Zum Inhalt der Seite

Starke Kerle, starke Gefühle

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 09 - Starke Zweifel (Ohne Adult)

So Leutchen. Nach diesem Kapitel geht es auch wieder mit meinem Barkeeper Laurin und seinem süßen Vince weiter. Versprochen. ^^
 


 

Kapitel 09 - Starke Zweifel (Ohne Adult)
 

~Matthias~

Müde kicke ich meine Schuhe in die nächste Ecke. Scheiß auf diese scheiß teuren Dinger! Sie drücken und nerven mich schon den ganzen Tag! Apropos Tag. Was für ein beschissener Tag! Alles ging schief, was nur schief gehen konnte. Irgendein Trottel hat Mist beim Estrich gebaut und jetzt können wir alles nochmal neu machen. Was das bedeuten könnte, darüber will ich gar nicht nachdenken. Heute ist Mittwoch. Wenn wir das morgen nicht gebacken bekommen, heißt das, wir schieben wieder das Wochenende durch. "So eine Scheiße!" Meine Hose fliegt quer durch mein Hotelzimmer. Seufzend falle ich in mein Bett. Egal wie das morgen läuft, die Idioten schieben mir abends Überstunden, wenn sie den Bockmist bis zum Abend nicht geregelt haben. Irgendwann ist auch mal Schluss! Immer muss ich das ausbaden! Ich fahre mir mit den Händen über das Gesicht und ziehe mir das Hemd aus. Schnell duschen und dann Theo anrufen. Erzählen tue ich ihm erstmal nichts von dem eventuellen ausfallenden Wochenende. Es bringt nichts, jetzt schon die Hühner scheu zu machen. Und meinen Hasen will ich auch nicht unnötig in schlechte Laune versetzten.
 

Nur mit einer Shorts bekleidet, komme ich wieder aus dem Bad, nachdem mir die Dusche wenigstens den Schweiß und den Dreck vom Tag hinweggespült hat. Trotzdem rumort es noch in meinem Bauch, wenn ich bloß daran denke, dieses Wochenende nicht nach Hause zu können. Ich wähle Theos Nummer und räuspere mich. Auf keinen Fall will ich müde oder genervt klingen.

/Schon Feierabend, mein Schnuckel?/, meldet er sich und mit einem Schlag ist meine schlechte Laune verflogen.

"Ja. Endlich! Wie lange haben wir?" Meine Standartfrage. Theo springt zur Zeit für zwei Kollegen ein, die krank sind.

/Muss erst um halb neun los. Wir haben also noch etwas./

"Schön", seufze ich und lege mich auf's Bett.

/Was ist denn los? Du hörst dich müde an./

"Hast du eine Ahnung."

/Erzähl./

"Wirklich? Du willst langweilige Baustellengeschichten hören?"

/Wenn sie dich so mitnehmen, dann ja./ Gott, ich liebe diesen Mann!

"Es ist nur was mit dem Boden schief gegangen. Das regle ich morgen. War nur nervig", erzähle ich und bin froh, dass ich ihm nicht alles erzählen muss. Na ja. Noch ist der Karren ja nicht völlig im Dreck gelandet. Wenn ich meine Jungs morgen anheize, schaffen sie es bestimmt. "Und bei dir? Was macht Laurin?"

Theo lacht. /Der hat so riesige Herzchen in den Augen und ein paar Gäste sind noch immer ganz ungläubig darüber, dass Laurin vom Markt ist./

"Oh je! Also tratschen die Typen immer noch über ihn." Laurin, die Eisprinzessin, wie er auch genannt wird, hat dank seinem Ruf, jeden eiskalt abblitzen zu lassen, eine Menge Verehrer. Es liefen schon Wetten unter einigen Gästen, wer ihn bekommt. Doch jetzt, da er vergeben ist, ist das Geheule groß.

/Pff! Jeder der murrt, bekommt von mir einen höflichen Rausschmiss./ Oho!

"Und ich? Schmeißt du mich auch höflich raus?"

