Himmel oder Hölle? von Hallvalor (Xemnas x Saix) ================================================================================ Kapitel 15: Seelensplitter -------------------------- # Kapitel 15 # Seelensplitter # „Verzeiht mir, oh Herr, denn ich bin ein Sünder. Ich werde vom Teufel geküsst und finde Gefallen daran. Habt Ihr mich deshalb vom Himmel ausgeschlossen? Was ist Euer Plan, wieso lasst Ihr mich nicht zurück? Wolltet Ihr mich mit Lea zusammenführen? Ich habe ihn gefunden und obwohl er gefallen ist, kann er doch sicher auch wieder in den Himmel zurück, oder? Ich trage die Kleidung der Hölle, doch mein Herz sehnt sich nach dem Licht des Himmels, meine Seele ist rein, mein Geist verwirrt. Warum kann ich nicht zurück?“ Es war der dritte Abend seitdem Saix mit seinem Mentor und Meister in dem kleinen Paradies in der Hölle angekommen war. Das erste Mal, seitdem der Engel in der Hölle war, betete er direkt zu Gott, sprach ihn an, doch dieser blieb stumm. Keine Antwort, kein Zeichen, nichts. Seufzend stand der Engel auf, legte sich auf das Bett und blickte zur Decke, während er versuchte, das Pochen mancher dunkelblauen, schon schwarzen Flecken an seinem Körper zu ignorieren. Xemnas schonte ihn nicht, was das Training betraf, schien sich sogar selbst dabei abzureagieren und es erinnerte Saix entfernt an Michael, doch mit einem großen Unterschied: bei Xemnas strengte er sich mehr an, weil er Angst hatte, zu versagen und noch mehr abzubekommen, denn wo Michael hart war, da war der Höllenfürst gnadenlos. Saix war auch vor rund einer Stunde erst hier in seinem Zimmer aufgewacht. Gestern war das Gleiche gewesen. Irgendeinen Angriff hatte er nicht mehr abwenden können und dann war der Kampf vorbei und er später hier aufgewacht und Xemnas fort. Deprimierend. Er merkte nicht einmal, wie viel besser er durch dieses Training wurde, für ihn wirkte es einfach nur wie eine Folter, die sich über den ganzen Tag hinweg zog. Immerhin kam er drum herum, den Fürst zu küssen, wenn er beim Kampf das Bewusstsein verlor. Denn auch wenn diese Küsse ein angenehmes Kribbeln in ihm hinterließen, so waren sie dennoch eine Sünde. Ob er morgen wieder so hart trainieren müsste? Wahrscheinlich. Was gab es sonst noch hier zu tun, außer zu trainieren – und das ohne wirkliches Ziel. Der Fürst schien ja damit was bezwecken zu wollen, Saix spielte nur mit, weil er sich sagte, dass er Lea somit vielleicht schneller wieder sah, doch einen wirklichen Grund sich so verprügeln zu lassen hatte er selbst nicht. Am nächsten Morgen saß er in der Küche und trank ein Glas Milch, während er ein paar Apfelstückchen aß, als Xemnas herein kam. Über Nacht war er wohl im Palast oder erledigte sonst etwas. Allerdings nutzte er dunkle Portale, die Saix schon mehrmals gesehen hatte, anstatt immer die ganze Strecke zurück zu fliegen – was ja auch viel umständlicher wäre. Unter seinem Arm trug er zwei dickere Bücher, die er auf den Tisch legte, ehe er sich gegen die Wand lehnte und seinen Schüler zu mustern schien, dessen Arme mehr dunkel waren, als die normalerweise sehr helle Haut und unter dem ärmellosen Oberteil hervorlugten. „Heute fällt das Training aus.“, sagte er dann monotoner klingend als die letzten Tage, wo in jedem Wort einen Hauch Wut zu spüren gewesen war. „Wir werden uns stattdessen ein wenig Lektüre widmen. Da du nun in der Hölle lebst, solltest du mehr über sie und deren Bewohner erfahren.“ Oh, da hatte der Engel absolut nichts dagegen. Sicher nicht. Er aß schnell auf und machte sein Glas und Teller sauber und dann ging er zusammen mit Xemnas ins Wohnzimmer, wo er auf der Couch Platz nahm, sein Meister in einem der beiden Sessel. Sie gingen den ganzen Tag Punkte durch, die es wert zu wissen waren, um in der Hölle zu überleben. Da war zum Beispiel der große Punkt der Pakte, mit denen sich die Dämonen teilweise gegenseitig ausspielen wollten, denn das war hier ihre einzige Chance auf legale Weiße an die Seele eines anderen Dämons zu kommen, da es verboten war und mit dem Tod bestraft wurde, hier