Die Herrin der Dämonen von XdramaX (Sesshoumaru X ?) ================================================================================ Kapitel 36: Sesshoumarus Sorgen ------------------------------- Uyeda seufzte gelangweilt und lehnte sich gegen den Stamm des Baumes, auf dem er saß. Was ein langweiliger Nachmittag. Er stützte den Ellenbogen gegen das Holz, legte den Kopf mit der Hand ab und schloss die Augen. „Hey, Uyeda, nicht einschlafen!“, fuhr Seiichi ihn durch das Funkgerät an. Sofort schreckte der Dämon wieder hoch. „Alles klar! Sorry, bin schon wieder da!“ „Sesshoumaru-sama hat uns eine wichtige Aufgabe gegeben! Nimm das gefälligst ernst!“, wurde er von seinem Offizier gemaßregelt und Uyeda seufzte tonlos. Dann sah er hinüber zu dem schwarzen Van, der auf dem Parkplatz des Supermarktes stand, und hob einen Daumen in die Luft, um den Insassen zu zeigen, dass alles in Ordnung war. Lustlos sah er sich also wieder um. Die Straße war belebt, ständig fuhren Autos vorbei, und die Menge an Dämonen, die hier einkaufte, war schon fast überwältigend. Sofern er das beobachten konnte, trauten sich nur noch wenige Menschen in die umliegenden Läden. Doch den Betreibern sollte es wohl egal sein. Ihre Geschäfte boomten, wie sonst nur kurz vor einem Feiertag. Ein Stück die Straße runter, hielt ein Wagen. Um für Seiichi wenigstens so auszusehen, als ob er arbeiten würde, hob er das Fernglas und sah hindurch, doch es stieg nur eine Familie aus. „Hast du was gesehen?“, kam es dennoch sofort durch den Lautsprecher. Hinter den Vergrößerungsgläsern rollte Uyeda mit den Augen und hob das Funkgerät an. „Nein, alles gut. Nur ein Familienauto, das die Straße runter geparkt hat.“ „Dann konzentriere dich gefälligst wieder auf den Laden! Yokokume-san hat die höchste Priorität! Wenn ihr etwas passiert, dann bringt mich der Fürst um.“ „Wenn du mich weiter so stresst, dann bringe ich dich um.“, knurrte Uyeda missmutig, drückte dann aber den Knopf, damit sein Anführer ihn hören konnte: „Aye, Aye, Sir.“ Frustriert ließ er das Gerät wieder sinken. Man, wenn sie doch nur solch einen Terz gemacht hätten, als Kuraiko noch im Herrenhaus wohnte und von dem Serienmörder bedroht wurde. Seine Arbeit wäre damals definitiv leichter gewesen. Um so weniger allerdings verstand er, warum sie ihre Herrin beschatten sollten! Lee hatte am Tag zuvor das einzig Richtige getan und seinem Fürsten endlich den Kopf gewaschen. Jeder, der anschließend erfuhr, dass das Oberhaupt ihres Volkes eine kleine Prinzessin gezeugt hatte, hätte damit gerechnet, dass er sie und die Mutter zu sich holt, doch das war nicht geschehen. Keiner verstand warum. Selbst wenn er nicht mehr körperlich mit ihr verkehren wollte – aber diese Möglichkeit schien absolut abwegig – dann hätte es doch die Ehre geboten. Auch früher, in alten Zeiten, war es üblich gewesen, sich das eigene Kind und dessen Mutter an den Hof zu holen. Man hatte Verantwortung! Stattdessen hatte Sesshoumaru seinen vierten Berater, Seiichi, und einige seiner besten Soldaten dazu abgestellt, Kuraiko rund um die Uhr zu überwachen. Was ein Müll. Was eine Zeitverschwendung. Wie schwer konnte es denn sein, fünfhundert Meter zum Haus ihrer Familie zu gehen und sie zu bitten, zu ihm zu ziehen? Stattdessen folgten sie der Frau nun schon seit Stunden, wie sie sich von Nanashi und Sarana in die Stadt hatte mitnehmen lassen und während die beiden Dämoninnen Wandfarbe und Tapete im Baumarkt besorgten, war Kuraiko in den Supermarkt gegangen. Uyeda atmete einmal tief durch. So hatte er sich seinen Tag sicher nicht vorgestellt. „Hey, Uyeda, nicht einschlafen!