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[Barkeeper-Reihe 01] Barkeeper auf EIS

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Kapitel 01 - Augen aus Eis

*Trommelwirbel* Fara ThoRn writing service proudly presents: Barkeeper auf EIS! *Paukenschlag mit Luftschlangen* (Ich hab sie echt nicht mehr alle.)
 

Hallo meine Lieben! 

Heute möchte ich mit einer neuen Serie anfangen, an der ich noch arbeite. Meine Barkeeper-Serie. Die spielen sich natürlich alle in meinem Imaginären Lieblingsclub, dem Velvet. 

Angefangen hat es mit dem heißen, 'unknackbaren' Barkeeper Laurin, dessen Story ich schon länger in meinem Kopf hatte. Daraus wurde langsam aber sicher eine Sammlung von weiteren Ideen, die ich teilweise schon geschrieben, und teilweise noch am schreiben bin. Ihr könnt euch also auf noch viel mehr Lesestoff freuen! Nachdem ich Barkeeper auf EIS geschrieben hatte, fielen mir sozusagen noch sieben weitere Ideen rund um das Velvet in den Schoß. 

Ganz ehrlich? So schön es ist, wenn man auf neue Ideen kommt, es macht einen auch ganz nervös. Ich hätte am liebsten mit allen gleichzeitig angefangen, konnte aber natürlich nicht. Tja, so ist das eben. An manchen Tagen könnte man gar nicht mehr aufhören zu schreiben, und an anderen sitzt man vorm Bildschirm und nichts tut sich. Meistens dann, wenn man mal Zeit hätte *grummel*.

Während ich also noch kräftig in die Tasten haue, hier schon mal der Anfang meiner shakenden Lieblinge! 
 

Leider notwendig zu erwähnen: Alle Rechte meiner Texte liegen allein bei mir. Meine Texte, mein Eigentum. Unerlaubte Veröffentlichungen, auch nur auszugsweise, auf anderen Plattformen oder Onlineshops sind verboten, und das mache ich Text-Dieben auch rechtlich begreiflich, falls es sein muss.

Also? Klauen is nicht. Und wie ich kürzlich erfahren habe, haben meine lieben Leser ihre Augen überall und berichten mir jeden dreisten Text-Diebstahl.

Auch ich werde in Zukunft besser aufpassen und genauer hinsehen, was einem auf digitalem Wege angeboten wird.
 

In diesem Sinne wünsche ich euch trotzdem viel Spaß beim Lesen.

Eure Fara
 


 

[Barkeeper-Reihe 01] Barkeeper auf EIS
 


 

Kapitel 01 - Augen aus Eis
 

~Malvin~

Ich kann es kaum erwarten! Endlich Wochenende! Das heißt: Ab ins Velvet und die gute Aussicht genießen. Und mit guter Aussicht meine ich: Laurin - DER heißeste Kerl schlechthin! Er ist dort Barkeeper und man sagt ihm nach, eine wirklich hart zu knackende Nuss zu sein. So manch einer hat sich an ihm schon die Zähne ausgebissen und ich kenne niemanden, der mal etwas mit ihm hatte. Man munkelt sogar, er sei eine Hete, woran ich aber nicht glaube. Zu auffällig sind seine Blicke, zu knapp seine Kleidung. So würde kein Hetero der Welt in einem Schwulenclub rumlaufen! Und auch wenn mein Kumpel Kris sagt, seine Blicke gelten auf keinem Fall mir, so bin ich mir doch sicher, dass sie es tun. "Der will nur eins: Dein Geld. Fall nicht auf diesen Schwachkopf rein", sagte er mir einmal. Das glaube ich aber noch weniger. Er ist immer so nett zu mir.

Wie er hinter der beleuchteten Bar steht, professionell seinen Mixer hin und her wirft und damit alle Blicke auf sich zieht. Alleine wenn ich ihn mir nur vorstelle ... Seine strahlend grünen Augen, das nussbraune, strubbelige Haar und sein süßes Lächeln. Wie viele feuchte Träume hat er mir schon beschert? Ich seufze. Mich hat es echt erwischt! Ich bin bis in die Haarspitzen in Laurin verliebt, und ich werde alles tun, damit er endlich kapiert, dass wir beide füreinander geschaffen sind.

Unruhig warte ich auf Kris. Er will mich abholen, mit mir ins Velvet fahren und danach übernachte ich bei ihm. Falls Laurin mich nicht zu sich nach Hause einlädt ... Wer weiß?

Draußen klingelt es. Kris ist da! Dann kann es ja los gehen! Laurin, ich komme!
 

Ich rase die Treppen hinunter und springe zu Kris ins Auto. "Los! Los! Los!", rufe ich Kris zu und hüpfe auf dem Beifahrersitz rum.

"Mann! Beruhige dich doch mal! Du bist schlimmer als ein verliebter Teenager! Du bist 20! Reg dich mal ab!" Kris wirft mir einen ärgerlichen Seitenblick zu. Stören tut es mich nicht. "Und hallo erstmal. Einen schönen Abend wünsche ich dir." Huh, ist der schlecht gelaunt!

"Ja, ja. Hallo dir auch. … Du warst noch nie verliebt, oder? Dann wüsstest du, wie das ist."

"Glaub mir. Ich weiß wie es ist, in jemanden verliebt zu sein, der einen nicht will", brummt er und guckt grimmig auf die Straße vor sich. Ich lasse ihn jammern. Er hat ja keine Ahnung!
 

~Laurin~

Ich lächle milde. Ja, glotz du nur! "Ich kann dir auch mal was geiles 'mixen'. Musst nur mit mir nach Hause kommen." Oh Gott! Bitte nicht schon wieder so ein dämlicher Anmachspruch! Da war das Glotzen ja noch besser!

Trotzdem lächle ich weiter. "Danke. Aber ich kann mir selbst was mixen", rufe ich diesem 'unwiderstehlichen' Kerl über die Theke zu und zwinkere. Nur nicht unhöflich werden. Das sieht mein Boss gar nicht gern, was man ja auch verstehen kann.

Doch … wie ich diese Typen hasse! Kaum haben sie einen recht ansehnlichen Körper, meinen sie, jeden mit einem Fingerschnippser abschleppen zu können. Auch wenn es meistens stimmt. Leider! Das macht sie nur noch selbstverliebter und überheblicher. Alles was hier zählt, ist nur ein geiler, williger Arsch. Aber mit mir nicht! Ich habe genug all die Jahre gesehen, um nicht mehr auf sowas hereinzufallen. Ganz sicher nicht! Obwohl es ein paar Ausnahmen gibt, die mich schon schwach werden lassen könnten. Ich bin schließlich auch nur ein Mann.

Er zum Beispiel. Der, der mich gerade zu sich heran winkt. "Hey Jack. Was soll's sein?", frage ich ihn.

"Ein Bier für mich und ein alkoholfreies für meinen Kleinen."

"Kommt sofort!"

Jack Schmitz. Ich hätte damals sofort was mit ihm angefangen, hätte ich nicht genau gewusst, was für ein Arsch er war. Ja, das war mal. Bis vor drei Jahren. Wie auch immer es der Bruder meines Kollegen Theo geschafft hat, aber Jack ist mit ihm seitdem zusammen. Glück muss man eben haben! So einen Fang zu machen, und ihn dann auch noch halten können!, würde für mich pures Glück bedeuten.
 

Innerlich seufzend reiche ich Jack die zwei Biere und dann: Auftritt Malvin, der kleine Hase. Mein ganz persönlicher Fan. Er ist klein, süß, und auch wirklich nett und er steht ganz augenscheinlich auf mich. Doch vor allem: Malvin ist viel zu jung! Das ist es auch schon. Sowas suche ich nicht. Ich suche groß, willensstark und jemand der weiß was er will. Nein. Der mich will! Und zwar nicht nur für eine schnelle Nummer. Aber lassen wir das erstmal.

Malvin ist also das genaue Gegenteil von meinem Traumtypen, und ich schaffe es einfach nicht, ihm eine deutliche Abfuhr zu erteilen, weil er einfach so ... scheiß nett und quirlig ist! Wie ein Hase eben, den man schlachten muss, es aber nicht übers Herz bringt, da er einen so lieblich mit seinen Knopfaugen anstarrt.

Leider sind Malvins Herzchen in den Augen viel zu groß und er übersieht das Wesentliche. Seinen 'Kumpel' Kris, der Arme. Seinen mehr als giftigen Blicken in meine Richtung zu urteilen, fühlt er mehr als nur Freundschaft für den Kleinen. Tja. Man kann eben nicht alles haben. Das weiß ich nur zu gut.
 

~Malvin~

Wummernde Musik, heiße Luft und Laurin hinter der Bar. Was gibt es Besseres? Eben. Nichts!

Ich ignoriere Kris' Gelaber (was interessiert es mich?) und schlängle mich durch die ganzen tanzenden Menschen hier. Ich sichere mir einen Platz an der Theke und warte, dass Laurin endlich auf mich zukommt. Bis das passiert beobachte ich ihn. Er ist so wunderschön! Allein Laurins Lächeln! Gibt es was Schöneres? Er nickt einem Kollegen zu und unterhält sich mit einem anderem Kerl, dem er zwei Bier in die Hand drückt. Wer ist der Typ nur? Eifersucht schwellt in mir auf. Leider kann ich keinen Ton verstehen, den die Zwei wechseln. Zum Glück trollt sich der dunkelhaarige, alte Sack* wieder und ich lächle Laurin an.

Er sieht mich, lächelt zurück und kommt auf mich zu. Alles Andere um uns rum zerfällt zu Staub. Nur wir zählen. Mein Puls erhöht sich auf ein ungesundes Maß und mir stockt der Atem. 'Ich liebe dich Laurin!', möchte ich ihm zurufen, ihm um den Hals fallen und seine glänzenden Lippen kosten ...

"Na? Schön dich wieder zu sehen!", sage ich aber nur und versuche keine seiner Bewegungen zu verpassen. Sie quasi einzusaugen, damit ich noch lange davon zehren kann, wenn er auch diesmal mein Flehen nicht erhört.

"Hey. Was möchtest du denn?"

Dich! Nackt und sofort! "Einen Vodka-O."

"Und dein schnuckeliger Freund?" Er zeigt hinter mich.

"Ähm ... Du meinst Kris? Der ist nicht mein Freund." Wie kommt er auf sowas? "Kris ist mein Kumpel."

"Ach so. Schade. Ihr wärt echt ein süßes Paar", grinst mich mein Traummann an und stellt mir mein Getränk hin. Mir rutscht das Herz in die Hose.

Wieso sagt er das? Ich dachte, er mag mich? Dachte er die ganze Zeit über, dass ich und Kris …? Scheiße!
 

~Laurin~

Tut mir leid, Kleiner. Aber ein Schubs in die richtige Richtung kann dir nicht schaden. Kaum auszuhalten, wie er mich anschmachtet! Und dann dieser Kris. Er schleicht um Malvin rum, schickt mir tödliche Blicke und versucht ihn von mir fern zu halten. Nur ist Malvin leider total auf mich eingeschossen. Vielleicht sollte ich doch deutlicher werden? Ich muss ihn ja keine Abfuhr im eigentlichen Sinn erteilen. Nur nochmal einen ordentlichen Schubser direkt in die Arme seines Freundes. Hoffentlich funktioniert es auch.

Ich stelle ihm noch einen Wodka-O hin. "Der geht auf's Haus. Dein Kris scheint schon zu warten." Große braune Augen schauen mich an. "Geh schon. Ey Malvin. Ich bin nicht der Richtige für dich. Glaub mir." Jetzt habe ich es ihm doch gesagt. Oh, schau doch nicht so! Und bitte heul jetzt nicht!
 

~Malvin~

So hatte ich mir den heutigen Abend nicht vorgestellt! War das gerade eine Abfuhr? Mein Herz krampft sich zusammen und ich kämpfe die gerade herannahenden Tränen nieder.

"Wieso bist du nicht der Richtige?", frage ich und meine Stimme hört sich verdammt dünn an. "Du ... Ich dachte ..."

"Kleiner. Such dir einen netten Freund in deinem Alter. Jemanden der dich liebt." Laurin lächelt mich entschuldigend an und wendet sich von mir ab, schenkt sein Lächeln einem Anderen. Das ist mein Lächeln! Das schenkt er mir sonst immer!

"Malvin? Alles klar bei dir?"

Ich drehe meinen Kopf zur Seite und sehe Kris neben mir stehen. "Er hat mich abblitzen lassen", schluchze ich und hasse mich für diese Schwäche. Doch ich kann nicht anders und lehne mich an Kris' Schulter.

"Komm her." Kris legt einen Arm um mich und hält mich fest. Wenigstens sagt er nichts mehr dazu. Obwohl er jetzt schadenfroh über meine Dummheit spotten könnte. Kris hat wohl Recht behalten. Oder?
 

~Kris~

So leid mir mein süßer Malvin auch tut, aber ich bin unendlich froh! Endlich hat dieser miese Barkeeper mal was richtig gemacht und Malvins rosarote Seifenblase zum zerplatzen gebracht. Seit ich Malvin das erste Mal mit hier her genommen habe, sitzt er in dieser Seifenblase und schwärmt für diesen Idioten von Barkeeper. Vielleicht erkennt er jetzt endlich, wie sehr ich ihn mag. "Er ist es nicht wert, dass du wegen ihm heulst", sage ich zu ihm und drücke ihn enger an mich. Seine Nähe fühlt sich so gut an ... "Vergiss ihn."

"Das kann ich nicht." Mein Shirt wird langsam feucht.

"Ich helfe dir dabei. Komm. Lass uns tanzen. Das haben wir ewig nicht mehr gemacht. Was meinst du?" Getanzt haben wir wirklich fast nie. Immer nur himmelte er diesen Laurin an, wenn wir gemeinsam hier waren.

Mit feuchten Augen schaut er zu mir auf. Er ist so schön in diesem Moment! "Warum nur will er mich nicht?" Ich atme tief ein. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren!

"Keine Ahnung." Vorsichtig wische ich mit meinem Daumen seine Tränen von der Wange. "Du bist wundervoll. Jeder der das nicht erkennt, ist ein dummer Idiot."

Malvin vergräbt wieder sein Gesicht an meiner Schulter. Wenigstens kann ich ihm so nahe sein, wie schon seit Langem nicht mehr. Gemein, ich weiß. Aber irgendwann wird er hoffentlich einsehen, dass wir zusammengehören, und nicht er und dieser machohafte Barkeeper.
 

~Laurin~

Ein Grinsen huscht über mein Gesicht. Kris kümmert sich wie erwartet hingebungsvoll um den kleinen Malvin. Als Kris zu mir schaut, zwinkere ich ihm kurz zu. Erkenntnis flackert in seinen Augen auf und er lächelt mich an! Das erste Mal überhaupt. Na ja. Er hielt mich ja auch für einen Konkurrenten. 'Vermassle es ja nicht', denke ich und laufe runter ins Getränkelager. So eine gute Tat lässt einen doch gleich beschwingter werden!

Da das Bier bald zur Neige geht, steige ich die Treppen hinunter, die unter die Bar führen, um dort ein neues Bierfass anzuschließen. Mit der Sackkarre bewaffnet rolle ich ins Kühlhaus.

Das ist schon ganz schön geräubert. Gut das morgen der Großhändler wieder liefern kann. In letzter Zeit hatten wir einige Probleme mit ihm. Völlig in Gedanken rolle ich das schwere Fass auf die Sackkarre und hieve es nach oben. Sau schwer die Dinger! Gerade als ich es geschafft habe und es zum Ausgang der Kühlkammer rollen will, höre ich einen Schlag und das Licht geht aus. Was nur eins bedeuten kann. "Die Tür ist zu", sage ich panisch zu mir selbst. Nun sitze ich in der Falle! Das verflixte Kühlhaus lässt sich nur von außen öffnen.

Ich lasse die Sackkarre einfach los. Es scheppert laut und das Fass kippt um, was mich aber gerade ganz und gar nicht interessiert. Mit den Fäusten hämmere ich gegen die kalte Kühlhaustür und fange an, laut zu schreien. "Scheiße! HEY!!! HÖRT MICH JEMAND? HILFE!!!"
 

~Malvin~

Kris konnte mich dann doch dazu überreden, mit ihm zu tanzen. Eigentlich zieht er mich eher über die Tanzfläche, als das ich selbst tanze. Aber es lenkt mich kaum von Laurin ab. Mein Laurin. Ich kapiere es einfach nicht! Ich dachte wirklich, dass er mich mag. Wie konnte ich mich nur so irren? Die Anderen haben recht. Er ist eine hart zu knackende Nuss. Vielleicht haben sie nur noch nicht den richtigen Nussknacker gefunden. Ebenso wie ich. Was aber, wenn ich den passenden Nussknacker finden kann?

Meine Laune wird augenblicklich besser. Ja. Vielleicht muss ich nur mehr über ihn herausfinden! Sagen wir mal, wenn Laurin und ich gemeinsamem Interessen haben würden, wäre das doch ein guter Anfang. Oder? Wir hätten dann Gesprächsstoff, würden uns darüber miteinander unterhalten, oder ich tauche ganz 'zufällig' dort auf, wo er seine Freizeit verbringt. Ja. Das könnte eventuell klappen!

So langsam reift ein Plan in mir, wie ich meinen Laurin doch noch für mich gewinnen kann. Aufgeben tue ich bestimmt nicht! Für die Liebe muss man kämpfen, und um sie zu gewinnen sind alle Mittel recht! Habe ich nicht recht?!
 

~Vincent~

"Hörst du das?", frage ich keuchend, will mich von den feuchten Lippen lösen, doch mein Gegenüber bleibt hartnäckig.

"Was?", brummt er und saugt erneut an meiner Unterlippe.

Ich schiebe ihn sanft von mir und horche genauer. "Da klopft doch was."

"Lass es klopfen", haucht mir mein Date nun ins Ohr, während er beginnt an eben jenem knabbern. Für einen One-Night-Stand ganz schön frech!

"Lass uns nur mal nachsehen. Das kommt mir nicht geheuer vor."

Der Kleine in meinen Armen seufzt theatralisch auf. Ich ignoriere ihn und lasse ihn los. Mit langsamen Schritten, damit ich keine Geräusche beim Gehen mache, gehe dem Klopfen nach. Leider hat es aufgehört und ich streife auf gut Glück weiter durch das Lager.

"Lass uns zurückgehen. Wir bekommen nur Ärger", quiekt mein Date hinter mir. Auf einmal ist er so ängstlich? Wer hat mich denn hier runter verschleppt? Aber vielleicht hat er recht. Das Klopfen ist nicht mehr zu hören und ich habe keine Ahnung, wo es hergekommen sein könnte. Doch dann ...

Mir fällt das Kühlhaus ins Auge. "Komm jetzt. Gehen wir wieder zurück." Mein Kleiner One-Night-Stand nimmt meine Hand und zerrt dran.

"Warte nochmal einen Moment." Ich habe da so ein Gefühl. Und ich irre mich selten dabei.

Ich laufe rüber zu der schweren Kühlhaustür und ziehe an dem großen Hebel. Ein Blick kann ja nicht schaden. Die Tür knarrt eisern und kühle Luft schlägt mir entgegen.
 

"Was zum ...?" Etwas fällt mir vor die Füße. "Shit!" Das ist ein junger Mann!

Ich gehe in die Knie und packe den kalten Körper an den Schultern. "Hey! Hörst du mich? Junge!"

"Du meine Güte! Lag der da drinnen?", gackert mein Date, bleibt unnütz hinter mir stehen und glotzt nur doof.

"Ja verdammt! Geh Hilfe holen!", herrsche ich ihn an.

Er trappst los und ich hebe den Jungen hoch, trage ihn zu den aufgestapelten Kartons und lege ihn quer darauf.

Endlich öffnet er seine Augen und schaut mich müde und erschöpft an. "Kalt", flüstert er und ich gebe alles um ihn irgendwie warm zu bekommen. Seine Kleidung und seine Haut sind wirklich schweinekalt!

Ich schaue mich um, entdecke aber nichts, um ihn drin einzuwickeln. Also setzte ich mich auf die Kartons und ziehe ihn in meine Arme. Fest an mich gedrückt rubble ich wie blöde an seinen Armen und hoffe ihn so endlich etwas wärmer zu bekommen. "Gleich kommt Hilfe", sage ich zu ihm.

"Danke."

"Wie heißt du?", frage ich ihn, um ihn wach zu halten.

"Laurin."

"Ich bin Vincent. Aber jeder nennt mich Vince." Laurin lächelt mich an. Erst jetzt fällt mir auf, wie wunderschön er ist, und das er gar nicht so jung ist, wie ich zuerst dachte. "Wird es dir etwas wärmer?"

"Ja." Ich versinke in seinen grünen Augen. Wie intensiv sie leuchten! Ich kann es nicht verhindern, aber ein Lächeln schleicht sich auf meine Gesichtszüge und ich fahre sanft über Laurins Stirn. So vertieft in seinen Anblick höre ich gar nicht, wie aufgeregte Schritte die Treppe herunter zu uns eilen. Laurin wird mir abrupt aus dem Armen gerissen und ein besorgter Barkeeper spricht laut auf ihn ein und tätschelt seine Wange. Leise ziehe ich mich zurück. Laurin ist in guten Händen, so wie es aussieht.

"Komm, wir gehen lieber." Ich lege den Arm um mein Date, das gerade mit dem aufgeregten Barkeeper zusammen hier aufgekreuzt ist.
 

~Malvin~

Kris albert mit mir herum, versucht mich aufzuheitern und es funktioniert sogar. Allerdings liegt das weniger an seiner Rumalberei. Viel eher lässt mich mein Vorhaben, Laurin endlich für mich zu gewinnen, so gutgelaunt sein.

Zuerst muss ich herausfinden, was er so mag. Um das aus ihm herauszukitzeln, muss ich mich besonders geschickt anstellen. Nachher, wenn ich zu Hause bin, werde ich ihn erstmal im Netz aufspüren. Vielleicht ist er ja in irgendeinem Netzwerk, indem er seine Wünsche und Sehnsüchte detailliert beschreibt ... Man wird ja nochmal träumen dürfen?!

Und während ich so in Gedanken mit Laurin in trauter Zweisamkeit meinen Lebensabend plane, entsteht plötzlich ein Tumult hinter der Bar. Jemand wird dort weggetragen. Was da nur passiert ist? Ich recke meinen Hals, genau wie Kris und versuche etwas zu erkennen.

"Das ist Laurin!"

"Bist du dir sicher? Ist das wirklich Laurin?!", fahre ich den Kerl an, der das eben behauptet hat.

Ein anderer mischt sich ein. "Ja! Der lag unten im Getränkelager und ... Hey!" Ich renne los. Meinem Laurin hinterher. Panik greift nach mir. Was ist nur mit ihm passiert? Geht es ihm gut?
 

"Malvin?! Wo willst du hin?!", ruft mir Kris nach, was mir gerade ziemlich am Arsch vorbei geht. Ich habe nur noch Augen für den schlaffen Körper in den Armen des riesigen Barkeepers, der in einen der hinteren Räume getragen wird.

'PRIVAT' prangt auf dem Schild ebenjener Tür. Mir egal! Ich muss da hinein! Mich hält auch niemand auf, da alle viel zu abgelenkt sind von Laurins Zustand.

Ich betrete einen Flur. Links und rechts sind überall Türen und ich habe keinen Plan, hinter welcher mein armer Laurin steckt. Auf gut Glück öffne ich die Erste. Nichts.

Aber ich habe Schwein, denn die vorletzte Tür, ganz hinten rechts, geht auf. "Ich hole noch mehr Decken und informiere den Notarzt!", höre ich den Typen sagen, der dort gerade heraustritt.

Notarzt?! Meine Beine setzen sich wie von selbst in Bewegung. "Laurin!!!" Ich schliddere auf den Kerl zu, der mich perplex anglotzt und dann abfängt.

"Hey! Du hast hier nichts zu suchen!", motzt er mich an und zerrt mich von dem Raum weg, indem meine große Liebe liegt.

"Nein! Ich muss zu ihm! Laurin braucht mich!"

"Mach nicht so einen Aufstand! Junge! Hör auf zu zappeln!"

"Laurin!" Ich beiße diesem Grobian in die Hand und er lässt mich fluchend los.

"Aua! Du Kleiner ...! THEO! HALT DIESEN SPINNER AUF!" Wer auch immer Theo ist, der hält mich auch nicht auf!

Mit klopfenden Herzen flitze ich in den Raum und sehe Laurin eingewickelt in dicken Decken auf einer Couch sitzen.

"Scheiße wer bist du denn?!" Ein bulliger Typ funkelt mich sauer an.

"Ein Freund von Laurin", krächze ich. Wenn das dieser Theo ist, dann prost Mahlzeit!

"Komm! Mach die Biege!"

"Aber ..."

"Lass ihn Theo. Ich kenne ihn." Laurin öffnet seine Augen. Oh Gott sei Dank!

Sofort überbrücke ich die paar Meter bis zur Couch und setze mich neben ihn. "Was ist den nur passiert?", wimmere ich und schaue in sein blasses Gesicht.

"Ich war im Kühlraum eingesperrt", sagt er leise und fängt an mit den Zähnen zu klappern.

"Wie kam den das?! Wie bist du da raus gekommen?!"

"Kleiner? Lass Laurin zu Frieden. Du siehst doch wie fertig er ist", pöbelt dieser Theo und dreht die Heizung auf.

"Mir geht's gut!", protestiert mein Schatz. "Nur ein wenig kalt."

"Soll ich dich wärmen?", frage ich und ernte von ihm, wie auch von Theo ein Lachen. "Was ist daran so lustig?!"

"Ich schau mal wo der Notarzt bleibt."

"Warte Theo!" Theo bleibt stehen. "Der Mann, der mich da rausgeholt hat. Weißt du wo er ist?" Ein Mann der ihn gerettet hat?

"Nein. Der ist verschwunden. Ich kannte ihn auch nicht."

"Ach so." Hörte Laurin sich eben traurig an? Dem muss ich auf den Grund gehen!

"Wie sah er den aus? Vielleicht kenne ich ihn ja!"

"Er hatte blaue Augen. Helle, blaue Augen. Wie Eis." Er erschaudert. "Und dunkles Haar. Braun oder Schwarz. Das konnte ich nicht genau erkennen. Und er hat gelächelt. … Er hat mich angelächelt." Verträumt schaut Laurin in die Ferne. Ich weiß, was dieser Blick bedeutet! Das weiß ich viel zu gut.

Wer war der Kerl? Und warum war ich es nicht, der Laurin gerettet hat? Fuck! Das ist alles Kris' Schuld!
 

~Laurin~

Mir ist immer noch saukalt. Mir klappern die Zähne und meine Nase ist ganz taub. Theo bestand auf einen Arzt. Nur zur Sicherheit.

Ich weiß nicht, wie lange ich im Kühlhaus war, es war auf jeden Fall lange genug. Um mich warm zu halten, lief ich im Dunkeln hin und her, schlug gehen Wände und rief nach Hilfe. Aber niemand hörte mich. Meine einzige Hoffnung war das dumme Bierfass. Wenn oben nichts mehr kommt, musste ja jemand hier runter kommen. Doch das konnte noch dauern.

Es wurde immer kälter und ich immer müder von der Kälte, vom rumlaufen und rufen. Mir tat alles weh. Mit letzter Kraft hämmerte ich gegen die Tür.

Das Nächste, dass ich wieder weiß, sind diese blauen Augen über mir. Der warme Körper, der sich an mich drückte und versuchte, mich wieder warm zu bekommen. Wer war dieser Mann nur? Genau wie Theo habe ich ihn hier noch nie gesehen. Ich muss mich doch bei ihm bedanken!
 

"Laurin? Geht's dir wieder besser?" Malvins Kulleräugelchen schauen mich feucht an. Was macht er eigentlich hier?

"Ja. Mir geht es gut. Mach dir keine Sorgen."

"Mach ich aber!"

"Brauchst du nicht. Geh wieder zu Kris. Der macht sich bestimmt Sorgen um dich." Ich mag es nicht, Herzen zu brechen. Schon gar nicht bei kleinen Jungs. Aber er muss es endlich kapieren.

"Nein! Ich bleibe bei dir! Ich mag ..."

"Der Notarzt!", rettet mich Theo und zwei in weiß und orange gekleidete Männer stürmen auf mich zu.

Während ich auf Herz und Nieren untersucht werde, betritt auch noch mein Boss den Raum. Er sieht Malvin, runzelt die Stirn, sagt aber nichts dazu. "Wie ist das denn passiert?", fragt er und setzt sich neben mich auf die freie Seite.

"Die Kühlhaustür ist zugefallen."

Anton, mein Boss macht ein betroffenes Gesicht. "Du liebe Zeit! Was für ein Glück, dass du so schnell gefunden wurdest!" Er verspricht mir, dafür zu sorgen, dass das nie wieder passieren kann, während mich die Notärzte in eine Wärmefolie einwickeln. Hurra! Ich bin eine Folienkartoffel.

"Wir nehmen Sie zur Beobachtung mit. Nur um auszuschließen, dass keine schlimme Unterkühlung vorliegt." Na klasse!

"Ich komme mit!", krächzt Malvin und springt auf.

"Du bleibst hier. Theo begleitet mich. Geh feiern." Ich zwinkere ihm zu und Theo hilft mir gemeinsam mit Anton beim aufstehen. Es fehlt noch, dass man mich auf eine Trage schnallt!

"Aber ... Laurin!"

"Raus jetzt hier Kleiner! Ricardo bringt dich raus."

Ricardo ist einer unserer Türsteher. "Tu ihm nicht weh", flüstere ich diesem zu und er lacht leise.

Dann mal ab ins Krankenhaus!
 

******
 

*Jack: ALTER SACK?! Òó

Fara: Beschwere dich bei Malvin … *pfeif*
 

Ich hoffe, der Auftakt zu meiner neuen Reihe hat euch gefallen.

Wenn ja, dann bis zum nächsten Kapitel. ^^

Kapitel 02 - Whiskey ohne Eis

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 02 - Whiskey ohne Eis (Ohne Adult)

Kapitel 02 - Whiskey ohne Eis (Ohne Adult)
 

~Malvin~

"Das gibt's doch nicht! Wie kann es den sein, dass niemand weiß, was mit Laurin ist?!" Wütend schlage ich gegen das Handschuhfach von Kirs' Auto.

"Mach mal halblang! Und hör auf, meine Karre zu demolieren."

"Es regt mich nur so auf! Ich mache mir solche Sorgen um ihn. Wenn es ihm gut ginge, müsste er doch schon wieder arbeiten."

"Vielleicht ist er für eine Weile krankgeschrieben."

Ich lasse den Kopf hängen. "Wenn ich nur wüsste wo er wohnt ..."

"Malvin! Du belästigst diesen Barkeeper jetzt nicht noch zu Hause! Das grenzt ja schon an Stalking! Er will nichts von dir! Kapier das doch endlich!"

Ich brumme nur als Antwort. Soll Kris denken was er will. Laurin gehört zu mir. Das spüre ich! Genau deshalb habe ich diese schmerzhaften Gedanken, es könnte ihm schlecht gehen. Das macht mir seit Tagen zu schaffen. Seit drei Tagen, um genau zu sein. So lange ist das nun her und ich war seitdem jeden Abend im Velvet. Aber nichts! Kein Laurin und die Anderen Barkeeper sagen mir auch nichts.

"Ich will doch nur wissen ob es ihm gut geht", wimmere ich und Kris seufzt genervt. "Auf Facebook war er seit Wochen nicht mehr online. Auch keine Besserungswünsche im Gästebuch."

"Du stalkst ihn schon per Internet? Malvin? Du bist bekloppt!" Quietschend kommt der Wagen zum stehen. Wir stehen vor meiner WG.

"Danke! Du bist ein wahrer Freund", gifte ich ihn an.

"Ja. Leider."

"Was?"

Er schaut mich mürrisch an und krallt seine Hände ums Lenkrad. "Leider muss ich nach Hause. Ich komme nicht mehr mit hoch. Dein Geheule um Laurin kann und will ich nicht mehr hören."

"Auch gut. Gute Nacht."

"Nacht." Kris kann manchmal so eine weinerliche Pussy sein!
 

~Kris~

Ich atme tief ein und schaue gerade aus. So sehr ich den Drang verspüre, Malvin jetzt zu folgen, bei ihm zu sein, ich lasse es. Ich kann es nicht ertragen, ihn ständig nur von Laurin sprechen zu hören. Die Hoffnung, er hätte endlich verstanden, dass Laurin nichts von ihm will, verringert sich von Sekunde zu Sekunde. Dabei hatte ich so ein gutes Gefühl, als wir zusammen auf der Tanzfläche waren, nachdem er von Laurin eine Abfuhr erhalten hatte. Ich war so dankbar und so froh! Und jetzt? Alles vergangen und vergessen. Malvin ist wieder voll und ganz auf den Laurin-Zug aufgesprungen und entfernt sich schnaubend und zischend von mir. Ich kann nur hinterherschauen und alles geben, um ihm folgen zu können. Doch heute nicht! Heute kann er alleine jammern und heulen. Irgendwann muss er es doch mal raffen!

Ich schaue in den Rückspielgel, setzte den Blinker und fädle mich in den Verkehr ein.

Wie kann ich es ihm nur endlich klar machen, dass ich der Richtige für ihn bin? Wie oft habe ich es versucht? Doch er sieht einfach nichts. Nur Laurin. Immer nur Laurin! "Ich liebe dich.", flüstere ich in die Leere meines Autos.

So einfach könnte es sein. Drei kleine Wörtchen. Ob er sie überhaupt wahrnehmen würde, sei mal dahingestellt. Wahrscheinlich würde er mich nur anlächeln und mich einen Dummkopf nennen. Wie immer, wenn ich solche Andeutungen mache, ihm einen Kuss aufdrücke oder ihn fest in den Arm nehme. Er merkt es einfach nicht. Er bemerkt MICH nicht. Für ihn bin ich ein guter, alter Freund, der immer für ihn da ist, wenn die Kacke am dampfen ist.

"Scheiße", schniefe ich. Jetzt treten mir doch Tränen in die Augen. "Alles nur wegen dir, du blinder Holzkopf!"
 

~Laurin~

"Hey! Unsre Eisprinzessin ist ja wieder da!"

"Ha ha", erwidere ich trocken. Dieter kann ja so lustig sein.

"Sorry Mann! Schön, dass es dir wieder gut geht." Dieter drückt mich wieder an sich und läuft aus dem Pausenraum.

Ja. Es geht mir wieder gut. Jetzt, da ich endlich wieder Arbeiten kann. Mein Boss war so besorgt um mich gewesen, dass er mir eine Woche frei gegeben hatte. Nur ist mir in dieser Zeit die Decke auf dem Kopf gefallen. Normal hätte ich schon wieder nach einem Tag meinen Mixer schwingen können. Mir war nichts angefroren und ich erfreute mich, nachdem alle Eiszapfen an mir geschmolzen waren, bester Gesundheit.

Matthias, mein bester Freund, konnte mich auch nicht betüddeln und mir die Langeweile vertreiben. Er hat Stress auf der Arbeit und arbeitet sehr viel. Matthias ist Bauleiter in einer großen Firma, die gerade ein riesiges Einkaufszentrum irgendwo in Darmstadts Pampa aus dem Boden stampft. Das heißt, dass er nur unterwegs ist und wir uns kaum sehen. Ich vermisse ihn richtig und außer mir hat er so gut wie keine sozialen Kontakte mehr. Sein Job geht ihm über alles. Irgendwann klappt er noch zusammen. Ich rufe ihn nachher mal an. Er klang gestern so komisch am Telefon. Matthias ist sicher einsam. Es wird Zeit, dass er sich ordentlich verliebt.

Wobei wir gerade von ... Nein! Ich will nicht daran denken! Und wieso denke ich wieder an IHN, wenn ich ans Verlieben denke?

Ich ziehe mir mein Arbeitsshirt über den Kopf und mustere mich im Spindspiegel. Ich sehe müde aus. 'Weil ich ständig an diese eisblauen Augen denken muss.' Da haben wir es! Vince geht mir nicht aus dem Sinn. Mein Retter den niemand zu kennen scheint.

Ich weiß nicht, ob es an der Situation lag, daran, dass er mich befreit hatte, aber ich habe mich schon lange nicht mehr so geborgen gefühlt, wie in dem Moment, als er mich in seinen Armen hielt. Nur einmal muss ich ihm nochmal begegnen um zu sehen, ob es an ihm lag oder an meinem Gefrierbrand im Hirn. Aber bei meinem Glück kam er von Außerhalb und setzt nie wieder einen Fuß ins Velvet. Ich werfe die Spindtür zu. 'Dann ist es eben so', denke ich bitter.
 

Und sei das alles nicht genug Trubel in meinem Leben, habe ich anscheinend dank dieser beschissenen Aktion im Kühlhaus jetzt vollends meinen Spitznamen weg. Jedenfalls laut meinem Spind, auf dem ein Zettel klebt. 'Willkommen zurück im Leben, Eisprinzessin.' Wie praktisch, dass er so treffend zu meinem alten Spitznamen passt. Genau! Eisprinzessin.

Vorher wurde ich so genannt, weil ich jeden eiskalt abblitzen ließ und jetzt, na ja ihr wisst schon.

Ich binde mir meine Schürze um und gehe zur Bar. Auf an die Arbeit! Ich muss auf andere Gedanken kommen. Möglichst welche ohne Eis. Ganz egal welcher Art.
 

~Vince~

"Bock?!"

"Bitte?", frage ich den Kerl perplex, der plötzlich vor mir aufgetaucht ist.

"Ob du Bock hast?"

Läuft das hier so? Ein Wort und die Sache ist klar? Wieder einmal bestätigt das mir nur, weshalb ich solche Läden sonst immer meide. "Ja. Aber nicht mit dir", knurre ich ihm ins Gesicht. Frechheit gehört bestraft.

"Penner!", zickt er mich an und dreht sich schnaufend um.

"Dito!" Junges Gemüse! Jeden Anflug von Manieren ist bei denen schon im Keim erstickt.

Enttäuscht über mich selbst, dass ich überhaupt hier her zurückgekehrt bin, stoße ich mich von der Wand ab. Ich bin einfach zu alt für das hier. Es ist ewig her, dass ich auf die Jagt ging und damals war alles noch ganz anders. Jedenfalls kommt es mir so vor. 'Vielleicht war auch ich anders', kommt es mir in den Sinn. Ja, damals war ich definitiv anders. Mit den Jahren verändert man sich eben. Man verändert sich, das Leben um einen herum verändert sich und auch die Menschen, die man geglaubt hat zu kennen, verändern sich. Und ehe man sich versieht, steht man da, und alles ist anders und beängstigend … turbulent.

Alles rast an einem vorbei und wenn man dann noch auf die glorreiche Idee kommt, sich doch mal auf ein Onlinedate einzulassen, bemerkt man erst, wie sehr man eigentlich außerhalb der Zeit gelebt hat, als man noch dachte, man wäre glücklich gewesen.

Onlinedate … Pah! Aber was hätte ich tun sollen? Ich bin wieder Solo und hatte mächtig Druck, um es mal so auszudrücken, wie die Lage nun mal war. Beziehungsweise noch immer ist. Denn mein Date war echt zum davonlaufen, was ich dann auch getan hatte. Ich bin vor diesem kleinen Kerl stiften gegangen. Und warum? Wegen IHM! Wäre ER mir nicht vor die Füße gefallen, hätte ich mein Onlinedate wahrscheinlich abgeschleppt, und ich hätte mit großer Sicherheit nie mehr einen Fuß in diesen Club hier gewagt, weil hier einfach alles so … wild und durcheinander ist.

Tja. Nun habe ich mich doch nochmal dazu überwunden, nochmal in den Club zu gehen, natürlich nur wegen IHM, und sehe IHN natürlich nirgends. Laurin … Laurin mit den wunderschön grünen Augen, die mich noch im Schlaf verfolgen.

Ich schaue mich noch einmal im Club um. Nichts. Ich kann ihn nicht entdecken. Was für ein Reinfall! Am besten gehe ich wieder nach Hause und brüte über meiner Buchhaltung. Auch wenn es nichts bringt, da ich mich null konzentrieren kann.
 

Langsam laufe ich die Treppe zum Ausgang hinauf und muss über meinen Einfall schmunzeln, dass sich hier ein Treppenlift für ältere Semester wie ich es einer bin, doch hervorragend eignen würde, da sehe ich ihn! Laurin steht hinter der Theke und zapft ein Bier.

Abrupt halte ich an, bekomme deswegen einige giftige Kommentare entgegen gefaucht und spurte die Treppen wieder hinunter. Ich schlängle durch die Menschen hindurch und zwänge mich bis an die Theke heran. Kaum dort angekommen, erkennt mich Laurin sofort. Erst völlig verdutzt steht er hinter der Theke, dann lächelt er mich aber erfreut an. "Vince?!" Er erinnert sich also sogar noch an meinen Namen!

"Hallo! Dir geht es wieder besser, wie es aussieht." Ich lächle zurück und muss gestehen: Laurin sieht noch besser aus als in meiner Erinnerung. Zudem er wieder eine gesündere Gesichtsfarbe hat.

"Ja! Dank dir." Schnell kassiert er von einem Jungen das Geld für dessen Getränk ab und kommt dann zu mir. "Was möchtest du?"

"Ich? Nichts. Danke."

"Komm schon! Als kleines Dankeschön. Das kannst du mir nicht abschlagen."

Oh mein Hübscher! Ich glaube, ich werde gar nichts von dir abschlagen können! "Gut. Überredet. Dann einen Whiskey. Ohne Eis."

"Ohne Eis. Natürlich! Kommt sofort!" Laurins Lachen geht mir durch und durch. Genau wie sein Blick.

Tief atme ich ein und schaue mich ein wenig um, damit ich ihn nicht so offensichtlich anstarre. Jede Menge junger Kerle, knapp bekleidet oder so gut wie gar nicht, drängen sich auf der Tanzfläche und an der Bar. Ich gehöre eindeutig zur Friedhofs-Fraktion hier.

Okay. Vielleicht überlegt ihr jetzt schon eine Weile angestrengt, wie alt ich wohl bin, stellt euch wahrscheinlich einen ergrauten Tattergreis in einer zerknitterten Tweet Jacke vor. Aber das bin ich Gott sei Dank noch nicht. Ich zähle 'erst' 35 Lenze, sehe aber jünger aus. Trotzdem ist die magische 40 nicht mehr weit und ich steuere wahrscheinlich auf eine ausgewachsene Midlife-Crisis zu. Und das mindestens zehn Jahre zu früh! Mit fast 40 gehört man hier eben schon zum alten Eisen.

"Hier. Ohne Eis", lacht mich Laurin an und schiebt mir den Whiskey zu.

Jetzt erst begreife ich, was genau ich da bestellt habe! "Ich mag kein Eis", grinse ich und zwinkere ich ihm zu.

"Glaub es oder nicht! Aber ich seit kurzem auch nicht mehr."
 

~Laurin~

Vince lacht. Ein warmes, tiefes Lachen. Ich mag es auf Anhieb. Was rede ich? Ich mag IHN auf Anhieb! "Darf ich dich was fragen?"

"Klar", erwidert er und trinkt einen Schluck. Sexy, wie die goldbraune Flüssigkeit seine Lippen berührt und er keine Miene dabei verzieht, sie sogar ganz kurz genüsslich im Mund behält und dann erst seine Kehle hinabrinnen lässt. "Was hattest du im Keller zu suchen?" Eine Frage die mir schon seit Tagen im Kopf herumspukt. Ein Schatten legt sich auf sein Gesicht. "Hab ich dich erwischt!", lache ich und lehne mich an die Theke. "Beichte es mir! Was hattest du vor da unten zu tun?"

Vince stellt das Glas ab, behält es aber in der Hand, während er es leicht herum schwenkt. "Mein Date hatte mich dort hingeschleppt. Ihm war es in den Toiletten zu voll."

"Oh." Da haben wir es. Er ist ein Aufreißer. Wie jeder andere hier auch. Schade. "Und dann komme ich und störe bei eurem Vergnügen. Sorry." Ich lächle schmal. "Ich muss weiter machen."

"Laurin?! Nein so ..." Ich will sie nicht hören, seine Ausrede! Deshalb laufe ich zum nächsten Gast und konzentriere mich auf seine Bestellung. Immer das Selbe! Nur diesmal tut es mir wirklich leid. Bei Vince hatte ich ein gutes Gefühl.

Ein mehr als Gutes ...
 

~Malvin~

Bin ich erleichtert! Laurin steht hinter der Bar wie eh und je. Es geht ihm gut! Er schien also wirklich krank geschrieben gewesen zu sein.

"Willst du mit mir tanzen?" Kris steht neben mir und legt eine Hand auf meinen Rücken. "Nein. Ich muss mir Laurin reden!"

"Fuck Malvin!", raunzt Kris mich lautstark an. Was ist den nun los? "Fängt das schon wieder an?"

"Was fängt schon wieder an?"

"Du bist nur mit mir hier her gekommen um IHN zu sehen. Nicht wahr?!"

"Ja. Das weißt du doch." Deswegen macht er so eine Welle?

"Schön! Viel Spaß! Ich gehe!"

"Was? Kris!" Er dreht sich um und geht auf dir Treppe zu. "Kris?! Lass mich doch nicht allein! Bitte!"

Er bleibt stehen und schaut mich an. "Ich soll dich nicht alleine lassen?" Ich nicke. "Wieso?"

"Wie soll ich denn nach Hause kommen?"

Kris verzieht das Gesicht und zeigt mir den Mittelfinger. Für eine Millisekunde bleibt mir das Herz stehen. "Weißt du was? Du kannst mich mal! Frag doch deinen tollen Laurin, ob er dich nach Hause fährt! Ich werde in Zukunft nicht mehr dein Chauffeur spielen!"

"Aber ...?" Doch Kris flüchtet nach draußen. Hat der sie noch alle? Sieht so aus, als ob ich mir nachher ein Taxi rufen muss.

Ich schließe kurz die Augen und atme tief ein. Was soll's? Im Moment zählt nur eins: Laurin, der wieder gesund und munter seine Gäste bedient.
 

~Kris~

Wütend verlasse ich das Velvet und steige in meinen Wagen. Malvin hat es endgültig geschafft! Er ist blind! Blind vor Liebe zu einem Barkeeper, der ihn gar nicht wahrnimmt! Und dabei übersieht er mich komplett. Schlimmer noch: Er lies mich gehen! Er blieb in diesem scheiß-verdammten Club und interessierte sich anscheinend gar nicht für mich. Für meine Wut über ihn. Wollte noch nicht mal genau wissen, weshalb ich so sauer auf ihn bin. "Ich bin ihm völlig egal!" Ich bin nur sein Gratistaxi zu seinem göttlichen Laurin!

"Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt!" Ich prügle auf mein Lenkrad ein. Tränen verschleiern meine Sicht, die ich eilig wegblinzle. Ich muss mit jemanden reden. Und da ich darüber nicht mit Malvin reden kann, obwohl wir früher alles miteinander bereden konnten, fahre ich zu meinem Bekannten Ralf. Besser als allein Zuhause herumzuheulen.
 

Schniefend klingle ich bei ihm. Es dauert nicht lange und die Gegensprechanlage knackt. /Ja?/

"Kris. Kann ich heute bei dir bleiben?" Der Türsummer geht und ich trete ein.

Als ich dann vor ihm stehe, nickt er nur müde und lässt mich eintreten. "Setz dich."

"Können wir nicht gleich?"

"So schlimm?" Ich bejahe. "Dann geh schon mal ins Schlafzimmer. Ich komme nach." Ich warte nicht lange und steure Ralfs Schlafzimmer an. Dort ziehe ich mich aus und klettere in Ralfs Bett.

So läuft das immer zwischen Ralf und mir. Erst vögeln, dann reden. Ich habe vergessen, wann wir damit begonnen haben. Vorher waren wir nur Bekannte, und zufällig war er zur Stelle, als mich Malvin mit seinem Liebesscheiß mal wieder in den Wahnsinn getrieben hatte. Wir landeten in der Kiste und redeten danach. Es half. Auf eine wundersame Weise hilft es mir jedes Mal wenigstens einmal einen klaren Kopf zu bekommen und Malvin vergessen zu können.

Die Dielen knarren und ich schaue auf. Ralf betritt das Schlafzimmer, ebenfalls nackt. Er legt sich zu mir, sieht mich einen Moment lang an, bevor seine Hand zwischen meine Beine wandert. Kein großes Vorspiel, keine Zärtlichkeiten.

Der Akt an sich ist schnell und grob. Damit gibt mir Ralf genau das was ich brauche: Das Gefühl gewollt zu werden. Niemals liegt er unten und es macht mir nichts aus. Unter ihm fühle ich mich geborgen und für einige Momente sogar geliebt.
 

Nachdem wir beide das bekommen haben, was wir wollten, liegen wir erschöpft im Bett. Ralf raucht, was ich am Anfang echt amüsant fand. Er raucht nach dem Sex. Eine Angewohnheit, die ich bei sonst niemand anderem Beobachten konnte. "Was hat er diesmal angestellt?", fragt er schließlich und bläst den Rauch aus seinem Mund, sodass er über uns schwebt wie mystischer Nebel.

"Laurin angehimmelt."

"Wie immer also."

"Ja. Es wurde mir zu bunt und ich wollte fahren. Dann meinte er, dass ich ihn doch nicht allein lassen könne und ich Trottel machte mir wieder Hoffnung! Aber es ging ihm nur um meine Chauffeurdienste. Ich wurde noch saurer und machte ihm klar, dass er mich mal kann. Tja. Und jetzt bin ich hier. Also alles wie immer."

Ralf zieht am Glimmstängel. "Vergiss ihn endlich. Such dir jemanden, der dich wirklich liebt."

"Das sollte ich wohl, was?"

"Unbedingt", flüstert er und richtet sich auf. "Lange warte ich auch nicht mehr." Der Zigarettenstummel landet im Aschenbecher, der praktischerweise auf einem Stuhl neben dem Bett steht.

"Auf was wartest du nicht mehr lange?", frage ich und schaue ihn irritiert an.

"Auf dich." Mein Gesicht wird umfasst und plötzlich liegen seine Lippen auf meinen und ich schmecke Zigaretten. Das hat er noch nie getan! Wir küssen uns nicht! Weder vor, während oder nach dem Sex!

Er lässt mich wieder gehen und legt sich neben mich. "Lass es dir durch den Kopf gehen. Lange kann ich das zwischen uns nicht mehr einfach so geschehen lassen. Ich mag dich Kris. Und wenn Malvin dich nicht will, dann werde ich dich ihm vor der Nase wegschnappen."
 

~Vince~

Stoisch bleibe ich an meinem Platz sitzen. Auf einen der kürzlich frei gewordenen Barhocker versteht sich.

Laurin huscht immer wieder an mir vorbei, wechselt aber kein Wort mehr mit mir. Er macht auf beschäftigt. Ich kann es ihm noch nicht mal verübeln. Meine Aussage war blöd formuliert und mir Sicherheit denkt er jetzt das Schlimmste von mir. Wie kann man auch nur so blöd sein?!

Da ich aber ein überaus geduldiger Mensch bin, warte ich einfach ab. Das Velvet schließt Wochentags um zwei, was bald der Fall sein wird. Es ist fast nichts mehr los und bald hat Laurin keine Ausrede mehr, sich nicht mit mir zu unterhalten. Ich möchte das unbedingt heute noch richtig stellen! So wie er mich angeschaut hat, so verletzt und enttäuscht, soll er mich nie wieder anschauen. Es hat mir weh getan, ihn so zu sehen und zu wissen, dass ich daran schuld war.

Also sitze ich hier, auf meinem Barhocker, und warte ab. Wie gesagt. Ich bin ein überaus geduldiger Mensch. Und auf manche Dinge lohnt sich das Warte, wie ich nur zu gut weiß.
 

~Laurin~

Vince scheint nicht aufgeben zu wollen. Sein Blick verfolgt mich schon den ganzen Abend und vor Verzweiflung lies ich nochmal zwei Whiskey springen. Doch es half nichts. Vince sitzt immer noch da, trinkt stumm seinen Whiskey und schaut mit zu, wie ich Gläser spüle.

Ergeben atme ich laut aus. Da bleibt mir nichts anderes übrig als ihm mitzuteilen, dass wir den Laden nun dicht machen. "Wir schließen gleich", sage ich daher so beiläufig wie möglich und wische über die Zapfhähne. "Möchtest du noch einen?" Uhh! Wieso frage ich auch noch?

"Nein." Uff! "Aber ich würde dir noch gern etwas sagen." Uwa!

"Was denn?" Ich will's nicht wissen!

"Der Satz vorhin war doof gewählt. Das Date war mehr als schlecht und ... Es lief nichts."

"Oh. Schade für dich." Will er sich jetzt bei mir ausheulen oder mein Mitleid damit wecken? Oder mich sogar für seine geplatzte Nummer verantwortlich machen?!

"Naja. Es ist einfach schwer jemanden zu finden, wenn man jahrelang mit ein und demselben Mann zusammen war. Vielleicht können andere das, sich gleich ins nächste Abenteuer stürzen, aber wie ich festgestellt habe, ist das nichts für mich." Er war mit jemanden zusammen gewesen? Jahrelang? "Das wollte ich dir nur noch sagen. Viel Spaß noch beim Reste wegfegen und Danke für die hier." Vince lächelt mich an, wedelt mit seinem Glas und kippt den restlichen Whiskey hinunter als wäre es Wasser, bevor er aufsteht und mir den Rücken zudreht.
 

In meinem Hirn rattert und raucht es. Es gibt keine Garantie dafür, dass Vince nicht auch so ein Arsch wie all die Anderen ist. Dennoch reagiere ich automatisch und laufe ihm nach, weil ich einfach noch immer das Gefühl habe, dass er anders ist. "Vince! Warte mal!" Er bleibt stehen. Nur leider habe ich null Ahnung, was ich jetzt sagen soll. "Also ... Ähm ... Nochmal danke für deine Hilfe."

"Immer wieder gern. Bye."

Wieder sehe ich ihn von hinten und er geht die ersten Treppenstufen hinauf. "Vince!?"

"Ja?" Grinsend schaut er zu mir herunter.

"Kommst du wieder? Ich meine hier her ins Velvet."

"Mal sehen. Es ist ... nett hier." Er wendet sich wieder von mir ab. Zum letzten Mal für heute.

Ich schaue ihm nach, bis er durch die Tür verschwindet. 'Mal sehen.' Besser als nichts. Jedenfalls könnte ich mir gerade mächtig in den Arsch treten für diese Nummer gerade.
 

~Malvin~

Wer war der Kerl denn? Laurin steht immer noch vor der Treppe und starrt die Tür an. Egal! Das ist meine Chance! Mit festen Schritten gehe ich auf ihn zu und tippe ihm auf die Schulter. "Hallo Laurin!"

"Oh! Hey Malvin."

"Geht's dir wieder gut?"

"Klar! Mich macht man nicht so schnell kalt." Seine grünen Augen funkeln mich an. Meine Knie werden weich.

"Ich hatte solche Angst um dich."

"Tut mir leid. Das wollte ich nicht." Laurin klopft mir auf die Schulter. Er berührt mich!

Nur allzu kurz leider, denn er macht sich auf den Weg zur Bar. "Muss es nicht. ... Du? Laurin? Kann ich dich etwas fragen?"

"Natürlich." Laurin fängt an die Barhocker hochzustellen.

"Ich würde dich gerne mal einladen. Zum Essen, oder wir könnten in irgendeinen anderen Club. Egal was! Schlag du doch einfach etwas ..."

"Stopp mal Malvin! Das mit uns musst du ein für alle mal vergessen. Ich will nichts von dir."

"Aber Laurin! Ich liebe ..."

"Sag's nicht!", unterbricht er mich. "Du hast jemand ganz besonderen bei dir in der Nähe, der dich mehr als nur mag. Du musst nur die Augen aufmachen." Was redet er da für ein Zeug? "Geh besser nach Hause Malvin. Es ist schon spät." Er lässt mich einfach stehen und geht in die Privaten Räume des Clubs.

Nach Luft schnappend greife ich mir an die Brust. Meine große Liebe Laurin will nichts von mir! Schon wieder hat er mir einen Korb verpasst!
 

******

Kapitel 03 - Hauseigener Barkeeper

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 03 - Hauseigener Barkeeper (Ohne Adult)

Kapitel 03 - Hauseigener Barkeeper (Ohne Adult)
 

~Kris~

Ein Klingeln jagt mich hoch. Für Sekunden weiß ich nicht wo ich bin, dann fällt es mir wieder ein. Ich bin noch bei Ralf, der sich knurrend zu mir umdreht. "Mach's aus!"

Ich hebe mir das Handy vor die Augen. "Das ist Malvin."

"Drück ihn weg. Er hat's nicht anders verdient." Auch wenn es mir schwer fällt. Ich tue was er sagt. Danach schalte ich das Handy ganz aus, was mir unfassbar weh tut. "Gut gemacht. Und jetzt komm her."

Seufzend lande ich in seinen Armen. Zart streicht er mir durchs Haar als möchte er mich beruhigen. Sowas hat er noch nie getan. Und ... Ganz ehrlich. Es gefällt mir! Ralf will mich und das zeigt er mir seit seinen erschütternden Worten heute Abend. Das einzige Problem ist nur: Ich liebe ihn nicht.

Doch was ist besser: Geliebt zu werden und nicht alleine zu sein, oder unglücklich verliebt zu sein und allein zu bleiben? Und wenn ich auf Ralfs Gefühle eingehe, wer sagt denn dann, dass ich sie nicht irgendwann erwidern könnte?

Aber falls ich niemals Gefühle für ihn entwickle? Das wäre unfair ihm gegenüber. Ralf hat jemanden verdient, der ihn aufrichtig liebt. Genau wie ich!

"Hör auf dir über ihn Gedanken zu machen. Du musst endlich mal anfangen an dich zu denken."

"Ich weiß", murmle ich an seiner Brust gekuschelt. 'Dabei mache ich mir doch gerade viel mehr Gedanken um dich.'
 

Ich muss eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen wieder öffne, ist es bereits hell und Ralf ist verschwunden. Müde strecke ich mich und stehe auf. Nur mit meiner Shorts bekleidet laufe ich aus dem Schlafzimmer und folge dem unwiderstehlichen Kaffeeduft. Ralf steht schon fix und fertig angezogen in der Küche. "Morgen", brumme ich leise und lächle ihn müde an.

"Morgen Kris. Ausgeschlafen?"

"Nicht wirklich."

"Trink erstmal einen Kaffee. Das macht dich munterer." Ich bekomme eine große Tasse hingehalten, die ich auch gleich umklammere, als würde mein Leben davon abhängen.

"Danke."

"Und? Hast du es dir überlegt?", fragt er, setzt sich an den gedeckten Küchentisch und mustert mich dabei unverhohlen.

Ich schüttle den Kopf. "Ich liebe ihn. Und ja, ich bin ein vollkommener Idiot, dass ich ihm immer noch hinterherrenne. Es tut mir so leid Ralf. Aber wenn ich jetzt ja sage, werde ich immer das Gefühl haben, dich auszunutzen. Du verdienst es nicht, nur meine Notlösung zu sein."

Ralf sieht mich ziemlich lange an, steht dann auf und legt seine Arme um mich. "Du nutzt mich nicht aus. Im Gegenteil. Ständig habe ich das Gefühl, deine Situation auszunutzen. Kris ich mag dich. Und wenn du bereit dafür bist, lass es uns wenigstens versuchen."

"Ich will dir nicht weh tun."

"Tust du nicht. Glaub mir." Wenn ich ihm doch nur glauben könnte! Wenn sich doch meine Gefühle so einfach steuern ließen, und ich anstatt Malvin einfach Ralf lieben könnte! Das würde einiges einfacher machen. So viel einfacher ...
 

~Malvin~

Immer noch ist sein Handy aus. Wieso nur? Wieso wenden sich alle von mir ab, die ich gern habe? Erst ist Kris sauer auf mich (und geht deswegen auch bestimmt nicht an sein beschissenes Handy) und dann erteilt mir Laurin noch so eine beschissene Abfuhr! Zum zweiten Mal! Ich muss mit jemanden drüber reden! Kris, was ist nur mit dir? Und vor allem wo bist du? Heute morgen, oder besser gesagt mitten in der Nacht, lief ich zu ihm aber niemand öffnete.

Leise schniefe ich in mein Taschentuch. Auf meinem Bett eingerollt liege ich im Dunkeln und rühre mich nicht. Normal wäre ich jetzt längst schon unterwegs, joggen. Das tue ich jeden Samstag. Aber heute fehlt mir die Kraft dazu.

"Laurin", krächze ich. "Ich liebe dich doch so." Mir treten wieder Tränen in die Augen. Das leicht verschwommene Foto, das ich mal von ihm im Velvet gemacht hatte verschwimmt nur noch mehr vor meinem Blickfeld.

Es tut zwar weh, aber ich mahle mir zum millionsten Mal aus, wie es gewesen wäre, hätte Laurin mir gestern seine Liebe gestanden. Bestimmt wären wir zu ihm gefahren. Hätten die Nacht miteinander verbracht und würden jetzt zusammen am Frühstückstisch sitzen. Oder zusammen unter der Dusche stehen. Ich würde seinen perfekt gebauten Körper an meinen spüren. Das warme Wasser, das uns umspült. Seine Lippen auf meinen und seine Hände, die sich samtig um meine Körpermitte legen. Ich würde vor ihm auf die Knie gehen, ihn gekonnt reizen, bis er bereit dazu wäre sich mit mir zu vereinen. Direkt in der Dusche. Mich gegen die die kalten Fliesen stoßen …
 

Ich weiß nicht genau, wie lange ich so dagelegen habe, aber ein Klopfen an meiner Zimmertür holt mich aus meiner schönen Traumwelt voller Wasser, Schaum und einem keuchenden Laurin.

"Ja?", brumme ich.

"Kris ist hier", teilt mir Olaf, einer meiner Mitbewohner mit.

Endlich! "Schick ihn rein", rufe ich und setzte mich auf.

Schnell wickle ich die Decke um meinen Unterleib, damit er nicht sieht an was ich da gerade gedacht habe. "Hy." Mit ausdrucksloser Miene betritt er mein Zimmer und schließt die Tür hinter sich.

"Hy", grüße ich zurück. "Setz dich doch." Er nickt und zieht sich meinen Bürostuhl heran. "Ich habe versucht dich zu erreichen. Die ganze Nacht lang."

"Ich weiß."

"Du bist sauer auf mich, oder?"

Kris lacht sarkastisch auf. "Auch schon auf den Trichter gekommen?"

"Ich weiß, ich nerve dich manchmal mit dem Thema Laurin, aber …"

"Malvin hör auf! Um Laurin geht es hier doch gar nicht!"

Verwirrt runzle ich die Stirn. "Nicht? Ich dachte, du wärst …"

"Du denkst? Kannst du das überhaupt noch? In deinem Hirn ist doch nur noch Platz für diesen scheiß Barkeeper!"

"Hör auf ihn zu beschimpfen! Er hat dir nichts getan!"

Wütend springt Kris auf und läuft in meinem kleinen Zimmer auf und ab. "Er hat nichts getan? Verdammt noch mal Malvin! Mach die Augen auf!" Er kommt auf mich zu und ditscht mir gegen die Stirn. Nicht fest, trotzdem schaue ich ihn beleidigt an.

"Was soll das?", motze ich.

"Vielleicht bringt ein kleiner Schlag dein Hirn wieder auf Normalleistung."

Langsam werde ich stinkig! Warum sagt er mir nicht, warum er so sauer auf mich ist, und erzählt nicht so einen Schwachsinn der keinen Sinn ergibt?! "Was habe ich dir den getan Kris?! Ständig beleidigst du mich oder Laurin! Oder haust ab, gerade dann wenn ich dich am dringendsten brauche!"

"Du brauchst mich? DU?" Ein bitteres Lachen folgt. "Weißt du wer mich braucht?" Ich verneine. "Ralf!"

"Wer ist Ralf?"
 

Kris bleibt stehen, erstarrt für einen Moment und öffnet seinen Mund. Doch er sagt keinen Mucks.

"Sollte ich ihn kennen?", frage ich nach.

"Du hörst mir wirklich niemals zu", flüstert er leicht geschockt und sackt in sich zusammen. Wie ein Häufchen Elend steht er vor mir und plötzlich tut er mir so sehr leid. Ich kann nur nicht sagen warum genau, aber dieser Anblick schnürt mir für einen Moment die Kehle zu.

"Ich hab's nicht so mit Namen", versuche ich mich zu verteidigen und damit die Stimmung wieder zurechtzubiegen.

"Stimmt. Nur mit einem hast du es."

Den bissigen Kommentar, der auf meiner Zunge liegt, schlucke ich herunter. Irgendwas stimmt hier nicht. "Kris? Alles klar bei dir?"

"Nein. Mir geht es scheiße. Und du merkst es anscheinend erst jetzt. Meinen Glückwunsch! Als bester Freund bist du eine Vollnull!"

"Bitte?" Hat der sie noch alle? "Wenn es dir schlecht geht, warum sagst du es mir dann nicht einfach?"

"Was meinst du, habe ich all die Monate lang getan? Du hörst mir nicht zu. Das ist unser Problem. Das und …" Kris verstummt und senkt seinen Blick.

"Was 'und'? Was ist unser Problem?" Ich wusste vorher gar nicht, dass wir überhaupt eins hatten. Wir haben zwar immer mal wieder gestritten, aber das ist halt so manchmal unter Freunden. Man muss ja nicht ständig einer Meinung sein.

Kris kaut auf seiner Unterlippe rum und richtet seinen Blick wieder auf mich. "Ich mag dich wirklich Malvin. Sehr sogar."

"Ich mag dich auch", erwidere ich leise, immer noch total verwirrt, was hier eigentlich gerade für ein Film läuft. Was will er denn nur von mir?

"Nein. Nicht so. ... Malvin? Ich liebe dich." Kris' Stimme bricht.

Mir entkommt ein hysterisches Lachen. Das kann er nicht ernst meinen. "Du liebst mich? Du machst Witze!"

"Ich wünschte es wäre so. Aber mach dir keine Gedanken mehr drüber. Der Besuch bei dir hat mir eins klar werden lassen: Ich gehe zu Ralf. Er will mich und ist im Gegensatz zu dir immer für mich da. Ruf mich besser nicht mehr an. Lebe wohl."

Kris dreht sich um und verlässt mein Zimmer.

"Kris?" Er hört mich nicht mehr, oder will es nicht.

Völlig geschockt bleibe ich auf meinem Bett sitzen und starre die geschlossene Tür an. 'Er will mich und ist im Gegensatz zu dir immer für mich da … Ruf mich besser nicht mehr an ... Lebe wohl.'

"Kris ...?"
 

~Laurin~

Eins muss man Matthias lassen: Er ist immer für eine Überraschung gut! Vor noch nicht mal zehn Minuten stand er vor meiner Tür. In der Hand: Einen Stapel DVDs und eine riesige Tüte Knabberkram. "Wir haben schon ewig keinen DVD-Abend mehr zusammen gemacht. Und da ich bis Sonntag frei habe, dachte ich, leihe ich mir doch mal ein paar Filme aus und überfalle dich damit."

"Super Idee! Gerade jetzt kann ich ein wenig Ablenkung gebrauchen", rufe ich ihm zu, während ich Getränke und die Knabbereien ins Schlafzimmer schleife. Wir schauen immer im Schlafzimmer Filme. Das Bett ist einfach bequemer als meine Couch.

"Ablenkung? Wegen dem Vorfall im Kühlhaus." Matthias schaut von den DVDs auf.

"So ähnlich. Ich habe dir doch von dem Mann erzählt, der mich da raus geholt hat."

"Ich erinnere mich. Konntest du dich bei ihm schon bedanken?"

"Ja. Und ich glaube, wir werden uns wiedersehen."

"Du glaubst?", fragend hebt er eine Augenbraue. "Aber was noch wichtiger ist: Willst du ihn wiedersehen?"

"Ja. Wir haben jetzt kein Date oder so! Ich hab ihn nur gefragt ob wir uns im Velvet mal treffen und er meinte 'Mal sehen'. Nur weiß ich jetzt nicht, was ich davon halten soll."

"Hm. Das kann ich dir auch nicht sagen. Mal sehen kann viel bedeuten. Entweder, er will dich unbedingt wiedersehen und hat es nur runtergespielt, oder er will dich niemals wiedersehen und wollte dich nicht verletzten."

"Sag mir was Neues!", schnauze ich ihn an und greife in die Chipstüte. "So wie es aussieht muss ich warten bis er zu mir kommt."

"Würde ich auch sagen. Und falls nicht, dann hat er dich auch nicht verdient!"

"Genau!" Ich zwinkere Matthias zu und drücke ihm einen Kuss auf.

"Mit welchem Film wollen wir anfangen?"

"Mir dem!" Ich zeige auf einen Thriller. "Ich brauche was blutrünstiges!"

"Wie immer", lacht er, schmeißt die DVD ein und legt sich neben mir aufs Bett. Ich rutsche an ihn ran und kuschle mich mit dem Knabberzeugs bewaffnet an seinen Oberkörper. Das bequemste Kissen ever!
 

Matthias ist schon immer mein bester Freund gewesen. Wir lernten uns beim Skifahren kennen. Damals bin ich noch mit meinen Eltern in den Urlaub gefahren und wollte unbedingt auf eigene Faust die Piste erkunden. Prompt landete ich auf der Fresse und Matthias half mir unbeschadet den Berg hinunter. Wir freundeten uns an, hielten über Jahre hinweg einen engen Kontakt und nachdem ich volljährig wurde, bin ich erst zu ihm gezogen und habe mir dann eine eigene Wohnung gesucht.

Es mag vielleicht jetzt naheliegend klingen, aber wir waren niemals ein Paar. Ich war früher kein Kind von Traurigkeit und hatte meinen Spaß. Matthias dagegen sucht schon seit Jahren sein zweites Gegenstück. Früher belächelte ich ihn immer deswegen, tröstete ihn nach gescheiterten Beziehungen und dachte nie und nimmer, dass es mir auch mal so ergehen würde. Bis ich Tobias kennen lernte. Ich verliebte mich, er wollte nur Sex und das war's. Ich schwor mir, niemals mehr ein Herz zu brechen, da ich jetzt ja wusste, wie es sich anfühlt abgewiesen zu werden, nachdem man dachte, nie wieder einen Anderen zu wollen.

Tja. Und obwohl ich mir das fest vorgenommen habe, passiert es mir immer wieder, dass so ein kleiner, niedlicher Twink sich in mich verguckt und ich ihm dann doch das Herz brechen muss. Malvin ist einer davon. Kaum zu glauben, aber meine selbst auferlegte One-Night-Stand-Sperre wirkt wie ein Männermagnet. Mein Ruf, eine hart zu knackende Nuss zu sein, eilt mir voraus und seitdem meide ich fast jede Art von Anmachversuchen. Nie kann ich mir sicher sein, dass die Angebote ernst gemeint sind, weshalb ich sie immer ablehne. Ich kenne das Spiel nur zu gut.

Mein armer Matthias dagegen bekommt selten das, was er wirklich will. Einen starken Kerl der ihn auf Händen trägt. Wo dabei das Problem ist? Matthias ist ein gewaltiger Berg von einem Mann. Den trägt Mann nicht so leicht. Trotz seiner riesenhaften Erscheinung ist er furchtbar sensibel. Natürlich weiß das niemand außer ich. Und Gott bewahre das jemand aus seiner Baufirma das heraus bekommt. Überall Machos. Doch nirgends einer für Matthias. Niemand in seiner Branche scheint offen schwul zu sein. Und auch Matthias verschweigt es vor seinen Arbeitskollegen.

"Gut, der Film."

"Ja …" Ich habe gar nicht richtig hingesehen. Egal.

Ich kuschel mich dichter an ihn. So ein starker, breit gebauter Mann hat echt was für sich. "Müde?", fragt er mich und legt seinen Arm um mich.

"Bisschen."

"Weißt du was dich wieder wach macht?"

"Was?"

"Mir einen Strawberry Caipirinha zu mixen."

Leicht mürrisch schaue ich zu Matthi auf. "Ist das dein Ernst?"

"Ich habe Durst. Und niemand macht den so gut wie du." Na, ob mir das Lob jetzt gefallen soll?

"Gut. Dann drück aber Pause und hilf mir damit."

"Ich?"

"Ja. Limetten schneiden."

