Modern world with problems... von Ike_Schwarzfluegel ({HicksxAstrid}) ================================================================================ Kapitel 9: Von Anfällen, Vicodin und Nachtflügen... --------------------------------------------------- Es war kalt geworden über Nacht. Ein eisiger Wind wehte durch das Tal und ließ Astrid erzittern, worauf sie sich näher an Hicks Körper kuschelte und ihr Gesicht seinem warmen Atem entgegen streckte. Der Junge legte sofort einen Arm um ihre Taille und zog sie näher zu sich. Beide hatten sich ins Gras gelegt, nach dem sie mit einem leidenschaftlichen Kuss sich gegenseitig ihre Liebe gestanden hatten. Doch noch immer wirkte dies alles für Astrid völlig surreal. Sie war sich ihrer Gefühle für Hicks gar nicht bewusst, bis zu dem Zeitpunkt, als sie aus ihrer Ohnmacht erwachte und er das Erste war, was sie sah. Vielleicht hatte sie schon immer etwas für ihn empfunden, doch ihre Regeln und Gebote hatten es den Beiden nicht erlaubt, etwas miteinander anzufangen. „Warum jetzt?“ fragte sie leise und blickte in die Augen ihres Freundes. „Vielleicht, weil wir aufgehört haben, uns mit geschlossenen Augen anzusehen? Ich muss aber gestehen... dass ich dich schon geliebt habe, als du noch in Berk wohntest!“ Überrascht hob Astrid die Augenbrauen: „Echt?“ „Ja. Aber du warst meine beste Freundin, ich hatte mir nicht getraut, dir irgendetwas zu sagen. Ich wusste einfach nicht, was du für mich empfandest und habe daher geschwiegen. Doch heute... gerade eben... als du mich geküsst hattest, waren alle Zweifel wie weggeblasen und ich wusste, dass ich die Chance ergreifen musste, bevor sie verflog.“ Sie schmiegte sich wieder an seine Brust, schloss die Augen und lächelte zufrieden. „Dann bereue ich es jetzt nicht, dir gefolgt zu sein. Ich habe meine Freundschaft mit dir riskiert und etwas Unglaubliches dafür bekommen!“ Hicks sagte nichts mehr und wieder blieben die Beiden schweigend nebeneinander liegen. Doch als Hicks begann, immer schneller und flacher zu atmen, drückte sich Astrid wieder ein wenig von ihm, damit sie besser in seine Augen blicken konnte. „Hicks...?“ Hicks kniff die Augen zusammen, seine Miene war verzerrt und er zog die Luft durch zusammengebissene Zähne ein. „E-Entschuldige, Astrid!“ sagte er angestrengt, dann drehte er sich auf den Rücken und setzte sich auf. Zeitgleich zog er das linke Bein und die Prothese an und umschloss mit beiden Händen die Trennstelle. Wieder zuckte er zusammen, der Schmerz schoss in Wellen durch seinen Körper und rasch durchwühlte er seine Jackentaschen auf der Suche nach etwas. „Hicks!“ besorgt legte Astrid ihm eine Hand auf die Schulter und sie versuchte auf stumme Art ihn zu beruhigen. Endlich schien Hicks gefunden zu haben, was er gesucht hatte, denn in seiner vor Schmerz zitternden Hand war die kleine Vicodin-Dose. Angestrengt versuchte er den Deckel zu lösen, ließ dann aber die Dose ins Gras fallen und stieß ein markerschütterndes Wehklagen aus. Sofort umklammerten seine Hände sein linkes Bein, Tränen rannen über sein Gesicht und immer wieder Schrie er auf. „Hicks. Hicks!“ Astrid wusste nicht, was sie tun sollte. Handlungsunfähig saß sie daneben und sah zu, wie ihr Freund in Schmerzen auf dem Boden kauerte. Kurz darauf war ein Brüllen aus der Höhle zu vernehmen und Ohnezahn rauschte durch den Wasserfall hindurch zu seinem Freund. Erst warf er Astrid einen wütenden Blick hoch, doch schnell schien der Drache zu erkennen, dass nicht sie der Grund für Hicks Schmerzen war, sondern wieder sein fehlendes Bein. Der schwarze Drache schmiegte sogleich seinen Kopf an Hicks und der Junge schlang schwach einen Arm um ihn und drückte sein rot angelaufenes Gesicht gegen die Schuppen. „L-Lass es aufhören... bitte... lass es... aufhören. Es... es tut so... weh!