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Starke Kerle, starke Gefühle

von

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Kapitel 10 - Starke Eifersucht

Kapitel 10 - Starke Eifersucht
 

~Matthias~

"Hey Hase. Wenn du das abhörst, ruf mich doch bitte zurück, ja?" Bald habe ich Theos Anrufbeantworter bis zur Erschöpfung vollgequasselt. Was ist hier nur los? Du meine Güte! Habe ich zu Theo gerade Hase gesagt?! Ach, auch egal. Vielleicht hilft das, dass er mich endlich mal zurückruft. Es kann doch nicht sein, dass sein Handy nun auch im Eimer ist. Wenn doch: Muss am Telefonsex liegen. Ganz eindeutig!

Es klopft an meiner mobilen Bürotür. "Chef? Wir gehen in Mittag."

"Ist gut." Ich lehne mich in meinen Stuhl zurück und starre auf das Wellblechdach über mir. Auf Mittag habe ich keinen Bock. Mein Hungergefühl bleibt aus, und das, obwohl ich kaum gefrühstückt habe. Ich schließe meine Augen und versuche etwas Schlaf nachzuholen. Zwar ist das hier ziemlich unbequem, doch besser als gar nichts. Ich döse so vor mich hin, jongliere mit meinen Gedanken, die sich natürlich nur um meinen Hasen drehen (er wird mich für diesen Kosenamen umbringen!) und wippe leicht vor und zurück. Das beruhigt mich irgendwie.

Das geht ganz gut und ich drifte langsam in eine wirre Traumwelt, die man nur in diesen Halbschlafphasen hat. Der Schrecken ist daher auch wieder groß, als zum wiederholten Male mein Telefon klingelt. "Theo!" Ich kipple mit meinem Stuhl hin und her, ehe ich das klingelnde Ding zu fassen bekomme. Leider prangt mir Laurins Name entgegen. "Laurin! Was für ein Glück, dass du ..."

/Ruhe!/, unterbricht er mich rüde. /Du musst herkommen! Und zwar schnell!/

"Ist was mit dir passiert?"

/Nein. Aber mit Theo./ Ich merke, wie mir sämtliches Blut aus dem Kopf fließt und mir schwindelig wird.

"Was ist mit ihm?! Ist ihm was zugestoßen?!" Hat ihn einer der Gäste ...?

/Ich hatte gehofft, dass du mir da weiterhelfen könntest./

"Ich?!" Ich verstehe nur noch Bahnhof. "Ich war doch die ganze Zeit hier! Was soll ich ...?"

/Komm einfach her und klär das. Auf mich hört Theo nämlich nicht./

"Verdammt Laurin! Was ist mit ihm?"

/Ich erkläre es dir, wenn du hier bist. Du baust mir sonst noch einen Unfall./

"Ach! Und mich ahnungslos und panisch zu dir fahren zu lassen, senkt mein Unfallrisiko?!"

/Hör auf mich anzuschreien und beweg deinen Arsch her. Theo geht es gut. Körperlich jedenfalls. Und wenn du hier bist, kannst du alles klären./ Ich will gerade was erwidern, weiter auf ihn zureden, dass er mir schon sagen soll, was los ist, da hat er aber schon aufgelegt.

"Scheiße!" Kann mir endlich mal einer sagen, was diese Woche nur verkehrt läuft?!
 

***
 

~Matthias~

Anstatt zu Laurin zu fahren, halte ich gleich vor Theos Wohnung an. Nachdem ich geparkt habe, hält mich nichts mehr und ich beeile mich, zur Haustür zu gelangen. Etwas, was mir bekannt vorkommt. Nur freue ich mich diesmal nicht so sehr, endlich in Theos Armen zu versinken, zu groß ist die Sorge um ihn und die Frage zu drängend, was nur passiert ist. Was veranlasste Laurin dazu, mich anzurufen und mich zu beten, eher zurück zu kommen? Natürlich habe ich alles stehen und liegen gelassen, mich selbst schon eher ins Wochenende geschickt, damit ich das, was-auch-immer, mit Theo klären kann. Meinem Chef habe ich erklärt, ich hätte einen familiären Notfall, was ja auch irgendwie stimmt.