"Auch das noch!", lacht er, steht aber zusammen mit mir auf. "Dann fang mal an zu mixen, mein Liebling!"

"Du hast echt Glück Matthi."

"Wieso?"

"Na, du hast deinen hauseigenen Barkeeper!", lache ich und zerre ihn mit in meine Küche.
 

***
 

~Vince~

"Guten Tag."

"Guten Tag." Ein freundliches Lächeln begegnet mir. "Was kann ich denn für Sie tun?", frage ich die ältere Dame, die gerade durch meine Ladentür schreitet und biete ihr einen Platz auf einem der Sessel hier an. Sie scheint mir doch schon arg rüstig zu sein.

Stöhnend plumpst sie auf die Sitzfläche. "Ich habe einige alte Möbel aus der Gründerzeit und auch etwas Schmuck. Davon möchte ich mich trennen."

"Hört sich interessant an."

"Könnten Sie bei mir vorbei kommen und sich das alles dort anschauen? Ich habe niemanden, der mir die Sachen hier her bringen könnte."

"Kein Problem. Sagen Sie mir Ihre Adresse und wir vereinbaren einen Termin." Ich schreibe mir alles auf und begleite die alte Dame noch bis vor meine Ladentür. Kurz schaue ich ihr noch nach und dann ist es auch schon Zeit um Feierabend zu machen.

Ich schließe meinen kleinen Antiquitätenladen ab und mache schnell die Abrechnung. Es lief ganz gut heute. Eine Kommode ging weg und einige Kleinigkeiten. Endlich läuft das Geschäft wieder. Oder besser gesagt: Endlich laufe ich wieder!

Seit mein langjähriger Partner mich verlassen hat, halte ich hier allein die Stellung, was mir Anfangs sehr schwer viel. Ich kann nur von Glück sagen, dass mir der Laden gehört und Niels, mein Ex, nicht noch als Geschäftspartner mit eingestiegen war damals. Das hatten wir eigentlich mal vorgehabt. Ich wollte mit ihm alt werden. Mindestens so alt wie die ganzen Antiquitäten hier und vor allem viel älter als ich jetzt schon bin, versteht sich. Wahrscheinlich hätte ich den Laden ganz schließen müssen, hätte ich das mit Niels durchgezogen und ihn als Geschäftsteilhaber eintragen lassen.
 

Ich atme tief ein und lösche alle Lichter. Unsre Trennung war nicht schön gewesen. Aber welche Trennung ist das schon?

Niels betrog mich. Und wie ich später erfuhr, das auch schon seit längerem. Das Ende vom Lied war, Niels liebte den Anderen mehr als mich und ging schließlich ganz zu ihm. Es war hart gewesen. Da denkt man, man vertraut sich blind, kennt den Anderen besser als sich selbst und dann steht er plötzlich mit gepackten Koffern vor einem. 'Ich kann das nicht mehr. … Da gibt es jemanden … Ich liebe ihn.' Noch immer höre ich seine Stimme, sehe sein Gesicht, das er vor mir gesenkt hielt und sich kaum traute mir in meine Augen zu schauen. Nach all den gemeinsamen, glücklichen Jahren schaffte er es nicht mal mehr, mir in die Augen zu schauen.

Lautes Türknallen.

Hintertür abschließen und jetzt nichts wie in meine Wohnung und meine Aufmerksamkeit wichtigeren Dingen widmen! Zum Beispiel Laurin.

Mein Herz schlägt schneller, als ich an ihn denke. Ein gutes Gefühl, zu wissen, dass man noch so tief fühlen kann. Oder besser gesagt, wieder. Schön, nach all dem nicht völlig gefühlstot geworden zu sein.

Sechs Tage ist unser letztes Wiedersehen her und ich kann es kaum erwarten ihn wiederzusehen. Wenn ich nur wüsste, wann dafür der richtige Zeitpunkt ist! Ach Mist! Es ist verdammt lange her, dass ich mir um sowas Gedanken machen musste! Eigentlich dachte ich, mir niemals mehr über den richtigen Zeitpunkt für ein nicht zu übereiltes Wiedersehen den Kopf zu zerbrechen. Falsch gedacht.

Ich möchte ja nicht zu ungeduldig wirken! Und auf der anderen Seite nicht, als wäre er mir egal. Ist er nämlich nicht. Wie habe ich das damals nur mit Niels angestellt? Er wollte mich und ich wollte ihn. Es passte einfach und nach einem schnellen Kennenlernen folgte eine lange, wundervolle Nacht.

Jetzt bin ich doch wieder auf das Thema Niels zurückgekommen. Scheiße!

Zeit um sich abzulenken. Und was wäre dafür besser als in einen Club zu gehen? Anscheinend ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um Laurin wiederzusehen. Also nichts wie hoch in meine Wohnung, in ein etwas zu knappes Outfit gehüpft und los geht's!
 

***
 

~Vince~

Es wurde dann doch kein knappes Outfit. Irgendwann ist man wirklich zu alt dafür. Zwar habe ich mich in meine Lieblingsjeans gezwängt, die mir einen echt knackigen Po zaubert, aber obenrum bin ich wie immer: Ein unaufgeregtes Shirt. Diesmal in meiner Lieblingsfarbe. Olivgrün.

Mit wachsamen Augen streife ich durch die tanzenden Typen und bahne mir meinen Weg. Ein Blick hinter die Bar wird mir nicht gewährt, was aber auch nicht schlimm ist. Der Abend ist noch jung. Vielleicht hat Laurin heute ja gar keinen Dienst. Wer weiß? Nun, das wird sich zeigen.

Ich laufe weiter, flirte hier und da oder nicke einem Bekannten zu. Mir geht es heute einfach super! Alle trüben Gedanken an meine Trennung von Niels verblassen und in meinem Bauch breitet sich eine wohlige Wärme aus. Ja, mir geht es gut! Und das, obwohl ich in einem übervollen Club bin, mir sogar den ein oder anderen Typen vom Hals halten muss und die Musik fast schmerzhaft gegen mein Trommelfell drückt.

Vielleicht hätte ich heute sogar mal Lust, ein wenig zu tanzen. Alleine versteht sich. Es sei denn, Laurin taucht auf. Wobei der ja arbeiten muss. Wenn er überhaupt heute da ist.
 

~Laurin~

"Komm schon!"

"Ja! Immer mit der Ruhe."

"Ich komme zu spät!"

"Dann geh vor. Ich komme nach." Matthias winkt mich von sich.

"Gut. Bis gleich." Im Eilschritt entferne ich mich von Matthias und seinem Wagen.

Er muss ja noch unbedingt eine rauchen. Dabei wollte er doch schon vor Monaten damit aufhören! Typisch für ihn.

Ich schlüpfe durch den Hintereingang und renne durch den Flur. Stechkarte abgestempelt und tief Luft geholt. Gerade noch rechtzeitig!

Jacke aus und Spind auf. Das Bild einer Eiskunstläuferin ziert diesmal meine Spindtür. "Idioten!", lache ich. Sie haben der grazilen Läuferin einen Schnurrbart drauf gemalt. "Seit wann habe ich einem Schnurrbart?", frage ich Fabian, der mir auf dem Weg zur Bar entgegenkommt.

"Frag Lars. Der war der Übeltäter", lacht er und verschwindet in einem der Lagerräume.

"Mach ich!" Die Bande hier hat doch wirklich nichts als Unsinn im Kopf!

Ich suche den Barbereich nach Lars ab, um ihm seine Eisprinzessin mit Schnurrbart an die Stirn zu pappen, da fällt mir jemand ganz anderes auf. Vince! Er tanzt. Allein. Ganz in seinen Anblick versunken gehe ich hinter die Bar. Lars habe ich schon völlig vergessen.

Kaum richtig an meinem Arbeitsplatz angekommen, prasseln die üblichen Geräusche über mich herein. Bestellungen, Anmachsprüche und die wummernde Musik. Ich erledige meine Arbeit, lächle hier und da, und schiele immer wieder zu diesem hinreisenden Mann rüber, der auf der Tanzfläche so deplatziert aussieht wie ein Stripper in einem Nonnenkloster. Dennoch sieht man ihm an, wie viel Spaß er dabei hat. Was auch anderen Männern hier auffällt. Er wird manchmal wirklich mehr als plump angebaggert. Doch jedes mal wimmelt er den Verehrer galant ab, was mich teilweise sehr überrascht, denn da sind wirklich ein paar heiße Schnitten dabei! Vince scheint wirklich anders zu sein. Vielleicht sogar einer von der treuen Sorte ...
 

Ich bin gerade am Drink mixen, als er mich auch bemerkt. Sofort muss ich lächeln. Nein. Ich lache regelrecht! Meine Mundwinkel ziehen sich nach oben und ich kann sie nicht einfach mehr herunterbekommen. Vince erwidert es, streckt seine Hand in meine Richtung aus und winkt mich zu sich. Lachend schüttle ich den Kopf. Er faltet seine Hände zu einer bittenden Geste. Ich zucke mit den Schultern, hebe den Mixer hoch und schüttle kräftig. Tja. Ich muss arbeiten mein Freund!

Vince scheint zu überlegen, knabbert an seiner Unterlippe und starrt mich weiterhin an. Ich grinse noch immer und bediene einfach weiter. Da ich deswegen unseren Blickkontakt nicht halten kann, verliere ich Vince aus den Augen. Plötzlich ist er einfach weg!

Ich schaue mich um, sehe ihn jedoch nirgends. Es wird doch nicht beleidigt sein? Er muss doch wissen, dass ich arbeiten muss. Ich kann nicht einfach alles stehen un liegen lass... "Machst du mir ein Wasser? Ich bin komplett verdurstet." Eisblaue Augen.

"Kommt sofort." Wie hat er sich den nur unbemerkt hier her schleichen können?!

"Danke." Er nimmt mir das Glas ab, wobei sich ganz leicht unsre Fingerspitzen berühren. Augenblicklich fühle ich es wieder, das Gefühl von Geborgenheit und Wärme, welches ich gespürt hatte, als ich nach meinem Ausflug ins Kühlhaus in seinen Armen lag. Und das, obwohl es nur zwei Finger sind, die sich leicht berühren! Mein Herz setzt aus und die Musik verstummt. Also war das keine Einbildung gewesen. Kein Trugbild meines halb erfrorenes Hirns. Mein Körper reagiert auf Vince! Und zwar heftigst!
 

~Kris~

Ich drücke auf die Klingel. Zum dritten Mal schon. Wieso öffnet er mir nicht? Meine Arme werden langsam schwer!

Als ich zum vierten Mal mit meiner Nase die Klingel drücken will, summt es endlich! Ich stemme mich gegen die Tür und stolpere ins Innere. "Wird auch mal Zeit?", rufe ich.

"Sorry. Ich war im Bad." Ralf kommt mir entgegen und nimmt mir einige Tüten ab. "Was hast du den alles eingekauft?"

"Genug", kichere ich. "Du hast ja nie was da, außer Alk und Zigaretten."

"Und Maggi! Das ist wichtig."

"Oh! Ich vergaß!" Ächzend hieve ich die restlichen Einkaufstüten auf die Anrichte. "Kochen?"

"Ich weiß etwas besseres", raunt mir Ralf ins Ohr. "Zieh dich aus." Meine Lippen werden versiegelt und somit ist auch jeder Widerstand zwecklos.

Meine Arme schlingen sich wie von selbst um Ralfs Nacken und ich keuche in unseren Kuss hinein.

Ich mag es ihn zu küssen. Ja wirklich! Er ist ein guter Küsser, stellt Dinge mit seiner Zunge an, die mich echt beeindruckt haben. Aber das war's dann auch schon. Er küsst gut und ich küsse ihn gerne. Kein Bauchkribbeln, kein schwindeliges Taumeln vor Glück. Einfach nur gut und gerne. Doch was soll ich machen? Ich habe es satt alleine zu sein. Ungeliebt und enttäuscht zu sein. Ralf will mich. Malvin nicht.

Ralf weiß, dass ich keine tiefere Gefühle für ihn habe. Er hofft sicher darauf, dass ich irgendwann welche haben werde. Nur bin ich nicht mehr so optimistisch wie ich es am Anfang vielleicht noch war.

Vor wenigen Tagen habe ich wirklich geglaubt, dass es klappen könnte. Doch jetzt? Ich fühle nichts dabei, wenn er mich anlächelt, mir über den Rücken streichelt, mich küsst oder mit mir schläft. Nur ein Gefühl wird immer stärker. Mein Schuldgefühl.

"Lass uns im Bett weiter machen", flüstert Ralf und nimmt meine Hand.

Bereitwillig lass ich mich mitziehen. Ich muss mich bald entscheiden. Einmal weil es einfach nicht fair Ralf gegenüber ist, und vor allem bevor es zu spät ist und er mich nicht mehr gehen lassen will und ich ihm somit Wohl oder Übel wehtun werde.

Leider beschleicht mich immer mehr die leise Ahnung, dass ihm bereits jetzt schon viel zu nahe gekommen bin, und ihn schlussendlich doch wehtun werde. Ob ich will, oder nicht.
 

~Malvin~

Wie viele SMS'n habe ich ihm schon geschrieben? Bestimmt hunderte! Aber er meldet sich einfach nicht.

Jedes Mal wenn ich die Augen schließe sehe ich ihn wieder vor mir stehen. Den traurigen Blick, höre die leisen Worte und spüre wie sich mir immer wieder dabei der Magen umdreht. War ich die ganze Zeit über wirklich so blind gewesen? Hat Kris sich wirklich in mich verliebt und ich habe es die ganze Zeit nicht bemerkt? "Was mach ich denn nur?" Mein Mitbewohner Fred weiß auch keine Antwort darauf.

Er zuckt mit den Schultern. "Kris ist doch ein ganz vernünftiger Kerl. Versöhne dich wieder mit ihm und sprecht euch mal aus."

"Ha ha! Selten dumme Idee! Aussprechen?! Mensch Fred! Raff es! Er hat gesagt das er mich ... Er ist in mich verliebt." Es auszusprechen fällt mir ungewöhnlich schwer.

"Aber ihr wart doch Kumpels. Sowas lässt sich doch klären."

"Da kann man nichts klären! Stell dir mal vor, ich würde dir sagen, dass ich dich liebe. Was würdest du machen? Mit mir reden und alles klären?!"

"Keine Ahnung. In sowas kenne ich mich nicht aus", murmelt er und steht vom Küchentisch auf. "Warum fragst du auch mich?"

"Keinen Schimmer", brumme ich mürrisch. "Normal rede ich über sowas mit Kris." Betrübt stütze ich meinen Kopf auf meinem Handrücken ab und rühre in meinem Abendessen rum. Vielleicht beruhigt sich Kris ja von selbst. Ich sollte erstmal abwarten. Er weiß doch, dass ich Laurin liebe.

Stöhnend verberge ich mein Gesicht in den Handflächen. Zwei Baustellen mit zwei riesigen Fragezeichen davor. Okay. Eins nach dem anderen! Kris braucht anscheinend Abstand von mir. Ist auch sicher besser so. Ich liebe ihn nicht. Ich liebe Laurin. Das muss Kris doch einsehen!

Gut. Im Moment kann ich bei meinem Freund nichts ausrichten. Bleibt das Problem Laurin. Wie kann ich ihn doch noch davon überzeugen, dass ich der Richtige für ihn bin? Das muss doch zu machen sein! Und vielleicht sieht ja dann auch Kris ein, dass das mit uns keine Zukunft hat. Das wir nur gute Freunde sind. Schön wäre es. Hört sich alles so einfach an, doch im Moment stehe ich wie der Ochs vorm Berg. "Ach Mann!" Krachend landet meine Gabel auf den Teller. "Scheiße!" Ja, das ist es. Ein riesiger Berg Scheiße vor dem ich stehe.
 

~Vince~

"Wann hast du Feierabend?"

"Nachdem der Club geschlossen hat." Autsch! Das kann noch dauern.

"Dann wird das heute nichts mit einem Tänzchen. Oder?"

"Eher nicht."

"Schade", grinse ich.

"Bei deinen Tanzkünsten wird das auch in Zukunft nichts." Laurin wirft mir einen frechen Blick zu und lässt mich stehen, was er aber nicht extra macht. So geht das schon eine Weile lang. Wir unterhalten wir uns kurz miteinander, tauschen einige wenige Wortfetzen miteinander aus, und dann hastet er von einem Gast zum Anderen, ehe wir wieder ein paar Worte austauschen.

Irre ich mich, oder kann es sein, dass ich Laurin niemals für mich alleine haben kann? Ich sollte ihn fragen, ob wir uns nicht mal ohne einen Tresen zwischen uns treffen sollten. Nur dazu müsste er erstmal wieder in meine Rufweite gelangen. Seufzend schütte ich das restliche Wasser meine Kehle hinunter. Vielleicht sieht er das leere Glas ja und bedient mich mal wieder.

In der Zwischenzeit beobachte ich ihn unauffällig. Er steht gerade vor der riesigen Auswahl von Spirituosen und wählt zielsicher einige Flaschen aus. Verträumt wandert mein Blick an ihm von oben nach unten entlang. Ein breiter Rücken, knackiger Po, lange Beine … und das ist nur die Rückansicht! Ich verliere mich in Einzelheiten, wie zum Beispiel dem Knoten seiner Schürze, den ich ihm so gerne einmal aufmachen würde, der Naht an seiner Jeans ...

"Willst du noch was?" Ein großer Kerl mit schwarzem Haaren schiebt sich zwischen mich und Laurins Anblick.

"Ähm ... Ja. Noch ein Wasser", brabble ich und schiebe mein leeres Glas dem riesigen Barkeeper vor mir entgegen. Schade. Ein kleiner Flirt weniger mit meinem Lieblingsbarkeeper.

"Ich mach das schon, Theo." Laurin!

"Von mir aus", brummt dieser Theo und bedient den Nächsten.

Ich versuche mich an unsre Unterhaltung zu erinnern, um dort wieder anzuknüpfen. "Tanze ich so schlecht?"

"Was?"

"Du wolltest doch auch in Zukunft nicht mit mir tanzen."

"Ach so!", erinnert er sich. "Um ehrlich zu sein ... Ja. Tust du."

"Hm", brumme ich und verenge meine Augen. "Bringst du es mir bei."

"Tanzen?!"

"Unter anderem." Ich grinse und zwinkere ihm zu.

"Das muss ich mir noch überlegen."

"Laurin?!" Ein großer Mann drückt sich neben mich. "Machst du mir einen?"

"Klar Matthias." Die scheinen sich zu kennen.

Ich mustere diesen Matthias genauer. Er ist, wie schon erwähnt, groß. Um nicht zu sagen ein Riese! Ich komme auf einmal so klein vor. Vor allem, da Theo wieder vor mir steht und Gläser spült. Er ist sogar noch größer als dieser Matthias, wie ich gerade bemerke. Das wäre mal ein Sandwich ... Uwah!
 

Laurin mixt schnell den gewünschten Drink und stellt ihn vor meinen Nebenmann. "Wohl bekomms."

"Danke mein Lieber", sagt Matthias und zieht damit nicht nur meine volle Aufmerksamkeit auf sich.

Theo hält mit dem Gläserspülen inne und starrt Laurins Bekannten mit großen Augen an. Umgekehrt ist es genauso. Matthias starrt den Barkeeper mit dem selben bedäpperten Blick an.

Laurin und ich wiederum schauen uns kurz an und scheinen gerade das Selbe zu denken. Er grinst und stellt die beiden einander vor. "Theo? Das ist mein bester Freund Matthias. Matthias? Das ist mein Kollege Theo." Verlegenes räuspern und scheues Kopfnicken. Na, wenn sich da gerade nichts anbahnt hat!

Selten genug Zeuge eines solchen Augenblickes zu sein und selbst das Gleiche vor kurzem erlebt zu haben. Aber es kommt noch eine Spur komischer.

Laurin schiebt mir einen Drink zu, zusammen mit einem kleinen Zettel. Seine Telefonnummer! Er hebt seinen Zeigefinger an die Lippen, und signalisiert mir damit stillschweigen zu bewahren. Aber mal ehrlich, wem sollte ich davon jetzt erzählen?
 

~Laurin~

Interessant. Wirklich interessant. Scheint so, als würde Matthias Gefallen an Theo finden. Und Theo? Der sabbert gerade ins Spülwasser. Wenigstens konnte ich die allgemeine Ablenkung nutzen und Vince meine Nummer zustecken.

Scheint auch niemand mitbekommen zu haben, was auch gut ist. Ich habe null Bock darauf, dass Vince Lästerthema Nummer eins hier wird. 'Schaut mal! Das ist der Kerl, bei dem unsre Eisprinzessin Laurin auftaut!' Mein armer Matthias musste das Gerede auch schon über sich ergehen lassen. Zwar nur solange, bis sich rumgesprochen hatte, dass er nur ein Kumpel von mir ist, aber die teilweise giftigen Blicke und Sprüche waren höchst nervig. Hach, was bin ich auch nur für ein begehrtes Stück Fleisch! ... Wie ich das hasse!

"Machst du mir noch einen?"

"Klar", antworte ich dem Gast neben Vince und mach mich wieder an die Arbeit. Theo lasse ich weiter meinen Matthias ansabbern und für Vince lasse ich extra heiß meinen Hintern wackeln bei meinem Abgang. Der Abend kann beginnen!
 

******
 

An dieser Stelle möchte ich auf meine andere Story verweisen. 'Starke Kerle, starke Gefühle'. Falls ihr nämlich wissen wollt, wie es mit Theo und Matthias weiter geht, (denn die knüpft genau am Ende dieses Kapitels hier an) dann könnt ihre es hier erfahren:

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/723837/334234/

Kapitel 04 - Gebrochene Herzen

Und weiter geht's mit meinem Barkeeper-Liebesfünfeck. Seit schon mal gespannt darauf, ob der kleine Malvi endlich mal von seiner langen Leitung steigt. Und ob Laurin und Vince endlich zueinanderfinden. Oder ob Kris sich dazu durchringen kann, Ralf den Laufpass zu geben. Fragen über Fragen, und nur ich kenne schon die Antwort. *muhuuhuua!*
 


 

Kapitel 04 - Gebrochene Herzen
 

~Vince~

Mein Kinn auf einer Hand abgestützt, liefere ich mir ein Starrduell mit dem kleinen Zettel, der vor mir auf dem Schreibtisch liegt. Soll ich jetzt anrufen? Oder doch erst später? Ein Blick auf einer meiner unzähligen Uhren hier im Laden verrät mir schmerzlich, dass es erst halb zehn ist. Sehr wahrscheinlich schläft er noch.

Apropos schlafen. Ich muss nur daran denken, schon gähne ich. Gestern, besser gesagt heute morgen, ist es recht spät geworden. Um kurz nach vier war ich erst zuhause. Aber es hatte sich gelohnt.

Laurin und ich tauschen vielsagende Blicke miteinander aus und ich unterhielt mich sogar eine Zeit lang mit Matthias, seinem besten Freund. Der war aber plötzlich verschwunden und somit konnte ich mich wieder ganz Laurin widmen.

Und jetzt hänge ich hier in meinem kleinen Laden rum, habe nichts zu tun, da draußen gerade die Welt untergeht und alle Passanten von einem Regenschauer zum anderen flüchten, und kann es gar nicht mehr erwarten, bis ich meinen heißen Barkeeper wiedersehe.

Es ist verrückt! Niemals hätte ich für möglich gehalten, mich so schnell wieder in einen anderen Kerl zu vergucken. Zwar hatte ich es mir gewünscht, aber man weiß ja, wie das so mit den Wünschen ist. Gerade wenn man etwas sucht, oder sich erhofft, tritt einem das Schicksal gerne mal in den Hintern. Na ja. Vielleicht meint das Schicksal ja auch, dass ich mir nach der Miesere mit Niels endlich etwas Glück verdient hätte. Eine nette Abwechslung wäre das mal, nach der ganzen Zeit der Trauer um ihn, und den quälenden Fragen, was ich alles falsch gemacht haben könnte.

Jetzt muss mir nur noch was einfallen, womit ich Laurin beeindrucken kann und wohin ich ihn entführen könnte, wenn er einem Date mit mir wirklich zusagt. Mir schleicht sich auch schon eine kleine Idee in den Kopf, die nur darauf wartet, dass ich sie in die Tat umsetze.

Ich rollere mit dem Bürostuhl rüber zu meinem Notebook und gehe ins Internet. Ein paar Klicks später und ich beginne zu strahlen. Es soll Mitte des Nachmittags aufklaren und richtig warm werden. Und auch nachts bleibt es klar. Es wäre perfekt! Wieso nicht? Ich kann ihm einfach mal eine SMS schicken und abwarten was passiert. Mehr als nein sagen kann er nicht.

"Bitte sag nicht nein!" Ich schaue hoch an meine Ladendecke. Hilf mir noch einmal Schicksal! Bitte!
 

~Malvin~

Von der Wochenendvorlesung heute habe ich so gut wie nichts mitbekommen. Ständig ist mein Blick zu Kris gewandert, der. Er dagegen würdigt mich keines Blickes mehr. Als wir uns heute morgen das erste Mal begegnet sind, hat er mich einfach ignoriert und in der Mensa saß er bei flüchtigen Bekannten von uns. Das wäre ja noch erträglich gewesen, da ich vollkommenes Verständnis dafür habe, dass er auf Abstand zu mir geht. Aber das, was sich gerade vor meiner Nase abspielt, dafür kann ich einfach kein Verständnis aufbringen.

Ich wollte gerade das Unigelände verlassen und steuere auf das große Tor zu, und wen sehe ich da? Kris! In den Armen eines großen, blonden Kerls! Hatte er nicht gesagt, dass er mich liebt?! Weshalb also knutscht er dort mit einem Fremden rum? Will er mich etwa eifersüchtig mit der Aktion machen? Falls er das glaubt, dann hat er sich aber gewaltig geirrt! Ist doch schön, dass er jemand anderen hat! Ja ehrlich! Damit bin ich ja wohl vom Tisch und ich muss mir keine Sorgen mehr darum machen, wie ich mich in Zukunft vor Kris verhalten soll und vor allem kann ich mich jetzt wieder voll und ganz Laurin widmen.

Aber weshalb ignoriert er mich dann, wenn er glücklich verliebt ist? Er hätte mir doch heute morgen sagen können, dass er jemand anderen hat. Wieso schneidet er mich dann immer noch?

Dem Geheimnis werde ich jetzt erstmal auf den Grund gehen!
 

Mit festen Schritten gehe ich auf Kris und seinem neuen Lover zu. "Kris?!" Er rührt sich nicht, dafür aber sein komischer, blonder Lover, der mich schräg anschaut. "Hey! Redest du jetzt mal mit mir?!" Ich versuche meinen Freund an der Schulter zu mir umzudrehen, aber dieser blonde Riese schiebt Kris aus meiner Reichweite.

Böse funkelt er mich an. "Du bist das also? Malvin? Nicht wahr?"

"Was geht's dich an? Lass mich mit Kris reden!"

"Er will aber nicht mir dir reden", blafft er mich gefährlich an.

Mein Zorn steigert sich. "Das kann er mir auch selbst sagen."

"Verzieh dich! Kris gehört jetzt zu mir!" Bitte?!

"Schon gut Ralf." Endlich höre ich von Kris auch mal ein Wort und er dreht sich tatsächlich zu mir. "Lass uns bitte in ruhe Malvin. Ich will dich nicht mehr sehen, das habe ich dir doch schon gesagt. Und hör auf, ständig in meiner Nähe umherzuschleichen, wenn wir in der Uni sind." Ich verstehe noch immer nicht, was das gerade zu beuten hat.

"Ja aber wieso?", frage ich deswegen aufgebracht. "Ist jetzt nicht alles gut? Du hast doch jetzt diesen ... Kerl da." Ich nicke zu seinem Lover und ziehe verwirrt meine Augenbrauen zusammen. "Dann ist doch jetzt wieder alles gut, und wir können wieder Freunde sein. Oder nicht?"

Kris lacht bitter. "Du raffst es immer noch nicht! Ich.will.dich.nicht.mehr.sehen! Kapier das endlich! Jedes Mal wenn du in meiner Nähe bist, kommen diese Gefühle in mir hoch. Und das brauche ich nicht!" Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.

"Gefühle? Aber wieso bist du dann mit dem da zusammen?"

"Weil er mich liebt und nicht Tag und Nacht einem Typen nachjagt, der ihn nicht will!" Damit dreht er sich um und lässt mich einfach stehen.

"Pfoten weg von ihm. Kris gehört jetzt mir. Verstanden?"

Mit knirschenden Zähnen schaue ich den Beiden nach. Was passiert hier nur für eine Scheiße? Warum knutscht Kris mit diesem Arsch rum, wenn er doch mich liebt?
 

~Kris~

"Wollen wir was Essen gehen?"

"Hm." Ich nicke schwach.

"Nimm es dir nicht so zu Herzen." Zärtlich umschließt Ralfs Hand meine.

"Tue ich aber." Es schnürt mir die Brust zu. Den ganzen Tag schon. Immer wenn ich Malvin sah, hörte oder seine Blicke auf mir spürte. Ich liebe ihn. Immer noch. Und das wird auch Ralf nicht ändern können. "Ich liebe ihn", flüstere ich und bleibe mitten auf dem Gehweg stehen. "Es tut mir leid."

Ralf atmet tief ein und laut wieder aus. "Das musst du mir nicht noch sagen. Das konnte ich schon deutlich genug sehen."

"Was verlangst du von mir? Das ich einen Schalter umlege und jetzt dich liebe? Das ich mir mit dir eine schöne Zukunft ausmale, anstatt mit Malvin? Das kann ich nicht! Und das habe ich dir nie verheimlicht."

"Ich weiß. Sorry Kris." Seine Finger streicheln sanft über meine Wange.

"Nicht hier", zische ich und reiße mich von ihm los. Etwas Kindisch. Mag sein. Hier laufen überall Studenten rum, die sich meist um ein gleichgeschlechtliches Paar gar nicht kümmern. Aber ich will das jetzt nicht. Was ich jetzt will, ist zu Malvin zurückzukehren, ihn zu packen und ihm meine Zunge in den Hals stecken. Ihm irgendwie begreiflich machen, dass wir zusammengehören, und nicht er und dieser Barkeeper, oder ich und Ralf.
 

"Wir gehen jetzt Essen, dann zu mir und ich verpasse dir eine entspannende Massage. Was hältst du davon?" Was ich davon halte?

"Es geht nicht, Ralf. Ich kann das nicht mehr."

"Was meinst du?" Ich schließe kurz die Augen. Wieder tut er so, als ob alles in Ordnung wäre. Das macht er schon seit ein paar Tagen, woran ich aber nicht ganz unschuldig bin, da ich mich noch immer nicht getraut habe, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Bis jetzt. Bis ich in Malvins Gesicht geblickt habe ...

"Das mit uns ist vorbei. Es tut mir leid." Ich drehe mich um, will hier nur noch weg, doch Ralf kommt mir nach.

"Kris? Das kannst du nicht! Ich habe dir gesagt, dass sich das alles bessert! Ich kann dich nicht mehr gehen lassen! Bitte Kris!"

Wütend drehe ich mich wieder zu ihm. Ich bin aber nicht über ihn wütend, sondern über mich. Das ich erst jetzt die Courage habe, dass mit uns zu beenden. Ich muss ihm wehtun, und das hat er nicht verdient. "Willst du das etwa?! Einen Mann, der dich nicht liebt? Der heimlich an einen Anderen denkt, während du mit ihm schläfst? Der Nacht für Nacht davon träumt, es wäre nicht dein Bett, sondern das seiner großen Liebe? Willst du das?"

"Nein. Aber ..."

"Nichts aber!" Ich umfasse sein trauriges Gesicht mit den Händen und spreche leise weiter. "Ich liebe dich nicht. Doch wenn ich es könnte, würde ich es mit Freuden ändern. Es würde so vieles so viel leichter machen. Aber das ist unmöglich. ... Ralf. Du hast jemanden verdient, der dich zu schätzen weiß. Nicht so jemanden wie mich. Und das weißt du." Er nickt kaum merklich und zieht mich heftig in seine Arme.

"Du kannst trotzdem jederzeit zu mir kommen", sagt er erstickt.

Ich vergrabe mein Gesicht an seiner Schulter. So ein gutmütiger Trottel! Wie konnte ich ihm das nur antun? Ich bin schlimmer als Malvin.
 

~Laurin~

Die Badezimmertür knallt laut gegen das Regal dahinter und der Inhalt darin klirrt gefährlich, was mich aber gerade nicht im Geringsten juckt. Mein Handy piepst und ich hab's eilig es in die Finger zu bekommen. Nackt und nass schliddere ich in mein Schlafzimmer, wo es auf meinem Bett liegt, und werfe mich ihm entgegen. Leider habe ich mich zu früh gefreut. Die angekommene SMS ist nicht von Matthias, wie ich erhofft hatte, sondern von einer mir unbekannten Handynummer.

Wobei sich mir wieder die Frage aufdrängt: Wo steckt der Kerl nur? Meinem Ärger zu trotz schaue ich nach, wer mir da eine Kurznachricht geschickt hat. Ich muss sie zweimal lesen, bis sie mein Hirn erreicht. Dort steht: 'Darf ich dich heute nach der Arbeit entführen? Vince.' Entführen? Er mich?

Schlagartig wird meine Laune besser und ich vergesse sogar meine Sorgen um den Verbleib meines besten Freundes. Vincent will mich heute entführen! Ich kaue auf meiner Unterlippe herum und überlege. Schicke ich ihm gleich eine Antwort, oder lasse ich ihn noch zappeln? Und was antworte ich ihm? Auf jeden Fall nichts wie: JA! Entführe mich und mach mit mir was du willst! Obwohl das mein erster Gedanke war, nachdem ich die SMS überhaupt erst verstanden hatte. Es muss was unverfängliches sein. Etwas, dass ihn in den Club kommen lässt, ihm aber nicht das Gefühl gibt, er hätte mich schon im Sack. Beziehungsweise in seinem Bett. Deshalb schreibe ich einfach: 'Mal sehen, wie sich der Abend bis dahin entwickelt' setze noch ein Smilie hinten dran und sehe zu, wie die Nachricht sich auf den Weg macht.

Bleibt nur noch ein Rätsel zu lösen. Was zum Henker ist mit Matthias gestern Abend passiert?

Eigentlich wollte er bei mir übernachten, aber er war ganz plötzlich verschwunden, hinterließ mir nur einen doofen Zettel an meinem Spind, er sei unterwegs und das war's. Keine weitere Erklärung oder wenigstens eine popplige SMS. Ich stibitze eine kleine Gänsefeder von meinem Kopfkissen und puste sie in die Luft. Irgendwann muss er ja mal auf meine ganzen Nachrichten und Anrufe reagieren. Und bis dahin verziehe ich mich wieder zurück ins Bad. Mir wird langsam kalt und mein Badewasser sicher auch.
 

~Vince~

Endlich ist die Kundin aus meinem Laden. Wurde auch echt Zeit, denn sie kam zum ungünstigsten Moment überhaupt. Kaum betrat sie meinen Laden, kündigte sich eine SMS an. Sicher von Laurin! Leider schien das die Kundin gar nicht zu interessieren, sie wollte alles über eine Anrichte wissen, die ich vor kurzem von einem jungen Paar abgekauft hatte. Empire-Anrichte hin oder her! Die Gute hatte mich den letzten Nerv gekostet mit ihren nicht enden wollenden Fragen.

Das Handy in der Hand, beginne ich zu lächeln. 'Mal sehen, wie sich der Abend bis dahin entwickelt.' Hört sich doch ganz gut an. Jedenfalls ist das keine Abfuhr! Dann kann ich ja jetzt alles vorbereiten. In einer halben Stunde habe ich Mittagspause. Passt doch wirklich perfekt!
 

~Malvin~

Trübsal blasen ist ja normal nicht so mein Ding. Dennoch tue ich das gerade. Eigentlich schon seit Tagen, aber das spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Denn ich habe mir fest vorgenommen, dass ich jetzt endlich handle, anstatt weiter vor mich hin zu dümpeln. Jawohl! Und das erste Handlungsgebiet ist natürlich Laurin. Heute will ich es nochmal wagen. Zwar mit unlauteren Mitteln, aber wenn es um die Liebe geht, sind alle Mittel recht. So heißt es doch, oder? Und genau deshalb werde ich meine verfängliche Lage bezüglich meinem Freund Kris schamlos ausnutzen und mich bei meinem Schwarm ausheulen. Falls alles so klappt, wie ich mir das vorstelle, wird er mich hoffentlich trösten und wer weiß, was dann passieren kann.

Ein Lächeln legt sich auf mein Gesicht. Der Plan ist echt idiotensicher! Vor allem, da ich auf Kommando heulen kann. Ich werde mit nassen Kulleraugen zu meinem Schatz aufblicken, ihm alles berichten und mich von meiner zerbrechlichsten Seite zeigen. Wenn das sein Herz nicht zum schmelzen bringt und seinen Beschützerinstinkt weckt, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.

Voller neuem Elan öffne ich meinen Kleiderschrank, suche mir erst heiße Unterwäsche heraus, dann knappe Kleidung und gehe ins Bad. Ich muss doch gut aussehen für meinen Laurin!
 

Keine Stunde später sehe ich wie aus dem Ei gepellt aus, habe meine Frisur perfekt gestylt, mir eine helles Make-up aufgelegt, damit ich blasser aussehe als sonst, und vorm Spiegel ein wenig heulen geübt. Das verlieh meinen Augen zusätzlich das nötige, verquollene Aussehen. "Laurin wird mich diesmal nicht so einfach ignorieren können. Ganz sicher nicht!"

Ich ordere mir ein Taxi und düse ich gleich los. Das Velvet öffnet gleich und ich will pünktlich sein. Es ist noch nicht viel los, als ich eintreffe, was mir direkt in die Karten spielt. So bekomme ich einen schönen Sitzplatz an der Bar und richte mich gleich mal häuslich ein. Von hier habe ich alles bestens im Blick und da kommt mein Traummann auch schon hergelaufen, bindet sich im Gehen hastig die Schütze über,während ich bei seinem Anblick fast vergehe. Er kommt an mir vorbei und ... lächelt mich an!

Ich unterdrücke ein strahlendes Lächeln, ziehe nur meine Lippen kurz nach oben und blinzle scheu nach unten, wo ich mit meinen Fingern verknoten spiele. "Malvin? Alles klar bei dir?" Er hat angebissen! Oh Gott! Immer mit der Ruhe! Jetzt brauche ich Feingefühl und Selbstkontrolle.

"Nein", sage ich leise. "Kris und ich haben Streit."

"Oh je. Sehr schlimm?"

Ich nicke und gucke noch eine Spur trauriger aus der Wäsche. "Er hat mir gesagt, dass er mich liebt, aber ... Heute in der Uni hat er mit einem Anderen rumgemacht."

"Was?" Laurin zieht seine Stirn kraus. Wie sexy er dabei aussieht! "Ich dachte, ihr wärt schon längst zusammen. Was war den passiert?"

Ich zucke mit den Schultern und drücke die ersten Tränchen vor ihm heraus. "Keine Ahnung. ... Er hat gesagt, dass er mich nicht mehr sehen will." Der Wasserfall fließt und ganz beschämt angle ich mir eine Serviette und bedecke damit mein Gesicht.

"Ach Malvin! Das tut mir so leid." Vor mir klackert es. "Hier. Geht aufs Haus." Eine Cola! Fast muss ich loslachen, nehme aber dankend an.

Jetzt heißt es Geduld bewahren.
 

~Laurin~

Der Arme. Habe ich mich wirklich so sehr in Kris geirrt? Was sagt das nur wieder über meine Männerkenntnis aus? Hoffentlich habe ich mich nicht auch bei Vince geirrt. Obwohl ich mir das gar nicht vorstellen kann. Ebensowenig wie bei Kris. Das hat doch ein Blinder gesehen, dass er in Malvin verliebt ist. Die Verwirrungen der Liebe! Ich werde sie niemals verstehen.

Der Club füllt sich langsam und ich gehe meiner Arbeit nach. Hin und wieder schaue ich zu Malvin, der total geknickt am Tresen sitzt und sich an die Cola klammert. Ich ärgere mich jetzt schon über mich, dass ich mich da einmische, aber ich muss nochmal mit ihm reden. "Malvin? Vielleicht solltest du einfach nochmal mit Kris über alles reden. Sicher war das nur ein Missverständnis."

Runde Kulleraugen füllen sich mit Wasser. Bitte nicht! "Er will mich nicht mehr sehen. Wie soll ich da mit ihm reden?"

"Es gibt immer eine Möglichkeit."

Er schüttelt energisch den Kopf. "Machst du mir einen Wodka-O?"

"Sich die Birne zuzuschütten ist erst recht keine Möglichkeit. Und eine Lösung schon gar nicht", sage ich.

"Bitte Laurin." Wer kann diesem Welpenblick schon widerstehen?

"Also gut", sage ich und angle mir ein sauberes Glas. "Aber wir übertreiben es damit nicht, verstanden?" Malvin nickt und lächelt mich dankbar ab. Oh Mann! Das wird ein langer, langer Abend.
 

~Vince~

Langsam gehe ich die Treppen hinunter und habe schon seit betreten des Clubs das Gefühl, dass alle Blicke auf mir ruhen. Dumm, ich weiß. Doch ich fühle mich so fantastisch gut, dass das sicher nach außen strahlt. Und der Grund für mein Strahlen, steht wie immer hinter der Bar und wedelt mit einem Getränkemixer herum. Das kann er echt gut! In meinem Bauch setzt ein leichtes Kribbeln ein, das immer stärker wird, je näher ich der Bar komme. Ein untrügliches Zeichen. Laurin bedeutet mir jetzt schon viel mehr, als ich vorher gedacht habe.

Ich gleite elegant durch die tanzenden Gäste und gehe auf direktem Weg auf Laurin zu. Der sieht mich nun auch endlich und ... Schock schwere Not! Habe ich jemals ein schöneres Lächeln gesehen? Bestimmt, nur fällt mir gerade keines ein. "Hey du", rufe ich über die Lautstärke des wummernden Basses hinweg.

"Hallo Fremder. Wie immer?" Ich nicke.

"Und? Wie hat sich der Abend bis jetzt so entwickelt?", frage ich ihn und lehne mich locker gegen die Theke.

"Ganz gut. Kann mich nicht beschweren."

"Schön." Wir tauschen wissende Blicke aus und ich bin plötzlich ganz zuversichtlich, dass wir heute gemeinsam den Club verlassen werden.

Ich bekomme meinen Whiskey und genehmige mir gleich einen Schluck. Er brennt herrlich in meinem Hals und rutscht wärmend Tiefer. Genau das, was ich jetzt noch gebraucht habe. Einen guten Tropfen und eine wunderschöne Aussicht. "Wie plant man eigentlich eine Entführung?", will er wissen und grinst schelmisch.

"Je nachdem was man mit seinem Entführungsopfer vorhat."

"Ah ja. Und das wäre zum Beispiel?"

"Ein kleiner Ausflug."

"Ausflug? Um diese Uhrzeit?" Laurin guckt ein wenig skeptisch.

"Wieso nicht? Die Nacht ist warm, die Sterne sind zu sehen und der Mond scheint hell. Ich finde die heutige Nacht geradezu fabelhaft für eine Entführung. Natürlich nur, wenn das Opfer auch will."

Laurin lacht hell. "Seit wann wird das Opfer gefragt?"

"Ich bin ein Gentleman. Auch wenn man es nicht gleich merkt."

"So so. Ein Gentleman. Interessant." Ich versinke fast in seinen grünen Augen, doch leider ruft ihn ein anderer Gast und der Moment endet viel zu schnell. Nicht mehr lange, und Laurin und ich können uns endlich ungestört miteinander unterhalten.
 

In Gedanken versunken, schwenke ich die goldene Flüssigkeit im Glas herum, schaue zu, wie sich der Whiskey seidig an die Innenseite des Glases legt und langsam daran hinabgleitet. Wie der Abend wohl verlaufen wird? Ob ihm meine Idee gefällt? Ob wir überhaupt genug Gesprächsthemen finden, oder uns nur peinlich anschweigen? Vielleicht lassen wir auch nur Taten sprechen, obwohl es mir lieber wäre, wir würden uns erstmal kennenlernen.

Unwillkürlich muss ich an meinen Exfreund denken. Mit ihm bin ich auch gleich in die Kiste gesprungen. Ob das ein Fehler war? Hätten wir uns erst kennenlernen sollen? So ein Schwachsinn! Wir haben uns Jahrelang gut verstanden. Dachte ich zumindest. Ich trinke das Glas mit einem großen Schluck leer. Schluss mir der Vergangenheit! Ich bin hier, um an die Zukunft zu denken.

Ich lecke mir über die Lippen und schiebe das leere Glas von mir. Dabei suche ich Laurin, den ich bei einem Gast entdecke. Einen sehr jungen und attraktiven Gast. Ah! Eifersucht kriecht langsam in mir hoch. Ich bin Laurin tatsächlich bis in die Haarspitzen verfallen. Ich mustere den Jüngeren genauer. Er sieht fertig aus. Verweint. Sicher Liebeskummer. Oh, das kenne ich nur zu gut. Leider. Aber auch das geht vorbei und ich muss sagen, mir ging es schon lange nicht mehr so gut. Wiederhole ich mich? Egal. Es ist eben so, wie es ist. Laurin legt seine Hand auf den Arm des verheulten Buben und reibt ihn leicht. Im trösten ist er einsame Spitze, wie ich gerade feststelle. Der Kleine blüht ja richtig auf. Ich beobachte ihn weiter. Laurin stellt ihm einen Drink hin, sieht ihn fast väterlich an und bedient den Nächsten. Und der Kleine? Der blickt ihm mehr als eindeutig nach. Grinst er etwa? Na da schau an!

Schnell schaue ich wieder weg, damit er nicht bemerkt, dass ich ihn genaustens beobachte. "Liebeskummer?", frage ich Laurin, als er wieder vor mir steht und nicke in die Richtung des kleinen verheulten Kerlchens.

"Ja. Sein Freund will ihn nicht mehr sehen. Was weiß ich. In solchen Dingen bin ich momentan Betriebsblind." Laurin zwinkert mir zu. Oh du Süßer, du!

Genüsslich schaue ich Laurins Kehrseite nach, als er wieder hinter dem Tresen an mir vorbei flitzt. Dabei bleibt mein Blick wieder an dem 'Liebeskummerpatienten' hängen. Auch er verschlingt Laurin gerade förmlich mit seinen verheulten Äugelein. Wenn der kleine Trauerklos nicht mal hinter dem selben Mann her ist, hinter dem ich nachjage. Ich glaube, auf ihn muss ich ein genaueres Auge werfen.
 

~Malvin~

Mein Plan funktioniert eigentlich ganz gut. Bis auf eine Kleinigkeit. Dieser alte Sack*, keine fünf Meter von mir entfernt. Er redet etwas zu viel mit Laurin, für meinen Geschmack. Und wenn ich mich nicht irre, habe ich die Beiden schon mal zusammen gesehen. Jedenfalls kommt er mir bekannt vor. Jetzt lacht Laurin auch noch mit ihm! Und ... Gerade fasst er sich ins Haar und streift sich eine Haarsträhne nach hinten, lächelt und blinzelt diesem alten Sack zu! Er flirtet mit dem Kerl! Laurin flirtet!

Ich schlucke meinen Zorn hinunter und mahne mich zur Ruhe. Trotzdem muss ich was dagegen tun! Bevor das hier noch eskaliert und die beiden ... Nein! Niemals! Die passen doch gar nicht zusammen! Was will Laurin nur von so einem alten Kerl? Ja, gut. Er sieht schon ganz passabel aus. Aber mehr auch nicht.

Aus den Augenwinkeln heraus unterziehe ich den Typen einer genauen Musterung. Ganz normal gekleidet. Eine Jeans, weißes T-Shirt. Nichts aufregendes, bis auf die Schuhe, die teuer aussehen. Er hat einen Dreitagebart. Steht Laurin auf sowas? Rasieren ist definitiv erstmal für mich gestrichen! Wenn er lächelt, bekommt er hässliche Falten in den Augenwinkeln. Und seine Nase macht einen leichten Bogen. Sieht aus, als wäre sie mal gebrochen gewesen und nicht richtig zusammengewachsen. Ich mag ihn nicht!

Ich zücke mein Handy und prüfe die Uhrzeit. In einer Stunde hat Laurin Feierabend. Also ist für mich bald an der Zeit, das Finale meines Plans einzuleiten. Und ich muss mich beeilen. Nicht, dass mir der Kerl da hinten mir noch in die Quere kommt!
 

***
 

~Laurin~

Gleich habe ich Feierabend. Endlich! Ich bin schon ganz gespannt, wohin ich gleich entführt werde. Vince möchte nicht mir der Sprache rausrücken und lässt mich ganz eiskalt weiter grübeln. Ich ziehe noch schnell einige Gäste ab und räume die leeren Gläser ins Becken und dann kann es eigentlich schon losgehen.

"Der Abend entwickelt sich gut für dich. Ich wäre soweit", flüstere ich Vince zu.

"Das freut mich." Das kann ich sehen. Seine eisblauen Augen lassen mich dahinschmelzen, so sehr vernebeln sie mich. "Treffen wir uns draußen?"

Ich nicke. "Vorm Eingang." Vince wirft mir noch einen vielsagenden Blick zu und steht auf.

Aufgeregt laufe ich los und will gerade den Barbereich verlassen, als mir Malvin ins Auge fällt. Er hockt neben dem Eingang der Angestelltenräume, das Gesicht gegen seine Knie gedrückt. Nicht auch das noch! "Malvin?" Widerstrebend aber dennoch besorgt um den Kleinen, hocke ich mich neben ihn und packe seine Schulter. "Malvin?" Er hebt den Kopf an und mir wird ganz anders. Er ist total verheult. Kajal läuft auf seinen Wangen herunter und er zieht rührselig die Nase hoch. "Willst du nicht lieber nach Hause?"

"Ich weiß nicht wohin."

"Wie, du weißt nicht wohin?"

"Alles erinnert mich an Kris", schluchzt er und ein Heulkrampf durchschüttelt ihn. Was mache ich denn jetzt bloß mit ihm?

"Steh erstmal auf." Ich zerre ihn hoch und halte ihn fest, da er gefährlich am Schwanken ist. "Kannst du nicht bei Freunden übernachten?" Er schüttelt seinen Kopf. "Deiner Familie?"

"Die wohnen nicht hier."

Nervös knabbere ich auf meiner Zunge rum, was ich immer mache, wenn ich in der Zwickmühle stecke. Ich kann ihn doch nicht einfach hier hocken lassen. Ich schleppe ihn erstmal mit nach hinten, wo es sich bedeutend angenehmer unterhalten lässt. "Dann kannst du nirgends hin?" Er verneint. "Was hattest du den heute vor?" Er zuckt mit den Schultern. "Ach Malvin!" Noch ehe ich es aufhalten kann, fälle ich eine Entscheidung. "Du kannst heute Nacht auf meiner Couch pennen."

"Wirklich? Ich möchte dir aber keine Umstände machen."

"Tust du nicht. Warte hier nur kurz. Ich muss noch schnell mit jemanden Reden." Ich muss echt bescheuert sein!
 

~Vince~

Mein Herz klopft schneller, als ich Laurin auf mich zukommen sehe. Ich bin so aufgeregt über unser kleines Date, dass ich erst gar nicht seine kummervolle Miene bemerke. Erst als er mich anspricht, fällt sie mir auf. "Können wir das verschieben?", fragt er mich und meine gute Laune verabschiedet sich zusammen mit meinem aufgeregten Herzklopfen.

"Ähm. Klar. Ist was passiert?"

Laurin nickt. "Du weißt noch der Kleine an der Theke? Der mit dem Liebeskummer." Ich bejahe und bekomme ein dumpfes Gefühl in der Magengegend. "Der saß eben ganz aufgelöst im Club und sagte, dass er nirgends hin kann. Und da habe ich ihm angeboten bei mir auf der Couch zu schlafen. Es tut mir leid. Aber ..."

"Kein Ding. Ist schon okay."

"Ehrlich?"

"Ehrlich. Das ist wirklich nett von dir. Das du ihm hilfst." Ich mache gute Miene zum bösen Spiel. Aber was soll ich machen?

"Ich habe ja deine Nummer. Ich ruf dich an und dann machen wir einen anderen Tag aus, ja?"

Ich nicke schwach. "Einverstanden. Liebeskummer ist erstmal wichtiger."

Laurin lächelt und mir geht das Herz auf. "Danke. Und ich mach's wieder gut. Versprochen." Das hebt meine Laune noch Stückchen.

"Ich nehme dich beim Wort", sage ich und zwinkere ihm zu, bevor ich mich zu meinem Wagen drehe.

"Vince?" Ich drehe mich nochmal zu ihm und fange an zu lachen. "Die Firma dankt." So ein Spinner! Hat mir einen Luftkuss zugepustet!
 

Ich schwinge mich in meinen Wagen und starte den Motor. Dann ist jetzt also dieses Jüngelchen mit auf den Weg zu Laurins Wohnung. Wenn das mal kein abgekartetes Spiel war! Auch wenn mir das mehr als bitter aufstößt, muss ich mich zurückhalten. Laurin und ich sind ja schließlich kein Paar und ich kann ihm auch nicht reinreden was sein Leben betrifft. Nur, hätte ich ihm keinen kleinen Tipp geben sollen? Hätte ich ihm sagen müssen, was ich beobachtet habe? Nein. Ich kann mich da nicht reinhängen, auch wenn ich es noch so gern täte. Es ist Laurins Sache. Ich habe ja noch nicht mal eine Ahnung, wie gut die sich kennen. Wahrscheinlich schon länger als wir uns kennen. Das heißt, ich muss jetzt ausharren und darauf hoffen, dass unsre kleinen Flirts für ihn genau soviel bedeuten wie sie es für mich tun.

Noch gebe ich ganz bestimmt nicht auf. Und was immer die kleine Heulboje vorhat, ich muss auf das vertrauen, was ich glaube, zwischen mir und Laurin gespürt zu haben.
 

~Malvin~

Nur schwer kann ich meine Nervosität verbergen. Ich kann es immer noch nicht glauben, aber ich sitze gerade neben Laurin im Auto und zusammen fahren wir in seine Wohnung! Ich könnte in die Luft gehen vor Freude! Mein kleiner Plan hat funktioniert und jetzt muss ich nur noch einen Weg finden, ihm näher zu kommen. Falls alles nichts klappt, kann ich immer noch heute Nacht in sein Bett klettern und ... Schauen was sich ergibt.

"So. Da wären wir." Laurin hält vor einem großen Mietshaus. Hier wohnt er also. Bin gespannt auf seine Wohnung. Laurin holt noch eine Sporttasche aus dem Kofferraum und dann betreten wir auch schon das Haus.

Drinnen fühle ich mich gleich wie Zuhause. Seine Wohnung ist nichts Außergewöhnliches, aber modern und hell eingerichtet. Das Einzige, das einem sofort ins Auge sticht, ist eine Art Minibar in der Küche. Laurin hat dort alles, was man als Barkeeper wohl so alles braucht. Inklusive genügend Spirituosen, um sich Wochenlang ins Koma zu saufen. "Trinkst du das alles alleine?" Andächtig fahre ich über die schwarze Steinplatte, die als Ablage für sein Barkeeperzeugs dient.

"Nein. Meist mixe ich für Freunde. Oder ich probiere neue Drinks aus."

"Machst du mir einen?"

Laurin seufzt. "Du hattest heute schon genug. Findest du nicht auch, dass du dich besser hinlegen und ausschlafen solltest?"

"Ich bekomme bestimmt kein Auge zu", flüstere ich und drücke nochmal ein paar Tränchen raus. "Immer wenn ich sie schließe, sehe ich ihn." Das ich mit ihn, ihn meine, also Laurin, dass verschweige ich.

"Alk ist aber auch keine Lösung. Ich zeig dir schnell das Bad und dann beziehen wir die Couch für dich."

"Ist gut." Mit Laurin ins Bad! Ich muss im Himmel sein!
 

~Laurin~

Nachdem ich Malvin ins Bad verfrachtet habe, versuche ich nochmal Matthias zu erreichen. Vielleicht kann er ja herkommen, denn hier mit Malvin allein zu sein, fühlt sich komisch an. Vor allem da ich weiß, dass er vor nicht allzu langer Zeit noch in mich verschossen war. /Hallo mein hübscher Schatz!/

"Oh Fuck Matthias! Wo treibst du dich denn nur rum?" Ich bin so froh seine Stimme zu hören. Eine verdammt fröhliche Stimme!

/Ich bin bei einem Freund./

"Einem Freund? Kenne ich ihn?"

/Ja. Theo./ Mir schleicht sich ein riesiges Grinsen auf's Gesicht.

"Theo? Echt?"

/Bist du jetzt sauer?/

"Sauer? Warum denn? Das ist doch toll!" Ich hatte recht mit meiner Vermutung! "Du hättest dich aber auch mal eher melden können! Ich hatte echt Angst um dich!"

/Tut mir leid, aber ... Gott Laurin! Das mit Theo, das ... Er ist ... Keine Ahnung! Ich bin nur gerade so verflucht glücklich!/

"Freut mich für dich." Wer hätte das gedacht? Das ging ja ganz schön schnell mit den Beiden.

/Du ich muss auflegen. Theo kommt zurück./

"Ist gut. Viel Spaß ..." aufgelegt "euch beiden." Matthias und Theo. Warum bin ich da nicht schon eher drauf gekommen?

"Laurin?"

"Ja?" Ich drehe mich zu Malvin um, der anscheinend schon fertig im Bad ist. "Was gibt's? ... Was soll das?!" Mir bleibt die Pumpe stehen. Da steht dieses Früchtchen wahrhaftig splitterfasernackt in meinem Flur!

"Ich will mich bei dir für die Übernachtung bedanken", schnurrt er und kommt auf mich zu.

Entsetzt weiche ich ihm ein paar Schritte nach hinten aus. "Bedanken?! So?!"

"Ja. Du kannst mit mir machen was du willst." Hat der sie noch alle?!

"Stopp mal! Heißt das etwa, du hast keinen Streit mich Kris? Hast du mich etwa angelogen?"

"Nein. Den Streit gibt es wirklich. Auch den anderen Kerl, den Kris gerade hat. Das macht mich auch wirklich ziemlich fertig, aber ... Du bist alles für mich Laurin. Ich liebe dich."
 

Ich knalle mit dem Rücken gegen einen Bilderrahmen, der hinter mir an der Wand hängt. Malvin kommt immer näher und ich bin einfach zu überrumpelt, um mir was einfallen zu lassen, wie ich das hier verhindern könnte. Erst als er direkt vor mir steht und seine Hände auf meine Brust legt, werde ich wieder munter. "Lass das!", zische ich ihn an und schiebe energisch seine Hände von mir. "Hast du sie noch alle?!" Ich hätte nicht übel Lust ihm eine zu verpassen.

"Aber Laurin! Ich liebe ..."

"NEIN! HÖR JETZT DAMIT AUF!" Jetzt ist Malvin an der Reihe, mich verschreckt anzuschauen. "Du hast mich benutzt! Du hast das geplant!" Tränen sammeln sich in Malvins Augen. "Lass den Mist! Ich glaube deinen Krokodilstränen nicht mehr!" Ich schubse ihn von mir und stampfe an ihm vorbei ins Bad. Dort sammle ich seine Kleidung ein und schmeiße sie ihm vor die Füße. "Zieh dich an und verschwinde!"

"Ich soll verschwinden?"

"Genau." Ich verschränke meine Arme vor der Brust. Der Kleine muss das endlich mal in seinen Schädel bekommen. "Und beeil dich." Die nun folgenden Tränen scheinen echt zu sein.

"Laurin! Bitte!"

"Geh zu Kris, sprecht euch aus und nimm deine rosarote Brille ab! Der Kerl liebt dich! So lange schon! Und du merkst es nicht! Ich bin nicht der Richtige für dich!"

Er schluchzt herzzerreißend, doch ich ignoriere es. Anscheinend muss ich ihm erst das Herz brechen, damit es jemand anderen in sich lassen kann. Ich hasse sowas! Ich mag nicht immer der Arsch sein. Trotzdem muss ich noch eins daraufsetzen. Ich zücke mein Handy, während er keine zwei Meter von mir entfernt steht und mir mit großen, ungläubigen Augen zuhört. "Hallo Vince. Falls es noch nicht zu spät ist, können wir das Date doch noch heute Abend stattfinden lassen? Meine Pläne haben sich geändert und … ich will dich sehen." Wie gesagt. Ich hasse es. Ich hasse Malvins gebrochenen Ausdruck in den Augen aufblitzen zu sehen.

Doch es hilft nichts. Wiedereinmal kann ich ein gebrochenes Herz mehr zu denen hinzufügen, die ich schon in all den Jahren hinterlassen habe.
 

******
 

*Vince: ALTER SACK?!

Fara: *stöhn* stell dich hinten an mit deiner Beschwerde.

Vince: Hinten?

Jack: Jepp. *mit der Hand wedelt* Hinter mir! Ich war zuerst hier!

Kapitel 05 - Mein Ex, dein Ex und sein Ersatzmann

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 05 - Mein Ex, dein Ex und sein Ersatzmann (Ohne Adult)

Kapitel 05 - Mein Ex, dein Ex und sein Ersatzmann (Ohne Adult)
 

~Vince~

"Ich bin so ein Arsch! Warum habe ich das nicht kommen sehen?" Armer Laurin. Ganz geknickt sitzt er neben mir auf dem Beifahrersitz und starrt aus dem Frontfenster. "Ich hätte es wissen müssen und ihn nach Hause schicken sollen. Ihn mit zu mir zu nehmen war die bescheuertste Idee überhaupt! Und dann musste ich auch noch dich vor seinen Augen anrufen. Ich bin ein Schwein!"

"Sag das nicht. Woher solltest du den wissen, dass er plötzlich nackt vor dir steht? Ich hätte nicht anders reagiert."

"Wirklich? Du hättest einen attraktiven, jungen Mann vor die Tür gesetzt, der sich dir freiwillig an den Hals wirft?"

"Jepp. Hast du doch auch." Laurin lässt die Schultern sinken. "Kopf hoch. Das war der Arschtritt, den er gebraucht hat, um von dir loszukommen. Jetzt fühlt er sich noch schlecht aber bald geht es ihm besser."

"Meinst du?"

"Irgendwann heilt jede Wunde." Laurin setzt zu einer Frage an, bleibt dann aber doch stumm. Ist auch besser so, denn wir sind gleich da, und ich möchte auch nicht gerade jetzt seine unausgesprochene Frage beantworten müssen, da ich ganz genau erahnen kann, wie sie lautet. "Wir haben es gleich geschafft", verkünde ich und kurble das Fenster runter, um meine Karte durch den Scanner zu schieben.

"Na endlich! Wir waren ja ewig unterwegs. Über eine halbe Stunde, wenn mich nicht alles täuscht."

"Die lange Fahrt hat sich aber gelohnt. Wirst schon sehen." Die Schranke hebt sich und ich kann auf das abgesperrte Gelände fahren.

"Was ist das?" Laurin beugt sich vor bis ans Armaturenbrett und verengt seine Augen, um in der Dunkelheit etwas zu erkennen. "Sind das da vorn Boote?"

"Haargenau."

"Und was wollen wir hier?"

"Na was wohl? Bootfahren", sage ich schulterzuckend.

"Mitten in der Nacht?"

"Mitten in der Nacht."

"Ha!" Er plumpst zurück in den Sitz.

"Überrascht?"

"Ja", lacht er. "Ich hätte echt mir allem gerechnet. Aber nicht damit, im Dunkeln über einen See zu schippern."

"Nicht nur das!" Ich lenke das Auto auf den Parkplatz und lasse den Motor verstummen. "Ich habe Decken und was zu Essen dabei."

"Ein Picknick auf hoher See?" Ich bejahe. "In völliger Dunkelheit?" Wieder ein Ja von mir. "Nur du, ich, dein Boot und die Sterne?"

"Ja! Und nun hopp! Raus aus meinem Auto!", lache ich und steige aus, um im Kofferraum den Korb und die Decke herauszuholen.
 

~Laurin~

Das Auto piepst hinter uns, als Vince die Zentralverriegelung aktiviert. Erstaunt schaue ich mich um. Tagsüber muss es hier wunderschön sein. Leider sieht man davon nichts, denn bis auf einige Lampen, die hier ihr künstliches Licht in recht wenigen Ecken verströmen, wird hier nicht viel erleuchtet. "Kann es sein, dass es Vollmond ist?", frage ich leise und blicke in den leuchtenden Sternenhimmel.

"Noch nicht ganz. … Lass uns losgehen. Wir müssen noch ein Stück laufen, bis wir an meinem Boot ankommen."

"Du hast dein eigenes Boot?"

"Ja. Nur ein Kleines. Aber es ist schnell." Alle Achtung!

"Hoffentlich werde ich nicht Seekrank."

"Warst du schon mal auf einem Boot oder einem Schiff?"

"Als kleiner Junge. Ich hab nur gekotzt."

"Oh. Dann hoffen wir mal, dass das heute nicht passiert. Wäre schade um das gute Essen." Lachend laufe ich neben Vince her und packe an einer Seite des Korbes mit an. Die Gedanken um Malvin sind schon fast in den Hintergrund gerutscht. Vince hat recht. Das war der Arschtritt, den er wahrscheinlich gebraucht hat, um von mir loszukommen.

Ich verdränge also jeden weiteren Gedanken an den Kleinen und kann es noch immer nicht ganz fassen, dass ich das hier wirklich mache. Ohne die geringste Angst laufe ich mit einem mir fast Fremden einem düsteren Steg entlang auf der Suche nach einem Boot! "Das hier erinnert mich an Dexter", murmle ich und höre irgendwo ein Käuzchen rufen. Unheimlich!

"Dexter? Wer ist das?"

"Kennst du den nicht? Dexter der Serienkiller?"

"Ach ja! Die Bücher habe ich gelesen."

"Bücher?" Er liest also Bücher. "Ich meinte die Serie. Die Bücher kenne ich nicht."

"Und ich kenne die Serie nicht", grinst er und bleibt stehen. "Aber wie dem auch sei, ich versichere dir, dass ich dich nicht in Stücke hacken und im Meer versinken werde."

"Das beruhigt mich."

"Das ist ja auch kein Meer, sondern ein See." Ha ha! Ist Vince* lustig! "Das hier ist es. Mein kleines Bötchen", sagt er schließlich und zeigt auf eins der hier angetäuten Boote.

"Klein ist gut!" So klein ist das Ding gar nicht. Auf Deck hat man genug Platz zum … picknicken.

Vince gibt mir den Korb nun ganz, wirft erst die Decke an Bord und klettert dann auf das schwankende Boot. Danach nimmt er mir den Korb wieder ab, stellt ihn bei Seite und hilft mir dann auf das wacklige Ding. "Mir wird jetzt schon schlecht", japse ich und klammere mich an Vincents Arm.

"Einfach über Bord beugen."

"Hast du heute einen Clown verschluckt?" Wieder lacht er und breitet die Decke aus, worauf ich mich gleich niederlasse.

"Sollen wir hier bleiben, oder möchtest du raus auf den See?"

Ich schaue mich um. Die ganzen anderen Boote stören mich. Was, wenn da jemand drinnen ist und uns beobachtet? "Lass uns rausfahren", beschließe ich und kauere mich zusammen. Ich will hier ja nicht während der Fahrt rauskullern.
 

Vince nickt, täut fachmännisch das Boot vom Steg und klettert auf den Fahrersitz. Es donnert richtig in den Ohren, als er den Motor des Dings anwirft und wir langsam aus dem Anlegeharfen tuckern. Noch ist die Geschwindigkeit und das Geschaukel erträglich, aber das bleibt sicher nicht lange so. Und ich behalte recht. Als der Weg frei ist, gibt Vince Vollgas. Ich werde nach hinten gedrückt. Der Wind bläst mir um die Nase und zerwuschelt mir meine Frisur. Ich bin zwar nicht eitel, aber es regt mich trotzdem auf. All die Zeit vorm Spiegel war dann ja wohl für die Katz!

Ich halte den Picknickkorb fest, der zu kippen droht, da Vince eine enge Kurve fährt und dann endlich das Boot verstummt. "Und? Alles klar bei dir da hinten?" Wie verwegen er in diesem Moment aussieht. Ihm steht es ungemein, den Hochseekapitän zu spielen.

"Erstaunlicher weise ja", antworte ich und setze mich wieder auf.

"Wunderbar. Was dagegen, wenn wir hier Ankerlegen?"

"Nö." Das Boot schwankt leicht. Nicht unangenehm. Ich atme tief ein und schaue erneut hoch in den klaren Nachthimmel. So weit von der Stadt entfernt sieht man so viele Sterne, dass man es gar nicht richtig fassen kann. "Bist du hier oft nachts?"

"Eigentlich nur Tagsüber", meint er, setzt sich neben mich und packt den köstlichen Inhalt aus dem Picknickkorb. "Ich war früher öfters Abends hier. Mit Niels. Wir haben ..." Vince Stockt. "Falsches Thema. Und das beim ersten Date. Klasse Vince!" Er grinst mich nervös an und legt weiter unzählige Leckereien auf die Decke.

"Exen sind immer ein falsches Themengebiet. Egal bei welchem Date." Ich stibitze mir eine Weintraube.

"Wahrscheinlich." Der Arme sieht ganz bedrückt aus.

"Wann habt ihr euch getrennt? Oder magst du nicht drüber reden?"

Er entkorkt die Weinflasche und seufzt leise. "Willst du es wirklich hören?" Ich nicke. Ich habe mit dem festen Willen diesem Date heute zugestimmt, weil ich unbedingt endlich mehr von Vince erfahren will. Ich will ihn besser kennenlernen und schauen, wohin uns das bringt. Dazu gehört auch, mehr über seine frühere Beziehung zu erfahren und die dunklen Seiten seines Lebens zu hören.
 

~Vince~

Na schön. Es interessiert ihn anscheinend wirklich. "Eigentlich gibt es nicht viel zu erzählen", beginne ich. "Wir waren sieben Jahre lang ein Paar. Und dann hat er unsere Beziehung einfach weggeschmissen. Für einen Typen, den er gerade mal zweimal getroffen hatte. Und ich Idiot hatte es gar nicht mitbekommen, weil ich mir niemals hätte vorstellen können, dass Niels mich je betrügen würde. Erst als es zu spät war, und er mich endgültig verlassen hatte."

"Wie lange ist das jetzt her?", möchte er wissen und schenkt uns Wein ein.

"Acht Monate."

"Und du suchst wieder was Festes?" Höre ich da echtes Interesse?

"Ich denke schon. Ich finde es furchtbar, dass das Haus abends so leer ist, wenn ich den Laden geschlossen habe. Es ist auch nicht wirklich schön, allein dazuhocken und die Nähe eines anderen Menschen zu vermissen. Und ich hasse es, in irgendwelchen Clubs rumzueiern, mich dumm anstarren zu lassen, und nur als ein potenzieller, schneller Fick angesehen zu werden. Nicht, dass ich es nicht probiert hätte, aber es hat für mich einfach nicht funktioniert."

"Dein Date, unten bei uns im Lager?" Laurin grinst frech und nippt an seinem Glas.

"Eben das", lache ich. "Ein totaler Reinfall."

"Hättest du das Date nicht gehabt, wäre ich sicher erfroren."

"Stimmt. Also war es doch kein Reinfall. Dann hatte es doch was Gutes." Ich mag mir gar nicht vorstellen, dass er in diesem Kühlhaus vielleicht wirklich erfroren wäre. Eine furchtbare Vorstellung!

"Nicht nur eins", raunt er mir zu und stößt mit seinem Glas gegen meins.

"Wie konnte ich das nur vergessen?" Wir lächeln uns an und trinken gemeinsam. "Und seit wann bist du Single?"

Laurin sieht mich einen Moment lang an, senkt dann seinen Blick, ehe er antwortet. "Schon immer." Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. "Ich war kein Kind von Traurigkeit! Nicht, dass du jetzt denkst, irgendwas würde mit mir nicht stimmen."

"Sowas denke ich bestimmt nicht von dir", entgegne ich.

"Das will ich auch schwer hoffen. ... Jedenfalls war ich nie der Beziehungstyp. Im Gegenteil. Ich kümmerte mich nur um mich, nahm mir jeden, der mir unter die Finger kam ohne Rücksicht auf Verluste. Bis ich mich verliebte. Tja. Dann schlug das Schicksal zurück und diesmal war ich der, der nur eine schnelle Nummer war. Seitdem lass ich die Finger von One-Night-Stands."

