Black Butler- Schicksal von F88 ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel 1   Entsetzt riss der junge Earl seine Augen auf und starrte, an die dunkle Zimmerdecke über sich. Seine Atmung ging schnell und unregelmäßig und auch sein Herz schlug viel zu schnell gegen seine Brust. So, dass er fast fürchtete es würde vor lauter Anstrengung gleich zerspringen. Ciel fuhr sich mit zitternden Händen, fahrig durch sein Haar. Langsam setzte sich der Junge in seinem Bett auf. „Nur ein Traum.“, hauchte er leise und versuchte sich zu beruhigen, um den soeben erlebten Schrecken abzustreifen. Er wusste, dass ihm dies nicht so leicht gelingen würde.   Seit Vierzehntagen quälten den Earl nun schon Alpträume, und raubten diesem den Schlaf. Entsprechend schlecht fühlte er sich auch. Nicht nur körperlich setzte ihm der Schlafmangel zu. Auch seine Laune war nicht die beste, was besonders sein Butler zu spüren bekam. Ciel seufzte leise als seine Gedanken bei Sebastian ankamen. Sebastian Michaelis. Ja, das war zurzeit ein Thema, über welches Ciel gar nicht gerne nachdachte. Denn dann musste er sich zwangsläufig die Frage stellen: Warum lebte er noch? „Willst du nun sterben?“, erklang die Frage in seinem Kopf. Er kannte die Antwort auf die, ihm damals gestellte Frage. Natürlich hatte er nicht wirklich sterben wollen. Welcher Mensch wollte dies schon? Nur, hätte er sich niemals gegen den Vertrag mit seinem Butler gestellt. Dazu war er zu stolz und pflichtbewusst. Es wäre gegen seine Ehre gewesen, den Vertrag aufzulösen und so Sebastian zu betrügen. Außerdem war es nicht Ciels Art, einen Geschäftspartner aufs Kreuz zu legen. Und das war der höllisch gute Butler für ihn, ein Geschäftspartner. Ein Diener. Mehr nicht. „Wirklich?“, fragte eine kleine, fiese, Stimme in Ciels innerem, skeptisch nach. Ungehalten knurrte der Earl und versuchte so diese Stimme zum Schweigen zu bringen. Zwar gelang ihm dies, aber er wusste nur zu gut, dass dieser Zustand nicht lange anhalten würde. Frustriert raufte sich Ciel durch sein schwarzes Haar. Schlafen, das wusste er, könnte er sowieso nicht mehr. Dazu wühlte ihn der Traum einfach zu sehr auf. //Jetzt eine Tasse von Sebastians Tee.//, dachte er sich und wartete darauf, das sein Butler ihm diesen brachte. Und er hoffte, dass dieser sich beeilte. Denn wenn der Butler bei ihm war, verstummte diese, sich erneut meldende Stimme, in seinem Kopf.     Unterdessen bereitete besagter Butler, den von Ciel so herbeigesehnten Tee zu. Prüfende, rote Augen blickten hinab, auf eine silberne Taschenuhr. „Noch fünf Minuten.“, stellte Sebastian fest. Dann wäre der Tee servierfertig und er könnte diesen seinen jungen Herren bringen.   Th, sein Herr. Wer hätte gedacht, dass er den Bengel noch mal so betiteln würde? Er jedenfalls nicht. Wer konnte auch damit rechnen, dass sich der Vertrag zwischen ihnen ändern würde? Der Butler schüttelte sein Haupt. Ein Mensch, nicht viel mehr als ein Insekt, hatte es geschafft ihn, einen Teufel, reinzulegen. Und er konnte sich noch nicht mal erklären wie Ciel dies bewerkstelligt hatte. //Einfach unglaublich.//, dachte Sebastian und lachte bitter auf. Dabei war dies nur die Spitze des Eisberges. Denn das wirklich bittere an der Geschichte für ihn war, dass er nicht an die Seele des Jungen herankam. Aus undefinierbaren Gründen war diese vor sämtlichen Zugriffen gesichert worden. Und ihm war entgangen wann dies geschehen war. All die Arbeit, all seine Bemühungen, waren am Ende umsonst gewesen. Doch diese Tatsache reichte ja nicht. Oh nein! Aus irgendeinem Grund hatte der Vertrag zwischen ihnen weiter bestand. Was für ihn hieß, dass er dem Earl weiterhin dienen musste. Ohne je die Aussicht auf Bezahlung zu haben. Was bitte hatte er verbrochen umso gestraft zu sein? Die Pest vor 500 Jahren freizulassen mal außen vor gelassen. Und es wurde immer besser. Sein junger Herr wusste, dass deren Seele, vor ihm sicher war. Ebenso das Sebastian dennoch bei diesem bleiben musste. Bis Earl Phantomhive ihm seine Freiheit wiedergeben würde. Und so wie er seinen Herrn kannte, würde dies nicht in absehbarer Zeit geschehen.   Erneut blickte Sebastian auf seine Taschenuhr und nickte zufrieden. Der Tee hatte lange genug gezogen und die richtige Temperatur erreicht. Nur weil er gezwungen war Ciel weiterhin zu Diensten zu sein, hieß dies nicht, dass er seine Pflichten als Butler vernachlässigte. Das wäre gegen seine Ästhetik. Also stellte er den fertigen Tee auf den Servierwagen, neben die dort stehende Teetasse und der bereitliegenden, gebügelten, Zeitung. „Also dann.“ Damit verließ Sebastian die Küche und machte sich auf den Weg zu seinem Herren. Inzwischen hatte sich Ciel völlig beruhigt. Im Nachhinein wusste er nicht mal mehr worum sich der Traum handelte. Nur die letzte Frage, welche so eindringlich und doch sanft geraunt wurde, war ihm im Gedächtnis geblieben. In den letzten Tagen hatte er überlegt ob er diese Stimme schon mal gehört hatte. Dies jedoch war nicht der Fall gewesen. Es war aber auch schwierig zu bestimmen, ob diese nun von einem Mann oder einer Frau stammte. Ein leises Klopfen drang an seine Ohren und holte Ciel aus seinen Gedanken. Erwartungsvoll sah der junge Earl zur Schlafzimmertüre.   Keine Minute später betrat, mit energischem Schritt, Sebastian das Zimmer. „Guten Morgen, junger Herr. Wie ich sehe seid Ihr bereits wach. Erstaunlich.“ Der letzte Teil des Satzes troff nur so vor Hohn. Und auch Sebastians Blick sprach Bände. Schon längst gab sich der Butler keine Mühe mehr sein Missfallen, vor seinem Herrn zu verbergen. Zwar sagte er nichts, aber Situationen wie diese sprachen eine eindeutige Sprache. Der Blick Sebastian war kühl und sein Ton deutlich distanzierter als früher.   Ciel jedoch stand seinem Butler in dessen Verhalten in nichts nach. Auch er reagierte dementsprechend kühl. Ja, er genoss die Nähe seines Butlers nicht mehr so wie früher. War dies wirklich erst vor gut zwei Wochen gewesen? Ciel konnte es kaum glauben. „Th, was kann ich dafür das du unfähig bist deinen Herren rechtzeitig zu wecken, ehe dieser von selber aufwacht?