/Dich schleife ich ins Hinterstübchen. Dort hört dich keiner schreien/, raunt er in die Sprechmuschel und lässt mir damit sämtliche Härchen aufrecht stehen.

"Theo? Ich kann nicht mehr warten."

/Ich bin schon nackt./ Ich stöhne auf, was Theo wieder zum lachen bringt.

"Ich auch gleich", flüstere ich und stelle das Handy auf Freisprechschaltung. Die Unterhose ist fix von meinen Beinen gestreift und auch der Griff zur Geltube ist schnell erledigt. Ich falle zurück in die Kissen. "Bin bereit."

/Sag mir, was ich mit dir tun soll./ Zu mir kommen und in mein Bett krabbeln.

"Leg dich auf mich und streichle meinen Oberkörper", keuche ich in Richtung Telefonhörer. "Ich fange an, an deinem Hals zu saugen und fahre mit meinen Fingern zart über deine Seiten hinauf." Theo stöhnt dunkel.

/Ich reibe mein Becken gegen deins, spüre, wie hart du schon bist. Bist du hart?/

"Steinhart", bestätige ich ihm.

/Oh Matthi! Ich will dich!/

"Ich will, dass du mich küsst!" Und wie ich das will! Er soll zu mir kommen! Oder ich zu ihm! Verdammt! Wenn das dieses Wochenende nicht klappt, kündige ich!

Okay, das wäre übertrieben, aber in Momenten wie diesen, bin ich kurz davor, meine Kündigung zu schreiben und sie auf dem schnellsten Weg meinem Boss zuzufaxen. Telefonsex ist ja schön und gut, ersetzt aber eben nicht alles. Was sage ich?! Es ersetzt gar nichts! Ich vermisse es, in seinen Armen zu liegen, nachdem wir miteinander geschlafen haben. Möchte seine leise Stimme hören die mir süße Dinge ins Ohr flüstert, wenn ich kurz vorm Einschlafen bin. Seine Wärme und seine Lippen. Seine Augen, die auf mir ruhen, wenn wir uns träge gegenüberliegen. "Ich vermisse dich so", wispere ich.

/Ich dich auch./
 

Wir sind schon geübt in Sachen Telefonsex. Leider. Deshalb brauchen wir beide nicht lange und kommen, während wir uns gegenseitig ins Telefon keuchen. /Ging das ... schnell!/

Ich lache abgehackt. "Besser als ... gar nicht."

/Liebe dich./ Und da ist es wieder. Das Gefühl, jetzt alles hinzuschmeißen, mich in mein Auto zu setzten und zu ihm zu rasen.

"Ich dich auch." Noch immer mit geschlossenen Augen taste ich nach meinem Handtuch, das ich schon vorher vorsorglich aufs Bett geschmissen hatte. Damit mach ich mich sauber und decke mich dann zu, nachdem ich noch die kleine Lampe ausgeknipst habe. Es ist noch nicht ganz dunkel draußen, aber es dämmert bereits.

/Kommst du schon am Freitag?/, fragt mich Theo und reißt mich aus den Betrachtungen des rot leuchtenden Himmels.

"Weiß noch nicht. Es kann sein, dass ich Überstunden machen muss." 'Wenn ich Glück habe, und es nur dabei bleibt', denke ich traurig.

/Ach so. Dann drücke ich dir die Daumen, dass es morgen besser auf deiner Baustelle läuft./

"Drück so fest du kannst." Es schnürt mich die Kehle zu, wenn ich daran denke, Theo dieses Wochenende nicht sehen zu können.

Es bleibt ruhig am anderen Ende der Leitung, was nicht sonderlich Selten ist. Manchmal liegen wir einfach da, im Wissen, dass der Andere am Telefon ist, auch wenn wir nicht miteinander reden. Das hat irgendwie etwas beruhigendes. Nur scheint Theo doch von meiner bedrückten Stimmung mitbekommen haben. /Rück raus mit der Sprache. Irgendwas ist doch mit dir/, fragt er nach einer Weile.

"Also gut", seufze ich und rolle mich seitlich ein. "Den Schlamassel, den meine Mitarbeiter veranstaltet haben, der könnte größer ausfallen, als befürchtet."

