[Barkeeper-Reihe 01] Barkeeper auf EIS von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 21: Kapitel 13 - Mach's gut ----------------------------------- Kapitel 13 - Mach's gut ~Laurin~ Aneinandergekuschelt liegen Vince und ich in meinem Bett und glotzen eine meiner unzähligen DVDs. Die Handlung des Films ist schon längst zur Nebensache geworden. Viel interessanter ist es, herauszufinden, an welchen Stellen mein Vinnie noch so alles kitzelig ist. Nicht zu fassen, aber selbst nach einer Woche des ständigen Zusammenseins finde ich immer wieder neue Flecken auf seiner Haut, an denen er höchst beeindruckend reagiert. So auch jetzt. Meine Finger krabbeln an der Rückseite seines Oberschenkels hinauf und genau an der Stelle wo der Oberschenkel aufhört und sein Hintern anfängt, zuckt er leicht zusammen. Ich teste diese Stelle weiter ausgiebig, und fange an zu kichern, als Vince mir Retour gibt und sich mit einem Finger unter meine Achseln schiebt. Da bin ich furchtbar kitzelig! "Lass das!" "Dann bewege deine neugierigen Finger wo anders hin." "Das sehe ich gar nicht ein", säusle ich und schnappe nach seinem Mund. Das perfekte Ablenkungsmanöver! Er vergisst, was sein bohrender Finger tun wollte und ich kann mich hervorragend aus der Affäre ziehen. Sanft drücke ich ihn auf den Rücken und rutsche auf ihn. Schamlos mache ich mich nun über seine Leisten her. Auch hier reagiert er sehr empfindlich und brummt gegen meine Lippen. "Du Aas", wispert er mir zu. "Ausgleichende Gerechtigkeit." "Sagt wer?" "Sage ich ..." Warum redet er nur so viel heute? Hinter uns explodiert was. Nerviger Actionfilm! So kann ich Vincents Keuchen gar nicht mehr hören. Dagegen kann man aber etwas tun. Den Ton nämlich ausstellen. Gedacht, getan. Viel besser! Ich sauge an seiner Unterlippe, lasse dann von ihr ab und rutsche ein Stück rüber, damit ich an seinem Ohr knabbern kann. "Laurin?" "Hm?" Vincent winkelt seine Beine an und schlingt sie um meine Oberschenkel. "Hast du alles griffbereit?" "Hm ..." Da fragt er noch? "Dann fang an." Eigentlich hätte ich noch viel lieber 'Finde Vinnies empfindliche Stellen' gespielt. "Noch nicht", brumme ich deshalb und stipse mit meiner Zungenspitze in sein Ohr. "Tierquäler!" Ich schmunzle und mache damit weiter sein Ohr zu necken. Allerdings habe ich nicht mit Vincents hinterhältigen Verführungsstechnicken gerechnet. Er buckelt fast, als er sein Becken hochzucken lässt und mir dabei seine erwachte Körpermitte gegen die Bauchdecke stößt. Ich rapple mich auf und stütze mich mit meinen Armen rechts und links neben Vincents Kopf ab. "Ruhig Brauner. Alles zu seiner Zeit." "Ich kann aber nicht lä..." Mein Handy klingelt. "Warte kurz." Normal würde ich es klingeln lassen, aber das ist Matthis Klingelton, den ich extra für ihn eingerichtet habe. Ich rutsche von Vince runter und suche meine Hose, wo das Mistteil fröhlich weiter klingelt. "Ja?!" Es endlich gefunden setzte ich mich auf die Bettkannte und warte, was mein bester Freund wieder auf dem Herzen hat. /Laurin? Arbeitet Theo heute?