First Love von -Luna- (Endymion & Serenity Lovestory) ================================================================================ Kapitel 2: Erste Annäherung --------------------------- Nur wenige Sekunden nachdem Eirene den letzten Pinselstrich getan hatte, war Serenity abrupt aus dem Saal direkt in ihre Gemächer geflüchtet. Nach ihrem Gespräch auf der Terrasse hätte sie es mit Endymion einfach keine Sekunde länger in einem Raum ausgehalten. Und doch spukte ihr das was er gesagt hatte noch immer im Kopf herum und ließ sie unruhig in ihrem Zimmer auf und ab gehen. Warum sollte sie ihm überhaupt eine neue Chance geben? Sie konnte sich einfach keinen Reim auf sein Verhalten machen und doch musste sie sich eingestehen, dass sie kurzzeitig den Eindruck hatte, dass hinter seiner Entschuldigung mehr stecken könnte. Vielleicht machte er sich doch mehr aus ihr, als sie bisher dachte. Aber das war doch absurd… oder etwa doch nicht? Serenity ließ sich mit ausgestreckten Armen nach hinten auf ihr großes Bett fallen und seufzte. Was hatte Endymion bloß an sich, dass sie ihn nicht mehr aus ihrem Kopf bekam und er durch ihre Gedanken spukte? Bisher war er ihr doch auch völlig egal gewesen, auch wenn einige seiner Aussagen sie sehr gekränkt und verletzt hatten. Gerade deswegen brauchte er sich ja auch eigentlich gar nicht wundern, dass sie so abweisend ihm gegenüber war. Und doch verspürte die Prinzessin tief im Inneren den innigen Wunsch, ihm nahe zu sein. Sie spürte eine seltsame Verbundenheit zum Prinzen der Erde, die sie sich einfach nicht erklären konnte. Das Klopfen an der großen Doppeltür ihrer Gemächer ließ sie aufschrecken. „Herein.“ rief Serenity und erhob sich von ihrem Bett, als die große Tür sich öffnete und Luna eintrat. „Prinzessin? Eure Mutter möchte euch noch einmal sprechen.“ sagte diese und wartete an der Tür, damit Serenity ihr direkt folgen konnte. „Hat sie gesagt, warum sie mit mir sprechen möchte, Luna?“ fragte Serenity stirnrunzelnd, doch Luna schüttelte nur kurz mit dem Kopf. Mit angezogenen Schultern lief Serenity nun also bereits das zweite Mal an diesem Tag mit Luna durch die langen Flure, diesmal jedoch mit einem etwas unguten Gefühl. Ob ihre Mutter bereits informiert war, wie sie mit Endymion auseinander gegangen war? Es erschien durchaus möglich, dass er, nachdem sie nach dem Portrait zeichnen geflüchtet war, direkt zu Königin Gaia gegangen war und von dem Vorfall auf der Terrasse berichtet hatte. Ob sie nun Rechenschaft ablegen und sich für Ihr Verhalten erklären sowie entschuldigen musste? Zögerlich trat Serenity durch den schweren dunkelroten Samtvorhang mit den goldenen Kordeln in das Musikzimmer, wo ihre Mutter, Königin Gaia als auch Endymion sie bereits erwarteten. Letzterer saß mit verschränktem Armen am Fenster und blickte, ohne ihr auch nur einen Hauch von Beachtung zu schenken, stur nach draußen. Serenity konnte sich nicht dagegen verwehren, dass sich ein Gefühl von Unbehagen in ihr breit machte, als sie dann auch noch in das ernste Gesicht ihrer Mutter blickte. Einzig allein Königin Gaia lächelte ihr freundlich zu, als sie auf die beiden Königinnen zuging. „Mutter, Ihr wolltet mich sprechen?