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Starke Kerle, starke Gefühle

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Kapitel 04 - Starke Sehnsucht

Das Warten hat ein Ende. Nun geht' weiter mit Theo und Matthi.

Na? Schon alle bereit dafür? ^^
 


 

Kapitel 04 - Starke Sehnsucht
 

~Theo~

Gefrustet werfe ich meinen Schlüssel auf das Sideboard und lasse die kleine Reisetasche achtlos in den Flur fallen. Das war es jetzt also. Vorbei der Traum eines Wochenendes mit Matthias. Die Überraschung ist mir ja mächtig misslungen! Ich dämlicher Schwachkopf! Wiedereinmal habe ich mich vor einem Kerl bloßgestellt und als totaler Idiot dagestanden. Ich habe wirklich gedacht, ich würde ihm mit einem Spontanbesuch eine Freude machen.

Immer noch mächtig auf Krawall gebürstet, knalle ich die Küchenschranktüren auf und zu, auf der Suche nach was Essbaren. Beides nutzt nichts. Eigentlich habe ich gar keinen hunger, und das Türknallen beruhigt meine Nerven auch nicht gerade. Deshalb lasse ich die Küche erstmal Küche sein und gehe in Davids altes Zimmer. Dort habe ich mir einen kleinen Fitnessraum eingerichtet, in dem praktischerweise auch ein Boxsack hängt. Handschuhe an und los geht's. Ich prügle auf den Sack ein, wobei ich endlich meine Gedanken abschalten kann. Die ganze Rückfahrt über war mir das nicht gelungen. Doch jetzt, da meine Fäuste gegen das Leder donnern und mir der Schweiß den ganzen Frust und die Wut über meine Dummheit ausspült, fühle ich mich schon viel besser. Ich schlage so lange zu, bis ich nicht mehr kann und mir der Schweiß vom Gesicht tropft. Erschöpft und ausgepowert springe ich schnell unter die Dusche. Danach geht es mir noch ein klein wenig besser. Allerdings kehren nun auch wieder die miesen Gedanken zurück. Aber was soll ich schon tun? Den ganzen Tag boxen ist nicht.
 

Mit einer Flasche Wasser, die ich mit einem Zug fast leertrinke, haue ich mich auf die Couch und schalte die Glotze an. Was darin läuft, interessiert mich nicht. Ich schaue zwar hin, bin aber weit weg. Und zwar wieder in Darmstadt, in diesem scheiß Hotel, sehe die Panik in Matthias Augen, die ich fälschlicherweise zuerst für freudige Überraschung gehalten hatte. Weit gefehlt. Er war zwar überrascht, aber nicht freudig.

Seine Kollegen wissen es also nicht. Matthias versteckt sich vor ihnen, spielt ihnen vor, einer von ihnen zu sein. Ich schnaube verächtlich. Vor langer Zeit habe ich mir geschworen, dass ich mich niemals wieder vor irgendjemanden verstecken will und das ich mich auch nicht für jemanden verbiegen lasse, nur weil es bequemer ist, mit der Masse mit zu schwimmen. Und nun das! Warum tut Matthias das nur? Er muss sich doch nicht verstecken! Hat er Angst vor dummen Sprüchen? Aber wer würde sich schon trauen, etwas gegen ihn zu sagen? Matthias ist ein kräftiger Mann. Über so jemanden macht sich keiner so schnell lustig. Oder denkt er, er würde seinen Job verlieren, falls es einer seiner Vorgesetzten erfährt? Aber noch schlimmer ist, dass ich wirklich geglaubt habe, dass wir auf der gleichen Welle liegen. Dafür habe ich sogar all meine Bedenken bei Seite geworfen, bin in meinen Wagen gesprungen und zu ihm gedüst.

Alles Grübeln hilft nichts. Welche Beweggründe er auch hat, die Frage ist doch, ob ich damit umgehen kann. Aber will ich das? Mich verstellen, wenn einer seiner Mitarbeiter in der Nähe ist? Auf Abstand gehen, dass ja niemand merkt, dass Matthias schwul ist? Verdammt! Will er mich jetzt überhaupt noch, nachdem ich diese Nummer abgezogen habe?
 