gegenseitig Seelen zu fressen. Es würde sonst nur noch Mord und Todschlag unter dem Volk geben und das musste eben eingedämmt werden. Seelen waren eine Machtquelle. Darum suchten sich Dämonen auch willensschwache Menschen, um mit ihnen Pakte zu schließen und ihre Seelen zu nehmen. Für Saix war wichtig, dass er mit keinem einen Pakt schloss oder selbst einen abschloss – der mit Xemnas war die einzige Ausnahme und dieser schützte ihn ja eher hier in der Hölle, als dass er ihm schadete. Mehr oder weniger. Man hätte dabei das Kleingedruckte lesen sollen: Xemnas schützte ihn durch den Pakt vor allen, außer vor sich selbst. Das Training hier war nun das beste Beispiel. Sie gingen weitere Regeln der Hölle durch, an die sich Saix wohl am nächsten Tag schon nicht mehr erinnern würde, aber zum Glück stand alles in dem Buch. Schließlich aber erzählte ihm Xemnas von der Erschaffung und dem wirklichen Aufbau der Hölle. Wo die Hölle direkt war, konnte man nicht sagen. Es war ein Reich innerhalb einer Welt. Wenn man bis weit über die Wolken flog, würde man an eine Decke stoßen. Innerhalb gab es eine Sonne und einen Mond, die um die Welt kreiste, die die Hölle war. Ein Planetensystem eingeschlossen von undurchdringlichem Gestein. Hinaus und hinein kam man nur durch Portale oder das Höllentor. Das Höllentor war allerdings auch nichts anderes als ein großes Portal, welches zur Erde führte.  Alles hier – das ganze System – wurde von Xemnas bei seinem Sturz selbst erschaffen, was nur noch mehr von seiner Macht zeugte. Doch dies lag Äonen zurück. Dämonen waren die Kinder von Engeln, die zusammen mit dem Lichtbringer damals gestürzt wurden und sich an die unwirtlichen Bedingungen hier angepasst haben. Auch bestand ein Großteil der Dämonen aus dem Nachwuchs von Engeln und Menschen und den aufgenommenen Seelen von Tieren. Saix selbst vermutete für sich, dass die Tiergestalten einfach praktischer waren, um zum Beispiel weite Entfernungen zurückzulegen, denn nicht alle gefallenen Engel hatten Flügel und mussten sich so anpassen. Doch von den damals wirklich gefallenen Engeln gab es nur noch wenige, zwei um genau zu sein – abgesehen von Xemnas selbst, der auch ein Erzengel gewesen war – und diese beiden waren die II und die III der XIII, Xigbar und Xaldin. Ansonsten erklärte er ihm noch ein paar unwesentlichere Dinge und ließ Saix passende Passagen aus dem Buch vorlesen, um ihn in der Höllenschrift zu testen. Sie sprachen jedoch in der Gemeinsprache, da es einfacher war. Die Höllensprache war selbst in der Hölle nicht die normale Redensart. So war es ziemlich schnell Abend geworden und abschließend fragte der Fürst: „Hast du noch Fragen zu meinem Reich?“ Saix blickte ihn etwas überrascht an, als er die Frage gestellt bekam. Dies kam natürlich plötzlich und Fragen hatte er an sich schon, aber so auf die Schnelle war das immer so eine Sache. Vor allem fragte er sich, bei was Xemnas ihn nicht auslachen würde. Wobei, bei keiner Frage, denn Xemnas lachte nicht. Ein angedeutetes Lächeln war wohl das höchste aller Gefühle, was dieser hinbekam und dann war es wohl ohnehin nur gespielt. „Nun, im Himmel sagte man, Dämonen seien ziemlich hässliche, groteske Kreaturen. Ich habe die Engel auch über sie reden hören, als sei es wirklich so, als wir auf der Erde diesen Kriegszug gemacht haben, bevor ich hierher kam. Ich aber sah sie als schöne Wesen, weder rot, noch verkrüppelt oder sonstiges.“ Hier in der Hölle hatte er noch nicht wirklich viele gesehen, aber wenn, dann ging es auch eher in die ‚hübschere‘ Richtung. Die Mischgestalten, die halb-tier und halb-mensch waren, waren etwas gewöhnungsbedürftig, jedoch nicht als hässlich zu bezeichnen. Xemnas sah ihn lange an, ohne etwas zu sagen. Sekunden, Minuten. Die Stille wurde geradezu unangenehm und Saix fragte sich, ob er etwas Falsches gefragt hatte. Dann aber verfinsterte sich die Miene des Fürsten, seine Augen wurden leicht heller und dann stand er abrupt auf, umrundete den kleinen Couchtisch, der zwischen ihnen stand und packte den überrumpelten Himmelsbewohner am Hals, drückte leicht zu, während er zischte: „Wenn ich das früher gewusst hätte! Ist das also der Plan des Herrn?! Hat er dich deshalb in mein Reich gelotst? Sag mir, was du weißt! Du sagtest, du wurdest erschaffen, aber weißt du auch von wem dein Seelenstück ist?! Ich dachte, du seist ein einfacher, erschaffener Engel von irgendeiner einfachen, dummen Seele!