“ Innerlich rechnete sie bereits mit einer Standpauke. Und so stand die Prinzessin mit gesenktem Haupt und hängenden Schultern da und wartete auf das, was nun kommen mochte. „Ja meine Kleine. Wie ich vorhin bereits erwähnte, werden wir am morgigen Abend einen Maskenball zu Ehren der tiefen Freundschaft zwischen den Mond- und den Erdenbewohnern veranstalten. Ich möchte, dass du den Eröffnungstanz mit Prinz Endymion tanzt.“ sagte Königin Serenity und blickte streng auf ihre Tochter hinab. Überrascht und auch ein wenig erschrocken blickte diese nun zu ihrer Mutter auf. Das konnte nicht ihr Ernst sein. Vor allem nicht nach dem, was heute schon geschehen war. Erst flüchtete sie vor Endymion, weil sie seine Nähe nicht länger ertragen konnte, obwohl sie sich doch so sehr zu ihm hingezogen fühlte und nun soll sie ihm während des Eröffnungstanzes näher sein, als jemals zuvor. Wie konnte sie ihr das nur antun? Und doch erwiderte sie nichts und presste die Lippen frustriert aufeinander, denn ihrer Mutter zu widersprechen war zwecklos. Im Augenwinkel registrierte sie, wie auch Endymion überrascht den Kopf zu ihnen gewandt hatte. Wusste er etwa auch nichts von den Plänen ihrer Mütter? Sein Blick sprach jedoch Bände, denn er schien darüber ebenfalls nicht erfreut zu sein und irgendwie störte sie sich daran. Sie drehte sich nun zu vollends ihm und blickte ihm direkt in sein Gesicht, geradewegs in diese unglaublich schönen strahlend blauen Augen. Lag da eine gewisse Traurigkeit in seinem Blick? Ob es wegen ihrem Streit von vorhin war? Alles war auf einmal so sonderbar und sie war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie sich weiterhin von ihm fernhalten oder doch auf ihn zugehen sollte ... denn egal wie sie es drehte und wandte, er zog sie wie magisch an. „Endymion, möchtest du die Prinzessin nicht zu einem kleinen Spaziergang nach draußen begleiten? Wir erwarten euch dann in einer Stunde zum Abendessen im Speisesaal.“ sagte Gaia und nickte ihrem Sohn kurz zu. Dieser erhob sich sofort und trat auf Prinzessin Serenity zu, um ihr seine Hand hinzuhalten. Irritiert schaute sie erst auf seine ausgestreckte Hand und dann hoch in sein Gesicht, doch es war keinerlei Regung darin zu erkennen, als sie ihre Hand in seine legte. Schweigend liefen sie nach draußen, vorbei an zurecht geschnittenen Hecken, an unzähligen Rosenbüschen und beleuchteten Springbrunnen, jedoch ohne ein konkretes Ziel. Serenity hatte sich bei Endymion untergehakt und langsam schritten sie durch den Garten, während langsam der Abend anbrach und aufgestellte Fackeln ihren Weg erhellten. Etwas abseits des Palastes blieben sie neben einer großen Rosenhecke an einer alten rustikalen Bank stehen und Serenity nahm, nachdem sie eine daneben liegende einzelne Rosenblüte aufgehoben hatte, darauf Platz. Endymion jedoch war direkt vor ihr stehen geblieben und schaute nun auf sie herab, wie sie mit gesenktem Haupt die rote Rose zwischen ihren kleinen Händen hin und her drehte. Ihm war bewusst, dass er in der Vergangenheit nicht immer nett zu Serenity war, aber zu seiner Verteidigung musste er auch sagen, dass sie damals noch Kinder waren, die sich nun einmal gern ärgerten, auch wenn es nie böse gemeint war. Doch nun … nun war die kleine Prinzessin zu einer wunderschönen Frau herangewachsen, die jeden mit ihrem zauberhaften Lächeln und ihrem strahlenden Antlitz für sich einnehmen konnte. Und so geschah es eben auch, dass er im letzten Jahr sein Herz an sie verlor. Ihr seine Gefühle zu gestehen, konnte er sich jedoch bislang nicht überwinden. Ein Windstoß fegte über die