Wie ein Wahnsinniger drücke ich den Knopf neben Theos Namensschild. Nichts. Ich patsche einmal fest auf sämtliche Klingeln und warte, bis einer der Bewohner den Summer drückt. Endlich im Haus drinnen, rase ich die Treppen hoch. Teilweise glotzen mich wütende Gesichter an, die aus anderen Wohnungen herauslugen, mich aber komplett kalt lassen. "Theo! Bist du da?" Ich hämmere gegen seine Wohnungstür. Wieder nichts. "THEO!"

"RUHE!", dröhnt es von unten. Ich knirsche mit den Zähnen. Nur nicht die Nerven verlieren. Es bringt nichts, mich jetzt mit den Nachbarn anzulegen. Mit denen hat Theo sowieso nur Stress. Doch wenn er nicht Zuhause ist, wo ist Theo dann?

Ich zücke wieder mein Handy und rufe Laurin an. /Bist du schon in der Stadt?/

"Ja. Hast du eine Ahnung wo Theo ist?"

/Zuhause, denke ich. Aber komm erstmal .../

"Er ist nicht zuhause. Oder er macht nicht auf, was ich aber nicht glaube." Nicht bei meinem Geschrei.

Laurin brummt unzufrieden. /Warum meinst du, wollte ich, dass du erst zu mir kommst/, seufzt mein Freund. Ich antworte nicht drauf. Er wird es mir bestimmt gleich sagen. /Weil du wieder blind und unkontrolliert herumrennst und das könnte dir gerade nicht sehr helfen./

"Laurin, es reicht! Sag mir endlich was hier los ist!"

/Erst kommst du zu mir. In der Zwischenzeit versuche ich herauszubekommen wo Theo ist./ Und wieder hat er einfach aufgelegt.

"Verflucht!" Laurin kann was erleben, wenn das hier rum ist!
 

Da mir nichts übrig blieb, als zu Laurin zu fahren, tat ich das auch auf dem schnellsten Weg, stehe nun an Laurins Tür und klingle ungeduldig. Der Summer geht und ich eile nach oben. Mein Freund kommt mir allerdings schon entgegen. "Wieder runter mit dir. Ich weiß wo er ist." Er eilt an mir vorbei und ich bleibe mitten auf der Treppe stehen, verdutzt und sprachlos. Warum lässt er mich dann erst die Treppe hochrennen?! "Kommst du endlich?!"

Unten auf dem Bürgersteig, direkt vor meinem Auto, wartet Laurin auf mich. "Wo ist er? Und was ist hier los?", frage ich. "Eher fahre ich nirgendwo hin."

"Theo ist bei seinem Bruder. Und er denkt, dass du ihn betrügst."

"Er denkt ... was?!" Wie kommt er denn auf den Scheiß?!

"Berede das bitte mit ihm. Ich habe versucht ihn davon zu überzeugen, dass das nicht stimmt und das du niemals deinen Freund betrügen würdest, doch er war ganz außer sich."

"Du fährst!" Ich werfe Laurin meine Schlüssel zu. "Bin viel zu ... keine Ahnung." Mir ist schwindelig und übel. Theo glaubt wirklich, ich würde ihn betrügen? Was brachte ihn nur auf diese Idee?

Laurin geht um das Auto herum und steigt ein. Als ich neben ihn sitze lässt er den Wagen an, fährt aber noch nicht los. "Siehst du jetzt, weshalb ich es dir nicht schon heute Mittag am Telefon gesagt habe?" Ich nicke. "Keine Sorge. Das klärt sich." Er schaut mich an und versucht aufmunternd zu lächeln. Ich hoffe, er hat recht, und es stellt sich wirklich nur als Missverständnis heraus.
 

~Theo~

Ich verberge das Gesicht in meinen Handflächen. David sitzt neben mir, tätschelt meinen Rücken und redet auf mich ein. "Das glaube ich einfach nicht. Bist du dir sicher?" Ob ich mir sicher bin, fragt er!

"Ja, verflucht! Ich habe diesen Drecksack doch gehört!"

