Life sounds like Booyakasha! von RaoulVegas (Einer für alle und alle auf einen!) ================================================================================ Kapitel 23: Special 2: Mikey´s Nightwatcher ------------------------------------------- Langsam fährt Mikey seinen Van in die Garage. Die Kinder, für die er heute den Clown gespielt hat, waren echt schlimm. Er redet sich zwar immer wieder ein, dass es bloß kleine Kinder sind, die sich austoben wollen, doch es schockiert ihn jedes Mal aufs Neue, wie brutal und rücksichtslos sie doch mit anderen, insbesondere mit ihm, umgehen. Mit schmerzlich verzogenem Gesicht steigt er aus dem Wagen und wirft sein Kostüm achtlos in die nächste Ecke. Es ist mehr als traurig, dass er sich, als perfekt ausgebildeter Ninja, so erniedrigen muss, um Geld zu verdienen. Und dabei hatte er sich das Ganze so lustig vorgestellt. Ausnahmsweise ist Mikey auch gar nicht mal schuld, an seiner misslichen Lage. Er kann sich ganz allein bei seinem Anführer dafür bedanken. Während sie Leo fröhlich wie Tarzan, durch den Dschungel gehangelt hat, mussten seine Brüder ihr Bandana an den Nagel hängen und darauf warten, dass ihr Leader Erleuchtung findet und irgendwann zu ihnen zurückkommt. Gott sei Dank ist Leonardo endlich wieder bei ihnen und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Splinter sie wieder nachts um die Häuser ziehen und böse Jungs verhauen lässt! Mikey juckt es regelrecht in den Fingern, sich wieder mal in ein bisschen Action zu stürzen. Allerdings lässt Splinter sie noch nicht wieder raus. Erst müssen sich die Brüder wieder einander annähern und neues Vertrauen zu einander aufbauen. Besonders Raph ist nicht gut auf Leo zu sprechen, weshalb es wohl noch eine ganze Weile dauern wird, bis sie wieder ein unschlagbares Team werden. Aber hey, das Ziel ist nahe! Von diesem Gedanken beseelt, kehrt Michelangelo ins Dojo zurück. Grüßend hebt er die Hand, während er sich Donnies Schreibtisch nähert. Sein Bruder ist hinter all den Monitoren, die ihn umgeben, kaum zu sehen, doch seine erschöpfte Stimme begrüßt den Jüngeren deutlich, selbst wenn sie gar nicht an ihn gerichtet ist. Sichtlich gestresst, zieht sich Donatello den Kopfhörer herunter und reibt sich die müden Augen. „Hey Donnie!“, ertönt Mikey´s fröhliche Stimme hinter ihm, ehe dem Tüftler der Duft von frischem Kaffee in die Nase steigt. Mit einem sanften Lächeln wendet sich der lila Ninja zu seinem kleinen Bruder um und nimmt ihm dankend die dampfende Tasse ab. „Hey Mikey, wie war´s?“, fragt der Brünette, obwohl er die Antwort nur zu gut kennt. Selbst wenn der Blonde ihm nicht antworten würde, würden ihn die vielen Schrammen und blauen Flecke an seinen Armen verraten. Vielsagend verdreht der Jüngere die Augen. „Die reinste Hölle, sag ich dir…“, entgegnet er schließlich. „Und wie lief es bei dir, Bro?“, fragt Mikey dann, obwohl er es sich genauso gut vorstellen kann, wie Donnie es sich beim ihm vorstellen konnte. Seufzend nimmt der Tüftler einen großen Schluck aus seiner Tasse und schließt einen Moment genüsslich die Augen. Donnies Idee, von einem telefonischen Computerservice, schien perfekt zu sein, doch die Leute, die ihn anrufen, sind echt der Hammer. Entweder sind es Leute, die so überhaupt keine Ahnung von dem Gerät haben, das sie als PC bezeichnen, oder es sind irgendwelche Perversen, die der festen Überzeugung sind, er würde hier eine Sexhotline betreiben und verlangen von ihm Dinge, die er nicht mal in seinen schlimmsten Alpträumen denken würde. „Wenn ich für jeden Anrufer, der wissen will, was ich an hab oder besser, was ich nicht an hab, einen Dollar bekommen würde, dann hätt ich in einer Stunde bei weitem mehr verdient, als die Prostituierten unten am Hafen…“, erläutert Donnie ihm schließlich, sichtlich unwohl in seiner Haut. Mitfühlend sieht der Kleinere ihn an. Dann beugt er sich hinunter und nimmt seinen Bruder tröstend in die Arme. Sanft schmiegt sich der Stabkämpfer an ihn und genießt einen Moment die beruhigende Nähe des Anderen. „Dir ist doch hoffentlich klar, dass Donnie noch keinen Familienrabatt eingeführt hat und du ordentlich blechen musst, wenn er jetzt noch die Beine für dich breit machen soll, Mikey!?“, tönt es auf einmal spöttisch hinter den beiden. Hochrot wenden sich die Brüder um. „Sieh nur, Dornröschen ist erwacht…“, kommt es genervt von Donnie, als er den Saikämpfer erblickt. „Ach ja? Immerhin könnte ich es mir leisten, dass er das tut. Was man von dir ja nicht behaupten kann, da du ja lieber den ganzen Tag pennst, als Arbeiten zu gehen!“, entgegnet Mikey seinem älteren Bruder harsch. „Selbst wenn ich nur halb so schwul wäre, wie du, würde ich mein Geld nicht für so einen dürren Nerd rauswerfen, nur um mir einen blasen zu lassen!