Special Friends von MissImpression (Hinata und Sasuke) ================================================================================ Kapitel 1: You and me --------------------- Das kleine dunkelhaarige Mädchen drängte sich so nah wie möglich an die Wand, als einige andere Kinder ihr boshaft lachend immer näher kamen. Sie zeigten mit den Fingern auf sie. „Hast du das gesehen?“ - „Ja, sie hat sich in die Hose gemacht.“ - „Was für ein BABY!“ Stumme Tränen benetzten ihr rundliches Gesicht, die Wangen waren gerötet und sie wimmerte leicht. Der zweite Tag in der Vorschule und es war bereits die Hölle. Sie wollte nach Hause, doch weglaufen konnte sie so in die Ecke gedrängt nicht. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen, hörte aber ihre gehässigen Mitschüler weiterhin über sie reden und sie auslachen. Sie hickste auf. „Hört auf damit“, hörte sie plötzlich eine Stimme in ihrer unmittelbaren Nähe sagen. Das Mädchen schaute zwischen ihren kleinen Fingern hindurch auf und sah einen Jungen mit dem Rücken zu ihr gedreht stehen. Seine Arme waren vor seiner Brust verschränkt. „Lasst sie sofort in Ruhe, ihr Idioten.“ Die meisten der Kinder kannten den Ausdruck noch nicht, aber es klang ziemlich gemein, sodass sie ein paar Schritte zurück machten. Aber es war nicht das allein, was sie zurückweichen ließ. Es waren viel mehr die Augen des Jungen, die die anderen abschreckten – so tiefschwarz und böse funkelnd. Sobald die Kinder sich verkrümelt hatten, drehte sich der Junge zu dem immer noch am Boden sitzenden Mädchen um. Er reichte ihm seine Hand. „Komm. Die Blöden sind weg. Lass uns Sensei Kurenai suchen, sie wird dir sicher helfen.“ Ihre ungewöhnlich hellen Augen waren vor Schreck weit aufgerissen und ihr Wimmern wurde lauter. „Keine Angst, ich werde auf dich aufpassen.“ Seine Hand war immer noch in ihre Richtung gestreckt. „Versprochen?“, fiepste sie. „Versprochen.“ Zögerlich griff sie nach seiner Hand und er zog sie hoch. „Ich heiße Sasuke Uchiha. Und wie ist dein Name?“, fragte er und fixierte sie mit seinem Blick. Sie senkte ihre Augen und schniefte. „Hinata … Hyuuga.“ „Komm, Hinata“, sagte er und griff wieder nach ihrer Hand. „Ich lasse dich nicht mehr allein.“ Die Jahre gingen ins Land und Sasuke hielt sein Versprechen, er blieb an ihrer Seite. Es verging kein Tag in der Vor- und Grundschule, an dem die beiden nicht zusammen waren. So war es auch an der Mittelschule nicht anders. Während der Uchiha seinen Mitschülern eher verschlossen und distanziert gegenübertrat, so hatte er vor Hinata keine Geheimnisse. Nur bei ihr konnte Sasuke er selbst sein. So war es bei der Hyuuga nicht anders, die allgemein als stilles, graues Mäuschen bekannt war, das man leicht übersah. Doch in der vertrauten Zweisamkeit mit Sasuke konnte sie auch mal ihr nicht zu unterschätzendes Temperament zeigen. Wie jeden Tag gingen sie den Weg zur Schule gemeinsam. „Gestern haben mich ein paar Mädchen aus der Klasse gefragt, ob ich heute mit ihnen zum Shoppen mitkommen möchte“, sagte Hinata leise und hielt ihren Blick auf den Gehweg vor ihr gesenkt. Sie hörte von Sasuke, der mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen neben ihr ging, nur ein „Hm“. Es war sein akustisches Zeichen dafür, dass er zuhörte. „Meinst du, dass es eine gute Idee wäre?“, fragte sie. Er zuckte mit den Schultern. „Wieso nicht?“ Sie schwieg kurz, ehe sie langsam antwortete: „Um ehrlich zu sein, macht es mich ziemlich nervös.