"Das heißt, du suchst auch was Festes?"

"Irgendwie schon. Ja."
 

Ich lehne mich mit einer Schüssel Fruchtsalat zurück ans Boot. Das hört sich doch gut an. Er ist definitiv auf der Suche. "Sieben Jahre", sagt er leise. "Das kann ich mir gar nicht vorstellen. So lange mit ein und denselben Mann zusammen zu sein."

"Die Zeit verging wie ihm Flug. Das tut sie immer, wenn man glücklich ist."

"Kann gut sein. Matthias sagt das auch immer. Das die Zeit schnell vergeht, wenn man glücklich ist."

"Das ist dein Kumpel, wenn ich mich richtig erinnere. Der gestern im Velvet neben mir gesessen hatte."

"Genau." Sein Blick rückt in weite Ferne, dann grinst er und wendet sich wieder mir zu. "Seine Zeit müsste demnach gerade rasend schnell vergehen."

"So?"

Laurin nickt. "Theo. Einer meiner Arbeitskollegen ist bei ihm. Seit gestern Abend wohl schon."

"Das war doch sicher der, der deinen Freund fast mit den Augen aufgefressen hatte."

"Du hast es also doch bemerkt." Laurin gluckst leise und mopst mir ein kleines Fruchtstückchen aus der Schüssel.

"Sowas übersieht man nicht", lache ich. "Die Luft hat bis zu mir geknistert." Laurin kichert und lehnt sich mit dem Weinglas in der Hand nun auch zurück. Sein Gesicht ist dem Himmel zugewandt und er scheint sich in den vielen Sternen zu verlieren. Am liebsten würde ich mich zu ihm beugen, ihn sanft am Kinn berühren und meine Lippen auf seine senken. Er sieht so wunderschön aus.

"Ich liebe die Sterne. Ihr Anblick bringt mich immer auf das Wesentliche zurück."

"Ehrlich? Und was ist das?" Auch ich richte meinen Blick nach oben, um zu verstehen, was er meint.

"Alle Probleme scheinen so klein und unbedeutend zu sein im Angesicht dessen."

"Ich würde eher sagen, es juckt keinen dort oben, was wir für Probleme haben. Es juckt noch nicht mal unsre Nachbarn, solange wir sie nicht in irgendeiner Form belästigen."

Laurin schnaubt, grinst aber. "Du bist total unromantisch!"

"Ich? Unromantisch?"

"Ja!" Frechdachs!

"Hallo?! Das Date ist ja wohl eins der romantischsten Dates aller Zeiten! Ein Boot, die Sterne, der gute Wein."

"Hm ... Könnte schon gut sein. Aber irgendwas fehlt da noch ..." Sowas!
 

Ich stelle mein Glas ab, nachdem ich es mit einem Zug gelehrt habe, und stehe auf. "Warte nur! Gleich fliegt dir die Romantik nur so um die Ohren."

"Was hast du vor?", fragt Laurin und hält sich am Boot fest, das gefährlich ins schwanken gerät, als ich zu der Kiste gehe, die Backbord befestigt ist. Dort finde ich alles Nötige.

"Eigentlich wollte ich gar nicht so schwere Geschütze auffahren, aber du lässt mir ja keine andere Wahl." Ich präsentiere ihm eine Box voll mit elektrischen Kerzen.

"Wow! Jetzt haut es mich vom Hocker."

"Ach! Sarkastisch werden wir jetzt auch noch?"

"Hättest auch ruhig echte Kerzen springen lassen können", sagt er trocken und nippt an seinem Wein.

"Genau. Und die stelle ich am besten direkt über den Tank des Bootes auf."

"Das wäre ja dann ein feuriges Date."

Ich verenge meine Augen zu kleinen Schlitzen. "Dazu brauche ich keine Kerzen. Dir kann ich auch so Feuer unterm Arsch machen." Kleines Früchtchen!
 

~Laurin~

Ich bin ja fast schon versucht es drauf ankommen zu lassen, beherrsche mich aber dann doch und verkneife mir den nächsten Kommentar. Belustigt sehe ich Vince dabei zu, wie er überall auf dem Boot die elektrischen Kerzen verteilt und diese anknipst. Okay, das muss man ihm lassen. Trotz des unnatürlichen Flackerns bereiten sie doch eine angenehme Atmosphäre. Ich schenke Vince nochmal etwas Wein nach und halte es ihm entgegen. "Erst wenn du zugibst, dass das hier romantisch ist", sagt er frech.

"Na gut. Es hat was." Mit der freien Hand klopfe ich neben mir auf die Decke. Ein Angebot, das er nicht abschlagen kann. "Auf unser romantisches Kunstlichtdate."

"Du bist ganz schon schwer zufrieden zu stellen, kann das sein?"

"Ich habe eben meine Ansprüche", antworte ich gestelzt und hebe mein Kinn an.

"Männer mit hohen Ansprüchen gefallen mir." Und du gefällst mir, mein eisblauer Vince.

Ich stelle mein Glas ab und lege mich ganz auf die Decke. Das leichte Schwanken des Bootes, die Sterne direkt über mir und der Schein der Elektrokerzen. Ich fühle mich unglaublich wohl. Und das liegt nicht nur am Wein, der mir die Sinne angenehm vernebelt. "Und mir gefallen Männer, die wissen was sie wollen", sage ich leise und schließe die Augen. Das Boot schwankt etwas mehr und ich höre, wie Vince sich bewegt.

Er scheint sich neben mich zu legen. "Die gibt es nur leider nicht oft", höre ich ihn direkt neben mir flüstern.

"Wem sagst du das!" Ich drehe meinen Kopf zu ihm und schaue ihn an. "Hattest du schon viele Dates, nachdem dich Niels verlassen hat?"

"Nein. Ich hielt es für angemessen, damit zu warten. Schwachsinnig, was? Schließlich hat er mich verlassen."

"Das ist nicht schwachsinnig", antworte ich leise. "Der Kerl, der mich nicht wollte, Dennis. Nach ihm hatte ich auch das Gefühl, auf etwas warten zu müssen. Ich hatte gar keinen Antrieb, mir um andere Männer Gedanken zu machen. Sie interessierten mich auch gar nicht."

"Dein Herz war gebrochen."

Ich schlucke hart und vor meinen Augen verschwimmt Vince Profil. "Ja." Ich blinzle schnell, damit er nichts davon merkt. "Und bist du jetzt darüber hinweg? Ich meine, weil du dich nun in die Singlewelt stürzt."

"Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung. Ich hatte nur das Gefühl, dass ich endlich raus muss und mich nicht weiter verkriechen soll. Vielleicht bedeutet das ja, dass ich über Niels hinweg bin. Ich kann ihm ja nicht ewig hinterher trauern." Ich denke kurz über seine Worte nach und drehe mich schließlich ihm zugewandt auf die Seite. Er sieht mich an, mustert mein Gesicht und dreht sich dann auch zu mir. "Als ich dich in den Armen hielt, und dich versuchte warm zu bekommen, war das das erste Mal, dass ich mal nicht an meinen Expartner denken musste. Vielleicht war das ein Zeichen." Mir wird heiß und kalt. Nicht nur er empfand das damals als eine Art Schicksal. Ich dachte, dass das bei mir nur an dem nahenden Erfrierungstod lag, doch jetzt spüre ich es wieder. Diese Nähe und Geborgenheit. Das Gefühl, bei ihm sicher aufgehoben zu sein.
 

All meine guten Vorsätze, heute nichts mit ihm anzufangen, bröckeln dahin. Erst recht, als Vince vorsichtig seine Hand auf meine Wange legt und mit seinem Daumen darüberfährt. Ein Schauer rinnt durch meinen Körper. Wie von selbst nähere ich mich ihm, versinke in seinen Augen und gleite mit einer Hand über Vincents Brust. Wie schnell sein Herz schlägt! Er will es! Genau wie ich! Unsre Lippen treffen sich quasi von selbst und vor meinen geschlossenen Augenlidern explodieren bunte Lichterfontänen. In meinem Bauch kribbelt es heiß und mir wird schwindelig. Brauche ich noch mehr Beweise, dass er der Richtige ist? Was auch immer ich mir vorgenommen habe, es ist vergessen! Ein Kuss, und alles verändert sich.

Ich drängle mich näher an ihn heran, krabble mit meiner Hand unter sein Shirt und befühle die wunderbar warme Haut darunter. So weich! Doch das reicht mich noch nicht. Ich schiebe mein Bein zischen seine und öffne einladend meine Lippen. Unerwarteterweise schiebt er mich sanft, aber bestimmt, von sich. "Warte Laurin." Völlig konfus öffne ich meine Augen wieder. "Lass uns damit noch warten." Ich nicke bloß und versuche mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.

Er hat ja recht. Warten ist vernünftig. Ich sollte mich freuen, dass er das vorschlägt. Dennoch tue ich das nicht. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten habe ich das Gefühl, mich endlich bei einem anderen Mann gehen lassen zu können. Anscheinend bemerkt Vince meine niedergedrückte Stimmung doch und zieht mich zu sich. Ohne Widerstand lasse ich es geschehen und lege meinen Kopf gegen seine Brust. Seine Finger kraulen durch mein Haar und ich seufze leise. Das fühlt sich gut an. "Sag mir, wenn dir kalt ist."

"Mir geht's gut", murmle ich und meine es auch so. Wenn wir schon nicht dort weiter machen, wo wir eben aufgehört haben, dann mag ich wenigstens seine Nähe genießen.
 

~Vince~

Völlig durcheinander starre ich in den Sternenhimmel über uns. Keine Ahnung, was mich plötzlich aufgehalten hat. Es fühlte sich irgendwie ... falsch an. Obwohl es so gut war. Es sieht fast so aus, als ließe mich Niels noch immer nicht los. Ich hatte doch tatsächlich das Gefühl, ihn zu betrügen! Aber warum gerade jetzt? Mit Laurin? Bei meinem Date hatte ich dieses Gefühl nicht. Ich war einfach nur geil gewesen und wollte ihn.

Ich schaue auf Laurins Haarschopf. Ihn will ich auch. Mehr als das. Vielleicht hält das mich auf. Laurin verdrängt langsam Niels' angestammten Platz aus meinem Herzen. Das muss es gewesen sein, was mich zum abbrechen gezwungen hat. Das, und die Erinnerung daran, wie Niels und ich uns kennengelernt hatten. Wie schnell alles ging. Mein Verstand bremst mich vielleicht, weil ich diesmal einfach nichts falsch machen will. Allerdings ist das auch nicht die goldene Lösung und wenn das hier nicht enden soll, dann muss ich bald etwas gegen diese hinderlichen Bedenken unternehmen. Aber nicht jetzt. Denn das alles hat auch was Gutes. So überstürzen wir nichts und können uns ganz ohne verfängliche Gefühlsregungen annähern. Manchmal kompliziert Sex eben auch alles.

Ohne zu überlegen drücke ich meine Nase in Laurins Haar. Es riecht so gut! "Das Schaukeln schläfert einen richtig ein", flüstert Laurin. "Ich wäre fast eingeschlafen."

"Tu dir keinen Zwang an." Ich höre ihn leise lachen.

"Nicht dass du dich dann über mich hermachst."

"Das würdest du merken." Wieder lacht er und nun schließe auch ich die Augen. Er hat recht. Das Geschauckle wirkt mehr als einschläfernd. Oder liegt das an dem warmen Körper, der sich so wundervoll an mich schmiegt?
 

***
 

~Kris~

Warum läuft eigentlich nie was Gescheites in der Glotze, wenn man nicht schlafen kann? Nur Wiederholungen oder langweilige Debatten von irgendwelchen Politikern oder was auch immer diese Anzugträger für eine Funktion haben. Todlangweilig halt. Aber ich bin ja selbst schuld, dass ich nicht schlafen kann. Ich hätte mich niemals auf Ralfs Angebot einlassen dürfen. Und ich hätte mich niemals in meinen besten Freund verlieben dürfen. Aber man kann es sich eben nicht aussuchen, was man empfindet und vor allem für wen. Hätte ich doch nur Ralf lieben können!

Ich werfe die Fernbedienung von mir und atme laut aus. Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Am besten, ich schmeiß mir eine Schlaftablette ein und lege mich ins Bett. Wenigsten ein kleines bisschen Schlaf. Mehr brauche ich nicht, um wieder klar denken zu können. Hoffe ich zumindest. Lustlos verfolge ich das TV-Programm weiter, viel zu faul, um jetzt aufzustehen. Ein paar Minuten warte ich noch. Kann ja sein, dass mich der Schlaf doch noch übermannt. Ein Klingeln unterbindet dies jedoch, sodass ich es erst gar nicht auf einen Versuch ankommen lassen kann. Ich schiele auf die Uhr. Kurz nach eins. Wer will mich denn um diese Zeit besuchen? Was, wenn es Ralf ist? Mein Magen schnürt sich zu. Bitte lass es nicht Ralf sein!
 

Ich widerstehe dem Gedanken, meinen Besucher einfach von der Tür vermodern zu lassen, stehe von der Couch auf und schleiche zur Haustür. Ganz vorsichtig öffne ich sie einen Spalt breit. "Kris? Lässt du mich rein?" Das ist nicht Ralf!

"Malvin!" Er sieht total fertig aus. "Was ist denn passiert?" Noch ehe ich darüber nachdenken kann, steht er auch schon in meiner Wohnung. Völlig verheult und eindeutig angetrunken.

"Ich kann nicht mehr! Bitte hilf mir!" Ich schlucke hart bei seinem Anblick.

Einerseits will ich, dass er sofort wieder verschwindet, andererseits kann ich ihn unmöglich so auf die Straße lassen. "Setzt dich doch erstmal." Ich dirigiere ihn in mein Wohnzimmer. "Bei was soll ich dir helfen?"

"Wenn ich dir das sage, dann wirst du wieder böse auf mich." Dann kann es sich nur um ein Thema handeln. Kommentarlos nehme ich Malvin in meinen Arm und halte ihn fest. Sofort fängt er an zu heulen, klammert sich an mich und weicht mein Shirt durch. Ich Trottel! Jetzt bin ich doch wieder weich geworden und hocke hier, tröste Malvin und versuche ihn zu beruhigen. Das Herz will eben, was das Herz will. Und meins sehnt sich einfach schon zu lange nach ihm.

"Er ... Er hat einen anderen", presst er nach einiger Zeit hervor. "Ich war ja so dumm! Es tut mir so leid Kris!" Seine verweinten Augen funkeln zu mir auf. So vertrauensvoll sehen sie mich an. Das bricht mir das Herz.

"Dann ist es jetzt vorbei?", frage ich vorsichtig nach. Er nickt. Du meine Güte! Er scheint es wirklich eingesehen zu haben! "Du rennst ihm nicht mehr nach?"

"Nein."

"Sicher?" Hoffnung keimt in mir auf. Wie schon so oft.

"Ganz sicher. Laurin hat mich rausgeworfen. Und dann … Dann hat ihn so ein alter Kerl mit dem Auto abgeholt!" In mir herrscht völliges Chaos. Ist Malvins rosarote Seifenblase endlich zerplatzt? "Es tut mir so leid, dass wir uns wegen ihm gestritten haben! Bitte Kris! Ich brauch dich doch." Er sieht zu mir auf, mit seinen feuchten Augen. Ich kann nicht mehr. Das ist zu viel!

Ich handle, bevor ich überhaupt darüber nachdenken kann, bin so glücklich über seine Worte, dass ich mich einfach zu ihm hinabbeuge und ihn küsse. Es ist, als würde ein Staudamm brechen. So viele Gefühle auf einmal. Glück, Sehnsucht, Leidenschaft und Freude.

Malvin kommt mir entgegen, greift in mein Haar und erwidert den Kuss leidenschaftlich. Ich packe ihn kurzerhand und trage ihn in mein Schlafzimmer, werfe ihn auf mein Bett und mich gleich auf ihn. Wie lange habe ich mir das hier erträumt? Wie lange habe ich mich hiernach gesehnt?

Malvin zupft mir hektisch das Shirt über den Kopf, macht sich danach an meiner Hose zu schaffen. Ebenfalls wie ich es bei ihm tue. Als Malvin nur noch mit Unterwäsche vor mir liegt und schwer atmet, winkelt er seine Beine für mich an. "Du willst es wirklich?"

"Ja." Mein Herz macht einen Freudensprung.

Im Nu habe ich Malvin auch von dem letzten bisschen Stoff befreit, den er noch am Leib hat. Nackt und erregt liegt er vor mir. Vor lauter Aufregung bekomme ich fast meine eigene Shorts nicht hinunter, schaffe es aber nach ein, zwei Anläufen und lege mich auf meinen Freund. "Ich liebe dich, Malvin." Er lächelt mich an und zieht mich zu sich.

Wir küssen uns, streicheln uns und kreisen unsre Becken gegeneinander. Keinen Moment zweifle ich das hier an. Mag nicht darüber nachdenken, dass Malvin eindeutig betrunken ist. Ich will es so sehr, dass ich nach meiner Schublade greife und das Gleitgel dort heraushole.
 

*
 

~Kris~

Ich ringe nach Luft, liege auf meinem Freund und fasse es noch gar nicht richtig, da erschaudert Malvin heftig und krampft sich zusammen. "Ohh ... Laurin!" Ich erstarre. Kann nicht fassen, was ich da gerade gehört habe! Malvin hat eben tatsächlich diesen dämlichen Namen gestöhnt, nicht wahr?!

Wie dumm bin ich bloß gewesen? Ich Trottel! Wie konnte ich nur einen Moment daran glauben, dass er diesen Barkeeper endlich hinter sich gelassen hat? Zum zweiten Mal habe ich den gleichen Fehler begangen. Doch diesmal ist es schlimmer. Viel schlimmer! Diesmal stecke ich in ihm, habe ihm all meine Liebe offenbart, während er an diesen Laurin denkt!

Er hat nicht mit mir geschlafen. Ich war nur sein Ersatzmann. Malvin hat die ganze Zeit an ihn gedacht! Ich könnte laut loslachen, wenn mir nicht zu heulen zumute wäre.
 

******
 


 

*wie passend! Bei Dexter gibt's auch einen Vince. Das war vorher aber nicht so geplant. Ehrlich nicht! Ich schwöre!

Kapitel 06 - Sehnsucht

Nur mal eine Info am Rande für alle die auch 'Starke Kerle, starke Gefühle lesen'. Matthis Gespräch mit Laurin (Anfang SKsG Kapitel 3) wird hier nochmal wiedergegeben. Also nicht verwirren lassen.
 

Kapitel 06 - Sehnsucht
 

~Malvin~

Immer wieder überfliege ich die Zeilen des kleinen Briefes und kann es immer noch nicht glauben. Es ist also wirklich passiert. Ich habe mit meinem besten Freund Kris geschlafen!

Noch immer sitze ich auf dessen Bett und versuche die geschriebenen Worte, die er mir hinterlassen hat, zu verstehen. Ich kann sie aber nicht verstehen. Wie auch? Es kommt mir alles so surreal vor. Der ganze gestrige Abend kommt wir so vor, als hätte ich ihn gar nicht erlebt, sondern als unbeteiligter Dritter erlebt. Die Abfuhr von Laurin und das ich wirklich nackt vor ihm stand! Unfassbar und so peinlich! Doch noch schlimmer ist aber die Tatsache, dass ich danach mit Kris im Bett gelandet bin. Das hätte nicht passieren dürfen, auch wenn es wirklich unfassbar schön gewesen war. Verdammt, ich wusste doch, was er für mich empfindet!

Wenigstens sehe ich auf einmal alles vollkommen klar. Ich weiß jetzt, was für ein blinder, verliebter Vollidiot war. Das ich die ganze Zeit über auf Kris' Gefühle rumgetrampelt bin und mit der letzten Nacht alles nur noch schlimmer gemacht habe. Darüber muss ich noch nicht mal groß Nachdenken, um darauf zu kommen. Dazu langt Kris' Brief.

Als ich aufgewacht bin, ich weiß nicht, wie lange ich schon wach bin, war ich alleine im Bett. Ich dachte mir nichts dabei. Früher habe ich oft bei Kris übernachtet. Erst als mir nach und nach eingefallen war, was genau in der letzten Nacht passiert war, setzte ich mich auf und bekämpfte die aufsteigende Panik in mir. Kris Seite des Bettes war leer. Nur der Brief lag auf seinem Kopfkissen. Mit zitternden Händen griff ich danach und lass, was er mir geschrieben hatte.
 

'Hallo Malvin,

Falls du mich suchst, ich bin erstmal weggefahren. Bitte verlasse meine Wohnung so schnell du kannst. Die Nacht war ein Fehler, und ich glaube, das weißt du auch. Es ist besser, wenn wir uns nicht mehr wiedersehen. Ich will kein Kummerfick für dich werden, weil dich LAURIN nicht will. Such dir dafür jemand anderen.

Kris'
 

Mir kommen schon wieder die Tränen. Natürlich weiß ich, wieso er das geschrieben hat. Laurin. Ich habe Laurins Namen gestöhnt, als ich gekommen bin. Dabei weiß ich gar nicht, weshalb. Ehrlich! Vielleicht habe ich eine Millisekunde an ihn gedacht, und sein Name ist mir rausgerutscht. Ich habe keine Ahnung! Während wir zusammen waren und miteinander schliefen, habe ich wirklich nur an Kris gedacht. Daran, wie ich ihn nur all die Zeit so übersehen konnte, und das der Sex mit ihm einfach unglaublich schön ist. Warum also, stöhne ich gerade im entscheidenden Moment, Laurins Namen?! Was stimmt nicht mit mir?

Zum wiederholten Male wähle ich Kris Handynummer. Mailbox. Drauf zu sprechen traue ich mich nicht. Was soll ich auch schon groß sagen? Hallo Kris. Wollte nur sagen, der Sex mit dir war geil und sorry das ich Laurins Namen gekeucht habe, als ich dir in die Hand gespritzt hatte. "Was mach ich denn jetzt?" Ich klicke auf meine Nachrichten. Wenigstens eine SMS schreibe ich ihm. Einfach nur, dass ich mit ihm reden muss, und ihm alles erklären kann. Mehr kann ich im Moment nicht tun.
 

~Laurin~

"Mensch Matthias! Du bist unzuverlässiger, als die Bahn!", schimpfe ich meinem Kumpel auf die Mailbox. "Kaum brauche ich dich, bist du nicht auffindbar. Melde dich, wenn du das abhörst." Ich lege auf. Frustriert trinke ich meinen Tee. Ich könnte auch bei Theo anrufen, bei dem er mit großer Sicherheit ist, denn Zuhause geht der Herr ja auch nicht an sein Telefon.

Ich lehne mich seufzend zurück. Ich gönne Matthias seine Romanze von ganzem Herzen, oder was auch immer sich zwischen ihm und Theo gerade anbahnt, nur brauche ich dringend jemanden zum reden! Und all meine anderen Freunde belästige ich ganz sicher nicht damit. Keiner versteht mich so gut wie Matthias. Nur er kann mir Ratschläge geben und sich mein Leid anhören, ohne das ich mich gleich wie ein größerer Versager fühle, als ich es sowieso schon tue.

Ja, ich fühle mich wie ein Versager, denn obwohl ich schlussendlich doch wollte, ist nichts zwischen mir und Vince gelaufen. Der Abend an sich war dennoch der Schönste, den ich seit langem hatte. Ich bin sogar eingeschlafen. Wohlbehütet an in gekuschelt und traumlos schaukelte ich zusammen mit ihm über das Wasser. Ich wurde erst wach, als er sich aufrichtete und mir sagte, dass es Zeit wäre wieder aufzubrechen. Es war kaum zu fassen, aber es dämmerte bereits! Wir hatten die ganze Nacht zusammen auf diesem Boot verbracht, nur eng beieinanderliegen und die Nähe des Anderen genießend. Müde schaute ich Vince zu, wie er die Kerzen wieder einsammelte und dann den Motor starte. Das Geräusch war noch lauter, als ich in Erinnerung hatte. Nach den schönen, ruhigen Stunden auch verständlich. Ganz gentlemanlike brachte er mich anschließend wieder nach Hause und wir verabschiedeten uns mit einem fast unschuldigen Kuss voneinander. Fast unschuldig, weil ich ihm diesmal ganz frech meine Zunge zwischen die Lippen geschoben hatte. Vince lachte bloß und wischte mir über die Nase.

Ich puste mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schiebe die Erinnerung beiseite. Mein Herz droht mir aus der Brust zu springen, wenn ich weiter darüber nachdenke. Am besten, ich frühstücke erstmal, versuche dann nochmal Matthi zu erreichen und lege mich danach entspannt in die Wanne. Was soll ich auch sonst an einem Sonntag tun? Auf keinen Fall einen gewissen jemand anrufen. Nicht das Vince noch glaubt, ich würde ihm nachrennen. Was ich, ehrlich gesagt, fast schon bereit bin zu tun.

Ein kläglicher Laut stiehlt sich aus meiner Kehle, als ich meinen Kopf nach hinten über die Stuhllehne kippe. Was ist bloß aus mir geworden?
 

~Vince~

Vor mich hinsummend schlendere ich durch meinen kleinen Laden und schwinge den Staubwedel. Das mache ich immer Sonntags. Dabei kann ich mich entspannen und die Gedanken schweifen lassen. Heute allerdings fällt mir das schwerer als normal. Laurin spukt mir im Kopf rum. Wenn ich die Augen schließe, kann ich fast seine Lippen auf meinen fühlen, seinen warmen Körper und den Duft seiner Haare riechen. Ich hätte ihn zu gern zum Frühstück eingeladen. Aber da es gestern, oder besser gesagt heute Morgen, ziemlich spät geworden ist, dachte ich, verschiebe ich das auf ein anderes Mal. Es bringt mich immer noch durcheinander, dass Laurin sich mir gestern so eindeutig genähert hat. Und auch mächtig glücklich. Eins weiß ich jetzt schon: Das nächste Mal sage ich nicht nein. Ich werde meinen Dämon namens Niels vertreiben und ein für alle mal mein Leben wieder voll in die Hand nehmen!

Beschwingt und gut gelaunt wische ich über eine alte Anrichte, bis mich ein Klopfen aus meiner Putzroutine reißt. Vor meiner geschlossenen Ladentür steht jemand. Nicht irgendjemand! Das ist Justin! Mir fällt der Staubwedel aus der Hand. "Justin!" Hektisch krame ich den Ladenschlüssel aus meiner Hosentasche und schließe die Türe auf. "Du bist wieder da?! Mensch komm her!"

"Hey Vinnie ... Autsch!" Justin lacht und erwidert meine feste Umarmung. "Du zerquetschst mich."

"Ja und? Nach einem Jahr Anwesenheit deinerseits ist das ja wohl erlaubt", tadele ich ihn aus Spaß. "Komm rein." Ich winke ihn in meinen Laden und schließe wieder ab.

"Hier hat sich fast nichts verändert."

"Ja. Antiquitäten bleiben Antiquitäten." Justin schaut sich etwas um und dreht sich dann zu mir. "Ich fasse es nicht. Du bist tatsächlich wieder da."

"Ich hatte Sehnsucht nach euch." Das Lächeln, das ich eben noch zu schau gestellt habe, gefriert mir sofort. "Wo ist Niels? Oben? Dann überrasche ich ihn doch auch gleich mal."

"Niels ist weg", sage ich und senke den Kopf.

"Weg? Wann kommt er wieder?"

"Nie wieder. Er hat einen anderen."

"Vincent! ... Oh Gott." Justin war schon immer sehr emotional. Bei ihm öffnen sich sofort die Schleusen und er springt mir in die Arme. "Wieso das denn? Ihr habt euch doch geliebt."

"Frag mich was Leichteres", murmle ich gegen seine Schulter.
 

Da es sich hier schlecht reden lässt, gehen wir hoch in meine angrenzende Wohnung. In der Küche lässt mich Justin keine Sekunde aus den Augen. "Jetzt sag schon. Was ist genau passiert?" Ich schütte Justin eine Tasse Kaffee ein und setzte mich ihm gegenüber.

Kurz überlege ich, wo ich am besten anfangen soll, entscheide mich dann für ganz von vorn."Niels gefiel unser Leben nicht mehr. Es war ihm so einseitig, wie er es nannte. Also gingen wir Abends weg, um ein wenig Abwechslung zu bekommen. Doch mir gefiel das nicht so, und Niels marschierte immer öfter anleine los. Mir machte das nichts. Schließlich wollte ich doch, dass er glücklich ist. Tja. Es kam, wie es kommen musste. Er verliebte sich Hals über Kopf in einen anderen Kerl und eines Tages stand er mit gepackten Koffern vor mir. Seitdem habe ich nie wieder was von ihm gehört. Ich warf seine Post mit einem Vermerk, dass er unbekannt verzogen sei in den Briefkasten und das war's." Ich bin ganz erstaunt, dass ich Justin die ganze Story so sachlich erzählen konnte. Anscheinend bin ich wirklich über ihn hinweg.

"Das tut mir so leid. Ach Vinnie!" Er greift meine Hand und drückt sie. "Und seit wann ist er weg?"

"Seit Oktober."

"So lange schon? Und was hast du gemacht? Geht's dir wieder besser?"

"Seit kurzem ja", grinse ich.

"Das gibt's doch nicht! Erzähl! Wie heißt er? Wo kommt er her? Und stellst du ihn mir vor? Hast du ein Foto?"

"Nur mal langsam Justin!" Ich hebe meine Hände. "Wir hatten erst gestern unser erstes Date."

"Ach wie schön! Frisch verliebt ist immer am schönsten." Neidisch schaut er mich an.

"Es ist ganz anders diesmal."

"Mit jedem neuen Freund ist es anders. Glaub mir."

"Hört sich an, als hättest du in deinem Jahr Abwesenheit einen Haufen Erfahrungen darin gemacht." Typisch Justin. Der lies noch nie etwas anbrennen.

"Könnte sein ...", quietscht er. "Leider hat mir der Letzte das Herz gebrochen. Weshalb ich auch wieder hier bin. Ich hatte gehofft bei dir und Niels zu genesen." Mir kribbelt es auf der Zunge Justin danach auszufragen, doch wenn er nicht von sich aus mit weiteren Details herausrückt, dann spricht er sowieso nicht darüber. Egal, wie sehr ich in bitte sich bei mir auszuheulen.

"Genesen kannst du auch bei mir. Dafür brauchen wir Niels nicht."

"Stimmt! Dafür reicht auch dein Neuer." Wir fangen an zu lachen. "Bist du verknallt?"

"Könnte sein."

"Könnte sein? Ein könnte gibt's dabei nicht."

"Es war erst unser erstes Date. Man kann nie wissen."

"Hat's den gefunkt?"

"Oh ja. Schon bei unsrer ersten Begegnung."

"Na also! Du bist verknallt! Das sehe ich dir an der Nasenspitze an!" Besserwisser! "Wo habt ihr euch denn kennengelernt?", fragt er und ich erzähle ihm die ganze Story. Am Ende macht Justin große Augen. "Du hast ihm das Leben gerettet!"

"Na ja ... vielleicht."

"Nix vielleicht! Du bist ein Held! Dieser Laurin kann sich doch nur in dich verlieben! Gott! Wenn mich ein gutaussehender Kerl vorm erfrieren gerettet hätte, ich würde nie wieder von seiner Seite weichen! So jemanden könnte ich blind vertrauen ... Wann seht ihr euch wieder?" Einen Moment runzle ich die Stirn, wegen diesem merkwürdigen Satz, wische das Gefühl aber bei Seite. Hat sicher nichts zu bedeuten. Justin ist eben manchmal etwas kompliziert.

"Ich weiß noch nicht, wann wir uns wiedersehen werden. Wir haben noch nichts ausgemacht."

"Was?! Das geht nicht! Ruf ihn an! Jetzt!"

"Nein Justin. Diesmal warte ich."

"Diesmal? Du meinst, weil du mit Niels gleich in eine Quasi-Ehe gesprungen bist."

"Genau." Mit uns beiden war es damals wirklich mehr als schnell gegangen.

"Du spinnst! Ihr wart acht Jahre lang ein Paar! Und wäre Niels nicht so ein Arsch, wärt ihr es immer noch. Du hast es gefühlt damals, nicht wahr? Und du fühlst es bei Laurin wieder. Gib es zu, oder ich rede nie wieder ein Wort mir dir."

"Welch erholsame Vorstellung."

"Du Arsch!" Grinsend schnipse ich ihm gegen den Handrücken. "Aua! Das ist fies!"

"Mich Arsch zu nennen ist auch fies. Mal was Anderes: Hast du schon eine Bleibe?"

"Bei Daniel", flüstert er. Bei Daniel?
 

Sofort werde ich wieder ernst. "Bei ihm kannst du nicht bleiben!" Nicht bei ihm! Ich mag Daniel zwar, aber er kann ein ganz schönes egoistisches Schwein sein. Daniel fährt am besten, wenn er allein ist. Und so ein Wirbelwind wie Justin passt da einfach nicht rein. Justin kann manchmal aber auch echt anstrengend sein. Habe ich aber schon erwähnt, oder? "Du bleibst einfach so lange bei mir, bis du wieder etwas Eigenes hast."

"Wirklich? Und ich störe dich auch nicht?"

"Tust du nicht."

"Auch nicht, wenn du mit deinem Neuen ein paar schöne Stunden verbringen willst?"

"Auch dann nicht. Außerdem sind wir noch nicht soweit."

"Du hörst dich enttäuscht an", sagt er. So ganz unrecht hat er nicht damit.

"Gestern waren wir auf dem Boot. Laurin und ich ... Er wollte, doch ich habe ihn abgeblockt."

"Oh. Wieso?"

Ich lache bitter. "Wegen Niels. … Schau nicht so! Ich weiß, dass es bekloppt ist. Und das nächste Mal wird das nicht mehr passieren. Ich werde mich wegen meinem Ex nicht mehr verkriechen."

"Richtig so!" Justin klatscht in die Hände. "Niels kann uns mal!"

"Justin", lache ich.

"Was denn? Stimmt doch." Ja. Niels kann mich mal. Kreuzweise und längsgestreift.
 

***
 

~Laurin~

Endlich habe ich Matthias in seiner Wohnung erwischt, und nun das! Er mag einfach nicht mit mir reden! Sturer Esel! "Sagst du mir wenigstens wie es war?"

"Würde ich gern, aber ich muss mich beeilen!" Ausrede!

"Muss ich dich dran erinnern, dass du deine freien Tage mit mir verbringen wolltest?"

"Sag jetzt ja nicht, dass du schmollend Zuhause gesessen hast. Soweit ich weiß, hattest du ganz gute Unterhaltung auch ohne mich." Überlegend grinsen schaut er auf mich herab. Mein Gesicht wird heiß. Muss er ausgerechnet in die Wunde drücken? Endlich musste ich mal nicht an Vince denken. "Wie war dein Date mit Vince?", setzt er natürlich noch nach.

"Schön. Wir waren auf seinem Boot."

"Er hat ein Boot?" Da macht er jetzt aber große Augen.

Ich verschränke die Arme vor der Brust. "Lenk nicht ab! Wie war die Nacht mit Theo? Ist er gut im Bett?" Ich will nicht mit ihm über Vince reden. Noch nicht. Vorher bin ich neugierig und will alles über das vergangene Wochenende wissen.

"Darüber rede ich diesmal nicht mit dir." Toll! Dann wollen wir gerade beide nicht miteinander reden. Was mache ich dann hier?

"So gut war er?", frage ich dennoch. Wenigstens eine Erfolgsgeschichte möchte ich zu hören bekommen.

"Besser", sagt er leise und lächelt dümmlich. Er ist verliebt!

"Dich hat's erwischt."

"Ich denke ja. Aber das wird sich alles noch zeigen. Wenn ich am Wochenende Zeit habe, komme ich wieder. Dann erzähle ich dir alles."

"Red nicht!", blaffe ich ihn an und stelle mich vor ihn. Er soll aufhören seinen dämlichen Koffer zu packen und anfangen mit mir zu reden! "Falls du das Wochenende frei bekommst, gehst du zu Theo! Und bevor ich dich jetzt in dein Auto steigen lasse, erzählst du mir schnell, was ihr gestern noch so alles getrieben habt." Stoisch glotze ich ihn an. Er weiß, was das bedeutet.

"Na schön", seufze er. "Gehen wir ins Wohnzimmer und ich erzähle dir alles. Ein bisschen Zeit habe ich noch."

"Gut so!" Na endlich! Ich laufe an ihm vorbei und betrete als Erster das Wohnzimmer.
 

Matthias setzt sich mir gegenüber und fängt sofort an zu erzählen. "Nachdem wir die Nacht miteinander verbracht hatten, lud Theo mich zum Frühstück ein. Wir gingen in dieses kleine Café neben dem Bahnhof. Es war richtig schön dort. Wir unterhielten uns über alles und nichts, eben so Kram den man sich erzählt, wenn man sich kennenlernt. Und als wir satt waren, gingen wir wieder zu ihm nach Hause, verbrachten den Tag ganz entspannt miteinander und das war's."

"Das war alles?", frage ich verblüfft.

"Ja."

"Und was habt ihr den ganzen Tag über bei ihm gemacht? Händchen gehalten?"

Matthias versteift sich und runzelt die Stirn. "Was ist den los mit dir Laurin? Seit wann bist du so versessen auf Bettgeschichten?"

Ich seufze und lasse mich gegen die Sofalehne fallen. Dann erzähle ich es ihm eben jetzt schon. "Seit dem ich keins mehr habe", seufze ich.

"Vince und du seid nicht im Bett gelandet?" Mein Freund sieht richtig überrascht aus.

"Haargenau. Es ist, als hätten wir beide plötzlich die Rollen getauscht. Du springst gleich mit einem Kerl ins Bett und ich dümple in einer sexlosen Romanze dahin."

"Moment mal! Du wolltest doch nicht gleich mit jedem ins Bett. Ich dachte, du suchst diesmal jemanden für längere Zeit. Und das war doch erst euer erstes Date. Oder irre ich mich?"

"Tust du nicht", brumme ich.

"Warum dann so frustriert?"

Es ist mir schon fast peinlich, ihm den Grund zu nennen. "Ich wollte. Er aber nicht."

"Oh."

Oh? Mehr hat er dazu nicht zu sagen? "Ja, oh!", brause ich auf und dann plätschert der ganze Frust nur so aus mir heraus. "Mensch Matthi! Ich hatte mir zuvor ehrlich vorgenommen, ihn weder zu mehr zu drängen, oder mich von ihm einfach flachlegen zu lassen. Ich wollte ihn einfach erstmal besser kennenlernen, was ich ja auch getan habe. Und dann lagen wir da auf seinem Boot, über uns die Sterne, um uns herum diese dusseligen elektrischen Kerzen. Es war perfekt! Vincent ist perfekt! Das wusste ich mit einem Mal. Ich näherte mich ihm und wir haben uns geküsst. Ganz kurz nur, aber da war der Funken, den ich so herbeigesehnt hatte, seit Dennis mich von seiner Bettkante gestoßen hatte.

Ich ging gleich auf Angriff und war mich sicher, er würde es auch wollen, doch er sagte, dass wir damit noch warten sollten. Erst war ich arg enttäuscht darüber, doch dann … Wir sahen uns an, lächelten beide wie voll-trottelige, verliebte Teenager und er zog mich an sich." Sofort kann ich wieder Vincents Nähe spüren. Als wäre er gerade bei mir. "Ich konnte seinen Herzschlag spüren. So rasend schnell. Wie meiner. Ich hätte darauf schwören können, dass er es auch wollte. … Wieso kann es nie perfekt sein?"
 

Matthias schaut mich traurig an, setzt sich schließlich neben mich und legt einen Arm um meine Schulter. "Hat er noch was dazu gesagt?"

"Nur das er noch warten will."

"Ist das nicht gut? Du hattest doch immer Angst, dass dich der Mann, in den du dich verliebst, wieder nur benutzt und dann wegjagt. Das heißt doch, dass er dich wiedersehen will." Heißt es das wirklich?

"Vielleicht", gebe ich zu. "Nur wann?"

"Ruf ihn an." Toller Vorschlag! Meint er etwa, daran habe ich nicht auch schon gedacht?

"Dann denkt er doch, ich hab's nötig ihm nachzurennen."

"Hast du doch auch", lacht er und stupst mich an.

"Ha ha. Mal im Ernst. Was mache ich jetzt?"

"Hattest du wirklich das Gefühl, er ist der Richtige?"

"Ja."

"Dann wird er auch nicht denken, dass du es nötig hast. Ruf ihn an, sag, dass du ihn wiedersehen willst. Irgendwann musst du auch mal auf einen Kerl zugehen. Du kannst nicht immer warten, bis er auf einem weißen Ross ankommt, dich rettet und ... Stopp mal! ... Er hatte dich doch gerettet! Ohne ihn wärst du im Kühlraum erfroren!" Matthias macht große Augen und schlägt sich die Hand vor den Mund.

"Ich glaub's nicht. Selbst du kannst tuntig aussehen", ziehe ich ihn auf. Er sieht aber auch zu bescheuert aus!

"War das ein Kompliment?" Als Antwort bekommt er meinen Ellenbogen zu spüren. "Zieh nicht so ein Gesicht. Versprich mir, dass du ihn noch heute anrufst."

"Nur wenn du mir versprichst, dass du mir das nächste Mal Bescheid sagst, wenn du einfach ein ganzes Wochenende bei Theo abtauchst. Ich habe mit echt Sorgen um dich gemacht!"

"Nochmal: Tut mir leid. Ehrlich. Und ich verspreche es."

Damit habe ich jetzt keine Ausrede mehr, Vince nicht anzurufen. "Schön. Dann rufe ich ihn heute noch an."

"Super!" Matthias klatscht in die Hände. "Und kannst du mir noch einen Gefallen tun? Wenn du Theo siehst, grüß ihn ganz lieb von mir."

"Mach ich. Grüße, Küsse und Liebesschwüre. Richte ich alles aus." Matthias Gesicht gerade ist echt zum schießen!

"Ähm. Die letzten beiden Sachen lässt du weg", sagt er leise und wird nervös. Das bedeutet nur ein eins: Das große L-Wort ist noch nicht gefallen.

"Ah. Du hast es ihm noch nicht gesagt? Das große Wort, das mit einem großen 'Lie' anfängt und mit einem geschmeidigen 'be' aufhört?"

"Du doch Vince auch nicht. Außerdem ist es für Liebesschwüre noch viel zu früh. Für uns beide."

"Für mich nicht", erwidere ich leise. "Ich bekomme schon Herzrasen, wenn ich bloß an ihn denke." Und als bräuchte ich einen Beweis dafür, beginnt mein Herz schon wieder heftig gegen meine Brust zu trommeln.

Also werde ich es wagen. Ich muss heute mit Vince sprechen. Komme was wolle.
 

~Malvin~

Was für ein beschissenes Gefühl! Mir geht es so mies, so verflucht dreckig! Was mach ich jetzt nur? Ich vermisse ihn. Ich kann nicht mehr schlafen und bekomme keinen Bissen herunter. Das hätte ich niemals für möglich gehalten. Ehrlich nicht! Das ich jemals so eine Sehnsucht nach einem anderen Menschen verspüren würde. Nach einem ganz besonderen Menschen, um genau zu sein. "Kris, du fehlst mir."

Mit offenen Augen liege ich in meinem Bett. Gestern bin ich gleich nach Hause gegangen, nachdem ich mich von Kris Zeilen einigermaßen erholt hatte, habe mich in mein Zimmer eingeschlossen, seinen Brief an mich gedrückt und warte seitdem auf eine Antwort von ihm. Aber es kommt keine. Entweder, er hat meine SMS nicht gelesen oder überlesen. Ich tippe auf Letzteres. Irgendwas muss ich doch tun können, um mich mit Kris aussprechen zu können! Irgendwas! Ich muss das klären! Unbedingt!

Ich drehe mich auf die Seite und rolle mich in der Fötusstellung ein. Wie kann nur eine Nacht einfach alles verändern? Wie kann sie einen völlig auf den Kopf stellen und alles, was man zuvor gefühlt hatte, über den Haufen werfen? Ich fasse es immer noch nicht richtig, aber ich habe waschechten Liebeskummer. Wegen Kris! So schlecht hatte ich mich noch nicht mal gefühlt, als Laurin mich weggeschickt hatte. Ich war eher sauer. Sauer auf mich, weil ich so doof war, mich vor ihm zum Vollaffen gemacht zu haben. Deshalb habe ich mir auch die Birne vollgedröhnt mit Tankstellenfusel. Um das Geschehene zu vergessen. Es half nur nicht und was tat ich? Genau! Das, was ich immer tue, wenn es mir mies geht. Ich rannte schlussendlich nur wieder zu Kris. Und was hat es mir gebracht? Ich fühle mich leer, wie betäubt. Unfähig, mich auch nur aufzuraffen, um was zu essen oder auf Toilette zu gehen. Das Einzige, das ich wie loderndes Feuer tief in meinem Inneren fühle ist Liebe ... Nicht erwiderte Liebe, die mir mehr Schmerzen bereitet, als mit jede von Laurins Abweisungen zusammengenommen bereitet hatten. Ein furchtbares Gefühl.
 

In mir keimt eine nicht unwesentliche Frage heran: Hatte ich schon vorher mehr als nur freundschaftliche Gefühle für Kris? War ich nur blind dafür, weil ich vernarrt in Laurin war? Stand die Gewissheit, das Kris als mein bester Freund sowieso für alle Zeit an meiner Seite bleiben würde zwischen mir und dem bewussten Erkennen meiner Gefühle für ihn?

Unwillkürlich muss ich an die Zeit denken, in der Kris und ich uns kennengelernt hatten. Das war in der Realschule gewesen. Er war mir sofort aufgefallen. Mit seinem damals noch rotblonden Haar und den kleinen Sommersprossen, die sich frech um seiner Nase herum verteilten. Jetzt hat er kaum noch welche, aber früher wurde er meist deswegen gehänselt. War er da schon in mich verliebt gewesen? Ich war damals der Einzige, der mit ihm geredet hatte. Fairerweise muss ich aber sagen, dass ich auch nicht gerade beliebt war. Ich war dürr und schlaksig. Die Mädchen ignorierten mich bestenfalls und den Jungs ging ich aus dem Weg. Nicht nur weil ich Angst vor Prügel hatte. Ich wusste, dass ich nicht 'normal' war. Ich wollte nicht unnötig brisante Situationen herbeiführen.

So freundeten wir uns langsam miteinander an. Aber verliebt? Nein. Das war ich nicht in ihn. Er war halt immer für mich da, und ich fühle mich auch heute noch unglaublich wohl bei ihm. Aus dem Wohlfühlen ist gestern Nacht aber was ganz anderes geworden. Etwas viel tieferes, das ich kaum in Worte fassen kann. Immer wenn ich die Augen schließe kann ich Kris wieder sehen, wie er über mir schwebt, wie mich seine Lippen erforschen, seine Hände mich streicheln, wie wir eins waren, aufgelöst in unserer eigenen Welt. Wie er damit in mir heftiges Verlangen ausgelöst hat. Verlangen nach ihm.
 

"Kris ..." Mein Unterleib zieht sich zusammen. Die Bilder von letzter Nacht tauchen immer wieder vor meinen geschlossenen Augen auf und lassen meinen Schwanz anschwellen. Ich will das gar nicht, aber was dagegen tun kann ich auch nicht. Ungeduldig greife ich in meine Jogginghose, umfasse meine halb erwachte Erektion und reibe sie schnell. Lange brauche ich nicht und saue mir die Hose ein. Schwer atmend öffne ich meine Augen und starre meinen Kleiderschrank an. Was mache ich hier nur? Liege in meinem Bett, heule wieder rum vor lauter Liebeskummer und nun besudele ich auch noch meine Hose! Wie tief bin ich gesunken? Ich habe meinen besten Freund verloren. Ein für alle mal! Dazu noch meine einstmals große Liebe, die gar nicht so groß gewesen sein kann und jetzt auch noch meine Selbstachtung. Das kann so nicht weiter gehen! Ich muss was dagegen unternehmen. Mit Kris reden, ihm klarmachen, dass ich ihn auch liebe.

Ich ziehe meine Hand aus der Hose, zupfe mir einige Tempos aus der Box neben meinem Bett und säubere mich notdürftig. Dann stehe ich auf, krame saubere und anständige Kleidung hervor und gehe ins Bad. Vielleicht ist er ja bei seinem angeblich neuen Lover. Diesem Ralf. Keine Ahnung wie ich ihn ausfindig machen soll, aber ich muss es probieren. Ich bin endgültig am Boden, was kann ich also schon verlieren? Ich kann nur noch gewinnen. Das bete ich mir ständig vor während ich mich dusche, mich anziehe und dann mit noch nassen Haaren meinen Haustürschlüssel aus der kleinen Schale neben der Tür greife und die WG verlasse. Ich komme nicht eher hier her zurück, ehe ich Kris gefunden habe! Ehe wir miteinander geredet haben und ich ihm wenigstens gesagt habe, dass das bei ihm im Bett ein Missverständnis war, dass ich nicht mehr schlafen, nicht mehr essen kann ohne ihn. Und wenn ich mich ihm vor die Füße werfen muss, ist mir das auch egal. Ich mache es. Hauptsache er redet wieder mit mir.
 

******

Kapitel 07 - Trau dich

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 07 - Trau dich (Ohne Adult)

Kapitel 07 - Trau dich (Ohne Adult)
 

~Laurin~

Tief einatmen, Ruhe bewahren und nochmal räuspern. So bereite ich mich in diesem Moment auf den Anruf meines Lebens vor. Mit zitternden Händen tippe ich auf meinem Touchscreen rum. Dabei sind meine Finger dermaßen feucht, dass mir fast das Handy aus der Hand flutscht und ich nach ein paar Fingertippern kaum mehr was erkennen kann. Warum bin ich nur so nervös? Es ist nur ein schnöder Anruf! Nur eine kurze Frage, ob wir uns nochmal treffen wollen. Nichts Besonderes, oder? ... Oder? Und wieder zögere ich. Dabei habe ich Matthias doch versprochen, dass ich Vince heute anrufe.

Okay! Ich muss da jetzt durch! Ohne groß darüber nachzudenken, tippe ich auf Vincents Namen. Es tutet! Vor lauter Anspannung, kralle ich mich mit meiner freien Hand in meinem Knie fest. Der Schmerz verhindert, dass ich wieder anfange darüber nachzudenken, was ich hier eigentlich gerade tue. Doch anscheinend war alle Aufregung umsonst. Vince geht nicht ans Handy. Enttäuschung macht sich in mir breit. Ist er unterwegs? Hat er einen Anderen? Oder ... /Hallo? Justin am Telefon./ Justin?! Wer ist Justin?! Und warum geht er an Vincents Handy?! /Hallo? Ist da wer?/

"Ja. Ähm ..." ich räuspere mich. Ich hasse es, wenn meine Stimme versagt vor lauter Muffensausen. "Hier ist Laurin. Wo ist Vince?" Klang das jetzt bescheuert? Ich glaube, ja.

/Laurin? Der Laurin?/ Dieser Justin kennt mich?

"Ja. DER Laurin. Kann ich jetzt MEINEN Vince sprechen?" Oh nein! Habe ich gerade tatsächlich MEIN Vince gesagt? Ich verdammter Idiot!

Ein Lachen am anderen Ende der Leitung. Mir wird schlecht! /Klar. Kannst du. Nur ... Der ist gerade im Bad. Soll er dich zurückrufen?/

"Ich warte." Habe ich sie noch alle? Jetzt muss ich mich doch nur mit diesem Justin unterhalten! Fuck!

/Gut./ Stille. Wie dämlich ist das denn? Ich muss irgendwas sagen!

"Ähm. Bist du ein Freund von Vince?" Tolle Frage! Ich hätte fragen sollen, ob er und Vince miteinander ... Was denke ich da?

/Ja. Wir kennen uns schon lange./

"Wie lange." Und raus ist die nächste peinliche Frage.

/Ziemlich lange/, lacht er. Ich mag dieses Lachen nicht! /Vinnie hat mir von dir erzählt. Er mag dich./ Vinnie?! Moment! Er mag mich?

"Das hat er gesagt?"

/Sehr deutlich sogar. Er hat den ganzen Nachmittag nur von dir geredet./ Mir wird schwindelig. Vince redet von mir. /Ha! Weißt du was? Komm doch einfach vorbei! Ich sage dir die Adresse und .../

"Ich kann doch nicht einfach vorbeikommen!"

/Natürlich! Vinnie bekommt doch sonst nie den Arsch hoch! Ihn muss man überrumpeln und sich packen und .../

"Ich will ihn nicht überrumpeln", sage ich wirsch. Was ist denn das für ein Kerlchen?

/Ah so! Du bist derjenige, der 'überrumpelt' werden will? Auch gut. Du solltest aber trotzdem herkommen. Vinnie würde sich freuen. Riesig sogar! Und ich verspreche dir, ich werde mich auch ganz still und leise verziehen, wenn ihr beide ... wenn ihr alleine sein wollt./ Du meine Güte! Was hat Vinnie ... Vince! Was hat Vince ihm nur alles erzählt?

"Bist du dir sicher, dass Vince sich über einen Besuch von mir freuen würde?", frage ich nach und hasse es, wie verletzlich ich dabei klinge.

/Na klar! Haste was zu schreiben? Dann sage ich dir die Adresse./ Ich gebe mich geschlagen und schreibe die Adresse mit. Das heißt ja noch nicht, dass ich auch gleich hinfahre. /Ich freue mich schon riesig dich endlich persönlich kennenzulernen./

"Ja ... Gleichfalls."

/Bye!/ Aufgelegt. Ich starre mein Handy an. Was, bitte schön, war das?!
 

~Vince~

"Ich bin müde. Wollen wir dir die Couch fertig machen?" Ich gähne herzhaft. Zu wenig Schlaf die letzten Tage.

"Können wir. Aber wollen wir nicht noch ein wenig Fernsehen? Es ist doch erst neun."

"Mal schau'n." Ich scheuche Justin auf, damit er schon mal die Couch auszieht und schlurfe ins Schlafzimmer um Bettwäsche zu holen.

Es ist richtig schön, dass mal wieder jemand bei mir Zuhause ist. Immer das leere Haus um sich zu haben kann manchmal wirklich angsteinflößend sein. Nicht, dass ich Angst hätte alleine. Es ist nur so, dass man sich mit der Zeit so an das Zusammenleben gewöhnt, dass man selbst es hinterher gar nicht fassen kann, wie sehr man sich daran gewöhnt hat nicht allein zu sein.

"Hier kommt die Bettwäsche." Ich werfe Justin das Kopfkissen zu, das er natürlich nicht fängt. "Die Decke lege ich besser auf die Couch", schmunzle ich, als ich Justins angepissten Gesichtsausdruck sehe.

"Sehr nett! Und das, obwohl ich sowas Gutes für dich getan habe."

"Was hast du für mich getan?" Was meint er?

"Nichts. Schon gut." Oh oh! Alle roten Alarmleuchten in meinem Hirn gehen an.

"Nein mein Lieber! Was hast du gerade gemeint mit dem Spruch?" Ich merke sofort wenn beim guten Justin irgendwas im Busch ist. Und da ist gerade gewaltig was im Busch! Er weicht meinen Blicken aus und sieht mächtig ertappt aus. Muss ja ein riesiger Busch sein … "Justin! Muss ich erst Handgreiflich werden?" Ich flattere mit meinen Fingern vor seinem Gesicht rum.

"Nein! Nicht kitzeln!" Ängstlich schlingt er seine Arme um den Oberkörper.

"Dann sag schon was los ist!" Meine Geheimwaffe hilft immer. Der kleine Justin ist nämlich einer der kizeligsten Menschen die ich kenne.

"Na schön! Aber flipp nicht aus. Ich habe das nämlich nur für dich gemacht. Damit du endlich ..."

"Quassle nicht um den heißen Brei herum", unterbreche ich ihn. Immer dieses rumgerede!

"Als du vorhin unter der Dusche warst, hat Laurin angerufen", poltert es wie ein Maschinengewähr aus ihm heraus.

"Bitte?"

"Ich bin dran gegangen."

"Bitte?!"

"Und dann habe ich ihm deine Adresse gegeben."

"BITTE?!"

"Und ihn eingeladen, heute Abend doch vorbeizukommen."

" ... " Ich erwürge ihn! Jetzt! Auf der Stelle!

Justin scheint zu merken, wie sauer ich bin und weicht ein paar Schritte zurück. Ist auch besser für ihn. "Vinnie! Bitte! Ich hab's doch nur gut gemeint."

"Gut?! Du kannst Laurin doch nicht einfach zu mir einladen! Das ... Das ... " Ich schaue mich in meiner Bude um. Hier sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Überall liegt Justins Zeug herum, was mich nicht stört, aber das muss Laurin nicht unbedingt sehen. "Was mache ich denn jetzt? Was, wenn er kommt?"

"Du schnappst ihn dir und ..."

"Hör auf damit! Laurin ist nicht so einer, den man mit dummen Anmachsprüchen ins Bett bekommt! Das will ich auch gar nicht! Er ist was Beson..."

"Er will aber, dass du ihn in dein Bett bekommst."

"Woher willst du das wissen?", keuche ich. Allein die Vorstellung ...

"Er hat es mir gesagt."

"Wirklich?!"

"Mehr oder weniger." Was hat den das schon wieder zu bedeuten? Ich setzte gerade zu einer weiteren Frage an, da klingelt es an meiner Haustür. "Laurin", hauche ich entsetzt.

"Mach schon auf!" Aufmachen? Ich?

"Das kann ich nicht!"

"Natürlich kannst du das! Geh schon!"

"Na gut ... Und du" ich zeige mit meinem Zeigefinger auf ihn "räumst hier auf!" Dann rausche ich wie ein aufgeregtes Karnickel aus dem Wohnzimmer.
 

Laurin ist tatsächlich gekommen! Ich meine, wer soll das sonst an der Tür sein, um diese Uhrzeit? Also heißt das jetzt, es stimmt was Justin gesagt hat? Das Laurin nur darauf wartet, dass ich ihn mir schnappe und ... Nicht daran denken! Ich bin so schon aufgeregt und konfus genug.

Mit weichen Knien und zittrigen Händen öffne ich die Haustür. "Laurin!" Er ist es!

"Hey. Ich hoffe, ich störe nicht."

"Nein! Gar nicht! Komm rein."

Laurin lächelt nervös und läuft an mir vorbei. "Hat dir Justin Bescheid gesagt?"

"Gerade eben. Also entschuldige, wenn es hier etwas nach Chaos aussieht. Justin hat seinen ganzen Krempel bei mir verteilt."

"Ach so ..."

"Er ist ein alter Freund und bleibt hier, bis er was Eigenes hat", erkläre ich. "Nur ein Freund."

"Da bin ich aber froh." Mir jagt der Puls in die Höhe bei diesem Satz. "Also ... ähm ..."

"Du brauchst nichts erklären", sage ich leise und trete auf ihn zu. Unsre Blicke verhaken sich. Will er es wirklich? Brauche ich einfach nur 'zuzuschnappen'? "Soll ich dir meine Wohnung zeigen?"

"Gerne", haucht er.

Wir stehen genau an der richtigen Stelle. Ich strecke meine Hand aus, lege sie auf die Türklinke und gebe der Tür einen kleinen Schubs. Leise schwingt sie auf und ich betätige den Lichtschalter im Raum gleich neben der Tür. "Wollen wir hier anfangen?" Wenn ich falsch liege, kann er jetzt jederzeit widersprechen.

"Im Schlafzimmer?" Augenblicklich komme ich mir total bescheuert vor. Warum höre ich auch auf Justin? Er ist ja ein lieber Kerl, der es immer nur gut mit einem meint. Aber er redet auch viel Unsinn. Wie konnte ich nur denken, Laurin würde einfach so in mein Schlaf... "Sieht gemütlich aus", sagt Laurin, läuft an mir vorbei und betritt mein privates Reich. Jetzt werde ich erst recht nervös!

"Du musst nicht ... Das war eine dumme Idee. Nebenan ist die Küche und ..."

"Du willst noch immer nicht?" Er dreht sich zu mir um und mustert mich fragend.

"Doch. Und wie ich will. Und du? Willst du auch?"

"Ja." Jede Anspannung fällt mit einem Mal von mir ab und ich gehe auf Laurin zu, der sich auf die Unterlippe beißt und mich angrinst. "Das wollte ich schon seit wir auf deinem Boot waren." Ich überbrücke den wenigen, letzten Abstand zwischen uns und greife nach Laurins Hand. Sein Grinsen wird breiter. Etwas unbeholfen drücke ich sie, bleibe aber ansonsten ruhig stehen. "So wird das aber nichts, Mister", gluckst Laurin.

"Tut mir leid. Ich bin wohl etwas aus der Übung."

"Das hier verlernt man nicht", sagt er leise, drückt meine Hand und legt seine Freie in meinen Nacken bevor sich seine Lippen auf meine legen und sich zärtlich gegen sie bewegen.

Er hat recht. Einmal wieder auf's Rad gestiegen, fährt man ganz von selbst los.
 

~Laurin~

Dieser Justin hat tatsächlich richtig gelegen. Es war wirklich eine gute Idee gewesen, jetzt noch hier her zu kommen. Dafür werde ich ihm irgendwann danken, doch jetzt gibt es nur eins für mich: Vincents Lippen auf meinen und meine Zunge, die in seiner Mundhöhle auf Tauchstation geht. So stolpere ich langsam Schritt für Schritt rückwärts, bis ich das Bettgestell an meinen Beinen spüre. Fehlt nur noch eins. Oder besser gesagt, es stört nur noch eins. Ich löse meine Hand von seiner und lege sie auf Vincents Bauch, wo ich sein T-Shirt nach oben schiebe. "Lass mich", unterbricht er unsren Kuss und mit einer schnellen Bewegung ist sein Shirt weg. Ich folge seinem Beispiel. So können wir uns ungestört weiter küssen, während auch der Rest der Kleidung auf dem schnellsten Weg von unsren Körpern gepellt werden kann.

Ich bin schon dabei, Vincents Hosenstall aufzuknöpfen, da höre ich eine Tür schlagen. Erst beachte ich es nicht. Es kann ja schon mal vorkommen, dass eine Tür im Haus zuschlägt. Vielleicht ist ja ein Fenster auf. Nur erklärt das nicht die Schritte, die ich höre, die gleich danach über den Fußboden tapsen. "Vinnie? War er es? … Vinnie?!" Wenn das mal nicht dieser Justin ist.

"Da ruft dich jemand. Vinnie", kichere ich und lasse Vince los.

"Warte hier! Nicht wegrennen." Ich habe zwar keinen Schimmer, wohin ich jetzt abhauen soll, und vor allem weshalb, aber gut. Ich bin mal nicht so und hocke mich aufs Bett, während Vince auf die Schlafzimmertür zugeht. Doch Justin hat uns zuerst gefunden. Bevor Vince die Tür öffnen kann, öffnet Justin sie schon.

"Vinnie! Da bist du ja! Und? Was das eben Laurin? Wo ist er?"

"Laurin ist ..."

"Hier."

"Huch!" Ich winke Justin zu, der mich mit halboffenen Mund anstarrt und unterdrücke ein breites Grinsen. "Hallo!"

"Hallo", grüße ich zurück.

Man kann ganz deutlich erkennen, wie es in Justins Kopf arbeitet. Als er schließlich versteht, was wir gerade im Begriff waren zu tun, macht es bei ihm Klick. "Oh je! Entschuldigt! Ich ... Ich bin dann mal weg." Schwubb, verschwunden ist er.
 

Vince kratzt sich am Kopf. "Das war Justin."

"Habe ich mir fast gedacht", kichere ich und stehe auf. "Aber es war ganz gut, dass er eben da war."

"War es?"

"Ja", antworte ich und schlinge meine Arme um ihn. "So ungern ich das jetzt sage, aber wir schalten lieber erstmal einen Gang zurück."

"Wenn du meinst." Ist das niedlich, wie er auf einmal beginnt zu schmollen! Aber noch niedlicher ist, dass er versucht, es vor mir zu verstecken.

"Tue ich. Denn" ich kreise mit meinem Zeigefinder um einer seiner Brustwarzen herum "er kann uns doch bestimmt hören, nicht wahr?" Jetzt versteht Vince und ich kann ihm richtig ansehen, wie er sich innerlich gegen den Kopf schlägt.

"Natürlich! An ihn habe ich gar nicht mehr gedacht."

"Kann ich mir vorstellen." Wir hatten ja auch Besseres zu tun. "Was aber nicht heißt, dass wir jetzt nicht einfach brav ins Bett gehen können. Zusammen, versteht sich." Ich sende ihm vielsagende Blicke zu, drehe mich um und schnappe mir seinen Arm. Zielsicher geleite ich ihn wieder zurück zum Bett, wo ich aus meiner Hose steige und in die weichen Daunenlaken krabble.

"Kommst du? Ich bin müde."

Fasziniert folge ich seinen Bewegungen. Wie er den letzten Knopf seiner Hose öffnet, diese dann von seinen kräftigen Beinen rutscht und er aus ihr heraussteigt. "Und? Für einen alten Kerl wie mich nicht schlecht, oder?"

Ich lache leise, was sich langsam zu einem lauten Lachen steigert. "Du und alt?"

"Ja."

"Wie alt bist du denn?"

"Verrate ich nicht."

"Ich bin Siebenundzwanzig."

"Sternzeichen?" Ich stutze.

"Glaubst du an sowas?"

"Nein. Bin nur neugierig."

"Steinbock."

"Schütze."

"Und wie alt bist du jetzt? Und diesmal antworte ohne abzulenken!"

Vince lacht leise. "Gut. Fünfunddreißig."

"Boha! Wie alt!" So ein Spinner! "Komm jetzt endlich ins Bett. Mir wird kalt."

"Wie du willst." Vince steigt zu mir und rutscht unter die Decke. Er liegt jetzt seitlich zu mir gewandt und ich schmiege mich sofort an ihn. Ich seufze leise. Wie auf dem Boot. Nur viel, viel besser! "Ich muss Justin morgen danken. Und mich bei ihm entschuldigen."

"Entschuldigen?", frage ich nach.

"Ja. Ich habe ihn ganz schön angeblafft, weil er dich einfach eingeladen hatte."

"Soll ich wieder gehen?", scherze ich und schaue zu ihm auf.

"Bloß nicht! Das meinte ich doch ganz anders. Was hättest du gesagt, wenn mich Matthias ungefragt zu dir eingeladen hätte?"

"Ich hätte eine mittelschwere Krise gekriegt und danach Muffensausen bekommen."

"Siehst du! So ging es mir."

"Ich war auch aufgeregt, als ich zu dir unterwegs war", gebe ich zu. "Aber es war eine gute Entscheidung gewesen."

"Das finde ich auch", sagt Vince, streckt sich noch nach dem Lichtschalter und es wird dunkel um uns herum.
 

Ich schließe meine Augen und bleibe erstmal ganz still liegen. Ich höre seinen regelmäßigen Atemzügen zu und sauge den Duft seiner Haut ein. Wie immer hat seine unmittelbare Nähe eine ganz besondere Wirkung auf mich. Eine höchst erregende. Ich rücke noch dichter an ihn ran und taste mich mit meiner Hand nach vorn und stoße mit meinen Fingerspitzen recht schnell an Vincents Bauch, halte nicht inne, sondern reibe langsam über die weiche Haut. "Nennst du das 'es langsam angehen lassen'?", raunt Vince mir dunkel zu.

"Solange wir leise sind ..."

"Das sagst du mir erst jetzt?" Mein Hüftknochen wird erfasst und an Vince gezogen. "Ich hätte die ganze Nacht so dagelegen. Hm. Da wäre ich aber nicht mit alleine gewesen, wie ich gerade merke." Ich keuche auf. Vincents Beule reibt sich gegen meine.

"Damit hätte ich dich schon nicht schmoren lassen", flüstere ich heiser und suche seine Lippen. Zielsicher treffen sie sich und nach kurzer Zeit sind wir in ein heißes Zungenduell verwickelt. Vincents Hand, die eben noch auf meiner Hüfte lag, stiehlt sich unter meine Shorts und fährt nach hinten. Ich muss mich arg zusammenreißen und bin froh, dass mein Mund sehr effektiv versiegelt wird.

Mir wächst eine Gänsehaut und nun schiebe auch ich meine Hand tiefer, lasse sie aber noch über Vincents Shorts. Was machen wir eigentlich hier? Wir benehmen uns wie Teenager, die heimlich im Landschulheim miteinander rumachen. Und wieso macht mich das so verdammt geil? Jederzeit könnte Justin hier auftauchen, obwohl das eher unwahrscheinlich ist, nachdem er gesehen hat, was wir vorhaben. "Laurin?" Wie sexy seine Stimme ist, wenn er scharf ist!

"Ja?"

"Was machen wir jetzt?" Gute Frage.

"Weiter machen!" Sonnenklar!

"Und wie?" Ich weiß ganz genau was er damit meint.

"Egal! Nur mach was!" Ein dunkles Brummen entkommt seiner Kehle und ich werde auf den Rücken befördert. "Holla!", kichere ich. "Du gehst ja ran!"

"Wenn ich könnte wie ich will, dann ..."

"Was, dann?"

"Das zeige ich dir später", wispert er und saugt mir anschließend den Verstand aus dem Schädel. Ich liebe es, wenn ein Mann gut küssen kann. Und Vince ist ein Weltmeister darin! Meine Lippen sind ganz geschwollen, als er sie wieder frei gibt, sich nach unten begibt und nicht lange fackelt, mir die Shorts über die Beine streift und sie irgendwo im Zimmer veschwinden lässt. Die werde ich so schnell nicht vermissen! Danach legt er sich wieder auf mich, ebenso nackt, wie ich gerade merke. "Wann hat du die den ausgezogen?"

"Verrate ich nicht."

"Gemeinheit!"

"Sag das nochmal", flüstert er an mein Ohr gepresst.

"Gemeinhaaaaa!" Zügig schließe ich meine Lippen. Das war gemein! Hinterrücks ist seine Hand in tiefer Regionen gewandert. So muss uns Justin doch erst recht hören können! "Vince. Nicht so ... hmm." Sein Mund bringt mich wieder ganz aus dem Konzept. Doch wenigstens ist die Gefahr des Lautwerdens gebannt und ich kann mich vollkommen in seinen Händen entspannen. In seinen überaus talentierten Händen …
 

~Vince~

Ich kann gar nicht genug davon bekommen! Laurins Lippen! Seiner Zunge! Seinem Atem, der mein Gesicht streift! Und wie er immer wieder erschaudert, meinen Namen gegen meinen Mund seufzt! Womit habe ich das nur verdient?! Allein das er wirklich hier her gekommen ist, ist schon das größte Glück für mich, aber das er jetzt auch noch unter mir liegt, völlig erregt und sich an mich klammert, dass toppt alles!
 

*
 

Schnaufend und verschwitzt bleiben wir unbewegt liegen, erholen uns erstmal, bevor ich dann von ihm rolle, nach Tempos krame und Laurin welche in die Hand drücke. "Danke", flüstert er und säubert sich grob. "Ich glaube, Justin hatte doch etwas davon."

Ich schmunzle und lege meinen Arm um Laurins Oberkörper. "Das findest du hoffentlich nicht allzu schlimm?"

"Hmmm ... Nö!", lacht er und küsst mich verlangend, was mich schon wieder in ganz fremde Spähren schickt.
 

******

Kapitel 08 - Ungewollte Worte

Willkommen zu Kapitel 8! Noch 3 Kapitel, dann geht's auch mit Theo und Matthi aus 'Starke Kerle, starke Gefühle' weiter. Versprochen!
 


 

Kapitel 08 - Ungewollte Worte
 

~Kris~

"Möchtest du was zu Essen, mein Schatz?"

"Nein, danke Mama." Ihr Kopf taucht über mir auf.

"Du bist so blass! Iss doch wenigstens einen kleinen Happen."

"Ich habe keinen Hunger."

"Kristopher Eduard Barrenberg! Du isst jetzt was!" Aufgebracht stemmt sie ihre Arme in die Hüfte. "Du fällst mir noch vom Fleisch! Kommst seit Wochen wieder nach Hause, sagst kein Wort sondern schließt dich nur in dein altes Zimmer ein! So geht das nicht, junger Mann! Mein Haus, meine Regeln! Ab jetzt nach unten mit dir, oder ich füttere dich mit dem Gartenschlauch." Ein breites Grinsen legt sich mir auf die Lippen. Ohne das ich es will. "Geht doch", zickt sie gespielt, grinst zurück und verlässt mein Zimmer wieder.