/ "Theo?" Um wen sollte es auch sonst gehen? Seit er Theo hat, bin ich abgeschrieben. Püh! "Laurin ... komm schon her und mach's mir." Vincent hängt plötzlich an mir und küsst meinen Nacken. Uuhaa! "Warte doch mal!", zische ich ihm zu und versuche mich auf das Telefonat zu konzentrieren. Was mir nicht gerade leicht fällt. "Ich glaube nicht. ... Vince! Finger da weg!" Zupft dieser Schlingel doch gerade an einer ganz ungünstigen Stelle rum! /Oh! Ich wollte dich nicht stören/, kichert Matthi. Klasse! Jetzt hat er das auch noch mitbekommen! /Treibt's mir ja nicht zu wild/, witzelt er noch streng und legt auf. "Mensch Vince! Was soll denn Matthi jetzt von uns denkaaahh!" Das war jetzt aber gemein! Vince hat mich einfach gepackt, nach hinten auf die Matratze geschubst und thront nun auf mir. "Jetzt ist Schluss mit Lustig!" Huch! Mein Ungeduldiger Vinnie rutscht abwärts und kniet sich auf den Boden. Sein Ziel kenne ich jetzt schon und behalte wenige Sekunden später Recht mit meiner Vermutung, als er meine Erektion mit seinem Mund umschließt und fest daran saugt. "Vince!" Damit hätte er meine empfindlichste Stelle gefunden. Aber ich bin mir sicher, die kannte er auch schon vorher ... Nach unsrem kleinen Intermezzo stehen wir nun unter der Dusche. Um halb zwölf Uhr nachts! "Die Nachbarn werden sich bestimmt beschweren", seufze ich. Hier hört man Nachts jeden Mucks. "Und? Dann sage ich ihnen, dass wir so schmutzig waren, dass wir unbedingt eine frische Dusche brauchten." Empört drehe ich mich zu Vince um, der gerade dabei war, mir den Rücken einzuseifen. "Schmutzig warst ja nur du! Wessen Idee war das denn mit der Vanillecreme?!" "Sag jetzt nicht, es hätte dir nicht gefallen. Das würde ich dir nämlich nicht abkaufen. Nicht, nachdem du so gequietscht hast, als ich sie dir von deinem süßen Hintern geleckt habe." Mir wird heiß. "Ich habe nur gequietscht, weil da noch ein Haufen Klümpchen in der Creme waren, die sich in ganz ungünstig gelegene Stellen gewagt haben." "Du hättest die Creme eben vorher besser druchrühren müssen", kontert Vince und grinst überlegen. "Ach ja?! Wie denn, wenn du ständig deine Finger an meinem Schmmm ..." Vince unterbricht unsren kleinen 'Streit' und drängelt mich gegen die Duschwand. Ist von der Vanillecreme noch was da? Aufgeweicht bis auf die Knochen kommen wir im Schlafzimmer an. "Und jetzt?", frage ich müde. "Das Bett sieht aus wie eine Weihnachtsbäckerei." Die halbe Schüssel Vanillecreme ist auf dem Bettzeug verteilt. "Hol frische, ich ziehe sie schnell ab." Ich nicke die Entscheidung ab und gehe an meinen Schrank. "Lieb von Jus, dass er morgen wieder deinen Laden schmeißt", sage ich, während ich mit der sauberen Bettwäsche zurück ans Bett trete. "Er braucht die Kohle." "Hat er schon eine Ahnung, wo er in Zukunft seine Brötchen verdienen will?" Vince wirft den dreckigen Kissenbezug an mir vorbei auf den Boden. "Früher jobbte er mal als Kellner und sein früherer Arbeitgeber würde ihn sicher wieder einstellen. Aber das mag er gerade nicht." "Warum wohl? Justin wird von Tag zu Tag deprimierter. Wir müssen unbedingt seinem Ex Bescheid sagen, wo Jus gerade ist." "Und dann? Meinst du, er kommt hier her?" "Wenn er ihn liebt bestimmt." Vince seufzt nur und zieht das Bettlaken ab. "Glaub mir. Jus liebt ihn ebenfalls noch. Da verwette ich meinen Arsch drauf." "Deinen Arsch?" Ich nicke