“, kam es sauer von Ciel. Warum sollte er nicht seinen Frust an seinem Butler auslassen? Dieser Tat doch dasselbe. Wenn auch nicht ganz so offenkundig wie es Ciel zu tun gedachte. Glaubte sein Butler wirklich er würde dessen Blicke nicht deuten können? Dafür kannte er diesen Teufel zu gut. Und auch jetzt konnte Ciel sich denken wie dieser reagierte.   Sebastian hob lediglich eine Augenbraue und schwieg. Dass sein junger Herr in letzter Zeit gereizt war, war nichts Neues für ihn. Den Grund für dessen Gereiztheit kannte er jedoch nicht. Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, es interessierte ihn auch nicht. Menschen hatten andauernd irgendetwas. Und Ciel war halt grantig. Na und wenn schon. Kein Grund für ihn aus seiner Rolle als Butler zu fallen. Er wusste doch, dass der Junge ein Morgenmuffel war. Gelassen schenkte er dem Earl den Morgentee ein und reichte ihm diesen.   //Genau wie erwartet.//, dachte sich Ciel und unterdrückte ein Seufzen. Wie lange dies wohl noch so ging bis das ganze eskalierte? Kommentarlos nahm Ciel die, mit blumengemusterte, Teetasse entgegen. Genießerisch schloss er seine Augen und sog tief den Duft des Tees, und dessen Aroma ein. „Ein English Breakfast Tee.”, stellte er fest ehe er einen Schluck nahm. Ciel genoss die Wohltuende Wärme welche sich, dank dem Tee, in ihm ausbreitete. „Richtig.“, kam es einsilbig vom Butler, während dieser seinen Herren ankleidete.   Nachdem dies erledigt war, verabschiedete sich Sebastian mit den Worten, er würde nun das Frühstück aufdecken gehen. Der Junge nickte nur leicht während er die Times überflog. Als sich die Türe leise schloss, blickte Ciel von seiner Morgenzeitung auf. Sein Blick ruhte nun auf der geschlossenen Türe. „Verdammt!“   Beunruhigt warfen sich die drei Hausangestellten des Hauses Phantomhive Blicke zu. Eigentlich hätten Finnian, Bardroy und Maylene sich um ihre Arbeit kümmern sollen, doch etwas anderes hatte ihre Aufmerksamkeit erregt.   Und dass Sebastian gerade nicht in der Nähe der Küche war um sie zu beaufsichtigen, musste ausgenutzt werden. „Habt ihr es auch bemerkt?“, fragte Bard die anderen beiden. Diese nickten. Natürlich hatten sie es bemerkt. Wie hätte es auch anders sein können? „Du meinst also, Sebastian und unser junger Herr…“, setzte Maylene an und Bard nickte. „Das ist doch wohl offensichtlich. Ich frage mich nur wie lange das schon so geht. Hast du etwas mitbekommen Finny?“, erkundigte sich Bard bei dem jungen Gärtner. „Leider nein. Aber beim Frühstück heute, das war eindeutig.“, meinte dieser. „Also das hätte ich nie gedacht, nicht.“, meinte das Hausmädchen kopfschüttelnd. „Tja, aber der Beweis ist ganz eindeutig, Maylene. So unglaublich dies auch klingen mag.“, meinte der Koch und seufzte. „Das hätte ich Sebastian gar nicht zugetraut.“, gestand Finny. „Na, unser junger Herr wird wohl seinen Teil dazu beigetragen haben, meinst du nicht auch?“ „Bard! Wie kannst du nur so über den jungen Herren reden? Das ist nicht, absolut angebracht.“, ermahnte Maylene streng und funkelte den Koch durch ihre Brille böse an. „Hör mal Kleine, dazu gehören nun mal zwei. Und so ungern ich dies auch sage, aber der junge Herr ist einer von beiden.“, erwiderte Bard ruhig. „Und was machen wir jetzt?“, erkundigte sich Maylene leise. „Wir könnten Sebastian doch darauf ansprechen.“, schlug Finny naive vor. Entsetzt sahen ihn das Hausmädchen und der Koch an. „Willst du etwa sterben? Dann nur zu.“ ,meinte der blonde Koch erschrocken. „Sollen wir etwa so tun als wäre nichts?“, fragte der blonde Gärtner mit gehobener Augenbraue Bard.   „Wäre wohl das Beste. Wir sollten uns da nicht einmischen. Das ist eine Sache zwischen unserem jungen Herren und Sebastian.“, meinte Bard und hob die Schultern. „Aber, da muss man doch was machen, tun. Ich meine, so kann es doch nicht weiter gehen. So was betrifft uns doch irgendwie alle.“, protestierte Maylene energisch. Bard seufzte. Seine Freunde hatten ja recht. „Aber wer von uns soll Sebastian darauf ansprechen? Ich selbst bin nicht scharf darauf. Ich würde gerne weiter leben. Vor allem wenn wir ihn danach fragen, wird Sebastian nicht begeistert sein und dementsprechend reagieren. Ich bin zu jung um zu sterben. Macht das unter euch aus.“, entschied Bard. „Also dann soll Maylene ihn fragen.“, entschied Finny liebenswürdig. Entsetzt blickte das rothaarige Hausmädchen die Männer an. „Ich?!“, schrie sie entsetzt. Nicht das sie Sebastian nicht mochte, im Gegenteil. Sie war total in diesen verliebt. Aber den Butler das fragen? „Klar. Dich verhaut er wenigstens nicht wenn du ihn fragst. Sebastian schlägt nämlich keine Frauen.“, meinte Bard aufmunternd zur aufgeregten Maylene. „A…Aber…aber das kann ich unmöglich nicht. Ich kann Sebastian nicht fragen.“, wehrte sie ab. „Mich was fragen?“, erklang die dunkle und kühle Stimme Sebastians vom Kücheneingang her. Die Drei schraken heftig zusammen. Hatten sie doch nicht bemerkt wie dieser die Küche betreten hatte. Leidend drehten sich die Drei zu dem Butler um und schluckten schwer. Sebastian stand lässig, mit verschränkten Armen, in der Türe und sah die Drei mit gehobener Augenbraue, streng an. „Nun? Ich warte.“ ,kam es ungeduldig von dem Butler. Nicht eine Sekunde ließ er das Chaotentrio aus den Augen. Was hatten die jetzt wieder angestellt das diese so schuldbewusst dreinblickten? „Nun gut, da ihr mir nicht antworten wollt, gehe ich davon aus, dass die Angelegenheit wohl nicht so wichtig war. Und überhaupt, habt ihr eure Arbeiten bereits erledigt?“, fragte Sebastian skeptisch und streng nach. Irgendwie glaubte er nicht so recht daran. Seine Vermutung wurde umgehend bestätigt, als die Drei vor ihm zu stottern begannen, während sie versuchten eine Ausrede zu finden. „Also habt ihr eure Aufgaben noch nicht erledigt.