Seufzend rapple ich mich auf und steige aus meinem Bett. Bevor ich aber runter gehe und mich von meiner Mutter mästen lasse, schalte den Flugmodus meines Handys aus und warte auf die eingehenden Anrufe und Kurzmitteilungen. Es dauert nicht lange und ich habe fünf weitere verpasste Anrufe und 7 Mitteilungen. Alle von Malvin. Ich stelle mein Handy wieder auf Flugmodus und stecke es ein, ohne die Mitteilungen gelesen zu haben. Das kann ich jetzt einfach nicht und will auch gar nicht wissen, was er mir schreibt. Sicher nur Ausflüchte oder Beschimpfungen.

Genau deshalb bin ich gestern Nacht auch gleich abgehauen. Um uns beiden das zu ersparen. Die unangenehme Situation, morgens gemeinsam aufzuwachen und zu erkennen, dass die letzte Nach ein Fehler gewesen war. Jedenfalls für Malvin. Für mich war es ... Es war so viel anders als mit Ralf. Intensiver und tausendfach besser als ich es mir jemals hätte vorstellen können. Ich hätte es nicht ertragen, die peinliche Stille, die ausweichenden Blicke und der unaufhaltsame Bruch mit meinem einstmals besten Freund, meiner großen Liebe. Dann lieber so. Feige abzuhauen war da die bessere Alternative.

Ich wartete, bis ich sicher war, dass er eingeschlafen war und schlich aus dem Haus. Eigentlich wollte ich nicht hier her, wusste aber nicht, wohin ich sonst hätte flüchten sollen. Ralf? Niemals! Der braucht Zeit für sich. Meine Freunde? Keiner hätte mich mitten in der Nacht aufnehmen können, und ich wollte auch ehrlich gesagt nicht zu ihnen. Sie hätten nur fragen gestellt, die ich auf keinen Fall beantworten wollte.

'Ohh ... Malvin!' Scheiße! Ich mag nicht daran denken! Es tut nur weh und bringt mein Herz dazu, sich in einen öligen Klumpen zu verwandeln. Malvin liebt diesen verdammten Barkeeper noch immer! Ich wische mir mit der Hand übers Gesicht, unterdrücke die aufkommenden Tränen und stehe auf, gehe hinunter zu meinen Eltern und setzte mich an den gedeckten Tisch.
 

"Morgen."

"Morgen Paps." Mein Vater sitzt mit der Tageszeitung am Küchentisch und trinkt Kaffee. Genau wie früher. Na ja. Früher ist ja auch noch nicht so lange her. Was soll sich in zwei Jahren groß verändern?

"Hier Kristopher. Lang kräftig zu!"

"Danke." Ich nehme mir ein warmes Brötchen aus dem Korb und stecke mit meinem Messer hinein. Das Brötchen ist mein Herz und das Messer dieser beschissene Name! Ich fange an zu schneiden. Das Brötchen zerfleddert. Laurin, Laurin, Laurin. Laurin!

"Kristopher? Das Brötchen kann nichts dafür."

Ich schaue zu meinem Vater, der mich skeptisch anblickt. "Sorry Paps."

"Willst du drüber reden?" Ich schütte den Kopf. "Und die Uni? Musst du heute nicht hin?"

"Heute nicht. Bin krank."

"Das sieht man", brummt er und legt die Zeitung weg. "Ich hoffe, deine Zensuren leiden nicht darunter."

"Werden sie schon nicht. Ich brauche nur einen Tag, um meinen Kopf frei zu bekommen."

"Gut. Dann hau rein. Deine Mutter freut sich, dass sie endlich mal wieder jemanden zum Füttern hat."

"Ich merke es." Mir wird ein Glas eingemachte Marmelade nach der anderen hingestellt. Wer soll das alles essen?

"Bleibst du den ganzen Tag?"

"Ja. Ich werde mich hier etwas ausruhen, wenn ich darf", antworte ich meiner Mutter.

"Natürlich darfst du! Dann gehe ich nachher gleich für das Mittagessen einkaufen!"

"Du brauchst nicht extra wegen mir ..."

"Rouladen! Die hast du doch immer gerne gegessen, nicht wahr?" Ich gebe auf. Ich sage brav ja und meine, ich würde mich riesig über Rouladen freuen. Damit ist meine Mutter glücklich und sie studiert gleich die Schränke, ob sie auch alles da hat, was sie dazu braucht.

"Liebeskummer?" Erwartungsvoll mustert mein Vater mich.

"Was hat mich verraten?"

"Deine Augen. Ich erkenne sowas. Hatte ich selbst schon genug." Uwah! Frauengeschichten von meinem Paps! "Ist sie es wert?"

Ich schlucke hart und beiße in mein Brötchen, bevor ich antworte. "Ja. Unter anderen Umständen schon", murmle ich kauend.

"Dann kämpfe um sie."

"Dazu ist es zu spät. Mein Schwarm hat einen anderen. Ständig muss ich mir das Gerede über ihn anhören."

"Na und? Will ihr Angebeteter sie auch?"

"Nein. Aber ich bin uninteressant für M... meinen Schwarm. Die Gefühle sind einseitig." Beinahe hätte ich mich verplappert. Meine Eltern wissen nicht, dass ich schwul bin. Und bis jetzt hatte ich auch noch keine Veranlassung darin gesehen, sie darüber aufzuklären. Da war nie jemand, den ich ihnen hätte vorstellen können. Also was soll's? Warum Streit provozieren? Ich werde es ihnen auch jetzt nicht sagen. Wozu auch? Malvin will mich nicht und ich will sonst keinen anderen. Der Fall ist somit erstmal erledigt.

"Bist du dir da sicher?" Mein Vater kann es nicht lassen.

"Ja, bin ich. Ich lege mich aufs Ohr. Bin noch müde", verabschiede ich mich von ihnen und stehe auf.

"Aber du hast doch noch gar nichts gegessen!" Oh Mama!
 

~Laurin~

Schnurrend strecke ich mich in Vincents Bett aus. Leider ist er schon aufgestanden, hat mir aber zugeflüstert, dass das Frühstück schon bereit steht. Um Justin soll ich mich gar nicht kümmern, der würde eh bis Mittags schlafen. Also habe ich die Wohnung für mich alleine und damit auch das Frühstück. Mein Magen knurrt. Zeit aufzustehen und nachzuschauen, ob Vince nicht gelogen hat. Ich springe in eine Unterhose, die er mir hingelegt hat und dann in meine Jeans. Duschen tue ich später. Mein Hunger geht vor.

In der Küche finde ich tatsächlich alles vor, was das Herz begehrt. Frische Brötchen, Wurst, Käse, Marmelade, Nugatcreme und sogar kleine Quarkbällchen. Wie früh ist er denn aufgestanden?! Ich mache mich über das alles her, futtere mich bis zum Anschlag satt und wundere mich über meinen Appetit. Das muss an der frischen Luft liegen. 'Wer's glaubt!', grinse in mich hinein. Das liegt an Vince! An mein aufgeregt schlagendes Herz, wenn ich an ihn denke und wenn ich an die vergangene Nacht denke. Es ist zwar nichts weltbewegendes passiert, aber ... Oh Mann! Ich bin verliebt! Mir fällt das Quarkbällchen auf den Teller. Ich muss zu ihm! Jetzt! Sagte er vorhin nicht, er habe seinen Laden direkt unter seiner Wohnung?

"Morg'n." Ein gähnender Justin schleicht in die Küche und verzögert meinen Plan, Vince im Laden zu besuchen.

"Morgen. Schon wach?"

"Konnte nicht mehr schlafen. Der Kaffeeduft war zu lecker." Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Mit verwuschelten Haaren, kleinen Augen und schlabbrigen Shirt plumpst Justin auf den Küchenstuhl mir gegenüber. "Wo ist meine Tasse?"

"Ich hol dir eine", schmunzle ich.

"Oh. Sorry."

"Schon gut. Eigentlich schulde ich dir noch mehr, als bloß eine Tasse aus dem Schrank zu holen." Ich setzte mich wieder nachdem ich ihm noch Kaffee eingeschenkt habe.

"Dann war die Nacht ein Erfolg?"

"Könnte sein ..."

Justin lacht leise und gießt Milch in seinen Kaffee. "Das freut mich. Für Vinnie und auch für dich."

"Danke … Ihr kennt euch also schon länger, du und Vince?."

"Ja. Ein gemeinsamer Freund von uns, Daniel, machte uns vor Jahren miteinander bekannt. Da war Vinnie schon mit Niels zusammen. Das sie sich getrennt haben ... Das hätte ich niemals für möglich gehalten." Justin will gerade einen Schluck Kaffee trinken, hält aber inne und guckt mich mit großen Augen an. "Sorry! Ich meinte das jetzt nicht ..."

"Ist schon gut", winke ich ab. "Ist doch klar, dass es dir nahe geht. Es ist immer blöd, wenn sich zwei Freunde trennen. Man weiß dann nie, zu wem man halten soll."

"In dem Fall ist es aber klar", sagt Justin und beißt in eins der Quarkbällchen. "Das Niels einfach einen anderen hat. Das will mir nicht in den Schädel. Vinnie ist ein Hauptgewinn! So einen lässt man sich nicht durch die Lappen gehen." Hört, hört.

"Das heißt, Vince und Niels waren glücklich miteinander?" Ich muss einfach fragen! Zu neugierig bin ich über Vincents Ex.

"Ja. Jedenfalls, als ich noch hier war."

"Du warst weg?"

"Ja. Bin überall in Europa herumgereist. Zum Schluss war ich in Spanien."

"Cool. ... Ähm. Wie war sein Ex eigentlich so?" Ich kann nicht anders. Ich will unbedingt mehr erfahren.

Justin lacht. "Willst es wohl echt wissen, was?" Ertappt senke ich den Blick. "Muss dir nicht peinlich sein. Ist doch verständlich. Gerade, wenn man weiß, wie lange sie zusammen waren."

"Waren es wirklich sieben Jahre?" Diese Anzahl von Jahren beeindruckt mich immer noch.

"Ja. Und wäre Niels nicht so dumm gewesen, Vince für einen Anderen in den Wind zu schlagen, wären sie sicher immer noch zusammen."

"Hm. Was des anderen Pech, ist des Anderen Glücks", kichere ich und stehe auf. "Wo lang muss ich überhaupt, wenn ich in Vincents Laden will? Ich würde ihn zu gern bei der Arbeit bewundern."
 

~Malvin~

"Hey! Hast du Kris gesehen?"

"Nee. Der war heute nicht in der Vorlesung." So ein Mist!

"Danke ... Hey! Ingo!" Ich frage mich durch Kris' komplette Kommilitonen und Bekannten. Nichts! Niemand weiß etwas, oder könnte mir sagen, wo ich ihn finden kann.

Am Ende lande ich auf dem großen Hof der Uni und unterhalte mich mit einer kleinen Gruppe, die Kris ganz gut kennen. Darunter auch Caro, eine enge Freundin von ihm. "Also wenn jemand weiß wo er ist, dann doch du? Oder nicht?", fragt sie mich. "Hattet ihr streit?"

"Ja."

"Dann verkriecht er sich sicher irgendwo. Denk nach. Du weißt wo er ist."

Verdutzt runzle ich die Stirn. "Meinst du, ich hätte noch nicht alle Optionen überdacht?"

"Seine Freunde hast du alle abgeklappert?" Ich nicke. "Und seine Familie?" Ich schlage mir gegen die Stirn. Natürlich! "Und du willst sein bester Freund sein? Kein Wunder, dass er nichts von dir ... Hey!"

"Sorry! Keine Zeit!" Ich renne schon quer über die Rasenfläche, direkt auf den Ausgang der Uni zu. Ich darf keine Zeit zu verschwenden!

Ich springe auf mein kleines Moped, mein einziger fahrbarer Untersatz, und bretter durch den Stadtverkehr. Kris' Eltern leben außerhalb und haben dort ein kleines Reihenhäuschen. Früher waren ich oft da und ich habe mich bei ihm versteckt, wenn ich keine Lust hatte, nach Hause zu gehen. Ich bekam oft Ärger, weil wir natürlich Besseres zu tun hatten, als unsre Hausaufgaben zu machen. Daher kenne ich den Weg wie im Schlaf und stelle innerhalb von einer halben Stunde mein kleines Moped in der Hofeinfahrt der Familie Barrenberg.
 

Nervös klingel ich an der Haustür. /Ja?/ Kris Mutter.

"Hallo Frau Barrenberg. Hier ist Malvin. Ist zufällig Kris zufällig Zuhause?"

/Ach Malvin! Warte kurz ich mache auf./ Der Summer geht und schon schließt mich eine überschwängliche, dralle Frau in die Arme. "Wie schön, dass du da bist! Kris ist oben. Sicher freut er sich, dich zu sehen. Ihm geht es nicht gut. Anscheinend ist er unglücklich verliebt."

"Ich weiß", sage ich leise. "Kann ich zu ihm?"

"Ja klar! Er ist oben in seinem Zimmer." Ich bedanke mich bei ihr und gehe die Stufen in die zweite Etage hinauf.

Mein Herz klopft aufgeregt, als ich vor der mir so bekannten Tür stehe. In bunten Buchstaben steht dort immer noch Kristopher. Ich lächle und streichle mit meinen Fingern darüber. Dann halte ich inne und klopfe gegen die kalte Holztür. "Ich habe noch immer keinen Hunger!", ruft er.

"Da geht's dir so wie mir." Ich schließe die Augen. Was wird er jetzt tun? Mich anbrüllen? Mich die Treppen runterschubsen? Aber nichts tut sich. "Kris? Können wir reden?"

"Hau ab!"

"Bitte." Etwas donnert gegen die Tür und ich trete erschrocken von ihr zurück. "Kris? Alles in Ordnung mit dir da drin?"

"VERSCHWINDE!" Er will mich also nicht sehen oder gar mit mir reden.

Ich sammle all meinen Mut, denke daran, was ich mir vorgenommen habe und sage: "Ich werde nicht gehen. Ich komme jetzt in dein Zimmer. Ob du willst oder nicht." Bereit, dass er mich mit wüsten Beschimpfungen oder harten Gegenständen bewirft drücke ich die Türklinke herunter und trete ein. "Kris?" Ich schaue mich in seinem Zimmer um, finde ihn aber nirgends. "Hallo?!"

"Hau ab!" Er hockt vor seinem Kleiderschrank, der rechts von mir an der Wand steht. Längs davor steht sein Bett, weswegen ich ihn fast übersehen hätte. Ich schließe die Tür hinter mir und gehe langsam auf ihn zu. "Ich habe gesagt, dass du abhauen sollst!"

"Nein. Nicht, bevor ich dir alles erklärt habe."

"Was gibt es da schon zu erklären?!"

"Einiges", sage ich und bleibe vor dem Bett stehen, was die einzige Barriere ist, die uns jetzt noch trennt. Vielleicht ist das auch besser so.

"Du brauchst mir nichts zu erklären! Ich weiß, dass ich bloß ein Notnagel für dich war! Das musst du mir nicht auch noch unter die Nase reiben!"

"Glaubst du das wirklich?"

"Warum sonst hast du Laurin gestöhnt, als du gekommen bist?!" Endlich sieht er mich an. Zuvor hatte er nur auf den Boden vor sich gestarrt. Doch es liegt so viel Hass in seinem Blick, dass ich langsam befürchte, unsre Beziehung nicht mit einfachen Worten der Entschuldigung zurechtbiegen zu können.

"Ich habe dich wirklich all die Monate ziemlich verletzt", ziehe ich die Konsequenz aus seinen Blicken.

"Ah! Meinen Glückwunsch! Du hast es endlich gecheckt!"

"Das hatte ich niemals vor gehabt."

"Pha! Das ich nicht lache! Du blinder Vogel hast mich doch gar nicht bemerkt! Nur, wenn du mal wieder jemanden zu ausheulen gebraucht hast, dann hast du mich wieder wahrgenommen! Oder einen Fahrer, der dich zu deinem heißgeliebten Laurin fährt! Was anderes hast du doch niemals in mir gesehen! Der Kerl, der sich bloß um deine selbstsüchtigen Bedürfnisse kümmert!"

"Das ist nicht wahr!", verteidige ich mich. "Du warst immer mein bester Freund!"

"Darin liegt doch das beschissene Problem!", brüllt er und steht auf. "Ich will nicht dein Freund sein! Verdammt Malvin! Ich liebe dich!!!" Kris zittert am ganzen Körper, hat die Fäuste geballt und schwankt leicht. Dabei fixieren mich seine Augen mit einer Mischung aus Trauer und Wut. "Ich liebe dich du Arsch, und du denkst die ganze Zeit nur an diesen bescheuerten Barkeeper. Sogar als wir miteinander geschlafen haben."

"Nein, das stimmt nicht! Glaube mir doch!"

"Natürlich stimmt das!", schreit er und verzieht sein Gesicht. "Ich habe es doch gehört!"

"Mensch Kris! Ich habe keine Ahnung, was da in mich gefahren ist! Ich habe nicht an Laurin gedacht! Ganz ehrlich nicht!"

"Wer's glaubt!", schnauft er verächtlich. "Ich will davon nichts mehr hören! Geh!" Er deutet mit seinem ausgestrecktem Arm Richtung Tür.

"Ich werde jetzt nicht gehen! Erst, wenn du mir zugehört hast." Nicht nur er kann hier Ansagen machen! "Ja, ich war nur aus dem einen Grund zu dir gegangen. Weil mir Laurin klar gemacht hatte, dass er niemals mit mir zusammen sein wird. Ich war wütend. Auf mich und meine Dämlichkeit. Deshalb habe ich mich betrunken, weil ich nicht zu dir konnte. Aber als der Alkohol mein Denken total vernebelt hatte, bin ich doch zu dir. Doch ich habe nicht mit dir geschlafen, weil ich einen Notnagel gebraucht habe." Ich werde leiser und Kris hört mir tatsächlich stillschweigend zu. "Als wir uns geküsst hatten, da ... Das war unbeschreiblich. Und die gemeinsame Nacht war noch viel, viel besser. Ich war so ein Idiot", schluchze ich und wische mir über die Augen. "Kris. Ich liebe dich auch. Das ist mir klar geworden. Das hast du mir gezeigt. Die Sache mit Laurin ... Ich habe null Ahnung, warum mir sein Name herausgerutscht ist. Bitte glaub mir." Ich beiße mir auf die Unterlippe, damit mir kein weiteres Schluchzen entkommt. Ich kann ganz genau sehen, wie Kris mit sich kämpft. Das er mir glauben will, es aber nicht tut. Ich kenne ihn viel zu gut, um das nicht zu erkennen. "Ich wollte nur, dass du das weißt. Deshalb habe ich dich gesucht, weil ich mir sicher war, dass du meine Kurznachrichten nicht gelesen hast."

"Du gehst jetzt besser." Ich nicke schwach. Jetzt wird er nicht mit sich reden lasen. Er braucht Zeit. Zeit zum nachdenken.

Ich ziehe die Nase hoch und drehe mich um, verlasse sein Zimmer und trotte die Treppen hinunter. Dort steht Kris Mutter. Besorgt sieht sie mich an. "Was habt ihr beiden da nur angestellt?", fragt sie. "Stimmt das? Kris ... Mein Sohn ist in dich verliebt?" Mir wird heiß und kalt. Sie hat das gehört?!

"Ich liebe ihn auch", sage ich und halte mich mit wackligen Knien am Treppengeländer fest.

"Kris ist also ..."

"Schwul. ... Wie ich." Wir schauen uns in die Augen und ich versuche, irgendwas in ihren lesen zu können. Ablehnung, Hass, Ekel. Doch da ist nichts. Bis sie blinzelt und ihre Augen feucht werden. "Er ist immer noch der Selbe", sage ich leise. "Bitte hassen Sie ihn jetzt nicht." Gott! Was habe ich da bloß angerichtet?!

"Geh." Mehr sagt sie nicht, dreht sich von mir weg und flüchtet in die Küche.

"Scheiße!" Kurz überlege ich, wieder hoch zu gehen, es Kris zu sagen, dass seine Mutter alles weiß. Doch ich lasse es. Er hat genug zum nachdenken und ich hoffe, er ist sich im klaren darüber, dass er jeder Zeit zu mir kann. Wenn er überhaupt will. Kann es überhaupt noch schlimmer werden?
 

~Vince~

Ich kneife meine Augen zusammen. Verflixt! Wo habe ich nur meine Brille zuletzt hingelegt?! So kann ich kaum was auf dem Bildschirm erkennen. Ich scrolle mit meiner Maus und drücke die Strg-Taste. Das Bild wird größer. Besser wird die Qualität nun leider auch nicht. Ist das der selbe Schrank?! Ich muss das unbedingt herausfinden. Schließlich entscheidet das den Preis des guten Stücks. Ich bin so vertieft in dem Studium des verpixelten Bildes, dass ich erschrocken zusammenzucke, als eine Tür zuschlägt. "Sorry!", schalt es vom oberen Ende der Treppe, die von meiner Wohnung in den Laden führt. Laurin kommt mich anscheinend besuchen!

Ich stehe sofort auf und laufe ihm entgegen. "Morgen. Und? War das Frühstück zu Ihrer Zufriedenheit?"

Laurin lächelt von einem bis zum anderen Ohr. Mein Bauch fängt an Feuer zu fangen. "Alles Bestens", flötet er und bleibt auf der letzten Stufe stehen. Jetzt überragt er mich ein wenig. "Und auch die nette Unterhaltung mit ihrem Pagen war sehr erquicklich!"

"Justin ist schon wach?"

"Ja. Der Kaffeeduft hat ihn aus seinem Loch gelockt." Laurin legt seine Arme auf meine Schultern und hüpft die Stufe hinab. "Störe ich dich?"

"Nein."

"Fein", grinst er und legt seinen Kopf schief, kommt meinen Lippen ganz nah und streift mit seinen darüber. "Also kann ich noch etwas hier unten bleiben und dir beim Möbelschleppen zuschauen?"

"Kannst du", erwidere ich und überbrücke die wenigen Millimeter, die uns noch von einem Kuss trennen. Laurin seufzt zufrieden und sackt mir nun vollends in die Arme.

Als wir uns wieder voneinander lösen, sind seine Lippen ganz rot und glänzen feucht. Das ist ja schon fast wieder eine Einladung, doch das muss warten, denn meine Ladenglocke ertönt. Kundschaft! "Guten Morgen", begrüße ich ein junges Pärchen und löse mich von meinem Süßen. "Suchen Sie etwas Bestimmtes oder möchten Sie sich noch etwas umschauen."

"Wir schauen nur. Danke", sagt die junge Frau und lächelt freundlich. Sie stöbern durch meinen Laden, scheinen aber nichts gefunden zu haben. Kurze Zeit später verabschieden sie sich und ich bin wieder mit Laurin alleine.

"Wie unhöflich", meint Laurin und kommt zu mir.

"Unhöflich? Die waren doch ganz nett."

"Die haben doch nur geschaut und nichts gekauft."

Ich schmunzle und klaue mir noch einen Kuss. "Man kauft doch nicht gleich was in einem Antiquitätenladen. Man schaut sich um und dann, vielleicht, kommt man nochmal hier hier und kauft etwas. Die Leute schauen sich eben gern überall um, bevor sie sich was Teures zulegen."

"Hm. Wenn du meinst. Ich jedenfalls würde dir die Bude leer kaufen."

"Tu dir keinen Zwang an", lache ich und rücke von ihm ab. "Kleine Tour gefällig? Dann rechne ich schon mal alles zusammen. Bezahlst du bar, oder mit Karte?" Ich kassiere einen leichten Kniff in die Seite.

"In Naturalien." Uh! Meine Lieblingswährung!
 

~Laurin~

Vince hat wirklich einen süßen, kleinen Antiquitätenladen. Und auch sehr schöne Stücke. Wäre mein Geldbeutel nicht immer chronisch leer, würde ich mir auch so eine schicke Kommode kaufen. Ich streife mit meiner Hand über das lasierte, glatte Holz. "Die soll es also sein?"

"Oh ja. Die wäre was für mein Schlafzimmer." Leider bringt mich das Preisschild zum keuchen. "Ist die sehr alt?"

"Jugendstil. Und in einem sehr guten Zustand."

Ich verdrehe die Augen. "Rede Deutsch mit mir! Meinst du, ich habe auch nur den leisesten Schimmer, was Jugendstil ist?"

"Kleine Lehrstunde?" Ich zucke mit den Schultern. "Als Jugendstil bezeichnet man die Zeit von ca. 1890 bis 1910. Typisch für diese Stilepoche waren zum Beispiel die berühmten Tiffanylampen und wie hier zu sehen, stilisierte Blumen-Ranken und -Blüten. Auch Gesichter und ..."

"Verschone mich! Ich hab's kapiert. Die ist alt."

"Genau. Alt und wertvoll."

Ich drehe mich von der alten, wertvollen Kommode weg, schiebe meine Hände zwischen Vincents Arme hindurch und lege sie auf seinen Rücken. "Also so wie du?"

"Hey! Mein Preis ist höher!"

"Echt? Wie viel?"

"Unbezahlbar", grinst er und zeichnet mit seinem Zeigefinger kleine Kreise auf mein Oberteil.

"So viele Nullen?"

"Noch viel mehr. Dazu brauche ich noch viel mehr Platz auf deinem Körper."

"Du holst einen Stift und ich ziehe mich derweil aus."

"So lange kann ich nicht warten." Er zieht mich zu sich, will mich küssen, doch wiedereinmal verdirbt uns sie Ladenglocke jeden Spaß. Ich werde losgelassen und Vince begrüßt seinen Kunden. Ich ziehe mich derweil zurück und erkunde den Laden solange allein. Schaue mir viel Nippes an, aber auch schöne Möbelstücke und Lampen. Sogar alten Schmuck hat er hier ausliegen in einer abschließbaren Vitrine. Ich mustere die ausgestellten Ringe. Ringe sind die einzigen Schmuckstücke, die ich trage. Ich habe Unmengen davon, ziehe aber meist höchstens zwei an meine Finger. Heute habe ich gar keine an mir. Das kommt eher selten vor.

"Welcher darf's sein?" Erschrocken zucke ich zusammen. Vince steht genau hinter mir.

Ich habe gar nicht mitbekommen, dass seine Kunden schon weg sind. "Hab nur geschaut", sage ich leise und drehe mich zu ihm. "Ich hab so einen kleinen Ringfetisch."

"Einen Ringfetisch?" Vince schmunzelt und seine Augen blitzen. Einen Penny für seine Gedanken! "Man sieht's", kichert er und nimmt meine Hände in seine Hand. "Voll mit Edelmetall."

"Gestern war ich zu aufgeregt und hatte vergessen mir welche anzuziehen."

"Wegen mir?"

"Wegen wem sonst?" Unsre Lippen nähern sich ... Die Ladenglocke ertönt ein weiteres Mal. Ich lasse Vincent los und grinse spitzbübisch. "Ich glaube, dein Typ wird verlangt." Vince seufzt und begrüßt die eintretende Kundin. "Ich gehe besser wieder hoch und lasse dich deine Arbeit machen."

"Um halb eins habe ich Mittagspause", ruft er mir nach, zwinkert mir zu und wendet sich dann seiner Kundin zu.

Mittagspause also ...
 

***
 

~Vince~

Aus meinem Mund löst sich ein langezogenes Seufzen, als ich die Tür vor mir schließe. Laurin ist wieder gegangen. Er muss heute Abend wieder arbeiten und meinte, er gehe lieber jetzt, bevor mich wieder die Kunden belagern und wir uns nicht ordentlich voneinander verabschieden können. Meine Mundwinkel ziehen sich nach oben. An seine Verabschiedungen könnte ich mich gewöhnen. Allerdings auch nur, wenn er danach weiterhin bei mir bleibt.

"Man bist du verschossen!" Justin! Wie lange steht der schon hier? "So habe ich dich ja noch nie eine Tür anschmachten sehen."

"Du hat ja gar keine Ahnung! Du Jungspund." Justin lacht und zerrt mich von der Tür weg.

Im Wohnzimmer falle ich auf die Couch und Justin plumpst gleich darauf neben mich. "Vielleicht interessiert es dich, dass ich Laurin schon vorher kannte", sagt er und fixiert mich neugierig.

"Wie, du kanntest ihn schon vorher? Du hast doch nicht etwa mit ihm?!"

"Nein! Aber ich kenne ihn aus dem Velvet. Warum hast du mir nicht gesagt, dass er da Barkeeper ist?"

"Ich hielt es nicht für wichtig", erkläre ich ihm achselzuckend.

"Mensch, Mensch, Mensch, Vincent."

"Was denn?"

"Ich kann es nur noch immer nicht fassen, dass du die Eisprinzessin geknackt hast." Eisprinzessin?! Justin sieht mir wohl an, dass ich nur Bahnhof verstehe. "Jeder Typ, der im Velvet Stammgast ist, kennt die Eisprinzessin. Der heiße Kerl an der Bar, der keinen an sich ranlässt. Manche behaupten sogar, dass er noch eine Jungfrau sei." Mir klappt der Unterkiefer herunter und nach einigen Schocksekunden fange ich lauthals an zu lachen.

"Ist das dein Ernst?!", gackere ich und schlage ihm auf den Oberschenkel.

"Man redet halt. Kennst du doch. Jeder dichtet was dazu ... Und? Ist er noch unberührt?" Justin glaubt das doch nicht wirklich? Doch alles an seinem Gesichtsausdruck schreit danach.

"Du glaubst den Mist?!"

"Keine Ahnung! Ich frag doch nur", grummelt er und bekommt einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen.

"Er ist ganz sicher keine Jungfrau mehr!", kläre ich ihn auf. "Und schwer zu knacken? ..." Ich überlege kurz. "Eigentlich auch nicht."

"Du Angeber!" Nun bekomme ich einen Schlag. Allerdings gegen die Schulter. "Weißt du eigentlich, wie sich schon die heißesten Typen an ihm die Zähne ausgebissen haben?! Echt Mann! Da laufen Wetten unter einigen Gästen. Ist dir das klar?!"

"Wetten?" Ich werde schlagartig ruhig und mein Lachen verschwindet.

"Ja. Wann er geknackt wird und von welchem Typen. ... Bevor ihr das Öffentlich macht, lass mich mit einsteigen!"

"Du hast sie doch nicht mehr alle!", schimpfe ich ihn. "Das tust du nicht! Und du erzählst das auch nicht rum! Verstanden?!"

Justin hebt entwaffnet seine Hände. "Ich sage nichts. Meinst du, ich will geköpft werden?" Was meint er denn jetzt schon wieder damit? "Da gibt es einige ungehobelte Protze, die sich immer wieder an ihn ranmachen. Ohne Erfolg versteht sich. Einmal dachten sie, einer von Laurins Freunden wäre mit ihm zusammen. Das hättest du erleben müssen. Der wurde übelst gemobbt, bis sich rumgesprochen hatte, dass er nur ein guter Freund von ihm ist."

"Du machst mir echt Mut", krächze ich.

"Ach! Mach dir nicht ins Hemd! Muss ja keiner wissen. Und in Clubs setzt du doch sowieso nie einen Fuß."

"Stimmt." Ich lehne mich mit beginnenden Kopfschmerzen zurück und versuche das eben gehörte zu verarbeiten. Das kann doch nur ein übler Scherz von meinem kleinen Justin sein! Aber welchen Grund hätte er dazu? Dann muss es also stimmen. Laurin die Eisprinzessin. Wäre das nicht so absurd, müsste ich darüber lachen.
 

~Kris~

Die Sonne geht unter. Mein Zimmer wird in ein kräftiges Orange getaucht und sieht aus, als würde es Feuer fangen. Doch selbst dieser Anblick, den ich schon immer so sehr geliebt habe, reizt mich kein Stück. Immer wieder höre ich Malvins Worte, sehe ihn vor mir und ich kann alles drehen und wenden wie ich will. Ich finde keine Anzeichen dafür, dass er mich belogen haben könnte. Aber das ist doch unmöglich, oder? Man kann doch nicht heute total in einen Mann verliebt sein, sein bisheriges Leben nur auf diesen einen Menschen ausrichten und dann am nächsten Tag jemand anderen seine Liebe gestehen? Er kann nichts dergleichen für mich fühlen und ich bin mir sicher, dass selbst eine gemeinsam verbrachte Nacht diese Gefühle nicht wachkitzeln kann. Vielleicht glaubt er auch nur in seinem Gram wegen Laurin, dass er mich nun lieben würde. Vielleicht will er so seinen Kummer vergessen. Wie dem auch sei, es kann nichts Langfristiges sein. Das geht doch gar nicht!

Das Knurren meines Magens holt mich aus meinen Überlegungen zurück. Ist es nicht bald Zeit für das Abendessen? Warum hat mich meine Mutter noch nicht gerufen? Sonst ist sie doch auch so penetrant damit, mich zu mästen. Der Blick auf die Uhr bestätigt meine Vermutung. Es ist schon neunzehn Uhr durch. Papa müsste demnach auch schon Zuhause sein. Ich rapple mich auf, da ich die ganze Zeit vor meinem Schrank gehockt habe, seit Malvin wieder weg ist. Mir tun alle Knochen weh und meine Knie knacken laut. Auch das noch!
 

"Mama? Bist du hier?" Unten vor der Küche halte ich inne. Warum ist hier zu? "Mama?" Vorsichtig öffne ich die Tür und finde meine Mutter am Küchentisch vor. Sie schaut mich erschrocken an. Hat sie mich etwa nicht gehört?

"Kristopher! Ist es etwa schon Zeit für das Mittagessen?"

"Geht es dir nicht gut?" Wie sieht sie denn aus? "Mama! Hast du geweint?!" Was hat sie denn? Und was faselt sie da von Mittagessen?

Ich laufe zu ihr und will sie in den Arm nehmen, doch sie weicht mir aus, lächelt gezwungen und kramt einen Topf aus dem Schrank. "Ich mache uns schnell eine Gemüsesuppe ja? Ich habe Kartoffeln da. Und Karotten. Es ist alles da!" Fast schon panisch füllt sie den Topf mit Wasser, kippt ihn aber wieder aus. "Zuerst die Zwiebeln!"

"Mama! Jetzt warte doch mal!" Ich halte sie fest und zwinge sie mich anzuschauen. "Was ist denn nur mit dir los?! Ist was mit Papa? Oder Oma und Opa?" Oh Gott! Es wird doch nichts passiert sein?!

"Kris ..." Sie schluchzt auf und senkt den Blick. "Warum hast du nichts ...? Warum sagst du uns nichts?"

"Was denn sagen? Mama! Jetzt sprich doch!" Was hat sie denn nur so aus dem Konzept gebracht?

"Warum bist du schwul?!" Mir wird schlagartig schwarz vor den Augen. Hat sie das gerade wirklich gesagt?

"Unser Sohn ist schwul?"

Ich drehe ich um, gerate ins schwanken und halte mich an einem der Küchenstühle fest. "Papa!" Bitte sag mir einer, dass ich eingeschlafen bin, nachdem Malvin bei mir war!
 

******

Kapitel 09 - Ich kämpfe um dich

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 09 - Ich kämpfe um dich (Ohne Adult)

Kapitel 09 - Ich kämpfe um dich (Ohne Adult)
 

~Malvin~

"Diese dämliche Arbeit!" Mehr als gefrustet klatscht mein Kugelschreiber gegen die nächstbeste Wand und bricht auseinander. "Billig-Scheißteil!" So ein Dreck! Ich reibe mir über die Augen und lehne mich schwungvoll nach hinten. Der Bürostuhl ächzt und gibt nach, fängt aber mein Gewicht auf, ohne das ich nach hinten überkippe.

Wie soll ich mich so auf meine Arbeit konzentrieren?! Ich habe noch keinen Ton von Kris gehört. Selbst seine Vorlesungen schwänzt er seit einer Woche. Heute ist schon Freitag. Hoffentlich geht es ihm gut, und seine Mutter hat sein unfreiwilliges Outing gut verkraftet. Eigentlich ist sie eine sehr aufgeschlossene Frau, aber da Kris ihr einziges Kind ist, scheint sie es verständlicherweise nicht allzu gut verkraftet zu haben. Und ich bin auch noch Schuld dran! Wie soll mir Kris jemals verzeihen, wenn seine Eltern ihn jetzt deswegen hassen?! Obwohl ich das noch nicht mal glaube. Geschockt? Ja. Aber sie würden ihn niemals von sich stoßen. Doch was weiß ich schon davon? Wenn ich bloß daran denke, dass meine Eltern es erfahren würden ... Mir wird schlagartig schlecht.

Ich starre auf meine Arbeit, die sich seit zwei Stunden nicht verändert hat. Konzentration ade. Für heute gebe ich es auf. Auf meinem Bürostuhl rolle ich ein Stück nach hinten und stehe auf. Mal sehen, ob was in der Küche los ist. Mein Mitbewohner Fred ist ausgeflogen. Aber vielleicht ist Kai ja schon wach. Mein ganz persönlicher Kummerkasten in dieser Woche.
 

"Du siehst ja scheiße aus!"

"Danke Kai." Wäre ich doch besser in meinem Zimmer geblieben.

"Immer noch wegen Kris?", fragt er und wendet einen Pfannkuchen in der Pfanne. Riecht das gut! Wenigstens mein Magen scheint von dem ganzen Stress der letzten Zeit verschont geblieben zu sein.

"Wegen was sonst? Na ja. Und wegen meiner Arbeit. Ich komme keinen Schritt voran."

"Kläre das endlich mit Kris. Dann schreibt sich deine Arbeit von ganz allein."

"Deine Zuversicht hätte ich gern", blaffe ich ihn an und klaue mir einen der schon fertigen Pfannkuchen. "Das verzeiht er mir nie."

"Das Outing? Das habt ihr doch eigentlich zusammen herausposaunt."

"Ja. Aber nur, weil ich ihn besucht habe und so dringend mit ihm reden wollte. ... Haben wir noch Apfelkompott?"

"Im Vorratsschrank." Bewaffnet mit Pfannkuchen und einem Glas eingemachten Apfelkompott Marke Fred hocke ich mich an den kleinen Küchentisch. "Ruf ihn an", redet Kai weiter auf mich ein.

"Dann drückt er mich weg, wenn sein Handy nicht gerade ausgeschaltet ist."

"Hast du es schon mal probiert?"

"Muss ich nicht."

"Dann fahr zu ihm."

"Er lässt mich sowieso nicht rein."

Kai pfeffert den Pfannenwender auf die Arbeitsplatte und schaltet den Herd aus. "Mensch Malvin! Dein Freund liebt dich, du liebst ihn! Rede nochmal mit ihm. Er hatte jetzt genug Zeit um über dich nachzudenken. Außerdem könnte er vielleicht einen Freund gebrauchen, nachdem seine Mutter so reagiert hat, findest du nicht?"

"Du verstehst das nicht", sage ich leise und klatsche mir das Kompott auf den Pfannkuchen. "Er will mich nicht als Freund."

"Aber er braucht jemanden, der ihn versteht. Das musst du ihm klarmachen." Kai setzt sich mir gegenüber und verzieht das Gesicht. "Was für ein Gemansche! Mein armer Pfannkuchen."

"Meinst du ehrlich, ich soll einfach bei ihm klingeln, und hoffen, dass er mich reinlässt?", frage ich und vermansche Kais armen Pfannkuchen noch ein wenig mehr mit dem Kompott.

"Nein." Ich hebe meinen Kopf an und schaue Kai verdutzt an. Sagte er nicht gerade ...? "Du sollst nicht hoffen, dass er dich reinlässt. Kämpfe um ihn. Zeig ihn, dass du dich keinen Deut mehr für Laurin interessierst. ... Tust du doch nicht mehr, oder?" Unsicher guckt Kai mich an.

"Nein! Ich habe noch nicht mal an ihn gedacht, seit Montag. Kai, ich liebe Kris! Das weiß ich jetzt ganz genau."

"Dann iss deine Gepansche da auf dem Teller und danach besuche ihn."

"Meinst du, das bringt was?"

"Es muss was bringen. Sonst gehst du mir hier noch ein. Ist ja kaum mitanzusehen, deine Trauermiene." Ein riesiges Stück vom Pfannkuchen landet in Kais Mund, der zufrieden kaut und mit einem langezogenen "Mmmhhh" seine Kochkünste lobt.

"Du hast recht."

"Habsch immer", schmatzt er und grinst.

"Dir hängt da Apfelkompott am Kinn." Ich deute auf seine Wange.

"Wo?!"

Grinsend wende ich mich meinem Frühstück zu. Nachdem ich beschlossen habe, gleich nach Kris zu sehen, will mein Magen doch nichts mehr. Aber was muss, das muss. Nicht wahr?
 

~Laurin~

Das Grinsen in meinem Gesicht will gar nicht mehr verschwinden. Bestimmt hält mich schon jeder Fußgänger, der mir entgegenkommt, für bekloppt. Aber sollen sie doch! Ich bin bis über beide Ohren verknallt und das können diese muffeligen Ignoranten, die mir alle ins Gesicht starren, auch ruhig sehen!

Der heutige Freitag verläuft eigentlich so gut wie jeder Tag, seit Vincents und meiner gemeinsamen Nacht. Da ich Abends im Velvet die Drinks schüttle, stehe ich erst am späten Vormittag auf, mache mich aber gleich auf den Weg zu Vincents Laden, um ihn zum Mittagessen/Frühstück abzuholen. Wir werden wieder in das kleine, nette Café gehen, in dem diese schrille Dragqueen bedient, es uns schmecken lassen und dann begleite ich meinen Vince wieder zurück in den Laden, wo ich mich gebührend von ihm verabschiede, ihm noch etwas beim Arbeiten zuschaue und dann leider wieder nach Hause muss, da ich später wieder Arbeiten muss. Nur heute nicht!

Heute habe ich frei und nachdem Vince den Laden geschlossen hat, verbringen wir den Abend bei mir, da Justin immer noch seine Wohnung belagert und wir zwei viel lieber ungestört und vor allem ungehört die Nacht miteinander verbringen wollen. Und genau deshalb strahle ich heute dämlich die ganzen Fußgänger an, grüße sogar manchmal freundlich, wenn einer von ihnen besonders grimmig auf mich zukommt. Ist das Leben nicht schön?!

Als ich in die kleine Straße biege, in der Vincents Laden und Wohnung liegen, steht dieser schon auf dem Bürgersteig und wartet auf mich. "Vince!"

"Hey Hübscher", grinst er und empfängt mich in seinen Armen. "Hunger?"

"Und wie!", rufe ich, drücke ihm einen leider viel zu kurzen Kuss auf die Lippen und hauche anschließen in sein Ohr "Aber auf was ganz anderes."

"Das muss warten." Seine Stimme ist sofort ganz rau und tief. Mein Blut sammelt sich sturzflutartig weiter unten, und ich rücke lieber von seinem herrlich duftenden Körper ab. "Gehen wir?" Ich nicke und schiebe so unauffällig wie es geht meine Hand in seine.
 

Da das Café nicht weit von seinem Laden entfernt ist, sind wir im Nullkommanichts dort angekommen und ergattern uns sogar einen Platz draußen in der Sonne. "Na ihr Süßen? Was darf's denn heute sein?" Die Kellnerin bringt mich wieder zum grinsen. Sie erinnert mich an Michaels Mutter in Qaf. Nur das diese hier eigentlich ein Kerl ist.

"Für mich das Deluxe Frühstück bitte."

"Da hast du aber Glück mein Schatz. Das gibt es heute mit einem Kännchen Kaffee umsonst", zwinkert sie mir zu und notiert sich meine Bestellung.

Vince bestellt sich ein Zigeunerschnitzel mit Bratkartoffeln und Salat. "Hab einen morz Kohldampf", kommentiert er meinen fragenden Blick. Normal isst er mittags nichts Schweres. "Ich freue mich schon auf heute Abend." Vergnügungssüchtig blicken mich seine eisblauen Augen an.

"Und ich mich erst." Ich musste mich die letzten Tage so zusammenreißen! Am liebsten wäre ich nach der Arbeit zu ihm gefahren, aber ich weiß, dass er früh raus muss. Unsre Arbeitszeiten vertragen sich nicht so gut, wie ich es gerne hätte.

"Ich habe auch schon eine Idee", unterbricht er meine Gedanken, wie wir das in Zukunft regeln können.

"Eine Idee?"

"Ja. Ich habe auch schon eine Menge eingekauft dafür." Meine Gesichtszüge entgleisen. "Schau nicht so! Ich mag gar nicht wissen, an was du gerade denkst."

"Ich dachte, wir beide ..."

"Nichts würde mich davon abbringen", sagt er und grinst süffisant. "Nur habe ich mir überlegt, das Ganze vielleicht wo anders hinzu verlegen." Neugierig lehne ich mich nach vorn. "Die Nächte sind noch schön warm und mein Boot ist frisch aufgetankt ..." Weiter braucht er nicht zu erzählen.

"Wehe mich sticht eine Mücke in den Arsch!" Vince lacht laut auf, wobei seine Augen richtig zu strahlen beginnen. Mein Herz schlägt Saltos.

"Falls ja, reibe ich dich selbstverständlich mit Stichsalbe ein", verspricht er.

"Stichsalbe?!"

"Ja. Wenn dich eine Sticht. Die kühlt schön." Ich winke ab. Eigentlich dachte ich dabei an was anders, das man im entferntesten Sinne auch als 'Stichsalbe' bezeichnen könnte.

"Außerdem übernimmt Justin für mich den Samstag im Laden. Wir haben also das ganze Wochenende nur für uns." Oh wie geil! Zwei Tage und drei Nächte mit Vincent!

"Ich freue mich drauf! Und dann kannst du es endlich gutmachen, dass du mir damals auf dem Boot einen Korb gegeben hast."

"Keine Sorge. Das mache ich mehr als gut bei dir."

"Du machst es mir mehr als gut?", wispere ich leise, versinke in seinen Augen und ...

"Bevor ihr was macht, esst erstmal! Sonst fallt ihr noch um vor lauter Unterzuckerung!" Die nette Kellnerin steht mit unsrem Essen vor uns. Vince und ich grinsen uns an. War ja mal wieder klar, dass das jemand mitbekommt. Anscheinend sind wir nie ungestört, wenn wir intime Dinge austauschen. Tja. Aber das hat ab heute Abend ja hoffentlich ein Ende. Es wird bestimmt kein anderer auf die dumme Idee kommen, und Nachts auf den See rausfahren. Oder?
 

~Malvin~

Dank einer netten Hausbewohnerin, die gerade zum richtigen Zeitpunkt aus dem Haus wollte, stehe ich nun direkt von Kris Wohnungstür. Genau wie vor einer Woche. Glück muss man haben, doch hält das Glück auch weiterhin an? Ich glaube ja nicht so sehr daran, weswegen ich immer noch auf die Klingel starre und immer, wenn ich kurz davor bin sie zu drücken, meinen Finger wieder wegziehe. Das mache ich jetzt schon zum bestimmt zwanzigsten Mal. Da hilft nur eins. Die Pflaster-Methode! Kurz und schmerzlos. Ich sauge nervös frische Luft in meine Lungen und als ich sie wieder freilasse, drücke ich einfach auf den kleinen Knopf. Es klingelt hinter der Tür und meine Beine fangen an zu kribbeln. Nix da! Ich renne jetzt nicht weg!

Schritte hinter der Tür. Die Türklinke wird nach unten gedrückt. "Ja?"

"Hallo", begrüße ich meinen einstmals besten Freund.

Der bekommt große Augen, die sich dann zu wütenden Schlitzen zusammenziehen. "Verschwinde!", zischt er und will die Tür wieder zuwerfen, doch ich bin schneller, stelle meinen Fuß zwischen Tür und Angel und stemme mich dagegen.

"Bitte Kris! Ich muss mit dir reden!"

"Reden?! Kannste haken! Ich will dich nie, nie wiedersehen!" Mit aller Kraft versucht er mich wegzudrücken, wirft sich gegen die Tür und zerquetscht mir dabei fast den Fuß.

Ich heule auf. "AUA! KRIS! MEIN FUß!" Das wirkt. Der Schmerz nimmt ab, doch noch immer werde ich nicht reingelassen.

"Hau ab! Ich warne dich. Ich hätte nämlich nicht übel Lust, dir eine zu verpassen."

"Es tut mir alles so leid! Kris! Du musst mir endlich glauben!"

"Dir glauben?! Du hast alles nur noch schlimmer gemacht!" Oh nein! Nein, nein, nein! Bitte nicht!

"Was haben sie gesagt?", frage ich ihn leise. Mir treten Tränen in die Augen. Nicht, weil mir der Fuß noch immer höllisch wehtut, sondern weil es meinen Freund wegen mir so schlecht geht.

Ich sehe, wie Kris Backenmuskeln arbeiten. Seine Augen sprühen vor Hass. Aber auch vor Traurigkeit. "Nichts", sagt er schließlich. "Sie haben nichts gesagt."

"Nichts?"

Ein leichtes Beben geht durch seinen Körper. Er schießt die Augen und atmet hektisch aus. "Komm rein." Überrascht keuche ich auf, als er sich umdreht und in seine Wohnung geht. Er lässt mich rein! Er will mit mir reden! 'Oder mir eine verpassen', schießt mir durch den Kopf. Aber wenn er das braucht, um sich besser zu fühlen ... Bitte! Soll er mich eben verprügeln.

Langsam schleiche ich in die mir so bekannte Wohnung und unterdrücke einen schmerzhaften Laut. Mein Fuß pocht noch immer. Außerdem scheint er angeschwollen zu sein. Doch da muss ich jetzt durch. Auf gar keinen Fall will ich, dass Kris das mitbekommt. Er ist endlich bereit mit mir zu reden und nichts soll uns davon abhalten.
 

Kris deutet auf die Sitzbank in seiner Küche, auf die ich mich setzte. Er selbst bleibt stehen und lehnt sich an die Küchenzeile. "Meine Mutter war ganz komisch, redete wirres Zeug und ich fragte sie, was los sei. Dann fragte sie mich, warum ich schwul bin. Mein Vater kam gerade in die Küche, als sie mich das fragte."

"Das tut mir so leid. Ehrlich Kris! Ich ..."

"Hör endlich mit deinen ganzen Entschuldigungen auf!", herrscht er mich sauer an und schickt mir tödliche Blicke zu, die auch gleich zu wirken beginnen. Mein Herz krampft sich schmerzhaft zusammen unter ihnen. Dennoch bleibe ich sitzen und atme noch. Er senkt seinen Kopf wieder und erzählt weiter. "Meine Mutter hat mir gesagt, dass sich mich gehört hat, wie ich dich angebrüllt habe und ist deshalb besorgt nach oben gekommen. Doch bevor sie in mein Zimmer stürmen konnte, war es schon raus. Sie hat mitbekommen, dass ich gesagt habe, dass ich dich ... liebe." Kris wischt sich über die Augen. "Sie hat geweint dabei. Und mein Vater hat gar nichts gesagt. Er saß nur am Küchentisch, starrte vor sich und rührte sich nicht. Ich fragte, ob ich gehen soll, und er nickte nur. Also packte ich meine Sachen und ging. Seitdem haben sie sich nicht mehr gemeldet." Er dreht sich von mir weg und zieht sich ein Stück Küchenpapier von der Rolle, die neben ihm am Schrank hängt. Lautes Schniefen.

Ehe ich mich versehe, bin ich aufgestanden und zu ihm gelaufen. Vorsichtig lege ich meine Hand auf seine Schulter. Er zuckt heftig zusammen, dreht sich erschrocken zu mir und will meine Hand abschütteln, doch ich fange ihn einfach mit meinen Armen ein und streichle über seinen Rücken. Total verkrampft hängt er in meinen Armen, wehrt sich halbherzig gegen meine Berührungen, doch schon nach wenigen Sekunden schmiegt er sich an mich und schluchzt laut auf. Ich greife in sein weiches Haar, drücke meinen Mund an sein Ohr und halte ihn fest. Und endlich gleiten auch seine Arme um mich und krallen sich in mein Shirt fest. "Ich wollte das nicht", flüstere ich. "Niemals hätte ich gewollt, dass du unglücklich bist. Ich war so ein Arsch. Ich habe alles kaputt gemacht." Und das alles nur, weil ich Monatelang mit dieser dämlichen rosaroten Brille vor den Augen rumgerannt bin. "Ich werde ab jetzt für immer für dich da sein, Kris. Das schwöre ich."

Ich überlege, wie ich das wieder mit seinen Eltern hinbiegen kann. Wie ich es schaffe, dass sie mir die Schuld an allem geben, und sie nicht bei ihrem Sohn suchen, da dreht Kris seinen Kopf zu mir. Wir sehen uns an. Seine Augen sind geschwollen und rot, und noch immer laufen feuchte Tröpfchen über seine Wange. Ohne groß darüber nachzudenken lege ich meine Lippen darauf, küsse sie sanft weg. "Malvi ..." Mein Herz macht einen Hüpfer.

"So hast du mich schon ewig nicht mehr genannt", sage ich leise und schließe meine Augen. "Da waren wir fast noch Kinder." Ich kann ihn noch immer hören. Meinen Kris, wie er mich immer gerufen hat. 'Malvi! … Wollen wir heute schwimmen gehen, Malvi? ...'
 

"Weißt du, was in meinem Deutschheft stand?" Ich öffne meine Augen wieder und sehe Kris verwirrt an. Was will er denn jetzt mit seinem Deutschheft von damals? "Ganz hinten, auf die letzte Seite. Da stand: Malvi & Kris. Ich Dussel hatte spontan ein großes, rotes Herz drumgemalt. Und da wusste ich es. Ich war in meinen kleinen Malvi verliebt."

Mich überzieht eine Gänsehaut. "Wann?", möchte ich wissen. "In welcher Klasse war das?"

"In der Sechsten. Als du dich für mich mit diesem Schläger angelegt hast und dabei deinen Schneidezahn verloren hast. Das war so mutig von dir und ich dachte, man muss der mich gernhaben! Und da viel es mir auf. Ich habe dich auch gern. Wenn dir ein Schläger Prügel androhen würde, würde ich ihm auch entgegentreten. 'Das ist so kitschig!', dachte ich. Aber es war die Wahrheit. Ich wollte dich beschützen, so wie du mich beschützt hattest." Mir bleibt die Luft weg! So lange ist er schon in mich verliebt?!

"Warum hast du denn nichts gesagt?!"

Kris lächelt traurig und versucht sich von mir zu lösen, was ich aber nicht zulasse. Resigniert gleitet er zurück in meine Arme. "Wir waren Freunde Malvin. Beste Freunde. Mehr noch: Blutsbrüder!" Stimmt. Eben fällt es mir wieder ein. Wir hatten uns damals tatsächlich mit Mamas besten Keramikmesser die Handflächen angeritzt und sie dann ganz fest aneinandergedrückt. "Das hätte doch alles kaputt gemacht, und außerdem wussten wir doch beide noch nicht voneinander, dass wir schwul sind."

"Ja aber, als ich es dir gebeichtet habe, wieso sagtest du da nichts?!" Ich verstehe es immer noch nicht! Wie konnte er das so lange geheim halten? Ich wäre geplatzt!

"Hast du es schon vergessen? Du warst mit diesem tollen Finn zusammen. Deshalb konnte ich es dir nicht sagen. Ich wollte dir das nicht kaputt machen. Auch wenn es mich fast in die Verzweiflung getrieben hatte."

"Und danach?"

"Danach war nie die richtige Gelegenheit. Du hattest doch immer was am laufen, und wenn ich mir wo anders Zerstreuung suchte, hatte ich immer den festen Glauben, dass ich dich vergessen könnte. Aber das konnte ich nicht." Kris senkt traurig den Blick.

"Oh Kris", hauche ich und fasse unter sein Kinn, um es ein Stück anzuheben. Nur soweit, dass ich mit meinen Lippen über seine streicheln kann.

Mein Freund zuckt aber zurück und schüttelt leicht den Kopf. "Ich kann nicht."

"Wieso? Ich weiß doch jetzt alles."

"Das ist es nicht", sagt er. "Ich ertrage es nicht, wenn du mir jetzt Hoffnungen machst und dann nach kurzer Zeit wieder dem Nächsten nachrennt. Ich will nicht einer deiner Verflossenen sein."

"Das glaubst du doch nicht ernsthaft!" Ich zwinge ihn mich anzusehen. "Kris! Du bist mein bester Freund! Und ich hatte lange genug Zeit um mir darüber klar zu werden, dass ..." Ich breche ab. So bringt das nichts! Nicht bei Kris. Meinen ständig auf Nummer sichergehenden Kris. "Ich werde es dir beweisen! Ein für allemal!"
 

Seine Augen werden so groß wie Untertassen, als ich nach hinten trete und beginne mich auszuziehen. "Malvi! Was soll das?"

"Wir beide gehen jetzt ins Bett", beschließe ich. "Los! Zieh dich aus!"

"Du machst Scherze!"

"Nein." Meine Pants rutschen an mir hinunter bis zu den Fußknöcheln. "Wir werden jetzt miteinander Schlafen. Dann wirst du sehen, dass ich nur noch dich will."

Kris glotzt wie ein U-Boot und öffnet einige Male den Mund, bevor er die richtigen Worte findet. "Das hatten wir doch schon mal."

"Genau! Und es war wundervoll. Mehr noch. Es war traumhaft. Ein Feuerwerk!" Meine Mundwinkel ziehen sich nach oben. "Na? Wer ist jetzt kitschig?"

"Du spinnst!", ruft er, doch ich kann genau sehen, dass auch seine Mundwinkel zucken.

Ich steige aus meiner Pants, trete wieder ganz dicht an ihn heran und schiebe meine Hände unter sein Oberteil. "Nein. Gesponnen habe ich all die Jahre, die ich blind neben dir hergelaufen bin, und nicht erkannt habe, wie viel du mir eigentlich bedeutest." Langsam schlüpfen meine Hände wieder aus Kris' Oberteil und greifen nach dem unteren Rand. Ruck zuck ist das dünne Teil über seinen Kopf gezogen. "Diesmal werde ich nur noch deinen Namen stöhnen. Das verspreche ich dir." Sein Blick verfinstert sich. Vielleicht hätte ich ihn nicht daran erinnern sollen. Da es jetzt aber zu spät ist sich darüber zu ärgern, lege ich entschuldigend meine Stirn gegen seine und schaue ihm tief in die Augen, bis sie wieder beginnen zu leuchten. "Ich liebe dich, Kris. Als du mich geküsst hast, da wusste ich es." Glaubt er mir diesmal? Lässt er es zu, dass ich ihn jetzt und hier beweisen werde, dass ich nur noch ihn will, und niemand anderen sonst?

Weil er sich noch immer nicht regt, sondern bloß weiter meine Augen zu studieren scheint, fange ich auf eigene Faust an. Knöpfe seine Jeans auf, ziehe den Reißverschluss nach unten und schiebe die Hose über seinen Hintern, die daraufhin nach unten segelt. Noch immer erhalte ich keine Reaktion. Allein an seinen geweiteten Pupillen kann ich ablesen, dass er scheinbar erregt ist. Ob jetzt auf gute oder schlechte Art kann ich nicht sagen. Ein genauer Blick auf seine Körpermitte bleibt mir verwehrt. Und ich habe Angst, wenn ich den Augenkontakt abbreche, ist das hier schneller vorbei, als mir lieb ist. Deshalb lege ich meine Hände auf Kris Bauch, streichle zärtlich über die weiche Haut dort und rutsche vorsichtig tiefer. "Kris ...?" Zaghaft lasse ich meine Finger über den engen Stoff seiner Pants gleiten und stöhne zeitgleich mit ihm auf. Er ist mächtig erregt! Und zwar auf die gute Art, wie ich erfreut feststelle!
 

~Kris~

Meine Augenlider fallen zu. Ich kann einfach nicht mehr widerstehen. Will es doch im Grunde auch gar nicht. Der Mensch, der mir alles auf der Welt bedeutet, steht vor mir, flüstert mir zu, dass er mich tatsächlich liebt und befreit mich gerade aus meiner Unterwäsche. Da setzt selbst bei dem vernünftigsten Mann das Hirn aus!

Das wird auch nicht besser, als Malvin kleine Schmetterlingsküsse auf meinem Hals verteilt, an meinem Adamsapfel saugt, von diesem wieder ablässt und an sich meiner linken Schulter zu schaffen macht, nur um dann von dort aus zu meiner Brustwarze zu wandern. Zischend ziehe ich die Luft zwischen meinen Zähnen ein, als er sie mit den Zähnen neckt. Um Verzeihung bittend leckt er gleich darauf mit seiner Zunge über die malträtierte Stelle und geht langsam vor mir auf die Knie.

Dunkle, von Lust verschleierte braune Augen sehen zu mir auf. Er ist so schön! All die Jahre, die ich ihn im stillen angehimmelt habe, all die unterdrückten Gefühle … Ich kann es gar nicht richtig begreifen, dass er endlich voll und ganz zu mir gehören will. "Bitte lass das kein schöner Traum sein", flüstere ich ihm zu und streichle durch sein blondes Haar.

Sein Mund löst sich von meinem Beckenknochen, an dem er gerade beschäftigt war. "Kein Traum. Nur du und ich." Bei diesen Worten sticht es heiß in meinem Unterleib. "Ich glaube, wir sollten das hier ins Bett verlagern." Malvin steht auf und umfasst mir beiden Händen mein Gesicht. "Du bist ja jetzt schon fast am abdriften", merkt er an, wogegen ich keinen Einspruch erheben werde. "Soll ich dich tragen?" Er kichert, raubt mir noch einen heißen Kuss und schnappt sich meine Hand. "Oder geht es so?" Freches Aas!

"Du brauchst mich nicht tragen. Wenn, dann trage ich dich!" Malvin kann gar nicht so schnell reagieren, wie ich ihn hochgehoben habe und ihn auf meine Arme wuchte. Er quietscht lachend, strampelt und kreuzt seine Hände hinter meinem Nacken.

Ich lege ihn vorsichtig auf meinem Bett ab. Wieder in einen tiefen Kuss versunken schiebe ich mich auf ihn und streife mit meinen Händen an seinen Seiten entlang, spüre, wie er das Selbe bei mir tut, bloß auf meinem Rücken, und wie er hin und wieder mit seinen Fingernägeln über meinen Hintern kratzt. Lustvoll keuche ich in seinen Mund, stoße mit meinem Becken nach vorn. Malvins Beine teilen sich und schlingen sich um meine Hüfte, während ich nach Gleitgel und Kondom greife.
 

*
 

"Ich liebe dich", flüstere ich total geschafft in sein verschwitztes Haar.

"Ich dich auch, Kris."

Lächelnd schmuse ich mit meiner Nase an seinem Ohr entlang. "Sag das nochmal, Malvi."

Mein Freund lacht leise. "Ich liebe dich, Kris. Und zwar nur dich."

Ich richte mich auf und schaue in sein Gesicht, auf dem die Sonnenstrahlen, die durch mein halbgeschlossenes Rollo scheinen, tanzen. "Damit ist dein Schicksal besiegelt. Jetzt lasse ich dich niemals mehr gehen."

Malvin lächelt honigsüß und streift mit seinen Fingern über mein Schlüsselbein. "Das hoffe ich doch. Nochmal halte ich es nicht mehr so lange ohne dich aus." Ich platziere einen kleinen Kuss auf seine Nasenspitze.

'Endlich! Endlich ist er bei mir und wie es aussieht, bleibt er das auch', denke ich noch, bevor ich langsam dahindämmere und an meinen Schatz gekuschelt einschlafe.
 

******
 

Und? Alle wieder mit Malvin versöhnt? *lieb guck*

Kapitel 10 - Mein Freund Freund

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 10 - Mein Freund Freund (Ohne Adult)

Jeppa! Heute geht's richtig rund! Der große Abend von Laurin und Vince steht an, und ihr erfahrt ein wenig mehr von meinem lieben Justin. Freut euch auf eine heiße Nacht und dem Auftakt einer traurig-romantischen Liebesgeschichte.
 


 

Kapitel 10 - Mein Freund Freund (Ohne Adult)
 

~Laurin~

Ich spitze die Ohren. Sind das Schritte? Die Wohnungstür wird geöffnet. Woher ich das weiß? Sie quietscht leise. "Vinnie hat endlich Feierabend", kichert Justin, der neben mir auf der Couch sitzt und mit seinen Augenbrauen wackelt. Doofkopf!

"Sieht so aus ..."

"Oh man! Grins bitte nicht so debil! Da wird man als einsamer Single ja neidisch." Eine Ladung Chips wandert in Justins Mund.

"Wenn du weiter so frisst, bleibst du auch Single", ziehe ich ihn auf und stehe von der Couch auf.

"Ha ha! Du mich auch!" Ein Kissen fliegt in meine Richtung, trifft mich aber nicht.

"Werfen kannst du auch nicht? Zis, zis, zis." Ich lache leise, als er mir die Zunge rausstreckt und laufe gut gelaunt in die Küche, wo ich meinen Vinnie anzutreffen erhoffe. Bingo! Er ist wirklich hier und steht mit dem Rücken zu mir. Leise schleiche ich mich an, obwohl ich weiß, dass er mich schon längst bemerkt hat, schlinge meine Arme um seine Taille und lege mein Kinn auf seiner Schulter ab. "Hey Vinnie", raune ich ihm ins Ohr. "Endlich Feierabend?"

Mein Hände werden sanft gedrückt, ehe er sie von sich schiebt. "Wir können gleich los. Ich muss nur noch schnell die Abrechnung in den Ordner packen und den Korb fertig machen. Gehe du solange zu Justin zurück, ja?"

Ich ziehe eine Schmolllippe. "Ich soll dich alleine lassen? Das will ich aber nicht. Dazu habe ich dich viel zu sehr vermisst."

Vincent dreht sich um und lächelt mich süß an. "Nur für ein paar Minuten, mein Schatz." Er patscht mir leicht auf die Wange. So wie meine Mutter es immer bei mir gemacht hat, wenn ich ein braver Junge war und mein Gemüse aufgegessen hatte.

"Mein Schatz?!"

"Soll ich lieber Pappnase sagen?" Vince rauscht aus der Küche und lässt mich einfach stehen.

"Hey! Hier geblieben!", rufe ich, eile ihm nach und finde ihn in seinem kleinen Büro wieder. "Ich kann dir doch helfen. Dann geht's schneller und wir sind viel eher ungestört ... auf deinem kleinen Boot ... auf dem großen, weiten, einsamen See ..." Ich tigere im Büro auf und ab, doch er beachtet mich gar nicht.

Seelenruhig kramt Vince einen Ordner hervor und heftet den Kassenzettel ab, ehe er mir antwortet. "Das mache ich schnell selbst. Bleib du bei Justin. Damit hilfst du mir am meisten."

Ich verenge meine Augen zu schmalen Schlitzen. "Was, Mister, haben Sie vor?" Hier ist was faul. Das rieche ich eindeutig.

"Nichts. Ich will nur schnell das Essen und ein paar Decken einpacken." Unschuldig zuckt er mit den Schultern, sieht mich aber nicht an.

"Also bekomme ich eine Überraschung!", schlussfolgere ich brillant, hüpfe auf den kleinen Schreibtisch und schlage ein Bein übers andere.

"Nicht, das ich wüsste."

"Ach komm schon Vince! Verrats mir!"

Er klappt den Aktenordner laut zu. "Nein!" Dabei lächelt er verschmitzt. "Warte doch einfach im Wohnzimmer. Alles andere regelt sich ganz von selbst."

"Pff!" Ich rutsche vom Schreibtisch runter und deute mit dem Zeigefinger auf ihn. "Na gut. Aber wehe du veräppelst mich!"

"Würde ich niemals tun!" Dann will ich ihm das mal glauben.

Aus meinem ausgestreckten Zeigefinger wird eine herbeiwinkende Geste. Vincent schüttelt grinsend den Kopf, kommt meiner Aufforderung aber nach und stellt sich dicht vor mich. "Du hast vorhin auch was vergessen."

"Was denn?", fragt er scheinheilig.

"Das hier ..." Ich strecke mich leicht und lege meine Lippen auf seine. "Meinen Begrüßungskuss."

"Wie konnte ich nur?!"

"Das frage ich mich auch." Wieder treffen sich unsre Lippen und ich seufze wimmernd auf. Bis zum Boot halte ich es nicht mehr aus! "Schmeiß Justin raus. Gib ihn Geld. Er soll ich einen schönen Abend machen. Ich will dich jetzt."

Tadelnd schiebt mich mein Vinnie von sich. "Geh jetzt zu ihm und warte, bis ich dich rufe."

"Na schön du Spielverderber!", gebe ich nach und dackle Richtung Schlafzimmer. "Hier kommt man sich ja vor wie ein Laufbursche!" Ich höre Vincents dunkles Lachen. "Lach nicht!" Ich schicke ihm noch einen mehr als verdorben Blick zu, lecke mir sinnlich über die Lippen und schließe die Wohnzimmertür, womit der Herr jetzt erstmal ausgesperrt bleibt. 'Oder ich eingesperrt.' Bin echt mal gespannt, was er nachher auf dem Boot mit mir vorhat!
 

Ich plumpse neben Justin auf die Couch. "Schon fertig?", grinst er und knabbert weiter Chips.

"Laber nicht und gib mir was ab!" Justin wird grantig und zieht mir die Tüte weg.

"Fresssack!"

"Geierhals!" Wir sehen uns finster an und fangen gleichzeitig an, lauthals zu lachen. Endlich darf ich in die Chipstüte greifen. "Vinnie plant was?"

"Gut erkannt. Du weißt nicht zufällig, was genau er ausheckt?"

"Nee. Er hat mir nichts verraten."

"Weil er weiß, was du für ein Tratschweib bist", schmatze ich und erhalte einen Fußtritt. "Au!" Gespielt reibe ich mir über die 'schmerzende Stelle', was der kleine Quirl bloß belächelt.

Während Justin weiterhin den Film anschaut, den ich ihm unbedingt aus meiner Sammlung mitbringen sollte, mustere ich ihn kurz. Seine kinnlangen Haare, die er heute zu einem einfachen Zopf zusammengebunden hat sind tiefschwarz. Ungefärbt, wie er immer bestätigt. An den Seiten sind sie abrasiert, sind dort aber schon wieder ein Stückchen gewachsen und weich wie ein Teddybärfell. Seine Augen sind braun mit kleinen grünen Punkten drin. Justin ist wirklich ein kleiner Schnuckel mit seinen gerade mal 22 Jahren. Er ist mir in den paar Tagen richtig ans Herz gewachsen. Wir verstanden uns auf Anhieb. Er ist frech und nicht aufs Maul gefallen. Auf der anderen Seite steckt tief in ihm drinnen ein schmusebedürftiger Junge, der immer noch auf die große Liebe hofft. Ganz sicher findet er sie irgendwann. Auch wenn es manchmal etwas dauern kann, wie ich leider viel zu oft feststellen musste. Doch das Thema ist jetzt hoffentlich Geschichte! Apropos ... Wo bleibt Vince nur?!

"Der kommt schon noch."

Ich drehe meinen Kopf zu Justin zurück, da ich eben auf die Tür gestarrt hatte. "Habe ich das laut gesagt?", frage ich.

"Nee. Ich habe bloß deinen sehnsüchtigen Blick gedeutet." Ich seufze und genehmige mir noch ein paar Chips. "Du hast es schwer. Ich weiß. Musst auf deinen Traummann warten, der nur eine Tür von dir entfernt ist und für dich einen wundervoll romantischen Abend auf seinem Boot plant. Du tust mir leid, Laurin."
 

Okay. Das reicht jetzt! Ich schalte den Film auf pause. "Hey!" Chipskrümel verteilen sich auf Justins Hose.

"Du guckst ja doch nicht hin!" Justin zieht eine genervte Grimasse. "Was ist denn nur los mit dir? Du bist doch sonst nicht so mies gelaunt oder frisst Unmengen Chips in dich. Liegt es etwa an mir und Vince? Stören wir dich?" Er wird doch nicht eifersüchtig sein?

Die Chipstüte fliegt auf den Couchtisch. "Quatsch! Ich bin heute einfach mit dem falschen Fuß aufgestanden."

"Falsche Antwort! Ich glaube dir nicht." Ich drehe mich ganz zu dem kleinen schmollenden Justin um. "Rede mit mir."

"Ich will dir den Abend nicht versauen", murmelt er und pickt die Krümel von seiner Hose.

"Das wirst du schon nicht. Du bist nämlich gerade dabei. Ich fahre hier nämlich nicht eher weg, bis du mir gesagt hast, was dich bedrückt."