“, fuhr in schon wieder Seiichis Stimme an. „Was ist eigentlich dein Problem? Warum bist du so nervös? Ich hatte nicht einmal die Augen zu!“, blaffte der Soldat zurück. „Du bist unkonzentriert, das sehe ich dir genau an. Wir dürfen uns solch eine Schwäche aber nicht erlauben! Es geht hier um die Herrin und die Prinzessin!“ „Wenn du dich daran erinnerst, Seiichi, ich war dabei, als sie die Kleine geboren hat! Ich habe zwei Monate in diesem beschissenen Haus gewohnt, nur weil... ACHTUNG! Sie kommt wieder raus!“ Sofort war der Soldat hellwach. Er sprang von seinem Hintern, sodass er auf dem starken Ast hockte, und sah durch die Nadeln der Tanne zum Eingang des Gebäudes, das Kuraiko gerade verließ. „Die Herrin kommt auf euch zu. Seht ihr sie schon?“ „Positiv. Herrin und Prinzessin. Beide da.“, bestätigte ein weiterer Soldat. Seiichi hielt gerade vor Anspannung die Luft an. Wenn der jungen Frau und dem Kind etwas geschah, dann war es sein Kopf, der rollte. „Sie hat Saranas Auto erreicht.“, hörte Uyeda überflüssiger Weise. „Siehst du verdächtige Personen, die den Supermarkt verlassen? Irgendjemand auf der Straße?“ Der Soldat im Baum sah sich um. „Negativ, alles ruhig.“ „Kommen Sarana und Nanashi aus dem Baumarkt? Siehst du was?“ Uyada drehte sich zu dem besagten Geschäft um. „Ebenfalls negativ.“, er sah wieder zurück und entdecke eine Hundedämonin, die ihren Einkaufswagen in die Richtung von Kuraiko schob. An sich nichts ungewöhnliches auf einem Parkplatz, besonders, weil sie angestrengt in ihren Wagen sah und zwischendurch einem Auto auswich. Dann passierte sie Kuraiko. Die Rothaarige sah auf, als die Fremde sie im Vorbeigehen ansprach. Doch Kuraiko nickte nur und verabschiedete sich mit einer kurzen Verbeugung. Uyeda kniff die Augen zusammen. Die Frau war nicht sonderlich auffällig, doch kaum, dass Kuraiko sich wieder ihren Tüten widmete und einzelne Packungen in den Kisten im Kofferraum verstaute, wurde die Fremde langsamer. Einmal sah sie zurück. „Habt ihr das gesehen?“, fragte Uyeda sofort alarmiert. „Ich will augenblicklich wissen, wer das ist!“, donnerte Seiichi. „Keine Ahnung!“, knurrte sein Mann draußen zurück. „Hab sie noch nie gesehen.“ „Wo ist sie? Sie hat unser Sichtfeld verlassen?“ „Silberner Familienvan, Volkswagen, Kennzeichen... Kann ich leider nicht erkennen, Sorry.“ „Was tut sie?“ „Nichts auffälliges. Sie öffnet den Kofferraum und fängt an ihre Einkäufe zu verstauen... wartet.. sie hat damit aufgehört und sieht wieder zurück zu Kuraiko...“ „Ich sehe es! Dort hinter der Mauer.“ Uyeda rollte mit den Augen. „Jetzt ist sie wieder weg.“ „Sie räumt weiter den Wagen ein.“, Uyeda sah von der Fremden zu Kuraiko, die das Heck des Autos zuschlug und abschloss, ehe sie den Wagen zurück brachte. „Jetzt wird sie schneller. Sie kommt zurück, um den Wagen abzugeben!