/Das bedeutet doch nicht das, was ich vermute?/

"Ich fürchte doch."

/Shit!/

"Noch steht ja nichts fest! Und ich jage die Idioten, die daran Schuld sind, morgen ohne Pause über die Baustelle."

/Das würde ich gerne sehen/, lacht Theo. /Du siehst bestimmt süß aus, wenn du hinter den nassgeschwitzten Bauarbeitern herrennst, sie anschreist und ihnen Beine machst./

"Meinst du? Das kann ich dir ja mal bei dir machen. Mal sehen, wie süß du mich noch findest, wenn ich dich anschreie."

/Das macht mich jetzt wieder scharf./ Kopfschüttelnd lache ich leise in mein Kissen. /Wenn du nicht kommen kannst, komme ich wieder zu dir./

"Theo! Das hatten wir doch schon!"

/Lass mich ausreden! Ich bleibe dann bei dir im Hotelzimmer. Warte dort auf dich und begrüße dich, wenn du müde und verschwitzt von der Baustelle kommst. Massiere dir die verspannten Muskeln und danach noch etwas anderes./

Ich seufze sehnsuchtsvoll. "Ach Theo. Ich wünschte das ginge."

/Warum soll es nicht gehen?"/, fragt er.

"Wenn ich weiß, dass du hier bist und auf mich wartest, meinst du, ich könnte dann noch arbeiten?"

/Dann lass es nicht dazu kommen und sieh zu, dass du am Wochenende frei bekommst./

"Ich tue alles dafür. Glaub mir."

/Daran zweifle ich nicht./

Jetzt gerade, in diesem Moment, hasse ich meinen Job. Warum muss es auch nur so verdammt kompliziert sein?
 

***
 

~Theo~

Laut knallt mein Spind zu. "Schlechte Laune?", fragt mich Laurin und klopft mir auf die Schulter.

"Was hat mich verraten?"

Mitleidsvoll schaut mich Matthias bester Freund an. "Ich kann dich verstehen."

"Wirklich? Ist Vince auch weg?"

"Nein. Aber ich weiß wie es ist, wenn man auf Matthias wartet, er aber hunderte von Kilometern entfernt ist." Er klopft mich nochmal auf die Schulter, fester diesmal und reibt dann drüber. "Kopf hoch. Bald ist doch Wochenende."

Ich lache bitter. "Matthi darf das kommende Wochenende wahrscheinlich auch noch durcharbeiten."

"Scheiße!" Besser hätte ich es nicht sagen können.

"Kommt das öfter vor? Das er so lange durcharbeitet?"

"Ja. Aber ich hatte gehofft, dass er mal endlich kürzer tritt, nachdem du hier auf ihn wartest."

"Du meinst also, dass er gar nicht arbeiten muss, wenn er nicht will?"

"Zwingen können sie ihn nicht dazu. Aber Matthias ist ein zu gutmütiger Kerl. Wenn Not am Mann ist, kann man sich auf ihn verlassen. Das heißt aber auch, wenn auf der Baustelle alles drunter und drüber geht, wer richtet es? Matthias. Das macht ihn aber auch zu so einem lieben Kerl. ... So! Komm jetzt. Unsre Schicht hat schon längst begonnen." Sie können ihn also nicht dazu zwingen? Und trotzdem bleibt er in Darmstadt?

Nachdenklich laufe ich hinter Laurin her und betrete den Barbereich. Sofort regnen Bestellungen auf mich ein. Ich nehme sie auf, mache die Getränke zurecht, alles automatisch. Dabei brüte ich noch immer über Laurins Worte nach. Sie können ihn nicht dazu zwingen das Wochenende durchzuarbeiten. Dann könnte er also zu mir, wenn er wollte. Warum tut er das dann nicht einfach? Lässt die Baustelle, Baustelle sein und setzt sich ins Auto? Ich denke darüber nach, grüble und male mir immer schlimmere Szenen aus, weshalb er mir sagt, dass er in Darmstadt bleibt. Bilder vom letzten Mal kommen mir in den Sinn. Wie panisch Matthias reagiert hat, als ich in seinem Hotel aufgetaucht bin. Lag das wirklich nur an seiner Angst, seine Kollegen könnten mitbekommen, dass er schwul ist? Ich schlucke schwer. Was wenn ... Nein! Nicht Matthias! ... Und wenn doch? Bei Konstantin hätte ich mir das auch nie vorstellen können, und dann habe ich ihn erwischt, wie er mit einem meiner Freunde ... Hat Matthias etwa einen Anderen?!

