Die Zeit deines Lebens von dattelpalme11 ================================================================================ Kapitel 34: Gewissensbisse. --------------------------- 21. Juli 2010 Angestrengt knabberte sie an ihrem Daumennagel und konnte ihre wirren Gedanken kaum sammeln, während sie das weiße Teststäbchen sinken ließ und sich auf ihrem Bett zusammenkauerte. Was hatte all das nur zu bedeuten? Wie konnte das nur sein? Sie verstand plötzlich gar nichts mehr. Es war bereits der fünfte Test in Folge, den sie in den letzten Tagen gemacht hatte. Er war negativ – genau wie all die anderen auch. Allerdings waren ihre Beschwerden nach wie vor da. Übelkeit, Schwindel, ein deutliches Ziehen im Unterleib, dass von Tag zu Tag schlimmer zu werden schien und immer noch keine Periode, die ihr Erleichterung verschaffen könnte. Normalerweise wäre Sora schon längst zum Arzt gegangen, doch vor lauter Uni-Stress schob sie es mal wieder auf die lange Bank. Möglicherweise wollte sie auch einfach nur die Tatsachen verdrängen, da sie Angst hatte, dass ihr Frauenarzt doch noch eine Schwangerschaft bestätigen könnte, die im Moment einfach gar nicht in ihren Lebensplan passte und wohl alles noch komplizierter machen würde. Was sollte sie tun, wenn sie tatsächlich ein Kind erwartete? Sie konnte noch nicht mal sagen, wer der Vater war und was sollte aus ihrem Studium werden? Das Austauschprogramm konnte sie vergessen, wenn sie ein Kind bekam, dass sie noch nicht mal haben wollte. Augenblicklich biss sie sich auf die Unterlippe und schämte sich für diesen Gedanken. Nicht haben wollen. Als wäre es eine Krankheit, die man umgehen könnte, wenn man sich rechtzeitig hätte impfen lassen… War sie wirklich so egoistisch? Sie dachte gerade an ihr potenzielles Kind. Ein hilfloses Baby, dass auf eine zuverlässige Mutter angewiesen war. Und sie nahm es nur als Belastung und Störfaktor wahr, dass ihr Leben zwar verändern würde, aber doch nicht schlechter machte. Behutsam legte sie ihre Hand auf ihren flachen Bauch und spürte durch den dünnen Stoff ihres Shirts ihre warmen Finger, die sanft darüberstrichen. Ja, es war definitiv nicht optimal. Sie hätte sich durchaus bessere Umstände für ein Kind gewünscht, doch sie konnte es nicht mehr ändern, wenn es tatsächlich so war. Doch warum war der Test negativ? Sie hatte doch alle typischen Beschwerden… Ruckartig setzte sie sich und stand zügig auf, um zu ihrem Schreibtisch zu gehen. Sie kramte aus ihrer Schublade ein kleines Adressbuch mit allen wichtigen Nummer hervor und wollte gerade nachschlagen, wann die Notfallsprechstunde bei ihrem Frauenarzt stattfand als ein starker stechender Schmerz ihren Unterleib durchbohr. Sie verzog das Gesicht, biss die Zähne zusammen und ließ das Adressbuch auf den Boden fallen, während sie sich mit beiden Händen krampfhaft an ihrem Schreibtisch festhielt bis der Schmerz abgeklungen war. Sora atmete unruhig und setzte sich sofort auf ihren Schreibtischstuhl, um wieder zur Ruhe zu kommen. Doch nur wenige Minuten später, spürte sie erneut dieses stechende Gefühl, dass in ihr Übelkeit auslöste. Sie hielt sich reflexartig den Bauch und beugte sich etwas nach vorne. Es schien ein wenig zu helfen, da der Schmerz nach kurzer Zeit tatsächlich wieder abklang und sie in der Lage war sich einigermaßen zu bewegen. Etwas schwerfällig raffte sie ihr Adressbuch vom Boden auf als sie plötzlich ein seltsames Gefühl zwischen ihren Beinen bemerkte. Verwundert schlurfte Sora behutsam zum Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Sie ließ zaghaft die Hose und Slip runter und setzte sich auf die Toilette als sie tatsächlich eine kleine blutige Stelle in ihrer Unterhose entdeckte. Eine unfassbare Erleichterung breitete sich in ihrem Körper aus und ließ sie sofort entspannen, auch wenn sie sich zuvor noch ganz andere Gedanken gemacht hatte. Sie hatte ihre Periode bekommen! Endlich! Sora konnte gar nicht