“ „Hast du Angst, sie könnten dich auffressen?“ Er grinste und sie lachte. „Ach Quatsch, nein! Es ist bloß so, dass die doch alle kaum kenne.“ „Dann wird es vielleicht langsam Zeit, dass es sich ändert?“ Sie sah gen Himmel. „Vielleicht hast du Recht.“ Er nahm ihre Hand in seine. „Und denk daran: Wenn sie dich tatsächlich auffressen wollen, dann ruf mich einfach. Ich pass auf dich auf, nicht wahr?“ Er lächelte und sie erwiderte es mit hüpfenden Herzen. Später am Abend rief sie ihn an. Es war zu einem Art abendlichen Ritual geworden. „Es war ein Reinfall“, sagte sie und er hörte anhand ihrer Stimme, dass sie den Tränen nahe war. „Was ist passiert?“, frage er und setzte sich in seinem Bett auf. Seine Alarmglocken schrillten. „Diese blöden Weiber“, sie schniefte laut. „haben mich nur eingeladen, um mich über dich auszuquetschen.“ Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. „Vor allem, als ich meinte, wir wären kein Paar, haben sie sich auf mich gestürzt wie die Geier. ‚Was ist Sasukes Lieblingsfarbe?‘, ‚Was isst Sasuke am liebsten?‘, ‚Gibst du uns seine Handynummer?‘“, äffte sie die Mädchen nach. „Ich kotz gleich. Ehrlich.“ Er hörte raus, dass sie stark rüberkommen wollte, aber das Zittern in ihrer Stimme verriet sie. „Das tut mir Leid“, sagte Sasuke nur, doch sie hörte genau, dass er es ernst meinte. „Soll ich sie morgen verprügeln?“ Hinata lachte auf. „Nein. Nein, ist schon okay. Ich hätte es ahnen müssen. Die können mich mal.“ Sie schnaubte in den Hörer rein. „Gut so. Scheiß auf die Weiber.“ Sie hörte ihn Grinsen. „Das ist mein Mädchen.“ Als Hinata und Sasuke in die Oberschule kamen, zog bei den Hyuugas Hinatas Cousin Neji ein. Da er die nahegelegene Universität besuchen wollte und sein Elternhaus einige hundert Kilometer entfernt war, hatte er den Vorschlag seines Onkels angenommen und wurde sozusagen zum Untermieter. In seiner Uni lernte er Tenten kennen, eine lebensfrohe Studentin, die er nur wenige Monate später als seine Freundin vorstellte. Tenten und Hinata verstanden sich trotz des Altersunterschieds auf Anhieb prächtig, so wurde sie zu Hinatas erster weiblicher Freundin, die sie in die Welt der Schminke und des Stylings einführte. Sie war auch die erste, die Hinata zu einer Party bewegte. „Glaub mir, das wird richtig lustig“, versicherte sie ihr zum gefühlt hundertsten Mal, als sie mit der jungen Hyuuga auf dem Weg zur der Hausparty war. „Da werden einige auch in deinem Alter sein. Ein paar süße Jungs zum Beispiel.“ Sie zwinkerte, doch das half nicht gegen Hinatas Nervosität. Die Feier war bereits im vollen Gange, als sie bei dem Haus ankamen. Sie kämpften sich durch die Meute, die den Flur verstopfte, und fanden schließlich noch einen freien Sitzplatz. „Ich hol uns eben etwas zu trinken, ja? Bin gleich zurück“, schrie Tenten gegen die Lautstärke an. Die extrem basslastige Musik machte eine normale Konversation unmöglich. Hinata nickte leicht, doch eigentlich wollte sie nicht allein gelassen werden. Aber wie eine Memme wollte sie jetzt auch nicht dastehen. Es waren keine fünf Minuten vergangen, in denen ihre Freundin nun schon weg war, da setzte sich plötzlich jemand neben Hinata. Durch das schummrige Licht konnte sie nur einen Typen erkennen, der deutlich älter als sie sein musste. Eine nicht ganz so dezente Alkoholfahne wehte ihr entgegen und sie rückte instinktiv ein Stück zur Seite. Zu ihrem Entsetzen beugte sich der Kerl zu ihr und rief ihr ins Ohr: „Du siehst süß aus.