Vor der Nase von Hotepneith (Lord Sesshoumarus 25. Fall) ================================================================================ Kapitel 9: Der Auflösung erster Teil ------------------------------------ Sakura kam fast lautlos herein und kniete nieder, noch während der Hundedämon draußen die Tür zuschob. Sie hatte auf den ersten Blick gesehen, dass Lord Sesshoumaru in Gedanken versunken war. Wusste er, wie der Mord passiert war – und damit auch, wer der Mörder war? Er musste gehört haben, dass sie hereinkam, denn er sagte nur: „Zeichne den Plan der Offiziersanwärter. Zehn Zimmer, wie belegt?“ Richtig nett, dass er dachte, sie wüsste alles, aber.... „Vergebt, Lord Sesshoumaru, dazu müsste ich zunächst nachfragen.“ „Tu das. Und zeichne. Dann komme in das Arbeitszimmer des Fürsten. Mein Befehl.“ Schön, damit würde sie sicher ohne Schwierigkeiten unverzüglich zum Inu no Taishou vorgelassen werden – und zu seinem Sohn, denn mit diesem Kommando, wie sie bereits auf dem Weg bedachte, hatte er auch zu erkennen gegeben, dass er den Fall gelöst hatte. Für oder gegen Prinzessin Tokushima, denn sie hatte durchaus mitbekommen, dass er alles überprüfte und nicht einseitig zu Ungunsten der Angeklagten. Sakura gab ehrlich zu, dass sie das nicht vermutet hätte. Aber er lernte wohl dazu – was im Hinblick darauf, dass er der nächste Herr des Westens werden würde vermutlich nur im Interesse aller wäre. Sesshoumaru wartete bis sie weg war, ehe er langsam sich ebenfalls Richtung Tür begab, sicher, dass sie unverzüglich sich vor ihm öffnen würde. Er überprüfte noch einmal seine Gedanken, konnte jedoch keinen logischen Fehler mehr finden. Hoffentlich würde Vater das ebenso betrachten. Natürlich musste der Sohn des Hauses nicht warten und so verneigte er sich kurz darauf vor dem Fürsten. Der Inu no Taishou musterte ihn. Ein Ergebnis, ohne Zweifel. Aber entweder keines, mit dem sein Sprössling zufrieden war – oder eines, das ihm selbst nicht gefallen würde. „Setze dich, mein Sohn.“ Er deutete an seine rechte Seite. „Danke, verehrter Vater. - Ich bitte bemerken zu dürfen, dass Sakura noch mit einem Raumplan der Offiziersanwärter kommen wird.“ „Ein Beweis?“ Tja, wie sollte man das sagen: „Eine Bestätigung meiner Behauptung.“ „In diesem Fall wäre es nur sinnvoll, Prinzessin Tokushima bei deinem Vortrag dabei zu haben.“ Vater! Sesshoumaru hätte fast erst geseufzt. Sein Bedürfnis nach Anwesenheit der Prinzessin war recht gering. Dann allerdings wiederholte er seinen inneren Anruf in ehrlicher Anerkennung. Der Inu no Taishou ahnte oder wusste sogar, was er herausgefunden hatte – zumindest in Hinblick auf die junge Hundedame. Er erwiderte nur höfisch-korrekt: „Wie Ihr wünscht.“ Mit gewissem Interesse betrachteten Vater und Sohn Prinzessin Tokushima, als sie hereingeführt wurde – nicht gefesselt, so, wie es der Inu no Taishou befohlen hatte. Das änderte jedoch nichts an der Meinung der jungen Dame hier vor Gericht zu stehen. Dennoch bewahrte sie ein gleichmütiges Gesicht, verneigte sich höfisch vor dem Fürsten, ehe sie vor ihm niederkniete. Durch nichts verriet Tokushima ihre Besorgnis – und ihren aufsteigenden Zorn. Denn dadurch, dass Sesshoumaru an der Rechten seines Vaters saß, verneigte sie sich auch vor ihm. Wie überaus verdrießlich. Aus der Tatsache dass sie hier war, konnte sie nur schließen, dass es gegen sie gehen würde, der Prinz die Anklage gegen sie erhob. Immerhin schien sie sich verteidigen zu dürfen. Nun, es war kein Verteidiger bestellt worden. Ging der Inu no Taishou davon aus, dass sie es selbst vermochte? Aber sie durfte nichts fragen, sich nicht bewegen, ehe sie nicht durch den Fürsten angesprochen wurde. So sah sie schweigend zu Boden. „Nun, Sesshoumaru?