“, stellte Sebastian fest und lächelte milde. Sofort wichen die Drei ein wenig zurück. Wenn Sebastian so lächelte und dann auch noch auf sie zu kam...das konnte ja nichts Gutes bedeuten. „Dann frage ich mich warum ihr drei eure Zeit damit vertrödelt, hier herumzustehen und Mundaffenfeil zuhalten, anstatt an die Arbeit zu gehen.“ Sebastians Stimme war bedrohlich leise geworden und seine Stimmlage ließ keinen Zweifel daran, wie seine Stimmung wirklich war.   Wieder versuchten sich die Drei zu erklären und rückten immer weiter Richtung Küchenwand. Weitere Flucht war zwecklos. Sebastian holte weit aus und gab dem Trio erst mal gewaltige Kopfnüsse. So was soll ja dem Gehirn auf die Sprünge helfen, auch wenn Sebastian diese Behauptung nicht unbedingt bestätigen konnte. Leider. Schmerzerfüllt hielten sich die Drei ihre Köpfe. „Was ist, Nachschlag gefällig?“, fragte Sebastian liebenswürdig nach, und die Drei schüttelten eilig ihre Köpfe. „Nun denn, geht gefälligst an eure Arbeit!“, schrie der Butler sie an. „Wir wollten dich doch nur was fragen.“, kam es jammernd von Finnian. Eine von Sebastians fein geschwungenen Augenbrauen wanderte nach oben. „Ah, ja?“ „Ja.“ ,bestätigte Bard. „Und was, müsst ihr mich alle drei fragen, das ihr eure Arbeit vernachlässigt?“, fragte Sebastian ruhig, sah sie aber warnend an. Die Drei sollten es ja nicht wagen ihm seine Zeit zu stehlen. Er hatte äußerst schlechte Laune und würde nicht zögern, diese an ihnen auszulassen. Auch er musste sich mal abreagieren. „Ähm, eigentlich wollte nur Maylene dich was fragen.“, wich Bard aus, während diese dem Koch einen hilflosen Blick zuwarf. So langsam riss der Geduldsfaden von Sebastian. Er spürte es. Nur seiner Disziplin und der Tatsache, dass die Drei noch gebraucht wurden, hatten sie es zu verdanken, dass Sebastian seine aufkommenden Mordgelüste unterdrückte. „Also.“, erkundigte sich der teuflische Butler sichtlich genervt bei Maylene. „Ja, also…wir…ich.“, stotterte diese und spielte mit ihren Fingern. In seinen Gedanken hatte er Maylene bereits eines qualvollen Todes sterben lassen. „Maylene!“ Die Angesprochene zuckte zusammen. „Also, wir wollten wissen was zwischen dir und dem jungen Herren ist.“, sprudelte endlich die Frage aus Maylenes Mund.   Ungläubig blinzelte Sebastian. Hatte er das gerade richtig verstanden? Wie kamen diese Idioten auf so etwas? „Bitte?“, fragte er sichtlich überrumpelt nach. „Ach, man, komm schon. Du kannst uns nichts vor machen, Sebastian. Weißt du wir sind nicht blöd.“, fuhr Bard dazwischen. //Seit wann?//, dachte sich Sebastian und lächelte kurz fies. „Ich weiß nicht was ihr meint. Aber anstatt eure Zeit mit so einem Blödsinn zu vertrödeln solltet ihr lieber arbeiten. Dafür werdet ihr bezahlt.“, erinnerte der Butler sauer. „Das ist kein Blödsinn, nicht. Wir haben es heute beim Frühstück bemerkt. Die Stimmung zwischen dir und dem jungen Herren ist angespannt und eisig.“, ereiferte sich Maylene. Finny nickte. „Gib es zu. Du und der junge Herr, ihr habt Streit. Und jeder von euch ist zu stolz um den ersten Schritt zu machen, und sich zu versöhnen. Dabei seid ihr doch Freunde. Es ist nicht schön, wenn sich so gute Freunde, die sich so gut verstehen wie ihr, sich streiten und sich nicht mehr versöhnen.“, meinte Finny und Tränen standen ihm in den Augen. „Das ist meine Sache. Außerdem haben wir keinen Streit. Selbst wenn, ginge euch das wohl kaum etwas an. Und jetzt an die Arbeit oder ich helfe nach.“, knurrte Sebastian angriffslustig. Sofort suchten die Drei das Weite. Nicht das der Butler ihnen noch mehr Arbeit oder eine Strafe aufdrückte.   Nachdenklich blickte Sebastian dem Chaotentrio hinterher. Freunde? Er und sein Herr? Wie bitte kamen die Drei auf diesen Schwachsinn? Sollten die wirklich so beschränkt sein? Der Bengel war nichts weiter als sein Vertragspartner, seine Beute. „Wirklich?“, fragte ihn eine Stimme tief in seinem Inneren. „Ist er nicht doch etwas mehr?“, wisperte sie leise. „Tz, diese drei.“, murrte er. Sie schafften es noch, das er wirklich glaubte, das zwischen ihm und Ciel mehr sein könnte, als nur die Diener- Herr Beziehung. Er schüttelte energisch sein Haupt. Was für ein absurder Gedanke. Menschliche Nähe tat ihm wirklich nicht gut. Ganz und gar nicht.   In Gedanken versunken saß Ciel an seinem Schreibtisch und blickte auf das Unterrichtsmaterial vor sich. Die meisten Aufgaben hatte er bereits gelöst. In gut fünf Minuten würde Sebastian kommen und seine Hausaufgaben kontrollieren. Natürlich hatte es Ciel bemerkt. Wie hätte es anders sein können? Seit klar war das seine Seele für Sebastian unerreichbar war, war sein Butler äußerst schlecht gelaunt. Aber verdammt noch mal, das war doch nicht seine Schuld! Sein Butler machte einen Fehler und er sollte es gewesen sein?  Wo kämen wir denn da hin? Trotz seines Verständnisses für die Situation des Teufels, oh ja, die hatte er, sollte er sich etwa bei diesem für sein Weiterleben entschuldigen? Gewiss, es war nicht angenehm jemanden zu dienen ohne je eine Entlohnung zu erhalten. Und tief in sich drin tat ihm Sebastian unsagbar leid. Auf diese Weise wollte er den Teufel nicht an sich gebunden wissen. Eine andere Art der Bindung, eine freiwillige, hätte er bei weitem vorgezogen. Selbst wenn er darauf vergeblich hätte warten müssen. Diese Fessel war nie in seinem Sinne gewesen. Niemals. Aber, es ließ sich nun nicht mehr ändern. Der Vertrag stand. Und er kannte die Bedingungen nicht. Kein angenehmes Gefühl. Wer wusste schon was sein Butler alles geändert hatte? Dennoch würde er sich niemals bei seinem Butler, für seine weitere Existenz entschuldigen! //Niemals!//, dachte Ciel grimmig. „Junger Herr, ich bringe Euch Euren Tee.“, erklang die samtene Stimme des Teufels geraume Zeit später.   Während Ciel Tee und Gebäck zu sich nahm, ging Sebastian dessen Hausaufgaben durch. Hin und wieder schüttelte dieser sein Haupt oder nickte anerkennend, während er sich Ciels Formulierungen durchlas. Eine drückende Stille hatte sich in Ciels Arbeitszimmer ausgebreitet. Und keiner von beiden schien bereit diese zu durchbrechen.    