Black Butler- Schicksal von F88 ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2   Zur selben Zeit, nur wenige Stockwerke weiter unten, um genau zu sein in der Küche, bereitete Sebastian alles für den morgigen Speiseplan seines Herrn vor. Nicht ahnend wie es diesem ging. Sebastian hatte beschlossen, dass er Ciel morgen nur leichte und gut verträgliche Speisen vorsetzen würde. Anscheinend fühlte sich sein junger Herr nicht besonders wohl, und bei Fieber brauchten Menschen viel Flüssigkeit. Deswegen hatte sich der Butler für eine Gemüsesuppe entschieden, deren Vorbereitung er gerade traf. Darum war sein Herr in letzter Zeit also so schlecht gelaunt und reizbar. Er war krank. Sebastian schüttelte sacht sein Haupt. Menschen hatten wirklich alle Naselang etwas anderes. Er schnitt gerade das Gemüse für die Suppe klein, als er Ciels Ruf vernahm. Überrascht, dass der Junge nach ihm rief, sah der teuflisch gute Butler auf seine Taschenuhr. Es ging bereits auf Mitternacht zu. //Ungewöhnlich.//, dachte er sich. Was konnte der junge Herr nur so spät von ihm wollen? Ergeben ließ Sebastian das Gemüse, Gemüse sein, ordnete seine Kleidung, und machte sich auf den Weg zu Ciels Zimmer.   Nur wenig später blieb der Butler vor dem Schlafgemach seines Herrn stehen und klopfte leise. „Ihr hattet gerufen, Herr?“, fragte dieser ehe er eintrat. Schlagartig blieb Sebastian an der Türe stehen. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Das wusste der Butler sofort. Ciel lag, in einer geradezu unnatürlichen Seitenlage im Bett und rührte sich nicht. Der Junge machte nicht den Anschein, als habe er Sebastians Eintreten überhaupt bemerkt. Sebastians Augen wurden schmal und er konzentrierte sich auf Ciel. Sein feines Gehör nahm keinerlei Atmungsgeräusche wahr. //Das darf nicht sein.//, schoss es dem Butler durch den Kopf. Seine anfängliche Starre abschüttelnd, eilte er sofort zu seinem Herrn. Er hoffte inständig, dass seine Sinne ihm einfach nur einen Streich spielten. Es konnte nicht das eingetreten sein was er am meisten fürchtete. Keine Zeit verlierend beugte sich Sebastian zu Ciel herab. Vorsichtig nahm er den leblos wirkenden Jungen in seine Arme und drehte dessen Gesicht zu sich hin. Bei diesem Anblick drohte der, sonst so souveräne Butler, in Panik zu geraten. Der Junge in seinen Armen war Kreidebleich und seine Lippen liefen bereits blau an. Mit zitternden, unsicheren Fingern, tastete er nach dem Puls des Jungen. Der Butler fühlte nichts. Panik wollte von ihm Besitz ergreifen, doch dies lies Sebastian nicht zu. Er musste rational und ruhig handeln. Sollte er wirklich in Panik geraten, würde er seinem jungen Herrn nicht helfen können. „Beruhig dich, Sebastian. Der Junge kann nicht tot sein, das hättest du doch sicher bemerkt…oder?“, versuchte sich der Butler selbst zu beruhigen, was ihm allerdings nur mäßig gelang. Tief atmete er ein und durch seinen Mund wieder aus. Erneut legte er seinen Mittel und Zeigefinger an Ciels Halsschlagader, um nach dem Puls zu fühlen. Und wirklich: Da war er. Schwach und unregelmäßig, aber er war da. Erleichterung machte sich für Sekunden in dem Teufel breit. Also war er doch  nicht zu spät gewesen. Es gab noch Hoffnung den Jungen zu retten. Dennoch, viel Zeit hatte er nicht mehr, da sein junger Herr bereits seine Atmung eingestellt hatte. „Nein, kommt schon, Herr. Nicht schlapp machen.“, hauchte Sebastian mit zitternder Stimme, während er den Jungen auf den Boden ablegte und sowohl mit der Herzmassage, als auch mit der Mund zu Mund Beatmung begann. Seit gut drei Minuten versuchte Sebastian nun schon das Leben seines jungen Herrn zu retten, und er fühlte wie ihm die Zeit durch seine Finger zerrann. „Verdammt!“, entfuhr es Sebastian, während er immer wieder versuchte Ciels Herz zum schlagen zu bringen. Es war das erste Mal in seinem langen Leben, das er so etwas wie Angst verspürte. Denn ihm war eines klar: Sollte er es nicht schaffen Ciel zu reanimieren, würde er seinen jungen Herrn unwiderruflich an den Tod verlieren. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Erneut legten sich Sebastians Lippen auf die Ciels, während er diesem die Nase zuhielt und seine Lungen mit dem, so dringend benötigten, Sauerstoff versorgte. Vergeblich wartete er auf den erlösenden Atemzug des Jungen und Sebastian merkte, wie sich seine Kehle immer weiter zuschnürte und sein Herz begann zu rasen. Nein, nein das durfte alles nicht wahr sein! So wollte er diesen Bengel gewiss nicht verlieren. Seinen Vertragspartner, seine Seele, seinen jungen Herrn! Noch nie hatte er auf diese Art seine Beute verloren und er hatte nicht vor, jetzt damit anzufangen. Dieser verdammte Mistkerl schuldete ihm noch seine Seele! Sebastian knurrte aufgebracht und verzweifelt während er mit der Herzmassage weitermachte. Doch weder das Herz, noch die Atmung des Jungen setzten wieder ein. Hatte er wirklich verloren? Sollte er sich geschlagen geben und den Jungen ziehen lassen? Ihm den nächstbesten Schnitter überlassen und dann im Anschluss dessen Seele stehlen? Kurz war der Teufel versucht diesem Gedanken nachzukommen, ehe er diesen wieder in den hintersten Winkel seines Geistes sperrte. Es ging hier schließlich um Ciel, seinem Herrn! Und er hatte nicht vor vertragsbrüchig zu werden. Außerdem, aufgeben lag ihm nicht. Ebenso wenig wie dem Bengel, welcher mit einer Schussverletzung letztes Jahr durch halb London gerannt war. Ja, sein Herr war zäh und würde, nur um seine Seele nicht abtreten zu müssen, überleben. Zumindest hoffte das Sebastian. Einen letzten Versuch unternahm er. Danach würde er den Tod des Jungen hinnehmen und ihm seine Seele entreißen, sobald der Todesgott seine Arbeit getan hatte. Vorsichtig beugte er sich zu Ciel hinunter, legte zum tausendsten Mal, wie es ihm schien, seine Lippen auf die weichen, leicht blau angelaufenen Lippen des Jungen, und ließ ihn so viel Sauerstoff wie es ihm möglich war, zukommen. Er sah wie sich Ciels Brustkorb hob und wieder senkte, doch es folgte kein erneutes Heben. Langsam legte sich Sebastians rechte Hand auf die Stelle wo sich Ciels Herz befand, während die Linke sacht über die blasse Wange des leblosen Jungen streichelte.  Der Teufel lehnte sich über den Körper seines Herrn und senkte sein Haupt soweit herab, das er Ciel leise aber bestimmend ins Ohr flüstern konnte: „Kommt schon, Herr. Ihr werdet doch nicht einfach so resignieren. Das passt nicht zu Euch.“ Noch immer regte sich nichts und Sebastians Blick wurde verzweifelt und traurig. Er begriff nicht einmal, warum ihm der offensichtliche Tod dieses Bengels so nahe ging. „Tut mir das nicht an, Herr.“, wisperte er leise mit zitternder, brüchiger Stimme in Ciels Ohr. Nur mit Mühe konnte der Teufel verhindern, dass sich Tränen ihren Weg an die Oberfläche bahnten. „ Bitte, ich bitte Euch. Atmet für mich, Ciel.“, flehte er leise. Als hätte Ciel ihn genau verstanden und nur auf diese Worte gewartet, entrang sich ein tiefer, befreiender Atemzug seiner Kehle und er riss seine Augen weit auf. Kurz darauf schüttelte ihn ein heftiger Hustenanfall. Sofort als Sebastian spürte wie Ciels Körper sich anspannte und er das leise Keuchen vernahm, zog sich der Butler von seinem Herrn zurück. Er hatte doch gewusst, dass der Junge nicht so einfach starb. //Ganz mein junger Herr.//, dachte Sebastian erleichtert und sichtlich froh darüber, dass er den Jungen doch richtig eingeschätzt hatte. Der junge Herr hatte durchaus registriert, dass sein Diener sich über ihn gebeugt hatte. Und das erste was er erblickte als er seine Lider öffnete, waren diese teuflisch leuchtenden Augen gewesen welche in die seinen sahen, ehe sich sein Butler zurückzog. Nun rollte sich Ciel auf die Seite, während seine Lungen gierig die Luft einsogen, welche ihnen so lange verwehrt geblieben war. „Der Hölle sei Dank.“, hauchte der Butler leise und ließ sich langsam neben seinem, noch immer hustenden, Herren nieder. Erleichtert dass der junge Earl am Leben war, beobachtete er wie sich Ciel allmählich erholte. Es war, als würde eine innere Last von ihm abfallen, woraufhin er kurz seine violetten Augen schloss und einfach nur der angenehmen Atmung des Jungen lauschte. Wer hätte gedacht, dass ein einfacher Herzschlag ihn so glücklich machen konnte?   Vorsichtig und ganz langsam setzte sich Ciel auf. Noch immer schwer atmend und am ganzen Leib zitternd, blickte er seinen Butler an. Und obwohl dieser nicht ein Wort sprach, konnte Sebastian tiefe Dankbarkeit in den Augen des Jungen sehen. Wie es schien schuldete er seinem Butler nun etwas. „Blödsinn! Er muss dich, solange der Vertrag besteht am Leben erhalten!