“ „Danke, mein Herr und Vater. - Ihr habt mich mit der Aufklärung des Mordes an Haru beauftragt. Zwei deutliche Indizien sprachen von Anfang an gegen Prinzessin Tokushima. Zum Einen wurde ihr Blut in dessen Zimmer gefunden, zum Zweiten wurde von zwei Zeugen ein Streit mit einer jungen Dame bestätigt. Die Prinzessin selbst widersprach dem auch nicht, gab jedoch an, als sie ging, sei Haru zwar verletzt aber noch am Leben gewesen. Nach der medizinischen Untersuchung durch Neigi stand fest, dass es zwei Angriffe gegen Haru gegeben hatte, einen ersten, bei dem ihm ein Zahn ausgeschlagen wurde, einen zweiten, nachdem er sich diesen Zahn entfernt hatte. Daraus war nicht unbedingt auf die Unschuld der Prinzessin zu schließen, da der Zeitabstand nicht nachzuvollziehen war. Dennoch wandte ich objektiv meine Aufmerksamkeit auch anderem zu. Zunächst war zu bemerken, dass der Gang, in dem das Opfer ermordet wurde, nur von fünf Anwärtern und deren Lehrer Mamaru belegt war, jedoch über zehn Räume verfügte. Das bedeutete, dass es theoretisch auch einem Unbekannten hätte gelungen sein können dort einzutreten, sich in einem leeren Zimmer zu verbergen, dann, nach dem Streit mit der Prinzessin zu Haru zu gehen und ihn zu erschlagen. Keine Option jedoch. Für einen Fremden wäre es unabsehbar gewesen, wer von den anderen Vieren Straftraining bekam, wer baden ging oder wer bei seiner Familie war. Bei einem geplanten Attentat – und das hätte es sein müssen, wenn sich ein Außenseiter dort mit gewissem Zorn auf Haru verborgen hätte - wären das zu viele Risiken gewesen. Da wäre es einfacher gewesen Haru irgendwo anders im Schloss abzupassen. Aber nun gut. Es war eine nicht auszuschließende Möglichkeit. Andererseits wussten seine vier Kameraden am Besten, wie er war und auch wo er war. Kurz zusammengefasst: jeder der Vier hatten ein Motiv um auf Haru zornig genug für einen Mord zu sein, jeder hatte Gelegenheit, jeder konnte sich die Tatwaffe nehmen, da diese in Harus Zimmer stand. - Oh, falls es dich...Euch interessiert, Prinzessin: es handelte sich um seinen Schwertständer.“ Tokushima hätte fast aufgesehen. Er duzte sie nicht mehr. War das Folge des Fakts, dass er wusste, dass sie unschuldig war, oder nur der Tatsache geschuldet, dass es sich um eine Gerichtsverhandlung handelte? Gleich. Der Fürst hatte ihn aufgefordert zu sprechen und nicht sie. Also musste sie schweigen. Ein leises Klopfen ließ den Inu no Taishou sagen: „Ja? - Sakura, also? Lasst sie ein.“ Das Menschenmädchen nahm fast eingeschüchtert neben der Tür Platz, einen Zettel bei sich. Gab es doch Gericht gegen Tokushima? Eigentlich hatte sie gedacht, dass Lord Sesshoumaru...aber, was wusste sie schon von ihm. Der Herr der westlichen Länder blickte seitwärts: „Weiter.“ Sein Sohn fuhr prompt fort als ob er einen Text ablesen würde: „Motiv hatten folglich alle und die Tatwaffe waren damit jedem zugänglich. Wie sah es mit der Gelegenheit aus? Ein eindeutiges Alibi aufgrund von drei Zeugenaussagen hat allein Shigeru. Für Katsumi gibt ihm seine Ehefrau ein Alibi für den fraglichen Zeitpunkt, wobei das natürlich immer wahrlich in Frage steht. Aber es blieben ja noch zwei. Takeru und Kouhei. Beide geben an, dass sie in ihren Zimmern waren, bestätigen den Streit Harus mit Prinzessin Tokushima, die sie jedoch nicht erkannten. Es gab also mindestens zwei weitere potentielle Täter aus seinem direkten Umkreis, zusätzlich zu einem, doch eher unwahrscheinlichen, Unbekannten. - Was dagegen für die Unschuld der Prinzessin sprach: sie ist allerlei, aber nicht töricht. Es wäre mehr als unwahrscheinlich, dass sie nicht nach einem