Angels Guilt von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Alptraum ------------------- „Artemis!“ Die junge Frau, die auf den Namen Artemis hörte, drehte sich um. „Was gibt es, Cas?“, fragte sie. „Du bist ja noch gar nicht fertig!“, stellte Artemis‘ Gegenüber fest. Castiel, ihr bester Freund, sah sie erstaunt an. Normalerweise war Artemis die Erste, die in ihrer Uniform war. „Falls du nicht blind bist, würdest du sehen, dass ich fertig bin. Hab nur die Jacke nicht an. Und die Rüstung auch nicht“, stellte sie fest. Castiel musterte sie nochmal von oben bis unten. „Tatsache, mein Fehler. Wollen wir dann los? Tris ist mir Sicherheit schon dort und fährt das System hoch.“ Ohne zu antworten, setzte Artemis ihren Weg zur Basis fort, Castiel neben ihr. Die beiden waren zusammen mit ihren gesamten Akademie-Jahrgang ins Militär eingetreten. So etwas war noch nie vorgekommen. Mittlerweile waren sie seit zwei Jahren ein fester Teil der Himmlischen Heerscharren. Heute würden sie selbstständig Patrouille an der Grenze zwischen Himmel und Hölle halten. Als sie bei der Basis ankamen, zog sich Artemis auch ihre Jacke an. Sie war für diese Patrouille die Kommandantin, also wollte sie auch professionell auftreten. Auf dem Weg zum Luftschiff wurden Artemis und Castiel von den älteren Kollegen gegrüßt. Das erste was sie lernten, als sie den Heerscharren beitraten, war der Zusammenhalt und Vertrauen, aber auch Disziplin. Ihre Vorgesetzten legten nicht viel Wert auf Förmlichkeiten, wenn sie nicht auf Missionen waren. Sie scherzten viel und keiner nahm dem anderen was übel, meistens zumindest. Es gab einige die sich nicht wirklich leiden konnten, dennoch kamen sie miteinander aus. Sie gingen sich bloß aus dem Weg. Artemis empfand es als sehr angenehm. Jedoch musste auf jeder Mission Disziplin herrschen. Heute sollte sie beweisen, dass sie geeignet war in einigen Jahren Kapitän zu sein oder auch höher. Zusammen mit Castiel ging sie zur Merkabah, welche ihnen für die Patrouille zur Verfügung stand – Eternal Arc. Zusammen mit Castiel bahnte sie sich ihren Weg zur Brücke. Dort wurde sie schon von Calatrisa erwartet. „Meine Güte, endlich! Sag mal, hast du die Zeit vergessen oder was?!“ Das Mädchen war völlig aufgebracht. „Calatrisa, beruhig dich. Ich bin ja da.“ Versuchte Artemis ihre Freundin etwas ruhiger zu stellen. „Ja ja, die ganze Vorbereitungsarbeit überlässt aber mir“, grummelte sie. „Schon fertig?“, mischte sich auch nun Castiel ein. „Wir können jederzeit starten“, antwortete Calatrisa stolz. Sie hatte alles bereits eingerichtet, Systeme waren online. „Na dann, Calatrisa schalte bitte das Intercom frei.“ Artemis setzte sich in den Kommandantensitz der Merkabah. „Hier spricht Artemis, euer Captain für diese Mission. Alle Crew-Mitglieder auf ihre Posten. Wir starten in fünf Minuten.“ Nach der Ansage schaltete Artemis das Intercom wieder aus. Calatrisa war Pilotin bei diesem Flug, Castiel der Navigator. Artemis schloss ihre Augen und holte noch einmal tief Luft. Als sie ihre Augen öffnete, sah sie eine zerstörte Landschaft vor sich. „Artemis!“, hörte sie Calatrisa rufen. „Tris! Zieh die Merkabah hoch! Sofort!“, gab die rosahaarige den Befehl. Calatrisa versuchte ihr bestes, dennoch wurden sie von dem gegnerischen Schiff der Dämonen getroffen. „Verdammt!“ Das nächste was Artemis noch wahrnahm war eine Explosion. Ihre Sicht verschwamm. Das nächste was sie scharf erkannte, war eine komplett zerstörte Merkabah und Tote. „Tris?! Cas?!“, versuchte sie ihre beiden Freunde ausfindig zu machen. Sie entdeckte Castiel unter Merkabah-Teilen eingeklemmt. Eine Blutlache um ihn hatte sich gebildet. Das nächste was Artemis wahrnahm, war ihr Bett. Sie weinte und sie war vollkommen durchgeschwitzt. Ihre Kehle tat weh. Hatte sie geschrien? Die rosahaarige wusste es selber nicht. Sie hatte erneut einen Alptraum gehabt. Sie wischte sich die Tränen weg, konnte jedoch nicht aufhören zu weinen. Sie zog ihre Knie an und stützte ihren Kopf drauf ab. „Castiel…“, schluchzte sie. Nachdem sie sich halbwegs beruhigt hatte, stand sie auf und ging in ihr Badezimmer um zu duschen. Das Wasser nahm sie kaum war, vor ihrem inneren Auge spielten sich die Bilder der Mission ab. Artemis gab sich immer noch die Schuld an dem was passiert war. Die Tatsache, dass sie auf dem rechten Auge nun blind ist, ist aber nicht Strafe genug für sie. Sie sollte tot sein. Und die anderen sollten alle leben. Als sie auf den Boden blickte merkte sie wie Blut sich mit dem Wasser vermischte. „Scheiße!