“ brach er hervor. Astrid wusste nicht, ob er mit ihr sprach oder mit dem Drachen, aber sie wusste, dass sie etwas tun musste. Und obwohl ihr selbst der Gebrauch von Medikamenten zuwieder war, trotz ihrer Zukunftspläne, Arzt zu werden, ergriff sie die Vicodin-Dose, schraubte sie auf und holte zwei Tabletten hervor. „Hier, Hicks. Nimm sie, gleich geht es dir besser. Nimm!“ Sie legte ihm die Vicodin an die Lippen und warf sie dann gleich hinein, als er den Mund öffnete. Dann setzte sie sich dicht neben ihn, legte eine Hand auf seine, die immer noch fest sein Beinstumpf umschloss und legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab. „Sssssch, schon gut, Hicks. Es ist gleich vorbei. Gleich ist es vorbei. Sssssch!“ flüsterte sie ihm ins Ohr und begann dann, sanft hin und her zu wippen. Bald darauf wurde es wieder stiller. Von Hicks war nur noch ein leises Wimmern zu hören. Noch immer liefen Tränen über sein Gesicht und benetzten die Schuppen des Drachen, doch die Schmerzen waren vorerst verschwunden. „A-Astrid!“ Seine Stimme klang heiser und gebrochen und das blonde Mädchen lief es kalt über den Rücken, als sie ihren Freund vernahm. „Ja. Ich bin hier!“ sagte sie schnell und strich ihm durchs Haar. „Es tut mir leid!“ „Brauch es nicht, Hicks. Es ist nicht deine Schuld. Du kannst nichts dafür. Ich bin für dich da. Ohnezahn auch. Wir passen auf dich auf!“ sagte sie, immer noch flüsternd mit der Hoffnung, ihre ruhige Stimme würde auch ihn etwas zur Ruhe kommen lassen. Und als hätte er sie Wort für Wort verstanden, stupste Ohnezahn Hicks Wange mit der spitze seiner Schnauze an und gab ein zusprechendes Schnurren von sich. Hicks blickte seinem Freund in die grünen Augen, dann umarmte er dessen Kopf, bevor er sich an Astrid wand, sie in die Arme schloss und Astrid ihm darauf einen Kuss gab. „Wir sollten dich auf andere Gedanken bringen!“ sagte sie, „Sollen wir nach Hause? Ich kann dich stützen, wenn es zu viel wird!“ Doch darauf schüttelte Hicks energisch den Kopf und wischte sich dann die Tränen aus dem Gesicht. „Nein!“ begann er, nun wieder mit einer etwas kräftigeren Stimme, „Ich war noch nicht mit Ohnezahn fliegen. Wir fliegen immer zusammen, wenn die Nacht eingebrochen ist, damit uns keiner sieht. Sicherlich wartet er schon die ganze Zeit darauf!“ Astrid überlegte zunächst, ob sie ihm widersprechen sollte. Hicks hatte gerade erst einen Schmerzanfall hinter sich, wie konnte er da plötzlich daran denken, sich auf den Rücken eines Drachen zu setzen und durch die Luft zu fliegen. Doch dann traf sie der eigentliche, beunruhigende Gedanke. Hicks flog. Auf einem Drachen. Durch die Luft. „Sagtest du gerade... fliegen?“ fragte sie nach mit der Hoffnung, sich einfach verhört zu haben. „Nein, schwimmen. Noch nie den Schmetterling durch die Wolken gemacht?“ fragte Hicks sarkastisch zurück und deutete dann auf Ohnezahns Flügel, „Was meinst du, wofür die gut sind?“ Astrid konnte das immer noch nicht ganz glauben. „Also... du fliegst. Auf Ohnezahn durch die Luft. Das ist... das ist... mir fehlen die Worte!“ „Sag doch einfach: Unglaublich. Ich fliege jeden Tag mit Ohnezahn eine große Runde, seit wir uns hier das erste Mal kennen gelernt haben!“ erklärte Hicks. Dann stand er langsam auf und schritt mit etwas wackeligen Beinen zur Höhle. Astrid folgte ihm. „Ja aber, ist das nicht gefährlich? Wie hoch fliegt ihr denn?“ „Oh, gute Frage. Ich hab die Höhe nie gemessen... ein paar hundert Meter? Vielleicht sogar mehr. Ich weiß es nicht!