Beiden hinweg und Endymion sah, wie Serenity fröstelnd die Schultern anzog und ihre Arme um ihren Oberkörper schlang. Ohne weiter darüber nachzudenken, setzte er sich neben sie und legte mit seinem Arm behutsam seinen Umhang um ihre Schultern. Er spürte, wie sich ihr Körper anspannte, doch nur wenige Minuten später war sie tatsächlich ein wenig näher gerutscht und wärmte sich an ihm. Wie oft hatte er davon geträumt, ihr so nahe zu sein und er genoss es, als ihr süßlicher Duft ihm in die Nase stieg und er sich einfach nur noch wünschte, dass dieser Moment nicht so schnell enden würde. Keiner der beiden hätte später noch sagen, wie viele Minuten sie einfach nur dagesessen und die Nähe des Anderen genossen hatte, bis Serenity sich plötzlich wieder von Endymion entfernte und zögerlich erhob. Dass dabei die kleine Rose, die bis eben noch in ihrem Schoss gelegen hatte, hinunterfiel, bemerkten beide in diesem Augenblick nicht. „Ich denke, wir sollten langsam zurück gehen.“ sagte sie mit dem Rücken zu ihm gewandt, bevor sie sich langsam in Bewegung setzte, dabei insgeheim darauf hoffend, dass Endymion an ihre Seite eilte, um sie zu begleiten. Doch er kam nicht sofort, so dass sie bereits den Eingang zum Palast erreicht hatte, als er endlich neben sie trat, um ihr im nächsten Augenblick galant die Tür zu öffnen. Während des Abendessens konnte Endymion seinen Blick nicht von Serenity abwenden. Dass dies keinem der anderen Anwesenden verborgen blieb, interessierte ihn in diesem Moment jedoch nicht. Fieberhaft überlegte er, wie er das Interesse der Prinzessin wecken könnte, um ihr zu beweisen, dass er kein so schlechter Kerl war, wie sie scheinbar annahm. Doch während des gesamten Abends schenkte sie ihm nicht eine Sekunde ihrer Aufmerksamkeit und vermied jeglichen Augenkontakt. „Mutter, ich bitte um Erlaubnis, mich in meine Gemächer zurückziehen zu dürfen.“ Serenity hatte sich bereits vom Tisch erhoben, als ihre Mutter ihr zunickte. Mit gesenktem Kopf und ohne die Anderen eines weiteren Blickes zu würdigen, verließ die Prinzessin die Räumlichkeiten um sich in ihre Gemächer zurückzuziehen. Die fragenden Blicke der beiden Königinnen und auch den irritierten Blick von Endymion bekam sie nicht mehr mit. Unruhig lief sie einige Minuten in ihren Gemächern auf und ab, ehe sie ihre Zofe Naru rief. Wenig später lag Serenity in der nach Rosen duftenden und mit viel Schaum befüllten Badewanne und versuchte ein wenig zu entspannen. Doch sobald sie die Augen schloss, sah sie Endymion’s Gesicht vor sich. Noch einmal ließ sie den Moment Revue passieren, als er wenige Stunden zuvor seinen Arm und sein Gewand um sie geschlungen hatte, um sie zu wärmen. Anfangs war es etwas seltsam gewesen, doch es dauerte keine zwei Minuten bis sie sich ein wenig entspannte, obwohl sie sich innerlich dagegen zu wehren versucht hatte. Das er solch bisher unbekannte und seltsame Gefühle in ihr auslöste, behagte Serenity nicht und so sah sie nur die Möglichkeit, Endymion zu meiden. Langsam erhob sie sich aus dem nur noch lauwarmen Wasser. Ihre Zofe Naru hatte ihr, bevor sie die Räumlichkeiten verlassen hatte, ein flauschiges Handtuch neben die Badewanne gelegt, welches sie nun nahm und sich um den zierlichen Körper schwang. Ein wenig entspannter als noch wenige Stunden zuvor trat sie in ihr Schlafgemach, wo unzählige Stumpenkerzen flackerten. Naru wusste, dass Serenity