"Theo? Hey Theo!"

"Was?"

"Bedienst du mal!"

"... Ja. Moment." Ich reiche dem Gast sein Getränk, ziehe schnell ab und verschwinde nach hinten, um einen klaren Kopf zu bekommen.
 

Wieder sind es die Mitarbeiterwaschräume, die ich aufsuche. Ich schließe mich in eine der Kabinen ein und setzte mich auf den geschlossenen Toilettendeckel. Schnell habe ich mein Handy in der Hand und wähle Matthias Telefonnummer. Ich muss seine Stimme hören! Ich brauche die Bestätigung, dass er alleine in seinem Hotelzimmer ist! /Der gewünschte Gesprächspartner ist zur Zeit nicht erreichbar .../

"Scheiße!" Ich lege meinen Kopf zurück und schließe die Augen. "Werd jetzt nicht paranoid, Theo. Es ist bestimmt nichts. Alles ist gut." Doch leider habe ich schon so viele Enttäuschungen in dieser Richtung erlebt, dass sich das ungute Gefühl einfach nicht vertreiben lässt. Automatisch kommen Bilder von meinem Ex Konstantin hoch. Es ist zwar schon ewig her, doch die Erinnerungen sind mir noch so präsent, dass es immer noch schmerzt. Nur sehe ich diesmal nicht Konstantin, sondern Matthias, der sich vor Lust windend unter einem anderen Kerl ... Ich schlage gegen die Kabinentür. Schluss jetzt damit! Ich muss aufhören, mir sowas einzureden. Nur ist das leichter gesagt, als getan. "Bitte komm am Wochenende zu mir."
 

***
 

~Theo~

"Wäre es nicht einfacher, wenn du bei uns einziehen würdest?"

"Ha ha."

"Ich meine ja nur." Jack zuckt mit den Schultern. "Soll ich mal schauen, ob David jetzt wach ist?"

"Nein. Ich habe Zeit."

Jack sieht mich nachdenklich an, seufzt dann und setzt sich zu mir an den Küchentisch. "Was ist denn nun schon wieder los? Die Sehnsucht so groß?"

Ich übergehe die Frage. Stattdessen: "Du kennst doch Laurin, meinen Arbeitskollegen."

"Die Eisprinzessin?" Ich nicke. "Flüchtig. Warum?"

"Er ist Matthias bester Freund. Hat er mal was von ihm erzählt? Ob er ..." Ich breche ab. Ich kann es nicht laut aussprechen.

"Theo was ist los?" Ich schaue Jack an und balle meine Hände zu Fäusten. Ich kann es ihm nicht sagen. Er hält mich doch für bekloppt! "Ist was mit Matthias?"

"Ich weiß nicht", murmle ich.

"Und was soll das ganze Theater? Ich habe nie mit Laurin über seine Freunde geredet, falls du es so dringend wissen willst. Wir kennen uns nur flüchtig."

"Schon gut. War ja nur eine Frage."

"Schluss jetzt!", ruft er und steht auf. "Ich hole David." Unfähig, ihn aufzuhalten schaue ich ihm nach.

Was tue ich hier eigentlich? Eigentlich wollte ich hier her, damit ich endlich mal wieder einen klaren Kopf bekomme, dass mir jemand diese verfluchten Gedanken nimmt. Aber es wird immer schlimmer. Ich sitze hier in Davids und Jacks Küche und komme mir vor, wie ein kleiner, hilfloser Junge. Diese Vorstellung, Matthias könnte eine Affäre haben, raubt mir den Verstand! Und so unsinnig das ist (wir telefonieren ja jeden Abend miteinander, schreiben uns unzählige SMS, wo soll er da noch die Zeit für eine Affäre haben?), ich komme von der beklemmenden Angst nicht los.