Ciel war einfach noch zu schlecht gelaunt. Außerdem fühlte er sich nicht besonders wohl. Er hatte seit einigen Tagen erhöhte Temperatur und sein Kopf fühlte sich an, als würde dieser jeden Moment zerbersten.   Sebastian jedoch wusste von alledem nichts, und Ciel würde den Teufel tun und es diesem sagen. Schwäche zu zeigen, in Gegenwart seines Butlers, kam für den Earl nicht infrage. Ciel war sich sicher das Sebastian nicht zögern würde, ihm diese unter die Nase zu reiben und hämische Kommentare diesbezüglich zu machen. Ein weiterer Grund war wohl der, das Ciel davon ausging das der Butler sich diebisch über seine Schwäche freuen würde. Und Grund zur Freude wollte er diesem unter gar keinen Umständen geben. Selbst dann nicht, wenn er dafür mit Migräne herumlaufen musste. Ja, Ciel gab zu, er war stur und vermutlich auch viel zu stolz. Aber  so war er halt. Und mal im Ernst, welcher Mensch würde sich vor einem Teufel schon gerne eine Blöße geben? Er sicher nicht. „Wie lange gedenkst du noch zu schmollen, Sebastian?“, durchbrach Ciels Frage die entstandene Stille.   Der Angesprochene blickte zu seinem Herrn. Sofort erkannte der teuflische Butler den herausfordernden Ausdruck in Ciels Augen. Schweigend und abschätzend blickte Sebastian ihn an ehe er seine Stimme erhob: „Nun, wenn Ihr mich so fragt würde ich es nicht schmollen nennen.“ Ciel sah Sebastian feixend an. Ob sein Butler wohl endlich mit der Sprache herausrückte warum der Vertrag zwischen ihnen noch Bestand hatte? Erfuhr er endlich warum Sebastian ihn am Leben ließ? Diese zwei Fragen beschäftigten den jungen Earl sehr. Und sollte die einzige Möglichkeit um an Informationen zu gelangen, darin bestehen seinen Butler aus der Reserve zu locken, so würde er dieses tun. „Wie würdest du dein, zugegeben, kindisches Verhalten, sonst beschreiben?“, entgegnete Ciel feixend und bedachte Sebastian mit arrogantem Blick. Oh nein. Er würde sich nicht zurückhalten und Sebastian ganz klar zeigen, was er von dessen Verhalten hielt.   Bedächtig legte Sebastian die Unterlagen, welche er bis gerade eben noch korrigiert hatte, zurück auf den Schreibtisch. „Darf ich offen sprechen?“ „Tu dir keinen Zwang an.“ „Ich schmolle nicht. Ich bin, um es gelinde auszudrücken, wütend, Herr. Niemand arbeitet gerne ohne je dafür entlohnt zu werden. Ihr wisst nur zu gut, dass ich mir Eure Seele nicht nehmen kann, trotz dass ich Euch immer treu gedient und all Eure Befehle befolgt habe. Meint Ihr nicht auch dass ich ein Recht darauf habe wütend zu sein, Herr? Das diese Tatsache ungerecht ist und ich mir noch nicht einmal einen anderen Vertragspartner suchen kann, weil ich weiterhin an Euch gebunden bin? Wo bleibt mein Lohn für all die Mühe und harte Arbeit, Herr? Wisst Ihr wie das ist seine Beute vor sich zu haben und nicht an diese gelangen zu können? Nein, nein das wisst Ihr nicht. Woher auch? Ich bin doch nur derjenige, welcher Euch all Euere Wünsche erfüllt. Dazu genügte steht’s nur ein Wort von Euch und ich war bereit Euer Schwert, Euer Springer zu sein. Wie praktisch, dass sich der Vertrag geändert hat, nicht wahr, Herr?“   Sebastians Atem ging schwer und unregelmäßig. Mit jedem Satz hatte er sich mehr in Rage geredet und deutlich gemacht, wie verärgert und enttäuscht er über diese Situation und Ciels Verhalten war. Nur mit Mühe hatte er sich davon abhalten können laut zu werden. Ciel sah wie die Hände Sebastians, welche sich zu Fäusten geballt hatten, vor unterdrückter Wut zitterten. Er sah seinem Butler in die violett schimmernden Augen. Ein klarer Beweis dafür, wie aufgewühlt und zornig dieser war. //Wunderschön.//, kam ihm der unpassende Gedanke. Auch dessen Stimme konnte er die Aggression und Kälte entnehmen. Ja, sein Butler hatte nur zu deutlich klargemacht was er dachte und wem er die Schuld an seiner Situation gab.   Zornig schlug Ciel mit seiner flachen Hand auf die Schreibtischoberfläche und erhob sich ruckartig von seinem Stuhl. Voller Hass, welcher in ihm gleißte wie flüssige Lava, sah er Sebastian über den Schreibtisch hinweg an. Die Worte seines Vertrauten trafen ihn hart. Warf er dem Jungen doch vor, vorsätzlich den Vertrag geändert und diesen so betrogen zu haben. „Wie kannst du es wagen?“, zischte Ciel leise aber verständlich. In seiner Stimme und seinen Worte legte er all seinen Hass, all seine Enttäuschung über die Worte seines Butlers, und all den Schmerz, welche diese in ihm ausgelöst hatten. Ciel war nicht entgangen mit welcher Verachtung Sebastian das Wort ’Herr’ ausgesprochen hatte. „Du verdammter Teufel! Was glaubst du eigentlich wer du bist, das du es wagst so mit mir zu reden, hm? Ich habe den verdammten Vertrag nicht verändert! Im Gegenteil, ich habe diesen zweimal mit meinem Leben verteidigt! Wenn ich einen Vertrag abschließe dann halte ich mich auch an meine Abmachungen. Nicht eine Minute habe ich daran gedacht dich zu hintergehen und den Vertrag mit dir aufzukündigen. Ich weiß nur zu gut wie du dich fühlst, Butler, und du hast bestimmt allen Grund zornig zu sein. Aber, dein Zorn richtet sich gegen die falsche Person, denn ich habe gewiss nicht den bescheuerten Vertrag geändert. Dazu bestand keinerlei Notwendigkeit. Mir war von Anfang an bewusst worauf ich mich einlasse, wenn ich mit dir einen Pakt schließe. Es war freiwillig und ich stehe zu dem was ich mache. Du kannst mir vorwerfen was du willst, Teufel, aber nicht das ich meine Geschäftspartner täusche und hintergehe. So gut solltest du mich kennen, Butler. Außerdem, was beschwerst du dich eigentlich wie schwer du es hast? Ich bin doch nicht Schuld an der Vertragsänderung sondern du! Wenn du Mist baust, dann hänge dies gefälligst nicht mir an! Falls ich dich erinnern darf, du warst auch ganz wild darauf mit mir einen Vertrag abzuschließen. Und das du mein Springer und mein Schwert warst, war Teil des Paktes. Meine Seele im Austausch für meine Rache und die Erfüllung meiner Wünsche. Ohne das du murren kannst. Schließlich bin ich die Beute. Ich sollte murren, aber von mir hörst du nichts. Ich war schließlich nicht einverstanden den Vertrag mit dir unnötig zu verlängern. Doch du hast es einfach gemacht. Und wenn du glaubst, das ich mich für mein Weiterleben bei dir entschuldige, dann, mein Lieber, muss ich dir sagen, dass du sie nicht mehr alle hast!