“, kontert der Rothaarige frech. Eigentlich hat Raphael kein Problem damit, dass Mikey auf Männer steht. Er ist garantiert auch nicht der Ansicht, dass seine beiden Brüder irgendetwas miteinander anfangen könnten, erst recht, da Donnie eine Freundin hat. Er zieht Mikey nur liebend gern damit auf, erst recht, seit er weiß, dass Donnie obszöne Anrufe auf seiner Hotline kriegt. „Das ist ja widerlich!“, kommentiert der Brünette das Ganze und wendet sich wieder seinen Computern zu. Er hat genauso wenig ein Problem mit Mikey´s Orientierung, wie der Rest der Familie, doch was Raphael manchmal so loslässt, nur um Mikey zu ärgern, schlägt echt über die Strenge. Eigentlich haben die Brüder ein inniges Verhältnis zueinander, insbesondere Raph und Mikey. Aber seit Leo damals weggegangen ist, haben sie sich ständig nur gestritten. Es wird wohl noch einige Zeit brauchen, bis der Frieden zwischen ihnen wieder hergestellt ist. Aber Raphael hat sich mit seinem scheinbaren Nichtstun auch nicht gerade beliebt bei seinen beiden Brüdern gemacht, die den ganzen Tag hart arbeiten. Zudem verschwindet Raph Nacht für Nacht und keiner weiß, was er macht. Er redet auch nicht darüber und selbst Splinter konnte sein Geheimnis bisher nicht lüften. Leo findet diese Entwicklung auch nicht sonderlich lustig, weswegen er sich auch ständig mit Raph in den Haaren liegt, seit er wieder da ist. Sie haben sich zwar schon früher immer gern wegen jedem Mist gestritten, doch Raphaels Gewalttätigkeit ihm gegenüber nimmt langsam überhand. „So was würde ich von Donnie niemals verlangen und das weißt du auch! Immerhin ist er mein Bruder!“, versucht sich der Nunchakuträger hilflos zur Wehr zu setzten. Allerdings erntet er nur ein freches Grinsen von seinem Gegenüber, das wahrlich alles sagen könnte. Das Einzige, was es nicht zeigt, sind die eigentlich tiefen Gefühle, die der Rothaarige für seinen Bruder hegt. Als Mikey ihnen damals verkündet hat, dass er auf Jungs steht, schien es niemanden zu schocken. Fast so, als hätte seine Familie es schon immer gewusst. Allerdings hat sich Raphael innerlich ziemlich darüber gefreut, da er sich auf eine seltsame Weise zu ihm hingezogen fühlt, die weit über brüderliches Kuscheln hinaus geht. Gesagt hat er ihm das natürlich nie, zu groß war seine Angst, dass der Blonde ihn abweisen und für krank halten könnte, weil er solche Gedanken mit seinem eigenen Bruder hat. Stattdessen zieht er den Kleineren damit auf, um sich unnahbar zu zeigen und seine eigenen Gefühle in den Hintergrund zu drängen. Doch er weiß, dass Mikey ihn trotz alledem sehr gern hat – fragt sich nur, ob es auch mehr sein kann… „Sag mal, Raph. Stehst du eigentlich nur auf, um auf deinen Brüdern rumzuhacken? Und wenn dem so ist, kannst du das dann nicht wenigstens auf eine weniger abartige Weise tun?“, ertönt Leos Stimme hinter ihnen und befreit somit Mikey aus dieser aussichtslosen Diskussion. Mit angewidertem Blick wendet sich Raphael zu seinem einstigen Anführer um. „Kümmer dich um deinen eigenen Dreck, Dschungelprinzessin!“, knurrt er dem Schwarzhaarigen entgegen. Gekonnt ignoriert der Leader die Beleidigung. „Der einzige Dreck, um den ich mich ständig kümmern muss, bist du!“, kontert er harsch. „Na warte, du…!“ Mit erhobener Faust geht der Saikämpfer auf seinen älteren Bruder los. „Yameru!“, zerreißt die Stimme ihres Senseis die Situation plötzlich, bevor die Faust den Leader treffen kann. Wie eingefroren verharren die beiden Kontrahenten in ihrem Tun. „Raphael, wie oft hab ich dir schon gesagt, du sollst deine Brüder nicht ärgern?“, kommt es streng von Yoshi. „Aber Sensei, er…“, weiter kann er sich nicht erklären, da Splinter ihm seinen Stock über den Kopf zieht. Schmerzlich geht Raphael auf die Knie und reibt sich die pochende Stelle. Deutlich spürt er dabei das siegessichere Lächeln seines Bruders auf sich ruhen und würde es ihm am liebsten vom Gesicht reißen – doch nicht, solange Splinter in der Nähe ist – ist einfach gesünder. „Da gibt es kein ‚aber‘, mein Sohn! Lern endlich, dich unter Kontrolle zu bekommen! Wut ist eine lockende Gefährtin, widerstehe ihr!“, fordert der Meister schließlich. „Hai, Sensei…“, erwidert der rote Ninja und erhebt sich langsam. „Und ich weiß bei besten Willen nicht, was es da zu lachen gibt, Leonardo! Du bist kein Stück besser!“, entgegnet er dem Schwarzhaarigen. Der Schwertkämpfer zuckt merklich unter den Worten seines geliebten Meisters zusammen, hatte er doch nicht damit gerechnet, dass Splinter sein Lachen sehen könnte. „Verzeiht mir, Sensei…“, versucht er es kleinlaut, ehe auch ihn der Stock am Kopf trifft. „Ich habe dich weggeschickt, um ein besserer Anführer zu werden. Damit du lernst, solchen Konfrontationen aus dem Weg zu gehen und einen guten Einfluss auf deine Brüder ausübst. Muss ich jetzt wirklich feststellen, dass du diese Lektion noch immer nicht gelernt hast?