete. Der Rest der Gruppe allerdings war inzwischen in alle Himmelsrichtungen auseinandergestoben und für einen einzelnen Jäger nicht mehr einzuholen. Trotzdem legte sich ein zufriedenes Grinsen auf Doflamingos Lippen, als er seine Beute musterte. Drei Rebhühner waren ein guter Fang. Crocodile würde sich sicherlich über das zarte Hühnerfleisch freuen. Doflamingo packte die drei kleinen Leiber mit seinem Maul und machte sich auf den Weg zurück zur Höhle. Während er lief, beschloss er kurzerhand, dass er noch zwei oder drei weitere Jagdzüge starten würde. Die Bedingungen waren derzeit sehr günstig für eine erfolgreiche Jagd und außerdem musste er deutlich mehr Nahrung herbeischaffen als nur drei Rebhühner, wenn sowohl er als auch Crocodile über die Runden kommen sollten. Immerhin war der Kater noch immer schwer verletzt und brauchte viele Nährstoffe, um schnell wieder gesund zu werden. Doflamingo machte es nichts aus, für sie beide auf Jagd zu gehen. Immerhin war sein Tiergeist ein Wolf; er bewegte sich gerne und hatte großen Spaß am Erlegen von Beutetieren. Außerdem war es für ihn nicht ungewohnt, andere Gestaltenwandler mitzuversorgen. Denn auch wenn er in letzter Zeit eher zurückgezogen gelebt hatte, gab es doch eine Zeit, in der er ein ganzes Wolfsrudel angeführt hatte. Damals hatte er oft -allein oder gemeinsam mit Anderen- stundenlang gejagt, um genug Fleisch für sein Rudel herbeizuschaffen. Vor allen Dingen wenn es viele junge oder verletzte Wölfe gab, hatte er sich anstrengen müssen, um alle zu versorgen. Trotzdem hatte er das Leben im Wolfsrudel sehr genossen. Die anderen Gestaltenwandler waren seine Freunde und seine Familie, die ihm in guten wie in schlechten Zeiten beistanden. Es war eine wirklich sehr schöne Zeit gewesen. Ein heftiger Schmerz stach Doflamingo mitten ins Herz, als ihm klar wurde, wie sehr er sein altes Rudel vermisste. Und wie gut es ihm gefiel, dass derzeit der Kater bei ihm lebte. Es störte ihn wirklich nicht, für Crocodile zu sorgen. Solange er jemanden hatte, der sich mit unterhielt, sich um ihn sorgte, wenn er lange wegblieb, und nachts neben ihm schlief, nahm er diesen geringen Preis sehr gerne in Kauf. Hoffentlich würde sich der Kater tatsächlich dazu entscheiden, bei ihm zu bleiben, dachte Doflamingo sehnsüchtig. Sicherlich tat er dies, wenn er ihn mit ausreichend Nahrung versorgte, ihn beschützte und seine Wunden pflegte. Er musste ihm bloß klar machen, dass er einen guten Partner abgab, dann entschied sich Crocodile ganz bestimmt für ihn. Crocodile wartete ungeduldig auf die Rückkehr des anderen Gestaltenwandlers. Da er eben schon mehr als zwölf Stunden lang geschlafen hatte, war er nicht mehr müde und langweilte sich zu Tode. Ohne Doflamingo blieb ihm nämlich nichts anderes übrig als Däumchen zu drehen. Außerdem meldete sich langsam auch wieder der Hunger zurück. Crocodile war eine sehr stolze Person und schämte sich dafür, von einem beinahe Fremden versorgt zu werden, doch er konnte nicht verhehlen, dass er sich auf die Rebhühner freute, die Doflamingo mitzubringen versprochen hatte. Irgendwann wurde die Langeweile so groß, dass Crocodile sich vom Bett erhob und ein wenig in der Höhle umsah, in der er sich nun bereits seit Längerem aufhielt, ohne sie wirklich kennengelernt zu haben. Inzwischen wusste er zwar, wo lang es zum Ausgang ging und welches Nebenzimmer als Speisekammer genutzt wurde, doch viel mehr kannte er noch nicht. Neugierig also sah er sich um. Derzeit befand er sich in einem recht großen Raum, den Doflamingo und er als Wohn- und Schlafraum nutzten. Von diesem Raum zweigten zahlreiche größere und kleinere Gänge ab. Relativ wahllos folgte Crocodile dem einen oder anderen Gang. Zu seiner