in Worte fassen, welch großer Stein von ihrem Herzen fiel. Die letzten Tage waren wahrhaftig der Horror gewesen und scheinbar waren ihre Beschwerden aufgrund des Stresses zurückzuführen, den sie einfach zu sehr unterschätzt hatte. „Oh Gott“, löste sich von ihren Lippen und Tränen der Erleichterung rannen ihre Wangen hinunter. Hektisch wischte sie sich über ihre rosige Haut und atmete entspannt aus. Die Last, die bis vor kurzem auf ihrer Schulter ruhte, fiel blitzartig ab, auch wenn Sora zugeben musste, dass sie solch starke Schmerzen von ihrer Periode gar nicht kannte. Vielleicht machte sie sich aber auch zu viele Gedanken, weshalb sie sich auch nicht wundern brauchte, wenn sie ihre Empfindungen möglicherweise falsch interpretierte. Zu diesem Zeitpunkt ahnte sie allerdings noch nicht, dass ihr Gefühl sie diesmal nicht trügen würde… _ „Was für ein Chaos“, seufzte Joe und konnte gar nicht fassen, welchen Dreck man beim gemeinsamen Backen doch hinterlassen konnte. „Komm runter Joe, wir bekommen doch gleich Hilfe“, beruhigte Cody ihn und linste in den Speisesaal, wo die Kinder genüsslich den Kuchen verspeisten, den sie gemeinsam gebacken hatten. Die beiden waren schon mal vorgegangen, um das Chaos etwas vor zu sortieren und die spitzen, gefährlichen Gegenstände zu beseitigen. „Du machst das wirklich gut“, stellte Joe anerkennend fest und reichte Cody eine Rührschüssel weiter, die er gerade abgespült hatte. „Ach, nach drei Jahren habe ich wirklich langsam Routine. Das kommt bei dir sicher auch bald! Viele Kinder kommen schon seit Jahren immer wieder her und freuen sich auf das abwechslungsreiche Programm in den Sommerferien“, erzählte er mit einem Lächeln und stellte die Schüssel zu den anderen hinzu, sodass die Kinder sie nur noch in die Spülmaschine einräumen mussten. „Weißt du…“, begann er leise und richtete den Blick wieder zum Essenssaal, „manche Kinder kommen aus ärmlichen Verhältnissen und haben leider nicht das Geld, um mit ihrer Familie in Urlaub zu fahren. All das hier, wird über einen Förderverein finanziert, weshalb die Eltern auch kein Vermögen ausgeben müssen und ich denke, dass tut auch den Kindern sehr gut, da sie eine sinnvolle Beschäftigung erhalten und trotzdem schöne Sommerferien haben.“ „Verstehe…“, murmelte Joe beeindruckt und erinnerte sich nur ungern an seine Kindheit zurück, die nur aus Lernen bestand. Oft hatte er Zusatzkurse in den Ferien besucht, nur um seine Noten zu verbessern. Kind sein blieb bei ihm deswegen oft auf der Strecke, weshalb ihm diese Zeit hier auch unglaublich guttat. Er hatte eine sinnvolle Aufgabe gefunden, fühlte sich wichtig und vor allem gebraucht. Er erkannte, dass es durchaus wichtig war, seine Träume zu verfolgen, egal was sein Vater oder andere davon hielten. Es war sein Leben und er durfte sich nicht länger reinreden lassen. „Sag mal, was hältst du davon, wenn wir uns am 1. August mal wieder mit allen anderen treffen“, kam ihm auf einmal in den Sinn und sprach es ohne Bedenken aus. „Du meinst wie eine kleine Réunion?“ „Ja, genau! Es ist schon eine halbe Ewigkeit her, seit wir uns alle gesehen haben und irgendwie vermisse ich das! Ich habe langsam das Gefühl, dass wir immer mehr den Anschluss verlieren und unsere Freundschaft viel mehr in der Vergangenheit liegt. Und ich möchte nicht, dass all das, was wir zusammen erlebt haben, nur noch eine blasse Erinnerung wird!“, erklärte er aufrichtig und spürte förmlich, wie sehr die Wehmut in seiner Stimme mitschwang. Er wollte nicht das auch noch verlieren. Er wollte die guten Dinge in seinem Leben festhalten und seine Freunde gehörten definitiv dazu. Sie waren der Grund, warum er sich damals weiterentwickelte und er hatte das Gefühl, dass sich alle mittlerweile voneinander distanziert hatten. Sein Blick wanderte zu Cody, der ihn überrascht ansah. „Wow, solche Worte habe ich gar nicht von dir erwartet! Ich glaube, du wärst ein besserer Psychologe als du zurzeit denkst“, erwiderte er grinsend, während Joe ganz rot um die Nase wurde. Stimmt, er hatte ihm ja bereits von seinem großen Traum erzählt gehabt. Und es wurde auch Zeit, dass es die anderen endlich erfuhren. „Naja, ich muss doch wirklich langsam mal ein bisschen an meiner optimistischen Einstellung arbeiten, findest du nicht?