“, hörbar schwingt Enttäuschung in der Stimme des Mannes mit. Demütig verbeugt sich Leonardo vor ihm. „Ich habe es sehr wohl gelernt, Sensei und es tut mir schrecklich leid, dass ihr dies mit ansehen musstet. Ich werde mich jetzt mehr zusammennehmen…“, versucht sich der Leader zu retten. Splinter mustert ihn eine ganze Weile. „Die Zeit war für uns alle nicht leicht, mein Sohn. Es ist schwer, nach so langer Zeit wieder zu einander zu finden, wenn man sich so auseinander gelebt hat, wie ihr. Doch ihr seid ein starkes Team. Ihr müsst euch blind vertrauen können, sonst ist das euer Ende! Also reißt euch zusammen!“, mahnt er sie alle, ehe er den Raum wieder verlässt. Stumm bleiben seine vier Schüler zurück und tauschen flüchtige, beinahe scheue, Blicke miteinander aus. Schließlich wendet Donatello sich wieder seinem Schreibtisch zu. Doch er beendet seine Arbeit nur und fährt die Rechner runter. Für Heute kann er keinen klaren Gedanken mehr fassen und das hat er nur Raphael zu verdanken. Die Bilder, die er jetzt dank ihm im Kopf hat, wird er so schnell wohl nicht mehr los. Mikey trollt sich derweilen in die Küche, um sich mit dem Abendessen zu befassen. Nur Raph und Leo verweilen noch einen Augenblick und mustern sich abschätzend. Nach ein paar Augenblicken wenden sie sich gleichzeitig von einander ab und verschwinden schweigend in verschiedene Richtungen. Eine Stunde später steht das Abendessen dann auf dem Tisch, doch die Stimmung ist noch immer etwas angespannt. Zumindest scheint Raphael immer noch angefressen zu sein. Finster mustert er Leonardo, der ihn mindestens genauso beleidigt, vom anderen Ende des Tisches, anstarrt. Allerdings versuchen sich die beiden noch zu beherrschen, da ihr Sensei auch am Tisch sitzt und sie keinen Lust auf noch mehr Kopfschmerzen haben. Größtenteils sitzen sie alle schweigend da und verfolgen beim Essen die Nachrichten in dem kleinen Fernseher auf dem Tresen. Etwas Besonderes gibt es jedoch nicht zu berichten, so scheint es. Dann schwenkt das Bild um, auf eine schemenhafte Gestalt, von der man nur mutmaßen kann, was sie darstellt. Das Bild stellt kein Foto da, vielmehr ist es eine Art Phantomzeichnung. Doch die Bildunterschrift sagt schon alles: Der Nightwatcher schlägt wieder zu! Als Mikey das sieht, schnappt er sich augenblicklich die Fernbedienung und dreht die Lautstärke auf. Mit großen Augen verfolgt der orange Ninja die Reportage und kann dabei kaum stillsitzen. Der Rest seiner Familie kann dies nur augenrollend verfolgen. Michelangelos überschwängliche Begeisterung für diesen selbsternannten dunklen Rächer grenzt schon ans Fanatische und bereitet den anderen sichtlich Sorge. „Wow, er ist so was von toll…“ Die Worte des Nunchakuträgers klingen, als kämen sie von einem Vorteenager, der schmachtend den Bericht über seinen allerliebsten Pop-Star verfolgt. Mit verträumtem Blick starrt der Junge in den Fernseher und scheint alles anderen um sich herum zu vergessen. „Mikey, er wird in der ganzen Stadt von der Polizei gesucht! Deine Schwärmereien sind vollkommen unangebracht…“, kommt es seufzend von Donatello, der sich die Fernbedienung angelt und die Lautstärke wieder auf ein gesundes Maß herunter regelt. „Ja, er ist wie Batman…“, erwidert Mikey den Kommentar seines älteren Bruders verträumt und ohne wirklichen Zusammenhang. Resignierend rollt Donnie mit den Augen und gibt es einfach nur auf. Zu oft hat er schon versucht, Mikey seine Gedanken auszureden, doch vergebens. Außerdem hat der Stabkämpfer keine Lust, Schuld am nächsten Streit zu sein, da Mikey bei diesem Thema ziemlich empfindlich reagiert. Aber nicht alle scheinen da der Ansicht des Tüftlers zu sein, da nun Leo die Stimme erhebt. „Wie kannst du nur für so jemanden schwärmen? Er ist nichts weiter, als ein gesetzloser Spinner, der angeberisch nach Aufmerksamkeit lechzt…“ „Wie kannst du nur so etwas sagen?“, kommt es entsetzt von dem Blonden. „Ja, du bist ein weit größerer Spinner, als er!“, entgegnet ihm auch Raph und schlägt sich dabei scheinbar auf Mikey´s Seite. Schweigend verfolgt Splinter die Diskussion. „Das ist doch gar nicht der Punkt, Raph! Es geht darum, dass sich Mikey nicht so jemandem zum Vorbild nehmen kann…“, versucht es der Leader erneut. „Und warum nicht?“, fragt der Jüngste. „Na weil er ein gesuchter Verbrecher ist, auch wenn er scheinbar Gutes tut. Immerhin kann man nicht ausschließen, dass er einige der Verbrechen selbst begangen hat…“, erklärt sich der Schwertkämpfer. „Jetzt aber mal halblang, Dschungelboy! Der Nightwatcher ist kein Verbrecher! Er hält nur die Stadt sauber, seit wir das nicht mehr können, weil du ja mit den Affen kuscheln musstest!