Schritte kommen auf mich zu. Eindeutig die meines Bruder. "Theo? Was machst du den so früh hier?"

"Ich lass euch mal allein", höre ich Jack sagen. Die Küchentür wird geschlossen, der Stuhl neben mir wird zurechtgerückt und Davids warme Hand legt sich auf meine, die ich unbemerkt ineinander verknotet habe.

"Was ist passiert?"

"Nichts", hauche ich. "Ich bin ein Idiot." Ja, das bin ich. Ich bin auf dem besten Weg, mir meine Beziehung mit Matthias zu versauen, wie schon einige Male zuvor.

"Hast du was angestellt?" Ich schüttle den Kopf. "Gut." David kennt mich. Und er weiß auch, wie meine vorigen Beziehungen zu Bruch gegangen sind, seit Konstantin ... "Matthias ist ein netter Kerl. Er liebt dich. Das konnte ein Blinder sehen."

"In mir brennt es David." Er weiß, was das bedeutet.

"Dann nimm dein Handy und ruf ihn an. Wenn du seine Stimme hörst, geht es dir bestimmt besser."

"Habe ich probiert. Mailbox."

"Und was ist passiert, dass du das alles wieder einredest?"

"Er kann vielleicht am Wochenende nicht kommen und ..."

"Oh man Theo!" Verdutzt drehe ich meinen Kopf zu David. Der sieht mich sauer an. "Darum geht's? Dann fahr zu ihm."

"Das will er doch nicht! Deswegen mache ich mir doch so einen Kopf! Was, wenn er mit einem aus seiner Firma in die Kiste steigt?!"

Mein Bruder verengt seine Augen zu schmalen Schlitzen und klatscht mir mit seiner Handfläche gegen die Stirn. "Ist da oben noch eine heile Tasse drin?" Knurrend drehe ich mich von ihm weg. David seufzt nur und steht auf.

"Was tust du da?", frage ich und wundere mich darüber, dass er im Papierkorb herumwühlt.

"Ich suche was ... Ah! Ich hab's!" Strahlend wedelt er mit einem Prospekt vor meiner Nase rum. "Ich hatte das gesehen und wusste, dass könnte was für dich und Matthias sein." Freudestrahlend plumpst er wieder neben mich und breitet einen riesigen Werbezettel vor uns aus.

"Ein Elektromarkt?"

"Jepp. Hier." Er deutet auf ein Netbook. "Das ist im Angebot. Du kaufst zwei, eins für dich und eins für Matthias. Dann könnt ihr jeden Abend skypen, seht euch somit und deine Neurose verschwindet hoffentlich wieder."

Ich blinzle meinen Bruder nachdenklich an. "Wie kommst du auf sowas?"

Er stemmt seine Hände in die Hüfte. "Junge Leute machen sowas." Und wieder hat er es geschafft! Meine schlechte Laune verflüchtigt sich für einen Moment und ich fange laut an zu lachen. "Lach nicht! Als Jack auf Weiterbildung war, haben wir das auch gemacht. Ohne Skype wäre ich gestorben! Glaub mir. Das funktioniert."

Ich begutachte das Angebot genauer. "Und wie stelle ich das an? Wenn er dieses Wochenende arbeiten muss, sehen wir uns frühstens in eineinhalb Wochen wieder." Die Zweifel kehren zurück.

"Ach du Trauerklos! Du bist wirklich nicht mehr zu retten!" Sehr nett. "Du schickst ihm das Teil einfach per Expresszustellung zu. Feierabend!"

Ich pople an meinen Fingernägeln herum. "Ich weiß nicht ..."

"Und ob du das weißt! ... JACK?! ICH BRAUCHE DAS AUTO!" Da komme ich jetzt nicht mehr drum rum, was? Und ich muss zugeben, die Idee gefällt mir ganz gut.
 