David schüttelt den Kopf, als würde er das alles nicht fassen. "So habe ich ihn gar nicht eingeschätzt."

"Mach die Augen auf David! Ich habe es dir schon tausend Mal gesagt. Männer sind Schweine, die aus deinem Bett hüpfen und gleich das Nächste suchen!"

"Hey!" Jack reicht mir ein Bier. "Ich bin nicht so. Und David auch nicht. Benny und Georg sind sich auch treu. Dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. Und ich bin mir sicher, dass das nur ein Missverständnis zwischen dir und Matthias ist."

"Hast du eine Ahnung!", puste ich ihm verächtlich entgegen. "Wenn einer versteht, was für Arschlöcher da draußen rumlaufen, dann doch wohl du! Schließlich warst du auch mal so eins."

"Wie beruhigend, dass du so von mir denkst."

"Jetzt mal ruhe ihr zwei! Was genau hat der Kerl denn gesagt?"

"Was weiß ich!" Ich stehe auf und wandere unruhig im Wohnzimmer der Beiden herum. "Es hat gereicht, die Töne zu hören, die Matthias gemacht hat!" Mir kommt die Galle hoch. Es wird mir immer wieder passieren! Immer wieder flüchten die Kerle vor mir, weil sie erkennen, was für ein verkorkstes Arschloch ich bin! Und wenn David erfährt, dass er nur mein Halbbruder ist ... Er wird mich auch hassen! Sie hassen mich alle, wenn sie mich besser kennenlernen!

"Beruhige dich doch, Theo. Ruf ihn an. Rede mit ihm."

"Was soll das bringen?!", schreie ich David an, der erschrocken zusammenzuckt. Schon wieder! Ich bin ein Arschloch! Ein schreiendes, impulsives und zuschlagendes Arschloch! Meine Fäuste kribbeln. Am liebsten würde ich ... An der Haustür klingelt es. Jack geht hin und ich bleibe mit David zurück.

"Weißt du noch, wie ich geglaubt habe, dass Jack was mit seinem Ex hat?"

"Natürlich!" Wie könnte ich nicht? An diesem Tag kniete der Trottel vor mir und bat um die Hand meines Bruders.

"Jack hat erzählt, dass du nicht eine Sekunde an seiner Treue mir gegenüber gezweifelt hast, als er bei dir war und er dir alles erzählt hat. Warum hast du ihm geglaubt?"

"Er liebt dich. Er hat sich mit mir angelegt deswegen und obwohl er mich ganz offensichtlich nicht leiden konnte, ist er aus lauter Sorge um dich zu mir gekommen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich ihm eine verpasse."

"Und warum zweifelst du so sehr an Matthias? Gerade du müsstest doch wissen, ob er dich aufrichtig liebt."

"David! Ich habe den Anderen gehört!" Mein kleiner Bruder runzelt die Stirn. "Jetzt sag du mir, warum du einfach weggerannt bist, obwohl du doch ganz genau wusstest, wie sehr dich Jack liebt? Das ist das Selbe."

"Stimmt", gibt er zu. "Ich war zu nahe dran. Genau wie du jetzt. Du bist blind vor lauter Liebe, hast Angst, dass es wieder passiert. So wie damals mit Konstantin. Habe ich recht?" Wir schauen uns in die Augen, doch ich breche den Blickkontakt aus Scham ab. "Ich wusste, dass Jack ein Schürzenjäger war. Und als ich ihn da im Flur sah, an die Wand gedrückt und mit seinem Ex an den Lippen ... Ich sah plötzlich rot. Mir gefror das Blut in den Adern und mein Herz wurde von tausend heißen Nadeln traktiert. 'Er hat sich nicht verändert und du bist der verarschte Trottel, den er an der Nase herumführt', halte es durch meinen Kopf. Aber als er dann vor mir stand, sah ich es ihm an. Er liebt mich."

Ich schaue David an und schüttle dann den Kopf. "Ich kann jetzt nicht zu Matthias." Die Gefahr ist zu groß, dass ich mich vergesse und ...

"Ähm Leute? Wir haben Besuch."