“ Ihr wurde übel von dem Geruch, der ihr so plötzlich entgegenschwappte. Sie lächelte gequält und rückte noch ein bisschen weiter zur Seite. Jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte sehen, wie unangenehm ihr diese Situation war, doch der besoffene Kerl schien da mit Scheuklappen ausgestattet zu sein. Er beugte sich noch weiter vor und legte dabei eine Hand auf ihren Oberschenkel. „Bock, ein bisschen rumzumachen?“ Ein Meister der Anmachsprüche. Sie schüttelte wild mit ihrem Kopf, die Augen panisch aufgerissen, sprang auf und lief einfach drauf los. Doch der Typ schien sich nicht so leicht abwimmeln lassen zu wollen, denn zu ihrem blanken Entsetzen folgte er ihr. Tenten war nirgendwo zu sehen. Hinatas Herz raste und sie begann, zu schwitzen. Der Typ schwankte in ihre Richtung. Die Leute standen alle im Weg, niemand schien auf sie zu achten. Es war stickig und laut. Ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Wo war Tenten? Schnell schlüpfte Hinata durch eine offene Tür, zu ihrer Erleichterung war es ein Badezimmer. Sie schloss die Tür ab und rutschte an dieser hinab. Ihr Herz schlug so stark, als würde es jeden Moment aus ihrer Brust springen. Ihr Atem wollte sich nicht beruhigen und sie begann zu weinen. Hinata holte ihr Handy raus und wählte Sasukes Nummer. Er nahm nach nur wenigen Augenblicken ab. Doch sie antwortete nicht, blieb stumm. „Hinata? Alles okay bei dir?“ Seine Stimme klang besorgt. Er hörte nur gedämpfte Musik und ihren rasselnden Atem. „Ich … ich glaube … ich habe eine … Panikattacke“, brachte sie nur langsam hervor. „Hinata, wo bist du?“, fragte er, und weil sie nicht antwortete, wiederholte er die Frage noch mal eindringlicher. „Auf … einer Party.“ „Bist du allein?“ Sie schüttelte ihren Kopf und ehe sie merkte, dass er sie ja nicht sehen konnte. „Nein. Tenten ist hier. Irgendwo. Und dieser Kerl.“ Sie schluchzte auf. „Welcher Kerl? Hinata, WO bist du?“ „Ich weiß es nicht … Er verfolgt mich. Ich habe Angst, Sasuke.“ Es raschelte kurz am anderen Ende, bevor er sagte: „Keine Panik. Atme tief durch. Kannst du da weg?“ Sie schluchzte wieder. „Nein, ich habe mich … versteckt.“ „Bist du da sicher vor dem Kerl?“ „Ich glaube schon …“ „Ok. Bleib da. Ich werde gleich bei dir sein. Hab keine Angst.“ Auch wenn Sasuke keine Ahnung hatte, wo die Party stattfand, so wusste er trotzdem, wie er an diese Informationen rankommen konnte. Zum Glück hatte er Nejis Handynummer für alle Fälle gespeichert. So rief er ihn an und ließ sich Tentens Nummer geben, die ihm nur wenige Minuten später die Adresse per SMS durchgeben konnte. Während Sasuke auf dem Weg war, hatte sie versprochen, nach Hinata zu suchen. Glücklicherweise wohnte er nicht weit weg. Als er bei dem Haus ankam, bahnte er sich einen Weg durch die Menge – aber die Menschenmasse und das spärliche Licht erschwerten die Suche sehr. Nach wenigen Minuten entdeckte er Tenten, die ihm leicht panisch entgegen kam. „Hast du sie gefunden?“, fragte Sasuke sofort, doch sie schüttelte ihren Kopf, da spürte er sein Handy in der Hosentasche vibrieren. Das Display zeigte Hinatas Nummer, doch es war zu laut zum Telefonieren. Er bahnte sich mit schnellen Schritten einen Weg ins Freie, ehe er abhob. „Hinata, ich bin jetzt da! Wo bist du?