~Matthias~

"Chef!"

"Jetzt nicht!" Ich donnere die Tür meines Büros zu und eile zu meinem Handy, das an der Ladestation hängt. Nichts! So eine Scheiße! Es geht noch immer nicht! Das Mistding ist wirklich kaputt! Ich fummle mein Arbeitshandy aus der Hosentasche und suche Laurins Nummer. /Ja?/

"Hey Lauri. Ich bin's."

/Was gibt's? ... Lass das .../ Ich verdrehe die Augen.

"Hör auf mit deinem Göttergatten herumzufummeln. Ich brauche deine Hilfe."

/Bin ganz Ohr./ Im Hintergrund kichert jemand. Sicher Vince.

"Theos Nummer. Gib sie mir."

/Hast du sie gelöscht?/

"Nein. Mein anderes Handy ist kaputt und ich kann sie nicht auswendig."

/Tausch die SIM-Karte aus./ Ist der Herr heute lustig! Als ob ich nicht auch schon darüber nachgedacht hätte!

"Die war voll. Ich musste sie im Telefonspeicher abspeichern."

Laurin macht ein merkwürdiges Geräusch zwischen Lachen und Schnalzen. Ich mag gar nicht wissen, was er gerade mit Vince anstellt, oder umgekehrt. /Hast du was zu schreiben?/

"Ja." Er gibt mir die Nummer durch und ich lege mit einem knappen Danke auf den Lippen auf.

In dem Moment wird meine Tür aufgerissen "Chef! Sie müssen ..."

"Gleich! Raus jetzt! Und macht euch an den Estrich! Aber flott!" Jetzt habe ich den Arschlochstempel wohl vollends weg bei meinen Kollegen. Dafür habe ich jetzt aber nicht die geringsten Gedanken übrig. Ich muss Theo anrufen!

Nervös tippe ich mit meinem Finger auf der Schreibtischauflage rum. Es geht keiner dran. Bestimmt, weil er meine Nummer nicht kennt. Dann schicke ich ihm eine SMS, dass er mich jetzt zurückrufen kann. 'Sorry Theo. Habe gesehen, dass du mich versucht hast anzurufen, doch mein Handy ist defekt. Melde dich einfach unter dieser Nummer. LD, Matthi.'

So. Und jetzt kann ich nachschauen, was da draußen so wichtig ist. Ich schalte mein Handy auf die lauteste Stufe und stecke es ein. Nicht, dass ich Theos Anruf wieder verpasse.
 

Es ist schon ziemlich spät, als ich endlich Feierabend habe. Ich musste meine Leute ganz schön herumscheuchen, aber es hat sich gelohnt. Wir konnten den Schaden von gestern wieder ausbügeln und dem Wochenende steht so gut wie nichts mehr ihm Weg. Das wird Theo freuen, na ja, nicht nur ihn. Aber dazu müsste ich ihn erstmal erreichen. Er hat sich noch immer nicht gemeldet. Ob er sauer ist? Aber ich habe wirklich nicht gemerkt, dass mein Handy nicht ging. Das muss schon seit gestern Abend defekt gewesen sein. Und als ich es erst heute Mittag bemerkte, konnte ich gerade so noch erkennen, dass ich von Theo sage und schreibe dreiundzwanzig verpasste Anrufe hatte, bevor es völlig den Geist aufgab.

Noch auf den Weg zum Hotel versuche ich erneut bei ihm anzurufen. Wieder ohne Erfolg. So langsam mache ich mir Sorgen. Kurzentschlossen rufe ich bei Laurin an. /Du schon wieder?/

"Gehst du heute Arbeiten?", frage ich ihn ohne Umschweife.

/Ja./

"Theo auch?"

/Was ist denn nun schon wieder?/

"Er geht nicht ans Handy", sage ich verzweifelt.

Laurin stöhnt genervt. /Kann nicht sein. Ich habe vor einer Stunde mit ihm wegen den Schichten telefoniert./

Das bedeutet nur eins: "Er ist sauer auf mich!"

/Was? Wie kommst du den darauf?/

"Na, weil er nicht ans Telefon geht, wenn ich anrufe!"