***
 

~Theo~

Einen Tag und eine Nacht des Grübelns und Hinterfragens meiner Gefühle zu Matthias später, stehe ich nun vor der Tür meines Bruders und meines Schwagers. Ich kann einfach nicht mehr. Meine Gedanken drehen sich im Kreis und ich brauche Hilfe sie wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Um das Chaos in meinem Kopf zu beseitigen und mir eine zweite Meinung einzuholen.

Ich klingle und nach einer kurzen Wartezeit schwingt die Tür vor mir auf. Jack glotzt zu mir auf. "Hey Theo. Was machst du denn hier?"

"Ist David da?"

"Nee. Der ist noch im Restaurant." So ein Mist!

Aber es hilft nichts. "Kann ich reinkommen? Ich muss mit jemanden reden." Vielleicht kann er mir weiterhelfen. Schließlich ist er mit David zusammen. Irgendwas muss er ja richtig machen.

"Ähm ... Klar." Jack tritt zur Seite und winkt mich in die Wohnung. "Was ist denn los? Du siehst so aus, als hättest du in eine Zitrone gebissen." Das hat er aber nett ausgedrückt.

Wir setzen uns an den Küchentisch und Jack holt uns zwei Bier aus dem Kühlschrank. Das ist fast schon wie ein Ritual bei uns. "Ich habe jemanden kennengelernt", beginne ich.

"Aha! Habe ich es mir doch gedacht!" Ich runzle verwirrt dir Stirn. "David meinte letztens, du wärst so komisch gewesen. 'Bestimmt ist da was im Busch und er hat sich einen Kerl angelacht', hat er prophezeit."

"Der weiß auch alles", murre ich und trinke einen großen Schluck Bier.

"Er hat nur eine gute Nase dafür und kennt dich eben gut. Nun erzähl schon, was dich bedrückt."

Ich stelle die Flasche vor mir auf den Tisch ab, behalte sie jedoch in der Hand, damit ich meine Finger etwas zu tun haben. "Er arbeitet in Darmstadt. Eigentlich wollte er das letzte Wochenende bei mir verbringen, musste aber dann arbeiten."

"Dann hast du Liebeskummer?" Ich stiere ihn böse an. Den habe ich zwar, auch wenn's mir nicht gefällt, doch das werde ich ihm sicher nicht auf die Nase binden.

Unbeirrt fahre ich mit meiner Erzählung fort. "Ich bin zu ihm gefahren und als ich in dem Hotel auftauchte, in dem er untergekommen ist, war er nicht so glücklich darüber mich zu sehen, wie ich es mir erhofft hatte."

"Autsch."

Ich lache bitter. "Autsch trifft es nicht ganz. Er meinte, er wolle mich nicht bei sich auf der Arbeit haben, weil er bei seinen Kollegen nicht geoutet ist. Er hat mich knallhart weggeschickt."

"Hm." Jack starrt mich nachdenklich an.

"Hm? Mehr hast du nicht zu sagen? ... Ich hätte besser mit David darüber reden sollen." War ja klar, dass Jack davon null Ahnung hat.

"Lass mich doch mal nachdenken! ... Wo war ich? Ah ja! Wie habt ihr euch den vorher verstanden?"

"Was meinst du?"

"Also hör mal! Du fährst den weiten Weg bis nach Darmstadt, nur um ihn zu sehen. Entweder ihr kennt euch schon ganz lange, oder ..."

"Seit Mitte letzter Woche", unterbreche ich ihn.

"Oha!" Mein Schwager lehnt sich mit verschränkten Armen zurück.

"Jack! Sprich Klartext mit mir."

"Du musst ja ganz schön verschossen in ihn sein."

"Was dagegen?!" Das Gespräch verläuft nicht gerade so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Jetzt lockt er mir noch Dinge aus dem Mund, die ich erstmal für mich behalten wollte.

"Ganz und gar nicht! Und das du mich um Hilfe bittest, ist schon Beweis genug dafür, dass du in einer ganz schönen Zwickmühle steckst. Aber sag mir doch mal, was dich jetzt wirklich bedrückt. Bist du nur sauer, weil er dich weggeschickt hat?" Hat er mir eben nicht zugehört?