“ Das sahen Seiichi und seine zwei Soldaten in dem Überwachungswagen auch. Kuraiko hob die Babyschale vom Einkaufswagen und schloss den dann an einer langen Kette wieder an. Die Unbekannte lief an ihr vorbei und sprach sie erneut fröhlich an, woraufhin Kuraiko lachte und nickt, dann wollte ihre Herrin zum Wagen zurück, doch die Dämonin folgte ihr auf dem Fuße und verwickelte sie in ein Gespräch. Seiichi fluchte verhalten, als sie an seinem Wagen vorbeikamen und er hörte, dass es um Mariko ging. Für eine Unbekannte, schenkte die Frau seiner Herrin einfach zu viel Aufmerksamkeit. Augenblicklich griff er sich ein weiteres Funkgerät und drückte den Knopf. „Seiichi an InuYasha, hörst du mich?“ „Was los?“, kam es sofort zurück. „Ich hab hier einen Hundedämon. Weiblich. Gehörte definitiv nicht zum Hofstaat, wir kennen sie nicht.“ „Ja und?“ „Sie hängt an Kuraiko.“ „Hä? Wie jetzt? Als Kette oder was?“ Ungeduldig atmete Seiichi einmal durch und rollte entnervt mit den Augen. „Sie quatscht sie ständig an und beobachtet sie. Vielleicht eine potenzielle Gefahr?“ „Seht ihr noch mehr Personen, die zu ihr gehören könnten?“ „Negativ.“ „Dann ist das vielleicht nur eine Passantin, der die Clanmale in Marikos Gesicht aufgefallen sind.“ „Auf deine Verantwortung?“ Daraufhin kam nichts mehr zurück. „Sarana und Nanashi kommen wieder!“, bemerkte Uyeda und sein Anführer atmete tief aus. Sehr gut, wenn die beiden Dämoninnen dabei waren, dann würde der Prinzessin und ihrer Mutter wohl nichts geschehen. Kuraiko unterdessen erreichte wieder das Auto und hielt die Babyschale fest in beiden Händen. Freundlich Lächelnd und immer wieder nickend, hörte sie der Unbekannten zu, wie sie auf sie einredete. „InuYasha, ich brauche eine Entscheidung! Nanashi und Sarana sind wieder auf dem Weg hierher, aber die Frau hindert Kuraiko am Einsteigen in das Auto.“, erklärte Seiichi noch einmal. Vermutlich übertrieb er etwas, doch ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Man konnte immerhin nie wissen, wer sich da versuchte an Sesshoumarus Frau und seine Tochter heran zu schleichen. Er warf einen Blick durch die getönte Scheibe und entdeckte zum Glück Sarana und Nanashi, die um die Ecke bogen und auf sie zukamen. Sarana rief etwas hinüber und Kuraiko sah überrascht zu ihnen. Auch die Fremde zuckte kaum merklich zusammen. Augenblicklich – für seine angespannten Nerven sogar auffällig hastig – verabschiedete sich die Fremde von Kuraiko und marschierte eiligen Schrittes davon, an Sarana und Nanashi vorbei. „InuYasha, die Frau verschwindet! Ich brauch eine Anweisung!“, bellte er noch einmal in das Funkgerät. „In Ordnung, wir gehen sicher! Gabelt sie auf und bringt sie her!“ Seiichi atmete erleichtert aus und hängt das Gerät wieder weg. Der Mann bei ihm funkte dafür nun wieder Uyeda an. „Wo ist sie?“ „Am Wagen, wartet, dass die Straße frei wird, damit sie einsteigen kann.“ „Alles klar, du hängst dich an die Herrin. Aber denk daran: Wir versuchen unentdeckt zu bleiben...