“, erinnerte ihn seine innere Stimme. Dennoch wollte Ciel den Grund aus Sebastians eigenem Mund hören. „Warum?“, krächzte er heiser und blickte seinen teuflischen Butler fragend an. Diese Frage konnte sein junger Herr doch unmöglich ernst meinen! „Glaubt Ihr, ich lasse Euch einfach sterben? Ihr schuldet mir noch Eure Seele.“, kam die schroffe Antwort des Butlers. Der Junge nickte verstehend. So etwas hatte er sich schon gedacht. Kritisch nahm Sebastian seinen Herrn in Augenschein. Noch immer war dieser erschreckend bleich. Dazu kam noch das hohe Fieber welches einfach nicht sinken wollte. Im Gegenteil. Es war rasch gestiegen. Zudem schien es so, als bekäme der Earl nach wie vor zu wenig Luft. Ciels Atmung ging rasselnd und jeder Atemzug war ein kleiner Kampf um genug Sauerstoff.   Wenn sich nicht bald was änderte, dürfte ihn Sebastian erneut reanimieren. Entschlossen ging Sebastian auf die Knie und wollte Ciel auf seine Arme nehmen. Der Fußboden war viel zu kalt, als das sein Herr dort länger verweilen sollte, als unbedingt nötig. Nicht das sein Zustand sich noch mehr verschlechterte. Das konnte er nicht riskieren. In seinem weichen, warmen Bett, war der Junge bei weitem besser aufgehoben. Und wenn er selbst die ganze Nacht bei Ciel bleiben und über dessen Schlaf wachen musste, so würde er es tun. Gerade hatte Sebastian seine Arme um Ciel gelegt und war im Begriff diesen hochzunehmen, als sein junger Herr gepeinigt aufschrie. Dieser Schrei, welcher von unsagbarem Schmerz kündete, ging dem Butler durch Mark und Bein… und sprach etwas in ihm an. Seiner teuflischen Seite gefiel dieser Laut ausgesprochen gut. Doch diese Empfindung schob Sebastian so schnell er konnte beiseite. Das hier war schließlich nicht irgendein unwürdiger Mensch sondern sein Herr. Und für diesen war er verantwortlich. „Herr, was ist mit Euch?“, fragte der rotäugige Butler sichtlich besorgt und erschrocken. Ciel jedoch gab keine Antwort. Keuchend nach Luft ringend, kauerte er sich auf dem Fußboden zusammen. Sekundenlang weilte Sebastians Blick auf den zusammengekauerten Jungen. Äußere Verletzungen schien sein Herr nicht zu haben. Allerdings war er nicht genug in Medizin bewandert, um die Ursache für Ciels Schmerzen ausfindig zu machen. Er konnte nicht riskieren das sein Herr einen erneuten Herzstillstand erlitt und womöglich dabei starb. So behutsam wie es ihm möglich war, hob er seinen jungen Herren auf seine Arme. Ciel leistete keinerlei Widerstand. Jedoch krallten sich, vor lauter Schmerz, seine schlanken Finger in Sebastians Frack. Fiebrige und vor Müdigkeit verschleierte Augen, sahen zu Sebastian empor. Er wollte etwas sagen, doch sein Butler schüttelte sein Haupt. „Schon gut, junger Herr. Ich werde dafür sorgen, dass es Euch bald besser geht. Vertraut mir einfach und schlaft etwas.“, wisperte er leise und beruhigend zu dem kranken Jungen in seinen Armen.   Müde schlossen sich Ciels Augen und er lehnte seinen, sich schwer anfühlenden Kopf, gegen die Brust Sebastians. Leicht nickte dieser. Ja, Ciel vertraute seinem Butler. Das hatte sich nicht geändert.     Leicht lächelnd sah Sebastian auf den nun schlafenden Jungen in seinen Armen. Ciel war wirklich niedlich wenn er schlief. Vorsichtig wickelte er seinen Herrn in eine dicke Decke ein. Nicht das sich Ciels Zustand weiter verschlechterte, während er mit diesem unterwegs war. Leise stöhnte der Kleine in seinen Armen auf. Die Schmerzen mussten unerträglich sein, wenn Ciel es nicht schaffte diese vor seinem Butler geheim zu halten. //Besser ich beeile mich.//, dachte Sebastian besorgt. Sein Ziel war das, sich im Herzen Londons befindende, Royal London Hospital. Normalerweise brauchte man dafür mehrere Stunden, doch Sebastian würde sich beeilen. //Auch das noch.//, dachte er verdrießlich als er mit seinem Herrn auf den Armen das Anwesen verließ. Es goss wie aus Eimern. Bis sie beide ihr Ziel erreichten, würden sie ordentlich nass werden. „Verdammt.“, zischte Sebastian ungehalten und setzte sich in Bewegung.     Eine gute Viertelstunde später stand, klatschnass, Sebastian mit Ciel auf den Armen an der Krankenhaus Rezeption. Immer wieder huschte sein Blick besorgt zum jungen Earl. In der Viertelstunde in der sie unterwegs waren, hatte sich Ciels Zustand besorgniserregend verschlechtert. Wenigstens hatte es Sebastian geschafft seinen jungen Herren einigermaßen trocken ins Krankenhaus zu bringen. Jedoch, wie um diese Uhrzeit nicht anders zu erwarten, war die Rezeption nicht besetzt. „So langsam reicht es mir für diesen Abend.“, zischte Sebastian aufgebracht und machte seiner aufgestauten Wut ein wenig Luft. „Jetzt muss ich mich auch noch auf die Suche nach einem Arzt machen.“ Nichts regte ihn sosehr auf wie Inkompetenz. Und das wo es seinem Herrn so schlecht ging. „Sie sind also auf der Suche nach einem Arzt?“, erklang die ruhige Frage hinter Sebastian. Der Angesprochene drehte sich in die Richtung aus der die Stimme erklungen war, und sah wie eine junge Frau gerade das Hospital betrat. Das Fräulein war höchstens 17 Jahre alt, hatte kurzes blondes Haar, himmelblaue Augen und einen blassen Teint.  In aller Ruhe schloss die junge Frau ihren Regenschirm, schüttelte ihn kurz aus, stellte diesen in einen Schirmständer und lief gemächlich auf den Butler zu. Sofort fixierten ihre Augen Ciel in Sebastians Armen. „In der Tat.“, bestätigte der Butler die Annahme dieser Frau. Die blauäugige Blondine blieb nur wenige Schritte vor ihm stehen und maß Ciel mit ernstem Blick. Ihren Augen entging nichts, als sie hörte wie angestrengt und rasselnd der schwarzhaarige Junge Luft holte, war für sie die Sache klar. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren griff sie zum Telefon der Rezeption und wählte eine Nummer. „Hey, Caelian ich bin es. Ich benötige sofort einige Schwestern auf der Intensivstation. Ich bringe euch in wenigen Minuten, einen etwa dreizehnjährigen Jungen. Atmung rasselnd, Temperatur stark erhöht. Ja, davon gehe ich auch aus. Macht schon mal alles bereit.“, ordnete die Blonde energisch an und beendete das Telefonat.   Schwungvoll drehte sie sich wieder zu Sebastian, welcher das ganze Gespräch beunruhigt mit verfolgt hatte. Intensivstation klang nicht gut.   „Wenn Sie mir bitte den Jungen geben würden. Die Zeit drängt. Am besten warten Sie hier im Wartesaal bis ich wieder komme. Dann können wir die Formalitäten durchgehen.“ Leicht überfahren, sich aber der angespannten Situation bewusst, übergab Sebastian vorsichtig seinen jungen Herrn dieser Ärztin. Sofort lief diese, mit Ciel auf den Armen, Richtung Intensivstation.   Erschöpft ließ sich Sebastian im leeren Wartesaal auf einer der Bänke nieder. „Was für eine Nacht.“, murmelte er leise und strich sich sein nasses Haar nach hinten. Ciel war im Krankenhaus und sowohl sein Zeitplan, als auch seine Planung für den morgigen Tag waren hinfällig. Alles was er nun tun konnte war auf diese Frau zu warten, welche ihm dann hoffentlich mitteilte, wie es seinem Herrn ging und was dieser hatte. Er konnte nicht leugnen, dass er sich sehr um Ciel sorgte. Von Herzen wünschte er sich das es dem Kleinen bald besser ging. Freudlos lachte der Butler auf. „Wer hätte geglaubt das ich mir je sorgen um einen Menschen machen würde? Oder das dieser mir so wichtig wird?“ , fragte er sich leise selbst. Sorge. Sorge um einen nichtswürdigen Menschen. Einem Insekt. Einem Wurm. Zur Hölle, wie tief war er bitte nur gesunken? Wo war sein Stolz als Teufel hin? Sebastian vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Wann nur hatte er sich verändert?   Er wusste nicht wie lange er hier nun schon saß, geschweige denn wie viel Zeit vergangen war seit er das Hospital betreten hatte, als er leise Schritte vernahm. Diese bewegten sich eindeutig auf ihn zu und so hob Sebastian seinen Blick. Vor sich erkannte er die junge Ärztin, welche Ciel mitgenommen hatte. Sofort wollte er sich erheben und sich nach dem Befinden seines Herrn erkundigen, doch die Blonde bedeutete ihm sitzen zu bleiben. Himmelblaue, wache Augen blickten unverwandt in die roten Sebastians. Ihr forschender Blick glitt über Sebastians Erscheinung. Unmerklich nickte sie.   „Folgen Sie mir.“, meinte sie sachlich und wandte sich von dem Teufel ab. Ohne zu zögern erhob sich dieser von seinem Platz und lief der Ärztin hinterher. Diese jedoch lief nicht zu Ciel sondern in die Cafeteria. Verwundert blickte Sebastian sie an. „Setzen Sie sich. Ich komme sofort wieder. “, meinte die junge Ärztin und deutete auf einen freien Tisch zu ihrer rechten. „Was…?