"Das Problem ist, dass er sich verleugnet!", erkläre ich ihm.

"Und damit kannst du nicht umgehen. Schon klar."

"Könntest du das?"

Jack zuck mit den Schultern. "Klar. Wie du vielleicht weißt, war ich vor David auch nicht geoutet auf meiner Arbeitsstelle. Und wäre es nicht aus einer Laune heraus aus mir 'gerutscht', wüssten meine Kollegen vielleicht immer noch nicht Bescheid. Außer Kat. Aber Fakt ist, du hast mit seinem Berufsleben gar nichts zu schaffen. Du arbeitest nicht mit ihm zusammen und musst dich deswegen nicht den ganzen Tag verstellen. Einzig, dass er dich wieder nach Hause geschickt hat, kannst du ihm eventuell vorhalten. Obwohl sogar das verständlich ist. Warum machst du jetzt also so einen Aufriss darum. Wenn du ihn wirklich magst, ihn sogar liebst, dann nimmst du das eben in kauf. So einfach ist das."
 

Mir fällt die Klappe runter. Hat mir Jack eben tatsächlich eine Standpauke gehalten?!

Er beugt sich wieder zu mir und legt seine Hände auf meine, die ich immer noch um die Bierflasche gelegt habe. Beim Versuch, sie ihm zu entziehen, schwappt fast das Bier über, doch loslassen tut er mich nicht. "Selbst ich sehe dir an, dass dir dieser Mann viel bedeuten muss. Gib nicht wegen so einem dämlichen Vorfall gleich alles auf."

Ich senke den Blick und bleibe an Jacks Ehering hängen. "Ich habe überreagiert, meinst du damit?"

"So wie ich dich kenne, ja. Ganz sicher hast du das", antwortet er leise und grinst dabei.

"Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass ich noch niemals so etwas gefühlt habe?"

"Tue ich. Das Selbe habe ich mit David durch. Erinnerst du dich?"

"Und wie!", grinse ich schief. "Du hattest Todesangst vor mir, und dennoch hast du mir meinen Davi vor der Nase entführt und nie wieder hergegeben."

"Dann weißt du ja, was du zu tun hast. Ruf deinen Liebsten an und entschuldige dich bei ihm. Sag ihm, dass du ein Trottel warst und dass das nie wieder vorkommen wird."

"Machst du das bei David? Wenn du wieder mal Mist gebaut hast?"

"Ständig!" Jack fängt an zu lachen und ich stimme mit ein. "Wirf das nicht weg. Versprich es mir." Ich nicke andächtig. Welch weise Worte aus solch ungehobelten Mundwerk.

"Tu mir nur den Gefallen und erzähle David nichts davon. Also wenn das mit mir und Matthias erst wird, dann möchte ich es ihm sagen."

"Matthias heißt er." Jack zieht seine Hände endlich von meinen und legt den Kopf schief. "Theo und Matthias ... Passt."

"Na was für ein Glück, dass dir unsre Namen gefallen", scherze ich.

"Und rate mal, was mir noch gefallen würde. Bring Matthias doch auf meine Geburtstagsparty mit."

Ich stelle die Bierflasche, die ich gerade an meinen Mund heben wollte, wieder ab. "Du weißt davon?"

"Ich habe es erahnt. David tut wieder so geheimnisvoll. Da habe ich nur eins und eins zusammengezählt."

"Wenn er erfährt, dass du es schon weißt, wird er enttäuscht sein." Er gibt sich solche Mühe!

"Quatsch! Ich hab ja keinen Schimmer, was er alles plant. Eben nur, dass er was vorbereitet."

"Dann ist gut." Ein fieses Grinsen legt sich auf meine Lippen. "Du ahnst nämlich nicht im geringsten, WAS da auf die zukommt."

"So schlimm?"

"Schlimmer. Benny fand die Idee zum schreien."

"Oh Fuck! So schlimm also?" Ich nicke und dann stoßen wir zusammen an. Auf seinen nahenden Geburtstag und auf die Versöhnung mit Matthias. Hoffentlich nimmt er mir es nicht übel, dass ich gestern so kurz angebunden war und einfach verschwunden bin.
 