es liebte, den Abend im Kerzenschein zu verbringen. Gelegentlich verbrachte sie auch noch etwas Zeit auf ihrem kleinen Balkon, von wo aus sie einen wunderbaren Blick auf die Erde hatte und nachdem sie sich ihr weißes Schlafgewand übergezogen hatte, trat sie mit einem der Kerzenständer in der linken Hand auf die langen halb zugezogenen Vorhänge zu, die vom Wind gerade raschelnd empor geweht wurden. Mit der rechten Hand griff sie nach dem wehenden Stoff und schob ihn langsam beiseite, ehe sie mit nackten Füßen auf den kühlen Steinfußboden nach draußen trat. Zur selben Zeit war Endymion an den hohen Säulen des Palastes vorbei gelaufen und hatte sich kurzverstohlen umgesehen, ehe er sofort wieder in der Dunkelheit der Nacht verschwand. Düster und völlig verlassen lag der Garten mit den unzähligen Rosenbüschen vor ihm. Die noch vor wenigen Stunden brennenden Fackeln entlang des Weges waren unterdessen erloschen, sodass er sich nun unbemerkt außerhalb des Palastes bewegen konnte. Wie von selbst trugen ihn seine Füße zum hinteren Teil des Palastes. Als er näher an den Balkon der Prinzessin trat und schemenhaft ihre Silhouette hinter den vom Wind hin und her wehenden Vorhängen ausmachen konnte, schlug ihm das Herz bis zum Hals. Schnell eilte er hinter eine der schräg unter dem Balkon stehenden Säulen, als ihm bewusst wurde, dass sie jeden Augenblick nach draußen treten und ihn erblicken könnte. Keine Sekunde zu spät, wie er dann feststellte und sich fest an die Säule drückte, als die Prinzessin auf den Balkon trat und der Kerzenschein ein wenig die Umgebung erhellte. Mit geschlossenen Augen stand er wenige Minuten regungslos da, bevor ihn die Neugier packte und er den Kopf reckte, um an der Säule vorbei zu Serenity hinauf zu blicken. Ihm stockte der Atem, denn nie zuvor hatte er etwas Schöneres gesehen. Sie war einfach hinreißend, wie sie so da stand in ihrem weißen Gewand und zu seinem Heimatplaneten blickte. Von einem Moment auf den Anderen war es ihm völlig gleichgültig geworden, was sie denken könnte, wenn er sich ihr nun zeigen würde. Und so trat er aus dem Schatten der Säule direkt vor ihren Balkon. „Prinzessin?“ Erschrocken blickte diese hinab und riss unweigerlich die Augen auf. Ihre Lippen formten lautlos „Endymion“. Was hatte er hier um diese Zeit zu suchen? Sekundenlang blickten sie sich einfach nur an; doch als Serenity sich abwenden wollte, rief Endymion mit ausgestrecktem Arm „Warte…! Bitte bleib.“ und trat näher an den Balkon. „Warum?“ Serenitys Stimme war leise und sie hatte sich bereits halb von ihm weggedreht. Ihr Blick war fest auf die flackernden Kerzen in ihrer Hand gerichtet, sodass sie nicht sehen konnte, wie Endymion über die Brüstung auf ihren Balkon kletterte. „Ich musste dich einfach noch einmal sehen... Wollte dir noch einmal in die Augen gucken…“ Zaghaft berührte er mit seiner Hand ihren Handrücken, während er innerlich betete, dass sie ihn nicht wieder von sich stieß. Mit geschlossenen Augen hatte sie seinen Worten gelauscht, hatte den lieblichen Ton in seiner Stimme vernommen, als er sprach und doch waren da immer noch diese Zweifel. Nur zögerlich drehte sich Serenity zu Endymion, der sie aufmerksam betrachtete. Diesmal waren es jedoch nicht seine blauen Augen, die sie fesselten. Ihre Aufmerksamkeit galt vielmehr der kleinen roten Rose, die er ihr hinhielt. War es etwa die Rose, die sie vorhin im