“, fragte er und tätschelte sich verlegen den Hinterkopf. „Ach, ich glaube, dass bekommst du wirklich gut hin! Deine Idee finde ich übrigens sehr gut. Ich habe die anderen auch schon ewig nicht mehr gesehen und würde es toll finden, wenn wir zusammen grillen würden oder vielleicht sogar zelten“, schlug Cody euphorisch vor. „Zelten? Ich glaube, da spielt Mimi nicht so ganz mit, aber ich hätte schon eine Idee, was wir machen könnten“, antwortete Joe geheimnisvoll und wandte sich Cody zu. 23. Juli 2010 Sie saß auf seinem Bett und war ganz in ihr Buch vertieft, während auch er an seinem Schreibtisch saß und fleißig lernte. Das Semester war bald zu Ende, weshalb der Prüfungsstress ins Unermessliche wuchs. Yolei war immer gerne vorbereitet und war nicht der Typ, der auf den letzten Drücker lernte, aber diesmal viel es ihr unsagbar schwer sich zu konzentrieren. Und sie wusste, dass es nicht an der Anwesenheit ihres Freundes lag. Sie hatten sich darauf geeinigt gehabt, am 1. August ihre Beziehung öffentlich zu machen. Der spontane Einfall einen Grillabend in einer Hütte zu organisieren, den ihr Cody gestern per SMS mitgeteilt hatte, passte daher perfekt in ihren gemeinsamen Plan, aber warum fühlte sich all das auf einmal so merkwürdig an? Sie wollte doch, dass sie Izzy endlich als ihren festen Freund bezeichnen durfte, doch immer, wenn sie an diese Situation dachte, musste sie unweigerlich an Kens trauriges Gesicht denken. „Aber ich will nicht irgendeine für mich begeistern. Ich will nur eine.“ Sie vergrub ihr Gesicht noch tiefer in ihr Buch und konnte nicht verhindern, dass ihr augenblicklich ganz warm wurde. Mittlerweile war sie sich sicher, dass er nur sie damit meinen konnte. Nicht nur weil er sie geküsst hatte – nein, sein ganzes Verhalten ihr gegenüber hatte sich verändert. Immer wenn sie sich alleine in der Wohnung befanden, verschwand er sofort in sein Zimmer und kam erst wieder raus, wenn Davis oder Takeru zurückgekehrt waren. Auch die Tatsache, dass er kaum noch ein Wort mit ihr wechselte, löste in Yolei Unbehagen aus. Wie sollte sie mit dieser Situation umgehen? Sie konnten sich doch nicht ewig aus dem Weg gehen, auch wenn Ken es durchaus versuchte. Irgendwann würden auch Davis und Takeru mitbekommen, wie merkwürdig sich beide verhielten und Yolei war nicht bereit den WG-Frieden wegen sowas aufs Spiel zu setzen, auch wenn sie natürlich wusste, dass er nichts für seine Gefühle konnte. Dennoch hätte er sie nicht küssen dürfen… Sie schluckte als sie kurz zu Izzy aufsah, der immer noch ganz in seine Bücher vertieft war und versuchte konzentriert zu lernen. Das schlechte Gewissen gegenüber ihm stieg wieder in ihr hoch und erschwerte ihr Herz, da sie sich immer noch nicht getraut hatte, ihm die Wahrheit zu beichten. Sie wusste noch nicht mal, warum sie sich so zierte, da sie den Kuss auch nicht erwidert, sondern Ken sofort von sich gestoßen hatte. Aber sie wollte auch nicht, dass zwischen den beiden Jungs Unfrieden herrschte, da sie den wirklich schon genug hatten. Sie hatte keine Lust mehr auf Stress und Streit, den die Wahrheit sicher mit sich ziehen würde. Doch war es in Ordnung, den Mund zu halten, nur um des Friedens Willen? Was wenn es Izzy irgendwann herausbekam und wütend auf sie werden würde, weil sie sich dazu entschieden hatte, ihm nichts zu sagen? Und wie sollte sie die Sache mit Ken klären, ohne seine Gefühle vollkommen zu verletzten und ihn vor den Kopf zu stoßen? Trotzig ließ sie sich die Wand hinuntergleiten und spürte die weiche Matratze unter sich, die sie jedoch nicht vor dem