“ Er hörte sie am anderen Ende schluchzen. Seine Stimme wurde weicher. „Du brauchst nicht zu weinen, ich bin gleich bei dir und dann ist alles wieder gut.“ „Okay …“ Sie schniefte. „Ich komm raus.“ Ehe er sie nochmal fragen konnte, wo sie war, hatte sie aufgelegt. Er fluchte leise und stürzte sich wieder ins Getümmel. Nur wenige Augenblicke später sah er Hinata zitternd an eine Wand gelehnt stehen. Ihre Arme hatte sie schützend um sich gelegt und ihr Blick glitt ruckartig über die Menschen. Er rief ihren Namen, doch sie hörte es nicht, weswegen er sich energischer an den Leuten vorbeiquetschte. Sachte legte er ihr eine Hand auf die Schulter, als sie fürchterlich zusammenzuckte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie in seine Richtung, ehe sie Sasuke erkannte. Stürmisch und mit bebendem Körper fiel sie in seine Arme, vergrub ihr Gesicht in seinem T-Shirt und weinte hemmungslos. Sasuke strich ihr beruhigend über den Rücken und führte sie wenig später nach draußen. Sie setzten sich zusammen auf den Bordstein und Hinata atmete tief ein und aus. Ihr Gesicht war angeschwollen und die Schminke verwischt. Langsam beruhigte sie sich wieder. „Es tut mir Leid, dass ich so überreagiert habe“, flüsterte sie. „Dafür brauchst du dich doch nicht zu entschuldigen. Ich bin froh, dass du mich angerufen hast.“ Er legte seinen Arm schützend um sie. „Danke, dass du gekommen bist“, flüsterte sie und lehnte mit dem Kopf an seiner Schulter. „Ich habe dir doch versprochen, dass ich auf dich aufpassen werde.“ Sein Kopf ruhte an ihrem. Sie schloss ihre Augen und lächelte. Im Laufe der Oberschul-Zeit hatte Sasuke nicht nur viel damit zu tun, die Schwärmereien um seine Person durch böse Blicke – die als „cool“ gedeutete wurden – auszumerzen, sondern auch ein besonderes Auge auf Hinata zu haben. Auch wenn es ihr selbst nicht auffiel, so erregte sie durch ihren betont weiblichen Körperbau das Interesse vieler Jungs, welche in Sasukes Augen alle potentielle Arschlöcher waren. Zu seinem Leidwesen lernte Hinata tatsächlich jemanden in ihrem Biologiekurs kennen, der in Sasukes Augen das Prädikat „unwürdig“ auf der Stirn zur Schau trug – Kiba, ein aufgedrehter Typ, der mit seinen Eroberungen gerne in der Umkleidekabine prahlte. Als er auch eines Tages anzüglich über Hinata erzählte, rutschte dem Uchiha die Faust aus und landete – ganz ausversehen natürlich – in Kibas Gesicht. Das brach ihm die Nase. Hinata war wütend auf Sasuke und das war das erste Mal, dass sie tatsächlich über Wochen nicht miteinander sprachen – einen ganzen Monat davon verbrachte Sasuke aus schulischen Gründen im Ausland. Am Wochenende nach seiner Rückkehr saß er abends auf seinem Zimmer und las. Seine Eltern waren Essen gegangen und der Himmel schien innerhalb von Minuten zu einem Wasserfall mutiert zu sein. Er zuckte kurz zusammen, als sein Handy plötzlich zu vibrieren anfing. Hinata rief an. „Bist du zu Hause?“, fragte sie ohne Begrüßung. Das Rauschen des Regens im Hintergrund war beinah lauter als ihre Stimme. „Ja.“ „Öffnest du mir die Tür?“ Wenige Augenblicke später war er am Eingang, eine triefend nasse Hinata stand ihm gegenüber. Er wusste nicht, ob sie weinte oder nicht, aber aus ihren Augen sprach Traurigkeit. „Es tut mir Leid“, sagte sie. „Ich bin eine blöde Kuh. Du hattest Recht mit Kiba, er ist ein Arsch.“ Sie zitterte am ganzen Körper. Er machte einen Schritt auf sie zu und umarmte sie. Auch wenn er dabei nass wurde, das machte ihm nichts. „Hat er dir wehgetan?