“, setzte der Butler an, doch die Blonde lächelte nur sacht ehe sie nach vorne Richtung Kasse schritt. Seufzend setzte sich der Schwarzhaarige auf den ihm zugewiesenen Platz. Was sollte das ganze? Warum erfuhr er nicht was mit seinem Herrn war, oder wurde gleich zu diesem gelassen? „Hier, für Sie.“, erklang die freundliche Stimme von Sebastians Begleiterin und reichte ihm eine Tasse heißen Tees. „Sie sind pitschnass. Wir wollen doch nicht das Sie erkranken, oder? Das einer von Ihnen Beiden nun hier liegt sollte genügen, meinen Sie nicht auch, Mr.…?“ „Sebastian Michaelis.“, antwortete dieser und die Blonde machte sich eine Notiz auf einem kleinen Block, welchen sie mitgebracht hatte. „Danke.“, bedankte sich der Butler bei der Ärztin, als er seinen Tee entgegennahm und lächelte freundlich. „Trinken Sie einen Schluck. Wir haben Zeit.“, forderte die Blauäugige ihn auf als sie sah, dass Sebastian keinerlei Anstalten machte den Tee zu trinken. Gehorsam nahm der Butler also einen kräftigen Schluck des schwarzen Tees. Nicht das ihm Kälte oder Hitze etwas ausgemacht hätten, aber dennoch tat ein Schluck der heißen Flüssigkeit gut. Zufrieden lächelte seine Gegenüber, ehe diese das Wort ergriff. „Ich denke ich sollte mich Ihnen erst einmal vorstellen, Mr. Michaelis. Mein Name ist Dr. Raven de Silver. Ich behandle den Jungen welchen Sie hier eingeliefert haben.“, erklärte diese in leisem und freundlichem Ton. Sebastian nickte auffordernd. „Ich habe einige Fragen zu meinem Patienten und möchte Sie bitten, mir diese aufrichtig zu beantworten. Keine Sorge, das meiste sind Routinefragen.“   „Sicher doch. Was möchten Sie wissen?“, erkundigte sich Sebastian einverstanden bei Dr. de Silver. Angesichts der Tatsache, dass sich der Mann ihr gegenüber kooperative zeigte, lächelte sie diesen dankbar an. „Nun, zunächst würde ich gerne den Namen meines Patienten erfahren und dessen Alter.“ „Bei dem Jungen handelt es sich um Earl Ciel Phantomhive. Er ist, wie Sie vorhin schon vermutet haben, dreizehn Jahre alt.“, gab Sebastian bereitwillig Auskunft. Nickend machte sich Raven weitere Notizen. Diese Art der Befragung ging noch etwa zehn Minuten weiter, in denen sich de Silver immer wieder Notizen machte. „So, wir sind fast durch Mr. Michaelis.“, teilte sie dem Butler gutgelaunt mit, welcher einfach nur stumm nickte. //Na endlich.//, dachte sich dieser. „Ich gehe davon aus das Sie kein Familienmitglied sind, Mr. Michaelis?“ Diese Frage kam unvermittelt weshalb der Butler erst kurz blinzelte, ehe er ihr antwortete. „Diese Annahme ist korrekt. Ich bin lediglich der Butler des Hauses Phantomhive. Ist dies ein Problem?“, erkundigte sich Sebastian. „Nein, nicht im geringsten. Wer außer die Familie und der Butler stünden wohl einem Earl am nächsten? Sie haben mir sehr weitergeholfen, Mr. Michaelis.“   Diese Äußerung war freundlich gewesen und Raven meinte es auch so. Ihr war egal, wer ihr die Informationen über ihren Patienten lieferte. Hauptsache diese waren vollständig und man belog sie nicht. Alles andere war für sie ohne Belang. Erst mal.   „Hat Ihr Herr noch Verwandte welche wir zur Not informieren können?“ „Ja. Der junge Herr hat noch eine Tante. Die Marquise von Midford.“ „Irgendwelche Vorerkrankungen?“ „Asthma und eine Katzenhaarallergie.“ Raven stockte in ihren Notizen und blickte den Butler kurz an. „Asthma?“, vergewisserte sie sich. „Ja. Jedoch sind solche Anfälle bei meinem Herrn äußerst selten. Solange wie ich ihm nun schon diene habe ich einen Anfall erst einmal erlebt. Man sieht es meinem jungen Herrn nicht an, aber er ist äußerst robust.“ Dr. de Silver nickte kurz. „Ich würde nun gerne wissen was mein junger Herr eigentlich hat.“, ergriff Sebastian das Wort, nachdem seine Gegenüber sich weiter in Schweigen hüllte.   Ernste, himmelblaue Augen blickten in seine roten. Es schien als überlege die junge Ärztin, ob sie es ihm sagen sollte.   „Zwar sind Sie kein Familienangehöriger und somit dürfte ich eigentlich nicht mit Ihnen über diese Sache reden, aber ich mache eine Ausnahme. Sie als sein Butler stehen ihrem Herrn sowieso näher, als irgendein Familienmitglied dies wohl könnte. Zudem tragen Sie ja auch die Verantwortung für Ihren Herrn, also geht das wohl in Ordnung. Dennoch möchte ich Sie bitten dieses Gespräch vertraulich zu behandeln.“, mahnte Raven eindringlich. Dankbar lächelte Sebastian die junge Ärztin an. „Von diesem Gespräch wird niemand etwas erfahren. Ihr habt mein Wort als Butler.“, versicherte Sebastian ernst und wartete darauf, dass de Silver das Wort ergriff.   Kurz sah diese den Butler abschätzend an. Ob er wohl die Wahrheit sagte? Wenn herauskam das sie mit einem Butler über ihren Patienten geredet, und somit die ärztliche Schweigepflicht gebrochen hatte, dann käme sie in Teufelsküche. Sie seufzte leise. „Nun gut. Also Ihr Herr hat eine schwere Lungenentzündung. Er bekommt zurzeit Sauerstoff sowie Fieber- und Schmerzsenkende Mittel. Per Infusion geben wir ihm einige Nährlösungen und Vitamine. Zudem wird darauf geachtet das er regelmäßig trinkt. Im Moment schläft er. Sein Zustand ist stabil. In Anbetracht seiner Krankenvorgeschichte ist es ein Wunder das Ihr junger Herr überhaupt noch lebt. Sie können wirklich froh sein das dieser so zäh ist.“    Hier machte Raven eine Pause und ließ ihren Worten Zeit deren Wirkung zu entfalten.   Sebastian musste schwer schlucken als ihm die volle Tragweite dieser Worte bewusst wurde. Er hatte es bereits geahnt. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und sein Herr wäre den Weg alles Irdischen gegangen. Ciel lebte nur noch, weil er rechtzeitig gekommen und den Jungen reanimiert hatte. Ein eisiger Schauer lief Sebastian über den Rücken, als er sich erinnerte wie kalt und leblos sein junger Herr vor ihm gelegen hatte. Eine Reaktion, welche Raven keineswegs verborgen blieb.   „Ich schlage vor Sie gehen jetzt nach Hause, Mr. Michaelis.“ „Nein. Es ist die Pflicht eines Butlers bei seinem Herrn zu bleiben.“ Mit gehobener Augenbraue betrachtete die junge Ärztin den Butler aufmerksam. „Korrigiert mich wenn ich falsch liege, aber haben Sie nicht ebenfalls die Pflicht das Anwesen Ihres Herrn zu verwalten? Wenn dem so ist, schlage ich vor das Sie dies machen. Sie können momentan eh nichts ausrichten und die Besuchszeit ist ebenfalls längst vorbei.“ Entschieden schüttelte Sebastian seinen Kopf. „Ich bleibe hier.“, sagte er bestimmt. „Hah. Sie sind wirklich stur, Mr. Michaelis.“, seufzte Raven und strich sich durch ihr Haar. Bei dieser Aussage schmunzelte Sebastian nur flüchtig. „Na fein. Dann bleiben Sie halt hier. Aber wenn Sie zusammenbrechen oder sich irgendetwas wegholen in den nassen Sachen, dann mache ich Ihnen die Hölle heiß. Verlassen Sie sich darauf. In diesem Zustand würden Sie nämlich niemanden etwas nützen.“ „Vielen Dank. Aber Ihre Sorge ist vollkommen unbegründet. Als Butler der Familie Phantomhive sollte ich so etwas schon abkönnen.“ Raven hob ihre Schultern, erhob sich von ihrem Stuhl und schritt aus der Cafeteria.   //Asthma.//, dachte Doktor de Silver noch immer kopfschüttelnd, während sie sich auf den Weg zu ihrem Patienten machte. Wie hatte der Butler nur eine Lungenentzündung nicht bemerken können? Gut, die Symptome sind anfänglich der eines Grippaleninfekts sehr ähnlich, zugegeben. Aber die rasselnden Atemgeräusche hätten den Butler doch misstrauisch machen müssen. Solch eine Erkrankung hatte man doch nicht von heute auf morgen! War der Junge am Ende seinem Butler egal? Nein. Raven schüttelte sacht ihr Haupt. Sie hatte den Schrecken und das Entsetzen in den roten Augen des Butlers gesehen als sie anklingen ließ, dass dessen Herr bald gestorben wäre. Diese Reaktion konnte man nicht spielen. Das war eindeutig echt gewesen. Sie arbeitete nun schon lange genug mit Menschen zusammen und wusste, wann jemand ihr etwas vorspielte oder dessen Gefühle echt waren.   „Ah, guten Abend Doktor de Silver. Noch immer im Dienst?“ ,erklang eine raue, kehlige Stimme von links. Die Angesprochene wandte sich ihrem Kollegen zu, welcher gerade aus einem Patientenzimmer schritt. „Hallo Cliff.“, begrüßte sie den älteren Arzt und reichte diesem die Hand. Der Korpulente, etwa 50 Jährige Mann mit dem schütteren, grauen Haar, ergriff die dargebotene Hand lächelnd. „Ruhig heute?“, erkundigte sich Raven, während sie mit ihrem Kollegen langsam durch die Flure lief. „Ja, ziemlich. Ist aber auch mal ganz nett, wie ich finde. Aber so wie ich dich kenne, Raven, ist es dir hier zu ruhig.