Da ich heute noch frei habe, zähle ich die Minuten, bis ich bei Matthias anrufen kann. Er hat meist um neunzehn Uhr Feierabend und vorher möchte ich ihn nicht belästigen. Sicher dauert das Gespräch länger.

Wenigstens ist das jetzt die Gelegenheit, mal wieder klar Schiff bei mir zu machen, mir die Zeit bis nachher zu vertreiben und zudem noch die Bude auf Vordermann zu bringen. Das mache ich eindeutig zu selten, wie man am Putzwasser meiner Fensterscheiben sieht. Ich ringe gerade das Fensterleder aus, da klingelt es an meiner Tür. "Bitte lass es nicht David sein", sage ich leise und schnicke die Putzhandschuhe auf die Fensterbank.

Ich öffne die Tür und: "Hast du sie noch alle?!"

"Laurin!" David ist es nicht, dafür aber ein stinksaurer Laurin. "Was ist denn los?" Eigentlich kann ich es mir schon denken.

"Was los ist? Das fragst du noch?" Sauer stürmt er an mir vorbei, trampelt in meinen Flur und dreht sich höchst effektvoll zu mir herum. Sein Zeigefinger drohend auf mich gerichtet fährt er fort, mich anzuschreien. "Matthias hat mich heute Morgen angerufen! Er war total aufgelöst! Hat was gefaselt von: 'Er will mich nie wiedersehen! Er war sauer auf mich!' … Du Arsch!" Laurin kommt auf mich zu und stößt mich mit beiden Händen gegen die Brust. Nicht arg schmerzhaft, dennoch schmerzt es mich. Matthias geht es mies. Und das nur wegen mir!

"Das wollte ich nicht", flüstere ich und lehne mich an die Wand. "Ehrlich! Ich habe ihm doch gesagt, dass wir das klären, wenn er wieder Zuhause ist."

"Du willst ihn in diesem Zustand eine Woche lang in Darmstadt versauern lassen?!"

"Jetzt brüll nicht so! Du kannst auch normal mit mir reden!" Ich muss mich beruhigen. Laurin trifft keine Schuld. Er will nur seinen Freund beschützen. Deshalb schlucke ich meine Wut runter und fahre mir durch die Haare.

"Verdammt noch mal Theo! Ich dachte, du seist einer von den Guten." Laurin läuft hin und her. "Warum hast du das getan?"

"Was denn?"

"Matthias einfach stehen lassen und ohne Erklärung abzuhauen!"

"Ich war selbst total überrumpelt. Ich hatte fest daran geglaubt, dass er sich freuen würde mich zu sehen! Und dann fragt er nur: Was suchst du hier? Ich war verletzt!" Der letzte Satz trifft mich unvermittelt. Ja, ich war verletzt. Das er mich nicht bei sich wollte, hat mir einen schmerzenden Stich im Herzen beschert.

"Du klärst das mit ihm. Noch heute. Sonst kannst du was erleben." Drohend kommt Laurin wieder auf mich zu. Lächerlich. Im Vergleich zu mir ist er noch nicht mal eine halbe Portion. Doch er ist entschlossen, seinem Freund beizustehen. Deshalb kann ich ihm nicht böse sein.

"Das hatte ich sowieso vor. Wenn er Feierabend hat rufe ich ihn an. Mir geht es doch selbst mies."

"Gut! Ich hoffe, du hast die letzte Nacht kein Auge zugetan. Matthias hat das nämlich ganz sicher auch nicht."

"Das wollte ich wirklich nicht", murmle ich erneut ganz kleinlaut. Laurin schüttelt bloß den Kopf und geht an mir vorbei auf die Tür zu. Bevor er geht, möchte ich ihn aber noch was fragen. "Laurin? Warte bitte noch kurz."

"Was?"

"Warum versteckt er sich bei der Arbeit? Wieso verleugnet er sich?"

"Warum? Na warum wohl? Matthias hat nur Machos um sich. Die prallen, wer mit welcher Tusse im Bett war. Was meinst du, was passiert, wenn er sich outet?"

"Aber er ist doch stark. Da steht er doch sicher drüber."