und fange an zu lächeln. Vince stellt sich vor mich und umarmt mich, seine Hände natürlich auf dem Wetteinsatz. "Wäre es gemein, dagegen zu wetten?" "Du stellst meinen Arsch vor Justins Glück?" "Schwere Entscheidung", flüstert Vince und kneift in meine Pobacken. "Gut, dass du dich nicht entscheiden musst." "Nein?" "Nein." Ich lege meine Hände in seinen Nacken. "Meinen Arsch bekommst du auch ohne Wette." "Hab ich ein Glück!" Lachend drücken wir uns noch einen Kuss auf die Lippen, ehe wir das Bett wieder sauber und rein herrichten und endlich dort schlafen können. *** ~Laurin~ Ich kann noch nicht lange eingeschlafen sein, als mich ein Piepsen weckt. Eine SMS. Bestimmt von Matthi. Bitte lass jetzt nicht schon wieder was zwischen Theo und ihm vorgefallen sein! Ich fische mein Handy vom Nachttisch und verkrümle mich damit unter die Bettdecke, damit ich Vince nicht wecke. 'Noch wach?' Typisch Matthi. Mit dem Handy bewaffnet schleiche ich in die Küche und schließe die Tür. Erst dann mache ich Licht und rufe Matthi an. /Hey Laurin. Habe ich dich geweckt?/, meldet er sich auch gleich nach dem zweiten Klingeln. "Halbwegs. Was gibt's?" Ich setze mich an den Küchentisch und kann ein Gähnen nicht verhindern. /Du hörst dich ganz schön geschafft an/, kichert Matthi. "Und du hörst dich ganz schön agil an. Was machst du um diese Uhrzeit?" /In Theos Bad hocken und mit dir telefonieren./ Scherzkeks! Aber das erklärt den komischen Hall in der Leitung wenn er spricht. Die Vorstellung lässt mich grinsen. Wir beide haben Après-Sexgespräche, während unsre Kerle erschöpft im Bett liegen. "So so. Du bist also bei Theo. War's schön?" /Und wie ... Und du? Bist du bei Vince?/ "Nö. Er ist bei mir." /Aha! Dann habe ich mich also nicht geirrt. Du bist geschafft./ Ich fange an zu lachen und erinnere mich an die vergangenen Stunden, wobei mein Blick auf die leere Schüssel fällt, an deren Rand noch immer die helle Vanillecreme klebt. "Voll und ganz." /Ich kann es dir nachfühlen/, meint Matthi und hört sich so an, wie ich mich gerade fühle: Total verknallt! "Sicher?" /Natürlich! Vielleicht höre ich mich nicht so an, aber unser Matratzensport heute Nacht war auch nicht von schlechten Eltern./ Ich kann nicht anders, und stelle mir die zwei im Bett vor. Aber nur ganz, ganz kurz! Ich schwöre! "Hm ... Theo ist bestimmt ein wahres Monster im Bett." /Laurin!/ Matthi schnauft entsetzt ins Handy und ich kann mir seinen jetzigen Gesichtsausdruck richtig gut vorstellen. "Entspann dich!", kichere ich. "Das meine ich doch im positiven Sinne." /Ach ja? Und dein Vincent? Was treibt der denn mit dir so im Bett?/ Ich seufze und stütze das Kinn mit meiner freien Hand ab. "Vince ist ein wahrer Gentleman. Auch im Bett. Und sehr, sehr einfallsreich … Mehr verrate ich nicht." Besonders nicht seine Vorliebe für Süßes. Matthias lacht, was von den Badezimmerkacheln zurückgeworfen wird und sich echt skurril anhört. /Ist das zu fassen?