“ Oh, Xemnas war wütend. Sehr sogar. Das Zimmer schien sogar etwas dunkler zu werden, seine Macht war spürbar, da sie alles andere verdrängte und ‚nichts‘  zurückließ. Er ließ den Engel los, der gerade versuchen wollte, die Hand von seinem Hals zu drücken, denn Luft brauchte sogar er zum Atmen. „Ich hätte es ahnen müssen! Ich war so blind! Nun ergibt das alles einen Sinn!“, zischte der Fürst. So kannte Saix ihn absolut nicht. Normal beherrschte er sich nämlich, nur selten kamen seine Gefühle wirklich zum Vorschein und noch seltener auf eine solche Art. Aber Xemnas schien gerade dabei, sich zu beherrschen, denn die Stimmung im Raum wurde etwas neutraler, seine mächtige Ausstrahlung schwächer. Tief atmete er ein und aus, schüttelte dabei einmal leicht den Kopf und blickte den Blauhaarigen dann an, der nicht zu fragen wagte, was denn einen Sinn ergab. Er verstand absolut keinen Zusammenhang zwischen seiner Frage und Xemnas‘ Reaktion und noch weniger in Bezug auf dessen Worte. „Komm her.“ Unsicher gehorchte Saix, stand auf und trat zu ihm heran. Der Fürst legte einen Arm um seine Hüfte, zog ihn an sich, die freie Hand vergrub er in Saix‘ Haar, um seinen Kopf festzuhalten und schon fand sich der Jüngere wieder in einem Kuss. Er spürte anfangs die Aggressivität, die aber langsam weniger wurde, bis Xemnas ihn geradezu sanft und betörend küsste. Vorsichtig legte Saix seine Hände auf dessen Hüfte, wurde eine Sekunde danach gegen die Wand gedrückt und ein Knie schob sich zwischen seine Beine, drückte gegen seinen Schritt, was ihn die Augen aufreißen ließ. Vielleicht aber auch, weil Xemnas nun, den Kuss beendend, noch beide Hände um seinen Hals legte und etwas zudrückte. Der Engel krallte die Finger in dessen Handgelenke, blickte ihn entsetzt an. „Meister…?“, fragte er unsicher. „Ich war so blind.“, wiederholte Xemnas, dieses Mal aber ruhig und gefasst. „Dabei gab es nur diese Erklärung. Oder? Nein, sonst würde ich Braig – nein, das war nie der Fall. Nicht auszudenken…“ Es war wohl noch seltener, dass er laut überlegte, als dass er Gefühle nicht mehr unter Kontrolle hatte. Noch war sein Griff nicht allzu fest, noch bekam Saix Luft, auch wenn es ihm langsam wirklich unangenehm wurde. „Warum also…? Was ist sein Plan? Selbst deine Augen zeugen nicht davon. Nichts an dir sieht danach aus und doch gibt es nur diese Erklärung.“ „Was denn? Ich verstehe nicht.“ Langsam wurde es Saix zu nervig. Immer diese Rätsel. Mit jedem Satz kamen noch mehr Rätsel dazu. „Natürlich verstehst du nicht.“  Er wurde losgelassen. Noch immer waren die Augen des Fürsten gelblich vor Wut. Das waren sie immer. Wenn die Wut verebben würde, würden sie dunkler werden und ein schönes Gold annehmen. „Und es ist mir egal, weshalb du hier bist, wer du bist und von wem deine verdammte Seele abstammt. Du gehörst mir. Nur mir allein und ich werde jeden Vernichten, der mir in die Quere kommt.“ Bei den letzten Worten packte er Saix am Handgelenk, zog ihn zu sich, küsste ihn erneut und dieses Mal hielt er ihn so fest, dass er sich gar nicht rühren konnte, sondern nur an Xemnas gepresst dastand, die Augen geweitet und nicht wissend, ob er den Kuss gerade genießen konnte, so überrascht und verwirrt wie er war. Doch Xemnas schien sich dabei abzureagieren, denn er schien ruhiger zu werden. So plötzlich er den Kuss auch angefangen hatte, so schnell beendete er ihn auch wieder, hielt den Engel aber noch immer fest an sich gedrückt und sah ihm in die Augen, bevor er leise, aber bestimmt sagte: „Du bist mein und es wird Zeit, dass du das auch verstehst.“ # Kapitel 15 Ende # Hosted by Animexx e.V. 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