Mein Arbeitskollege stellt sich dicht vor mich. Tief blickt er mir in die Augen. "Du kennst ihn noch lange nicht gut genug, um zu wissen, worüber er steht und was er alles ertragen kann. Natürlich gibt Matthias sich nach außen hin stark und selbstsicher. Das ist er aber nicht. Er hatte schon immer Selbstzweifel und Angst davor, was die anderen Leute über ihn denken. Deshalb hatte er damals angefangen zu trainieren, weil er dachte, dass würde ihn härter machen und schützen. Das tat es aber nicht. Er mag nicht danach aussehen, aber Matthias ist ein sensibler, liebesbedürftiger Softie. Und wehe, du nutzt das aus, oder verrätst ihm, dass ich dir das gesagt habe. Denn das sage ich nur, weil ich mir im Grunde ziemlich sicher bin, dass du keiner dieser Arschlöcher bist, die meinen Matthi verarschen wollen. Und wehe dir, wenn ich damit falsch liege." Damit dreht sich Laurin um und verlässt meine Wohnung.

Ich schließe die Augen und atme ein paar mal tief durch. Ich muss das wieder in Ordnung bringen! Unbedingt.
 

~Matthias~

Was wollte ich nochmal? Keine Ahnung. Ich starre einfach auf den Bauplan, schon seit Minuten, und kann beim besten Willen nicht mehr sagen, weshalb. Wenigstens scheinen die Bauarbeiter das nicht zu merken. Sie wuseln um mich herum und lassen mich in ruhe weiterstarren. Es ist auch gar kein Wunder, dass ich so neben der Spur bin. Immer wieder geistert mir Theo durch den Kopf, sodass ich mich auf rein gar nichts konzentrieren kann. Das der Baubetrieb hier noch reibungsfrei läuft, verblüfft mich schon fast. Meine Männer wissen eben, was sie zu tun haben. Ich überlege nochmal kurz, ob mir nicht doch einfällt, was ich auf dem Bauplan nachschauen wollte, komme aber immer noch nicht drauf. Ich brauche einen Kaffee! Eilig gehe ich auf meinen Bauwagen zu und schließe die Tür. Hier habe ich Ruhe und bin allein. Meist werde ich nicht gestört, wenn ich hier drinnen hocke. Es sei denn, was gravierendes geht draußen schief.

Müde falle ich in den unbequemen Bürostuhl und reibe mir die Augen. Gerade mal sechzehn Uhr durch, und ich könnte schon einpennen. Die ganze Nacht habe ich wachgelegen und vorhin in der Mittagspause bekam ich auch kein Auge zu. Zu allem Überfluss war ich wieder kurz davor nach meinen Glimmstängeln zu greifen, und das obwohl ich mir jetzt wirklich vorgenommen hatte damit aufzuhören. Ich blieb eisern, rief stattdessen Laurin an, um mir alles von der Seele zu reden. Doch das half auch nicht. Laurin ist nur sauer geworden und schimpfte über Theo. Hoffentlich haben die zwei jetzt keinen Krach! Oder Laurin hat ihm erzählt, was ich alles am Telefon losgelassen habe. Ich bin manchmal so eine verdammte Heulsuse! Wenn mich einer meiner Männer so gesehen hätte! Unvorstellbar! Und all das nur, weil ich bei Theo gestern morgen nicht die richtigen Worte gefunden hatte. Theo muss ja sonst was von mir denken!

Seitdem mache ich mir ständig Vorwürfe, wieso ich es ihm nicht schon vorher erzählt hatte. Nur ein kleiner Satz hätte genügt. Dann wäre er vielleicht erst gar nicht auf die Idee gekommen, mich zu besuchen. Himmel, wenn ich nur daran denke! Nach einer Woche der Sehnsucht stand er endlich vor mir und ich tat nichts anderes, als ihn wegzuschicken! Ich hätte ihn bitten können, auf mich zu warten. Er hätte auch in meinem Hotelzimmer bleiben können. Oder sich die Stadt ansehen können. Du meine Güte! Ich hätte es ihm erklären können und ihn den Anderen als einen alten Freund vorstellen können, der mich auf der Arbeit besucht. So viel hätte ich tun können, nur leider fällt das einem erst immer hinterher ein. Genauso, wie wenn man einem Freund einen Brief schreiben will. Man hat die Worte im Kopf, doch hält man den Stift in der Hand, verschwinden sie und man bekommt kein Wort aufs Papier. Schon wieder stand ich mir selbst im Weg. Das kann nicht so weiter gehen! Diesmal nicht!
 