/, meint er dann. /Jahrelang suchen wir den Richtigen und plötzlich haben wir ihn beide gleichzeitig gefunden./ "Stimmt. Obwohl du ja schon länger suchst." Und verzweifelter. Doch das sage ich mal lieber nicht. Es gab Zeiten, da war Matthi richtig verzweifelt, niemals jemanden zu finden, der sich in ihn verliebt, und in den er sich ebenfalls verliebt. /Egal! Hauptsache, es hat noch geklappt, bevor uns keiner mehr will und wir unsre Männer im Altersheim suchen müssen./ "Uwa. Mich überläuft es." Es gibt sicher schönere Dinge zum nachdenken, als Sex im Altersheim. Na ja. Wer weiß, wie ich im fünfzig Jahren darüber denke. /Pfft. Irgendwann werden wir auch alt. Und Theo und Vince ebenfalls./ "Das ist was anderes", sage ich und stelle mir einen reifen, teils ergrauten Vincent eigentlich ziemlich sexy vor. /Da hast du recht. ... Ähm ... Darf ich dich was fragen?/ "Frag." Was hat er denn noch auf dem Herzen? /Habt ihr es euch schon gesagt?/ "Was denn?" /Das ihr euch liebt/, erklärt er schlicht und bringt mich damit echt ins straucheln. /Laurin? Noch da?/ "Ja. Bin ich. ... So direkt haben wir das noch nicht. Und, ehrlich gesagt, habe ich Angst davor." /Warum?/ Gute Frage. "Ich mag ihm nicht vorgreifen. Und das mit uns hat doch erst begonnen." Ob ihm das als Antwort langt? /Aber du hast doch gesagt, dass du .../ "Ja, habe ich. Trotzdem warte ich noch." /Du bist dir immer noch unsicher./ Erwischt. "... Kann sein. Ich bin bescheuert! Ich weiß!" Ich wische mir mit der Hand übers Gesicht. /Nein ist es nicht. Der richtige Zeitpunkt kommt bestimmt noch. Vince mag dich. Da bin ich mir sicher. So, wie er dich im Velvet mit den Blicken verfolgt hat, kann es gar nicht anders sein./ Ich weiß ganz genau was er meint. Und eigentlich bin ich mir ja auch sicher, aber ... Keine Ahnung! Ich würde mich einfach sicherer fühlen, wenn er es mir zuerst sagen würde. Aber Moment mal! "Warum fragst du mich das eigentlich? Heißt das, du hast Theo ..." /Habe ich/, unterbricht mich Matthias aufgeregt. Ich richte mich im Küchenstuhl auf und lausche gespannt. "Und was hat er gemacht?!" /Er hat es erwidert./ Er hat es ... "AHH!!" Das gibt's nicht! "Dann seit ihr zusammen?! /Sieht so aus./ "Wie schön!" Wie mich das freut! "Laurin?" Vince lugt in die Küche hinein und schaut mich ganz verschlafen an. "Hier. … Wir reden morgen weiter, okay?" /Ist gut. Gute .../ Ups. Da habe ich Matthi jetzt einfach abgewürgt. Sicher nimmt er mir das nicht übel. Ich lasse das Handy auf dem Tisch liegen und gehe zu Vince, der noch immer ganz zerstubbelt im Türrahmen steht. "Mit wem hast du telefoniert?" "Mit Matthias. Weißt du was? Er und Theo sind jetzt ganz offiziell zusammen." "Echt? Schön für die Beiden." "Ja ..." Ich schaue Vince ganz tief in die Augen. Soll ich es ihm doch sagen? Etwa jetzt? Ich würde nur das aussprechen, was ich sowieso schon seit Wochen für ihn fühle. "Gehen wir wieder schlafen?" Vince gähnt und dreht sich um. Jetzt ist es wohl eher schlecht mit Liebesgeständnissen. Ich atme tief ein und folge ihm zurück ins Schlafzimmer. Was macht es schon, dass ich ihm nicht heute sage, dass ich ihn liebe? Oder morgen? Oder übermorgen? Hauptsache er ist bei mir. Dicht an mich gelehnt, sein warmer Atem, der gegen meinen Hals haucht und sein Duft, der mich einhüllt. Wir haben doch alles. So wäre es auch, wenn ich ihm ein Ich liebe dich zuwispern würde. Hauptsache wir sind zusammen. *** ~Malvin~ "Autsch!" Von Kris leisen Ausruf vollends geweckt, öffne