“, kontert Raphael streng. Erfreut hört Mikey seinen Worten zu, da er denkt, in ihm einen Verbündeten zu finden. „Ich habe versucht, für euch, ein besserer Anführer zu werden!“, funkelt Leo seinem Bruder zu. Doch bevor die beiden Hitzköpfe einen erneuten Streit deswegen anzetteln können, starrt Mikey wieder völlig abwesend in den Fernseher. „Ich würde ihn so gern kennenlernen…“, schmachtet er, mit einem Schlafzimmerblick, der seines Gleichen sucht. „Schlag dir das gleich mal wieder aus dem Kopf, Mikey!“, mahnt Leonardo ihn wieder. „Warum?“, entgegnet ihm der Junge schmollend. „Du weißt doch gar nicht, was für ein Freak sich da in dieses Kostüm gezwängt hat! Er ist gewalttätig, gefährlich und was sonst noch alles! Und ich bin sicher, er möchte dich ganz sicher nicht kennenlernen…“, entmutigt der Leader seinen kleinen Bruder erneut. „Und wenn schon! Ich will ihm nur einmal in die Augen sehen und ihm sagen, was ich fühle!“, kontert der Blonde. Genervt fährt der Schwertkämpfer sich durch die Haare. „Wie kannst du nur in jemanden verliebt sein, den du weder kennst, noch dessen Gesicht du jemals gesehen hast?“ „Ich kann es eben!“, wirft der Kleinere ihm entgegen. Leo gibt auf. Die Leichtfertigkeit, mit der sein Bruder mit seinen Gefühlen um sich wirft, geht weit über sein Denken hinaus. Der Junge ist so naiv – das wird ihn nochmal umbringen. Doch der blaue Ninja will sich nicht auch noch mit Mikey streiten, so schweigt er jetzt lieber. Allerdings übernimmt Raph seine Rolle sogleich. „Mal angenommen, du schaffst es, ihn zu finden und redest mit ihm. Glaubst du denn ernsthaft, er erwidert deine Gefühle und wirft sich dir an den Hals?“, fragt der Saikämpfer hämisch. „Nein…“, kommt es fast schon traurig von dem Blonden. „Siehste! Selbst wenn er auf Kerle steht, was ich beim besten Willen bezweifle, wer sagt denn dann, dass er auf so einen Bengel, wie dich, steht?“, stichelt der Ältere weiter. Mikey sieht ihm mit großen feuchten Augen entgegen. „Ich…“, weiter bringt er nichts hervor. „Mach die Augen auf, Sunny-boy! Der legt dich schneller aufs Kreuz, als du bis drei zählen kannst und dann wirft er dich einfach in den Müll. Deine Gefühle scheren ihn einen Sch…“, setzt Raph an, um Mikey auch noch die letzte Hoffnung zu nehmen. „Raphael, jetzt reicht es aber wirklich!“, entgegnet Splinter ihm schließlich, um das Ganze zu beende, bevor es noch mehr ausartet. Die Gedanken seines jüngsten Sohnes bereiten ihm große Sorgen. Mikey ich so dermaßen leichtsinnig, wenn er Gefühle für jemanden entwickelt, dass er sprichwörtlich blind für alles andere ist. Schulterzuckend ergibt sich der Saikämpfer den Worten seines Meisters. Michelangelo hingegen ist am Boden. Er kann nicht begreifen, warum ihn nicht wenigstens einer von ihnen ermutigt. Haltlos kullern ihm heiße Tränen über die Wangen. „Du bist so was von gemein!“, brüllt er dem Rothaarigen entgegen, bevor er schluchzend in sein Zimmer rennt. Lautstark knallt er die Tür hinter sich zu und lässt die anderen am Tisch zurück. Seufzend blicken sie dem Nunchakuträger hinterher. Hoffentlich wird der Blonde bald zur Einsicht kommen und merken, wie sinnlos seine Gefühle doch sind. Schweigend beenden die restlichen Brüder mit ihrem Meister das Essen. Kaum erheben sie sich vom Tisch, entfernt sich Raph auch schon. „Ich bin dann mal weg…“, gibt er noch von sich, bevor er einfach verschwindet. Schwermütig blickt Splinter seinem Schüler hinterher. „Was tust du nur, Raphael?“, fragt er mehr zu sich selbst, ehe er Leonardo mit in sein Zimmer nimmt, um mit ihm über das Geschehene zu reden. Zwei Stunden später… Raphael hat schon lange das Haus verlassen und streift ruhelos durch die Nacht, als Michelangelo sich aus seinem Zimmer schleicht. ‚Ich werde es euch schon beweisen, ich finde den Nightwatcher!‘, geht es dem Jungen durch den Kopf, während er lautlos die Haustür hinter sich schließt. Seinem Sensei entgeht jedoch nicht, dass sich der Blonde davon stiehlt. Mit besorgtem Blick schüttelt er langsam den Kopf, als Mikey in der Nacht verschwindet. „Sei vorsichtig, mein Sohn…“, haucht er der Fensterscheibe zu, durch die er seinen jüngsten Spross davon eilen sieht. Tiefe Sorge liegt auf seinen Zügen. Michelangelo ist so leichtsinnig und scheint auch aus schlechten Erfahrungen nichts oder nur sehr schwer zu lernen. Und so empfindet der Nunchakuträger auch keinerlei Reue, als er sich heimlich davon macht. Im Gegenteil, er brennt geradezu darauf, diesem geheimnisvollen Krieger zu begegnen! Die Nacht ist ziemlich kalt, doch Mikey scheint es kaum wahrzunehmen. Sein Herz rast in erregender Erwartung und trotz