harten Boden der Tatsachen bewahrte. Warum musste ausgerechnet sie in solch eine Situation hineingeraten? Wieso konnte es nicht einmal ohne Drama und Chaos ablaufen, dass ihr Leben praktisch schon auszeichnete? Sie wollte keinen der beiden verletzen, auch wenn sie realisierte, dass sie keine andere Wahl hatte. Manchmal musste man eine Entscheidung treffen, selbst wenn man einen wichtigen Menschen deswegen verlieren würde. Und Yolei war sich sicher, dass sie beide unter diesen Umständen ganz sicher nicht halten konnte. Sie musste sich entscheiden, auch wenn ihr Herz nicht zwischen Freundschaft und Liebe wählen wollte. _ Entspannt machte sie sich auf den Weg zu ihrer besten Freundin. Sie hatte Knabberzeug und ein paar DVDs besorgt, um einen ihrer berühmten Mädelsabende einläuten zu können. Seit sie wieder hier war, hatte sie ihre beste Freundin ganz schön vernachlässigt gehabt. Zu groß waren die Sorgen rund um Kari und der zunehmende Stress mit Michael und Taichi, der an ihren Nerven gezerrt hatte - auch wenn sie die Unstimmigkeiten mit Tai mittlerweile längst aus der Welt geschafft hatte. Sie standen sich näher denn je und Mimi war unfassbar glücklich, wie sich alles zwischen ihnen entwickelt hatte. Nie im Leben hatte sie erwartet gehabt, dass ein Sturkopf wie Taichi so einen großen Platz in ihrem Herzen einnehmen konnte, obwohl sie schon viel länger gemerkt hatte, dass zwischen ihnen eine ganz besondere Beziehung bestand. Schon seit sie mit ihm das erste Mal geschlafen hatte, fühlte sie eine sehr innige Verbindung, die sie nicht mehr missen wollte. Dennoch ist es ihr bisher sehr schwer gefallen mit Sora darüber zu sprechen, schließlich waren sie Ex-Partner, die über drei Jahre eine Beziehung miteinander führten. Eine Beziehung, die Mimi immer mit blanker Eifersucht verfolgt hatte, auch wenn sie es natürlich bei den beiden nie zugegeben hätte. Vielleicht war das auch der Grund gewesen, warum sie sich auf Michael eingelassen hatte. Um ihre Gefühle zu verdrängen, sich abzulenken und diese Leere in ihrem Herzen zu füllen, die ihr unglaubliche Schmerzen bereitet hatte. Aber sie wusste auch, dass sie ehrlich zu ihrer Freundin sein musste, die ihr das neue Glück mit Taichi sicher auch gönnen würde. Jedenfalls glaubte Mimi nicht, dass Sora noch romantische Gefühle für ihn hegte. Sie hatte selbst sogar schon diverse Andeutungen gemacht, da sie durchaus mitbekommen hatte, dass zwischen Tai und ihr diese Spannung herrschte. Und jetzt machte sie sich tatsächlich Gedanken, ihr Leben in Japan weiterführen zu können. Nachdem Tai sie darum gebeten hatte, hier zu bleiben, hatte sie sofort „Ja“ gesagt, ohne groß darüber nachzudenken. Sie hatte auf ihr Herz gehört, dass ihr diese Entscheidung quasi abnahm, auch wenn sie wohl vor der größten Veränderungen ihres Lebens stand. Sie wollte Amerika endgültig hinter sich lassen, auch wenn sich ihre Familie dort befand. Ihr Studium wollte sie in Japan weiterführen und hatte sich sogar schon bei diversen Hochschulen umgesehen, bei denen sie sich schleunigst bewerben wollte, um nicht unnötig Zeit zu verlieren. Sie fühlte sich regelrecht beflügelt, egal welche Widrigkeiten ihr auch bevorstanden. Sie hatte noch nicht mal ihren Eltern von dieser überstützten Entscheidung erzählt, aber es fühlte sich eben genau richtig an, auch wenn einige Dinge durchaus noch im Unklaren lagen. Wo sollte sie wohnen? Würde sie einen Platz an einer ausgewählten Universität bekommen? Was würden ihre Eltern sagen? Wären sie enttäuscht? Traurig? Wütend? Auch wenn all das in ihr Unwohlsein hervorrief, freute sie sich auf diese ungewisse Zeit, die ihr vorstand. Kari hatte sich ebenfalls dazu entschieden, vorerst in Japan zu bleiben und nicht in die USA zurückzukehren. Selbst mit ihren Eltern hatte sie bereits gesprochen und Mimi hatte das Gefühl, dass sie die alte Kari das erste Mal seit langem wiedererkannte. Sie stand noch vor einem