"Na schön!", keift er und zieht sein Handy aus der Tasche, tippt drauf rum und gibt es mir. "Hier. Lies das!"

Ich lese laut vor, beziehungsweise versuche ich es. "Hola Justin. Te extraño mucho. Bitte komm zu mir zurück." Perplex reiche ich ihm das Handy wieder. "Was heißt das?", frage ich, da ich nur einen Teil davon verstehe.

"Ich vermisse dich sehr." Oh.

"Und wohin sollst du zurück kommen? Nach Spanien?"

"Ja."

"Hattest du dort einen Freund?", frage ich und rutsche ganz dicht an ihn ran. "Erzähl schon!"

"Ja, verdammt! Ich hatte dort einen Freund! ... Habe ihn immer noch ... irgendwie." Mir fällt der Unterkiefer nach unten.

"Aber ... Warum ...?"

"Warum ich dann hier sitze? Weil dieses Schwein mit mir zusammenziehen wollte!" Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.

"Und das ist nicht gut, weil ...?" Ich fuchtle mit meiner Hand vor seinem Gesicht rum. "Eine Erklärung bitte!"

"Ach verdammt Laurin! Ich kann doch nicht in einem fremden Land zu einem Kerl ziehen! Ich kann ja auch nicht ewig dortbleiben. Zuvor hatte ich auch noch meinen Job dort verloren und dann bin ich einfach abgehauen. Ich wollte uns das ganze Drama ersparen." Was sind den das für scheinheilige Ausreden?!

"Und einen neuen Job hättest du nicht gefunden?"

"Doch. Bei Ramon im Restaurant." Jetzt purzelt mir mein gesamtes Gesicht Richtung Boden.

"Du Idiot!", rufe ich und bekomme dafür wieder einen Tritt. "Er wollte mit dir zusammenziehen, mit dir zusammen arbeiten und du haust ab?!"

"Ja! Ja, ich bin abgehauen, weil er mich sicher irgendwann wieder abgesägt hätte! Das tun sie doch alle! Das will ich nicht mehr!"
 

"Oh Jus! Mein armer, kleiner Jus!" Ich schnappe ihn mir und halte den zappelnden und meckernden Justin davon unbeeindruckt an mich gedrückt. "Jeder von uns kann dir ein Lied von zerbrochenen Liebschaften singen! Aber man muss auch manchmal was wagen!"

Er hält endlich still, zittert aber leicht. "Das kann ich nicht. Wenn ich mich auf ihn eingelassen hätte und er mich dann irgendwann rausgeschmissen hätte, das hätte ich nicht verkraftet." Justin lehnt seine Stirn an meine Schulter.

"So sehr liebst du ihn?", frage ich leise. Er nickt. "Dann schreib ihn zurück. Oder ruf ihn an."

"Das kann ich nicht", sagt er mit erstickter Stimme und weicht von mir zurück. "Es tut zwar weh, aber nicht so sehr, als wenn er mir sagen würde, dass er mich nicht mehr will, nachdem ich mit ihm mein restliches Leben geplant habe."

"Das kann nicht sein!", empöre ich mich. "Wenn Vince und ich getrennt wären, ich aber wüsste, dass er mich genau so sehr will, wie ich ihn, ich könnte keine Sekunde mehr ruhig schlafen. Und überhaupt! Woher willst du wissen, dass das mit dir und Ramon nicht klappt? Vielleicht ist er es. Der Richtige."

Justin zuckt traurig mit den Schultern und studiert seine verknoteten Finger. Armer Hase! "Und woher weißt du, dass Vince derjenige ist, der mit dir ewig zusammenbleibt?" Er schaut zu mir auf, seine Augen ganz feucht.

Seine Frage bringt mich ins schwitzen. Vince und ich, wir sind ja noch gar kein Paar. Glaube ich zumindest. "Das weiß man doch nie. Aber ich habe das Gefühl, das mit mir und Vince ist was ganz anderes. Das es viel tiefer ist, als alles was ich vorher erlebt habe. ... Und ich habe schon viel erlebt", füge ich lachend hinzu.

"Hast du das?" Erschrocken drehe ich mich herum.

"Vince!"

Mit einem breiten Grinsen steht er mitten im Wohnzimmer. "Wir können los, wollte ich nur schnell sagen." Er dreht sich wieder um und verlässt das Wohnzimmer.

Ich bleibe leicht peinlich berührt mit Justin zurück. "Wieso hast du nichts gesagt?!", meckre ich ihn an.

"Warum denn? Du hast doch nichts schlechtes über Vinnie gesagt."

Grimmig brummend verpasse ich ihm einen Klaps auf den Oberarm. "Das wirst du mir noch büßen!" Ich stehe auf, laufe Vince nach, drehe mich aber nochmal zu Justin um, der schon wieder im Film vertieft ist. "Und ruf deinen spanischen Lover an! Sonst mach ich das!" So! Das hat er nun davon!
 

~Vince~

Ich grinse immer noch, als wir in meinen Wagen steigen und Laurin ohne einen Ton zu sagen neben mir ausharrt. Er will nicht drüber reden. Schön. Wenigstens weiß ich aber jetzt, was er über uns denkt. Das mit uns geht also tiefer als alles was er vorher erlebt hat. Gut. Sehr gut. Denn das selbe Gefühl habe ich auch. Doch damit werde ich noch etwas hinter dem Berg halten. Zuerst möchte ich meinem Laurin eine Nacht bescheren, die er nie wieder vergessen wird.

"Heute sieht man den Mond gar nicht." Laurin traut sich wohl wieder zu reden.

"Stimmt. Den brauchen wir aber auch nicht. Ich habe doch meine Kerzen ab Bord."

"Wie romantisch."

"Endlich gibst du es zu!", juble ich und gebe Gas, da die Bundesstraße völlig leer ist.

"Hatte ich das letzte Mal schon nicht erwähnt, dass es ganz nett mit den elektrischen Dingern ist?"

"Kann mich nicht mehr dran erinnern."

"Wie nett! Das du dich nicht mehr an unser erstes Date erinnern kannst." Eingeschnappt verschränkt er seine Arme vor der Brust.

"Sorry. Aber ich war zu abgelenkt von dir", sage ich und grinse noch breiter, als ich sehe, wie ebenfalls anfängt zu grinsen.

"Von mir? Das ist gut. Es sei dir verziehen."

"Sehr großzügig von dir." Ich schiebe meine Hand auf Laurins Oberschenkel, die er sofort ergreift und seine Finger mit meinen verschränkt. Oh man! Solches Herzklopfen hatte ich schon ewig nicht mehr!
 

Etwas später als geplant kommen wir an der Marina an. Laurin musste zweimal aussteigen und sich erleichtern. Er meinte, das komme von der ganzen Cola, die er mit Justin zusammen getrunken hätte, doch ich glaube ihm kein Wort. Er ist aufgeregt! Genau wie ich. "Hast du eigentlich eine Toilette an Bord?", fragt er, während ich das Auto abstelle.

"So was ähnliches."

"Will ich es wissen?"

"Frag bitte erst, wenn du wirklich musst", bitte ich ihn, zwinkere aber lächelnd.

"Na toll! Ich will in keinen Eimer pinkeln." Züs!

Wir steigen aus, schnappen uns den Korb und die Decken, und machen uns auf den Weg über den Steg. Alles läuft wie beim letzten Mal ab. Decken und Korb wandern an Deck, danach helfe ich Laurin hinauf. Er gerät dabei leicht ins schwanken, weshalb ich ihn hochhebe und sicher auf Deck platziere. "Bereit?", frage ich und reibe sanft über seinen Rücken.

"Hier?"

"Das meine ich nicht!", lache ich. "Willst du mal fahren?"

"Meinst du, dass ist eine gute Idee?"

"Der See ist Menschenleer und ich bin bei dir. Was soll schon passieren?"

"Na schön! Aber beschwere dich nicht, wenn ich fahre wie ein Mädchen."

"Tue ich ganz sicher nicht." Ich täue mein Boot ab und setzte mich ans Steuer. "Ich fahre es erstmal raus hier. Dann bist du dran."

"Ist gut", haucht er mir in den Nacken und schlüpft zu mir in die kleine Fahrerkabine. Ich muss mich arg konzentrieren, damit ich die zwei Boote links und rechts nicht ramme. Laurins unmittelbare Nähe bringt mich echt durcheinander. Ich bin jetzt schon so heiß, dass ich kaum noch einen klaren Gedanken fassen kann.

"Jetzt darfst du", tue ich ihm kund und klopfe auf mein Bein, damit er sich daraufsetzt.

"Was muss ich machen?"

"Leg deine Hand hier auf den Hebel und drücke ihn langsam nach oben."

"Wie in einem Flugzeug", kichert er. "Hebt dein Bötchen auch irgendwann mal ab?"

Ich packe sein Kinn und drehe seinen Kopf zu mir, sodass er mich anschauen muss. "Sicher nicht. Aber ich werde schon dafür sorgen, dass du bald abhebst und durch die Nacht schwebst." Ein Flackern in Laurins Augen lässt es in meinem Schoß heftig ziehen.

"Dann gebe ich mal lieber Gas." Der Motor heult auf, wir werden in den Sitz gepresst und Laurin lässt erschrocken den Gashebel los.

Ich fange an zu lachen. "Damit hast du jetzt nicht gerechnet, oder?"

"Nein", murmelt er verängstigt. "Fahr du lieber. Ich setzte mich an Deck." Und weg ist er. Das war anscheinend zu viel Aufregung. Oder eher Erregung?
 

***
 

~Malvin~

"Es ist schon dunkel draußen."

"Und?"

"Ich meine ja nur. Wir haben den ganzen Tag im Bett verbracht."

"Soweit ich mich erinnere, war dir das mehr als recht", schnurrt Kris und küsst meinen Bauch.

"Das kitzel!"

"Vorhin hat dich das noch ganz geil gemacht." Wieder landen feuchte Küsschen auf meinem Bauch.

"Ich weiß. Aber jetzt kitzelt es." Ich zerstrubble Kris Haare und zapple mich unter ihm hervor. "Ich habe hunger", verkünde ich und schwinge meine Beine aus dem Bett.

"Nach dem Ausdauersport auch kein Wunder." Kris legt sich seitlings und stützt seinen Kopf auf der Hand ab. "Wollen wir uns was bestellen? Ich habe nicht viel da."

"Thailänder?" Kris nickt. "Wusste ich es doch!", lache ich, drücke ihm noch einen langen, ausgiebigen Kuss auf und tapse in die Küche, wo die Karte unsres Lieblingsthais hängt. "Wie immer?!"

"Ja!" Hätte ich doch drauf wetten können.

Das Essen ist schnell bestellt und für die nächste halbe Stunde angekündigt. Viel Zeit also, um noch ein klein wenig mit meinem Freund zu kuscheln. Meinem Freund. Meinem Freund Freund, sozusagen. "Was grinst du so?", will mein Freund Freund wissen.

"Ich musste gerade dran denken, dass du mein Freund bist."

"Was ist so neu dran?"

Ich rümpfe die Nase und springe zu ihm ins Bett zurück. "Das hier ist neu!", lache ich und lege meine Hand an eine ganz spezielle Stelle.

"Den habe ich schon seit meiner Geburt." Mööp!

"Witzbold!" Ich beuge mich zu ihm hinunter und nehme seine geschwollenen Lippen in Beschlag. Keine Ahnung, wie oft wir das heute schon gemacht haben, aber ich bekomme einfach nicht genug davon. Obwohl meine Lippen schon arg überbeansprucht sind, kann und will ich mich nicht von seinem Mund fernhalten.
 

Kris legt seine Arme um mich und zieht mich auf sich drauf. Fest knetet er meine Pobacken und sofort spüre ich, wie mir das Blut hinunter rauscht. Ich könnte schon wieder! "Malvi ... Mein süßer, kleiner Malvi." Ich bekomme eine feine Gänsehaut. Ich liebe es, wenn er mich so nennt. "Lass uns das ganze Wochenende im Bett verbringen", schlägt er vor.

"Gute Idee. Und ich habe sowieso nichts anderes vor." Wir grinsen uns an, doch dann wird Kris wieder ernst. "Was ist?" Sanft streichle ich durch seine Haare, die ihm noch immer an der Stirn kleben.

"Es wäre vielleicht besser, wenn ich mich zuerst meinen Eltern stelle", sagt er leise und schließt die Augen. "Damit ich weiß, woran ich bin."

"Ich komme mit."

"Danke."

"Ich hatte mir sowieso schon was überlegt. Wie ich das wiedergutmachen kann." Kris Augen öffnen sich wieder und er sieht fragend zu mir auf. "Ich sage deinen Eltern einfach, dass es meine Schuld ist. Dass ich dich verführt habe und ..."

"Das wirst du nicht tun!", ruft Kris und setzt sich auf. Ich rutsche von ihm herunter. "Wie hast du dir das denn in Zukunft vorgestellt?"

"Du musst ihnen ja nicht sagen, dass du doch schwul bist."

"Malvin! Ich will dich ihnen als meinen festen Freund vorstellen. Ganz sicher werde ich jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Ich hatte sowieso vor, mich vor ihnen zu outen, wenn wir beide je zusammenkämen. Und das sind wir ja jetzt auch. Oder was meinst du?" Unsicher sieht er mich an. Wie süß er dabei aussieht! So kenne ich ihn gar nicht.

Ich rutsche wieder an ihn ran und lege meine Hand auf seine Brust. Genau dort, wo sein Herz schlägt. "Ich meine, dass wir ab jetzt zusammen sind. Was anderes gibt es nicht mehr für uns." Das Lächeln kehrt auf sein Gesicht zurück, und er begräbt mich unter sich.

Sekunden später sind wir beide wieder so scharf aufeinander, dass wir fast das Leuten der Türklingel überhört hätten. "Essen ist da", keuche ich und bedaure es, dass ich vorhin auf meinen Magen gehört habe und nicht weiter mit Kris die Laken unsicher gemacht habe.

"Bleib liegen. Ich hole es schnell." Kris zieht sich eine Hose und ein Shirt über, und geht an die Tür.

"Mein Freund Freund", seufze ich und bekomme meine Mundwinkel gar nicht mehr runter, während ich ihm sehnsüchtig nachschaue.
 

***
 

~Vince~

Es wird vollkommen ruhig um uns herum als ich den Motor abstelle und zu Laurin aufs Deck laufe. Dieser hat schon damit begonnen, die Decken aufeinander zu legen und fein säuberlich glatt zu streichen. Dabei kniet er vor mir, seinen Knackarsch direkt in meinem Sichtfeld, der aufreizend hin und her wackelt. "Netter Anblick."

Laurin hält inne und dreht seinen Kopf zu mir. "Ja?" Ich nicke. "Dann komm her und hilf mir." Er wackelt nochmal provozierend mit seinem Hinterteil und ich trete beschwingt an seine Seite.

"Ich habe noch mehr Decken in der Kiste. Ich hole sie schnell."

"Noch mehr?"

"Klar. Oder willst du hart liegen?"

Hinter mir raschelt es. "Hart ist gut", flüstert er mir ins Ohr und beißt sanft in mein Ohrläppchen.

"Sag das meinem Rücken." Äußerlich unbeeindruckt krame ich weitere Decken hervor, reiche sie meinem anhänglichen Laurin und kümmere mich um seine geliebten elektrischen Kerzen. "Ich verteil die schnell. Ohne den Mond ist es echt finster hier." Die kleine Lampe, die am Boot befestigt ist, verströmt ein hässliches, weißes Licht. Stimmungskiller, sozusagen.

Endlich mit allen Vorbereitungen fertig, setzte ich mich zu Laurin auf die Decke und ziehe den Korb heran. "Was hast du da denn alles drin?" Neugierig streckt er sein Köpfchen.

"Na na na! Das mach ich. Bleib du mal brav auf deinem Platz." Ui ui ui. Jetzt schmollt er wieder. Wie putzig! Ich öffne den Korb so das Laurin nicht hinein spähen kann und hole zwei kleine, gut gekühlte Flaschen Prosecco heraus. "Willst du?"

Laurin zieht eine belustige Grimasse. "Prosecco?"

"Mal was anderes als Wein, dachte ich." Ich reiche ihm eine Flasche.

"Vince?"

"Hm?" Mit zusammengekniffenen Augen pople ich die Folie vom Verschluss.

"Vinnie!"

"Ja?!" Ich schaue ihn an, worauf er allem Anschein nach nur gewartet hat.

"Leg die Flasche weg und komm endlich zu mir."

"Du willst also nichts?"

"Doch. Dich", wispert er, stellt seine Flasche bei Seite und schält sich aus seinem Oberteil. Na gut. Wie er meint. Dann fangen wir eben jetzt gleich an!
 

Auch meine Flasche gerät in Vergessenheit und ich krabble um den Korb herum, damit ich mich auf Laurins ausgestreckte Beine setzen kann. Andächtig lege ich meine Hände auf seine Brust, wobei er die Luft zischend einzieht. "Kalt", erklärt er.

"Gefällt dir das?" Laurin brummt dunkel und zieht ich an sich. "Dann habe ich ja genau die richtigen Dinge eingepackt."

"Was denn alles?", fragt er und züngelt über meinen Hals.

"Erst ausziehen."

"Du zuerst." Ein Biss folgt. Direkt hinter mein Ohr, wo ich arg empfindlich bin. Ich keuche auf und winde mich aus Laurins Armen, stehe auf und beginne mich langsam auszuziehen. Das Boot schwankt leicht. Da fällt mir ein ...

"Scheiße!" Ich drehe mich um und eile in die Fahrerkabine.

"Was denn?"

"Der Anker. Ich hab vergessen ihn runter zu lassen." Das hole ich schnell nach. Wir sind schon ein ganz schönes Stück abgetrieben, stelle ich gerade fest. Doch solange wir nicht auf Grund laufen, ist das nicht weiter schlimm. "So. Jetzt kann nicht mehr passie... ren...!"

"Bist du dir da sicher?" Ein nackter Laurin räkelt sich vor mir auf Deck und leckt sich süffisant grinsend über die Lippen. "Alles für dich."

"Ich seh's", keuche ich.

etzt bist du dran mit blankziehen." Ohhh man! So schnell es das wacklige Boot zulässt, reiße ich mir die Kleidung vom Leib.
 

******

Kapitel 11 - Eisprinzessin

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 11 - Eisprinzessin (Ohne Adult)

Kapitel 11 - Eisprinzessin (Ohne Adult)
 

~Laurin~

Träge lasse ich meinen Zeigefinger über Vincents Brust kreisen. Er ist schon längst eingeschlafen und ich war auch kurz mal weggekickt, doch mir wurde kalt und ich wachte deshalb wieder auf. Nachdem ich uns in zwei Decken eingewickelt hatte, wird mir endlich langsam wieder warm. Außerdem strahlt Vince eine Wärme ab, die fast schon unnormal ist. Aber mehr als praktisch.

Das leichte Schaukeln des Bootes bringt mich wieder zum eindösen und die Sterne, die über uns leuchten verschwimmen immer mehr vor meinen Augen. Ich bin schon fast am einschlafen, da dreht sich Vincent auf die Seite und zieht mich an sich. Ich rutsche mich zurecht, ziehe die Decke fester um uns und schlafe allmählich ein.
 

Wach werde ich, als die Vögel anfangen zu zwitschern. Ist das laut! Und dabei ist es noch gar nicht richtig hell. Zwischen den Bäumen am Rand des Sees kann man zwar die aufgehende Sonne sehen, aber ihre Helligkeit reicht noch nicht aus, um den Himmel in hellem blau erstrahlen zu lassen. Hier und da glitzern noch ein paar hellere Sterne, die aber bestimmt bald von der Sonne überstrahlt werden. Leichter Nebel ist aufgezogen und die elektrischen Kerzen haben teilweise ihren Geist aufgegeben.

So harre ich an der Seite Vincents aus, höre den Vögeln beim zwitschern zu, vernehme immer mal wieder leises plätschern, das anscheinend von einem Fisch kommt, als es neben mir brummt. Vince wird anscheinend auch langsam munter. "Aufwachen. Die Vöglein zwitschern." Kichernd lege ich mein Kinn auf Vincents Brust und schaue ihm beim aufwachen zu.

"Wie spät?" Er blinzelt ein paar mal und reibt sich dann über die noch müden Augen.

"Spielt das eine Rolle?"

Mein menschliches Kopfkissen schiebt mich von sich und starrt auf den See hinaus. "Samstag morgens kommen immer viele Angler hier her. Wir ziehen uns besser was über."

"Auf einmal so prüde? Letzte Nacht sah da aber noch ganz anders aus."

Die Erinnerung an die vergangenen Stunden zaubert ein Lächeln auf sein Gesicht. "Darum geht's nicht", meint er und legt sich wieder hin. "Ich will nur nicht, dass einer von denen deinen süßen Knackarsch zu sehen bekommt. Der Anblick ist ab jetzt nämlich mir vorbehalten."

"Ach ja?" Vince schmunzelt und küsst mich zärtlich.

"Das alles gehört jetzt mir." Kribbelnde Schauer und kleine Blitze rasen durch mich hindurch. Ich könnte ewig mit ihm hier auf diesem Boot liegen und mich von ihm verwöhnen lassen. Leider aber, lässt er mich nach einem mehr als anregenden Zungenspiel wieder los und sammelt unsre Kleidung ein.

"Meinst du, die Angler werden uns hier entdecken?"

"Man weiß nie. ... Fang!" Meine Hose fliegt auf mich zu.

"Schade", seufze ich und setze mich auf. "Dabei dachte ich grade, dass wir noch ein wenig miteinander ..." Ich schlage die Decken bei Seite, ignoriere die frische Luft und lasse den Anblick meiner erwachenden Libido sprechen.

"Laurin!" Vincents Augen werden groß und er keucht unterdrückt auf. Schnell schaut er sich um. "Wenn uns einer erwischt ..."

"Ist mir das auch egal", beende ich seinen Satz. "Komm her jetzt!" Zu meinem Erstaunen fackelt Vince nicht lange, lässt einfach seine Kleidung wieder fallen und legt sich zu mir.

"Sind noch Erdbeeren da?" Vincent lacht.

"Nein. Aber da mir fallen noch ganz andere Dinge ein, die ich mit dir machen kann. Auch ohne Eis und Erdbeeren."

"Jippie!" Lachend werfe ich mich nach hinten, ziehe Vince mit mir und das Boot schaukelt dabei ein wenig mehr. Ich glaube, ich kaufe mir ein Hausboot. Dann können wir das hier jeden Tag machen!
 

~Kris~

"Du siehst gut aus."

"Meinst du?" Wieder und wieder studiere ich mein Spiegelbild.

"Ja. Jetzt mach dich nicht verrückt. Es sind schließlich deine Eltern." Grimmig starre ich Malvin im Spiegel an. "Sorry. Das habe ich anders gemeint."

"Ich weiß doch", seufze ich. Egal wie ich aussehe, oder wie ich mich zurechtmache, meine Eltern kennen mich sowieso viel besser als alle anderen. Außer Malvin natürlich. Es geht hier auch nicht darum, mich so hübsch wie möglich für sie zu sein, um einen guten Eindruck zu machen. Ich will nur Zeit schinden, damit ich noch eine kleine Galgenfrist bekomme, bevor ich an ihrer Haustür klingle und mich ihnen stellen muss. "Vielleicht lassen sie mich ja auch gar nicht mehr ins Haus."

"Unsinn! Rede dir nicht so einen Quatsch ein und beeil dich. Je eher wir uns losmachen, desto schneller hat du es hinter dir."

"Na schön!" Ich atme tief ein. "Ich schaffe das!"

"Genau! Außerdem bleibe ich die ganze Zeit an deiner Seite." Malvin küsst mich und geht aus dem Badezimmer. "Ich mach mich schon mal ans Auto!"

"Ist gut!" Dann ist jetzt wohl der Zeitpunkt gekommen mich meinen Eltern zu stellen. "Ich schaffe das", mache ich mir selbst Mut. Helfen tut es weniger.
 

Die Fahrt ist viel zu schnell rum und Malvin, der mir vorhin die Autoschlüssel aus der Hand gerissen hatte, hält neben dem Bürgersteig vor dem Haus meiner Eltern. "Bereit?"

"Nein. Aber ich habe keine andere Wahl." Nervös blicke ich zu dem Haus, in dem ich groß geworden bin. So viele schöne Erinnerungen.

"Ich kenne deine Eltern. Sie konnten noch nie lange auf dich böse sein."

"Schön, dass du mir Mut machen willst. Aber diesmal sieht das ganz anders aus, Malvi." Mein Freund schweigt, zieht den Schlüssel aus der Zündung und steigt aus. Mit weichen Knien steige ich ebenfalls aus und gehe mit ihm zusammen auf die Haustür zu. Noch niemals in meinem Leben hatte ich so viel Angst nach Hause zu kommen.

Einmal war ich total besoffen von einer Party zurückgekommen, auf die ich eigentlich nicht durfte. Mitten in der Nacht schlich ich mich ins Haus, wurde natürlich prompt erwischt. Selbst der Ärger danach war harmlos gegen das hier. Schreien, Wutausbrüche, dass alles wäre tausendmal besser als das, was ich nun befürchte. Nämlich die Gleichgültigkeit und Fassungslosigkeit, die sie an den Tag gelegt hatten, als alles herauskam.

"Malvi!" Ich greife nach seiner Hand, schaue ihn ängstlich an.

"Ganz ruhig." Er schleift mich regelrecht die letzten Meter bis zur Türschwelle, drückt dann den Klingelknopf, weil ich dazu nicht in der Lage bin.

Das Geräusch von Schritten lässt bei mir den Schweiß ausbrechen. Es sind schnelle, entschlossene Schritte. Die meines Vaters. "Kristopher!"

"Hallo Papa. Können wir ..." Er tritt schon zur Seite, was mich überrascht, mir aber auch Angst einjagt. "Danke." Wir laufen ins Haus, noch immer Hand in Hand.

"Kommt mit ins Wohnzimmer." Ich will schon fragen, wo Mama ist, doch da sehe ich sie auf der Couch sitzen. Sie sagt nichts, starrt uns nur an. "Setzt euch." Ich komme mir vor, als fände hier gleich ein Verhör statt. Vielleicht steht mir da ja wirklich noch bevor. "Schön, dass du dich endlich mal meldest Kristopher", beginnt mein Vater. "Die Nachricht hat uns ganz schön geschockt."

"Kann ich verstehen." Ich traue mich gar nicht, einen von ihnen anzusehen und mustere stattdessen den hässlichen Teppich, der unter unsrem Wohnzimmertisch liegt.

"Dürfte ich auch was sagen?" Malvin richtet sich auf und legt eine Hand auf mein Knie. Ich lasse es zu. Schlimmer macht das die Situation jetzt auch nicht mehr.

"Natürlich." Papa verschränkt seine Arme vor der Brust.

"Das Sie das so erfahren mussten, tut mir leid. Wirklich! Ich wollte nicht so einen Ärger veranstalten. Aber Kris und ich ... also ..."

"Wir sind zusammen. Wir lieben uns." Ich umfasse seine Hand, die noch immer mein Knie wärmt und zerdrücke sie fast. Mein Herz rast und wieder bricht mich der kalte Schweiß aus. "Ich bin schwul und bin seit Ewigkeiten in Malvin verliebt." Mein Freund neben mir atmet schnell ein und aus.

"Bist du dir sicher, Kristopher?"

"Ob ich mir sicher bin? Klar bin ich mir das!" Was soll Papas Frage?

"Warum hast du es uns nicht erzählt?", fragt Mama nun das erste Mal. "Ich meine, wie lange bist du jetzt schon ... so?"

Diese Frage verletzt mich, weshalb ich etwas zickig antworte: "Ich bin schon immer SO."

"Kristopher!" Papa mahnt mich mit strengen Blick. Er mag es nicht, wenn ich so mit Mama rede. Und normal tue ich das auch nicht.

"Tut mir leid, Mama. Aber sowas kann man sich nicht aussuchen."

"Das weiß ich doch! Ach Kris!" Ich zucke erschrocken zusammen, denn sie steht urplötzlich auf, setzt sich neben mich und schlingt ihre Arme um mich. Aus den Augenwinkeln sehe ich Malvin lächeln. "Du hättest doch immer zu uns kommen können!", schluchzt sie. Zögerlich erwidere ich ihre Umarmung. Entschuldige mich nochmal bei ihr, obwohl ich dazu eigentlich kaum einen Grund habe. Jedenfalls nich das ich wüsste.
 

Als sie mich wieder loslässt, lächelt sie und wischt sich über die Augen. "Ich habe die ganze Woche darauf gewartet, dass du dich endlich bei uns meldest", gesteht sie.

"Warum habt ihr euch nicht bei mir gemeldet?" Eine berechtigte Frage, wie ich finde.

"Wir dachten, dass du vielleicht etwas Zeit brauchtest, um andere Dinge zu regeln", erklärt mir mein Vater und schaut zu Malvin. "Deine Mutter hat mir erzählt, dass ihr Streit hattet. Den scheint ihr ja jetzt niedergelegt zu haben. Sehr erfolgreich, wenn ich mich nicht irre."

"Ja haben wir." Ich grinse Malvin an, der nicht weniger froh aussieht, als ich mich gerade fühle.

"Zeit für einen starken Kaffee. Meint ihr nicht auch?" Meine Mutter wischt sich nochmal übers Gesicht und steht auf. "Ich bin so froh, dass du hergekommen bist." Sie drückt mir einen ihrer feuchten Küsse auf die Wange und lässt uns mit Papa allein.

"Sie hat sich große Sorgen um dich gemacht", meint er schließlich, als Mama draußen ist.

"Und Kris hat sich die ganze Woche wegen euch verrückt gemacht", verrät Malvin meinem Paps.

"Habe ich mir schon gedacht. Aber ich war mir sicher, dass du bald zu uns kommen würdest."

"Und ich dachte, ihr würdet mich jetzt hassen." Wie erleichtert ich gerade bin, dass es nicht so ich, bemerke ich erst jetzt.

"Hast du das wirklich geglaubt? Dann kennst du uns wirklich schlecht."

"Es war schon merkwürdig, wie ihr euch verhalten habt. Ihr habt mich weggeschickt!"

"Wir haben dich nur aus der Küche geschickt. Doch du bist einfach abgehauen." Sowas! "Kristopher. Wir haben Zeit gebraucht, um das alles zu verdauen. Das kannst du uns jetzt nicht übel nehmen."

"Tue ich auch gar nicht", gebe ich zu. "Es war eben eine scheiß Situation."

"Total scheiße." Überrascht schaue ich meinen Vater an. Hat er gerade scheiße gesagt?! "Aber ein Gutes hatte es ja. Jetzt wissen deine Mutter und ich wenigstens, wieso du uns nie eine Freundin abgeschleppt hast. Darüber waren wir schon arg verstimmt."

"Ach Papa!"

"Was denn? Jetzt ist doch alles geklärt, oder nicht?" Er steht auf und schaut uns auffordernd an. "Nun was ist jetzt? Der Kaffee hörte sich doch ganz gut an. Lasst uns in die Küche gehen, und nachgucken, ob er schon fertig ist."

Wir stimmen zu und stehen ebenfalls auf, da wird Malvin von meinen Paps gepackt und fest auf die Schulter geklopft. "Ich würde ja jetzt willkommen in der Familie sagen, wenn du nicht schon längst seit Jahren schon zu uns gehören würdest." Nur schwer kann ich mir ein Lachen verkneifen. Noch nie habe ich Malvin so sprachlos und verdattert gesehen wie in diesem Moment!
 

***
 

~Vince~

"Na du?"

"Na du ebenfalls." Justin steht vor mir. Halb nackt und nur der Schein der Kühlschrankleuchte strahlt auf ihn. "Kannst auch nicht schlafen?", fragt er mich leise und kramt im Kühlschrank herum.

"Doch. Mich hat ein dringendes Bedürfnis aus dem Bett gejagt und da habe ich Geräusche aus der Küche gehört."

"Ach so." Mein derzeitiger Mitbewohner zeiht sich eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und ich setze mich auf einen der Stühle. "Auch was?" Ich nicke. "Anstrengende Nacht gehabt?"

"Welche Nacht genau meinst du?", frage ich und genieße seinen leicht zickigen Blick.

"Sehr lustig!"

"Tut mir leid. Das war gemein."

"Ja, war es! Einen kleinen Jungen den Mund wässrig zu machen, der schon so lange auf dem Trockenen sitzt." Er setzt sich neben mich, stellt zwei Gläser auf den Tisch und schenkt uns ein. Was beeindruckend ist, da es fast dunkel in der Küche ist.

"War heute Abend nichts dabei?"

"Nein." Oh je. Justin ist ganz schön mies gelaunt. "Im Club rennen doch nur Idioten rum!"

"Wieso bist du dann hin?"

"Weil ich eurem Geturtel mal für ein paar Stunden entkommen wollte."

"Nochmal: Es tut mir leid."

"Hör auf damit! Ich gönne es euch ja." Justin tut mir wirklich leid. Er ist so lieb, gerät aber immer wieder an die Falschen. Mittlerweile hat er so viel Angst, verletzt zu werden, dass er übervorsichtig ist bei seiner Männerwahl. Ich bin mir fast sicher, dass dabei schon der ein oder andere Traummann durchgefallen ist. "War der Abend gestern auf dem Boot wirklich so schön, wie mir Laurin erzählt hat?"

"Oh ja!", schwärme ich. "Laurin und ich passen nicht nur außerhalb des Bettes zusammen."

"Frechheit! Ihr habt es so gut."

"Justin?"

"Hm?"

"Das hört sich jetzt wahrscheinlich dämlich an, aber ... Hast du es schon mal mit einer Kontaktanzeige versucht? Oder im Internet?"

"Sehr lustig Vinnie! Verarschen kann ich mich selbst!" Er steht auf und will an mir vorbei in den Flur stürmen, doch ich halte ihn fest.

"Ich verarsche dich nicht! Warte doch!"

"Lass mich einfach, ja? Ich hab das Thema satt!" Schweren Herzens lasse ich ihn los und sehe zu, wie er ins Wohnzimmer flüchtet.

"Du machst doch ständig ein Thema draus", sage ich zu mir selbst. Ich merke doch, dass ihn das mehr an die Nieren geht, als er sich eingesteht. Wobei ich mir gar nicht vorstellen kann, dass es nur daran liegt weshalb er noch Single ist, obwohl er sich doch so offensichtlich das Gegenteil wünscht. Da muss noch mehr dahinter stecken. Wieso nur will er nicht mit mir darüber reden?
 

Zurück im Schlafzimmer rutsche ich gerade wieder unter die Bettdeche, da schaltet Laurin das Licht an. "Vince?"

Ich halte inne. "Habe ich dich geweckt?"

"Nein. Ich hab Stimmen gehört. Ist Justin wieder Zuhause?"

"Ja. Wir waren in der Küche."

"Was ist los?" Laurin bemerkt, dass mir etwas durch den Kopf geht und dreht sich zu mir. "Hat er was angestellt?"

Lachend verneine ich. "Unser Kleiner hat nichts angestellt." Nun grinst auch Laurin. "Aber irgendwas stimmt nicht mit ihm. Ständig mault er rum, dass wir ihn mit unsren Verhalten stören, sagt aber, dass ihn das nichts ausmacht. Eben hat ich ihn drauf angesprochen, wenn es ihn so stört, dass er alleine ist, soll er doch mal eine Kontaktanzeige ausprobieren. Da ist er hochgegangen wie ein Vulkan. Ihn bedrückt was. Das merke ich."

"Da hast du recht." Ich werde hellhörig. "Jus hat da was verlauten lassen."

"Du weißt mehr als ich?" Da schau an! Die zwei verstehen sich ja wirklich schon gut! "Ja. Justin hat sich in Spanien verliebt. Sein Angebeteter wollte sogar, dass sie zusammenziehen und mit ihm zusammen ein Restaurant schmeißen. Aber Jus hat den nächsten Flieger genommen und ist hier her geflogen."

"Er hat was?!" Das schlägt dem Fass ja den Boden aus!

"Beruhige dich!" Laurin drückt mich zurück ins Bett.

"Der Trottel rennt wieder mal davon! Und ich soll mich beruhigen?!"

"Ich habe mir da schon was ausgedacht ...", grinst Laurin und mir schwant Böses. "Aber bevor ich zu drastischeren Maßnahmen greife, warte ich erstmal, ob Jus nicht von selbst auf den Trichter kommt, dass er einen riesigen Fehler gemacht hat."

"Und was genau hast du vor?"

"Dieser Ramon hat Justin eine SMS geschrieben. Die hat er mir selbst gezeigt. Na ja ... Kann sein, dass ich mir die Nummer mal ausgeborgt habe."

"Du schreckst ja vor gar nichts zurück!", kichere ich.

"Nein! Da bin ich eiskalt!"

"Eiskalt?" Laurin nickt und rutscht an mich heran. Seine Lippen legen sich auf meine Brust. "Passt ja zu deinem Spitznamen. Meine kleine Eisprinzessin."

Laurin hält inne und richtet sich auf. "Woher weißt du das? Von Theo?"

"Von Justin. Der kannte dich schon, bevor er seine Reise angetreten hatte." Nun setzt er sich ganz auf, zieht seine Knie an und legt die Arme drum. "Ist das schlimm?" Vorsichtig streichle ich ihm über den Rücken.

"Was hat er dir denn alles von mir erzählt?"

"Er hat mir von deinem Ruf erzählt. Das du niemanden an dich ranlässt und jeden abblitzen lässt und das Wetten auf dich laufen."

"Seit wann weißt du es?"

"Seit letzter Woche", antworte ich wahrheitsgemäß.

"Na toll!" Laurin dreht sich zu mir. "Und jetzt?"

"Wie, und jetzt?"

"Du musst mich ja für total bescheuert und eingebildet halten."

Ich runzle die Stirn. "Warum sollte ich das?"

"Weil jeder das doch glaubt!" Er strampelt sich die Decke vom Leib und steht auf.

"Laurin?" Was hat er den vor? Entsetzt schaue ich zu, wie er nach seinen Klamotten greift. "Was wird das?" Ich stehe nun ebenfalls auf.

"Was wohl? Ich gehe!"

"Warum?!" Meine Stimme überschlägt sich.

"Ich lass mich nicht verarschen!" Was geht den hier jetzt für ein Film ab?

"Stopp mal! Laurin! Wer verarscht dich? Ich?!"

"Wer wohl sonst?" Mir klappt der Unterkiefer nach unten.

"Das glaubst du doch nicht wirklich?", frage ich ihn. "Laurin! Ich l..."

"Was schreit ihr denn so?" Justin schiebt seinen neugierigen Kopf durch den Türspalt. "Alles klar bei euch?"

"Geh Justin. Alles okay hier." Ich sehe ihm an, dass er mir nicht glaub, doch er hört auf mich. Sicher bleibt er vor der Tür stehen, und wartet, ob er uns doch nicht helfen muss. "Jetzt nochmal von vorne. Warum willst du jetzt abhauen?" Ich bin noch immer ganz konfus von dem plötzlichen Themen- und vor allem dem Stimmungswechsel.
 

~Laurin~

Nun stehe ich da. Mit meinem Shirt in der Hand und denke nur noch an eins: Wollte er gerade wirklich das sagen, was ich glaube, dass er es sagen wollte? Kurz bevor Justin reingeplatzt kam? Fragen will und kann ich ihn nicht. Nicht jetzt. "Laurin?" Besorgte, eisblaue Augen ruhen auf mir. Wie konnte ich auch nur für einen Moment an Vincents Absichten zweifeln? Ich bin so bescheuert! Fast hätte ich alles kaputt gemacht!

Ich schlucke hart und setzte mich auf die Bettkante. Das scheint Vince zu beruhigen, denn er atmet laut aus und kniet sich vor mich. "Erzähl schon." Vertrauensvoll schaut er zu mir auf. Ich bin so ein Idiot! Zeit für die Wahrheit.

"Diese Wetten und mein toller Ruf. Der ganze Kram macht mir nichts als Probleme. Meist lächle ich es weg. Mir ist auch egal, was sie über mich reden und auch ihre Wetten sind mir egal. Dumme Scherze eben. Bis ich diesen einen Typen kennenlernte. Er war heiß und nett, machte mir Komplimente. Nicht diese plumpen Anmachen, die die anderen immer drauf hatten. Er kam mir wirklich so vor, als wäre er ein anständiger Kerl, der dem Gerede im Velvet keinen Wert beimisst.

Deshalb stimmte ich einem Date zu und so kam eins zum anderen. Ich mochte ihn, dachte, endlich mal einem netten Kerl begegnet zu sein. Also ging ich mit zu ihm. Wir knutschten heftigst, lagen schon halb auf seinem Bett, da bat ich ihn um eine Pause, um mich schnell in Bad frisch zu machen. Und als ich wieder zu ihm ins Schlafzimmer wollte, hörte ich wie er mit jemanden telefonierte. Normal lausche ich nicht. Aber ich wollte auch nicht einfach während seinem Telefonat ins Zimmer platzen. Zum Glück tat ich es nicht. Er prahlte, dass er die Eisprinzessin gleich im Bett haben würde. Fragte, wie hoch der Einsatz wäre. Mehr bekam ich nicht mehr mit, denn ich war schon wieder aus seiner Wohnung geflüchtet."

Vince schüttelt den Kopf. "Warum arbeitest du noch da?"

"Ich liebe den Job! Ich verstehe mich super mit meinem Boss und ich mag meine Kollegen, auch wenn sie selbst über meinen Spitznamen scherzen. Ich weiß, dass sie es nicht ernst meinen. Ich schwor mir eben, nie wieder leichtgläubig mit jemanden aus dem Club ins Bett zu gehen. Dann traf ich dich, oder besser gesagt, du auf mich und bei unsrem ersten Date warf ich diese ganzen Vorsätze wieder über Bord. Als du mir eben davon erzählt hast ... Ich dachte einfach, jetzt fängt es schon wieder an. Ich bin wieder in die Scheiße getreten. Schlimmer als zuvor." Ich fühle mich schlecht. Um nicht zu sagen, grottenschlecht. Von dieser Geschichte habe ich niemanden erzählt. Noch nicht mal Matthi weiß was davon. Ehrlich gesagt, war mir das so peinlich, dass ich es selbst verdrängt hatte. "Das eben hat mich an diese Geschichte erinnert und ich bekam Panik. Hatte Angst, dass das mit uns viel zu schön war, um wahr zu sein. Deshalb wollte ich hier nur noch weg."

"Du hast gedacht, ich wäre nur mit dir ins Bett, weil ich so eine scheiß Wette gewinnen wollte?" Vince steht auf und setzt sich neben mich. "Ich will keine Wette. Und ich will auch nicht als der Mann in die Geschichte eingehen, der die Eisprinzessin ins Bett bekommen hat. Ich will jemanden, der an meiner Seite alt wird. Der mir viel, viel mehr geben kann, als die fragwürdige Berühmtheit in einem Schwulenclub."

Ich lehne mich an ihn und schließe die Augen. "Da bin ich aber froh drüber."

Vince haucht mir einen Kuss ins Haar. "Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass ich auch ohne Geld mit dir in die Kiste steige?" Dieser Frechdachs!

"Du Mieser ...!" Fest klatsche ich ihm aufs Bein und schaue ihn empört an. "Hör auf so zu grinsen!"

"Hör du doch auf zu grinsen!", giggelt er und versucht meinen halbherzigen Schlägen auszuweichen. Ich fasse es nicht! Binnen Sekunden hat er mich zum lachen gebracht. Meine schlechte Laune ist wie weggeblasen und ehe ich mich versehe, liegen wir schon wieder eng umschlungen auf dem Bett, küssen uns stürmisch und sind wieder nackt, noch bevor ich genau darüber nachdenken kann, was seine anfangs ungesagten Worte vorhin überhaupt für mich bedeuten.
 

***
 

~Laurin~

Dieses verflixte Mistding! Warum gerade jetzt?! Wo es doch so schön ist mit Vince ... "Hallo?!", rufe ich genervt in mein Handy. Soll der Anrufer ruhig merken, dass ich angepisst bin.

/... Hsnnn .../

"Verdammt noch mal!" Ich lege auf.

"Wer war's?"

"Keine Ahnung. Da war nur so ein komisches Gebrabbel." Auf die Nummer zu schauen hatte ich sowieso keine Zeit. Denn das was Vince gerade mit mir macht, verlangt meine volle aufmerks... "AAHH!" Mein Handy tutet schon wieder!

"Soll ich mal dran gehen?"

"Nein!" Sauer schnappe ich mir das kleine Ding, schaue diesmal aber auf das Display. "Das ist ja Matthi! ... Hallo?"

/Hnnn .../ Sofort herrscht bei mir Alarmstufe rot.

"Matthias? Bist du das?" Was hat er denn? "Heulst du?"

/.../ Oh weia!

"Tief einatmen Matthi. Ganz ruhig." Vince rutscht von mir runter und ich zucke mit den Achseln. "Matthi? Bekommst du jetzt wieder einen Ton raus?"

/Laurin ... Es ist ... Ich bin so ein Trottel!/ Erneuter Heulanfall.

"Warum bist du ein Trottel? Was ist denn nur passiert?" Es ist lange her, dass Matthias das letzte Mal so aus der Fassung war. Da hatte er Liebeskummer, und ... "Theo! Geht es um Theo?!" Mein Ohr wird durchgepustet. Treffer ins Schwarze, würde ich mal behaupten. "Was habt ihr zwei denn veranstaltet?"

/Theo war da ... Gestern ... Hab ihn angeschrien ... und er ist weg ... ist sauer auf mich ... will mich nie wieder sehen./ Theo war da? Matthias muss doch dieses Wochenende arbeiten.

"Wo war er? Bei dir auf der Arbeit?"

/JA!/

"Scheiße!" Mir wird leicht schwindelig.

/Du bist ... schuld! Warum hast du ihm gesagt, wo ich bin?/ Ich fahre mir mit der Hand übers Gesicht. Da habe ich eine ganz schöne Scheiße gebaut!

"Ich hab's ihm gesagt weil ... Keine Ahnung! Ich dachte, er möchte dir was schicken. Blumen oder so einen Kram."

/Blumen?! Theo schickt keine Blumen!/

"Natürlich nicht … Matthi. Es tut mir leid. Was war denn?"

/Ich habe ihm gesagt, dass er wieder gehen soll./

"Oh."

/Was hätte ich denn tun sollen? Er stand mitten im Frühstücksraum! Ich saß gerade mit meinen Kollegen dort und er ... Ach, Laurin!/ Matthi schnieft laut und mir geht es gerade auch nicht besser. Wenn Matthi leidet, leide ich auch.

"Soll ich mit ihm reden."

/Nein! ... Ja ... Ich weiß nicht./

"Also ja", beschließe ich.

/Ich bin so ein Idiot. Er war das Beste, was mir seit langem passiert ist und ich jage ihn aus meinem Hotelzimmer. Was mache ich denn jetzt, wenn er mich nicht mehr will?/

"Mach dir darüber keine Gedanken. Theo mag dich. Ich kenne ihn recht gut und das er den weiten Weg zu dir gefahren ist, beweist, dass er dich genau so sehr will wie du ihn."

/Meinst du?/

"Ja. Da bin ich mir ganz sicher." Matthias atmet stoßweise aus, als hätte er schon stundenlang Geheult. "Ich fahre zu ihm und rede mit ihm. Okay?"

/Danke. Aber sagt ihm nicht, dass ich dich zu ihm geschickt habe!/

"Werde ich nicht. Und jetzt versuch ruhig zu bleiben. Ja?" Ich verabschiede mich von meinem besten Freund und sehe Vince an, der ganz gespannt vor mir sitzt und meinem Gespräch gelauscht hat. "Oh man!"

"So schlimm?"

"Sieht so aus."

"Soll ich dich zu Theo fahren?"

"Nein", stöhne ich. "Ich fahre allein dahin. Theo ist ein Sturkopf. Der redet nicht mit jedem."

"Ist gut." Ich drücke Vince einen Kuss auf die Lippen und klettere aus dem Bett. Dann wasche ich diesem Muskelberg mal den Kopf!
 

***
 

~Malvin~

Verträumt lasse ich meine Augen über Kris wandern. Wie er sich bewegt. Sein helles Lachen und die zarten Finger, die genau wissen, wie sie mich um den Verstand bringen können. Warum fällt mir das erst jetzt auf? Ich war all die Jahre blind für das, was genau vor meiner Nase war und habe das Offensichtliche nicht gesehen. Meinen Kris!

"Malvi! Hilf mir!"

"Das schaffst du schon!" Mit einem Kribbeln im Bauch und einem Grinsen im Gesicht schaue ich Kris dabei zu, wie er versucht, dem Nachbarshund den Stock wieder abzuluchsen. Vergebens.

"Malvi!!!" Mein Grinsen wird breiter. Jedes mal, wenn er mich Malvi nennt, schlägt mein Herz schneller. Mir war gar nicht aufgefallen, wie sehr ich das vermisst habe, und vor allem, wie lange er mich schon nicht mehr so genannt hat. Ich war so ein Idiot! "Hilf mit doch endlich!"

"Na gut. Aber wehe ich bekomme keine Belohnung hinterher."

"Hundekuchen?" Pffüü! Das hatte ich nicht gemeint damit.

Gemeinsam ziehen wir an dem quietschenden Gummitier, das Bens (der Nachbarhund) Lieblingsspielzeug ist, und versuchen es ihm wegzureißen. Ohne Erfolg. Wir rangeln noch einige Zeit mit ihm, rennen dann zu zweit um die Wette und lachen viel. Es ist genau wie früher, nur das jetzt alles ganz anders ist. Besser! Das merke ich immer wieder daran, dass Kris mir verliebt zulächelt, mich gar nicht mehr loslässt, wenn er mich einmal zu fassen bekommen hat und wir uns hin und wieder küssend in den Armen liegen. Dabei gerät Ben immer mehr in Vergessenheit.

Kris' Eltern sind zusammen mit den Nachbarn, Bens Herrchen, auf der Terrasse. Sie haben uns zum Grillen eingeladen und wie immer wenn sie das tun, sind auch die Nachbarn mit dabei. Kris hatte erst Angst, was sie sagen würden, wenn sie erfahren, dass er und ich ein Paar sind. Aber es kam ganz anders, als er befürchtet hatte. Sie freuten sich für uns. "Kristopher? Malvin? Kommt ihr?" Kris Vater ruft, der gerade vor dem Grill steht und die fertig gegrillten Steaks und Würstchen auf einen großen Teller legt.

"Sofort! ... Hast Glück gehabt Ben. Behalte du dein Gummihuhn und wir essen jetzt ein schönes saftiges Steak." Kris legt mir einen Arm um die Schulter. "So könnte es immer sein", sagt er leise und schmust mir über die Wange. "Ein sonniger Sonntag. Gutes Essen mit meiner Familie und meinem Freund. Was braucht man mehr?"

"Nichts", kichere ich, da seine Haar mich hinterm Ohr kitzelt. "Außer vielleicht einen ruhigen Abend. Ganz allein ..."

Kris versteht sofort. "Das muss noch warten."

"Schade." Verliebt blicken wir uns in die Augen.

Wie schön, Kris so glücklich zu sehen und zu wissen, dass man einer der Gründe dafür ist. Der andere Grund sind definitiv seine Eltern, die ihn akzeptiert haben, obwohl es erst gar nicht danach aussah. Kris ist total gelöst, und ich werde alles dafür tun, dass es auch dabei bleibt. Kris war lange genug wegen mir unglücklich. Es ist ja quasi meine Verpflichtung, ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
 

"Steak oder Würstchen?" Kris Vater verteilt das Grillgut. Neben frisch aufgebackenen Baguette gibt es noch eine Menge Salate, mit denen wir wahrscheinlich die halbe Nachbarschaft noch mit durchfüttern könnten. Aber das war schon immer so. Früher waren auch immer mal wieder meine Eltern mit dabei. Doch seit sie sich getrennt haben, waren sie nicht mehr hier. Zugegeben. Kris und ich auch nicht. Seit wir Studieren und unsre eigene Bude haben, fahren wir nicht mehr so oft hier raus. Zu meinen Eltern erst recht nicht.

"Wie lange seit ihr denn jetzt schon genau zusammen?", fragt Tina, die Nachbarin.

"Eigentlich erst seit Freitag", antwortet Kris und greift nach der Ketchupflasche.

"Noch ganz frisch also." Paul, Tinas Mann ist ganz überrascht. "Finde ich wirklich mutig von euch. Ihr seit schon so lange die besten Freunde. Da kann man sich mit so einer Entscheidung schon schwer tun."

"So schlimm war es nicht", sage ich grinsend.

"Für dich vielleicht nicht! Ich bin fast gestorben vor ..." Kris schaut in die Runde. "Er hat mich ganz schön zappeln lassen." Wird er gerade rot?!

"Ach was! Echt? So hätte ich Malvin ja gar nicht eingeschätzt. Sonst wusste er doch immer was er will." Tina klopft mir aufs Bein.

"Das war ja das Problem. Malvi wollte immer nur die Falschen."

"Ist ja gut jetzt Kris! Zum Schluss ging doch alles gut aus." Muss er das jetzt erzählen? Es ist mir schon vor Kris peinlich genug, dass ich so ein Nullchecker war. Da muss er es nicht noch in die Welt hinaustönen.

"Zum Glück!", jubelt er, zieht mich an sich und drückt mir seinen nach Ketchup schmeckenden Mund auf. Ich mag doch gar keinen Ketchup! Doch auf Kris' Lippen ist er eigentlich ganz erträglich …
 

~Kris~

Der Nachmittag mit meinen Eltern und den Nachbarn war wirklich schön. "Nächste Woche wiederholen wir das, ja?" Ich blinzle meinen Malvi an, der an mich gekuschelt mit mir auf der alten Hollywoodschaukel hinten im Garten sitzt.

"Gern." Er drückt sich dichter an mich und seufzt leise.

"Ist dir kalt?"

"Nein. Mir ist eher heiß." Bei den Worten werde ich hellhörig. "Ist dir nicht auch heiß?"

"Ich verbrenne", wispere ich gegen seine Haare und lege meine Hand auf seine Wange. "Sollen wir zu mir fahren?"

"So lange kann ich nicht warten." Mich überläuft es prickelnd.

Malvin kickt sich die Schuhe von den Füßen und schwingt ein Bein über mich, sodass er rittlings auf mir sitzt. "Hier?"

"Keiner kann uns hier beobachten." Warmer Atem streift meinen Hals. "Weißt du noch deine Geburtstagsparty zu deinem Sechzehnten?"

"Klar. Wir waren stockbesoffen." Den ersten Alkoholrausch vergisst man eben nicht so schnell.

"Simon und ich haben hier rumgemacht."

Ich schiebe Malvin ein Stück von mir weg, damit ich ihn ansehen kann. Leider ist es für ein genaueres Studium seines Gesichtes schon zu dunkel. "Das erzählst du mir jetzt? Hier auf der Schaukel wo es damals passiert ist?" Ich bin leicht angesäuert. Glaubt er etwa, das wäre vorteilhaft für unser Vorhaben?

"Wir haben doch nur geknutscht und ein wenig oberhalb der Gürtellinie gefummelt. Mehr war da nicht." Verzeihend streichelt er mir den Nacken. "Ich wollte damit nur sagen, dass wir hier ungestört sind und von den Blicken neugieriger Nachbarn verschont bleiben. ... Komm schon. Hör auf zu schmollen." Wer kann Malvins weichen Lippen, die sich so wundervoll auf dem Hals anfühlen, widerstehen?

"Na schön. Aber sei leise. Das alte Teil quietscht etwas."

"Wenn einer fragt, wir haben nur etwas zu dolle geschaukelt." Verdorbenes Schlitzohr!

"Ich liebe dich, Malvi."

"Und ich liebe dich, Krisi." Malvin gluckst leise. "Und ich liebe es, wenn du Malvi zu mir sagst. Das darf sonst niemand."

"Ich weiß." Das war schon seit unserer Jugendzeit so. "Wie wollen wir das jetzt anstellen?", frage ich und schiebe meine Hände unter Malvis Shirt. Seine Nippel sind schon ganz hart und recken sich mir entgegen.

"Zuerst muss deine Hose aufgemacht werden", beginnt er und schon ploppt mein Knopf auf. Danach der Reißverschluss, der erst nicht will, aber mein Schatz bleibt geduldig und bekommt ihn auf. "Dann greife ich hier rein und ..."

"Ohh!" Ich lehne meinen Kopf zurück und schließe die Augen. Malvin gluckst wieder vergnügt und saugt sich an meinem linken Schlüsselbein fest. Ich reagiere ungeahnt heftig auf Malvi. Seit mein Körper weiß, was mein Freund mit ihm alles anstellen kann, ist er regelrecht süchtig danach.
 

*
 

Wieder einigermaßen hergerichtet betreten wir das Haus meiner Eltern. Sie sitzen zusammen im Wohnzimmer und schauen irgendeinen Krimi, als sie uns bemerken. "Wir fahren dann mal. Danke fürs Essen." Ich kann ihnen kaum in die Augen blicken! Jetzt ist mir das alles total peinlich. Wie konnte ich mich nur dazu hinreisen lassen, es mit Malvin auf der Hollywoodschaukel meiner Eltern zu treiben?! Liebe macht eben doch blind. Blind und lässt einen alles um sich herum vergessen, was in manchen Fällen auch wirklich schön sein kann. Besonders wenn beide stockblind sind vor Liebe ...

"Ist gut. Schlaft schön ihr beiden." Meine Eltern grinsen uns an und mir wird schlecht.

'Sie wissen es!', schießt mir durch den Kopf. Sicher haben sie es bemerkt. "Danke. Ihr auch." Nichts wie raus hier!

Endlich draußen grinst Malvin von einem bis zum anderen Ohr. "Du bist ja eben richtig rot geworden."

"Was?!" Scheiße!

"Mach dir mal nicht ins Hemd", kichert er und verschränkt seine Finger mit meinen, während wir auf mein Auto zusteuern.

"Nächsten Sonntag warten wir damit, bis wir wieder Zuhause sind." Malvin lacht nur noch lauter und verpasst mir einen Wangenschmatzer. Schön, dass es ihm nichts ausmacht, dass meine Eltern ahnen, was wir in ihrem Garten so alles treiben. "Wie peinlich!"
 

******
 

An alle Leser von 'Starke Kerle, starke Gefühle': Dort geht es jetzt auch bald weiter! ^^

Kapitel 12 - Der Kerl, der die Eisprinzessin zum schmelzen gebracht hat

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 12 - Der Kerl, der die Eisprinzessin zum schmelzen gebracht hat (Ohne Adult)

Hy! ^^

Hier nur eine kleine Info, die auch 'Starke Kerle, starke Gefühle' lesen. Dieses Kapitel hier beginnt mit Laurins Besuch bei Theo (aus 'Starke Kerle, starke Gefühle' Kapitel 4) den ich nochmal aus Laurins Sicht erzähle.
 


 

Kapitel 12 - Der Kerl, der die Eisprinzessin zum schmelzen gebracht hat (Ohne Adult)
 

~Laurin~

Zum zweiten Mal heute, klingle ich bei Theo an der Tür. Er war heute morgen nicht da, wo auch immer er sich herumgetrieben hat, weswegen ich jetzt wieder richtig geladen bin und meine Wut nur schwer zurückhalten kann. Nochmal drücke ich die Klingel und diesmal scheint er zu Hause zu sein, denn ich höre hastige Schritte und dann wird die Tür vor mit aufgerissen. "Hast du sie noch alle?!", fahre ich ihn gleich an und sende ihm böse Blicke zu.

"Laurin!" Er sieht aus, als hätte er jemand anderen erwartet. "Was ist denn los?" Da fragt er auch noch?!

"Was los ist? Das fragst du noch?" Sauer stürme einfach an ihm vorbei und drehe mich in seinem Flur gleich wieder zu ihm um. Ich richte einen Zeigefinger drohend auf Theo und sage ihm was hier los ist. "Matthias hat mich heute Morgen angerufen! Er war total aufgelöst! Hat was gefaselt von: 'Er will mich nie wiedersehen! Er war sauer auf mich!' ... Du Arsch!" Ich stelle mich direkt vor ihm hin und stoße mit beiden Händen gegen seine Brust. Bei einem Muskelberg wie ihm eine lächerliche Geste. Doch ich bin sauer auf ihn und irgendwie muss ich mir Luft machen, damit ich ihn nicht noch mehr mit Beschimpfungen überschütte.

"Das wollte ich nicht", flüstert er nur und lehnt sich sichtlich mitgenommen gegen die Wand. "Ehrlich! Ich habe ihm doch gesagt, dass wir das klären, wenn er wieder Zuhause ist." Er will es erst dann klären?! In einer Woche?! Spinnt der?!

"Du willst ihn in diesem Zustand eine Woche lang in Darmstadt versauern lassen?!" Das kann nicht sein Ernst sein!

"Jetzt brüll nicht so! Du kannst auch normal mit mir reden!" Sichtlich mit den Nerven am Ende, fährt er sich mit der Hand durch seine Haare.

Ich versuche mich zu beruhigen. "Verdammt noch mal Theo! Ich dachte, du seist einer von den Guten." Um mir etwas Luft zu verschaffen laufe ich vor Theo auf und ab. "Warum hast du das getan?", will ich wissen und bleibe wieder vor ihm stehen.

"Was denn?"

"Matthias einfach stehen lassen und ohne Erklärung abzuhauen!" Was'n sonst?!

"Ich war selbst total überrumpelt. Ich hatte fest daran geglaubt, dass er sich freuen würde mich zu sehen! Und dann fragt er nur: Was suchst du hier? Ich war verletzt!" Er war verletzt? Das kann ich sogar verstehen.

Trotzdem: "Du klärst das mit ihm. Noch heute. Sonst kannst du was erleben." Ich richte mich zu meiner vollen Größe auf und gehe noch ein paar Schritte auf Theo zu, um meinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen.

"Das hatte ich sowieso vor. Wenn er Feierabend hat rufe ich ihn an. Mir geht es doch selbst mies." Ihm geht es also auch mies? Wunderbar!

"Gut! Ich hoffe, du hast die letzte Nacht kein Auge zugetan. Matthias hat das nämlich ganz sicher auch nicht."

"Das wollte ich wirklich nicht", murmelt er leise und lässt den Kopf hängen. Ich schüttle den Kopf über soviel Talent für Fettnäpfchen-treten. Die Zwei müssten nur mal ihren Mund aufbekommen! Doch so wie ich Matthias kenne, und Theo einschätze, ist das eine schwierige Angelegenheit. Wie dem auch sei, ich habe alles gesagt und anscheinend hat Theo schon von ganz allein die richtigen Schlüsse aus seinem Verhalten gezogen. Ein wenig beruhigter als noch vor wenigen minuten gehe ich an Theo vorbei. Zeit, dass die zwei das alleine regeln und ich will endlich wieder zu Vince. "Laurin? Warte bitte noch kurz."

Ich bleibe stehen. "Was?"

"Warum versteckt er sich bei der Arbeit? Wieso verleugnet er sich?" Erneut kriecht Wut in mir hoch. Kann sich Theo das nicht denken?

"Warum? Na warum wohl? Matthias hat nur Machos um sich. Die prallen, wer mit welcher Tusse im Bett war. Was meinst du, was passiert, wenn er sich outet?"

"Aber er ist doch stark. Da steht er doch sicher drüber."

Ich stelle mich wieder direkt vor Theo und schaue ihn ernst an. Es muss erkennen, dass Matthias anders ist. Das er nicht der starke, selbstbewusste Kerl ist, den Theo glaubt vor sich zu haben, und den Matthi einem so gut vorspielen kann. "Du kennst ihn noch lange nicht gut genug, um zu wissen, worüber er steht und was er alles ertragen kann. Natürlich gibt Matthias sich nach außen hin stark und selbstsicher. Das ist er aber nicht. Er hatte schon immer Selbstzweifel und Angst davor, was die anderen Leute über ihn denken. Deshalb hatte er damals angefangen zu trainieren, weil er dachte, dass würde ihn härter machen und schützen. Das tat es aber nicht. Er mag nicht danach aussehen, aber Matthias ist ein sensibler, liebesbedürftiger Softie. Und wehe, du nutzt das aus, oder verrätst ihm, dass ich dir das gesagt habe. Denn das sage ich nur, weil ich mir im Grunde ziemlich sicher bin, dass du keiner dieser Arschlöcher bist, die meinen Matthi verarschen wollen. Und wehe dir, wenn ich damit falsch liege." Mit dieser Erklärung lasse ich ihn endgültig stehen und verlasse seine Wohnung. Ich habe eigentlich schon zu viel gesagt, aber es ist besser, wenn Theo über Matthias Gemüt Bescheid weiß. Und ich denke nicht, dass ihn das davon abhält, sich weiterhin für meinen besten Freund zu interessieren. Vielleicht ist ja sogar das Gegenteil der Fall.
 

Als ich dann Abends eine SMS von Matthi bekomme, dass sie sich ausgesprochen haben und nun wieder alles in Ordnung sei, bin ich regelrecht erleichtert. Ich wünsche Matthi so sehr, dass das mit ihm und Theo hinhaut. Beide haben eine lange und bittere Durststrecke hinter sich. Das weiß ich auch von Theo. Manchmal redet er mit mir darüber. Sehr selten und auch nur, wenn er in Plauderlaune ist, aber er vertraut sich mir öfter mal an, wenn ihn was bedrückt.

"Bei Matthias wieder alles okay?"

"Ja."

"Dachte ich es mir doch. So wie du strahlst." Vince setzt sich neben mich auf die Couch und legt einen Arm um mich.

"Das kommt von was anderem", kichere ich und mopse mir einen Kuss. "Ich könnte dir auch zeigen, an was genau. Natürlich nur, wenn du Lust hast." Vincents Pupillen weiten sich.

Mit einem Ruck springt er auf die Beine, hält mir die Hand hin und zerrt mich in den Flur. Die nächsten Schritte führen uns direkt aufs Schlafzimmer zu. Gut. Sehr gut. Er hat mich also verstanden.
 

***
 

~Vince~

Ich flitze in mein Büro und hefte die heutige Abrechnung ab. "Justin?! ... JUS!"

"Was denn?"

"Zieh dir was an. Wir gehen aus!" Bin ich aufgeregt!

Justins Kopf erscheint im Türrahmen. "Wir gehen aus?"

"Jepp!"

"Hmm ... Du bezahlst?" Er grinst mich frech an und betritt das Büro.

"Von mir aus. Dafür musst du mir aber zur Seite stehen."

"Wobei denn?"

"Ich will ins Velvet. Zu Laurin."

"Ach?! Hältst du das für eine so gute Idee? Nach eurem Mini-Streit und den ganzen Hornochsen, die scharf auf deinen süßen Barkeeper sind?"

"Tue ich. Ich habe es mir ganz genau überlegt. Sie sollen sehen, dass Laurin vergeben ist. Mit dieser Wettscheiße und den dummen Anmachen ist jetzt Schluss!" Entschlossen und kampfbereit husche ich aus dem Büro und gehe ins Schlafzimmer. "Du musst mir bei der Kleidungsauswahl helfen. Irgendwas, was mich größer und stärker erscheinen lässt."

Justin lacht bloß und tritt zu mir an den Kleiderschrank. "Bleib einfach neben mir stehen. Dann siehst du größer und stärker aus."

"Deswegen nehme ich dich doch mit. ... AUA! HE!" Justin hat mir voll auf den Arm geschlagen. "Was sollte das?!"

"Für den dummen Spruch eben. Und wenn du noch nicht mal das aushältst, dann bleib lieber Zuhause."

Mir wird ganz flau im Magen. "So schlimm?"

"Teilweise ja. Ich weiß nicht, ob sich seit meiner Abwesenheit dort was geändert hat, aber damals haben sie ganz schön über ihn hergezogen."

"Armer Laurin." Was sind das nur für Menschen, die sowas tun?

"Aber keine Angst. Ich stehe voll und ganz hinter dir. Ich finde es gut, dass du allen zeigen willst, dass ihr euch liebt."

"Na ja ..." Schnell weiche ich seinem Blick aus.

Hätte ich nicht tun sollen, denn Justin merkt im selben Moment, dass etwas nicht stimmt. "Vinnie?! Ihr liebt euch doch, oder?"

"Ja! Natürlich liebe ich ihn!", antworte ich hastig. "Nur ..."

"Spucks schon aus! Er hat es dir noch nicht gesagt, oder wie?"

"Nein", flüstere ich zwischen zusammengepressten Lippen. "Wir haben es uns noch nicht gesagt."

"Was?! Warum?! Ich dachte, ihr beide seit so verliebt ineinander!"

"Ich weiß doch auch nicht! Es kam nie zur Sprache und ich habe auch ein wenig Angst davor."

"Angst?"

Ich atme tief ein. "Das habe ich dir doch schon erzählt. Damals mit Niels … Das ging so verdammt schnell. Ich will den gleichen Fehler nicht nochmal machen."

"Du machst Witze? Reitest du noch immer darauf rum? Laurin ist der Jackpot! Darüber bist du dir doch im klaren?"

"Ja bin ich. Trotzdem. Ich habe mir vorgenommen, mit Liebesgeständnissen erstmal vorsichtig zu sein."

"Angsthase!"

"Das sagt der Richtige!"

Jetzt weicht Justin meinem Blick aus und kramt in meinen Klamotten rum. "Weiß nicht was du meinst."

"Ich sage nur Spanien. Laurin hat mir davon erzählt."

"So ein Tratschweib!" Haarscharf streift mich eins meiner Shirts, das Justin vor Zorn von sich schmeißt.

"Er macht sich Sorgen. Und ich auch. Dir geht es schlecht, auch wenn du es überspielst." Mein Freund lässt den Kopf hängen. Ich nehme ihn in den Arm und streichle seinen Rücken. "Du musst dich nur trauen, Jus. Das muss ich auch. Hast du eine Ahnung, wie schwer es für mich war, jemanden anzusprechen? Mich in diesen Club zu zwingen, weil ich es allein nicht mehr aushielt?"

"Du tapferer Antiquitätenverkäufer", murmelt er gegen meinen Oberarm.

Lachend schiebe ich ihn von mir. "Beeilen wir uns lieber. Nicht, dass ich noch einen Rückzieher mache."
 

~Laurin~

"Machst du mir einen Cosmo?!"

"Kommt sofort!" Ich lächle dem Gast freundlich zu, was mir heute viel leichter fällt als früher. Wer daran schuld ist, muss ich nicht extra noch erwähnen, oder?

Routiniert mache ich die Bestellung für meinen Gast fertig, als sich Theo neben mich stellt. "Danke", brummt er.

"Danke für was?" Hach, ich liebe es, die Oberhand zu haben!

"Für deine Standpauke. Sie war zwar unnötig, aber ..."

"Unnötig?!"

"Ja! Ich wollte Matthi doch sowieso anrufen."

"Püh! Dir helfe ich nochmal!" Gespielt beleidigt laufe ich zum Thesen zurück. Theo kommt hinterher.

"So meinte ich das doch gar nicht! Danke, dass du mir das von Matthi erzählt hast. Ab jetzt werde ich etwas sensibler mit ihm umgehen."

"Gut so!" Ich klopfe ihm auf die Schulter. "Matthi ist der liebste Kerl den ich kenne. Vermassle es nicht." Theo knurrt sein Theo-Knurren und lässt mich weiter in Ruhe arbeiten. Das sich die zwei so rasend schnell gefunden haben, grenzt ja schon an ein kleines Weltwunder! Bleibt nur noch ein Sorgenkind: Justin. Aber den bekomme ich auch noch soweit, dass er sich seinem verschmähten Liebsten stellen wird. Ich kassiere den Cosmo ab und fühle mich auf einmal total beschwingt. Nach all den Jahren ohne Liebe, oder wenigstens der Aussicht darauf, komme ich mir vor wie Amor! 'Jetzt spinne ich aber!', tadle ich mich selbst.

So plätschert der Abend dahin. Mit den üblichen Anmachsprüchen und dem immer selben Blicken. Doch das alles stört mich nicht mehr! Fühlt sich das gut an! Und es kommt noch besser, denn gerade als ich am Bier zapfen bin, schiebt sich ein strahlend grinsendes Gesicht in mein Sichtfeld. "Vince!" Fast hätte ich das Bierglas fallen lassen.

"Überraschung."

"Und was für eine! Warte einen Moment!" Ich bringe dem Gast sein Bier und husche wieder zu meinem Vince. Justin ist ja auch da! "Was sucht ihr hier?"