“ Mehr bekam Seiichi schon gar nicht mehr mit. Nanashi hatte mit überraschtem Blick das Auto entdeckt und begann plötzlich zu lachen. Sie sagte etwas zu den anderen beiden und begann dann fröhlich zu ihm hinüber zu winken, wenn sie ihn durch die getönten Scheiben auch gar nicht sehen konnte. Scherzend stiegen die drei Frauen mit dem Baby ein und fuhren los. Der Offizier schüttelte den Kopf und gab dann seinem Funker den Befehl, mit dem Wagen und Uyeda Kuraiko zu folgen. Er selbst nahm sich einen weiteren Soldaten und lief dann hinter dem Auto der unbekannten Dämonin her. Erschrocken sah Kiyoshi auf und Tomomi sprang auf die Füße – Sesshoumaru zeigte wenig Reaktion – als die Flügeltür aufgestoßen wurde und Seiichi und einer seiner Soldaten eine Dämonin herein schleppten. „Nein! Lasst mich los!“, schrie sie aggressiv und wehrte sich vehement. „Was soll das alles? Was wollt ihr von mir?“ „Das ist die erste vernünftige Frage, die ich heute gehört habe!“, platzte es aus Kiyoshi heraus und er wandte sich ab von dem niedrigen Tisch, an dem sie saßen und die Pläne der Grundstücke durchgingen. Sesshoumaru nickte stumme Tomomi zu, dass sie sich wieder setzen sollte , was sie auch sofort brav tat. Die Frau, die hereingezerrt wurde, sah auf und schien erleichtert bei dem Anblick, der sich ihr bot, wenn sie auch gerade zu Boden gedrückt wurde. „Was hat das zu bedeuten, Seiichi?“, fragte Kiyoshi nun etwas lauter und der gemeinte Offizier kniete ergeben vor Sesshoumaru nieder. Er zitterte etwas vor Aufregung, doch seiner Stimme nach zu urteilen, war er äußerst zufrieden mit sich selbst. „Oyakata-sama“, sprach er. „Diese Frau schlich den ganzen Vormittag um unsere Herrin, während sie mit Eurer Tochter einkaufen war.“ „Was?“, fuhr ihn die Kinderärztin Valerie an, als sei er nicht ganz bei Trost, doch Seiichi ließ sich davon nicht beirren: „Wie ihr es befohlen habt, haben ich und meine Männer die Herrin und die Prinzessin nicht aus den Augen gelassen. Dabei viel uns diese Frau auf, die ihr nachstellte.“ „Nachstellte?“, wiederholte Valerie entrüstet und schnaubte verächtlich, während sie den Kopf schüttelte. Kiyoshi hob wenig begeistert von dieser Situation eine Augenbraue und schielte zu seinem Meister hinüber. „Bitte, Kuraiko, würdest du diesem Schwachkopf wohl verständlich machen, dass er absoluten Müll daher redet?“ „Du irrst dich, Frau, Yokokume-san befindet sich nicht in diesem Raum.“ Die Dämonin blinzelte und sah zu Kiyoshi. Was sollte das heißen, nicht hier? Da saß sie doch, auf der anderen Seite des Tisches, hinter Sesshoumaru. Kiyoshi folgte ihrem Blick und entdeckte Tomomi. Natürlich, die Formenwandlerin musste sie irritiert haben. „Entschuldige bitte.“, er schüttelte den Kopf. „Aber dies ist eine Dämonin mit dem Namen Tomomi. Sie ist die aktuelle... Partnerin unseres Fürsten.“ Die Ärztin hob überrascht die Augenbrauen. „Ah ja“, machte sie und dachte sich ihren Teil. „Und wer bist du?“ „Valerie“ „Und wie kommst du hierher?“ „Eine hervorragende Frage, auf die ich leider keine Antwort weiß. Eigentlich war ich gerade auf dem Weg nach Hause. Und jetzt schmilzt vermutlich gerade das Eis in meinem Kofferraum. Vielen Dank auch!“, das Letzte richtete sie pampig an Seiichi, der jedoch ignorierte sie. „Wir haben die Herrin bewacht und sie fiel uns dabei auf. Sie hat sie auffällig beobachtet und ständig angesprochen.