Ich drehe mich zu Jack um, der das Wohnzimmer betritt. Hinter ihm Laurin und "Matthias!"
 

Das ist zu viel! Ich will ihn nicht sehen, seine Lügen nicht hören! Ich wende mich zum Gehen an, aber da mir der Ausgang versperrt wird, laufe ich Richtung Schlafzimmer. "Theo! Warte doch!" Ich höre seine Schritte hinter mir, doch ich bin schneller. Mein Herz dröhnt mir in den Ohren, als ich die Tür hinter mir zuwerfe und abschließe.

"Theo! Mach auf! Lass uns reden!"

"HAU AB!" Er klopft gegen die Tür und ruft immer wieder meinen Namen, dass wir doch miteinander reden sollen. Ich reagiere nicht mehr drauf, habe Angst, ihm irgendwas zuzuschreien, das ich nicht mehr zurücknehmen kann.

Mit einer rasenden Wut im Bauch und einem unglaublichen, verbrennenden Druck in meinen Eingeweiden rutsche ich mit dem Rücken an der Schlafzimmertür hinunter. Diese Wut will raus, aber ich versuche sie zu ignorieren, was mich all meine Beherrschung kostet. Ich kralle meine Finger in meine Knie, die ich an meinen Körper angezogen habe und versuche mir so etwas Luft zu verschaffen. Es hilft nur minimal. Einen Boxsack! Ich bräuchte gerade dringend einen Boxsack! Nur gibt es hier keinen. Ich könnte auf das Bett einschlagen.

Jetzt mal Ruhe Theo! Ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht, David und Jacks Bett auseinander zu pflücken! Ich atme tief ein und lehne meinen Kopf gegen die Tür. Es ist still geworden. Leise Stimmen dringen in mein Ohr und ich strenge mich an, sie zu verstehen. Vielleicht lenkt mich das ab.

Ich kann ganz genau Matthias Stimme hören und wieder kocht die Eifersucht und die Wut hoch. Mein Matthias! Ich reiße mich zusammen und lausche weiter. "Was hat er nur? Und warum denkt er, dass ich ihm sowas antun würde?" Eindeutig die Stimme meines Schnu... von Matthias.

"Hast du? Hast du einen Anderen in Darmstadt?" David hört sich angriffslustig an. Nicht zu fassen, aber mir schlüpft ein winzig kleines Lächeln auf die Lippen, das aber so schnell wieder verschwindet, wie es aufgetaucht war.

"Nein! Wie kommt er nur darauf! Ich betrüge ihn nicht!" Ich schließe die Augen. Das hat Konstantin auch gesagt. Obwohl ich mir sicher war, dass er mich betrog. Ich konnte es spüren, bis ich den Beweis vor mir hatte. In meinem Bett.

"Matthias ist treu! Er macht sowas nicht! Er ist die treuste und anhängliche Seele, die man sich vorstellen kann." Klar, dass Laurin so über seinen besten Freund redet!

"Schwöre es!", zischt David. "Schwöre, dass du meinen Bruder nicht verarschst!"

"Ich schwöre es, verdammt noch mal! ... Ich muss das aber nicht mit dir klären, sondern mit Theo!" Ich zucke zusammen, als er meinen Namen ausspricht. 'Theo ... Oh ja!' Ich versuche an was anderes zu denken. Vergeblich. "Theo! Mach doch bitte auf!" Die Tür in meinem Rücken bollert. Er schlägt dagegen.

"Nein!" Ich unterdrücke meine Wut.

"Okay. Dann reden wir eben so!" Es raschelt. "Hörst du mich?" Sieht so aus, als hätte er sich auch hingesetzt.

"Ja", nuschle ich, denke fast, dass er es gar nicht gehört hat.

Doch ... "Gut. Dann hör mir zu. Ich habe keine Ahnung, was passiert ist, weswegen du mit plötzlich misstraust und glaubst, ich hätte eine Affaire. Aber die habe ich nicht. Theo, ich liebe dich." Ich wische mir über die Augen. Nur nicht heulen! Ich heule nicht! Niemals! "Bitte lass mich zu dir, damit wir reden können, ohne das so eine beschissene Tür zwischen uns ist."