“, fluchte sie. Ihr war bewusst was passierte, aber sie tat es immer unbewusst. Artemis hatte wieder an ihren Armen geschrubbt und teilweise gekratzt, bis sie blutete. Sie stellte das Wasser ab und schnappte sich ihr Handtuch, welches sie um ihren Körper wickelte. Sie suchte nach ihrem Erste-Hilfe Kasten und schnappte sich zwei Verbände. Sie spülte nochmal das Blut ab und fing an sich ihre Arme zu verbinden. Ihr war bewusst, dass sie krank war. Es wurde ihr gesagt, Calatrisa versuchte regelmäßig sie von einer Therapie zu überzeugen. Aber sie wollte nicht, sie schob es auf ihren Stolz und ihre Sturheit. Artemis war gerade auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz als Calatrisa auf sie zu gerannt kam. Sie musste zugeben, dass Calatrisa wesentlich besser wieder aussah, die Therapie hatte ihr anscheinend gut getan. „Artemis! Wunderbar das ich dich sehe! Ich muss dir unbedingt was erzählen.“ Calatrisa strahlte ihre Freundin regelrecht an. „Sorry Tris, aber ich bin schon etwas spät dran. Können wir das beim Mittagessen klären?“ Calatrisa schaute Artemis erst etwas enttäuscht an, aber freute sich dennoch auf das gemeinsame Essen mit ihrer Freundin. Dann fiel ihr Blick auf Artemis Arme. Sie hatte rote Stulpen an. Artemis trug nie Armstulpen. Irgendwas stimmte nicht. „Artemis? Was ist mit deinen Armen?“ Diese schaute schuldig in eine andere Richtung. „Nichts.“ Calatrisa ließ sich nicht beirren. Stattdessen griff sie nach Artemis‘ Arm und zog die Stulpe etwas nach oben. Darunter war ein Verband versteckt. „Was ist passiert?“ „Nichts. Bin gestolpert… Mit ‘nem Messer in der Hand.“ Calatrisa sah sie zweifelnd an. „Sag die Wahrheit.“ Artemis sah ihrer Freundin direkt in die Augen. „Keine Ahnung wie das passiert ist, ok?! Als ich aufgewacht bin, hab ich einfach geblutet. Vermutlich hatte ich mich im Schlaf gekratzt, bis es eben blutete.“ „Erzähl kein Scheiß! Du hast dich bei einer Panikattacke selbst verletzt. Was bedeutet, du hattest wieder einen Alptraum“, schlussfolgerte Calatrisa. Artemis riss ihren Arm los und richtete ihre Stulpe wieder, sodass der Verband nicht mehr sichtbar war. „Und wenn schon. Ist egal.“ Für Artemis war das Gespräch beendet und sie beeilte sich, um noch rechtzeitig an ihren Arbeitsplatz zu kommen. Nach diesem Mal, kam es noch öfters vor, dass Artemis sich selbst verletzt hatte. Doch es wurde zunehmend unbewusster. Anfangs war es ihr noch bewusst. Es wurde zur Gewohnheit, dass sie Armstulpen trug um die Verbände zu verstecken. Doch mittlerweile wusste fast jeder, was los war. Viele hatten versucht sie zu einer Therapie zu überreden. Jedoch lehnte Artemis stets ab und versicherte, dass es ihr gut ging. Täuschen konnte sie jedoch niemanden, dennoch wurde sie weitestgehend in Ruhe gelassen. Als ihre Arme verbunden waren, suchte sie sich ihre Uniform aus dem Schrank. Sie hasste es, die Standard-Uniform zu tragen, Artemis wurde ausnahmsweise dazu gezwungen. In voller Montur, schritt sie durch die Militärbasis. Sie suchte nach Calatrisa, die sie kurzerhand in der Kantine fand. Artemis setzte sich zu ihrer besten Freundin. Die zog ihre Augenbraue nach oben, ein wortlose Frage, wieso die volle Montur. „So gut du auch bei Koordinaten und Merkabah-System bist, dein Zeitgefühl ist nicht das Beste. Heute sollen doch die Neulinge kommen. Und wir, du bist also mit eingeschlossen, sollen sie fürs erste Jahr an die Hand nehmen. So hat es jedenfalls Michael ganz nett ausgedrückt.“ Calatrisa entgleisten kurz die Gesichtszüge. „EH?! Wie jetzt?! Ich auch? Mist! Ich muss mich umziehen, ah scheiße!“ Calatrisa wollte gerade losstürmen, doch Artemis zog sie wieder zurück. „Beruhig dich doch mal. Alles in bester Ordnung. Ich bin für die Pfeifen verantwortlich, du sollst mir nur behilflich sein.“ „Michael ist aber nicht auf den Kopf gefallen, oder? Du hasst doch Anfänger. Letztes Jahr hast du einen so verschreckt, dass er sich nicht mehr in deine Nähe traut.