"Dich besuchen, du Dussel! Was den sonst? Machst du mir einen leckeren Drink? Irgendeinen."

"Sofort, Jus." Ich mache mich an Justins Drink, verfolgt von Vincents heißen Blicken. Oh man! Wie soll ich mich da auf die Arbeit konzentrieren?! Ich spüre richtig, wie seine Augen auf meinem Hintern kleben, wie er mir auf die Finger schaut, als ich den Drink anrichte und fange doch tatsächlich an, nervös dabei zu werden.

"Danke mein Schätzchen." Justin zwinkert mir zu.

"Bitte mein Herzchen." Sofort werden wir von allen Seiten beobachtet. Wie ich das hasse! Meine Laune klettert wieder nach unten. Allerdings nur ein klitzekleines Stückchen. "Was magst du Vince? Wie immer?"

"Erraten." Ich nicke und schenke ihm einen Whiskey ein. "Wann ist deine Schicht zu ende?"

"In einer Stunde", sage ich und schiebe ihm das Glas vor die Nase. "Warum fragst du?"

"Nur so ..." Er hebt sich das Glas an die Lippen und funkelt mich frech an.

"Nur so also?" Ich lehne mich auf die Theke, schaue ihn fragend an und er nickt kaum merklich. Langsam nähern wir uns an und ich schließe die Augen. Das ist jetzt wohl der Moment, in dem alle Wetten hinfällig werden.

Als sich unsre Lippen berühren, Vince seine Hand in meinen Nacken legt und mich dichter zu sich zieht, unser Kuss immer gieriger wird, grölt Justin neben uns und Theo lacht dunkel, der irgendwo hinter mir steht und die Gläser klappern lässt.
 

~Vince~

Zögernd lösen wir uns voneinander. Laurins Augen öffnen sich wieder. Sie strahlen mich regelrecht an. "Jetzt wirst du sehen, was passiert", flüstert er mir zu und verschwindet zum nächsten Gast.

"Woha! War das heiß!" Justin schiebt seinen Arm unter meinen und lehnt sich an mich. "Du hättest die Gesichter sehen sollen! Hammer! ... Wollen wir tanzen? Ich mag ein bisschen angeben, dass ich den Kerl kenne, der die Eisprinzessin zum schmelzen gebracht hat."

"Tanzen ist okay. Aber sag nie wieder Eisprinzessin zu Laurin. Klar?" Ich mag es nicht, dass ihn alle so nennen.

"Aye aye, Chef!"

Auf den Weg zur Tanzfläche wird mir auch langsam bewusst, was Laurin gemeint vorhin hat. Von allen Seiten starren mich die Typen an. Es ist wirklich nicht zu fassen! Ich meine, ja, Laurin ist ein heißer Kerl. Aber die gibt es hier doch haufenweise! Warum machen die nur so einen Hype daraus? Liegt es am Ende doch nur an seinem Ruf, niemanden an sich ran zulassen? Ich kapiere es echt nicht!

"Zieh nicht so ein Gesicht! Die regen sich auch wieder ab. Spätestens, wenn es was Neues zu lästern gibt. Und das gibt es doch immer!"

"Hast ja recht. Es ist mir nur etwas unheimlich gerade." Ich hasse es, im Mittelpunkt zu stehen!

"Genieße es doch einfach!" Lachend wirbelt Justin um mich herum, dem die Aufmerksamkeit zu gefallen scheint. "Jetzt tanz doch endlich!"

"Ja, ja. Schon gut!" Neugierig schiele ich zu Laurin. Der wird von allen Seiten belagert. Hauptsächlich von Arbeitskollegen. Mein armer Hase.
 

***
 

~Vince~

Es rumst laut, als ich Laurin gegen die Schließfächer der Mitarbeiter schiebe. "Sorry."

"Schon gut", haucht er mir zu und versiegelt mir gleich wieder die Lippen. Meine Hände sind längst unter seinem Shirt verschwunden und versuchen so viel Haut wie möglich zu berühren. "Vince! Warte!" Laurin schiebt mich von sich. "Nicht hier. Ich ziehe nur schnell meine Schürze aus und ..."

"Die bleibt an!", bestimme ich.

Laurin gluckst vergnügt. "Ganz wie du willst. Folge mir." Er schnappt sich meine Hand und wir verlassen die Umkleide. Drei Türen weiter schielt er in einen dunklen Raum hinein, in dem wir dann verschwinden. Ein Klacken und wir sind eingesperrt. "Brauchst du Licht?"

"Wäre nicht schlecht. Ich will doch sehen, was ich gleich Leckeres vor mir haben werde ..." Hier sieht man die Hand vor Augen nicht. Eine kühle Neonröhre über uns geht an. Besser als nichts.

"Unser Pausenraum", klärt mich mein Schatz auf und deutet auf eine kleine Couch. "Hier stört uns niemand." Er schmiegt sich an mich und verteilt kleine, feuchte Küsse über meinen Hals. "Zieh dich aus." Sein Flüstern verursacht bei mir eine Gänsehaut.

Ich trete ein paar Schritte zurück und zupfe mir das Shirt über den Kopf. Danach fliegen die Schuhe und schlussendlich fallen Hose und Unterhose zu Boden. "Jetzt bist du dran." Ich trete wieder an meinen süßen Barkeeper heran, befreie ihn aus den unnötigen Klamotten, lasse ihm aber die Schürze an. "Das habe ich mir schon so lange vorgestellt", gestehe ich ihm. "Seit ich dich in dem Teil hinter der Bar hab stehen sehen."

"Du versauter Kerl", schnurrt er und reibt sich an mir. "Und was hast du dir noch so alles vorgestellt?"

"Das zeige ich dir, wenn du dich zur Couch begibst." Laurin leckt sich über die glänzenden Lippen und tapst los, nicht ohne einen Klapser von mir auf seinen schnuckligen Hintern zu bekommen und bleibt vor der Couch stehen.
 

*
 

~Laurin~

Ich kann nicht mehr! Wie kann mir dieser Mann das nur antun? Das was er mit mir anstellt und in mir auslöst, macht mich noch total süchtig. Scheiße! Ich bin schon süchtig! Vincent-süchtig!

Wie ein zitterndes, schwitzendes Häufchen bleibe ich auf der Rückenlehne der Couch liegen, spüre Vince an meinen Rücken gelehnt und sauge den so dringend benötigten Sauerstoff in meine Lungen. Ich bewege mich erst wieder, als sich Vince aus mir zurückzieht, sich auf die Couch fallen lässt und mich in seine Arme zieht. Noch immer trage ich die Schürze, die ich wohl oder übel heute mit nach Hause zum waschen nehmen muss. "Warum lachst du?" Habe ich gelacht?

"Nicht so wichtig", sage ich und schmuse mit meiner Nase über Vincents Kinn. "Du willst doch bestimmt jetzt nicht mehr mit mir auf die Tanzfläche, oder?"

Vincent lacht müde und streichelt durch mein Haar. "Eher nicht. Die teilweise feindlichen Blicke, die mir dort vorhin zugeworfen worden sind, reichen mir für heute."

"Mein armer Schatz!" Ich lege mich bäuchlings auf ihn und hauche kleine Küsse auf seinen Mund. "Du warst so tapfer." Vince schmunzelt. "Hast dich meinen Verehrern gestellt ohne mit der Wimper zu zucken."

"Das ist echt verrückt. Machen die so einen Aufstand deswegen."

"Na ja. Ich bin ja auch ein heißer Typ." Ich grinse ihn frech an.

"Das ist unbestritten."

"Ignoriere sie."

"Werde ich wohl tun müssen. Ich habe aber sowieso nicht vor, jeden Abend hier her zu kommen. Clubs sind halt nichts für mich."

"Och. Dabei schaue ich dir so gern beim Tanzen zu."

"Ich dachte, ich kann nicht tanzen."

"Und? Ich kann dich doch trotzdem gern dabei beobachten."

"Ich habe es viel lieber, wenn du mich beobachtest, wenn wir zwei ungestört sind. Genau wie jetzt." Vince legt seine Hand an meinen Hals, streichelt mit seinem Daumen leicht über mein Kinn und küsst mich tief. Hmm ... Ich weiß ganz genau, was er damit meint.

"Hallo?! Wer ist denn da drin?!" Wir fahren erschrocken auseinander, als einer meiner Kollegen am Türgriff rüttelt. "Wer auch immer da rumvögelt: Raus da jetzt! Ich muss hier rein!"

"Hattest du nicht gesagt, dass uns hier niemand stört?"

"Ausnahmen bestätigen die Regel." So leid es mir tut, aber ich rutsche von Vince runter und ziehe mich schnell an, ebenso Vince, der mit seiner Hose kämpft. "Fertig?"

"Ja. Kannst aufmachen." Vincents Haare sind ganz verstrubbelt und seine Wangen gerötet. Sicher sehe ich nicht besser aus, und mein Kollege kann uns gleich genau ansehen, was wir hier getrieben haben. Ach, sei's drum! Ich bin endlich richtig glücklich!
 

***
 

~Kris~

"Sehen wir uns zwischen den Kursen?"

"Klar! An unsrem Treffpunkt?"

"Wie immer", sage ich und hole mir noch einen heißen, feuchten Kuss von Malvin ab, ehe ich den Hörsaal betrete. Eigentlich betrete ich ihn weniger, denn ich schwebe fast schon. Ich bin auf Wolke sieben!

Ich kann immer noch Malvis Lippen auf meinen fühlen und ihn dort sogar schmecken, als ich auf meinen Sitzplatz schwebe und leise seufze. "Lässt du dich auch mal wieder blicken?" Meike, meine Sitznachbarin holt mich aus ziemlich erregenden Träumen, die ich noch gestern Abend live und in Farbe erlebt habe.

"Ja. Bin wieder gesund."

"Man sieht's. Du hast Herzchen in den Augen."

"Kann sein." Ich kann ein breites Lächeln nicht unterdrücken.

"Wer?"

"Mein Freund Malvin", beichte ich ihn und packe meine Tasche aus.

"Ach nein?! Echt?! Wie mutig von euch." Ich zucke bloß mit den Schultern. Soll sie denken was sie will. "Wie kam's dazu?"

"Wir sind im Bett gelandet und so kam eins zum anderen." Im Grunde stimmt das sogar.

"Glückwunsch. Und das so kurz nach dieser Geschichte mit Ralf." Muss sie jetzt von Ralf anfangen? "Muss hart für ihn sein, oder?"

An Ralf habe ich gar nicht mehr gedacht. Na ja, nach unserer Trennung und der anschließenden Versöhnung mit Malvin auch nicht verwunderlich. Wie hatte ich mich damals nur darauf einlassen können? Hätte ich da schon gewusst, wie schön es mit dem Menschen ist ,den man auch wirklich liebt, wäre ich auf seinen Vorschlag erst gar nicht eingegangen. Gewissensbisse machen sich in mir breit. Ob ich Ralf mal anrufen sollte? Nur mal um hallo zu sagen. Aber das sieht doch sicher doof aus. Besonders, wenn er erfährt, dass ich und Malvin jetzt endlich zusammen sind.

Ich verjage die unschönen Gedanken und versuche mich auf die Vorlesung zu konzentrieren. Das mir Ralf ist vorbei. Er wird sein Glück auch noch finden.
 

Endlich habe ich alle Kurse hinter mir und warte sehnsüchtig auf Malvin, der erst eine Stunde später auftauchen wird. In der Zwischenzeit habe ich es mir unter unsrem Lieblingsbaum gemütlich gemacht und lese in einem meiner Fachbücher. Somit kann ich die Zeit optimal nutzen und habe nachher viel mehr Zeit für meinen Freund. Wann ist endlich diese bescheuerte Stunde rum?!

Ich blättere auf die nächste Seite, als vor mir ein Schatten auftaucht. Automatisch schaue ich nach oben und halte die Luft an. "Hey Kris. Lange nicht gesehen." Ralf!

"Hallo Ralf." Nervös klappe ich mein Buch zu. Was will der denn hier? Jetzt, genau an dem Tag, an dem ich das erste Mal wieder an ihn gedacht habe? "Was suchst du denn hier?" Ich versuche ruhig und neutral zu klingen, glaube aber nicht, dass ich es geschafft habe.

"Dich." Scheiße! "Können wir noch mal miteinander reden?" Mir wird richtig übel.

"Wir haben uns alles gesagt", erwidere ich und ziehe meine Beine an, da Ralf sich zu mir setzt. "Was soll das Ralf? Bitte geh."

"Nein. Erst hörst du mir zu." Ich will ihm aber nicht zuhören! Wo bleibt nur Malvi?! "Es ist mir egal, dass du mich nicht liebst. Noch nicht. Vergiss Malvin und lass ihn mit diesem Barkeeper glücklich werden. Gib uns nochmal eine Chance."

"Das kann ich nicht." In meinem Magen bildet sich ein heißer Klos. Ich habe Angst es ihm zu sagen. Ralf sieht schlecht aus. Er hat tiefe Augenringe und ist ganz blass. Er scheint sogar etwas abgenommen zu haben. "Es tut mir so leid. Vergiss mich Ralf. Gibt mir die volle Schuld an allem. Brüll mich an, beschimpf mich. Ich hab's verdient. Niemals hätte ich dich so behandeln dürfen."

"Ich will dich aber nicht anbrüllen, oder beschimpfen. Ich liebe dich." Ralf, du treudoofer Trottel!

"Kris! Ich habe früher Schluss! Wir können gleich zu ... Was macht der den hier?!"

Malvin steht vor uns und schaut grimmig zu Ralf hinab.

Ich packe meinen Kram und stehe auf. "Es ist endgültig vorbei mit uns Ralf. Malvi und ich" ich greife nach Malvins Hand "wir sind zusammen." Ich kann richtig sehen, wie Ralf das mitnimmt. Ich bin so ein Arschloch! Wie konnte ich ihm nur so wehtun? Er hat mich immer verstanden und hat mir zur Seite gestanden. "Irgendwo da draußen wartet jemand auf dich Ralf. Vergiss mich und halte nach diesem jemand Ausschau." Mit diesen Worten drehe ich mich um und schleife Malvi hinter mir her. Meine Augen werden feucht.

"Du heulst wegen dem Arsch?!"

"Er ist kein Arsch. Ich bin der Arsch", flüstere ich. "Ralf kann nichts dafür. Ich war nur mit ihm zusammen, weil ich nicht alleine sein wollte und weil ich dachte, es sei egal, dass ich ihn nicht liebe. Das war ein Fehler. Ich bin schuld daran, dass er jetzt so leidet."

"Ach Schatz!" Wir verlassen das Unigelände und Malvin drückt mich an sich. Wenn ich Ralf doch nur helfen könnte!
 

******

Kapitel 13 - Mach's gut

Kapitel 13 - Mach's gut
 

~Laurin~

Aneinandergekuschelt liegen Vince und ich in meinem Bett und glotzen eine meiner unzähligen DVDs. Die Handlung des Films ist schon längst zur Nebensache geworden. Viel interessanter ist es, herauszufinden, an welchen Stellen mein Vinnie noch so alles kitzelig ist. Nicht zu fassen, aber selbst nach einer Woche des ständigen Zusammenseins finde ich immer wieder neue Flecken auf seiner Haut, an denen er höchst beeindruckend reagiert. So auch jetzt. Meine Finger krabbeln an der Rückseite seines Oberschenkels hinauf und genau an der Stelle wo der Oberschenkel aufhört und sein Hintern anfängt, zuckt er leicht zusammen. Ich teste diese Stelle weiter ausgiebig, und fange an zu kichern, als Vince mir Retour gibt und sich mit einem Finger unter meine Achseln schiebt. Da bin ich furchtbar kitzelig! "Lass das!"

"Dann bewege deine neugierigen Finger wo anders hin."

"Das sehe ich gar nicht ein", säusle ich und schnappe nach seinem Mund. Das perfekte Ablenkungsmanöver! Er vergisst, was sein bohrender Finger tun wollte und ich kann mich hervorragend aus der Affäre ziehen. Sanft drücke ich ihn auf den Rücken und rutsche auf ihn. Schamlos mache ich mich nun über seine Leisten her. Auch hier reagiert er sehr empfindlich und brummt gegen meine Lippen.

"Du Aas", wispert er mir zu.

"Ausgleichende Gerechtigkeit."

"Sagt wer?"

"Sage ich ..." Warum redet er nur so viel heute? Hinter uns explodiert was. Nerviger Actionfilm! So kann ich Vincents Keuchen gar nicht mehr hören. Dagegen kann man aber etwas tun. Den Ton nämlich ausstellen. Gedacht, getan. Viel besser!

Ich sauge an seiner Unterlippe, lasse dann von ihr ab und rutsche ein Stück rüber, damit ich an seinem Ohr knabbern kann. "Laurin?"

"Hm?"

Vincent winkelt seine Beine an und schlingt sie um meine Oberschenkel. "Hast du alles griffbereit?"

"Hm ..." Da fragt er noch?

"Dann fang an." Eigentlich hätte ich noch viel lieber 'Finde Vinnies empfindliche Stellen' gespielt.

"Noch nicht", brumme ich deshalb und stipse mit meiner Zungenspitze in sein Ohr.

"Tierquäler!" Ich schmunzle und mache damit weiter sein Ohr zu necken. Allerdings habe ich nicht mit Vincents hinterhältigen Verführungsstechnicken gerechnet. Er buckelt fast, als er sein Becken hochzucken lässt und mir dabei seine erwachte Körpermitte gegen die Bauchdecke stößt.

Ich rapple mich auf und stütze mich mit meinen Armen rechts und links neben Vincents Kopf ab. "Ruhig Brauner. Alles zu seiner Zeit."

"Ich kann aber nicht lä..." Mein Handy klingelt.

"Warte kurz." Normal würde ich es klingeln lassen, aber das ist Matthis Klingelton, den ich extra für ihn eingerichtet habe. Ich rutsche von Vince runter und suche meine Hose, wo das Mistteil fröhlich weiter klingelt. "Ja?!" Es endlich gefunden setzte ich mich auf die Bettkannte und warte, was mein bester Freund wieder auf dem Herzen hat.

/Laurin? Arbeitet Theo heute?/

"Theo?" Um wen sollte es auch sonst gehen? Seit er Theo hat, bin ich abgeschrieben. Püh!

"Laurin ... komm schon her und mach's mir." Vincent hängt plötzlich an mir und küsst meinen Nacken. Uuhaa!

"Warte doch mal!", zische ich ihm zu und versuche mich auf das Telefonat zu konzentrieren. Was mir nicht gerade leicht fällt. "Ich glaube nicht. ... Vince! Finger da weg!" Zupft dieser Schlingel doch gerade an einer ganz ungünstigen Stelle rum!

/Oh! Ich wollte dich nicht stören/, kichert Matthi. Klasse! Jetzt hat er das auch noch mitbekommen! /Treibt's mir ja nicht zu wild/, witzelt er noch streng und legt auf.

"Mensch Vince! Was soll denn Matthi jetzt von uns denkaaahh!" Das war jetzt aber gemein!

Vince hat mich einfach gepackt, nach hinten auf die Matratze geschubst und thront nun auf mir. "Jetzt ist Schluss mit Lustig!" Huch!

Mein Ungeduldiger Vinnie rutscht abwärts und kniet sich auf den Boden. Sein Ziel kenne ich jetzt schon und behalte wenige Sekunden später Recht mit meiner Vermutung, als er meine Erektion mit seinem Mund umschließt und fest daran saugt. "Vince!" Damit hätte er meine empfindlichste Stelle gefunden. Aber ich bin mir sicher, die kannte er auch schon vorher ...
 

Nach unsrem kleinen Intermezzo stehen wir nun unter der Dusche. Um halb zwölf Uhr nachts! "Die Nachbarn werden sich bestimmt beschweren", seufze ich. Hier hört man Nachts jeden Mucks.

"Und? Dann sage ich ihnen, dass wir so schmutzig waren, dass wir unbedingt eine frische Dusche brauchten."

Empört drehe ich mich zu Vince um, der gerade dabei war, mir den Rücken einzuseifen. "Schmutzig warst ja nur du! Wessen Idee war das denn mit der Vanillecreme?!"

"Sag jetzt nicht, es hätte dir nicht gefallen. Das würde ich dir nämlich nicht abkaufen. Nicht, nachdem du so gequietscht hast, als ich sie dir von deinem süßen Hintern geleckt habe." Mir wird heiß.

"Ich habe nur gequietscht, weil da noch ein Haufen Klümpchen in der Creme waren, die sich in ganz ungünstig gelegene Stellen gewagt haben."

"Du hättest die Creme eben vorher besser druchrühren müssen", kontert Vince und grinst überlegen.

"Ach ja?! Wie denn, wenn du ständig deine Finger an meinem Schmmm ..." Vince unterbricht unsren kleinen 'Streit' und drängelt mich gegen die Duschwand. Ist von der Vanillecreme noch was da?
 

Aufgeweicht bis auf die Knochen kommen wir im Schlafzimmer an. "Und jetzt?", frage ich müde. "Das Bett sieht aus wie eine Weihnachtsbäckerei." Die halbe Schüssel Vanillecreme ist auf dem Bettzeug verteilt.

"Hol frische, ich ziehe sie schnell ab." Ich nicke die Entscheidung ab und gehe an meinen Schrank.

"Lieb von Jus, dass er morgen wieder deinen Laden schmeißt", sage ich, während ich mit der sauberen Bettwäsche zurück ans Bett trete.

"Er braucht die Kohle."

"Hat er schon eine Ahnung, wo er in Zukunft seine Brötchen verdienen will?"

Vince wirft den dreckigen Kissenbezug an mir vorbei auf den Boden. "Früher jobbte er mal als Kellner und sein früherer Arbeitgeber würde ihn sicher wieder einstellen. Aber das mag er gerade nicht."

"Warum wohl? Justin wird von Tag zu Tag deprimierter. Wir müssen unbedingt seinem Ex Bescheid sagen, wo Jus gerade ist."

"Und dann? Meinst du, er kommt hier her?"

"Wenn er ihn liebt bestimmt." Vince seufzt nur und zieht das Bettlaken ab. "Glaub mir. Jus liebt ihn ebenfalls noch. Da verwette ich meinen Arsch drauf."

"Deinen Arsch?" Ich nicke und fange an zu lächeln. Vince stellt sich vor mich und umarmt mich, seine Hände natürlich auf dem Wetteinsatz. "Wäre es gemein, dagegen zu wetten?"

"Du stellst meinen Arsch vor Justins Glück?"

"Schwere Entscheidung", flüstert Vince und kneift in meine Pobacken.

"Gut, dass du dich nicht entscheiden musst."

"Nein?"

"Nein." Ich lege meine Hände in seinen Nacken. "Meinen Arsch bekommst du auch ohne Wette."

"Hab ich ein Glück!" Lachend drücken wir uns noch einen Kuss auf die Lippen, ehe wir das Bett wieder sauber und rein herrichten und endlich dort schlafen können.
 

***
 

~Laurin~

Ich kann noch nicht lange eingeschlafen sein, als mich ein Piepsen weckt. Eine SMS. Bestimmt von Matthi. Bitte lass jetzt nicht schon wieder was zwischen Theo und ihm vorgefallen sein! Ich fische mein Handy vom Nachttisch und verkrümle mich damit unter die Bettdecke, damit ich Vince nicht wecke. 'Noch wach?' Typisch Matthi.

Mit dem Handy bewaffnet schleiche ich in die Küche und schließe die Tür. Erst dann mache ich Licht und rufe Matthi an. /Hey Laurin. Habe ich dich geweckt?/, meldet er sich auch gleich nach dem zweiten Klingeln.

"Halbwegs. Was gibt's?" Ich setze mich an den Küchentisch und kann ein Gähnen nicht verhindern.

/Du hörst dich ganz schön geschafft an/, kichert Matthi.

"Und du hörst dich ganz schön agil an. Was machst du um diese Uhrzeit?"

/In Theos Bad hocken und mit dir telefonieren./ Scherzkeks! Aber das erklärt den komischen Hall in der Leitung wenn er spricht. Die Vorstellung lässt mich grinsen. Wir beide haben Après-Sexgespräche, während unsre Kerle erschöpft im Bett liegen.

"So so. Du bist also bei Theo. War's schön?"

/Und wie ... Und du? Bist du bei Vince?/

"Nö. Er ist bei mir."

/Aha! Dann habe ich mich also nicht geirrt. Du bist geschafft./

Ich fange an zu lachen und erinnere mich an die vergangenen Stunden, wobei mein Blick auf die leere Schüssel fällt, an deren Rand noch immer die helle Vanillecreme klebt. "Voll und ganz."

/Ich kann es dir nachfühlen/, meint Matthi und hört sich so an, wie ich mich gerade fühle: Total verknallt!

"Sicher?"

/Natürlich! Vielleicht höre ich mich nicht so an, aber unser Matratzensport heute Nacht war auch nicht von schlechten Eltern./

Ich kann nicht anders, und stelle mir die zwei im Bett vor. Aber nur ganz, ganz kurz! Ich schwöre! "Hm ... Theo ist bestimmt ein wahres Monster im Bett."

/Laurin!/ Matthi schnauft entsetzt ins Handy und ich kann mir seinen jetzigen Gesichtsausdruck richtig gut vorstellen.

"Entspann dich!", kichere ich. "Das meine ich doch im positiven Sinne."

/Ach ja? Und dein Vincent? Was treibt der denn mit dir so im Bett?/

Ich seufze und stütze das Kinn mit meiner freien Hand ab. "Vince ist ein wahrer Gentleman. Auch im Bett. Und sehr, sehr einfallsreich … Mehr verrate ich nicht." Besonders nicht seine Vorliebe für Süßes.
 

Matthias lacht, was von den Badezimmerkacheln zurückgeworfen wird und sich echt skurril anhört. /Ist das zu fassen?/, meint er dann. /Jahrelang suchen wir den Richtigen und plötzlich haben wir ihn beide gleichzeitig gefunden./

"Stimmt. Obwohl du ja schon länger suchst." Und verzweifelter. Doch das sage ich mal lieber nicht. Es gab Zeiten, da war Matthi richtig verzweifelt, niemals jemanden zu finden, der sich in ihn verliebt, und in den er sich ebenfalls verliebt.

/Egal! Hauptsache, es hat noch geklappt, bevor uns keiner mehr will und wir unsre Männer im Altersheim suchen müssen./

"Uwa. Mich überläuft es." Es gibt sicher schönere Dinge zum nachdenken, als Sex im Altersheim. Na ja. Wer weiß, wie ich im fünfzig Jahren darüber denke.

/Pfft. Irgendwann werden wir auch alt. Und Theo und Vince ebenfalls./

"Das ist was anderes", sage ich und stelle mir einen reifen, teils ergrauten Vincent eigentlich ziemlich sexy vor.

/Da hast du recht. ... Ähm ... Darf ich dich was fragen?/

"Frag." Was hat er denn noch auf dem Herzen?

/Habt ihr es euch schon gesagt?/

"Was denn?"

/Das ihr euch liebt/, erklärt er schlicht und bringt mich damit echt ins straucheln. /Laurin? Noch da?/

"Ja. Bin ich. ... So direkt haben wir das noch nicht. Und, ehrlich gesagt, habe ich Angst davor."

/Warum?/ Gute Frage.

"Ich mag ihm nicht vorgreifen. Und das mit uns hat doch erst begonnen." Ob ihm das als Antwort langt?

/Aber du hast doch gesagt, dass du .../

"Ja, habe ich. Trotzdem warte ich noch."

/Du bist dir immer noch unsicher./ Erwischt.

"... Kann sein. Ich bin bescheuert! Ich weiß!" Ich wische mir mit der Hand übers Gesicht.

/Nein ist es nicht. Der richtige Zeitpunkt kommt bestimmt noch. Vince mag dich. Da bin ich mir sicher. So, wie er dich im Velvet mit den Blicken verfolgt hat, kann es gar nicht anders sein./ Ich weiß ganz genau was er meint. Und eigentlich bin ich mir ja auch sicher, aber ... Keine Ahnung! Ich würde mich einfach sicherer fühlen, wenn er es mir zuerst sagen würde.

Aber Moment mal! "Warum fragst du mich das eigentlich? Heißt das, du hast Theo ..."

/Habe ich/, unterbricht mich Matthias aufgeregt.

Ich richte mich im Küchenstuhl auf und lausche gespannt. "Und was hat er gemacht?!"

/Er hat es erwidert./ Er hat es ...

"AHH!!" Das gibt's nicht! "Dann seit ihr zusammen?!

/Sieht so aus./

"Wie schön!" Wie mich das freut!

"Laurin?" Vince lugt in die Küche hinein und schaut mich ganz verschlafen an.

"Hier. … Wir reden morgen weiter, okay?"

/Ist gut. Gute .../ Ups. Da habe ich Matthi jetzt einfach abgewürgt. Sicher nimmt er mir das nicht übel.

Ich lasse das Handy auf dem Tisch liegen und gehe zu Vince, der noch immer ganz zerstubbelt im Türrahmen steht. "Mit wem hast du telefoniert?"

"Mit Matthias. Weißt du was? Er und Theo sind jetzt ganz offiziell zusammen."

"Echt? Schön für die Beiden."

"Ja ..." Ich schaue Vince ganz tief in die Augen. Soll ich es ihm doch sagen? Etwa jetzt? Ich würde nur das aussprechen, was ich sowieso schon seit Wochen für ihn fühle.

"Gehen wir wieder schlafen?" Vince gähnt und dreht sich um. Jetzt ist es wohl eher schlecht mit Liebesgeständnissen. Ich atme tief ein und folge ihm zurück ins Schlafzimmer. Was macht es schon, dass ich ihm nicht heute sage, dass ich ihn liebe? Oder morgen? Oder übermorgen? Hauptsache er ist bei mir. Dicht an mich gelehnt, sein warmer Atem, der gegen meinen Hals haucht und sein Duft, der mich einhüllt. Wir haben doch alles. So wäre es auch, wenn ich ihm ein Ich liebe dich zuwispern würde. Hauptsache wir sind zusammen.
 

***
 

~Malvin~

"Autsch!" Von Kris leisen Ausruf vollends geweckt, öffne ich die Augen. Mein Freund sitzt halb aufrecht im Bett und reibt sich den Nacken.

"Was'n los?" Ich streichle leicht besorgt über seinen Rücken.

"Hab wieder doof gelegen", krächzt er und verzieht das Gesicht.

"Oh je." Ich rapple mich ebenfalls auf. "Kannst du dich auf den Bauch legen? Dann massiere ich dich."

"Ich probiere es." Mit Ach und Krach schafft es Kris mit meiner Hilfe in Bauchlage.

"Hast du Beton da drinnen?" Ist der verspannt!

"Das glaube ich auch ... Uhh! ... langsam." Seit Tagen geht das schon so. Kris wirkt total verspannt und es ist jetzt schon der dritte Morgen hintereinander, dass er einen schmerzenden Nacken hat.

"Was beschäftigt dich?"

Kris runzelt die Stirn. "Nichts. Ich habe nur schlecht geschlafen."

"Veräpple mich nicht. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du dir um irgendwas Gedanken machst." Zudem sehe ich es ihm an. Ich weiß wann er mir was verschweigt. Was kann es nur sein, das ihn so beschä... Er wird doch nicht ...! "Du machst dir doch hoffentlich keine Sorgen, dass immer noch was von Laurin will!"

"Was?! Nein! An diesen Idioten haben ich schon lange nicht mehr denken müssen."

Ich grinse schmal und beuge mich zu ihm hinunter. "Wieder einmal sind wir uns einig. Ich verschwende nämlich auch keinen Gedanken mehr an ihn." Zärtlich schmuse ich mit meinen Lippen über seinen Nacken und massiere ihn weiter fest durch. Was auch immer ihm auf der Seele liegt. Irgendwann wird er es mir sicher sagen.

Ich knete Kris Nacken und Schultern noch einige Zeit lang durch, bis mein Schatz wieder einigermaßen entspannt wirkt und lege mich dann wieder neben ihn. "Schon zu Ende?" Sein freches Grinsen ist ansteckend.

"Ich finde, jetzt bin ich mal dran mit einer Massage."

"Findest du?" Ich kräusle die Nase, was Kris zum lachen bringt. "Schmoll nicht, aber das verschieben wir auf heute Abend, ja?"

"Auf heute Abend? Aber wir haben doch noch Zeit bis wir in die Vorlesungen müssen."

"Ich muss noch zu einem Studienkollegen." Einen Studienkollegen?

"Soll ich mit?"

"Brauchst du nicht." Ein Kuss landet auf meiner Stirn und Kris rutscht aus dem Bett. "Ich gehe schnell unter die Dusche."

"Tu das ..." Kris verhält sich echt merkwürdig. Und seit wann besucht er schon am frühen Morgen irgendwelche Studienkollegen? Muss ich mir Gedanken machen? Ich schimpfe mich selbst einen Idioten! An sowas sollte ich noch nicht mal im Traum denken. Kris ist kein Fremdgänger. War er noch nie und wird es bestimmt auch nicht. Aber was hat er sonst? Vielleicht bekomme ich ja noch mehr raus, wenn ich jetzt ebenfalls aufstehe und schon mal das Frühstück mache.

Also ziehe ich mir was über und trotte in die Küche, wo ich alles vorbereite und darauf warte, dass Kris fertig geduscht hat. Als er dann angezogen in der Küche steht, staunt er nicht schlecht. "Du hast ja schon alles fertig!"

"Da ich schon mal wach bin, dachte ich, ich verwöhne dich ein wenig." Normal ist Kris von uns der Frühaufsteher und ich bin derjenige, der sich immer an den gedeckten Tisch setzt.

"Welch ein Service", kichert er und zieht mich an sich. "Das schreit ja nach einer Spezialbehandlung heute Abend."

"Wenn das so ist, dann kümmere ich mich jetzt jeden Morgen um dein Wohl." Kris gluckst, umfasst mein Gesicht und als sich unsre Lippen treffen, bin ich mir sicher, dass er mich weder betrügen noch hintergehen würde.
 

~Kris~

"Bis nachher!", rufe ich Malvi noch zu und rase danach die Treppen hinunter. Bin ich froh, dass er nicht nochmal nachgefragt hat, zu wem ich eigentlich gehe. Ich hätte ihn ungern angelogen.

Malvin hatte vollkommen recht mit seiner Vermutung, dass mich etwas beschäftigt. Nur was es ist, das verschweige ich ihm lieber. Ich will nicht, dass er sich Sorgen macht, oder gar darauf besteht, mich zu begleiten. Denn ich bin auf den Weg zu Ralf. Seit Montag geistert er mir im Kopf rum und es lässt mir keine Ruhe, dass er wegen mir so sehr leiden muss. Ich weiß nämlich viel zu gut, was es heißt, jemanden zu lieben, der einen nicht will.

In Gedanken versunken, wie ich ihm bloß helfen kann, steige ich in mein Auto und fahre zu ihm. Als ich vor seiner Wohnung stehe, verlässt mich fast der Mut, doch ich zwinge mich dazu auszusteigen, denke nicht weiter darüber nach, und klingle bei ihm. /Ja?/

Ich straffe mich unbewusst und mein Nacken sticht furchtbar. "Ich bin es. Kris."

Stille. Ich gebe ihm Zeit. Ein tiefes Einatmen, dann spricht er weiter. /Was willst du?/

"Mit dir reden. Ich will dir helfen." Ich schließe die Augen. Wie bescheuert sich das gerade angehört hat! Sicher lacht er mich gleich aus und bittet mich zu vesch... Der Türsummer geht! "Danke." Mit einer Mischung aus Erleichterung und aufkeimende Angst betrete ich das Haus.

Ralf steht schon vor seiner Wohnungstür, als ich bei ihm ankomme. "Komm rein. Kaffee?"

"Ähm ... Gern. Danke." Was für eine skurrile Situation! So oft war ich in dieser Wohnung, fühlte mich aber nie richtig wohl in ihr. Genau wie jetzt.

"Was hast du mir zu sagen?" Ralf lehnt sich an den Küchentisch und blickt mir kalt entgegen. Das habe ich verdient, oder?

"Ich wollte mich nochmal bei dir entschuldigen, und dir sagen, dass es nicht an dir liegt. Es ist alles meine Schuld und ..."

"Hör auf!" Erschrocken zucke ich zusammen. "Ich hab's kapiert! Das letzte Mal schon! Aber kannst du nicht verstehen, dass ich dennoch was für dich empfinde? Das ich dir das wenigstens sagen musste und wissen wollte, ob nicht doch eine kleine Chance für uns besteht? Da du mir aber so eindrucksvoll bewiesen hast, dass du endlich deinen Traumprinzen für dich erobern konntest, ist diese kleine Chance nun im Keim erstickt und ich weiß nicht, wobei du mir jetzt noch helfen willst." Er atmet leise aus. "Es ist jetzt sowieso alles egal."

"Wie meinst du das?" Mir wird ganz mulmig zumute.

"Ich habe meinen Boss um Versetzung gebeten. Ich ziehe nächste Woche von hier weg." Das mulmige Gefühl steigert sich um ein Vielfaches.

Fassungslos schaue ich Ralf an. Er war früher der einzige Mensch, mit dem ich über meinen Liebeskummer reden konnte. Er ist mir so ans Herz gewachsen, dass diese Nachricht mir die Luft abschnürt. "Alles nur wegen mir?", presse ich heraus und versuche seinem Blick stand zu halten.

"Nicht nur. Die Bezahlung ist besser und ... Hier erinnert mich einfach alles an dich. Es wird Zeit wo anders mein Glück zu versuchen. Diese Stadt hat mir nichts als Kummer bereitet."

"Ralf ..."

"Schon gut. Die Entscheidung viel schon, bevor ich dich in der Uni traf. Es war sozusagen ein letzter Versuch." Ralf senkt den Kopf und setzt sich zu mir. "Es ist fast so, als würde mich hier jeder verlassen. Früher oder später."

"Willst du drüber reden?" Seine Kiefermuskeln arbeiten angespannt. Anscheinend ringt er mit sich. "Sehe es als Abschied. Wir kennen uns jetzt schon ziemlich lange. Das es mit uns nicht geklappt hat, war vorauszusehen. Ich war nur zu feige, es mir selbst einzugestehen."

"Ja", seufzt er. "Im Grunde wusste ich es." Mit der Hand wischt er sich über die Augen und beginnt zu erzählen.
 

"Als ich hier her zog, verdiente ich noch nicht so viel, um mir diese Wohnung hier leisten zu können. Also suchte ich einen Mitbewohner und fand auch recht schnell einen. Dillan war mir auf Anhieb sympathisch. Wir verstanden uns fast blind, verbrachten die Abende zusammen, bis er diesen Kerl kennenlernte. Er sagte, es sei nichts Festes. Nur eine rein sexuelle Geschichte. Das beruhigte mich auch nicht gerade. Es kam, wie es kommen musste und Dillan verliebte sich in dieses Arschloch. Ich war am Boden zerstört und gestand mir letztendlich ein, dass ich mich schon länger in Dillan verliebt hatte. Ich erkannte erschrocken, dass ich meine Chance bei ihm vertan hatte.

Als Dillan dann plötzlich heulend nach Hause kam und sagte, dass sein Fickfreund nichts mehr von ihm wissen wollte, nachdem Dillan ihm seine Liebe gestanden hatte, war ich dermaßen erleichtert, dass ich mühe hatte nicht vor Freude los zuschreien. Dillan war also wieder Single und ich legte mich für ihn voll ins Zeug, bot ihm das volle Liebeskummertröstprogramm. Er war so am Boden, schlief sogar nachts bei mir, doch ich blieb standhaft. Ich redete mir ein, irgendwann würde Dillan schon merken, dass er zu mir gehörte. Nicht zu diesem Arsch. Doch alle Tröstversuche halfen nichts.

Nachdem sein Schwarm ihm irgendwas auf die Mailbox gequasselt hatte, rannte er wieder zu ihm. Ich bekam Herzrasen, hätte ihn am liebsten davon abgehalten, doch er hörte nicht auf mich. Zum Glück schien dieses Arschloch seine Erwartungen nicht erfüllt zu haben und Dillan kam verheult und mit den Nerven am Ende zu mir.

'Jetzt ist er endgültig von ihm geheilt', dachte ich und freute mich wie ein Schneekönig darüber. Dillan beschloss kurzerhand seine Familie zu besuchen, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich vermisste ihn höllisch. Wir telefonierten zwar, aber ich mochte es nicht, dass er so weit von mir entfernt war. Zu groß war die Angst, er könnte sich neu verlieben, oder einen besseren Tröster als mich finden.

Es dauerte nicht lange, da klingelte dieser Arsch an meiner Tür, der Dillan so verletzt hatte und wollte zu ihm. Angst kroch in mir hoch. Er wollte meinen Dillan wieder! Das sah ich ihm an. Ich sah den selben Blick, den ich jedes Mal sah, wenn ich in den Spiegel schaute und an Dillan dachte. Ich verjagte ihn und schlug ihm einfach die Tür vor der Nase zu. Doch leider fand er meinen Dillan und sie kehrten zusammen zurück. Sie waren jetzt ein Pärchen! Ein frisch verliebtes, und zeigten mir das auch in jeder Sekunde, in der ich sie zusammen sah.

Nach einem Monat bat ich Dillan auszuziehen. Er tat es, ohne mich nach dem Grund zu fragen. Ich bin mir sicher, dass er es gewusst hatte. Das ich mich in ihn verliebt hatte und ihn und seinen Lover nicht mehr sehen konnte. Er ging, und ich blieb alleine zurück. Seit ich hier wohne, bin ich alleine und diejenigen, in die ich mich verliebe, werden mit einem anderen glücklich. Ich will das nicht mehr." Mir schnürt sich die Kehle zu. Ich kann ihn so gut verstehen!
 

"Ralf ..." Automatisch greife ich nach seiner Hand, was er auch zulässt. "Ich wünsche dir so sehr, dass du jemanden findest." Er lächelt schmal und entzieht mir jetzt doch seine Hand. "Sag mir, wie ich dir helfen kann. Bitte."

"Bleib mir fern, das ist das Einzige, mit dem du mir helfen kannst. Es wird noch einige Zeit lang wehtun, das weiß ich aus Erfahrung, aber irgendwann wird es besser. Das wird es immer." Ralf steht auf. Ich folge seinem Beispiel, weiß einfach nicht mehr, was ich ihm sagen könnte außer, dass er mich jederzeit anrufen kann, wenn er etwas braucht. "Später vielleicht mal. Wenn du mir nicht mehr jede Sekunde im Kopf herumspukst und vor allem nicht in meinem Herzen."

Ich nicke schwach und presse ein "Mach's gut" heraus, bevor ich Anstalten mache, ihn zu umarmen, mich aber dann doch nicht traue.

Ralf begleitet mich noch bis zur Wohnungstür. "Kris?" Ich drehe mich zu ihm herum. "Vielleicht können wir eines Tages wieder Freunde sein."

"Das wäre schön." Jetzt gebe ich mir doch einen Ruck und schlinge meine Arme um Ralf, halte ihn ganz kurz fest an mich gedrückt und lasse ihn so schnell wieder los, wie die kleine Attacke angedauert hat. "Viel Glück", wünsche ich ihm noch, ehe ich von hier verschwinde.
 

Auf dem Unigelände laufe ich rüber zu Malvin, der mit ein paar Bekannten unter unsrem Baum steht und sich angeregt mit ihnen unterhält. Er lacht und sein Haar leuchtet hell in der Sonne. Ich habe so ein Glück! Was würde ich alles dafür geben, dass es Ralf auch bald so ergeht wie mir. Das ihm ganz schwindelig wird vor Liebe und er seinen Partner für's Leben findet.

"Da bist du ja Kris!" Malvi strahlt mich an.

"Ja. Hier bin ich." Ich ziehe ihn an mich und schiebe meine Nase in seine Halsbeuge. "Ich liebe dich."

Malvin lacht leise und tätschelt mir die Hüften. "Ich dich auch, mein anhänglicher Liebling. ... Du wirkst schon viel entspannter, kann das sein?"

"Ja. Es geht mir wieder besser." Er kennt mich wirklich viel zu gut.

"Erzählst du mir nachher auch, wo du warst?"

"Versprochen." Jetzt kann ich es ihm ja sagen. "Aber erst nach deiner versprochenen Massage."

"Das hört sich aber gut an!" Malvi schiebt mich ein Stückchen von sich und haucht mir einen Kuss auf. "Kommst du mit rein? Es wird langsam Zeit." Ich trete einen Schritt zurück und schnappe mir seine warme, vertraute Hand, die jetzt endlich zu mir gehört. Voll und ganz.
 

******
 


 

Das hier hörte sich doch schon verdammt nach einem Ende an, nicht wahr? Und das stimmt auch. Jedenfalls was Malvin und Kris angeht. Sie bekommen aber noch einen kleinen Auftritt hier. Versprochen! Aber ihre Geschichte ist bis hier erstmal erzählt. Jetzt geht es mit Laurin und Vince weiter, die noch ein paar Hürden zu bewältigen haben.

Bis zum nächsten Kapitel also!

Kapitel 13 - Mach's gut (Ohne Adult)

Kapitel 13 - Mach's gut (Ohne Adult)
 

~Laurin~

Aneinandergekuschelt liegen Vince und ich in meinem Bett und glotzen eine meiner unzähligen DVDs. Die Handlung des Films ist schon längst zur Nebensache geworden. Viel interessanter ist es, herauszufinden, an welchen Stellen mein Vinnie noch so alles kitzelig ist. Nicht zu fassen, aber selbst nach einer Woche des ständigen Zusammenseins finde ich immer wieder neue Flecken auf seiner Haut, an denen er höchst beeindruckend reagiert. So auch jetzt. Meine Finger krabbeln an der Rückseite seines Oberschenkels hinauf und genau an der Stelle wo der Oberschenkel aufhört und sein Hintern anfängt, zuckt er leicht zusammen. Ich teste diese Stelle weiter ausgiebig, und fange an zu kichern, als Vince mir Retour gibt und sich mit einem Finger unter meine Achseln schiebt. Da bin ich furchtbar kitzelig! "Lass das!"

"Dann bewege deine neugierigen Finger wo anders hin."

"Das sehe ich gar nicht ein", säusle ich und schnappe nach seinem Mund. Das perfekte Ablenkungsmanöver! Er vergisst, was sein bohrender Finger tun wollte und ich kann mich hervorragend aus der Affäre ziehen. Sanft drücke ich ihn auf den Rücken und rutsche auf ihn. Schamlos mache ich mich nun über seine Leisten her. Auch hier reagiert er sehr empfindlich und brummt gegen meine Lippen.

"Du Aas", wispert er mir zu.

"Ausgleichende Gerechtigkeit."

"Sagt wer?"

"Sage ich ..." Warum redet er nur so viel heute? Hinter uns explodiert was. Nerviger Actionfilm! So kann ich Vincents Keuchen gar nicht mehr hören. Dagegen kann man aber etwas tun. Den Ton nämlich ausstellen. Gedacht, getan. Viel besser!

Ich sauge an seiner Unterlippe, lasse dann von ihr ab und rutsche ein Stück rüber, damit ich an seinem Ohr knabbern kann. "Laurin?"

"Hm?"

Vincent winkelt seine Beine an und schlingt sie um meine Oberschenkel. "Hast du alles griffbereit?"

"Hm ..." Da fragt er noch?

"Dann fang an." Eigentlich hätte ich noch viel lieber 'Finde Vinnies empfindliche Stellen' gespielt.

"Noch nicht", brumme ich deshalb und stipse mit meiner Zungenspitze in sein Ohr.

"Tierquäler!" Ich schmunzle und mache damit weiter sein Ohr zu necken. Allerdings habe ich nicht mit Vincents hinterhältigen Verführungsstechnicken gerechnet. Er buckelt fast, als er sein Becken hochzucken lässt und mir dabei seine erwachte Körpermitte gegen die Bauchdecke stößt.

Ich rapple mich auf und stütze mich mit meinen Armen rechts und links neben Vincents Kopf ab. "Ruhig Brauner. Alles zu seiner Zeit."

"Ich kann aber nicht lä..." Mein Handy klingelt.

"Warte kurz." Normal würde ich es klingeln lassen, aber das ist Matthis Klingelton, den ich extra für ihn eingerichtet habe. Ich rutsche von Vince runter und suche meine Hose, wo das Mistteil fröhlich weiter klingelt. "Ja?!" Es endlich gefunden setzte ich mich auf die Bettkannte und warte, was mein bester Freund wieder auf dem Herzen hat.

/Laurin? Arbeitet Theo heute?/

"Theo?" Um wen sollte es auch sonst gehen? Seit er Theo hat, bin ich abgeschrieben. Püh!

"Laurin ... komm schon her und mach's mir." Vincent hängt plötzlich an mir und küsst meinen Nacken. Uuhaa!

"Warte doch mal!", zische ich ihm zu und versuche mich auf das Telefonat zu konzentrieren. Was mir nicht gerade leicht fällt. "Ich glaube nicht. ... Vince! Finger da weg!" Zupft dieser Schlingel doch gerade an einer ganz ungünstigen Stelle rum!

/Oh! Ich wollte dich nicht stören/, kichert Matthi. Klasse! Jetzt hat er das auch noch mitbekommen! /Treibt's mir ja nicht zu wild/, witzelt er noch streng und legt auf.

"Mensch Vince! Was soll denn Matthi jetzt von uns denkaaahh!" Das war jetzt aber gemein!

Vince hat mich einfach gepackt, nach hinten auf die Matratze geschubst und thront nun auf mir. "Jetzt ist Schluss mit Lustig!" Huch!

Mein Ungeduldiger Vinnie rutscht abwärts und kniet sich auf den Boden. Sein Ziel kenne ich jetzt schon und behalte wenige Sekunden später Recht mit meiner Vermutung. "Vince!" Damit hätte er meine empfindlichste Stelle gefunden. Aber ich bin mir sicher, die kannte er auch schon vorher ...
 

Nach unsrem kleinen Intermezzo stehen wir nun unter der Dusche. Um halb zwölf Uhr nachts! "Die Nachbarn werden sich bestimmt beschweren", seufze ich. Hier hört man Nachts jeden Mucks.

"Und? Dann sage ich ihnen, dass wir so schmutzig waren, dass wir unbedingt eine frische Dusche brauchten."

Empört drehe ich mich zu Vince um, der gerade dabei war, mir den Rücken einzuseifen. "Schmutzig warst ja nur du! Wessen Idee war das denn mit der Vanillecreme?!"

"Sag jetzt nicht, es hätte dir nicht gefallen. Das würde ich dir nämlich nicht abkaufen. Nicht, nachdem du so gequietscht hast, als ich sie dir von deinem süßen Hintern geleckt habe." Mir wird heiß.

"Ich habe nur gequietscht, weil da noch ein Haufen Klümpchen in der Creme waren, die sich in ganz ungünstig gelegene Stellen gewagt haben."

"Du hättest die Creme eben vorher besser druchrühren müssen", kontert Vince und grinst überlegen.

"Ach ja?! Wie denn, wenn du ständig deine Finger an meinem Schmmm ..." Vince unterbricht unsren kleinen 'Streit' und drängelt mich gegen die Duschwand. Ist von der Vanillecreme noch was da?
 

Aufgeweicht bis auf die Knochen kommen wir im Schlafzimmer an. "Und jetzt?", frage ich müde. "Das Bett sieht aus wie eine Weihnachtsbäckerei." Die halbe Schüssel Vanillecreme ist auf dem Bettzeug verteilt.

"Hol frische, ich ziehe sie schnell ab." Ich nicke die Entscheidung ab und gehe an meinen Schrank.

"Lieb von Jus, dass er morgen wieder deinen Laden schmeißt", sage ich, während ich mit der sauberen Bettwäsche zurück ans Bett trete.

"Er braucht die Kohle."

"Hat er schon eine Ahnung, wo er in Zukunft seine Brötchen verdienen will?"

Vince wirft den dreckigen Kissenbezug an mir vorbei auf den Boden. "Früher jobbte er mal als Kellner und sein früherer Arbeitgeber würde ihn sicher wieder einstellen. Aber das mag er gerade nicht."

"Warum wohl? Justin wird von Tag zu Tag deprimierter. Wir müssen unbedingt seinem Ex Bescheid sagen, wo Jus gerade ist."

"Und dann? Meinst du, er kommt hier her?"

"Wenn er ihn liebt bestimmt." Vince seufzt nur und zieht das Bettlaken ab. "Glaub mir. Jus liebt ihn ebenfalls noch. Da verwette ich meinen Arsch drauf."

"Deinen Arsch?" Ich nicke und fange an zu lächeln. Vince stellt sich vor mich und umarmt mich, seine Hände natürlich auf dem Wetteinsatz. "Wäre es gemein, dagegen zu wetten?"

"Du stellst meinen Arsch vor Justins Glück?"

"Schwere Entscheidung", flüstert Vince und kneift in meine Pobacken.

"Gut, dass du dich nicht entscheiden musst."

"Nein?"

"Nein." Ich lege meine Hände in seinen Nacken. "Meinen Arsch bekommst du auch ohne Wette."

"Hab ich ein Glück!" Lachend drücken wir uns noch einen Kuss auf die Lippen, ehe wir das Bett wieder sauber und rein herrichten und endlich dort schlafen können.
 

***
 

~Laurin~

Ich kann noch nicht lange eingeschlafen sein, als mich ein Piepsen weckt. Eine SMS. Bestimmt von Matthi. Bitte lass jetzt nicht schon wieder was zwischen Theo und ihm vorgefallen sein! Ich fische mein Handy vom Nachttisch und verkrümle mich damit unter die Bettdecke, damit ich Vince nicht wecke. 'Noch wach?' Typisch Matthi.

Mit dem Handy bewaffnet schleiche ich in die Küche und schließe die Tür. Erst dann mache ich Licht und rufe Matthi an. /Hey Laurin. Habe ich dich geweckt?/, meldet er sich auch gleich nach dem zweiten Klingeln.

"Halbwegs. Was gibt's?" Ich setze mich an den Küchentisch und kann ein Gähnen nicht verhindern.

/Du hörst dich ganz schön geschafft an/, kichert Matthi.

"Und du hörst dich ganz schön agil an. Was machst du um diese Uhrzeit?"

/In Theos Bad hocken und mit dir telefonieren./ Scherzkeks! Aber das erklärt den komischen Hall in der Leitung wenn er spricht. Die Vorstellung lässt mich grinsen. Wir beide haben Après-Sexgespräche, während unsre Kerle erschöpft im Bett liegen.

"So so. Du bist also bei Theo. War's schön?"

/Und wie ... Und du? Bist du bei Vince?/

"Nö. Er ist bei mir."

/Aha! Dann habe ich mich also nicht geirrt. Du bist geschafft./

Ich fange an zu lachen und erinnere mich an die vergangenen Stunden, wobei mein Blick auf die leere Schüssel fällt, an deren Rand noch immer die helle Vanillecreme klebt. "Voll und ganz."

/Ich kann es dir nachfühlen/, meint Matthi und hört sich so an, wie ich mich gerade fühle: Total verknallt!

"Sicher?"

/Natürlich! Vielleicht höre ich mich nicht so an, aber unser Matratzensport heute Nacht war auch nicht von schlechten Eltern./

Ich kann nicht anders, und stelle mir die zwei im Bett vor. Aber nur ganz, ganz kurz! Ich schwöre! "Hm ... Theo ist bestimmt ein wahres Monster im Bett."

/Laurin!/ Matthi schnauft entsetzt ins Handy und ich kann mir seinen jetzigen Gesichtsausdruck richtig gut vorstellen.

"Entspann dich!", kichere ich. "Das meine ich doch im positiven Sinne."

/Ach ja? Und dein Vincent? Was treibt der denn mit dir so im Bett?/

Ich seufze und stütze das Kinn mit meiner freien Hand ab. "Vince ist ein wahrer Gentleman. Auch im Bett. Und sehr, sehr einfallsreich … Mehr verrate ich nicht." Besonders nicht seine Vorliebe für Süßes.
 

Matthias lacht, was von den Badezimmerkacheln zurückgeworfen wird und sich echt skurril anhört. /Ist das zu fassen?/, meint er dann. /Jahrelang suchen wir den Richtigen und plötzlich haben wir ihn beide gleichzeitig gefunden./

"Stimmt. Obwohl du ja schon länger suchst." Und verzweifelter. Doch das sage ich mal lieber nicht. Es gab Zeiten, da war Matthi richtig verzweifelt, niemals jemanden zu finden, der sich in ihn verliebt, und in den er sich ebenfalls verliebt.

/Egal! Hauptsache, es hat noch geklappt, bevor uns keiner mehr will und wir unsre Männer im Altersheim suchen müssen./

"Uwa. Mich überläuft es." Es gibt sicher schönere Dinge zum nachdenken, als Sex im Altersheim. Na ja. Wer weiß, wie ich im fünfzig Jahren darüber denke.

/Pfft. Irgendwann werden wir auch alt. Und Theo und Vince ebenfalls./

"Das ist was anderes", sage ich und stelle mir einen reifen, teils ergrauten Vincent eigentlich ziemlich sexy vor.

/Da hast du recht. ... Ähm ... Darf ich dich was fragen?/

"Frag." Was hat er denn noch auf dem Herzen?

/Habt ihr es euch schon gesagt?/

"Was denn?"

/Das ihr euch liebt/, erklärt er schlicht und bringt mich damit echt ins straucheln. /Laurin? Noch da?/

"Ja. Bin ich. ... So direkt haben wir das noch nicht. Und, ehrlich gesagt, habe ich Angst davor."

/Warum?/ Gute Frage.

"Ich mag ihm nicht vorgreifen. Und das mit uns hat doch erst begonnen." Ob ihm das als Antwort langt?

/Aber du hast doch gesagt, dass du .../

"Ja, habe ich. Trotzdem warte ich noch."

/Du bist dir immer noch unsicher./ Erwischt.

"... Kann sein. Ich bin bescheuert! Ich weiß!" Ich wische mir mit der Hand übers Gesicht.

/Nein ist es nicht. Der richtige Zeitpunkt kommt bestimmt noch. Vince mag dich. Da bin ich mir sicher. So, wie er dich im Velvet mit den Blicken verfolgt hat, kann es gar nicht anders sein./ Ich weiß ganz genau was er meint. Und eigentlich bin ich mir ja auch sicher, aber ... Keine Ahnung! Ich würde mich einfach sicherer fühlen, wenn er es mir zuerst sagen würde.

Aber Moment mal! "Warum fragst du mich das eigentlich? Heißt das, du hast Theo ..."

/Habe ich/, unterbricht mich Matthias aufgeregt.

Ich richte mich im Küchenstuhl auf und lausche gespannt. "Und was hat er gemacht?!"

/Er hat es erwidert./ Er hat es ...

"AHH!!" Das gibt's nicht! "Dann seit ihr zusammen?!

/Sieht so aus./

"Wie schön!" Wie mich das freut!

"Laurin?" Vince lugt in die Küche hinein und schaut mich ganz verschlafen an.

"Hier. … Wir reden morgen weiter, okay?"

/Ist gut. Gute .../ Ups. Da habe ich Matthi jetzt einfach abgewürgt. Sicher nimmt er mir das nicht übel.

Ich lasse das Handy auf dem Tisch liegen und gehe zu Vince, der noch immer ganz zerstubbelt im Türrahmen steht. "Mit wem hast du telefoniert?"

"Mit Matthias. Weißt du was? Er und Theo sind jetzt ganz offiziell zusammen."

"Echt? Schön für die Beiden."

"Ja ..." Ich schaue Vince ganz tief in die Augen. Soll ich es ihm doch sagen? Etwa jetzt? Ich würde nur das aussprechen, was ich sowieso schon seit Wochen für ihn fühle.

"Gehen wir wieder schlafen?" Vince gähnt und dreht sich um. Jetzt ist es wohl eher schlecht mit Liebesgeständnissen. Ich atme tief ein und folge ihm zurück ins Schlafzimmer. Was macht es schon, dass ich ihm nicht heute sage, dass ich ihn liebe? Oder morgen? Oder übermorgen? Hauptsache er ist bei mir. Dicht an mich gelehnt, sein warmer Atem, der gegen meinen Hals haucht und sein Duft, der mich einhüllt. Wir haben doch alles. So wäre es auch, wenn ich ihm ein Ich liebe dich zuwispern würde. Hauptsache wir sind zusammen.
 

***
 

~Malvin~

"Autsch!" Von Kris leisen Ausruf vollends geweckt, öffne ich die Augen. Mein Freund sitzt halb aufrecht im Bett und reibt sich den Nacken.

"Was'n los?" Ich streichle leicht besorgt über seinen Rücken.

"Hab wieder doof gelegen", krächzt er und verzieht das Gesicht.

"Oh je." Ich rapple mich ebenfalls auf. "Kannst du dich auf den Bauch legen? Dann massiere ich dich."

"Ich probiere es." Mit Ach und Krach schafft es Kris mit meiner Hilfe in Bauchlage.

"Hast du Beton da drinnen?" Ist der verspannt!

"Das glaube ich auch ... Uhh! ... langsam." Seit Tagen geht das schon so. Kris wirkt total verspannt und es ist jetzt schon der dritte Morgen hintereinander, dass er einen schmerzenden Nacken hat.

"Was beschäftigt dich?"

Kris runzelt die Stirn. "Nichts. Ich habe nur schlecht geschlafen."

"Veräpple mich nicht. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du dir um irgendwas Gedanken machst." Zudem sehe ich es ihm an. Ich weiß wann er mir was verschweigt. Was kann es nur sein, das ihn so beschä... Er wird doch nicht ...! "Du machst dir doch hoffentlich keine Sorgen, dass immer noch was von Laurin will!"

"Was?! Nein! An diesen Idioten haben ich schon lange nicht mehr denken müssen."

Ich grinse schmal und beuge mich zu ihm hinunter. "Wieder einmal sind wir uns einig. Ich verschwende nämlich auch keinen Gedanken mehr an ihn." Zärtlich schmuse ich mit meinen Lippen über seinen Nacken und massiere ihn weiter fest durch. Was auch immer ihm auf der Seele liegt. Irgendwann wird er es mir sicher sagen.

Ich knete Kris Nacken und Schultern noch einige Zeit lang durch, bis mein Schatz wieder einigermaßen entspannt wirkt und lege mich dann wieder neben ihn. "Schon zu Ende?" Sein freches Grinsen ist ansteckend.

"Ich finde, jetzt bin ich mal dran mit einer Massage."

"Findest du?" Ich kräusle die Nase, was Kris zum lachen bringt. "Schmoll nicht, aber das verschieben wir auf heute Abend, ja?"

"Auf heute Abend? Aber wir haben doch noch Zeit bis wir in die Vorlesungen müssen."

"Ich muss noch zu einem Studienkollegen." Einen Studienkollegen?

"Soll ich mit?"

"Brauchst du nicht." Ein Kuss landet auf meiner Stirn und Kris rutscht aus dem Bett. "Ich gehe schnell unter die Dusche."

"Tu das ..." Kris verhält sich echt merkwürdig. Und seit wann besucht er schon am frühen Morgen irgendwelche Studienkollegen? Muss ich mir Gedanken machen? Ich schimpfe mich selbst einen Idioten! An sowas sollte ich noch nicht mal im Traum denken. Kris ist kein Fremdgänger. War er noch nie und wird es bestimmt auch nicht. Aber was hat er sonst? Vielleicht bekomme ich ja noch mehr raus, wenn ich jetzt ebenfalls aufstehe und schon mal das Frühstück mache.

Also ziehe ich mir was über und trotte in die Küche, wo ich alles vorbereite und darauf warte, dass Kris fertig geduscht hat. Als er dann angezogen in der Küche steht, staunt er nicht schlecht. "Du hast ja schon alles fertig!"

"Da ich schon mal wach bin, dachte ich, ich verwöhne dich ein wenig." Normal ist Kris von uns der Frühaufsteher und ich bin derjenige, der sich immer an den gedeckten Tisch setzt.

"Welch ein Service", kichert er und zieht mich an sich. "Das schreit ja nach einer Spezialbehandlung heute Abend."

"Wenn das so ist, dann kümmere ich mich jetzt jeden Morgen um dein Wohl." Kris gluckst, umfasst mein Gesicht und als sich unsre Lippen treffen, bin ich mir sicher, dass er mich weder betrügen noch hintergehen würde.
 

~Kris~

"Bis nachher!", rufe ich Malvi noch zu und rase danach die Treppen hinunter. Bin ich froh, dass er nicht nochmal nachgefragt hat, zu wem ich eigentlich gehe. Ich hätte ihn ungern angelogen.

Malvin hatte vollkommen recht mit seiner Vermutung, dass mich etwas beschäftigt. Nur was es ist, das verschweige ich ihm lieber. Ich will nicht, dass er sich Sorgen macht, oder gar darauf besteht, mich zu begleiten. Denn ich bin auf den Weg zu Ralf. Seit Montag geistert er mir im Kopf rum und es lässt mir keine Ruhe, dass er wegen mir so sehr leiden muss. Ich weiß nämlich viel zu gut, was es heißt, jemanden zu lieben, der einen nicht will.

In Gedanken versunken, wie ich ihm bloß helfen kann, steige ich in mein Auto und fahre zu ihm. Als ich vor seiner Wohnung stehe, verlässt mich fast der Mut, doch ich zwinge mich dazu auszusteigen, denke nicht weiter darüber nach, und klingle bei ihm. /Ja?/

Ich straffe mich unbewusst und mein Nacken sticht furchtbar. "Ich bin es. Kris."

Stille. Ich gebe ihm Zeit. Ein tiefes Einatmen, dann spricht er weiter. /Was willst du?/

"Mit dir reden. Ich will dir helfen." Ich schließe die Augen. Wie bescheuert sich das gerade angehört hat! Sicher lacht er mich gleich aus und bittet mich zu vesch... Der Türsummer geht! "Danke." Mit einer Mischung aus Erleichterung und aufkeimende Angst betrete ich das Haus.

Ralf steht schon vor seiner Wohnungstür, als ich bei ihm ankomme. "Komm rein. Kaffee?"

"Ähm ... Gern. Danke." Was für eine skurrile Situation! So oft war ich in dieser Wohnung, fühlte mich aber nie richtig wohl in ihr. Genau wie jetzt.

"Was hast du mir zu sagen?" Ralf lehnt sich an den Küchentisch und blickt mir kalt entgegen. Das habe ich verdient, oder?

"Ich wollte mich nochmal bei dir entschuldigen, und dir sagen, dass es nicht an dir liegt. Es ist alles meine Schuld und ..."

"Hör auf!" Erschrocken zucke ich zusammen. "Ich hab's kapiert! Das letzte Mal schon! Aber kannst du nicht verstehen, dass ich dennoch was für dich empfinde? Das ich dir das wenigstens sagen musste und wissen wollte, ob nicht doch eine kleine Chance für uns besteht? Da du mir aber so eindrucksvoll bewiesen hast, dass du endlich deinen Traumprinzen für dich erobern konntest, ist diese kleine Chance nun im Keim erstickt und ich weiß nicht, wobei du mir jetzt noch helfen willst." Er atmet leise aus. "Es ist jetzt sowieso alles egal."

"Wie meinst du das?" Mir wird ganz mulmig zumute.

"Ich habe meinen Boss um Versetzung gebeten. Ich ziehe nächste Woche von hier weg." Das mulmige Gefühl steigert sich um ein Vielfaches.

Fassungslos schaue ich Ralf an. Er war früher der einzige Mensch, mit dem ich über meinen Liebeskummer reden konnte. Er ist mir so ans Herz gewachsen, dass diese Nachricht mir die Luft abschnürt. "Alles nur wegen mir?", presse ich heraus und versuche seinem Blick stand zu halten.

"Nicht nur. Die Bezahlung ist besser und ... Hier erinnert mich einfach alles an dich. Es wird Zeit wo anders mein Glück zu versuchen. Diese Stadt hat mir nichts als Kummer bereitet."

"Ralf ..."

"Schon gut. Die Entscheidung viel schon, bevor ich dich in der Uni traf. Es war sozusagen ein letzter Versuch." Ralf senkt den Kopf und setzt sich zu mir. "Es ist fast so, als würde mich hier jeder verlassen. Früher oder später."

"Willst du drüber reden?" Seine Kiefermuskeln arbeiten angespannt. Anscheinend ringt er mit sich. "Sehe es als Abschied. Wir kennen uns jetzt schon ziemlich lange. Das es mit uns nicht geklappt hat, war vorauszusehen. Ich war nur zu feige, es mir selbst einzugestehen."

"Ja", seufzt er. "Im Grunde wusste ich es." Mit der Hand wischt er sich über die Augen und beginnt zu erzählen.
 

"Als ich hier her zog, verdiente ich noch nicht so viel, um mir diese Wohnung hier leisten zu können. Also suchte ich einen Mitbewohner und fand auch recht schnell einen. Dillan war mir auf Anhieb sympathisch. Wir verstanden uns fast blind, verbrachten die Abende zusammen, bis er diesen Kerl kennenlernte. Er sagte, es sei nichts Festes. Nur eine rein sexuelle Geschichte. Das beruhigte mich auch nicht gerade. Es kam, wie es kommen musste und Dillan verliebte sich in dieses Arschloch. Ich war am Boden zerstört und gestand mir letztendlich ein, dass ich mich schon länger in Dillan verliebt hatte. Ich erkannte erschrocken, dass ich meine Chance bei ihm vertan hatte.

Als Dillan dann plötzlich heulend nach Hause kam und sagte, dass sein Fickfreund nichts mehr von ihm wissen wollte, nachdem Dillan ihm seine Liebe gestanden hatte, war ich dermaßen erleichtert, dass ich mühe hatte nicht vor Freude los zuschreien. Dillan war also wieder Single und ich legte mich für ihn voll ins Zeug, bot ihm das volle Liebeskummertröstprogramm. Er war so am Boden, schlief sogar nachts bei mir, doch ich blieb standhaft. Ich redete mir ein, irgendwann würde Dillan schon merken, dass er zu mir gehörte. Nicht zu diesem Arsch. Doch alle Tröstversuche halfen nichts.

Nachdem sein Schwarm ihm irgendwas auf die Mailbox gequasselt hatte, rannte er wieder zu ihm. Ich bekam Herzrasen, hätte ihn am liebsten davon abgehalten, doch er hörte nicht auf mich. Zum Glück schien dieses Arschloch seine Erwartungen nicht erfüllt zu haben und Dillan kam verheult und mit den Nerven am Ende zu mir.

'Jetzt ist er endgültig von ihm geheilt', dachte ich und freute mich wie ein Schneekönig darüber. Dillan beschloss kurzerhand seine Familie zu besuchen, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich vermisste ihn höllisch. Wir telefonierten zwar, aber ich mochte es nicht, dass er so weit von mir entfernt war. Zu groß war die Angst, er könnte sich neu verlieben, oder einen besseren Tröster als mich finden.

Es dauerte nicht lange, da klingelte dieser Arsch an meiner Tür, der Dillan so verletzt hatte und wollte zu ihm. Angst kroch in mir hoch. Er wollte meinen Dillan wieder! Das sah ich ihm an. Ich sah den selben Blick, den ich jedes Mal sah, wenn ich in den Spiegel schaute und an Dillan dachte. Ich verjagte ihn und schlug ihm einfach die Tür vor der Nase zu. Doch leider fand er meinen Dillan und sie kehrten zusammen zurück. Sie waren jetzt ein Pärchen! Ein frisch verliebtes, und zeigten mir das auch in jeder Sekunde, in der ich sie zusammen sah.

Nach einem Monat bat ich Dillan auszuziehen. Er tat es, ohne mich nach dem Grund zu fragen. Ich bin mir sicher, dass er es gewusst hatte. Das ich mich in ihn verliebt hatte und ihn und seinen Lover nicht mehr sehen konnte. Er ging, und ich blieb alleine zurück. Seit ich hier wohne, bin ich alleine und diejenigen, in die ich mich verliebe, werden mit einem anderen glücklich. Ich will das nicht mehr." Mir schnürt sich die Kehle zu. Ich kann ihn so gut verstehen!
 

"Ralf ..." Automatisch greife ich nach seiner Hand, was er auch zulässt. "Ich wünsche dir so sehr, dass du jemanden findest." Er lächelt schmal und entzieht mir jetzt doch seine Hand. "Sag mir, wie ich dir helfen kann. Bitte."

"Bleib mir fern, das ist das Einzige, mit dem du mir helfen kannst. Es wird noch einige Zeit lang wehtun, das weiß ich aus Erfahrung, aber irgendwann wird es besser. Das wird es immer." Ralf steht auf. Ich folge seinem Beispiel, weiß einfach nicht mehr, was ich ihm sagen könnte außer, dass er mich jederzeit anrufen kann, wenn er etwas braucht. "Später vielleicht mal. Wenn du mir nicht mehr jede Sekunde im Kopf herumspukst und vor allem nicht in meinem Herzen."