"Nein. ... Ich kann nicht." Hat er keine Angst, dass ich ihm etwas antue, wenn ich ihn zu mir lasse?

"Dann eben anders. Ich mach's nicht gerne, glaub mir." Was hat er vor? Er spricht noch leiser weiter, als sowieso schon und ich habe Mühe ihn zu verstehen. Ich drücke mein Ohr gegen die Tür und lausche. "Ich habe wirklich gedacht, dass wir uns vertrauen. Und das musst du auch geglaubt haben, denn wieso sonst hättest du mir dein größtes Geheimnis anvertrauen sollen?" Redet er etwa von David und mir?

"Das würdest du mir auch noch antun?", presse ich fassungslos hervor.

"Nur, wenn du mir keine andere Wahl lässt. Bitte Theo. Lass mich rein." Ich hadere mit mir. Er blufft doch nur! Doch wenn nicht? Würde er mich wirklich so sehr hintergehen?
 

~Matthias~

Mir blutet das Herz. Es geht aber nicht anders. Vielleicht öffnet er mir jetzt die Tür, auch wenn das bedeutet, dass er mir nicht vertraut. Niemals würde ich sein Geheimnis einfach so ausplaudern, und so sehr ich hoffe, dass er das weiß und mir soviel Vertrauen schenkt, deshalb nicht die Tür zu öffnen, so hoffe ich noch mehr, dass er es tut. Ich muss mit ihm reden, ihm dabei in die Augen schauen und alles daran setzen, dass er mir ansieht, dass ich ihn nicht anlüge. Und als das leise Klacken des Türschlosses zu hören ist, springe ich erleichtert auf und warte sehnsüchtig darauf, dass Theo vor mir erscheint. Leider passiert gar nichts und ich lege meine Hand auf die Türklinge. Wie gedacht, ist sie nicht mehr abgesperrt und ich trete nervös ein. "Theo?", frage ich leise in den Raum.

"Hier." Ich folge der Stimme. Er sitzt auf einen kleinen Stuhl links in der Ecke. Er schaut mich nicht an, sondern inspiziert den Boden vor sich.

"Danke, dass du mich reingelassen hast."

"Hatte ich eine andere Wahl?!" Das tat weh!

"Das musste sein. Tut mir leid." Er schnauft verächtlich. "Sagst du mir jetzt, was ich getan haben soll, das dich so reagieren lässt?" Langsam gehe ich auf ihn zu, bleibe aber einen Meter vor ihm stehen. Nicht aus Angst vor ihm, sondern weil ich befürchte, dass er die Nähe nicht zulassen wird. Deshalb gehe ich in die Hocke, sodass ich zu ihm aufschauen muss. So unterwürfig gebe ich mich selten. Eigentlich nie. Aber wenn nicht für Theo, für wen dann? "Jetzt rede doch endlich mit mir!"

Endlich schaut er mich an. Eiskalt und ... verletzt! Was hat er sich nur eingeredet?! "Ich habe ihn gehört!", beginnt er.

"Wen gehört?"

"Den Kerl, mit dem du mich betrügst!"

"Wann glaubst du ihn gehört zu haben? Gestern?"

"Natürlich gestern!", schreit er und steht auf. Ich fühle mich nur noch kleiner, bleibe aber hocken. "Von wegen, der Fernseher! Verarschen kann ich mich selbst!" Jetzt wird mir einiges klar! Sofort sehe ich den Kulturkanal vor mir, den Kerl, der in ein Ohr flüstert. Das hat Theo total missverstanden!
 

"Das war der Fernseher! Glaub mir doch Theo!" Jetzt stehe ich auch auf, laufe ihm nach, da er wie ein abgestochenes Huhn im Schlafzimmer hin und her rennt. "Als du angerufen hattest, ist mir die Fernbedienung herunter gefallen. Unters Bett. Ich musste drunter krabbeln, damit ich an sie drankomme!"

"Sehr einfallsreich!", schnauft er.