ich die Augen. Mein Freund sitzt halb aufrecht im Bett und reibt sich den Nacken. "Was'n los?" Ich streichle leicht besorgt über seinen Rücken. "Hab wieder doof gelegen", krächzt er und verzieht das Gesicht. "Oh je." Ich rapple mich ebenfalls auf. "Kannst du dich auf den Bauch legen? Dann massiere ich dich." "Ich probiere es." Mit Ach und Krach schafft es Kris mit meiner Hilfe in Bauchlage. "Hast du Beton da drinnen?" Ist der verspannt! "Das glaube ich auch ... Uhh! ... langsam." Seit Tagen geht das schon so. Kris wirkt total verspannt und es ist jetzt schon der dritte Morgen hintereinander, dass er einen schmerzenden Nacken hat. "Was beschäftigt dich?" Kris runzelt die Stirn. "Nichts. Ich habe nur schlecht geschlafen." "Veräpple mich nicht. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du dir um irgendwas Gedanken machst." Zudem sehe ich es ihm an. Ich weiß wann er mir was verschweigt. Was kann es nur sein, das ihn so beschä... Er wird doch nicht ...! "Du machst dir doch hoffentlich keine Sorgen, dass immer noch was von Laurin will!" "Was?! Nein! An diesen Idioten haben ich schon lange nicht mehr denken müssen." Ich grinse schmal und beuge mich zu ihm hinunter. "Wieder einmal sind wir uns einig. Ich verschwende nämlich auch keinen Gedanken mehr an ihn." Zärtlich schmuse ich mit meinen Lippen über seinen Nacken und massiere ihn weiter fest durch. Was auch immer ihm auf der Seele liegt. Irgendwann wird er es mir sicher sagen. Ich knete Kris Nacken und Schultern noch einige Zeit lang durch, bis mein Schatz wieder einigermaßen entspannt wirkt und lege mich dann wieder neben ihn. "Schon zu Ende?" Sein freches Grinsen ist ansteckend. "Ich finde, jetzt bin ich mal dran mit einer Massage." "Findest du?" Ich kräusle die Nase, was Kris zum lachen bringt. "Schmoll nicht, aber das verschieben wir auf heute Abend, ja?" "Auf heute Abend? Aber wir haben doch noch Zeit bis wir in die Vorlesungen müssen." "Ich muss noch zu einem Studienkollegen." Einen Studienkollegen? "Soll ich mit?" "Brauchst du nicht." Ein Kuss landet auf meiner Stirn und Kris rutscht aus dem Bett. "Ich gehe schnell unter die Dusche." "Tu das ..." Kris verhält sich echt merkwürdig. Und seit wann besucht er schon am frühen Morgen irgendwelche Studienkollegen? Muss ich mir Gedanken machen? Ich schimpfe mich selbst einen Idioten! An sowas sollte ich noch nicht mal im Traum denken. Kris ist kein Fremdgänger. War er noch nie und wird es bestimmt auch nicht. Aber was hat er sonst? Vielleicht bekomme ich ja noch mehr raus, wenn ich jetzt ebenfalls aufstehe und schon mal das Frühstück mache. Also ziehe ich mir was über und trotte in die Küche, wo ich alles vorbereite und darauf warte, dass Kris fertig geduscht hat. Als er dann angezogen in der Küche steht, staunt er nicht schlecht. "Du hast ja schon alles fertig!" "Da ich schon mal wach bin, dachte ich, ich verwöhne dich ein wenig." Normal ist Kris von uns der Frühaufsteher und ich bin derjenige, der sich immer an den gedeckten Tisch setzt. "Welch ein Service", kichert er und zieht mich an sich. "Das schreit ja nach einer Spezialbehandlung heute Abend." "Wenn das so ist, dann kümmere ich mich jetzt jeden Morgen um dein Wohl." Kris