Ich nicke schwach und presse ein "Mach's gut" heraus, bevor ich Anstalten mache, ihn zu umarmen, mich aber dann doch nicht traue.

Ralf begleitet mich noch bis zur Wohnungstür. "Kris?" Ich drehe mich zu ihm herum. "Vielleicht können wir eines Tages wieder Freunde sein."

"Das wäre schön." Jetzt gebe ich mir doch einen Ruck und schlinge meine Arme um Ralf, halte ihn ganz kurz fest an mich gedrückt und lasse ihn so schnell wieder los, wie die kleine Attacke angedauert hat. "Viel Glück", wünsche ich ihm noch, ehe ich von hier verschwinde.
 

Auf dem Unigelände laufe ich rüber zu Malvin, der mit ein paar Bekannten unter unsrem Baum steht und sich angeregt mit ihnen unterhält. Er lacht und sein Haar leuchtet hell in der Sonne. Ich habe so ein Glück! Was würde ich alles dafür geben, dass es Ralf auch bald so ergeht wie mir. Das ihm ganz schwindelig wird vor Liebe und er seinen Partner für's Leben findet.

"Da bist du ja Kris!" Malvi strahlt mich an.

"Ja. Hier bin ich." Ich ziehe ihn an mich und schiebe meine Nase in seine Halsbeuge. "Ich liebe dich."

Malvin lacht leise und tätschelt mir die Hüften. "Ich dich auch, mein anhänglicher Liebling. ... Du wirkst schon viel entspannter, kann das sein?"

"Ja. Es geht mir wieder besser." Er kennt mich wirklich viel zu gut.

"Erzählst du mir nachher auch, wo du warst?"

"Versprochen." Jetzt kann ich es ihm ja sagen. "Aber erst nach deiner versprochenen Massage."

"Das hört sich aber gut an!" Malvi schiebt mich ein Stückchen von sich und haucht mir einen Kuss auf. "Kommst du mit rein? Es wird langsam Zeit." Ich trete einen Schritt zurück und schnappe mir seine warme, vertraute Hand, die jetzt endlich zu mir gehört. Voll und ganz.
 

******
 


 

Das hier hörte sich doch schon verdammt nach einem Ende an, nicht wahr? Und das stimmt auch. Jedenfalls was Malvin und Kris angeht. Sie bekommen aber noch einen kleinen Auftritt hier. Versprochen! Aber ihre Geschichte ist bis hier erstmal erzählt. Jetzt geht es mit Laurin und Vince weiter, die noch ein paar Hürden zu bewältigen haben.

Bis zum nächsten Kapitel also!

Kapitel 14 - Manchmal kommt es eben anders als man denkt

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 14 - Manchmal kommt es eben anders als man denkt (Ohne Adult)

Kapitel 14 - Manchmal kommt es eben anders als man denkt (Ohne Adult)
 

~Laurin~

Mit einem Coffee to go und einem leckeren Croissant bewaffnet, drücke ich umständlich auf die Türklingel. "Na endlich!" Matthi reißt die Tür auf, noch ehe der Ton der Klingel verstummt ist. "Komm endlich rein! Ich drehe noch durch!" Huh! Was hat den den gestochen?

Matthias winkt mich nervös zu sich in die Wohnung, wobei er nur eine Unterhose trägt. Er duftet nach Duschgel und seine Haare schimmern noch etwas feucht. "Mach doch nicht so eine Hektik", sage ich ruhig und halte ihm mein angebissenes Croissant hin. "Auch einen Bissen?"

"Mensch Laurin! Hör auf mit dem Rumgealber! Hilf mir lieber!" Er stürmt in sein Schlafzimmer, und ich folge ihm seelenruhig. Mit seiner Hektik beschleunigt er die Sache auch nicht.

"Was ziehe ich nur an!" Matthi steht vor seinem Kleiderschrank. Neben ihm stapelt sich ein Haufen Klamotten, die er anscheinend schon verworfen hat. Oh je. Da wartet Arbeit auf mich!

"Nur die Ruhe. Nimm doch das hier." Ich ziehe ein weißes Hemd aus deinem Schrank.

"Das?! Damit sehe ich aus wie ein todlangweiliger Bürokaufmann! Das kann ich unmöglich am Strand anziehen!"

"Dann eine Shorts und ein Shirt."

"Wie sieht denn das aus?!"

"Als ob du an den Strand gehst?!" Ich hebe eine Augenbraue und schaue meinen besten Freund skeptisch an. Langsam dreht er durch! "Es ist eine Geburtstagsfeier. Da kommt man nicht im Anzug. Such dir eben eine dünne Hose raus und ein einfaches T-Shirt. Oder ruf Theo an, was er anzieht."

"Jetzt soll ich auch noch mit ihm im Partnerlook gehen?" Matthias wird richtig hysterisch und wirft weiter Kleidung aus seinem Schrank. War das gerade eine Herzchenunterhose?!

Ich atme tief ein. Was reicht, das reicht! "Ach Mensch! Du regst mich gerade tierisch auf!" Ich schubse ihn zur Seite und ziehe mit geübten Blick eine helle Stoffhose und ein dunkelblaues Shirt raus. "Hier! Anziehen und dann ab mit dir! Theo wartet sicher schon." Anscheinend kann sich Matthi mit meiner Auswahl anfreunden, denn er reißt sie mir aus der Hand und legt alles auf seinem Bett ab.

"Willst du nicht doch mitkommen?", fragt er mich ein wenig hilflos.

"Was soll ich denn da? Du gehst schön brav an Theos Seite dort hin. Schließlich bist du sein Freund."

"Ich bin nervös", flüstert er und fällt auf sein Bett. "Was wenn sie mich nicht leiden können? Oder sauer sind, dass Theo einen Fremden mitbringt?" Oh je! Da muss ich jemanden den Kopf zurechtrücken!

"Hörst du dir auch manchmal selbst zu, wenn du so einen Stuss redest?" Ich setzte mich neben ihn aufs Bett und klatsche auf seinen Oberschenkel. "Du bist jetzt ein Teil von Theos Leben. Dazu gehört auch seine Familie und seine Freunde. Genauso, wie Theo nun in unser Leben gehört. Wirf endlich deine Panik davor ab, dass alle über dich reden und mit dem Finger auf dich zeigen. Wir sind keine ängstlichen Teens mehr. Und du kannst es mit fünf Kerlen gleichzeitig aufnehmen, wenn es sein muss! Jetzt zieh dir das Shirt über und steig in den Wagen. Du Riesenbaby." Ich grinse ihn an, denn der grimmige Blick, den er mir nach dieser Ansprache zuwirft, ist einfach zu lustig! "Außerdem sind Jack und David richtig nette Typen", merke ich zusätzlich an.

"Du kennst sie?!" Matthias spielt Stehaufmännchen.

"Natürlich. Sie sind oft im Velvet." Ich zucke mit den Schultern. "Nun zieh dich an! Sie werden dich mögen. Glaube mir." Mein Freund nickt wirsch und beginnt sich endlich anzuziehen. Na das hätten wir schon mal hinbekommen.
 

Angezogen und wieder einigermaßen milde gestimmt, verfrachte ich das große Nervenbündel in mein Auto und fahre los. Endstation ist Theos Wohnung. Matthi hatte mich darum gebeten ihn zu fahren, da er kaum noch geradeaus laufen kann, so aufgeregt ist er. Ich beobachte ihm im Seitenspiegel. Seine Augen irren umher und er zupft sich immer wieder an den Haaren herum. Er lernt es einfach nicht! Immer noch ist er seiner Selbst so unsicher! Aber er macht das schon. Da bin ich mir sicher.

Ich halte vor einer Ampel und bemerke belustigt, dass er plötzlich ein ganz anderes Gesicht macht. Man kann ihm ansehen, an was er gerade denkt. "Du sabberst", kläre ich ihn auf und erfreue mich an einen ertappt aussehenden Matthi.

"Was?"

"Du fängst an zu sabbern. Pass ja auch, dass dir das nachher nicht passiert. Könnte peinlich werden."

"Ha ha." Mehr nicht? Matthi muss wirklich schiss vor dieser Geburtstagsfeier seines baldigen Schwagers haben.

Ich fahre weiter und mein Freund bleibt weiterhin stumm, bis ich vor Theos Wohnung das Tempo drossle. Jetzt kommt Leben in ihn und er hopst aus dem Auto, noch ehe ich richtig stehe. "Hey! Vorsicht bitte!", rufe ich ihm nach noch nach, doch das interessiert ihn nicht mehr. Er steht schon hampelnd vor Theos Haustür und klingelt wie ein Wahnsinniger. "Dir ist wirklich nicht mehr zu helfen, mein Freund", kichere ich und fahre weiter.

Trotz allem kann ich ihn dennoch gut verstehen. Auch ich freue mich auf einen schönen Nachmittag mit Vince. Wir wollen ein wenig in der Stadt umherlaufen, in der heute ein kleiner Jahrmarkt stattfindet, dort vielleicht ein Eis essen, die Sonne genießen und vor allem unsre Zweisamkeit auskosten. Eigentlich hätte ich auch gern Jus mitgenommen, weil er jeden Tag trauriger zu werden scheint, doch er hat heute morgen gesagt, dass er nicht will. Schade. Ein wenig Ablenkung würde ihm sicher mal ganz gut tun, aber zwingen können wir ihn ja auch nicht.

Bei Vince angekommen, halte ich am Straßenrand und steige aus. Endlich sehe ich ihn wieder! Es ist echt verrückt, wie sehr man einen Menschen vermissen kann, auch wenn man bloß Stunden von ihm getrennt war! 'Wie sich dann erst Matthi fühlen muss?', frage ich mich kurz, denke dann aber wieder nur an eins. Oder besser gesagt, an einen.
 

~Vince~

"Magst du wirklich nicht mit?" Griesgrämig schüttelt Justin seinen Kopf. "Echt nicht? Es springt auch ein großer Eisbecher für dich raus."

"Verarsch mich nicht Vinnie! Du und Laurin seid doch viel lieber unter euch. Ich störe da nur."

"Tust du nicht."

"Doch. Ich werde mal zu Daniel gehen. Der scheint im Moment auch Liebeskummer zu haben." Oh weia. Das hört sich ganz schön deprimierend an. Zwei Trauerklöße, die um eine verlorene Liebe trauern.

"Denkst du, das ist eine gute Idee?", frage ich ihn. "Du kennst Daniel. Es geht ganz schnell und er zieht dich noch mehr runter."

"Schlechter als jetzt kann es mir auch nicht gehen", meint er leise und schlurft mit einer Tasse Tee an mir vorbei ins Wohnzimmer. Ich atme tief ein. Laurin und ich unternehmen doch besser was. So kann es wirklich nicht mehr weiter gehen. Der Arme leidet wie ein Hund und ist teilweise auch noch selbst daran schuld.

"Vince?!" Herzflattern! Laurin ist zurück!

"Hier!" Ich rausche ihm fast in die Arme, als ich aus der Küche stolpere. "Können wir los?"

"Klar! Konntest du Jus überreden mitzukommen?" Ich schüttle den Kopf.

"Das bereden wir gleich." Ich packe Laurins Hand und zerre ihn wieder mit nach draußen. "Ist das warm!"

"Ja. Die Sonne heizt einen richtig ein. Am See ist es bestimmt herrlich heute." Ah ja! Die Geburtstagsfeier von Theos Freund. Oder Schwager. Oder sonst was.

"Sag mal ... Wann lerne ich eigentlich deine Familie kennen?", frage ich und laufe mit ihm zusammen langsam den Bürgersteig entlang.

"Du willst meine Familie kennenlernen?"

"Warum nicht? Und ich stelle dir meine vor."

"Sind wir schon so weit?" Laurin bleibt stehen und stellt sich vor mich. "Das könnte zu Fragen führen."

"Und zu welchen Fragen?" Ich halte noch immer seine Hand umschlossen und greife jetzt auch nach der Anderen.

"Zum Beispiel, ob wir zusammen sind."

"Was denkst du?", frage ich leise und werde nervös. "Sind wir zusammen?"

"Das wäre schön." Mein Herz schlägt Saltos.

"Dann wäre die Antwort darauf wohl ja." Laurins Lächeln ist alles, was ich als Antwort darauf brauche und wir tauschen einen viel zu kurzen Kuss aus. Am liebsten hätte ich ihm noch viel mehr gesagt, ihm ein richtiges Liebesgeständnis gemacht. Diesmal hätte es gepasst. Leider aber ist der Ort nicht richtig ausgewählt. Ich mache ihm sicher keine Liebeserklärung, wenn neben uns Passanten herumlaufen und uns jetzt schon merkwürdige Blicke zuwerfen. "Lass uns weiter gehen. Und dann reden wir nochmal in Ruhe darüber, ja?"

"Klingt gut." Hand in Hand steuern wir die Altstadt an und setzten uns in unser kleines Café. Unsre Lieblingskellnerin ist heute leider nicht da, aber was macht das schon? Laurin und ich sind ab jetzt ein Paar! Die drei bedeutsamen Worte werde ich ihm später noch zuflüstern. Dann ist alles perfekt!
 

***
 

~Vince~

Es ist schon dunkel, als Laurin und ich in meine Straße biegen. Der Tag war einfach wundervoll gewesen und in dem Wissen, dass wir nun zusammen sind, genoss ich es noch ein bisschen mehr, an der Seite meines Freundes an den vielen Ständen und Fahrgeschäften vorbei zu gehen.

Wir bleiben vor meiner Haustür stehen und Laurin wartet anschneidend darauf, dass ich sie aufschließe. Doch ich habe ganz andere Pläne. Ich schaue mich um. Kein Mensch zu sehen. Ich drehe mich vor Laurin um und drücke ihn gegen die Wand neben der Tür. "Was soll den das werden, wenn es fertig ist?", kichert er und streckt sich mir entgegen.

"Ich glaube, das weißt du ganz genau."

"Hier?"

"Nur ein bisschen naschen ...", flüstere ich ihm ins Ohr und küsse die Stelle direkt dahinter. Laurin erschaudert und klammert sich an mich. Deutlich spüre ich, wie seine wachsende Erektion gegen meinem Schritt drückt. Das fühlt sich nach so verdammt viel mehr an! "Ich kann es kaum erwarten, dir gleich in meinem Bett die Kleidung vom Leib zu pellen."

"Hört sich gut an." Unsre Lippen treffen sich, necken sich und versuchen sich gegenseitig einzufangen. Laurin lacht hell, als ich seine Oberlippe einsauge, sie aber gleich darauf wieder freigeben muss, da ich selbst anfange zu lachen. "Vince? Lass uns besser nach oben gehen."

"Angst, dass uns jemand erwischen könnte?"

"Moment mal! Du willst doch nicht wirklich jetzt und hier ...?" Ich schmunzle und versiegle erneut seinen Mund. "Vince!"

"Laurin!"

Lachend schlägt er mir gegen die Brust. "Nicht hier!"

"Habe ich doch gar nicht vor", beruhige ich ihn, packe seine Hand und hauche kleine Küsse drauf.

"Vinnie ... Nach oben bitte."

"Gleich."

Laurin entzieht mir seine Hand. "Bitte Vince. Ich will mir dir alleine sein."

"Wirklich?" Ich schaue ihm tief in die wunderschönen, grünen Augen. "Dann überzeuge mich. Warum sollte ich dich jetzt loslassen, um mit dir die unzähligen Meter bis in meine Wohnung gehen?"

"Nun", beginnt er und zeichnet mit seinem Zeigefinger kleine Kreise auf meinem Oberkörper. "Wenn wir jetzt oben währen, würde ich dich ins Schlafzimmer schieben und dir das hier" er zupft an meinem Shirt "ausziehen. Ich würde dich danach auf das Bett schubsen, dann damit anfangen, deinen Hals zu küssen und mich ganz langsam nach unten vorarbeiten. Über deine Brustwarzen hauchen, dich dort mit meiner Zunge ..."

"Schon gut! Überredet!" Das hält ja der stärkste Mann nicht aus! "Komm mit!" Laurin lacht dunkel und ist mehr als erfreut darüber, dass er dieses kleine Spiel gewonnen hat. Auch kein Wunder bei diesen unlauteren Mitteln.
 

Ich ziehe meinen Haustürschlüssel aus der Tasche, was sich als ziemlich schwierig gestaltet, denn das freche Früchtchen neben mir fummelt ungeduldig an meinem Hosenknopf herum. Mit einem mahnenden Blick schiebe ich seine Finger weg, als hinter uns ein Auto hält und den Motor ausstellt. "Vincie!!!", ruft mich jemand und lässt mich innehalten. Diese Stimme kenne ich doch!

"Daniel!" Was sucht der den hier? "Was treibt dich hier her?"

"Ich bringe Jus nach Hause." Stimmt ja. Justin war heute bei ihm.

"Und ich helfe ihm dabei!" Neben Daniels Gesicht taucht ein weiteres auf.

"Zoey!"

"Überrascht?"

"Ja. Lange nicht gesehen." Zoey ist Daniels beste Freundin, die ich wirklich schon einige Zeit lang nicht mehr gesehen habe.

Justin ist schon ausgestiegen. Daniel und Zoey steigen ebenfalls aus und gesellen sich zu Laurin und mir vor die Haustür. "Und wer ist das?" Zoey lächelt Laurin charmant an und hält ihm die Hand hin.

"Laurin. Mein Freund." Stolz schaue ich meinen Freund an und gleite mit der Hand über seinen Rücken.

"Der berühmte Laurin?! Justin hat schon alles über dich erzählt!" Zoey zieht ihn in eine Umarmung und überrumpelt Laurin damit etwas. Aber so ist Zoey. "Wisst ihr was? Darauf muss doch angestoßen werden! Daniel?! Du holst schnell mal ein paar Flaschen Blubberbrause! Und wir" sie legt ihre Arme um uns "gehen schon mal rein und quatschen ausgiebig!" Oh Laurin! Es tut mir so leid!

Drinnen stehe ich mit Laurin an der Garderobe, während Justin und Zoey ins Wohnzimmer vorgehen. "Tut mir leid. Hätte ich gewusst, dass die zwei heute hier auftauchen, wären wir besser zu dir gefahren."

"Kein Ding. Dann lerne ich eben heute schon ein paar Freunde von dir kennen." Laurin umarmt mich und tupft mir einen kleinen Kuss auf. "Aber nachher hast du das wieder bei mir gutzumachen."

"Das verspreche ich dir", wispere ich ihm zu und schnappe nah seinem Mund.

"Hey! Kommt ihr zwei auch mal?!" Schluchz, heul, jammer!
 

~Laurin~

Zoey ist richtig quirlig! Sie lacht eigentlich die ganze Zeit und wir verstehen uns prächtig. Außerdem trinkt sie ganz schön was weg. "Mix mir noch einen! Los!" Ich stehe mit ihr in der Küche, und als sie erfahren hatte, was ich beruflich mache, bettelte sie mich richtig an, ich solle ihr doch mal einen mixen. Bei dem einen Drink blieb es natürlich nicht.

Zum Glück sind meine Mittel hier begrenzt, und ich muss improvisieren. "Viel ist nicht mehr da", sage ich und deute auf die fast leeren Flaschen auf Vincents Kühlschrank.

"Dann kaufen wir noch was!"

"Zoey? Du hast eindeutig genug."

"Pfffft!" Sie schwankt und schnappt sich eine der angebrochenen Sektflaschen. "Ich vertrag so einiges!"

"Ich merke es." Grinsend schüttle ich den Kopf.

"Was'n?!"

"Nichts. Ich mache mir nur Sorgen, dass du morgen mit einem Kater aufwachen könntest."

"Pfffft!" Sie füllt sich ihr Glas und trinkt es mit einem Zug leer. "Je mehr Alkohol, desto mehr der bösen Beziehungsgeister verscheuchen wir aus eurem Leben!" Sie fuchtelt wild mit ihren Armen herum, als sähe sie diese bösen Beziehungsgeister vor sich rumschweben.

Lachend verschränke ich die Arme vor der Brust und lehne mich an die Küchenzeile. "Meinst du, hier sind welche?"

"Unbedingt! Noch von Nie..hicks! Niels!" Oh je! Jetzt hat sie einen Schwips. "Dieser Bastard!" Zoey knallt das Sektglas auf die Küchenzeile. "Der hat meinem guten Vincent das Herz gebrochen!" Jetzt wird es unangenehm.

"Gehen wir wieder zurück ins Wohnzimm...?"

"Nein!" Sie zeigt mit dem Finger auf mich. "Du machst doch so einen Scheiß nicht mit ihm, oder?!" Ich verneine. Natürlich habe ich nicht vor, Vince das Herz zu brechen. "Gut! Sonst bekommst du es mit mir zu tun!"

"Ich merke es mir", sage ich und fange an zu grinsen.

"Lach nicht!"

"Sorry. Aber es ist schön, dass du dich so um Vince kümmerst."

"Jawohl!" Vorsichtig geleite ich sie hinaus in den Flur, wo sie sich nochmal zu mir umdreht. "Du und Vince, ihr müsst das was ihr habt gut behandeln, ja?"

"Tun wir." Olle Suffdrossel. Trotzdem hat sie recht. Irgendwie.
 

***
 

~Laurin~

Der restliche Abend verlief nicht mehr ganz so feuchtfröhlich, aber nicht weniger unterhaltsam. Selbst Justin lächelte hier und da, obwohl er, genau wie Daniel, meist nur traurig dreinschaute.

Daniel hat auch Liebeskummer, was er den ganzen Abend runter spielte, aber jeder konnte es ihm ansehen, dass er seinen Ex noch immer liebt. Sie sind nicht im bösen auseinandergegangenen und, was mich teilweise ganz schön geschockt hatte, sie sind noch bis vor kurzem zusammen ins Bett gegangen, obwohl sie schon getrennt waren. Ganz zwanglos, wie mir versichert wurde. "Das könnte ich nicht", hatte ich erwidert. "Früher schon. Aber jetzt? Niemals! Es ist so viel schöner, wenn man sich liebt." Zack! Da war es! Ich verkrampfte mich und wagte gar nicht, rüber zu Vince zu schauen. Andererseits war der Satz mir Daniel gegenüber total peinlich und unpassend. Er war falsch gewählt. Schließlich liebt er seinen Ex ja noch.

"Das ist jetzt sowieso egal. Er hat einen Neuen. Einen Briefträger!" Verbittert trank er seinen Sekt aus. Ich entschuldigte mich dann doch noch für meinen Kommentar, doch er winkte nur ab.

Ob Vince was von meiner quasi-Liebeserklärung mitbekommen hatte, konnte ich nicht sagen. Er verhielt sich jedenfalls nicht anders als vorher.
 

"Danke für euren Besuch." Es ist mittlerweile schon zwei Uhr durch und Daniel und Zoey machen sich für den Aufbruch bereit. Trotz unserer Einwände, Daniel sollte nicht mehr Autofahren, will er es dennoch wagen.

"Fahr vorsichtig, ja?" Eindringlich schaue ich Daniel an. Der nickt nur und schlurft mit Zoey aus der Haustür. Seufzend drehe ich mich zu Vince. "Hoffentlich kommen sie gut zuhause an."

"Beistimmt. Daniel hatte nicht viel."

"Hm." Als Fachmann sozusagen, bin ich da anderer Meinung. Ich fühle mich immer in der Verantwortung, wenn ich Alkohol ausschenke.

"Hey. Jetzt zieh nicht so ein Gesicht. Lass uns lieber schnell ins Bett gehen."

"Und Jus?"

"Was ist mit ihm."

"Er sah den ganzen Abend so traurig aus."

"Gut. Schauen wir noch schnell nach ihm und dann ab in die Heia." Vincents Hand gleitet mir in den Schritt. Frechheit!

Zurück im Wohnzimmer suchen wir Jus. Doch der liegt schon schnarchend auf der unausgezogenen Couch. "Sollen wir ihn wecken? So kann er doch nicht schlafen."

"Nein. Lassen wir ihn." Vince schiebt mich leise in den Hausflur. "Wenn es für ihn unbequem wird, wird er das schon merken."

"Wenn du meinst." Nachdenklich folge ich meinem Freund ins Schlafzimmer. "Hat er eigentlich schon eine Wohnung in Aussicht?", frage ich und ziehe mir mein Oberteil aus.

"Ich glaube nicht."

"Hm."

"Laurin? Was ist los?" Vince kommt zu mir und umfasst mein Gesicht.

"Ich mache mir wirklich Sorgen um ihn. Er pennt auf der Couch bei einem Freund und ihm geht es immer schlechter vor Kummer. Wir müssen unbedingt handeln!"

"Ach Laurin!" Vince schaut mir in die Augen und küsst mich. "Weißt du eigentlich, wie wundervoll du bist?" Es ist wirklich schwer, an die Probleme seiner Freunde zu denken, wenn der Mann, den man liebt, einen so anschaut!

"Nein. Aber du könntest es mir zeigen", kichere ich und zupfe an seiner Gürtelschnalle.
 

*
 

Müde und noch immer etwas dusslig vom Alkohol, wickeln wir uns in die Bettdecke ein, nachdem ich das Kondom entsorgt, und die Tube zurück an ihren Platz verfrachtet habe. "Vince?" Gleichmäßige Atemzüge verraten mir, dass er schon längst eingeschlafen ist. "Ich liebe dich", flüstere ich leise, und hoffe, er bekommt es noch irgendwie mit. Danach kuschle ich mich ganz nahe an ihn und dämmre selbst langsam in den Schlaf.
 

******

Kapitel 15 - Es liegt Liebe in der Luft

Kapitel 15 - Es liegt Liebe in der Luft
 

~Laurin~

Ich binde mir meine Schürze um, als mich ein lauter Knall zusammenfahren lässt. Theo ist der Übeltäter indem er seine Spindtür laut zugeknallt hat. "Schlechte Laune?", frage ich ihn und klopfe ihm auf die Schulter.

"Was hat mich verraten?" Oh je! Da hat aber jemand arg schlechte Laune! Ich dachte, er sei frisch verliebt. Sollte er da nicht wie ich auf Wolke sieben schweben? Da es das nicht sein kann, kann es sich nur um eins drehen. Heute ist Mittwoch, das heißt, Matthias ist schon seit drei Tagen wieder auf der Baustelle und es dauert nochmal mindestens zwei, bis er wieder hier her kommt.

"Ich kann dich verstehen."

"Wirklich? Ist Vince auch weg?"

"Nein. Aber ich weiß wie es ist, wenn man auf Matthias wartet, er aber hunderte von Kilometern entfernt ist." Ich klopfe ihm nochmal auf die Schulter und streiche ihn dann beruhigend. "Kopf hoch. Bald ist doch Wochenende."

Theo lacht bitter und streicht seine Schürze glatt. "Matthi darf das kommende Wochenende wahrscheinlich auch noch durcharbeiten."

"Scheiße!" Das erklärt seine miese Laune natürlich. Mir würde es auch die Laune verhageln, wenn ich Vince erst nächstes Wochenende wiedersehen würde.

"Kommt das öfter vor? Das er so lange durcharbeitet?", fragt er mich leise und beäugt mich traurig.

"Ja. Aber ich hatte gehofft, dass er mal endlich kürzer tritt, nachdem du hier auf ihn wartest." Da hatte ich wohl falsch gehofft. Matthi ist einfach zu pflichtbewusst.

"Du meinst also, dass er gar nicht arbeiten muss, wenn er nicht will?"

"Zwingen können sie ihn nicht dazu. Aber Matthias ist ein zu gutmütiger Kerl. Wenn Not am Mann ist, kann man sich auf ihn verlassen. Das heißt aber auch, wenn auf der Baustelle alles drunter und drüber geht, wer richtet es? Matthias. Das macht ihn aber auch zu so einem lieben Kerl. ... So! Komm jetzt. Unsre Schicht hat schon längst begonnen." Ich lächle Theo aufmunternd an und marschiere los.

Armer Theo. Aber das bekommen die zwei schon irgendwie hin. Liebe überwindet doch alles, nicht wahr? Und wer könnte besser daran glauben, als jemand, der selbst bis über beide Ohren in kleinen rosa Herzchen versunken ist?
 

***
 

~Laurin~

Welch angenehme Art geweckt zu werden! "Mach AH!"

"AH!" Eine Weintraube landet in meinem Mund. Ich liebe Frühstück im Bett!

"Braver Laurin", säuselt Vince kichernd und lobt mich mit einem Kuss. Es war doch eine gute Entscheidung gewesen, gestern Abend hier her zu kommen. Eigentlich wollte ich nach Hause, aber durch das Gespräch mit Theo und seinem anschließend so grimmig-abwesenden Gesichtsausdruck, entschied ich mich vor lauter Sehnsucht nach meinem Liebling bei Vince durchzuklingeln, ob er noch wach ist. Das war er zum Glück und ich fuhr geradewegs zu ihm. Die Begrüßung war heiß, die anschließende Nacht heißer und der darauffolgende Morgen extatisch. Gott, ist das schön verliebt zu sein! Wir sind volle Kanne in der Honeymoon-Phase und leben die auch gehörig aus!

"Käse?" Ich nicke und öffne meinen Mund. Gefüttert zu werden kann auch ganz schön sein. "Was jetzt?"

"Dich und das Nutella." Vince lacht leise und greift nach dem braunen Glas. Knackend öffnet er es und pfriemelt die Schutzfolie runter.

"Wo willst du ..." RING! Handy! Und wie kann es auch anders sein? Matthis Klingelton. Da muss ich ran.

Ich verrenke mich fast, bekomme mein Handy aber zu fassen. "Ja?"

/Hey Lauri. Ich bin's./ Ach was!

"Was gibt's? ... Lass das ..." Kichernd winde ich mich unter Vincents Fingern. Er hat mir gerade Nutella um den Bauchnabel schmiert und will es mir anscheinend wieder auf ganz besondere Weise wieder saubermachen.

/Hör auf mit deinem Göttergatten herumzufummeln. Ich brauche deine Hilfe./ Sowas! Wer ruft denn immer zu den unpassendsten Zeiten an? Na ja. Ich bin mal nicht so und konzentriere mich auf meinen besten Freund. Scheint ja wichtig zu sein. Erst recht, wenn ich an Theo gestern denke.

"Bin ganz Ohr", verkünde ich und schnappe nach dem Nutellaglas, ehe Vince noch mehr Unfug damit anstellen kann. Inzwischen sind meine Brustwarzen auch mit der Schokocreme beschmiert. Wehe, er macht das nachher nicht restlos weg.

/Theos Nummer. Gib sie mir./ Was will er denn damit? Die hat er doch.

"Hast du sie gelöscht?"

/Nein. Mein anderes Handy ist kaputt und ich kann sie nicht auswendig./

"Tausch die SIM-Karte aus", schlage ich vor, und beglückwünsche mich zu der Idee. In meinem Zustand gerade eine beachtliche Leistung, wie ich finde!

/Die war voll. Ich musste sie im Telefonspeicher abspeichern./ So ein Pech.

Ich schalte mein Handy gerade auf Lautsprecher und will nach Theos Nummer suchen, da saugt sich Vincents Mund an meine Linke Brustwarze. Ich lache auf und Vince saugt weiter fest an meiner Haut und an der Creme, bis er sich schmatzend von mir löst. Böse schaue ich ihn an, was aber nicht lange anhält. Ich muss nämlich wieder grinsen, da sein Mund voll ist mir der braunen Masse. Das schreit nach einem Schokokuss! "Hast du was zu schreiben?" Zuerst muss ich mich aber erstmal auf Matthis Problem konzentrieren!

/Ja./ Ich gebe ihm die Telefonnummer durch. /Danke./ Aufgelegt. Sowas!

Mein Handy fliegt auf den Boden und ich schnappe mir meinen frechen Vincent. "Na warte!" Lachend, und mit den Lippen aufeinander gepresst, landen wir der Länge nach auf dem Bett. Das gibt bestimmt eine riesige Sauerei!
 

***
 

~Vince~

"Vincent! Lass das!" Laurin giggelt in meinen Armen und versucht halbherzig meinen Kopf wegzuschieben. "Ich muss los!"

"Geht nicht", murmle ich gegen seinen Hals. "Ich kann dich nicht gehen lassen." Laurin erschaudert in meinen Armen. Sehr gut. "Melde dich krank."

"Geht nicht." Sein Mund findet meinen und wir prallen gegen die Kommode in meinem Flur. Laurin ist schon fix und fertig angezogen. Der Schlingel wollte einfach abhauen, als ich im Bad war! Man stelle sich das mal vor!

Ganz von allein stehlen sich meine Hände unter seine Jacke, zuppeln das Oberteil darunter nach oben und bekommen endlich die warme, weiche Haut zu fassen. Ich schiebe mein Bein zwischen seinen Schritt und keuche auf, als ich seine Erektion dort spüre. Man könnte ja meinen, dass wir schon längst genug voneinander hätten. Doch dem ist nicht so.

Wir waren den ganzen Tag zusammen. Ich habe sogar meinen Laden geschlossen! Gut. Wegen Inventur. Die wollte ich ursprünglich auch machen. Aber versuch das mal einer, wenn so ein teuflisch-verführerischer Barkeeper auf einen wartet, und dann auch noch in den Laden kommt, während man versucht, das Silberbesteck zu zählen! Das geht einfach nicht! Die Inventur war gestorben und ich vernaschte meinen Süßen gleich an Ort und Stelle. Danach ging es oben weiter. Zum Glück ist Justin heute nicht da. Anscheinend flüchtet er vor uns. Ich kann es verstehen. Hätte ich noch Herzschmerzalarm, würde ich es auch keine Sekunde mit Laurin und mir aushalten. Ändern können wir es nicht. Dazu fehlt uns eindeutig die Willensstärke.

Deshalb stehen wir schon wieder eng umschlungen aneinandergedrängt, halb ausgezogen und verschlingen den anderen so gierig, als ginge es um unser Leben.
 

Oh man! Das geht es auch bald, wenn Laurin wirklich darauf besteht, heute zur Arbeit zu fahren. "Schlaf... hmm... zimmer!"

"Arbeit", keucht mein Schatz und drückt mich von sich. "Ich muss los."

"Wie lange?"

"Halb zwei." Uh! Das schaffe ich nicht!

Erneut ziehe ich Laurin an mich, beiße sanft in seine Unterlippe und bete, dass er die Arbeit endlich vergisst. Hat er nicht so einen guten Draht zu seinem Boss? Warum den nicht ausnutzen? Kann man als Krankmeldung auch 'leider notgeil' angeben? "Komm schon Laurin", versuche ich es nochmal und ziehe ihn ein Stück mit mir. Sein Körper gibt sogar nach, folgt mir ein paar Schritte, ehe er wieder stehen bleibt.

"Ich muss wirklich, wirklich los", sagt er und entreißt sich meinen Armen.

"Na gut. Aber du kommst wieder hier her!"

"Mach ich." Ich drücke ihm meinen Haustürschlüssel in die Hand und küsse ihn nochmal. "Ich muss jetzt ..." Mein Magen zieht sich zusammen. Gibt's den sowas?! Wie alt bin ich denn?

Laurin richtet seine Kleidung und hat schon die Türklinge in der Hand, als sein Handy klingelt. "Ich bin's nicht", schwöre ich und bin froh, dass er das klingelnde Ding aus seiner Hosentasche zieht. So habe ich ihn noch ein wenig bei mir. Und wer weiß? Vielleicht ist es ja sein Chef, der ihm sagt, dass er heute nicht zur Arbeit komme muss. Wäre doch zu schön ...

"Du schon wieder?", kichert Laurin ins Handy, was mich vermuten lässt, dass es nicht sein Chef ist. Bestimmt ist es Matthias. "Ja. ... Was ist denn nun schon wieder?" Laurin reibt sich die Stirn und stöhnt danach genervt. "Kann nicht sein. Ich habe vor einer Stunde mit ihm wegen den Schichten telefoniert." Er hat telefoniert? Wann denn? "Was? Wie kommst du den darauf?" Entsetztes Gesicht. "Bestimmt war er beschäftigt. Versuche es doch einfach nochmal. ... Mach dir mal keinen Kopf. Ich kann ihn heute Abend nochmal drauf ansprechen." Es kann sich ja nur um Theo drehen. "Das tust du mal schön selber", knurrt er, grinst aber dabei, was aber kurz danach wieder verschwindet. Irre ich mich, oder wird er leicht rot. "Nicht so richtig." Nun schaut er mich an und lächelt schmal. "Es hat sich noch nicht ergeben." Reden die gerade über mich? "Ich gebe Theo Bescheid. ... Ja mach ich. Tschau." Laurin legt auf und pustet laut die Luft aus den Lungen.

"Um was ging es denn? Ärger im Anmarsch?"

"Theo geht nicht ans Telefon und nun hat Matthi Angst, dass Theo sauer auf ihn ist."

"Meinst du, dass könnte stimmen?"

"Nein. Eher nicht. Theo ist bis über beide Ohren verknallt." Laurin steckt sein Handy wieder ein und schenkt mir einen mehr als flüchtigen Kuss, ehe er sich schnell verabschiedet und aus meiner Wohnung verschwindet. Und jetzt? Jetzt zähle ich die Stunden, bis Laurin wieder zurück kommt. Noch nicht mal Justin ist hier, um mir diese Stunden zu vertreiben. Och man!
 

***
 

~Laurin~

Ich bin ganz schön spät dran! Und das nur, weil ich meine Finger nicht von Vince lassen konnte! Hoffentlich wird das nicht noch zu einem Problem. Irgendwann kann ich gar nicht mehr ohne ihn … Grinsend schüttle ich über mich den Kopf. Sowas! "Hallo", knurrt es plötzlich hinter mir.

"Hallo ..." Theo! "Warte mal!" Wie passend! Gerade rauschte Theo an den Umkleiden vorbei. "Theo!" Eilig setze ich ihm nach, renne aber fast in ihn rein, da er auf meinen Ruf gehört hat und wieder zurückgekommen ist

"Hopla. Was gibt's denn?"

"Matthi!", keuche ich. "Der versucht dich schon seit gestern zu erreichen!" Theos Augen flackern auf.

"Das kann nicht sein. Mein Handy blieb den ganzen Tag stumm. Und das weiß ich, denn ich habe den ganzen Tag davor ... egal! Ich ..."

"Ich schwöre! Er hat mich gebeten dir auszurichten, dass du ihn zurückrufen sollst."

Theo legt seinen Kopf schief. "Ach?! Was meinst du, versuche ich schon die ganze Zeit?"

"Hast du seine andere Nummer nicht bekommen?", frage ich, obwohl ich mir das nicht vorstellen kann. Matthi hat ihm doch gleich Bescheid gesagt.

"Neue Nummer? Nee."

"Warte mal. Komm mit." Ich schleife Theo zurück in die Umkleide und krame mein Handy heraus. "Sein Handy ist defekt und er bat mich um deine Nummer."

"Hast du ihm auch meine Neue gegeben? Oder meine Alte?"

"Was soll die Frage?! Natürlich habe ich ihm deine neue Nu... Scheiße!" Entsetzt starre ich auf mein Handy. Theos alte Nummer habe ich noch immer abgespeichert. Für seine Neue hatte ich einen extra Eintrag gemacht, und wollte die Alte noch löschen. Hab ich aber nicht. "Mist! Oh Theo! Es tut mir so leid! Wo war ich nur wieder mit meinen Gedan... ken?" Ich weiß wo ich war. Bei Vince und seinem Schokomund. "Bitte verzeih mir!"

"Schon gut. Gibst du mir jetzt seine andere Handynummer? Dann rufe ich ihn gleich zurück."

"Ja klar!" Ich Idiot! Ich lasse ihn schnell die Nummer abtippen und troll mich aus der Umkleide. "Und sag ihm, es tut mir unendlich leid, ja?"

"Mach ich." Theo grinst mich an. Er wirkt richtig erleichtert. Was habe ich da nur für einen Mist gemacht?!
 

Keine Stunde später, ich stehe hinter der Bar, kommt Anton, mein Boss auf mich zu. "Hey Boss! Willst du einen Drink?"

"Nein. Hast du Theo gesehen?"

"Ähm. Vorhin, als ich angekommen bin, und ..." Ich überlege. "Seitdem nicht mehr." Eigentlich müsste er doch hier sein.

"Klasse! Keiner weiß, wo er abgeblieben ist! Das gibt's doch nicht!" Mein Boss wird richtig sauer und stößt sich von der Bar ab. "Wenn du ihn siehst, sag ihm, dass die Kacke mächtig am Dampfen ist! So eine Arbeitsmoral ist völlig indiskutabel!"

"Mach ich. Klar Boss." Au weia!

Mein Boss dampft ab und läuft in den Mitarbeiterbereich. Was ist den nun schon wieder vorgefallen? Viel Zeit mir darüber den Kopf zu zerbrechen bleibt mir nicht. Die Gäste warten. Das Theo jetzt Ärger bekommt, kann ich nicht verhindern. Aber so schlimm wird es sicher nicht. Er und der Boss kennen sich ziemlich gut. Leider beschleicht mich ein anderes Gefühl, dass tausendmal furchtbarer ist, als die Angst, Theo könnte seinen Job deswegen verlieren. Was, wenn er und Matthi sich schon wieder in der Wolle haben? Das die zwei Trampel aber auch immer wieder treffsicher ins nächste Fettnäpfchen treten müssen!
 

Nach Feierabend versuche ich sofort einen der Beiden zu erreichen. Vergebens. Also setzte ich mich in mein Auto und fahre zu mir nach Hause. Ja, ich weiß, Vince wartet auf mich. Aber dem sage ich gleich noch Bescheid. Falls nämlich etwas passiert ist, ist es besser, wenn ich Zuhause bin. Ich habe da so ein Gefühl und mein Gefühl täuscht sich selten.
 

***
 

~Laurin~

So ist es dann auch, als mich morgens um kurz nach elf meine Türklingel aus den Schlaf reißt. Kaum zu fassen, dass ich so lange geschlafen habe. Anscheinend hatte ich noch ganz schön was nachzuholen von gestern ... Nur in meiner Pyjamahose schlurfe ich zur Tür und drücke den Knopf für die Sprechanlage. /Theo/, knurrt es aus dem Lautsprecher. Ohne Kommentar drücke ich den Türöffner, öffne meine Wohnungstür und gehe in die Küche. Kaffee! Und zwar sofort! "Laurin?"

"Küche." Keine Sekunde später füllt seine kräftige Gestalt meine kleine Küche aus. Die zwei sind sich so ähnlich. Warum will es einfach nicht zwischen den beiden klappen? "Setzt dich. ... Der Boss ist sauer auf dich."

"Das kläre ich schon noch", nuschelt Theo und nimmt platzt. Ich setzte mich ihm gegenüber und warte auf das, was er mir zu sagen hat. "Laurin? Ich frage dich jetzt ganz gerade heraus, ja?" Ich nicke. "Hat Matthias eine Affaire?"

Mit einem Schlag bin ich wach. "Bitte was?!" Gut, dass ich noch keinen Kaffee getrunken habe. Der wäre mir jetzt nämlich wieder zu den Ohren herausgeflossen. "Wie kommst du auf den Scheiß?!" Entsetzt schaue ich Theo an und bemerke erst jetzt, wie scheiße er aussieht. Tiefe Augenringe, Stoppeln im Gesicht und aschfahle Haut. "Theo, was ist Herr-Gott-nochmal passiert?"

Er senkt den Kopf und zupft am Rand der Tageszeitung herum, die hier schon seit Tagen liegt. "Gestern, als ich ihn anrief und ihm alles erklären wollte, da ... Scheiße Laurin! Da war ein anderer Kerl bei ihm! Ich habe ihn gehört und ... die haben ... Matthias hat ... die Geräusche!" Theo klappt regelrecht in sich zusammen und mir kommt jetzt doch der noch nicht vorhandene Kaffee hoch.

"Niemals!", presse ich hervor. "Matthi geht nicht fremd! Für ihn lege ich meine Hand ins Feuer. Meinen Schwanz von mir aus! Theo! Schau mich an!" Ich schlage mit meiner Handfläche auf die Tischplatte. Heult er?! Du liebe Zeit! Theo Müller heult!

"Wie kannst du dir da so sicher sein?!"

"Das kann ich, weil Matthias der einzige Mensch ist, denn ich besser als mich selbst kenne. Während ich mich damals durch die Gegend gevögelt habe, hat er mir Vorträge über Liebe und Treue gehalten. Seit ich ihn kenne, und das ist schon verdammt lange, sucht er seine große Liebe."

"Kann ja sein, dass nicht ich seine große Liebe bin und er einen anderen gefunden hat."

"Vergiss es! Matthias steigt nicht einfach mit einem anderen Kerl ins Bett! Würde er nie und macht er auch in Zukunft nicht!" Es mag anmaßend klingen, aber gäbe es eine unumstößliche Sache, auf die ich schwören müsste, dann wäre es Matthias' Treue und Loyalität. "Theo? Er liebt dich. Wieso sonst hätte er mich zwei Mal angerufen und nach dir gefragt? Und warum hat er mir gestern Abend noch eine SMS geschrieben, ich solle ja nicht vergessen dich zu fragen, wieso du ihn nicht anrufst? Das er dieses Wochenende nicht herkommen kann, macht ihn genauso fertig wie dich. Da gibt es keinen Anderen, mit dem er lieber im Bett liegt." Shit! Hoffentlich glaubt er mir! "Theo?" Ich greife nach seiner Hand, doch er zieht sie mir weg. "Fahr zu ihm. Klär das."

Er schnauft bloß und wischt sich über die Augen. "Ich darf doch nicht! Er will mich nicht bei sich haben auf der Baustelle."

"Verflixt Theo! Matthi hat Angst! Das habe ich dir schon mal erklärt! Das liegt nicht daran, dass er dich nicht liebt oder eine Affäre dort hat! Er ist unsicher!" Am liebsten würde ich jetzt beide packen und jedem eine kleben!

"Lass gut sein Laurin. Du bist sein Freund. Klar das du zu ihm hältst", sagt er traurig und steht auf.

"Wo willst du hin?!"

"Nach Hause. Ich bin müde."

"Nichts da! Du bleibst hier und rufst Matthias an! ... Theo!" Der Trottel ist aber schon aus meiner Küche geflohen. Ich renne ihm zwar nach, doch er ist schon weg. "Scheiße!" Ich muss Matthias anrufen! Und zwar sofort!
 

~Vince~

Inventur, Inventur, Inventur. Ich muss Inventur machen! Gar nicht so einfach, wenn man auf Entzug ist. Auf Laurin-Entzug um genau zu sein. Eigentlich ist es ganz gut, dass er nicht hier ist. So kann ich ungestört meine längst aufgeschobene Inventur machen, doch mir fehlt der Schwung. Wenigstens hilft mir Justin. Nur sieht der auch aus wie sieben Tage Regenwetter. "Justin? Willst du darüber reden?"

"Nö", murmelt er und korrigiert meine Liste.

"Du gehst noch ein wie eine Herzkranke Primel", prophezeie ich ihm und werfe meinen Block weg. "Erzähl mir deinen Kummer."

"Den kennst du doch schon."

"Warum rufst du ihn dann nicht an?"

"Keine Lust."

"Lahme Ausrede."

"Ach Mann!" Er wirft den Kugelschreiber von sich und guckt mich finster an. "Ich will nicht darüber reden!"

"Hat er dir nochmal eine SMS geschrieben?" Bingo! Justin zuckt beim Wort SMS zusammen. "Was wollte er?"

"Ist egal. Ich werde ihn nie wiedersehen."

"Justin!"

"Lass mich!" Er steht auf und rauscht an mir vorbei.

"Ich habe noch nie erlebt, dass du wegen einem Kerl so sehr getrauert hast. Du musst ihn wirklich lieben." Wie ein getroffenes Reh bleibt mein Kumpel stehen und lässt die Schultern hängen.

"Und du? Wann sagst du Laurin endlich, dass du ihn liebst? Oder willst du warten, bis ihr deine Matratze vollends in den Boden gerammt habt?"

"Wenigstens habe ich jemanden zum in den Boden rammen." Oh, das war fies! Aber nur so bekommt man was aus dem guten Justin, wenn er partout nicht über ein Thema sprechen will.

"Ramon und ich hatten mehr Sex, als du und dieser Barkeeper es jemals haben werden!" Ja hoppla!

"Glaube ich nicht", ärgere ich ihn weiter.

"Mir doch egal!" Justin rennt die Treppen hoch. Diesmal hat das dann ja wohl nicht so hingehauen mit dem necken, bis er redet. Vielleicht sollten wir das dann doch anders angehen. Laurins Plan wird mir immer sympathischer. Wahrscheinlich muss Justin wirklich ins Eiskalte Wasser gestoßen werden, um zu begreifen, dass er nicht einfach vor der Liebe davonrennen kann. Oder soll ich es nochmal mit guten Zureden versuchen? Ein Versuch kann ja nicht schaden.
 

Wieder bleibt die Inventur liegen und ich stapfe die Treppen zu meiner Wohnung hoch. Leise schließe ich die Wohnungstür und schleiche zum Wohnzimmer. Dort liegt er. Auf dem Sofa, sein Gesicht in den Armen verborgen und heult. Der Arme! Warum gibt er seinen Gefühlen nicht nach?! So stur war er doch noch nie! "Justin?"

"Hau ab!"

"Nein." Ich gehe auf in zu und setzte mich an den Rand des Sofas. Beruhigend streichle ich ihm über den Rücken. "Ruf ihn an."

"Nein!"

"Was hast du noch zu verlieren? Dir geht es doch jetzt schon mies. Wovor hast du Angst?" Justin dreht sich auf die Seite und wischt sich die hervorquellenden Tränen mit dem Handrücken weg. Ich seufze bei diesem Anblick. Er tut mir so leid.

"Das weißt du doch ganz genau", schnieft er. "Sie werden mich immer irgendwann alleine lassen! Selbst bei dir und Niels war es so! Dabei ward ihr das perfekte Paar." Ich schlucke hart. Eigentlich möchte ich jetzt nicht über die Beziehung von Niels und mir sprechen. Doch ich habe anscheinend keine andere Wahl.

"Ich bereue meine gemeinsame Zeit mit Niels nicht. Im Gegenteil. Ja, die Trennung war nicht schön, aber das Leben geht weiter. Jetzt habe ich Laurin. Und das mit ihm ..."

"Wird auch nicht ewig gehen", unterbricht er mich.

"Ich werde aber alles dafür tun, dass es das wird. Es aber erst gar nicht zu versuchen, wäre noch viel schlimmer."

Justin strampelt sich in eine sitzende Position und lehnt sich an mich. "Ich bin aber nicht so stark wie du. Ich kann das nicht. Nicht mehr."

"Da irrst du dich. Du bist stark. Stark und ein riesen Sturkopf." Ein klitzekleines Lächeln huscht über Justins Lippen. "Dieser Ramon scheint sehr an dir zu hängen, wenn er dir nach einem Monat noch schreibt."

"Ich weiß nicht ..."

"Was hat er den geschrieben?"

Wieder quellen Tränen hervor. "Bitte komm zu mir zurück. Te amo mi estrella.*" Justin verbirgt sein Gesicht an meiner Brust und heult los. Was mach ich denn nur mit ihm?
 

Nachdem sich Justin bei mir ausgeschüttet hatte, ist er ganz erschöpft eingeschlafen und ich habe ihn in mein Bett verfrachtet. Laurin kam vor einigen Minuten auch endlich wieder und war nicht minder aufgelöst wie ich. Er erzählte mir von Theo und Matthias, und was zwischen denen gerade abgeht. "Oh man", puste ich. "Bei Justin sieht es auch nicht besser aus", berichte ich ihm und erkläre alles zuvor geschehene.

"Und jetzt?", will Laurin wissen.

"Erstmal Theo und Matthias. Das ist akuter. Und danach ... Ruf Ramon an."

"Du gibst mir dein Einverständnis?"

"Ja. So kann es nicht weitergehen." Laurin nickt und rührt in seinen Nudeln rum. "Wann wird Matthias hier sein?"

"Am späten Nachmittag. Falls kein Stau ist. Am besten, ich mache mich nach dem Essen auf den Heimweg. Das ich da bin, wenn er ankommt."

"Soll ich mit?"

"Nein. Bleib bei Jus. Vielleicht braucht er jetzt doch mal jemanden zum Reden."

"Wäre schön. Besser als sein stilles hineingefresse der letzten Tage."

Wir essen noch zu Ende und verabschieden uns. "Sag mir Bescheid, wenn die zwei wieder alles geklärt haben."

"Mach ich. Bis später." Laurin nimmt mich fest in den Arm und küsst meinen Hals. "Ich bin froh, dass das mit uns nicht so ein hin und her war."

"Ich auch", flüstere ich und spüre mein Herz hart gegen meine Rippen schlagen. Jetzt wäre doch der richtige Zeitpunkt um ...

"Mach's gut! Und grüße Justin von mir, wenn er wach ist."

"Mach ich." Zu spät. Laurin ist schon aus der Tür hinaus. Dann eben ein anderes Mal. "Wir haben ja alle Zeit der Welt." Und das zu wissen, fühlt sich echt unglaublich gut an.
 

***
 

~Laurin~

Jetzt sitze ich hier bei David und Jack im Wohnzimmer. Die beiden sehen genau wie ich etwas peinlich berührt Richtung Schlafzimmer. Die Geräusche, die von dort zu uns herüberschallen sind mehr als eindeutig.

"Ich glaube, mein Typ wir hier nicht mehr verlangt", sage ich etwas wirsch und bedanke mich bei David und Jack. "Sagt Matthias einen schönen Gruß von mir. Er soll mich anrufen, wenn er wieder ... Kleidung anhat."

"Machen wir", kichert Jack und begleitet mich zur Tür. "Danke, dass du Matthias mit hergebracht hast. Theo war echt am Ende wegen diesem Missverständnis."

"Ich weiß. Er hat heute morgen heulend in meiner Küche gesessen."

"Wer? Theo?!" Ich bejahe. "Wahnsinn!"

"Das dachte ich auch." Ich verabschiede mich schnell von den beiden und verlasse das Haus. Nicht zu fassen, aber die zwei haben sich endlich versöhnt! 'Bitte lass es auch so bleiben!', denke ich und steige in mein Auto. Nichts wie ab zu Vince!

Als Matthi vor meiner Tür stand, und ich ihn dann zu Theo fuhr, der bei seinem Bruder David Unterschlupf gesucht hatte, hätte ich nicht mehr dran geglaubt, dass die beiden sich noch heute versöhnen. Ich sah den Karren schon zu tief im Morast versinken. Einerseits wegen Theos altbekannter Sturheit und andererseits wegen Matthias Unsicherheit. Aber sie haben es geschafft! Alles hat sich zum Guten gewendet und ich bin mir hundertprozentig sicher, dass wir das mit Justin und seinem heißgeliebten Ramon auch noch auf die Kette bekommen! Es liegt Liebe in der Luft und keiner kann sich dem entziehen! Auch ein vor Kummer zerschrumpelter Justin nicht!

Ich parke vor Vincents Haus und laufe gut gelaunt auf die Haustür zu. Zu klingeln brauche ich nicht, denn ich habe noch immer Vincents Schlüssel einstecken. Mir schleicht sich ein Grinsen ins Gesicht. Ich werde meinen Schatz einfach mal überraschen! So leise es geht schließe ich auf und husche in den Hausflur. Vorsichtig gehe ich die Stufen bis in den ersten Stock hoch und schließe die Wohnungstür auf. Ich spähe in die Wohnung. Niemand zu sehen. Dafür höre ich aber laute Stimmen aus dem Wohnzimmer. Gut, dann blase ich meine geplante, halbnackte Überraschungsaktion besser ab. Hört sich so an, als habe er Besuch.

"Vince?" Ich öffne die Tür zum Wohnzimmer und spähe hinein.

"Laurin!" Vince, der eben noch auf der Couch gesessen hat, steht nun auf. Wieso sieht er aus, als habe ich ihn bei irgendwas ertappt? "Du bist schon hier?!"

"Ja." Ich schaue von Vince zu Justin, der mit verschränkten Armen vor dem Fenster steht und auf einen Mann starrt, der vor dem Couchtisch steht. Er ist blond, etwas hager, ansonsten aber ganz attraktiv. Er beachtet mich gar nicht, sondern sieht Vincent an, als wäre er die einzige Person hier im Raum. "Hallo. Störe ich?" Ist das einer von Vincents Freunde?

"Nein. Du bist genau richtig gekommen Laurin", sagt Justin, fixiert aber noch immer den Fremden. "Darf ich vorstellen? Das ist Laurin. Vincents Neuer. Laurin?" Jetzt schaut er mich an und grinst bitter. "Das hier ist der Arsch, der Vincent verlassen hat. Das hier ist Niels." Niels?! Vincents Ex?!

Was macht der den hier?!
 

******
 


 

*Ich liebe dich mein Stern
 

Zuerst mal: Wollt ihr wissen, was bei Theo und Matthi abgegangen war? Dann lest bald bei Starke Kerle, Starke Gefühle weiter! :-P

Im 10ten Kapitel erfahrt ihr dann alles.
 

So, und wer mich jetzt erwürgen will, weil ich hier einen bösen Cliff gebaut habe: Tut mir sooooorry! Ihr müsst euch noch ein wenig gedulden. Aber nicht sehr lange. Dann erfahrt ihr, warum Niels wieder aufgetaucht ist.

Kapitel 16 - Ich will dir nur schnell sagen: Ich liebe dich

Kapitel 16 - Ich will dir nur schnell sagen: Ich liebe dich
 

~Vince~

Wut, Unglaube, Trauer, teilweise sogar Hass. All das stürmt auf mich ein. Von den ganzen Emotionen wird mir regelrecht schlecht. Zudem ganzen Chaos kommt noch: Laurin ist hier! Der Mann, den ich liebe und der Mann, an dem ich fast zerbrochen wäre, sind nun beide in meinem Wohnzimmer.

Was mache ich denn jetzt? Ich weiß, was ich eigentlich machen sollte. Ich sollte zu Laurin rüber gehen, ihm sagen, dass alles okay ist, dass Niels nur hier ist um ... ja um was?! Soll ich ihm den Grund verraten? Ihn damit verunsichern, oder damit gar alles auf's Spiel setzen, was bisher zwischen uns war?

Nein! Ich kann Laurin nicht sagen, weshalb Niels vorhin hier aufgetaucht ist. Unmöglich! Ich kann ihm nicht sagen, dass er ... Das er mich … 'Ich habe damals einen Fehler gemacht, Vincent. Bitte. Ich will wieder bei dir sein. Ich liebe dich noch immer.' Gut, dass ich schon gesessen habe, als er mir dies sagte. Im ersten Moment dachte ich gar nichts. Im zweiten, dass das nur ein dummer Scherz sei und im dritten, dass ich ihm am liebsten eine reinhauen würde. Doch ich tat es nicht. Ich starrte Niels einfach an. Starrte in dieses Gesicht, dass ich die vergangenen Jahre besser gekannt habe, als mein Eigenes. In das Gesicht des Menschen, mit dem ich alt werden wollte.

Der Einzige, der was sagte war Justin. Er beschimpfte Niels, redete auf mich ein, ich solle ihn doch endlich rausschmeißen, aber das konnte ich nicht. Ich konnte mich nicht rühren, konnte nichts sagen und ihn erst recht nicht rausschmeißen. Mir ging schließlich nur eins durch den Kopf: Niels ist endlich hier und ich habe die Möglichkeit, ihm alles zu sagen, was ich in all den Monaten in mich hineingefressen habe. Ihm all den Schmerz entgegenschleudern, an dem er Schuld war. Die ganzen Tage und Wochen, in denen ich kaum Luft bekam, weil mir mein ganzer Brustkorb wie zugeschnürt vorkam. Die ständigen Fragen, warum ich vorher nichts bemerkt habe und deshalb hätte gegenlenken können. 'All das kann ich jetzt klären', dachte ich nur und musterte Niels' Gesicht, das mich fast flehend ansah.
 

"Vinnie! Jetzt mach doch endlich mal was! Laurin ist hier!" Aus den Augenwinkeln sehe ich Justin mit den Armen rudern. "Vincent! Aufwachen!"

"Ist schon gut, Jus", flüstert Laurin monoton. "Ihr habt sicher eine Menge zu besprechen. Ich ... Ich lass euch mal alleine."

"Was?! Laurin!" Justin stürmt aus dem Wohnzimmer, schreit mich nochmal an, ich solle doch was tun und rennt hinter Laurin her. Gut so. Im Moment kann er sich viel besser um ihn kümmern als ich.

"Endlich allein." Niels lächelt nervös und will auf mich zukommen.

"Bleib!", herrsche ich ihn an und hebe meine Hand, um ihm Einhalt zu gebieten. "Bleib da wo du bist."

"Ist gut." Niels nickt und bleibt weiterhin vor mir stehen, den Wohnzimmertisch noch immer als kleine, aber wirksame Barriere zwischen uns. "Du hast also wirklich einen Neuen?"

"Ja."

"Und du liebst ihn?"

"Ja."

"Mehr als mich früher."

Ich straffe mich und balle die Hände zu Fäusten. Endlich habe ich mich wieder soweit im Griff, dass ich ihm entgegentreten kann. "Niels, was soll das?"

"Was das soll? Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich will dich zurück. Ich lieb..."

"Stopp! Ich will das nicht hören." Ich atme tief ein, krame all den Kummer und meine Wut hervor, die ich tief in mir begraben hatte, um endlich wieder mein Leben führen zu können, nachdem er mich so schamlos wegen eines Anderen hat sitzen lassen. "Hast du überhaupt eine Ahnung, wie es mir nach der Trennung ging?"

"Ich kann es mir vorstellen."

"Einen Scheiß kannst du!", brülle ich ihn an, selbst ganz verwundert darüber, dass ich so laut werden kann. "Du hast unsre Beziehung in den Sand gefahren, weil dir unser Alltag zu langweilig war! Bist zu einem Anderen gerannt! Und weshalb?!"

"Ich dachte …"

"Das ich nicht lache! Du hast gar nichts gedacht!" Ich atme schwer und versuche mich etwas zusammenzureißen. Doch meine Wut will raus. Das, was ich ihm damals vor lauter Unglauben, dass er wirklich geht, nicht sagen konnte bricht mit einem Mal aus mir heraus. Damals, als er mit seinen Koffern vor mir gestanden hatte, war meine Kehle wie zugeschnürt gewesen, und ich hoffte, dass alles sei nur ein schlechter Traum, weshalb ich nur zuschauen konnte wie er mich verließ. Jetzt muss ich ihm all das sagen, was mir seit dem auf der Seele brennt. "Ich wollte für den Rest meines Lebens mit dir zusammenbleiben!", brülle ich ihn an. "Ich dachte, das mit uns hält ewig! Ich war angekommen! Und eigentlich hatte ich geglaubt, dass wärst du bei mir ebenfalls." Niels hat während meines Vortrags wieder den Kopf gesenkt. Genauso wie damals, als er mir erklärt hatte, dass er mich verlässt. Das geht zu weit! "Schau mich verflucht noch mal an!" Scheu kommt er dem nach und ich schlucke hart. Ich will es nicht, aber alte Gefühle kommen wieder hoch. Er sieht so traurig aus. So, als ob ich ihn beschützen müsste. Irgendwie gebrochen und allein gelassen. "Hat es sich wenigstens gelohnt?", frage ich leise.

"Was?"

"Dein Neuer. Hat er dir all das gegeben, was ich dir gegeben habe? Und auch das, was ich dir anscheinend nicht geben konnte?"

Meine Beine werden taub, als ich sehe, wie sich Niels' Augen mit Tränen füllen. Hatte ich eben mit meinem Eindruck etwa recht? "Nein ... Er hat mich ... Er wollte ..." Nun senke ich den Blick und kann ihm nicht mehr in die rotgeschwollenen Augen schauen. "Wenn ich nicht das gemacht habe, was er wollte, dann hat er mich gesch..."

"Ich will es nicht hören", unterbreche ich ihn. "Daran bist du selbst schuld." Es tut weh, das sagen zu müssen, aber ich muss. Sonst könnte das hier anders verlaufen, als ich eigentlich will. Ich darf ihn nicht mehr in mein Leben lassen. "Geh."

"Vincent, ich weiß aber nicht wohin!"

"Das ist nicht mein Problem." Mein Brust schnürt sich zusammen. Egal was war, ich habe diesen Mann geliebt. Und zu wissen, dass dieser Mistkerl ihm wehgetan hat, bringt mein Blut nur noch mehr zum Kochen.

"Er sucht mich", flüstert er und beginnt zu zittern. "Wenn er mich findet, dann holt er mich zurück." Er holt ihn zurück?! Heißt das etwa, dass dieser Kerl Niels …? Ich fasse es nicht, was ich da höre!

"Dann wehre dich gegen ihn."

"Kann ich nicht. Er ..." Niels bricht ab und wird von einem Heulkrampf durchgeschüttelt.
 

Es ist mir so unangenehm, und ich weiß einfach nicht, was ich jetzt machen soll. Am liebsten würde ich ihn in meine Arme ziehen, ihm sagen, dass alles wieder gut wird. Es würde aber sowieso nicht nützen. Ich kann ihm nicht versprechen, dass alles wieder gut wird, weil es das eben nicht wird. Nicht hier bei mir, oder mit mir. Das ist vorbei. Also beschließe ich gar nichts zu tun und warte ab, bis er sich wieder beruhigt hat, und rate ihm schlicht: "Geh zur Polizei."

"Das kann ich nicht", schnieft er. "Er bringt mich um, wenn ich das tue!" Er rauft sich die Haare und schluchzt auf. "Ich hatte gehofft, hier bei dir unter zu kommen. Ich weiß nicht wohin und ... Ja es ist anmaßend von mir, dich darum zu bitten, aber ich habe eine scheiß Angst vor ihm und das, was er in Stande ist mir anzutun!" Erneut wird mir schlecht bei seinen Worten. "Ich weiß nicht was ich machen soll, Vince. Er wird mich wieder einsperren, wenn er mich findet", flüstert er und lässt die Schultern hängen. Mir wird kotzübel. Ich kenne ihn zu gut, um zu wissen, dass er mir gerade die Wahrheit sagt. Aber so ganz will mir das alles nicht in den Kopf.

"Du kannst nicht hierbleiben", flüstere ich.

"Wegen deinem Neuen?"

"Nein. Wegen mir", sage ich emotionslos und versuche Niels' Lage nicht zu nahe an mich herankommen zu lassen. "Es tut mir leid. Du musst dir wo anders Hilfe suchen."

Niels nickt, geht in die Hocke und verbirgt sein Gesicht in den Händen. "Lass mich nur noch kurz ..."

"Schon in Ordnung." Ich setzte mich wieder und versuche meine Gedanken zu sortieren. Er kann nicht hierbleiben! Unter keinen Umständen. Doch was ist, wenn es stimmt, was er über diesen Typen sagt, bei dem er all die Monate war? Würde ihn der Kerl wirklich aufsuchen und zu Dingen zwingen, die er nicht will? Ihn zurückholen, wie Niels gesagt hat? Oder noch Schlimmeres mit ihm anstellen? In einsperren …?

Ich schließe die Augen. Das ist gerade einfach zu viel für mich!
 

~Laurin~

Angeschnallt und abfahrbereit sitze ich in meinem Auto. Doch ich kann mich nicht dazu durchringen, jetzt von hier zu verschwinden. Was ist, wenn Vince meine Hilfe braucht? Andererseits ist es vielleicht besser, die beiden allein zu lassen, damit sie sich aussprechen können. Eifersucht kocht in mir auf, obwohl ich das doch gar nicht will. Ich vertraue Vince. Seit langer Zeit tue ich das mal wieder, einem anderen Menschen voll und ganz zu vertrauen, und ich will nicht, dass ich es schon wieder bereuen muss. Ich muss jetzt stark bleiben, und hoffen, dass unsre Bindung schon fest genug ist, um das durchzustehen. Dennoch ... Hier rumzusitzen ist auch keine Lösung.

Also, Laurin? Was tust du als nächstes? Wieder hoch rennen, dem Ex klarmachen, dass Vince jetzt zu dir gehört, oder brav abwarten und den verständnisvollen Freund spielen? Ich weiß es echt nicht. Ich bleibe einfach weiter in meinem Auto sitzen und warte ab. Auf was auch immer das sein mag.

"Laurin?! LAURIN!" Jus taucht ein paar Meter vor meinem Auto auf, rennt wie ein aufgescheuchtes Huhn auf dem Bürgersteig herum und schreit sich die Seele aus dem Leib. Damit hat sich die Frage, auf was oder wen ich warte, wohl erledigt.

Ich lasse mein Fenster runter. "Hier!", rufe ich ihm zu und winke.

"Mensch Laurin! Ich dachte schon, du bist abgehauen!" Total aus der Puste kommt er auf mich zu und lehnt sich an meinen Autofenster. "Du musst wieder zurück!"

"Nein."

"Nein?! Wieso nicht? Du musst um Vincent kämpfen!"

"Ach Jus. Falls ich das wirklich müsste, würde ich stark an dem Zweifeln, was wir haben."

Jus schüttelt ungläubig den Kopf. "Wie kannst du nur so ruhig bleiben? Ich würde ausrasten, wenn Ramons Ex ... Egal."

Ich greife nach Justins Hand, die sich an den Rand des heruntergelassenen Fensters klammert. "Danke, dass du zu mir hältst."

"Das ist doch selbstverständlich! Das was Niels mit Vinnie gemacht hat, war unter allerste Schublade!"

Mir ist ganz unwohl, doch sammle ich all meinen Mut zusammen, damit ich endlich die Frage stelle, die mich quält, seit ich erfahren habe, dass Vincents Ex aufgetaucht ist. "Weißt du, weshalb er wieder hier ist?" Ich traue mich gar nicht Jus anzuschauen.
 

"Na ja ..." Er druckst herum und richtet sich auf.

"Sag es mir schon." 'Wie schlimm kann es schon werden?', denke ich sarkastisch.

"Er sagte, er habe damals einen Fehler gemacht."

"Einen Fehler?" Ich hab's geahnt! "Und sonst? Hat er noch was gesagt?"

"Laurin! Das willst du doch nicht wirklich wissen?"

"Sag schon!"

"Er will Vincent zurück und er liebt ihn noch", sagt er und kickt einen Stein auf die Straße.

"Ich hab's geahnt!" Ich schlage auf mein Lenkrad ein. "Scheiße!"

"Das macht Vincent schon nicht! Er hat doch jetzt dich! Niels ist Geschichte."

"Darum geht es doch gar nicht! Jedenfalls nicht ganz!" Ich löse den Gurt und steige aus meinem Auto.

"Was hast du vor?"

"Vincent etwas Wichtiges sagen!" Justin folgt mir. Teils sichtlich froh darüber, dass ich jetzt doch was unternehme, teils total verwirrt über meinen plötzlichen Sinneswandel.

Vielleicht denkt er auch, ich will zwischen die Beiden gehen, was ich gar nicht will. Ich will nur eins: Vincent endlich sagen, dass ich ihn liebe! Es kann doch nicht angehen, dass sein Exfreund ihm sagt, dass er ihn noch immer liebt, und Vince hat es von mir noch kein einziges Mal gehört, obwohl wir doch eigentlich ein Paar sind!
 

"Vince!" Ich stürme in die Wohnung und rase ins Wohnzimmer. Ein seltsames Bild bietet sich mir dort. Niels hockt vor dem Wohnzimmertisch, das Gesicht in den Händen verborgen und Vince sitzt auf der Couch, schaut nun zu mir auf, als ich in der Tür stehe. "Störe ich?" Warum frage ich das jetzt?

"Nein." Vince steht auf und kommt zu mir. Erleichtert falle ich ihm in die Arme, als er mich in diese zieht. "Du störst nie." Wie sehr mich dieser Satz beruhigt! Ich werde in den Flur geschoben und Vince schließt vorsichtig die Tür. "Gehen wir in die Küche."

"Du willst ihn da drin lassen?!" Justin steht hinter mir und zeigt auf das Wohnzimmer. "Schmeiß ihn endlich raus!"

"Kommt erstmal mit", wimmelt er Justins Kommentar ab und zieht mich mit sich.

Eigentlich wollte ich ihm doch sagen, dass ich ihn liebe! "Vince? Ich wollte mit dir ..."

"Gleich, ja?" Ich gebe mich geschlagen. Unsicher setze ich mich auf einen der Küchenstühle und harre der Dinge, die da gleich kommen werden.