“, fragte er flüsternd. Sie schüttelte ihren Kopf. „Nicht körperlich.“ Er führte sie ins Haus. Nachdem er sie mit trockener Kleidung und Tee versorgt hatte, saßen sie bei ihm im Zimmer. „Was ist passiert?“, fragte er leise und bedachte sie mit einem prüfenden Blick. Sie ließ ihre Schultern hängen und sah müde aus. Ihre Augen waren halb geschlossen als sie mit den Achseln zuckte. „Kiba wollte mit mir schlafen, ich wollte das nicht. Er hat mich dann beleidigt und ich habe ihm eine reingehauen.“ Ein Lächeln schlich sich kurz auf Sasukes Gesicht. „Hast du die Nase getroffen?“ Sie sah ihn an und lächelte zurück. „Fast. Hat aber auch so gut weh getan, denk ich.“ Dann herrschte wieder Stille und Hinata nippte an ihrem Tee. „Ich vermisse dich“, sagte sie schließlich. Sein Blick suchte ihren. „Geht mir genauso.“ „Es tut mir wirklich Leid, dass ich so blöd zu dir war.“ „Mir tut es auch Leid. Aber Kiba hatte es verdient.“ Sie nickte langsam. „Ja, das hat er …“ Sie stellte ihre Teetasse zur Seite und legte sich auf Sasukes Bett, Sasuke folgte ihr. Ihr Kopf ruhte auf seiner Brust und sie schloss die Augen. Stumm genossen sie die Nähe des anderen, bis Hinata schließlich einschlief. Einige Monate später saßen sie gemeinsam in Hinatas Zimmer und machten Hausaufgaben, als Hinata plötzlich ihren Stift zur Seite legte und Sasuke mit ihrem Blick fixierte. Er hörte mitten im Satz auf, zu schreiben, und sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Was ist?“, frage er. „Findest du mich begehrenswert? Sei ehrlich.“ Überrumpelt von der Frage lehnte er sich kurz zurück. „Wie meinst du das?“ „Findest du mich hübsch? Hätte man mich gerne als feste Freundin? Oder bin ich so nett wie der Teppich da?“ Ihre Stimme war fest und ohne Ironie. Sie schien es ernst zu meinen. „Natürlich bist du hübsch“, sagte er langsam. „Ich verstehe nicht -“ „Aber als Freundin tauge ich nichts oder?“ „Wie zum Teufel kommst du auf den Scheiß?“ „Weil ich mich nicht begehrenswert fühle!“ „Aha.“ Er verschränkte seine Arme vor der Brust. „Der Sinn erschließt sich mir trotzdem nicht.“ „Naja“, sagte sie und schaute dabei auf den Boden. „Kiba ist bisher der Einzige, der offensichtlich Interesse an mir als Frau gezeigt hat.“ „Der Einzige? Wirklich?“ Er lachte. „Was ist so witzig daran?“ „Weil er definitiv nicht der Einzige ist. Du merkst gar nicht, wie sie dir alle lüstern hinterherstarren oder?“ „Lüstern? Igitt. Und du merkst sowas?“ „Ich habe doch gesagt, dass ich auf dich aufpassen werde.“ Sie wurde rot. „Aber ich möchte keinen Kerl, der mich nur als Stück Fleisch sieht.“ Sasuke grinste. „Was für einen möchtest du denn?“ „Einen … keine Ahnung … einen wie dich oder so“, nuschelte sie. Er schwieg kurz, ehe er sagte: „Ich weiß nicht, ob dieses Gespräch die richtige Wendung nimmt.“ „Wie meinst du das?“ Sie knetete ihre Hände im Schoß. Er seufzte. „Hinata, wir sind schon so lange befreundet und bisher gab es keinerlei amouröse Situationen zwischen uns.“ „Amourös? Hast du ein neues Wort gelernt?“ Kichernd hielt sie sich eine Hand vor den Mund. „Entschuldige. Bin gerade irgendwie albern.“ „Merk schon … Jedenfalls“, fuhr er stirnrunzelnd fort, „weiß ich nicht, ob das zwischen uns gut gehen würde.“ „Da muss ich dir zustimmen. Aber …“ Sie schaute zur Seite und spielte an dem Saum ihres Rockes herum. „Aber … ?“ „Nichts. Hab blöd gedacht.