Möchtest du hier arbeiten?
"Gerard?", brüllte ich durch das kleine Studio hinter dne Kulissen. Ich war durch den Hinterausgang herein gekommen, den er mir einmal gezeigt hatte, falls ich ihm bei der Arbeit einen Besuch abstatten wollte, aber nicht vor allen Gästen in die Umkleidekabine und Schminkraum, gehen wollte. Sofort tauchte der Kopf meines Sandkastenfreundes hinter dem kleinem Schrank in der Ecke auf und blickte mich feindsehlig: "Wer bist du?" Seufzend verdrehte ich die Augen. Damit hätte ich rechnen müssen, denn immerhin hatten wir uns in den letzten 7 Jahren nicht ein einziges Mal gesehen. Damals war ich ja gerade mal 12 gewesen. Kein Wunder also, dass er mich nicht wieder erkannte. "Ich bin's... Erza Iamuras.", stellte ich mich vor und musste dabei unwillkürlich grinsen, denn seine Augen waren bei meinen Tellergroß geworden und seine Kinnlade hatte sich nun zur vollen Größe geöffnet. "Du bist... groß geworden...", brachte er mühsam heraus und glotzte mich einfach nur vollkommen überrumpelt an. Eine Weile sahen wir uns einfach nur an und gaben einander Zeit, den anderen zu betrachten, auch wenn Gerard sich, bis auf seine Haarlänge nicht verändert hatte. Vieleicht bildete ich mir das ja nur ein, aber mir kam es so vor, als wären sie noch kürzer und stacheliger, als vorher. "Schön, dich zu sehen...", durchbrach er schließlich doch die Stille und grinste dabei über beide Wangen. Offenbar hatte er den ersten Schock schon überwunden. Als ich das Grinsen erwiederte konnte ich beobachten, wie das Lachen auch seine Augen erreichte, welche ein angenehmes Strahlen zu versprühen begannen. Diese Gabe hatte er also auch nicht verlohren... Die Menschen, die er mochte um sich herum immer in gute Stimmung zu versetzen, egal wie schlecht sie bis eben noch gewesen war. "Wie alt bist du jetzt genau?", hakte er noch einmal nach und musterte mich dabei erneut von oben nach unten. "Neunzehn.", antwortete ich und kam langsam auch ihn zu, um mich auf den kleinen Hocker, dem Schrank, hinter dem er saß, direkt gegenüber, was er nickend zur Kenntnis nahm: "Womit hab ich ausgerechnet jetzt deine Anwesenheit verdient?" Ein leises Lachen huschte über mein Gesicht. Schon wieder etwas, was ich mir hätte denken können. Er kannte mich noch immer viel zu gut und wusste, dass es für meinen Besuch noch einen anderen Grud gab. Leugnen brachte da nichts, dass wusste ich aus Erfahrung, also brachte ich es gleich auf den Punkt und redete nicht erst um den heißen Brei herum: "Ich wurde gefeuert und da das Geschäft, in dem ich gearbeitet habe nur eine Straße weiter liegt, dachte ich, ich schaue einfach mal vorbei, was du so machst." "Gute Idee. wie wäre es, wenn du bei mir im Geschäft mit eisteigst? Ich könnte noch ein paar Angestellte gebrauchen und kurz, bevor du plötzlich abgetaucht bist, hatte ich dir ja auch alles gezeigt, was man hier können muss.", schlug er vor und schaute mich dabei erwartungsvoll an, doch ich fiel bei seinen Worten fast rückwärts vom Hocker. Mit so einem Angebot hatte ich nicht im Geringsten gerechnet, aber bei dem Gedanken taten sich plötzlich völlig neue Möglichkeiten auf. Gerard bezahlte seine Mitarbeiter gut. Besser als Elfman und ich konnte ihn auch bitten, Gajeely einzustellen.
Ich zauberte ein glückliches Lächeln auf mein Gesicht und erwiederte dankabr: "Ja, gerne, ich nehme das Angebot an."
Ich war ehrlich überrascht dankbar darüber, dass er nicht auf die Umstände ansprach, unter denen, ich mich, damals scheinbar für immer, von ihm verabschiedet hatte. Vielleicht war der Job ja auch endlich die Gelegenheit, auf die ich all die Zeit gewartet hatte, um mich zu für damals zu revangieren...