Verwunderung schien die Höhle, in der Doflamingo lebte, deutlich größer zu sein als er zu Beginn vermutet hatte. Viele Gänge führten in Räume, die anscheinend ebenfalls als Wohn- oder Schlafräume genutzt wurden oder eher genutzt worden waren. Denn einen weiteren Mitbewohner, weder einen Gestaltenwandler mit einem Wolf noch mit irgendeinem anderen Tier als Geist, konnte er nirgendwo ausmachen. Alles wirkte verlassen. Doflamingos Behausung machte auf ihn beinahe schon den Eindruck einer Geisterstadt. Unweigerlich fragte Crocodile sich, was hier wohl geschehen sein mochte. Gerade folgte Crocodile einem eher unauffälligen Gang, der zu seiner Überraschung allerdings nicht in einen weiteren Nebenraum, sondern nach draußen an die Oberfläche führte. Teils neugierig, teils zaudernd streckte er seinen Kopf durch den kleinen Ausgang und beobachtete erwartungsvoll die Umgebung. Es hatte tatsächlich aufgehört zu stürmen, so wie Doflamingo es vorausgesagt hatte; selbst der Regen hatte ein normales Ausmaß angenommen. Trotzdem machte das Umfeld alles andere als einen friedlichen Eindruck: Nicht weit entfernt von seiner Position konnte Crocodile ein paar umgestürzte Jungbäume ausmachen, außerdem viele Stämme und Sträucher, die von Blitzeinschlägen völlig zerstört worden waren. Dazu war der Waldboden vom Regen völlig durchnässt und aufgeweicht worden. Es war vor allen Dingen dieser widerwärtige Schlamm, der Crocodile seinen Wunsch, die Höhle zu verlassen und die nähere Umgebung zu erkunden, verleidete. Denn Katzen waren sehr reinliche Tiere, und Crocodile hasste Schlamm und Regen besonders stark. Immerhin besaß er den Tiergeist einer Hauskatze und war es nicht gewohnt, sich draußen im Dreck aufzuhalten. Tatsächlich hatte er den Großteil seines bisherigen Lebens gemeinsam mit Mihawk und Zoro in einem gepflegten Einfamilienhaus verbracht, dessen Türen und Fenster stets sorgsam verschlossen wurden, damit keines der drei Haustiere nach draußen flüchten konnte. Beim Gedanken an Mihawk und Zoro seufzte Crocodile leise auf und wandte den Blick von der chaotischen Umgebung ab. Er hätte es niemals für möglich gehalten, dass er seine beiden Halbbrüder eines Tages so heftig vermissen würde. Zwar gefiel es ihm hier bei Doflamingo, doch diese Höhle, die er kaum kannte, war eben doch kein echter Ersatz für sein altes Zuhause. Er vermisste sein Lieblingskatzenfutter, die täglichen Streicheleinheiten, seine Kuscheldecke und eben vor allem seine beiden ehemaligen Mitbewohner. Kaum kochten diese Gefühle in Crocodiles Brust hoch, bemühte er sich mit aller Kraft darum, sie zu unterdrücken. Er war ein starker und selbstständiger junger Mann, redete er sich mäßig erfolgreich selbst ein. Keiner, der verlorenen Erinnerungen hinterherhing, und schon gar nicht Erinnerungen an so lächerliche Dinge wie zum Beispiel einer Kuscheldecke. Denn was nützte es am Ende auch? Zurückkehren konnte er so oder so nicht. Ihm blieb nichts anderes übrig als sich mit seiner neuen Lebenssituation zu arrangieren. Crocodile war beinahe schon glücklich darüber, als er abrupt aus seinen Gedanken gerissen wurde. Er hörte laute und schnelle Schritte, und als er sich aufgeregt umblickte, konnte er hinter sich im Gang einen großen Wolf mit blutverschmierten Maul ausmachen, der hastig auf ihn zugelaufen kam. Und obwohl er ahnte, dass es sich bei diesem Wolf um Doflamingo handeln musste, setzte Crocodile Herz für einen kurzen Moment aus vor Schock, ehe es mit doppelter Geschwindigkeit weiterschlug. Er brauchte zwei oder drei tiefe Atemzüge, bis er sich wieder beruhigt und den ersten Schock überwunden hatte. Doflamingo nahm wieder seine menschliche Gestalt an, kurz bevor er Crocodile erreichte. Seine Lippen waren