"Sagst du uns jetzt, wieso dieses Schwein noch immer im Haus ist?" So aufgebracht habe ich Jus noch nie gesehen. Richtig erbaulich, nach seinem tagelangen Dämmerzustands.

Unterm Tisch greift Vincent nach meiner Hand und fixiert die Tischplatte, ehe er anfängt zu erzählen. "Niels ist vor dem Kerl abgehauen, für den er mich hat sitzen lassen."

"Und? War es Niels mit ihm auch zu langweilig geworden?", fragt Justin spitz.

"Nein. Niels hat gesagt, er hätte ihn schlecht behandelt. Wohl auch geschlagen."

"Geschieht ihm nur recht!" Jus verzieht keine Miene, wobei sich mir der Magen umdreht.

"Justin. Er hat Angst, dass der Kerl ihn findet und dann zurückbringt um ihn wieder einzusperren."

"Das ist nicht dein Problem Vincent! Oder was meinst du Laurin?"

Ich blinzle nachdenklich. "Er hat dich also um Hilfe gebeten?", frage ich stattdessen Vincent, der mich jetzt anschaut und leicht nickt.

"Hilfe?! Hallo?! Dieser Mistkerl hat Vinnie hintergangen! Der verdient unsre Hilfe gar nicht!"

"Bitte Jus! Das ist ernst."

"Ernst?! Vielleicht bist du dir nicht darüber im klaren, wer da gerade in unserm Wohnzimmer sitzt! Er will Vince wieder zurück!"

"Darum geht's doch gar nicht", sagt mein Schatz und drückt meine Hand fester. "Der Zug ist abgefahren."

"Dann schmeiß ihn endlich raus!" Justin verschränkt seine Arme vor der Brust und sinkt schnaubend gegen die Stuhllehne. Mir wird immer klarer, dass Justins Wut nicht nur von Niels damaligen Trennungsgrund herrührt. Was ist vorher nur in seinem Leben passiert, dass er nicht verzeihen kann, oder nicht wenigstens etwas Mitleid über Niels' Lage verspürt?
 

"Willst du ihm denn helfen?", frage ich Vince nun.

"Ich weiß nicht." Er sieht wirklich mitgenommen aus. "Ich habe das Gefühl, etwas tun zu müssen, aber dann denke ich, das hat er nicht verdient und ..."

"Verstehe!" Ich stehe auf und verlasse die Küche.

"Laurin?" Stühle rücken und ich höre, wie die beiden mir hinterherlaufen. "Was hast du vor?" Kurz vor dem Wohnzimmer holt Vince mich ein und versperrt mir den Weg.

Ich seufze und Justin plappert auch schon wieder drauf los. So kann ich nicht nachdenken und erst recht nicht mit Vincent reden! Kurzerhand zerre ich Vince mit ins Schlafzimmer und schließe ab. Sorry Jus, aber das müssen wir unter uns regeln. Es gibt nur eine Möglichkeit, dass alles so zu beenden, dass weder Vince noch ich uns später Vorwürfe machen müssen, falls diesem Niels irgendwas passiert. Und dafür muss ich mein Ego zurückfahren, Vince vertrauen und ihm vor allem vorher was sagen. "Wenn du Niels jetzt rausjagst und ihm etwas passiert, das würdest du dir niemals verzeihen", beginne ich. "Aber du hast Angst ihm zu helfen, weil du denkst, du würdest mir damit vor den Kopf stoßen, nicht wahr?"

"Ja", gibt er zu.

"Wenn es mich nicht gäbe, was würdest du jetzt tun?"

"Auf keinen Fall würde ich ihn wieder mit offenen Armen empfangen, aber ihm bestimmt helfen, dass er von diesem Mistkerl loskommt."

"Gut. Dann machen wir das so." Verdutzt schaut mich Vince an, setzt zu einem Satz an, doch ich verschließe seinen Mund mit meinem. Jetzt rede ich! "Vince? Hör mir zu." Ich umfasse sein Gesicht und lehne meine Stirn an seine. "Ich liebe dich."

Vincents Augen fangen an zu leuchten und ein leichtes Zittern geht durch seinen Körper. "Ich dich auch", flüstert er. "Ich liebe dich auch, Laurin!" Erneut treffen sich unsre Lippen, länger diesmal und viel intensiver.

Als wir uns wieder voneinander lösen, lege ich meinen Kopf auf seine Schulter. "Und was machen wir jetzt?", will er wissen.

Ich verschränke meine Arme hinter Vincents Nacken und lächle ihn von unten her an. "Ich kenne da jemanden, der jemanden kennt, der sich mit sowas auskennt." Vincents verwirrter Gesichtsausdruck ist so putzig, dass ich ihn gleich nochmal küssen muss.
 

***
 

~Vince~

"Und du meinst, das ist eine gute Idee?"

"Ja. Oder hast du eine bessere?"

"Nein." Mir fällt wirklich nichts Besseres ein. Und ehrlich gesagt, bin ich total erleichtert, dass Laurin das Ruder in die Hand nimmt. Ich bin mit der ganzen Situation überfordert. Wahrscheinlich weil ich zu tief darin mit drin stecke, obwohl ich es eigentlich gar nicht sollte. Doch Gefühle lassen sich nicht so mir nichts dir nichts abschalten. Auch wenn ich jetzt Laurin liebe, mache ich mir dennoch Sorgen um Niels.

Aufgeregt sitze ich auf meinem Bett und lasse Laurin nicht aus den Augen, als er sein Handy zückt und darauf herumtippt. "Hallo Matthi. Ist Theo bei dir? ... Tut mir leid, aber es ist ein Notfall. Kannst du mit ihm herkommen? ... Ich würde nicht fragen, wenn es nicht wichtig wäre. ... Ist gut. ... Bei Vince. Adresse Simse ich dir. Bis nachher." Laurin legt auf und setzt sich neben mich. "Sie waren noch 'beschäftigt'." Auch das noch!

Aber das heißt doch, dass … "Dann hast du die zwei wieder erfolgreich zusammengebracht?" Das Thema ist total untergegangen dank Niels Auftritt heute.

"Ja."

"Das ist schön", sage ich und meine es auch so. "Meinst du, dass Theos Freund der Richtige ist für Niels Problem?"

"Ganz bestimmt! Er und Theo wissen ganz sicher was man in so einer Situation tun muss."

"Und was machen wir in der Zwischenzeit?"

"Kaffee kochen." Laurin steht auf und hält mir seine Hand hin, an der ich mich hochziehen lasse.

"Ich meine mit Niels."

"Ihm einen Kaffee anbieten." Ist das zu fassen?!

"Du weißt, was ich damit meine!"

"Ja, tue ich. Aber was sollen wir sonst machen? Wäre es dir lieber, ich würde von dir verlangen, ihn draußen ihm Hausflur warten zu lassen, bis Theo hier aufkreuzt?"

"Nein."

"Na also." Laurin ist wahrhaftig ein Phänomen! Ich meine, welcher Mann würde seinem Partner dabei zur Seite stehen, wenn dessen Ex aufkreuzt und um Hilfe bittet? Womit habe ich ihn nur verdient?

Ich kann nicht anders und muss ihn ganz fest an mich drücken. "Danke", flüstere ich ihm zu und küsse ihn sanft. Laurin lächelt mich fast schon tadelnd an und schlüpft mir aus den Armen.

Ungeachtet meiner Bedenken, ob Theos Freund Niels helfen kann, und ob dieser sie überhaupt annimmt, lasse ich mich von Laurin aus dem Schlafzimmer ziehen und dann in die Küche. "Was habt ihr da drinnen gemacht?!" Justin steht verärgert vor uns und stemmt seine Arme in die Hüfte.

"Miteinander geredet", sage ich schlicht, und helfe Laurin beim Kaffee kochen.

"Kann ich diesen Mistkerl jetzt endlich aus der Wohnung werfen?"

"Nein", erwidert Laurin schlicht auf Justins Gezeter, und an mich: "Holst du ihn?"

"Mach ich."

"Was?! Kocht ihr diesem Schwein jetzt noch Kaffee?!"

"Ja", antwortet Laurin ruhig.

"Das kann doch nicht wahr sein!" Ich überlasse es Laurin, Justin zu beruhigen und klopfe an die Wohnzimmertür. Keine Antwort, aber das überrascht mich nicht.

"Niels?" Leise trete ich ein und sehe meinen Ex noch immer auf dem Boden hocken.

"Ich bin gleich weg", flüstert er und rappelt sich auf.

"Bleib erstmal." Ich trete an ihn ran, nicht zu nah, das schaffe ich nicht. "Ich habe mir Laurin geredet. Er kennt jemanden, der dir helfen kann."

Ein Zucken geht durch Niels Körper und seine Augen treffen mich schreckens geweitet. "Keine Polizei! Das habe ich doch schon gesagt!"

"Damit meinen wir auch keine Polizei. Es gibt auch noch andere Leute, die einem helfen können."

"Mir kann keiner helfen. Früher oder später findet er mich." Er sackt wieder in sich zusammen und fast wäre ich zu ihm gesprungen, weil es so aussah, als würde er umfallen. Da er sich dann aber doch zum Glück wieder fängt, bleibe ich wo ich bin, was mir auch ganz lieb ist.

"Wie bist du da nur hineinschlittert Niels? Warum hast du mir nicht schon früher Bescheid gegeben?"

Ein sarkastischer Laut entkommt ihm und er läuft langsam im Wohnzimmer hin und her. "Hättest du mir da geholfen?"

"Wenn du es mir erklärt hättest, ja."

"Du hättest mich hochkant rausgeschmissen, wie Justin es verständlicherweise von dir schon die ganze Zeit verlangt."

Wahrscheinlich hat er recht. Sagen tue ich es ihm allerdings nicht. Er ist schon genug mit den Nerven runter. "Ist das jetzt nicht egal? Du sitzt in der Klemme und wir wollen dir helfen. Komm mit in die Küche. Dort warten wir auf ..."

"IHR wollt mir helfen?! Du und dein Neuer?!"

"Ja. Laurin und ich wollen dir gemeinsam helfen." Ich beiße mir auf die Unterlippe. Auch wenn er es nicht hören will, aber er muss verstehen, dass ich jetzt mit Laurin zusammen bin.

"Das ist nicht dein Ernst?! Eure Hilfe brauche ich ganz sicher nicht!"

Ich runzle die Stirn und die Wut kehrt zurück. "Ich dachte, deshalb bist du hier her gekommen? Damit ich dir helfe, weil du sonst nirgends hin kannst."

"Ich bin zu dir zurück gekommen, weil ich gehofft habe, dass wir ..."

"Schluss damit Niels!", fahre ich ihn an. "Es gibt kein uns mehr! Das ist vorbei! Ein für alle mal!"

"Warum wollt IHR mir dann helfen?!" Niels kommt mit rotem Kopf auf mich zu und ich widerstehe dem Drang, ihm schnell auszuweichen.

"Weil ich es nicht zulassen werde, dass du wieder nur wegen deinem Sturkopf in Schwierigkeiten gerätst! Und jetzt komm verflucht nochmal mit in die Küche und trink den scheiß Kaffee den Laurin uns gekocht hat!" Ich drehe mich um und lasse Niels stehen. Er wird mir schon folgen. Dazu kenne ich ihn einfach zu gut.
 

~Laurin~

"Was ist hier nur los? Warum hilfst du diesem Schwein auch noch?" Justin ist ganz außer sich.

"Das mache ich für Vince."

"Für Vince? Weshalb? Ich dachte, er hätte mit Niels abgeschlossen seit er dich hat."

Nachdenklich decke ich den Küchentisch und setze mich neben Justin. "Stell dir mal vor, morgen passiert Niels etwas. Was meinst du, was Vince machen wird, wenn er das erfährt?" Justin zuckt mit den Schultern. "Er würde sich Vorwürfe machen, ihm nicht geholfen zu haben. Sich fragen, was er hätte tun sollen, damit es erst gar nicht soweit gekommen wäre. Vince ist ein netter, hilfsbereiter Kerl. Das würde er nicht verkraften. Und ganz ehrlich?" Jus guckt mich abwartend an. "Ich auch nicht."

"Wieso? Er ist dein Konkurrent!"

Das bringt mich zum grinsen. "Nein. Ist er nicht."

"Sicher? Ich wäre am durchdrehen, wenn ich du wäre."

"Und ich würde hier nicht sitzen und auf Theo warten, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass Vincent mich liebt."

Justin atmet tief ein und wieder aus. "Das heißt, er hat es dir endlich gesagt?"

"Ja", grinse ich. "Und ich habe es ihm auch gesagt."

Endlich verschwindet der grimmige Ausdruck in Justins Gesicht und er lächelt verschmitzt. "Wehe er lässt dich jemals wieder gehen! Dann erwürge ich ihn!" Oh man! Justin ist doch echt zum knutschen!

"Hallo." Justins gute Laune verschwindet so schnell wieder wie sie gekommen war, denn dieses Hallo, welches vom Eingang der Küche herkam, gehört zu Niels. Vince steht schräg vor ihm und deutet mit der Hand auf den Küchentisch. "Darf ich?"

"Wenn es nach mit ginge nicht", zischt Jus und rückt näher an mich ran. Ungerührt davon setzt sich Niels uns gegenüber und Vince holt den fertig durchgelaufenen Kaffee. Er setzt sich ans Kopfende und schenkt uns allen was ein. "Wann kommt dieser Theo endlich? Damit ich nicht noch länger mit diesem Kerl unter einem Dach bleiben muss."

"Er ist unterwegs", sage ich und beiße mir nervös auf der Lippe rum. Niels Anwesenheit macht mich unruhiger als gedacht. Um mich davon abzulenken, versuche ich mich in Niels hineinzuversetzen. Wie es mir gehen würde, wenn ich bei meinem Ex sitzen würde, den ich noch immer liebe. Dazu die Angst, mein neuer Liebhaber würde mich suchen und verprügeln wollen. Oder noch Schlimmeres. Mir wird klar, dass Niels gerade sehr viel durchmachen muss. Schuldgefühle, den Mann, den man liebt wegen einer dummen Laune heraus sitzen gelassen zu haben, danach von einem Schläger unterdrückt worden zu sein, es irgendwann geschafft zu haben, von ihm zu fliehen und jetzt mit der Angst leben zu müssen, dass dieser Schläger mich suchen und vielleicht sogar finden würde. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hat der Mann, in den man noch immer verliebt ist und zusammen mit ihm einige Jahre verbracht hat auch noch einen Neuen, der sich auch noch in die ganze Sache mit reinhängt. Ich würde an Niels' Stelle durchdrehen.
 

Mir wird richtig mulmig zumute bei all den Gedanken, und ich mustere Vincents Ex ganz automatisch. Seine hängenden Schultern, die großen Augenringe, der leere Gesichtsausdruck, die fahle Haut und die zitternden Finger, die sich um die Kaffeetasse klammern. Auch die Kleidung sieht nicht mehr allzu frisch aus. Hatte er überhaupt einen Koffer oder was ähnliches dabei? Was hat er nur durchmachen müssen? Ich weiß, ich sollte sauer auf ihn sein, ihn zum Teufel jagen wollen, für das, was er meinem Liebling angetan hat, aber ich kann nicht. Im Enddefekt hat das dazu geführt, dass ich jetzt hier sitze und mit Vince zusammen bin. Sollte ich im am Ende noch dankbar sein? "Niels?" Scheu blickt er zu mir auf. "Wie lange flüchtest du schon von diesem Kerl?"

"Seit vorgestern", antwortet er leise.

"Weiß er wo Vince wohnt? Kennt er ihn?", fragt Justin in harten Tonfall

Niels schüttelt den Kopf. "Ich denke nicht."

"Wenigstens etwas!" Justins Kaffeetasse schlägt laut auf dem Küchentisch auf. Zugegeben. Der Gedanke, dieser Fiesling könnte hier auftauchen und Niels suchen, ist mir auch schon in den Sinn gekommen. Eine furchtbare Vorstellung.

Währenddessen bin ich noch immer damit beschäftigt, mir Niels äußerliche Verfassung zu Gemüt zu führen. Sein Äußeres sieht wohl genauso aus wie sein inneres. Zerrissen und farblos. Aber dagegen kann man wenigstens jetzt schon mal was tun. Niels sieht so aus, als könne er eine heiße Dusche wirklich gut gebrauchen. "Willst du Baden oder duschen? Brauchst du was?" Ich spüre Justins ungläubigen Blick auf mir ruhen, doch ich lasse ihn links liegen.

"Ich weiß nicht ..." Er hadert sichtlich mit sich. Mein Angebot scheint ihn wenigstens ein bisschen zu reizen.

Ich stehe auf und gehe um den Tisch herum. "Komm mit. Ich suche dir frische Kleidung raus und du kannst dich im Bad schnell frisch machen."

"Laurin? Geht's noch?" Bald bin ich bei Jus unten durch, wenn ich so weiter mache. "Laurin!" Er ist total verärgert.

"Lass gut sein Justin", sagt Vince zu ihm und schenkt mir einen dankbaren Blick.
 

Ich gehe vor, höre Niels' leise zaghafte Schritte direkt hinter mir. "Das Bad ist ... Du weißt wo das Bad ist." Ich bin echt doof! "Dann hole ich dir mal Kleidung." Ich lasse Niels alleine vorangehen, suche schnell etwas von meinen Sachen raus und gehe damit ins Badezimmer. "Ich hoffe es passt dir. Wir dürften die selbe Größe ha... Ach du Scheiße!" Mir fällt beinahe der Stapel Klamotten runter vor Schreck. "Wie siehst du denn aus?!" Entsetzt starre ich auf die zahlreichen Flecken und Kratzer, die Niels Rücken zieren. "War er das?" Niels dreht sich um und schnappt sich das Handtuch, das neben dem Waschbecken hängt und hält es sich vor seinen Oberkörper. Allerdings nicht schnell genug, denn seine Vorderansicht sieht nicht viel besser aus, wie ich noch erkennen konnte. "Lass mich mal sehen. Das muss behan..."

"FINGER WEG!" Er zuckt zusammen und stolpert gegen die Toilette. "Fass mich ... Fass mich nicht an!"

"Ist gut. Ich lege nur die Klamotten hier her, ja?" Mein Herz donnert wie wild. Ich fühle mich, als wäre ich mit einer verletzten, ängstlichen Raubkatze eingesperrt. So viel Angst in seinen Augen. Was hat er nur durchgemacht? "Sag Bescheid, wenn du was brauchst."

Ich gehe langsam aus dem Badezimmer, bin schon fast draußen, da halte ich inne, weil ich Niels leise Stimme hinter mir höre. "Warum bist du so nett zu mir?"

Die Türklinke in der Hand, drehe ich mich zu ihm um. "Weil du so aussiehst, als hättest du eine verdammt schlechte Zeit hinter dir."

"Das ist noch milde ausgedrückt", flüstert er. "Wen hast du angerufen? Wer holt mich gleich ab?" Berechtigte Frage.

"Mein Arbeitskollege kennt einen ehemaligen Polizisten, der ..."

"Ich habe doch gesagt, ich will meine Polizei!" Aus der eben noch so leisen, fast schüchtern wirkenden Stimme ist eine laute, panische geworden.

"Er war mal bei der Polizei, ist jetzt aber im Personenschutz tätig."

"Ihr stellt mir einen Bodyguard zur Seite? Soll das ein dummer Scherz sein?"

"Er kann dir helfen. Er weiß was zu tun ist und was du jetzt am besten machst." Niels seufzt und setzt sich auf den Toilettendeckel. "Was willst du sonst tun? Hast du einen anderen Plan?"

"Nein."

"Dann warte erstmal ab und hör dir an, was er dir vorschlägt. Was kann dir schon passieren?" Da er nichts darauf erwidert, lasse ich Niels allein und bleibe mitten im Flur stehen. Meine Augen werden feucht. Ich kann es nicht verhindern, und es schleichen sich einige Tränen meine Wangen hinunter, die ich mir eilig wegwische. Was musste dieser verängstigte junge Mann nur alles durchmachen?
 

~Vince~

Besorgt schaue ich immer wieder zu meinem Freund. Seit Laurin wieder zurück ist, ist er so ruhig und rührt gedankenverloren in seinem Kaffee. Hat Niels ihm irgendwas gesagt? Und dann ist da noch Justin, der eine Flappe zieht wie sieben Monate Regenwetter. Er versteht nicht, weshalb sich Laurin so für Niels einsetzt, dass Laurin das im Grunde nur für mich tut. Jedenfalls dachte ich das zu Anfang. Jetzt macht sich mein Schatz anscheinend auch Sorgen um meinen Ex. Berechtigte Sorgen, wie mir immer klarer wird.

Seit vorgestern ist Niels laut seiner Aussage auf der Flucht. Doch wieso ist er erst heute zu mir gekommen? Hatte er erst versucht, bei alten Freunden Unterschlupf zu finden? Und da das offensichtlich nicht geklappt hatte, war ich seine letzte Chance? Sein Exfreund, von dem er niemals geglaubt hatte, er würde ihm helfen, und es jetzt doch tut? Oder war er soweit von seinem alten Zuhause entfernt, dass er so lange gebraucht hat, um hier her zu gelangen? Ist er gelaufen? Mit dem Zug, oder gar mit dem Taxi gefahren? Verflucht! Wo war Niels all die Zeit?

"Es klingelt!" Justin springt auf. Ebenso Laurin, der vorneweg läuft und aus der Küche rauscht. Das kann nur Theo sein. Ich bleibe in der Küche zurück, stehe aber auf und warte auf unsre Gäste. Ich bin gespannt, was Theo zu der ganzen Geschichte sagen wird.

Nach dem bedrückenden Schweigen, ist das Gewusel, das jetzt in der Küche entsteht, fast Ohrenbetäubend. Wir begrüßen uns und stellen ihnen Justin vor, den Matthias und Theo bis jetzt noch nicht kannten. Matthias ist es auch, der gleich auf den Punkt kommt. "Was ist den los, dass ihr uns so dringend zu euch ruft?"

"Es geht um meinen Exfreund. Niels", erkläre ich ohne Umschweife.

"Macht er Ärger?" Theo brummt grimmig, und würde ich ihn nicht kennen, hätte ich jetzt einen Heiden Respekt vor seiner Erscheinung.

"Wie man es nimmt. Er hat große Probleme. Er kam heute Nachmittag zu mir und bat mich um Hilfe. Der Kerl, wegen dem er mich damals verlassen hat, muss ein ganz fieser Typ sein."

"Und wie sollen wir euch da helfen?", fragt Matthias und schaut in die Runde.

"Theo? Du hattest mir doch mal was von einem Freund von dir erzählt. Der mal bei der Polizei war und der jetzt im Personenschutz arbeitet", richtet sich Laurin an seinen Arbeitskollegen.

"Du meinst sicher Frank. Der arbeitet jetzt als Streetworker."

"Meinst du, der könnte Niels irgendwie helfen?", frage ich und hoffe es mit einem Mal so sehr, dass ich fast alles dafür tun würde.

"Ich weiß nicht genau. Aber ich kann ihn anrufen und fragen."

"Jetzt?" Theo nickt Laurin zu, hat schon sein Handy in der Hand und verlässt den Raum. Laurin geht ihm nach und schließt die Küchentür.

"Hoffentlich hat das bald ein Ende und Niels ist endlich hier raus."

"Dicke Luft?" Matthias schielt Justin an.

"Erraten. Keine Ahnung, weshalb ihr wegen dem so einen Aufriss macht."

"War die Trennung so schlimm?"

"Er hat Vince einfach wegen diesem Typen verlassen!"

"Justin es reicht. Es ist vorbei und ich bin so gut wie darüber hinweg. Nicht zuletzt wegen Laurin und auch davon, dass ich Niels vorhin endlich das sagen konnte, was sich all die vergangenen Monate in mir angestaut hat."

"Trotzdem noch kein Grund, eure Freunde scheu zu machen, damit sie ihm helfen", mault Justin und zeig sich von seiner schlechtesten Seite. Wer ihn einmal verärgert, hat meist sehr schlechte Karten bei ihm. Ihn nachtragend zu nennen, wäre noch eine Untertreibung.
 

~Laurin~

Wie gebannt lausche ich Theos Worten. Er spricht gerade mit diesem Frank, dem Personenschützer, der gerade als Streetworker unterwegs ist. "Laurin hat gesagt, er sähe ziemlich schlimm aus. Dunkle Flecken auf dem Oberkörper und lauter rote Striemen. Außerdem scheint er eine riesige Angst zu haben, sein Ex könnte ihn finden und wieder einsperren. ..." Dieser Frank muss ihm einfach helfen! Er muss! Was sollen wir sonst mit ihm machen? Ich könnte ihn höchstens bei mir unterkommen lass... "Alles klar. Frank ist einverstanden, dass wir ihn zum ihm bringen." Theo lächelt mich an. Ich habe gar nicht mitbekommen, wie er das Gespräch beendet hat. Aber das ist ja jetzt auch egal.

"Oh Gott! Danke Theo!" Ich falle ihm um den Hals und knutsche ihm die Wange feucht.

"Schon gut, schon gut." Lachend schiebt er mich von sich. "Aber darf ich eins fragen?"

"Frag."

"Warum bist du so versessen darauf, Vincents Ex zu helfen?"

"Ist das nicht offensichtlich?", frage ich, aber woher soll er es auch wissen? Er hat Niels ja noch gar nicht zu Gesicht bekommen. "Mensch Theo! Du hättest ihn sehen sollen! Ich will gar nicht wissen, was er die ganzen Monate durchmachen musste. Und dann dieser Ausdruck in seinen Augen. Niels ist am Ende." Mich überläuft es.

"Also schön." Mein Arbeitskollege klatscht in die Hände. "Sag ihm Bescheid, dann fahren wir los."

"Alles klar!" Ich bin schon an der Tür, als Theo mich aufhält. "Was denn?", frage ich und schaue zu ihm auf.

"Mein Handy ist immer an. Nur für den Fall, dass dieser Kerl bei euch auftaucht."

"Gut zu wissen, mein ganz privater Bodyguard." Dafür bekommt Theo noch einen feuchten Schmatzer. Es ist einfach zu lustig, wie dabei das Gesicht verzieht.
 

******
 

Wer wissen will, wie Niels' Fahrt zu Theos Bekannten war, darf das bei 'Starke Kerle, starke Gefühle' im elften Kapitel nachlesen.

Kapitel 17 - Barkeeper in Love

Kapitel 17 - Barkeeper in Love
 

~Laurin~

Erledigt falle ich ins Bett. Vince ist noch unter der Dusche und Jus hat sich schmollend ins Wohnzimmer zurückgezogen. Als Niels mit Theo und Matthias das Haus verlassen hatte, war er richtig erleichtert. "Ich hoffe, den sehen wir nie wieder!", meinte er grimmig und verbarrikadiere sich anschließend im Wohnzimmer. Theo hat mir versprochen, dass er sich meldet, sobald sie Niels bei Frank abgeliefert haben. Sie scheinen noch unterwegs zu sein, denn bis jetzt ist noch alles still auf meinem Handy.

Die Zimmertür geht auf und Vince kommt nur mit einem Handtuch bekleidet ins Schlafzimmer. "Man bin ich KO", murmelt er und lässt das Handtuch fallen, bevor er zu mir ins Bett kommt.

"Ich auch." Ich schlüpfe in seine Arme und kuschle mich an seine Brust.

"Danke Laurin."

"Wofür?"

"Das weißt du ganz genau." Ein Kuss landet auf meinem Kopf. "Du warst großartig heute. Ohne dich hätte ich nicht gewusst was ich tun soll." Das Lob tut gut und ich lächle in mich hinein. "Und weiß du was?" Ich verneine. "Jetzt kann ich sicher mit dem Thema Niels abschließen. Ich habe ihm gesagt, was mit auf der Seele brannte, nicht alles zwar, aber es hat mich ein ganzes Stück befreit."

"Das ist schön", wispere ich und schaue zu ihm auf. "Willst du meine Meinung über das mit Niels hören?"

"Gern."

Ich atme tief ein und wage es, ihm von meiner Vermutung zu berichten. "Ich glaube, das dieser Kerl Niels irgendeinen Flo ins Ohr gesetzt hat, ihn mit leeren Versprechen von dir weggelockt hat und Niels am Ende nicht mehr weg konnte. Aus welchen Gründen auch immer."

"Du meinst, er hat ihn erpresst?"

"Vielleicht." Vince schweigt, streichelt mir aber zärtlich über den Unterarm, den ich quer über seine Brust liegen habe. "Über was denkst du nach?", frage ich, als ich die Stille nicht mehr aushalte.

"Ob ich schon eher etwas hätte tun können."

"Nein Vince! Jetzt fang bitte nicht an, dir Vorwürfe deswegen zu machen!" Ich hätte damit nicht anfangen dürfen! Ich schaue zu ihm auf, sehe aber nur den wagen Umriss seines Kopfes. "Was hättest du denn tun können? Gar nichts! Niels ist von sich aus weg und hatte jetzt erst die Kraft dich bei dir zu melden."

"Ich weiß."

Ich rapple mich auf und küsse Vince zärtlich. "Niels ist jetzt in Sicherheit. Frank kennt sich mit solchen Situationen aus. Sicher gehen sie zur Polizei und zeigen dieses Schwein an. Er wird Niels schon davon überzeugen." Eigentlich bin ich mir da gar nicht mal so sicher, aber ich hoffe es. Der Kerl gehört bestraft!

"Vielleicht hast du recht."

"Habe ich ganz bestimmt! Und jetzt sag mir, dass du dir keine Vorwürfe machst."

"Tue ich nicht. Aber Sorgen werde ich mir doch machen dürfen, oder?"

"Darfst du", erlaube ich ihm drücke meine Nase in seinen Nacken. Wie gut er hier duftet!

Keine zehn Minuten später klingelt mein Handy. Theo hat mir geschrieben, dass sie Niels sicher bei Frank abgeliefert haben und sich nun auf den Rückweg machen. Zudem hat er Frank gebeten, sich immer mal wieder bei Theo zu melden, sodass er uns Bescheid sagen kann, wie der Stand der Dinge ist. "Jetzt wird alles gut", raune ich Vince zu und streichle über seine Brust, nachdem ich Theo schnell zurückgeschrieben habe. "Ach her je!" Abrupt richte ich mich auf. "Eins haben wir vergessen!"

"Was denn?"

"Justin!" Ich strample die Decke zur Seite und schalte das Licht an.

"Wieso denn? Was ist mit ihm?"

"Na diese Sache mit Ramon!" Ich zücke mein Handy und tippe auf dem Display rum.

"Ähm Laurin? Es ist halb ein Uhr Nachts. Du willst doch jetzt nicht anfangen und Justins Lover schreiben?" Wo er recht hat ... "Lass uns das morgen in Angriff nehmen. Ja?" Geschlagen wandert mein Handy wieder auf das Nachttischchen und ich flüchte zurück in Vincents starke Arme.

"Das bekommen wir noch hin, oder?"

"Klar. Wenn wir mit meinem Ex zurechtkommen, dann können wir auch Justins Sturkopf zurechtrücken." Kichernd rutsche ich der Länge nach auf meinen Schatz. Ich glaube, wir bleiben noch ein wenig wach ...
 

***
 

~Vince~

"Machst du mir noch einen?" Ich wedle vor Justin mit meinem leeren Glas rum.

"Ja. ... Moment!" Wie lustig! So gestresst sieht man ihn selten. "Hier."

"Justin? Ich wollte ohne Eis."

"Oh! Tut mir leid!"

"Schon okay. Solange es dir nicht bei den anderen Bestellungen passiert." Er schüttelt den Kopf und wendet sich dem nächsten Gast zu. Laurin steht ihm zur Seite. Allerdings auch nur heute. "Wie macht er sich?"

"Ganz gut", antwortet mir Laurin und beugt sich zu mir. "Jedenfalls besser als vermutet." Laurin raubt sich einen Kuss von mir und arbeitet weiter. Immer ein wachsames Auge auf unsren Freund. Leider hatte Justin seinen Aushilfsjob wieder verloren, nachdem derjenige, für den er eingesprungen war, wieder dort anfangen wollte. Laurin wies ihn kurzerhand in die Geheimnisse des Getränke mixen ein und stellte ihn seinem Boss vor. "Solange die Gäste zufrieden sind, bin ich es auch", meinte dieser und vertraute anscheinend meinem Schatz bei seiner Entscheidung, Justin hier einige Abende aushelfen zu lassen. Eine gute Entscheidung, wie ich finde. Justin erregt eine Menge Aufmerksamkeit und das liegt nicht nur daran, dass ihm die schwarze Kellnerschürze so gut steht.

Nun, hoffentlich fängt er nichts mit einem der Gäste an. Nicht, bis endlich Ramon hier auftaucht, was bald der Fall sein dürfte. Wir haben schon einige Male mit ihm telefoniert, ihm gesagt, dass Justin zur Zeit bei uns wohnt und ihn schrecklich vermisst, auch wenn er es nicht zugibt. Da Ramon aber arbeiten muss, konnte er bis jetzt noch nicht herkommen, doch er hat uns versprochen, das er bis zum Monatsende versucht eine Vertretung für sich zu finden. Falls ihm das nicht gelingen sollte, müssen seine Eltern ohne ihn auskommen im Restaurant. Ich bin schon richtig aufgeregt! Ramon hört sich nett am Telefon an und er scheint wirklich bis über beide Ohren in Justin verliebt zu sein. Er war so froh, dass wir ihn angerufen haben, bedankte sich tausendfach bei uns für unsre kleine, hinterhältige Aktion, und wollte alles über Justin wissen. Ein mehr als gutes Zeichen.

"Hier mein Liebling." Laurin schiebt mir einen eisblauen Drink zu. In der Mitte schwimmt ein hohler Eiswürfel, der mit einer roten Flüssigkeit gefüllt ist.

"Was ist das?" Er weiß doch, dass ich keine Cocktails trinke. Sie sind mir viel zu süß.

"Meine neue Kreation. Den habe ich nach uns benannt."

"Nach uns?" Grinsend beschaue ich mir das hohe Cocktailglas genauer.

"Ja. 'Barkeeper auf Eis' nenne ich ihn. Ab nächster Woche kommt er auf die Karte."

"Wow!" Denn muss ich natürlich probieren! Ich nippe dran, wobei die rote Flüssigkeit in die Blaue schwappt und sich mit ihr vermischt. "Lecker!" Das eisblau schmeckt lecker herb, wobei das rote wie ein fruchtiger Schnaps schmeckt. "Was ist das."

"Verrate ich nicht", kichert mein Schatz und beugt sich zu mir.

"Komm schon! Wenn's unser Drink ist, dann muss ich doch wissen was drin ist."

"Gut. Eins verrate ich dir." Er beugt sich zu mir und flüstert. "Das Rote im Eiswürfel heißt 'Ficken'." Lasziv taucht seine Zunge in mein Ohr.

"Sehr, sehr lecker", befinde ich. "Aber weißt du, was noch leckerer ist?"

"Was?"

"Das hier", wispere ich und schnappe nach seinen Lippen. "Und das führt meines Wissens auch immer dazu, dass wir kurz darauf fi..."

Es scheppert. "Laurin!" Justin hat ein Glas fallen lassen. Schussel!

"Ich hole mal lieber Schippen und Besen."

"Tu das mein Schatz." Da wackelt er von dannen, mein heißgeliebter Barkeeper.
 

~Malvin~

"Schau doch nicht so." Ich schüttle den Kopf, grinse aber dabei. "Er interessiert mich nicht mehr."

"Ich weiß." Trotzig schielt Kris wieder zur Bar. "Aber er regt mich auf."

"Jetzt haben wir anscheinend die Rollen getauscht", schmunzle ich und dränge mich noch dichter an meinen Kris heran.

"Wie meinst du das?"

"Na ja", erläutere ich ihm. "Damals habe ich die ganze Zeit nach Laurin Ausschau gehalten, und jetzt tust du es." Mein Grinsen wächst zu einem Lachen heran. "Stimmt doch!"

"Hör auf mich zu verkackeiern!" Kris wird tatsächlich rot.

"Laurin ist Schnee von vor-vorgestern. Ich habe nur noch Augen für dich." Kris brummt nur. "Kris! Hey! Schau mich an." Sein Kopf dreht sich endlich zu mir und sein Blick sucht meinen. "Ich liebe dich und du bist der Einzige Kerl in diesem Raum, ach was sage ich?! Auf der ganzen Welt! Der mich interessiert und den ich an meiner Seite will."

Sein verbissener Ausdruck verschwindet und zum Vorschein kommt mein Kris, den ich so sehr liebe. "Dann beweise es mir."

"Und wie?"

"Küss mich. Vor Laurins Augen." Ich lege den Kopf schief. Sowas kann auch nur wieder ihm einfallen. Doch wenn es weiter nichts ist!

"Nichts leichter als das!", rufe ich, schnappe seine Hand und zerre ihn zur Bar.

Dichtes Gedränge und aufgeregtes Getratsche umwabert uns. Anscheinend sind alle heiß auf den neuen Barkeeper. Ganz schnucklig der Kleine, muss ich zugeben. Doch nichts im Vergleich zu Kris! Ich strecke meinen Hals so lang es geht und deute auf Laurin, der gerade einen Kerl an der Bar küsst. "Siehst du? Laurin ist sowieso vergeben."

"Und? Enttäuscht?"

"Du Idiot!", schimpfe ich meinen Freund. "Ich freue mich für Laurin." Und das meine ich ernst!

"Hey ihr zwei! Lange nicht gesehen!" Laurin hat uns entdeckt und fragt uns nach unsren Wünschen.

Alte Erinnerungen werden wach. 'Dich! Nackt und sofort!' Was war ich so blind gewesen! "Machst du uns zwei leckere Cocktails?"

"Und was für welche?"

"Egal!" Laurin grinst und nickt, ehe er sich an die Arbeit macht.

"Und was ist mit dem Kuss?", will Kris wissen und zieht mich besitzergreifend in die Arme.

"Gleich." Ich stupse ihn mit meiner Nase an und versinke in seinen Augen, bis uns Laurin zwei hellblaue Drinks hinstellt.

"Die gehen aufs Haus. Zwei 'Barkeeper auf Eis'."

"Uh! Gratis-Drinks!" Ich bedanke mich bei Laurin und keuche erschrocken auf. Kris hat mich einfach zu sich gezogen und lutscht mir den Mund trocken. Mensch! Das gibt's doch nicht! Das er noch immer so eifersüchtig auf Laurin ist!

"Also habt ihr euch endlich gefunden? Wie schön!" Meine ehemalige, nicht ganz so große Liebe zwinkert uns zu und wendet sich von uns ab. Das Kapitel wäre damit abgeschlossen.

Nun zu meiner jetzigen, ewigen, großen Liebe. "Siehst du? Kein Grund zur Eifersucht."

"Scheint so."

"Und wir haben Gratis-Drinks abgestaubt!", lache ich, greife nach meinem Cocktailglas und stoße mit Kris an. "Auf uns!"

"Auf uns!" Uwah! Ist der herb! Aber das Süße, das gleich danach aus dem Eiswürfel in den restlichen Drink läuft, macht den Drink wirklich lecker. Berauscht von Alkohol, der Musik und vor allem der unmittelbaren Nähe meines Freundes, rücke ich ganz dicht an Kris ran und flüstere: "Kris? Frag mich was ich gerade will."

Ich höre ihn leise lachen und bekomme einen regelrechten Gänsehautschauer. "Was willst du gerade?"

"Dich", antworte ich. "Nackt und sofort." Ich setzte ihm einen hauchzarten Kuss hinters Ohr. "Und nie wieder was anderes."

"Dann nichts wie nach Hause!", japst er atemlos, packt mich und zerrt mich Richtung Treppe. Noch nie war ich so froh, aus diesem Club zu kommen! Denn Zuhause, mit meinem Schatz ist es eindeutig noch viel schöner. Da kommt kein Barkeeper mit. Und sei er noch so heiß.
 

~Laurin~

Ich kann gar nicht mehr aufhören zu grinsen. Da haben sich die zwei Blindgänger endlich gefunden! Ob das an meiner Ansprache lag, die ich Malvin bei unsrem letzten Treffen erteilt hatte? Wie auch immer, ich freue mich riesig für die zwei. "Laurin?" Ich drehe mich zu Jus. "Da möchte jemand diesen blauen Drink."

"Kommt sofort!" Gierige Meute! Einmal einen neuen Drink serviert, will gleich jeder einen haben. Aber dafür bin ich schließlich da. Theo rennt mich fast um, entschuldigt sich und zischt an mir vorbei. Er hat im Moment eine Menge Stress, da er den Boss vertreten muss. Der ist die nächsten Tage krankgeschrieben. Weshalb weiß keiner so genau, natürlich außer Theo und mir. Das es nur zur Hälfte an seinem geprellten Fuß liegt, muss man mir nicht erst sagen. Der Grund für seine Pause steht nämlich keine drei Meter von mir entfernt. Unser neuer, fester Barkeeper, der nicht nur trotz Schusseligkeit und Unsicherheit den anderen guten Bewerbern die freie Stelle vor der Nase weggeschnappt hat, sondern auch noch das Herz unsres Bosses, wie es scheint. Anders kann ich es mir nicht erklären, weshalb er wegen eines läppischen geprellten Fußes seine Arbeit sein lässt, da er ein totaler Workaholic ist. Aber das ist eine andere Geschichte. *

"Laurin? Ich habe gerade eine SMS bekommen."

"So?" Interessiert schaue ich Vince an.

"Morgen ist es soweit." Wissend schauen wir uns an.

"Echt?" Begeistert klatsche ich in die Hände. Das bedeutet, Ramon kommt endlich her! "Wie schön!" Unauffällig schiele ich rüber zu Justin, der hochkonzentriert ein Bier zapft. Ob er sich freuen wird? Ach! Natürlich wird er das! Er muss. Schließlich liebt er seinen Ramon. Das erkennt doch jeder, der nicht blind ist. Ganz bestimmt wendet sich auch bei den beiden alles zum Guten. Da bin ich mir sogar sehr sicher!
 

~Vince~

"THEO!!!" Mir fällt fast das Ohr ab. Demonstrativ halte ich es mir zu und drehe meinen Kopf nach links, genau dorthin, wo ein blonder Kerl neben mir steht und nach Theo brüllt. Mit einem Arm lehnt er sich auf die Theke, und mit der anderen winkt er wild herum. "THEO!!! HEY!!! HIER SIND WIR!!!"

"Geht's noch?!", pflaume ich das blonde Kerlchen an. "Mein Ohr platzt gleich!"

"Oh … Tut mir leid. Entschuldigung." Strahlend blaue Augen schauen mich erschrocken an. Ich bekomme eine Gänsehaut. Wer ist das denn?! "Das wollte ich nicht."

Ich raufe mich zusammen. Nur wegen ein paar blaue Augen werde ich jetzt sicher nicht weich werden! "Das rettet mir mein Gehör jetzt auch nicht mehr", knurre ich.

"Gibt's hier ein Problem?" Zwischen mir und Blondie schiebt sich ein großer, dunkelhaariger Typ, der mich mehr als feindselig anstarrt. Sicher der Freund dieses blauäugigen Brüllblondchens.

Doch was der kann, kann ich schon lange. Ich starre nicht minder grimmig zurück. "Erkläre mal deinem Freund, dass man anderen nicht ins Ohr zu brüllen hat."

"Was mischst du dich da eigentlich ein? Mein Davi-boy hat sich doch bei dir Entschu..."

"David! Jack! Was macht ihr den hier?" Endlich taucht Theo auf. Aber anstatt mir zu helfen, schließt er das Blondchen in den Arm und klopf diesem fies dreinblickenden Typen auf die Schulter. Dann dreht er sich zu mir und lächelt mich an. "Das trifft sich ja gut! Leute? Das ist Vincent. Laurins Partner. Vincent? Das hier ist mein Bruder David und sein Freund Jack." Bruder?! Das Blondchen da ist Theos Bruder?!

"Hallo." Ich lächle die beiden nervös an und strecke ihnen meine Hand entgegen. Hätte ich das bloß vorher gewusst! "Tut mir leid wegen …"

"Du bist Vincent?! Der unsren Laurin abgestaubt hat?!" David grinst vom einen bis zum anderen Ohr. "Wie schön dich endlich kennenzulernen!" Theos Bruder schlingt überraschend seine Arme um mich und zerquetscht mich fast. Ich hätte es erst nicht für möglich gehalten, aber auch wenn Theos Bruder nicht so aussieht, er kann genauso gefährlich sein wie Theo mit seinen Muskelbergen. Luft!

Ich werde gütiger weise wieder losgelassen, bekomme dafür aber einen schmerzhaften Händedruck von Jack, Davids Partner. "Vergessen wir das von eben mal, ja?", brummelt er mir zu. Ich nicke bloß. "Gut." Meine Hand wird wieder losgelassen. Autsch!

"Sagt mal", beginnt Theo und guckt uns der Reihe nach an. "Habe ich heute irgendwas an mir?"

"Wieso?", fragt David ihn stirnrunzelnd.

"Weil mich heute schon bestimmt ein halbes Dutzend Typen angemacht haben." Ich verkneife mir ein Grinsen.

"Klarer Fall!", meint David und unterdrückt ganz eindeutig ebenfalls ein Grinsen. "Das sind deine Pheromone. Du dünstest Liebe aus, mein liebes Bruderherzlein." Theo runzelt die Stirn. "Ist so! Glaub's mir! Guck!" David springt seinem verdutzten Bruder um den Hals. "Wirkt auch bei mir."

Theo brummt bloß und verdreht die Augen. Jetzt muss ich doch lachen. Jack dagegen wird wieder sauer. "Hey! Pfoten weg! Das ist meiner! Du hast selbst einen Kerl zum spielen", faucht er Theo an und entreißt ihm David, der sich auch sogleich an Jack ranhängt und fröhlich gluckst.

Mürrisch zeigt Theo Jack den Mittelfinger. "Sei du mal froh, dass ich dir David überhaupt überlassen habe!", knurrt er, grinst dann aber.

David findet das wohl nicht so lustig, denn nun funkeln seine Augen wütend zu Theo empor. "Ey! Das hört sich so an, als hättest du Jack ein olles Paar Socken geschenkt, nachdem du sie ihm ausgeliehen hast!" Ich halte mir die Hand vor den Mund. Was sind das denn für Zankhähne?

"Uwäägs! Theos Socken!" Jack verzieht das Gesicht, wobei Theo ihm wieder den Mittelfinger zeigt.

"Leute! Macht mal nicht so ein Radau hier!" Laurin, mein Retter, beugt sich über die Theke. "Ihr haltet den Betrieb auf und Theo? Du sollst dich bei Anton melden."

"Ist gut." Jack und der große Barkeeper schauen sich nochmal böse an, was aber nicht ernst gemeint zu sein scheint, ehe Theo wieder nach hinten eilt.

David angelt sich einen freien Barhocker und setzt sich neben mich. "Du und Laurin also?" Ich nicke, während ich meinem Schatz einen heißen Blick zuwerfe. "So so … Erzähl schon! Ich will alles wissen!", kichert er und lehnt sich zu mir rüber.

"Wo soll ich da bloß anfangen?", frage ich und schaue Laurin nach, der sich wieder ans Getränke mixen macht.

"Am besten am Anfang", meint Jack jetzt und schiebt sich von hinten an David heran.

"Also gut. Es war einmal, in einem weit weit entfernten Land, in dem nur eisige Kälte herrschte …"

"Vince?" Laurins strenger Blick streift mich. Hat er das etwa mitbekommen? "Erzähl es schon richtig!"

Ich seufze. "Na gut. Dann eben richtig", gebe ich mich geschlagen, und fange an, David und Jack von meiner Rettungsaktion zu berichten.
 

***
 

~Laurin~

"Ist gut. Wir sind zu Hause und Jus auch. ... Ja, wir uns auch. Bye." Zufrieden lege ich auf. "Das war Ramon. Er wird laut Navi in einer halben Stunde hier sein."

"Hoffentlich wird Justin bis dahin wieder hier sein."

"Falls nicht, ist es auch nicht schlimm. Dann verstecken wir Ramon einfach in der Schlafcouch und wenn Jus sie aufzieht, kullert er aus ihr hervor." Vince legt den Kopf schief. "Was denn? Das wäre doch mal eine gelungene Überraschung."

Vertrauensvoll kuschle ich mich an Vincents Schulter. "Was macht dich so sicher, dass Justin die Überraschung auch gefallen wird?"

"Vertrau mir doch einfach. Sie wird ihm gefallen."

"Sicher?"

Mit gerunzelter Stirn drehe ich mich zu meinem Liebling. "Zweifelst du etwa daran?"

"Etwas, ja", gesteht er. "Justin ist ein sturer Esel. Es wir schwer werden ihn davon zu überzeugen, dass ... Ja von was eigentlich?"

"Na das er und Ramon sich aussprechen sollten! Das Jus sich endlich eingesteht, dass er seinen Ramon noch immer liebt! Und das tut er! Das weißt du doch auch."

"Ja, das weiß ich. Aber irgendwas muss in Spanien vorgefallen sein. Sonst würde Justin nicht so gereizt reagieren auf das Thema Ramon."

"Aber es nutzt auch nichts, wenn er davor flüchtet und ..."

"Bin wieder da!" Justin! Vince und ich verstummen sofort und tun ganz normal. Was heißt: wir sitzen vor dem Fernseher und lümmeln auf der Couch rum. "Ihr habt was verpasst!", plappert er los und wirft uns seine Jacke entgegen. Ordnungssinn hat er definitiv nicht erfunden!

"War die Zaubershow wieder so gut?", frage ich und unterdrücke ein amüsiertes Lachen. Justin war mit Daniel, Zoey und noch ein paar von Vincents Freunden in einer Varietéshow. Ein Stadtbekannter Magier tritt da zur Zeit auf und sorgt für einige Furore. Die Bande war schon des öfteren dort, und sind jedes Mal total begeistert von der Show. Irgendwann müssen Vince und ich uns das auch mal anschauen.

"Und wie! Der Magier ist wirklich ein Sahneschnittchen! Echt sexy!" Justin küsst seine Finger und zieht sie nach oben. "Und Daniel war mal wieder ganz hin und weg von ihm." So so ... "Und was habt ihr Trantüten den ganzen Abend gemacht?" Jus lässt sich neben Vince auf die Couch fallen und legt die Füße auf den Couchtisch.

"Fern gesehen und uns die Luft aus den Lungen gesaugt", antworte ich, was leider nicht für Begeisterungsanfälle bei Justin sorgt. Bald mein Lieber! Bald! Ich bin schon ganz aufgeregt!

"Typisch! Wollt ihr nicht lieber im Schlafzimmer weiter machen? Ich würde gern pennen."

"Nein!", schreie ich auf. "Also ich meine ... Dürfen wir erst den Film fertig gucken?"

"Wenn es sein muss." Justin zieht einen Flunsch. "Dann gehe ich mal ins Bad und mach mich Bettfrihiiiisch!" Er springt wieder auf und lässt und erneut allein.

"Pffft!" Ich drücke mein Gesicht gegen Vincents Bauch. "Jus ist echt zum schießen."

"Sag das nicht zu laut. Nicht, dass er das mit dem schießen nachher noch ernst nimmt und uns für unsre Aktion abknallt." Oller Brummbär!

"Wird schon schief gehen", nuschle ich gegen Vincents Shirt und schließe die Augen. Es muss einfach klappen!
 

Ich muss eingeschlafen sein, denn als mich das Klingeln der Haustür weckt, sitzt Justin fix und fertig in Boxer und Shirt neben uns und starrt in die Glotze. "Welcher Penner ist das denn?", fragt er und schaut uns an.

'Ramon!', denke ich nur und bin schon auf den Beinen. "Komm mit Jus!"

"Was?" Er guckt an sich runter. "Mach du mal lieber auf!"

"Ich komme mit", knurrt Vincent und verpasst mir einen bösen Blick. Püh! "Und wie machen wir das jetzt?", fragt er, als wir im Hausflur stehen und auf Ramon warten.

"Ihn mit ins Wohnzimmer nehmen und Jus vor vollendete Tatsachen stellen."

Vincent seufzt und fährt sich durch die Haare. "Wir hätten das anders Planen sollen!"

"Ganz ruhig."

"Hola!", ruft es uns plötzlich entgegen und Ramon taucht am Treppenabsatz auf. Olala! Da hat sich Jus aber einen netten Spanier an Land gezogen! Wieso hat er ihn nur verlassen?! Dunkle Haut, dunkle Augen, schwarze Haare und einen netten kleinen Kinnbart. Dazu noch einen durchtrainierten Körper der in einer engen, zerrissenen Jeans steckt und in einem schwarzen Muskelshirt. Wäre Vince jetzt nicht da, dann ... Nein! Quatsch! Meinen Vinnie gebe ich doch nicht mehr her! Für keinen Spanier der Welt!

"Hallo Ramon! Schön dich endlich kennenzulernen!" Vince begrüßt ihn als Erster.

"Wo ist er? Ist er hier?" Ramon ist ganz aufgeregt! Dennoch spricht er fast akzentfrei Deutsch, was mir schon am Telefon aufgefallen ist.

"Ja. Aber wie schon gesagt, er weiß nicht, dass du hier bist. Wir sollten es also langsam angehen", erläutere ich ihm, denn ich habe leider die Befürchtung, dass dieser hitzige Spanier den kopflosen Justin quasi über den Haufen rennt, wenn wir nicht aufpassen.

"Ist gut! Ich mache alles! Nur: Wo ist er? Ich will ihn sehen!"

"Immer mit der Ruhe." Vincent nimmt ihm die große Sporttasche ab, die er mit sich rumschleppt. "Wir gehen erstmal rein und dann gehe ich vor. Okay?"

"Okay!" Ach je! Ist das putzig wie nervös Ramon auf einmal wird! Hoffentlich dürfen wir ihn behalten! Dürfen wir? Dürfen wir? … Was denke ich denn da wieder?
 

~Vince~

Laurin ist ja hin und weg von unserem Gast. Muss ich mir jetzt Sorgen machen? "Laurin? Geh du mit Ramon in die Küche, ja?" Mein Schatz nickt und strahlt mich an. Worüber habe ich mir nochmal Sorgen gemacht?

Wir betreten die Wohnung und ich warte bis die zwei in der Küche sind. Erst dann gehe ich ins Wohnzimmer. Jetzt bereue ich es, mir nicht schon vorher einen richtigen Plan zurechtgelegt zu haben. Irgendwie habe ich vorher nicht dran gedacht und nun stehe ich hier, weiß nicht wie ich das Justin beibringen soll, dass sein Verflossener hier ist. Zum groß nachdenken ist jetzt sowieso keine Zeit mehr, also atme ich ein paar mal tief durch und gehe ins Wohnzimmer. "Wer war es denn?", fragt er mich auch gleich, schaut aber weiter in den Fernseher.

"Jemand für dich."

"Wer denn?" Der Film wird uninteressant und Justin mustert mich fragend.

"Zieh dir was über und komm mit."

Nur zögernd kommt er meiner Bitte nach und schlüpft in eine Jeans. "Was ist den los Vinnie? Du tust ja gerade so, als ob jemand gestorben wäre."

"Es ist niemand gestorben. Aber ich bin mir nicht sicher, ob dir der Besuch auf Anhieb gefallen wird."

"Oh nein! Es ist doch nicht etwa wieder Niels?!"

"Nein", beruhige ich ihn. "Der ist es nicht."

"Dann kann es doch nichts Schlimmes sein", lacht er und kommt auf mich zu. "Jetzt hast du mich echt neugierig gemacht!" Er schlägt mir auf die Schulter und geht aus dem Wohnzimmer, während ich kurz zur Küche deute. Er geht an mir vorbei und steuert festen Schrittes die Küche an. Nichts wie hinterher! Wenn der wüsste! Mir geht ganz schön die Muffe!

Nervös halte ich mit Justin Schritt, jederzeit bereit, ihn festzuhalten oder was auch immer zu machen, damit er mir nicht ausflippt und schaue zu, wie er die Küchentür öffnet. Er betritt sie, lächelt noch, wie ich erkennen kann, doch das Lächeln ändert sich schnell in einen stummen, überraschten Aufschrei. "Oh Justin! Mein lieber Justin!", höre ich Ramon rufen, dann ein Scharren von Stuhlbeinen und noch ehe ich es verhindern kann, zieht Ramon einen total teilnahmslosen Justin in seine Arme. "Oh Justin! Ich habe dich so vermisst! Te quiero, mi querida! Te quiero mucho!"** Ich halte die Luft an. Ebenso Laurin, der wie gebannt auf die Szenerie in unser Küche starrt. Was wird jetzt passieren?
 

Ende
 

*Die Liebesgeschichte vom Boss des Velvets wird natürlich auch bald erzählt.

** Ich habe dich lieb, mein Schatz! Ich habe dich so lieb!
 

AHHHHAHA!!! Wer wissen will, wie es weiter geht, muss die nächste Story 'Barkeeper in Love' lesen, die ich in Kürze auch hochladen werde. Da ist nämlich Justins Geschichte dran und ihr erfahrt, ob er und Ramon endlich zusammen kommen.

Bis dahin geht es erstmal bei 'Starke Kerle, starke Gefühle' weiter.



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Kommentare zu dieser Fanfic (42)
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Von:  Usaria
2016-10-05T22:20:00+00:00 06.10.2016 00:20
Ah! Der arme Malvin! Ich weiß, wieso arm? der soll doch die Augen auf machen! Nein! Der kleine Süße ist unglücklich in Laurin verliebt! Ah seufz! Ja das errinnert mich an... in der Situation war ich auch schon einmal.... Oh Gott da war ich grade mal so alt wie Malvin, dasf ist jetzt Malvin ist 19/20 das ist jetzt.... 17 Jahre her! Oh! Gott wie die Zeit vergeht.
Aber ich labere wieder zu viel.

Also die Geschichte ist genial, das einzige was mich an ihr stört ist der wechsel. Ich komm damit zwar klar wenn die erzählende Person wechsel, doch mit der Zeit hab ich so ein Problem, Mal schauen ob ich ein Beispiel finde vom Wechsel wo Laurin erzählt zu Vinc. In der vorher gehenden Szene sind Laurin u Matthias noch beim DVD schauen und es ist Abends (Abens ist für mich so ab 19. Uhr) In der Nächsten Szene in der Vinc erzählt ist er noch im Geschäft.
Da komme ich ein wenig mit der Zeit durch einander, weil ja bei Laurin und Matthias es laut erzählung schon später ist, als so ca. 21 Uhr. Und dann der Wechsel wo noch Vinc im Laden ist. Äh! Und das ist nicht nur in diesem Kapitel so, ich hab die Geschichte zu erst quer gelesen.
Ansonsten hast du mich wieder am Hacken.
Antwort von:  Fara_ThoRn
06.10.2016 21:05
Ja, nicht? Er kann einem leid tun. Obwohl die meisten Leser ihn erst so gar nicht mochten ^^"
Mit vier erzählenden Personen kann es schon mal leicht durcheinander gehen. Das ist bis jetzt auch die einzige meiner Storys, in der es so viele Erzähler gibt. Die anderen habe ich jetzt alle gesplittet. Ist einfacher, auch für mich beim Schreiben xD Obwohl ich da auch immer wieder hin und her flippen muss, um zu wissen, wann was passiert. Manchmal ist es verwirrend mit meinen Jungs *lach*
Mit Zeiten habe ich es sowieso nicht so. -______- Oder Namen. So viel Input verträgt mein Hirn manchmal nicht xD
Von:  Usaria
2016-10-04T19:31:59+00:00 04.10.2016 21:31
Oh das tut weh! mir tut Malvin so leid..... seufz
Von:  -Phenix-
2016-08-07T20:08:05+00:00 07.08.2016 22:08
Jaja, Jack der alte Sack :D - Drei Jahre??? Huuuuui, wie die Zeit vergeht. Mir kommt es wie letzte Woche vor :P

Hier kommt mein Gesamt-Kommi!

1. Kapitel: So, jetzt will ich aber auch Antons Geschichte lesen, klar? XD (Direkter Befehl :P)
Kris kann einem wirklich leid tun. Aber so wie ich dich kenne, sorgst du schon für sein Happy End :)

2. Kapitel: Oh, der Bauleiter wird erwähnt XD - ich suche jetzt immer nach Andeutungen zu deinen Berufen. XD
Dreiecksbeziehungen *kreeeeeisch* Auf Ralf bin ich auch gespannt. Was er wohl arbeitet?

3. Kapitel: Yea, Vince ist der Ladenbesitzer - das macht mir gerade riesen Spaß. Und ich hab auch Lust auf einen Strawberry Margharita. Seufz.

Theo und Matthias - Theo und Matthias! (*sing sing sing Tralalalala*) Das singe ich wohl auch noch die folgenden Kapitel :D

4. Kapitel: Aaaah, Matthias ist verschwunden? XD Ich hätte da schon eine Idee... Muhahahahaha - schnell weiterlesen :3
Erst Jack, dann Vince. Du böser Junge. Malvin ist mir in diesem Kapitel sehr unsympathisch. Tut mir leid. Kleiner Obertrottel. Ich hätte ihm wohl eine runter gehauen. Aber ich bin gar nicht gewalttätig (*schnell die Leute mit anderer Meinung zum schweigen bring*)

5. Kapitel: Also der Titel des Kapitels ist einfach klasse! *giggle*
Endlich wieder Zweideutigkeiten XD Hab schon gewartet!

Dieser dumme, dumme Malvin. Oh mann... ich kann nur noch den Kopf Schütteln

6. Kapitel: So viele Namen! Aaah. Wer ist Daniel? Kriegt Justin Ralf? Wie viele sind das denn jetzt schon? XD (*zählt im Kopf nach*)
Wow, Malvin hat mal nachgedacht. Also wirklich. Kaum hat er Sex mit Kris erkennt er dass er ihn liebt? Pffffft. Wenigstens hat er die Schwärmerei endlich ad Acta gelegt. Das geschieht ihm aber grade recht. Er soll ein wenig leiden, bei dem Mist den er da veranstaltet hat. Am Ende wird Kris sich bestimmt eh erweichen lassen. Die Liebe verzeiht ja, habe ich gehört.

7. Kapitel: Gott sei dank ist Laurin endlich ran an den Mann. Und ein ganzes Kapitel ohne Malvin :P

8. Kapitel: Also Vince und Laurin sind so knuddelig süß mit ihrem frisch verliebten gehabe :3
SPOILER! Döm Döm Döööööööm - Comming Out von Kris... uiuiuiui, das ist mal ein Kapitelende...

9. Kapitel: Wiedersehen mit Bettiiiiiiiiiii :D - Zum lustigen Reiter? Wie war nochmal der Name vom Cafe?
Stichsalbe? XD
Noch bin ich nicht mit Malvin versöhnt. Ich bin von der nachtragenden Sorte. Mal sehen was er noch zur Buße tut. Bei Laurin entschuldigen muss auch noch kommen.

10. Kapitel: Es ging zur Sache :D Na also!

11. Kapitel: Ja sag Mal, das sind ganz schön viele Kapitel ;)
Hach, immer diese ausgefallenen Orte an denen es deine Protas treiben... :P

12. Kapitel: Ich konnte noch gar nicht in die Wetten mit einsteigen! Menno!
Der Schluss schreit ja förmlich nach einer Verkuppel-Aktion!

13. Kapitel: Ein schöner Abschluss für Malvin und Kris. Ralf tut mir leid, aber du findest bestimmt eine Lösung für ihn :)

14. Kapitel: Aaaaaaaaaaaaw. Die zwei sind einfach zum knutschen.
Mooooment- Postbote? Da klingelt bei mir was!!! Ist Daniel der Typ der von Raik die Ansage bekommen hat? XD

15. Kapitel: Ui, spannend. Gebt Dirk einen kräftigen Arschtritt - dass er bis nach Amerika fliegt!
Theo und Matthi werde ich mir dann als nächstes zu Gemüte führen :) Freue mich schon darauf.

16. Kapitel: Ich weiß gar nicht was ich gemacht hätte. Wahrscheinlich versucht zu helfen - aber ich hab keine Bekannten in der Sparte. Ziemlich hart was er durchmachen musste. Trotz allem hast du es geschafft dass ich Mitleid mit ihm habe.

17. Kapitel: So, jetzt das letzte Kapitel :)

Juchuuuu - die Story vom Chef kommt auch noch! *freufreu* Kann ich das Rezept vom "Barkeeper auf Eis" haben? Ich steh auf "Ficken" :) Trink ich immer wieder gerne.

Oh, ich glaub Justinschätzchen und Ramon werden noch einen ziemlich langen Weg vor sich haben. Auch das wird spannend!


Puh, für mich war es doch leicht anstrengend den Überblick nicht zu verlieren, da in den anderen FF nicht so viele verschiedene Handlungsstränge vorkamen. Aber es ist mir gelungen *lach*
Schöner Auftakt der Reihe. Und jetzt gehe ich schlafen, damit ich morgen (in der Arbeit, aber verrate es niemandem) weiterlesen kann. Das brauche ich an einem Montag. Mehr als Kaffee!
Antwort von:  Fara_ThoRn
09.08.2016 19:50
*schluck* wasn langes Review! O_O Da muss ich mich jetzt erstmal durchkämpfen xD
Antwort von:  -Phenix-
09.08.2016 19:59
Ich hab grad noch so ein Kaliber bei Starke Kerle eingestellt XD
Wenns dir lieber ist, kommentier ich die Kapitel auch einzeln. :)
Antwort von:  Fara_ThoRn
09.08.2016 20:30
*löl* Letzte Woche? Wie man es nimmt ;-)

So. Ich arbeite jetzt mal alles nacheinander ab:

1. Antons Geschichte kannst du doch lesen. Barkeeper in Not heißt sie ^^
Klar bekommt Kris ein Happy End!

2. xDDD Stimmt. Einen Bauleiter gibt's auch noch. Einen heißen *roaaarrr*
Äh … Was Ralf arbeitet? Irgendeinen Bürojob hat er. Weiß gar nicht, ob ich das mal irgendwo erwähnt habe Oo

3. Vince ist ein selbstständiger Antiquitätenhändler. Oder ganz schlicht: Ein Trödelhändler XD (lass ihn das aber nicht hören *ggg*)

Ich singe mit! Theo und Matthi, verlieben sich im Mondenschein *träller* (ღˇ◡ˇ)~♥

4. Ei, ei, ei, wo isser denn? Guck mal unter Theo nach xD
Malvi ist, glaube ich, einer meiner unsympathischsten Charas. Aber vielleicht änderst du deine Meinung ja noch über ihn. ^^

5. Zweideutigkeit ist mein zweiter Vorname :-P

Ey! Lass Malvi heile! Den brauchen wir noch o(>< )o

6. Daniel ist äh … warte mal. Ob Justin Ralf kriegt? Oo Näh! Ralf will nur einen. Nur weiß er das da noch nicht xD
Wo war ich? Ah ja! Daniel. Daniel ist schon mal beim Postman aufgetaucht. Der Kerl mit den Kondomen. *gg* Der bekommt auch noch seine Story. Da wird es magisch ◕‿ ◕
Wie viele das sind, kann ich dir beim besten Willen nich sagen. Da müsste ich jetzt meinen Ordner öffnen und nachzählen, aber da habsch kei Lust zu :-P

Hat nicht jeder eine zweite Chance verdient? Auch so ein Holzkopf wie Malvin. So ein Holzköpfchen ist eben sehr schwer von Begriff ;D

7. *lach* ran an den Mann. LOS LAURIN! RAN AN DEN SPECK! XDDD

8. Gell? (ღ ˘ ⌣ ˘ ღ)
Spoiler? WO? Den mach ich platt! \(>o<)/

9. Ja, so irgendwie hieß das Café xD
Kennste Stichsalbe nich? Damit kann man ordentlich zustechen :-PPPP
Du magst den armen Malvi immer noch nicht? Ich hoffe, das ändert sich noch. Das wird so knuffig! *kreisch!*

10. XD

11. Viele? Dann warte mal ab, bis My love bite on your neck fertig ist *gg*
Hab noch viele Orte parat, an denen es meine Männer treiben können (♥ε♥)

12. Meinst du bei Justin und Ramon? Oder spoilere ich gerade? Oo

13. Du willst wissen, wie es mit Ralf weitergeht? Guck einfach hier: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/347885/ ;-)

14. Genau! Das ist Daniel. ^^

15. Wenn Dirk nach Amerika fliegt, fliege ich auch mit. Da wollte ich schon immer mal hin xD
Tu das. Die zwei Muskelprotze werden dir sicher auch gefallen ;-)

16. Das Thema ist ganz schön harter Tobak. Eigentlich will ich auch noch darüber schreiben, was danach mit Vince Ex weitergeht, aber so ganz habe ich mich noch nicht dran getraut.

17. (^o^)


Das Rezept gibt Laurin sicher nicht her xD
Dann lieber ne Flasche Ficken gekauft *ggg*

Bei Jus und Ramon wird’s nochmal spannend. Aber ich will ja nicht spoilern :-P

Ja, da gings schon heiß her, mit den ganzen verschiedenen Handlungssträngen.
Ich muss selbst immer wieder nachgucken, wer mit wem, wann und wo, wieso und sind die schon zusammen? *lach*

xDD Lesen und Kaffee an der Arbeit. Das ist auch meine Lieblingsbeschäftigung! (Oder schreiben und Kaffee) *gggg*
Von:  chaos-kao
2016-07-28T21:55:21+00:00 28.07.2016 23:55
Ich kann Malvin echt nicht leiden. Hoffe Kris entliebt sich bald. Er hat eindeutig jemand besseres verdient.
Antwort von:  Fara_ThoRn
30.07.2016 18:01
Malvin sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Aber er wird bald seinen Wald finden ;D
Und zu Kris, man kann es sich eben nicht aussuchen, in wen man sich verliebt, und man muss einige größere oder kleinere Stolpersteine aus dem Weg schaffen.
Von:  Yinyin24
2015-11-27T14:25:34+00:00 27.11.2015 15:25
Armer Malvin... er liebt Laurin aber Laurin will nichts von ihn. Tja er muss es wohl akzeptieren wenn Laurin keine Interesse an ihn hat. :( Trotzdem eine schöne Geschichte. :) Ganz liebe Grüße Yinka ♥
Von:  Sable
2015-05-05T16:42:56+00:00 05.05.2015 18:42
ok ich bin echt begeistert^^ lese dann mal weiter*
Antwort von:  Fara_ThoRn
05.05.2015 18:47
Tu das. Viel Spaß dabei. ^^
Antwort von:  Sable
05.05.2015 19:32
Vielen Dank^^ Ich bin nun Kapitel drei und voll süchtig xD
Von:  Momo26
2015-04-21T22:02:50+00:00 22.04.2015 00:02
Ich finde es ja so genial das alle deine Geschichten irgendwie zusammen hängen! Echt Klasse

Jetzt muss ich mir nur überlegen welche ich als nächste lese... Justin und Ramon oder Matthias und Theo?
Ganz liebe Grüße von mir!
Mach weiter so...
Von:  Momo26
2015-04-20T09:24:45+00:00 20.04.2015 11:24
Boah wie scheiße von Malvin!
Der arme Kris Dx

Antwort von:  Fara_ThoRn
21.04.2015 07:56
Malvin ist blind vor lauter Liebe zu Laurin.
Der braucht mal ne Brille
8-/
Von:  Conny-chan
2015-03-16T16:14:05+00:00 16.03.2015 17:14
Ich bin Verliiieeebt <3

Ich kann jetzt nicht mehr zu deiner FF sagen und tschukel weiter zu Barkeeper in Love!

Greezles und küsschen by by

Conny pyyyy
Antwort von:  Fara_ThoRn
16.03.2015 19:16
^^ Freut mich, wenn dir meine Jungens so gut gefallen.

Grüße zurück
Fara
Antwort von:  Conny-chan
16.03.2015 20:01
Oh ja sehr XD
Ich Liebe Sie <3

thx
Conny
Von:  BloodyAugust
2014-11-18T22:56:52+00:00 18.11.2014 23:56
Ficken ist ein ziemlich süßer Likör, nicht jedermans Sache. Ich hab es endlich geschafft die Story der Beiden durchzulesen und wollte erst am Ende ein Kommi schreiben. Ich find es gut das Laurin Niels geholfen hat, denn dieser ist genug gestraft für das was er Vincent angetan hat. Auch wenn das andere nicht so sehen möchten.

Ich bin ja gespannt wie es nun bei Justin weitergeht. Also ist es wohl offensichtlich auf welche Story ich mich als nächstes stürtze ^^


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