langen und steinigen Weg, aber Mimi war sich sicher, dass sie es mit der Unterstützung ihrer Familie und Freunde schaffen würde. Und es machte sie unglaublich froh, dass auch sie sie auf diesem Weg weiterhin begleiten durfte. Gut gelaunt kam Mimi an Soras Wohnheimzimmer an und klingelte freudig. Sie konnte es gar nicht erwarten ihr von ihren Plänen zu erzählen, auch wenn Sora sie sicher für verrückt erklären würde, doch das war ich vollkommen egal. Sie wollte ihre Freude teilen, mit allem was dazugehörte, selbst wenn sie Gegenwind erfuhr. Es würde sie nicht abhalten ihre Träume zu leben. Mimi klingelte erneut und war bereits verwundert, dass Sora ihr noch nicht die Tür geöffnet hatte. Soweit sie wusste, hatte sie heute keinerlei Veranstaltungen und war auch nicht arbeiten, weshalb sie sich auch ohne weiteres auf den Weg gemacht hatte. Jedoch hatte sie auch auf ihre letzte SMS noch nicht geantwortet, was Mimi stutzig werden ließ. Sie kramte ihr Handy hervor und wählte die Nummer ihrer besten Freundin, die sie bereits auswendig kannte. Es dauerte nur einen kurzen Moment bis sie das Klingeln in Soras Studentenzimmer vernahm und ihr auch versicherte, dass sie in ihrem Zimmer sein musste. Sora verließ nie ohne ihr Handy das Wohnheim! Verunsichert legte Mimi auf und ließ ihr Handy in der Handtasche verschwinden. Sie bückte sich zu dem Blumenkübel, der sich neben der Tür befand und fischte einen kleinen Schlüssel daraus hervor. Sora hatte ihr für den Notfall verraten, wo sie ihren Ersatzschlüssel versteckt hielt und diese Situation kam Mimi durchaus spanisch vor. Ohne weiter darüber nachzudenken, schloss sie die Tür auf und trat ein. Sie legte die Tasche mit dem Knabberzeug im Flur ab und schlüpfte aus ihren Schuhen, bevor sie zaghaft den Wohnraum betrat. „Sora? Bist du da?“, fragte sie und schritt zur Raummitte. Sie sah sich kurz um und entdeckte auf einmal Soras Handy, dass achtlos auf ihrem Bett lag. Mimi zog die Stirn kraus und konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wo ihre beste Freundin hin verschwunden war. Selbst zum Einkaufen hatte sie ihr Mobiltelefon immer dabei! Sie musste also hier sein, da gab es keinen Zweifel! „Sora!“, rief sie verunsichert und hörte plötzlich ein leises Wimmern, dass aus der Richtung des Badezimmers kam. Zielstrebig lief Mimi hin und wollte gerade die Tür öffnen als sie feststellte, dass sie von innen scheinbar etwas zu blockieren schien. Von Panik ergriffen übte Mimi ein wenig mehr Druck auf die Tür aus und hört das Wimmern erneut, nur, dass es diesmal um einiges Lauter war. „Bist du da drin? Na, los lass mich rein!“, forderte sie sie auf, doch es dauerte wieder eine halbe Ewigkeit, bis sich die Person im Badezimmer rührte. Mimi hörte einen leisen Schmerzensschrei und wie sich scheinbar jemand auf dem Boden entlang robbte. Sämtliche Schreckensszenarien durchflogen ihre Gedankengänge als endlich die Erlösung kam und sie es schaffte die Tür zu öffnen. „Oh mein Gott, was ist passiert?“, fragte sie hysterisch als sie tatsächlich ihre beste Freundin auf dem Fliesenboden vorfand. Sie hatte sich zum Waschbecken geschafft und hielt sich schmerzerfüllt den Bauch. „Geht es dir gut? Wurdest du überfallen?“ Sora schüttelte kaum merklich mit dem Kopf und sah Mimi schmerzerfüllt an. „N-Nein, i-ich weiß nicht, was hier los ist! Es tut so weh!“, löste sich von ihren Lippen als sie sich erneut vor Schmerzen krümmte und zu Boden sackte. Mimi ging sofort auf die Knie und strich behutsam über Soras Rücken, doch sie regte sich plötzlich nicht mehr. „Sora! Sora! SORA!“, rief sie verzweifelt und rüttelte an ihrer Schulter, doch ihre Freundin reagierte nicht mehr. „Oh Scheiße…was ist hier nur los?“, fragte sie verzweifelt und konnte sich nicht erklären, was mit ihrer besten Freundin los war. Hilflos zog sie ihr Handy hervor und wählte die Nummer des Notrufes... Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)