“ „Ist das jetzt ein Verbrechen oder was?“, bellte sie den Offizier an. Kiyoshi lacht. „Nein, alles gut. Seiichi, geh bitte. Ich glaube, dass unser Gast sich von dir etwas bedrängt fühlt.“ „Etwas?“, quietschte sie entrüstet. Kiyoshi lachte nur noch mehr. Seiichi sah von dem Arzt zu seinem Herrn, doch der nickte nur. So verneigte sich der Offizier und verließ wieder den Raum. Kiyoshi wartete noch, bis die Tür hinter ihm geschlossen war, dann sah er wieder – mit seinem unendlich gütigen Blick – auf Valerie hinab. „Bitte entschuldige seine rabiate Art, mein Kind. Ich fürchte, dass er etwas nervös ist.“ „Ja, das habe ich schon gemerkt.“, sie schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. „Und was genau soll ich nun hier?“ „Nun, seine Aufgabe war es – wie er schon andeutete – die Herrin und die Prinzessin zu bewachen. Scheinbar hast du etwas getan, das seine Aufmerksamkeit geweckt hast.“ Valerie nickte. „Ich weiß nur nicht, was daran so verwerflich ist, dass ich mich mit ihr unterhalte.“ Kiyoshi lachte erneut. „Das kann ich dir auch nicht erklären. Aber erzähl uns doch, worum es bei eurer Unterredung ging.“ „Natürlich.“, Valerie nickte. Man sah ihr an, dass sie durcheinander war. Doch so würde es wohl jedem gehen, der nicht wusste, warum er auf dem Heimweg überfallen wurde und dann vor seinen Fürsten geschleppt. „Eigentlich war es nur Zufall, dass wir ins Gespräch kamen.“, erklärte sie. „Sie kam nicht ans oberst Regal, also habe ich ihr geholfen. Na ja, eigentlich bin ich wegen der Babyschale auf sie aufmerksam geworden. Nicht, weil es Euer Kind war, mein Herr, sondern... Ich bin Kinderärztin.“ - Kiyoshi entfuhr ein Geräusch und er nickte, als würde das jedes Rätsel auf der Welt lösen - „Da fallen mir Neugeborene und Kleinkinder sofort auf. Berufskrankheit. Ich habe ihr geholfen und sie dann erst erkannt. Wir haben uns ein wenig über Kinder und ihre Entwicklung unterhalten. Besonders die Unterschiede zwischen dämonischen und menschlichen Kindern...“ „Ich fürchte, dass es sich um ein Missverständnis handelt, mein Herr.“, erklärte Kiyoshi Sesshoumaru von der Seite. „Es liegt in der Natur von Kinderärzten besonders... Vorsichtig zu sein und schon bei kleinsten Anzeichen von Schwierigkeiten alles zu untersuchen, was es gibt. Ich denke, dass es eine Art Selbstschutz ist. Besser eine Untersuchung mehr, als eine zu wenig. Sollten sie etwas übersehen, dann werden sie von den Eltern schneller vor ein Gericht gezerrt, als es bei anderen Ärzten womöglich der Fall wäre. Viele erachten dieses Verhalten der Ärzte dennoch gerne als aufdringlich. Ich schätze, dass dies auch hier passiert ist.“ Sesshoumaru sah zu seinem Arzt, während er das sagte und nickte dann. Überrascht riss Valerie die Augen weit auf, als der Fürst dann wirklich und wahrhaftig das Wort an sie richtete, eine einfache Dämonin (!) : „Du hast meine Tochter gesehen und dich lange mit meiner Herrin unterhalten. Gibt es Probleme?