“ Sie lachte leise. „Da hast du ganz recht.“, gestand diese. „Da hätte ich auch bei meinem Zweitjob bleiben können. Dort geht es ähnlich lebhaft zu.“, meinte sie sarkastisch.   „Ja, ja. Ganz das junge Gemüse.“ ,meinte Cliff amüsiert. „Bist du auf dem Weg zu einem Patienten?“, erkundigte sich dieser nach einer Weile. „Ja. Ich muss nach Ciel Phantomhive sehen.“, bestätigte Raven leise. Fragend sah der Ältere sie an. „Der Notfall von heute Nacht.“, half sie ihrem Kollegen auf die Sprünge. Das Gesicht des älteren hellte sich merklich auf. „Ach ja. Der Junge mit der schweren Lungenentzündung. Das ist aber auch ein harter Fall gewesen. Hätte nicht viel gefehlt und er wäre uns unter den Fingern weggestorben.“ „Genau der. Schläft der Junge noch?“ „Ja. Die Medikamente haben gut angeschlagen. Aber das wirst du ja gleich selbst feststellen. Hast du schon seine Familie benachrichtigt?“, erkundigte sich Cliff. De Silver schüttelte leicht ihren Kopf. „Nein. Dafür hatte ich noch keine Zeit. Außerdem genügt es doch wenn ich dies heute, zu einem späteren Zeitpunkt mache. Ich glaube kaum das seine Verwandten erfreut wären, wenn ich diese um drei Uhr morgens anriefe und ihnen mitteile, das Ciel bei uns liegt. Nein, der Junge ist soweit stabil. Ich mache es später.“ „Na wie du meinst. Lässt du ihn auf der Intensivstation?“ „Für heute und morgen ja. Zur Vorsicht. Ich möchte es nicht riskieren das der Junge einen Rückfall erleidet und dann doch noch stirbt.“, erklärte Raven sachlich. „Hm, wird wohl das Beste sein.“, bestätigte Cliff und verabschiedete sich von Raven, als sie an Ciels Zimmer angelangt waren.   Leise betrat die junge Ärztin das Zimmer mit der Nummer sechzehn. Unverzüglich schritt sie zum Bett und sah nach dem rechten. Die Infusionen waren inzwischen durchgelaufen und sie hängte direkt eine neue Flasche an den Infusionsständer. Vorsichtig, damit sie Ciel nicht versehentlich aufweckte, streckte sie ihre Hand nach dessen Gesicht aus und berührte seine Stirn. Sie brauchte kein Fieberthermometer. Ihr reichte diese einfache Geste völlig aus, um zu ermitteln wie hoch noch Ciels Temperatur war. //Hm, nur noch 39 Grad. Das Fieber ist deutlich gesunken. Die Medikamente schlagen also endlich an. Sehr gut.//, dachte sie erfreut und vermerkte dies auf ihrem Krankenblatt. Das Einzige was sie noch störte, waren die rasselnden Geräusche, welche der Junge beim Atmen machte. Aber das würde schon noch werden. Kühl und analytisch lag ihr Blick auf dem schlafenden Jungen vor sich. Sie kam nicht umhin zu denken, dass dieser richtig süß aussah wenn er schlief. So friedlich. Ein böses Lächeln erwachte auf ihren Lippen. //Wie einfach das jetzt wäre.//, dachte sie und strich dem Jungen über dessen schlanken Hals. Kurz ruhte ihre rechte Hand an dessen Kehle. Für Minuten rang sie mit sich selbst ehe sie ihre Hand wieder zurückzog. Nein. Sie hatte nicht so viel riskiert nur um jetzt unbeherrscht zu handeln. „Mein hübscher Earl. Ich frage mich, wie es wohl zwischen dir und deinem Butler weiter geht.“ Diese Worte hauchte sie nur leise und strich dem Jungen sacht durch sein weiches Haar. Ja, sie war erheitert. Dieses Schauspiel, welches sich ihr heute geboten hatte, erlebte sie nicht oft. //Interessant. Alle beide. Wer hätte das gedacht?//, durchstrich dieser Gedanke ihren Geist ehe sie das Patientenzimmer, leise lachend, verließ.     Es ging bereits auf vier Uhr morgens zu und noch immer saß Sebastian im Wartesaal. Inzwischen hatte er sich bittere Vorwürfe gemacht und sich gefragt wie es angehen konnte, dass er nichts von Ciels Zustand mitbekommen hatte. „Hätte es dich denn interessiert? So schlecht wie du auf deinen Herren zu sprechen gewesen bist?“, fragte ihn eine innere Stimme leise und selbstkritisch. Sebastian sah auf seine Hände welche er vor sich faltete. Nein. Es hätte ihn nicht interessiert. Er hatte sich von seinen persönlichen Gefühlen ablenken lassen. Dadurch war ihm das Wichtigste entgangen, was es für einen Butler geben konnte: Seinen Herrn. Ein unverantwortlicher, ein schwerer Fehler, welcher einfach unentschuldbar war. Das hätte ihm nicht passieren dürfen! Sebastian hätte vollstes Verständnis, wenn Ciel ihn nun fortjagen würde. Ein Butler, der nicht erkannte wenn sein Herr Lebensbedrohlich erkrankte, war definitiv fehl am Platze.   „Ich fass es nicht! Sie sind ja wirklich noch immer hier!“, rief Raven überrascht aus als sie Sebastian erblickte. Dieser erhob sich gemächlich von seinem Platz und kam den Rest des Weges auf die junge Ärztin zu. „Wie geht es meinem Herrn?“, erkundigte er sich sofort bei der blonden Ärztin. Da diese noch immer überrascht war von so viel Sturheit, kam ihre Antwort leicht verzögert. „Äh, das Fieber Ihres Herrn konnte erfolgreich gesenkt werden und auch sein Gesamtzustand  hat sich erheblich verbessert. Dennoch werde ich ihn zur weiteren Beobachtung, heute und morgen auf der Intensivstation lassen. Nur zur Vorsicht.“, teilte sie dem Butler mit und beobachtete dessen Reaktion auf ihre Worte ganz genau.   Ravens Stimme war ruhig und voller Wärme gewesen. Aufmunternd blickte sie Sebastian an welcher diese Nachricht offenkundig erleichterte. Sein Herr würde also überleben! Es ging ihm gut und er war auf dem Wege der Besserung. Was wollte er mehr? Er konnte es kaum erwarten zu seinem Herrn zu gehen und sich, von den Worten der Ärztin, selbst zu überzeugen. //So viel bedeutet ihm sein Herr also. Interessant.//, dachte Raven nachdenklich. „Möchten Sie nun zu Ihrem Herrn?“, erkundigte sich de Silver freundlich bei Sebastian. Dieser sah Raven verblüfft an. „Ich dachte die Besuchszeit ist längst vorüber?“ „Gewiss ist sie das. Aber ich als Ärztin sehe keinen Grund, warum Sie nicht zu ihrem Herrn sollten. Zumal es eh keinen Unterschied macht wo Sie sitzen und warten. Ob nun hier im Wartesaal oder im Zimmer des Jungen.“ Sie hob ihre Schultern. „Wenn Sie mir nun bitte folgen würden, Mr. Michaelis.“   Geraume Zeit später standen sie beide vor Ciels Zimmer. „Sie können nun hineingehen, Mr. Michaelis. Seien Sie wohl bitte leise, da der Junge schläft. Falls etwas sein sollte können Sie mich gerne rufen. Ich wünsche Ihnen noch eine schöne restliche Nacht.“, sprach Raven höflich und ließ Sebastian alleine.   Lautlos betrat dieser das Krankenzimmer und schloss hinter sich leise die Türe. Der Geruch von Krankheit und Medikamenten schlug ihm entgegen und er rümpfte die Nase. Diesen Geruchscocktail mochte er gar nicht. Insbesondere dann, wenn es seinen jungen Herrn betraf. Langsam, fast schon zögerlich, näherte sich Sebastians Ciels Bett. Als er dieses erreichte, zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich neben das Bett seines Herren. Schweigend glitt Sebastians Blick über Ciels Körper. Seinen jungen Herrn so bleich und kraftlos vor sich liegen zu sehen, versetzte dem Butler einen Stich und er musste schwer schlucken. //Wenigstens lebt er noch//, dachte er erleichtert. Wie von selbst strich Sebastian Ciel die verschwitzten Haare aus der Stirn. Ganz sanft liebkosten seine behandschuhten Finger die heißen Wangen seines Herrn. Diese einfache Berührung war so zart, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings und so voller Gefühl und Wärme, wie sie Sebastian nie hätte in Worte fassen können. Immer wieder strich er sanft über Ciels fiebriges Gesicht, spielte mit den weichen, schwarzen Haarsträhnen, welche diesem hin und wieder ins Gesicht fielen. Er genoss es unterschwellig, seinem Herrn so nah sein und diesen so berühren zu dürfen. In seinen Geist schlich sich der Gedanke wie zerbrechlich die Menschen doch waren und wie schwach ihre Körper. Schon die kleinste Bakterieninfektion konnte tödlich enden. Und ein einfacher Sturz führte dazu, dass Menschen bluteten oder sich anderweitig verletzten. Sein Herr machte da keine Ausnahme. Schließlich war dieser sterblich. Jetzt gerade wurde sich Sebastian dieser Tatsache mit voller Wucht bewusst. Warum gerade in diesem Moment? Vielleicht weil die Blässe der Haut und die schlanke Silhouette Ciels, welche sich unter der Krankenhausdecke abzeichnete, den Anschein von Zerbrechlichkeit perfekt machte. Warme, salzige Tropfen fielen auf die Handschuhe des Butlers. Verwundert sah er zu, wie die klaren Tropfen in den Stoff besagter Handschuhe einzogen. Erst jetzt bemerkte Sebastian, dass er weinte. Er, ein Teufel, weinte wegen einem Menschenkind! Hölle, das durfte nicht wahr sein. Plötzlich spürte er eine leichte Bewegung an seinem Frackärmel. Zwei blasse, schlanke Finger hielten ihn fest. Als Sebastian seinen Blick etwas anhob, begegnete er dem Ciels.   