gluckst, umfasst mein Gesicht und als sich unsre Lippen treffen, bin ich mir sicher, dass er mich weder betrügen noch hintergehen würde. ~Kris~ "Bis nachher!", rufe ich Malvi noch zu und rase danach die Treppen hinunter. Bin ich froh, dass er nicht nochmal nachgefragt hat, zu wem ich eigentlich gehe. Ich hätte ihn ungern angelogen. Malvin hatte vollkommen recht mit seiner Vermutung, dass mich etwas beschäftigt. Nur was es ist, das verschweige ich ihm lieber. Ich will nicht, dass er sich Sorgen macht, oder gar darauf besteht, mich zu begleiten. Denn ich bin auf den Weg zu Ralf. Seit Montag geistert er mir im Kopf rum und es lässt mir keine Ruhe, dass er wegen mir so sehr leiden muss. Ich weiß nämlich viel zu gut, was es heißt, jemanden zu lieben, der einen nicht will. In Gedanken versunken, wie ich ihm bloß helfen kann, steige ich in mein Auto und fahre zu ihm. Als ich vor seiner Wohnung stehe, verlässt mich fast der Mut, doch ich zwinge mich dazu auszusteigen, denke nicht weiter darüber nach, und klingle bei ihm. /Ja?/ Ich straffe mich unbewusst und mein Nacken sticht furchtbar. "Ich bin es. Kris." Stille. Ich gebe ihm Zeit. Ein tiefes Einatmen, dann spricht er weiter. /Was willst du?/ "Mit dir reden. Ich will dir helfen." Ich schließe die Augen. Wie bescheuert sich das gerade angehört hat! Sicher lacht er mich gleich aus und bittet mich zu vesch... Der Türsummer geht! "Danke." Mit einer Mischung aus Erleichterung und aufkeimende Angst betrete ich das Haus. Ralf steht schon vor seiner Wohnungstür, als ich bei ihm ankomme. "Komm rein. Kaffee?" "Ähm ... Gern. Danke." Was für eine skurrile Situation! So oft war ich in dieser Wohnung, fühlte mich aber nie richtig wohl in ihr. Genau wie jetzt. "Was hast du mir zu sagen?" Ralf lehnt sich an den Küchentisch und blickt mir kalt entgegen. Das habe ich verdient, oder? "Ich wollte mich nochmal bei dir entschuldigen, und dir sagen, dass es nicht an dir liegt. Es ist alles meine Schuld und ..." "Hör auf!" Erschrocken zucke ich zusammen. "Ich hab's kapiert! Das letzte Mal schon! Aber kannst du nicht verstehen, dass ich dennoch was für dich empfinde? Das ich dir das wenigstens sagen musste und wissen wollte, ob nicht doch eine kleine Chance für uns besteht? Da du mir aber so eindrucksvoll bewiesen hast, dass du endlich deinen Traumprinzen für dich erobern konntest, ist diese kleine Chance nun im Keim erstickt und ich weiß nicht, wobei du mir jetzt noch helfen willst." Er atmet leise aus. "Es ist jetzt sowieso alles egal." "Wie meinst du das?" Mir wird ganz mulmig zumute. "Ich habe meinen Boss um Versetzung gebeten. Ich ziehe nächste Woche von hier weg." Das mulmige Gefühl steigert sich um ein Vielfaches. Fassungslos schaue ich Ralf an. Er war früher der einzige Mensch, mit dem ich über meinen Liebeskummer reden konnte. Er ist mir so ans Herz gewachsen, dass diese Nachricht mir die Luft abschnürt. "Alles nur wegen mir?", presse ich heraus und versuche seinem Blick stand zu halten. "Nicht nur. Die Bezahlung ist besser und ... Hier erinnert mich einfach alles an dich. Es wird Zeit wo anders mein Glück zu versuchen. Diese Stadt hat mir nichts als Kummer bereitet." "Ralf ..." "Schon gut. Die Entscheidung viel