“ Während er das sagte, betrat er die Höhle und holte dann hinter einem Felsen einen Sattel hervor. Und eine große Stoff-Flosse. Jene Flosse, von der Astrid die Skizze in seinem Zimmer gesehen hatte. „Wofür ist die gut?“ fragte sie und deutete auf die Flosse. „Ist es dir noch gar nicht aufgefallen?“ fragte Hicks zurück, offensichtlich verwundert darüber, dass Astrid etwas ziemlich Offensichtliches entgangen ist. „Nein, was meinst du?“ Darauf zeigte Hicks hinaus zu Ohnezahn: „Sieh dir seinen Schwanz an!“ Nun, da er es erwähnte, fiel es Astrid auf. Ohnezahn besaß an der Schwanzspitze Flossen. Beziehungsweise, eine Flosse. Die Zweite fehlte und als die zwei sich wieder dem Drachen näherte, und Hicks begann, die künstliche Flosse an den Schwanz zu binden, erkannte Astrid die vielen Narben und fehlenden Schuppen. Nun ging Astrid ein Licht auf. „Deswegen fliegst du mit. Damit er überhaupt wieder fliegen kann!“ sagte sie. Hicks nickte und schenkte ihr ein anerkennendes Lächeln: „Ja, ohne seine zweite Schwanzflosse kann er seinen Körper nicht stabilisieren und ist somit nicht in der Lage, zu fliegen. Die Schwanzflosse, die ich ihm gebaut habe, lässt sich mit einer Steuerung am Sattel ein und aus falten. Somit reguliere ich mit meinem Fuß die Geschwindigkeit und die Flugrichtung!“ erklärte er. Dann endlich war die neue Schwanzflosse befestigt und er konnte den Sattel aufsetzen. „Wow. Du und Ohnezahn, ihr habt echt was, was euch verbindet!“ bemerkte Astrid und als Hicks sie darauf verwirrt anblickte, deutete sie auf seine Beinprothese, dann auf die künstliche Schwanzflosse. Hicks und lächelte dann schwach: „Ja, da hast du Recht!“ Dann griff er fest an den Sattel und zog sich hoch auf Ohnezahns Rücken, ein Bein schwang er dabei einmal um den massigen Körper des Drachen und setzte dann beide Füße, echt und unecht, auf die Steigbügel. Der linke war mit der künstlichen Schwanzflosse verbunden. Dann hackte er zwei Lederriemen an seinen Gürtel und streckte Astrid eine Hand aus. Eine Weile stand Astrid da, blickte verwirrt auf die ihr zu gestreckte Hand und dann in das grinsende Gesicht von Hicks, bevor sie begriff, was ihr Freund von ihr wollte und sie sofort kopfschüttelnd einen Schritt zurück machte. „Oh... Oh nein. Nein, nein, nein, nein, nein. Vergiss es. Ich werde nicht fliegen. Schlag dir das aus dem Kopf, ich bleibe am Boden!“ sagte sie energisch. Hicks verdrehte die Augen und ließ die Hand sinken. „Komm schon, Astrid. Sei kein Feigling. Das macht großen Spaß und der Ausblick ist atemberaubend. Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen!“ „Nicht bereuen?“ schallte es von der Blonden zurück, „Vielleicht, aber ich kann auch genau so gut abrutschen und in die Tiefe stürzen. Und dann wäre ich tot. Toller Plan, Hicks. Nur damit du es weißt, es gibt noch Dinge, die ich in meinem Leben zu tun gedenke.“ Nun wurde Hicks neugierig: „Ach, und die wären?“ „Mein 18. Geburtstag, mein Medizin-Studium starten und absolvieren, Johnny Depp kennen lernen und mit dir im Bett...!?“ Noch rechtzeitig realisierte sie, was sie da beinahe gesagt hätte und schlug sofort die Hand vor den Mund. Ihr Gesicht hatte derweil schon die Farbe einer Tomate angenommen. Auch Hicks lief rot an, musste sich dann aber abwenden und versuchte krampfhaft, sein Lachen zu unterdrücken, was Astrid natürlich bemerkte. Sie trat auf ihn zu und schlug ihm gegen die Seite. „Aua!“ „Das war dafür, dass du mich ausgelacht hast. Und ich bleibe dabei, ich werde nicht auf diesen Drachen steigen!