unwillig verzogen und sein Blick drückte Unzufriedenheit und Enttäuschung aus. Verwundert musterte Crocodile den anderen Gestaltenwandler. Mit einer solchen Rückkehr hatte er nicht gerechnet, wenn er ehrlich war. "Was ist los mit dir?", fragte er den verdrossen wirkenden Wolf. "Ist die Jagd nicht so gut wie erhofft verlaufen?" "Doch, ist sie", erwiderte Doflamingo und griff nach seinem unversehrten Unterarm. "Ich habe uns drei Rebhühner mitgebracht. Allerdings ist der Empfang bei meiner Rückkehr nicht so gewesen wie ich es erwartet hatte. Was machst du hier beim Notausgang? Ich habe dich im Wohnbereich erwartet, am besten im Bett liegend und dich ausruhend. Hast du eigentlich eine Ahnung, was ich mir für Sorgen um dich gemacht habe, als ich dich nicht finden konnte? Ich habe die gesamte Höhle nach dir abgesucht!" Und noch während er sprach, zerrte er mit sanfter Gewalt an Crocodiles Arm, um ihm vom Ausgang fort zu lotsen. "Schimpf mich nicht aus wie ein unreifes Kitten!", meinte Crocodile verdrossen. Er konnte es nämlich überhaupt nicht ausstehen, wenn man sich ihm gegenüber herablassend verhielt. Ein solches Verhalten würde er nicht einmal seitens seines Gastgebers dulden. "Und außerdem bist du der Letzte, der sich darüber beschweren sollte, wenn man unangemeldet verschwindet, Wolf. Immerhin hast du mich vor kurzem erst stundenlang allein gelassen, ohne dass ich über deine Abwesenheit Bescheid wusste." "Dieses Mal habe ich absichtlich gewartet, bis du aufgewacht bist, bevor ich auf Jagd gegangen bin", hielt Doflamingo dagegen. "Und zwar aus genau diesem Grund. Außerdem solltest du nicht vergessen, wieso ich dich allein lassen muss, Kater: Oder glaubst du, deine Medizin und das viele Fleisch tauchen aus dem Nichts aus?" "Ist ja schon gut", gab Crocodile schließlich kleinmütig zu. Er befreite seinen unversehrten Arm aus Doflamingos Griff und folgte diesem selbstständig zurück in den Wohnbereich, wo ihn die Aussicht auf drei köstliche Rebhühner erwartete. "Möchtest du mal selbst versuchen ein Huhn zu rupfen?", fragte Doflamingo an Crocodile gewandt und begutachtete zufrieden die Beute, die er mitgebracht hatte. Die drei erlegten Rebhühner sahen wirklich fantastisch aus. Er konnte es kaum erwarten, in ihr zartes Fleisch zu hineinzubeißen. "Wenn es dir nichts ausmacht", antwortete der Kater zaghaft und musterte bedächtig die völlig unbearbeitteen Hühnerleiber, die ausgebreitet vor ihm lagen. "Ich hätte es dir nicht angeboten, wenn es mir etwas ausmachen würde", erwiderte Doflamingo und gluckste. Er griff nach dem kleinsten der drei Rebhühner und zupfte vorsichtig eine Feder auf der Bauchseite heraus. "Es ist eigentlich eine sehr einfache Arbeit", erklärte er. "Du rupfst jede Feder einzeln aus und zwar gegen den Strich. Die Federn am Rücken nimmst du dir am besten als letztes vor, denn dort sitzen sie besonders fest. Probier es mal aus!" Mit diesen Worten übergab er das Rebhuhn an Crocodile, der es auf seinen Schoß legte und einige Sekunden lang wankelmütig musterte, ehe er sich selbst an die Aufgabe wagte. Seine Bewegungen waren zu Beginn recht ungelenk und langsam, doch schon nach einigen ausgerupften Federn hatte er den Dreh raus, stellte Doflamingo zufrieden fest. Wenn Crocodile diese Arbeit häufiger übte, würde sie ihm bald sicherlich überhaupt keine Probleme mehr bereiten. "Sehr gut", meinte Doflamingo, als das Rebhuhn nach einigen Minuten vollständig gerupft worden war. Doch auch wenn der Leib nun ganz nackt dalag, war er noch nicht ganz verzehrbereit. Eine Sache gab es noch zu erledigen. "Wir können auch auch die Inneren herausnehmen", sagte er an Crocodile gewandt, der ihm sehr aufmerksam zuhörte. "Viele Organe kann man theoretisch zwar