“ Valerie lächelte leicht. Sie wusste doch, dass Kuraiko dem Vater ihrer Tochter nicht so egal sein konnte, wie sie es ihr versucht hatte weiszumachen. „Nein, mein Fürst. Ich habe Mariko“ - als sie diesen Namen sagte, reagierte Sesshoumarus Herz sofort mit schnelleren Schlägen - „nicht untersucht. Ich habe mich nur gewundert, wie ein vollwertiger Dämon eine Woche nach der Geburt so still in einer Babyschale liegen kann. Doch dieser Umstand ist vollkommen normal, da die Muttermilch von Kuraiko nicht dämonischer Natur ist.“ Sesshoumarus Augenbrauen zogen sich kaum merklich zusammen. Er sah zu Kiyoshi. „Erklärung.“, verlangte er, doch der Arzt lächelte liebenswürdig. „Diese Antwort würde ich doch gerne aus dem Mund der Spezialistin hören.“, er nickte der Frau zu und Valerie redet weiter: „Nun, Herr, es ist bekannt, dass dämonische Muttermilch stärker ist, als die eines Menschen. Beispielsweise wird ein Mensch, der von einem Dämonen gesäugt wurde, ebenso lange leben, wie ein Dämon. Im Falle von dämonischen Kindern allerdings, könnte es zu Entwicklungsverzögerungen kommen, wenn sie von einem einfachen Menschen gestillt werden.“ „Das heißt?“ „Das heißt, Meister, dass Eure Tochter etwas länger brauchen wird, um Beispielsweise Laufen zu lernen. Es könnte sein, dass sie niemals so schnell und stark wie andere Dämonen sein wird und dass sie – außer Japanisch – keine Sprache ohne Akzent sprechen kann.“ Sesshoumaru sah sie eine Weile an. Er versuchte das Gesagte noch zu verdauen. Sollte das wahr sein? Er war kurz davor zu schreien, doch wie immer merkte man ihm nach Außen nichts an. Mariko sollte gegenüber anderen Dämonen Nachteile in der Entwicklung haben? Ihnen vielleicht sogar unterlegen sein? Er sah zu Kiyoshi, doch der senkte beruhigend den Kopf. „Keine Sorge, mein Herr, dies sind natürlich alles nur Eventualitäten. Es wird zwangsläufig so sein, dass sich Mariko nicht so gut entwickeln wird, als hätte sie eine dämonische Mutter, doch es kommt auch auf Euer Erbe an, in wieweit man später einen Unterschied zu anderen Dämonen merken wird. Zum Beispiel wird sie nicht so schnell laufen, als wenn die Herrin ein Dämon wäre, und dennoch könnte sie mit anderen Dämonen ganz normal Schritt halten. Selbes gilt für Muskelkraft oder auch für die Sprachen: Sie könnte natürlich grammatikalische Fehler zu Hauf machen, oder - wie jeder Muttersprachler es auch gelegentlich tut – sich hin und wieder kaum merklich versprechen oder nach einem Wort suchen, das ihr nicht sofort einfällt.“ „Und warum sagst du mir das erst jetzt?“ Kiyoshis Lächeln verschwand, da fragte sich Sesshoumaru, was hatte ihm sein Arzt noch alles zum Zustand seiner Frau und seiner Tochter verheimlicht? Er biss die Kiefer fest zusammen und schloss die Augen. Akaya. Er hoffte für diesen Mann wirklich, dass er nicht all zu bald hier auftauchen würde. Er hatte davon abgesehen, ihn von seinem eigenen Heim aus abführen zu lassen. War tatsächlich Kiyoshis Überlegungen gefolgt, nach denen er seinen Berater verschonen sollte – immerhin war er Kuraikos Großvater. Doch es kamen immer mehr Umstände ans Licht – erst die Schwangerschaft, dann seine Tochter und jetzt das – bei denen es ihm schwer viel, Akaya nicht gleich den Hals umzudrehen. „Euer Berater hat Recht, mein Herr. Ich bin mir darüber bewusst, dass ich vermutlich etwas sehr… besorgt um den Zustand Eurer Tochter war. Selbstverständlich könnte es sein, dass man am Ende rein gar keinen Unterschied zu den anderen Dämonen merkt. Und genau deswegen habe ich Kuraiko auf dem Parkplatz auch noch einmal angesprochen. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen macht. Sie ist eine gute Frau und sehr bemüht um Eure Tochter. Und vielleicht hilft es Euch zu wissen, dass ich sie davon überzeugen konnte, mich morgen Nachmittag zu besuchen. Ich beschäftige – neben den Schwester in meiner bisher noch provisorischen Praxis in der Siedlung – auch einige weitere Frauen und Männer, die Krabbel-, Spiel- und Jugendgruppen betreuen. Ich dachte mir, dass es für Mariko sicher gut wäre, Kontakt zu Gleichaltrigen zu bekommen – so kann sie mit ihnen lernen – und für Kuraiko ist sicher die Erfahrung sehr gut, sich mit anderen frisch gebackenen Müttern auszutauschen.“ Sesshoumaru sah wieder auf und nickte dann. „Vielen Dank.“ „Das ist wirklich eine freundliche Geste, Valerie.“, bestätigte auch Kiyoshi und die Ärztin schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. „Das ist das Mindeste. Ich hoffe nur, dass ich Kuraiko nicht zu sehr erschreckt habe.“ „Verrate mir doch bitte, ob es eine Möglichkeit gibt, die verlorene Zeit mit der dämonischen Muttermilch nachzuholen.“ Valerie schüttelte den Kopf. „Verlorene Zeit nachzuholen, mein Herr, ist niemals möglich. Doch sicher wäre es für die weitere Entwicklung nur förderlich, wenn man eine dämonische Amme finden könnte, oder wenn Kuraiko markiert wird.“ Sesshoumaru hob den Kopf kaum merklich und doch sah Tomomi sofort zu ihm. Ihr hatte das Gespräch bisher alles andere als Gefallen. Sesshoumaru gefiel ihr nicht, seit er von seiner Tochter erfahren hatte... Sie konnte förmlich sehen, wie er über die letzte Möglichkeit bereits nachdachte. Doch das, was am Tag zuvor im Büro passiert war, hielt ihn noch immer zurück, ebenso wie Aktios fruchtbare Gehirnwäsche. Sie musste sich etwas einfallen lassen! Kiyoshi sah zu Sesshoumaru. „Meister“ - der Angesprochene richtete seinen Blick auf ihn - „Ich bin der Meinung, dass wir hier eine äußerst fähige Dame vor uns haben. Ein solches Talent sollte gefördert werden. Wir brauchen engagierte Ärzte wie sie.“ Sesshoumaru nickte einmal. „In Ordnung. Kiyoshi, sorge dafür, dass Valerie alle Hilfe bekommt, die sie benötigt, um ihre Praxis und ihre Gruppen aufzubauen und zu halten. Valerie“ „Meister?“ „Ich möchte, dass du meinem Leibarzt zur Seite stehst, in allen Fragen, die meine Tochter betreffen.“ Valerie nickte eifrig. „Sehr gerne, mein Herr, doch sollte die Mutter in diesem Fall nicht auch mitreden?“ „Das sollte kein Problem sein.“, erklärte Kiyoshi. „Ich habe Mariko zur Welt gebracht und bin ihr bisheriger Arzt. Die Herrin wird sicher nichts gegen dich haben, wenn ich dich ihr vorstelle.“ „Ihr habt die Geburt durchgeführt! Das ist beeindruckend!