Totschlag im Affekt sofort begreifen würde, dass sie in Schwierigkeiten steckt. Sie hätte unter Eurem Dach, verehrter Vater, getötet, ergo Euren Zorn erregt, noch dazu sicher mich als Ermittler am Hals. Es wäre Tokushima unähnlich das nicht zu bedenken. Und zusätzlich zu wissen, dass ihre beste Entschuldigung Notwehr wäre. Sie blutete, das zeigte der Fleck in Harus Zimmer. Jeder hätte ihr Selbstverteidigung abgenommen hätte er ihre Wunde gesehen. Meiner Meinung nach, verehrter Vater, hätte sie diese, ihre beste, Verteidigung nie im Stich gelassen, hätte sie gewusst, dass Haru tot war. Überdies gibt es da diese Zeitspanne zwischen dem ersten Schlag, der ihm einen Zahn kostete, und dem zweiten und dritten, die ihn umbrachten. Nach Kouheis Aussage hörte er sie gehen und nur kurz vorher war Ruhe gewesen. Ich beantrage daher, Prinzessin Tokushima zurück zu meiner verehrten Mutter reisen zu lassen.“ Die junge Dame starrte ihn fast an. DAS hatte sie nicht erwartet. Das war ja praktisch das Plädoyer gewesen sie freizulassen. Er hatte als ihr Verteidiger agiert, obwohl er doch die Anklage vertrat? Aber sie hielt den Kopf eilig geneigt, da ihr nächster Blick dem Herrn der Hunde gegolten hätte. Nur jetzt nicht im letzten Moment noch einen Fehler begehen. Der Inu no Taishou nickte ein wenig. Die Ausführungen Sesshoumarus waren bislang logisch – aber dass Sakura hier war, mit diesem Bericht, dass sein Sohn nun versuchte Tokushima loszuwerden.....das alles deutete darauf hin, dass dieser nicht nur die junge Hundedame entlastet hatte sondern auch den richtigen Mörder kannte. Und, dass es besser wäre, wenn kein Außenstehender von diesem erfahren würde. Doch einer der Jungen, die er selbst kannte? Nun, gleich. Es ging im Zweifel darum sein eigenes Gesicht zu wahren: „In der Tat, Sesshoumaru, du hast es ausführlich begründet. Geht, Tokushima, und meldet Euch bei meiner Gemahlin zu Eurer Pflicht. Nun, nicht, ehe Ihr Euch gebührend bedankt habt.“ Sie war für einen Moment verwundert, ehe sie sah, dass er die Rechte etwas hob. So rutschte sie vor und küsste gehorsam den Fürstenring an seinem Finger. Natürlich. Es war nicht nur sein Recht, es war gnädig, wenn er einem das erlaubte, gestattete ihm derart nahe zu kommen. Sie erstarrte allerdings zu Eis, als er fortfuhr: „Auch bei meinem Sohn. Er hat Euch einiges erspart, nicht wahr?“ Sakura hielt fast den Atem an. Das war für die Prinzessin sicher mehr als hart – allerdings auch für Seine Lordschaft, das war deutlich an der mehr als widerwillig ausgestreckten Hand zu erkennen. Und – er trug keinen Ring. Aua, das war ein mehr als deutlicher Hinweis des Herrn, dass sie ihre Streitigkeiten begraben sollten. Nicht, dass Sakura das auch nur für einen Moment angenommen hätte. Für Tokushima war die, von ihr bestimmt so gesehene, Erniedrigung dieses Handkusses sicher kaum zu ertragen, aber auch für Seine Lordschaft war das keine wahre Freude. Der Erbprinz geruhte jedoch nur zu sagen: „Es war mir eine Freude die holde Prinzessin aus ihren kleinen, beschämenden, Schwierigkeiten zu befreien.“ Neutrale Anrede. „Ich danke dem Sohn des mächtigen Inu no Taishou für seinen Beistand,“ erwiderte sie scheinbar höflich – aber auch sie sprach ihn nicht mehr mit Namen oder gar Titel an. Der Fehdehandschuh war beiderseits erneut geworfen, wenngleich unter den Augen des Herrn der westlichen Länder in Samt und Seide. Als die freigesprochene Angeklagte das Arbeitszimmer des Fürsten verlassen hatte, meinte dieser: „Jetzt zu dem....unangenehmen Teil?“ Seine Lordschaft atmete tief durch um erneut sachlich zu werden: „Ja, verehrter Vater. - Sakura.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)