“ Sasuke rutschte näher. „Nein, sag es mir. Bitte.“ Sie schüttelte ihren Kopf und schloss dabei ihre Augen. „Aber … ?“, versuchte er es erneut. „Nein, ist schon okay.“ Sie nahm wieder ihren Stift zur Hand und wollte an ihren Hausaufgaben weiterschreiben, da schnappte Sasuke ihr den Stift weg. „Hey!“ Sie schob schmollend ihre Unterlippe vor. „Du kriegst ihn wieder, wenn du mir sagst, was du eben sagen wollest. Egal wie blöd das auch klingen mag!“ Sie schaute zur Seite und wurde rot im Gesicht. „Ich hatte einen wirklich blöden Gedanken.“ „So blöd kann der nicht sein.“ „Doch.“ „Erzähl es mir.“ „Ich wollte wissen, ob du trotz fehlender amouröser“, sie betonte das Wort extra, „Gefühle mit … mir … schlafen würdest.“ Sasuke ließ den Stift fallen, öffnete seinen Mund und schloss ihn wortlos wieder. „Siehst du?“, rief sie mit hochrotem Kopf. „Blöder Gedanke!“ Er schüttelte seinen Kopf. „Nein. Ich musste nur gerade an das denken, was du vorhin gesagt hast.“ Sie sah ihn fragend an. „Du meintest doch, dass du keinen Kerl möchtest, der dich nur als Stück Fleisch sieht. Aber wäre … eine solche Beziehung … ohne Gefühle … wäre das nicht genau so?“ Nachdenklich ließ sie ihren Blick durch das Zimmer schweifen. „Nicht ganz.“ „Was wäre anders?“ „Vertrauen. … Ich vertraue dir.“ „Und eine solche rein körperliche Beziehung würdest du gerne führen?“ „Jein. Ich kann es mir nur mit dir vorstellen, weil ich sonst niemanden habe, dem ich so vertraue.“ Sasuke schluckte. „Ist das alles noch theoretisch gemeint?“ Sie zuckte mit den Achseln. „Gibst du mir eine Antwort?“ „Worauf?“ „Würdest du trotz dieser Gefühlslage mit mir schlafen oder nicht?“ „Ja, würde ich.“ „Darf ich dich dann jetzt küssen?“ Er zögerte. „Ja, darfst du.“ Sie beugte sich zu ihm rüber und legte vorsichtig ihre Lippen auf seine. Ein wohliger Schauer jagte ihr den Rücken hinab. Sie drängte sich weiter gegen ihn, verringerte den Abstand zwischen sich und ihm. Seine Hand fand wie von selbst den Weg zu ihrem Nacken, zog sie weiter zu sich. Bei diesem einen Kuss sollte es nicht bleiben … Diese Beziehung hielt einige Monate und es machte sie auf eine andere Art und Weise glücklich – auch ohne Liebesbekundungen. Sie kannten den jeweils anderen besser als sich selbst, sie genossen die Nähe, die Berührungen, das Vertrauen. Doch es fehlte trotzdem etwas zwischen ihnen. Und dieses fehlende Stück machte diese Beziehung so fragil. „Wie lange können wir so weitermachen, was glaubst du?“, hatte Hinata einmal gefragt. Es war beiden klar, dass diese Art der Bindung nicht für die Ewigkeit war. Die Antwort folgte nur wenig später, als Sasuke Sakura kennen lernte. Sie ergänzten sich in vielerlei Hinsicht und verliebten sich schließlich ineinander. Als Sasuke eines Tages vor Hinatas Tür stand und sie traurig ansah, wusste sie sofort bescheid. „Du möchtest es beenden oder?“, fragte sie leise und schaute dabei auf den Boden. „Uns zu liebe.“ Er umarmte sie. Hinata wusste, dass es Zeit war, Sasuke seinen Weg gehen zu lassen. Zu viele Jahre hatte er nur Augen für sie gehabt, stand ihr in jeder Situation bei, hatte sie auf seine ganz eigene Art und Weise geliebt. Doch es war keine Liebe, die einen fest band. Es war mehr eine Verpflichtung, der man gerne nachging. „Wirst du trotzdem auf mich aufpassen?“ Sie weinte. „Immer.“ Er küsste sie auf die Stirn. Was ihnen blieb, war Freundschaft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)