Garten versehentlich hatte fallen lassen? Hatte er sich tatsächlich die Mühe gemacht, sie aufzuheben und sie zu ihr zu bringen? Ein zaghaftes Lächeln legte sich auf Endymion‘s Gesichtszüge, als er sich sicher sein konnte, dass sie diesmal nicht vor ihm flüchten würde und er damit vielleicht endlich eine wenn auch kleine Chance bekommen würde, ihr zu zeigen wer und vor allem wie er wirklich war. „Die Rose, die du vorhin in deinen Händen gehalten hast…“ Kurz hielt er inne und trat noch einen Schritt näher auf die Prinzessin zu, sodass sie nun zu ihm aufblicken musste. „…sie ist nicht einmal annähernd so schön wie du, Serenity.“ Sein Herz schlug heftig in seiner Brust, als er ihre Hände ergriff und ihr die Rose hineinlegte. Serenity‘s Wangen glühten, als er sich zu ihr hinunter beugte und ihr einen sanften Kuss auf die Wange hauchte. „Träum was Schönes, Prinzessin.“ flüsterte er nah an ihrem Ohr, atmete noch einmal tief ihren süßlichen Duft ein und verschwand so schnell über die Brüstung, dass Serenity ihm nur völlig ungläubig hinterher blicken konnte. Seine Geste hatte sie tief im Herzen berührt und sie spürte mit einem Mal wieder diese Wärme; Wärme die sich in ihrem Inneren ausbreitete… unaufhaltsam. Und dann wusste sie es. Sie hatte sich in Endymion verliebt. Aus der Starre erwachend, wandte sich die Prinzessin ruckartig um und konnte noch einen letzten Blick auf ihn erhaschen, ehe er in der Dunkelheit verschwandt. „Schlaf gut, Endymion.“ rief sie ihm nach, doch war sich jedoch nicht sicher, ob er ihre Worte noch vernommen hatte. Seufzend betrachtete sie die Rose in ihren Händen, während sich ihr Herzschlag langsam wieder normalisierte. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie an den Augenblick dachte, in dem er sie auf die Wange geküsst hatte. Am nächsten Morgen herrschte ein reges Treiben im Palast. Sämtliche Bedienstete waren bereits auf den Beinen und bereiteten alles für den bevorstehenden Ball vor, als Serenity sich auf den Weg zum gemeinsamen Frühstück im Speisesaal machte. Und obwohl jeder, der ihr entgegen kam im Streß war, so ließen sie sich doch zu einem Lächeln hinreißen, als sie eine unbeschwerte und ausgesprochen fröhliche Prinzessin erblickten. Kurz stand sie vor den großen Türen zum Speisesaal und hielt die Klinke in der Hand. Wie würde es sein, wenn sie Endymion nach dem gestrigen Abend wiedersehen würde? Tief atmete Serenity noch einmal durch, ehe sie die Türen öffnete und eintrat. Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Nur Endymion hielt den Blick gesenkt und ignorierte damit ihr Eintreten. Ein wenig gekränkt durch seine fehlende Aufmerksamkeit trat sie an den Tisch und wünschte den beiden Königinnen einen schönen Guten Morgen, um dann direkt gegenüber von Endymion an der Tafel Platz zu nehmen. Noch immer war ihr Blick auf ihn gerichtet und endlich blickte er auf. Doch seine Gesichtszüge waren wie versteinert und sein Blick nicht zu deuten. Kein Anzeichen, dass er sich freute, sie zu sehen. Was war nur auf einmal los? Hatte sie am gestrigen Abend etwas falsch gemacht oder hatte sie seine Geste mit der Rose und dem Kuss gar falsch verstanden? Irritiert blinzelte sie eine Träne aus dem Augenwinkel und aß still ihr Frühstück. Königin Serenity hatte die Szene von der Seite stirnrunzelnd beobachtet. Ihr war nicht entgangen, wie ihre Tochter freudestrahlend den Saal betreten hatte und wie sie unter Endymion’s fehlender Reaktion schlagartig traurig wurde. Man konnte sehen, dass zwischen den beiden etwas Besonderes war und doch machten sie es sich scheinbar unnötig kompliziert. Und gerade deswegen hatten sie und Gaia entschlossen, den beiden ein wenig auf die Sprünge zu helfen und sie den Ball eröffnen zu lassen. „Serenity, ich habe später noch eine kleine Überraschung für dich.