der Kälte glühen seine Wangen in einem satten Rot und seine Augen leuchten so strahlend blau, wie er Ozean. Sein heißer Atem bildet dicke weiße Wolken vor seinem Gesicht und versperrt ihm kurzzeitig sogar die Sicht, doch er scheint auch dies nicht zu merken. Ein Lächeln, so voller Vorfreude und kindlicher Begeisterung, breitet sich auf seinen Zügen aus, das es ihn um Jahre jünger macht, obwohl er noch nicht einmal mit der Pubertät durch ist. Atemlos springt er auf ein Dach und erklimmt dort einen Sendemast. Wie ein kleiner Affe hangelt er sich daran empor. Mit einer Hand umklammert er die oberste Spitze, die andere hält er sich an die Stirn, als würde er versuchen, die Sonne damit abzuschirmen, die jetzt allerdings nicht scheint. Sein Anblick erinnert einen an einen Piraten, der in den Leinen hängt und nach Land Ausschau hält. Rastlos durchbohren seine blauen Augen das erschreckend helle Dunkel der pulsierenden Stadt, die sich unter ihm auftut. Mustern jedes Haus, Gebäude, Auto und jede Person, die unter ihm vorbei zieht. Allerdings wird der Nightwatcher garantiert nicht im Licht der nächtlichen Stadt unterwegs sein, das ist ihm mehr als klar. Daher wendet er seinen Blick höher und versucht im schemenlosen Dunkel der Dächer eine Bewegung auszumachen. Lange sieht er rein gar nichts. Dann ein ruckartiges Huschen auf einem Dach nebenan. Mit weit aufgerissenen Augen fixiert er die Stelle gebannt. Letztendlich handelt es sich aber nur um ein paar ruhelose Tauben. Seufzend stößt er die angehaltene Luft wieder aus und schiebt schmollend die Unterlippe vor. ‚Vielleicht ist es ihm heute Nacht ja zu kalt…‘, geht es dem Chaosninja schließlich durch den Kopf, während ihm selbst langsam ziemlich kalt wird. Ist aber auch kein Wunder, wenn man bei knapp über null Grad nur einen Kampfanzug und ein ärmelloses Shirt trägt. Unweigerlich fängt er an zu zittern. Er schlingt die Hände um seinen Oberkörper und reibt sich die frierenden Arme. „Es wäre wohl besser, wenn ich es für heute Nacht gut sein lasse, bevor ich mir noch den Tod hole…“, gibt er zähneklappernd von sich. Dann dreht er sich schlagartig um, weil er nicht weit entfernt ein Geräusch vernommen hat, das so gar nicht in das nächtliche Treiben passt. Es klang wie eine Eisenkette, die auf Stahl schlägt. Unbewusst gleiten seine Finger hinab und streichen, nahezu liebevoll, über die kurze Kette, die die hölzernen Teile seiner Nunchakus miteinander verbindet. Ja, er kann sich nicht irren. Dieses Geräusch ist für ihn so vertraut, wie der Anblick der aufgehenden Sonne. Still steht er da und konzentriert sich, in der Hoffnung noch ein Geräusch aufzufangen, das ihm einen Standpunkt verraten könnte. Für einen Moment schließt der Junge sogar die Augen, um sich nicht von der Umgebung ablenken zu lassen. Doch vergebens, er hört nur den Lärm der Straße unter sich. Frustriert öffnet er wieder die Augen und will sich auf den Heimweg machen. Langsam hangelt er sich an dem Sendemast hinab und versucht seine Enttäuschung zu verbergen. Seine Füße haben gerade den Boden berührt, da nimmt er eine Bewegung auf dem Dach nebenan wahr. Eigentlich glaubt er nicht, dass es irgendetwas Interessantes ist, dennoch schleicht er sich vorsichtig zum Dachvorsprung und späht auf das kleinere Nebengebäude. Und tatsächlich befindet sich dort eine Person auf dem Dach. Sie bewegt sich vorsichtig, geschickt, fast so, als wenn sie nicht gesehen werden will. Die Haltung seines unbekannten Gegenübers kommt Mikey wage bekannt vor. Wie sie sich umsieht, sich im Schatten versteckt… Der kleine Turtle ist sich sicher, dass diese Person genau weiß, was sie tut. Könnte es wohlmöglich ein Foot-Ninja sein? Doch die sind normalerweise nie allein unterwegs. Der blonde Junge strengt sich noch etwas mehr an und dann tritt die Person auf einmal in den Lichtkegel, den die Werbereklame auf Mikey´s Dach hinüber wirft. Als der orange Turtle erkennt, wen er da beobachtet, klappt ihm augenblicklich die Kiefer hinunter. Seine Augen werden noch größer, falls das überhaupt noch möglich ist und er hält für einen Moment die Luft an. ‚Der Nightwatcher…!