schon, bevor ich dich in der Uni traf. Es war sozusagen ein letzter Versuch." Ralf senkt den Kopf und setzt sich zu mir. "Es ist fast so, als würde mich hier jeder verlassen. Früher oder später." "Willst du drüber reden?" Seine Kiefermuskeln arbeiten angespannt. Anscheinend ringt er mit sich. "Sehe es als Abschied. Wir kennen uns jetzt schon ziemlich lange. Das es mit uns nicht geklappt hat, war vorauszusehen. Ich war nur zu feige, es mir selbst einzugestehen." "Ja", seufzt er. "Im Grunde wusste ich es." Mit der Hand wischt er sich über die Augen und beginnt zu erzählen. "Als ich hier her zog, verdiente ich noch nicht so viel, um mir diese Wohnung hier leisten zu können. Also suchte ich einen Mitbewohner und fand auch recht schnell einen. Dillan war mir auf Anhieb sympathisch. Wir verstanden uns fast blind, verbrachten die Abende zusammen, bis er diesen Kerl kennenlernte. Er sagte, es sei nichts Festes. Nur eine rein sexuelle Geschichte. Das beruhigte mich auch nicht gerade. Es kam, wie es kommen musste und Dillan verliebte sich in dieses Arschloch. Ich war am Boden zerstört und gestand mir letztendlich ein, dass ich mich schon länger in Dillan verliebt hatte. Ich erkannte erschrocken, dass ich meine Chance bei ihm vertan hatte. Als Dillan dann plötzlich heulend nach Hause kam und sagte, dass sein Fickfreund nichts mehr von ihm wissen wollte, nachdem Dillan ihm seine Liebe gestanden hatte, war ich dermaßen erleichtert, dass ich mühe hatte nicht vor Freude los zuschreien. Dillan war also wieder Single und ich legte mich für ihn voll ins Zeug, bot ihm das volle Liebeskummertröstprogramm. Er war so am Boden, schlief sogar nachts bei mir, doch ich blieb standhaft. Ich redete mir ein, irgendwann würde Dillan schon merken, dass er zu mir gehörte. Nicht zu diesem Arsch. Doch alle Tröstversuche halfen nichts. Nachdem sein Schwarm ihm irgendwas auf die Mailbox gequasselt hatte, rannte er wieder zu ihm. Ich bekam Herzrasen, hätte ihn am liebsten davon abgehalten, doch er hörte nicht auf mich. Zum Glück schien dieses Arschloch seine Erwartungen nicht erfüllt zu haben und Dillan kam verheult und mit den Nerven am Ende zu mir. 'Jetzt ist er endgültig von ihm geheilt', dachte ich und freute mich wie ein Schneekönig darüber. Dillan beschloss kurzerhand seine Familie zu besuchen, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich vermisste ihn höllisch. Wir telefonierten zwar, aber ich mochte es nicht, dass er so weit von mir entfernt war. Zu groß war die Angst, er könnte sich neu verlieben, oder einen besseren Tröster als mich finden. Es dauerte nicht lange, da klingelte dieser Arsch an meiner Tür, der Dillan so verletzt hatte und wollte zu ihm. Angst kroch in mir hoch. Er wollte meinen Dillan wieder! Das sah ich ihm an. Ich sah den selben Blick, den ich jedes Mal sah, wenn ich in den Spiegel schaute und an Dillan dachte. Ich verjagte ihn und schlug ihm einfach die Tür vor der Nase zu. Doch leider fand er meinen Dillan und sie kehrten zusammen zurück. Sie waren jetzt ein Pärchen! Ein frisch verliebtes, und zeigten mir das auch in jeder Sekunde, in der ich sie zusammen sah. Nach einem Monat bat ich Dillan auszuziehen. Er tat es, ohne mich nach