“, erklärte sie überrascht. Kiyoshi lächelte dankbar. In diesem Moment öffnete sich die Tür erneut und Akaya trat ein. Sofort richteten sich die Augen des Fürsten finster auf ihn und es schien kälter zu werden in dem Raum. Der Berater schloss kurz die Augen, doch fing sich sofort wieder. Ihm war klar, dass dieser Moment irgendwann kommen musste. Er hatte einen Fehler gemacht, vor fast drei Monaten, und für diesen würde er nun geradestehen. Er hoffte einfach, dass Sesshoumaru – trotz seiner Wut – Gnade über die Familie seiner geliebten Herrin walten lassen würde. Festen Schrittes trat er näher und verneigte sich tief. Kiyoshi sah hinüber zu Sesshoumaru, der ihn schweigend ansah. Den stummen Befehl folgend neigte er einmal den Kopf und stand dann auf. „Komm, Valerie, ich begleite dich zu deinem Wagen.“, erklärte er und erhob sich, um mit der Ärztin zusammen den Raum zu verlassen. Zurück blieben Tomomi, Sesshoumaru und Akaya. Letzterer schluckte schwer, dann begann er zu reden: „Herr, ich bitte Euch vielmals um Verzeihung.“, er beugte sich erneut, um seine Demut zu bekunden. „Mir ist bewusst, welche Verfehlungen ich begangen habe und bereue zu tiefst. Meine Taten sind nicht zu entschuldigen, doch ich war ernsthaft besorgt, wegen Eures Zustandes. Eure Veränderungen waren...“ „Spätestens, als du wusstest, dass Kuraiko schwanger war, hätte ich erwartet, dass du zu mir kommst.“, erklärte er. „Allerspätestens aber, als du erfahren hast, dass sie die Tochter deines Sohnes ist.“ „Ich weiß, Herr, aber...“ „Sie hätte sterben können, Akaya!“, Sesshoumarus Knurren ging in ein Bellen über, dementsprechend machte er auch einen halben Satz vor, das er auf einem Knie und einem Fuß zu stehen kam. „Ja, Herr, deswegen...“ „Du hättest zu mir kommen müssen!“ „Das haben wir ja versucht!“, rief sein Berater nun verzweifelt. „Wir kamen beinahe jeden Tag zu Euch und baten um einen privaten Augenblick. Wir wollten nicht gegenüber von Eurer Mätresse über Kuraikos Zustand reden. Wir haben ihr nicht vertraut! Sie gehörte zu Akito!“ Sesshoumaru sah ihn weiter finster an, beruhigte sich jedoch allmählich. Stumm setzte er sich wieder hin und fixierte seinen Berater. Er musste zugeben, dass er Recht hatte. Sie hatten es versucht und er hatte nicht zugehört. Hatte stattdessen immer diese... „Nimm deine Finger weg.“, knurrte er über seine Schulter hinweg. Er hatte gespürt, wie Tomomi sich ihm näherte, um seinen Rücken zu berühren, ihm womöglich irgendetwas einzuflüstern, aber das hier war seine Angelegenheit. Und sie war nicht die Fürstin. Sie würde niemals seine Fürstin sein. Dennoch, er konnte Akaya nicht verzeihen. Nur wie sollte er ihn bestrafen? Was er tat, war Hochverrat. Er hatte einen Ausdrücklichen Befehl seines Herrn missachtet und eine zweifelhafte Gestalt zu ihm geschickt. Er hatte ihn womöglich in Gefahr gebracht, denn Akitos Rolle in diesem Spiel erschien ihm nun doch zweifelhaft. Und mit Akito auch Tomomi... Sesshoumaru schloss die Augen. „Akaya, ich stelle dich unter Arrest, bis ich weiß, was ich mit dir anfangen soll.“ Entsetzt sah der Dämon seinen Herrn an. „Was? Aber mein Herr, Kuraiko...“ „Die Herrin hat damit nichts zu tun. Es geht allein um dich und deine Verfehlungen.“ Zwei Wachen, die sich stumm in einer Ecke hielten, traten heran und an die Seite von Akaya. Der Mann schluckt noch einmal, dann verneigte er sich ein letztes Mal. „Ich beuge mich euch, mein Meister.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)