"Das ist wahr! Ich bin bei so einem doofen Programm hängen geblieben und eingeschlafen! Das war nur im Fernsehen!"

"Ach, guckst du jetzt auch noch Pornos mit deiner Affäre?!"

"Por...?" Ich hole tief Luft. "Ich schaue weder Pornos in meinem Hotelzimmer, noch lade ich andere Männer dazu ein, welche mit mir zu gucken."

"Ich hab's doch gehört, verdammt! Wie dich dieses Arschloch angeschmachtet hat! Lüg nicht! Und du? Du hast Töne von dir gegeben, die ich sonst von dir nur im Bett zu hören bekomme!" Ich schließe meine Augen und reibe darüber. Wie mache ich ihm nur klar, dass das im Fernsehen war, und nicht ... Moment!

Ich drehe mich um. War da nicht eben ...? Bingo! "Was tust du da?"

"Dir beweisen, dass ich mir nichts zu Schulden kommen lassen habe", antworte ich knapp und gehe an den Laptop, der praktischerweise auf dem kleinen Tisch steht. Er ist auch schon an und hat Internetverbindung. Wunderbar!

Hinter mir höre ich Theo ein Stück näher kommen. "Glaubst du, mich so überzeugen zu können?"

"Ja."

"Und wie?"

"Die meisten TV Sender haben Mediatheken. Vielleicht ja auch ... Jepp!" Habe ich ein Glück!

"Suchst du dir jetzt was Passendes raus?"

"Nein. Ich weiß die Uhrzeit noch und kann dir gleich zeigen, was da im Hintergrund los war." Wenn das klappt, schicke ich dem Sender ein dickes Dankesschreiben für ihre gut gefüllte Mediathek. "Und da haben wir's!" Hoffentlich geht es abspielen! Ich klicke drauf, es läd und läd ... und beginnt! "Schau es dir an", fordere ich ihn auf und trete bei Seite, nachdem ich einige Minuten vorgespuhlt habe. Skeptisch beäugt Theo das laufende Video. "Mehr war da nicht. Das schwöre ich dir." Unbewegt starrt er weiter auf den Bildschirm. Ich lasse ihn. Falls er mir immer noch nicht glaubt, bin ich mit meinem Latein am Ende. Fast, jedenfalls. Eine Idee habe ich noch.
 

Ich gehe langsam auf ihn zu, bis ich vor ihm stehe und sein Profil betrachten kann. Immer noch ist sein Blick auf den Kerl gerichtet, der das Ohr abschleckt und zwischendrin Wörter vor sich hin säuselt. Theos Gesichtsmuskeln arbeiten, seine Kieferknochen zucken und er atmet schnell. Was würde ich darum gehen, jetzt zu wissen, was er denkt! Er kann doch wegen so einem bescheuerten Video nicht unsre Zukunft wegwerfen! Das muss er doch jetzt einsehen! "Theo? Ich liebe dich", flüstere ich. Ihn anzufassen traue ich mich gerade nicht. Auch wenn ich es gern täte.

Ich werde immer nervöser. Panik kriecht in mir empor. Warum sagt er nichts? Warum reagiert er nicht auf mein Liebesgeständnis, obwohl er das doch immer tut. Sehr überschwänglich meist. Er steht einfach nur weiter da, völlig angespannt und rührt sich nicht. "Theo?" Ich versuche es erneut. Er blinzelt und ihm entweicht eine Art leises Knurren. Hört sich irgendwie nicht so gut an.

"Ich bin extrem eifersüchtig." Ich zucke erschrocken zusammen. Seine Stimme dröhnt fast in meinen Ohren, nachdem er so still war. "Ich habe dir alles von mir erzählt, wer ich bin, wie wütend ich manchmal werde. Die meisten Männer finden das abschreckend. Als Konstantin kam, war es auch Liebe auf den ersten Blick. Dachte ich. Es hielt nicht lange und ich hatte schon nach kürzester Zeit den Verdacht, dass er mich betrügt. Er stritt es ab und ich glaubte ihm. 'Schließlich lieben wir uns', dachte ich, und versuchte mich selbst damit zu beruhigen. Doch dann fand ich ihn. Er lag mit einem anderen Mann in meinem Bett. Ich stellte ihn zur rede, flippte aus, prügelte den anderen Typen aus meiner Wohnung. Konstantin warf mir an den Kopf, dass er es mit mir nicht mehr aushielt. Ich wäre eine tickende Zeitbombe. Er hatte recht damit. Ich habe es schon wieder getan." Er dreht seinen Kopf zu mir. "Ich war so überzeugt davon, dass du mich betrügst, dass ich schon wieder jemanden aus meinem Leben vergrault habe."