/Bestimmt war er beschäftigt. Versuche es doch einfach nochmal./

"Ja ... Vielleicht." Aber wenn er mit Laurin telefoniert hat, müsste er doch gesehen haben, dass ich angerufen habe. Und auch meine SMS dürft ihm dabei ins Auge gefallen sein.

/Mach dir mal keinen Kopf. Ich kann ihn heute Abend nochmal drauf ansprechen./

"Das wäre lieb von dir. Und sag ihm, dass ich ihn liebe."

/Das tust du mal schön selber/, knurrt er.

"Du hast Vince immer noch nicht ...?"

/Nicht so richtig./

"Aber wieso nicht?" Aus meinem Freund werde ich zur Zeit echt nicht schlau.

/Es hat sich noch nicht ergeben./ Na dann ...

"Dann sieh zu, dass es sich mal ergibt. So wie ihr beiden zusammen rumturtelt, wird es echt mal Zeit dafür."

Laurin erwidert nichts darauf, versichert mir bloß, dass er Theo Bescheid gibt und legt dann auf. Da habe ich einen wunden Punkt erwischt, was?
 

Im Hotel warte ich an der Rezeption und lasse mir meine Zimmerkarte geben. Ich will schon gerade die Treppen hochsteigen, da kommt die Frau von der Rezeption nochmal auf mich zu und drückt mir ein Paket in die Hand. "Das kam vorhin hier an." Verwundert bedanke ich mich bei der Dame und beschaue das rechteckige Paket. Direktexpress. Wow! Das muss wichtig sein. Ein Absender steht nicht drauf. Nur ein fragil Aufkleber prangt mir entgegen.

In meinem Zimmer halte ich es vor Neugierde kaum noch aus und öffne das Paket auf meinem Bett. "Was zum ...?" Ein Netbook?! Wer schickt mir den sowas, und warum? Als ich genauer schaue, entdecke ich einen Brief, der eingeklemmt zwischen Verpackung und Paket liegt. Die Neugierde steigt an und ich falte den Zettel auseinander.

'Hallo Matthias.

Bitte nicht wundern über das kleine Geschenk. David brachte mich auf die Idee. Ruf mich an, dann erkläre ich es dir.

Theo'

"Ha!" Ich lasse den Zettel sinken und starre auf das kleine Netbook. Ich soll Theo anrufen. Aber wie, wenn er nicht ran geht. Vielleicht geht er ja jetzt dran! Ich versuche es ... Es tutet und tutet. Kein Theo, der mich freudig begrüßt und mir liebe Worte zuflüstert. "Du Scherzkeks!", rufe ich. "Wie willst du mir das erklären, wenn du Dussel nicht ans Telefon gehst!" Sauer lasse ich mein Handy neben das Paket fliegen und gehe ins Bad. Jetzt erstmal duschen und danach sehen wir weiter.

Doch auch nach der Dusche erreiche ich Theo nicht. Angepisst lege ich mich auf mein Bett, die Arme verschränkt, während im Hintergrund der Fernseher läuft und gucke grimmig auf den noch verpackten Inhalt des Päckchens. Warum macht er sowas? Schickt mir dieses Ding per Direktexpress, was bestimmt schweineteuer war, sagt mir, ich solle ihn anrufen und dann geht er nicht dran! Ist er doch sauer auf mich?

Griesgrämig schnappe ich mir das Päckchen. Heute Vormittag abgeschickt. Hm. Da hatte ich die verpassten Anrufe schon auf meinem Handy. Oder wollte er mir nur Bescheid sagen, dass er mir was schickt? Da ich sowieso nicht dahinter komme und Grübeln nichts bringt, nehme ich das Paket jetzt doch auseinander und öffne die Verpackung. Das klitzekleine Netbook sieht noch unberührt aus. Ob ich es aufladen soll? Ich beschließe, nein. Erst warte ich auf Theos Anruf. Ich habe auch meinen Stolz!
 