“ Um ihre Aussage zu bekräftigen, verschränkte sie noch die Arme vor der Brust, dann wand sie den Blick und damit das ganze Gesicht ab. Noch immer hing ein Rotschimmer über ihren Wagen. „Astrid?“ begann Hicks zögerlich, „Liebst du mich?“ „Ja!“ grummelte Astrid als Antwort. „Und vertraust du mir?“ „Natürlich!“ „Dann steig auf. Ich bin für dich da. Ohnezahn auch. Wir passen auf dich auf!“ Er hatte die selben Worte genutzt, mit denen sie ihn zuvor noch aufbauen wollte und nun fiel es ihr immer schwerer, ihre ablehnende Haltung aufrecht zu erhalten. Schließlich seufzte sie und biss sich auf die Unterlippe. „Also gut. Einen Flug. Aber einen kurzen und wenn ich sage, dass wir landen sollen, landen wir auch, ist das klar?“ „Wie Kloßbrühe!“ antwortete Hicks und streckte ihr dann wieder die Hand aus. Astrid ergriff sie und ließ sich hoch auf den Sattel ziehen, vor Hicks. Dann band er einen weiteren Lederriemen um ihre Taille und griff unter ihren Armen hindurch zu den beiden Handschlaufen. „Leg deine Hände an meine und halte dich fest!“ sagte er. Astrid folgte seinen Instruktionen. Ihr Herz raste wieder und Schweiß lief über ihre Stirn. Sie war aufgeregt. Sowohl aus Angst, als auch aus Neugier denn es wäre gelogen, wenn sie abstreiten würde, dass sie schon gern einmal die Welt von oben sehen würde. Dann stieß Hicks Ohnezahn einen Fuß in die Seite und gab dem Drachen damit das Zeichen, los zu fliegen. Ohnezahn schrie freudig auf, dann breitete er die Flügel aus und stieß sich kraftvoll mit allen Vieren vom Boden ab. Seine Flügel schlugen gleichmäßig auf, während sie sofort mehrere Meter in die Höhe schnellten. Astrid hatte vor Schreck die Augen zusammen gekniffen und einen schrillen Schrei von sich gegeben, doch der Wind, der an ihren Ohren vorbei rauschte, schluckte jedes Geräusch. „HIIIIIICKS!“ schrie sie, doch der Junge reagierte nicht. Von ihm konnte sie nur ein freudiges Jauchzen vernehmen. Als Ohnezahn eine gute Höhe erreicht hatte, entfaltete Hicks mit der Fußsteuerung die Schwanzflosse und sie bewegten sich nicht mehr aufwärts, sondern vorwärts. Astrid ließ die Augen jedoch geschlossen und Hicks Hände fest umklammert. „IchwerdesterbenIchwerdesterbenIchwerdersterbenIchwerdesterben!“ stammelte sie ununterbrochen, bis Hicks eine Hand los ließ, um ihr in die Seite zu stupsen. Sie zuckte erschrocken auf und öffnete dabei die Augen. Und dann fehlte ihr die Luft zum Atmen, als sie von dem Bild förmlich erschlagen wurde, das sich ihr bot. Ohnezahn hatte sämtliche Wolken unter sich gelassen und nun hingen tausende von Sternen über ihnen. Große und kleine, hell leuchtende und schwach leuchtende, pulsierende, blinkende und funkelnde Sterne. Noch nie hatte sie einen solch reichen Sternenhimmel gesehen. Hier oben verdeckte keine Wolke die Sicht, hier reichte kein Licht einer Stadt hinauf. „Das ist...“ sie beendete den Satz nicht, sondern streckte ihre Hände empor, als würde sie erwarten, gleich die Sterne zu berühren. „Es ist atemberaubend, nicht wahr?“ fragte Hicks und beendete damit ihren Satz. „Ja. Das ist es. Unglaublich. Er ist unglaublich!“ und damit streichelte sie Ohnezahns Kopf, worauf der Drache ein zufriedenes Gurgeln von sich gab. „Danke Hicks, dass du mir dieses Geschenk gemacht hast!“ Hicks schlang darauf einen Arm um ihren Bauch, zog sie sanft an sich heran und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. „Mit dir hier zu sein... das ist wirklich ein Geschenk, Astrid. Das Größte von Allen. Danke. Ich liebe dich.“ „Ich... ich liebe dich auch, Hicks!“ Sie küssten sich und übersahen somit, wie Ohnezahn schmatzend die Augen verdrehte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)