Er dreht sich ruckartig um und flüchtet zur Schlafzimmertür. "Warte! Theo!" Ich gehe ihm sofort nach und erwische ihn am Arm, kann verhindern, dass er wieder vor mir abhaut. "Du hast mich nicht vergrault!", beruhige ich ihn. "Du warst sauer und enttäuscht. Wer weiß wie ich reagiert hätte, wenn ich solche ... Töne bei dir im Hintergrund gehört hätte."

"Es geht doch gar nicht darum! Es geht einzig und allein um meine verflixten Wutausbrüche! Um diesen scheiß Druck in mir! Wie willst du das ständig aushalten?! Was wirst du tun, wenn ich jeden Kerl in der Nähe am liebsten ..." Schluss mit dem Gezeter! Fest drücke ich meine Lippen auf seinen Mund und zerre ihn an mich. Zuerst verspannt sich Theo in meinen Armen, geht aber schnell auf meine Zunge ein, die sich zwischen seine Lippen schlängelt und mit seiner feurig begrüßt. Ich stöhne auf und intensiviere den Kuss, werde richtig grob, was ihn aber nichts auszumachen scheint.

Keuchend löse ich mich von ihm. "Ich werde ... dir erst gar nicht ... die Gelegenheit dazu geben ... auf andere Männer in meiner Nähe ... eifersüchtig zu sein", verspreche ich ihm. "Ich will nur dich, Theo. ... Und das werde ich dir jeden Tag auf's neue beweisen."

"Dann beweise es mir jetzt!", brummt er dunkel und schließt die Schlafzimmertür wieder ab. Danach überrumpelt er mich, hebt mich hoch und trägt mich zum Bett.

"Hier?!", frage ich kichernd. "Im Bett deines Bruders?"

"Genau hier", bestätigt er mir und legt sich schwer auf mich. Alle Bedenken sind mit dem Kuss, den er mir nun schenkt mit einem Mal wie weggewischt.
 

~Draußen vor der Schlafzimmertür~

"Ob wir mal nachschauen sollten?" David wirkt nervös und besorgt. "Sie brüllen gar nicht mehr. Ist das ein gutes Zeichen?"

"Wenn einer gebrüllt hat, dann war es Theo", meint Laurin und verschränkt seine Arme vor der Brust.

"Mich würde mal eher interessieren, was das für ein Geheimnis ist, wovon Matthias gesprochen hat. Ein Geheimnis von Theo muss was Großes sein." Jack starrt neugierig zur Tür.

David ignoriert das Gebrabbel seines Partners. "Hoffentlich geht es ihnen gut."

"Bestimmt. Matthias bekommt das schon hin. Ich kenne ihn schon lange genug, um mir dessen sicher zu sein. Der biegt wieder alles grade."

"Hm." David ist trotzdem nicht beruhigt. "Seit mal ruhig", sagt er entschlossen, steht auf und schleicht zur Tür. "Vielleicht kann ich was hören." Vorsichtig drückt er sein Ohr an das kühle Holz.

"Und?" Jack ist sofort bei ihm und lauscht mit. "Ähm ..."

"Oh Gott!" Als würde die Tür unter Strom stehen, weichen die beiden abrupt von ihr zurück.

"Was ist denn? Streiten sie sich?" Laurin läuft zu ihnen.

Jack schüttelt sich. "Ich geh schon mal frische Bettwäsche holen."

"Leute?! Was habt ihr denn gehört?" Laurin schaut vom einen zum anderen.

David grinst ihn breit an. "Die zwei haben sich wieder versöhnt."