dem Grund zu fragen. Ich bin mir sicher, dass er es gewusst hatte. Das ich mich in ihn verliebt hatte und ihn und seinen Lover nicht mehr sehen konnte. Er ging, und ich blieb alleine zurück. Seit ich hier wohne, bin ich alleine und diejenigen, in die ich mich verliebe, werden mit einem anderen glücklich. Ich will das nicht mehr." Mir schnürt sich die Kehle zu. Ich kann ihn so gut verstehen! "Ralf ..." Automatisch greife ich nach seiner Hand, was er auch zulässt. "Ich wünsche dir so sehr, dass du jemanden findest." Er lächelt schmal und entzieht mir jetzt doch seine Hand. "Sag mir, wie ich dir helfen kann. Bitte." "Bleib mir fern, das ist das Einzige, mit dem du mir helfen kannst. Es wird noch einige Zeit lang wehtun, das weiß ich aus Erfahrung, aber irgendwann wird es besser. Das wird es immer." Ralf steht auf. Ich folge seinem Beispiel, weiß einfach nicht mehr, was ich ihm sagen könnte außer, dass er mich jederzeit anrufen kann, wenn er etwas braucht. "Später vielleicht mal. Wenn du mir nicht mehr jede Sekunde im Kopf herumspukst und vor allem nicht in meinem Herzen." Ich nicke schwach und presse ein "Mach's gut" heraus, bevor ich Anstalten mache, ihn zu umarmen, mich aber dann doch nicht traue. Ralf begleitet mich noch bis zur Wohnungstür. "Kris?" Ich drehe mich zu ihm herum. "Vielleicht können wir eines Tages wieder Freunde sein." "Das wäre schön." Jetzt gebe ich mir doch einen Ruck und schlinge meine Arme um Ralf, halte ihn ganz kurz fest an mich gedrückt und lasse ihn so schnell wieder los, wie die kleine Attacke angedauert hat. "Viel Glück", wünsche ich ihm noch, ehe ich von hier verschwinde. Auf dem Unigelände laufe ich rüber zu Malvin, der mit ein paar Bekannten unter unsrem Baum steht und sich angeregt mit ihnen unterhält. Er lacht und sein Haar leuchtet hell in der Sonne. Ich habe so ein Glück! Was würde ich alles dafür geben, dass es Ralf auch bald so ergeht wie mir. Das ihm ganz schwindelig wird vor Liebe und er seinen Partner für's Leben findet. "Da bist du ja Kris!" Malvi strahlt mich an. "Ja. Hier bin ich." Ich ziehe ihn an mich und schiebe meine Nase in seine Halsbeuge. "Ich liebe dich." Malvin lacht leise und tätschelt mir die Hüften. "Ich dich auch, mein anhänglicher Liebling. ... Du wirkst schon viel entspannter, kann das sein?" "Ja. Es geht mir wieder besser." Er kennt mich wirklich viel zu gut. "Erzählst du mir nachher auch, wo du warst?" "Versprochen." Jetzt kann ich es ihm ja sagen. "Aber erst nach deiner versprochenen Massage." "Das hört sich aber gut an!" Malvi schiebt mich ein Stückchen von sich und haucht mir einen Kuss auf. "Kommst du mit rein? Es wird langsam Zeit." Ich trete einen Schritt zurück und schnappe mir seine warme, vertraute Hand, die jetzt endlich zu mir gehört. Voll und ganz. ****** Das hier hörte sich doch schon verdammt nach einem Ende an, nicht wahr? Und das stimmt auch. Jedenfalls was Malvin und Kris angeht. Sie bekommen aber noch einen kleinen Auftritt hier. Versprochen! Aber ihre Geschichte ist bis hier erstmal erzählt. Jetzt geht es mit Laurin und Vince weiter, die noch ein paar Hürden zu bewältigen haben. Bis zum nächsten Kapitel also! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)