“ Artemis grinste. Sie war stolz darauf. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrem Kopf. „Deswegen ist das auch der Grund, warum sie ausgewählt wurde“, erklang eine Stimme hinter ihr. „Malahidiel, ich schwöre, wenn du meine Haare durcheinander bringst, kriegst du eine verpasst!“, drohte die rosahaarige. Sofort verschwand die Hand von ihrem Kopf und neben ihr setzte sich Malahidiel. Der Engel war weitaus älter als die beiden und bekleidete einen ebenso weitaus höheren Rang. Trotzdem verstand er sich sehr gut mit Calatrisa und Artemis und konnte sich so manchen Scherz erlauben. Er war auch einer der wenigen, bei denen Artemis früherer Charakter wieder zum Vorschein kam. „So, und warum wurde Artemis nun dazu bestimmt die Neuen zu betreuen.“ „Weil sie der Armee persönlicher Hausdrache ist“, lachte Malahidiel, was sich als Fehler rausstellte, als er Artemis Ellbogen in seiner Seite spürte. Sie hatte ihm vermutlich eine Rippe leicht angeknackst. „Nenn mich noch einmal Hausdrache und ich brech dir was.“ Malahidiel sah sie entschuldigend an. „Wie dem auch sei. Lieutenant, Sie werden im Konferenzraum C erwartet.“ Artemis stand auf und machte sich auf den Weg zum besagten Raum. „Wie geht’s ihr heute?“, fragte Malahidiel. Calatrisa sah ihrer Freundin noch nach. „Keine wirklich Anzeichen, dass es ihr schlecht geht. Aber manchmal trügt der Schein. Ihre Arme waren wieder verbunden.“ Calatrisa war tatsächlich die einzige die jegliche Details von Artemis Beschwerden erkannte. Malahidiel sah Artemis besorgt nach. „Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee war, gerade sie dafür einzuteilen.“ Während sich Malahidiel und Calatrisa sich noch unterhielten, war Artemis bereits auf dem Weg zum Konferenzraum. An einer Tür stoppte sie. Die Neuen waren dort platziert worden und sollten warten. Artemis stellte sich an den Türrahmen und beobachtete die Gruppe. Unter ihnen entdeckte sie tatsächlich einige die sich für den Job bei den Heerscharren eigneten, jedoch auch einige die sie für nicht geeignet hielt. Der Schein konnte jedoch auch trügen. Calatrisa bewies es des Öfteren. „Habt ihr gehört, angeblich soll unser Instruktor ein Lieutenant sein?“ „Ich hab gehört, er hat eine gesamte Dämonen-Legion zerschlagen.“ „Sie. Angeblich ist unser Instruktor eine Frau.“ Plötzlich wurde es still im Raum. „Eine Frau? Ehrlich? Die muss echt was drauf haben.“ Artemis zog eine Augenbraue hoch, als sie diese Bemerkung hörte. Sie wusste nicht ob sie es als Kompliment nehmen sollte oder den Engel für dämlich halten. Natürlich musste sie Grips und Kraft besitzen um zu überleben. Sie drehte sich um und marschierte davon, in Richtung ihres eigentlichen Ziels. Beim Konferenzraum C angekommen, trat sie ein. Sie fand nur Michael und Chamuel vor. Sie salutierte und nahm den beiden gegenüber platz. „Ich hab dich lange nicht in einer Uniform gesehen“, stellte Michael fest. Artemis verengte ihr gesundes Auge. „Spar’s dir. Die Unterlagen bitte.“ Michael schob ihr die Unterlagen zu. Artemis sah sich stichprobenartig die neuen Soladten an. „Ich hab freie Hand, was ihre Ausbildung angeht?“ Michael nickte. „Egal was für Beschwerden über meine Methoden kommen, ich darf es durchziehen?“ Erneut kam ein Nicken vom General. „Wenn ich glaube, dass einer komplett nicht geeignet ist, darf ich ihn rausschmeißen?“ Der Punkt war Artemis am wichtigsten. Die Heerscharren brauchten keine Soldaten die zu nichts taugten. „Ich würde es begrüßen, wenn du vorher nach anderen Möglichkeiten suchst.“ Artemis nickte und stand auf, nahm die Unterlagen und verabschiedete sich. „Glaubst du es war die richtige Entscheidung?“, äußerte Chamuel ihre Bedenken. „Wieso fragen mich das neuerdings wieder alle?“ „Weil es sich hier um einen temperamentvollen Engel handelt, wenn nicht sogar hochexplosiven, wenn es um Wut geht. Zudem leidet sie an posttraumatischer Belastungsstörung und will es sich nicht einmal eingestehen, dass sie immer noch nicht vollkommen gesund ist.“ Darauf sagte Michael nichts mehr. Er hoffte lediglich darauf, dass Artemis in nächster Zeit realisierte, dass sie Hilfe brauchte.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)