"Sag bloß, die machen da drinnen ...?"

"Unser gutes Bett schmutzig", beendet Jack Laurins Satz. "Hier. Du beziehst danach das Bett. Ist ja auch dein Bruder."

"Alles klar Schatz."
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Fuchsfarben
2014-07-29T17:39:02+00:00 29.07.2014 19:39
Ohohoho xD Ja da scheinen David und Jack nicht so begeistert, von ihrer Versöhnung zu sein xD haha

Ich muss hier mal ganz groß Lob aussprechen: Normalerweise bin ich unter FFs hier auf mexx nicht so gerne unterwegs, da mich die meisten Geschichten nach einem Kapitel schon total langweilen oder (was leider viel zu oft passiert), dass gute Geschichte nach ein paar Kapiteln einfach abgebrochen werden. Mit meinem gebrochenen FF-Herz klicke ich also suchend, elend lange durch alle möglichen Stories. Eine langweiliger und schlechter durchdacht, als die andere. Und dann der Moment, indem ich "Starke Kerle, starke Gefühle" lese und mir denke "Das ist die letzte, nach der geb ich auf"
Und siehe da, ein schöner Sprachfluss, der einen wieder an die deutsche Sprache glauben lässt, ein Erzählstrang, der zwischen Drama, Action und Ruhemomenten so gut jongliert, dass man wie gefangen immer weiterlesen möchte; und zwei gut durchdachte und reizende Hauptcharaktere, die sich mit wunderbarem Witz um ihre Beziehung bemühen. Wirklich toll, ich freue mich jedes Mal, wenn ich sehe, dass ein neues Kapitel hochgeladen wurde.

Vielen lieben Dank für deine Arbeit, du erhellst hier vielen Leuten die Stimmung und lässt sie gleichermaßen dasselbe Gefühlschaos durchleben, dass Theo und Matthias ausfechten - das schaffen nicht viele :)
Du hast mit mir definitiv einen Fan deiner zwei starken Kerle dazugewonnen ;)
Antwort von:  Fara_ThoRn
30.07.2014 07:36
Hallo Fuchsfarben

Das mit den abgebrochenen Geschichten kenne ich. Total frustrierend! >___< Vor Jahren hatte ich mal was angefangen zu lesen, dann ewig gewartet, bis das nächste Kapi da war und dann: ABGEBROCHEN. An einer ganz gemeinen Stelle. Diese dämliche Story geistert noch immer in meinem Hirn rum. Gemein sowas!
Da bin ich aber froh, dass du meine beiden starken Kerle noch gefunden hast, und sie dir so gut gefallen.
'der einen wieder an die deutsche Sprache glauben lässt'? Das rührt mich nun aber. Darf ich den Satz meiner ehemaligen Deutschlehrerin schicken?! xD Nein, mal im Ernst jetzt. Ich freu mich riesig über das Lob. Ich schiebe immer Panik, weil ich denke, man versteht mein Getippe manchmal nicht.

Danke für dein liebes Review. Das macht sogar den tristen Regenhimmel wett. (Jetzt schleim ich aber, wa? ^^")
Antwort von:  Fuchsfarben
30.07.2014 15:33
Ja, sowas kenne ich leider zu gut ;_; gerade so tolle spannende Geschichten werden einfach nicht mehr weitergeführt, das ist so schade, vorallem bei Cliffhangern xD Da möchte man ausflippen.
Ich muss aber echt sagen, dass das lesen bei deiner Geschichte echt angenehm ist, bei viel zu vielen FFs habe ich mittlerweile das Gefühl, es wird einfach nur unbedacht schnell was runtergetippt und sich nicht mal Mühe gegeben.....
Ach quatsch, dein Getippe versteht man sehr gut xD Aw wie schön >v< ich freu mich immer, wenn andere sich freuen :'D is doch auch schön Lob zu bekommen :) (Und so ein bisschen Schleim tut einem ja nichts xD)
Von:  tenshi_90
2014-07-29T16:58:01+00:00 29.07.2014 18:58
Wenn zwei Sturköpfe aufeinander treffen :)

Ein sehr schönes Kapitel ist das :)


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