essen, doch ich tue es nicht allzu gerne, wenn es nicht sein muss. Warte, ich zeige dir, wie es geht." Er entfernte zuerst den Kopf des Tieres und entnahm dann die inneren Organe. Normalerweise gelang ihm dies innerhalb nur weniger Sekunden, doch da Crocodile lernen sollte wie es funktionierte, ging er den Vorgang sehr langsam und Schritt für Schritt durch. "Hast du verstanden wie es geht?" "Ich denke schon", antwortete Crocodile, der seltsamerweise nicht allzu glücklich wirkte angesichts des zubereiteten Rebhuhns. Im Gesicht war er ganz blass geworden. "Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte Doflamingo besorgt nach und strich dem Kater vorsichtig über den Rücken. "Du siehst aus als wäre dir schlecht. Möchtest du dich lieber noch einmal hinlegen und ein wenig schlafen, ehe wir essen?" "Es ist schon gut", erwiderte Crocodile und schüttelte den Kopf. Er atmete mehrmals tief ein und aus, ehe er seinen Blick erneut auf das inzwischen verzehrbereite Rebhuhn war. "Es ist nur, naja..." Er zögerte einen kurzen Moment lang, ehe er zugab: "Ich bin es nicht gewohnt, dabei zuzusehen, wie einem Tier seine Organe entnommen werden. Ich kenne nur bereits fertig zubereitete Nahrung." "Oh", machte Doflamingo, der nicht so recht wusste, wie er auf diese Beichte reagieren sollte. Fleisch zu erlegen stellte für ihn persönlich überhaupt kein Problem dar. Immerhin hatte er sowohl das Zubereiten als auch das Jagen von Tieren bereits in frühestem Alter gelernt. Doch von einem Panther, der im Zoo gelebt hatte, konnte er so etwas selbstverständlich nicht erwarten. Wenn Crocodile tatsächlich bloß fertig zubereitetes Fleisch gewohnt war, wie die Menschen es in ihren Supermärkten kauften, ganz steril und nur noch entfernt an Tier erinnernd, dann war es kein Wunder, dass er sich vor den schwabbeligen und blutenden Organen ekelte. Doflamingo fragte sich, ob der Kater wohl sein ganzes bisheriges Leben in einem Zoo zugebracht hatte. Ob er wohl dort geboren worden war? Eine sehr traurige Vorstellung, fand Doflamingo, der nur das Leben in Freiheit kannte, dass manche Gestaltenwandler in Käfigen geboren wurden und dort ihr gesamtes Leben verbringen mussten, um Schaulustige zu unterhalten. "Du wirst dich schon noch an den Anblick gewöhnen", meinte er schlussendlich und schob die Organe zur Seite. "Genauso wie du lernen wirst, in Windeseile Hühner zu rupfen. Glaub mir, es ist alles eine Frage der Gewöhnung." Insgeheim nahm Doflamingo sich vor, Crocodile mit dem Leben in freier Wildbahn besser bekannt zu machen. Wenn dieser dauerhaft bei ihm einziehen sollte, dann musste er wissen, wie man in einem Wald überlebte. Doflamingo würde bei seinem nächsten Jagdzug ein Säugetier mitbringen, damit er dem Kater zeigen konnte, wie man ihm das Fell abzog. Und wenn Crocodile wieder vollständig genesen war, würde er ihm beibringen zu jagen. Er freute sich schon darauf, gemeinsam mit ihm auf Jagd zu gehen. Crocodile sollte sein altes Leben völlig hinter sich lassen, nahm Doflamingo sich vor, er sollte seine Tage in Gefangenschaft vergessen. Und stattdessen lieber ein Leben in Freiheit führen. Am besten an seiner Seite. ~ "Darf ich dich etwas fragen?", meinte plötzlich Doflamingo ganz unvermittelt. Verwundert hob Crocodile den Blick und sah dem anderen Gestaltenwandler ins Gesicht, der ihn wiederum gespannt musterte. Crocodile zögerte für einen Moment, ehe er erwiderte: "Worum geht es denn?" Er war eine ziemlich zurückhaltende Person, die nur ungern persönliche Informationen mit Anderen teilte. Er lebte eher zurückgezogen und benötigte viel Zeit, bis er einem Fremden vollständig vertraute. (Auszug aus dem nächsten Kapitel) bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)