“   Heftig atmete Ciel aus und ein. Dieser Gefühlsausbruch hatte ihn einiges an Kraft gekostet welche er eigentlich nicht hatte. Sein Kopf schmerzte unerträglich und seine Sicht begann leicht zu verschwimmen. //Nein! Nicht jetzt, nicht vor ihm.//, ermahnte sich Ciel in Gedanken. Von außen jedoch ließ er sich nichts anmerken. Der perfekte Schauspieler, welcher seine Gefühle in der Regel Meisterhaft verbergen konnte. Doch Sebastian hatte den Bogen eindeutig überspannt. Es fehlte nicht mehr viel und er würde Handgreiflich werden.   „Los, du bist doch angeblich so gebildet, warum sollte ich den Vertrag verlängern?“, fauchte Ciel aufgebracht und verzog leicht sein Gesicht. Es schmerzte. Sein Hals schmerzte und seine Stimme klang rau, was durch das Schreien hervorgerufen wurde. Er bekam schlecht Luft und war deswegen kurzatmig. //Ich hoffe das legt sich wieder.//, dachte Ciel und konzentrierte sich nun voll darauf den Schwindel loszuwerden.   „Natürlich nicht. Ihr hattet keinen Grund den Vertrag zu ändern? Das ich nicht lache, Herr. Ihr hättet ja nur Eure Seele, und somit Euer Leben verloren. Mehr nicht.“ Sebastian hob verachtend seine Schultern. „Ach ich vergaß, eine Seele ist ja für Euch Blödsinn. Nicht wahr, Herr? Das waren doch Eure Worte, damals, in Paris. Und ja, menschliche Partner mögt Ihr nicht betrügen oder hintergehen. Aber bei mir habt Ihr ja schon immer mit einem anderen Maß gemessen. Was für andere, für Menschen gilt, trifft noch lange nicht auf mich zu. Ich mag ja ein Teufel sein, Herr, aber auch ich habe meinen Stolz, meine Würde. Ihr wollt also wissen warum ich denke dass Ihr den Vertrag geändert habt? Welchen Nutzen dies für Euch hätte? Ihr hättet eine billige Arbeitskraft, die jeden Eurer Befehle getreu befolgen muss. Und weil ich glaube das Ihr Angst hattet! Angst vor dem Tod. Angst vor der Hölle als Euch klar wurde, was dies zwangsläufig für Euch bedeutet!“   Nun war auch Sebastian am Ende mit seiner Geduld. Zum Ende hin war er immer lauter geworden. Nur zu deutlich war ihm klar, dass er einen Fehler begangen hatte, als er Ciel feige nannte. Jedoch war ihm diese Tatsache gerade herzlich egal. Dann hatte er eben eine Grenze seines Herrn überschritten. Na und? Er mochte ja ein Teufel und zu Gehorsam verpflichtet sein, aber deswegen würde er nicht vor diesem, undankbaren Bengel,  zu Kreuze kriechen. Noch keine Minute nach dem er diese Aussage getätigt hatte, fühlte er wie seine linke Wange heiß wurde und begann zu brennen. Ciel hatte ihm die erwartete Ohrfeige gegeben.   Spöttisch blickte er zu seinem Herrn. Die Lippen des  Teufels verzogen sich zu einem höhnischen Lächeln, welches Ciel nur noch mehr aufregte. „Euer Temperament lässt Euch wahrlich nie im Stich, Herr“. Hasserfüllt funkelten sich Herr und Diener an. Ein Blickduell entflammte, was keiner von beiden so einfach aufgeben würde. Diese Schwäche wollte sich keiner von beiden leisten. Auch wenn Sebastian sich eingestehen musste, das der Junge ihm erneut Respekt abverlangte. Da stand er also vor ihm, Earl Ciel Phantomhive. Ein dreizehnjähriger Menschenjunge, sein Herr, und legte sich mit ihm, einen Teufel, an. Einem vor Zorn bebenden Teufel wohlgemerkt, und hatte nicht im geringsten Angst um sein kümmerliches Leben. Nein, er schlug ihn sogar mit der Hand, an welcher sein Siegelring steckte, um ihm so noch mehr Schmerzen zuzufügen. Doch, so etwas bewunderte Sebastian. Der kalte, abweisende und doch zornige Blick seines Herren, welcher seine Augen förmlich zum Funkeln brachte, faszinierte ihn. Erneut wurde Sebastian klar wie schön doch eigentlich Ciels Augen waren. Auch wenn er nur das Dunkel Blaue zu Gesicht bekam, da das rechte mit einer Augenklappe verdeckt wurde. //Wunderschön.//, durchstrich dieser Gedanke seinen Geist. Er konnte nicht viel mit menschlichen Vorlieben anfangen. Aber Schönheit konnte selbst ihn, einen Teufel, faszinieren. Auch wenn er es nicht in Worte fassen konnte, so wusste er doch was ihm gefiel und das war in diesem Moment sein, in Rage geratener, Herr.   Unterdessen beruhigte sich Ciel mit viel Mühe wieder. Die letzte Aussage seines Butlers ließ dieser unkommentiert.  Das war wohl das Beste was er machen konnte. Langsam schritt Ciel wieder hinter seinen Schreibtisch und setzte sich. Zwar ließ er es sich nicht anmerken, doch seine Beine zitterten leicht. Er war heilfroh wieder sitzen zu können. Er hatte keine Lust mehr sich mit Sebastian auseinanderzusetzen. Das brachte ja doch nichts, außer dass er sich dabei noch schlechter fühlte als dies eh der Fall war.   „Merk es dir Sebastian, ich hatte keinen Grund den Vertrag zu ändern und ich habe dies auch nicht getan. Und deiner Aussage entnehme ich, das du wohl auch nicht der Verursacher von all dem bist.“ „Also war es keiner von uns beiden?“, fragte Sebastian seinen Herrn argwöhnisch. „Es scheint so. Schließlich hatten wir beide erreicht was wir erreichen wollten.“, gab Ciel zu bedenken. „Ihr hattet was Ihr begehrt habt. Ich jedoch nicht.“ ,knurrte Sebastian leise aber vernehmlich. Streng sah Ciel den Teufel an, welcher sich wohl auch langsam beruhigte, da er in zwei rote Augen blickte. Sebastians Ton war noch immer kühl und distanziert. In seinen Augen sah der Junge den Unglauben und die Enttäuschung. Aber was sollte er machen? „Du glaubst mir nicht.“, stellte Ciel nüchtern fest. Sebastian jedoch schwieg zu dieser Feststellung. Warum über etwas Offensichtliches debattieren? Der junge Earl sah ein, dass ein weiteres Gespräch nichts brachte. Außer vielleicht die ganze Situation zu verschlimmern. Mit einem Schlenker seiner rechten Hand entließ er seinen Diener. Sebastian verstand. Kurz deutete dieser eine Verbeugung an und wollte das Arbeitszimmer verlassen, als Ciel ihm noch eine Anweisung hinterher rief: „Ich verzichte auf das Mittagessen. Mir ist der Appetit vergangen.“ „Ganz wie Ihr meint.“, erklang es kühl von seinem Butler, welcher nun endgültig das Zimmer verließ.   Den restlichen Mittag und auch den gesamten Nachmittag hatte sich der Butler, mit dem Namen Sebastian Michaelis, nicht bei seinem Herrn blicken lassen. Er musste sich eingestehen, dass die anderen Hausangestellten recht hatten. Sein junger Herr und er hatten Streit. Zudem hatte er sich nicht gerade professionell verhalten. Niemals hätte er als perfekter Butler dermaßen aus der Haut fahren dürfen. Selbst als Ciel ihm dies gestattet hatte mit der Erlaubnis, offen sprechen zu dürfen. Aber verdammt noch mal, er hatte einfach nicht an sich halten können. Zwar war er ein Teufel, aber auch er hatte so etwas wie Gefühle. Auch wenn man dies kaum glauben mochte. Eigentlich war er noch ganz gut weggekommen. Sein Herr hatte ihn nur geohrfeigt und nicht anderweitig bestraft, obwohl dies sein gutes Recht gewesen wäre. Immer noch aufgebracht schlug er dem Fisch, welcher vor ihm auf dem Schneidebrett lag, den Kopf ab. Wie gerne würde er sich jetzt so richtig abreagieren? Einfach etwas zerstören oder jemanden bis aufs Blut foltern? Oder einfach nur jemanden töten. Er war ja nicht anspruchsvoll. Hölle ja, das wäre Traumhaft. Noch besser als all dies wäre jedoch die Seelenjagd. Da Ciel für ihn nun unbrauchbar war, sollte er eigentlich für geeigneten Ersatz sorgen. Denn Hunger hatte er nach wie vor. Unmerklich stöhnte Sebastian gequält auf. Das war auch so eine Sache. Wenn er neue Verträge abschließen oder auf die Jagd gehen wollte, musste Ciel zukünftig sein Einverständnis geben. //Wie ein verdammter Hund der auf den Befehl seines Herrchens wartet.//, dachte Sebastian ironisch.   „Sebastian!“, schrie Finny den Tränen nahe und umschlang dessen Taille. Unangenehm überrascht blickte dieser an sich herab. „Was?“, fragte Sebastian schneidend, und der junge Gärtner ließ erschrocken von ihm ab. „Bist du schlecht gelaunt?“, fragte dieser etwas eingeschüchtert nach, und entfernte sich zwei Schritte von Sebastian. Ungehaltene, rote Augen blickten ihm entgegen. „Offenkundig.“, zischte dieser leise. „Warum?“, wollte Finny neugierig wissen und sah den teuflisch guten Butler fragend an. „Was willst du Finnian?“, lenkte Sebastian das Thema wieder in geordnete Bahnen. Er hatte für solche Kindereien keine Zeit. „Ähm, also…“, setzte dieser an sich zu erklären, doch als er Sebastians Blick bemerkte, blieben ihm die Worte im Halse stecken. Sichtlich eingeschüchtert und verunsichert wegen diesem Blick, welcher alles andere als freundlich war, begann Finnian zu stottern.   Sebastian rief sich innerlich zur Ruhe und massierte sich genervt seine Schläfen. Warum tat er sich das eigentlich an? Er wusste doch was der Gärtner versuchte ihm mitzuteilen. Mit Sicherheit hatte dieser wieder den Garten in ein Schlachtfeld verwandelt und er musste das Desaster beseitigen. Resigniert sah Sebastian Finnian an. Das Abendessen musste wohl warten bis er den ruinierten Garten wieder auf Vordermann gebracht hatte. Wahrlich, über Langeweile konnte er sich nicht beklagen.   Noch immer äußerst missmutig saß Ciel im Speisesaal und stocherte lustlos in seinem gebeizten Seelachsfilet herum. Nicht, das ihm dies nicht schmecken würde. Ganz im Gegenteil. Der junge Earl war sich sicher, dass dieser köstlich schmeckte, so wie alle Speisen welche sein Butler zubereitete. Aber ihm fehlte an diesem Abend einfach der rechte Appetit. Selbst auf den Nachtisch, einen selbstgemachten Apfelstrudel, verspürte er keinen Hunger. „Stimmt etwas nicht, junger Herr?“, erklang die Frage von Sebastian, welcher nun neben ihm stand. Fragende rote Augen ruhten nun auf dem Jungen neben ihm. Zwar war dieser noch immer verstimmt wegen heute Vormittag, aber das bedeutete nicht dass er seine Pflichten, seinen Herren gegenüber, nicht nachkam. Eigentlich konnte er es sich nicht vorstellen, aber hatte er einen Fehler bei der Zubereitung gemacht? Schmeckte es Ciel vielleicht nicht? Nein. Wenn dem so wäre würde dieser nicht zögern seinem Butler dies wissen zu lassen. Und das geschah dann auf sehr einprägsame Weise. Nur zu gut erinnerte er sich an seine Anfangszeit als Ciels Butler. Er hatte eine exquisite Sahnetorte zubereitet. Optisch ein absoluter Traum…nur Geschmacklich eine absolute Katastrophe, wie sein Herr anmerkte. Und damit Sebastian diesen Fehler ja nicht wiederholte, hatte ihm der Junge besagte Torte ins Gesicht geworfen. Also würde Ciel auch jetzt nicht zögern sein Missfallen, an Sebastians Kochkünsten, kundzutun.   „Es ist nichts. Ich habe bloß keinen Hunger.“, erklang die Antwort seines Herren. „Ihr solltet wirklich etwas zu Euch nehmen. Schon heute Morgen habt Ihr kaum gegessen. Und Euer Mittagessen habt Ihr auch ausfallen lassen.“ Sebastians berechtigter Einwand prallte jedoch an Ciel ab. „Ich habe gesagt ich mag jetzt nicht.“, zischte der Junge gereizt. Um seine Aussage noch zu untermauern, erhob sich Ciel von seinem Platz und verließ den Speisesaal. Er bemerkte nicht wie Sebastian ihm  besorgt nachsah.   Seufzend und erschöpft schmiss sich Ciel auf sein Bett. Lautstark meldete sich sein Magen, und protestierte so gegen den Entschluss, leer auszugehen. Doch der junge Earl ignorierte das Hungergefühl so gut es ihm möglich war. Sobald er vor dem Essen saß, würde er sowieso keinen Bissen herunterbekommen. Dafür saß ihm der Streit mit Sebastian noch zu schwer im Magen. Noch immer konnte er nicht glauben was Sebastian ihm vorgeworfen hatte. Nicht zum ersten Mal lobte sich Ciel selbst dafür, dass er vor vierzehn Tagen geschwiegen hatte. Er wollte sich gar nicht vorstellen wie Sebastian auf seine Worte reagiert hätte. //Warum nur er?//, dachte sich der junge Earl traurig. „Junger Herr, ist alles in Ordnung mit Euch?“ Ciel schreckte zusammen und setzte sich auf. Wann hatte Sebastian sein Zimmer betreten? War er so in Gedanken gewesen das er dessen eintreten nicht bemerkte? „Was interessiert es dich?“, hatte Ciel ihm eigentlich schnippisch an den Kopf werfen wollen. Doch er hatte keine Lust sich erneut mit seinem Butler zu streiten. Dafür fühlte er sich einfach zu schlecht. Was er natürlich nicht sagen würde. Also nickte Ciel, etwas verspätet, auf die ihm gestellte Frage. Wenn er geantwortet hätte, hätte Sebastian seine Aussage sofort als Lüge erkannt.   Argwöhnisch blickte der Butler seinen Herrn an. Irgendwie zweifelte er an der Glaubhaftigkeit dieses Nickens. Aber wenn sein Herr meinte, es ginge ihm gut, dann würde er diesem auch Glauben schenken. Schließlich war er ja nur ein Butler und behielt seine Meinung für sich. Abgesehen davon das Ciel, so stur wie er war, überhaupt nicht auf ihn hören würde. Da war jeder Atemzug verschwendet.   „Nun gut. Ganz wie Ihr meint. Ich dachte eigentlich, dass Ihr inzwischen aufgehört hättet zu schmollen. Aber wie ich sehe ist dies nicht der Fall.“ Sebastian lächelte provozierend. „Wer hätte gedacht das Ihr so nachtragend seid, Herr?“, meinte er spöttisch. „Wessen Schuld ist es denn das ich mich aufrege?“, fauchte sein Herr angriffslustig. Sebastian schmunzelte. „Etwa meine?“, fragte er gespielt bestürzt und mit wahrer Unschuldsmiene. „Natürlich deine. Also frag gefälligst nicht so blöd!“, erwiderte Ciel zornig und schmiss sein Kopfkissen nach Sebastian. Spielerisch wich dieser dem Wurfgeschoss aus und sah den Jungen leicht tadelnd an. „Wie es scheint musstet Ihr Eurer Wut mal Luft machen.“ //Ich bring ihn um.//, dachte sich Ciel und strich genervt durch sein schwarzes Haar. „Wenn ich meiner Wut Luft mache sieht das anders aus.“, murrte er leise. Der erneute Gefühlsausbruch hatte nicht für eine Verbesserung seines Zustandes gesorgt. Kurz schloss er seine Augen um die aufkommende Schwärze zurück in den Hintergrund zu drängen. Das würde ihm jetzt auch noch fehlen wenn er in Ohnmacht fiel. „Wohl war.“, gab Sebastian seinem Herrn recht und kicherte leise amüsiert. Ciel sah ihn aus zornig funkelnden Augen an. Diesmal wirklich aus beiden Augen, da dieser vorhin seine Augenklappe abgenommen hatte. Dunkles Blau und Violett blitzte zu Sebastian herauf, da Ciel nach wie vor auf seinem Bett saß. Kein bisschen beeindruckt erwiderte der teuflische Butler gelassen dessen Blick. „Ich weiß nur zu gut, was es heißt Euren Zorn zu spüren zubekommen.“, meinte dieser ruhig. „Wenn dir irgendetwas nicht passt Sebastian, kannst du gerne gehen. Ich werde dich bestimmt nicht aufhalten. Also, verschwinde!“ Nach diesen Worten legte sich eine angespannte Stille über Herr und Diener. Geschockt sah Letzterer den Jungen vor sich an. „Herr?“ „Ich komme auch hervorragend ohne dich zurecht, Sebastian. Wenn du willst gebe ich dir deine Freiheit zurück, Teufel“. Kalt und gefühllos blickten die Augen Ciels in die, vor Schock, geweiteten seines Butlers. Wieso eigentlich geschockt? Sollte Sebastian nicht froh über seinen Vorschlag sein? Er wäre Ciel los und hätte seine Freiheit zurück. Das war es doch was Sebastian wollte. Was also bedeutete diese Reaktion? „Ist das Euer Ernst, Herr?“   Sebastian vermochte selbst nicht zu sagen warum ihn die Worte seines Herrn so aus dem Konzept brachten. Dieses, zugegeben, unerwartete Angebot von Seiten Ciels war doch genau das was er sich erhofft, ja, gewollt hatte. Nicht mal vor gut einer Stunde hätte er alles darum gegeben, wenn er nur diese Worte aus dem Mund des Jungen vernommen hätte. Also warum, warum trafen ihn diese, erlösenden Worte, so hart? Er wäre frei! Keine Schufterei mehr für diesen undankbaren Bengel. Er könnte endlich wieder tun und lassen was er wollte. Es würde niemanden geben bei dem er sich an und abmelden oder Rechenschaft über seine Taten ablegen musste. Warum schmerzte ihn also die Vorstellung den Vertrag mit Ciel aufzulösen und sich von diesem zu trennen? Ehe er das Chaos in sich ordnen konnte, hörte er sich selbst fragen: „Ist das Euer Ernst, Herr?“ Ein aufmerksames und leicht neugieriges Augenpaar sah ihm entgegen. Was Ciel jetzt wohl denken mochte? Selbst in seinen eigenen Ohren hatte seine Stimme geschockt und leicht verunsichert geklungen. Ein Teil von ihm hoffte inständig das der junge Herr sein Angebot zurückziehen würde. Er wollte nicht weg. Nicht weg von seinem Leben welches ihm zurzeit sehr gut gefiel. Aber vor allem wollte er nicht weg von diesem Bengel, welcher sich sein Herr nannte. Er wollte bei ihm bleiben! Diese Erkenntnis schockte ihn mehr, als Ciels unerwartetes Angebot seine Freiheit zurück zu erlangen. Das durfte nicht wahr sein! Hatte er sich etwa… Sebastian beobachtete wie sich eine Augenbraue von Ciel hob.   Keineswegs war dem jungen Herrn die Unsicherheit in der Stimme seines Butlers entgangen. Wie es schien fürchtete Sebastian das Ciel ihn rauswerfen, und er so den Anspruch auf dessen Seele verlieren könnte. Sicher, der Vertrag wäre damit hinfällig und jeder von ihnen würde wieder getrennte Wege gehen. Nicht das Ciel dies wirklich wollte, aber in Anbetracht der Tatsache wie sich sein Butler verhielt, war diese Lösung mit Abstand die beste. Was sollte er Sebastian gegen seinen Willen bei sich behalten? Immer wieder solche Diskussionen führen, wie am heutigen Tag, wollte er auch nicht. Nein. Da war dieser Weg der beste. Wenn auch der Schwerste und Schmerzvollste für ihn.   „Natürlich meine ich mein Angebot ernst, Butler. Warum sollte ich dich länger beschäftigen, wenn du doch so unzufrieden mit deinem Leben bist? Warum sollte ich dich weiterhin in meinen Diensten lassen, hm? Welchen Grund hätte ich dich bei mir zu behalten, wo ich doch habe was ich wollte?“   Wie immer war seine Antwort ganz so ausgefallen wie es von ihm erwartet wurde, nämlich sachlich und kühl. Ihm blieb nur die Hoffnung, dass Sebastian zu sehr auf seine Seele fixiert war, um sein Angebot ernsthaft in Erwägung zu ziehen. „Trotz dass diese für ihn unerreichbar ist? Träum weiter.“, flüsterte eine Stimme tief in ihm. Und dann lächelte Sebastian sein so typisches Lächeln.   „Ihr irrt Euch, Herr. Ich bin mit meinem jetzigen Leben keineswegs unzufrieden. Mir gefällt es zwar nicht weiterhin an Euch gebunden zu sein, das gebe ich gerne zu. Aber es gibt durchaus Aspekte die ich sehr schätze.  Und ich wäre doch blöd wenn ich dieses Leben aufgeben würde. Warum Ihr mich weiterhin in Euren Diensten lassen solltet? Nun junger Herr, ich würde sagen weil Ihr ohne mich nicht zurecht kommt“. „Tz. Überschätze dich nicht. Es gibt genügend gut ausgebildete Butler, welche deine Stelle einnehmen könnten.“, versetzte Ciel und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. „Keiner hat meine Fähigkeiten und kann mit mir mithalten. Das wisst Ihr doch ganz genau, Herr. Zudem, mir vertraut Ihr. Einem Fremden jedoch würdet Ihr dieses Vertrauen nicht entgegenbringen. Bei mir seid Ihr auf der sicheren Seite, das ich Euch zumindest nicht belüge.“ Ciel gab es ungern zu, aber er konnte Sebastian nicht widersprechen. Das bemerkte der Butler natürlich mit einer gewissen Freude, weshalb er breiter lächelte. „Außerdem könnt Ihr Euch ohne mich nicht mal Eure Schuhe zubinden.“, setzte Sebastian doch noch hinzu. Nicht ohne eine gewisse Portion Schadenfreude. „Wenn ich da nur etwas mehr Übung drin hätte…“, begann Ciel sich leise zu rechtfertigen. Als er jedoch den erheiterten Gesichtsausdruck seines Butlers bemerkte, ließ er seinen Satz lieber unvollendet. „Um auf Eure letzte Frage zu antworten, Herr: Weil Ihr einsam wärt ohne mich“.   Ohne ein Wort zu sagen erhob sich Ciel ruckartig von seinem Bett. Ein Fehler. Denn sofort begann er zu schwanken und ihm wurde leicht schwarz vor Augen. Ehe er jedoch Bekanntschaft mit dem Boden machen konnte, fingen ihn zwei starke Arme auf. Sanft und sicher gaben diese Ciel halt. Auch wenn Ciel dies nie zugeben würde, er genoss es in Sebastians Armen zu liegen und so gehalten zu werden. Wie gerne würde er sich öfter so umarmen lassen und Sebastian nahe sein. Seine Wärme spüren, seinen Herzschlag hören und diesen betörenden Duft einatmen. Wie gerne würde er aussprechen was er fühlte. Wie sicher und geborgen, und wie wohl er sich bei seinem Butler fühlte. Am liebsten würde er sich gar nicht mehr von seinem Sebastian trennen. //Ich sollte aufhören so über ihn zu denken.//, dachte sich der Earl und wurde leicht rot. Doch noch während er all dies dachte und fühlte, holten sein Stolz und sein Ehrgefühl zum Angriff aus. Und so befreite sich Ciel grob aus dieser, unfreiwilligen Umarmung.   Besorgt sah der Butler auf seinen Herrn herab. Er hatte es bei der Umarmung bemerkt. „Warum sagt Ihr mir nicht, dass Ihr Fieber habt?“ „Du hast nicht gefragt. Außerdem, wolltest du nicht gehen?“ „Vergesst es, Herr. So leicht werdet Ihr mich nicht los. Nicht solange wie der Vertrag besteht und ich nicht meinen Lohn erhalten habe“. „Ist dir klar, dass du diesen vielleicht nie bekommen wirst? Meine Seele ist vor dir sicher.“, erinnerte Ciel seinen Butler an diese Tatsache. „Das wird sich noch zeigen.“, meinte dieser optimistisch. „Jetzt sollten wir uns erst einmal um Euer Fieber kümmern“. „Schon gut. Ist nicht sonderlich schlimm. Ich wollte mich eh gerade schlafen legen.“, wiegelte Ciel ab. Doch da hatte er die Rechnung ohne Sebastian gemacht. Schnell griff er nach Ciels Gesicht und zwang diesen ihn anzusehen. Ein ungleiches Augenpaar blickte in zwei violett schimmernde Augen. „Gerade Ihr mit Eurem Asthma, solltet eine Erkältung nicht auf die leichte Schulter nehmen. Also rate ich Euch dringend, Euch von mir helfen zu lassen und nicht so bockig zu sein, Herr.“, sagte Sebastian in einem Ton, welcher keinen Raum für einen Protest zuließ. Also nickte Ciel einfach nur ergeben. „Gut so.“, murmelte Sebastian ehe er von seinem Herren abließ und die Medizin holen ging.   Schwer atmend, und mit fast 41 Grad Fieber lag Ciel in seinem Bett. Jeder Atemzug und jede Bewegung welche der Junge tat, fühlte sich an, als würden glühende Messer in seine Lunge gestoßen und dort herumgedreht. Nur mit Mühe unterdrückte Ciel einen Schmerzensschrei. Sein Zustand hatte sich in den letzten Stunden rapide verschlechtert. Obwohl er sich geschlagen gegeben und die Medizin, welche Sebastian ihm brachte, genommen hatte. Danach ging es ihm auch wirklich besser und er hatte sich sofort schlafen gelegt. Seit gut fünf Minuten war Ciel wach und versuchte nicht in Panik zu verfallen, weil er kaum Luft bekam. //Das ist kein Anfall.//, dachte Ciel keuchend. Gequält verzog er das Gesicht als eine erneute Schmerzenswelle über seinen Körper hinweg rollte. Seine Sicht verschwamm immer mehr und das Atmen fiel ihm zunehmend schwerer. Der Earl bemühte sich ruhig zu bleiben um etwas Kraft zu sammeln, damit er Sebastian rufen konnte. Doch bis jetzt hatte ihm genau diese gefehlt, wodurch sein Vorhaben gescheitert war. „Willst du nun sterben?“, erklang erneut die Frage in seinem Kopf. Ruckartig setzte sich Ciel auf. Sein geschwächter, schmerzender Körper, protestierte gegen diese schnelle Bewegung. Schmerzerfüllt sackte der junge Lord nach vorne, während sich seine Hände in die Bettdecke krallten. Er merkte wie die Bewusstlosigkeit nach ihm griff. Diese süße, dunkle Schwere, welche ihm die Erlösung von seinen Schmerzen, und jeder bewussten Wahrnehmung versprach. Ciel war geneigt dieser nachzukommen. Ein letztes Mal bäumte sich der Junge auf und rief den Namen seines Vertrauten. „SEBASTIAN!“, erklang der verzweifelte, schmerzerfüllte Ruf im Schlafgemach des Earls, ehe dieser ohnmächtig auf seinem Bett zusammenbrach.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)