“ sagte sie nun und schaute ihre Tochter aufmunternd an. Es war ihr Mutterinstinkt, der sie nun handeln ließ, weil sie spürte, dass Serenity ihre Unterstützung und ihren Rat brauchte. Zwei Stunden später trat die Königin Serenity mit einem Kästchen in der Hand in die Gemächer ihrer Tochter. Diese hatte sich auf einem der großen Polstersessel niedergelassen und hing ihren Gedanken nach, was dazu führte, dass sie beim Eintreten der Königin hochschreckte. „Entschuldige Mutter, ich war gerade in Gedanken.“ Schnell strich die Prinzessin ihre Kleider glatt. Die Königin nickte verstehend. „Ich habe bemerkt, dass es dir heute nicht so gut geht und ich vermute, es ist wegen Endymion. “ Überrascht blinzelte die Prinzessin kurz. „Aber woher…!?“ „Man sieht es dir an der Nasenspitze an, meine Kleine.“ Erwiderte die Königin schmunzelnd. Sie hatte mit ihrer Vermutung also ins Schwarze getroffen. „Hast du ihm von deinen Gefühlen erzählt?“ Traurig ließ die Prinzessin nun die Schultern hängen und schüttelte verneinend mit dem Kopf. „Irgendwie hab ich es wohl bisher nicht wahrhaben wollen, dass ich mehr für ihn empfinde. Doch gestern Abend … gestern Abend wurde es mir klar.“ Tief atmete sie ein, ehe sie weitersprach. „Ich habe Angst davor, es ihm zu sagen, Mutter. Was ist, wenn es in einem Desaster endet und ich damit das Bündnis zwischen Mond und Erde aufs Spiel setze?“ „Du machst dir eindeutig zu viele Gedanken, mein Kind. Wie kommst du nur darauf, dass eure Gefühle für einander etwas am Bündnis ändern könnten? Nein, darüber brauchst du dir nun wirklich nicht deinen hübschen Kopf zerbrechen. Vertrau darauf, dass alles gut wird und glaube mir, wenn ich dir sage, dass auch Endymion mehr empfindet.“ Königin Serenity hatte den Arm um ihre Tochter gelegt. „Und nun lass uns nach Naru schicken, damit sie dir hilft, dich auf den Ball und deinen Eröffnungstanz mit Endymion vorzubereiten.“ Die Prinzessin nickte dankbar und auch erleichtert. Die Worte ihrer Mutter hatten ihr gut getan und vor allem hatten sie ihr neue Hoffnung gegeben. Und dann fiel ihr ein, dass sie vorhin von einer Überraschung gesprochen hatte. „Ist die Überraschung in diesem Kästchen, Mutter?“ fragte sie neugierig. Lächelnd hielt Königin Serenity das Kästchen ihrer Tochter hin. „Eigentlich war es für deinen Geburtstag gedacht. Aber für diesen Anlass und aufgrund der derzeitigen Umstände, möchte ich es dir heute schon überreichen.“ Serenity hielt vor Aufregung die Luft an, als sie das Kästchen öffnete. Zum Vorschein kam ein mit winzigen Diamanten und Saphiren besetztes Diadem. „Wie schön es ist.“ flüsterte die Prinzessin ehrfürchtig und nahm es vorsichtig heraus. „Ich bin sicher, dass Endymion hingerissen sein wird, wenn er dich heute Abend erblickt. Und vertrau darauf, dass alles gut geht. Du wirst wissen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, es ihm zu sagen.“ sagte die Königin und verließ die Gemächer der Prinzessin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)