Geschwächt öffneten sich langsam Ciels Augen. Er musste einige Male blinzeln, bis er seine Umgebung erkennen konnte. Nicht das er sonderlich viel in diesem dunklen Zimmer gesehen hätte. Den Geruch von Medikamenten und Desinfektionsmittel nahm er als erstes wahr. //Ich bin in einem Krankenhaus.//, war sein erster klarer Gedanke an diesem Tag. Wie es schien hatte Sebastian keinen anderen Ausweg mehr gesehen und ihn einliefern lassen. Stand es denn wirklich so schlecht um ihn? Hatte Sebastian sich wirklich nicht anders zu helfen gewusst? Was hatte er? Und wo war sein Butler? Ciels Blick wanderte suchend nach links. Dort, an seiner Seite, saß Sebastian in leicht nach vorne gebeugter Haltung und blickte auf seine Hände. Der junge Earl blinzelte. Dieser Anblick bot sich ihm nicht oft. Sein sonst so selbstsicherer und arroganter Butler, wirkte in diesem Moment als wäre er der Verzweiflung nahe.  Ja, fast könnte man den Eindruck gewinnen als wäre Sebastian traurig. Ciels Stirn legte sich leicht in Falten. Was dachte er da? Sein Butler und traurig? Etwa weil er hier lag? Was für ein Blödsinn! Wie kam er nur auf so etwas? Dennoch, Sebastian so zusammengesunken sitzen zu sehen gefiel ihm gar nicht. Das passte nicht zu seinem teuflisch guten Butler. Langsam hob Ciel seine linke Hand an und bewegte diese auf seinen Butler zu. Kurz schloss der Junge seine Lider. Allein diese kleine Geste hatte ihn unendlich viel Kraft gekostet. Wie er es hasste so schwach zu sein. Schwach vor Sebastian. So hilflos. Erleichtert seufzte er, als seine Finger den Stoff von Sebastians Frackärmel umschlossen. Sofort richtete sich der Blick seines Butlers auf ihn. In diesen wunderschönen, teuflischen Augen, konnte er die Überraschung erkennen welche seine Berührung in seinem Bediensteten ausgelöst hatte. Kurz sahen sich Herr und Diener stumm an.   „Sebastian.“, durchbrach Ciel krächzend die Stille in dem Patientenzimmer. Er hörte selbst, wie schwach und leise seine eigene Stimme klang und hasste es. Der Junge mochte es nicht, seine verletzliche Seite zu zeigen. Aber im Moment hatte er keine andere Wahl. Vorsichtig wollte sich der junge Herr in seinem Bett aufsetzten, um wenigstens etwas mit seinem Diener auf Augenhöhe zu sein. Doch dieser verhinderte sein Vorhaben gekonnt und drückte den entkräfteten Jungen sanft zurück ins Bett. „Ihr solltet Euch nicht überanstrengen, junger Herr.“, wisperte Sebastian leise aber verständlich. „Wie fühlt Ihr Euch?“, erkundigte sich dieser besorgt und musterte Ciel eingehend. „Nicht gut, aber besser.“, gestand dieser kaum hörbar. Seine Stimme wollte einfach nicht so wie es Ciel gerne gehabt hätte.   Die ansonsten so geschmeidige Stimme seines jungen Herrn klang rau und dunkel. Sebastian musste leicht schmunzeln. Dieser Klang in der, sonst so hellen Stimme des Jungen, gefiel Sebastian ausnehmend gut. Es klang reifer und verruchter als seine sonstige Tonlage. Wie gerne würde er dies öfter hören. Ein leises Husten riss Sebastian aus seinen Gedanken.   Besorgt sah er seinen Herrn an.   „Braucht Ihr irgendetwas?“, erkundigte sich der Butler fürsorglich. „Wasser.“, bekam Ciel gerade so zwischen einigen Hustenanfällen heraus. Vorsichtig half der rotäugige Butler seinem Herren sich im Bett aufzusetzen. Erschöpft schlossen sich Ciels Augen. „Geht es?“, erkundigte sich Sebastian während er ein Glas mit Wasser füllte, welches auf dem Nachttisch gestanden hatte. Wortlos nahm Ciel das ihm dargebotene Wasserglas entgegen und nickte, ehe er einen tiefen Schluck nahm. Kaum benetzte das kühle Nass seine Lippen, da spürte der Junge erst wie durstig er doch eigentlich war, und leerte sein Glas in einem Zug. Endlich fühlte sich seine Kehle nicht mehr so staubig und ausgetrocknet an. Eine echte Wohltat, wie Ciel gestehen musste. „Möchtet Ihr noch ein Glas Wasser?“, fragte Sebastian liebevoll nach und sah Ciel, mit einem weichen Blick fragend an. Dieser kniff seine Augen ungläubig zusammen. Hatte er diesen Gesichtsausdruck gerade wirklich gesehen, oder spielten ihm seine Sinne einen Streich? Sebastian selbst schien dies gar nicht zu bemerken. Und selbst wenn, war dieser ein Meister darin sich zu verstellen.   Etwas verspätet nickte Ciel auf Sebastians Frage, woraufhin der Butler erneut ein Glas mit Wasser füllte und dieses seinem Herren reichte. Dieses Mal jedoch trank der junge Earl langsamer. Er genoss die angenehme Kühle des Wassers in seinem Mund und seiner Kehle. „Warum bin ich hier?“, fragte Ciel leise. Der Angesprochene sah seinen Herrn kurz an. „Woran erinnert Ihr Euch?“, beantwortete dieser Ciels Frage mit einer Gegenfrage. „Ich bin eingeschlafen nachdem du mir versichert hattest, dass du einen Weg finden willst damit es mir besser geht.“, erklärte Ciel mit noch immer leicht kratziger Stimme. Sebastian nickte sacht. „Da ich keinerlei Medizinische Kenntnisse habe und Euch unmöglich helfen konnte, empfand ich es als das Beste, wenn ich Euch in ein Krankenhaus bringe.“, erklärte Sebastian seine Entscheidung und Ciel nickte verstehend. „Und was habe ich?“, wollte er wissen während er sich zurück in die Kissen sinken ließ. Er war unglaublich müde, obwohl er doch die ganze Nacht geschlafen hatte. „Ihr habt eine schwere Lungenentzündung. Die Ärzte meinten Ihr hättet wirklich Glück gehabt das Ihr noch lebt.“, berichtete der Schwarzhaarige wahrheitsgemäß. „Verstehe.“, nuschelte Ciel leise. „Ihr solltet noch etwas schlafen, Herr. Es ist noch früh.“, meinte Sebastian der sah, wie müde Ciel war. Der junge Herr nickte nur noch leicht, ehe er zurück ins Reich der Träume glitt.   Eigentlich hatte Sebastian das Buch, welches Raven ihm am frühen Morgen vorbeigebracht hatte, lesen wollen. Doch nach einiger Zeit war der teuflisch gute Butler völlig in Ciels schlafende Gestallt versunken gewesen. Er wusste nicht zu sagen wie lange er schon seinen schlafenden Herrn betrachtete. Aber er wurde dessen Anblick nicht für eine Sekunde überdrüssig. Leise raschelte die Bettdecke als Ciel sich bewegte und anschließend seine Augen öffnete. Sofort erhob sich Sebastian von seinem Stuhl und blickte seinen Herrn erwartungsvoll an.   „Seid Ihr also endlich erwacht, Herr.“, begrüßte dieser Ciel, welcher sich verschlafen über seine Augen fuhr. „Wie spät ist es?“, wollte dieser nuschelnd in Erfahrung bringen und setzte sich, mit der Hilfe seines Butlers, etwas auf. „Es ist gerade zehn Uhr morgens.“, antwortete sein Butler auf dessen Frage, ehe er seine Hand auf die Stirn seines jungen Herrn legte, um dessen Temperatur zu fühlen. Er lächelte sacht als er seine Hand zurückzog. „Euer Fieber ist gesunken.“, teilte Sebastian erfreut mit. „Na wenigstens eine gute Nachricht heute.“, meinte Ciel leise. „Herr?“ Als Sebastian Ciel ansprach blickte er diesem genau in die Augen. Irgendwie machte der Butler einen nervösen Eindruck auf den jungen Earl. „Was ist los?“, fragte er sofort nach. Augenblicklich ging Sebastian vor Ciels Bett in die Knie und senkte dabei seinen Blick. Sein Herr ahnte bereits, was jetzt kommen würde.   „Vergebt mir Herr, ich hätte besser auf Euch achtgeben müssen. Als Euer Butler wäre es meine Pflicht gewesen, sofort zu erkennen was Euch fehlt und hätte dementsprechend handeln müssen. Es ist allein meine Schuld, dass Ihr in Gefahr geraten seid und beinahe Euer Leben verloren hättet. Ich weiß nicht wie ich diese Schuld je wieder gut machen soll, Herr. Ich würde es verstehen, wenn Ihr mich nun fortschicken würdet. Ein solch fataler Fehler, wie er mir unterlaufen ist, gehört sich nicht für den Butler der Familie Phantomhive.“   Schweigend sah Ciel auf seinen, vor ihm knienden Butler hinab. Er hatte sich bei ihm entschuldigt. Sebastians Stimme hatte so unsicher und um Verzeihung heischend geklungen. Sicher, sein Butler entschuldigte sich öfter bei ihm. Aber nie in diesem Tonfall. Leicht musste der schwarzhaarige Junge lächeln. Wie es schien machte sich Sebastian wirklich Vorwürfe wegen seinem Zustand. „Schon gut. Mach kein Drama daraus, Sebastian. Du konntest es nicht wissen. Dich trifft keinerlei Schuld. Außerdem lebe ich ja noch.“   Vorsichtig hob Sebastian seinen Blick als er Ciels Worte vernahm. Der Junge hatte nicht wütend oder kalt geklungen. Im Gegenteil. Seine Stimme war warm und freundlich gewesen. So ganz anders als sonst. „Herr?“, fragte Sebastian verunsichert nach.   „Schon gut, Sebastian ich bin nicht böse.“, meinte dieser leise und bekräftigte seine Aussage, in dem er sanft durch die Haare des Teufels strich. Hauchzart und sanft, fuhren Ciels schlanke Finger durch die weichen, schwarzen Haare Sebastians und teilten das Sonnenlicht auf diesen. Die roten Augen des Butlers weiteten sich vor Überraschung. Eine solch sanfte und beruhigende Geste, hatte Ciel ihm noch nie zukommen lassen. Und auch der Blick aus den beiden ungleichen Augen des Jungen, war weicher und freundlicher als sonst. Unbewusst schlossen sich die Rubine des Teufels und er gab sich völlig dieser Berührung hin. Er kostete diese sanften Streicheleinheiten aus, welche sein Herr ihm so unvermittelt zukommen ließ. Ja, er gab es zu. Diese kleine Geste mochte er sehr. Er genoss es, wie Ciel ihm durchs Haar strich und ihn dabei ansah. Nie würde er das sagen, aber er war sich sicher, dass sein Herr dies wohl auch so bemerkte. Und ganz gegen seine Natur, war ihm dies völlig gleich. Noch vor Stunden hatte er um das Überleben seines Herrn gebangt und nun durfte er diesem so nah sein. Sebastian fühlte sich glücklich. Eine ganz neue Erfahrung. Glücklich, weil ein Mensch ihm durchs Haar strich.   Verwundert aber leicht lächelnd, sah Ciel in das entspannte Gesicht Sebastians. Wie es schien genoss sein Butler diese Berührung sehr. //Wer hätte das gedacht?//, durchstrich ihn dieser Gedanke und ließ ihn breiter lächeln. Sebastian hatte anscheinend nichts gegen diese Art der Zuneigung. Gewiss fragte sich sein Butler, warum sein Herr ihm durchs Haar streichelte. //Ich brauche eine gute Ausrede.//, dachte Ciel. Andererseits, vielleicht fragte Sebastian ja nicht nach. Immerhin könnte er dann fragen, warum dieser seine Berührungen so offenkundig genoss. Einen Streit wollte er nicht. Nicht schon wieder. //Dieser Butler überrascht mich immer wieder aufs neue.//, dachte er und grinste leicht. „Hast du dich nun etwas beruhigt?“, fragte Ciel leise und ließ seine Hand wieder sinken.   Sofort als Ciel aufhörte ihm durch seine Haare zu streichen, erhob sich Sebastian wieder. „Ja.“, kam es leise von dem Rotäugigen, welcher den Blick noch immer gesenkt hatte. Das würde ihm auch noch fehlen wenn Ciel sah, das er leicht rot geworden war.   Zu seiner eigenen Überraschung bemerkte Sebastian, dass sein junger Herr davon absah ihn darauf anzusprechen, warum er nichts gegen diese Art der Berührung einzuwenden hatte. Der teuflisch gute Butler kam nicht umhin diesem dafür dankbar zu sein. Denn eine zufriedenstellende Antwort hatte er nicht parat. Ja, Sebastian wusste nicht warum er dies zugelassen hatte. Nicht mal warum er diese Geste überhaupt genossen hatte. „Was ist nur los mit mir?“, fragte sich der Teufel sehr leise selbst, so das Ciel dies nicht mitbekam.   Leise klopfte es an der Türe zu Ciels Krankenzimmer und holte Sebastian aus seinen Gedanken. Ohne eine Antwort abzuwarten betrat der Besucher das Zimmer. „Guten Morgen zusammen. Wie fühlen Sie sich, Ciel?“, erklang die gutgelaunte Stimme von Doktor de Silver. Freundlich lächelte sie den Jungen und seinen Butler an.   Fragend hob sich eine von Ciels Augenbrauen. „Und Sie sind?“, fragte er kühl nach. „Mein Name ist Doktor Raven de Silver. Sagen Sie einfach Raven oder Dr., das machen alle meine Patienten so.“ „Sie sind also meine Ärztin?“, erkundigte sich Ciel und ergriff die ausgestreckte Hand, welche Raven ihm zur Begrüßung gereicht hatte. „Ganz recht, Ciel. Aber bitte unterlasst das Siezen, Sie können mich ruhig duzen.“, bot die Blonde an und lächelte den Jungen vor sich warm an. Sebastian räusperte sich leise und de Silver sah diesen fragend an. „Ich würde es begrüßen, wenn Sie meinen jungen Herrn etwas respektvoller ansprechen würden.“, meinte dieser streng. Abschätzend sah die blonde Ärztin den Butler an. „Nun, Mr. Michaelis, ich denke das es Ihrem Herrn und mir eine Menge Zeit erspart, wenn ich auf gewisse Höflichkeitsfloskeln verzichte. Oder bestehen Sie wirklich darauf, dass ich Ellenlange Adelstitel herunterbete, ehe ich mit meiner Visite beginnen kann?  Ich weiß nicht wie es in Ihrem Berufsstand aussieht, Mr. Michaelis, aber bei meinem Beruf kommt es auf jede Sekunde an, wenn ich ein Leben retten will. Also, würde ich es begrüßen wenn ich nun meiner Arbeit nachkommen könnte, ohne dass Sie einen weiteren Zwischenkommentar, bezüglich meiner Umgangsformen, einwerfen würden.“, versetzte Raven. Ihr Ton war zwar weiterhin höflich gewesen, aber ihre Stimmlage war deutlich abgekühlt. Erheitert, weil es nur wenigen gelang Sebastian Verbal an die Wand zuspielen, grinste Ciel und sah seinen Butler amüsiert an. Dieser jedoch bedachte die junge Ärztin mit einem strengen, abschätzigen Blick. Doch er machte keinerlei Anstalten, Raven erneut zu tadeln. Er deutete mit einer großzügigen Geste an, dass sie weiter machen könne. Ein leichtes Grinsen huschte über seine Lippen, welches de Silver nur Augenbrauen hebend quittierte.   Nun wieder ihr Geschäftslächeln aufsetzend, wandte sie sich wieder Ciel zu, welcher sie durchdringend musterte. „Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich Sie jetzt gerne untersuchen.“, meinte sie freundlich zu dem jungen Earl und wartete geduldig auf dessen Antwort. Schweigend nickte dieser. Nach gut fünf Minuten war Raven bereits fertig mit ihrer Visite. „Wie erfreulich, Ihr Fieber ist gesunken.“ „Wann kann ich hier raus?“, kam es direkt von Ciel. Er hatte keine Zeit hier im Krankenhaus zu liegen.  Zuhause wartete ein ganzer Berg an Arbeit, welchen er noch abarbeiten musste. Nachdenklich blickte sie den Jungen vor sich an. „Nun ja, das hängt von Ihrem Genesungsfortschritt ab. Solange Sie noch Fieber haben, werden Sie nicht entlassen. Zu riskant. Vielleicht noch vier Wochen?“   Ungläubig sah Ciel seine Ärztin an. „Meinen Sie das ernst? Ich kann nicht vier Wochen hier herumliegen. Zuhause wartet noch Arbeit auf mich.“ „Sie könnten auch vor der Zeit gehen, allerdings liegt dann das alleinige Risiko bei Ihnen. Ich rate dringend wenigstens zu warten, bis das Fieber vollständig abgeklungen ist. Ansonsten kann ich nicht garantieren, dass Sie keinen Rückfall erleiden. Und bei allem Respekt, Ciel, ich weiß nicht ob Sie dem Tod erneut ein Schnippchen schlagen können. Das erste Mal war schon recht knapp. Nur weil Euer Butler so schnell eingegriffen hat lebt Ihr überhaupt noch.“ „Ja, das habe ich bereits gehört. Aber mir geht es doch gut.“, ereiferte sich Ciel.  Er sah überhaupt nicht ein im Krankenhaus zu bleiben. „Ihnen geht es wegen der Medikamente gut. Sobald diese Abgesetzt werden, dürften Sie wieder Schmerzen haben.“, gab Raven zu bedenken und sah Ciel streng an. „Ich entlasse Sie vorerst nicht.“, ihr Ton machte Ciel nur zu deutlich das eine weitere Diskussion zwecklos war. Murrend gab sich dieser geschlagen. Zufrieden nickte Raven als sie sah das Ciel, wohl notgedrungen, auf sie hören würde. „Übrigens, ich habe Ihre Tante verständigt. Sie ist auf dem Weg hierher und dürfte jede Minute hier eintreffen.“, berichtete de Silver.   Leise stöhnte Ciel auf. Das durfte nicht wahr sein. Seine Tante und womöglich auch noch Lizzy, wollten zu Besuch kommen? War er nicht krank und brauchte angeblich Ruhe? Das konnte er aber vergessen wenn seine Verlobte zu Besuch kam. Unbewusst blickte Ciel zu Sebastian welcher wohl ähnliche Gedanken hegte, wenn der Earl nach dem Gesichtsausdruck seines Vertrauten ging. Raven lachte leise und Ciel warf ihr einen bösen Blick zu. Gelassen erwiderte sie diesen. „Bevor ich es vergesse. Hier, eine Augenbinde für Euer rechtes Auge. Zwar haltet Ihr  dieses die ganze Zeit geschlossen, aber man weiß ja nie. Nur zur Vorsicht. Wir wollen ja nicht, dass Eure Tante einen Schock erleidet. Was meint Ihr, Zerberus?“   Bei dieser Frage hatte sich Ravens Tonlage deutlich verändert. Ihre Stimme hatte kühl und sachlich geklungen, während sie mit Ciel redete. Fragend blickte sie dem Jungen ins Gesicht und legte ihm die Augenbinde auf das Nachtschränkchen. Gerade wollte der Gefragte zu einer entsprechenden Erwiderung ansetzen, als er eilige Schritte vernahm, welche sich seinem Zimmer näherten. „Ich schlage vor, das Ihr Euer Gespräch mit dem Fräulein Doktor auf einen späteren Zeitpunkt verschiebt, Herr.“, sagte Sebastian während er seinem Herrn eilig die, von Raven bereitgelegte, Augenbinde umband. Keine Sekunde zu früh, denn gerade als der Butler den Knoten festzog, öffnete sich schwungvoll die Türe zum Zimmer.   „Cieeel!“ Bei diesem Aufschrei sträubten sich augenblicklich Ciels Nackenhaare. Diese hohe, quietschende Stimme kannte er nur zu gut. An Sebastians schadenfrohes Kichern erkannte er, das sein Butler seine Reaktion äußerst spaßig fand. „Du elender…“, setzte Ciel an seinem Butler eine Gemeinheit an den Kopf zu werfen, als er unterbrochen wurde. Ein hübsches, junges Mädchen von 14 Jahren, mit blonden Locken und dunkelgrünen, Jadefarbenen Augen, umarmte ihn stürmisch und drückte ihn. „Elisabeth.“, keuchte Ciel weil er kaum noch Luft bekam. „Du sollst mich Lizzy nennen.“, kam die prompte Erwiderung von seiner Verlobten. „Elisabeth! Was ist das für ein  ungehöriges Benehmen? Sofort lässt du Ciel los!“ Dieser strenge Befehl ließ Lizzy zusammenzucken. Nur widerwillig ließ sie von ihrem geliebten Verlobten ab und fügte sich dem Befehl ihrer Mutter. „Ciel, mein Junge, wie geht es dir?“, erkundigte sich seine Tante bei ihm und sah ihn besorgt an. Nur selten ließ sie ihre strenge Fassade bröckeln und zeigte sich so liebevoll. „Es geht mir gut verehrte Marquise von Midford. Ich bedaure, dass ich Euch Sorgen bereitet habe.“ „Also wirklich Ciel, wie konnte das nur passieren?“, fragte Frances und musterte ihren Neffen von oben bis unten. „Geht es dir gut Ciel?“, fragte nun auch Lizzy und setzte sich zu diesem. Am liebsten hätte sie sich auf sein Bett gesetzt, aber das traute sie sich in Gegenwart ihrer strengen Mutter nicht. Also begnügte sie sich mit einem Stuhl, welchen Sebastian ihr an Ciels Bett zurechtrückte. „Danke Sebastian.“, bedankte sich Lizzy bei dem Butler und schenkte diesem ein freundliches Lächeln. Sebastian erwiderte dieses und verbeugte sich leicht ehe er zurücktrat. „Nur eine Lungenentzündung.“ ,beschwichtigte Ciel seine Familie. „Nur eine Lungenentzündung? Butler, hättest du das nicht eher bemerken und meinen Neffen vor einem Krankenhausaufenthalt bewahren können?“, fragte Frances streng und blickte Sebastian strafend an. Dieser senkte leicht den Blick. „Verzeiht, verehrte Marquise. Ich habe den Zustand des jungen Herrn unterschätzt. Ich dachte er hätte eine einfache Erkältung“. „Das ist inakzeptabel, Butler“. Sebastian verbeugte sich. „Da stimme ich Euch zu.“, meinte er leicht zerknirscht. „Aber, Tante. Woher hätte Sebastian das wissen sollen? Er ist immerhin mein Butler und kein Arzt.“, versuchte Ciel Sebastian zu verteidigen, was dieser verwundert aber auch dankbar bemerkte. „Kein aber, Ciel. Er, als dein Butler ist für dich verantwortlich. Er hätte es wissen müssen. Zumindest als er diese komischen Atemgeräusche wahrnahm, welche du von dir gibst.“   Uh, da konnte der junge Lord nicht widersprechen. Sebastian hätte es auffallen müssen. Aber den Grund warum dies nicht der Fall gewesen war, konnte Ciel schlecht nennen. „Ich hatte Streit mit meinem Butler, warum ich noch am Leben bin.“, ja das war wahrlich nicht das Gesprächsthema, über welches er mit seiner Tante, oder sonst wem, reden wollte und konnte. Also schwieg er zu diesem berechtigten Vorwurf. //Das wird noch Konsequenzen haben, Butler.//, dachte die Marquise bei sich, und funkelte Sebastian aus ihren Augen bedrohlich an. Dieser Butler würde es noch bitter bereuen, dass er nicht auf ihren Neffen, den zukünftigen Mann ihrer Tochter, aufgepasst hatte. Dafür würde sie schon Sorge tragen.   „Na, na. Ich finde Ihr solltet nicht allzu streng mit dem Butler ins Gericht gehen, Marquise Midford. Euer Neffe hat ganz recht, wisst Ihr. Eine entstehende Lungenentzündung und eine Grippe sind im Anfangsstadium kaum voneinander zu unterscheiden. Selbst einige Allgemeinmediziner haben damit ihre Probleme.“, mischte sich Raven in die Unterhaltung ein. Frances Kopf bewegte sich in de Silvers Richtung und als sie die junge Ärztin erblickte, erhob sie sich von ihrem Stuhl, um diese zu begrüßen. „Raven de Silver. Welch freudige Überraschung Sie hier anzutreffen. Sind Sie die Ärztin meines Neffen?“, erkundigte sie sich freundlich und sichtlich erfreut, die blonde junge Frau zu sehen.  Raven lächelte leicht. „Ja in der Tat. Sofort als ich den Namen des Jungen erfuhr, wusste ich wessen Neffe er ist. Es freut mich sehr, Sie und Ihre Tochter wohlauf zusehen, verehrte Marquise Midford. Ich hoffe, Ihrem Sohn und dem wehrten Herrn Gemahl geht es auch gut?“, erkundigte sie sich höflich. „Wir können nicht klagen, Doktor. Ach, da bin ich aber erleichtert das Sie die Zuständige Ärztin von Ciel sind.“ „Natürlich. Doktor Dulles würde es mir nie verzeihen wenn ich es zuließe, dass irgendein anderer Arzt Hand an ihren geliebten Neffen legte.“, erwiderte Raven und sah bei ihren Worten bedeutungsvoll zu ihrem Patienten, welcher sie überrascht anblickte. „Ihr kanntet Madame Red?“ ,fragte dieser sichtlich verwundert und blickte von Dr. de Silver zu seiner Tante Frances. „Wusstest du das nicht, Ciel? Angelina und Doktor de Silver haben des Öfteren zusammengearbeitet. Wenn Angelina mal  wegen eines Notfalles nicht im Hospital war, hat Doktor de Silver für sie die Vertretung gemacht. Sie ist eine ausgezeichnete Ärztin. Selbst ihre Majestät die Königin, lässt nach ihr schicken. Bei ihr bist du in den besten Händen, Ciel.“, erklärte die Marquise.   Verlegen sah Raven bei dieser Beschreibung leicht zur Seite. „Ich habe Ihre Tante sehr geschätzt, Earl Phantomhive. Sie war eine begabte Ärztin. Wirklich eine Schande, dass sie auf so brutale Art und Weise aus dem Leben scheiden musste. Die Zusammenarbeit mit Dr. Dulles fehlt mir. Sie war ein warmherziger, offener Mensch. Wenngleich ihre Schattenseite ebenso düster und Blutverschmiert war, wie die so mancher adligen Familie.“ Bei dieser Anspielung sah sie erst Ciel und danach Sebastian vielsagend an. „Worauf wollen Sie hinaus?“, erkundigte sich der Junge nun wachsam, doch ehe Raven zu einer Antwort ansetzen konnte, kam ihr jemand anderes zuvor. „Doktor de Silver.“, ermahnte die Marquise streng. Die Angesprochene hob nur abwehrend ihre Hände. „Sagt bloß Ihr fühlt Euch angesprochen, Marquise Midford?“, fragte Raven mit gespielter Überraschung scheinheilig nach.   Ciel entging dieses Verhalten keineswegs und während sich seine Ärztin ausgelassen mit seiner Tante unterhielt, wurde für den jungen Earl die Sache immer klarer. Doktor de Silver wusste über die Funktion seiner Familie bestens Bescheid. Und das sie eine Bekannte, wenn nicht gar eine Freundin, von Madame Red gewesen war, konnte kein Zufall sein. „Ich fürchte, ich muss Sie und Ihre Tochter an die frische Luft setzen, Marquise.“, erklang es bedauernd von Raven, nachdem diese einen flüchtigen Blick auf ihre Uhr geworfen hatte. „Was, warum?“, fragte Lizzy welche nicht gewillt war, sich jetzt schon von ihrem Verlobten trennen zu müssen. Verständnisvoll wurde die junge Lady angesehen. „Weil es Zeit für meine Visite ist und das Mittagessen gleich serviert wird. Wenn Ihr und eure Frau Mutter mögen, können sie Beide sich in unsere Cafeteria begeben und dort etwas essen. Wenn Sie fertig sind spricht nichts dagegen, wenn Sie Ihrem Verlobten einen weiteren Besuch abstatten.“, erklärte Raven freundlich und lächelte Lizzy aufmunternd an. „Das klingt gut. Ich glaube, wir nehmen dieses Angebot dankend an.“, bestimmte Lizzys Mutter. „Das freut mich. Der Kuchen ist ganz exquisite.“, pries de Silver an und die beiden Frauen machten sich auf den Weg. Als sich die Türe von Ciels Krankenzimmer hinter den beiden schloss, erlosch das warme Lächeln auf Ravens Lippen und sie wandte sich zu Ciel und Sebastian um.    „Ihr seid also eine Freundin meiner verstorbenen Tante“. Bedächtig schüttelte Raven ihr Haupt. „Nein. Freundin…das wäre zu viel gesagt. Wir waren  Kolleginnen. Ich fand Ann sympathisch, das änderte sich selbst dann nicht, als ich herausfand das sie Jack the Ripper war.“ „Ihr wusstet es?“ Selbstgefällig sah Raven den Jungen an und hob ihre Schultern. „Und? Du wusstest es doch auch… nach einiger Zeit.“ „Ich jedoch habe sie aufgehalten. Ihr hingegen habt sie weiter morden lassen.“, ereiferte sich Ciel und blickte seine Ärztin kalt an. Warum sollte er es leugnen? Doktor de Silver wusste doch eh Bescheid. Da konnte er auch mit offenen Karten spielen. „Weil ich den Schmerz deiner Tante kannte. Ihre Wünsche, ihre Sehnsüchte. Ich habe die Seele in ihrem Inneren schreien hören, Ciel. Du nicht. Und wer bin ich, dass ich über andere richte? Um die Einmischungen der Unterwelt in das öffentliche Londoner Leben zu unterbinden, gibt es doch den Wachhund der Königin. Das bist du. Warum also sollte ich etwas unternehmen, wenn dies doch offenkundig dein Job ist?“, fragte sie kalt nach und ließ nun sämtliche Höflichkeiten bei Seite. Da konnte der junge Herr nicht widersprechen. Genau für solche Fälle existierte der Wachhund. Existierte er.   Freudlos lachte Ciel auf. „Zerberus. Der Wachhund zum Eingang der Hölle. Welch passende Umschreibung von Sebastian und mir. So hat mich auch noch niemand genannt“. „Nun, es dürften wohl auch nicht allzu viele Bescheid wissen.“, entgegnete Raven. „Warum?“, verlangte Ciel zu wissen und sah seine Ärztin wachsam an. Diese jedoch seufzte und strich sich leicht durch ihr blondes Haar. „Ich gedenke mit offenen Karten zu spielen, Earl…zumindest im Moment. Deine Tante weiß doch garantiert, dass du der Wachhund der Königin bist, aber weiß sie auch, dass du die Beute des Teufels, deines Butlers, bist? Dies wage ich zu bezweifeln.“ „Und nun glaubt Ihr allen Ernstes das wir Euch am leben lassen?“, fragte Ciel kalt. Raven lächelte überheblich. Ihre himmelblauen Augen hatten einen heimtückischen Glanz bekommen. Jedoch machte sie keinerlei Anstalten irgendetwas zu sagen oder zu machen. //Noch nicht.//, dachte Raven bei sich.   Abschätzend blickte Sebastian die junge Frau an. Sie schien nicht im Geringsten besorgt um ihre Sicherheit und ihr Leben. Obwohl sie nun einem Teufel von Angesicht zu Angesicht gegenüber stand, konnte der Butler keine Angst bei ihr riechen. Dabei musste ihr doch klar sein, das sie gegebenenfalls nicht mit dem Leben davon kam. Wenn Ciel ihm den Befehl gab würde er diese Frau töten. Schnell und sauber. Er hätte damit kein Problem und sah fragend zu der einzigen Person, die nun über Leben und Tod dieser Ärztin bestimmen konnte. Doch Ciel hielt ihn mit einem Blick davon ab, sich auf die Blondine zu stürzen und kurzen Prozess mit ihr zu machen. Nun gut, wie es schien wollte sein junger Herr Dr. de Silver lebend.   „Woher weißt du, dass ich der Wachhund bin? Und woher weißt du das mit Sebastian?“, verlangte Ciel zu wissen und ließ nun selbst jede Höflichkeitsfloskeln beiseite. Süffisant lächelte Raven. „Die zweite Frage ist leicht zu beantworten, du weißt es bereits.“, versetzte Raven, und lehnte sich gelassen an die linke Zimmerwand. „Ihr habt das Vertragssymbol gesehen.“, vermutete Sebastian und sah sie aufmerksam an. „Exakt, Butler.“, bestätigte Raven gutgelaunt.  „Du bist nicht der erste Teufel, welchem ich begegne. Vor dir und deinem Herrn habe ich schon einmal ein, Diener- Herr Gespann kennen gelernt. Sofort als du mit deinem Herrn auf dem Arm vor mir standest, wusste ich Bescheid. Du jedoch bist der Erste, welcher seinen Herren so sehr beschützt und ergeben ist. Du warst aufrichtig besorgt um den jungen Earl. Das fand ich faszinierend. Und finde es noch.“ Sie hob ihre Schultern. „Die erste Frage beantwortet sich von selbst. Ich bin Ärztin und komme mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt. Da hört man so das ein oder andere. Auch über dich.“ „Du meinst Kontakte aus der Unterwelt.“, präzisierte Ciel lauernd. Er hatte also recht mit seiner Vermutung. Die Ärztin bewegte sich mit Sicherheit nicht nur im Öffentlichen Leben. Er hätte seine Villa verwettet, dass sich Raven auch im Schatten bewegte. Nur leider konnte er es ihr nicht beweisen. Noch nicht. Aber selbst wenn, solange sie sich nicht Sicherheitsbedrohlich einmischte, konnte es ihm eigentlich egal sein, was für Kontakte sie, wo auch immer, hatte.   Raven jedoch lächelte zuckersüß. „Habe ich das gesagt?“, fragte sie lieblich und sah ihren Patienten gespielt überrascht an. „Th, nein. Ich vermag jedoch zwischen den Zeilen zu lesen“. „Ah, ist das so? Na, dann muss ich mich ja doch auf die Hut begeben, wenn ich dir etwas berichte. Welch beeindruckendes Talent.“ ,erwiderte Raven leicht herablassend und spöttisch. „Wenn du nicht Acht gibst, zeige ich dir mal mein Talent als Schütze.“, warnte Ciel mit stechendem Blick. Raven gluckste amüsiert und erwiderte den Todesblick gelassen.  „Ich habe keinerlei Probleme mit dir. Und wenn es nach mir ginge könnte dies auch so bleiben. Du kommst mir nicht ins Gehege und ich nicht dir. Wie klingt das?“  „Tz, wenn du das wirklich wolltest hättest du einfach nur schweigen müssen. Doch dies hast du nicht getan, du hast mich ganz offen auf die Sache mit dem Vertrag und der Unterwelt angesprochen. Du wusstest ganz genau was du tust. Also, was versprichst du dir davon?“   Ciel hatte ruhig gesprochen. Doch in seinen Worten und seinem Blick lag eine unglaubliche Kälte und Abgebrühtheit, wie sie Raven sonst nur bei erwachsenen Ganoven sah. „Hm, vielleicht langweile ich mich einfach nur?“ „Aus Langeweile riskiert Ihr Euer Leben?“, vergewisserte sich Sebastian. „In der Tat. Außerdem, sterbe ich jetzt eh nicht.“, meinte sie zuversichtlich. „Ach nein?“ „Nein, Butler. Wenn dein Herr dies wollte, hätte er es längst tun können. So wie ich bei ihm. Aber dein Herr lebt. Ich habe ihn nicht umgebracht… auch wenn ich es gekonnt hätte.“ Raven lächelte amüsiert. „Kann es sein das du mich, trotz allem was du über mich weißt, dennoch unterschätzt?“, fragte Ciel. „Oh, keines Wegs. Ich weiß wozu du im Stande bist. Darum achte ich dich und behandle dich nicht wie ein Kind, sondern wie einen gleichberechtigten Partner.“ „Einen Partner?“, fragte er skeptisch nach. „Einen Partner wofür?“ Sie lächelte nur. „Such es dir aus, junger Phantomhive“.   Lange sahen sich Ciel und Raven an. Er blickte in amüsiertes Himmelblau, während sie in kaltes, abschätzendes Dunkelblau sah. Mit einem Mal stand Sebastian neben der jungen Ärztin und sah dieser in die himmelblauen Augen, als diese sich fragend zu ihm wandte. Sie erwiderte den stechenden, einschüchternden Blick des Teufels gelassen und sah in violette  Augen, deren Pupillen zu Schlitzen verengt waren und sie an eine Katze erinnerten. Oder aber an ein, sich auf der Jagd befindendes Raubtier.   Die Stimme des Butlers war kalt und schneidend als er diese erhob. Keine erkennbare Emotion schwang in seinen Worten mit. Nur diese unterschwellige Bedrohung welche von ihm ausging, ließ er die junge Ärztin zu deutlich spüren, während er leise aber vernehmlich wisperte: „Sie werden es niemanden sagen. Falls doch, werde ich kommen und Sie langsam und qualvoll töten. Und egal wo Sie sich auf diesem Planeten verstecken mögen, egal wie lange es dauern sollte, ich werde Sie finden. Verlassen Sie sich darauf und dann, Doktor, gehört Ihre Seele mir. Nichts und Niemand könnte Sie vor mir Schützen.“, warnte Sebastian leise Raven.    „Ich lasse mir nicht drohen, Teufel. Und lass es dir gesagt sein: Ich fliehe nicht. Ich weiche einem Kampf nicht aus und ich pflege nicht die Angewohnheit, mich wie ein feiger Wurm zu verstecken, oder auf Knien um Gnade zu betteln.“, zischte sie leise und ebenso kalt wie er. „Mal ganz davon abgesehen, wer würde mir auch schon glauben?“, fragte sie mit gehobener Augenbraue. „Wenn Ihr dies als Drohung sehen wollt, könnt Ihr dies gerne tun. Ich jedoch gedenke Euch zu warnen, Doktor. Wenn ich Euch bedrohe sieht das anders aus. Glaubt mir.“, versicherte Sebastian und bleckte wie nebenbei seine Reißzähne. //Und wie das eine Drohung ist.//, dachte sich Raven und raufte sich durch ihr kurzes, blondes Haar.  Ciel hatte sich aus diesem Gespräch herausgehalten. Jedoch schien sein Butler so wie er zu denken: Diese de Silver könnte noch mal von Nutzen sein.  Ansonsten hätte Sebastian mit ihr kurzen Prozess gemacht.  Es konnte Vorteile haben, dass sie Bescheid wusste. Raven war Ärztin. Damit taten sich ganz neue Möglichkeiten für ihn auf, wenn er zukünftig in einem Fall ermittelte. Und weder er noch Sebastian, mussten sich vor ihr verstellen.   Plötzlich wurde die Zimmertüre aufgerissen und eine junge Schwester, in blutverschmierter Kleidung, stürzte hinein. Sofort gehörte ihr die gesamte Aufmerksamkeit. „Doktor de Silver! Kommen Sie schnell, es gab einen furchtbaren Droschkenunfall. Einem Insassen wurde dabei mehrere Finger abgerissen!“, rief sie panisch. „Ach daher das ganze Blut. Und ich dachte du hättest jemanden zur Ader gelassen.“, witzelte Raven makaber und völlig unangebracht. „Was?“, fragte die Schwester auch verständnislos. „Ich komme ja schon! Macht den OP fertig!“, gab Raven die Anweisungen. Ein letztes Mal blickte sie über ihre Schulter hinweg auf die beiden Männer. „Wenn die Herren mich nun bitte entschuldigen würden. Ich habe noch Patienten, welche meiner dringenden Aufmerksamkeit bedürfen.“, sagte Raven wieder ganz im sanften Tonfall und verließ, gutgelaunt, Ciel und Sebastian.   „War es klug sie laufen zu lassen, Herr?“ „Sie könnte noch nützlich sein, Sebastian. Und sollte sie wirklich Ärger machen…“ Ciel ließ diesen Satz zwar unvollendet, sah Sebastian aber vielsagend an. Der Butler verstand sofort und auf seine Lippen schlich sich ein dämonisches Lächeln. „Yes, my Lord.“ ,bestätigte Sebastian den unausgesprochenen Befehl seines Herrn.      Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)