Die Zeit schreitet immer weiter voran und ich zappe lustlos durch das TV-Programm, da an Schlaf gerade überhaupt nicht zu denken ist. Dabei bin ich so KO, dass mir immer mal wieder die Augen zufallen. Doch dann sehe ich Theo vor mir und werde schlagartig wieder wach und schaue auf die Uhr, die einfach nicht schneller läuft. Laurin ist noch nicht im Club. Erst in einer Stunde muss er anfangen. Eher erhoffe ich mir mittlerweile keine Antwort mehr von oder über Theo. Sollte etwas mit ihm sein, sagt mich hoffentlich Laurin Bescheid. Ich beschließe ihm nochmal eine Erinnerungs-SMS zu schreiben. Sicher ist sicher. Seit Vince in sein Leben getreten ist, kennt er nur ein Thema: Vince. Bei mir ist es ja nicht viel anders, muss ich mir selbst eingestehen.

Die SMS ist versendet und wieder suche ich nach einem unterhaltsamen Programm. Zeitverschwendung. Aber es lenkt ab und ich bleibe an einem Kultursender hängen. Dort säuselt ein Typ süße Worte in ein Ohr und ich fange an zu grinsen. Wer guckt denn so einen Mist? So wie es aussieht, bin ich so einer. Das ist aber auch zu bescheuert! Aber irgendwie beruhigend ...

Als dann kurz nach meiner verschickten SMS mein Handy klingelt, bin ich schon wieder fast am wegdösen, weshalb ich mich dermaßen erschrecke, dass mir die Fernbedienung aus der Hand fällt und unters Bett purzelt. Toll! Jetzt darf ich auch noch unter das Bett krabbeln! Doch vorher: "Ja?" Die Nummer kommt mir bekannt vor, kann sie aber niemanden zuordnen.

/Matthi!/

"Theo?" Muss ich extra erwähnen, wie viele Tonnen Geröll mir vom Herzen donnern? "Endlich meldest du dich!"

/Das Selbe könnte ich über dich sagen./

"Wieso? Ich habe dich den ganzen Tag ..."

/Schon gut. Laurin hat eben mit mir geredet. Ich soll dir von ihm ein riesiges Entschuldigung ausrichten./ Was soll das denn nun wieder?

"Warum?", frage ich auch gleich nach.

/Er hat mir alles erklärt. Das dein Handy nicht funktioniert und du ihn nach meiner Nummer gefragt hast. Nur .. Er hat dir aus Versehen meine alte Handynummer gegeben und es nicht gemerkt./

"Oh man!" Ich lasse mich auf das Bett fallen. "Ich erwürge ihn!"

/Es hat sich doch alles geklärt./

"Trotzdem! Weißt du, wie viele Gedanken ich mir gemacht habe?"

/Ich kann es mir fast denken. Ging mir auch so./

Ich fange an zu lachen. Wie Absurd! "Das kann auch nur wieder uns passieren." Am anderen Ende der Leitung wird es still. "Theo? Noch da?"

/Ist da wer bei dir?/

"Ähm ..." Das muss das Fernseher sein. "Nein. Das ist mein Fernseher. Warte. Ich mache ihn schnell leiser." Ich suche die Fernbedienung, als mir einfällt, dass sie unter dem Bett liegt. "Warte kurz. Ich muss ... uh!" Mein Rücken!

/Was machst du da Matthias?/

"Bleib kurz dran ja?" Ich lege das Handy auf die Bettdecke und robbe so weit es geht unter das Bett. "Komm her ... Du schlüpfriges Ding! ... Uhh!" Ich strecke mich und erwische diese miese Fernbedienung. "Hab ich dich!" Keuchend ziehe ich mich an der Matratze hoch und halte mir das Handy wieder ans Ohr, nachdem ich den Ton ausgeschaltet habe. "Theo? Bin wieder dran. ... Theo?" Aufgelegt. Habe ich aus versehen aufgelegt? Ich rufe ihn zurück, doch er hat das Handy ausgeschaltet. "Was ist denn jetzt schon wieder los?!" Bin ich hier nur noch von fehlerhafter Technik umgeben?!
 

******



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück