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Misfits: Kreuzdame

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von

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Lukas - Wieder Zuhause Pt. 1

Ich hatte schon vergessen, wie nervig packen sein konnte. Besonders, wenn man nicht nur alleine, sondern mit Mutter und Schwester über die gesamten Weihnachtsferien weg fuhr. Meiner Meinung nach war es das Beste, was ich tun konnte. Abstand zu all dem Chaos hier zu suchen, obwohl ich es mittlerweile sogar ein wenig auf die Reihe bekam Ordnung in meine Gedanken und Gefühle zu bringen. Ich war mir ganz sicher, dass ich Gaara vermisste und immer noch starke Gefühle für ihn hegte, doch ich war mir ebenso sicher, dass ich mich nicht weiter von ihm verletzen lassen wollte. Somit schwebte ich zwischen diesen beiden Seiten, dem Reden und Vergeben und dem Ignorieren und Vergessen und wusste nicht, welche die Richtige war. Vielleicht würde es mir noch klar werden, wenn ich eine Weile darüber nachdachte. Erst einmal freute ich mich darauf Simon und Lynn wieder zu sehen. Auf den Rest meiner Familie freute ich mich nicht übermäßig, besonders meine Großmutter wollte ich nicht wieder sehen. Eigentlich mochte ich meine gesamte Familie und es war immer lustig, wenn alle zusammen waren, doch nun... meine Mutter wollte, dass ich ihnen erzählte, dass ich homosexuell war. Und darauf hatte ich absolut gar keine Lust.
 

Dementsprechend schlecht gelaunt war ich auf der gesamten Autofahrt. Düster blickte ich aus dem Fenster hinaus, hörte über beide Kopfhörer Musik und wurde erst wieder fröhlicher, als ich eine SMS von Simon erhielt, in der er mir mitteilte, wie sehr er sich auf mich freute. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und schließlich packte auch mich die Vorfreude auf meine Freunde und übertraf meine Unlust. Als wir am Abend endlich ankamen, wurden wir bereits von der Mutter meiner Mutter erwartet. Leider würden wir ausgerechnet bei dir die Weihnachtsferien verbringen. Ich hatte bereits mehrmals versichert, dass ich zwischendurch auch einige Nächte bei Simon bleiben würde, ansonsten müssten sie mich in einem Sarg zurück nach Berlin verfrachten. Meine Großmutter war eine faltige, kleine Frau mit schneeweißen Haaren und strengen Gesichtszügen. Obwohl sie bereits ein hohes Alter erreicht hatte, war sie immer noch topfit und mein Vater hatte immer Scherze darüber gemacht, dass sie uns alle überleben würde. Mit ihm zusammen war es bei ihr immer erträglicher gewesen, weil er stets einen lustigen Spruch auf den Lippen hatte. Mit ihm würde es mir auch einfacher fallen meiner Familie von meiner sexuellen Neigung zu erzählen. Erst mal konnte dies jedoch warten.
 

„Milena, da seid ihr ja endlich, ich habe das Abendessen bereits fertig“, begrüßte sie meine Mutter. Seufzend blies sie sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht, schleppte ihren Koffer schwerfällig ins Haus hinein. Auch Alex und ich folgten mit unseren Taschen, doch als wir alles im Wohnzimmer fallen ließen, wurden wir dafür sofort getadelt. Der Boden könnte schließlich davon kaputt gehen.

„Wie auch immer das passieren soll“, flüsterte ich Alex zu und sie kicherte leise.

„Lukas und Alex müssen sich ein Zimmer teilen“, sagte Oma und scheuchte uns zu den beiden Gästezimmern, die sich im zweiten Stock befanden. Wir trugen unsere Taschen hoch und ich ließ mich sogleich auf eines der beiden Betten fallen. Unser Zimmer war nicht sonderlich groß. Zwischen den Betten stand ein Nachttisch, gleich vor dem Fenster. Es gab nur eine Kommode und gerade genug Platz, dass wir ein paar Schritte machen konnten. Für die Ferien würde es reichen.
 

„Wirst du es machen?“, fragte Alex, während sie sich frische Klamotten aus ihrer Tasche kramte. Für die Autofahrt hatte sie eine graue Jogginghose getragen, ihre herbstbraunen Haare locker hoch gebunden, geschminkt hatte sie sich ebenfalls nicht.

„Was?“, fragte ich, den Blick starr gegen die Decke gerichtet. Obwohl ich mir schon denken konnte, worauf Alex hinaus wollte.

„Na, was wohl... ihnen sagen, dass du schwul bist.“

„Ich weiß es nicht“, murmelte ich. „Ist das denn so wichtig, dass ich es breit verkünden muss? Ich kann doch einfach lieben, wen ich will. Spätestens, wenn ich den Mann fürs Leben gefunden habe, wissen sie Bescheid. Warum jetzt so ein Drama daraus machen?“

„Ich weiß, was du meinst“, seufzte Alex. Sie zog sich bis auf die Unterwäsche aus, kleidete sich dann neu ein, in eine enge Jeggings und einen weiten Baumwollpullover. „Das ist auch meine Meinung, aber... ich wette, sie würden es gerne wissen. Es ist immer noch etwas Ungewöhnliches homosexuell zu sein. Und ich glaube, es wird auch noch einige Jahre dauern, bis es nicht mehr als Ungewöhnlich angesehen wird.“

„Wahrscheinlich hast du Recht...“
 

Das änderte jedoch nichts daran, dass ich absolut keine Lust darauf hatte es ihnen zu erzählen. Für heute musste ich darüber ohnehin keine Gedanken machen. Oma rief uns säuerlich zum Abendessen herunter, weil wir uns zu viel Zeit ließen. Bei ihr galten noch die Regeln, dass man das Essen komplett leer machen musste, danach halfen wir beim Abwasch – sie besaß keine Spülmaschine – mussten unsere Betten beziehen und uns von ihr anhören, dass wir am letzten Tag vor unserer Abreise das gesamte Zimmer von oben bis unten putzen müssen. Danach bemängelte sie mal wieder, dass meine Haare zu lang wären. Ich war mehr als nur froh, als ich eine SMS von Simon bekam, in der geschrieben stand, dass er sich mit ein paar Freunden bei Genesis treffen wollte und mich einlud mitzukommen. Sogleich zog ich mich an, verabschiedete mich von meiner Familie und floh regelrecht, erst einmal zu meinem besten Freund, da ich den Weg zu Genesis nicht mehr in Erinnerung hatte.
 

Kaum, da ich geklingelt hatte, sprang die Tür und Simon stand mit einem breiten Grinsen auf seinem unverschämt gutaussehenden Gesicht vor mir. Seine schwarzen Haare lagen verwuschelt auf seinem Kopf und in seinen tief braunen Augen glänzte die Freude.

„Endlich bist du da!“ Wir umarmten uns zur Begrüßung. „Lass uns sofort los gehen, die Anderen sind schon alle bei Genesis.“ Er wandte sich der offenen Tür zu und rief lauthals, dass er nun gehen würde. Von seinem Vater kam ein 'Okay' zurück, dann schloss Simon die Eingangstür und gemeinsam gingen wir los.
 

„Wird Lynns Freund auch da sein?“, fragte ich.

„Ich schätze schon“, seufzte Simon. Mir fiel auf, dass er nicht mehr so wütend klang wie vorher, eher trübselig. Vielleicht hatte er langsam angefangen zu akzeptieren, dass Lynn mit einem Anderen zusammen war. „Das größte Problem ist, dass er total nett ist.“

„Das ist ein Problem?“, wunderte ich mich.

„Ja, ich wünschte, ich könnte ihn einfach hassen, aber... ich hab dir doch schon in den Herbstferien gesagt, dass er zu Lynn passt und ihr gut tut.“

„Ich kann dich verstehen“, murmelte ich.

„Ist Gaara jetzt eigentlich mit dieser Tussi zusammen?“

„Weiß ich nicht.“ Ich zuckte die Schultern und seufzte schwer. „Ich möchte auch nicht darüber reden.“
 

Damit war das Thema vorerst abgeschlossen. Nur kurze Zeit später standen wir von Genesis' Haus, dem man bereits von außen ansehen konnte, dass drinnen die Hölle los war. Dumpf klangen die Geräusche einer Party zu uns, erinnerten mich schmerzhaft an die vielen Partys in Gaaras Haus. Stumm verzog ich den Mund, versuchte diese Gedanken zu verdrängen. Schließlich war ich genau deswegen hier, um Gaara und das ganze Chaos mal für zwei Wochen zu vergessen, mich mit alten Freunden zu treffen und andere Zeiten aufleben zu lassen. Als ich noch nicht unglücklich verliebt gewesen war. Uns wurde die Tür von Genesis selbst geöffnet. Mir fiel auf, dass ich sie wirklich lange nicht mehr gesehen hatte, doch das hielt sie nicht davon ab mich mit einer Umarmung zu begrüßen. Vom Körperbau her war sie eher schmächtig, hatte jedoch einen großen Busen aufzuweisen, der einem nicht weiter auffiel, da sie einen lockeren Pullover als Oberteil trug. Ihre Hose war bunt und weit, passend zu ihrer Hippie – Erscheinung, welche von ihren Dreadlocks komplementiert wurde. Ihre Dreads waren dünn und in verschiedenen Farben, reichten ihr bis zum Hintern. Aus ihrem dünnen Gesicht blickten zwei große, blaue Augen hervor, die mich langen, dichten Wimpern umrandet waren. Wie ich sie Erinnerung hatte, war sie recht blass, sah sogar beinahe kränklich aus.
 

„Toll dich mal wieder zu sehen, du musst mir alles erzählen, was bei dir passiert ist“, sagte sie, schenkte auch Simon eine Umarmung und führte uns dann ins Haus hinein. Im Wohnzimmer herrschte der meiste Trubel, der Shisha-Rauch stand im Raum, Alkohol floss in Mengen, in der einen Ecke tanzten ein paar Mädchen auf die Musik, in der Anderen waren ein paar Jungen am Kiffen. Überall waren Jugendliche, die ich von meiner alten Schule her kannte, genauso wie es genug Leute gab, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Ich wurde begrüßt, über mein Leben in Berlin ausgefragt, in Unterhaltungen gezogen. Mir wurde ein Glas Jägermeister mit Red Bull in die Hand gedrückt, Genesis reichte mir einen Joint, wollte mit mir reden, dabei hielt ich nur Ausschau nach einer bestimmten Person. Und es dauerte eine ganze Weile bis ich Lynn endlich ausfindig machen konnte. Sie kehrte so eben aus dem Garten zurück, im Schlepptau Adrian, den ich bisher nur auf dem Festival in den Sommerferien getroffen hatte. Als sie mich erblickte, ging ihr ein helles Kreischen über die Lippen, das mir das Trommelfell zum Erzittern brachte. Danach warf sie sich in meine Arme und stimmte in mein Lachen mit ein.
 

„Ich hab dich vermisst“, sagte sie, als sie mich wieder los ließ. Klagend blickten mir ihre braunen Augen entgegen. Sie hatte ein rundliches Gesicht mit einer Stupsnase und braune Haare, die sie meist offen trägt. Mir fiel auf, dass sie ein wenig zugenommen hatte. Bei Lynn machte dies nichts weiter aus, ihre weiblichen Rundungen waren stark ausgeprägt. Man könnte sagen, bei ihr gab es richtig etwas zum Anfassen. Gerade das machte sie für Männer so anziehend.

„Ich dich auch“, sagte ich. „Wie geht’s dir? Erzähl schon.“

„Mir geht es super.“ Mit einem Grinsen deutete sie zu Adrian herüber, der sich in einem Gespräch mit irgendwelchen Jugendlichen befand, die ich nicht kannte. „Wir sind immer noch überglücklich miteinander, du musst ihn unbedingt näher kennen lernen...“
 

Eigentlich hatte ich nicht geplant den halben Abend damit zu verbringen Adrian kennen zu lernen, doch genau darauf lief es hinaus. Schließlich endete es in einem Trinkspiel, das auch unglaublich viel Spaß machte und ich erkannte schnell, welches Problem Simon in Adrian sah: Er war ein Mensch, den man nur mögen musste. Freundlich, intelligent und lustig. Er war Student, hatte ähnliche Interessen wie ich, was Filme und Serien anging, weshalb wir uns in einem Gespräch über die Herr der Ringe Trilogie vertieften. Auch als er betrunken war, hörte er nicht auf weiterhin freundlich zu sein. Simon versuchte so wenig wie möglich bei uns zu sein. Irgendwann bekam ich ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn so sitzen ließ, verabschiedete mich aus der lustigen Runde und ging zu meinem besten Freund herüber, der mit Genesis am Rand saß und einen Joint rauchte. Dank des Alkohols drehte sich in meinem Kopf alles und ich war froh, als ich mich zwischen den Beiden auf den Boden fallen ließ.
 

„Und was hältst du von ihm?“ Simon reichte mir den Joint und ich gönnte mir einen Zug.

„Genau, wie du gesagt hast“, seufzte ich. „Er ist echt nett.“

„Hast du diese Tussi mal näher kennen gelernt und bei ihr dasselbe Problem?“, fragte Simon. Ich blies den Rauch aus, musste ein wenig husten und schüttelte den Kopf.

„Sie heißt übrigens Annalina.“ Schon alleine ihren Namen auszusprechen, bereitete mir Magenkrämpfe und dieses widerliche Gefühl der Eifersucht, das sich in mir verankert hatte.

„Wer ist das?“, fragte Genesis. „Ich habe wohl einiges verpasst...“

„Gaara hat mit ihr in den Herbstferien rumgemacht“, antwortete Simon für mich. Ihre blauen Augen weiteten sich noch ein wenig.

„Was soll das denn heißen? Ich dachte, ihr seid zusammen.“

„Nein, aber... das ist eigentlich meine Schuld“, murmelte ich. „Sozusagen, ich hatte Gaara verleugnet und... ich erkläre es dir...“ Ich erzählte ihr alles. Vom Festival, vom Streit als wir betrunken waren, davon, dass ihm eine Entschuldigung nicht reichte, von dem Kontaktabbruch und natürlich von Annalina. Und, da ich schon einmal am Erzählen und dazu noch betrunken war, ließ ich auch Kaitos Drogenprobleme und meinen One-Night-Stand mit Noah nicht aus. Als Simon davon erfuhr, verschluckte er sich am Rauch und hustete sich eine knappe Minute lang die Seele aus dem Leib, ehe er krächzend fragte: „Was?!“
 

Das brachte Genesis und mich zum Lachen.

„Ja, ich hab mit ihm geschlafen, aber das hat nichts zu bedeuten“, sagte ich. „Es war ganz schön gewesen, aber... ohne Gefühle. Wir sind nur Freunde. Und ich habe Gaara am nächsten Tag nur noch mehr vermisst.“

„Hm, also so wie ich das sehe, macht ihr euch Probleme, wo keine sind“, meinte Genesis, spielte mit einer ihrer Strähnen, die eine besonders helle Farbe hatten.

„Er hat mit Annalina rumgemacht“, murrte ich. „Und ich glaube, da läuft noch mehr zwischen denen. Ich sollte mir keine Hoffnung mehr machen...“

„Ach, Lukas“, seufzte Genesis. „Du hast mir schon so viel über ihn erzählt... er hat dir unglaublich geholfen, oder? Dein letztes Jahr war alles andere als leicht für dich gewesen und er war für dich da und hat dich getröstet, dir bei deinen Panikattacken geholfen und dein Selbstbewusstsein wieder aufgebaut. Wenn ich dich mit dem Jungen vergleiche, den ich letzten Jahr in den Herbstferien kennen gelernt habe... das sind Welten.“

Düster erinnerte ich mich daran, dass ich meine erste Panikattacke bei Genesis im Badezimmer gehabt hatte. Es war auch gleichzeitig meine Schlimmste gewesen, am Ende war ich sogar ohnmächtig geworden, konnte mich am nächsten Tag nur noch an wenig erinnern.

„Und, weil er mir geholfen hat, soll ich ihm nun verzeihen, dass er mit diesem Mädchen rumgemacht hat?“, fragte ich zweifelnd.

„Du solltest jetzt ihm helfen“, entgegnete Genesis mit einem Lächeln. „Natürlich liegt die Entscheidung bei dir, aber, wenn ich mir das hier so anhöre, hat es Gaara momentan nicht leicht, oder? Hast du nicht selbst einmal gesagt, er würde die Einsamkeit hassen?“

„Ja, habe ich...“

„Und denkst du nicht, dass er einsam war, als all seine Freunde um ihn herum plötzlich in Beziehungen kamen und du ihm dann auch noch verloren gegangen bist? Und dann kam diese Annalina und ihr Interesse hat er ausgenutzt, um sich nicht mehr einsam zu fühlen. So viel zu meiner Einschätzung. Jetzt wird das Ganze nur noch schlimmer, bei dem, was mit seinem besten Freund geschieht. Er braucht Hilfe, das würde ich behaupten.“

„Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass er überhaupt etwas für mich empfindet?“, murmelte ich, noch immer zweifelnd. Diesmal war es Simon, der antwortete. Und er sagte dieses Wort, als wäre es vollkommen offensichtlich und ich nur ein zu großer Narr, um es zu erkennen: „Hoch!“

„Überlege es dir“, sagte Genesis. „Wenn du ihn nicht für immer verlieren willst, mach einen Schritt auf ihn zu. Klär diesen Streit.“

„Ich denk darüber nach...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  tenshi_90
2014-06-28T18:28:18+00:00 28.06.2014 20:28
Genesis und Simon haben Recht... Lukas sollte auf Gaara zu gehen.. er sollte den ersten Schritt machen und nicht zulassen, dass er mit Annalina was anfängt....
Von:  Morphia
2014-06-28T16:03:59+00:00 28.06.2014 18:03
Ich könnte Genesis gerade knutschen. *3*
Wasch Lukas den Kopf! ^_^b
Antwort von:  Hushpuppy
28.06.2014 18:44
Ja, dafür ist Genesis doch immer gut :D


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