‘, ist er einzige Gedanke, der in seinem Kopf zu schreien beginnt. Sein Äußeres ist für Mikey unverwechselbar. Überall würde er diesen mattschwarzen Motorradhelm erkennen, von den gepanzerten Bikerklamotten mal ganz zu schweigen! Schräg über die Schultern geworfen, trägt der dunkle Rächer eine lange Eisenkette, an deren Ende sich ein zylindrisches Gewicht befindet, ganz ähnlich wie an Mikey´s Kusarigama. Genau diese Kette muss vorhin irgendwo gegen geschlagen sein und so die Aufmerksamkeit des Jungen erweckt haben. Nicht im Stande, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen, starrt Mikey zu dem Kostümierten hinüber. Er kann sein Glück kaum fassen. Er hat ihn tatsächlich gefunden! Trotz der gepanzerten Sachen, bewegt sich der Nightwatcher äußerst elegant, wie Mikey findet. Lautlos schreitet er auf das Ende des Daches zu und springt auf den erhöhten Vorsprung. Von dort aus blickt der dunkle Rächer über seine Stadt, wie der Nunchakuträger es schon tausend Mal in einem seiner Batman-Comics gesehen hat. Ein wohlig erregender Schauer läuft dem Kleineren über den Rücken und er kaut sich, gedankenverloren, auf der Unterlippe herum. Schmachtend himmelt er den Fremden an und kann den Blick nicht abwenden. Der Mann in Schwarz wirkt so kraftvoll und entschlossen und doch hat er etwas an sich, dass Mikey ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Langsam steigt der Nightwatcher wieder von dem Vorsprung herunter und entfernt sich dann von Michelangelo. Zielstrebig setzt er seinen Weg zur anderen Seite des Daches fort und scheint verschwinden zu wollen. Diese Tatsache trifft den kleinen Turtle wie ein Schlag. ‚Nein!‘, geht es ihm durch den Kopf. Schnell beeilt sich der junge Ninja und springt auf das andere Dach hinüber. „Hey! Warte!“, ruft er dem Unbekannten hinter her. Merklich zuckt der Angesprochene zusammen und wendet dem heraneilenden Jungen den Blick zu. Nur Bruchteile von Sekunden später setzt der Größere zur Flucht an. Enttäuschung macht sich wieder in dem Nunchakuträger breit, doch so schnell gibt er nicht auf. Er jagt dem dunklen Rächer über die Dächer hinter her. Innerlich verflucht sich der Schwarzgekleidete. Er hat doch tatsächlich nicht auf seine Umgebung geachtet und jetzt hat er den Salat – eine Tatsache, für die ihn sein Meister nur allzu gern strafen würde, wenn er jetzt hier wäre. Der blonde Junge, der ihm folgt, ist alles andere als langsam und jagt ihm hartnäckig nach. Die kräftige Statur und die gepanzerte Kleidung machen den Nightwatcher langsam – doch selbst ohne sie, wäre er nicht sonderlich schneller. Er hatte noch nie Mikey´s Ausdauer, doch vielleicht gelingt es ihm ja, den Jungen in einen Hinterhalt zu locken und ihn dann unschädlich zu machen? Von diesem Gedanken beseelt, hastet der Rächer weiter und überlegt sich dabei, wie er es anstellen könnte. Mikey hingegen holt immer weiter auf. Er war schon immer der Schnellste unter den vier Turtles und durch seine fast schon hyperaktive Art, hat er auch die beste Ausdauer von allen. Gerade als Mikey jedoch denkt, dass er ihn jeden Moment erwischen wird, verschwindet der dunkle Krieger hinter einer gewaltigen Klimaanlage, die einen Großteil des Daches einnimmt. Der Blonde denkt schon, dass der Nightwatcher jetzt in der Falle sitzt. Doch als er hinter das, laut rumpelnde, Gerät läuft, ist dort niemand. Irritiert blickt sich der Blonde um, doch keine Spur. Erneut macht sich Enttäuschung in ihm breit, war er doch so kurz davor, ihn zu erwischen. Resignierend seufzt der Junge und will sich schon zum Gehen umwenden. Doch bevor er die Drehung auch nur zur Hälfte ausgeführt hat, hört er ganz leise das Klirren von Kettengliedern. Alarmiert greift der orange Turtle nach seinen Nunchakus. Wie sich heraussteht, gerade noch rechtzeitig. Kaum, dass er die Waffe gehoben und gespannt hat, wickelt sich das zylindrische Gewicht, das sich am Kettenende des Nightwatchers befindet, darum. Der dunkle Rächer hat zweifelsohne auf seinen Kopf gezielt, um ihn außer Gefecht zu setzen, doch so leicht lässt sich Mikey nicht zu Boden werfen. Entschlossen und mit einem Funken Stolz in den Augen, den Angriff seines Gegenübers abgefangen zu haben, funkelt Mikey ihm entgegen. Der Nightwatcher steht auf der Klimaanlage und gibt sich scheinbar wenig beeindruckt. Der Blonde kann zwar sein Gesicht wegen dem Helm nicht sehen, dennoch hat er das Gefühl, dass er von ihm verspottet wird. „Warum verfolgst du mich, Kleiner?“, ertönt schließlich die raue, dunkle Stimme des Kostümierten. Unweigerlich jagt wieder ein erregter Schauer über Mikey´s Rücken. Die Stimme des Rächers ist einfach magisch und verführt den Jungen augenblicklich zu anregenden Fantasien. Verträumt blickt er zu ihm empor und verliert sich für einen Moment in seinen Gedanken. ‚Gott, was für ein Blick – sieht aus, als würde er sich mir gleich vor die Füße werfen…‘, geht es dem schwarzen Krieger durch den Kopf, während er den Jungen mustert. ‚Du hast echt nen Knall, Mikey…‘ Allerdings scheint der Junge so fasziniert zu sein, dass er ihm keine Antwort auf seine Frage gibt, was dem Watcher ziemlich auf die Nerven geht. Ruckartig zieht er die Kette straff, um den Kleineren zurück in die Wirklichkeit zu befördern. Überrascht stolpert Mikey nach vorn, kann sich, im letzten Augenblick, aber noch halten. Verwirrt wendet er den Blick wieder nach oben. „Ich hab dich was gefragt, Bengel!“, kommt es schroff von dem Mann in Schwarz. „Oh – ich – ich wollte dich einfach nur treffen. Ich bin ein riesen Fan von dir!“, überwindet sich der blonde Junge schließlich und schenkt ihm ein warmes Lächeln. Unter seinem Helm verdreht der Nightwatcher genervt die Augen. „Das hast du ja jetzt und nun lass diese Schulmädchenschwärmerei und geh wieder nach Hause, Junge! Ich bin sicher, du musst schon längst im Bett sein…“, erwidert er dem Kleineren mit tadelnder Stimme. Ehe Mikey darauf etwas antworten kann, zieht der dunkle Krieger kräftig an seiner Kette und reißt dem Jungen dabei sein Nunchaku aus der Hand. Geschickt fängt er die Waffe des Blonden auf und befreit sie von seiner Kette, ehe er die Kettenwaffe ihrem Besitzer zurück wirft. Geschickt fängt Mikey seine Waffe auf und sieht seinem Gegenüber dann trotzig entgegen. Wenig begeistert wendet sich der Watcher von ihm ab und setzt erneut dazu an, zu verschwinden. Doch er kommt noch nicht mal von der Klimaanlage runter, ehe der kleine Turtle ihn wieder anspricht. „Ich bin doch kein kleines Kind mehr! Und außerdem will ich dich richtig kennenlernen!“, empört er sich. ‚Gibt der den nie auf…‘, geht es dem Rächer durch den Kopf, eher er sich wieder zu ihm umdreht. „Es wäre weit aus gesünder für dich, wenn du das nicht tun würdest! Und jetzt lass mich endlich in Ruhe, oder ich werde andere Saiten aufziehen!“ Abschrecken lässt sich der Junge jedoch nicht. Er blickt ihm nur weiterhin trotzig entgegen. „Du machst mir keine Angst! Ich bin ein ausgebildeter Ninja!“, schmollt der Blonde. Innerlich schlägt sich der Nightwatcher mit der Hand gegen die Stirn. ‚Du bist ein bockiges kleines Kind, weiter nichts!‘, kommt es ihm in den Sinn, doch er spricht es nicht laut aus. „Ist mir doch egal, ich verschwinde!“, sagt er stattdessen und rennt davon. Schmollend schiebt der blonde Junge wieder die Unterlippe vor und folgt ihm dann. „Gott, Mikey! Lass es doch einfach! – Ich muss dir wohl wirklich eine Lektion erteilen…“, murmelt der Mann in Schwarz leise in seinen Helm hinein. Ruckartig wendet er sich um und wirft das Ende seiner Kette nach dem heran eilenden Jungen. Diesmal reagiert Michelangelo aber zu spät. Die Kette wickelt sich um seinen Körper und macht ihn bewegungsunfähig. Hart schlägt der Junge auf den Boden auf und versucht sich zu befreien. „Du hast es ja so gewollt, jetzt wirst du mich kennenlernen!“, tönt die Stimme des Watchers zu ihm hinüber. Grob packt er den Blonden am Kragen und zerrt ihn auf die Knie. Mit großen Augen blickt Mikey ihn an, doch er sieht nur sein eigenes Spiegelbild im Visier des Helms. Der Schwarzgekleidete ballt eine Faust und setzt zum Schlag an. Doch bevor diese ihn treffen kann, setzt der kleine Ninja wieder diesen Schlafzimmerblick auf. „Welche Farbe haben deine Augen?“, fragt er ihn, wobei seine Stimme kaum mehr als ein Hauchen ist. Irritiert lässt der Angesprochene die Faust sinken. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht…“ „Sie sind bestimmt wundervoll…“, summt der Nunchakuträger verträumt. Einen Moment fehlen dem Rächer die Worte, doch dann fängt er sich wieder und schüttelt den Jungen kräftig durch. „Ich glaub, du hast dir mächtig den Kopf angestoßen, Kleiner!“, knurrt er ihn an. Mikey lächelt ihm allerdings nur verträumt entgegen. „Darf ich sie mal sehen?“, versucht der Junge es stattdessen. „Was denkst du dir eigentlich? Wenn ich sie dir zeigen würde, müsste ich dich töten…“ „Versuch es doch!“, erwidert der Blonde furchtlos. Schweigen breitet sich einen Augenblick zwischen ihnen aus, so als würde der Nightwatcher tatsächlich darüber nachdenken. Schließlich ballt er wieder die Faust und schlägt sie dem Jungen ins Gesicht. Ein dünner Faden Blut rinnt dem orangen Turtle übers Kinn, doch er lächelt immer noch. „So leicht werde ich es dir nicht machen. Wenn ich dich umbringe, dann wird es lang und qualvoll sein, damit ich meinen Spaß dabei hab und dir klar wird, was für einen hirnlosen Fehler du gemacht hast!“, kommt es mit dunkler Stimme vom Mann in Schwarz. „Noch irgendwelche letzten Wünsche?“ Versonnen lächelt der Kleinere ihm entgegen. „Das klingt bestimmt komisch, aber würdest du mich küssen?“, fragt Mikey voller Unschuld. Grob stößt der Nightwatcher ihn von sich. „Wenn ich das tun würde, dann würdest du mich auf Ewig hassen…“, erwidert er rau. Schwerlich rappelt sich der Junge wieder auf. „Das glaub ich nicht und außerdem ist ewig ja nicht lang, wenn du mich dann tötest…“ Seufzend lässt der Rächer die Schultern hängen. Er kann nicht abstreiten, dass der Junge recht hat. Doch eigentlich will er ihn ja nicht töten, sondern ihm nur Angst machen. Aber wenn er ihm so in die Augen sieht, beginnt seine abweisende Fassade langsam zu bröckeln und die Versuchung übermannt ihn. Unsanft packt er den Jungen wieder am Kragen und zieht ihm dann das Bandana zur Seite, damit er nichts mehr sehen kann. Trotz der Tatsache, dass Mikey es ausnutzen könnte, löst er die Kette und befreit den Blonden. Erwartungsvoll sitzt der Junge auf den Knien vor ihm. Ein leichter Rotschimmer hat sich auf seinen Wangen ausgebreitet und seine leicht geöffneten Lippen glänzen verführerisch im Schein einer Neoreklame. Langsam zieht sich der Watcher den Helm vom Kopf und mustert den Jungen vor sich. Schließlich wirft er alle Gedanken beiseite, die in seinem Kopf umher schwirren und nähert sich dem kleinen Turtle. Harsch nimmt er seine Lippen in Besitz, als wolle er ihm zeigen, wie dumm sein Wusch doch war. Mikey lässt sich aber auch davon nicht abschrecken und erwidert den Kuss unbeholfen. Langsam öffnet er den Mund, als der Größere grob danach fordert. Verloren hebt der blonde Junge die Hände und legt sie seinem Gegenüber in den Nacken. Doch das wird dem Rächer dann doch zu viel. Er windet sich aus der Umarmung und trennt sich von dem Turtle. Etwas verlassen bleibt der Kleinere zurück, während der Watcher seinen Helm wieder aufsetzt. „So, Schluss mit den Spielchen, Kleiner!“, harscht er ihn an und zerrt ihm das Bandana wieder herum. Mikey´s Wangen glühen jetzt noch mehr, als zu vor und sein Atem geht etwas angestrengt. Scheinbar hat ihm dieser Kuss gefallen, so grob er auch war. „Bitte, zeig mir dein Gesicht!“, fordert der Nunchakuträger nun haltlos. „Für einen Totgeweihten stellst du ganz schöne Forderungen!“, kommt es harsch zurück. „Dafür werde ich dir ja auch keine Gegenwehr bieten…“, erwidert der Kleine tonlos. „Dein Mut ist wahrlich bewundernswert. Doch wenn ich dir mein Gesicht zeige, wird deine Gegenwehr keine Grenzen mehr kennen und dein Hass wird alles sein, was dich zu Grunde richtet!“, mahnt der Rächer ihn. „Ich glaube, dass sollte ich selbst entscheiden…“ Das sanfte, unschuldige Lächeln, das der Nunchakuträger ihm schenkt, trifft ihn wie ein Schlag. Er kann einfach nicht verstehen, was der Bengel an ihm findet, was ihm einen Grund gibt, einfach alles aufzugeben. Doch er muss sich selbst eingestehen, dass ihn dieser Kuss nicht gerade kalt gelassen hat und er am liebsten noch weitermachen würde. Doch wenn der Junge sein Gesicht gesehen hat, kann er alles vergessen, was sich gerade in seinem Kopf formt. Tief atmet er durch und versucht sich auf die Reaktion des Blonden vorzubereiten. Dann streift er langsam seinen Helm ab und gibt sich zu erkennen. Mit großen Augen verfolgt der kleine Turtle das Ganze und traut seinen Sinnen kaum. Die Gestalt vor ihm ist so unverwechselbar, wie sonst wohlmöglich keine. Diese gelbgrünen Augen, so durchdringend und aufmüpfig. Die zottigen roten Haare, die das Feuer seines Temperaments wieder zu spiegeln scheinen. Das maskuline Gesicht, das dennoch so viel Sensibilität ausstrahlt, wenn sie gebraucht wird. Dies alles vereint nur eine Person auf dieser Welt so perfekt miteinander: sein Bruder Raphael! Sprachlos mustert der Chaosninja sein Gegenüber. „Ich werde dich natürlich nicht umbringen, aber hassen wirst du mich jetzt auf jeden Fall…“, kommt es fast schon traurig von dem Saikämpfer. Doch Mikey schenkt ihm wieder dieses sanfte Lächeln. „Nein, ich hasse dich kein bisschen. – Irgendwie hab ich mir immer gewünscht, dass du der Nightwatcher bist…“, haucht der Junge ihm zu. Jetzt versteht Raph gar nichts mehr. „Aber ich dachte, du bist in den Nightwatcher verliebt? Bist du denn jetzt nicht enttäuscht, dass das nichts wird?“, fragt er irritiert. „Nein, überhaupt nicht! Ich liebe ihn trotzdem noch, so wie ich dich schon immer geliebt hab…“, erwidert der Blonde. „Aber das ist doch was völlig anderes…“, versucht Raph seinem kleinen Bruder klar zu machen. Dieser lächelt nur wieder. „Für mich nicht…“ Ehe Raphael darauf antworten kann, hat Mikey den Abstand zwischen ihnen verschwinden lassen und legt nun vorsichtig seine Lippen auf die des Älteren. Im ersten Moment will Raph ihn von sich stoßen, da es so falsch ist. Erst recht, wenn er so bedenkt, wie unfair und gemein er den Kleineren immer aufgezogen hat. Doch dann erwachen die Gedanken in seinem Kopf wieder – Gedanken, die er schon eine ganze Weile von seinem Bruder hat. Gedanken, die er nie dachte, ausleben zu können. Doch nun stellt sich heraus, dass Mikey wohl ganz ähnliche Gedanken hat und bereit ist, sie mit ihm zu teilen. Mit einem zufriedenen Lächeln erwidert der rote Ninja schließlich den Kuss und zieht seinen Bruder in eine innige Umarmung, die so schnell kein Ende finden wird! 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