Meine Hand ist schon in der Hosentasche verschwunden und fummelt das Handy raus, noch ehe ich den Gedanken fertig gedacht habe. Ich entsperre das Display und bekomme Herzklopfen. Theos schlafendes Gesicht weckt so viele Emotionen in mir. Sehnsucht und Angst, sogar Scham, dass ich so ein Idiot war und ihn habe gehen lassen. Aber am meisten fühle ich ... Liebe. Ich darf ihn ... Nein! Ich darf uns nicht aufgeben! Falls es jemals ein uns geben wird, dann will ich nicht, dass es jetzt schon vorbei ist.

Meine Rippen werden fast zerschmettert, so dolle schlägt mein Herz, als ich seine Nummer wähle. /Matthias?!/ Das Herz sackt mir in die Hose.

"Ja." Ich räuspere mich nervös. "Hallo." Seite Stimme zu hören tut so gut, auch wenn ich große Angst vor diesem Gespräch habe.

/Hast du schon Feierabend?/

"Nein. Ich muss mit dir reden", beginne ich.

/Das trifft sich gut. Ich nämlich mit dir auch. Ich wollte dich nachher eigentlich anrufen, wenn du Zeit hast. Aber falls du jetzt schon reden kannst, dann .../

"Ja! Ja, deswegen rufe ich ja auch an. Also ich hab Zeit." Es wird für einige Augenblicke ganz still. Auf beiden Seiten.

Ich mache mir selbst Mut und setzte zu einer Erklärung an, da kommt mir Theo zuvor. /Ich wollte dich nicht einfach stehen lassen. Es tut mir leid./ Es tut ihm leid?

"Nein! Ich muss mich entschuldigen! Ich wollte dich nicht wegschicken! Ganz ehrlich nicht! Aber du hast mich so überrumpelt, dass ..."

/Das wollte ich nicht. Ich werde manchmal schnell wütend und ich habe überreagiert. Ich dachte, du wolltest mich gar nicht bei dir haben./

"Doch! Natürlich will ich dich bei mir haben. Nur ... Hier geht das nicht. Nicht öffentlich. Verstehst du das?"

/Mittlerweile ja./ Ich höre ihn leise atmen und bekomme eine Gänsehaut.

"Ich wünschte, ich hätte dich nicht weggejagt. ... Du fehlst mir so", flüstere ich.

/Bekommst du das nächste Wochenende frei?/

"Ja. Und wenn nicht, melde ich mich krank. Das werde ich dann nämlich ganz von alleine." Theo lacht, was mir ein so mächtiges Glücksgefühl beschert, dass meine ganze Haut zu kribbeln beginnt. "Dann ist jetzt wieder alles gut zwischen uns?"

/Alles ist wieder gut./ Erleichtert schließe ich meine Augen. Allerdings diesmal nicht vor Müdigkeit. Eigentlich bin ich wieder richtig fit und bereit für den doofen Bauplan, der mir vorhin sein Wissen nicht preisgeben wollte.
 

******
 


 

Ach, herje! Ich könnte die beiden gerade mal so richtig knuddeln! Meine zwei riesen Muskelprotze. ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  emina
2014-07-18T09:39:01+00:00 18.07.2014 11:39
Ich kann Theo echt verstehen dass er einfach verschwunden ist, aber Mati auch, er hatte Panik

Jack der Retter in der Not hihihihi (Theo wird noch Albträume bekommen)


Antwort von:  Fara_ThoRn
18.07.2014 16:55
Der arme Theo muss noch eine ganz besondere Begegnung mit Jack hinter sich bringen. *höhöhö*
Von:  tenshi_90
2014-07-17T17:30:45+00:00 17.07.2014 19:30
Ach sind die beiden knuffig :)
Antwort von:  Fara_ThoRn
18.07.2014 16:56
Jaaa! Ich hab mich auch richtig in die beiden verliebt. Ganz unerwartet xD


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